#7# ----- Vorwort Endlich ist es mir verg”nnt, dies dritte Buch des Marxschen Hauptwerks, den Abschluá des theoretischen Teils, der ™ffentlich- keit zu bergeben. Bei der Herausgabe des zweiten Buchs, 1885, meinte ich, das dritte wrde wohl nur technische Schwierigkeiten machen, mit Ausnahme freilich einiger sehr wichtigen Abschnitte. Dies war in der Tat der Fall; aber von den Schwierigkeiten, die grade diese, die wichtigsten Abschnitte des Ganzen, mir bereiten wrden, davon hatte ich damals keine Ahnung, ebensowenig wie von den sonstigen Hindernissen, die die Fertigstellung des Buchs so sehr verz”gern sollten. Zun„chst und zumeist st”rte mich eine anhaltende Augenschw„che, die meine Arbeitszeit fr Schriftliches jahrelang auf ein Minimum beschr„nkte und auch jetzt noch nur ausnahmsweise gestattet, bei knstlichem Licht die Feder in die Hand zu nehmen. Dazu kamen an- dre, nicht abzuweisende Arbeiten: Neuauflagen und šbersetzungen frherer Arbeiten von Marx und mir, also Revisionen, Vorreden, Erg„nzungen, die ohne neue Studien oft unm”glich, usw. Vor allem die englische Ausgabe des ersten Buchs, fr deren Text in letzter Instanz ich verantwortlich bin und die mir daher viel Zeit wegge- nommen hat. Wer den kolossalen Anwachs der internationalen sozia- listischen Literatur w„hrend der letzten zehn Jahre, und nament- lich die Anzahl der šbersetzungen frherer Arbeiten von Marx und mir, einigermaáen verfolgt hat, der wird mir recht geben, wenn ich mir Glck wnsche, daá die Anzahl der Sprachen sehr be- schr„nkt ist, bei denen ich dem šbersetzer ntzlich sein konnte und also die Verpflichtung hatte, eine Revision seiner Arbeit nicht von der Hand zu weisen. Der Anwachs der Literatur aber war nur ein Symptom des entsprechenden Anwachses der internationalen Arbeiterbewegung selbst. Und dieser legte mir neue Pflichten auf. Von den ersten Tagen unsrer ”ffentlichen T„tigkeit an war ein gutes Stck der Arbeit der Vermittlung zwischen den nationalen Bewegungen #8# Vorwort ----- der Sozialisten und Arbeiter in den verschiednen L„ndern auf Marx und mich gefallen; diese Arbeit wuchs im Verh„ltnis der Erstar- kung der Gesamtbewegung. W„hrend aber bis zu seinem Tode auch hierin Marx die Hauptlast bernommen hatte, fiel von da an die stets anschwellende Arbeit mir allein zu. Nun ist inzwischen der direkte Verkehr der einzelnen nationalen Arbeiterparteien unter- einander zur Regel geworden und wird es glcklicherweise von Tag zu Tage mehr; trotzdem wird noch weit ”fter, als mir im Interesse meiner theoretischen Arbeiten lieb ist, meine Hilfe in Anspruch genommen. Wer aber wie ich ber fnfzig Jahre in dieser Bewegung t„tig gewesen, fr den sind die hieraus entspringenden Arbeiten eine unabweisbare, augenblicklich zu erfllende Pflicht. Wie im sechzehnten Jahrhundert, gibt es in unsrer bewegten Zeit auf dem Gebiet der ”ffentlichen Interessen bloáe Theoretiker nur noch auf Seite der Reaktion, und ebendeswegen sind diese Herren auch nicht einmal wirkliche Theoretiker, sondern simple Apologeten dieser Reaktion. Der Umstand, daá ich in London wohne, bringt es nun mit sich, daá dieser Parteiverkehr im Winter meist brieflich, im Sommer aber groáenteils pers”nlich stattfindet. Und daraus, wie aus der Not- wendigkeit, den Gang der Bewegung in einer stets wachsenden An- zahl von L„ndern und einer noch st„rker wachsenden Anzahl von Preáorganen zu verfolgen, hat sich die Unm”glichkeit fr mich entwickelt, Arbeiten, die keine Unterbrechung dulden, anders als im Winter, speziell in den ersten drei Monaten des Jahrs fertig- zustellen. Wenn man seine siebenzig Jahre hinter sich hat, so ar- beiten die Meynertschen Assoziationsfasern des Gehirns mit einer gewissen fatalen Bed„chtigkeit; man berwindet Unterbrechungen in schwieriger theoretischer Arbeit nicht mehr so leicht und so rasch wie frher. Daher kam es, daá die Arbeit eines Winters, so- weit sie nicht vollst„ndig zum Abschluá gefhrt hatte, im n„ch- sten Winter gr”átenteils wieder von neuem zu machen war, und dies fand statt, namentlich mit dem schwierigsten fnften Abschnitt. Wie der Leser aus den folgenden Angaben ersehen wird, war die Re- daktionsarbeit wesentlich verschieden von der beim zweiten Buch. Fr das dritte lag eben nur ein, noch dazu „uáerst lckenhafter, erster Entwurf vor. In der Regel waren die Anf„nge jedes einzel- nen Abschnitts ziemlich sorgf„ltig ausgearbeitet, auch meist sti- listisch abgerundet. Je weiter man aber kam, desto skizzenm„áiger und lckenhafter wurde die Bearbeitung, desto mehr Exkurse ber im Lauf der Untersuchung auftauchende Nebenpunkte enthielt sie, wofr die endgltige Stelle sp„terer Anordnung berlassen blieb, desto l„nger und verwickelter wurden die Perioden, worin die #11# Vorwort ----- in statu nascencdi 1*) niedergeschriebenen Gedanken sich aus- drckten. An mehreren Stellen verraten Handschrift und Darstel- lung nur zu deutlich das Hereinbrechen und die allm„hlichen Fort- schritte eines einer aus šberarbeit entspringenden Krankheitsan- f„lle, die dem Verfasser selbst„ndiges Arbeiten erst mehr und mehr erschwerten und endlich zeitweilig ganz unm”glich machten. Und kein Wunder. Zwischen 1863 und 1867 hatte Marx nicht nur die beiden letzten Bcher des Kapitals im Entwurf und das erste Buch in druckfertiger Handschrift hergestellt, sondern auch noch die mit der Grndung und Ausbreitung der Internationalen Arbeiteras- soziation verknpfte Riesenarbeit getan. Dafr stellten sich aber auch schon 1864 und 1865 ernste Anzeichen jener gesundheitlichen St”rungen ein, die schuld daran sind, daá Marx an das II. und III. Buch nicht selbst die letzte Hand gelegt hat. Meine Arbeit begann damit, daá ich das ganze Manuskript aus dem selbst fr mich oft nur mhsam zu entziffernden Original in eine leserliche Kopie hinberdiktierte, was schon eine ziemliche Zeit wegnahm. Erst dann konnte die eigentliche Redaktion beginnen. Ich habe diese auf das Notwendigste beschr„nkt, habe den Charakter des ersten Entwurfs, berall wo es die Deutlichkeit zulieá, m”g- lichst beibehalten, auch einzelne Wiederholungen nicht gestri- chen, da wo sie, wie gew”hnlich bei Marx, den Gegenstand jedesmal von andrer Seite fassen oder doch in andrer Ausdrucksweise wie- dergeben. Da, wo meine Žnderungen oder Zus„tze nicht bloá redak- tioneller Natur sind, oder wo ich das von Marx gelieferte tats„chliche Material zu eignen, wenn auch m”glichst im Marxschen Geist gehaltnen Schluáfolgerungen verarbeiten muáte, ist die ganze Stelle in eckige Klammern gesetzt 2*) und mit meinen In- itialen bezeichnet. Bei meinen Fuánoten fehlen hier und da die Klammern; wo aber meine Initialen darunter stehn, bin ich fr die ganze Note verantwortlich. Wie in einem ersten Entwurf selbstverst„ndlich, finden sich im Manuskript zahlreiche Hinweise auf sp„ter zu entwickelnde Punkte, ohne daá diese Versprechungen in allen F„llen eingehalten worden sind. Ich habe sie stehn lassen, da sie die Absichten des Verfas- sers in Beziehung auf knftige Ausarbeitung darlegen. Und nun zum einzelnen. Fr den ersten Abschnitt war das Hauptmanuskript nur mit groáen Einschr„nkungen brauchbar. Gleich anfangs wird die ganze mathema- tische Berechnung des Verh„ltnisses zwischen Mehrwertsrate und Profitrate (was ----- 1*) im Entstehungszustand - 2*) im vorl. Band in geschweiften Klammern #12# Vorwort ----- unser Kapitel 3 ausmacht) hineingezogen, w„hrend der in unserm Kap. 1 entwickelte Gegenstand erst sp„ter und gelegentlich behan- delt wird. Hier kamen zwei Ans„tze einer Umarbeitung zu Hilfe, jeder von 8 Seiten Folie; aber auch sie sind nicht durchweg im Zusammenhang ausgearbeitet. Aus ihnen ist das gegenw„rtige Kap. 1 zusammengestellt. Kap.2 ist aus dem Hauptmanuskript. Fr Kap. 3 fanden sich eine ganze Reihe unvollst„ndiger mathematischer Bear- beitungen, aber auch ein ganzes, fast vollst„ndiges Heft aus den siebziger Jahren, das Verh„ltnis der Mehrwertsrate zur Profitrate in Gleichungen darstellend. Mein Freund Samuel Moore, der auch den gr”áten Teil der englischen šbersetzung des ersten Buchs ge- liefert, bernahm es, dies Heft fr mich zu bearbeiten, wozu er als alter Cambridger Mathematiker weit besser bef„higt war. Aus seinem Resum‚ habe ich dann, unter gelegentlicher Benutzung des Hauptmanuskripts, das Kapitel 3 fertiggestellt. - Von Kap. 4 fand sich nur der Titel vor. Da aber der hier behandelte Punkt: Wir- kung des Umschlags auf die Profitrate, von entscheidender Wich- tigkeit ist, habe ich ihn selbst ausgearbeitet, weshalb das ganze Kapitel im Text auch in Klammern gesetzt ist. Es stellte sich da- bei heraus, daá in der Tat die Formel des Kap. 3 fr die Pro- fitrate einer Modifikation bedurfte, um allgemein gltig zu sein. Vom fnften Kapitel an ist das Hauptmanuskript einzige Quelle fr den Rest des Abschnitts, obwohl auch hier sehr viele Umstellungen und Erg„nzungen n”tig geworden sind. Fr die folgenden drei Abschnitte konnte ich mich, abgesehn von stilistischer Redaktion, fast durchweg an das Originalmanuskript halten. Einzelne, meist auf die Einwirkung des Umschlags bezgli- che Stellen waren in Einklang mit dem von mir eingeschobnen Kap. 4 auszuarbeiten; auch sie sind in Klammern gesetzt und mit meinen Initialen bezeichnet. Die Hauptschwierigkeit machte Abschnitt V, der auch den verwic- keltsten Gegenstand des ganzen Buchs behandelt. Und grade hier war Marx in der Ausarbeitung von einem der erw„hnten schweren Krankheitsanf„lle berrascht worden. Hier liegt also nicht ein fertiger Entwurf vor, nicht einmal ein Schema, dessen Umrisse auszufllen w„ren, sondern nur ein Ansatz von Ausarbeitung, der mehr als einmal in einen ungeordneten Haufen von Notizen, Bemer- kungen, Materialien in Auszugsform ausl„uft. Ich versuchte an- fangs, diesen Abschnitt, wie es mir mit dem ersten einigermaáen gelungen war, durch Ausfllung der Lcken und Ausarbeitung der nur angedeuteten Bruchstcke zu vervollst„ndigen, so daá er we- nigstens ann„hernd das alles bot, was der Verfasser zu geben be- absichtigt hatte. Ich habe dies wenigstens dreimal versucht, bin aber jedesmal gescheitert, und #13# Vorwort ----- in der hiermit verlernen Zeit liegt eine der Hauptursachen der Versp„tung. Endlich sah ich ein, daá es auf diesem Weg nicht ging. Ich h„tte die ganze massenhafte Literatur dieses Gebiets durchnehmen mssen und am Ende etwas zustande gebracht, was doch nicht Marx' Buch war. Mir blieb nichts brig, als die Sache in gewisser Beziehung bers Knie zu brechen, mich auf m”glichste Ordnung des Vorhandenen zu beschr„nken, nur die notdrftigsten Erg„nzungen zu machen. Und so wurde ich Frhjahr 1893 mit der Hauptarbeit fr diesen Abschnitt fertig. Von den einzelnen Kapiteln waren Kap. 21-24 in der Hauptsache ausgearbeitet. Kap. 25 und 26 erforderten Sichtung des Beleg- stoffs und Einschiebung von Material, das sich an andren Stellen vorfand. Kap. 27 und 29 konnten fast ganz nach dem Ms. gegeben, Kap.28 dagegen muáte stellenweise anders gruppiert werden. Mit Kap. 30 aber fing die eigentliche Schwierigkeit an. Von hier an galt es, nicht nur das Material von Belegstellen, sondern auch den jeden Augenblick durch Zwischens„tze, Abschweifungen usw. un- terbrochnen und an andrer Stelle, oft ganz beil„ufig, weiter ver- folgten Gedankengang in die richtige Ordnung zu bringen. So kam das 30. Kapitel zustande durch Umstellungen und Ausschaltungen, fr die sich an andrer Stelle Verwendung fand. Kap. 31 war wieder mehr im Zusammenhang ausgearbeitet. Aber nun folgt im Ms. ein langer Abschnitt, berschrieben: "Die Konfusion", bestehend aus lauter Auszgen aus den Parlamentsberichten ber die Krisen von 1848 und 1857, worin die Aussagen von dreiundzwanzig Gesch„fts- leuten und ”konomischen Schriftstellern, namentlich ber Geld und Kapital, Goldabfluá, šberspekulation etc. zusammengestellt und stellenweise humoristisch kurz glossiert sind. Hier sind, sei es durch die Fragenden, sei es durch die Antwortenden, so ziemlich alle damals gangbaren Ansichten ber das Verh„ltnis von Geld und Kapital vertreten, und die hier zu Tag tretende "Konfusion" ber das, was auf dem Geldmarkte Geld und was Kapital sei, wollte Marx kritisch und satirisch behandeln. Ich habe mich nach vielen Ver- suchen berzeugt, daá eine Herstellung dieses Kapitels unm”glich ist; das Material, besonders das von Marx glossierte, ist da ver- wandt worden, wo sich ein Zusammenhang dafr vorfand. Hierauf folgt in ziemlicher Ordnung das von mir im Kap. 32 Unterge- brachte, unmittelbar darauf aber ein neuer Stoá von Auszgen aus den Parlamentsberichten ber alle m”glichen, in diesem Abschnitt berhrten Gegenst„nde, vermischt mit l„ngeren oder krzeren Be- merkungen des Verfassers. Gegen das Ende konzentrieren sich die Auszge und Glossen mehr und mehr auf die Bewegung der Geldme- talle und des Wechselkurses, #14# Vorwort ----- und schlieáen wieder mit allerhand Nachtr„glichem. Das "Vorkapitalistische" (Kap. 36) war dagegen vollst„ndig ausgear- beitet. Aus all diesem Material, von der "Konfusion" an, und soweit es nicht schon an frheren Stellen untergebracht, habe ich die Kapi- tel 33-35 zusammengestellt. Dies ging natrlich nicht ab ohne starke Einschbe meinerseits zur Herstellung des Zusammenhangs. Soweit diese Einschbe nicht bloá formeller Natur, sind sie als die meinigen ausdrcklich bezeichnet. Es ist mir auf diese Weise endlich gelungen, alle irgendwie zur Sache geh”renden Aussprche des Verfassers im Text unterzubringen; es ist nichts weggefallen als ein geringer Teil der Auszge, der entweder anderweitig Ge- gebnes nur wiederholte oder aber Punkte berhrte, auf die im Ms. nicht n„her eingegangen ist. Der Abschnitt ber Grundrente war viel vollst„ndiger ausgearbei- tet, wenn auch keineswegs geordnet, wie schon daraus hervorgeht, daá Marx es im Kap.43 (im Ms. das letzte Stck des Abschnitts ber Rente) n”tig findet, den Plan des ganzen Abschnitts kurz zu rekapitulieren. Und dies war fr die Herausgabe um so erwnsch- ter, als das Ms. anf„ngt mit Kap. 37, worauf Kap. 45-47 folgen und erst hierauf die Kap. 38-44. Die meiste Arbeit machten die Tabellen bei der Differentialrente II und die Entdeckung, daá in Kap. 43 der hier zu behandelnde dritte Fall dieser Rentenart gar nicht untersucht war. Fr diesen Abschnitt ber Grundrente hatte Marx in den siebziger Jahren ganz neue Spezialstudien gemacht. Er hatte die nach der Reform von 1861 in Ruáland unvermeidlich gewordnen statistischen Aufnahmen und sonstigen Ver”ffentlichungen ber Grundeigentum, die ihm von russischen Freunden in wnschenswertester Vollst„n- digkeit zur Verfgung gestellt worden, jahrelang in der Ursprache studiert und ausgezogen und beabsichtigte, sie bei der Neubear- beitung dieses Abschnitts zu verwerten. Bei der Mannigfaltigkeit der Formen sowohl des Grundbesitzes wie der Ausbeutung der acker- bauenden Produzenten in Ruáland, sollte im Abschnitt ber Grund- rente Ruáland dieselbe Rolle spielen wie im Buch I, bei der indu- striellen Lohnarbeit, England. Leider blieb ihm die Ausfhrung dieses Plans versagt. Endlich der siebente Abschnitt lag in vollst„ndiger Niederschrift vor, aber nur als erster Entwurf, dessen endlos verschlungne Pe- rioden erst zerlegt werden muáten, um druckbar zu werden. Vom letzten Kapitel existiert nur der Anfang. Hier sollten die den drei groáen Revenueformen: Grundrente, Profit, Arbeitslohn ent- sprechenden drei groáen Klassen der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft - Grundeigentmer, Kapitalisten, #15# Vorwort ----- Lohnarbeiter - und der mit ihrer Existenz notwendig gegebne Klas- senkarnpf als tats„chlich vorliegendes Ergebnis der kapitalisti- schen Periode dargestellt werden. Dergleichen Schluázusammenfas- sungen pflegte Marx sich fr die Schluáredaktion, kurz vor dem Druck, vorzubehalten, wo dann die neuesten geschichtlichen Ereig- nisse ihm mit nie versagender Regelm„áigkeit die Belege seiner theoretischen Entwicklungen in wnschenswertester Aktualit„t lie- ferten. Die Zitate und Belegstellen sind, wie schon im II. Buch, bedeu- tend sp„rlicher als im ersten. Zitate aus Buch I geben die Sei- tenzahlen der 2. und 3. Auflage. Wo im Ms. auf theoretische Aus- sprche frherer ™konomen verwiesen wird, ist meist nur der Name angegeben, die Stelle selbst sollte bei der Schluábearbeitung an- gezogen werden. Ich habe das natrlich so lassen mssen. Von Par- lamentsberichten sind nur vier, aber diese auch ziemlich reich- lich benutzt worden. Es sind folgende: 1. "Reports from Committees" (des Unterhauses), Vol. VIII, "Commercial Distress", Vol. II, Part 1, 1847/48, Minutes of Evi- dence. - Zitiert als: "Commercial Distress", 1847/48. 2. Secret Committee of the House of Lords on Commercial Distress 1847, Report printed 1848, Evidence printed 1857" (weil 1848 fr zu komprornittierlich angesehn). - Zitiert als: C. D., 1848-1857. 3. Report: Bank Acts, 1857. - Ditto, 1858. - Berichte des Unter- haus, Ausschusses ber die Wirkung der Bankakte von 1844 und 1845, mit Zeugenaussagen. - Zitiert als: B. A. (zuweilen auch B. C.), 1857, resp. 1858. Das vierte Buch - die Geschichte der Mehrwertstheorie - werde ich in Angriff nehmen, sobald es mir irgendwie m”glich wird. 1*) --- Im Vorwort zum zweiten Band des "Kapital" hatte ich mich abzufin- den mit den Herren, die dazumal ein groáes Geschrei erhoben, weil sie "in Rodbertus die geheime Quelle und einen berlegnen Vorg„n- ger von Marx" gefunden haben wollten. Ich bot ihnen Gelegenheit, zu zeigen, "was die Rodbertussche ™konomie leisten kann"; ich forderte sie auf, nachzuweisen, "wie nicht nur ohne Verletzung des Wertgesetzes, sondern vielmehr auf Grundlage desselben, eine gleiche Durchschnittsprofitrate sich bilden kann und muá". Die- selben Herren, die damals aus subjektiven oder objektiven, in der Regel aber alles andre als wissenschaftlichen Grnden den guten ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe #16# Vorwort ----- Rodbertus als einen ”konomischen Stern allererster Gr”áe ausposa- unten sind ausnahmslos die Antwort schuldig geblieben. Dagegen haben andre Leute es der Mhe wert gehalten, sich mit dem Problem zu besch„ftigen. In seiner Kritik des II. Bandes ("Conrads Jahr- bcher" [1], XI, 5, 1885, S. 452-465) nimmt Prof. W. Lexis die Frage auf, wenn er auch keine direkte L”sung geben will. Er sagt: "Die L”sung jenes Widerspruchs" (zwischen dem Ricardo-Marxschen Wertgesetz und der gleichen Durchschnittsprofitrate) "ist unm”g- lich, wenn die verschiednen Warenarten vereinzelt betrachtet wer- den und ihr Wert gleich ihrem Tauschwert und dieser gleich oder proportional ihrem Preise sein soll." Sie ist nach ihm nur m”glich, wenn man "fr die einzelnen Warenarten die Bemessung des Wertes nach der Arbeit aufgibt und nur die Warenproduktion im ganzen und die Ver- teilung derselben unter die Gesamtklassen der Kapitalisten und Arbeiter ins Auge faát... Von dem Gesamtprodukt erh„lt die Arbei- terklasse nur einen gewissen Teil... der andre, den Kapitalisten zufallende Teil bildet im Manschen Sinne das Mehrprodukt und dem- nach auch... den Mehrwert. Die Mitglieder der Kapitalistenklasse verteilen nun diesen gesamten Mehrwert unter sich, nicht nach Maágabe der von ihnen besch„ftigten Arbeiterzahl, sondern nach Verh„ltnis der von jedem gestellten Kapitalgr”áe, wobei auch Grund und Boden als Kapitalwert mit in Rechnung gezogen wird." Die Marxschen, durch die in den Waren verk”rperten Arbeitseinhei- ten bestimmten Idealwerte entsprechen nicht den Preisen, k”nnen aber als Ausgangspunkt einer Verschiebung betrachtet werden, die zu den wirklichen Preisen fhrt. Die letzteren sind dadurch be- dingt, daá gleich groáe Kapitalien gleich groáe Gewinne verlan- gen." Dadurch werden einige Kapitalisten fr ihre Waren h”here Preise erhalten als deren Idealwerte, andre erhalten niedrigere. Da aber die Einbuáen und Zulagen an Mehrwert sich innerhalb der Kapitalistenklasse gegenseitig aufheben, so ist die Gesamtgr”áe des Mehrwerts dieselbe, als wenn alle Preise den Idealwerten der Waren proportional w„ren." Man sieht, die Frage ist hier nicht entfernt gel”st, aber sie ist, wenn auch in laxer und verfluchender Weise, doch im ganzen richtig g e s t e l l t. Und dies ist in der Tat mehr, als wir von jemand erwarten drfen, der sich, wie der Verfasser, mit ei- nem gewissen Stolz als einen "Vulg„r”konomen" hinstellt; es ist gradezu berraschend, wenn man es mit den sp„ter zu behandelnden Leistungen andrer Vulg„r”konomen vergleicht. Die Vulg„r”konomie des Verfassers ist allerdings eigner Art. Er sagt, der Kapitalge- winn k ” n n e allerdings in der Marxschen Weise abgeleitet werden, aber nichts z w i n g e zu dieser Auffassung. Im Gegen- teil. Die Vulg„r”konoe habe eine, mindestens plausiblere Erkl„- rungsweise: #17# Vorwort ----- "Die kapitalistischen Verk„ufer, der Rohstoffproduzent, der Fa- brikant, der Groáh„ndler, der Kleinh„ndler, machen bei ihren Ge- sch„ften Gewinn, indem jeder teurer verkauft als er kauft, also den Selbstkostenpreis seiner Ware um einen gewissen Prozentsatz erh”ht. Nur der Arbeiter ist nicht imstande, einen „hnlichen Wertzuschlag durchzusetzen, er ist verm”ge seiner ungnstigen Lage dem Kapitalisten gegenber gen”tigt, seine Arbeit fr den Preis zu verkaufen, den sie ihm selbst kostet, n„mlich fr den notwendigen Lebensunterhalt... so behalten diese Preiszuschl„ge den kaufenden Lohnarbeitern gegenber ihre volle Bedeutung und bewirken die šbertragung eines Teils des Wertes des Gesarntpro- dukts auf die Kapitalistenklasse." Nun bedarf es keiner groáen Anstrengung des Denkens, um einzu- sehn, daá diese "vulg„r”konomische" Erkl„rung des Kapitalprofits praktisch auf dieselben Resultate hinausl„uft wie die Marxsche Mehrwertstheorie; daá die Arbeiter nach der Lexisschen Auffassung in genau derselben "ungnstigen Lage" sich befinden wie bei Marx; daá sie ganz ebensosehr die Geprellten sind, da jeder Nichtarbei- ter ber dem Preis verkaufen kann, der Arbeiter aber nicht; und daá auf Grundlage dieser Theorie sich ein mindestens ebenso plau- sibler Vulg„rsozialismus aufbauen l„át, wie der hier in England auf Grundlage der Jevons-Mengerschen Gebrauchswerts- und Grenz- nutzentheorie [2] aufgebaute. Ja, ich vermute sogar, wrde Herrn George Bernard Shaw diese Profittheorie bekannt, er w„re imstande mit beiden H„nden zuzugreifen, Jevons und Karl Menger den Ab- schied zu geben und auf diesem Felsen die Fabianische Kirche der Zukunft neu zu errichten. In Wirklichkeit aber ist diese Theorie nur eine Umschreibung der Marxschen. Woraus werden denn die s„mtlichen Preiszuschl„ge be- stritten? Aus dem "Gesamtprodukt" der Arbeiter. Und zwar, indem die Ware "Arbeit", oder, wie Marx sagt, Arbeitskraft, unter ihrem Preis verkauft werden muá. Denn wenn es die gemeinsame Eigen- schaft aller Waren ist, teurer verkauft zu werden als die Produk- tionskosten, wenn aber hiervon die Arbeit allein ausgenommen ist und stets nur zu den Produktionskosten verkauft wird, so wird sie eben unter dem Preis verkauft, der die Regel ist in dieser vul- g„r”konomischen Welt. Der infolgedessen dem Kapitalisten, resp. der Kapitalistenklasse zufallende Extraprofit besteht eben darin, und kann in letzter Instanz nur dadurch zustande kommen, daá der Arbeiter, nach Reproduktion des Ersatzes fr den Preis seiner Ar- beit, noch weiteres Produkt produzieren muá, fr das er nicht be- zahlt wird - Mehrprodukt, Produkt unbezahlter Arbeit, Mehrwert. Lexis ist ein in der Wahl seiner Ausdrcke „uáerst vorsichtiger Mann. Er sagt nirgends gradeaus, daá obige Auffassung die seinige ist; ist sie es aber, so ist sonnenklar, daá wir #18# Vorwort ----- es hier nicht mit einem jener gew”hnlichen Vulg„r”konomen zu tun haben, von denen er selbst sagt, daá jeder einzelne in den Augen von Marx "bestenfalls nur ein hoffnungsloser Schwachkopf ist", sondern mit einem als Vulg„r”konomen verkleideten Marxisten. Ob diese Verkleidung bewuát oder unbewuát vor sich gegangen, ist eine uns hier nicht interessierende psychologische Frage. Wer das ergrnden m”chte, wird vielleicht auch Untersuchen, wie es m”g- lich war, daá zu einer gewissen Zeit ein so gescheiter Mann, wie Lexis es unzweifelhaft ist, auch einmal einen solchen Bl”dsinn wie den Bimetallismus verteidigen konnte. [3] Der erste, der die Frage wirklich zu beantworten versuchte, war Dr. Conrad Schmidt, "Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes", Dietz, Stuttgart 1889. Schmidt sucht die Details der Marktpreisbildung in Einklang zu bringen sowohl mit dem Wertgesetz wie mit der Durchschnittsprofitrate. Der industrielle Kapitalist erh„lt in seinem Produkt erstens Er- satz fr sein vorgeschoánes Kapital, zweitens ein Mehrprodukt, wofr er nichts bezahlt hat. Um dies Mehrprodukt aber zu erhal- ten, muá er sein Kapital in der Produktion vorschieáen; d.h. er muá ein bestimmtes Quantum vergegenst„ndlichter Arbeit anwenden, um sich dies Mehrprodukt aneignen zu k”nnen. Fr den Kapitalisten ist also dies sein vorgeschoánes Kapital das Quantum vergegen- st„ndlichter Arbeit, das gesellschaftlich n”tig ist, um ihm dies Mehrprodukt zu verschaffen. Fr jeden andern industriellen Kapi- talisten gilt dasselbe. Da nun die Produkte dem Wertgesetz gem„á sich gegeneinander austauschen im Verh„ltnis der zu ihrer Produk- tion gesellschaftlich notwendigen Arbeit, und da fr den Kapita- listen die zur Herstellung seines Mehrprodukts notwendige Arbeit eben die in seinem Kapital aufgeh„ufte, vergangene Arbeit ist, so folgt, daá sich die Mehrprodukte austauschen nach dem Verh„ltnis der zu ihrer Produktion erheischten Kapitale, nicht aber nach dem der w i r k l i c h in ihnen verk”rperten Arbeit. Der auf jede Kapitaleinheit fallende Anteil ist also gleich der Summe aller produzierten Mehrwerte, dividiert durch die Summe der darauf ver- wandten Kapitale. hernach werfen gleiche Kapitale in gleichen Zeitr„umen gleiche Profite ab, und dies wird bewirkt, indem der so berechnete Kostpreis des Mehrprodukts, d.h. der Durch- schnittsprofit, auf den Kostpreis des bezahlten Produkts geschla- gen und zu diesem erh”hten Preise beides, bezahltes und unbezahl- tes Produkt, verkauft wird. Die Durchschnittsprofitrate ist her- gestellt, trotzdem daá, wie Schmidt meint, die Durchschnitts- preise der einzelnen Waren nach dem Wertgesetz bestimmt werden. Die Konstruktion ist „uáerst sinnreich, sie ist ganz nach Hegel- schem #19# Vorwort ----- Muster, aber sie teilt das mit der Mehrzahl der Hegelschen, daá sie nicht richtig ist. Mehrprodukt oder bezahltes Produkt macht keinen Unterschied: soll das Wertgesetz auch fr die Durch- schnittspreise unmittelbar gelten, so mssen beide verkauft wer- den im Verh„ltnis der zu ihrer Herstellung erforderlichen und darin verbrauchten gesellschaftlich n”tigen Arbeit. Das Wertge- setz richtet sich von vornherein gegen die aus der kapitalisti- schen Vorstellungsweise berkommene Ansicht, als sei die aufge- h„ufte vergangne Arbeit, woraus das Kapital besteht, nicht bloá eine bestimmte Summe von fertigem Wert, sondern, weil Faktor der Produktion und Profitbildung, auch wertbildend, also Quelle von mehr Wert, als es selbst hat; es stellt fest, daá diese Eigen- schaft nur der lebendigen Arbeit zukommt. Daá die Kapitalisten im Verh„ltnis der Gr”áe ihrer Kapitale gleiche Profite erwarten, ih- ren Kapitalvorschuá also als eine Art Kostpreis ihres Profits an- sehn, ist bekannt. Wenn aber Schmidt diese Vorstellung benutzt, um vermittelst ihrer die nach der Durchschnittsprofitrate berech- neten Preise in Einklang mit dem Wertgesetz zu bringen, so hebt er das Wertgesetz selbst auf, indem er eine ihm total widerspre- chende Vorstellung diesem Gesetz als mitbestimmenden Faktor ein- verleibt. Entweder ist die aufgeh„ufte Arbeit wertbildend neben der leben- digen. Dann gilt das Wertgesetz nicht. Oder sie ist nicht wertbildend. Dann ist Schmidts Beweisfhrung unvertr„glich mit dem Wertgesetz. Schmidt wurde auf diesen Seitenweg gefhrt, als er der L”sung schon sehr nahe war, weil er glaubte, eine wom”glich mathemati- sche Formel finden zu mssen, die den Einklang des Durchschnitts- preises jeder einzelnen Ware mit dem Wertgesetz nachweisen lieáe. Wenn er aber hier, ganz in der N„he des Ziels, einem Irrweg folgte, so beweist der brige Inhalt der Broschre, mit welchem Verst„ndnis er aus den beiden ersten Bchern des "Kapital" wei- tere Schlsse gezogen hat. Ihm gebhrt die Ehre, fr die bisher unerkl„rliche sinkende Tendenz der Profitrate die richtige, bei Marx im dritten Abschnitt des dritten Buchs gegebne Erkl„rung selbst„ndig gefunden zu haben; desgleichen die Ableitung des Han- delsprofits aus dem industriellen Mehrwert und eine ganze Reihe von Bemerkungen ber Zins und Grundrente, wodurch Dinge antizi- piert werden, die bei Marx im vierten und fnften Abschnitt des dritten Buchs entwickelt sind. In einer sp„teren Arbeit ("Neue Zeit", 1892/93, Nr. 3 und 4) ver- sucht Schmidt einen andern Weg der L”sung. Dieser l„uft darauf hinaus, daá die Konkurrenz es ist, die die Durchschnittspro- fitrate herstellt, indem sie Kapital aus Produktionszweigen mit Unterprofit in andre auswandern #20# Vorwort ----- macht, wo šberprofit gemacht wird. Daá die Konkurrenz die groáe Ausgleicherin der Profite ist, ist nicht neu. Aber nun versucht Schmidt den Nachweis, daá diese Nivellierung der Profite iden- tisch ist mit der Reduzierung des Verkaufspreises von im šbermaá produzierten Waren auf das Wertmaá, das die Gesellschaft nach dem Wertgesetz dafr zahlen kann. Warum auch dies nicht zum Ziel fh- ren konnte, ergibt sich hinreichend aus den Auseinandersetzungen von Marx im Buche selbst. Nach Schmidt ging P. Fireman an das Problem ("Conrads Jahrb- cher", Dritte Folge, 111, S. 793). Ich gehe nicht ein auf seine Bemerkungen ber sonstige Seiten der Marxschen Darstellung. Sie beruhen auf dem Miáverst„ndnis, daá Marx da definieren will, wo er entwickelt, und daá man berhaupt bei Marx nach fix und ferti- gen, ein fr allemal gltigen Definitionen suchen drfe. Es ver- steht sich ja von selbst, daá da, wo die Dinge und ihre gegensei- tigem Beziehungen nicht als fixe, sondern als ver„nderliche auf- gefaát werden, auch ihre Gedankenabbilder, die Begriffe, eben- falls der Ver„nderung und Umbildung unterworfen sind; daá man sie nicht in starre Definitionen einkapselt, sondern in ihrem histo- rischen resp. logischen Bildungsprozeá entwickelt. Danach wird es wohl klar sein, warum Marx am Anfang des ersten Buchs, wo er von der einfachen Warenproduktion als seiner historischen Vorausset- zung ausgeht, um dann weiterhin von dieser Basis aus zum Kapital zu kommen - warum er da eben von der einfachen Ware ausgeht und nicht von einer begrifflich und geschichtlich sekund„ren Form, von der schon kapitalistisch modifizierten Ware; was freilich Fi- reman platterdings nicht einsehn kann. Diese und andre Neben- dinge, die noch zu mancherlei Einwendungen Anlaá geben k”nnten, lassen wir lieber links liegen und gehn sofort zum Kern der Sache ber. W„hrend dem Verfasser die Theorie lehrt, daá der Mehrwert bei gegebner Mehrwertsrate der Anzahl der angewandten Arbeits- kr„fte proportional ist, zeigt ihm die Erfahrung, daá bei gegeb- ner Durchschnittsprofitrate der Profit proportional ist der Gr”áe des angewandten Gesamtkapitals. Dies erkl„rt Fireman dadurch, daá der Profit eine nur konventionelle (das heiát bei ihm: einer be- stimmten gesellschaftlichen Formation angeh”rige, mit ihr ste- hende und fallende) Erscheinung ist; seine Existenz ist einfach an das Kapital geknpft; dies, wenn es stark genug ist, sich einen Profit zu erzwingen, ist durch die Konkurrenz gen”tigt, sich auch eine fr alle Kapitale gleiche Profitrate zu erzwingen. Ohne gleiche Profitrate ist eben keine kapitalistische Produktion m”glich; diese Produktionsform vorausgesetzt, kann fr jeden Ein- zelkapitalisten die Masse des Profits nur abh„ngen, bei gegebner Profitrate, von der Gr”áe seines Kapitals. Andrerseits besteht der Profit #21# Vorwort ----- aus Mehrwert, unbezahlter Arbeit. Und wie geschieht hier die Ver- wandlung des Mehrwerts, dessen Gr”áe sich nach der Ausbeutung der Arbeit richtet, in Profit, dessen Gr”áe sich nach der Gr”áe des dazu erforderten Kapitals richtet? "Einfach dadurch, daá in allen Produktionszweigen, wo das Ver- h„ltnis zwischen... konstantem und variablem Kapital am gr”áten ist, die Waren ber ihrem Wert verkauft werden, das heiát aber auch, daá in denienigen Produktionszweigen, wo das Verh„ltnis konstantes Kapital : variables Kapital = c:v am kleinsten ist, die Waren unter ihrem Wert verkauft werden, und daá nur, wo das Verh„ltnis c:v eine bestimmte Mittelgr”áe darstellt, die Waren zu ihrem wahren Wert ver„uáert werden... Ist diese Inkongruenz ein- zelner Preise mit ihren respektiven Werten eine Widerlegung des Wertprinzips? Keineswegs. Denn dadurch, daá die Preise einiger Waren in gleichem Maá ber den Wert steigen, wie die Preise andrer unter den Wert sinken, bleibt die Totalsumme der Preise der Totalsumme der Werte gleich... 'in letzter Instanz' ver- schwindet die Inkongruenz.. Diese Inkongruenz ist eine "St”rung"; in den exakten Wissenschaften aber pflegt man eine berechenbare St”rung nie als eine Widerlegung eines Gesetzes zu betrachten". Man vergleiche hiermit die entsprechenden Stellen in Kap. IX, und man wird finden, daá Fireman hier in der Tat den Finger auf den entscheidenden Punkt gelegt hat. Wie vieler Mittelglieder es aber auch nach dieser Entdeckung noch bedrfte, um Fireman zu bef„hi- gen, die volle handgreifliche L”sung des Problems herauszuarbei- ten, beweist die unverdient khle Aufnahme, die sein so bedeuten- der Artikel gefunden hat. So viele sich auch fr das Problem in- teressierten, sie alle frchteten noch immer, sich die Finger zu verbrennen. Und dies erkl„rt sich nicht nur aus der unvollendeten Form, worin Fireman seinen Fund gelassen hat, sondern auch aus der unleugbaren Mangelhaftigkeit sowohl seiner Auffassung der Marxschen Darstellung, wie seiner eignen, auf dieser Auffassung begrndeten allgemeinen Kritik derselben. Wo es Gelegenheit gibt, sich bei einer schwierigen Sache zu bla- mieren, da fehlt Herr Professor Julius Wolf in Zrich nie. Das ganze Problem, erz„hlt er uns ("Conrads Jahrbcher", Dritte Folge, II, S. 352 und ff.), l”st sich durch den relativen Mehr- wert. Die Produktion des relativen Mehrwerts beruht auf Vermeh- rung des konstanten Kapitals gegenber dem variablen. "Ein Plus an konstantem Kapital hat ein Plus an Produktivkraft der Arbeiter zur Voraussetzung. Da dies Plus an Produktivkraft aber (auf dem Wege ber die Verbilligung der Lebensmitteln ein Plus an Mehrwert nach sich zieht, ist die direkte Beziehung zwi- schen wachsendem Mehrwert und wachsender Beteiligung des konstan- ten #22# Vorwort ----- Kapitals im Gesamtkapital hergestellt. Ein Mehr an konstantem Ka- pital weist ein Mehr an Produktivkraft der Arbeit aus. Bei gleichbleibendem variablem und wachsendem konstantem Kapital muá daher der Mehrwert steigen im Einklang rnit Marx. Diese Frage war uns aufgegeben." Zwar sagt Marx an hundert Stellen des ersten Buchs das grade Ge- genteil; zwar ist die Behauptung, nach Marx steige der relative Mehrwert, bei fallendem variablem Kapital, im Verh„ltnis wie das konstante Kapital steigt, von einer Erstaunlichkeit, die jedes parlamentarischen Ausdrucks spottet; zwar beweist Herr Julius Wolf in jeder Zelle, daá er weder relativ noch absolut das ge- ringste verstanden hat weder von absolutem noch von relativem Mehrwert; zwar sagt er selbst: "man scheint sich auf den ersten BIick hier wirklich in einem Nest von Ungereimtheiten zu befinden", was beil„ufig das einzige wahre Wort in seinem ganzen Artikel ist. Aber was tut das alles? Herr Julius Wolf ist so stolz auf seine geniale Entdeckung, daá er nicht unterlassen kann, dem Marx dafr posthume Lobspr,che zu erteilen und diesen seinen eignen unergrndlichen Unsinn anzupreisen als einen "neuerlichen Beweis der Sch„rfe und Weitsichtigkeit, mit der sein" (Marx') kritisches System der kapitalistischen Wirtschaft entworfen ist"! Aber es kommt noch besser: Herr Wolf sagt: "Ricardo hat ebensowohl behauptet: gleicher Kapitalaufwand, glei- cher Mehrwert (Profit), wie: gleicher Arbeitsaufwand, gleicher Mehrwert (der Masse nach). Und die Frage war nun: wie reimt sich das eine mit dem andern. Marx hat die Frage in dieser Form nun aber nicht anerkannt. E r h a t (i m d r i t t e n B a n d) zweifellos nachgewiesen, daá die zweite Behauptung nicht unbe- dingte Konsequenz des Wertgesetzes sei, ja daá sie seinem Wertge- setze widerspreche und also... direkt zu verwerfen sei." Und nun untersucht er, wer von uns beiden sich geirrt hat, ich oder Marx. Daá er selbst in der Irre spazierengeht, daran denkt er natrlich nicht. Es hieáe meine Leser beleidigen und die Komik der Situation total verkennen, wollte ich nur ein Wort verlieren ber diese Pracht- stelle. Ich fge nur noch hinzu: Mit derselben Khnheit, womit er damals bereits sagen konnte, was "Marx im dritten Band zweifellos nachgewiesen", benutzt er die Gelegenheit, einen angeblichen Pro- fessorenklatsch zu berichten, wonach Conrad Schmidts obige Schrift "von Engels direkt inspiriert sei". Herr Julius Wolf! In der Welt, worin Sie leben und weben, mag es blich #25# Vorwort ----- sein, daá der Mann, der andern ”ffentlich ein Problem stellt, seine Privatfreunde im stillen mit der L”sung bekannt macht. Daá Sie dazu kapabel sind, will ich Ihnen gern glauben. Daá in der Welt, worin ich verkehre, man sich nicht zu solchen Erb„rmlich- keiten herabzulassen braucht, beweist Ihnen das gegenw„rtige Vor- wort. Kaum war Marx gestorben, da ver”ffentlichte Herr Achille Loria schleunigst einen Artikel ber ihn in der "Nuova Antologia" (April 1883): zuerst eine von falschen Angaben strotzende Biogra- phie, sodann eine Kritik der ”ffentlichen, politischen und lite- rarischen T„tigkeit. Die Marxische materialistische Auffassung der Geschichte wird hier gef„lscht und verdreht mit einer Zuver- sichtlichkeit, die einen groáen Zweck erraten l„át. Und dieser Zweck ist erreicht worden: 1886 ver”ffentlichte derselbe Herr Lo- ria ein Buch "La teoria economica della costituzione politica", worin er die 1883 so g„nzlich und so absichtlich entstellte Marx- sche Geschichtstheorie als seine eigne Erfindung der staunenden Mitwelt verkndet. Allerdings ist die Marxsche Theorie hier auf ein ziemlich philistr”ses Niveau heruntergebracht; auch wimmeln die historischen Belege und Beispiele von Schnitzern, die man keinem Quartaner durchlassen wrde; aber was verschl„gt das al- les? Die Entdeckung, daá berall und immer die politischen Zu- st„nde und Ereignisse ihre Erkl„rung finden in den entsprechenden ”konomischen Zust„nden, wurde, wie hiermit bewiesen, keineswegs von Marx im Jahr 1845 gemacht, sondern von Herrn Loria 1886. We- nigstens hat er dies seinen Landsleuten, und seit sein Buch fran- z”sisch erschienen, auch einigen Franzosen glcklich aufgebunden und kann jetzt als Autor einer neuen epochemachenden Geschichts- theorie in Italien herumstolzieren, bis die dortigen Sozialisten Zeit finden, dem illustre 1*) Loria die gestohlnen Pfauenfedern herunterzuzupfen. Das ist aber erst ein kleines Pr”bchen von Herrn Lorias Manier. Er versichert uns, daá s„mtliche Theorien von Marx beruhen auf einem bewuáten Sophisma (un consaputo sofisma); daá Marx vor Pa- ralogismen nicht zurckscheute, auch wenn er sie als s o l c h e e r k a n n t e (sapendoll tali) usw. Und nachdem er mit einer ganzen Reihe „hnlicher gemeiner Schnurren seinen Lesern das N”- tige beigebracht hat, damit sie Marx fr einen Streber … la Loria ansehn, der seine Effektchen mit denselben kleinen faulen Humbug- smittelchen in Szene setzt wie unser paduanischer Professor, jetzt kann er ihnen ein wichtiges Geheimnis verraten, und damit fhrt er auch uns zur Profitrate zurck. ----- 1*) erlauchten #26# Vorwort ----- Herr Loria sagt: Nach Marx soll sich die in einem kapitalisti- schen Industriegesch„ft produzierte Masse des Mehrwerts (den Herr Loria hier mit dem Profit identifiziert) richten nach dem darin angewandten variablen Kapital, da das konstante Kapital keinen Profit abwirft. Das widerspricht aber der Wirklichkeit. Denn in der Praxis richtet sich der Profit nicht nach dem variablen, son- dern nach dem Gesamtkapital. Und Marx sieht dies selbst ein (I. Kap. XI [5]) und gibt zu, daá dem Anschein nach die Tatsachen seiner Theorie widersprechen. Wie aber l”st er den Widerspruch? Er verweist seine Leser auf einen noch nicht erschienenen folgen- den Band. Von diesem Band hatte Loria seinen Lesern schon frher gesagt, er glaube nicht, daá Marx auch nur einen Augenblick daran gedacht habe, ihn zu schreiben, und jetzt ruft er triumphierend aus: "Nicht mit Unrecht habe ich also behauptet, dieser zweite Band, womit Marx in einem fort seinen Gegnern droht, ohne daá er je er- scheint, dieser Band k”nne sehr wohl ein pfiffiges Auskunftstitel gewesen sein, das Marx da anwandte, wo ihm die wissenschaftlichen Argumente ausgingen (un ingegneso spediente ideato dal Marx a so- stituzione degli argomenti scientifici)." Und wer jetzt nicht berzeugt ist, daá Marx auf derselben H”he des wissenschaftlichen Schwindels steht wie l'illustre Loria, an dem ist Hopfen und Malz verloren. Soviel also haben wir gelernt: nach Herrn Loria ist die Marxsche Mehrwertstheorie absolut unvereinbar mit der Tatsache der allge- meinen gleichen Profitrate. Nun kam das zweite Buch heraus und damit meine ”ffentlich gestellte Frage grade ber diesen selben Punkt. 1*) W„re Herr Loria einer von uns bl”den Deutschen gewe- sen, er w„re einigermaáen in Verlegenheit geraten. Aber er ist ein kecker Sdl„nder, er kommt aus einem heiáen Kiima, wo, wie er behaupten kann, die Unverfrorenheit gewissermaáen Naturbedingung ist. Die Frage wegen der Profitrate ist ”ffentlich gestellt. Herr Loria hat sie ”ffentlich fr unl”slich erkl„rt. Und grade deshalb wird er sich jetzt selbst bertreifen, indem er sie ”ffentlich l”st. Dies Wunder geschieht in Conrads "Jahrbchern", N.F., Bd. XX, S. 272ff., in einem Artikel ber Conrad Schmidts oben erw„hnte Schrift. Nachdem er von Schmidt gelernt, wie der kommerzielle Profit zustande kommt, ist ihm auf einmal alles klar. "Da nun die Wertbestimmung durch die Arbeitszeit den Kapitali- sten, die einen guten Teil ihres Kapitals in L”hnen anlegen, einen Vorteil gibt, so kann das unproduktive" (soll heiáen kom- merzielle) "Kapital von diesen bevorzugten Kapitalisten ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 26 #27# Vorwort ----- einen h”heren Zins" (soll heiáen Profit) erzwingen und die Gleichheit zwischen den einzelnen industriellen Kapitalisten her- vorbringen... So z.B., wenn die industriellen Kapitalisten A, B, C, 100 Arbeitstage fr jeden, und respektive 0, 100, 200 konstan- tes Kapital in der Produktion anwenden, und der Arbeitslohn fr 100 Arbeitstage 50 Arbeitstage in sich enth„lt, jeder Kapitalist einen Mehrwert von 50 Arbeitstagen bekommt und die Profitrate 100% ist fr den ersten, 33,3% fr den zweiten und 20% fr den dritten Kapitalisten. Wenn aber ein vierter Kapitalist D ein un- produktives Kapital von 300 akkumuliert, das einen Zins" (Profit) "von dem Wert von 40 Arbeitstagen von A, einen Zins von 20 Ar- beitstagen von B erheischt, so wird die Profitrate der Kapitali- sten A und B zu 20%, wie die C's sinken und D mit einem Kapital von 300 wird einen Profit von 60, d.h. eine Profitrate von 20%, wie die brigen Kapitalisten bekommen." Mit so berraschender Gewandtheit, im Handumdrehn, l”st l'illustre Loria dieselbe Frage, die er vor zehn Jahren fr un- l”sbar erkl„rt hatte. Leider hat er uns das Geheimnis nicht ver- raten, woher das "unproduktive Kapital" die Macht erh„lt, den In- dustriellen diesen ihren, die Durchschnittsprofitrate berschrei- tenden Extraprofit nicht nur abzuzwacken, sondern auch selbst in der Tasche zu behalten, ganz wie der Grundeigentmer den ber- schssigen Profit des P„chters als Grundrente einsteckt. In der Tat wrden die Kaufleute hiernach einen der Grundrente durchaus analogen Tribut von den Industriellen erheben und dadurch die Durchschnittsprofitrate herstellen. Allerdings ist das Handelskapital ein sehr wesentlicher Faktor in der Herstellung der allgemeinen Profitrate, wie so ziemlich je- dermann weiá. Aber nur ein literarischer Abenteurer, der im Grunde seines Herzens auf die ganze ™konomie pfeift, kann sich die Behauptung erlauben, es besitze die Zauberkraft, allen ber die allgemeine Profitrate, und dazu noch ehe eine solche herge- stellt ist, berschssigen Mehrwert an sich zu saugen und in Grundrente fr sich selbst zu verwandeln, und das obendrein, ohne daá es irgendein Grundeigentum dazu n”tig hat. Nicht weniger er- staunlich ist die Behauptung, das Handelskapital bringe es fer- tig, diejenigen Industriellen zu entdecken, deren Mehrwert nur grade die Durchschnittsprofitrate deckt, und es rechne es sich zur Ehre an, diesen unglcklichen Opfern des Marxschen Wertgeset- zes ihr Los einigermaáen zu erleichtern, indem es ihnen ihre Pro- dukte gratis, sogar ohne jede Provision verkauft. Welch ein Ta- schenspieler geh”rt dazu, sich einzubilden, Marx habe solche j„m- merliche Kunststckchen n”tig! In seiner vollen Glorie aber strahlt unser illustre Loria erst, wenn wir ihn mit seinen nordischen Konkurrenten vergleichen, Z.B. mit Herrn Julius Wolf, der doch auch nicht von gestern ist. Welch ein kleiner Kl„ffer scheint dieser, selbst in seinem dicken Buch ber Sozialismus und kapitalistische #28# Vorwort ----- "Gesellschaftsordnung", neben dem Italiener! Wie unbehilflich, ich w„re fast versucht zu sagen, wie bescheiden steht er da neben der edlen Dreistigkeit, womit der Maestro es als selbstredend hinstellt, daá Marx nicht mehr und nicht minder als alle andern Leute auch, ein genau ebenso bewuáter Sophist, Paralogist, Auf- schneider und Marktschreier war wie Herr Loria selbst - daá Marx jedesmal, wenn er festsetzt, dem Publikum von einem Abschluá sei- ner Theorie in einem folgenden Band vorschwefelt, den er, wie er selbst sehr gut weiá, weder liefern kann noch will! Unbegrenzte Keckheit, gepaart mit aalglattem Durchschlpfen durch unm”gliche Situationen, heroische Verachtung gegen erhaltne Fuátritte, rasch zugreifende Aneignung fremder Leistungen, zudringliche Markt- schreierei der Reklame, Organisation des Ruhms vermittelst des Kamaraderieklngels - wer reicht ihm in alledem das Wasser? Italien ist das Land der Klassizit„t. Seit der groáen Zeit, als bei ihm die Morgenr”te der modernen Welt aufging, brachte es groáartige Charaktere hervor in unerreicht klassischer Vollen- dung, von Dante bis auf Garibaldi. Aber auch die Zeit der Ernied- rigung und Fremdherrschaft hinterlieá ihm klassische Charakter- masken, darunter zwei besonders ausgemeiáelte Typen: den Sgana- rell und den Dulcamara. Die klassische Einheit beider sehn wir verk”rpert in unserm illustre Loria. Zum Schluá muá ich meine Leser ber den Ozean fhren. In New York hat Herr Dr. med. George C. Stiebeling auch eine L”sung des Pro- blems gefunden, und zwar eine „uáerst einfache. So einfach, daá kein Mensch weder hben noch drben sie anerkennen wollte, wor- ber er in groáen Zorn geriet und in einer endlosen Reihe Bro- schren und Zeitungsartikel auf beiden Seiten des groáen Wassers sich bitterlichst ber diese Unbill beschwerte. Man sagte ihm zwar in der "Neuen Zeit" [6], seine ganze L”sung beruhe auf einem Rechenfehler. Aber das konnte ihn nicht st”ren; Marx hat auch Re- chenfehler gemacht und beh„lt dennoch in vielen Dingen recht. Sehn wir uns also die Stiebelingsche L”sung an. "Ich nehme zwei Fabriken an, die mit gleichem Kapital gleiche Zeit arbeiten, aber mit einem verschiednen Verh„ltnis des kon- stanten und des variablen Kapitals. Das Gesamtkapital (c+v) setze ich y, und bezeichne den Unterschied in dem Verh„ltnis des kon- stanten zu dem variablen Kapital mit x. In Fabrik I ist y = c + v, in Fabrik II ist y = (c-x) + (v+x). Die Rate des Mehrwerts ist also in Fabrik I = m/vund in Fabrik II = m/(v+x). Profit (p) nenne ich den Mehrwert (m), um den sich das Gesamtkapital y oder c + v in der gegebnen Zeit vermehrt, also p = m. Die Rate des Profits ist demnach in Fabrik I = p/y oder m/(c+v) und in Fabrik II ebenfalls p/y oder #29# Vorwort ----- m ------------- (c-x) + (v+x) daá d.h. ebenfalls = m/(c+v). Das... Problem l”st sich also der- art, daá auf Grundlage des Wertgesetzes, bei Anwendung gleichen Kapitals und gleicher Zeit, aber ungleicher Mengen lebendiger Ar- beit, aus der Ver„nderung der Rate des Mehrwerts eine gleiche Durchschnittsprofitrate hervorgeht." (G. C. Stiebeling, "Das Werthgesetz und die Profitrate", New York, John Heinrich.) So sch”n und einleuchtend auch die obige Rechnung ist, so sind wir doch gen”tigt, eine Frage an Herrn Dr. Stiebeling zu richten: Woher weiá er, daá die Summe des Mehrwerts, den Fabrik I produ- ziert, aufs Haar gleich ist der Summe des in Fabrik II erzeugten Mehrwerts? Von c, v, y und x, also von allen brigen Faktoren der Rechnung sagt er uns ausdrcklich, daá sie fr beide Fabriken gleiche Gr”áe haben, aber von in kein Wort. Daraus aber, daá er beide hier vorkommende Mengen Mehrwert algebraisch mit in be- zeichnet, folgt dies keineswegs. Es ist, da Herr Stiebeling auch den Profit p ohne weiteres mit dem Mehrwert identifiziert, viel- mehr grade das, was bewiesen werden soll. Nun sind nur zwei F„lle m”glich: entweder sind die beiden in gleich, jede Fabrik produ- ziert gleich viel Mehrwert, also bei gleichem Gesamtkapital auch gleich viel Profit, und dann hat Herr Stiebeling von vornherein das schon vorausgesetzt, was er erst beweisen soll. Oder aber, die eine Fabrik produziert eine gr”áere Summe Mehrwert als die andre, und dann f„llt seine ganze Rechnung dahin. Herr Stiebeling hat weder Mhe noch Kosten gescheut, auf diesen seinen Rechenfehler ganze Berge von Rechnungen aufzubauen und dem Publikum zur Schau zu stellen. Ich kann ihm die beruhigende Ver- sicherung geben, daá sie fast alle gleichm„áig unrichtig sind, und daá sie da, wo dies ausnahmsweise nicht der Fall ist, ganz etwas anders beweisen, als er beweisen will. So beweist er aus der Vergleichung der amerikanischen Zensusberichte von 1870 und 1880 tats„chlich den Fall der Profitrate, erkl„rt ihn aber total falsch und meint, die Marxsche Theorie einer sich immer gleich- bleibenden, stabilen Profitrate durch die Praxis berichtigen zu mssen. Nun folgt aber aus dem dritten Abschnitt des vorliegenden dritten Buchs, daá diese Marxsche "feststehende Profitrate" ein reines Hirngespinst ist, und daá die fallende Tendenz der Pro- fitrate auf Ursachen beruht, die den von Dr. Stiebeling angegeb- nen diametral entgegengesetzt sind. Herr Dr. Stiebeling meint es sicher sehr gut, aber wenn man sich mit wissenschaftlichen Fragen besch„ftigen will, muá man vor allen Dingen lernen, die Schrif- ten, die man benutzen will, so zu lesen, wie der Verfasser sie geschrieben hat und vor allem, ohne Dinge hineinzulesen, die nicht darinstehn. #30# Vorwort ----- Resultat der ganzen Untersuchung: auch mit Bezug auf die vorlie- gende Frage ist es wieder nur die Marxsche Schule, die etwas geleistet hat. Fireman und Conrad Schmidt k”nnen, wenn sie dies dritte Buch lesen, mit ihren eignen Arbeiten jeder an seinem Teil ganz zufrieden sein. London, 4. Oktober 1894 F. Engels Drittes Buch Der Gesamtprozeá der kapitalistischen Produktion Erster Teil #33# ----- Erster Abschnitt Die Verwandlung des Mehrwerts in Profit und der Rate des Mehr- werts in Profitrate ERSTES KAPITEL Kostpreis und Profit Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapi- talistische P r o d u k t i o n s p r o z e á, fr sich genom- men, darbietet, als unmittelbarer Produktionsprozeá, bei dem noch von allen gekund„ren Einwirkungen ihm fremder Umst„nde abgesehn wurde. Aber dieser unmittelbare Produktionsprozeá ersch”pft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der wirklichen Velt er- g„nzt durch den Z i r k u l a t i o n s p r o z e á, und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich, namentlich im dritten Abschnitt, bei Betrachtung des Zirkulationsprozesses als der Vermittlung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, daá der kapitalistische Produktionspro- zeá, im ganzen betrachtet, Einheit von Produktions- und Zirkula- tionsprozeá ist. Worum es sich in diesem dritten Buch handelt, kann nicht sein, allgemeine Reáexionen ber diese Einheit anzu- stellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche aus dem B e w e g u n g s p r o z e á d e s K a p i t a l s, a l s G a n z e s betrachtet, hervor- wachsen. In ihrer wirklichen Bewegung treten sich die Kapitale in solchen konkreten Formen gegenber, fr die die Gestalt des Kapi- tals im unmittelbaren Produktionsprozeá, wie seine Gestalt im Zirkulationsprozeá, nur als besondere Momente erscheinen. Die Ge- staltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, n„hern sich also schrittwels der Form, worin sie auf der Oberfl„- che der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gew”hnlichen Bewuátsein der Produktionsagenten selbst auftreten. #34# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit. ----- Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m. Ziehn wir von diesem Produktenwert den Mehrwert in ab, so bleibt ein bloáes Žquivalent oder ein Er- satzwert in Ware fr den in den Produktionselementen verausgabten Kapitalwert c + v. Verursacht z.B. die Herstellung eines gewissen Artikels eine Ka- pitalausgabe von 500 Pfd.St.: 20 Pfd.St. fr Verschleiá von Ar- beitsmitteln, 380 Pfd.St. fr Produktionsstoffe, 100 Pfd.St. fr Arbeitskraft, und betr„gt die Rate des Mehrwertes 100%, so ist der Wert des Produkts = 400c + 100v + 100m = 600 Pfd.St. Nach Abzug des Mehrwerts von 100 Pfd.St. bleibt ein Warenwert von 500 Pfd.St., und dieser ersetzt nur das verausgabte Kapital von 500 Pfd.St. Dieser Wertteil der Ware, der den Preis der verzehr- ten Produktionsrnittel und den Preis der angewandten Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem Kapitalisten selbst ko- stet, und bildet daher fr ihn den Kostpreis der Ware. Was die Ware dem Kapitalisten kostet, und was die Produktion der Ware selbst kostet, sind allerdings zwei ganz verschiedne Gr”áen. Der aus Mehrwert bestehende Teil des Warenwerts kostet dem Kapi- talisten nichts, eben weil er dem Arbeiter unbezahlte Arbeit ko- stet. Da jedoch auf Grundlage der kapitalistischen Produktion der Arbeiter selbst, nach seinem Eintritt in den Produktionsprozeá, ein Ingrediens des in Funktion begriffenen und dem Kapitalisten zugeh”rigen produktiven Kapitals bildet, der Kapitalist also der wirkliche Warenproduzent ist, so erscheint notwendig der Kost- preis der Ware fr ihn als die wirkliche Kost der Ware selbst. Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel: W = c + v + m in die Formel: W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert. Die Zusammenfassung der verschiednen Wertteile der Ware, die nur den in ihrer Produktion verausgabten Kapitalwert ersetzen, unter der Kategorie des Kostpreises drckt daher einerseits den spezi- fischen Charakter der kapitalistischen Produktion aus. Die kapi- talistische Kost der Ware miát sich an der Ausgabe in Kapital, die wirkliche Kost der Ware an der Ausgabe in Arbeit. Der kapita- listische Kostpreis der Ware ist daher quantitativ verschieden von ihrem Wert oder ihrem wirklichen Kostpreis; er ist kleiner als der Warenwert, denn da W = k + m, ist k = W - m. Andrerseits ist der Kostpreis der Ware keineswegs eine Rubrik, die nur in der kapitalistischen Buchfhrung existiert. Die Verselbst„ndigung dieses Wertteils macht sich in der wirklichen Produktion der Ware fortw„hrend praktisch geltend, da er aus seiner Warenform durch den Zirkulationsprozeá stets wieder in die Form von produktivem Kapital rckverwandelt werden, #37# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- der Kostpreis der Ware also best„ndig die in ihrer Produktion verzehrten Produktionselemente rckkaufen muá. Dagegen hat die Kategorie des Kostpreises in keiner Weise zu tun mit der Wertbildung der Ware oder mit dem Verweirtungsprozeá des Kapitals. Wenn ich weiá, daá 5/6 des Warenwerts, von 600 Pfd.St., oder 500 Pfd.St. nur ein Žquivalent, einen Ersatzwert des veraus- gabten Kapitals von 500 Pfd.St. bilden, und daher nur hinreichen, die stofflichen Elemente dieses Kapitals rckzukaufen, so weiá ich damit weder, wie diese 5/6 des Werts der Ware, die ihren Kostpreis bilden, noch wie das letzte Sechstel, das ihren Mehr- wert bildet, produziert worden sind. Die Untersuchung wird jedoch zeigen, daá der Kostpreis in der Kapitalwirtschaft den falschen Schein einer Kategorie der Wertproduktion selbst erh„lt. Kehren wir zu unserm Beispiel zurck. Unterstellen wir, daá der in einem durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitstag von ei- nem Arbeiter produzierte Wert sich in einer Geldsumme von 6 sh. = 6 M. darstellt, so ist das vorgeschoáne Kapital von 500 Pfd.St. = 40c0 + 100v, das Wertprodukt von 1666 2/3 zehnstndigen Arbeits- tagen, wovon 1333 1/3 Arbeitstage im Wert der Produktionsmittel = 400c, 333 1/3 im Wert der Arbeitskraft = 100v kristallisiert sind. Bei der angenommenen Mehrweirtrate von 100% kostet die Pro- duktion der neu zu bildenden Ware selbst also eine Verausgabung von Arbeitskraft = 100v + 100m = 666 2/3 zehnstndigen Arbeitsta- gen. Wir wissen dann (siehe Buch I, Kap. VII, p. 201/193 1*)), daá der Wert des neugebildeten Produkts von 600 Pfd.St. sich zusammen- setzt aus 1. dem wiedererscheinenden Wert des in Produktionsmit- teln verausgabten konstanten Kapitals von 400 Pfd.St. und 2. ei- nem neuproduzierten Wert von 200 Pfd.St. Der Kostpreis der Ware = 500 Pfd.St. umschlieát die wiedererscheinenden 400c und eine H„lfte des neuproduzierten Werts von 200 Pfd.St. (= 100,), also zwei mit Bezug auf ihre Entstehung ganz und gar verschiedne Ele- mente des Warenwerts. Durch den zweckgem„áen Charakter der w„hrend 6662/3 zehnstndigen Tagen verausgabten Arbeit wird der Wert der verzehrten Produkti- onsmittel, zum Belauf von 400 Pfd.St., von diesen Produktionsmit- teln auf das Produkt bertragen. Dieser alte Wert erscheint daher wieder als Bestandteil des Produktenwerts, aber er entsteht nicht im Produktionsprozeá d i e s e r Ware. Er existiert nur als Be- standteil des Warenwerts, weil er vorher als Bestandteil des vor- geschoánen Kapitals existierte. Das verausgabte konstante ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 226 #38# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Kapital wird also durch den Teil des Warenwerts ersetzt, den es selbst dem Warenwert zusetzt. Dies Element des Kostpreises hat also den zweideutigen Sinn: Es geht einerseits in den Kostpreis der Ware ein, weil es ein Bestandteil des Warenwerts ist, der verausgabtes Kapital ersetzt; und andrerseits bildet es nur einen Bestandteil des Warenwerts, weil es der Wert von verausgabtem Ka- pital ist, oder weil die Produktionsmittel soundso viel kosten. Ganz umgekehrt mit dem andern Bestandteil des Kostpreises. Die w„hrend der Warenproduktion verausgabten 666 2/3 Tage Arbeit bil- den einen Neuwert von 200 Pfd.St. Von diesem Neuwert ersetzt ein Teil nur das vorgeschoáne variable Kapital von 100 Pfd.St. oder den Preis der angewandten Arbeitskraft. Aber dieser vorgeschoáne Kapitalwert geht in keiner Weise in die Bildung des Neuwerts ein. Innerhalb des Kapitalvorschusses z„hlt die Arbeitskraft als W e r t, aber im Produktionsprozeá fungiert sie als W e r t b i l d n e r. An die Stelle des Werts der Arbeitskraft, der innerhalb des Kapitalvorschusses figuriert, tritt im wirklich f u n g i e r e n d e n produktiven Kapital die lebendige, wert- bildende Arbeitskraft selbst. Der Unterschied zwischen diesen verschiednen Bestandteilen des Warenwerts, die zusammen den Kostpreis bilden, springt ins Auge, sobald ein Wechsel in der Wertgr”áe, das eine Mal des verausgab- ten konstanten, das andre Mal des verausgabten variablen Kapi- talteils eintritt. Der Preis derselben Produktionsmittel oder der konstante Kapitaltell steige von 400 Pfd.St. auf 600 Pfd.St., oder sinke umgekehrt auf 200 Pfd.St. Im ersten Fall steigt nicht nur der Kostpreis der Ware von 500 Pfd.St. auf 600c + 100v = 700 Pfd.St., sondern der Warenwert selbst steigt von 600 Pfd.St. auf 600c + 100v + 100m = 800 Pfd.St. Im zweiten Fall sinkt nicht nur der Kostpreis von 500 Pfd.St. auf 200c + 100v = 300 Pfd.St., son- dern der Warenwert selbst von 600 Pfd. St. auf 200c + 100v + 100m = 400 Pfd.St. Weil das verausgabte konstante Kapital seinen eig- nen Wert auf das Produkt bertr„gt, w„chst oder f„llt, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden, der Produktenwert mit der absoluten Gr”áe jenes Kapitalwerts. Nimm umgekehrt an, bei sonst gleich- bleibenden Umst„nden wachse der Preis derselben Masse Arbeits- kraft von 100 Pfd.St. auf 150 Pfd.St., oder sinke umgekehrt auf 50 Pfd.St. Im ersten Fall steigt zwar der Kostpreis von 500 Pfd.St. auf 400c + 150v = 550 Pfd.St. und sinkt im zweiten Fall von 500 Pfd.St. auf 400c + 50v = 450 Pfd.St., aber in beiden F„l- len bleibt der Warenwert unver„ndert = 600 Pfd.St.; das eine Mal = 400c + 150v + 50m, das andre Mal = 400c + 50v + 150m. Das vor- geschoáne variable Kapital setzt dem Produkt nicht seinen eignen Wert zu. An die Stelle seines #41# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- Werts ist vielmehr im Produkt ein von der Arbeit geschaffner Neu- wert getreten. Ein Wechsel in der absoluten Wertgr”áe des vari- ablen Kapitals, soweit er nur einen Wechsel im Preis der Arbeits- kraft ausdrckt, „ndert daher nicht das geringste an der absolu- ten Gr”áe des Warenwerts, weil nichts an der absoluten Gr”áe des Neuwerts, welchen flssige Arbeitskraft schafft. Solcher Wechsel affiziert vielmehr nur das Gr”áenverh„ltnis der beiden Bestand- teile des Neuwerts, wovon der eine Mehrwert bildet, der andre das variable Kapital ersetzt, und daher in den Kostpreis der Ware eingeht. Gemeinsam haben beide Teile des Kostpreises, in unserm Fall 400 + 100v, nur das: daá sie beide Teile des Warenwerts sind, die vor- geschoánes Kapital ersetzen. Dieser wirkliche Sachverhalt erscheint aber notwendig in verkehr- ter Weise vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion. Die kapitalistische Produktionsweise unterscheidet sich von der auf Sklaverei gegrndeten Produktionsweise unter anderm dadurch, daá der Wert, resp. Preis der Arbeitskraft, sich darstellt als Wert, resp. Preis, der Arbeit selbst oder als Arbeitslohn. (Buch I, Kap. XVII.) Der variable Wertteil des Kapitalvorschusses er- scheint daher als in Arbeitslohn verausgabtes Kapital, als ein Kapitalwert, der den Wert, resp. Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt. Nehmen wir z.B. an, daá ein durch- schnittlicher gesellschaftlicher Arbeitstag von 10 Stunden sich in einer Geldmasse von 6 sh. verk”rpert, so ist der variable Ka- pitalvorschuá von 100 Pfd.St. der Geldausdruck eines in 333 1/3 zehnstndigen Arbeitstagen produzierten Werts. Dieser im Kapital- vorschuá figurierende Wert der angekauften Arbeitskraft bildet aber keinen Teil des wirklich fungierenden Kapitals. An seine Stelle tritt im Produktionsprozeá selbst die lebendige Arbeits- kraft. Betr„gt, wie in unserm Beispiel, der Exploitationsgrad der letztern 100%, so wird sie verausgabt w„hrend 666 2/3 zehnstndi- gen Arbeitstagen und setzt daher dem Produkt einen Neuwert von 200 Pfd.St. zu. Aber im Kapitalvorschuá figuriert das variable Kapital von 100 Pfd.St. als in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital, oder als Preis der Arbeit, die w„hrend 666 2/3 zehnstndigen Ta- gen verrichtet wird. 100 Pfd.St. dividiert durch 666 2/3 gibt uns als Preis des zehnstndigen Arbeitstags 3 sh., das Wertprodukt fnfstndiger Arbeit. Vergleichen wir nun Kapitalvorschuá auf der einen Seite und Wa- renwert auf der andern, so haben wir: 1. Kapitalvorschuá von 500 Pfd.St. = 400 Pfd.St. in Produktionsmitteln verausgabtes Kapital (Preis der Produktionsmittel) + 100 Pfd.St. in #42# 1. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Arbeit verausgabtes Kapital (Preis von 666 2/3 Arbeitstagen oder Arbeitslohn fr selbe). II. Warenwert von 600 Pfd.St. = Kostpreis von 500 Pfd.St. (400 Pfd.St. Preis der verausgabten Produktionsmittel + 100 Pfd.St. Preis der verausgabten 666 2/3 Arbeitstage) + 100 Pfd.St. Mehr- wert. In dieser Formel unterscheidet sich der in Arbeit ausgelegte Ka- pitalteil von dem in Produktionsmitteln, z.B. Baumwolle oder Koh- len ausgelegten Kapitalteil nur dadurch, daá er zur Zahlung eines stofflich verschiednen Produktionselements dient, aber in keiner Weise dadurch, daá er im Wertbildungsprozeá der Ware und daher auch im Verwertungsprozeá des Kapitals eine funktionell ver- schiedne Rolle spielt. Im Kostpreis der Ware kehrt der Preis der Produktionsmittel wieder, wie er bereits im Kapitalvorschuá figu- rierte, und zwar weil diese Produktionsmittel zweckgem„á vernutzt worden sind. Ganz ebenso kehrt im Kostpreis der Ware der Preis oder Arbeitslohn fr die zu ihrer Produktion verbrauchten 666 2/3 Arbeitstage wieder, wie er bereits im Kapitalvorschuá figurierte, und zwar ebenfalls weil diese Masse Arbeit in zweckgem„áer Form verausgabt wurde. Wir sehn nur fertige, vorhandne Werte - die Wertteile des vorgeschoánen Kapitals, die in die Bildung des Pro- duktenwerts eingehn - aber kein Neuwert schaffendes Element. Der Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital ist ver- schwunden. Der ganze Kostpreis von 500 Pfd.St. erh„lt jetzt den Doppelsinn, daá er erstens der Bestandteil des Warenwerts von 600 Pfd.St. ist, der das in der Produktion der Ware verausgabte Kapi- tal von 500 Pfd.St. ersetzt; und daá zweitens dieser Wertbestand- teil der Ware selbst nur existiert, weil er vorher als Kostpreis der angewandten Produktionselemente, der Produktionsmittel und Arbeit d.h. als Kapitalvorschuá existierte. Der Kapitalwert kehrt als Kostpreis der Ware wieder, weil und sofern er als Kapitalwert verausgabt worden ist. Der Umstand, daá die verschiednen Wertbestandteile des vorge- schoánen Kapitals in stofflich verschiednen Produktionselementen ausgelegt sind, in Arbeitsmitteln, Roh- und Hilfsstoffen und Ar- beit, bedingt nur, daá der Kostpreis der Ware diese stofflich verschiednen Produktionselemente wieder rckkaufen muá. Mit Bezug auf die Bildung des Kostpreises selbst macht sich dagegen nur ein Unterschied geltend, der Unterschied zwischen fixem und zirkulie- rendem Kapital. In unserm Beispiel waren 20 Pfd.St. berechnet fr Verschleiá der Arbeitsmittel (400c = 20 Pfd.St. fr Verschleiá der Arbeitsmittel + 380 Pfd.St. fr Produktionsstoffe). War der Wert dieser Arbeitsmittel vor der Produktion der Ware = 1200 Pfd.St., so existiert er nach ihrer Produktion in zwei Gestalten, 20 Pfd.St. als Teil des Warenwerts, #43# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- 1200 - 20 oder 1180 Pfd.St. als resistierender Wert der nach wie vor im Besitz des Kapitalisten befindlichen Arbeitsmittel, oder als Wertelement nicht seines Warenkapitals, sondern seines pro- duktiven Kapitals. Im Gegensatz zu den Arbeitsmitteln werden Pro- duktionsstoffe und Arbeitslohn in der Produktion der Ware ganz verausgabt, und geht daher auch ihr ganzer Wert in den Wert der produzierten Ware ein. Wir haben gesehn, wie diese verschiednen Bestandteile des vorgeschoánen Kapitals mit Bezug auf den Um- schlag die Formen von fixem und zirkulierendern Kapital erhalten. Der Kapitalvorschuá ist also = 1680 Pfd.St.: fixes Kapital = 1200 Pfd.St. plus zirkulierendes Kapital = 480 Pfd.St. (= 380 Pfd.St. in Produktionsstoffen plus 100 Pfd.St. in Arbeitslohn). Der Kost- preis der Ware ist dagegen nur = 500 Pfd.St. (20 Pfd.St. fr Ver- schleiá des fixen Kapitals, 480 Pfd.St. fr zirkulierendes Kapi- tal). Diese Differenz zwischen Kostpreis der Ware und Kapitalvorschuá best„tigt jedoch nur, daá der Kostpreis der Ware ausschlieálich gebildet wird durch das fr ihre Produktion wirklich verausgabte Kapital. In der Produktion der Ware werden Arbeitsmittel zum Wert von 1200 Pfd.St. angewandt, aber von diesem vorgeschoánen Kapi- talwert gehn nur 20 Pfd.St. in der Produktion verloren. Das ange- wandte fixe Kapital geht daher nur teilweise in den Kostpreis der Ware ein, weil es nur teilweise in ihrer Produktion verausgabt wird. Das angewandte zirkulierende Kapital geht ganz in den Kost- preis der Ware ein, weil es in ihrer Produktion ganz verausgabt wird. Was beweist dies aber, als daá die verbrauchten fixen und zirkulierenden Kapitaltelle, pro rata ihrer Wertgr”áe, gleichm„- áig in den Kostpreis ihrer Ware eingehn und daá dieser Wertbe- standteil der Ware berhaupt nur aus dem in ihrer Produktion ver- ausgabten Kapital entspringt? W„re dies nicht der Fall, so w„re nicht abzusehn, warum das vorgeschoáne fixe Kapital von 1200 Pfd.St. dem Produktenwert, statt der 20 Pfd.St., die es im Pro- duktionsprozeá verliert, nicht auch die 1180 Pfd.St. zusetzt, die es nicht in ihm verliert. Diese Differenz zwischen fixem und zirkulierendem Kapital in be- zug auf die Berechnung des Kostpreises best„tigt also nur die scheinbare Entstehung des Kostpreises aus dem verausgabten Kapi- talwert oder dem Preis, den die verausgabten Produktionselemente, die Arbeit einbegriffen, dem Kapitalisten selbst kosten. Andrer- seits wird der variable, in Arbeitskraft ausgelegte Kapitalteil in bezug auf Wertbildung hier unter der Rubrik von zirkullerendem Kapital ausdrcklich identifiziert mit konstantem Kapital #44# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- (dem in Produktionsstoffen bestehenden Kapitalteil) und so die Mystifikation des Verwertungsprozesses des Kapitals vollendet. 1) Wir haben bisher nur ein Element des Warenwerts betrachtet, den Kostpreis. Wir mssen uns jetzt auch nach dem andern Bestandteil des Warenwerts umsehn, dem šberschuá ber den Kostpreis oder dem Mehrwert. Zun„chst ist der Mehrwert also ein šberschuá des Werts der Ware ber ihren Kostpreis. Da aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen stoffliche Elemente er auch best„ndig rckverwandelt wird, so ist dieser Wertberschuá ein Wertzuwachs des in der Produktion der Ware verausgabten und aus ihrer Zirkulation zurckkehrenden Kapitals. Man sah bereits frher, daá, obgleich in, der Mehrwert, nur aus einer Wertver„nderung von v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprnglich bloá ein Inkrement des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozeá ebensosehr einen Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v+m), die andeutet, daá in produziert wird durch die Verwandlung des in Arbeitskraft vorgeschoánen bestimmten Kapital- werts v in eine flieáende Gr”áe, also einer konstanten Gr”áe in eine variable, stellt sich ebenso dar als (c+v) + m. Vor der Pro- duktion hatten wir ein Kapital von 500 Pfd.St. Nach der Produk- tion haben wir das Kapital von 500 Pfd.St. plus einem Wertzuwachs von 100 Pfd.St. 2) Der Mehrwert bildet jedoch einen Zuwachs, nicht nur zu dem in den Verwertungsprozeá eingehenden, sondern auch zu dem nicht darin eingehenden Teil des vorgeschoánen Kapitals; also einen Wertzu- wachs, nicht nur zu dem verausgabten Kapital, das aus dem Kost- preis der Ware ersetzt wird, sondern zu dem in der Produktion berhaupt angewandten Kapital. Vor dem Produktionsprozeá hatten wir einen Kapitalwert von 1680 Pfd.St.: 1200 Pfd.St. in Arbeits- mitteln ausgelegtes fixes Kapital, wovon nur --- 1) Welche Verwirrung hieraus im Kopf des ™konomen entstehn kann, wurde Buch I, Kap. VII, 3, S. 216 / 206 ff. 1*), am Beispiel von N. W. Senior gezeigt. 2) Wir wissen in der Tat bereits, daá der Mehrwert bloá Folge der Wertver„nderung ist, die mit v, dem in Arbeitskraft umgesetzten Kapitalteil, vorgeht, daá also v + m = v + delta v (v plus Inkre- ment von v) ist. Aber die wirkliche Wertver„nderung und das Ver- h„ltnis, worin sich der Wert „ndert, werden dadurch verdunkelt, daá infolge des Wachstums seines variierenden Bestandteils auch das vorgeschoáne Gesamtkapital w„chst. Es war 500 und es wird 590." (Buch I, Kap. VII, 1, S.203/195 2*).) ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 237-243 - 2*) ebenda, S. 228 #45# 1. Kapitel - Kostprei, und Profit ----- 20 Pfd. St. fr Verschleiá in den Wert der Ware eingehn, plus 480 Pfd. St. zirkulierendes Kapital in Produktionsstoffen und Ar- beitslohn. Nach dem Produktionsprozeá haben wir 1180 Pfd.St. als Wertbestandteil des produktiven Kapitals plus einem Warenkapital von 600 Pfd.St. Addieren wir diese beiden Wertsummen, so besitzt der Kapitalist jetzt einen Wert von 1780 Pfd.St. Zieht er davon das vorgeschoáne Gesamtkapital von 1680 Pfd.St. ab, so bleibt ein Wertzuwachs von 100 Pfd.St. Die 100 Pfd.St. Mehrwert bilden also ebensosehr einen Wertzuwachs zu dem angewandten Kapital von 1680 Pfd.St., wie zu dem w„hrend der Produktion verausgabten Bruch- stck desselben von 500 Pfd.St. Es ist dem Kapitalisten nun klar, daá dieser Wertzuwachs aus den produktiven Vorg„ngen entspringt die mit dem Kapital vorgenommen werden, daá er also aus dem Kapital selbst entspringt; denn nach dem Produktionsprozeá ist er da, und vor dem Produktionsprozeá war er nicht da. Was zun„chst das in der Produktion verausgabte Kapital betrifft, so scheint der Mehrwert gleichm„áig aus dessen verschiednen, in Produktionsmitteln und Arbeit bestehenden Werte- lementen zu entspringen. Denn diese Elemente gehn gleichm„áig in die Bildung des Kostpreises ein. Sie setzen gleichm„áig ihre als Kapitalvorschsse vorhandnen Werte dem Produktenwert zu und un- terscheiden sich nicht als konstante und variable Wertgr”áen. Dies wird handgreiflich, wenn wir einen Augenblick unterstellen alles verausgabte Kapital bestehe entweder ausschlieálich aus Ar- beitslohn oder ausschlieálich aus dem Wert von Produktionsmit- teln. Wir h„tten dann im ersten Fall statt des Warenwerts 400c + 100v + 100m den Warenwert 500v + 100m. Das in Arbeitslohn ausge- legte Kapital von 500 Pfd.St. ist der Wert aller in der Produk- tion des Warenwerts von 600 Pfd.St. aufgewandten Arbeit und bil- det ebendaher den Kostpreis des ganzen Produkts. Die Bildung die- ses Kostpreises, wodurch der Wert des verausgabten Kapitals als Wertbestandteil des Produkts wiedererscheint, ist aber der ein- zige uns bekannte Vorgang in der Bildung dieses Warenwerts. Wie sein Mehrwertsbestandteil von 100 Pfd.St. entspringt, wissen wir nicht. Ganz ebenso im zweiten Fall, wo der Warenwert = 500c + 100m w„re. In beiden F„llen wissen wir, daá der Mehrwert aus ei- nem gegebnen Wert entspringt, weil dieser Wert in der Form von produktivem Kapital vorgeschossen wurde, gleichgltig ob in der Form von Arbeit oder in der Form von Produktionsmitteln. Andrer- seits aber kann der vorgeschoáne Kapitalwert den Mehrwert nicht aus dem Grunde bilden, weil er verausgabt worden ist, und daher den Kostpreis der Ware bildet. Denn gerade soweit er den Kost- preis der Ware bildet, bildet er keinen Mehrwert, sondern nur ein Žquivalent, einen Ersatzwert des verausgabten #46# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Kapitals. Soweit er also Mehrwert bildet, bildet er ihn nicht in seiner spezifischen Eigenschaft als verausgabtes, sondern als vorgeschoánes und daher angewandtes Kapital berhaupt. Der Mehr- wert entspringt daher ebensosehr aus dem Teil des vorgeschoánen Kapitals, der in den Kostpreis der Ware eingeht, wie aus dem Teil desselben, der nicht in den Kostpreis eingeht; in einem Wort: gleichm„áig aus den fixen und zirkulierenden Bestandteilen des angewandten Kapitals. Das Gesamtkapital dient stofflich als Pro- duktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirkli- chen Arbeitsprozeá ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozeá eingeht. Dies ist vielleicht eben der Grund, daá es nur teilweis zur Bildung des Kostpreises, aber ganz zur Bildung des Mehrwerts beitr„gt. Wie dem auch sei, das Fazit bleibt, daá der Mehrwert gleichzeitig aus allen Teilen des ange- wandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abge- krzt werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt: "Der Kapitalist e r w a r t e t gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt." 3) Als solcher vorgestellter Abk”mmling des vorgeschoánen Gesamtka- pitals erh„lt der Mehrwert die verwandelte Form des P r o f i t s. Eine Wertsumme ist daher Kapital, weil sie ausge- legt wird, um einen Profit zu erzeugen 4), oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird. Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m = k + m in die Formel W = k + p oder Warenwert Kostpreis + Profit. Der Profit, wie wir ihn hier zun„chst vor uns haben, ist also dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer mystifizierten Form, die jedoch mit Notwendigkeit aus der kapitalistischen Produkti- onsweise herausw„chst. Weil in der scheinbaren Bildung des Kost- preises kein Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapi- tal zu erkennen ist, muá der Ursprung der Wertver„nderung, die w„hrend des Produktionsprozesses sich ereignet, von dem variablen Kapitalteil in das Gesamtkapital verlegt werden. Weil auf dem einen Pol der Preis der Arbeitskraft in der verwandelten Form von Arbeitslohn, erscheint auf dem Gegenpol der Mehrwert in der ver- wandelten Form von Profit. --- 3) Malthus, "Principles of Pol. Econ.", 2nd edit., London 1836, p. 268. 4) "Capital: that which is expended with a view to profit." Malthus, "Definitions in Pol. Econ.", London 1827, p. 86. #47# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- Wir haben gesehn: Der Kostpreis der Ware ist kleiner als ihr Wert. Da W = k + m, ist k = W - m. Die Formel W = k + m reduziert sich nur auf W = k, Warenwert = Kostpreis der Ware, wenn m = 0, ein Fall, der auf Grundlage der kapitalistischen Produktion nie- mals eintritt, obgleich unter besondren Marktkonjunkturen der Verkaufspreis der Waren auf oder selbst unter ihren Kostpreis sinken mag. Wird die Ware daher zu ihrem Wert verkauft, so wird ein Profit realisiert, der gleich dem šberschuá ihres Werts ber ihren Kost- preis ist, also gleich dem ganzen im Warenwert steckenden Mehr- wert. Aber der Kapitalist kann die Ware mit Profit verkaufen, ob- gleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr Verkaufs- preis ber ihrem Kostpreis, wenn auch unter ihrem Wert steht, wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit gemacht. In unserm Beispiel ist der Waren- wert = 600 Pfd.St., der Kostpreis = 500 Pfd.St. Wird die Ware zu 510, 520, 530, 560, 590 Pfd.St. verkauft, so wird sie respektive zu 90, 80, 70, 40, 10 Pfd.St. unter ihrem Wert verkauft und den- noch ein Profit von je 10, 20, 30, 60, 90 Pfd.St. aus ihrem Ver- kauf herausgeschlagen. Zwischen dem Wert der Ware und ihrem Kost- preis ist offenbar eine unbestimmte Reihe von Verkaufspreisen m”glich. Je gr”áer das aus Mehrwert bestehende Element des Waren- werts, desto gr”áer der praktische Spielraum dieser Zwischen- preise. Hieraus erkl„ren sich nicht nur allt„gliche Erscheinungen der Konkurrenz, wie z.B. gewisse F„lle des Unterverkaufs (underselling), anormale Niedrigkeit der Warenpreise in bestimm- ten Industriezweigen 5) etc. Das bisher von der politischen ™ko- nomie unbegriffne Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz, das Gesetz, welches die allgemeine Profitrate und die durch sie bestimmten sog. Produktionspreise regelt, beruht, wie man sp„ter sehn wird, auf dieser Differenz zwischen Wert und Kostpreis der Ware und der daher entspringenden M”glichkeit, die Ware mit Pro- fit unter ihrem Wert zu verkaufen. Die Minimalgrenze des Verkaufspreises der Ware ist gegeben durch ihren Kostpreis. Wird sie unter ihrem Kostpreis verkauft, so k”n- nen die verausgabten Bestandteile des produktiven Kapitals nicht v”llig aus dem Verkaufspreis ersetzt werden. Dauert dieser Prozeá fort, so verschwindet der vorgeschoáne Kapitalwert. Schon von diesem Gesichtspunkt aus ist der Kapitalist geneigt, den Kost- preis fr den eigentlichen i n n e r e n Wert der --- 5) Vgl. Buch I, Kap. XVIII, p. 571/561 ff. 1*) ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 571-573 #48# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Ware zu halten, weil er der zur bloáen Erhaltung seines Kapitals notwendige Preis ist. Es kommt aber hinzu, daá der Kostpreis der Ware der Kaufpreis ist, den der Kapitalist selbst fr ihre Pro- duktion gezahlt hat, also der durch ihren Produktionsprozeá selbst bestimmte Kaufpreis. Der beim Verkauf der Ware realisierte Wertberschuá oder Mehrwert erscheint dem Kapitalisten daher als šberschuá ihres Verkaufspreises ber ihren Wert, statt als šber- schuá ihres Werts ber ihren Kostpreis, so daá der in der Ware steckende Mehrwert sich nicht durch ihren Verkauf realisiert, sondern aus dem Verkauf selbst entspringt. Wir haben diese Illu- sion bereits n„her beleuchtet in Buch I, Kap. IV, 2 (Widersprche der allgemeinen Formel des Kapitals), kehren hier aber einen Au- genblick zu der Form zurck, worin sie als Fortschritt der poli- tischen ™konomie ber Ricardo hinaus von Torrens u.a. wieder gel- tend gemacht wurde. "Der natrliche Preis, der aus der Produktionskost besteht oder in andren Worten aus der Kapitalauslage in der Produktion oder Fabrikation von Ware, kann unm”glich den Profit einschlieáen... Wenn ein P„chter im Anbau seiner Felder 100 Quarter Korn auslegt und dafr 120 Quarters wiedererh„lt, bilden die 20 Quarter, als šberschuá des Produkts ber die Auslage, seinen Profit; aber es w„re absurd, diesen šberschuá oder Profit einen Teil seiner Aus- lage zu nennen... Der Fabrikant legt eine gewisse Quantit„t von Rohstoffen, Werkzeugen und Subsistenzmitteln fr Arbeit aus, und erh„lt dagegen eine Quantit„t fertiger Ware. Diese fertige Ware muá einen hohem Tauschwert besitzen als die Rohstofie, Werkzeuge und Subsistenzmittel, durch deren Vorschuá sie erworben wurden." Daher schlieát Torrens, der šberschuá des Verkaufspreises ber den Kostpreis oder der Profit entspringe daher, daá die Konsumen- ten "durch unmittelbaren oder vermittelten (circultous) Austausch eine gewisse gr”áre Portion aller Ingredienzien des Kapitals ge- ben, als deren Produktion kostet" 6). In der Tat, der šberschuá ber eine gegebne Gr”áe kann keinen Teil dieser Gr”áe bilden, also kann auch der Profit, der šber- schuá des Warenwerts ber die Auslagen des Kapitalisten, keinen Teil dieser Auslagen bilden. Geht also in die Wertbildung der Ware kein andres Element ein als der Wertvorschuá des Kapitali- sten, so ist nicht abzusehn, wie aus der Produktion mehr Wert herauskommen soll als in sie einging, oder es werde etwas aus Nichts. Dieser Sch”pfung aus Nichts entrinnt Torrens jedoch nur, indem er sie aus der Sph„re der Warenproduktion in die Sph„re der Warenzirkulation verlegt. Der Profit kann nicht aus der Produk- tion herkommen, sagt Torrens, denn sonst w„re er schon in den Ko- sten der Produktion --- 1*) R. Tortens, "An Essay on the Production of Wealth", London 1821, p. 51-53, 349. #49# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- enthalten, also kein šberschuá ber diese Kosten. Der Profit kann nicht aus dem Warenaustausch herkommen, antwortet ihm Ramsay [7], wenn er nicht bereits vor dem Warenaustausch vorhanden war. Die Wertsumme der ausgetauschten Produkte „ndert sich offenbar nicht durch den Austausch der Produkte, deren Wertsumme sie ist. Sie bleibt dieselbe nach wie vor dem Austausch. Es sei hier bemerkt, daá Malthus sich ausdrcklich auf die Autorit„t von Torrens be- ruft 7), obgleich er selbst den Verkauf der Waren ber ihren Wert anders entwickelt oder vielmehr nicht entwickelt, da alle Argu- mente dieser Art, der Sache nach, unfehlbar auf das seinerzeit vielberhmte negative Gewicht des Phlogiston [8] hinauslaufen. Innerhalb eines durch die kapitalistische Produktion beherrschten Gesellschaftszustandes ist auch der nichtkapitalistische Produ- zent durch die kapitalistischen Vorstellungen beherrscht. In sei- nem letzten Roman, den "Paysans", stellt Balzac, berhaupt ausge- zeichnet durch tiefe Auffassung der realen Verh„ltnisse, treffend dar, wie der kleine Bauer, um das Wohlwollen seines Wucherers zu bewahren, diesem allerlei Arbeiten umsonst leistet und ihm damit nichts zu schenken glaubt, weil seine eigne Arbeit ihm selbst keine bare Auslage kostet. Der Wucherer seinerseits schl„gt so zwei Fliegen mit einer Klappe. Er erspart bare Auslage von Ar- beitslohn und verstrickt den Bauer, den die Entziehung der Arbeit vom eignen Feld fortschreitend ruiniert, tiefer und tiefer in das Fangnetz der Wucherspinne. Die gedankenlose Vorstellung, daá der Kostpreis der Ware ihren wirklichen Wert ausmacht, der Mehrwert aber aus dem Verkauf der Ware ber ihren Wert entspringt, daá die Waren also zu ihren Wer- ten verkauft werden, wenn ihr Verkaufspreis gleich ihrem Kost- preis, d.h. gleich dem Preis der in ihnen aufgezehrten Produkti- onsmittel plus Arbeitslohn, ist von Proudhon mit gewohnter, sich wissenschaftlich spreizender Scharlatanerie als neu entdecktes Geheimnis des Sozialismus ausposaunt worden. Diese Reduktion des Werts der Waren auf ihren Kostpreis bildet in der Tat die Grund- lage seiner Volksbank [9]. Es ward frher auseinandergesetzt, daá sich die verschiednen Wertbestandteile des Produkts in proportio- nellen Teilen des Produkts selbst darstellen lassen. Betr„gt z.B. (Buch I, Kap. VII, 2, S. 211 / 203 1*)) der Wert von 20 Pfund Garn 30 sh. - n„mlich 24 sh. Produktionsmittel, 3 sh. Arbeits- kraft und 3 sh. Mehrwert - so ist dieser Mehrwert darstellbar in 1/10 des Produkts = 2 Pfund Garn. Werden die 20 Pfund Garn --- 7) Malthus, "Definitions in Pol. Econ.", London 1853, p. 70, 71. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 234/235 50 #50# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- nun zu ihrem Kostpreis verkauft, zu 27 sh., so erh„lt der K„ufer 2 Pfund Garn umsonst, oder die Ware ist um 1/10 unter ihrem Wert verkauft, aber der Arbeiter hat nach wie vor seine Mehrarbeit geleistet, nur fr den K„ufer des Garns, statt fr den kapitali- stischen Gamproduzenten. Es w„re durchaus falsch, vorauszusetzen, daá, wenn alle Waren zu ihren Kostpreisen verkauft wrden, das Resultat tats„chlich dasselbe w„re, als wenn sie sich alle ber ihren Kostpreisen, aber zu ihren Werten verkauften. Denn selbst wenn Wert der Arbeitskraft, L„nge des Arbeitstags und Exploitati- onsgrad der Arbeit beralt gleichgesetzt werden, so sind doch die in den Werten der verschiednen Warenarten enthaltnen Massen von Mehrwert durchaus ungleich, je nach der verschiednen organischen Zusammensetzung der zu ihrer Produktion vorgeschoánen Kapitale. 8) --- 8) "Die von verschiednen Kapitalen produzierten Massen von Wert und Mehrwert verhalten sich bei gegebnem Wert und gleich groáem Exploitationsgrad der Arbeitskraft direkt wie die Gr”áen der va- riahlen Bestandteile dieser Kapitale, d.h. ihrer in lebendige Ar- beitskraft umgesetzten Beeandteile." (Buch I, Kap. IX, S. 312/303 1*).) ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 325 #51# ----- ZWEITES KAPITEL Die Profitrate Die allgemeine Formel des Kapitals ist G-W-G': d.h. eine Wertsumme wird in Zirkulation geworfen, um eine gr”áre Wertsumme aus ihr herauszuziehn. Der Prozeá, der diese gr”áre Wertsumme er- zeugt, ist die kapitalistische Produktion; der Prozeá, der sie realisiert, ist die Zirkulation des Kapitals. Der Kapitalist pro- duziert die Ware nicht ihrer selbst wegen, nicht ihres Gebrauchs- werts oder seiner pers”nlichen Konsumtion wegen. Das Produkt, um das es sich in der Tat fr den Kapitalisten handelt, ist nicht das handgreifliche Produkt selbst, sondern der Wertberschuá des Produkts ber den Wert des in ihm konsumierten Kapitals. Der Ka- pitalist schieát das Gesamtkapital vor ohne Rcksicht auf die verschiedne Rolle, die seine Bestandteile in der Prodtiktion des Mehrwerts spielen. Er schieát alle diese Bestandteile gleichm„áig vor, nicht nur um das vorgeschoáne Kapital zu reproduzieren, son- dern um einen Wertberschuá ber dasselbe zu produzieren. Er kann den Wert des variablen Kapitals, den er vorschieát, nur in h”hern Wert verwandeln durch seinen Austausch mit lebendiger Arbeit, durch Exploitation lebendiger Arbeit. Aber er kann die Arbeit nur exploitieren, indem er gleichzeitig die Bedingungen fr die Ver- wirklichung dieser Arbeit, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, Maschinerie und Rohstoff vorschieát, d.h. indem er eine in seinem Besitz befindliche Wertsumme in die Form von Produktionsbedingun- gen verwandelt; wie er berhaupt nur Kapitalist ist, den Ex- ploitationsprozeá der Arbeit berhaupt nur vornehmen kann, weil er als Eigentmer der Arbeitsbedingungen dem Arbeiter als bloáem Besitzer der Arbeitskraft gegenbersteht. Es hat sich schon fr- her, im ersten Buch 1*), gezeigt, daá es grade der Besitz dieser Produktionsmittel durch die Nichtarbeiter ist, welcher die Arbei- ter in Lohnarbeiter, die Nichtarbeiter in Kapitalisten verwan- delt. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 183, 742/743 #52# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Dem Kapitalisten ist es gleichgltig, die Sache so zu betrachten, daá er das konstante Kapital vorschieát, um aus dem variablen Ge- winn zu schlagen, oder das variable verschieát, um das konstante zu verwerten; daá er Geld in Arbeitslohn auslegt, um Maschinen und Rohmaterial h”hern Wert zu geben, oder das Geld in Maschine- rie und Rohmaterial vorschieát, um die Arbeit exploitieren zu k”nnen. Obgleich nur der variable Teil des Kapitals Mehrwert schafft, so schafft er ihn unter der Bedingung, daá auch die and- ren Teile vorgeschossen werden, die Produktionsbedingungen der Arbeit. Da der Kapitalist die Arbeit nur exploitieren kann durch Vorschuá des konstanten Kapitals, da er das konstante Kapital nur verwerten kann durch Vorschuá des variablen, so fallen ihm diese in der Vorstellung alle gleichm„áig zusammen, und dies um so mehr, als der wirkliche Grad seines Gewinns bestimmt ist nicht durch das Verh„ltnis zum variablen Kapital, sondern zum Gesamtka- pital, nicht durch die Rate des Mehrwerts, sondern durch die Rate des Profits, die, wie wir sehn werden, dieselbe bleiben und doch verschiedne Raten des Mehrwerts ausdrucken kann. Zu den Kosten des Produkts geh”ren alle seine Wertbestandteile, die der Kapitalist gezahlt, oder fr die er ein Žquivalent in die Produktion geworfen hat. Diese Kosten mssen ersetzt werden, da- mit das Kapital sich einfach erhalte oder in seiner ursprngli- chen Gr”áe reproduziere. Der in der Ware enthaltne Wert ist gleich der Arbeitszeit, die ihre Herstellung kostet, und die Summe dieser Arbeit besteht aus bezahlter und unbezahlter. Die Kosten der Ware fr den Kapitali- sten bestehn dagegen nur aus dem Teil der in ihr vergegenst„nd- lichten Arbeit, den er gezahlt hat. Die in der Ware enthaltne Mehrarbeit kostet dem Kapitalisten nichts, obgleich sie dem Ar- beiter, ganz so gut wie die bezahlte, Arbeit kostet, und obgleich sie, ganz so gut wie jene Wert schafft und als wertbildendes Ele- ment in die Ware eingeht. Der Profit des Kapitalisten kommt da- her, daá er etwas zu verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat. Der Mehrwert resp. Profit besteht gerade in dem šberschuá des Waren- werts ber ihren Kostpreis, d.h. in dem šberschuá der in der Ware enthaltnen Gesamtsumme von Arbeit ber die in ihr enthaltne be- zahlte Summe Arbeit. Der Mehrwert, woher er immer entspringe, ist sonach ein šberschuá ber das vorgeschoáne Gesamtkapital. Dieser šberschuá steht also in einem Verh„ltnis zum Gesamtkapital, das sich ausdrckt in dem Bruch wo m/C, wo C das Gesamtkapital bedeu- tet. So erhalten wir die P r o f i t r a t e m/C = m/(c+v), im Unterschiede von der Rate des Mehrwerts m/v. #53# 2. Kapitel - Die Profitrate ----- Die Rate des Mehrwerts gemessen am vatiablen Kapital heiát Rate des Mehrwerts; die Rate des Mehrwerts gemessen am Gesamtkapital heiát Profitrate. Es sind zwei verschiedne Messungen derselben Gr”áe, die infolge der Verschiedenheit der Maást„be zugleich ver- schiedne Verh„ltnisse oder Beziehungen derselben Gr”áe ausdrc- ken. Aus der Verwandlung der Mehrwertsrate in Profitrate ist die Ver- wandlung des Mehrwerts in Profit abzuleiten, nicht umgekehrt. Und in der Tat ist die Profitrate das, wovon historisch ausgegangen wird. Mehrwert und Rate des Mehrwerts sind, relativ, das Unsicht- bare und das zu erforschende Wesentliche, w„hrend Profitrate und daher die Form des Mehrwerts als Profit sich auf der Oberfl„che der Erscheinungen zeigen. Was den einzelnen Kapitalisten angeht, so ist klar, daá das ein- zige, was ihn interessiert, das Verh„ltnis des Mehrwerts oder des Wertberschusses, wozu er seine Waren verkauft, zu dem fr die Produktion der Ware vorgeschoánen Gesamtkapital ist; w„hrend ihn das bestimmte Verh„ltnis dieses šberschusses zu, und sein innerer Zusammenhang mit den besondren Bestandteilen des Kapitals nicht nur nicht interessiert, sondern es sein Interesse ist, sich blauen Dunst ber dies bestimmte Verh„ltnis und diesen innern Zu- sammenhang vorzublasen. Obgleich der šberschuá des Werts der Ware ber ihren Kostpreis im unmittelbaren Produktionsprozeá entsteht, wird er erst realisiert im Zirkulationsprozeá, und erh„lt um so leichter den Schein, aus dem Zirkulationsprozeá zu entspringen, als es in der Wirklich- keit, innerhalb der Konkurrenz, auf dem wirklichen Markt, von Marktverh„ltnissen abh„ngt, ob oder nicht, und zu welchem Grad, dieser šberschuá realisiert wird. Es bedarf hier keiner Er”rte- rung, daá, wenn eine Ware ber oder unter ihrem Wert verkauft wird, nur eine andre Verteilung des Mehrwerts stattfindet, und daá diese verschiedne Verteilung, das ver„nderte Verh„ltnis, worin verschiedne Personen sich in den Mehrwert teilen, weder an der Gr”áe noch an der Natur des Mehrwerts irgend etwas „ndert. Im tats„chlichen Zirkulationsprozeá gehn nicht nur die Verwandlungen vor, die wir in Buch II betrachtet, sondern sie fallen zusammen mit der wirklichen Konkurrenz, mit Kauf und Verkauf der Waren ber oder unter ihrem Wert, so daá fr den einzelnen Kapitalisten der von ihm selbst realisierte Mehrwert ebensosehr von der wech- selseitigen šbervorteilung, wie von der direkten Exploitation der Arbeit abh„ngt. Im Zirkulationsprozeá tritt neben der Arbeitszeit die Zirkulati- onszeit in Wirksamkeit, die hiermit die Masse des in einem be- stimmten Zeitraum realisierbaren Mehrwerts beschr„nkt. Es greifen noch andre, der Zirkulation #54# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- entspringende Momente in den unmittelbaren Produktionsprozeá be- stimmend ein. Beide, der unmittelbare Produktionsprozeá und der Zirkulationsprozeá, laufen best„ndig ineinander, durchdringen sich und verf„lschen dadurch best„ndig ihre charakteristischen Unterscheidungsmerkmale. Die Produktion des Mehrwerts wie des Werts berhaupt erh„lt im Zirkulationsprozeá, wie frher gezeigt, neue Bestimmungen; das Kapital durchl„uft den Kreis seiner Ver- wandlungen; endlich tritt es sozusagen aus seinem innern organi- schen Leben in ausw„rtige Lebensverh„ltnisse, in Verh„ltnisse, wo nicht Kapital und Arbeit, sondern einerseits Kapital und Kapital, andrerseits die Individuen auch wieder einfach als K„ufer und Verk„ufer sich gegenberstehn; Zirkulationszeit und Arbeitszeit durchkreuzen sich in ihrer Bahn und scheinen so beide gleichm„áig den Mehrwert zu bestimmen; die ursprngliche Form, worin sich Ka- pital und Lohnarbeit gegenberstehn, wird verkleidet durch Einmi- schung scheinbar davon unabh„ngiger Beziehungen; der Mehrwert selbst erscheint nicht als Produkt der Aneignung von Arbeitszeit, sondern als šberschuá des Verkaufspreises der Waren ber ihren Kostpreis, welcher letztre daher leicht als ihr eigentlicher Wert (valeur intrinsque) sich darstellt, so daá der Profit als šber- schuá des Verkaufspreises der Waren ber ihren immanenten Wert erscheint. Allerdings tritt w„hrend des unmittelbaren Produktionsprozesses die Natur des Mehrwerts fortw„hrend in das Bewuátsein des Kapita- listen, wie seine Gier nach fremder Arbeitszeit etc. uns schon bei Betrachtung des Mehrwerts zeigte. Allein: 1. Es ist der un- mittelbare Produktionsprozeá selbst nur ein verschwindendes Mo- ment, das best„ndig in den Zirkulationsprozeá, wie dieser in je- nen bergeht, so daá die im Produktionsprozeá klarer oder dunkler aufged„mmerte Ahnung von der Quelle des in ihm gemachten Gewinns, d.h. von der Natur des Mehrwerts, h”chstens als ein gleichberech- tigtes Moment erscheint neben der Vorstellung, der realisierte šberschuá stamme aus der vom Produktionsprozeá unabh„ngigen, aus der Zirkulation selbst entspringenden, also dem Kapital unabh„n- gig von seinem Verh„ltnis zur Arbeit angeh”rigen Bewegung. Werden diese Ph„nomene derzirkulation doch selbst von modernen ™konomen, wie Ramsey, Malthus, Senior, Tortens usw., direkt als Beweise an- gefhrt, daá das Kapital in seiner bloá dinglichen Existenz, un- abh„ngig von dem gesellschaftlichen Verh„ltnis zur Arbeit, worin es eben Kapital ist, ein selbst„ndiger Quell des Mehrwerts neben der Arbeit und unabh„ngig von der Arbeit sei. - 2. Unter der Ru- brik der Kosten, worunter der Arbeitslohn f„llt, ebensogut wie der Preis von Rohstoff, Verschleiá der Maschinerie etc., er- scheint Auspressung von unbezahlter Arbeit nur als Ersparung in der Zahlung eines der Artikel, der in #55# 2. Kapitel - Die Profitrate ----- die Kosten eingeht, nur als geringre Zahlung fr ein bestimmtes Quantum Arbeit; ganz wie ebenfalls gespart wird, wenn der Roh- stoff wohlfeiler eingekauft, oder der Verschleiá der Maschinerie verringert wird. So verliert die Abpressung von Mehrarbeit ihren spezifischen Charakter; ihr spezj fisches Verh„ltnis zum Mehrwert wird verdunkelt; und dies wird sehr bef”rdert und erleichtert, wie Buch 1, Abschn. VI 1*) gezeigt, durch die Darstellung des Werts der Arbeitskraft in der Form des Arbeitslohns. Indem alle Teile des Kapitals gleichm„áig als Quelle des ber- schssigen Werts (Profits) erscheinen, wird das Kapitalverh„ltnis mystifiziert. Die Art, wie mittelst des šbergangs durch die Profitrate der Mehrwert in die Form des Profits verwandelt wird, ist jedoch nur die Weiterentwicklung der schon w„hrend des Produktionsprozesses vorgehenden Verkehrung von Subjekt und Objekt. Schon hier sahen wir s„mtliche subjektiven Produktivkr„fte der Arbeit sich als Produktivkr„fte des Kapitals darstellen 2*). Einerseits wird der Wert, die vergangne Arbeit, die die lebendige beherrscht, im Ka- pitalisten personifiziert; andrerseits erscheint umgekehrt der Arbeiter als bloá gegenst„ndliche Arbeitskraft, als Ware. Aus diesem verkehrten Verh„ltnis entspringt notwendig schon im einfa- chen Produktionsverh„ltnis selbst die entsprechende verkehrte Vorstellung, ein transportiertes Bewuátsein, das durch die Ver- wandlungen und Modifikationen des eigentlichen Zirkulationspro- zesses weiterentwickelt wird. Es ist, wie man bei der Ricardeschen Schule studieren kann, ein ganz verkehrter Versuch, die Gesetze der Profitrate unmittelbar als Gesetze der Mehrwertsrate oder umgekehrt darstellen zu wol- len. In dem Kopf des Kapitalisten unterscheiden sie sich natr- lich nicht. In dem Ausdruck m/C ist der Mehrwert gemessen am Wert des Gesamtkapitals, das zu seiner Produktion vorgeschossen und in dieser Produktion teilweise ganz konsumiert, teilweise nur ange- wandt worden ist. In der Tat drckt das Verh„ltnis m/C den Ver- wertungsgrad des ganzen vorgeschoánen Kapitals aus, d.h. dem be- grifflichen, innern Zusammenhang und der Natur des Mehrwerts ent- sprechend gefaát, es zeigt an, wie sich die Gr”áe der Variation des variablen Kapitals zur Gr”áe des vorgeschoánen Gesamtkapitals verh„lt. An und fr sich steht die Wertgr”áe des Gesamtkapitals in keinem innern Verh„ltnis zur Gr”áe des Mehrwerts, wenigstens nicht un- mittelbar. Seinen stofflichen Elementen nach besteht das Gesamt- kapital minus das variable Kapital, besteht also das konstante Kapital aus den stofflichen Bedingungen ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 557-564 - 2*) ebenda, S. 352/353 #56# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- zur Verwirklichung der Arbeit, Arbeitsmitteln und Arbeitsmate- rial. Damit ein bestimmtes Quantum Arbeit sich in Waren verwirk- licht, und daher auch Wert bildet, ist ein bestimmtes Quantum Ar- beitsmaterial und Arbeitsmittel erheischt. Es findet je nach dem besondern Charakter der zugesetzten Arbeit ein bestimmtes techni- sches Verh„ltnis statt zwischen der Masse der Arbeit und der Masse der Produktionsmittel, denen diese lebendige Arbeit zuge- setzt werden soll. Es findet also insofern auch ein bestimmtes Verh„ltnis statt zwischen der Masse des Mehrwerts oder der Mehr- arbeit und der Masse der Produktionsmittel. Wenn z.B. die notwen- dige Arbeit zur Produktion des Arbeitslohns 6 Stunden t„glich be- tr„gt, muá der Arbeiter 12 Stunden arbeiten, um 6 Stunden Mehrar- beit zu tun, um einen Mehrwert von 100% zu erzeugen. Er ver- braucht in den 12 Stunden doppelt soviel Produktionsmittel wie in den 6. Aber deswegen steht der Mehrwert, den er in 6 Stunden zu- setzt, durchaus in keinem unmittelbaren Verh„ltnis zu dem Wert der in den 6 oder auch in den 12 Stunden vernutzten Produktions- mittel. Dieser Wert ist hier ganz gleichgltig; es kommt nur auf die technisch n”tige Masse an. Ob der Rohstoff oder das Arbeits- mittel wohlfeil oder teuer, ist ganz gleichgltig; wenn es nur den erheischten Gebrauchswert besitzt und in der technisch vorge- schriebnen Proportion zu der zu absorbierenden lebendigen Arbeit vorhanden ist. Weiá ich jedoch, daá in einer Stunde x Pfund Baum- wolle versponnen werden und a Schillinge kosten, so weiá ich na- trlich auch, daá in 12 Stunden 12 x Pfund Baumwolle = 12 a Schillinge versponnen werden, und ich kann dann das Verh„ltnis des Mehrwerts zum Wert der 12 so gut wie zum Wert der 6 berech- nen. Aber das Verh„ltnis der lebendigen Arbeit zum W e r t der Produktionsmittel kommt hier nur herein, soweit a Schillinge als Name fr x Pfund Baumwolle dient; weil ein bestimmtes Quantum Baumwolle einen bestimmten Preis hat und daher auch umgekehrt ein bestimmter Preis als Index fr ein bestimmtes Quantum Baumwolle dienen kann, solange der Baumwollenpreis sich nicht „ndert. Wenn ich weiá, daá ich, um 6 Stunden Mehrarbeit anzueignen, 12 Stunden arbeiten lassen, also Baumwolle fr 12 Stunden parat haben muá und den Preis dieses fr 12 Stunden erheischten Quantums Baum- wolle kenne, so existiert auf einem Umweg ein Verh„ltnis zwischen dem Preis der Baumwolle (als Index des notwendigen Quantums) und dem Mehrwert. Umgekehrt kann ich aber nie aus dem Preise des Rohmaterials schlieáen auf die Masse des Rohmaterials, die z.B. in einer Stunde und nicht in 6 versponnen werden kann. Es findet also kein inneres, notwendiges Verh„ltnis statt zwischen dem Wert des konstanten Kapitals, also auch nicht zwischen dem Wert des Gesamtkapitals (=c+v) und dem Mehrwert. #57# 2. Kapitel - Die Profitrate ----- Wenn die Rate des Mehrwerts bekannt und seine Gr”áe gegeben ist, drckt die Profitrate nichts andres aus als das, was sie in der Tat ist, eine andre Messung des Mehrwerts, seine Messung am Wert des Gesamtkapitals, statt an dem Wert des Kapitaltells, aus dem er durch dessen Austausch mit Arbeit direkt entspringt. Aber in der Wirklichkeit (d.h. in der Erscheinungswelt) verh„lt sich die Sache umgekehrt. Der Mehrwert ist gegeben, aber gegeben als šber- schuá des Verkaufspreises der Ware ber ihren Kostpreis; wobei es mysteri”s bleibt, woher dieser šberschuá stammt, aus der Ex- ploitation der Arbeit im Produktionsprozeá, aus der šbervortei- lung der K„ufer im Zirkulationsprozeá, oder aus beiden. Was fer- ner gegeben, ist das Verh„ltnis dieses šberschusses zum Wert des Gesamtkapitals, oder die Profitrate. Die Berechnung dieses šber- schusses des Verkaufspreises ber den Kostpreis auf den Wert des vorgeschoánen Gesamtkapitals ist sehr wichtig und natrlich, da hierdurch in der Tat die Verh„ltniszahl gefunden wird, worin sich das Gesamtkapital verwertet hat, oder sein Verwertungsgrad. Wird von dieser Profitrate ausgegangen, so ist also durchaus auf kein spezifisches Verh„ltnis zwischen dem šberschuá und dem in Ar- beitslohn ausgelegten Teil des Kapitals zu schlieáen. Man wird in einem sp„tern Kapitel 1*) sehn, welche drollige Bocksprnge Malthus macht, wenn er auf diesem Weg hinter das Geheimnis des Mehrwerts und des spezifischen Verh„ltnisses desselben zum vari- ablen Teil des Kapitals durchzudringen sucht. Was die Profitrate als solche zeigt, ist vielmehr gleichm„áiges Verhalten des šber- schusses zu gleich groáen Teilen des Kapitals, das von diesem Ge- sichtspunkt aus berhaupt keine inneren Unterschiede zeigt, auáer dem zwischen fixem und zirkulierendem Kapital. Und diesen Unter- schied auch nur, weil der šberschuá doppelt berechnet wird. N„m- lich erstens als einfache Gr”áe: šberschuá ber den Kostpreis. In dieser seiner ersten Form geht das ganze zirkulierende Kapital in den Kostpreis ein, w„hrend vom fixen Kapital nur der Verschleiá in ihn eingeht. Ferner zweitens: das Verh„ltnis dieses Wertber- schusses zum Gesamtwert des vorgeschoánen Kapitals. Hier geht der Wert des ganzen fixen Kapitals so gut wie der des zirkulierenden in die Rechnung ein. Das zirkulierende Kapital geht also beidemal in derselben Weise ein, w„hrend das fixe Kapital das eine Mal in einer verschiednen, das andre Mal in derselben Weise wie das zir- kulierende Kapital eingeht. So dr„ngt sich der Unterschied zwi- schen zirkulierendern und fixem Kapital hier als der einzige auf. Der šberschuá also, wenn er, hegelisch gesprochen, sich aus der Profitrate ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 3. Teil. S. 25-28 #58# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- in sich zurckreflektiert, oder anders, der šberschuá, n„her durch die Profitrate charakterisiert, erscheint als ein šber- schuá, den das Kapital ber seinen eignen Wert hinaus j„hrlich, oder in einer bestimmten Zirkulationsperiode, erzeugt. Obgleich daher die Profitrate von der Rate des Mehrwerts nume- risch verschieden ist, w„hrend Mehrwert und Profit in der Tat dasselbe und auch numerisch gleich sind, so ist der Profit jedoch eine verwandelte Form des Mehrwerts, eine Form, worin sein Ur- sprung und das Geheimnis seines Daseins verschleiert und ausge- l”scht ist. In der Tat ist der Profit die Erscheinungsform des Mehrwerts, welcher letztre erst durch Analyse aus der erstern herausgesch„lt werden muá. Im Mehrwert ist das Verh„ltnis zwi- schen Kapital und Arbeit bloágelegt; im Verh„ltnis von Kapital und Profit, d.h. von Kapital und dem Mehrwert, wie er einerseits als im Zirkulationsprozeá realisierter šberschuá ber den Kost- preis der Ware, andrerseits als ein durch sein Verh„ltnis zum Ge- samtkapital n„her bestimmter šberschuá erscheint, erscheint das Kapital als Verh„ltnis zu sich selbst, ein Verh„ltnis, worin es sich als ursprngliche Wertsumme von einem, von ihm selbst ge- setzten Neuwert unterscheidet. Daá es diesen Neuwert w„hrend sei- ner Bewegung durch den Produktionsprozeá und den Zirkulationspro- zeá erzeugt, dies ist im Bewuátsein. Aber wie dies geschieht, das ist nun mystifiziert und scheint von ihm selbst zukommenden, ver- borgnen Qualit„ten herzustammen. Je weiter wir den Verwertungsprozeá des Kapitals verfolgen, um so mehr wird sich das Kapitalverh„ltnis mystifizieren, und um so we- niger das Geheimnis seines inneren Organismus bloálegen. In diesem Abschnitt ist die Profitrate numerisch von der Rate des Mehrwerts verschieden; dagegen sind Profit und Mehrwert behandelt als dieselbe numerische Gr”áe, nur in verschiedner Form. Im fol- genden Abschnitt werden wir sehn, wie die Ver„uáerlichung weiter- geht und der Profit auch numerisch als eine vom Mehrwert ver- schiedne Gr”áe sich darstellt. #59# ----- DRITTES KAPITEL Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate Wie am Schluá des vorigen Kapitels hervorgehoben, unterstellen wir hier, wie berhaupt in diesem ganzen ersten Abschnitt, daá die Summe des Profits, die auf ein gegebnes Kapital f„llt, gleich ist der gesamten Summe des vermittelst dieses Kapitals in einem gegebnen Zirkulationsabschnitt produzierten Mehrwerts. Wir sehn also einstweilen davon ab, daá dieser Mehrwert einerseits sich spaltet in verschiedne Unterformen: Kapitalzins, Grundrente, Steuern etc., und daá er andrerseits in der Mehrzahl der F„lle sich keineswegs deckt mit dem Profit, wie er angeeignet wird kraft der allgemeinen Durchschnittsprofitrate, von der im zweiten Abschnitt die Rede sein wird. Soweit der Profit quantitativ dem Mehrwert gleichgesetzt wird, ist seine Gr”áe, und die Gr”áe der Profitrate, bestimmt durch die Verh„ltnisse einfacher, in jedem einzelnen Fall gegebner oder be- stimmbarer Zahlengr”áen. Die Untersuchung bewegt sich also zun„chst auf rein mathematischem Gebiet. Wir behalten die im ersten und zweiten Buch angewandten Bezeich- nungen bei. Das Gesamtkapital C teilt sich in das konstante Kapi- tal c und das variable Kapital v, und produziert einen Mehrwert m. Das Verh„ltnis dieses Mehrwerts zum vorgeschoánen variablen Kapital, also m/v nennen wir die Rate des Mehrwerts und bezeich- nen sie mit m'. Es ist also m/v = m' und folglich m = m'v. Wird dieser Mehrwert, statt auf das variable Kapital, auf das Gesamt- kapital bezogen, so heiát er Profit (p) und das Verh„ltnis des Mehrwerts m zum Gesamtkapital C, also m/C, heiát die Pro- fitrate p'. Wir haben demnach: m m p' = - = ---, C c+v #60# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerft in Profit usw. ----- setzen wir fr in seinen oben gefundnen Wert m'v, so haben wir v v p' = m'- = m'---, C c+v welche Gleichung sich auch ausdrcken l„át in der Proportion: p':m' = v:C; die Pirofitrate verh„lt sich zur Mehrwertsrate wie das variable Kapital zum Gesamtkapital. Es folgt aus dieser Proportion, daá p', die Profitrate stets kleiner ist als m, die Mehrwertsrate, weil v, das variable Kapi- tal, stets kleiner ist als C, die Summe von v+c, von variablem und konstantem Kapital; den einzigen, praktisch unm”glichen Fall ausgenommen, wo v=C, wo also gar kein konstantes Kapital, kein Produktionsmittel, sondern nur Arbeitslohn vom Kapitalisten vor- geschossen wrde. Es kommen bei unsrer Untersuchung indes noch eine Reihe andrer Faktoren in Betracht, die auf die Gr”áe von c, v und m bestimmend einwirken, und daher kurz zu erw„hnen sind. Erstens der W e r t d e s G e l d e s. Diesen k”nnen wir berall als konstant annehmen. Zweitens der U m s c h l a g. Diesen Faktor lassen wir einst- weilen ganz auáer Betracht, da sein Einfluá auf die Profitrate in einem sp„tern Kapitel besonders behandelt wird. {Hier nehmen wir nur den einen Punkt vorweg, daá die Formel p'=m'v/C streng rich- tig ist nur fr e i n e Umschlagsperiode des variablen Kapi- tals, daá wir sie aber fr den Jahresumschlag richtig machen, in- dem wir statt m', der einfachen Rate des Mehrwerts, m'n, die Jah- resrate des Mehrwerts setzen; worin n die Anzahl der Umschl„ge des variablen Kapitals innerhalb eines Jahres ist (s. Buch II, Kap. XVI, I). F. E.}. Drittens kommt in Betracht die P r o d u k t i v i t „ t d e r A r b e i t, deren Einfluá auf die Rate des Mehrwerts in Buch I, Abschnitt IV, ausfhrlich er”rtert worden ist. Sie kann aber auch noch einen direkten Einfluá auf die Profitrate, wenigstens eines Einzelkapitals, ausben, wenn, wie Buch I, Kap. X, S. 323/314 1*) entwickelt, dies Einzelkapital mit gr”áerer als der gesellschaft- lich-durchschnittlichen Produktivit„t arbeitet, seine Produkte zu einem niedrigem Wert darstellt, als dem gesellschaftlichen Durch- schnittswert derselben Ware, und so einen Extraprofit realisiert. Dieser Fall bleibt hier aber noch unbercksichtigt, da wir auch in diesem Abschnitt noch von der Voraussetzung ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 335/336 #61# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertrate ----- ausgehn, daá die Waren unter gesellschaftlich-normalen Bedingun- gen produziert und zu ihren Werten verkauft werden. Wir gehn also in jedem einzelnen Fall von der Annahme aus, daá die Produktivi- t„t der Arbeit konstant bleibt. In der Tat drckt die Wertzusam- mensetzung des in einem Industriezweig angelegten Kapitals, also ein bestimmtes Verh„ltnis des variablen zum konstanten Kapital, jedesmal einen bestimmten Grad der Produktivit„t der Arbeit aus. Sobald also dies Verh„ltnis anders als durch bloáe Wert„nderung der stofflichen Bestandteile des konstanten Kapitals, oder durch Žnderung des Arbeitslohns, eine Ver„nderung erf„hrt, muá auch die Produktivit„t der Arbeit eine Žnderung erlitten haben, und wir werden daher oft genug finden, daá die mit den Faktoren c, v und in vorgehenden Ver„nderungen ebenfalls Žnderungen in der Produk- tivit„t der Arbeit einschlieáen. Dasselbe gilt von den noch brigen drei Faktoren: L „ n g e d e s A r b e i t s t a g s, I n t e n s i t „ t d e r A r b e i t u n d A r b e i t s l o h n. Ihr Einfluá auf Masse und Rate des Mehrwerts ist im ersten Buch 1*) ausfhrlich entwic- kelt. Es ist also begreiflich, daá, wenn wir auch zur Vereinfa- chung stets von der Voraussetzung ausgehn, daá diese drei Fakto- ren konstant bleiben, dennoch die Ver„nderungen, die mit v und in vorgehn, ebenfalls Wechsel in der Gr”áe dieser ihrer Bestimmungs- momente in sich schlieáen k”nnen. Und da ist nur kurz daran zu erinnern, daá der Arbeitslohn auf Gr”áe des Mehrwerts und H”he der Mehrwertsrate umgekehrt wirkt wie die L„nge des Arbeitstags und die Intensit„t der Arbeit-, daá Steigerung des Arbeitslohns den Mehrwert verringert, w„hrend Verl„ngerung des Arbeitstags und Erh”hung der Intensit„t der Arbeit ihn vermehren. Gesetzt z.B., ein Kapital von 100 produziere mit 20 Arbeitern bei zehnstndiger Arbeit und einem Gesamtwochenlohn von 20 einen Mehrwert von 20, so haben wir: 80c + 20v + 20m; m'= 100%, p' = 20%. Der Arbeitstag werde verl„ngert, ohne Lohnerh”hung, auf 15 Stun- den; das Gesamtwertprodukt der 20 Arbeiter erh”ht sich dadurch von 40 auf 60 (10:15 = 40:60); da v, der gezahlte Arbeitslohn, derselbe bleibt, steigt der Mehrwert von 20 auf 40, und wir ha- ben: 80c + 20v + 40m; m' = 200%, p' = 40%. Wenn andrerseits, bei zehnst„ndiger Arbeit, der Lohn von 20 auf 12 f„llt, so haben wir ein Gesamtwertprodukt von 40 wie anfangs, aber es verteilt ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 542-552 #62# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- sich anders; v sinkt auf 12 und l„át daher den Rest von 28 fr m Wir haben also: 80v + 12v + 28m; m' = 233 1/3 %, p' = 28/92 = 30 10/23 %. Wir sehn also, daá sowohl verl„ngerter Arbeitstag (oder desglei- chen gesteigerte Arbeitsintensit„t) wie Senkung des Lohns die Masse und damit die Rate des Mehrwerts steigern; umgekehrt wrde erh”hter Lohn bei sonst gleichen Umst„nden die Rate des Mehrwerts herabdrcken. W„chst also v durch Lohnsteigerung, so drckt es nicht ein gesteigertes, sondern nur ein teurer bezahltes Arbeits- quantum aus; m' und p' steigen nicht, sondern fallen. Es zeigt sich hier schon, daá Žnderungen in Arbeitstag, Ar- beitsintensit„t und Arbeitslohn nicht eintreten k”nnen ohne gleichzeitige Žnderung in v und m und ihrem Verh„ltnis, also auch in p', dem Verh„ltnis von in zu c + v, dem Gesamtkapital; und ebenso ist es klar, daá Žnderungen des Verh„ltnisses von in zu v ebenfalls Wechsel in mindestens einer der erw„hnten drei Arbeits- bedingungen einschlieáen. herin zeigt sich eben die besondre organische Beziehung des vari- ablen Kapitals zur Bewegung des Gesamtkapitals und seiner Verwer- tung, sowie sein Unterschied vom konstanten Kapital. Das kon- stante Kapital, soweit Wertbildung in Betracht kommt, ist nur wichtig wegen dem Wert, den es hat, wobei es ganz gleichgltig fr die Wertbildung ist, ob ein konstantes Kapital von 1500 Pfd.St. 1500 Tonnen Eisen sage zu 1 Pfd.St., oder 500 Tonnen Ei- sen zu 3 Pfd.St. vorstellt. Das Quantum der wirklichen Stoffe, das sein Wert darstellt, ist vollst„ndig gleichgltig fr die Wertbildung und fr die Rate des Profits, die in umgekehrter Richtung mit diesem Wert variiert, einerlei welches Verh„ltnis die Zu- oder Abnahme des Werts des konstanten Kapitals zur Masse der stofflichen Gebrauchswerte hat, die es darstellt. Ganz anders verh„lt es sich mit dem variablen Kapital. Es ist nicht der Wert, den es hat, die Arbeit, die in ihm vergegenst„nd- licht ist, worauf es zun„chst ankommt, sondern dieser Wert als bloáer Index der Gesamtarbeit, die es in Bewegung setzt, und die nicht in ihm ausgedruckt ist; der Gesamtarbeit, deren Unterschied von der in ihm selbst ausgedrckten und daher bezahlten Arbeit, deren Mehrwert bildender Teil eben um so gr”áer ist, je kleiner die in ihm selbst enthaltne Arbeit. Ein Arbeitstag von 10 Stunden sei gleich zehn Schilling = zehn Mark. Ist die notwendige, den Arbeitslohn, also das variable Kapital ersetzende Arbeit = 5 Stunden = 5 Schill., so die Mehrarbeit = 5 Stunden und der Mehr- wert = 5 Schill., ist jene 4 Stunden #63# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- 4 Schill., so die Mehrarbeit 6 Stunden und der Mehrwert = 6 Schilling. Sobald also die Wertgr”áe des variablen Kapitals aufh”rt, Index der von ihm in Bewegung gesetzten Arbeitsmasse zu sein, vielmehr das Maá dieses Index selbst sich „ndert, wird die Rate des Mehr- werts in entgegengesetzter Richtung und in umgekehrtem Verh„ltnis mit ge„ndert. Wir gehn jetzt dazu ber, die obige Gleichung der Profitrate p' = m'v/C auf die verschiednen m”glichen F„lle anzuwenden. Wir werden nacheinander die einzelnen Faktoren von m'v/C ihren Wert „ndern lassen und die Wirkung dieser Žnderungen auf die Profitrate fest- stellen. Wir erhalten so verschiedne Reihen von F„llen, die wir entweder als sukzessive ver„nderte Wirkungsumst„nde eines und desselben Kapitals ansehn k”nnen oder aber als verschiedne, gleichzeitig nebeneinander bestehende und zur Vergleichung heran- gezogne Kapitale, etwa in verschiednen Industriezweigen oder ver- schiednen L„ndern. Wenn daher die Auffassung mancher unsrer Bei- spiele als zeitlich aufeinanderfolgender Zust„nde eines und des- selben Kapitals gezwungen oder praktisch unm”glich erscheint, so f„llt dieser Einwand weg, sobald sie als Vergleichung unabh„ngi- ger Kapitale gefaát werden. Wir trennen also das Produkt m'v/C in seine beiden Faktoren m' und v/C; wir behandeln zuerst m' als konstant und untersuchen die Wirkung der m”glichen Variationen von v/C; wir setzen dann den Bruch v/C als konstant und lassen m' die m”glichen Variationen durchmachen; endlich setzen wir s„mtliche Faktoren als variabel, und ersch”pfen damit die s„mtlichen F„lle, aus denen sich Gesetze ber die Profitrate ableiten lassen. I. m' konstant, v/C variabel Fr diesen Fall, der mehrere Unterf„lle umfaát, l„át sich eine allgemeine Formel aufstellen. Haben wir zwei Kapitale C und C1 mit den respektiven variablen Bestandteilen v und v1, mit der beiden gemeinsamen Mehrwertsrate m', und den Profitraten p' und p', - so ist: p' = m'v/C; p'1 = m'v1/C1. Setzen wir nun C und C1, sowie v und v1 in Verh„ltnis zueinander, setzen wir z.B. den Wert des Bruchs C1/C = E, und den des Bruchs v1/v = e, #64# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- so ist C1 = EC, und v1 = ev. Indem wir nun in der obigen Glei- chung fr p'1, fr C1 und v1 die so gewonnenen Werte setzen, ha- ben wir: ev p'1 = m'--. EC1 Wir k”nnen aber noch eine zweite Formel aus obigen beiden Glei- chungen ableiten, indem wir sie in die Proportion verwandeln: p':p'1 = m'v/C : m'v1/C1 = v/C : v1/C1. Da der Wert eines Bruchs derselbe bleibt, wenn Z„hler und Nenner mit derselben Zahl multipliziert oder dividiert werden, so k”nnen wir v/C und v1/C1 auf Prozents„tze reduzieren, d.h. C und C1 beide = 100 setzen. Dann haben wir v/C = v/100 und v1/C = v1/100, und k”nnen in obiger Proportion die Nenner weglassen, und erhal- ten: p':p'1 = v:v1; oder: Bei zwei beliebigen Kapitalen, die mit gleicher Mehrwertsrate fungieren, verhalten sich die Profitraten wie die variablen Kapi- talteile, prozentig auf ihre respektiven Gesamtkapitale berech- net. Diese beiden Formen umfassen alle F„lle der Variation von v/C. Ehe wir diese F„lle einzeln untersuchen, noch eine Bemerkung. Da C die Summe von c und v, des konstanten und des variablen Kapitals, ist, und da die Mehrwertsrate wie die Profitrate gew”hnlich in Prozenten ausgedrckt werden, so ist es berhaupt bequem, die Summe c + v ebenfalls gleich Hundert zu setzen, d.h. c und v pro- zentig auszudrcken. Es ist fr die Bestimmung zwar nicht der Masse, aber wohl der Rate des Profits einerlei, ob wir sagen: ein Kapital von 15 000, wovon 12 000 konstantes und 3000 variables Kapital, produziert einen Mehrwert von 3000; oder ob wir dies Ka- pital auf Prozente reduzieren: 15 000C = 12 000c + 3000v (+ 3000m) 100C= 80c + 20v (+ 20m). In beiden F„llen ist die Rate des Mehrwerts m' = 100%, die Pro- fitrate = 20%. Ebenso, wenn wir zwei Kapitale miteinander vergleichen, z. B. mit dem vorstehenden ein andres Kapital: 12 000C = 10 800c + 1200v (+ 1200m) 100C = 90c + 10v (+ 10m), #65# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zw Mehrwerurate ----- wo beidemal m'= 100%, p'= 10% ist, und wo die Vergleichung mit dem vorstehenden Kapital in der prozentigen Form weit bersicht- licher ist. Handelt es sich dagegen um Ver„nderungen, die an einem und dem- selben Kapital vorgehn, so ist die prozentige Form nur selten zu gebrauchen, weil sie diese Ver„nderungen fast immer verwischt. Geht ein Kapital von der prozentigen Form: 80c+ 20v + 20m ber in die prozentige Form: 90c +10v + 10m, so ist nicht ersichtlich, ob die ver„nderte prozentige Zusammen- setzung 90c + 10v entstanden ist durch absolute Abnahme von v oder absolute Zunahme von c, oder durch beides. Dazu mssen wir die absoluten Zahlengr”áen haben. Fr die Untersuchung der nach- folgenden einzelnen F„lle von Variation aber kommt alles darauf an, wie diese Ver„nderung zustande gekommen ist, ob die 80c + 20v zu 90c + 10v geworden sind dadurch, daá meinetwegen die 12 000c + 3000v durch Vermehrung des konstanten Kapitals bei gleichbleiben- dem variablen sich verwandelt haben in 27 000c+ 3000v (prozentig 90c + 10v); oder ob sie diese Form angenommen haben, bei gleich- bleibendem konstantem Kapital durch Verringerung des variablen, also durch šbergang in 12 000c + 1333 1/3v (prozentig ebenfalls 90c + 10v); oder endlich durch Žnderung beider Summanden, etwa 13 500c + 1500v (prozentig wieder 90c + 10v). Diese F„lle werden wir aber gerade alle nacheinander zu untersuchen, und damit auf die Annehmlichkeiten der prozentigen Form zu verzichten, oder sie nur in zweiter Unie anzuwenden haben. 1. m' und C konstant, v variabel Wenn v seine Gr”áe „ndert, kann C nur unver„ndert bleiben da- durch, daá der andre Bestandteil von C, n„mlich das konstante Ka- pital c, seine Gr”áe um dieselbe Summe, aber in entgegengesetzter Richtung, „ndert wie v. Ist C ursprnglich = 80c + 20v = 100 und verringert sich dann v auf 10, so kann C nur = 100 bleiben, wenn c auf 90 steigt; 90c + 10v = 100. Allgemein gesprochen: verwan- delt sich v in v +- d, in v vermehrt oder vermindert um d, so muá c sich verwandeln in c -+ d, muá um dieselbe Summe, aber in ent- gegengesetzter Richtung, variieren, damit den Bedingungen des vorliegenden Falls gengt werde. Ebenfalls muá, bei gleichbleibender Mehrwertsrate m', aber wech- selndem variablem Kapital v, die Masse des Mehrwerts in sich „n- dern, da m = m'v und in m'v der eine Faktor, v, einen andem Wert erh„lt. #66# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Die Voraussetzungen unsres Falls ergeben neben der ursprnglichen Gleichung p' = m'v/C durch Variation von v die zweite: p#1 = m'v1/C, worin v in v1 bergegangen, und p'1 die daraus folgende ver„n- derte Profitrate, zu finden ist. Sie wird gefunden durch die entsprechende Proportion: p:p'1 = m'v/C : m'v1/C = v:v1. Oder: bei gleichbleibender Mehrwertsrate und gleichbleibendem Ge- samtkapital verh„lt sich die ursprngliche Profittate zu der durch Žnderung des variablen Kapitals entstandnen wie das ur- sprngliche variable Kapital zum ver„nderten. War das Kapital ursprnglich wie oben: I. 15 000C = 12 000c + 3000v (+ 3000m); und ist es jetzt: II. 15 000C = 13 000c + 2000v (+ 2000m); so ist C = 15 000 und m'= 100% in beiden F„llen, und die Profitrate von I, 20%. verh„lt sich zu der von II, 13 1/3 %, wie das variable Kapital von I, 3000, zu dem von II, 2000, also 20%: 13 1/3% = 3000:2000. Das variable Kapital kann nun entweder steigen oder fallen. Neh- men wir zuerst ein Beispiel, worin es steigt. Ein Kapital sei ur- sprnglich konstituiert und fungiere wie folgt: I. 100c + 20v + 10m; C = 120, m' = 50%, p' = 8 1/3 %. Das variable Kapital steige nun auf 30; dann muá nach der Voraus- setzung das konstante Kapital von 100 auf 90 fallen, damit das Gesamtkapital unver„ndert = 120 bleibe. Der produzierte Mehrwert muá, bei gleicher Mehrwertsrate von 50%, auf 15 steigen. Wir ha- ben also: II. 90c + 30v + 15m; C = 120, m' = 50%, p' = 12 1/2 %. Gehn wir zun„chst von der Annahme aus, daá der Arbeitslohn unver- „ndert sei. Dann mssen die andern Faktoren der Mehrwertsrate, Arbeitstag und Arbeitsintensit„t, ebenfalls gleichgeblieben sein. Die Steigerung von v (von 20 auf 30) kann also nur den Sinn ha- ben, daá die H„lfte mehr Arbeiter angewandt werden. Dann steigt auch das Gesamtwertprodukt um die H„lfte, von 30 auf 45, und ver- teilt sich, ganz wie vorher, zu 2/3 auf Arbeitslohn und 1/3 auf Mehrwert. Gleichzeitig aber ist bei vermehrter #67# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- Arbeiteranzahl das konstante Kapital, der Wert der Produktions- mittel, von 100 auf 90 gefallen. Wir haben also vor uns einen Fall von abnehmender Produktivit„t der Arbeit, verbunden mit gleichzeitiger Abnahme des kori, stanten Kapitals; ist dieser Fall ”konomisch m”glich? In der Agrikultur und extraktiven Industrie, wo Abnahme der Pro- duktivit„t der Arbeit und daher Zunahme der besch„ftigten Arbei- terzahl leicht zu begreifen, ist dieser Prozeá - innerhalb der Schranken der kapitalistischen Produktion und auf deren Basis - verbunden nicht mit Abnahme, sondern mit Zunahme des konstanten Kapitals. Selbst wenn die obige Abnahme von c durch bloáen Preis- fall bedingt w„re, wrde ein einzelnes Kapital den šbergang von I zu II nur unter ganz ausnahmsweisen Umst„nden vollziehn k”nnen. Bei zwei unabh„ngigen Kapitalen aber, die in verschiednen L„ndern oder in verschiednen Zweigen der Agrikultur oder extraktiven In- dustrie angelegt, w„re es nichts Auffallendes, wenn in dem einen Fall mehr Arbeiter (daher gr”áeres variables Kapital) angewandt wrden und mit minder wertvollen oder sp„rlicheren Produktions- mitteln arbeiteten als im andern Fall. Lassen wir aber die Voraussetzung fallen, daá der Arbeitslohn sich gleichbleibt, und erkl„ren wir die Steigerung des variablen Kapitals von 20 auf 30 durch Erh”hung des Arbeitslohns um die H„lfte, so tritt ein ganz andrer Fall ein. Dieselbe Arbeiteranz- ahl - sagen wir 20 Arbeiter - arbeitet mit denselben oder nur un- bedeutend verringerten Produktionsmitteln weiter. Bleibt der Ar- beitstag unver„ndert - z.B. auf 10 Stunden so ist das Gesamtwert- produkt ebenfalls unver„ndert; es ist nach wie vor 30. Diese 30 werden aber s„mtlich gebraucht, um das vorgeschoáne variable Ka- pital von 30 zu ersetzen; der Mehrwert w„re verschwunden. Es war aber vorausgesetzt, daá die Mehrwertsrate konstant, also wie in I auf 50% stehnbliebe. Dies ist nur m”glich, wenn der Arbeitstag um die H„lfte verl„ngert, auf 15 Stunden erh”ht wird. Die 20 Arbei- ter produzierten dann in 15 Stunden einen Gesamtwert von 45, und die s„mtlichen Bedingungen w„ren erfllt: II. 90c +30v + 15m; C = 120, m' = 50%, p' = 12 1/2 %. In diesem Fall brauchen die 20 Arbeiter nicht mehr Arbeitsmittel, Werkzeug, Maschinen etc. als im Fall I; nur das Rohmaterial oder die Hilfsstoffe máten sich um die H„lfte vermehren. Bei einem Preisfall dieser Stoffe w„re also der šbergang von I zu II unter unseren Voraussetzungen schon weit eher auch fr ein einzelnes Kapital ”konomisch zul„ssig. Und der Kapitalist wrde fr seinen, bei Entwertung seines konstanten Kapitals etwa erlittenen Verlust wenigstens einigermaáen entsch„digt durch gr”áern Profit. #68# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Nehmen wir nun an, das variable Kapital falle statt zu steigen. Dann brauchen wir nur unser obiges Beispiel umzukehren, Nr. II als das ursprngliche Kapital zu setzen und von II zu I berzu- gehn. II. 90c + 30v + 15m verwandelt sich dann in I. 100c + 20v + 10m, und es ist augenscheinlich, daá durch diese Umstellung an den die beiderseitigen Profitraten und ihr gegen- seitigem Verh„ltnis regelnden Bedingungen nicht das geringste ge- „ndert wird. F„llt v von 30 auf 20, weil 1/3 weniger Arbeiter besch„ftigt wer- den bei wachsendem konstantem Kapital, so haben wir hier den Nor- malfall der modernen Industrie vor uns: steigende Produktivit„t der Arbeit, Bew„ltigung gr”áerer Massen von Produktionsmitteln durch weniger Arbeiter. Daá diese Bewegung mit dem gleichzeitig eintretenden Fall in der Profitrate notwendig verbunden ist, wird sich im dritten Abschnitt dieses Buchs herausstellen. Sinkt aber v von 30 auf 20, weil dieselbe Arbeiteranzahl, aber zu niedrige- rem Lohn besch„ftigt wird, so bliebe, bei unver„ndertem Arbeits- tag, das Gesamtwertprodukt nach wie vor= 30v + 15m = 45; da v auf 20 gefallen, wrde der Mehrwert auf 25 steigen, die Mehrwertsrate von 50% auf 125%, was gegen die Voraussetzung w„re. Um innerhalb der Bedingungen unsres Falls zu bleiben, muá der Mehrwert, zur Rate von 50%, vielmehr auf 10 fallen, also das Gesamtwertprodukt von 45 auf 30, und dies ist nur m”glich durch Verkrzung des Ar- beitstags um 1/3. Dann haben wir wie oben: 100c +20v + 10m; m' = 50%. p' = 8 1/3%. Es bedarf wohl keiner Erw„hnung, daá diese Herabsetzung der Ar- beitszeit bei fallendem Lohn in der Praxis nicht vorkommen wrde. Dies ist indes gleichgltig. Die Profitrate ist eine Funktion von mehreren Vatiablen, und wenn wir wissen wollen, wie diese Vari- ablen auf die Profitrate wirken, mssen wir die Einzelwirkung ei- ner jeden nach der Reihe untersuchen, einerlei ob solche iso- lierte Wirkung bei einem und demselben Kapital ”konomisch zul„s- sig ist oder nicht. 2. m' konstant, v variabel, C ver„ndert durch die Variation von v Dieser Fall ist vom vorigen nur dem Grade nach unterschieden. Statt daá c um ebensoviel ab- oder zunimmt, wie v zu- oder ab- nimmt, bleibt c hier konstant. Unter den heutigen Bedingungen der groáen Industrie und Agrikultur ist das variable Kapital aber nur ein relativ geringer Teil des #69# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- Gesamtkapitals und daher die Abnahme oder das Wachstum des letz- tern, soweit sie durch Žnderung des erstern bestimmt werden, ebenfalls relativ gering. Gehn wir wieder aus von einem Kapital: I. 100c + 20v + 10m; C = 120, m' = 50%, p' = 8 1/3 %, so wrde dies sich etwa verwandeln in: II. 100c + 30v + 15m; C = 130, m' = 50%, p' = 11 7/13 %. Der entgegengesetzte Fall der Abnahme des variablen Kapitals wrde wieder versinnlicht durch den umgekehrten šbergang von II zu I. Die ”konomischen Bedingungen w„ren m wesentlchen dieselben wie im vorigen Fall und bedrfen daher keiner wiederholten Er”rterung. Der šbergang von I zu II schlieát ein: Verringerung der Produkti- vit„t der Arbeit um die H„lfte; die Bew„ltigung von 100, erfor- dert um die H„lfte mehr Arbeit in II als in I. Dieser Fall kann in der Agrikultur vorkommen. 9) W„hrend aber im vorigen Fall das Gesamtkapital konstant blieb da- durch, daá konstantes Kapital in variables verwandelt wurde oder umgekehrt, findet hier bei Vermehrung des variablen Teils Bindung von zuschssigem Kapital, bei Verminderung desselben Freisetzung von vorher angewandtem Kapital statt. 3. m'v konstant, c und damit auch C variabel In diesem Fall ver„ndert sich die Gleichung: p' = m'v/C in: p'1 = m'v/C1, und fhrt unter Streichung der auf beiden Seiten vorkommenden Faktoren zur Proportion: p'1 : p, = C : C1; bei gleicher Mehrwertsrate und gleichen variablen Kapitalteilen verhalten sich die Profitraten umgekehrt wie die Gesamtkapitale. Haben wir z.B. drei Kapitale oder drei verschiedne Zust„nde des- selben Kapitals: I. 80c + 20v + 20m; C = 100, m' = 100%, p' = 20%; II. 100c + 20v + 20m; C = 120, m' = 100%, p' = 16 2/3 %; III. 60c + 20v + 20m; C = 80, m' = 100%, p' = 25%; so verhalten sich: 20% : 16 2/3% = 120 : 100 und 20% : 25% = 80 : 100. --- 9) Hier steht im Ma.: "Sp„ter zu untersuchen, wie dieser Fall mit der Grundrente zusammenh„ngt." #70# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Die frher gegebne allgemeine Formel fr Variationen von bei kon- stantem m' war: ev v p'1 = m'--; sie wird jetzt: p'1 = m' --, EC EC da v keine Ver„nderung erleidet, also der Faktor e = v1/v hier = 1 wird. Da m'v = m, der Masse des Mehrwerts, und da m' und v beide kon- stant bleiben, so wird auch in nicht von der Variation von C be- rhrt; die Mehrwertsmasse bleibt nach wie vor der Ver„nderung dieselbe. S„nke c auf Null, so w„re p' = m', die Profitrate gleich der Mehrwertsrate. Die Ver„nderung von c kann entstehn entweder aus bloáem Wertwech- sel der stofflichen Elemente des konstanten Kapitals oder aus ver„nderter technischer Zusammensetzung des Gesamtkapitals, also aus einer Ver„nderung in der Produktivit„t der Arbeit im betref- fenden Produktionszweig 1*). In letzterm Fall wrde die mit der Entwicklung der groáen Industrie und Agrikultur steigende Produk- tivit„t der gesellschaftlichen Arbeit bedingen, daá der šbergang stattfindet in der Reihenfolge (im obigen Beispiel) von III zu I und von I zu II. Ein Arbeitsquantum, das mit 20 bezahlt wird und das einen Wert von 40 produziert, wrde zuerst eine Masse Ar- beitsmittel bew„ltigen vom Wert von 60; bei steigender Produkti- vit„t und gleichbleibendem Wert wrden die bew„ltigten Arbeits- mittel wachsen zuerst auf 80, dann auf 100. Die umgekehrte Rei- henfolge wrde Abnahme der Produktivit„t bedingen; dasselbe Ar- beitsquantum wrde weniger Produktionsmittel in Bewegung setzen k”nnen, der Betrieb wrde eingeschr„nkt, wie dies in Agrikultur, Bergwerken etc. vorkommen kann. Ersparnis an konstantem Kapital erh”ht einerseits die Profitrate und setzt andrerseits Kapital frei, ist also von Wichtigkeit fr den Kapitalisten. Diesen Punkt sowie die Einwirkung von Preis- wechsel der Elemente des konstanten Kapitals, namentlich der Roh- stoffe, werden wir sp„terhin 2*) noch n„her untersuchen. Es zeigt sich auch hier wieder, daá Variation des konstanten Kapitals gleichm„áig auf die Profitrate wirkt, einerlei ob diese Variation hervorgerufen ist durch Zu- oder Abnahme der stofflichen Bestand- teile von c oder durch bloáe Wertver„nderung derselben. ----- 1*) 1. Auflage: Produktivzweig - 2*) siehe vorl. Band, S. 87-146 #71# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- 4. m' konstant, v, c und C s„mtlich variabel In diesem Fall bleibt die obige allgemeine Formel fr die ver„n- derte Profitrate: ev p'1 = m'-- EC maágebend. Es ergibt sich daraus, daá bei gleichbleibender Mehr- wertsrate: a) die Profitrate f„llt, wenn E gr”áer als e, d.h. wenn das kon- stante Kapital sich derart vermehrt, daá das Gesamtkapital m st„rkerem Verh„ltnis w„chst als das variable Kapital. Geht ein Kapital von 80c +20v +20m ber in die Zusammensetzung 170c + 30v + 30m, so bleibt m' = 100%, aber v/C f„llt von 20/100 auf 30/200, trotzdem daá sowohl v wie C sich vermehrt haben, und die Pro- fitrate f„llt entsprechend von 20% auf 15%. b) die Profitrate bleibt unver„ndert nur wenn e = E, d. h. wenn der Bruch v/C bei scheinbarer Ver„nderung denselben Wert beh„lt, d.h. wenn Z„hler und Nenner mit derselben Zahl multipliziert oder dividiert werden. 80c + 20v + 20m und 160c + 40v + 40m haben au- genscheinlich dieselbe Profitrate von 20%, weil m' = 100% bleibt und v/C = 20/100 = 40/200 in beiden Beispielen denselben Wert darstellt. c) die Profitrate steigt, wenn e gr”áer als E, d.h. wenn das va- riable Kapital in st„rkerem Verh„ltnis w„chst als das Gesamtkapi- tal. Wird 80c + 20v + 20m zu 120c + 40v + 40m, so steigt die Pro- fittate von 20% auf 25%, weil bei unver„ndertem m'v/C = 20/100 gestiegen ist auf 40/160, von auf 1/5 auf 1/4. Bei Wechsel von v und C in gleicher Richtung k”nnen wir diese Gr”áenver„nderung so auffassen, daá beide bis zu einem gewissen Grad in demselben Verh„ltnis variieren, so daá bis dahin v/C un- ver„ndert bleibt. šber diesen Grad hinaus wrde dann nur eins von beiden variieren, und wir haben damit diesen komplizierteren Fall auf einen der vorhergehenden einfachern reduziert. Geht z.B. 80c + 20v +20m ber in: 100c + 30v + 30m, so bleibt das Verh„ltnis von v zu c und also auch zu C unver„ndert bei dieser Variation bis zu: 100c + 25v + 25m. Bis dahin also bleibt auch die Profitrate unberhrt. Wir k”nnen also jetzt 100c + 25v + 25m zum Ausgangspunkt nehmen; wir finden, daá v um 5, auf 30v, und dadurch C von 125 auf 130 gestiegen ist, und haben damit den zweiten Fall, den der einfachen Variation von v und der dadurch verursachten Variation von C vor uns. Die Profitrate, die #72# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- ursprnglich 20% war, steigt durch diesen Zusatz von 5 v bei gleicher Mehrwertsrate auf 23 1/13 %. Dieselbe Reduktion auf einen einfachem Fall kann stattfinden, auch wenn v und C in entgegengesetzter Richtung ihre Gr”áe „n- dern. Gehn wir z.B. wieder aus von 80v + 20c + 20m und lassen dies bergehn in die Form: 110c + 10v + 10m so w„re bei einer Žn- derung auf 40c + 10v + 10m die Profitrate dieselbe wie anfangs, n„mlich 20%. Durch Zusatz von 70c zu dieser Zwischenform wird sie gesenkt auf 8 1/3 %. Wir haben den Fall also wieder reduziert auf einen Fall der Variation einer einzigen Variablen, n„mlich von c. Gleichzeitige Variation von v, c und C bietet also keine neuen Gesichtspunkte und fhrt in letzter Instanz stets zurck auf einen Fall, wo nur ein Faktor variabel ist. Selbst der einzige noch brige Fall ist tats„chlich bereits er- sch”pft, n„mlich der Fall, wo v und C numerisch gleich groá blei- ben, aber ihre stofflichen Elemente einen Wertwechsel erleiden, wo also v ein ver„ndertes Quantum in Bewegung gesetzter Arbeit, c ein ver„ndertes Quantum in Bewegung gesetzter Produktionsmittel anzeigt. In 80c + 20v + 20m stelle 20, ursprnglich den Lohn von 20 Arbei- tern, zu 10 Arbeitsstunden t„glich, dar. Der Lohn eines jeden steige von 1 auf 1 1/4. Dann bezahlen 20v statt 20 nur noch 16 Arbeiter. Wenn aber die 20 in 200 Arbeitsstunden einen Wert von 40 produzierten, werden die 16, in 10 Stunden t„glich, also 160 Arbeitsstunden in allem, nur einen Wert von 32 produzieren. Nach Abzug von 20, fr Lohn bleibt dann von 32 nur noch 12 fr Mehr- wert; die Rate des Mehrwerts w„re gefallen von 100% auf 60%. Da aber nach der Voraussetzung die Rate des Mehrwerts konstant blei- ben muá, so máte der Arbeitstag um 1/4, von 10 Stunden auf 12 1/2, verl„ngert werden; wenn 20 Arbeiter in 10 Stunden t„glich 200 Arbeitsstunden einen Wert von 80 produzieren, so produzieren 16 Arbeiter in 12 1/2 Stunden t„glich = 200 Stunden denselben Wert, das Kapital von 80c + 20v produzierte nach wie vor einen Mehrwert von 20. Umgekehrt: f„llt der Lohn derart, daá 20v den Lohn von 30 Arbei- tern bestreitet, so kann m' nur konstant bleiben, wenn der Ar- beitstag von 10 auf 6 2/3 Stunden herabgesetzt wird. 20 x 10 = 30 x 6/3 = 200 Arbeitsstunden. Inwiefern bei diesen entgegengesetzten Annahmen c dem Wertaus- druck in Geld nach gleichbleiben, aber dennoch die den ver„nder- ten Verh„ltnissen entsprechende ver„nderte Menge Produktionsmit- tel darstellen kann, ist im wesentlichen schon oben er”rtert. In seiner Reinheit drfte dieser Fall nur sehr ausnahmsweise zul„s- sig sein. #73# 3.Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwerts ----- Was den Wertwechsel der Elemente von c betrifft, der ihre Masse vergr”áert oder vermindert, aber die Wertsumme c unver„ndert l„át, so berhrt er weder die Profitrate noch die Mehrwertsrate, solange er keine Ver„ndrung der Gr”áe von v nach sich zieht. Wir haben hiermit alle m”glichen F„lle der Variation von v, c und C in unsrer Gleichung ersch”pft. Wir haben gesehn, daá die Pro- fitrate, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts, fallen, gleich- bleiben oder steigen kann, indem die geringste Žnderung im Ver- h„ltnis von v zu c, resp. C, hinreicht, um die Profitrate eben- falls zu „ndern. Es hat sich ferner gezeigt, daá bei der Variation von v berall eine Grenze eintritt, wo die Konstanz von m' ”konomisch unm”glich wird. Da jede einseitige Variation von c ebenfalls an einer Grenze ankommen muá, wo v nicht l„nger konstant bleiben kann, so zeigt sich, daá fr alle m”glichen Variationen von v/C Grenzen gesetzt sind, jenseits deren m' ebenfalls variabel werden muá. Bei den Variationen von m', zu deren Untersuchung wir jetzt ber- gehn, wird diese Wechselwirkung der verschiednen Vabeln unsrer Gleichung noch deutlicher hervortreten. II. m' variabel Eine allgemeine Formel fr die Profitraten bei verschiednen Mehr- wertsraten, einerlei ob v konstant bleibt oder ebenfalls vari- iert, ergibt sich, wenn wir die Gleichung: p' = m'v/C bergehn lassen in die andre: p'1 = m'1 v1/C1, wo p'1, m'1, v1 und C1 die ver„nderten Werte von p', m', v und C bedeuten. Wir haben dann: p' : p'1 = m'v/C : m'1v1/C1, und daraus: m'1 v1 C p'1 = --- x -- x -- x p'. m' c C1 1. m' variabel, v konstant In diesem Fall haben wir die Gleichungen: p' = m'v/C; p'1 = m'1 v/C, in beiden v/C gleichwertig. Es verh„lt sich daher: p' : p'1 = m' : m'1. #74# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Die Profitraten zweier Kapitale von gleicher Zusammensetzung ver- halten sich wie die bezglichen beiden Mehrwertsraten. Da es im Bruch v/C nicht auf die absoluten Gr”áen von v und C ankommt, sondern nur auf das Verh„ltnis beider, gilt dies fr alle Kapi- tale gleicher Zusammensetzung, was immer ihre absolute Gr”áe sei. 80c + 20v + 20m; C = 100, m' = 100%, p' = 20% 160c + 40v + 20m; C = 200, m'= 50%, p'= 10% 100% : 50% = 20% : 10%. Sind die absoluten Gr”áen von v und C in beiden F„llen dieselben, so verhalten sich die Profitraten auáerdem wie die Mehrwertsmas- sen. p' : p'1 = m'v : m'v = m : m1. Zum Beispiel: 80c + 20v + 20m; m' = 100%, p' = 20% 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 20% : 10% = 100 x 20: 50 x 20 = 20m : 10m. Es ist nun klar, daá bei Kapitalen von gleicher absoluter oder prozentiger Zusammensetzung die Mehrwertsrate nur verschieden sein kann, wenn entweder der Arbeitslohn oder die L„nge des Ar- beitstags oder die Intensit„t der Arbeit verschieden ist. In den drei F„llen: I. 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10%, II. 80c + 20v + 20m; m' = 100%, p' = 20%, III. 80c + 20v + 40m; m' = 200%, p' = 40%, wird ein Gesamtwertprodukt erzeugt in I von 30 (20v + 10m), in II von 40, in III von 60. Dies kann auf dreierlei Weise geschehn. Erstens, wenn die Arbeitsl”hne verschieden sind, also 20, in je- dem einzelnen Fall eine verschiedne Arbeiteranzahl ausdrckt. Ge- setzt, in I werden 15 Arbeiter 10 Stunden besch„ftigt zum Lohn von 1 2/3 Pfd.St. und produzieren einen Wert von 30 Pfd.St., da- von 20 Pfd.St. den Lohn ersetzen und 10 Pfd.St. fr Mehrwert bleiben. F„llt der Lohn auf 1 Pfd.St., so k”nnen 20 Arbeiter 10 Stunden besch„ftigt werden und produzieren dann einen Wert von 40 Pfd.St., wovon 20 Pfd.St. fr Lohn und 20 Pfd.St. Mehrwert. F„llt der Lohn noch weiter auf 1/3 Pfd.St., so werden 30 Arbeiter 10 Stunden besch„ftigt und produzieren einen Wert von 60 Pfd. St., wovon nach Abzug von 20 Pfd.St. fr Lohn noch 40 Pfd.St. fr Mehrwert bleiben. Dieser Fall: konstante prozentige Zusammensetzung des Kapitals, konstanter Arbeitstag, konstante Arbeitsintensit„t, Wechsel der Mehrwertsrate verursacht durch Wechsel des Arbeitslohns, ist der einzige, wo Ricardos Annahme zutrifft: #75# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- "Profits would be high or low, e x a c t l y i n p r o p o r t i o n as wages would be low or high." 1*) ("Principles", ch. I, sect. III, p. 18 der "Works of D. Ricardo", ed. MacCulloch, 1852.) Oder zweitens, wenn die Intensit„t der Arbeit verschieden ist. Dann machen z. B. 20 Arbeiter mit denselben Arbeitsmitteln in 10 t„glichen Arbeitsstunden, in I 30, in II 40, in III 60 Stck ei- ner bestimmten Ware, wovon jedes Stck, auáer dem Wert der darin verbrauchten Produktionsmittel, einen Neuwert von 1 Pfd.St. dar- stellt. Da jedesmal 20 Stck = 20 Pfd.St. den Arbeitslohn erset- zen, bleiben fr Mehrwert in 110 Stck 10 Pfd.St., in II 20 Stck 20 Pfd.St., in III 40 Stck 40 Pfd.St. Oder drittens, der Arbeitstag ist von verschiedner L„nge. Arbei- ten bei gleicher Intensit„t 20 Arbeiter in I neun, in II zw”lf, in III achtzehn Stunden t„glich, so verh„lt sich ihr Gesamtpro- dukt 30:40:60 wie 9:12:18, und da der Lohn jedesmal = 20, so bleiben wieder 10, resp. 20 und 40 fr Mehrwert. Steigerung oder Senkung des Arbeitslohns wirkt also in umgekehr- ter Richtung, Steigerung oder Senkung der Arbeitsintensit„t und Verl„ngerung oder Krzung des Arbeitstags wirkt in derselben Richtung auf die H”he der Mehrwertsrate und damit, bei konstantem v/C, auf die Profitrate. 2. m' und v variabel, C konstant In diesem Fall gilt die Proportion: v v1 p' : p'1 = m'- : m'1-- = m'v : m'1v1 = m: m1. C C Die Profitraten verhalten sich wie die respektiven Mehrwertsmas- sen. Variierung der Mehrwertsrate bei gleichbleibendem variablem Kapi- tal bedeutete Ver„nderung in Gr”áe und Verteilung des Wertpro- dukts. Gleichzeitige Variation von v und m' schlieát ebenfalls eine andre Verteilung, aber nicht immer einen Gr”áenwechsel des Wertprodukts ein. Es sind drei F„lle m”glich: a) Die Variation von v und m' erfolgt in entgegengesetzter Rich- tung, aber um dieselbe Gr”áe; z.B.: 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 90c + 10v + 20m; m' = 200%, p' = 20%. Das Wertprodukt ist in beiden F„llen gleich, also auch das gelei- stete Arbeitsquanturn; 20v + 10m = 10v + 20m = 30. Der Unter- schied ist nur, ----- 1*) Die Profite wrden g e n a u i n d e m V e r h „ l t n i s hoch oder niedrig sein, wie die L”hne nied- rig oder hoch w„ren." #76# I.- Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- daá im ersten Fall 20 fr Lohn gezahlt werden und 10 fr Mehrwert bleiben, w„hrend im zweiten Fall der Lohn nur 10 betr„gt und der Mehrwert daher 20. Dies ist der einzige Fall, wo bei gleichzeiti- ger Variation von v und m' Arbeiterzahl, Arbeitsintensit„t und L„nge des Arbeitstags unberhrt bleiben. b) Die Variation von m' und v erfolgt ebenfalls in entgegenge- setzter Richtung, aber nicht um dieselbe Gr”áe bei beiden. Dann berwiegt die Variation entweder von v oder von m'. I. 80c + 20v + 20m, m' = 100%, p' = 20% II. 72c + 28v + 20m, m' = 71 3/7 %, p' = 20% III. 84c + 16v + 20m, m' = 25%, p' = 20%. In I wird ein Wertprodukt von 40 mit 20v, in II eins von 48 mit 28v in III eins von 36 mit 16, bezahlt. Sowohl das Wertprodukt wie der Lohn hat sich ver„ndert; Žnderung des Wertprodukts aber heiát Žnderung des geleisteten Arbeitsquantums, also entweder der Arbeiterzahl, der Arbeitsdauer oder der Arbeitsintensit„t oder mehrerer von diesen dreien. c) Die Variation von m' und v erfolgt in derselben Richtung; dann verst„rkt die eine die Wirkung der andern. 90c + 10v + 10m; m' = 100%, p' = 10% 80c + 20v + 30m; m' = 150%, p' = 30% 92c + 8v + 6m; m' = 75%, p' = 6%. Auch hier sind die drei Wertprodukte verschieden, n„mlich 20, 50 und 14; und diese Verschiedenheit in der Gr”áe des jedesmaligen Arbeitsquantums reduziert sich wieder auf Verschiedenheit der Ar- beiterzahl, der Arbeitsdauer, der Arbeitsintensit„t oder mehrerer resp. aller dieser Faktoren. 3. m', v und C variabel Dieser Fall bietet keine neuen Gesichtspunkte und erledigt sich durch die unter II., m' variabel, gegebne allgemeine Formel. --- Die Wirkung eines Gr”áenwechsels der Mehrwertsrate auf die Pro- fitrate ergibt also folgende F„lle: 1. p' vermehrt oder vermindert sich in demselben Verh„ltnis wie m', wenn v/C konstant bleibt. #77# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- 80c + 20v + 20m; m' = 100%, p' = 20% 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 100% : 50% = 20% : 10%. 2. p' steigt oder f„llt in st„rkerem Verh„ltnis als m', wenn v/C sich in entgegengesetzter Richtung bewegt wie m', d.h. zunimmt oder abnimmt, wenn m' zu, oder abnimmt. 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 70c + 30v + 20m; m' = 66 2/3%, p' = 20% 50% : 66 2/3% < 10% : 20%. 3. p' steigt oder f„llt in kleinerm Verh„ltnis als m', wenn v/C sich in entgegengesetzter Richtung „ndert wie m', aber in klei- nerm Verh„ltnis. 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 90c + 10v + 15m; m' = 150%, p' = 15% 50% : 150% > 10% : 15%. 4. p' steigt, obgleich m' f„llt, oder f„llt, obgleich in steigt, wenn v/C sich in entgegengesetzter Richtung „ndert wie m' und in gr”áerem Verh„ltnis ah dieses. 80c + 20v + 20m; m' = 100%, p' = 20% 90c + 10v + 15m; m' = 150%, p' = 15 % m' gestiegen von 100% auf 150%, p' gefallen von 20% auf 15%. 5. Endlich: p' bleibt konstant, obgleich m' steigt oder f„llt, wenn v/C in entgegengesetzter Richtung, aber genau in demselben Verh„ltnis wie m' seine Gr”áe „ndert. Es ist nur dieser letzte Fall, der noch einiger Er”rterung be- darf. Wie wir oben bei den Variationen von v/C sahen, daá eine und dieselbe Mehrwertsrate sich in den verschiedensten Profitra- ten ausdrcken kann, so sehn wir hier, daá einer und derselben Profitrate sehr verschiedne Mehrwertsraten zugrunde liegen k”n- nen. W„hrend aber bei konstantem m' jede beliebige Žnderung im Verh„ltnis von v zu C gengte, um eine Verschiedenheit der Pro- fitrate hervorzurufen, muá bei Gr”áenwechsel von m' ein genau entsprechender, umgekehrter Gr”áenwechsel von v/C eintreten, da- mit die Profitrate dieselbe bleibe. Dies ist bei einem und dem- selben Kapital oder bei zwei Kapitalen in demselben Land nur sehr ausnahmsweise m”glich. #78# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Nehmen wir z. B. ein Kapital 80c + 20v + 20m; C = 100, m' = 100%. p' = 20%, nehmen wir an. der Arbeitslohn falle derart, daá dieselbe Arbei- terzahl nunmehr mit 16v zu haben w„re statt mit 20v. Dann haben wir, bei sonst unver„nderten Verh„ltnissen, unter Freisetzung von 4v, 80c + 16v + 24m; C = 96, m' = 150%, p' = 25%. Damit nun p' = 20% w„re, wie vorher, máte das Gesamtkapital auf 120, also das konstante auf 104 wachsen: 104c + 16v + 24m; C = 120, m' = 150%, p' = 20%. Dies w„re nur m”glich, wenn gleichzeitig mit der Lohnsenkung eine Žnderung in der Produktivit„t der Arbeit eintr„te, die diese ver- „nderte Zusammensetzung des Kapitals erheischte; oder aber, wenn der Geldwert des konstanten Kapitals von 80 auf 104 stiege; kurz, ein zuf„lliges Zusammentreffen von Bedingungen, wie es nur in Ausnahmef„llen vorkommt. In der Tat ist eine Žnderung von m', die nicht gleichzeitig eine Žnderung von v, und damit auch von v/C bedingt, nur unter ganz bestimmten Umst„nden denkbar, bei solchen Industriezweigen n„mlich, worin nur fixes Kapital und Arbeit an- gewandt wird und der Arbeitsgegenstand von der Natur geliefert ist. Aber im Vergleich der Profitraten zweier L„nder ist dies anders. Dieselbe Profitrate drckt hier in der Tat meist verschiedne Ra- ten des Mehrwerts aus. Aus den s„mtlichen fnf F„llen ergibt sich also, daá eine stei- gende Profitrate einer fallenden oder steigenden Mehrwertsrate, eine fallende Profitrate einer steigenden oder fallenden, eine gleichbleibende Profitrate einer steigenden oder fallenden Mehr- wertsrate entsprechen kann. Daá eine steigende, fallende oder gleichbleibende Profitrate ebenfalls einer gleich. bleibenden Mehrwertsrate entsprechen kann, haben wir unter I gesehn. --- Die Profitrate wird also bestimmt durch zwei Hauptfaktoren: die Rate des Mehrwerts und die Wertzusammensetzung des Kapitals. Die Wirkungen dieser beiden Faktoren lassen sich kurz zusammenfassen wie folgt, wobei wir die Zusammensetzung in Prozenten ausdrcken k”nnen, da es hier gleichgltig ist, von welchem der beiden Kapi- talteile die Žnderung ausgeht: Die Profitraten zweier Kapitale oder eines und desselben Kapitals in zwei sukzessiven, verschied- nen Zust„nden #79# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- s i n d g l e i c h: 1. bei gleicher prozentiger Zusammensetzung der Kapitale und gleicher Mehrwertsrate. 2. bei ungleicher prozentiger Zusammensetzung und ungleicher Mehrwertsrate, wenn die Produkte der Mehrwertsraten in die pro- zentigen variablen Kapitaltelle (die m' und v), d.h. die prozen- tig aufs Gesamtkapital berechneten Mehrwerts m a s s e n (m = m'v) gleich sind, in andern Worten, wenn beide Male die Faktoren m' und v in umgekehrtem Verh„ltnis zueinander stehn. S i e s i n d u n g l e i c h: 1. bei gleicher prozentiger Zusammensetzung, wenn die Mehrwerts- ratenungleich sind, wo sie sich verhalten wie die Mehrwertsraten. 2. bei gleicher Mehrwertsrate und ungleicher prozentiger Zusam- mensetzung, wo sie sich verhalten wie die vatiablen Kapitalteile. 3. bei ungleicher Mehrwertsrate und ungleicher prozentiger Zusam- men setzung, wo sie sich verhalten wie die Produkte m'v, d. h. wie die prozentig aufs Gesamtkapital berechneten Mehrwertsmassen. 10) --- 10) In dem Ms. finden sich noch ausfhrliche Berechnungen ber die Differenz zwischen Mehrwertsrate und Profitrate (m' - p'), die allerhand interessante Eigentmlichkeiten besitzt und deren Bewegung die F„lle anzeigt, wo die beiden Raten sich voneinander entfernen oder sich einander n„hern. Diese Bewegungen lassen sich auch in Kurven darstellen. Ich verzichte auf Wiedergabe dieses Materials, da es fr die n„chsten Zwecke dieses Buchs weniger wichtig ist und es hier gengt, diejenigen Leser, die diesen Punkt weiter verfolgen wollen, einfach darauf aufmerksam zu ma- chen. - F. E. #80# ----- VIERTES KAPITEL Wirkung des Umschlags auf die Profitrate {Die Wirkung des Umschlags auf die Produktion von Mehrwert, also auch von Profit, ist im zweiten Buch er”rtert worden. Sie l„át sich kurz dahin zusammenfassen, daá infolge der fr den Umschlag erforderlichen Zeitdauer nicht das ganze Kapital gleichzeitig in der Produktion verwendet werden kann; daá also ein Teil des Kapi- tals fortw„hrend brachliegt, sei es in der Form von Geldkapital, von vorr„tigen Rohstoffen, von fertigem, aber noch unverkauftem Warenkapital oder von noch nicht f„lligen Schuldforderungen; daá das in der aktiven Produktion, also bei der Erzeugung und Aneig- nung von Mehrwert t„tige Kapital fortw„hrend um diesen Teil ver- krzt und der erzeugte und angeeignete Mehrwert fortw„hrend im selben Verh„ltnis verringert wird. Je krzer die Umschlagszeit, desto kleiner wird dieser brachliegende Teil des Kapitals, verg- lichen mit dem Ganzen; desto gr”áer wird also auch, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden, der angeeignete Mehrwert. Es ist bereits im zweiten Buch 1*) im einzelnen entwickelt, wie die Verkrzung der Umschlagszeit oder eines ihrer beiden Ab- schnitte, der Produktionszeit und der Zirkulationszeit, die Masse des produzierten Mehrwerts steigert. Da aber die Profitrate nur das Verh„ltnis der produzierten Masse von Mehrwert zu dem in ih- rer Produktion engagierten Gesamtkapital ausdrckt, so ist es au- genscheinlich, daá jede solche Verkrzung die Profitrate stei- gert. Was vorher im zweiten Abschnitt des zweiten Buchs mit Bezug auf den Mehrwert entwickelt, gilt ebensosehr fr den Profit und die Profitrate und bedarf keiner Wiederholung hier. Nur ein paar Hauptmomente wollen wir hervorheben. Das Hauptmittel der Verkrzung der Produktionszeit ist die Stei- gerung der Produktivit„t der Arbeit, was man gew”hnlich den Fort- schritt der ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 296-301 #81# 4. Kapitel - Wirkung des Umschlags auf die Profitrate ----- Industrie nennt. Wird dadurch gleichzeitig nicht eine bedeutende Verst„rkung der gesamten Kapitalauslage durch Anlage kostspieli- ger Maschinerie usw. und damit eine Senkung der auf das Gesamtka- pital zu berechnenden Profitrate bewirkt, so muá diese letztere steigen. Und dies ist entschieden der Fall bei vielen der neue- sten Fortschritte der Metallurgie und chemischen Industrie. Die neuentdeckten Verfahrungsweisen der Eisen- und Stahlbereitung von Bessemer, Siemens, Gilchrist-Thomas u.a. krzen, bei relativ ge- ringen Kosten, frher h”chst langwierige Prozesse auf ein Minimum ab. Die Bereitung des Allzarins oder Krappfarbstoffes aus Kohlen- teer bringt in wenig Wochen, und mit der schon bisher fr Kohlen- teerfarben im Gebrauch befindlichen Fabrikeinrichtung, dasselbe Resultat zustande, das frher Jahre erforderte; ein Jahr brauchte der Krapp zum Wachsen, und dann lieá man die Wurzeln noch mehrere Jahre nachreifen, ehe man sie verf„rbte. Das Hauptmittel zur Verkrzung der Zirkulationszeit sind verbes- serte Kommunikationen. Und hierin haben die letzten fnfzig Jahre eine Revolution gebracht, die sich nur mit der industriellen Re- volution der letzten H„lfte des vorigen Jahrhunderts vergleichen l„át. Auf dem Lande ist die makadamisierte Straáe durch die Ei- senbahn, auf der See das langsame und unregelm„áige Segelschiff durch die rasche und regelm„áige Dampferlinie in den Hintergrund gedr„ngt worden, und der ganze Erdball wird umspannt von Telegra- phendr„hten. Der Suezkanal hat Ostasien und Australien dem Damp- ferverkehr erst eigentlich erschlossen. Die Zirkulationszeit ei- ner Warensendung nach Ostasien, 1847 noch mindestens zw”lf Monate (s. Buch II, S. 235 1*)), ist jetzt ungef„hr auf ungef„hr ebenso- viel Wochen reduzierbar geworden. Die beiden groáen Krisenherde von 1825-1857, Amerika und Indien, sind durch diese Umw„lzung der Verkehrsmittel den europ„ischen Industriel„ndern um 70-90% n„her- gerckt und haben damit einen groáen Teil ihrer Explosionsf„hig- keit verloren. Die Umschlagszeit des gesamten Welthandels ist in demselben Maá verkrzt, und die Aktionsf„higkeit des darin betei- ligten Kapitals um mehr als das Doppelte oder Dreifache gestei- gert worden. Daá dies nicht ohne Wirkung auf die Profitrate geblieben, versteht sich von selbst. Um die Wirkung des Umschlags des Gesamtkapitals auf die Pro- fitrate rein darzustellen, mssen wir bei den zu vergleichenden zwei Kapitalen alle andern Umst„nde als gleich annehmen. Auáer der Mehrwertsrate und dem Arbeitstag sei also namentlich auch die prozentige Zusammensetzung ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 255 #82# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- gleich. Nehmen wir nun ein Kapital A von der Zusammensetzung 80c + 20v = 100C, welches mit einer Mehrwertsrate von 100% zweimal im Jahr umschl„gt. Dann ist das Jahresprodukt: 160c + 40v + 40m. Aber zur Ermittlung der Profitrate berechnen wir diese 40m nicht auf den umgeschlagnen Kapitalwert von 200, sondern auf den vorgeschoánen von 100 und erhalten so p' = 40%. Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160c + 40v = 200C, das mit derselben Mehrwertsrate von 100%, aber nur einmal im Jahr um- schlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben: 160c + 40v + 40m. Diesmal aber sind die 40m zu berechnen auf ein vorgeschoánes Kapital von 200, dies ergibt fr die Profitrate nur 20%, also nur die H„lfte der Rate fr A. Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher prozentiger Zusammen- setzung, bei gleicher Mehrwertsrate und gleichem Arbeitstag ver- halten sich die Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie ihre Umschlagszeiten. Ist entweder die Zusammensetzung oder die Mehr- wertsrate oder der Arbeitstag oder Aeitslohn in den beiden verg- lichenen F„llen nicht gleich, so werden dadurch allerdings auch weitere Verschiedenheiten in der Profitrate erzeugt; diese aber sind unabh„ngig vom Umschlag und gehn uns daher hier nichts an; sie sind auch bereits in Kap. III er”rtert. Die direkte Wirkung der verkrzten Umschlagszeit auf die Produk- tion von Mehrwert, also auch von Profit, besteht in der gestei- gerten Wirksamkeie, die dem variablen Kapitalteil dadurch gegeben wird, worber nachzusehn Buch II, Kap. XVI: Der Umschlag des va- riablen Kapitals. Es zeigte sich da, daá ein variables Kapital von 500, das zehnmal im Jahr umschl„gt, in dieser Zeit ebensoviel Mehrwert aneignet wie ein variables Kapital von 5000, das bei gleicher Mehrwertsrate und gleichem Arbeitslohn nur einmal im Jahr umschl„gt. Nehmen wir ein Kapital I, bestehend aus 10 000 fixem Kapital, dessen j„hrlicher Verschleiá 10% = 1000 betrage, 500 zirkulieren- dem konstantem und 500 variablem Kapital. Bei einer Mehrwertsrate von 100% schlage das variable Kapital zehnmal im Jahre um. Der Einfachheit wegen nehmen wir in allen folgenden Beispielen an, daá das zirkulierende konstante Kapital in derselben Zeit um- schl„gt wie das variable, was auch in der Praxis meist so ziem- lich der Fall sein wird. Dann wird das Produkt einer solchen Um- schlagspetiode sein: 100c (Verschleiá) + 500c + 500v + 500m = 1600 und das des ganzen Jahres von zehn solchen Umschl„gen: #83# 4. Kapitel - Wirkung des Umschlags auf die Profitrate ----- 1000c (Verschleiá) + 5000c + 5000v + 5000m = 16 000, C = 11 000, m = 5000, p' = 5000/11 000 = 45 5/11 %. Nehmen wir nun ein Kapital II: fixes Kapital 9000, j„hrlicher Verschleiá desselben 1000, zirkulierendes konstantes Kapital 1000, variables Kapital 1000, Mehrwertsrate 100%, Zahl der j„hr- lichen Umschl„ge des variablen Kapitals: 5. Das Produkt einer jeden Umschlagsperiode des variablen Kapitals wird also sein: 200c (Verschleiá) + 1000c + 1000v + 1000m = 3200, und das Gesamtjahresprodukt bei fnf Umschl„gen: 1000c (Verschleiá) + 5000c + 5000v + 5000m = 16 000, C = 11 000, m = 5000, p' = 5000/11 000 = 45 5/11 %. Nehmen wir ferner ein Kapital III, worin gar kein fixes Kapital, dagegen 6000 zirkulierendes konstantes und 5000 variables Kapi- tal. Bei 100% Mehrwertsrate schlage es einmal im Jahr um. Das Ge- samtprodukt im Jahr ist dann: 6000c + 5000v + 5000m = 16 000. C = 11 000, m = 5000, p' = 5000/11 000 = 45 5/11%. Wir haben also in allen drei F„llen dieselbe j„hrliche Masse von Mehrwert, = 5000, und da das Gesarntkapital in allen drei F„llen ebenfalls gleich, n„mlich = 11 000 ist, dieselbe Profitrate von 45 5/11 %. Haben wir dagegen bei dem obigen Kapital I, statt 10, nur 5 j„hr- liche Umschl„ge des variablen Teils, so stellt sich die Sache an- ders. Das Produkt eines Umschlags ist dann: 200c (Verschleiá) + 500c + 500v + 500m = 1700. Oder Jahresprodukt: 1000c (Verschleiá) + 2500c + 2500v + 2500m = 8500, C = 11 000, m = 2500; p' = 2500/11 000 = 22 8/11%. Die Profitrate ist auf die H„lfte gesunken, weil die Umschlags- zeit verdoppelt worden ist. Die im Lauf des Jahrs angeeignete Masse Mehrwert ist also gleich der Masse des in einer Um- schlagsperiode des v a r i a b l e n Kapitals angeeigneten Mehrwerts, multipliziert durch die Anzahl solcher Umschl„ge im Jahr. Nennen wir den j„hrlich angeeigneten Mehrwert oder Profit M, den in einer #84# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Umschlagsperiode angeeigneten Mehrwert m, die Anzahl der j„hrli- chen Umschl„ge des variablen Kapitals n, so ist M mn und die j„hrliche Mehrwertsrate M' =m'n, wie bereits entwickelt Buch II, Kap. XVI, 1 1*). Die Formel der Profitrate p' = m'v/C = m'v/(c+v) ist selbstredend nur richtig, wenn das v des Z„hlers dasselbe ist wie das des Nen- ners. Im Nenner ist v der gesamte, durchschnittlich als variables Kapital, fr Arbeitslohn verwandte Teil des Gesamtkapitals. Das v des Z„hlers ist zun„chst nur bestimmt dadurch, daá es ein gewis- ses Quantum Mehrwert = m produziert und angeeignet hat, dessen Verh„ltnis zu ihm m/v die Mehrwertsrate m' ist. Nur auf diesem Wege hat sich die Gleichung p' = m/(c+v+) verwandelt in die an- dre: p' =m'v/(c+v). Das v des Z„hlers wird nun n„her dahin be- stimmt, daá es gleich sein muá dem v des Nenners, d.h. dem ge- samten variablen Teil des Kapitals C. In andern Worten, die Glei- chung p' = m/C l„át sich nur dann ohne Fehler in die andre p' = m'v/(c+v) verwandeln, wenn m den in e i n e r Umschlagsperiode des variablen Kapitals produzierten Mehrwert bedeutet. Umfaát in nur einen Teil dieses Mehrwerts, so ist in m'v zwar richtig, aber dies v ist hier kleiner als das v in C = c + v, weil weniger als das ganze variable Kapital in Arbeitslohn ausgelegt worden. Um- faát in aber mehr als den Mehrwert eines Umschlags von v, so fun- giert ein Teil dieses v oder auch das Ganze zweimal, zuerst im ersten, dann im zweiten, resp. zweiten und fernern Umschlag; das v, das den Mehrwert produziert und das die Summe aller gezahlten Arbeitsl”hne ist, ist also gr”áer als das v in c + v, und die Rechnung wird unrichtig. Damit die Formel fr die Jahresprofitrate exakt richtig werde, mssen wir statt der einfachen Mehrwertsrate die Jahresrate des Mehrwerts einsetzen, also statt m' setzen M' oder m'n. Mit andern Worten, wir mssen m', die Mehrwertsrate - oder was auf dasselbe herauskommt, den in C enthaltnen variablen Kapitaltell v - mit n, der Anzahl der Umschl„ge dieses variablen Kapitals im Jahr, mul- tiplizieren, und wir erhalten so: p' = m'nv/C, welches die Formel zur Berechnung der Jahresprofitrate ist. Wie groá aber das variable Kapital in einem Gesch„ft ist, das weiá in den allermeisten F„llen der Kapitalist selbst nicht. Wir haben im achten Kapitel des zweiten Buchs gesehn und werden es noch weiterhin sehn, daá ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 307 #85# 4. Kapitel - Wirkung des Umschlags auf die Profitrate ----- der einzige Unterschied innerhalb seines Kapitals, der sich dem Kapitalisten als wesentlich aufdr„ngt, der Unterschied von fixem und zirkulierendem Kapital ist. Aus der Kasse, die den in Geld- form in seinen H„nden befindlichen Teil des zirkullerenden Kapi- tals enth„lt, soweit dieser nicht auf der Bank liegt, holt er das Geld fr Arbeitslohn, aus derselben Kasse das Geld fr Roh- und Hilfsstoffe und schreibt beides einem und demselben Kassakonto gut. Und sollte er auch ein besonderes Konto ber die gezahlten Arbeitsl”hne fhren, so wrde dies am Jahresschluá zwar die dafr gezahlte Summe, also vn, aufweisen, aber nicht das variable Kapi- tal v selbst. Um dies zu ermitteln, máte er eine eigne Berech- nung anstellen, von der wir hier ein Beispiel geben wollen. Wir nehmen dazu die in Buch I, S. 209/201 1*) beschriebne Baum- wollspinnerei von 10 000 Mulespindeln und nehmen dabei an, daá die fr eine Woche des April 1871 gegebnen Daten fr das ganze Jahr Geltung behielten. Das in der Maschinerie steckende fixe Ka- pital war 10 000 Pfd.St. Das zirkullerende Kapital war nicht an- gegeben; wir nehmen an, es sei 2500 Pfd. St. gewesen, ein ziem- lich hoher Ansatz, der aber gerechtfertigt ist durch die Annahme, die wir hier immer machen mssen, daá keine Kreditoperationen stattfinden, also keine dauernde oder zeitweilige Benutzung von fremdem Kapital. Das Wochenprodukt war seinem Wert nach zusammen- gesetzt aus 20 Pfd.St. fr Verschleiá der Maschinerie, 358 Pfd.St. zirkulierendem konstantem Kapitalvorschuá (Miete 6 Pfd.St., Baumwolle 342 Pfd.St., Kohlen, Gas, ™l 10 Pfd.St.), 52 Pfd.St. in Arbeitslohn ausgelegtem variablem Kapital und 80 Pfd.St. Mehrwert, also: 20c (Verschleiá) + 358c + 52v + 80m = 510. Der w”chentliche Vorschuá an zirkulierendem Kapital war also 358c + 52v = 410, und seine prozentige Zusammensetzung = 87,3c + 12,7v. Dies auf das ganze zirkulierende Kapital von 2500 Pfd.St. berechnet, ergibt 2182 Pfd.St. konstantes und 318 Pfd.St. va- riables Kapital. Da die Gesamtauslage fr Arbeitslohn im Jahr 52mal 52 Pfd.St. war, also 2704 Pfd.St., ergibt sich, daá das va- riable Kapital von 318 Pfd.St. im Jahr fast genau 8 1/2mal um- schlug. Die Rate des Mehrwerts war 80/52 = 153 11/13 %. Aus die- sen Elementen berechnen wir die Profitrate, indem wir in der For- mel p' = m'nv/C die Werte einsetzen: m' = 153 11/13, n = 8 1/2, v = 318, C = 12 500; also: p' = 153 11/13 x 8 1/2 x 318/12 500 = 33,27%. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 233 #86# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerte in Profit usw. ----- Die Probe hierauf machen wir durch den Gebrauch der einfachen Formel p' x m/C. Der Gesamtmehrwert oder Profit im Jahr bel„uft sich auf 80 Pfd.St. + 52 = 4160 Pfd.St., dies dividiert durch das Gesamtkapital von 12 500 Pfd. St. ergibt fast wie oben 33,28%, eine abnorm hohe Profitrate, die nur aus den momentan „uáerst gnstigen Verh„ltnissen (sehr wohlfeile Baumwollpreise neben sehr hohen Garnpreisen) sich erkl„rt und in Wirklichkeit sicher nicht das ganze Jahr durch gegolten hat. In der Formel p' = m'nv/C ist m'n, wie gesagt, das was im zweiten Buch als die Jahresrate des Mehrwerts bezeichnet wurde. Sie be- tr„gt im obigen Fall 153 11/13% x 8 1/2, oder genau gerechnet 1307 9/13%. Wenn also ein gewisser Biedermann ber die im zweiten Buch in einem Beispiel aufgestellte Ungeheuerlichkeit einer Jah- resrate des Mehrwerts von 1000% die H„nde ber dem Kopf zusammen- geschlagen hat, so wird er sich vielleicht beruhigen bei der ihm hier aus der lebendigen Praxis von Manchester vorgefhrten Tatsa- che einer Jahresrate des Mehrwerts von ber 1300%. In Zeiten h”chster Prosperit„t, wie wir sie freilich schon lange nicht mehr durchgemacht, ist eine solche Rate keineswegs eine Seltenheit. Beil„ufig haben wir hier ein Beispiel von der tats„chlichen Zu- sammensetzung des Kapitals innerhalb der modernen groáen Indu- strie. Das Gesamtkapital teilt sich in 12 182 Pfd.St. konstantes und 318 Pfd.St. variables Kapital, zusammen 12 500 Pfd.St. Oder prozentig: 97 1/2c + 2 1/2v = 100C. Nur der vierzigste Teil des Ganzen dient, aber in mehr als achtmaliger Wiederkehr im Jahr, zur Bestreitung von Arbeitslohn. Da es wohl nur wenigen Kapitali- sten einf„llt, derartige Berechnungen ber ihr eignes Gesch„ft anzustellen, so schweigt die Statistik fast absolut ber das Ver- h„ltnis des konstanten Teils des gesellschaftlichen Gesamtkapi- tals zum variablen Teil. Nur der amerikanische Zensus gibt, was unter den heutigen Verh„ltnissen m”glich: die Summe der in jedem Gesch„ftszweig gezahlten Arbeitsl”hne und der gemachten Profite. So anrchig diese Daten auch sind, weil nur auf unkontrollierten Angaben der Industriellen selbst beruhend, so sind sie doch „u- áerst wertvoll und das einzige, was wir ber den Gegenstand ha- ben. In Europa sind wir viel zu zattfhlend, um unsern Groáindu- striellen dergleichen Enthllungen zuzumuten. - F. E.} #87# ----- FšNFTES KAPITEL ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapitals I. Im allgemeinen Die Vermehrung des absoluten Mehrwerts oder die Verl„ngerung der Mehrarbeit und darum des Arbeitstags, bei gleichbleibendem varia- blem Kapital, also bei Anwendung derselben Arbeiteranzahl zu no- minell demselben Lohn - wobei es gleichgltig, ob die šberzeit bezahlt wird oder nicht - senkt relativ den Wert des konstanten Kapitals gegenber dem Gesamtkapital und dem variablen Kapital und erh”ht dadurch die Profitrate, auch abgesehn von dem Wachstum und der Masse des Mehrwerts und der m”glicherweise steigenden Rate des Mehrwerts. Der Umfang des fixen Teils des konstanten Ka- pitals, Fabrikgeb„ude, Maschinerie etc. bleibt derselbe, ob 16 oder 12 Stunden damit gearbeitet wird. Die Verl„ngerung des Ar- beitstags erheischt keine neue Auslage in diesem, dem kostspie- ligsten Teil des konstanten Kapitals. Es kommt hinzu, daá der Wert des fixen Kapitals so in einer krzern Reihe von Um- schlagsperioden reproduziert, also die Zeit verkrzt wird, fr die es vorgeschossen werden muá, um einen bestimmten Profit zu machen. Die Verl„ngerung des Arbeitstags steigert daher den Pro- fit, selbst wenn die Oberzeit bezahlt, und bis zu einer gewissen Grenze, selbst wenn sie h”her bezahlt wird als die normalen Ar- beitsstunden. Die stets wachsende Notwendigkeit der Vermehrung des fixen Kapitals im modernen Industriesystem war daher ein Hauptstachel zur Verl„ngerung des Arbeitstags fr profitwtige Kapitalisten. 11) --- 11) Da in allen Fabriken ein sehr hoher Betrag von fixem Kapital in Geb„uden und Maschinen steckt, so wird der Gewinn um so gr”áer sein, je gr”áer die Anzahl der Stunden, w„hrend deren diese Ma- schinerie in Arbeit gehalten werden kann." ("Rep. of Insp. of Fact., October 31, 1858", p. 8.) #88# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Es findet nicht dasselbe Verh„ltnis bei konstantem Arbeitstag statt. Es ist hier entweder n”tig, die Zahl der Arbeiter und mit ihnen auch zu einem gewissen Verh„ltnis die Masse des fixen Kapi- tals, der Baulichke'ten, Maschinerie etc. zu vermehren, um eine gr”áere Masse von Arbeit zu exploitieren (denn es wird hier abge- sehn von Abzgen am Lohn oder Herabpressen des Lohns unter seine normale H”he). Oder, wo die Intensit„t der Arbeit vermehrt, be- ziehungsweise die Produktivkraft der Arbeit erh”ht, berhaupt mehr relativer Mehrwert erzeugt werden soll, w„chst in den Indu- striezweigen, die Rohstoff anwenden, die Masse des zirkulierenden Teils des konstanten Kapitals, indem mehr Rohstoff etc. in dem gegebnen Zeitraum verarbeitet wird; und zweitens w„chst die von derselben Zahl Arbeiter in Bewegung gesetzte Maschinerie, also auch dieser Teil des konstanten Kapitals. Das Wachsen des Mehr- werts ist also begleitet von einem Wachsen des konstanten Kapi- tals, die wachsende Exploitation der Arbeit von einer Verteuerung der Produktionsbedingungen, vermittelst welcher die Arbeit ex- ploitiert wird, d.h. von gr”áter Kapitalauslage. Die Profitrate wird also hierdurch auf der einen Seite vermindert, wenn auf der andern erh”ht. Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder ganz gleich bei l„ngrem wie bei krzrem Arbeitstag. Die Aufsichtsko- sten sind geringer fr 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden als fr 750 bei 12 Stunden. "Die Betriebskosten einer Fabrik bei zehnstndiger Arbeit sind beinahe gleich hoch wie bei zw”lfstndiger." ("Rep. Fact., Oct. 1848", p. 37.) Staats- und Gemeindesteuern, Feuerversichrung, Lohn verschiedner st„ndiger Angestellter, Entwertung der Maschinerie und ver- schiedne andre Unkosten einer Fabrik laufen unver„ndert voran bei langer oder kurzer Arbeitszeit; im Verh„ltnis wie die Produktion abnimmt, steigen sie gegenber dem Profit. ("Rep. Fact., Oct. 1862", p. 19.) Die Zeitdauer, worin sich der Wert der Maschinerie und andrer Be- standteile des fixen Kapitals reproduziert, ist praktisch be- stimmt nicht durch die Zeit ihrer bloáen Dauer, sondern durch die Gesamtdauer des Arbeitsprozesses, w„hrend dessen sie wirkt und vernutzt wird. Mssen die Arbeiter 18 Stunden statt 12 schanzen, so gibt dies drei Tage mehr auf die Woche, eine Woche wird zu an- derthalb, zwei Jahre zu drei. Wird die šberzeit nicht bezahlt, so geben die Arbeiter also, auáer der normalen Mehrarbeitszeit, auf zwei Wochen die dritte, auf zwei Jahre das dritte gratis. Und so wird die Wertreproduktion der Maschinerie um 50% gesteigert und in 2/3 der sonst notwendigen Zeit erreicht. #89# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Wir gehn bei dieser Untersuchung sowie bei der ber die Preis- schwankungen des Rohmaterials (in Kap. VI) von der Voraussetzung aus, daá Masse und Rate des Mehrwerts gegeben sind - zur Vermei- dung nutzloser Komplikationen. Wie bereits bei Darstellung der Kooperation, der Teilung der Ar- beit und der Maschinerie hervorgehoben 1*), entspringt die ™kono- mie in den Produktionsbedingungen, welche die Produktion auf groáer Stufenleiter se Bedingungen als Bedingungen charakteri- siert, wesentlich daraus, daá die gesellschaftlicher, gesell- schaftlich kombinierter Arbeit, also als gesellschaftliche Bedin- gungen der Arbeit fungieren. Sie werden gemeinsam im Produktions- prozeá konsumiert, vom Gesamtarbeiter, statt in zersplitterter Form von einer Masse unzusammenh„ngender oder h”chstens auf klei- nem Maástab unmittelbar kooperierender Arbeiter. In einer groáen Fabrik mit einem oder zwei Zentralmotoren wachsen die Kosten die- ser Motoren nicht in demselben Verh„ltnis wie ihre Pferdekraft und daher ihre m”gliche Wirkungssph„re; die Kosten der šbertra- gungsmaschinerie wachsen nicht in demselben Verh„ltnis wie die Masse der Arbeitsmaschinen, denen sie die Bewegung mitteilt; der Rumpf der Arbeitsmaschine selbst verteuert sich nicht im Verh„lt- nis mit der steigenden Anzahl der Werkzeuge, womit als mit ihren Organen sie fungiert usw. Die Konzentration der Produktionsmittel erspart ferner Baulichkeiten aller Art, nicht nur fr die eigent- lichen Werkst„tten, sondern auch fr die Lagerlokale usw. Ebenso verh„lt es sich mit den Ausgaben fr Feuerung, Beleuchtung usw. Andre Produktionsbedingungen bleiben dieselben, ob von wenigen oder vielen benutzt. Diese ganze ™konomie, die aus der Konzentration der Produktions- mittel und ihrer massenhaften Anwendung entspringt, setzt aber als wesentliche Bedingung die Anh„ufung und das Zusammenwirken der Arbeiter voraus, also gesellschaftliche Kombination der Ar- beit. Sie entspringt daher ebensogut aus dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, wie der Mehrwert aus der Mehrarbeit jedes einzelnen Arbeiters, fr sich isoliert betrachet. Selbst die be- st„ndigen Verbesserungen, die hier m”glich und notwendig sind, entspringen einzig und allein aus den gesellschaftlichen Erfah- rungen und Beobachtungen, welche die Produktion des auf groáer Stufenleiter kombinierten Gesaintarbeiters gew„hrt und erlaubt. Dasselbe gilt von dem zweiten groáen Zweig der ™konomie in den Produktionsbedingungen. Wir meinen die Rckverwandlung der Exkre- mente der Produktion, ihrer sogenannten Abf„lle, in neue Produk- tionselernente sei ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 343/344 #90# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- es desselben, sei es eines andern Industriezweigs; die Prozesse, wodurch diese sogenannten Exkremente in den Kreislauf der Produk- tion und daher der Konsumtion - produktiver oder individueller - zurckgeschleudert werden. Auch dieser Zweig der Ersparungen, auf den wir sp„ter etwas n„her eingehn, ist das Resultat der gesell- schaftlichen Arbeit auf groáer Stufenleiter. Es ist die ihr ent- sprechende Massenhaftigkeit dieser Abf„lle, die sie selbst wieder zu Handelsgegenst„nden und damit zu neuen Elementen der Produk- tion macht. Nur als Abf„lle gemeinsamer Produktion, und daher der Produktion auf groáer Stufenleiter, erhalten sie diese Wichtig- keit fr den Produktionsprozeá, bleiben sie Tr„ger von Tausch- wert. Diese Abf„lle abgesehn von dem Dienst, den sie als neue Produktionselemente leisten verwohlfeilern, im Maá wie sie wieder verkaufbar werden, die Kosten des Rohstoffs, in welche immer sein normaler Abfall eingerechnet ist, n„mlich das Quantum, das durch- schnittlich bei seiner Bearbeitung verlorengehn muá. Die Vermin- derung der Kosten dieses Teils des konstanten Kapitals erh”ht pro tanto die Profitrate bei gegebner Gr”áe des variablen Kapitals und gegebner Rate des Mehrwerts. Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion erheischten konstanten Kapitals. Soweit das konstante Kapital in die Produktion der Waren eingeht, ist es nicht sein Tauschwert, sondern sein Gebrauchswert, der al- lein in Betracht kommt. Wieviel Arbeit der Flachs in einer Spin- nerei einsaugen kann, h„ngt nicht von seinem Wert ab, sondern von seiner Quantit„t, wenn der Grad der Produktivit„t der Arbeit, d.h. die Stufe der technischen Entwicklung gegeben ist. Ebenso h„ngt die Beihilfe, die eine Maschine z. B. drei Arbeitern lei- stet, nicht von ihrem Wert, sondern von ihrem Gebrauchswert als Maschine ab. Auf einer Stufe der technischen Entwicklung kann eine schlechte Maschine kostspielig, auf einer andern eine gute Maschine wohlfeil sein. Der gesteigerte Profit, den ein Kapitalist dadurch erh„lt, daá z. B. Baumwolle und Spinnmaschinerie wohlfeiler geworden, ist das Resultat der gesteigerten Produktivit„t der Arbeit, zwar nicht in der Spinnerei, wohl aber im Maschinen- und Baumwollenbau. Um ein gegebnes Quantum Arbeit zu vergegenst„ndlichen, also ein gegebnes Quantum Mehrarbeit anzueignen, bedarf es geringrer Auslage in den Bedingungen der Arbeit. Es fallen die Kosten, die erheischt sind, um dies bestimmte Quantum Mehrarbeit anzueignen. Es ist schon gesprochen worden von der Ersparung, die aus der ge- meinschaftlichen Anwendung der Produktionsmittel durch den Ge- samtarbeiterden #91# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- gesellschaftlich kombinierten Arbeiter - im Produktionsprozeá er- folgt. Weitere, aus der Abkrzung der Zrkulatonszeit (wo Entwick- lung der Kommunikationsmittel wesentliches materielles Moment) entspringende Ersparung n der Auslage von konstantem Kapital wird weiter unten betrachtet werden. Hier aber soll gleich noch ge- dacht werden der ™konomie, die hervorgeht aus der fortw„hrenden Verbesserung der Maschinerie, n„mlich 1. ihres Stoffs, z.B. Eisen statt Holz; 2. der Verwohlfellerung der Maschinerie durch Verbes- serung der Maschinenfabrikation šberhaupt; so daá, obgleich der Wert des fixen Teils des konstanten Kapitals best„ndig w„chst mit der Entwicklung der Arbeit auf groáer Stufenleiter, er weitaus nicht in demselben Grad w„chst"; 3. der speziellen Verbesserun- gen, die der schon vorhandenen Maschinerie erlauben, wohlfeller und wirksamer zu arbeiten, z.B. Verbesserung der Dampfkessel etc., worber sp„ter noch etwas im einzelnen; 4. der Verminderung der Abf„lle durch bessere Maschinerie. Alles, was den Verschleiá der Maschinerie und berhaupt des fixen Kapitals fr eine gegebne Produktionsperiode vermindert, verwohl- feilert nicht nur die einzelne Ware, da jede einzelne Ware den auf sie fallenden aliquoten Teil des Verschleiáes in ihrem Preis reproduziert, sondern vermindert die aliquote Kapitalauslage fr diese Periode. Reparaturarbeiten u. dgl., im Maá wie sie n”tig werden, z„hlen bei der Rechnung zu den Originalkosten der Maschi- nerie. Ihre Verminderung, infolge der gr”áern Dauerhaftigkeit der Maschinerie, vermindert pro tanto deren Preis. Von aller ™konomie dieser Art gilt groáenteils wieder, daá sie nur m”glich ist fr den kombinierten Arbeiter und sich oft erst verwirklichen kann bei Arbeiten auf noch gr”árer Stufenleiter, daá sie also noch gr”áre Kombination von Arbeitern unmittelbar im Produktionsprozeá erheischt. Andrerseits aber erscheint hier die Entwicklung der Produktiv- kraft der Arbeit in e i n e m Produktionszweig, z.B. in der Produktion von Eisen, Kohlen, Maschinen, in der Baukunst usw., die zum Teil wieder zusammenh„ngen mag mit Fortschritten im Ge- biet der geistigen Produktion, namentlich der Naturwissenschaft und ihrer Anwendung, als die Bedingung der Verminderung des Werts und damit der Kosten, der Produktionsmittel in a n d e r n In- dustriezweigen, z.B. der Textilindustrie oder dem Ackerbau. Es ergibt sich dies von selbst, da die Ware, die als Produkt aus ei- nem Industriezweig herauskommt, als Produktionsmittel in den an- dern wieder eingeht. Ihre gr”áre oder geringre Wohlfeilheit h„ngt ab von der Produktivit„t der Arbeit in dem Produktionszweig, aus dem sie als Produkt herauskommt, und ist ----- 12) S. Ure ber den Fortschritt im Bau der Fabriken. #92# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- gleichzeitig Bedingung nicht nur fr die Verwohlfeilerung der Wa- ren, in deren Produktion sie als Produktionsmittel eingeht, son- dern auch fr die Wertverminderung des konstanten Kapitals, des- sen Element sie hier wird, und daher fr die Erh”hung der Pro- fitrate. Das Charakteristische dieser Art der ™konomie des konstanten Ka- pitals, die aus der fortschreitenden Entwicklung der Industrie hervorgeht, ist, daá hier das Steigen der Profitrate in einem In- dustriezweig geschuldet wird der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem andern. Was hier dem Kapitalisten zugut kommt, ist wieder ein Gewinn, der das Produkt der gesellschaftli- chen Arbeit ist, wenn auch nicht das Produkt der direkt von ihm selbst exploitierten Arbeiter. Jene Entwicklung der Produktiv- kraft fhrt sich in letzter Instanz immer zurck auf den gesell- schaftlichen Charakter der in T„tigkeit gesetzten Arbeit; auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft; auf die Entwick- lung der geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft. Was der Kapitalist hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Sy- stems der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Es ist die Entwick- lung der Produktivkraft der Arbeit in ihrer ausw„rtigen Abtei- lung, in der Abteilung, die ihm Produktionsmittel liefert, wo- durch hier der Wert des vom Kapitalisten angewandten konstanten Kapitals relativ gesenkt, also die Profitrate erh”ht wird. Eine andre Steigerung der Profitrate entspringt nicht aus der ™konomie der Arbeit, wodurch das konstante Kapital produziert wird, sondern aus der ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapitals selbst. Durch die Konzentration der Arbeiter und ihre Kooperation auf groáem Maástab wird einerseits konstantes Kapital gespart. Dieselben Geb„ude, Heiz- und Beleuchtungsvorrichtungen usw. kosten verh„ltnism„áig weniger fr groáe als fr kleine Pro- duktionsstufen. Dasselbe gilt von der Kraft- und Arbeitsma- schinerle. Obgleich ihr Wert absolut steigt, f„llt er relativ, im Verh„ltnis zur steigenden Ausdehnung der Produktion und zur Gr”áe des variablen Kapitals oder der Masse der Arbeitskraft, die in Bewegung gesetzt wird. Die ™konomie, die ein Kapital in seinem eignen Produktionszweig anwendet, besteht zun„chst und direkt in ™konomie der Arbeit, d.h. in Verringerung der bezahlten Arbeit seiner eignen Arbeiter; die vorher erw„hnte ™konomie besteht da- gegen darin, diese gr”átm”gliche Aneignung fremder unbezahlter Arbeit auf m”glichst ”konomische Weise, d.h. auf dem gegebnen Produktionsmaástab mit m”glichst geringen Kosten zu bewerkstelli- gen. Soweit diese ™konomie nicht beruht auf der schon erw„hnten Ausbeutung der Produktivit„t der in der Produktion des konstanten Kapitals angewandten gesellschaftlichen Arbeit, sondern in der ™konomie #93# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- in Anwendung des konstanten Kapitals selbst, entspringt sie ent- weder direkt aus der Kooperation und gesellschaftlichen Form der Arbeit innerhalb des bestimmten Produktionszweigs selbst oder aus der Produktion der Maschinerie usw. auf einer Stufenleiter, worin ihr Wert nicht in demselben Grad w„chst wie ihr Gebrauchswert. Es sind hier zwei Punkte im Auge zu halten: W„re der Wert von c = 0, also w„re p' = m', und die Profitrate st„nde auf ihrem Maxi- mum. Zweitens aber: Was das wichtige fr die unmittelbare Ex- ploitation der Arbeit selbst ist, ist keineswegs der Wert der an- gewandten Exploitationsmittel, sei es des fixen Kapitals, sei es der Roh- und Hilfsstoffe. Soweit sie dienen als Aufsauger von Ar- beit, als Media, worin oder wodurch sich die Arbeit und darum auch die Mehrarbeit vergegenst„ndlicht, ist der Tauschwert der Maschinerie, der Geb„ude, der Rohstoffe etc. vollst„ndig gleich- gltig. Worauf es ausschlieálich ankommt, ist einerseits ihre Masse, wie sie technisch zur Verbindung mit einem bestimmten Quantum lebendiger Arbeit erheischt ist, andrerseits ihre Zweck- gem„áheit, also nicht nur gute Maschinerie, sondern auch gute Roh- und Hilfsstoffe. Von der Gte des Rohstoffs h„ngt z.T. die Profitrate ab. Gutes Material liefert weniger Abfall; es ist also eine geringre Masse von Rohstoff fr die Aufsaugung desselben Quan. tums Arbeit erheischt. Ferner ist der Widerstand geringer, den die Arbeitsmaschine findet. Z.T. wirkt dies sogar auf den Mehrwert und auf die Rate des Mehrwerts. Der Arbeiter braucht bei schlechtem Rohstoff mehr Zeit, um dasselbe Quantum zu verarbei- ten; bei gleichbleibender Lohnzahlung ergibt dies einen Abzug von der Mehrarbeit. Es wirkt dies ferner sehr bedeutend ein auf die Reproduktion und Akkumulation des Kapitals, die, wie Buch 1, S. 627/619 1*) und folgende entwickelt, noch mehr von der Produkti- vit„t als von der Masse der angewandten Arbeit abh„ngt. Begreiflich ist daher der Fanatismus des Kapitalisten fr ™kono- misierung der Produktionsmittel. Daá nichts umkommt oder ver- schleudert wird, daá die Produktionsmittel nur in der durch die Produktion selbst erheischten Weise verbraucht werden, h„ngt teils von der Dressur und Bildung der Arbeiter ab, teils von der Disziplin, die der Kapitalist ber die kombinierten Arbeiter aus- bt und die berflssig wird in einem Gesellschaftszustand, wo die Arbeiter fr ihre eigne Rechnung arbeiten, wie sie jetzt schon beim Stcklohn fast ganz berflssig wird. Dieser Fanatis- mus „uáert sich auch umgekehrt in der F„lschung der Produktionse- lemente, die ein Hauptmittel ist, den Wert des konstanten Kapi- tals im Verh„ltnis zum variablen zu ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 631 #94# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- senken und so die Rate des Profits zu erh”hen; wobei denn noch der Verkauf dieser Produktionselemente ber ihrem Wert, soweit dieser Wert im Produkt wiedererscheint, als bedeutendes Element der Prellerei hinzukommt. Dies Moment spielt entscheidende Rolle namentlich in der deutschen Industrie, deren Grundsatz ist: Es kann den Leuten ja nur angenehm sein, wenn wir ihnen zuerst gute Proben schicken und nachher schlechte Ware. Indes diese der Kon- kurrenz angeh”rigen Erscheinungen gehn uns hier nichts an. Es ist zu merken, daá diese durch Verminderung des Werts, also der Kost- spieligkeit des konstanten Kapitals hervorgebrachte Steigerung der Profitrate durchaus unabh„ngig davon ist, ob der Industrie- zweig, worin sie stattfindet, Luxusprodukte hervorbringt oder in den Konsum der Arbeiter eingehende Lebensmittel oder Produktions- mittel berhaupt. Letztrer Umstand wrde nur wichtig sein, soweit es sich um die Rate des Mehrwerts handelt, die wesentlich abh„ngt vom Wert der Arbeitskraft, d.h. vom Wert der herk”mmlichen Le- bensmittel des Arbeiters. Hier dagegen sind Mehrwert und Rate des Mehrwerts als gegeben vorausgesetzt. Wie der Mehrwert sich zum Gesamtkapital verh„lt - und dies bestimmt die Profitrate h„ngt unter diesen Umst„nden ausschlieálich vom Wert des konstanten Ka- pitals ab und in keiner Weise vom Gebrauchswert der Elemente, wo- raus es besteht. Die relative Verwohlfeilerung der Produktions- mittel schlieát natrlich nicht aus, daá ihre absolute Wertsumme w„chst; denn der absolute Umfang, worin sie angewandt werden, nimmt auáerordentlich zu mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit und der sie begleitenden, wachsenden Stufenleiter der Produktion. Die ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapi- tals, nach welcher Seite sie immer betrachtet werde, ist das Re- sultat, teils ausschlieálich davon, daá die Produktionsmittel als gemeinsame Produktionsmittel des kombinierten Arbeiters fungieren und verbraucht werden, so daá diese ™konomie selbst als ein Pro- dukt des gesellschaftlichen Charakters der unmittelbar produkti- ven Arbeit erscheint; teils aber ist sie das Resultat der Ent- wicklung der Produktivit„t der Arbeit in den Sph„ren, die dem Ka- pital seine Produktionsmittel liefern, so daá, wenn die Gesamtar- beit gegenber dem Gesamtkapital, nicht bloá die vom Kapitalisten X angewandten Arbeiter diesem Kapitalisten X gegenber betrachtet werden, diese ™konomie wieder als Produkt der Entwicklung dei Produktivkr„fte der gesellschaftlichen Arbeit sich darstellt und der Unterschied nur der ist, daá Kapitalist X nicht nur aus der Produktivit„t der Arbeit seiner eignen Werkstatt, sondern auch aus der von fremden Werkst„tten #95# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Vorteil zieht. Dennoch aber erscheint die ™konomie des konstanten Kapitals dem Kapitalisten als eine dem Arbeiter g„nzlich fremde und ihn absolut nichts angehende Bedingung, mit der der Arbeiter gar nichts zu tun hat; w„hrend es dem Kapitalisten immer sehr klar bleibt, daá der Arbeiter wohl etwas damit zu tun hat, ob der Kapitalist viel oder wenig Arbeit fr dasselbe Geld kauft (denn so erscheint in seinem Bewuátsein die Transaktion zwischen Kapi- talist und Arbeiter). In einem noch viel h”hern Grad als bei den andern der Arbeit innewohnenden Kr„ften erscheint diese ™konomie in Anwendung der Produktionsmittel, diese Methode, ein bestimmtes Resultat mit den geringsten Ausgaben zu erreichen, als eine dem Kapital inh„rente Kraft und als eine der kapitalistischen Produk- tionsweise eigentmliche und sie charakterisierende Methode. Diese Vorstellungsweise ist um so weniger befremdlich, als ihr der Schein der Tatsachen entspricht und als das Kapitalverh„ltnis in der Tat den innern Zusammenhang verbirgt in der vollst„ndigen Gleichgltigkeit, Žuáerlichkeit und Entfremdung, worin es den Ar- beiter versetzt gegenber den Bedingungen der Verwirklichung sei- ner eignen Arbeit. Erstens: Die Produktionsmittel, aus denen das konstante Kapital besteht, repr„sentieren nur das Geld des Kapitalisten (wie der Leib des r”mischen Schuldners das Geld seines Gl„ubigers nach Linguet [10]) und stehn in einem Verh„ltnis nur zu ihm, w„hrend der Arbeiter, soweit er im wirklichen Produktionsprozeá mit ihnen in Berhrung kommt, sich mit ihnen befaát nur als mit Gebrauchs- werten der Produktion, Arbeitsmitteln und Arbeitsstoff. Die Ab- oder Zunahme dieses Werts ist also eine Sache, die sein Verh„lt- nis zum Kapitalisten sowenig berhrt wie der Umstand, ob er in Kupfer oder in Eisen arbeitet. Allerdings liebt es der Kapita- list, die Sache, wie wir sp„ter andeuten werden, anders aufzufas- sen, sobald Wertzunahme der Produktionsmittel und dadurch Vermin- derung der Profitrate stattfindet. Zweitens: Soweit diese Produktionsmittel im kapitalistischen Pro- duktionsprozeá zugleich Exploitationsmittel der Arbeit sind, km- mert die relative Wohlfellheit oder Kostspieligkeit dieser Ex- ploitationsmittel den trbeiter ebensowenig, wie es ein Pferd krnmert, ob es mit einem teuern oder wohlfeilen Gebiá und Zaum regiert wird. Endlich verh„lt sich, wie frher 1*) gesehn, der Arbeiter in der Tat zu dem gesellschaftlichen Charakter seiner Arbeit, zu ihrer Kombination mit der 1Arbeit andrer fr einen gemeinsamen Zweck, als zu einer ihm fremden Macht; die Verwirklichungsbechngungen dieser Kombination sind ihm ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 344-345 #96# 1. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- fremdes Eigentum, dessen Verschleuderung ihm v”llig gleichgltig w„re, wrde er nicht zur ™konomisierung desselben gezwungen. Ganz anders ist dies in den den Arbeitern selbst geh”rigen Fabriken, z.B. zu Rochdale. [11] Es bedarf also kaum der Erw„hnung, daá, soweit die Produktivit„t der Arbeit in dem einen Produktionszweig als Verwohlfeilerung und Verbesserung der Produktionsmittel in dem andern erscheint und damit zur Erh”hung der Profitrate dient, dieser allgemeine Zusam- menhang der gesellschaftlichen Arbeit als etwas den Arbeitern durchaus Fremdes auftritt, das in der Tat nur den Kapitalisten angeht, sofern er allein diese Produktionsmittel kauft und sich aneignet. Daá er das Produkt der Arbeiter in einem fremden Pro- duktionszweig mit dem Produkt der Arbeiter in seinem eignen Pro- duktionszweig kauft und daher ber das Produkt fremder Arbeiter nur verfgt, soweit er sich das seiner eignen unentgeltlich ange- eignet hat, ist ein Zusammenhang, der durch den Zirkulationspro- zeá usw. glcklich verdeckt ist. Es kommt hinzu, daá, wie die Produktion im groáen sich zuerst in der kapitalistischen Form entwickelt, so die Profitwut einer- seits, die Konkurrenz andrerseits, die zu m”glichst wohlfeller Produktion der Waren zwingt, diese ™konomie in Anwendung des kon- stanten Kapitals als der kapitalistischen Produktionsweise eigen- tmlich und daher als Funktion des Kapitalisten erscheinen l„át. Wie die kapitalistische Produktionsweise auf der einen Seite zur Entwicklung der Produktivkr„fte der gesellschaftlichen Arbeit, treibt sie auf der andern zur ™konomie in der Anwendung des kon- stanten Kapitals. Es bleibt jedoch nicht bei der Entfremdung und Gleichgltigkeit zwi schen dem Arbeiter, dem Tr„ger der lebendi- gen Arbeit hier, und der ”konomischen, d.h. rationellen und sparsamen Anwendung seiner Arbeitsbedingungen dort. Ihrer wider- sprechenden, gegens„tzlichen Natur nach geht die kapitalistische Produktionsweise dazu fort, die Verschwendung am Leben und der Gesundheit des Arbeiters, die Herabdrckung seiner Existenzbedin- gungen selbst zur ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapi- tals zu z„hlen und damit zu Mitteln zur Erh”hung der Profitrate. Da der Arbeiter den gr”áten Teil seines Lebens im Produktionspro- zeá zubringt, so sind die Bedingungen des Produktionsprozesses zum groáen Teil Bedingungen seines aktiven Lebensprozesses, seine Lebensbedingungen, und die ™konomie in diesen Lebensbedingungen ist eine Methode, die Profitrate zu erh”hen; ganz wie wir frher schon sahen 1*), daá die šberarbeitung, ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausg, S. 245-320 #97# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- die Verwandlung des Arbeiters in ein Arbeitsvieh, eine Methode ist, die Selbstverwertung des Kapitals, die Produktion des Mehr- werts zu beschleunigen. Diese ™konomie erstreckt sich auf šber- fllung enger, ungesunder gesunder R„ume mit Arbeitern, was auf kapitalistischer Ersparung an Baulichkeiten heiát: Zusammendr„n- gung gef„hrlicher Maschinerie in denselben R„umen und Vers„umnis von Schutzmitteln gegen die Gefahr; Unterlassung von Vorsichts- maáregeln in Produktionsprozessen, die ihrer Natur nach gesund- heitswidrig oder wie in Bergwerken mit Gefahr verbundenn sind usw. Gar nicht zu sprechen von Abwesenheit aller Anstalten, um dem Arbeiter den Produktionsprozeá zu vermenschlichen, angenehm oder nur ertr„glich zu machen. Es wrde dies vom kapitalistischen Standpunkt eine ganz zweck- und sinnlose Verschwendung sein. Die kapitalistische Produktion ist berhaupt bei aller Knauserei durchaus verschwenderisch mit dem Menschenmaterial, ganz wie sie andrerseits, dank der Methode der Verteilung ihrer Produkte durch den Handel und ihrer Manier der Konkurrenz, sehr verschwenderisch mit den materiellen Mitteln umgeht und auf der einen Seite fr die Gesellschaft verliert, was sie auf der andern fr den einzel- nen Kapitalisten gewinnt. Anwendung der Wie das Kapital die Tendenz hat, in der direkten lebendigen Arbeit sie auf notwendige Arbeit zu reduzieren und die zur Herstellung eines Produkts notwendige Arbeit stets abzukrzen durch Ausbeutung der gesellschaftlichen Produktivkr„fte der Ar- beit, also die direkt angewandte lebendige Aroeit m”glichst zu ”konomisieren, so hat es auch die Tendenz, diese auf ihr notwen- diges Maá reduzierte Arbeit unter den ”konomischsten Bedingungen anzuwenden, d.h. den Wert des angewandten konstanten Kapitals auf sein m”glichstes Minimum zu reduzieren. Wenn der Wert der Waren bestimmt ist durch die in ihnen enthaltne notwendige Arbeitszeit, nicht durch die berhaupt in ihnen enthaltne Arbeitszeit, so ist es das Kapital, das diese Bestimmung erst realisiert und zugleich fortw„hrend die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich not- wendige Arbeitsit verkrzt. Der Preis der Ware wird dadurch auf sein Minimum reduziert, indem jeder Teil der zu ihrer Produktion erheischten Arbeit auf sein Minimum reduziert wird. Man muá bei der ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapitals unterscheiden. W„chst die Masse und mit ihr die Wertsumme des an- gewandten Kapitals, so ist dies zun„chst nur Konzentration von mehr Kapital in einer Hand. Es ist aber gerade diese gr”áre, von einer Hand angewandte Masse - der meist auch eine absolut gr”áre, aber relativ kleinere Anzahl angewandter Arbeit entspricht -, die die ™konomie des konstanten #98#. 1. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Kapitals erlaubt. Den einzelnen Kapitalisten betrachtet, w„chst der Umfang der notwendigen Kapitalauslage, besonders beim fixen Kapital; aber mit Bezug auf die Masse des verarbeiteten Stoffs und der exploitierten Arbeit nimmt ihr Wert relativ ab. Es ist dies nun kurz durch einzelne Illustrationen auszufhren. Wir beginnen mit dem Ende, mit der ™konomie in den Produktionsbe- dingungen, soweit diese zugleich als Existenz- und Lebensbedin- gungen des Arbeiters sich darstellen. #98#. I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- II. Ersparnis an den Arbeitsbedingungen auf Kosten der Arbeiter Kohlenbergwerke. Vernachl„ssigung der notwendigsten Auslagen. "Bei der Konkurrenz, die unter den Besitzern von Kohlengruben... herrscht, werden nicht mehr Auslagen gemacht als n”tig sind, um die handgreiflichsten physisaen Schwierigkeiten zu benden; und bei der Konkurrenz unter den Grubenarbeitern, die gew”hnlich in šberzahl vorhanden sind, setzen diese sich bedeutenden Gefahren und den sch„dlichsten Einflssen mit Vergngen aus fr einen Lohn, der nur wenig h”her ist als der der benachbarten Land- tagl”hner, da die Bergwerksarbeit zudem gestattet, ihre Kinder profitlich zu verwenden. Diese doppelte Konkurrenz reicht voll- st„ndig hin... um zu bewirken, daá ein groáer Teil der Gruben mit der unvollkommensten Trockenlegung und Ventilation betrieben wird; oft mit schlecht gebauten Schachten, schlechtem Gest„nge, unf„higen Maschinisten, mit schlecht angelegten und schlecht aus- gebauten Stollen und Fahrbahnen; und dies verursacht eine Zerst”- rung an Leben, Gliedmaáen und Gesundheit, deren Statistik ein entsetzendes Bild darstellen wrde." ("First Report on Children's Employment in Mines and Collieries etc., 21. April 1829", p. 102.) In den englischen Kohlengruben wurden gegen 1860 w”chentlich im Durchschnitt 15 Mann get”tet. Nach dem Bericht ber "Coal Mines Accidents" (6. Febr. 1862) wurden in den 10 Jahren 1852-1861 zu- sammen 8466 get”tet. Diese Zahl ist aber viel zu gering, wie der Bericht selbst sagt, da in den ersten Jahren, als die Inspektoren erst eben eingesetzt und ihre Bezirke viel zu groá waren, eine groáe Masse Unglcks- und Todesf„lle gar nicht angemeldet wurden. Gerade der Umstand, daá trotz der noch sehr groáen Schl„chterei und der ungengenden Zahl und geringen Macht der Inspektoren, die Zahl der Unf„lle sehr abgenommen hat seit Einrichtung der Inspek- tion, zeigt die natrliche Tendenz der kapitalistischen Exploita- tion. - Diese Menschenopfer sind gr”átenteils geschuldet dem schmutzigen Geiz der Grubenbesitzer, die z.B. oft nur einen Schacht graben lieáen, #99# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- so daá nicht nur keine wirksame Ventilation, sondern auch kein Ausweg m”glich, sobald der eine verstopft war. Die kapitalistische Produktion, wenn wir sie im einzelnen be- trachten und von dem Prozeá der Zirkulation und den šberwucherun- gen der Konkurrenz absehn, geht „uáerst sparsam um mit der ver- wirklichten, in Waren vergegenst„ndlichten Arbeit. Dagegen ist sie, weit mehr als jede andre Produktionsweise, eine Vergeuderin von Menschen, von lebendiger Arbeit, eine Vergeuderin nicht nur von Fleisch und Blut, sondern auch von Nerven und Hirn. Es ist in der Tat nur durch die ungeheuerste Verschwendung von individuel- ler Entwicklung, daá die Entwicklung der Menschheit berhaupt ge- sichert und durchgefhrt wird in der Geschichtsepoche, die der bewuáten Rekonstitution der menschlichen Gesellschaft unmittelbar vorausgeht. Da die ganze ™konomisierung, von der hier die Rede, entspringt aus dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, so ist es in der Tat gerade dieser unmittelbar gesellschaftliche Charakter der Arbeit, der diese Verschwendung von Leben und Ge- sundheit der Arbeiter erzeugt. Charakteristisch in dieser Hin- sicht ist schon die vom Fabrikinspektor R. Baker aufgeworfne Frage: "The whole question is one for serious consideration, in what way this s a c r i f i c e o f i n f a n t l i f e o c c a s i o n e d b y c o n g r e g a t i o n a l labour can be best averted?" 1*) ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 157.) Fabriken. Es geh”rt hierher die Unterdrckung aller Vorsichtsmaá- regeln zur Sicherheit, Bequemlichkeit und Gesundheit der Arbeiter auch in den eigentlichen Fabriken. Ein groáer Teil der Schlacht- bulletins, die die Verwundeten und Get”teten der industriellen Armee aufz„hlen (siehe die allj„hrlichen Fabrikberichte), stammt hieher. Ebenso Mangel an Raum, Lftung etc. Noch Oktober 1855 beklagt sich Leonard Homer ber den Widerstand sehr zahlreicher Fabrikanten gegen die gesetzlichen Bestimmungen ber Schutzvorrichtungen an Horizontalwellen, trotzdem daá die Gefahr fortw„hrend durch, oft t”dliche, Unf„lle bewiesen wird und die Schutzvorrichtung weder kostspielig ist, noch den Betrieb ir- gendwie st”rt. ("Rep. Fact., Oct. 1855", p. 6.) In solchem Wider- stand gegen diese und andre gesetzliche Bestimmungen wurden die Fabrikanten redlich untersttzt von den unbezahlten Friedensrich- tern, die, meist selbst Fabrikanten oder deren Freunde, ber sol- che F„lle zu entscheiden hatten. Welcher Art die Urteile ----- 1*) "Die ganze Frage bedarf ernster šberlegung, wie dieses O p f e r a n K i n d e r l e b e n, d a s d u r c h d i e A r b e i t i n z u s a m m e n g e d r „ n g t e n M a s s e n v e r u r s a c h t w i r d, am besten vermieden werden kann." #100# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- dieser Herren waren, sagte der Oberrichter Campbell mit Bezug auf eins derselben, wogegen an ihn appelliert wurde: Dies ist nicht eine Auslegung des Parlamentsakts, es ist einfach seine Abschaf- fung' (l.c.p. 11). - In demselben Bericht erz„hlt Horner, daá in vielen Fabriken die Maschinerie in Bewegung gesetzt wird, ohne dies den Arbeitern vorher kundzugeben. Da auch an der stillste- henden Maschinerie immer etwas zu tun ist, sind dann immer H„nde und Finger darin besch„ftigt, und fortw„hrende Unf„lle entstehn aus dieser einfachen Unterlassung eines Signals (l.c.p. 44). Die Fabrikanten hatten damals eine Trades-Union zum Widerstand gegen die Fabrikgesetzgebung gebildet, die sog. "National Association for the Amendment of the Factory Laws" in Manchester, die im M„rz 1855 vermittelst Beitr„gen von 2 sh. per Pferdekraft eine Summe von ber 50 000 Pfd.St. aufbrachte, um hieraus die Prozeákosten der Mitglieder gegen gerichtliche Klagen der Fabrikinspektoren zu bestreiten und die Prozesse von Vereins wegen zu fhren. Es han- delte sich zu beweisen, daá killing no murder [12] ist, wenn es um des Profits willen geschieht. Der Fabrikinspektor fr Schott- land, Sir John Kincaid, erz„hlt von einer Firma in Glasgow, daá sie mit dem alten Eisen in ihrer Fabrik ihre s„mtliche Maschine- rie mit Schutzvorrichtungen versah, was ihr 9 Pfd. St. 1 sh. ko- stete. H„tte sie sich an jenen Verein angeschlossen, so h„tte sie fr ihre 110 Pferdekraft 11 Pfd.St. Beitrag zahlen mssen, also mehr als ihr die gesamte Schutzvorrichtung kostete. Die National Association war aber 1854 ausdrcklich gestiftet worden, um dem Gesetz zu trotzen, das solche Schutzvorrichtungen vorschrieb. W„hrend der ganzen Zeit von 1844-1854 hatten die Fabrikanten nicht die geringste Rcksicht darauf genommen. Auf Anweisung Pal- merstons kndigten die Fabrikinspektoren den Fabrikanten jetzt an, daá nun mit dem Gesetz Ernst gemacht werden soll. Sofort stifteten die Fabrikanten ihre Assoziation, unter deren hervorra- gendsten Mitgliedern viele selbst Friedensrichter waren und in dieser Eigenschaft das Gesetz selbst anzuwenden hatten. Als April 1855 der neue Minister des Innern, Sir George Grey, einen Ver- mittlungsvorschlag machte, wonach die Regierung sich mit fast nur nominellen Schutzvorrichtungen zufriedengeben wollte, wies die Assoziation auch dies mit Entrstung zurck. Bei verschiednen Prozessen gab sich der berhmte Ingenieur William 1*) Fairbairn dazu her, als Sachverst„ndiger zugunsten der ™konomie und ver- letzten Freiheit des Kapitals seinen Ruf in die Schanze zu schla- gen. Der Chef der Fabrikinspektion, Leonard Horner, wurde von den Fabrikanten in jeder Weise verfolgt und verl„stert. ----- 1*) 1. Auflage: Thomas #101# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Die Fabrikanten ruhten jedoch nicht, bis sie ein Urteil des Court of Queen's Bericht [13] erwirkt, nach dessen Auslegung das Gesetz von 1844 keine Schutzvorrichtungen vorschrieb bei Horizontalwel- len, die mehr als 7 Fuá ber dem Boden angebracht waren, und end- lich 1856 gelang es ihnen durch den Mucker Wilson-Patten - einen von jenen frommen Leuten, deren zur Schau getragne Religion sich stets bereit macht, den Rittern vom Geldsack zu Gefallen schmut- zige Arbeit zu tun - einen Parlamentsakt durchzusetzen, mit dem sie unter den Umst„nden zufrieden sein konnten. Der Akt entzog tats„chlich den Arbeitern allen besondren Schutz und verwies sie fr Schadenersatz bei Unf„llen durch Maschinerie an die gew”hnli- chen Gerichte (reiner Hohn bei englischen Gerichtskosten), w„h- rend er andrerseits durch eine sehr fein ausgetftelte Vorschrift wegen der einzuhaltenden Expertise es den Fabrikanten fast unm”g- lich machte, den Prozeá zu verlieren. Die Folge war rasche Zu- nahme der Unf„lle. Im Halbjahr Mai bis Oktober 1858 hatte Inspek- tor Baker eine Zunahme der Unf„lle von 21% allein gegen das vo- rige Halbjahr. 36,7% s„mtlicher Unf„lle konnten nach seiner An- sicht vermieden werden. Allerdings hatte 1858 und 1859 die Zahl der Unf„lle sich gegen 1845 und 1846 bedeutend vermindert, n„m- lich um 29%, bei einer Vermehrung der Arbeiterzahl in den der In- spektion unterworfnen Industriezweigen um 20%. Aber woher kam dies? Soweit der Streitpunkt bis jetzt (1865) erledigt ist, ist er haupts„chlich erledigt worden durch die Einfhrung neuer Ma- schinerie, bei der die Schutzvorrichtungen schon von vornherein angebracht sind und wo sie sich der Fabrikant gefallen l„át, weil sie ihm keine Extrakosten machen. Auch war es einigen Arbeitern gelungen, fr ihre verlernen Arme schweren gerichtlichen Schaden- ersatz und diese Urteile bis in die h”chste Instanz best„tigt zu erhalten. ("Rep., Fact., 30. April 1861", p. 31, ditto April 1862, p. 17.) Soweit ber ™konomie in den Mitteln zur Sicherung des Lebens und der Glieder der Arbeiter (worunter viele Kinder) vor den Gefah- ren, die direkt aus ihrer Verwendung bei Maschinerie entspringen. A r b e i t i n g e s c h l o á n e n R „ u m e n b e r h a u p t. - Es ist bekannt, wie sehr die ™konomie am Raum, und daher an den Baulichkeiten, die Arbeiter in engen Loka- len zusammendr„ngt. Dazu kommt noch ™konomie an den Lftungsmit- teln. Zusammen mit der l„ngern Arbeitszeit produziert beides groáe Vermehrung der Krankheiten der Atmungsorgane und folglich vermehrte Sterblichkeit. Die folgenden Illustrationen sind genom- men aus den Berichten ber "Public Health, 6th Rep. 1863"; der Bericht ist kompiliert von dem aus unserm Buch I wohlbekannten Dr. John Simon. Wie es die Kombination der Arbeiter und ihre Kooperation ist, die die #102# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Anwendung der Maschinerie auf groáer Stufenleiter, die Konzentra- tion der Produktionsmittel und die ™konomie in ihrer Anwendung erlaubt, so ist es dies massenhafte Zusammenarbeiten in geschloá- nen R„umen und unter Umst„nden, fr die nicht die Gesundheit der Arbeiter, sondern die erleichterte Herstellung des Produkts ent- scheidend ist - es ist diese massenhafte Konzentration in dersel- ben Werkstatt, die einerseits Quelle des wachsenden Profits fr den Kapitalisten, andrerseits aber auch, wenn nicht kompensiert sowohl durch Krze der Arbeitszeit wie durch besondere Vorsichts- maáregeln, zugleich Ursache der Verschwendung des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter ist. Dr. Simon stellt als Regel auf, die er durch massenhafte Stati- stik beweist: "Im Verh„ltnis wie die Bev”lkerung einer Gegend auf gemeinschaft- liche Arbeit in geschloánen R„umen angewiesen wird, in demselben Verh„ltnis steigt, bei sonst gleichen Umst„nden, die Sterblich- keitsrate dieses Distrikts infolge von Lungenkrankheiten" (p. 23). Die Ursache ist die schlechte Ventilation. "Und wahrschein- lich gibt es in ganz England keine einzige Ausnahme von der Re- gel, daá in jedem Distrikt, der eine bedeutende, in geschloánen R„umen betriehne Industrie besitzt, die vermehrte Sterblichkeit dieser Arbeiter hinreicht, die Sterblichkeitsstatistik des ganzen Distrikts mit einem entschiednen rschuá von Lungenkrankheiten zu f„rben" (p. 23). Aus der Sterblichkeitsstatistik mit Bezug auf Industrien, die in geschloánen R„umen betrieben werden und die 1860 und 1861 vom Ge- sundheitsamt untersucht wurden, ergibt sich: auf dieselbe Zahl von M„nnern zwischen 15 und 55 Jahren, auf die in den englischen Ackerbaudistrikten 1 00 Todesf„lle von Schwindsucht und andren Lungenkrankheiten kommen, ist die Zahl fr eine gleiche Bev”lke- rungszahl von M„nnern: in Coventry 163 Todesf„lle von Schwind- sucht, in Blackburn und Skipton 167, in Congleton und Bradford 168, n Leicester 171, in Leek 182, in Macclesfield 184, in Bolton 190, in Nottingham 192, in Rochdale 193, in Derby 198, in Salford und Ashton-under-Lyne 203, in Leeds 218, in Preston 220 und in Manchester 263 (p. 24). Die nachfolgende Tabelle gibt ein noch schlagenderes Beispiel. Sie gibt die Todesf„lle durch Lungen- krankheiten getrennt fr beide Geschlechter fr das Alter von 15 bis 25 Jahren und berechnet auf je 100 000. Die ausgew„hlten Di- strikte sind solche, wo nur die Frauen in der in geschloánen R„u- men betriebnen Industrie, die M„nner aber in allen M”glichen Ar- beitszweigen besch„ftigt werden. In den Bezirken der Seidenindustrie, wo die Beteiligung der M„n- ner an der Fabrikarbeit gr”áer, ist auch ihre Sterblichkeit be- deutend. Die Sterblichkeitsrate an Schwindsucht etc. bei beiden Geschlechtern enthllt hier, wie es in dem Bericht heiát, #103# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- "die emp”renden (atrocious) sanit„ren Umst„nde, unter denen ein groáer Teil unsrer Seidenindustrie betrieben wird". Und es ist dies dieselbe Seidenindustrie, bei der die Fabrikan- ten, unter Berufung auf die ausnahmsweise gnstigen Gesundheits- bedingungen ihres Betriebs, ausnahmswels lange Arbeitszeit der Kinder unter 13 Jahren verlangten und auch teilweis bewilligt er- hielten (Buch I, Kap. VIII, 6, S. 296/286 1*)). Todesf„lle von Lungen- krankheiten zwischen 15 Distrikt Hauptindustrie und 25 Jahren, berechnet auf je 100000 M„nner Weiber Berkhampstead Strohflechterei, von Weibern betrieben 219 578 Leighton Buzzard Strohflechterei, von Weibern betrieben 309 554 Nwport Pagnell Spitzenfabrikation durch Weiber 301 617 Towcester Spitzenfabrikation durch Weiber 239 577 Yeovil Handschuhmachen, meist durch Weiber 280 409 Leek Seidenindustrie, Weiber vorwiegend 437 856 Congleton Seidenindustrie, Weiber vorwiegend 566 790 Macclesfield Seidenindustrie, Weiber vorwiegend 593 890 Gesunde Landgegend Ackerbau 331 333 "Keine der bisher untersuchten Industrien hat wohl ein schlim- meres Bild geliefert als das, welches Dr. Smith von der Schneide- rei gibt... Die Werkst„tten, sagt er, sind sehr verschieden in sanit„rer Beziehung; aber fast alle sind berfllt, schlecht ge- lftet und der Gesundheit in hohem Grade ungnstig... Solche Zim- mer sind notwendig ohnehin heiá; wenn aber das Gas angesteckt wird, wie bei Tage w„hrend des Nebels und des Abends im Winter, steigt die Hitze auf 80 und selbst 90 Grad" (Fahrenheit, = 27- 33øC) "und verursacht triefenden Schweiá und Verdichtung des Dun- stes auf den Glasscheiben, so daá das Wasser fortw„hrend her- abrieselt oder vom Oberlicht heruntertropft und die Arbeiter ge- zwungen sind, einige Fenster offenzuhalten, obgleich sie sich da- bei unvermeidlich erk„lten. - Von dem Zustand in 16 der bedeu- tendsten Werkst„tten des Westends von London gibt er folgende Be- schreibung: Der gr”áte Kubikraum, der in diesen schlechtgelfte- ten Zimmern auf einen Arbeiter kommt, ist 270 Kubikfuá; der ge- ringste 105 Fuá, im Durchschnitt aller nur 156 Fuá pro Mann. In einer Werkstatt, in der eine Galerie rundherum l„uft und die nur Oberlicht hat, werden von 92 bis ber 100 Leute besch„ftigt, eine groáe Menge Gasflammen ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 309/310 #104# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrweirts in Profit usw. ----- gebrannt; die Abtritte sind dicht daneben, und der Rann ber- steigt nicht 150 Kubikfuá pro Mann. In einer andern Werkstatt, die nur als ein Hundehaus in einem von oben erhellten Hof be- zeichnet, und nur durch ein kleines Dachfenster gelftet werden kann, arbeiten 5 oder 6 Leute in einem Raum von 112 Kubikfuá per Mann." Und "in diesen infamen (atrocious) Werkst„tten, die Dr. Smith beschreibt, arbeiten die Schneider gew”hnlich 12-13 Stunden des Tages, und zu gewissen Zeiten wird die Arbeit w„hrend 15-16 Stunden fortgesetzt" (p. 25, 26, 28). Sterblichkeitsrate pro Anzahl der Industriezwecke 100 000 im Alter von besch„ftigten Leute und Lokalit„t 25-35 35-45 45-55 958265 Ackerbau, England 743 805 1145 und Wales 22301 M„nner und 12377 Weiber Schneider, London 958 1262 2093 13803 Schriftsetzer und 894 1747 2367 (p. 30.) Es ist zu bemerken und ist in der Tat von John Simon, dem Chef der medizinischen Abteilung, von dem der Bericht aus- geht, bemerkt, daá fr das Alter von 25-35 Jahren die Sterblich- keit der Schneider, Schriftsetzer und Drucker in London zu gering angegeben ist, weil in beiden Gesch„ftszweigen die Londoner Mei- ster eine groáe Zahl junger Leute (wahrscheinlich bis zu 30 Jah- ren) vom Lande als Lehrlinge und "improvers" 1*), d.h. zur wei- tern Ausbildung, erhalten. Sie vermehren die Anzahl der Besch„f- tigten, worauf die industriellen Sterblichkeitsraten fr London berechnet werden mssen; aber sie tragen nicht in gleichem Ver- h„ltnis bei zur Anzahl der Todesf„lle in London, weil ihr Aufent- halt dort nur zeitweilig ist; erkranken sie w„hrend dieser Zeit, so gehn sie aufs Land nach Hause zurck, und dort wird, wenn sie sterben, der Todesfall eingetragen. Dieser Umstand affiziert noch mehr die frhern Altersstufen und macht die Londoner Sterblich- keitsraten fr diese Stufen vollst„ndig wertlos als Maást„be der industriellen Gesundheitswidrigkeit (p. 30). Žhnlich wie mit den Schneidern verh„lt es sich mit den Schriftsetzern, bei denen zum Mangel an Ventilation, zur Pestluft usw. noch Nachtarbeit hinzukommt. Ihre gew”hnliche Arbeitszeit dauert 12 bis 13 Stunden, manchmal 15 bis 16. "Groáe Hitze und Stickluft, sobald das Gas angezndet wird... Es kommt nicht selten vor, daá Dnste von einer Gieáerei oder Ge- stank von Maschinerie oder Senkgruben aus dem untern Stockwerk heraufsteigen und die šbel des obern Zimmers verschlinunern. Die erhitzte Luft der untern R„ume heizt die obern schon durch Er ----- 1*) "Volont„re" #105# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- w„rmung des Bodens, und wenn die R„ume bei groáem Gasverbrauch niedrig sind, ist dies ein groáes šbel. Noch schlimmer ist es da, wo die Dampfkessel im untern Raum stehn und das ganze Haus mit unerwnschter Hitze f„llen... Im allgemeinen kann gesagt werden, daá die Lftung durchweg mangelhaft und total ungengend ist, um die Hitze und die Verbrennungsprodukte des Gases nach Sonnenun- tergang zu entfernen, und daá in vielen Werkst„tten, besonders wo sie frher Wohnh„user waren, der Zustand h”chst beklagenswert ist." "In einigen Werkst„tten, besonders fr Wochenzeitungen, wo ebenfalls Jungen von 12 bis 16 Jahren besch„ftigt werden, wird w„hrend zwei Tagen und einer Nacht fast ununterbrochen gearbei- tet; w„hrend in andern Setzereien, die sich auf die Besorgung 'dringender' Arbeit legen, auch der Sonntag dem Arbeiter keine Ruhe gibt und seine Arbeitstage 7 statt 6 in jeder Woche betra- gen." (p. 26, 28.) Die Putzmacherinnen (milliners and dressmakers) besch„ftigten uns schon in Buch I, Kap. VIII, 3, S. 249/241 1*) mit Bezug auf šber- arbeit. Ihre Arbeitslokale werden in unserm Bericht von Dr. Ord geschildert. Selbst wenn w„hrend des Tages besser, sind sie w„h- rend der Stunden, wo Gas gebrannt wird, berhitzt, mffig (foul) und ungesund. In 34 Werkst„tten der bessern Sorte fand Dr. Ord, daá die Durchschnittsanzahl von Kubikfuá Raum fr je eine Arbei- terin war: "In 4 F„llen mehr als 500; in 4 andern 400-500, in 5 andern von 300-400; in 5 andern von 250-300; in 7 andern von 200-250; in 4 von 150-200; und endlich in 9 nur 100-150. Selbst der gnstigste dieser F„lle gengt nur knapp fr andauernde Arbeit, wenn das Lo- kal nicht vollkommen gelftet ist... Selbst mit guter Lftung werden die Werkst„tten sehr heiá und dumpfig nach Dunkelwerden wegen der vielen erforderlichen Gasflammen." Und hier ist die Bemerkung Dr. Ords ber eine von ihm besuchte Werkstatt der geringem, fr Rechnung eines Zwischenfaktors (middlernan) betriebnen Klasse: "Ein Zimmer, haltend 1280 Kubikfuá; anwesende Personen 14; Raum fr jede 91,5 Kubikfuá. Die Arbeiterinnen sahen hier abgearbeitet und verkommen aus. Ihr Verdienst wurde angegeben auf 7-15 sh. die Woche, daneben den Tee... Arbeitsstunden von 8-8. Das kleine Zim- mer, worin diese 14 Personen zusammengedr„ngt, war schlecht ven- tiliert. Es waren zwei bewegliche Fenster und ein Kamin, der aber verstopft war; besondre Lftungsvorrichtungen irgendwelchen Art waren nicht vorhanden" (p. 27). Derselbe Bericht bemerkt mit Bezug auf die šberarbeit der Putzma- cherinnen: ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 269 #106# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- "Die Verarbeitung junger Frauenzimmer in fashionablen Putzmacher- l„den, herrscht nur fr ungef„hr 4 Monate des Jahrs in dem mon- strasen Grad vor, der bei vielen Gelegenheiten die šberraschung und den Unwillen des Publikums fr einen Augenblick hervorgerufen hat; aber w„hrend dieser Monate wird in der Werkstatt als Regel w„hrend voller 14 Stunden t„glich gearbeitet, und bei geh„uften eiligen Auftr„gen w„hrend ganzer Tage 17-18 Stunden. W„hrend andrer Jahreszeiten wird in der Werkstatt wahrscheinlich 10-14 Stunden gearbeitet; die zu Hause arbeiten, sind regelm„áig 12 oder 13 Stunden am Werk. In der Konfektion von Damenm„nteln, Kra- gen, Hemden etc., die Arbeit mit der N„hmaschine einbegriffen, sind die in der gemeinsamen Werkstatt zugebrachten Stunden weni- ger, meist nicht mehr als 10-12; aber, sagt Dr. Ord, die regelm„- áigen Arbeitsstunden sind in gewissen H„usern zu gewissen Zeiten bedeutender Ausdehnung unterworfen durch besonders bezahlte šber- stunden, und in andern H„usern wird Arbeit mit nach Hause genom- men, um nach der regelm„áigen Arbeitszeit fertiggemacht zu wer- den: Die eine wie die andre Art der šberarbeit, k”nnen wir hinzu- fgen, ist oft zwangsm„áig" (p. 28). John Simon bemerkt in einer Note zu dieser Seite: "Herr Radcliffe, der Sekret„r der Epidemiological Society, der besonders viel Gelegenheit hatte, die Gesundheit von Putzmache- rinnen der ersten Gesch„ftsh„user zu prfen, fand auf je 20 M„d- chen, die von sich sagten, sie seien 'ganz wohl', nur eine ge- sund, die brigen zeigten verschiedne Grade physischer Kr„fteab- spannung, nerv”ser Ersch”pfung und zahlreicher daher stammender Funktionsst”rungen. Er gibt als Grnde an: In erster Instanz die L„nge der Arbeitsstunden, die er im Minimum auf 12 t„glich selbst in der stillen Jahreszeit sch„tzt; und zweitens šberfllung und schlechte Lftung der Werkst„tten, durch Gasflammen verdorbne Luft, ungengende oder schlechte Nahrung und Mangel an Sorge fr h„uslichen Komfort." Der Schluá, zu dem der Chef des englischen Gesundheitsamts kommt, ist der, daá "es fr die Arbeiter praktisch unm”glich ist, auf dem zu bestehn, was theoretisch ihr erstes Gesundheitsrecht ist: das Recht, daá, zur Vollendung welcher Arbeit ihr Besch„ftiger sie auch zusammen- bringt, diese gemeinsame Arbeit, soweit an ihm liegt und auf seine Kosten, von allen unn”tigen gesundheitssch„dlichen Umst„n- den befreit werden soll; und daá, w„hrend die Arbeiter selbst tats„chlich nicht imstande sind, diese sanit„re Justiz fr sich selbst zu erzwingen, sie ebensowenig, trotz der pr„sumierten Ab- sicht des Gesetzgebers, irgendwelchen wirksamen Beistand erwarten k”nnen von den Beamten, die die Nuisances Removal Acts 1*) durch- zufhren haben" (p. 29). - Ohne Zweifel wird es einige kleine technische Schwierigkeiten machen, die genaue Grenze zu bestim- men, von welcher an die Besch„ftiger der Regierung unterworfen werden sollen. Aber... im Prinzip ist der Anspruch auf Gesund- heitsschonung universell. Und im Interesse von Myriaden Arbeiter und Arbeiterinnen, deren Leben jetzt ohne Not ----- 1*) gesundheitspolizeilichen Gesetze #107# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- verkmmert und verkrzt wird durch die unendlichen physischen Leiden, die ihre bloáe Besch„ftigung erzeugt, wage ich die Hoff- nung auszusprechen, daá die sanit„ren Bdingungen der Arbeit ebenso universell unter geeigneten gesetzlichen Schutz gestellt werden; wenigstens soweit, daá die wirksame Lftung aller ge- schloánen Arbeitsr„ume sichergestellt und daá in jedem seiner Na- tur nach ungesunden Arbeitszweig die besondre gesundheitsgef„hr- liche Einwirkung soviel wie m”glich beschr„nkt wird. (p. 31.) #107# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- III. ™konomie in Krafterzeugung, Kraftbertragung und Baulichkei- ten In seinem Bericht fr Oktober 1852 zitiert L. Horner einen Brief des berhmten Ingenieurs James Nasmyth von Patricroft, des Erfin- ders des Dampfhammers, worin es u. a. heiát: "Das Publikum ist sehr wenig bekannt mit dem ungeheuren Zuwachs an Triebkraft, der durch solche System„nderungen und Verbesserun- gen" (an Dampfmaschinen) "erlangt worden ist, wie die, von denen ich spreche. Die Maschinenkraft unsres Be zirks" (Lancashire) lag unter dem Alpdruck furchtsamer und vorurteilsvoller šberlieferung w„hrend fast 40 Jahren, aber jetzt sind wir glcklicherweise emanzipiert. W„hrend der letzten 15 Jahre, aber besonders im uf der letzten 4 Jahre" (also seit 1848) "haben einige sehr wichtige Žnderungen stattgefunden in der Betriebsweise kondensierender Dampfmaschinen... Der Erfolg war... daá dieselben Maschinen einen weit gr”áern Arbeitsbetrag leisteten, und das obendrein bei sehr bedeutender Verringerung des Kohlenverbrauchs... W„hrend sehr vieler Jahre seit der Einfhrung der Dampfkraft in die Fabriken dieser Bezirke war die Geschwindigkeit, mit der man kondensie- rende Dampfmaschinen glaubte arbeiten lassen zu drfen, ungef„hr 220 Fuá Pistonhub per Minute; d.h. eine Maschine mit 5 Fuá Kol- benhub war schon vorschriftsm„áig auf 22 Drehungen der Kurbel- welle beschr„nkt. Es galt nicht fr angemessen, die Maschine ra- scher zu treiben; und da das ganze Geschirr dieser Geschwindig- keit von 220 Fuá Kolbenbewegung per Minute angepaát war, be- herrschte diese langsame und unsinnig beschr„nkte Geschwindigkeit den ganzen Betrieb w„hrend vieler Jahre. Endlich aber, sei es durch glckliche Unkenntnis der Vorschrift, sei es aus bessern Grnden bei irgendeinem khnen Neuerer, wurde eine gr”áre Ge- schwindigkeit versucht und, da der Erfolg h”chst gnstig war, das Beispiel von andren befolgt; man lieá, wie man sagte, der Ma- schine die Zgel schieáen und „nderte die Hauptr„der des šbertra- gungssgeschirrs derart ab, daá die Dampfmaschine 300 Fuá und mehr per Minute machen konnte, w„hrend die Maschinerie auf ihrer fr- hern Geschwindigkeit gehalten wurde... Diese Beschleunigung der Dampfrnaschine ist jetzt fast allgemein, weil es sich zeigte, daá nicht nur aus derselben Maschine mehr verwendbare Kraft gewonnen wurde, sondern die Bewegung auch, infolge des gr”áern Moments des Schwungrads, viel regelm„áiger war. Bei gleichbleibendem Dampf- druck und gleichbleibendem #108# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Vakuum im Kondenser erhielt man mehr Kraft durch einfache Be- schleunigung des Kolbenhubs. K”nnen wir z.B. eine Dampfmaschine, die bei 200 Fuá per Minute 40 Pferdekraft gibt, durch passende Žnderung dahin bringen, daá sie, bei gleichem Dampfdruck und Va- kuum, 400 Fuá per Minute macht, so werden wir genau die doppelte Kraft haben; und da Dampfdruck und Vakuum in beiden F„llen die- selben sind, so wird die Anstrengung der einzelnen Maschinenteile und damit die Gefahr von 'Unf„llen' mit der vermehrten Geschwin- digkeit nicht wesentlich vermehrt. Der ganze Unterschied ist, daá wir mehr Dampf konsumieren im Verh„ltnis zur beschleunigten Kol- benbewegung oder ann„hernd; und ferner tritt etwas rascherer Ver- schleiá der Lager oder Reibungsteile ein, aber kaum der Rede wert... Aber um von derselben Maschine mehr Kraft durch beschleu- nigte Kolbenbewegung zu erlangen, muá mehr Kohle unter demselben Dampfkessel verbrannt oder ein Kessel von gr”árer Verdunstungsf„- higkeit angewandt, kurz, mehr Dampf erzeugt werden. Dies geschah, und Kessel mit gr”árer F„higkeit der Dampferzeugung wurden bei den alten 'beschleunigten' Maschinen angelegt; diese lieferten so in vielen F„llen 100% mehr Arbeit. Gegen 1842 begann die auáeror- dentlich wohlfeile Krafterzeugung der Dampfmaschinen in den Berg- werken von Cornwall Aufmerksamkeit zu erregen; die Konkurrenz in der Baumwollspinnerei zwang die Fabrikanten, die Hauptquelle ihres Profits in 'Ersparnissen' zu suchen; der merkwrdige Unter- schied im Kohlenverbrauch per Stunde und Pferdekraft, den die cornischen Maschinen aufzeigten, und ebenso die auáerordentlich ”konomischen Leistungen der Woolfschen Doppelzylindermaschinen brachten auch in unsrer Gegend die Ersparung an Heizstoff in den Vordergrund. Die cornischen und die Doppelzylindermaschinen lie- ferten eine Pferdekraft per Stunde fr je 3 1/2 bis 4 Pfund Koh- len, w„hrend die Maschinen in den Baumwolldistrikten allgemein 8 oder 12 Pfund per Pferd und Stunde verbrauchten. Ein so bedeuten- der Unterschied bewog die Fabrikanten und Maschinenbauer unsers Bezirks, durch „hnliche Mittel solche auáer ordentlich ”konomi- schen Ergebnisse zu erreichen, wie sie in Cornwall und Frankreich bereits gew”hnlich waren, da dort der hohe Kohlenpreis die Fabri- kanten gezwungen hatte, diesen kostspieligen Zweig ihres Ge- sch„fts m”glichst einzuschr„nken. Dies fhrte zu sehr wichtigen Resultaten. Erstens: Viele Kessel, deren halbe Oberfl„che in der guten alten Zeit hoher Profite der kalten Auáenluft ausgesetzt blieb, wurden jetzt mit dicken Filzlagen oder Ziegeln und M”rtel und andern Mitteln eingedeckt, wodurch die Ausstrahlung der mit so viel Kosten erzeugten Hitze verhindert wurde. Dampfr”hren wur- den in derselben Weise geschtzt, ebenso der Zylinder mit Filz und Holz umgeben. Zweitens kam die Anwendung des Hochdrucks. Bis- her war die Sicherheitsklappe nur soweit beschwert worden, daá sie schon bei 4, 6 oder 8 Pfund Dampfdruck auf den Quadratzoll sich ”ffnete; jetzt fand man, daá durch Erh”hung des Drucks auf 14 oder 20 Pfund... eine sehr bedeutende Kohlenersparnis erreicht wurde; in andern Worten, die Arbeit der Fabrik wurde durch einen bedeutend geringem Kohlenverbrauch geleistet... Diejenigen, die die Mittel und die Khnheit dazu hatten, fhrten das System des vermehrten Drucks und der Expansion in seiner vollen Ausdehnung aus, und wandten zweckm„áig konstruierte Dampfkessel an, die Dampf von einem Druck von 30, 40, 60 und 70 Pfund per Quadratzoll lieferten; ein Druck, bei dem ein #109# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Ingenieur der alten Schule vor Schrecken umgefallen w„re. Aber da das ”konomische Ergebnis dieses gesteigerten Dampfdrucks... sich sehr bald kundgab in der nicht miázuverstehenden Form von Pfun- den, Schillingen und Pence, wurden die Hochdruckkessel bei Kon- densiermaschinen fast allgemein. Diejenigen, die die Reform radi- kal durchfhrten, wandten die Woolfschen Maschinen an, und dies geschah in den meisten der neuerdings gebauten Maschinen; n„mlich die Woolfschen Maschinen mit 2 Zylindern, in deren einem der Dampf aus dem Kessel Kraft leistet verm”ge des šberschusses des Drucks ber den der Atmosph„re, worauf er dann, statt wie frher nach jedem Kolbenhub in die freie Luft zu entweichen, in einen Niederdruckzylinder von ungef„hr vierfach gr”áerm Rauminhalt tritt und, nachdem er dort weitre Expansion geleistet, in den Kondensator geleitet wird. Das ”konomische Resultat, das man bei solchen Maschinen erh„lt, ist die Leistung einer Pferdekraft fr eine Stunde, fr jede 3 1/2 bis 4 Pfund Kohlen; w„hrend bei den Maschinen alten Systems hierzu 12 bis 14 Pfund erforderlich wa- ren. Eine geschickte Vorrichtung hat erlaubt, das Woolfsche Sy- stem des doppelten Zylinders oder der kombinierten Hoch- und Nie- derdruckmaschine auf schon bestehende „ltere Maschinen anzuwenden und so ihre Leistungen zu steigern bei gleichzeitig vermindertem Kohlenverbrauch. Dasselbe Resultat ist erreicht worden w„hrend der letzten 8-10 Jahre durch Verbindung einer Hochdruckmaschine mit einer Kondensiermaschine, derart, daá der verbrauchte Dampf der erstern in die zweite berging und diese trieb. Dies System ist in vielen F„llen ntzlich." "Es wrde nicht leicht m”glich sein, eine genaue Aufstellung der vermehrten Arbeitsleistung derselben identischen Dampfmaschinen zu erhalten, bei denen einige oder alle dieser neuern Verbesse- rungen angebracht sind. Ich bin aber sicher, daá fr dasselbe Ge- wicht Dampfmaschinerie wir jetzt mindestens 50% mehr Dienst oder Arbeit im Durchschnitt erhalten und daá in vielen F„llen dieselbe Dampfmaschine, die zur Zeit der beschr„nkten Geschwindigkeit von 220 Fuá in der Minute 50 Pferdekraft gab, jetzt ber 100 liefert. Die h”chst ”konomischen Resultate der Anwendung des Hochdruck- dampfs bei Kondensiermaschinen sowie die weit groáem Anforderun- gen, die zum Zweck von Gesch„ftsausdehnungen an die alten Dampf- maschinen gemacht werden, haben in den letzten drei Jahren zur Einfhrung von R”hrenkesseln gefhrt und hierdurch die Kosten der Dampferzeugung wieder bedeutend vermindert." ("Rep. Fact., Oct. 1852", p. 23-27.) Was von der Kraft erzeugenden, gilt ebenfalls von der Kraft ber- tragenden und von der Arbeitsmaschinerie. "Die raschen Schritte, womit die Verbesserungen in der Maschine- rie in den letzten wenigen Jahren sich entwickelten, haben die Fabrikanten bef„higt, die Produktion auszudehnen ohne zus„tzliche Triebkraft. Die sparsamere Verwendung der Arbeit ist notwendig geworden durch die Verkrzung des Arbeitstags, und in den meisten gutgeleiteten Fabriken wird immer erwogen, auf welchem Wege die Produktion vermehrt werden kann bei verminderter Auslage. Ich habe eine Aufstellung vor mir, die ich der C-ef„lligkeit eines sehr intelligenten Herrn in meinem Bezirk verdanke, ber die Zahl und das Alter der in seiner Fabrik besch„ftigten Arbeiter, die angewandten Maschinen #110# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- und den bezahlten Lohn w„hrend der Zeit von 1840 bis jetzt. Im Oktober 1840 besch„ftigte seine Firma 600 Arbeiter, wovon 200 un- ter 13 Jahren. Oktober 1852 nur 350 Arbeiter, wovon nur 60 unter 13 Jahren. Dieselbe Anzahl von Maschinen, bis auf sehr wenige, waren in Betrieb, und dieselbe Summe wurde in Arbeitslohn ausge- zahlt in beiden Jahren." (Redgraves Bericht, in "Rep. Fact., Oct. 1852", p. 58, 59.) Diese Verbesserungen in der Maschinerie zeigen erst ihre volle Wirkung, sobald sie in neuen, zweckm„áig eingerichteten Fabrikge- b„uden aufgestellt werden. "Mit Beziehung auf Verbesserungen in der Maschinerie muá ich be- merken, daá vor allem ein groáer Fortschritt gemacht worden ist im Bau von Fabriken, die zur Aufstellung dieser neuen Maschinerie geeignet sind... Im Erdgeschoá zwirne ich all mein Garn, und hier allein stelle ich 29 000 Doublierspindeln auf. In diesem Zimmer und dem Schuppen allein bewirke ich eine Ersparung an Arbeit von mindestens 10%; nicht sosehr infolge von Verbesserungen im Dou- bliersystem selbst, als von Konzentration der Maschinen unter ei- ner einzigen Leitung; und ich kann dieselbe Anzahl Spindeln mit einer einzigen Triebwelle treiben, wodurch ich gegenber andern Firmen an Wellenleitung 60 bis 80% erspare. Auáerdem ergibt dies eine groáe Ersparnis an ™l, Fett etc.... kurz, mit vervollkommne- ter Einrichtung der Fabrik und verbesserter Maschinerie habe ich, gering gerechnet, an Arbeit 10% gespart und daneben groáe Erspar- nis an Kraft, Kohlen, ™l, Talg, Triebwellen und Riemen etc." (Aussage eines Baumwollspinners, "Rep. Fact.. Oct. 1863". p. 109, 110.) #110# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- IV. Nutzbarmachung der Exkremente der Produktion Mit der kapitalistischen Produktionsweise erweitert sich die Be- nutzung der Exkremente der Produktion und Konsumtion. Unter er- stern verstehn wir die Abf„lle der Industrie und Agrikultur, un- ter Letztem teils die Exkremente, die aus dem natrlichen Stoff- wechsel des Menschen hervorgehn, teils die Form, worin die Ver- brauchsgegenst„nde nach ihrem Verbrauch brigbleiben. Exkremente der Produktion sind also in der chemischen Industrie die Neben- produkte, die bei kleiner Produktionsstufe verlorengehn; die Ei- sensp„ne, die bei der Maschinenfabrikation abfallen und wieder als Rohstoff in die Eisenproduktion eingehn etc. Exkremente der Konsumtion sind die natrlichen Ausscheidungsstoffe der Menschen, Kleiderreste in Form von Lumpen usw. Die Exkremente der Konsum- tion sind am wichtigsten fr die Agrikultur. In Beziehung auf ihre Verwendung findet in der kapitalistischen Wirtschaft eine kolossale Verschwendung statt; in London z.B. weiá sie mit dem Dnger von 4 1/2 Millionen Menschen nichts Beáres anzufangen, als ihn mit ungeheuren Kosten zur Verpestung der Themse zu gebrau- chen. #111# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Die Verteuerung der Rohstoffe bildet natrlich den Antrieb zur Vernutzung der Abf„lle. Im ganzen sind die Bedingungen dieser Wiederbenutzung: Massenhaf- tigkeit solcher Exkremente, die sich nur ergibt bei Arbeit auf groáer Stufenleiter; Verbesserung der Maschinerie, womit Stoffe, die in ihrer gegebnen Form frher unbrauchbar, in eine der Neu- produktion dienstbare Gestalt bergefhrt werden; Fortschritt der Wissenschaft, speziell der Chemie, welche die nutzbaren Eigen- schaften solcher Abf„lle entdeckt. Allerdings findet auch in der kleinen, g„rtnerm„áig betriebnen Agrikultur, wie etwa in der Lom- barde, im sdlichen China und in Japan, groáe ™konomie dieser Art statt. Im ganzen aber ist in diesem System die Produktivit„t der Agrikultur erkauft durch groáe Verschwendung menschlicher Ar- beitskraft, die andren Sph„ren der Produktion entzogen wird. Die sog. Abf„lle spielen eine bedeutende Rolle in fast jeder Indu- strie. So wird im Fabrikbericht Oktober 1863 als einer der Haupt- grnde angegeben, weshalb sowohl in England wie in vielen Teilen von Irland die P„chter nur ungern und selten Flachs bauen: "Der groáe Abfall... der bei der Bereitung des Flachses in den kleinen mit Wasserkraft getriebenen Hechelfabriken (scutch mills) stattfindet... Der Abfall bei Baumwolle ist verh„ltnism„áig ge- ring, aber bei Flachs sehr groá. Gute Behandlung beim Wasser r”- sten und mechanischen Hecheln kann diesen Nachteil bedeutend ein- schr„nken... In Irland wird Flachs oft auf h”chst schm„hliche Weise gehechelt, so daá 28-30% verlorengehn", was alles durch Anwendung von beárer Maschinerie vermieden werden k”nnte. Das Werg fiel dabei so massenhaft ab, daá der Fabrikin- spektor sagt: "Von einigen der Hechelfabriken in Irland ist mir mitgeteilt wor- den, daá die Hechler den dort gemachten Abfall oft zu Hause auf ihren Herden als Brennstoff verwandt haben, und doch ist er sehr wertvoll." (l.c.p. 140.) "Von Baumwollabfall wird weiter unten die Rede sein, wo wir von den Preisschwankungen des Rohstoffs handeln. Die Wollenindustrie war gescheiter als die Flachsbereitung. "Es war frher gew”hnlich, die Zubereitung von Wollenabfall und wohnen Lumpen zu wiederholter Bearbeitung in Verruf zu erkl„ren, aber das Vorurteil hat sich vollst„ndig gelegt mit Beziehung auf den shoddy trade (Kunstwollindustrie), die ein wichtiger Zweig des Wollendistrikts von Yorkshire geworden ist, und ohne Zweifel wird auch das Gesch„ft in Baumwollabfall bald denselben Platz einnehmen als ein Gesch„ftszweig, der einem anerkannten Bedrfnis abhilft. Vor 30 Jahren waren wollne Lumpen, d.h. Stcke von ganz wollnem Tuch etc., im Durchschnitt etwa #112# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- 4 Pfd.St. 4 sh. per Tonne wert; in den letzten paar Jahren sind sie 44 Pfd.St. per Tonne wert geworden. Und die Nachfrage ist so gestiegen, daá auch gemischte Gewebe au, Wolle und Baumwolle ver- nutzt werden, indem man Mittel gefunden hat, die Baumwolle zu zerst”ren, ohne der Wolle zu schaden; und jetzt sind Tausende von Arbeitern in der Fabrikation von Shoddy besch„ftigt, und der Kon- sument hat groáen Vorteil davon, indem er jetzt Tuch von guter Durchschnittsqualit„t zu einem sehr m„áigen Preis kaufen kann." ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 107.) Die so verjngte Kunstwolle betrug schon Ende 1862 ein Drittel des ganzen Wollverbrauchs der englischen Industrie. ("Rep. Fact., Oct. 1862", p. 81.) Der "groáe Vorteil" fr den "Konsumenten" be- steht darin, daá seine Wollkleider nur ein Drittel der frhern Zeit brauchen, um zu verschleiáen, und ein Sechstel, um faden- scheinig zu werden. Die englische Seidenindustrie bewegte sich auf derselben abschs- sigen Bahn. Von 1839-1862 hatte der Verbrauch von wirklicher Roh- seide sich etwas vermindert, dagegen der von Seidenabf„llen ver- doppelt. Mit verbesserter Maschinerie war man im Stand, aus die- sem, anderswo ziemlich wertlosen Stoff eine zu vielen Zwecken verwendbare Seide zu fabrizieren. Das schlagendste Beispiel von Verwendung von Abf„llen liefert die chemische Industrie. Sie verbraucht nicht nur ihre eignen Ab- f„lle, indem sie neue Verwendung dafr findet, sondern auch die- jenigen der verschiedenartigsten andern Industrien und verwandelt z.B. den frher fast nutzlosen Gasteer in Anilinfarben, Krappfarbstoff (Allzarin), und neuerdings auch in Medikamente. Von dieser ™konomie der Exkremente der Produktion, durch ihre Wiederbenutzung, ist zu unterscheiden die ™konomie bei der Erzeu- gung von Abfall, also die Reduktion der Produktionsexkremente auf ihr Minimum, und die unmittelbare Vernutzung, bis zum Maximum, aller in die Produktion eingehenden Roh- und Hilfsstoffe. Die Ersparung von Abfall ist zum Teil durch die Gte der ange- wandten Maschinerie bedingt. ™l, Seife etc. wird gespart im Ver- h„ltnis wie die Maschinentelle genauer gearbeitet und besser po- liert sind. Dies bezieht sich auf die Hilfsstoffe. Z.T. aber, und dies ist das wichtigste, h„ngt es von der Gte der angewandten Maschinen und Werkzeuge ab, ob ein gr”árer oder geringrer Teil des Rohstoffs im Produktionsprozeá sich in Abfall verwandelt. Endlich h„ngt dies ab von der Gte des Rohstoffs selbst. Diese ist wieder bedingt teils durch die Entwicklung der extraktiven Industrie und Agrikultur, die ihn erzeugt (von dem Fortschritt der Kultur im eigentlichen Sinn), teils von der Ausbildung der Prozesse, die der Rohstoff vor seinem Eintritt in die Manufaktur durchmacht. #113# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- "Paramentier hat bewiesen, daá seit einer nicht sehr entfernten Epoche, z.B. der Zeit Ludwigs XIV., die Kunst, Korn zu mahlen, in Frankcreich sehr bedeutend vervollkommnet worden ist, so daá die neuen Mhlen, gegenber den alten, aus derselben Menge Korn bis zur H„lfte mehr Brot liefern k”nnen. Man hat in der Tat fr die j„hrlich, Konsurntion eines Einwohners von Paris anfangs 4 se- tiers Korn, dann 3, endlich 2 gerchnet, w„hrend sie heutzutage nur noch 1 1/2 setier oder ungef„hr 342 Pfund per Kopf ist... In der Perche, wo ich lange gewohnt habe, sind plump konstruierte Mhlen, die Mhlsteine von Granit und Trapp hatten, nach den Re- geln der seit 30 Jahren so sehr fortgeschrittnen Mechanik umge- baut worden. Man hat sie mit guten Mhlsteinen von Fert6 versehn, man hat das Korn zweimal ausgemahlen, man hat dem Mahlbeutel eine kreisf”rmige Bewegung gegeben, und das Produkt an Mehl hat sich fr dieselbe Menge Korn um 1/6 vermehrt. Ich erkl„re mir also leicht das enorme Miáverh„ltnis zwischen dem t„glichen Kornver- brauch bei den R”mern und bei uns; der ganze Grund liegt einfach in der Mangelhaftigkeit der Verfahrensweisen beim Mahlen und bei der Brotbereitung. So muá ich auch eine merkwrdige Tatsache er- kl„ren, die Plinius XVIII., c. 20, 2 anf„hrt.. Das Mehl wurde in Rom verkauft, je nach Qualit„t, zu 40, 48 oder 96 Ass der Modius. Diese Preise, so hoch im Verh„ltnis zu den gleichzeitigen Korn- preisen, erkl„ren sich aus den damals noch in der Kindheit be- findlichen, unvollkommnen Mhlen und den daraus folgenden be- tr„chtlichen Mahlkosten." (Dureau de la Malle, "con. Pol. des Romains", Paris 1840, I, p. 280, 281.) #113# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- V. ™konomie durch Erfindungen Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie gesagt das Resultat davon, daá die Arbeitsbedingungen auf groáer Stufen- leiter angewandt werden, kurz, daá sie dienen als Bedingungen un- mittelbar gesellschaftlicher, vergesellschafteter Arbeit oder der unmittelbaren Kooperation innerhalb des Produktionsprozesses. Es ist dies einesteils die Bedingung, worunter allein die mechani- schen und chemischen Erfindungen angewandt werden k”nnen, ohne den Preis der Ware zu verteuern, und dies ist immer die conditio sine qua non. Andernteils werden erst bei groáer Stufenleiter der Produktion die ™konomien m”glich, die aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorflieáen. Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinierten Arbeiters, wo und wie zu ”konomisieren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am ein- fachsten auszufhren, welche praktischen Friktionen bei Ausfh- rung der Theorie - ihrer Anwendung auf den Produktionsprozeá - zu berwinden usw. Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Ar- beit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktions- prozeá ihre Rolle, beide gehn ineinander ber, aber beide unter- scheiden sich auch. #114# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdec- kung, alle Erfindung. Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Frherer. Gemein- schaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen. Das Obengesagte erh„lt neue Best„tigung durch das oft Beobach- tete: 1. Den groáen Unterschied in den Kosten zwischen dem ersten Bau einer neuen Maschine und ihrer Reproduktion, worber Ure und Babbage [14] nachzusehn. 2. Die viel gr”áern Kosten, womit berhaupt ein auf neuen Erfin- dungen beruhendes Etablissement betrieben wird, verglichen mit den sp„tern, auf seinen Ruinen, ex suis ossibus 1*) aufsteigenden Etablissements. Dies geht so weit, daá die ersten Unternehmer meist Bankrott machen und erst die sp„tern, in deren Hand Ge- b„ude, Maschinerie etc. wohlfeiler kommen, florieren. Es ist da- her meist die wertloseste und miserabeiste Sorte von Geldkapita- listen, die aus allen neuen Entwicklungen der allgemeinen Arbeit des menschlichen Geistes und ihrer gesellschaftlichen Anwendung durch kombinierte Arbeit den gr”áten Profit zieht. ----- 1*) aus seinen Gebeinen #115# ----- SECHSTES KAPITEL Wirkung von Preiswechsel I. Preisschwankungen des Rohstoffs, ihre direkten Wirkungen auf die Profitrate Es wird hier wie bisher vorausgesetzt, daá kein Wechsel in der Rate des Mehrwerts stattfindet. Diese Voraussetzung ist n”tig, um den Fall in seiner Reinheit zu untersuchen. Es w„re indes m”g- lich, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts, daá ein Kapital eine wachsende oder abnehmende Zahl von Arbeitern besch„ftigte, infolge der Kontraktion oder Expansion, welche die hier zu be- trachtenden Preisschwankungen des Rohstoffs bei ihm verursachte. In diesem Fall k”nnte die Masse des Mehrwerts wechseln bei kon- stanter Rate des Mehrwerts. Indes ist auch dies als ein Zwischen- fall hier zu beseitigen. Wenn Verbesserung der Maschinerie und Preis„nderung des Rohstoffs gleichzeitig wirken, sei es auf die Masse der von einem gegebnen Kapital besch„ftigten Arbeiter, oder auf die H”he des Arbeitslohns, so hat man bloá zusammenzustellen 1. die Wirkung, welche die Variation im konstanten Kapital auf die Profitrate hervorbringt, 2. die Wirkung, welche die Variation im Arbeitslohn auf die Profitrate hervorbringt; das Fazit ergibt sich dann von selbst. Es ist aber im allgemeinen hier zu bemerken, wie bei dem frhern Fall: Finden Variationen statt, sei es infolge von ™konomie des konstanten Kapitals, sei es infolge von Preisschwankungen des Rohstoffs, so affizieren sie stets die Profitrate, auch wenn sie den Arbeitslohn, also die Rate und Masse des Mehrwerts, ganz un- berhrt lassen. Sie „ndern in m' v/C die Gr”áe von C und damit den Wert des ganzen Bruchs. Es ist also auch hier ganz gleichgl- tig - im Unterschied von dem, was sich bei der Betrachtung des Mehrwerts zeigte - in welchen Produktionssph„ren diese Variatio- nen vorgehn; ob die von ihnen berhrten Industriezweige Lebens- mittel fr die Arbeiter, resp. konstantes Kapital zur Produktion solcher Lebensmittel, #116# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- produzieren oder nicht. Das hier Entwickelte gilt ebensowohl, wo die Variationen sich in Luxusproduktionen ereignen, und unter Lu- xusprodukt ist hier alle Produktion zu verstehn, die nicht zur Reproduktion der Arbeitskraft erheischt ist. Unter Rohstoff werden hier auch die Hilfsstoffe einbegriffen, wie Indigo, Kohle, Gas etc. Ferner, soweit die Maschinerie in dieser Rubrik in Betracht kommt, besteht ihr eigner Rohstoff aus Eisen, Holz, Leder etc. Ihr eigner Preis ist daher affiziert durch die Preisschwankungen des Rohmaterials, das in ihre Konstruktion ein- geht. Sofern ihr Preis erh”ht wird durch Preisschwankungen, sei es des Rohstoffs, woraus sie besteht, sei es des Hilfsstoffs, den ihr Betrieb verbraucht, f„llt pro tanto die Profitrate. Umge- kehrt, umgekehrt. In den folgenden Untersuchungen wird man sich beschr„nken auf Preisschwankungen des Rohstoffs, nicht soweit er eingeht, sei es als Rohstoff der Maschinerie, die als Arbeitsmittel fungiert, sei es als Hilfsstoff in ihrer Anwendung, sondern soweit er als Roh- stoff in den Produktionsprozeá der Ware eingeht. Nur dies ist hier zu merken: Der Naturreichtum an Eisen, Kohle, Holz etc., den Hauptelementen in der Konstruktion und Anwendung von Maschinerie, erscheint hier als naturwchsige Fruchtbarkeit des Kapitals und ist ein Element in der Bestimmung der Profitrate, unabh„ngig von der H”he oder Niedrigkeit des Arbeitslohns. Da die Profitrate m/C oder = m/(c+v), so ist klar, daá alles, was einen Wechsel in der Gr”áe von c und deswegen von C verursacht, ebenfalls einen Wechsel in der Profitrate hervorbringt, auch wenn in und v und ihr gegenseitigem Verh„ltnis unver„ndert bleiben. Der Rohstoff bildet aber einen Hauptteil des konstanten Kapitals. Selbst in Industriezweigen, worin kein eigentlicher Rohstoff ein- geht, geht er ein als Hilfsstoff oder als Bestandteil der Ma- schine usw., und beeinflussen dadurch seine Preisschwankungen pro tanto die Profitrate. F„llt der Preis des Rohstoffs um eine Summe = d, so geht m/C oder m/(c+v) ber in m/((c-d) +v). Es steigt da- her die Profitrate. Umgekehrt. Steigt der Preis des Rohstoffs, so wird aus m/C oder m/(c+v) nun m(C+d) oder m/((c+d) + v). es f„llt daher die Profitrate. Bei sonst gleichen Umst„nden f„llt und steigt die Profitrate daher in umgekehrter Richtung wie der Preis des Rohstoffs. Es ergibt sich hieraus u.a., wie wichtig fr indu- strielle L„nder der niedrige Preis des Rohstoffs ist, selbst wenn die Schwankungen im Preis des Rohstoffs durchaus nicht begleitet w„ren von Žnderungen in der #117# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Verkaufssph„re des Produkts, also ganz abgesehn von dem Verh„lt- nis von Nachfrage und Zufuhr. Es ergibt sich ferner, daá der aus- w„rtige Handel die Profitrate beeinfluát, auch abgesehn von aller Einwirkung desselben auf den Arbeitslohn durch Verwohlfeilerung der notwendigen Lebensmittel. Er affiziert n„mlich die Preise der in die Industrie oder Agrikultur eingehenden Roh- oder Hilfs- stoffe. Der bisher noch durchaus mangelhaften Einsicht in die Na- tur der Profitrate und in ihre spezifische Verschiedenheit von der Rate des Mehrwerts ist es geschuldet, wenn einerseits ™kono- men, die den durch praktische Erfahrung festgestellten, bedeuten- den Einfluá der Preise des Rohstoffs auf die Profitrate hervorhe- ben, dies theoretisch ganz falsch erkl„ren (Torrens [15]), w„h- rend andrerseits an den allgemeinen Prinzipien festhaltende ™ko- nomen, wie Ricardot [16] den Einfluá z.B. des Welthandels auf die Profitrate verkennen. Man begreift daher die groáe Wichtigkeit, fr die Industrie, von Aufhebung oder Erm„áigung der Z”lle auf Rohstoffe; diese m”g- lichst frei hereinzulassen, war daher schon Hauptlehre des ratio- neller entwickelten Schutzzollsystems. Dies war, neben der Ab- schaffung der Kornz”lle [17], Hauptaugeninerk der englischen Freetraders, die vor allem sorgten, daá auch der Zoll auf Baum- wolle abgeschafft wurde. Als ein Beispiel von der Wichtigkeit der Preiserniedrigung, nicht eines eigentlichen Rohstoffs, sondern eines Hilfsstoffs, der al- lerdings zugleich Hauptelernent der Nahrung ist, kann der Ge- brauch des Mehls in der Baumwollindustrie dienen. Schon 1837 be- rechnete R. H. Greg 13), daá die damals in Groábritannien be- triebnen 100 000 Kraftsthle und 250 000 Handsthle der Baumwoll- weberei j„hrlich 41 Millionen Pfund Mehl zum Kettenschlichten verbrauchten. Dazu kam noch ein Drittel dieser Quantit„t beim Bleichen und andern Prozessen. Den Gesamtwert des so verbrauchten Mehls berechnet er auf 342 000 Pfd.St. j„hrlich fr die letzten 10 Jahre. Der Vergleich mit den Mehlpreisen auf dem Kontinent zeigte, daá der durch die Kornz”lle den Fabrikanten aufgen”tigte Preisaufschlag fr Mehl allein j„hrlich 170 000 Pfd. St. betragen hatte. Fr 1837 sch„tzt ihn Greg auf mindestens 200 000 Pfd.St. und spricht von einer Firma, fr die der Preisaufschlag auf Mehl 1000 Pfd.St. j„hrlich betrug. Infolge hiervon "haben groáe Fabrikanten, sorgf„ltige und berechnende Gesch„fts- m„nner, gesagt, daá 10 Stunden t„gliche Arbeit ganz hinreichend sein wurden, w„ren die Kornz”lle abgeschafft". ("Rep. Fact., Oct. 1848", p. 98.) ----- 13 "The Factory Question and the Ten Hours Bill", by R. H. Greg, London 1837, P. 115. #118# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Die Kornz”lle wurden abgeschafft; auáerdem der Zoll auf Baumwolle und andre Rohstoffe; aber kaum war dies erreicht, so wurde die Opposition der Fabrikanten gegen die Zehnstundenbill heftiger als je. Und als die zehnstndige Fabrikarbeit trotzdem gleich darauf Gesetz wurde, war die erste Folge ein Versuch allgemeiner Herab- setzung des Lohns. 1*) Der Wert der Roh- und Hilfsstoffe geht ganz und auf einmal in den Wert des Produkts ein, wozu sie verbraucht werden, w„hrend der Wert der Elemente des fixen Kapitals nur nach Maágabe seines Ver- schleiáes, also nur allm„hlich in das Produkt eingeht. Es folgt daraus, daá der Preis des Produkts in einem viel h”hern Grad af- fiziert wird vom Preis des Rohmaterials als von dem des fixen Ka- pitals, obwohl die Profitrate bestimmt wird durch die Gesamt- wertsumme des angewandten Kapitals, einerlei, wieviel davon kon- sumiert ist oder nicht. Es ist aber klar - obgleich dies nur ne- benbei erw„hnt wird, da wir hier noch voraussetzen, daá die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, die durch die Konkurrenz herbeige- fhrten Preisschwankungen uns also hier noch nichts angehn -, daá Ausdehnung oder Einschr„nkung des Markts vom Preis der einzelnen Ware abh„ngt und in umgekehrtem Verh„ltnis zum Steigen oder Fal- len dieses Preises steht. In der Wirklichkeit findet sich daher auch, daá mit steigendem Preis des Rohstoffs der Preis des Fabri- kats nicht in demselben Verh„ltnis steigt wie jener und bei fallendem Preis des Rohstoffs nicht in demselben Verh„ltnis sinkt. Daher f„llt in dem einen Fall die Profittate tiefer und steigt in dem andern h”her, als bei Verkauf der Waren zu ihrem Wert der Fall w„re. Ferner: Masse und Wert der angewandten Maschinerie w„chst mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, aber nicht im selben Verh„ltnis wie diese Produktivkraft w„chst, d.h. wie diese Ma- schinerie ein vermehrtes Produkt liefert. In den Industriezweigen also, worin berhaupt Rohstoff eingeht, d.h. wo der Arbeitsgegen- stand selbst schon Produkt frherer Arbeit ist, drckt sich die wachsende Produktivkraft der Arbeit gerade in dem Verh„ltnis aus, worin ein gr”áeres Quantum Rohstoff ein bestimmtes Quantum Arbeit absorbiert, also in der wachsenden Masse Rohstoff, die z.B. in einer Arbeitsstunde in Produkt verwandelt, zu Ware verarbeitet wird. Im Verh„ltnis also wie die Produktivkraft der Arbeit sich entwickelt, bildet der Wert des Rohstoffs einen stets wachsenden Bestandteil des Werts des Warenprodukts, nicht nur weil er ganz in diesen eingeht, sondern weil in jedem aliquoten Teil des Ge- samtprodukts der Teil, den der Verschleiá der Maschinerie, und der Teil, den die neu zugesetzte Arbeit ----- 1*) Vgl. Band 23 unserer Ausgabe, S. 300-302 #119# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- bildet, beide best„ndig abnehmen. Infolge dieser fallenden Bewe- gung w„chst verh„ltnism„áig der andre Wertteii, den der Rohstoff bildet, wenn dies Wachstum nicht aufgehoben wird durch eine ent- sprechende Wertabnahme auf seiten des Rohstoffs, die aus der wachsenden Produktivit„t der zu seiner eignen Erzeugung angewand- ten Arbeit hervorgeht. Ferner: Da die Roh- und Hilfsstoffe, ganz wie der Arbeitslohn, Bestandteile des zirkulierenden Kapitals bilden, also best„ndig ganz ersetzt werden mssen aus dem iedes- maligen Verkauf des Produkts, w„hrend von der Maschinerie nur der Verschleiá, und zwar zun„chst in Form eines Reservelonds, zu er- setzen ist - wobei es in der Tat keineswegs so wesentlich ist, ob jeder einzelne Verkauf seinen Teil zu diesem Reservefonds bei- tr„gt vorausgesetzt nur, daá der ganze Jahresverkauf seinen Jah- resantell dazu liefert -, so zeigt sich hier wieder, wie ein Steigen im Preis des Rohstoffs den ganzen Reproduktionsprozeá be- schneiden oder hemmen kann, indem der aus dem Warenverkauf gel”- ste Preis nicht hinreicht, alle Elemente der Ware zu ersetzen; oder indem er es unm”glich macht, den Prozeá auf einer, seiner technischen Grundlage gem„áen Stufe fortzusetzen, so daá also entweder nur ein Teil der Maschinerie besch„ftigt werden oder die gesamte Maschinerie nicht die volle gewohnheitsm„áige Zeit arbei- ten kann. Endlich wechseln die durch Abf„lle verursachten Kosten in direk- tem Verh„ltnis zu den Preisschwankungen des Rohstoffs, steigen, wenn er steigt, und fallen, wenn er f„llt. Aber auch hier gibt es eine Grenze. 1850 hieá es noch: "Eine Quelle betr„chtlichen Verlustes aus der Preissteigerung des Rohstoffs wrde kaum jemandem auffallen, der kein praktischer Spinner ist, n„mlich der Verlust durch Abfall. Man teilt mir mit, daá, wenn Baumwolle steigt, die Kosten fr den Spinner, besonders der geringem Qualit„ten, in h”herrn Verh„ltnis wachsen als der gezahlte Preisauf schlag anzeigt. Der Abfall beim Spinnen grober Garne betr„gt reichlich 15%; wenn dieser Satz also einen Verlust von 1/2 d. per Pfund bei einem Baumwollpreis von 3 1/2 d. verur- sacht, so steigert er den Verlust per Pfund auf 1 d., sobald Baumwolle auf 7 d. per Pfund steigt." ("Rep. Fact., April 1850", p. 17.) Als aber infolge des Amerikanischen Brgerkriegs die Baumwolle auf seit fast 100 Jahren unerh”rte Preise stieg, lautete der Be- richt ganz anders: "Der Preis, der jetzt fr Baumwollabfall gegeben wird, und die Wiedereinfhrung des Abfalls in die Fabrik als Rohstoff bieten einigen Ersatz fr den Unterschied, im Verlust durch Abfall, zwi- schen indischer und amerikanischer Baumwolle. Dieser Unterschied betr„gt ungef„hr 12 1/2 %. Der Verlust bei Verarbeitung indischer Baumwolle ist 25%, so daá die Baumwolle in Wirklichkeit dem Spin- ner 1/4 mehr kostet, als er fr sie zahlt. Der Verlust durch Ab- fall war nicht so wichtig, als amerikanische Baumwolle #120# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- auf 5 oder 6 d. per Pfund stand, denn er berstieg nicht 3/4 d. per Pfund; aber er ist jetzt sehr wichtig, wo das Pfund Baumwolle 2 sh. kostet und der Verlust durch Abfall also 6 d. betr„gt." 14) ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 106.) --- 14) Der Bericht macht im Schluásatz ein Versehn. Statt 6 d. fr Verlust durch Abfall rnuá es 3 d. heiáen. Dieser Verlust betr„gt zwar 25% bei indischer. aber nur 12 1/2 bis 15% bei amerikani- scher Baumwolle, und von dieser ist hier die Rede, wie auch vor- her derselbe Satz beim Preis von 5 bis 6 d. richtig berechnet worden. Allerdings stieg auch bei der amerikanischen Baumwolle, die w„hrend der letzten Jahre des Brgerkriegs nach Europa kam, das Verh„ltnis des Abfalls oft bedeutend gegen frher. - F.E. #120# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- II. Wertsteigerung und Entwertung, Freisetzung und Bindung von Kapital Die Ph„nomene, die wir in diesem Kapitel untersuchen, setzen zu ihrer vollen Entwicklung das Kreditwesen und die Konkurrenz auf dem Weltmarkt voraus, der berhaupt die Basis und die Lebensatmo- sph„re der kapitalistischen Produktionsweise bildet. Diese kon- kreteren Formen der kapitalistischen Produktion k”nnen aber nur umfassend dargestellt werden, nachdem die allgemeine Natur des Kapitals begriffen ist; zudem liegt ihre Darstellung auáer dem Plan unsers Werks und geh”rt seiner etwaigen Fortsetzung an. Nichtsdestoweniger k”nnen die in der šberschrift bezeichneten Er- scheinungen hier im allgemeinen behandelt werden. Sie h„ngen zu- sammen, erstens untereinander und zweitens sowohl mit der Rate wie mit der Masse des Profits. Sie sind auch schon deswegen kurz darzustellen, weil sie den Schein hervorbringen, als ob nicht nur die Rate, sondern auch die Masse des Profits - die in der Tat identisch ist mit der Masse des Mehrwerts - ab- und zunehmen kann unabh„ngig von den Bewegungen des Mehrwerts, sei es seiner Masse oder seiner Rate. Sind Freisetzung und Bindung von Kapital auf der einen Seite, Wertsteigerung und Entwertung auf der andern als verschiedne Ph„- nomene zu betrachten? Es fragt sich zun„chst: Was verstehn wir unter Freisetzung und Bindung von Kapital? Wertsteigerung und Entwertung verstehn sich von selbst. Sie meinen nichts, als daá vorhandnes Kapital infolge irgendwelchen allgemeinen ”konomischen Umst„nde - denn es handelt sich nicht um besondre Schicksale eines beliebigen Privatkapitals - an Wert zu- oder abnimmt; also daá der Wert des der Produktion vorgeschoánen Kapitals, #121# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- abgesehn von seiner Verwertung durch die von ihm angewandte Mehr- arbeit, steigt oder f„llt. Unter Bindung von Kapital verstehn wir, daá aus dem Gesamtwert des Produkts bestimmte gegebne Proportionen von neuem in die Ele- mente des konstanten oder variablen Kapitals rckverwandelt wer- den mssen, soll die Produktion auf ihrer alten Stufenleiter fortgehn. Unter Freisetzung von Kapital verstehn wir, daá ein Teil vom Gesamtwert des Produkts, der bisher entweder in konstan- tes oder variables Kapital rckverwandelt werden muáte, disponi- bel und berschssig wird, soll die Produktion innerhalb der Schranken der alten Stufenleiter fortdauern. Diese Freisetzung oder Bindung von Kapital ist verschieden von Freisetzung oder Bindung von Revenue. Wenn der J„hrliche Mehrwert fr ein Kapital C z.B. = x ist, so kann infolge der Verwohlfeilerung von Waren, die in den Konsum der Kapitalisten eingehn, x - a hinreichen, um dieselbe Masse Gensse etc. wie frher zu schaffen. Es wird also ein Teil der Revenue = a freigesetzt, der nun entweder zur Ver- gr”áerung des Konsums oder zur Rckverwandlung in Kapital (zur Akkumulation) dienen kann. Umgekehrt: Ist x + a erheischt, um dieselbe Lebensweise fortzufahren, so muá diese entweder einge- schr„nkt werden oder ein Einkommenteil = a, der frher akkumu- liert wurde, muá nun als Revenue verausgabt werden. Die Wertsteigerung und Entwertung kann entweder konstantes oder variables Kapital oder beide treffen, und beim konstanten Kapital kann sie wieder auf den fixen oder den zirkulierenden Teil oder auf beide sich beziehn. Es sind beim konstanten Kapital zu betrachten: Roh- und Hilfs- stoffe, wozu auch Halbfabrikate geh”ren, die wir hier unter dem Namen Rohstoiffe zusammenfassen, und Maschinerie und andres fixes Kapital. Es wurde oben namentlich Variation im Preis resp. Wert des Roh- stoffs mit Bezug auf seinen Einfluá auf die Profitrate betrachtet und das allgemeine Gesetz aufgestellt, daá bei sonst gleichen Um- st„nden die Profitrate im umgekehrten Verh„ltnis zur Werth”he des Rohstoiffs steht. Und dies ist unbedingt richtig fr das Kapital, das neu in einem Gesch„ft engagiert wird, wo also die Kapitalan- lage, die Verwandlung von Geld in produktives Kapital, erst stattfindet. Aber abgesehn von diesem in der Neuanlage begrilffnen Kapital, befindet sich ein groáer Teil des schon fungierenden Kapitals in der Zirkulationssph„re, w„hrend ein andrer Teil sich in der Pro- duktionssph„re befindet. Ein Teil ist als Ware auf dem Markt vor- handen und soll in Geld verwandelt werden; ein andrer Teil ist als Geld, in welcher Form immer, #122# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrweirts in Profit usw. ----- vorhanden und soll in die Produktionsbedingungen rckverwandelt werden; ein dritter Teil endlich befindet sich innerhalb der Pro- duktionssph„re, teils in der ursprnglichen Form der Produktions- mittel, Rohstoff, Hilfsstoff, auf dem Markt gekauftes Halbfabri- kat, Maschinerie und andres fixes Kapital, teils als noch in der Anfertigung begriffnes Produkt. Wie Wertsteigerung oder Entwer- tung hier wirkt, h„ngt sehr ab von der Proportion, worin diese Bestandteile zueinander stehn lassen wir, zur Vereinfachung der Frage, alles fixe Kapital zun„chst ganz aus dem Spiel und be- trachten wir nur den aus Rohstoffen, Hilfsstoffen, Halbfabrika- ten, in der Anfertigung beffnen und fertigen auf dem Markt be- findlichen Waren bestehenden Teil des konstanten Kapitals. Steigt der Preis des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der Baumwollenwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie Gewebe etc. -, die mit wohlfeilerer Baumwolle fabriziert wurden; ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Uger vorhandnen, wie der noch in der Verarbeitung beghgnen Baumwolle. Letztre, weil sie durch Rckwir- kung Ausdruck von mehr Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht, h”hern Wert zu als sie selbst ur- sprnglich besaá und als der Kapitalist fr sie gezahlt hat. Ist also eine Erh”hung im Preis des. Rohstoffs begleitet von einer bedeutenden Masse auf dem Markt vorhandner fertiger Ware, auf welcher Stufe der Vollendung immer, so steigt der Wert dieser Ware, und es findet damit eine Erh”hung im Wert des vorhandnen Kapitals statt. Dasselbe gilt fr die in der Hand der Produzenten befindlichen Vorr„te an Rohstoff etc. Diese Wertsteigerung kann den einzelnen Kapitalisten, oder auch eine ganze besondre Produk- tionssph„re des Kapitals, entsch„digen oder mehr als entsch„digen fr den Fall der Profitrate, der aus der Preissteigerung des Roh- stoffs folgt. Ohne hier auf die Details der Konkurrenzwirkungen einzugehn, kann iedoch der Vollst„ndigkeit wegen bemerkt werden, daá 1. wenn die auf Lager befindlichen Vorr„te von Rohstoff be- deutend sind, sie der am Produktionsherd des Rohstoffs entstand- nen Preissteigerung entgegenwirken; 2. wenn die auf dem Markt be- findlichen Halbfabrikate oder fertigen Waren sehr schwer auf dem Markt lasten, sie den Preis der fertigen Waren und des Halbfabri- kats hindern, in Verh„ltnis zum Preis ihres Rohstoffs zu wachsen. Umgekehrt beim Preisfall des Rohstoffs, der bei sonst gleichen Umst„nden die Profitrate erh”ht. Die auf dem Markt befindlichen Waren, die noch in der Anfertigung beffnen Artikel, die Vorr„te von Rohstoff werden entwertet und damit der gleichzeitigen Stei- gerung der Profitrate entgegengewirkt. #123# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Je geringer z.B. am Ende des Gesch„ftsjahrs, zur Zeit wo der Roh- stoff massenhaft neu geliefert wird, also bei Ackerbauprodukten nach der Ernte, die in der Produktionssph„re und auf dem Markt befindlichen Vorr„te, desto reiner tritt die Wirkung einer Preis- ver„nderung im Rohstoff hervor. In unsrer ganzen Untersuchung wird ausgegangen von der Vorausset- zung, daá Erh”hung oder Erniedrigung der Preise Ausdrcke von wirklichen Wertschwankungen sind. Da es sich hier aber um die Wirkung handelt, die diese Preisschwankungen auf die Profitrate hervorbringen, So ist es in der Tat gleichgltig, worin sie be- grndet sind; das hier Entwickelte gilt also ebenfalls, wenn die Preise steigen und f„llen infolge nicht von Wertschwankungen, sondern von Einwirkungen des Kreditsystems, der Konkurrenz etc. Da die Profitrate gleich ist dem Verh„ltnis des šberschusses des Werts des Produkts zum Wert des vorgeschoánen Gesamtkapitals, so w„re eine Erh”hung der Profitrate, die aus einer Entwertung des vorgeschoánen Kapitals hervorginge, mit Verlust an Kapitalwert verbunden, ebenso eine Erniedrigung der Profitrate, die aus Wert- steigerung des vorgeschoánen Kapitals hervorginge, m”glicherweise mit Gewinn. Was den andere Teil des konstanten Kapitals angeht, Maschinerie und berhaupt fixes Kapital, so sind die Wertsteigerungen, die hier stattfinden und sich namentlich auf Baulichkeiten, auf Grund und Boden etc. beziehn, nicht darstellbar ohne die Lehre von der Grundrente und geh”ren daher nicht hierher. Fr die Entwertung aber sind von allgemeiner Wichtigkeit: 1. Die best„ndigen Verbesserungen, welche vorhandne Maschinerie, Fabrikeinrichtung usw. relativ ihres Gebrauchswerts und damit auch ihres Werts berauben. Dieser Prozeá wirkt gewaltsam nament- lich in der ersten Epoche neu eingefhrter Maschinerie, bevor diese einen bestimmten Grad der Reife erlangt hat, und wo sie da- her best„ndig antiquiert ist, bevor sie Zeit hatte, ihren Wert zu reproduzieren. Es ist dies einer der Grnde der in solchen Epo- chen blichen, maálosen Verl„ngerung der Arbeitszeit, des Arbei- tens mit wechselnder Schicht bei Tag und bei Nacht, damit in kr- zerm Zeitraum, ohne den Verschleiá der Maschinerie zu hoch zu be- rechnen, ihr Wert sich reproduziert. Wird dagegen kurze Wirkungs- zeit der Maschinerie (ihre kurze Lebensfrist gegenber voraus- sichtlichen Verbesserungen) nicht so ausgeglichen, so gibt sie zu viel Wertteil fr moralischen Verschleiá an das Produkt ab, so daá sie selbst mit der Handarbeit nicht konkurrieren kann. 15) --- 15) Beispiele u.a. bei Babbage [18]. Das gew”hnliche Mlfsmittel - Herabsetzung des #124# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Wenn Maschinerie, Einrichtung der Baulichkeiten, berhaupt das fixe Kapital, eine gewisse Reife erlangt hat, so daá es fr l„n- gre Zeit wenigstens in seiner Grundkonstruktion unver„ndert bleibt, so tritt eine „hnliche. Entwertung ein infolge von Ver- besserungen in den Methoden der Reproduktion dieses fixen Kapi- tals. Der Wert der Maschinerie etc. sinkt jetzt, nicht weil sie rasch verdr„ngt oder in gewissern Grad entwertet wird durch neuere, produktivere Maschinerie etc., sondern weil sie jetzt wohlfeiler reproduziert werden kann. Es ist dies einer der Grnde, warum groáe Gesch„ftsanlagen, oft erst in zweiter Hand florieren, nachdem der erste Besitzer Bankrott gemacht und der zweite, der sie wohlfeil angekauft, deshalb von vornherein seine Produktion mit geringrer Kapitalauslage beginnt. Bei der Agrikultur speziell springt in die Augen, daá dieselben Grnde, die den Preis des Produkts erh”hen oder senken, auch den Wert des Kapitals erh”hen oder senken, weil dies selbst zum groáen Teil aus jenem Produkt, Korn, Vieh etc. besteht. (Ricardo. [19]) --- Es w„re nun noch zu erw„hnen das variable Kapital. Soweit der Wert der Arbeitskraft steigt, weil der Wert der zu ih- rer Reproduktion erheischten Lebensttel steigt, oder umgekehrt f„llt, weil der Wert dieser Lebensmittel f„llt - und Wertsteige- rung und Entwertung des variablen Kapitals drcken weiter nichts aus als diese beiden F„lle -, so entspricht, bei gleichbleibender L„nge des Arbeitstags, Fallen des Mehrwerts dieser Wertsteigerung und Wachsen des Mehrwerts dieser Entwertung. Aber es k”nnen hier- mit zugleich auch andre Umst„nde - Freisetzung und Bindung von Kapital - verbunden sein, die vorher nicht untersucht wurden und die jetzt kurz angegeben werden sollen. Sinkt der Arbeitslohn infolge eines Wertfalls der Arbeitskraft (womit sogar Steigen im realen Preis der Arbeit verbunden sein kann), so wird also ein Teil des Kapitals, der bisher in Arbeits- lohn ausgelegt war, freigesetzt. Es findet Freisetzung von varia- blem Kapital statt. Fr neu anzulegendes Kapital hat dies einfach die Wirkung, daá es mit erh”hter Rate des Mehrwerts arbeitet. Es wird mit weniger Geld als frher dasselbe Quantum Arbeit in Bewe- gung gesetzt, und so erh”ht sich der unbezahlte Teil der Arbeit auf Kosten des bezahlten. Aber fr bisher besch„ftigtes Kapital erh”ht sich nicht nur die Rate des Mehrwerts, sondern auáerdem wird ein --- Arbeitslohns - wird auch hier angewandt, und so wirkt diese be- st„ndige Entwertung ganz anders als Herr Carey in seinem harmoni- schen Gehirn tr„umt. #125# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Teil des bisher in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals frei. Er war bisher gebunden und bildete einen st„ndigen Teil, der vom Erl”s des Produkts abging, in Arbeitslohn ausgelegt werden, als va- riables Kapital fungieren muáte, sollte das Gesch„ft auf der al- ten Stufenleiter fortgehn. Jetzt wird dieser Teil disponibel und kann also benutzt werden als neue Kapitalanlage, sei es zur Er- weiterung desselben Gesch„fts, sei es zur Funktion in einer an- dern Produktionssph„re. Nehmen wir z.B. an, es seien anf„nglich 500 Pfd.St. erheischt ge- wesen, um 500 Arbeiter w”chentlich in Bewegung zu setzen, und es seien jetzt nur noch 400 Pfd.St. dazu erheischt. Dann war, wenn die Masse des produzierten Werts beidemal = 1000 Pfd.St., die Masse des w”chentlichen Mehrwerts das erstemal = 500 Pfd.St., die Mehrwertsrate 500/500 = 100%; aber nach der Lohnsenkung wird die Masse des Mehrwerts 1000 Pfd.St. - 400 Pfd.St. = 600 Pfd.St. und seine Rate 600/400 = 150%. Und diese Erh”hung der Mehrwertsrate ist die einzige Wirkung fr den, der mit einem variablen Kapital von 400 Pfd.St. und entsprechendem konstanten Kapital ein neues Gesch„ft in derselben Produktionssph„re anlegt. Aber in einem be- reits fungierenden Gesch„ft ist in diesem Fall nicht nur infolge der Entwertung des variablen Kapitals die Mehrwertsmasse von 500 auf 600 Pfd. St. und die Mehrwertsrate von 100 auf 150% gestie- gen; es sind auáerdem 100 Pfd.St. vom variablen Kapital freige- setzt, mit denen wieder Arbeit exploitiert werden kann. Dieselbe Arbeitsmenge wird also nicht nur vorteilhafter exploitiert, son- dern es k”nnen auch durch die Freisetzung der 100 Pfd.St. mit demselben variablen Kapital von 500 Pfd.St. mehr Arbeiter als zu- vor zu der erh”hten Rate exploitiert werden. Nun umgekehrt. Gesetzt, das ursprngliche Verh„ltnis der Pro- duktverteilung, bei 500 besch„ftigten Arbeitern, sei = 400v + 600m = 1000, also die Rate des Mehrwerts = 150%. Der Arbeiter er- h„lt also hier w”chentlich 4/5 Pfd.St. = 16 Schillinge. Wenn in- folge der Wertsteigerung des variablen Kapitals 500 Arbeiter nun w”chentlich 500 Pfd.St. kosten, so wird der Wochenlohn eines je- den = 1 Pfd.St., und 400 Pfd.St. k”nnen nur 400 Arbeiter in Bewe- gung setzen. Wird also dieselbe Arbeiteranzahl wie bisher in Be- wegung gesetzt, so haben wir 500v + 500m = 1000; die Rate des Mehrwerts w„re gesunken von 150 auf 100%, also um 1/3. Fr ein neu anzulegendes Kapital w„re dies die einzige Wirkung, daá die Rate des Mehrwerts geringer w„re. Bei sonst gleichen Umst„nden w„re die Profitrate entsprechend gesunken, wenn auch nicht im selben Verh„ltnis. Wenn #126# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- z.B. c = 2000, so haben wir in einem Fall 2000c + 400v + 600m = 3000. m' = 150%, p' = 600/2400 = 25%. Im zweiten Fall 2000c + 500v + 500m = 3000, m' = 100%; p' = 500/2500 = 20%. Dagegen fr das bereits engagierte Kapital w„re die Wirkung doppelt. Mit 400 Pfd.St. variablem Kapital k”nnen jetzt nur 400 Arbeiter besch„f- tigt werden, und zwar zu einer Mehrwertsrate von 100%. Sie geben also nur einen Gesamtmehrwert von 400 Pfd.St. Da ferner ein kon- stantes Kapital vom Wert von 2000 Pfd.St. 500 Arbeiter erfordert, um es in Bewegung zu setzen, so setzen 400 Arbeiter nur ein kon- stantes Kapital zum Wert von 1600 Pfd.St. in Bewegung. Soll also die Produktion auf der bisherigen Stufe fortgefhrt und nicht 1/5 der Maschinerie stillgesetzt werden, so muá das variable Kapital um 100 Pfd.St. erh”ht werden, um nach wie vor 500 Arbeiter zu be- sch„ftigen; und dies ist nur m”glich dadurch, daá bisher disponi- bles Kapital gebunden wird, indem ein Teil der Akkumulation, der zur Ausdehnung dienen sollte, jetzt bloá zur Ausfllung dient oder ein zur Verausgabung als Revenue bestimmter Teil dem alten Kapital zugeschlagen wird. Mit einer um 100 Pfd.St. vermehrten Auslage an variablem Kapital wird dann 100 Pfd.St. weniger Mehr- wert produziert. Um dieselbe Anzahl Arbeiter in Bewegung zu set- zen, ist mehr Kapital n”tig, und zugleich ist der Mehrwert ver- ringert, den jeder einzelne Arbeiter liefert. Die Vorteile, die aus der Freisetzung, und die Nachteile, die aus der Bindung von variablem Kapital hervorgehn, existieren beide nur fr das schon engagierte und daher sich in gegebnen Verh„lt- nissen reproduzierende Kapital. Fr neu anzulegendes Kapital be- schr„nkt sich der Vorteil auf der einen, der Nachteil auf der an- dern Seite auf Erh”hung resp. Erniedrigung der Rate des Mehrwerts und entsprechenden, wenn auch keineswegs proportionellen Wechsel der Rate des Profits. --- Die eben untersuchte Freisetzung und Bindung von variablem Kapi- tal ist die Folge von Entwertung und Wertsteigerung der Elemente des variablen Kapitals, d.h. der Reproduktionskosten der Arbeits- kraft. Es k”nnte aber auch variables Kapital freigesetzt werden, wenn infolge der Entwicklung der Produktivkraft, bei gleichblei- bender Rate des Arbeitslohns, weniger Arbeiter erheischt werden, um dieselbe Masse konstantes Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso kann umgekehrt Bindung von zus„tzlichem variablerr Kapital stattfinden, wenn infolge von Abnahme der Produktivkraft #127# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- der Arbeit mehr Arbeiter erheischt sind auf dieselbe Masse kon- stantes Kapital. Wenn dagegen ein Teil des frher als variabel angewandten Kapitals in Form von konstantem angewandt wird, also nur ver„nderte Verteilung zwischen den Bestandteilen desselben Kapitals stattfindet, so hat dies zwar Einfluá auf die Rate des Mehrwerts wie des Profits, aber geh”rt nicht in die hier betrach- tete Rubrik der Bindung und Freisetzung von Kapital. Konstantes Kapital kann, wie wir schon sahen, ebenfalls gebunden oder entbunden werden infolge der Wertsteigerung oder Entwertung der Elemente, aus denen es besteht. Hiervon abgesehn, ist nur Bindung desselben m”glich (ohne daá etwa ein Teil des variablen in konstantes verwandelt wird), wenn die Produktivkraft der Ar- beit zunimmt, also dieselbe Arbeitsmasse gr”áres Produkt erzeugt und daher mehr konstantes Kapital in Bewegung setzt. Dasselbe kann unter gewissen Umst„nden stattfinden, wenn die Produktiv- kraft abnimmt, wie z.B. im Ackerbau, so daá dieselbe Arbeits- menge, um dasselbe Produkt zu erzeugen, mehr Produktionsmittel bedarf, z.B. gr”áere Aussaat oder Dngung, Dr„nierung etc. Ohne Entwertung kann konstantes Kapital freigesetzt werden, wenn durch Verbesserungen, Anwendung von Naturkr„ften etc. ein konstantes Kapital von geringerrn Wert in den Stand gesetzt wird, technisch denselben Dienst zu leisten, wie frher ein h”herwertiges. Man hat im Buch II gesehn, daá, nachdem die Waren in Geld verwan- delt, verkauft sind, ein bestimmter Teil dieses Geldes wieder in die stofflichen Elemente des konstanten Kapitals rckverwandelt werden muá, und zwar in den Verh„ltnissen, wie sie der bestimmte technische Charakter jeder gegebnen Produktionssph„re erheischt. Hier ist in allen Zweigen vom Arbeitslohn, also vom variablen Ka- pital abgesehn - das wichtigste Element der Rohstoff, mit Ein- schluá der Hilfsstoffe, die namentlich wichtig in Produktions- zweigen, wo kein eigentlicher Rohstoff eingeht, wie in Bergwerken und der extraktiven Industrie berhaupt. Der Teil des Preises, der den Verschleiá der Maschinerie ersetzen muá, geht mehr ideell in die Rechnung ein, solange die Maschinerie berhaupt noch werk- f„hig ist; es kommt nicht sehr darauf an, ob er heute oder mor- gen, oder in welchem Abschnitt der Umschlagszeit des Kapitals er gezahlt und in Geld ersetzt wird. Anders mit dem Rohstoff. Steigt der Preis des Rohstoffs, so mag es unm”glich sein, ihn nach Abzug des Arbeitslohns aus dem Wert der Ware vollst„ndig zu ersetzen. Heftige Preisschwankungen bringen daher Unterbrechungen, groáe Kollisionen und selbst Katastrophen im Reproduktionsprozeá her- vor. Es sind namentlich eigentliche Agrikulturprodukte, der orga- nischen Natur entstammende Rohstoffe, die solchen Wertschwankun- gen #128# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwert, in Profit usw. ----- infolge wechselnder Ernteertr„ge etc. - hier noch ganz vom Kre- ditsystem abgesehn - unterworfen sind. Dasselbe Quantum Arbeit kann sich hier infolge unkontrollierbarer Naturverh„ltnisse, der Gunst oder Ungunst der Jahreszeiten usw., in sehr verschiednen Mengen von Gebrauchswerten darstellen, und ein bestimmtes Maá dieser Gebrauchswerte wird darnach einen sehr verschiednen Preis haben. Stellt sich der Wert x in 100 Pfund der Ware a dar, so ist der Preis von einem Pfund von a ; wenn in 1000 Pfund a, 100 ist der Preis eines Pfundes von a usw. Es ist dies also das eine Ele- ment dieser Preisschwankungen des Rohstoffs. Ein zweites, das nur der Vollst„ndigkeit wegen hier erw„hnt wird - da die Konkurrenz wie das Kreditsystem hier noch auáer dem Kreis unsrer Betrachtung liegt -, ist in der Natur der Sache begrndet, daá pflanzliche und tierische Stoffe, deren Wachstum und Produktion bestimmten organischen, an gewisse natrliche Zeitr„ume gebundnen Gesetzen unterworfen sind, nicht pl”tzlich in demselben Maá vermehrt wer- den k”nnen, wie z.B. Maschinen und andres fixes Kapital, Kohlen, Erze etc.. deren Vermehrung, die sonstigen Naturbedingungen vor- ausgesetzt, in einem industriell entwickelten Land in krzester Frist vor sich gehn kann. Es ist daher m”glich und bei entwickel- ter kapitalistischer Produktion sogar unvermeidlich, daá die Pro- duktion und Vermehrung des Teils des konstanten Kapitals, der aus fixem Kapital, Maschinerie etc. besteht, einen bedeutenden Vor- sprung gewinnt vor dem Teil desselben, der aus organischen Roh- stollen besteht, so daá die Nachfrage nach diesen Rohstoffen schneller w„chst als ihre Zufuhr und daher ihr Preis steigt. Dies Steigen des Preises fhrt in der Tat nach sich 1. daá diese Roh- stoffe aus gr”árer Entfernung zugefhrt werden, indem der stei- gende Preis gr”áre Transportkosten deckt; 2. daá die Produktion derselben vermehrt wird, ein Umstand, welcher, der Natur der Sa- che nach, aber vielleicht erst ein Jahr sp„ter die Produktenmasse wirklich vermehren kann; und 3. daá allerlei frher unbenutzte Surrogate vernutzt und ”konomischer mit den Abf„llen umgegangen wird. Wenn das Steigen der Preise anf„ngt, sehr merklich auf die Ausdehnung der Produktion und die Zufuhr zu wirken, ist meist schon der Wendepunkt eingetreten, wo infolge des l„nger fortge- setzten Steigens des Rohstoffs und aller Waren, in die er als Element eingeht, die Nachfrage f„llt und daher auch eine Reaktion im Preis des Rohstoffs eintritt. Abgesehn von den Konvulsionen, die dies durch Entwertung von Kapital in verschiednen Formen be- wirkt, treten noch andre gleich zu erw„hnende Umst„nde ein. #129# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Zun„chst ist aber schon aus dem bisher Gesagten klar: Je entwic- kelter die kapitalistische Produktion und je gr”áer daher die Mittel pl”tzlicher und anhaltender Vermehrung des aus Maschinerie usw. bestehenden Teils des konstanten Kapitals, je rascher die Akkumulation (wie namentlich in Zeiten der Prosperit„t), desto gr”áer die relative šberproduktion von Maschinerie und andrem fixem Kapital und desto h„ufiger die relative Unterproduktion der pflanzlichen und tierischen Rohstoffe, desto markierter das vor- her beschriebne Steigen ihres Preises und der diesem entspre- chende Rckschlag. Desto h„ufiger sind also die Revulsionen, die in dieser heftigen Preisschwankung eines der Hauptelemente des Reproduktionsprozess ihren Grund haben. Tritt nun aber der Zusammenbruch dieser hohen Preise ein, weil ihr Steigen teils eine Vernnderung der Nachfrage hervorgerufen, teils aber eine Erweiterung der Produktion hier, eine Zufuhr von entferntem und bisher weniger oder gar nicht benutzten Produkti- onsgegenden dort verursacht hat und mit beiden eine die Nachfrage berholende Zufuhr der Rohstoffe - sie namentlich berholend bei den alten hohen Preisen -, so ist das Resultat von verschiednen Gesichtspunkten zu betrachten. Der pl”tzliche Zusammenbruch des Preises der Rohprodukte legt ihrer Reproduktion einen Hemmschuh an, und so wird das Monopol der Ursprungsl„nder, die unter den gnstigsten Bedingungen produzieren, wieder hergestellt; viel- leicht unter gewissen Einschr„nkungen hergestellt, aber doch her- gestellt. Die Reproduktion der Rohstoffe geht zwar infolge des gegebnen Anstoáes auf erweiterter Stufenleiter vor sich, nament- lich in den L„ndern, die mehr oder weniger das Monopol dieser Produktion besitzen. Aber die Basis, auf der infolge der erwei- terten Maschinerie etc. die Produktion vor sich geht, und die nun nach einigen Schwankungen als neue normale Basis, als neuer Aus- gangspunkt zu gelten hat, ist sehr erweitert durch die Vorg„nge w„hrend des letzten Umschlagszyklus. Dabei hat aber in einem Teil der sekund„ren Bezugsquellen die eben erst gesteigerte Reproduk- tion wieder bedeutende Hemmung erfahren. So kann man z.B. aus den Exporttabellen mit den Fingern herauszeigen, wie w„hrend der letzten 30 Jahre (bis 1865) die indische Baumwollproduktion w„chst, wenn Ausfall in der amerikanischen eintritt, und dann pl”tzlich wieder mehr oder minder nachhaltig zurckgeht. W„hrend der Zeit der Rohstoffteurung tun sich die industriellen Kapitali- sten zusammen, bilden Assoziationen, um die Produktion zu regu- lieren. So z.B. nach dem Steigen der Baumwollpreise 1848 in Man- chester, „hnlich fr die Produktion des Flachses in Irland. So- bald aber der unmittelbare Anstoá vorber ist und das allgemeine Prinzip der Konkurrenz, "im wohlfeilsten #130# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Markt zu kaufen" (statt wie jene Assoziationen bezwecken, die Produktionsf„higkeit in Passenden Ursprungsl„ndern zu begnsti- gen, abgesehn vom unmittelbaren, augenblicklichen Preis, wozu diese das Produkt derzeit liefern k”nnen) - sobald also das Prin- zip der Konkurrenz wieder souver„n herrscht, berl„át man es wie- der dem Preise, die Zufuhr zu regulieren. Aller Gedanke an ge- meinsame, bergreifende und vorgehende Kontrolle der Produktion der Rohstoffe - eine Kontrolle, die im ganzen und groáen auch durchaus unvereinbar ist mit den Gesetzen der kapitalistischen Produktion, und daher immer frommer Wunsch bleibt oder sich auf ausnahmsweise gemeinsame Schritte in Augenblicken groáer unmit- telbarer Gefahr und Ratlosigkeit beschr„nkt - macht Platz dem Glauben, daá Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig regulieren werden. 16) Der Aberglaube der Kapitalisten ist hier so grob, daá selbst die Fabrikinspektoren wieder und wieder in ihren Berichten dar die H„nde ber dem Kopf zusammenschlagen. Die Abwechslung guter und schlechter Jahre bringt natrlich auch wieder wohlfei- lere Rohstoffe hervor. Abgesehn von der unmittelbaren Wirkung, die dies auf Ausdehnung der Nachfrage hat, kommt hinzu die frher erw„hnte Wirkung auf die Profitrate, als Stimulus. Und der obige Prozeá mit dem allm„hlichen berholtwerden der Produktion der Rohstoffe durch die Produktion von Maschinerie etc. wiederholt sich dann auf gr”árer Stufenleiter. Die wirkliche Verbesserung des Rohstoffs, so daá er nicht nur der Quantit„t, sondern auch der erheischten Qualit„t nach ----- 16) Seit obiges geschrieben wurde (1865), hat sich die Konkurrenz auf dem Weltmarkt bedeutend gesteigert durch die rapide Entwick- lung der Industrie in allen Kulturl„ndern, namentlich in Amerika und Deutschland. Die Tatsache, daá die rasch und riesig anschwel- lenden modernen Produktivkr„fte den Gesetzen des kapitalistischen Warenaustausches, innerhalb deren sie sich bewegen sollen, t„g- lich mehr ber den Kopf wachsen - diese Tatsache dringt sich heute auch dem Bewuátsein der Kapitalisten selbst mehr und mehr auf. Dies zeigt sich namentlich in zwei Symptomen. Erstens in der neuen allgemeinen Schutzzollmanie, die sich von der alten Schutz- z”llnerei besonders dadurch unterscheidet, daá sie gerade die ex- portf„higen Artikel am meisten sch„tzt. Zweitens in den Kartellen (Trusts) der Fabrikanten ganzer groáer Produktionssph„ren zur Re- gulierung der Produktion und damit der Preise und Profite. Es ist selbstredend, daá diese Experimente nur bei relativ gnstigem ”konomischen Wetter durchfhrbar sind. Der erste Sturm muá sie ber den Haufen werfen und beweisen, daá, wenn auch die Produk- tion einer Regulierung bedarf, es sicher nicht die Kapitalisten ist, die dazu berufen ist. Inzwischen haben diese Kartelle nur den Zweck, dafr zu sorgen. daá die Kleinen noch rascher von den Groáen verspeist werden als bisher. - F.E. #131# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- geliefert wrde, z.B. Baumwolle amerikanischer Qualit„t von In- dien aus, wrde erheischen lang fortgesetzte, regelm„áig wach- sende und stetige europ„ische Nachfrage (ganz abgesehn von den ”konomischen Bedingungen, worunter der indische Produzent in sei- ner Heimat gestellt ist). So aber wird die Produktionssph„re der Rohstoffe nur stoáweise, bald pl”tzlich erweitert, dann wieder gewaltsam kontrahiert. Es ist dies alles, wie auch der Geist der kapitalistischen Produktion berhaupt, sehr gut zu studieren an der Baumwollennot von 1861-1865, wo noch hinzukam, daá ein Roh- stoff zeitweis ganz fehlte, der eins der wesentlichsten Elemente der Reproduktion ist. Es kann n„mlich auch der Preis steigen, w„hrend die Zufuhr voll ist, aber unter schwierigem Bedingungen voll. Oder es kann wirklicher Mangel an Rohstoff vorhanden sein. In der Baumwollkrisis fand ursprnglich das letztre statt. Je mehr wir daher in der Geschichte der Produktion der unmittel- barsten Gegenwart n„herrcken, um so regelm„áiger finden wir, na- mentlich in den entscheidenden Industriezweigen, den stets sich wiederholenden Wechsel zwischen relativer Teurung und daraus ent- springender, sp„trer Entwertung der der organischen Natur ent- lehnten Rohstoffe. Man wird das bisher Entwickelte illustriert finden in den folgenden, den Berichten der Fabrikinspektoren ent- lehnten Beispielen. Die Moral von der Geschichte, die man auch durch sonstige Be- trachtung der Agrikultur gewinnen kann, ist die, daá das kapita- listische System einer rationellen Agrikultur widerstrebt oder die rationelle Agrikultur unvertr„glich ist mit dem kapitalisti- schen System (obgleich dies ihre technische Entwicklung bef”r- dert) und entweder der Hand des selbst arbeitenden Kleinbauern oder der Kontrolle der ass oziie rten Produzenten bedarf. --- Wir lassen nun die soeben erw„hnten Illustrationen aus den engli- schen Fabrikberichten folgen. "Der Stand des Gesch„fts ist besser; aber der Zyklus guter und schlechter Zeiten verkrzt sich mit der Vermehrung der Maschine- rie, und wie sich damit die Nachfrage nach Rohstoff vermehrt, wiederholen sich auch die Schwankungen in der Gesch„fts h„ufi- ger... Augenblicklich ist nicht nur das Vertrauen wiederherge- stellt nach der Panik von 1857, sondern die Panik selbst scheint fast ganz vergessen.. Ob diese Besserung anhalten wird oder nicht, h„ngt in sehr groáem Maá ab vorn Preis der Rohstoffe. Es zeigen sich mir bereits Vorzeichen, daá in einigen F„llen das Ma- ximum schon erreicht ist, worber hinaus die Fabrikation immer weniger profitlich wird, bis sie endlich ganz aufh”rt, Profit zu liefern. Nehmen wir z.B. die gewinnreichen Jahre im #132# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Worsted-Gesch„ft 1849 und 1850, so sehn wir, daá der Preis engli- scher Kammwolle, auf 13 d. stand und von australischer 14 bis 17 d. per Pfund, und daá im Durchschnitt der 10 Jahre 1841-1850 der Durchschnittspreis englischer Wolle nie ber 14 d. und australi- scher ber 17 d. per Pfund stieg. Ab er im Anfang des Unglcks- jahrs 1857 stand australische Wolle auf 23 d.; sie fiel im Dezem- ber, in der schlimmsten Zeit der Panik, auf 18 d., ist aber im Lauf des Jahres 1858 wieder auf den gegenw„rtigen Preis von 21 d. gestiegen. Englische Wolle fing 1857 ebenfalls mit 20 d. an, stieg im April und September auf 21 d., fiel im Januar 1858 auf 14 d. und ist seitdem auf 17 d. gestiegen, so daá sie 3 d. per Pfund h”her steht als der Durchschnitt der angefrten 10 Jahre... Dies zeigt nach meiner Ansicht, daá entweder die Fallimente von 1857, die „hnlichen Preisen geschuldet waren, vergessen sind; oder daá nur knapp so viel Wolle produziert wird, wie die vor- handnen Spindeln verspannen k”nnen; oder aber daá die Preise von Geweben eine dauernde Steigerung erfahren werden... Ich habe aber in meiner bisherigen Erfahrung gesehn, wie in unglaublich kurzer Zeit die Spindeln und Websthle nicht nur ihre Zahl vervielf„l- tigt haben, sondern auch ihre Betriebsgeschwindigkeit; daá ferner unsre Wollausfuhr nach Frankreich fast in demselben Verh„ltnis gestiegen ist, w„hrend sowohl im In- wie im Ausland das Durch- schnittsalter der gehaltnen Schafe immer niedriger wird, da die Bev”lkerung sich rasch vermehrt und die Zchter ihren Viehbestand so rasch wie m”glich in Geld verwandeln wollen. Es ist mir daher oft „ngstlich zumute gewesen, wenn ich Leute sah, die, ohne diese Kenntnis, ihr Geschick und ihr Kapital in Unternehmungen angelegt haben, deren Erfolg von der Zufuhr eines Produkts abh„ngt, das nur nach gewissen organischen Gesetzen sich vermehren kann... Der Stand von Nachfrage und Zufuhr aller Rohstoffe... scheint viele Schwankunen im Baumwollengesch„ft zu erkl„ren und ebenso die Lage des englischen Wollmarkts im Herbst 1857 und die daraus folgende Gesch„ftskrisis." 17 (R. Baker in Rep. Fact., Oct. 1858", p. 56- 61.) Die Bltezeit der Worsted-Industrie des West Riding von Yorkshire war 1849/50. Es wurden dort hierin besch„ftigt 1838 29 246 Per- sonen, 1843 37 060, 1845 48 097, 1850 74 891. In demselben Di- strikt: 1838 2768 mechanische Websthle, 1841 11 458, 1843 16 870, 1845 19 121 und 1850 29 539. ("Rep. Fact., [Oct.] 1850", p. 60.) Diese Blte der Kammwollindustrie fing an bereits im Oktober 1850 verd„chtig zu werden. Im Bericht vom April 1851 sagt Subinspektor Baker ber Leeds und Bradford: "Der Stand des Gesch„fts ist seit einiger Zeit sehr unbefriedi- gend. Die Kammgarnspinner verlieren rasch die Profite von 1850, und die Mehrzahl der Weber kommt auch nicht besonders voran. Ich glaube, daá augenblicklich mehr Wollenmaschinerie stillsteht als je vorher, und auch die Machsspinner entlassen Arbeiter und stel- len Maschinen --- 17) Es versteht sich, daá wir nicht, mit Herrn Baker, die Wollen- krisis von 1857 aus dem Miáverh„ltnis der Preise zwischen Roh- stoff und Fabrikat e r k l „ r e n. Dies Verh„ltnis war selbst nur ein Symptom, und die Krise eine allgemeine. - F. E. #133# 6. Kapitel - Wirkung von Preise ----- still. Die Zyklen der Textilindustrie sind jetzt in der Tat „u- áerst ungewiá, und wir werden, denke ich, bald zur Einsicht kom- men... daá kein Verh„ltnis eingehalten wird zwischen der Produk- tionsf„higkeit der Spindeln, der Menge des Rohstoffs und der Ver- mehrung der Bev”lkerung." (p. 52.) Dasselbe gilt fr die Baumwollindustrie. In dem eben zitierten Bericht von Oktober 1858 heiát es: "Seitdem die Arbeitsstunden in Fabriken festgesetzt worden, sind die Betr„ge des Rohstoffverbrauchs, der Produktion, der L”hne in allen Textilindustrien auf einfache Regeldetri reduziert wor- den... Ich zitiere aus einem neulichen Vortrag... des Herrn Baynes, des jetzigen Mayor von Blackburn, ber die Baumwollindu- strie, worin er die industrielle Statistik seiner eignen Gegend mit m”glichstes Genauigkeit zusammengestellt: 'Jede wirkliche Pferdekraft bewegt 450 self-actor-Spindeln nebst Vorspinnmaschinerie oder 200 throstle-Spindeln oder 15 Sthle fr 40 Zoll breites Tuch, nebst Haspel., Scherungs- und Schlichtma- schinerie. Jede Pferdekraft besch„ftigt beim Spinnen 2 1/2 Arbei- ter, beim Weben aber 10; ihr Durchschnittslohn ist reichlich 10 1/2 sh. per Kopf per Woche... Die verarbeiteten Durchschnittsnum- mern sind Nr. 30-32 fr die Kette und Nr. 34-36 fr den Ein- schlag; nehmen wir das w”chentlich produzierte Gespinst auf 13 Unzen per Spindel an, so gibt dies 824 700 Pfund Garn per Woche, wofr 970 000 Pfund oder 2300 Ballen Baumwolle zum Preis von 28 300 Pfd.St. verbraucht werden... In unserm Distrikt (in einem Umkreis um Blackburn mit 5 englischen Meilen Radius) ist der w”- chentliche Baumwollverbrauch 1 530 000 Pfund oder 3650 Ballen zum Kostpreis von 44 625 Pfd.St. Es ist dies 1/18 der ganzen Baum- wollspinnerei des Vereinigten K”nigreichs und 1/6 der s„mtlichen mechanischen Weberei.' Nach den Berechnungen des Herrn Baynes w„re also die Gesamtzahl der Baum, wollspindeln des K”nigreichs 28 800 000, und um diese in voller Besch„ftigung zu halten, wrden j„hrlich 1 432 080 000 Pfund Baumwolle erfordert. Aber die Baumwolleinfuhr, nach Abzug der Ausfuhr, war 1856 und 1857 nur 1 022 576 832 Pfund; es muá also notwendig ein Defizit von 409 503 168 Pfund stattgefunden haben. Herr Baynes, der die Gte hatte, diesen Punkt mit mir zu besprechen, glaubt, daá eine Berechnung des j„hrlichen Bauinwoll- verbrauchs, begrndet auf den Verbrauch des Distrikts von Black- burn, zu hoch ausfallen wrde infolge des Unterschieds, nicht nur der gesponnenen Nummern, sondern auch der Vortrefflichkeit der Maschinerie. Er sch„tzt den gesamten j„hrlichen Baumwollverbrauch des Vereinigten K”nigreichs auf 1000 Mill. Pfund. Aber wenn er recht hat und wirklich ein šberschuá der Zufuhr von 22 1/2 Mill. stattfindet, so scheint Nachfrage und Zufuhr sich schon jetzt beinahe das Gleichgewicht zu halten, auch ohne daá wir die zu- s„tzlichen Spindeln und Websthle in Erw„gung ziehn, die nach Herrn Baynes in seinem eignen Bezirk in Aufstellung begriffen sind und, danach zu urteilen. in andren Distrikten wahrscheinlich ebenfalls." (p.59, 60, 61.) #134# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit ----- III. Allgemeine Illustration: die Baumwollkrise 1861-1865 Vorgeschichte 1845-1860. 1845. Bltezeit der Baumwollindustrie. Sehr niedriger Baumwoll- preis. L. Horner sagt darber: "W„hrend der letzten 8 Jahre ist mir keine so lebhafte Ge- sch„ftsperiode vorgekommen, wie sie im letzten Sommer und Herbst vorgeherrscht hat. Besonders in der Baumwollspinnerei. Das ganze halbe Jahr durch habe ich jede Woche Anmeldungen neuer Kapitalan- lagen in Fabriken erhalten; bald waren es neue Fabriken, die ge- baut wurden, bald hatten die wenigen leerstehenden neue Mieter gefunden, bald wurde, im Betrieb befindliche Fabriken ausgedehnt, neue st„rkre Dampfmaschinen und vermehrte Arbeitsmaschinerie auf- gestellt." ("Rep. Fact., Oct. 1845", p. 13.) 1846. Die Klagen beginnen. "Schon seit l„ngrer Zeit h”re ich von den Baumwollfabrikanten sehr verbreitete Klagen ber den gedruckten Stand ihres Ge- sch„fts... w„hrend der letzten 6 Wochen haben verschiedne Fabri- ken angefangen kurze Zeit zu arbeiten, gew”hnlich 8 Stunden t„g- lich statt 12; dies scheint sich zu verbreiten... es hat ein groáer Preisaufschlag der Baumwolle stattgefunden und... nicht nur keine Preiserh”hung des Fabrikats, sondern... seine Preise sind niedriger als vor dem Aufschlag in Baumwolle. Die groáe Ver- mehrung in der Zahl der Baumwollfabriken w„hrend der letzten 4 Jahre muá zur Folge gehabt haben einerseits eine stark vermehrte Nachfrage nach dem Rohstoff und andrerseits eine stark vermehrte Zufuhr von Fabrikaten auf den Markt; beide Ursachen mssen ge- meinsam zur Herackung des Profits gewirkt haben, solange die Zu- fuhr des Rohstoffs und die Nachfrage nach dem Fabrikat unver„n- dert blieb; aber sie haben noch weit st„rker gewirkt, weil einer- seits die Zufuhr von Baumwolle neuerdings ungengend war und andrerseits die Nachfrage nach den Fabrikaten in verschiednen in- l„ndischen und ausl„ndischen M„rkten abgenommen hat." ("Rep. Fact., Oct. 1846", p. 10.) Die steigende Nachfrage nach Rohstoff und die šberfllung des Markts mit Fabrikat gehn natrlich Hand in Hand. - Beil„ufig be- schr„nkte sich die damalige Ausdehnung der Industrie und nachfol- gende Stockung nicht auf die Baumwolldistrikte. Im Kammwolldi- strikt von Bradford waren 1836 nur 318 Fabriken, 1846 dagegen 490. Diese Zahlen drucken bei weitem nicht die wirkliche Steige- rung der Produktion aus, da die bestehenden Fabriken gleichzeitig bedeutend erweitert wurden. Dies gilt besonders auch von Flachsspinnereien. #135# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- "Sie alle haben mehr oder weniger w„hrend der letzten 10 Jahre beigetragen zu der šberfhrung des Markts, der die jetzige Stoc- kung des Gesch„fts groáenteils zugeschrieben werden muá... Der gedruckte Gesch„ftsstand folgt ganz natrlich aus einer so ra- schen Erweitrung der Fabriken und der Maschinerie." ("Rep. Fact., Oct. 1846", p. 30.) 1847. Im Oktober Geldkrisis. Diskonto 8%. Vorher schon Zusammen- bruch des Eisenbahnschwindels, der ostindischen Wechselreiterei. Aber: "Herr Baker gibt sehr interessante Details ber die in den letz- ten Jahren gestiegne Nachfrage fr Baumwolle, Wolle und Flachs infolge der Ausdehnung dieser Industrien. Er h„lt die vermehrte Nachfrage nach diesen Rohstoffen, namentlich da sie zu einer Zeit eintrat, wo deren Zufuhr weit unter den Durchschnitt gefallen ist, fr fast gengend, den gegenw„rtigen gedruckten Stand dieser Gesch„ftszweige zu erkl„ren, auch ohne daá man die Zerrttung des Geldmarkts zu Hilfe nimmt. Diese Ansicht wird vollst„ndig best„- tigt durch meine eignen Beobachtungen und durch das, was ich von gesch„ftskundigen Leuten erfahren habe. Diese verschiednen Ge- sch„ftszweige waren alle schon sehr gedrckt, als Diskontierungen noch leicht zu 5% und weniger zu bewirken waren. Dagegen war die Zufuhr von Rohseide reichlich, die Preise m„áig und das Gesch„ft demgem„á lebhaft, bis... in den letzten 2 oder 3 Wochen, wo un- zweifelhaft die Geldkrisis nicht nur die Trarnierer selbst, son- dern noch mehr ihre Hauptkunden, die Fabrikanten von Modewaren, affiziert hat. Ein Blick auf die ver”ffentlichten amtlichen Be- richte zeigt, daá die Baumwollindustrie in den letzten drei Jah- ren sich um beinahe 27% vermehrt hat. Infolgedessen ist Baum- wolle, rund gesprochen, von 4 d. auf 6 d. per Pfund gestiegen, w„hrend Garn, dank der vermehrten Zufuhr, nur eine Kleinigkeit ber seinem frhern Preise steht. Die Wollindustrie fing 1836 an, sich auszudehnen, seitdem ist sie in Yorkshire um 40% gewachsen und in Schottland noch mehr. Noch gr”áer ist der Zuwachs in der Worsted-Industrie." Die Berechnungen ergeben hier fr denselben Zeitraum eine Ausdehnung von ber 74%. Der Verbrauch von Rohwolle ist daher enorm gewesen. Die Leinenindustrie zeigt seit 1839 einen Zuwachs von ungef„hr 25% in England, 22% in Schottland und beinahe 90% in Irland ; die Folge hiervon, bei gleichzeitigen schlechten Flachsernten, war, daá der Rohstoff um 10 Pfd.St. per Tonne gestiegen, der Garnpreis dagegen 6 d. das Bndel gefallen ist." ("Rep. Fact., Oct. 1847", p. 30, 31.) --- 18) Man unterscheidet in England streng zwischen Woollen Manufac- ture, die aus kurzer Wolle Streichgarn spinnt und verweht (Hauptzentrum Leeds), und Worsted Manufacture, die aus langer Wolle Kammgarn spinnt und verweht (Hauptsitz Bradford in Yorks- hire). - F.E. 19) Diese rasche Ausdehnung der Maschinenspinnerei von Leinengarn in Irland gab dem Export des deutschen (schlesischen, Lausitzer, westf„lischen) aus Handgepinst gewobnen Leinens damals den Todes- stoá. - F.E. #136# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- 1849. Seit den letzten Monaten von 1848 lebte das Gesch„ft wieder auf. "Der Flachspreis, der so niedrig war, daá er fast unter allen m”glichen zuknftigen Umst„nden einen ertr„glichen Profit sicher- stellte, hat die Fabrikanten veranlaát, ihr Gesch„ft stetig fort- zufahren. Die Wollfabrikanten waren im Anfang des Jahrs eine Zeitlang sehr stark besch„ftigt... ich frchte aber, daá Konsi- gnationen von Wollenwaren oft die Stelle wirklicher Nachfrage vertreten und daá Perioden scheinbarer Prosperit„t, d.h. voller Besch„ftigung, nicht immer mit den Perioden legitimer Nachfrage sich decken. W„hrend einiger Monate ist das Worsted-Gesch„ft be- sonders gut gewesen... Im Anfang der erw„hnten Periode stand Wolle besonders niedrig; die Spinner hatten sich zu vorteilhaften Preisen gedeckt und sicher auch in bedeutenden Quantit„ten. Als der Wollpreis mit den Frhjahrsauktionen stieg, hatten die Spin- ner den Vorteil davon, und sie behielten ihn, da die Nachfrage nach Fabrikaten betr„chtlich und unabweishar wurde." ("Rep. Fact., [April] 1849", p. 42.) "Wenn wir die Variationen im Stand des Gesch„fts ansehn, die in den Fabrikdistrikten seit jetzt 3 oder 4 Jahren vorgekommen sind, so mssen wir, glaube ich, zugeben, daá irgendwo eine groáe St”- rungsursache besteht... Kann da nicht die ungeheure Produktiv- kraft der vermehrten Maschinerie ein neues Element geliefert ha- ben?" ("Rep. Fact., April 1849", p. 42, 43.) Im November 1848, Mai und Sommer bis Oktober 1849 wurde das Ge- sch„ft immer schwunghafter. "Am meisten gilt dies von der Fabrikation von Stoffen aus Ungarn, die sich um Bradford und Halifax gruppiert; dies Gesch„ft hat zu keiner frhern Zeit auch nur ann„hernd seine jetzige Ausdehnung erreicht... Die Spekulation im Rohstoff und die Ungewiáheit ber seine wahrscheinliche Zufuhr hat von jeher gr”áre Aufregung und h„ufigere Schwankung in der Baumwollindustrie hervorgerufen als in irgendeinem andern Gesch„ftszweig. Es findet hier augenblick- lich eine Anh„ufung von Vorr„ten grabrer Baumwollwaren statt, die die kleinern Spinner beunruhigt und sie bereits benachteiligt, so daá mehrere von ihnen kurze Zeit arbeiten." ("Rep. Fact., Oct. 1849", p. 64, 65.) 1850. April. Fortdauernd flottes Gesch„ft. Ausnahme: "Groáe Depression in einem Teil der Baumwollindustrie infolge un- gengender Zufuhr des Rohstoffs gerade fr grobe Garnnummem und schwere Gewebe... Es wird befrchtet, daá die fr das Worsted-Ge- sch„ft neuerdings aufgestellte vermehrte Maschinerie eine „hnli- che Reaktion herbeifhren wird. Herr Baker berechnet, daá allein im Jahre 1849 in diesem Gesch„ftszweig das Produkt der Websthle um 40% und das der Spindein um 25-30% gestiegen ist, und die Aus- dehnung geht noch immer im selben Verh„ltnis voran." ("Rep. Fact., April 1850" p. 54.) #137# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- 1850. Oktober. "Der Baumwollpreis f„hrt fort... eine betr„chtliche Gedrcktheit in diesem Industriezweig zu verursachen, besonders fr solche Wa- ren, bei denen der Rohstoff, einen betr„chtlichen Teil der Pro- duktionskosten ausmacht. Der groáe Preisaufschlag der Rohseide hat auch in diesem Zweig vielfach einen Druck herbeigefhrt." ("Rep. Fact., Oct. 1850", p. 14.) Nach dem hier zitierten Bericht des Komitees der k”niglichen Ge- sellschaft fr Flachsbau in Irland hatte hier der hohe Flachs- preis, bei niedrigem Preisstand andrer landwirtschaftlichen Pro- dukte, eine bedeutende Vermehrung der Flachsproduktion fr das folgende Jahr sichergestellt. (p. 33.) 1853. April. Groáe Prosperit„t. "Zu keiner Zeit w„hrend der 17 Jahre, w„hrend denen ich amtliche Kenntnis genommen habe vom Stand des Fabirikdistrikts von Lan- cashire, ist mir eine solche allgemeine Prosperit„t vorgekommen; die T„tigkeit ist in allen Zweigen auáerordentlich", sagt L. Hor- ner. ("Rep. Fact., April 1853", p. 19.) 1853. Oktober. Depression der Baumwollindustrie. "šberproduktion." ("Rep. Fact., October 1853", p. 15.) 1854. April. "Das Wollgesch„ft, obwohl nicht flott, hat in allen Fabriken volle Besch„ftigung geliefert; ebenso die Baumwollindustrie. Das Worsted-Gesch„ft war im ganzen vorigen Halbjahr durchweg unregel- m„áig... In der Leinenindustrie fand St”rung statt infolge der verminderten Zufuhren von Flachs und Hanf aus Ruáland wegen des Krimkriegs." ("Rep. Fact., [April] 1854", p. 37.) 1859. "Das Gesch„ft in der schottischen Leinenindustrie ist noch ge- drckt... da der Rohstoff selten und teuer ist; die geringe Qua- lit„t der vorigen Ernte in den Ostseel„ndern, woher wir unsre Hauptzufuhr bezogen, wird eine sch„dliche Wirkung auf das Ge- sch„ft dieses Bezirks ausben; dagegen ist Jute, die in vielen groben Artikeln den Flachs allm„hlich verdr„ngt, weder ungew”hn- lich teuer noch selten... ungef„hr die H„lfte der Maschinerie in Dundee spinnt jetzt Jute." ("Rep. Fact., April 1859", p. 19.) "Infolge des hohen Preises des Rohstoffs ist die Flachsspinnerei noch immer durchaus nicht lohnend, und w„hrend alle andern Fabri- ken die volle Zeit laufen, haben wir verschiedne Beispiele der Stillsetzung von Flachsmaschinerie... Die Jutespinnerei... ist in einer zufriedenstellendem Lage, da neuerdings dieser Stoff auf einen m„áigem Preis herabgegangen ist." ("Rep. Fact. October 1859", p. 20.) #138# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- 1861-1864. Amerikanischer Brgerkrieg. Cotton Famine. 1*) Das gr”áte Beispiel der Unterbrechung des Produktionsprozesses durch Mangel und Teuerung des Rohstoffs 1860. April. "Was den Stand des Gesch„fts angeht, freut es mich, Ihnen mittei- len zu k”nnen, daá trotz des hohen Preises der Rohstoffe alle Textilindustrien, mit Ausnahme von Seide, w„hrend des letzten halben Jahres recht gut besch„ftigt gewesen sind... In einigen der Baumwollbezirke sind Arbeiter auf dem Weg der Annonce gesucht worden und aus Norfolk und andern l„ndlichen Grafschaften dorthin gewandert... Es scheint in jedem Industriezweig ein groáer Mangel an Rohstoff zu herrschen. Es ist... dieser Mangel allein, der uns in Schranken h„lt. Im Baumwollgesch„ft ist die Zahl der neu er- richteten Fabriken, die Erweiterung der schon bestehenden und die Nachfrage nach Arbeitern wohl nie so stark gewesen wie jetzt. Nach allen Richtungen hin ist man auf der Suche nach Rohstoff." ("Rep. Fact., April 1860", p. 57.) 1860. Oktober. "Der Stand des Gesch„fts in den Baumwoll-, Woll- und Flachsbezir- ken ist gut gewesen; in Irland soll er sogar sehr gut gewesen sein seit mehr als einem Jahr und w„re noch besser gewesen ohne den hohen Preis des Rohstoffs. Die Flachsspinner scheinen mit mehr Ungeduld als je auf die Er”ffnung der Hilfsquellen Indiens durch die Eisenbahnen zu warten und auf die entsprechende Ent- wicklung seiner Agrikultur, um endlich eine... ihren Bedrfnissen entsprechende Zufuhr von Flachs zu erhalten." ("Rep. Fact., October 1860", p. 37.) 1861. April. "Der Gesch„ftsstand ist augenblicklich gedrckt... einige wenige Baumwollfabriken arbeiten kurze Zeit, und viele Seidenfabriken sind nur teilweise besch„ftigt. Rohstoff ist teuer. In fast jedem textilen Zweige steht er ber dem Preis, zu dem er fr die Masse der Konsumenten verarbeitet werden kann." ("Rep. Fact., April 1861 p. 33.) Es zeigte sich jetzt, daá 1860 in der Baumwollindustrie berpro- duziert worden war; die Wirkung davon machte sich noch w„hrend der n„chsten Jahre fhlbar. "Es hat zwischen zwei und drei Jahren genommen, bis die šberpro- duktion von 1860 auf dem Weltmarkt absorbiert war." ("Rep. Fact., October 1863", p. 127.) Der gedruckte Stand der M„rkte fr Baum- wollfabrikate in Ostasien, anfangs 1860, hatte eine entsprechende Rckwirkung auf das Gesch„ft in Blackburn, wo im Durchschnitt 30 000 mechanische Websthle fast ausschlieálich in der Produk- tion von Geweben fr diesen Markt besch„ftigt sind. Die Nachfrage fr Arbeit war demzufolge hier schon ----- 1*) Baumwolinot #139# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- beschr„nkt, viele Monate bevor die Wirkungen der Baumwollblockade sich fhlbar machten... Glcklicherweise wurden hierdurch viele Fabrikanten vor dem Ruin bewahrt. Die Vorr„te stiegen im Wert, solange man sie auf Lager hielt, und so wurde die erschreckende Entwertung vermieden, die sonst in einer solchen Krisis unver- meidlich war." ("Rep. Fact., October 1862", p. 28, 29, 30.) 1861. Oktober. "Das Gesch„ft ist seit einiger Zeit sehr gedruckt gewesen... Es ist gar nicht unwahrscheinlich, daá w„hrend der Wintermonate viele Fabriken die Arbeitszeit sehr verkrzen werden. Dies war indes vorherzusehn... ganz abgesehn von den Ursachen, die unsre gew”hnliche Baumwollzufuhr von Amerika und unsre Ausfuhr unter- brochen haben, wurde Verkrzung der Arbeitszeit fr den kommenden Winter notwendig geworden sein infolge der starken Vermehrung der Produktion in den letzten drei Jahren und der St”rungen im indi- schen und chinesischen Markt." ("Rep. Fact., October 1861", p. 19.) Baumwollabfall. Ostindische Baumwolle (Surat). Einfluá auf den Lohn der Arbeiter. Verbesserung in der Maschinerie. Ersetzung von Baumwolle durch St„rkmehl und Mineralien. Wirkung dieser St„rk- mehlschlichte auf die Arbeiter. Spinner feinerer Garnnummern. Be- trug der Fabrikanten "Ein Fabrikant schreibt mir wie folgt: was die Sch„tzung des Baumwollverbrauchs per Spindel betrifft, so ziehn Sie wohl nicht hinreichend die Tatsache in Rechnung, daá, wenn Baumwolle teuer ist, jeder Spinner gew”hnlicher Garne (sage bis Nr. 40, haupt- s„chlich Nr. 12-32) so feine Nummern spinnt, wie er nur irgend kann, d.h. er wird Nr. 16 spinnen statt frher Nr. 12 oder Nr. 22 statt Nr. 16 usw.; und der Weber, der diese feinen Carne verwebt, wird seinen Kattun auf das gew”hnliche Gewicht bringen, indem er um so viel mehr Schlichte zusetzt. Dies Hilfsmittel wird jetzt benutzt in einem wirklich schm„hlichen Grad. Ich habe aus guter Quelle geh”rt, daá es ordin„re Shirtings 1*) fr Export gibt, wo- von das Stck 8 Pfund wiegt, und wovon 2 3/4 Pfund Schlichte wa- ren. In Gewebe andrer Sorten wird oft bis zu 50% Schlichte ge- steckt, so daá der Fabrikant keineswegs lgt, der sich rhmt, ein reicher Mann zu werden, indem er sein Gewebe fr weniger Geld per Pfund verkauft, als er fr das Garn bezahlt hat, woraus es ge- macht ist." ("Rep. Fact., April 1864", p. 27.) "Es sind mir auch Aussagen gemacht worden, daá die Weber ihren gesteigerten Krankheitsstand der Schlichte zuschreiben, die fr die aus ostindischer Baumwolle gesponnenen Ketten verwandt wird und die nicht mehr wie frher bloá aus Mehl besteht. Dies Surro- gat fr Mehl soll jedoch den sehr groáen Vorteil bieten, daá es das Gewicht des Gewebes bedeutend vermehrt, so daá 15 Pfund Garn, wenn verwebt, zu 20 Pfund werden." ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 63. Dies Surrogat war gemahlner Talk, ----- 1*) Hemdenstoffe #140# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- genannt China clay, oder Cips, genannt French chalk.) - "Der Ver- dienst der Weber (hier bedeutet dies die Arbeiter) ist sehr ver- mindert durch Anwendung von Surrogaten fr Mehl als Ketten- schlichte. Diese Schlichte macht das Garn schwerer, aber auch hart und brchig. Jeder Faden der Kette geht im Webstuhl durch die sogenannte Litze, deren starke F„den die Kette in der richti- gen Lage halten; die hartgeschlichteten Ketten verursachen fort- w„hrende Fadenbrche in der Litze; jeder Bruch verursacht dem We- ber fnf Minuten Zeitverlust zur Reparatur; der Weber hat diese Sch„den jetzt mindestens 10mal so oft wie frher auszubessern, und der Stuhl leistet w„hrend der Arbeitsstunden natrlich um so viel weniger." (l.c.p. 42, 43.) "In Ashton, Stalybridge, Mossley, Oldham etc. ist die Beschr„n- kung der Arbeitszeit um ein volles Drittel durchgefhrt, und die Arbeitsstunden werden noch jede Woche weiter verkrzt... Gleich- zeitig mit dieser Verkrzung der Arbeitszeit findet auch in vielen Zweigen Herabsetzung des Lohns statt." (p. 13.) Anfangs 1861 fand ein Strike unter den mechanischen Webern in ei- nigen Teilen von Lancashire statt. Verschiedne Fabrikanten hatten eine Lohnherabsetzung von 5-7 1/2 % angekndigt; die Arbeiter be- standen darauf, daá die Lohns„tze beibehalten, aber die Arbeits- stunden verkrzt werden sollten. Dies wurde nicht bewilligt, und der Strike entstand. Nach einem Monat muáten die Arbeiter nachge- ben. Aber nun erhielten sie beides: "Auáer der Lohnherabsetzung, worin die Arbeiter zuletzt einwil- ligten, arbeiten jetzt auch viele Fabriken kurze Zeit." (" Rep. Fact., April 1861", p. 23.) 1862. April. "Die Leiden der Arbeiter haben sich seit dem Datum meines letzten Berichts bedeutend vermehrt, aber zu keinerzeit in der Geschichte der Industrie sind so pl”tzliche und so schwere iden ertragen worden mit so viel schweigender Resignation und so geduldigem Selbstgefhl." ("Rep. Fact., April 1862", p. 10.) - Die Verh„lt- niszahl der augenblicklich ganz besch„ftigungslosen Arbeiter scheint nicht viel gr”áer zu sein als 1848, wo eine gew”hnliche Panik herrschte, die aber bedeutend genug war, um die beunruhig- ten Fabrikanten zur Zusammenstellung einer „hnlichen Statistik ber die Baumwollindustrie zu veranlassen, wie sie jetzt w”chent- lich ausgegeben wird... Im Mai 1848 waren von s„mtlichen Baum- wollarbeitern in Manchester 15%, unbesch„ftigt, 12% arbeiteten kurze Zeit, w„hrend ber 70% auf voller Zeit besch„ftigt waren. Am 28. Mai 1862 waren 15% unbesch„ftigt, 35% arbeiteten kurze Zeit, 49% volle Zeit... In den Nachbarorten, z.B. Stockport, ist die Prozentzahl der nicht voll und der gar nicht Besch„ftigten h”her, die der Vollbesch„ftigten geringer", weil n„mlich hier gr”bere Nummern gesponnen werden als in Manchester. (p. 16.) 1862. Oktober, "Nach der letzten amtlichen Statistik waren [1861] im Vereinigten K”nigreich 2887 Baumwollfabriken, davon 2109 in meinem Distrikt (Lancashire und Cheshire). #141# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Ich wuáte wohl, daá ein sehr groáer Teil der 2109 Fabriken in meinem Bezirk kleine Etablissements waren, die nur wenig Leute besch„ftigen. Es hat mich aber berrascht zu entdecken, wie groá diese Zahl ist. In 392, oder 19%, ist die Triebkraft, Dampf oder Wasser, unter 10 Pferdekraft; in 345, oder 16%, zwischen 10 und 20 Pferdekraft; in 1372 ist sie 20 Pferde und mehr... Ein sehr groáer Teil dieser kleinen Fabrikanten mehr als ein Drittel der Gesamtzahl - waren selbst vor nicht langer Zeit Arbeiter; sie sind Leute ohne Kommando ber Kapital... Die Hauptiast wurde also auf die brigen 2/3 fallen." ("Rep. Fact., October 1862", p. 18, 19.) Nach demselben Bericht waren von den Baumwollarbeitern in Lan- cashire und Cheshire damals voll besch„ftigt 40 146 oder 11,3%, mit beschr„nkter Arbeitszeit besch„ftigt 134 767 oder 38%, unbe- sch„ftigt 179 721 oder 50,7%. Zieht man hiervon die Angaben ber Manchester und Bolton ab, wo haupts„chlich feine Nummern gespon- nen werden, ein von der Baumwollnot verh„ltnism„áig wenig be- troffner Zweig, so stellt sich die Sache noch ungnstiger, n„m- lich: Vollbesch„ftigt 8,5%, beschr„nkt besch„ftigt 38%, unbe- sch„ftigt 53,5%. (p. 19, 20.) "Es macht fr die Arbeiter einen wesentlichen Unterschied, ob gute oder schlechte Baumwolle verarbeitet wird. In den ersten Mo- naten des Jahrs, als die Fabrikanten ihre Fabriken dadurch in Gang zu halten suchten, daá sie alle zu m„áigen Preisen kaufbare Baumwolle aufbrauchten, kam viel schlechte Baumwolle in Fabriken, wo frher gew”hnlich gute verwandt wurde; der Unterschied im Lohn der Arbeiter war so groá, daá viele Strikes stattfanden, weil sie jetzt zum alten Stcklohn keinen ertr„glichen Taglohn mehr her- ausschlagen konnten... In einigen F„llen betrug der Unterschied durch Anwendung schlechter Baumwolle selbst bei voller Arbeits- zeit die H„lfte des Gesamtlohns." (p. 27.) 1863. April. "Im Lauf dieses Jahres wird nicht viel mehr als die H„lfte der Baumwollarbeiter voll besch„ftigt werden k”nnen." ("Rep. Fact., April 1863", p. 14.) "Ein sehr ernstlicher Nachteil bei Verwendung ostindischer Baum- wolle, wie die Fabriken sie jetzt gebrauchen mssen, ist der, daá die Geschwindigkeit der Maschinerie dabei sehr verlangsamt werden muá. W„hrend der letzten Jahre wurde alles aufgeboten, diese Ge- schwindigkeit zu beschleunigen, so daá dieselbe Maschinerie mehr Arbeit tat. Die verminderte Geschwindigkeit trifft aber den Ar- beiter ebensosehr wie den Fabrikanten; denn die Mehrzahl der Ar- beiter wird nach Stcklohn bezahlt, die Spinner soviel per Pfund gesponnenes Garn, die Weber soviel per gewebtes Stck; und selbst bei den andern, nach Wochenlohn bezahlten Arbeitern wurde eine Lohnverminderung eintreten infolge der verminderten Produktion. Nach meinen Ermittlungen... und den mir bergebnen Aufstellungen des Verdienstes der Baumwollarbeiter im Lauf dieses Jabrs... er- gibt sich eine Vermindrung von durchnittlich 20%, in einigen F„l- len von 50%, berechnet nach den Lohnh”hen, wie sie 1861 herrsch- ten." #142# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- (p. 13.) - "Die verdiente Summe h„ngt ab... davon, was fr Mate- rial verarbeitet wird... Die Lage der Arbeiter, in Beziehung auf den verdienten Lohnbetrag, ist sehr viel besser jetzt" (Oktober 1863) "als voriges Jahr um diese Zeit. Die Maschinerie ist ver- bessert worden, man kennt den Rohstoff besser, und die Arbeiter werden leichter mit den Schwierigkeiten fertig, womit sie anfangs zu k„mpfen hatten. Voriges Frhjahr war ich in Preston in einer N„hschule" (Wohlt„tigkeitsanstalt fr Unbesch„ftigte); "zwei junge M„dchen, die tags zuvor in eine Weberei geschickt waren, auf die Angabe des Fabrikanten hin, daá sie 4 sh. die Woche ver- dienen k”nnten, baten um Wiederaufnahme in die Schule und klag- ten, sie h„tten nicht 1 sh. per Woche verdienen k”nnen. Ich habe Angaben gehabt ber Self-acting minders... M„nner, die ein paar Self-actors regieren, die nach 14 Tagen voller Arbeitszeit 8 sh. 11 d. verdient hatten, und von dieser Summe wurde ihnen die Haus- miete abgezogen, wobei der Fabrikant" (Edelmtigster!) "ihnen je- doch die halbe Miete als Geschenk zurckgab. Die Minders nahmen die Summe von 6 sh. 11 d. nach Hause. An manchen Orten verdienten die Self-acting minders 5-9 sh. die Woche, die Weber von 2-6 sh. die Woche, w„hrend der letzten Monate 1862... Gegenw„rtig besteht ein viel gesundrer Zustand, obwohl der Verdienst in den meisten Distrikten noch immer sehr abgenommen hat... Mehrere andre Ursa- chen haben zu dem geringen Verdienst beigetragen, neben dem kr- zern Stapel der indischen Baumwolle und ihrer Verunreinigung. So z.B. ist es jetzt Brauch, Baumwollabfall reichlich unter die in- dische Baumwolle zu mischen, und dies steigert natrlich die Schwierigkeit fr den Spinner noch mehr. Bei der Krze der Faser reiáen die F„den leichter beim Herausziehen der Mule und beim Drehen des Garns, und die Mule kann nicht so regelm„áig im Gang gehalten werden... Ebenso kann, bei der groáen Aufmerksamkeit, die auf die F„den verwandt werden muá, eine Weberin h„ufig nur einen Stuhl berwachen, und nur sehr wenige mehr als zwei Sthle... In vielen F„llen ist der Lohn der Arbeiter geradezu um 5, 7 1/2, und 10% herabgesetzt worden... in der Mehrzahl der F„lle muá der Arbeiter zusehn, wie er mit seinem Rohstoff fertig wird und wie er zum gew”hnlichen Lohnsatz an Verdienst heraus- schl„gt was er kann... Eine andre Schwierigkeit, womit die Weber zuweilen zu k„mpfen haben, ist, daá sie aus schlechtem Stoff gutes Gewebe machen sollen und mit Lohnabzgen gestraft werden, wenn die Arbeit nicht nach Wunsch ausf„llt." ("Rep. Fact., October 1863", p. 41-43.) Die L”hne waren miserabel, selbst wo volle Zeit gearbeitet wurde. Die Baumwollarbeiter stellten sich bereitwillig zu all den ”f- fentlichen Arbeiten, Dr„nage, Wegehauten, Steineklopfen, Straáe- pflastern, wozu sie verbraucht wurden, um ihre Untersttzung (die tats„chlich eine Untersttzung der Fabrikanten war, s. Buch I, S. 598/589 1*)) von den Lokalbeh”rden zu beziehn. Die ganze Bour- geoisie stand auf Wache ber den Arbeitern. Wrde der schlechteste Hundelohn angeboten und der Arbeiter wollte ihn nicht ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S.600/601 #143# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- nehmen, so strich das Untersttzungskomitee ihn von der Unter- sttzungsliste. Es war insofern eine goldne Zeit fr die Herrn Fabrikanten, als die Arbeiter entweder verhungern oder zu jedem dem Bourgeois profitabelsten Preis arbeiten muáten, wobei die Un- tersttzungskomitees als ihre Wachthunde agierten. Zugleich ver- hinderten die Fabrikanten, in geheimem Einverst„ndnis mit der Re- gierung, die Auswanderung soweit wie m”glich, teils um ihr im Fleisch und Blut der Arbeiter existierendes Kapital stets in Be- reitschaft zu halten, teils um die von den Arbeitern erpreáte Hausmiete zu sichern. Die Untersttzungskomitees handelten in diesem Punkt mit groáer Strenge. War Arbeit angeboten, so wurden die Arbeiter, denen sie angeboten worden, von der Liste gestrichen und so gezwungen, sie anzunehmen. Wenn sie sich weigerten, die Arbeit anzutreten... so war die Ursache die, daá ihr Verdienst bloá nominell, die Arbeit aber auáerordentlich schwer sein wrde." l.c.p. 97.) Die Arbeiter waren zu jeder Art Arbeit bereitwillig, zu der sie infolge des Public Works Act 1*) angestellt wurden. "Die Grunds„tze, wonach industrielle Besch„ftigungen organisiert wurden, wechselten bedeutend in verschiednen St„dten. Aber selbst an den Orten, wo die Arbeit in freier Luft nicht absolut als Ar- beitsprobe (Iabour test) diente, wurde diese Arbeit doch entweder mit der bloáen regelm„áigen Untersttzungssumme oder doch nur so unbedeutend h”her bezahlt, daá sie in der Tat eine Arbeitsprobe wurde." (p. 69.) Der Public Works Act von 1863 sollte diesem šbel abhelfen und den Arbeiter bef„higen, seinen Taglohn als unabh„n- giger Tagl”hner zu verdienen. Der Zweck dieses Akts war dreifach: 1. Lokalbeh”rden zu bef„higen, Geld (mit Einwilligung des Pr„si- denten der staatlichen Zentral-Armenbeh”rde) von den Schatzan- leihe-Kommiss„ren zu borgen; 2. Verbesserungen in den St„dten der Baumwollbezirke zu erleichtern; 3. den unbesch„ftigten Arbeitern Arbeit und lohnenden Verdienst (remunerative wages) zu verschaf- fen." Bis Ende Oktober 1863 waren Anleihen bis zum Betrag von 883 700 Pfd.St. unter diesem Gesetz bewilligt worden. (p. 70.).Die unter- nommenen Arbeiten waren haupts„chlich Kanalisation, Wegebauten, Straáenpflastem, Sammelteiche fr Wasserwerke etc. Herr Henderson, Pr„sident des Komitees von Blackburn, schreibt mit Beziehung hierauf an Fabrikinspektor Redgrave: "W„hrend meiner ganzen Erfahrung im Lauf der gegenw„rtigen Zeit des Leidens und des Elends hat mich nichts st„rker frappiert oder mir mehr Freude gemacht als die heitre Bereitwilligkeit, womit die unbesch„ftigten Arbeiter dieses Distrikts die ihnen gem„á dem Public Works Act vom Stadtrat von Blackburn angebotne Arbeit bernommen haben. Man kann kaum einen groáem Kontrast denken als den zwischen ----- 1*) Gesetzes ber ”ffentliche Arbeiten #144# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- dem Baumwollspinner, der frher als geschickter Arbeiter in der Fabrik, und jetzt als Tagel”hner an einem Abzugskanal 14 oder 18 Fuá tief arbeitet." (Sie verdienten dabei je nach Gr”áe der Familie 4-12 sh. w”chent- lich, letztre riesige Summe muáte oft fr eine Familie von 8 Per- sonen ausreichen. Die Herren Spieábrger hatten dabei doppelten Profit: Erstens bekamen sie das Geld zur Verbesserung ihrer rau- chigen und vernachl„ssigten St„dte zu ausnahmsweis niedrigen Zin- sen; zweitens zahlten sie die Arbeiter weit unter den regelm„ái- gen Lohns„tzen.) "Gewohnt wie er war, an eine fast tropische Temperatur, an Ar- beit, wobei Gewandtheit und Genauigkeit der Manipulation ihm un- endlich mehr nutzte als Muskelkraft, gewohnt an das Doppelte, manchmal Dreifache der Entlohnung, die er jetzt erhalten kann, schlieát seine willige Annahme der gebotnen Besch„ftigung eine Summe von SeIbstverleugnung und Rcksicht ein, die ihm zur h”chsten Ehre gereicht. In Blackburn sind die Leute probiert wor- den, bei fast jeder m”glichen Art von Arbeit in freier Luft; beim Ausgraben eines steifen, schweren Lehmbodens auf betr„chtliche Tiefe, bei Trockenlegung, Steinklopfen, Wegebauten, bei Ausgra- bungen fr Straáenkan„le auf Tiefen von 14, 16 und zuweilen 20 Fuá. H„ufig stehn sie dabei in 10-12 Zoll tiefem Schmutz und Was- ser, und jedesmal sind sie dabei einem Klima ausgesetzt, dessen nasse K„lte in keinem Distrikt Englands bertroffen, wenn ber- haupt erreicht wird." (p. 91, 92.) - "Die Haltung der Arbeiter ist fast tadellos gewesen... ihre Bereitwilligkeit, die Arbeit in freier Luft zu bernehmen und sich damit durchzuschlagen." (p. 69.) 1864. April. "Gelegentlich h”rt man in verschiednen Bezirken Klagen ber Man- gel an Arbeitern, haupts„chlich in gewissen Zweigen, z.B. der We- berei... aber diese Klagen haben ihren Ursprung ebensosehr in dem geringen Lohn, den die Arbeiter verdienen k”nnen infolge der an- gewandten schlechten Garnsorten, wie in irgendwelchen wirklichen Seltenheit von Arbeitern selbst in diesem besondern Zweig. Zahl- reiche Zwistigkeiten wegen des Lohns haben vorigen Monat stattge- funden zwischen gewissen Fabrikanten und ihren Arbeitern. Ich be- daure, daá Strikes nur zu h„ufig vorgekommen sind... Die Wirkung des Public Works Act wird von den Fabrikanten als eine Konkurrenz empfunden, und infolgedessen hat das Lokalkomitee von Bacup seine T„tigkeit suspendiert, denn obwohl noch nicht alle Fabriken lau- fen, hat sich doch ein Mangel an Arbeitern gezeigt." ("Rep. Fact., April 1864", p. 9.) Es war allerdings die h”chste Zeit fr die Herren Fabrikanten. Infolge des Public Works Act wuchs die Nachfrage so sehr, daá in den Steinbrchen bei Bacup manche Fabrikarbeiter jetzt 4-5 sh. t„glich verdienten. Und so wurden die ”ffentlichen Arbeiten all- m„hlich eingestellt - diese neue Auflage der Ateliers nationaux von 1848 [20], aber diesmal errichtet zum Nutzen der Bourgeoisie. #145# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel 145 ----- Experimente in corpore vili 1*) "Obwohl ich den sehr herabgesetzten Lohn" (der Vollbesch„ftig- ten), den wirklichen Verdienst der Arbeiter in verschiednen Fa- briken gegeben habe, folgt keineswegs, daá sie Woche fr Woche dieselbe Summe verdienen. Die Arbeiter sind hier groáen Schwan- kungen ausgesetzt infolge des best„ndigen Experimentierens der Fabrikanten mit verschiednen Arten und Proportionen von Baumwolle und Abfall in derselben Fabrik; die Mischungen, wie man sie nennt, werden h„ufig gewechselt, und der Verdienst der Arbeiter steigt und f„llt mit der Qualit„t der Baumwollmischung. Zuweilen blieb er nur 15% des frhern Verdienstes, und in einer oder ein paar Wochen fiel er auf 50 oder 60% herunter." Inspektor Redgrave, der hier spricht, gibt nun der Praxis entnom- mene Lohnaufstellungen, wovon hier folgende Beispiele hinreichen: A, Weber, Familie von 6 Personen, 4 Tage in der Woche besch„f- tigt, 6 sh. 8 1/2 d.; B, Twister 2*), 4 1/2 Tag per Woche, 6 sh.; C, Weber, Familie von 4, 5 Tage per Woche, 5 sh. 1 d.; D, Slubber 3*), Familie von 6, 4 Tage per Woche, 7 sh. 10 d.; E, Weber, Fa- milie von 7, 3 Tage. 5 sh. usw. Redgrave f„hrt fort: "Die obigen Aufstellungen verdienen Beachtung, denn sie beweisen, daá die Arbeit in mancher Familie ein Unglck werden wrde, da sie nicht nur das Einkommen reduziert, sondern es so tief herun- terbringt, daá es vollst„ndig unzureichend wird, um mehr als einen ganz kleinen Teil ihrer absoluten Bedrfnisse zu befriedi- gen, wenn nicht zus„tzliche Untersttzung in F„llen gegeben wrde, wo der Verdienst der Familie nicht die Summe erreicht, die sie alt, Untersttzung erhalten wurde, wenn sie alle unbesch„f- tigt w„ren." ("Rep. Fact., October 1863", p. 50-53.) "In keiner Woche seit dem 5. Juni 1863 ist die durchschnittliche Gesamtbesch„ftigung aller Arbeiter mehr als zwei Tage, 7 Stunden und einige Minuten gewesen." l.c.p. 121.) Von Anfang der Krise bis 25. M„rz 1863 wurden beinahe drei Mill. Pfd.St. ausgegeben von den Armenverwaltungen, dem Zentral-Unter- sttzungskomitee und dem Londoner Mansion-House-Komitee. (p. 13.) "In einem Bezirk, wo wohl das feinste Garn gesponnen wird... er- leiden die Spinner eine indirekte Lohnherabsetzung von 15% in- folge des šbergangs von Sea Island zu „gyptischer Baumwolle... In einem ausgedehnten Distrikt, wo Baumwollabfall in Mengen verwandt wird zur Mischung mit indischer Baumwolle, haben die Spinner eine hnreduktion von 5% gehabt und auáerdem noch 20-30% verloren in- folge der Verarbeitung von Surat und Abfall. Die Weber sind von vier Sthlen auf ----- 1*) an einem wertlosen K”rper - 2*) Zwirner - 3*) Vorspinner #146# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- 2 heruntergekommen. 1860 machten sie auf jeden Webstuhl 5 sh. 7 d., 1863 nur 3 sh. 4 d.... Die Geldstrafen, die auf amerikanische Baumwolle frher von 3 d. bis 6 d. variierten" (fr den Spinner), laufen jetzt auf zu 1 sh. bis 3 sh. 6 d." In einem Bezirk, wo „gyptische Baumwolle gebraucht wurde, ver- mischt mit ostindischer: "Der Durchschnittslohn der Mule-Spinner 1860 war 18-25 sh. und ist jetzt 10-18 sh. Dies ist nicht ausschlieálich durch die ver- schlechterte Baumwolle verursacht, sondern auch durch die vermin- derte Geschwindigkeit der Mule, um dem Garn eine st„rkere Drehung zu geben, wo in gew”hnlichen Zeiten Extrazahlung gemm„á der Lohn- liste gemacht worden w„re." (p. 43, 44, 45-50.) Obgleich die ost- indische Baumwolle vielleicht hier und da mit Profit fr den Fa- brikanten verarbeitet worden ist, so sehn wir doch (siehe Lohnli- ste p. 53), daá die Arbeiter darunter leiden, verglichen mit 1861. Setzt sich der Gebrauch von Surat fest, so werden die Ar- beiter den gleichen Verdienst wie 1861 verlangen; dies aber wrde den Profit des Fabrikanten ernstlich affizieren, falls es nicht ausgeglichen wird durch den Preis, sei es der Baumwolle, sei es der Fabrikate." (p. 105.) Hausmiete. "Die Hausmiete der Arbeiter, wenn die von ihnen bewohnten cotta- ges dem Fabrikanten geh”ren, wird von diesem h„ufig vom Lohn ab- gezogen, selbst wenn kurze Zeit gearbeitet wird. Trotzdem ist der Wert dieser Geb„ude gesunken, und H„uschen sind jetzt 25-50% wohlfeiler gegen frher zu haben; eine cottage, die sonst 3 sh. 6 d. per Woche kostete, ist jetzt fr 2 sh. 4 d. zu haben und zu- weilen noch fr weniger." (p. 57.) Auswanderung. Die Fabrikanten waren natrlich gegen die Auswande- rung der Arbeiter, einestells weil sie "in Erwartung beárer Zeiten fr die BaumwoIlindustrie sich die Mittel zur Hand erhalten wollten, um ihre Fabrik in der vorteil- haftesten Weise zu betreiben." Dann aber auch sind manche Fabri- kanten Eigentmer der H„user, worin die von ihnen besch„ftigten Arbeiter wohnen, und wenigstens einige von ihnen rechnen unbe- dingt darauf, sp„ter einen Teil der aufgelaufnen schuldigen Miete bezahlt zu erhalten". (p. 96.) Herr Bernal Osborne sagt in einer Rede an seine Parlamentsw„hler vom 22. Oktober 1864, daá sich die Arbeiter von Lancashite benom- men haben wie die antiken Philosophen (Stoiker). Nicht wie Schafe? #147# ----- SIEBENTES KAPITEL Nachtr„ge Gesetzt, wie in diesem Abschnitt unterstellt, die in jeder beson- dren Produktionssph„re angeeignete Profitmasse sei gleich der Summe des Mehrwerts, den das in dieser Sph„re angelegte Gesamtka- pital erzeugt. So wird der Bourgeols den Profit doch nicht als identisch mit dem Mehrwert, d.h. mit unbezahlter Mehrarbeit, auf- fassen, und zwar aus folgenden Grnden nicht: 1. In dem Prozeá der Zirkulation vergiát er den Produktionspro- zeá. Das Realisieren des Werts der Waren - worin das Realisieren ihres Mehrwerts eingeschlossen - gilt ihm als Machen dieses Mehr- werts. {Eine leergelassene Lcke im Manuskript deutet an, daá Marx diesen Punkt n„her zu entwickeln vorhatte. - F. E.} 2. Denselben Exploitationsgrad der Arbeit vorausgesetzt, hat sich gezeigt, daá, abgesehn von allen durch das Kreditsystem hereinge- brachten Modifikationen, von aller wechselseitigen šbervorteilung und Prellerei der Kapitalisten untereinander, ferner von aller gnstigen Wahl des Markts, die Profitrate sehr verschieden sein kann, je nachdem der Rohstoff wohlfeiler oder minder wohlfeil, mit mehr oder minder Sachkenntnis angekauft; je nachdem die ange- wandte Maschinerie produktiv, zweckm„áig und wohlfeil; je nachdem die Gesamteinrichtung der verschiednen Stufen des Produktionspro- zesses mehr oder minder vollkommen, die Stoffvergeudung besei- tigt, die Leitung und Aufsicht einfach und wirksam ist usw. Kurz, den Mehrwert fr ein bestimmtes variables Kapital gegeben, so h„ngt es noch sehr von der individuellen Gesch„ftstchtigkeit, sei es des Kapitalisten selbst, sei es seiner Unteraufseher und Kommis ab, ob sich dieser selbe Mehrwert in einer gr”áern oder kleinern Profitrate ausdrckt, und daher, ob er eine gr”áere oder kleinere Profitmasse liefert. Derselbe Mehrwert von 1000 Pfd.St., das Produkt von 1 000 Pfd.St. Arbeitslohn, sei im Gesch„ft A auf 9000 Pfd.St. und in dem andern Gesch„ft B auf 11000 Pfd.St. #148# 1. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- konstantes Kapital bezogen. Im Fall A haben wir p' = 1000/10 000 = 10%. Indem 1000 Fall B haben wir p' = 1000/12 000 = 8 1/3 %. Das Gesamtkapital produziert bei A verh„ltnism„áig mehr Profit als bei B, weil dort die Profitrate h”her als hier, obgleich in beiden F„llen das vorgeschoáne variable Kapital 1000 und der aus demselben geschlagne Mehrwert ebenfalls = 1000 ist, also in bei- den F„llen gleich groáe Exploitation von gleich vielen Arbeitern stattfindet. Diese Verschiedenheit der Darstellung derselben Masse Mehrwerts oder die Verschiedenheit der Profitraten und da- her der Profite selbst, bei gleicher Exploitation der Arbeit, kann auch aus andren Quellen herstammen; sie kann aber auch ein- zig und allein entspringen aus der Verschiedenheit in dem Ge- sch„ftsgeschick, womit beide Gesch„fte gefhrt sind. Und dieser Umstand verleitet den Kapitalisten - berzeugt ihn -, daá sein Profit geschuldet ist, nicht der Exploitation der Arbeit, sondern wenigstens teilweise auch andern, davon unabh„ngigen Umst„nden, namentlich aber seiner individuellen Tat. --- Aus dem in diesem ersten Abschnitt Entwickelten folgt die Falsch- heit der Ansicht (Rodbertus [21]), wonach (im Unterschied von der Grundrente, wo z.B. das Bodenareal dasselbe bleibe, w„hrend die Rente wachse) ein Gr”áenwechsel des Kapitals ohne Einfluá auf das Verh„ltnis zwischen Profit und Kapital und daher auf die Pro- fitrate bleibe, weil, wenn die Masse des Profits w„chst, auch die Masse des Kapitals w„chst, auf das er berechnet wird und umge- kehrt. Dies ist nur wahr in zwei F„llen. Erstens wenn, alle andern Um- st„nde, also namentlich die Rate des Mehrwerts, als gleichblei- bend vorausgesetzt, ein Wertwechsel der Ware eintritt, welche die Geldware ist. (Dasselbe findet statt bei dem nur nominellen Wert- wechsel, Steigen oder Fallen von Wertzeichen bei sonst gleichen Umst„nden.) Das Gesamtkapital sei 100 Pfd.St. und der Profit = 20 Pfd.St., die Profitrate also = 20%. F„llt oder steigt das Gold nun um 100%, so wird im ersten Fall dasselbe Kapital 200 Pfd.St. wert sein, das frher 100 Pfd.St. wert war, und der Profit wird einen Wert von 40 Pfd.St. haben, d.h. sich in diesem Geldausdruck darstellen, statt frher in 20 Pfd.St. Im zweiten Fall sinkt das Kapital auf einen Wert von 50 Pfd.St., und der Profit stellt sich dar in einem Produkt zum Wert von 10 Pfd.St. Aber in beiden F„l- len ist 200:40 50:10 = 100:20 ----- 1*) 1. Auflage: steigt oder f„llt; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #149# 7. Kapitel - Nachtr„ge ----- = 20%. In allen diesen F„llen w„re jedoch in der Tat kein Gr”áen- wechsel im Kapitalwert, sondern nur im Geldausdruck desselben Werts und desselben Mehrwerts vorgegangen. Es k”nnte also auch m/C oder die Profitrate nicht affiziert werden. Der andre Fall ist der, wenn wirklicher Gr”áenwechsel des Werts stattfindet, aber dieser Gr”áenwechsel nicht begleitet ist von einem Wechsel im Verh„ltnis von v:c, d.h., wenn bei konstanter Rate des Mehrwerts das Verh„ltnis des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals (das variable Kapital als Index der in Bewegung gesetz- ten Arbeitskraft betrachtet) zu dem in Produktionsmitteln ausge- legten Kapital dasselbe bleibt. Unter diesen Umst„nden, ob wir C oder nC oder C/n haben, z.B. 1000 oder 2000 oder 500, wird der Profit, bei 20% Profitrate, im ersten Fall 200, im zweiten = 400, im dritten = 100 sein; aber 200/1000 = 400/2000 = 100/500 = 20%. D.h. die Profitrate bleibt hier unver„ndert, weil die Zusammen- setzung des Kapitals dieselbe bleibt und von seinem Gr”áenwechsel nicht berhrt wird. Zunahme oder Abnahme der Profitmasse zeigt daher hier nur an Zunahme oder Abnahme in der Gr”áe des angewand- ten Kapitals. Im ersten Fall findet also nur ein scheinbarer Gr”áenwechsel des angewandten Kapitals statt, im zweiten Fall findet ein wirklicher Gr”áenwechsel statt, aber kein Wechsel in der organischen Zusam- mensetzung des Kapitals, in dem Verh„ltnis seines variablen Teils zu seinem konstanten. Aber diese beiden F„lle ausgenommen, ist der Gr”áenwechsel des an gewandten Kapitals entweder F o l g e eines vorhergegangnen Wertwechsels in einem seiner Bestandteile und daher (sofern nicht mit dem variablen Kapital der Mehrwert selbst wechselt) eines Wechsels in der relativen Gr”áe seiner Be- standteile; oder dieser Gr”áenwechsel (Wie bei Arbeiten ,auf groáer Stufenleiter, Einfhrung neuer Maschinerie etc.) ist die Ursache eines Wechsels in der relativen Gr”áe seiner beiden orga- nischen Bestandteile. In allen diesen F„llen muá daher bei sonst gleichen Umst„nden der Gráenwechsel des angewandten Kapitals be- gleitet sein von einem gleichzeitigen Wechsel der Profitrate. --- Die Vermehrung der Profitrate stammt stets daher, daá der Mehr- wert relativ oder absolut im Verh„ltnis zu seinen Produktionsko- sten, d.h. zum vorgeschoánen Gesamtkapital, vermehrt wird oder die Differenz zwischen Rate des Profits und Rate des Mehrwerts vermindert wird. #150# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Schwankungen in der Rate des Profits, unabh„ngig vom Wechsel in den organischen Bestandteilen des Kapitals oder von der absoluten Gr”áe des Kapitals, sind dadurch m”glich, daá der Wert des vorge- schoánen Kapitals, in welcher Form, fix oder zirkullerend, es existiere, steigt oder f„llt infolge einer, von dem schon exi- stierenden Kapital unabh„ngigen, Erh”hung oder Erniedrigung der zu einer Reproduktion n”tigen Arbeitszeit. Der Wert Jeder Ware - also auch der Waren, woraus das Kapital besteht - ist bedingt nicht durch die in ihr selbst enthaltne notwendige Arbeitszeit, sondern durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zu ihrer Reproduktion erheischt ist. Diese Reproduktion kann erfol- gen unter erschwerenden oder unter erleichternden Umst„nden, ver- schieden von den Bedingungen der ursprngilchen Produktion. Be- darf es unter den ver„nderten Umst„nden allgemein doppelt so vieler oder umgekehrt halb so vieler Zeit, um dasselbe sachliche Kapital zu reproduzieren, so wrde bei unver„ndertem Wert des Geldes, wenn es frher 100 Pfd.St. wert, jetzt 200 Pfd.St., bzw. 50 Pfd.St. wert sein. Tr„fe diese Werterh”hung oder Entwertung alle Teile des Kapitals gleichm„áig, so wurde sich auch der Pro- fit entsprechend in der doppelten oder nur in der halben Geld- summe ausdrcken. Schlieát sie aber eine Žnderung in der organi- schen Zusammensetzung des Kapitals ein, steigert oder senkt sie das Verh„ltnis des variablen zum konstanten Kapitalteil, so wird die Profitrate bei sonst gleichen Umst„nden wachsen mit relativ wachsendem, fallen bei relativ sinkendem variablem Kapital. Steigt oder f„llt nur der Geldwert (infolge einer Wert„nderung des Geldes) des vorgeschoánen Kapitals, so steigt oder f„llt im selben Verh„ltnis der Geldausdruck des Mehrwerts. Die Profitrate bleibt unver„ndert. #151# ----- Zweiter Abschnitt Die Verwandlung des Profits in Durchschnittsprofit ACHTES KAPITEL Verschiedne Zusammensetzung der Kapitale in verschiednen Produk- tionszweigen und daher folgende Verschiedenheit der Profitraten Im vorigen Abschnitt wurde unter anderm nachgewiesen, wie bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts die Profitrate variieren, steigen oder fallen kann. In diesem Kapitel wird nun vorausge- setzt, daá der Exploitationsgrad der Arbeit und daher die Rate des Mehrwerts und die L„nge des Arbeitstags in allen Produktions- sph„ren, worin sich die gesellschaftliche Arbeit in einem gegeb- nen Lande spaltet, von gleicher Gr”áe, gleich hoch ist. Von vielen Verschiedenheiten in der Exploitation der Arbeit in ver- schiednen Produktionssph„ren hat schon A. Smith [22] ausfhrlich nachgewiesen, daá sie sich durch allerlei wirkliche oder vom Vor- urteil akzeptierte Kompensationsgrnde ausgleichen und daher, als nur scheinbare und verschwindende Verschiedenheiten, fr die Un- tersuchung der allgemeinen Verh„ltnisse nicht in Rechnung kommen. Andre Unterschiede, z.B. in der H”he des Arbeitslohns, beruhen groáenteils auf dem schon im Eingang zu Buch 1, S. 19 1*) erw„hn- ten Unterschied zwischen einfacher und komplizierter Arbeit und berhren, obgleich sie das Los der Arbeiter in verschiednen Pro- duktionssph„ren sehr verungleichen, keineswegs den Exploitations- grad der Arbeit in diesen verschiednen Sph„ren. Wird z.B. die Ar- beit eines Goldschmieds teurer bezahlt als die eines Tagl”hners, so stellt die Mehrarbeit des Goldschmieds in demselben Verh„ltnis auch gr”áern Mehrwert her als die des Tagl”hners. Und wenn die Ausgleichung der Arbeitsl”hne und Arbeitstage und daher der Rate des Mehrwerts zwischen ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 59 #152# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- verschiednen Produktionssph„ren, ja selbst zwischen verschiednen Kapitalanlagen in derselben Produktionssph„re durch vielerlei lo- kale Hindernisse aufgehalten wird, so vollzieht sie sich doch mehr und mehr mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion und der Unterordnung aller ”konomischen Verh„ltnisse unter diese Produktionsweise. So wichtig das Studium solcher Friktionen fr jede Spezialarbeit ber den Arbeitslohn, so sind sie doch fr die allgemeine Untersuchung der kapitalistischen Produktion als zu- f„llig und unwesentlich zu vernachl„ssigen. In solcher allgemei- nen Untersuchung wird berhaupt immer vorausgesetzt, daá die wirklichen Verh„ltnisse ihrem Begriff entsprechen, oder was das- selbe, werden die wirklichen Verh„ltnisse nur dargestellt, soweit sie ihren eignen allgemeinen Typus ausdrcken. Der Unterschied der Raten des Mehrwerts in verschiednen L„ndern und daher der nationalen Exploitationsgrade der Arbeit ist fr die vorliegende Untersuchung durchaus gleichgltig. Wir wollen ja eben in diesem Abschnitt darstellen, in welcher Weise eine allge- meine Profitrate innerhalb eines Landes hergestellt wird. Es ist jedoch klar, daá man bei Vergleichung der verschiednen nationalen Profitraten nur das frher Entwickelte mit dem hier zu Entwic- kelnden zusammenzustellen hat. Erst betrachte man die Verschie- denheit in den nationalen Raten des Mehrwerts und dann vergleiche man, auf Grundlage dieser gegehnen Raten des Mehrwerts, die Ver- schiedenheit der nationalen Profitraten. Soweit ihre Verschieden- heit nicht aus der Verschiedenheit der nationalen Raten des Mehr- werts resultiert, muá sie Umst„nden geschuldet sein, worin, wie in der Untersuchung in diesem Kapitel, der Mehrwert als berall gleich, als konstant vorausgesetzt wird. Es wurde im vorigen Kapitel gezeigt, daá, die Rate des Mehrwerts als konstant vorausgesetzt, die Profitrate, die ein bestimmtes Kapital abwirft, steigen oder fallen kann infolge von Umst„nden, die den Wert eines oder des andern Teils des konstanten Kapitals erh”hen oder erniedrigen und dadurch berhaupt das Verh„ltnis zwischen den konstanten und variablen Bestandteilen des Kapitals affizieren. Es wurde ferner bemerkt, daá Umst„nde, welche die Um- schlagszeit eines Kapitals verl„ngern oder verkrzen, in „hnli- cher Weise die Profitrate affizieren k”nnen. Da die Masse des Profits identisch ist mit der Masse des Mehrwerts, mit dem Mehr- wert selbst, so zeigte sich auch, daá die Masse des Profits - im Unterschied von der Profitrate - nicht von den eben erw„hnten Wertschwankungen betroffen wird. Sie modifizierten nur die Rate, worin sich ein gegebner Mehrwert und daher auch ein Profit von gegebner Gr”áe ausdrckt, d.h. seine verh„ltnism„áige Gr”áe, seine Gr”áe verglichen mit der Gr”áe des vorgeschoánen #153# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- Kapitals. Insofern infolge jener Wertschwankungen Bindung oder Freisetzung von Kapital stattfand, konnte auf diesem indirekten Weg nicht nur die Profitrate, sondern der Profit selbst affiziert werden. Indes galt dies dann immer nur von bereits engagiertem Kapital, nicht von neuer Kapitalanlage; und auáerdem hing die Vergr”áerung oder Verringerung des Profits selbst immer davon ab, inwiefern infolge jener Wertschwankungen mit demselben Kapital mehr oder weniger Arbeit in Bewegung gesetzt werden konnte, also mit demselben Kapital - bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts - eine gr”áre oder geringre Masse von Mehrwert produziert werden konnte. Weit entfernt, dem allgemeinen Gesetz zu widersprechen oder eine Ausnahme davon zu bilden, war diese scheinbare Ausnahme in der Tat nur ein besondrer Fall der Anwendung des allgemeinen Gesetzes. Wenn sich im vorigen Abschnitt zeigte, daá bei konstantem Ex- ploitationsgrad der Arbeit, mit Wertwechsel der Bestandteile des konstanten Kapitals und ebenso mit Wechsel in der Umschlagszeit des Kapitals, die Profitrate sich „nderte, so folgt daraus von selbst, daá die Profitraten verschiedner gleichzeitig nebeneinan- der existierenden Produktionssph„ren verschieden sein werden, wann bei sonst gleichbleibenden Umst„nden die Umschlagszeit der angewandten Kapitale eine verschiedne, oder wenn das Wertverh„lt- nis zwischen den organischen Bestandteilen dieser Kapitale in den verschiednen Produktionszweigen verschieden ist. Was wir frher betrachteten als Žnderungen, die zeitlich nacheinander mit dem- selben Kapital vorgingen, betrachten wir jetzt als gleichzeitig vorhandne Unterschiede zwischen nebeneinander bestehenden Kapi- talanlagen in verschiednen Produktionssph„ren. Wir werden hierbei zu untersuchen haben: 1. die Verschiedenheit in der o r g a n i s c h e n Z u s a m m e n s e t z u n g der Kapi- tale, 2. die Verschiedenheit ihrer Umschlagszeit. Die Voraussetzung bei dieser ganzen Untersuchung ist selbstver- st„ndlich die, daá, wenn wir von Zusammensetzung oder Umschlag des Kapitals in einem bestimmten Produktionszweig sprechen, immer das durchschnittliche Normalverh„ltnis des in diesem Produktions- zweig angelegten Kapitals gemeint, berhaupt von dem Durchschnitt des in der bestimmten Sph„re angelegten Gesamtkapitals, nicht von den zuf„lligen Unterschieden der in dieser Sph„re angelegten Ein- zelkapitale die Rede ist. Da ferner unterstellt ist, daá Rate des Mehrwerts und Arbeitstag konstant, und da diese Unterstellung ebenfalls Konstanz des Arbeitslohns einschlieát, so drckt ein gewisses Quantum variables Kapital ein gewisses Quantum in Bewe- gung gesetzter Arbeitskraft und daher ein bestimmtes #154# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Quantum sich vergegenst„ndlichender Arbeit aus. Wenn also 100 Pfd.St. den WochenIohn von 100 Arbeitern ausdrckt, also in der Tat 100 Arbeiterkraft anzeigt, so n x 100 Pfd.St. die von n x 100 Arbeitern und 100 Pfd.St./n die von 100/n Arbeitern. Das variable Kapital dient hier also (wie bei gegebnem Arbeitslohn stets der Fall) als Index der Masse der von einem bestimmten Gesamtkapital in Bewegung gesetzten Arbeit; Verschiedenheiten in der Gr”áe des angewandten variablen Kapitals dienen daher als Indizes der Ver- schiedenheit in der Masse der angewandten Arbeitskraft. Wenn 100 Pfd.St. 100 Arbeiter w”chentlich darstellen und daher bei 60 Stunden w”chentlicher Arbeit 6000 Arbeitsstunden repr„sentieren, so 200 Pfd.St. 12 000 und 50 Pfd.St. nur 3000 Arbeitsstunden. Unter Zusammensetzung des Kapitals verstehn wir, wie schon in Buch I gesagt, das Verh„ltnis seines aktiven und seines passiven Bestandteils, des variabeln und des konstanten Kapitals. Es kom- men hierbei zwei Verh„ltnisse in Betracht, die nicht von gleicher Wichtigkeit sind, obgleich sie unter gewissen Umst„nden gleiche Wirkung hervorbringen k”nnen. Das erste Verh„ltnis beruht auf technischer Grundlage und ist auf einer bestimmten Entwicklungs- stufe der Produktivkraft als gegeben zu betrachten. Eine be- stimmte Masse Arbeitskraft, dargestellt durch eine bestimmte An- zahl Arbeiter, ist erheischt, um eine bestimmte Masse Produkt, z.B. in einem Tag zu produzieren und daher - was darin einge- schlossen - eine bestimmte Masse Produktionsmittel, Maschinerie, Rohstoffe etc. in Bewegung zu setzen, produktiv zu konsumieren. Es kommt eine bestimmte Anzahl Arbeiter auf ein bestimmtes Quan- tum Produktionsmittel und daher ein bestimmtes Quantum lebendiger Arbeit auf ein bestimmtes Quantum von in den Produktionsmitteln bereits vergegenst„ndlichter Arbeit. Dies Verh„ltnis ist sehr verschieden in verschiednen Produktionssph„ren, oft zwischen den verschiednen Zweigen einer und derselben Industrie, obgleich es zuf„llig wieder in sehr weit auseinanderliegenden Industriezwei- gen ganz oder ann„hernd dasselbe sein kann. Dies Verh„ltnis bildet die technische Zusammensetzung des Kapi- tals und ist die eigentliche Grundlage seiner organischen Zusam- mensetzung. Es ist aber auch m”glich, daá jenes Verh„ltnis in verschiednen Industriezweigen dasselbe sei, soweit das variable Kapital bloáer Index von Arbeitskraft und das konstante Kapital bloáer Index der von der Arbeitskraft in Bewegung gesetzten Masse von Produktions- mitteln ist. Z.B. gewisse Arbeiten in Kupfer und Eisen m”gen gleiches Verh„ltnis zwischen Arbeitskraft und Masse von Produkti- onsmitteln voraussetzen. Da aber Kupfer #155# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- teurer als Eisen, wird das Wertverh„ltnis zwischen variablem und konstantem Kapital in beiden F„llen verschieden sein und darin auch die Wertzusammensetzung der beiden Gesamtkapitale. Der Un- terschied zwischen der technischen Zusammensetzung und der Wert- zusammensetzung zeigt sich in jedem Industriezweig darin, daá bei konstanter technischer Zusammensetzung das Wertverh„ltnis der beiden Kapitaltelle wechseln und bei ver„nderter technischer Zu- sammensetzung das Wertverh„ltnis dasselbe bleiben kann; letztres natrlich nur, wenn der Wechsel in dem Verh„ltnis der angewandten Massen von Produktionsmitteln und Arbeitskraft durch entgegenge- setzten Wechsel in ihren Werten ausgeglichen wird. Die Wertzusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird und diese widerspiegelt, nennen wir die o r g a n i s c h e Zusammensetzung des Kapi- tals. 20) Bei dem variablen Kapital setzen wir also voraus, daá es Index einer bestimmten Menge Arbeitskraft, bestimmter Anzahl Arbeiter oder bestimmter Massen in Bewegung gesetzter lebendiger Arbeit ist. Man hat im vorigen Abschnitt gesehn, daá Wechsel in der Wertgr”áe des variablen Kapitals m”glicherweise nichts darstellt als gr”áern oder geringem Preis derselben Arbeitsrnasse; aber hier, wo Mehrwertsrate und Arbeitstag als konstant, der Arbeits- lohn fr bestimmte Arbeitszeit als gegeben betrachtet wird, f„llt dies fort. Dagegen kann ein Unterschied in der Gr”áe des konstan- ten Kapitals zwar auch Index sein eines Wechsels in der Masse der von einem bestimmten Quantum Arbeitskraft in Bewegung gesetzten Produktionsmittel; aber er kann auch herrhren von dem Unter- schied im Wert, den die in Bewegung gesetzten Produktionsmittel in einer Produktionssph„re als unterschieden von der andren ha- ben. Beide Gesichtspunkte kommen daher hier in Erw„gung. Endlich ist folgendes Wesentliche zu bemerken: Gesetzt, 100 Pfd.St. sei der Wochenlohn von 100 Arbeitern. Ge- setzt, die w”chentliche Arbeitszeit sei = 60 Stunden. Gesetzt ferner die Rate des Mehrwerts sei = 100%. In diesem Falle arbei- ten die Arbeiter von den 60 Stunden 30 fr sich selbst und 30 um- sonst fr den Kapitalisten. In den 100 Pfd.St. Arbeitslohn sind in der Tat nur 30 Arbeitsstunden der 100 Arbeiter --- 20) Das Obige findet sich schon kurz entwickelt in der dritten Auflage des ersten Buchs, S. 628, am Anfang von Kapitel XXIII 1*). Da die beiden ersten Auflagen jene Stelle nicht enthalten, war ihre Wiederholung hier um so mehr geboten. - F. E. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 640 #156# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- oder zusammen 3000 Arbeitsstunden verk”rpert, w„hrend die andren 3000 Stunden, die sie arbeiten, verk”rpert sind in den 100 Pfd.St. Mehrwert, resp. Profit, den der Kapitalist einsteckt. Ob- gleich der Arbeitslohn von 100 Pfd.St. daher nicht den Wert aus- drckt, worin sich die Wochenarbeit der 100 Arbeiter vergegen- st„ndlicht, so zeigt er doch an (da L„nge des Arbeitstags und Rate des Mehrwerts gegeben), daá von diesem Kapital 100 Arbeiter w„hrend zusammen 6000 Arbeitsstunden in Bewegung gesetzt worden sind. Das Kapital von 100 Pfd.St. zeigt dies an, weil es erstens die Anzahl der in Bewegung gesetzten Arbeiter anzeigt, indem 1 Pfd. St. = 1 Arbeiter per Woche, also 100 Pfd.St. = 100 Arbeiter; und zweitens, weil jeder in Bewegung gesetzte Arbeiter, bei der gegebnen Mehrwertsrate von 100%, noch einmal soviel Arbeit ver- richtet als in seinem Lohn enthalten ist, also 1 Pfd.St., sein Lohn, der der Ausdruck einer halben Woche Arbeit, eine ganze Wo- che Arbeit in Bewegung setzt, und ebenso 100 Pfd.St., obgleich sie nur 50 Wochen Arbeit enthalten, 100 Arbeitswochen. Es ist da also ein sehr wesentlicher Unterschied zu machen zwischen dem va- riablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapital, soweit sein Wert, die Summe der Arbeitsl”hne, ein bestimmtes Quantum vergegenst„nd- lichter Arbeit darstellt und soweit sein Wert bloáer Index ist der Masse lebendiger Arbeit, die es in Bewegung setzt. Diese letztre ist immer gr”áer als die in ihm enthaltne Arbeit und stellt sich daher auch in einem h”hern Wert dar als dem des vari- ablen Kapitals; in einem Wert, der bestimmt ist einerseits durch die Anzahl der vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbei- ter und andrerseits durch das Quantum Mehrarbeit, das sie ver- richten. Es folgt aus dieser Betrachtungsweise des variablen Kapitals. Wenn eine Kapitalanlage in der Produktionssph„re A auf Je 700 des Gesamtkapitals nur 100 in variablem Kapital verausgabt und 600 in konstantem, w„hrend in der Produktionssph„re B 600 in variablem und nur 100 in konstantem verausgabt werden, so wird jenes Ge- samtkapital A von 700 nur eine Arbeitskraft von 100 in Bewegung setzen, also unter der frhern Annahme nur 100 Arbeitswochen oder 6000 Stunden lebendiger Arbeit, w„hrend das gleich groáe Gesamt- kapital B 600 Arbeitswochen und daher 36 000 Stunden lebendiger Arbeit in Bewegung setzt. Das Kapital in A wrde daher nur 50 Ar- beitswochen oder 3000 Stunden Mehrarbeit aneignen, w„hrend das gleich groáe Kapital in B 300 Arbeitswochen oder 18 000 Stunden. Das variable Kapital ist der Index nicht nur der in ihm selbst enthaltnen Arbeit, sondern, bei gegebner Mehrwertsrate, zugleich der von ihm ber dies Maá hinaus in Bewegung gesetzten berschs- sigen oder Mehrarbeit. Bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit w„re der #157# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- Profit im ersten Fall 100/700 = 1/7 = 14 3/7 % und im zweiten = 600/700 = 85 5/7 %, die sechsfache Profitrate. Aber in der Tat w„re in diesem Fall der Profit selbst sechsmal gr”áer, 600 fr B gegen 100 fr A, weil sechsmal soviel lebendige Arbeit mit dem- selben Kapital in Bewegung gesetzt, also bei gleichem Exploitati- onsgrad der Arbeit auch sechsmal soviel Mehrwert, daher sechsmal soviel Profit gemacht wird. Wrden in A nicht 700, sondern 7000 Pfd.St., in B dagegen nur 700 Pfd.St. Kapital angewandt, so wrde das Kapital A, bei gleich- bleibender organischer Zusammensetzung, 1000 Pfd.St. von den 7000 Pfd.St. als variables Kapital anwenden, also 1000 Arbeiter w”- chentlich = 60 000 Stunden lebendiger Arbeit, wovon 30 000 Stun- den Mehrarbeit. Aber nach wie vor wrde A mit je 700 Pfd.St. nur 1/6 soviel lebendige Arbeit und daher auch nur 1/6 soviel Mehrar- beit in Bewegung setzen wie B, also damit auch nur 1/6 soviel Profit produzieren. Wird die Profitrate betrachtet, so ist 1000/7000 = 100/700 = 14 3/7 % gegen 600/700 oder 85 5/7 % des Kapitals B. Gleich groáe Kapitalbetr„ge genommen, ist hier die Profitrate verschieden, weil bei gleicher Mehrwertsrate, infolge der verschiednen Massen in Bewegung gesetzter lebendiger Arbeit, die Massen der produzierten Mehrwerte und daher die Profite ver- schieden sind. Dasselbe Resultat folgt tats„chlich, wenn die technischen Ver- h„ltnisse in der einen Produktionssph„re dieselben sind wie in der andern, aber der Wert der angewandten konstanten Kapitalele- mente gr”áer oder kleiner ist. Nehmen wir an, beide wenden 100 Pid.St. als vatiables Kapital an und brauchen also 100 Arbeiter w”chentlich, um dasselbe Quantum Maschinerie und Rohstoff in Be- wegung zu setzen, aber letztre seien teurer in B als in A. In diesem Falle k„men auf 100 Pfd.St. variables Kapital in A z.B. 200 Pfd.St. konstantes und in B 400. Dann ist bei einer Mehr- wertsrate von 100% der produzierte Mehrwert beidemal gleich 100 Pfd.St.; also auch der 100 Profit beidemal gleich 100 Pfd.St. Aber in A 100/(200c + 100v) = 1/3 = 33 1/3 %; dagegen in B 100/(400c + 100v) = 1/5 = 20%. In der Tat, nehmen wir in beiden F„llen einen bestimmten aliquoten Teil des Gesamtkapitals, so bildet in B von je 100 Pfd. St. nur 20 Pfd.St. oder 1/5 variables Kapital, w„hrend in A von je 100 Pfd. St. 33 1/3 Pfd.St. oder 1/3 variables Kapital ist. B produziert auf je 100 Pfd.St. weniger Profit, weil es weniger lebendige Arbeit in Bewegung setzt als A. Die Verschiedenheit der Profitraten l”st sich hier also wieder auf in Verschiedenheit der auf je 100 der Kapitalanlagen erzeug- ten Profitmassen, weil Massen des Mehrwerts. #158# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Der Unterschied dieses zweiten Beispiels vom vorhergehenden ist nur der: Die Ausgleichung zwischen A und B wrde im zweiten Fall nur einen Wertwechsel des konstanten Kapitals, sei es von A oder B, bei gleichbleibender technischer Grundlage erfordern; im er- sten Fall dagegen ist die technische Zusammensetzung selbst in den beiden Produktionssph„ren verschieden und máte zur Ausglei- chung umgew„lzt werden. Die verschiedne organische Zusammensetzung der Kapitale ist also unabh„ngig von ihrer absoluten Gr”áe. Es fragt sich stets nur, wieviel von je 100 variables und wieviel konstantes Kapital ist. Kapitale von verschiedner Gr”áe prozentig berechnet, oder was hier auf dasselbe herauskommt, Kapitale von gleicher Gr”áe erzeu- gen also bei gleichem Arbeitstag und gleichem Exploitationsgrad der Arbeit sehr verschiedne Mengen von Profit, weil von Mehrwert, und zwar weil, nach der verschiednen organischen Kapitalzusammen- setzung in verschiednen Produktionssph„ren ihr variabler Teil verschieden ist, also die Quanta der von ihnen in Bewegung ge- setzten lebendigen Arbeit verschieden, also auch die Quanta der von ihnen angeeigneten Mehrarbeit, der Substanz des Mehrwerts und daher des Profits. Gleich groáe Stcke des Gesamtkapitals in den verschiednen Produktionssph„ren schlieáen ungleich groáe Quellen des Mehrwerts ein, und die einzige Quelle des Mehrwerts ist die lebendige Arbeit. Bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit h„ngt die Masse der von einem Kapital = 100 in Bewegung gesetzten Ar- beit, und daher auch der von ihm angeeigneten Mehrarbeit, von der Gr”áe seines variablen Bestandteils ab. Wenn ein Kapital, das prozentig aus 90c + 10v besteht, bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit ebensoviel Mehrwert oder Profit erzeugte wie ein Kapi- tal, das aus 10c + 90v besteht, dann w„re es sonnenklar, daá der Mehrwert und daher der Wert berhaupt eine ganz andre Quelle ha- ben máte als die Arbeit und daá damit jede rationelle Grundlage der polltischen ™konomie wegfiele. Setzen wir fortw„hrend 1 Pfd.St. gleich dem Wochenlohn eines Arbeiters fr 60 Arbeitsstun- den und die Mehrwertsrate = 100%, so ist klar, daá das Gesamt- wertprodukt, das ein Arbeiter in einer Woche liefern kann = 2 Pfd.St.; 10 Arbeiter k”nnten also nicht mehr liefern als 20 Pfd.St.; und da von diesen 20 Pfd. St. 10 Pfd.St. den Arbeitslohn ersetzen, so k”nnten die 10 keinen gr”áern Mehrwert schaffen als 10 Pfd.St.; w„hrend die 90, deren Gesamtprodukt = 180 Pfd.St., und deren Arbeitslohn = 90 Pfd.St., einen Mehrwert von 90 Pfd.St. schfen. Die Profitrate w„re also im einen Fall 10%, im andern 90%. Sollte es anders sein, so máten Wert und Mehrwert etwas an- dres sein als vergegenst„ndlichte Arbeit. Da also Kapitale in verschiednen Produktionssph„ren, prozentig #159# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- betrachtet - oder gleich groáe Kapitale -, sich ungleich eintei- len in gleich viel lebendige Arbeit in konstantes und variables Element, ungleich viel lebendige Arbeit in Bewegung setzen und daher ungleich viel Mehrwert, also Profit erzeugen, so ist die Rate des Profits, die eben in der prozentigen Berechnung des Mehrwets auf das Gesamtkapital besteht, in ihnen verschieden. Wenn aber die Kapitale verschiedner Produktionssph„ren, prozentig berechnet, also gleich groáe Kapitale in verschiednen Produkti- onssph„ren ungleiche Profite erzeugen, infolge ihrer verschiednen organischen Zusammensetzung, so folgt, daá die Profite ungleicher Kapitale in verschiednen Produktionssph„ren nicht im Verh„ltnis zu ihren respektiven Gr”áen stehn k”nnen, daá also die Profite in verschiednen Produktionssph„ren nicht den Gr”áen der respektiven ihnen angewandten Kapitale proportional sind. Denn solches Wach- sen des Profits pro rata der Gr”áe des angewandten Kapitals wrde unterstellen, daá prozentig betrachtet die Profite gleich sind, daá also gleich groáe Kapitale in verschiednen Produktionssph„ren die gleiche Profitraten haben, trotz ihrer verschiednen organi- schen Zusammensetzung. Nur innerhalb derselben Produktionssph„re, wo also die organische Zusammensetzung des Kapitals gegeben ist, oder zwischen verschiednen Produktionssph„ren von gleicher orga- nischer Zusammensetzung des Kapitals, stehn die Massen der Pro- fite in geradem Verh„ltnis zur Masse der angewandten Kapitale. Daá die Profite ungleich groáer Kapitale im Verh„ltnis ihrer Gr”- áen sind, heiát berhaupt nichts, als daá gleich groáe Kapitale gleich groáe Profite abwerfen oder daá die Profitrate fr alle Kapitale gleich ist, welches immer ihre Gr”áe und ihre organische Zusammensetzung. Es findet das Entwickelte statt unter der Voraussetzung, daá die Waren zu ihren Werten verkauft werden. Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltnen konstanten Kapitals, plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Inkrement dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert. Bei gleicher Rate des Mehrwerts h„ngt seine Masse offenbar ab von der Masse des variablen Kapitals. Der Wert des Produkts des Kapi- tals von 100 ist in dem einen Fall 90c + 10v + 10m = 110; im an- dern Fall 10c + 90v + 90m = 190. Werden die Waren zu ihren Werten verkauft, so das erste Produkt zu 110, wovon 10 Mehrwert oder un- bezahlte Arbeit darstellt; das zweite Produkt dagegen zu 190, wo- von 90 Mehrwert oder unbezahlte Arbeit. Es ist dies namentlich wichtig, wenn nationale 1*) Profitraten miteinander ----- 1*) 1. Auflage: internationale #160# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchsttspr. ----- verglichen werden. In einem europ„ischen Land sei die Rate des Mehrwerts 100%, d.h., der Arbeiter arbeite den halben Tag fr sich und den halben Tag fr seinen Besch„ftiger; in einem asiati- schen Land sei sie 25 %, d.h., der Arbeiter arbeite 4/5 des Tages fr sich und 1/5 fr seinen Besch„ftiger. In dem europ„ischen Land aber sei die Zusammensetzung des nationalen Kapitals 84c + 16v und im asiatischen Land, wo wenig Maschinerie etc. angewandt und in einer gegebnen Zeit von einer gegebnen Menge Arbeitskraft relativ wenig Rohmaterial produktiv konsumiert wird, sei die Zu- sammensetzung 16c + 84v. Wir haben dann folgende Rechnung: Im europ„ischen Land Produktwert = 84c + 16v + 16m = 116; Pro- fitrate 16/100 = 16%. Im asiatischen Land Produktwert = 16c + 84v + 21m = 121; Pro- fitrate = 21/100 = 21%. Die Profitrate ist also im asiatischen Land um mehr als 25% gr”- áer als im europ„ischen, obgleich die Mehrwertsrate in jenem viermal kleiner ist als in diesem. Die Careys, Bastlats und tutti quanti werden gerade auf das Umgekehrte schlieáen. Dies beil„ufig; verschiedne nationale Profitraten werden meist auf verschiednen nationalen Mehrwertsraten beruhen; wir verglei- chen aber in diesem Kapitel ungleiche Profitraten, die aus einer und derselben Mehrwertsrate entspringen. Auáer der verschiednen organischen Zusammensetzung der Kapitale, also auáer den verschiednen Massen von Arbeit und damit auch, bei sonst gleichen Umst„nden, von Mehrarbeit, die Kapitale von glei- cher Cr”áe in verschiednen Produktionssph„ren in Bewegung setzen, besteht noch eine andre Quelle der Ungleichheit der Profitraten: die Verschiedenheit in der L„nge des Umschlags des Kapitals in den verschiednen Produktionssph„ren. Wir haben im IV. Kapitel ge- sehn, daá bei gleicher Zusammensetzung der Kapitale und bei sonst gleichen Umst„nden die Profitraten sich umgekehrt verhalten wie die Umschlagszeiten, und ebenso, daá dasselbe variable Kapital, wenn es in verschiednen Zeitr„umen umschl„gt, ungleiche Massen von j„hrlichem Mehrwert zuwege bringt. Die Verschiedenheit der Umschlagszeiten ist also ein andrer Grund, warum gleich groáe Ka- pitale in v,erschiednen Produktionssph„ren nicht gleich groáe Profite in gleichen Zeitr„umen produzieren und warum daher die Profitraten in diesen verschiednen Sph„ren verschieden sind. Was dagegen das Verh„ltnis der Zusammensetzung der Kapitale aus fixem und zirkurendem Kapital betrifft, so affiziert es, an und fr sich betrachtet, die Profitrate durchaus nicht. Es kann sie nur affizieren, #161# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- wenn entweder diese verschiedne Zusammensetzung zusammenf„llt mit wenn entweder verschiednem Verh„ltnis zwischen dem variablen und konstanten Teil, wo also diesem Unterschied, und nicht dem von zirkulierendem und fixem, die Verschiedenheit der Profitrate ge- schuldet ist; oder wenn das verschiedne Verh„ltnis zwischen fixen und zirkulierenden Bestandteilen eine Verschiedenheit bedingt in der Umschlagszeit, w„hrend welcher ein bestimmter Profit reali- siert wird. Wenn Kapitale in verschiedner Proportion in fixes und zirkulierendes zerfallen, wird dies zwar stets Einfluá auf ihre Umschlagszeit haben und eine Verschiedenheit derselben hervorru- fen; es folgt daraus aber nicht, daá die Umschlagszeit, worin dieselben Kapitale Profit realisieren, verschieden ist. Ob A z.B. best„ndig einen groáem Teil des Produkts in Rohstoff etc. umset- zen muá, w„hrend B fr l„ngre Zeit dieselben Maschinen etc. bei weniger Rohstoff braucht, beide haben, soweit sie produzieren, stets einen Teil ihres Kapitals engagiert; der eine in Rohstoff, also zirkullerendem Kapital, der andre in Maschinen etc., also in fixem Kapital. A verwandelt best„ndig einen Teil seines Kapitals aus Warenform in Geldform und aus dieser zurck in die Form des Rohstoffs; w„hrend B einen Teil seines Kapitals ohne solche Ver- „nderung fr l„ngren Zeitraum als Arbeitsinstrument benutzt. Wenn beide gleich viel Arbeit anwenden, so werden sie im Lauf des Jahrs zwar Produktenmassen von ungleichem Wert verkaufen, aber beide Produktenmassen werden gleich viel Mehrwert enthalten, und ihre Profitraten, die auf das gesamte vorgeschoáne Kapital be- rechnet werden, sind dieselben, obgleich ihre Zusammensetzung aus fixem und zirkulierendem Kapital und ebenso ihre Umschlagszeit verschieden ist. Beide Kapitale realisieren in gleichen Zeiten gleiche Profite, obgleich sie in verschiednen Zeiten umschlagen. 21) Die Verschiedenheit der Umschlagszeit hat an und fr sich nur Bedeutung, soweit sie die Masse der Mehrarbeit affiziert, die von demselben Kapital in einer gegebnen Zeit --- 21) {Wie aus Kap. IV folgt, ist das Obige nur richtig fr den Fall, daá die Kapitale A und B verschiedne Wertzusammensetzung haben, daá aber ihre prozentigen variablen Bestandteile sich ver- halten wie ihre Umschlagszeiten, resp. umgekehrt wie ihre Um- schlagzahlen. Kapital A sei prozentig zusammengesetzt aus 20c fix + 70c zirkulierend, also 90c + 10v = 100. Bei einer Mehrwertsrate von 100% erzeugen die 10v in einem Umschlag 10m, Profitrate fr den Umschlag = 10%. Kapital B dagegen sei = 60c fix + 20c zirku- lierend, also 80c + 20v = 100. Die 20v erzeugen bei einem Um- schlag bei obiger Mehrwertsrate 20m, Profitrate fr den Umschlag = 20%, also die doppelte gegen A. Schl„gt aber A zweimal um in einem Jahr und B nur einmal, so ergibt es fr das Jahr ebenfalls 2 x 10 = 20m, und die Jahresprofitrate ist bei beiden gleich, n„mlich 20%. - F. E.} #162# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschittspr. ----- angeeignet und realisiert werden kann.Wenn also eine ungleiche Zusammensetzung aus zirkulierendem und fixem Kapital nicht not- wendig eine Ungleichheit der Umschlagszeit einschlieát, die ih- rerseits Ungleichheit der Profitrate bedingt, so ist klar, daá, soweit letztre stattfindet, dies nicht aus der ungleichen Zusam- mensetzung von zirkulierendem und fixem Kapital an sich herrhrt, sondern vielmehr daraus, daá diese letztre hier nur eine die Profitrate affizierende Ungleichheit der Umschlags- zeiten anzeigt. Die verschiedne Zusammensetzung des konstanten Kapitals aus zir- kulierendem und fixem in verschiednen Industriezweigen hat an sich also keine Bedeutung fr die Profitrate, da das Verh„ltnis des variablen Kapitals zum konstanten entscheidet und der Wert des konstanten Kapitals, also auch seine relative Gr”áe im Ver- h„ltnis zum variablen, durchaus unabh„ngig ist von dem fixen oder zirkulierenden Charakter seiner Bestandteile. Wohl aber wird sich finden - und dies leitet mit zu falschen Schlssen daá da, wo das fixe Kapital bedeutend entwickelt, dies nur Ausdruck davon ist, daá die Produktion auf groáer Stufenleiter betrieben wird und da- her das konstante Kapital sehr berwiegt ber das variable, oder daá die angewandte lebendige Arbeitskraft gering ist im Verh„lt- nis zur Masse der von ihr in Bewegung gesetzten Produktionsmit- tel. Wir haben also gezeigt: daá in verschiednen Industriezweigen, entsprechend der verschiednen organischen Zusammensetzung der Ka- pitale, und innerhalb der angegebnen Grenzen auch entsprechend ihren verschiednen Umschlagszeiten, ungleiche Profitraten herr- schen und daá daher auch bei gleicher Mehrwertsrate nur fr Kapi- tale von gleicher organischer Zusammensetzung - gleiche Um- schlagszeiten vorausgesetzt - das Gesetz (der allgemeinen Tendenz nach) gilt, daá die Profite sich verhalten wie die Gr”áen der Ka- pitale und daher gleich groáe Kapitale in gleichen Zeitr„umen gleich groáe Profite abwerfen. Das Entwickelte gilt auf der Ba- sis, welche berhaupt bisher die Basis unsrer Entwicklung war: daá die Waren zu ihren Werten verkauft werden. Andrerseits unter- liegt es keinem Zweifel, daá in der Wirklichkeit, von unwesentli- chen, zuf„lligen und sich ausgleichenden Unterschieden abgesehn, die Verschiedenheit der durchschnittlichen Profifraten fr die verschiednen Industriezweige nicht existiert und nicht existieren k”nnte, ohne das ganze System der kapitalistischen Produktion aufzuheben. Es scheint also, daá die Werttheorie hier unvereinbar ist mit der wirklichen Bewegung, unvereinbar mit den tats„chli- chen Erscheinungen der Produktion und daá daher berhaupt darauf verzichtet werden muá, die letztren zu begreifen. #163# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- Aus dem ersten Abschnitt dieses Buchs ergibt sich, daá die Kost- preise dieselben sind fr Produkte verschiedner Produktionssph„- ren, in deren Produktion gleich groáe Kapitalteile vorgeschossen sind, wie verschieden immer die organische Zusammensetzung dieser Kapitale sein m”ge. Im Kostpreis f„llt der Unterschied von varia- blem und konstantem Kapital fr den Kapitalisten fort. Ihm kostet eine Ware, zu deren Produktion er 100 Pfd.St. auslegen muá, gleich viel, lege er nun 90c + 10v oder 1Oc + 90v aus. Sie kostet ihm stets 100 Pfd.St., weder mehr noch weniger. Die Kostpreise sind dieselben fr gleich groáe Kapitalauslagen in verschiednen Sph„ren, so sehr auch die produzierten Werte und Mehrwerte ver- schieden sein m”gen. Diese Gleichheit der Kostpreise bildet die Basis der Konkurrenz der Kapitalanlagen, wodurch der Durch- schnittsprofit hergestellt wird. #164# ----- NEUNTES KAPITEL Bildung einer allgemeinen Profitrate (Durchschnittsprofitrate) und Verwandlung der Warenwerte in Produktionspreise Die organische Zusammensetzung des Kapitals h„ngt in jeden aktu- ellen Moment von zwei Umst„nden ab: erstens vom technischen Ver- h„ltnis der angewandten Arbeitskraft zur Masse der angewandten Produktionsmittel; zweitens vom Preis dieser Produktionsmittel. Sie muá, wie wir gesehn, nach ihrem Prozentverh„ltnis betrachtet werden. Die organische Zusammensetzung eines Kapitals, das aus 4/5 konstantem und 1/5 variablem Kapital besteht, drcken wir aus durch die Formel 80c + 20v. Ferner wird bei der Vergleichung eine unver„nderliche Rate des Mehrwerts angenommen, und zwar eine ir- gend beliebige Rate, z.B. 100%. Das Kapital von 80c + 20v wirft also einen Mehrwert von 20m ab, was auf das Gesamtkapital eine Profitrate von 20% bildet. Wie groá nun der wirkliche Wert seines Produkts, h„ngt davon ab, wie groá der fixe Teil des konstanten Kapitals und wieviel davon als Verschleiá in das Produkt eingeht, wieviel nicht. Da dieser Umstand aber v”llig gleichgltig fr die Profitrate und also fr die vorliegende Untersuchung, wird der Vereinfachung halber angenommen, daá das konstante Kapital ber- all gleichm„áig ganz in das j„hrliche Produkt dieser Kapitale eingeht. Es wird ferner angenommen, daá die Kapitale in den ver- schiednen Produktionssph„ren, im Verh„ltnis zur Gr”áe ihres vari- ablen Teils, j„hrlich gleich viel Mehrwert realisieren; es wird also vorl„ufig abgesehn von dein Unterschied, den die Verschie- denheit der Umschlagszeiten in dieser Beziehung hervorbringen kann. Dieser Punkt wird sp„ter behandelt. Nehmen wir fnf verschiedne Produktionssph„ren mit jedesmal ver- schiedner organischer Zusammensetzung der in ihnen angelegten Ka- pitale, etwa wie folgt: #165# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- Kapitale Mehrwertrate Mehrwert Produktwert Profitrate I. 80c+20v 100% 20 120 20% II. 70c+30v 100% 30 130 30% III. 60c+40v 100% 40 140 40% IV. 85c+15v 100% 15 115 15% V. 95c+ 5v 100% 5 105 5% Wir haben hier fr verschiedne Produktionssph„ren bei gleichm„ái- ger Exploitation der Arbeit sehr verschiedne Profitraten, ent- sprechend der verschiednen organischen Zusammensetzung der Kapi- tale. Die Gesamtsumme der in den fnf Sph„ren angelegten Kapitale ist = 500; die Gesamtsumme des von ihnen produzierten Mehrwerts = 110; der Gesamtwert der von ihnen produzierten Waren = 610. Betrachten wir die 500 als ein einziges Kapital, von dem I-V nur verschiedne Teile bilden (Wie etwa in einer Baumwollfabrik in den verschied- nen Abteilungen, im Kardierraum, Vorspinnraum, Spinnsaal und Weh- saal, verschiednes Verh„ltnis von variablem und konstantem Kapi- tal existiert und das Durchschnittsverh„ltnis fr die ganze Fa- brik erst berechnet werden muá), so w„re erstens die Durch- schnittszusammensetzung des Kapitals von 500 = 390c + 110v oder prozentig 78c + 22v. Jedes der Kapitale von 100 nur als 1/5 des Gesamtkapitals betrachtet, w„re seine Zusammensetzung diese durchschnittliche von 78c + 22v; ebenso fielen auf jedes 100 als durchschnittlicher Mehrwert 22; daher w„re die Durchschnittsrate des Profits = 22%, und endlich w„re der Preis von jedem Fnftel des von den 500 produzierten Gesamtprodukts = 122. Das Produkt von jedem Fnftel des vorgeschoánen Gesamtkapitals máte also zu 122 verkauft werden. Es ist jedoch, um nicht zu ganz falschen Schlssen zu kommen, n”- tig, nicht alle Kostpreise = 100 anzurechnen. Bei 80c + 20v und Mehrwertsrate = 100% w„re der Totalwert der vom Kapital I = 100 produzierten Ware = 80c + 20v + 20m = 120, wenn das gesamte konstante Kapital in das j„hrliche Produkt einginge. Nun kann dies wohl unter Umst„nden in gewissen Produktionssph„ren der Fall sein. Schwerlich jedoch da, wo das Verh„ltnis c:v = 4:1. Es ist also bei den Werten der Waren, die von je 100 der ver- schiednen Kapitale produziert werden, zu erw„gen, daá sie ver- schieden sein werden je nach der verschiednen Zusammensetzung von c aus fixen und zirkullerenden Bestandteilen und daá die fixen Bestandteile verschiedner Kapitale selbst wieder rascher oder langsamer verschleiáen, also in gleichen Zeiten ungleiche Wert- quanta dem Produkt zusetzen. Fr die Profitrate ist dies aber gleichgltig. Ob die #166# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- 80c den Wert von 80 oder 50 oder 5 an das Jahresprodukt abgeben, ob also das j„hrliche Produkt 80c + 20v + 20m = 120, oder 50c + 20v + 20m = 90, oder = 5c + 20v + 20m = 45 ist, in allen diesen F„llen ist der šberschuá des Werts des Produkts ber seinen Kost- preis = 20, und in allen diesen F„llen werden, bei Feststellung der Profitrate, diese 20 auf ein Kapital von 100 berechnet; die Profitrate des Kapital I ist also in allen F„llen = 20%. Um dies noch deutlicher zu machen, lassen wir in der folgenden Tabelle fr dieselben fnf Kapitale, wie oben, verschiedne Teile des kon- stanten Kapitals in den Wert des Produkts eingehn. Kapitale Mehrwert- Mehr- Profit- Verbrauch- Wert der Kost- rate wert rate tes c Waren preis I. 80c+ 20v 100% 20 20% 50 90 70 II. 70c+ 30v 100% 30 30% 51 111 81 III. 60c+ 40v 100% 40 40% 51 131 91 IV. 85c+ 15v 100% 15 15% 40 70 55 V. 95c+ 5v 100% 5 5% 10 20 15 ---------------------------------------------------------------- Summe 390c+110v - 110 - - - - ---------------------------------------------------------------- Durch schn. 78c+ 22v - 22 22% - - - Betrachtet man die Kapitale I-V wieder als ein einziges Gesamtka- pital, so sieht man, daá auch in diesem Fall die Zusammensetzung der Summen der fnf Kapitale = 500 = 390c + 110v, also die Durch- schnittszusammensetzung = 78c + 22v, dieselbe bleibt; ebenso der Durchschnittsmehrwert = 22 1*). Diesen Mehrwert gleichm„áig auf I-V verteilt, k„men folgende Warenpreise heraus: Kapitale Mehr- Wert der Kost- Preis der Profit- Abweichung wert Waren preis Waren rate des Preises vom Wert I. 80c+ 20v 20 90 70 92 22% + 2 II. 70c+ 30v 30 111 81 103 22% + 8 III. 60c+ 40v 40 131 91 113 22% -18 IV. 85c+ 15v 15 70 2*) 55 77 22% + 7 V. 95c+ 5v 5 20 15 37 22% +17 Zusammengenommen werden die Waren verkauft 2 + 7 + 17 = 26 ber und 8 + 18 = 26 unter dem Wert, so daá die Preisabweichungen durch ----- 1*) 1. Auflage: 22%: ge„ndert nach dem Manuskript von Marx - 2*) 1. Auflage 40; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #167# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- gleichm„áige Verteilung des Mehrwerts oder durch Zuschlag des durchschnittlichen Profits von 22 auf 100 vorgeschoánes Kapital zu den respektiven Kostpreisen der Waren I-V sich gegenseitig aufheben; in demselben Verh„ltnis, worin ein Teil der Waren ber, wird ein andrer unter seinem Wert verkauft. Und nur ihr Verkauf zu solchen Preisen erm”glicht, daá die Profitrate fr I-V gleich- m„áig ist, 22%, ohne Rcksicht auf die verschiedne organische Komposition der Kapitale I-V. Die Preise, die dadurch entstehn, daá der Durchschnitt der verschiednen Profitraten der verschied- nen Produktionssph„ren gezogen und dieser Durchschnitt den Kost- preisen der verschiednen Produktionssph„ren zugesetzt wird, sind die Produktionspreise. Ihre Voraussetzung ist die Existenz einer allgemeinen Profitrate, und diese setzt wiederum voraus, daá die Profitraten in jeder besondren Produktionssph„re fr sich genom- men, bereits auf ebensoviel Durchschnittsraten reduziert sind. Diese besondren Profitraten sind in jeder Produktionssph„re = m/C, und sind, wie dies im ersten Abschnitt dieses Buchs ge- schehn, aus dem Wert der Ware zu entwickeln. Ohne diese Entwick- lung bleibt die allgemeine Profitrate (und daher auch der Produk- tionspreis der Ware) eine sinn- und begriffslose Vorstellung. Der Produktionspreis der Ware ist also gleich ihrem Kostpreis plus dem, entsprechend der allgeme nen Profitrate, prozentig ihm zuge- setzten Profit oder gleich ihrem Kostpreis plus dem Durch- schnittsprofit. Infolge der verschiednen organischen Zusammensetzung der in ver- schiednen Produktionszweigen angelegten Kapitale; infolge daher des Umstandes, daá je nach dem verschiednen Prozentsatz, den der variable Teil in einem Gesamtkapital von gegebner Gr”áe hat, sehr verschiedne Quanta Arbeit von Kapitalen gleicher Gr”áe in Bewe- gung gesetzt werden, werden auch sehr verschiedne Quanta Mehrar- beit von ihnen angeeignet oder sehr verschiedne Massen Mehrwert von ihnen produziert. Demgem„á sind die Profitraten, die in ver- schiednen Produktionszweigen herrschen, ursprnglieb sehr ver- schieden. Diese verschiednen Profitraten werden durch die Konkur- renz zu einer allgemeinen Profitrate ausgeglichen, welche der Durchschnitt aller dieser verschiednen Profitraten ist. Der Pro- fit, der entsprechend dieser allgemeinen Profitrate auf ein Kapi- tal von gegebner Gr”áe f„llt, welches immer seine organische Zu- sammensetzung, heiát der Durchschnittsprofit. Der Preis einer Ware, welcher gleich ist ihrem Kostpreis plus dem im Verh„ltnis ihrer Umschlagsbedingungen auf sie fallenden Teil des j„hrlichen Durchschnittsprofits auf das in ihrer Produktion angewandte (nicht bloá das in ihrer Produktion konsumierte) Kapital. ist ihr Produktionspreis. #168# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Nehmen wir z.B. ein Kapital von 500, davon 100 fixes Kapital, wo- von 1O% Verschleiá w„hrend einer Umschlagsperiode des zirkulie- renden Kapitals von 400. Der Durchschnittsprofit fr die Dauer dieser Umschlagsperiode sei 10%. Dann wird der Kostpreis des w„h- rend dieses Umschlags hergestellten Produkts sein: 10c fr Ver- schleiá plus 400 (c+v) zirkulierendes Kapital = 410, und ihr Pro- duktionspreis: 410 Kostpreis plus (10% Profit auf 500) 50 = 460. Obgleich daher die Kapitalisten der verschiednen Produktionssph„- ren beim Verkauf ihrer Waren die in der Produktion dieser Waren verbrauchten Kapitalwerte zurckziehn, so l”sen sie nicht den in ihrer eignen Sph„re bei der Produktion dieser Waren produzierten Mehrwert und daher Profit ein, sondern nur so viel Mehrwert und daher Profit, als vom Gesamtmehrwert oder Gesamtprofit, der vom Gesamtkapital der Gesellschaft in allen Produktionssph„ren zusam- mengenommen, in einem gegebnen Zeitabschnitt produziert wird, bei gleicher Verteilung auf jeden aliquoten Teil des Gesamtkapitals f„llt. Pro 100 zieht jedes vorgeschoáne Kapital, welches immer seine Zusammensetzung, in jedem Jahr oder andern Zeitabschnitt den Profit, der fr diesen Zeitabschnitt auf 100 als den soviel- sten Teil des Gesamtkapitals kommt. Die verschiednen Kapitalisten verhalten sich hier, soweit der Profit in Betracht kommt, als bloáe Aktion„re einer Aktiengesellschaft, worin die Anteile am Profit gleichm„áig pro 100 verteilt werden und daher fr die ver- schiednen Kapitalisten sich nur unterscheiden nach jer Gr”áe des von jedem in das Gesamtunternehmen gesteckten Kapitals, nach sei- ner verh„ltnism„áigen Beteiligung am Gesamtunternehmen, nach der Zahl seiner Aktien. W„hrend sich also der Teil dieses Warenprei- ses, der die in der Produktion der Waren verzehrten Wertteile des Kapitals ersetzt und mit dem daher diese verzehrten Kapitalwerte rckgekauft werden mssen, w„hrend dieser Teil, der Kostpreis, sich ganz nach der Auslage innerhalb der respektiven Produktions- sph„ren richtet, richtet sich der andre Bestandteil des Waren- preises, der auf diesen Kostpreis zugeschlagne Profit, nicht nach der Masse Profit, die von diesem bestimmten Kapital in dieser be- stimmten Produktionssph„re w„hrend einer gegebnen Zeit produziert wird, sondern nach der Masse Profit, die auf jedes angewandte Ka- pital, als aliquoten Teil des in der Gesamproduktion angewandten gesellschaftlichen Gesamtkapitals, w„hrend eines gegebnen Zeit- raums im Durchschnitt f„llt. 22) Wenn ein Kapitalist also seine Ware zu ihrem Produktionspreis ver kauft, --- 22) Cherbuliez. [23] #169# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- so zieht er Geld zurck im Verh„ltnis zur Wertgr”áe des in der Produktion von ihm verzehrten Kapitals und schl„gt Profit heraus im Verh„ltnis zu seinem vorgeschoánen Kapital als bloáem aliquo- ten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Seine Kostpreise sind spezifisch. Der Profitzuschlag auf diesen Kostpreis ist un- abh„ngig von seiner besondren Produktionssph„re, ist einfacher Durchschnitt pro 100 des vorgeschoánen Kapitals. Unterstellen wir, die fnf verschiednen Kapitalanlagen I-V im vo- rigen Beispiel geh”rten einem Mann. Wieviel in jeder einzelnen Anlage von I-V auf je 100 des angewandten Kapitals an variablem und konstantem Kapital konsumiert wrde in der Produktion der Wa- ren, w„re gegeben, und dieser Wertteil der Waren I-V wrde selbstredend einen Teil ihres Preises bilden, da mindestens die- ser Preis erheischt ist zum Ersatz des vorgeschoánen und konsu- mierten Kapitalteils. Diese Kostpreise w„ren also fr jede Waren- gattung von 1-V verschieden und wrden als solche von dem Besit- zer verschieden fixiert werden. Was aber die in I-V produzierten verschiednen Massen von Mehrwert oder Profit betr„fe, so k”nnte der Kapitalist sie sehr gut als Profit seines vorgeschoánen Ge- samtkapitals rechnen, so daá auf je 100 Kapital ein bestimmter aliquoter Teil fiele. Verschieden also w„ren bei den in den ein- zelnen Anlagen I-V produzierten Waren die Kostpreise; aber gleich bei allen diesen Waren w„re der Teil des Verkaufspreises, der aus dem zugesetzten Profit von je 100 Kapital k„me. Der Gesamtpreis der Waren I-V w„re also gleich ihrem Gesamtwert, d.h. gleich Summe der Kostpreise I-V plus Summe des in I-V produzierten Mehr- werts oder Profit, in der Tat also Geldausdruck fr das Gesamt- quantum Arbeit, vergangner und neu zugesetzter, enthalten in den Waren I-V. Und in dieser Weise ist in der Gesellschaft selbst - die Totalit„t aller Produktionszweige betrachtet - die Summe der Produktionspreise der produzierten Waren gleich der Summe ihrer Werte. Diesem Satz scheint die Tatsache zu widersprechen, daá in der ka- pitalistischen Produktion die Elemente des produktiven Kapitals in der Regel auf dem Markt gekauft sind, ihre Preise also einen bereits realisierten Profit enthalten und hiernach der Produkti- onspreis eines Industriezweigs samt dem in ihm enthaltnen Profit, daá also der Profit des einen Industriezweigs in den Kostpreis des andern eingeht. Aber wenn wir die Summe der Kostpreise der Waren des ganzen Landes auf die eine Seite und die Summe seiner Profite oder Mehrwerte auf die andre stellen, so ist klar, daá die Rechnung sich richtig stellen muá. Z.B. nehmen wir eine Ware A; ihr Kostpreis mag die Profite von B, C, D eingeschlossen ent- halten, wie bei B, C, D etc. wieder die Profite von A in ihre Kostpreise eingehn m”gen. #170# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Stellen wir also die Rechnung auf, so fehlt der Profit von A in seinem eignen Kostpreis und ebenso fehlen die Profite von B, C, D etc. in ihren eignen Kostpreisen. Keiner rechnet seinen eignen Profit in seinen Kostpreis ein. Gibt es also z.B. n Sph„ren der Produktion und wird in jeder ein Profit gleich p gemacht, so ist in allen zusammen der Kostpreis = k - np. Die Gesamtrechnung be- trachtet, soweit die Profite einer Produktionssph„re eingehn in den Kostpreis der andren, soweit sind also diese Profite bereits in Rechnung gebracht fr den Gesamtpreis des schlieálichen End- produkts und k”nnen nicht zum zweitenmal auf der Profitseite er- scheinen. Erscheinen sie aber auf dieser Seite, so nur, weil die Ware selbst Endprodukt war, ihr Produktionspreis also nicht in den Kostpreis einer andern Ware eingeht. Wenn in den Kostpreis einer Ware eine Summe eingeht = p fr die Profite der Produzenten der Produktionsmittel und auf diesen Kostpreis ein Profit geschlagen wird = p1, so ist der Gesamtpro- fit P = p + p1. Der Gesamtkostpreis der Ware, abstrahiert von al- len fr Profit eingehenden Preisteilen, ist dann ihr eigner Kost- preis minus P. Heiát dieser Kostpreis k, so ist offenbar k + P = k + p + p1. Man hat bei Behandlung des Mehrwerts in Buch I, Kap. VII, 2, S. 211/203 1*) gesehn, daá das Produkt jedes Kapitals so behandelt werden kann, als ob ein Teil bloá Kapital ersetzt, der andre nur Mehrwert ausdrckt. Diese Berechnung auf das Gesamtpro- dukt der Gesellschaft angewandt, finden Rektifikationen statt, indem, die ganze Cesellschaft betrachtet, z.B. der im Preis des Flachses enthaltne Profit nicht zweimal figurieren kann, nicht als Teil zugleich des Preises der Leinwand und des Profits des Flachsproduzenten. Es findet insofern kein Unterschied statt zwischen Profit und Mehrwert, als z.B. der Mehrwert von A in das konstante Kapital von B eingeht. Fr den Wert der Waren ist es ja v”llig gleichgl- tig, ob die in ihnen enthaltne Arbeit aus bezahlter oder unbe- zahlter Arbeit besteht. Dies zeigt nur, daá B den Mehrwert von A zahlt. In der Gesamtrechnung kann der Mehrwert von A nicht zwei- mal z„hlen. Aber der Unterschied ist der: Auáer daá der Preis des Produkts z.B. von Kapital B abweicht von seinem Wert, weil der in B reali- sierte Mehrwert gr”áer oder kleiner sein mag als der im Preis der Produkte von B zugeschlagne Profit, so gilt auch derselbe Umstand wieder fr die Waren, die den konstanten Teil des Kapitals B, und indirekt, als Lebensmittel der Arbeiter, auch seinen variablen Teil bilden. Was den konstanten Teil ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Aus S. 236 #171# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- betrifft, so ist er selbst gleich Kostpreis plus Mehrwert, also jetzt gleich Kostpreis plus Profit, und dieser Profit kann wieder gr”áer oder kleiner sein als der Mehrwert, an dessen Stelle er steht. Was das variable Kapital angeht, so ist der durchschnitt- liche t„gliche Arbeitslohn zwar stets gleich dem Wertprodukt der Stundenzahl, die der Arbeiter arbeiten muá, um die notwendigen Lebensmittel zu produzieren; aber diese Stundenzahl ist selbst wie. der verf„lscht durch die Abweichung der Produktionspreise der notwendigen Lebensmittel von ihren Werten. Indes l”st sich dies immer dahin auf, daá, was in der einen Ware zuviel, in der andren zuwenig fr Mehrwert geht, und daá daher auch die Abwei- chungen vom Wert, die in den in Produktionspreisen der Waren stecken, sich gegeneinander aufheben. Es ist berhaupt bei der ganzen kapitalistischen Produktion immer nur in einer sehr ver- wickelten und ann„hernden Weise, als nie festzustellender Durch- schnitt ewiger Schwankungen, daá sich das allgemeine Gesetz als die beherrschende Tendenz durchsetzt. Da die allgemeine Profitrate gebildet wird durch den Durchschnitt der verschiednen Profitraten auf je 100 vom vorgeschoánen Kapital in einem bestimmten Zeitraum, sage einem Jahr, so ist darin auch der durch den Unterschied der Umschlagszeiten fr verschiedne Ka- pitale hervorgebrachte Unterschied ausgel”scht. Aber diese Unter- schiede gehn bestimmend ein in die verschiednen Profitraten der verschiednen Produktionssph„ren, durch deren Durchschnitt die allgemeine Profitrate gebildet wird. Es ist bei der vorigen Illustration zur Bildung der allgemeinen Profitrate jedes Kapital in jeder Produktionssph„re = 100 ange- setzt, und zwar ist dies geschehn, um den prozentigen Unterschied der Profitrate klarzumachen und daher auch den Unterschied in den Werten der Waren, die von gleich groáen Kapitalen produziert wer- den. Aber es versteht sich: die wirklichen Massen des Mehrwerts, die in jeder besondren Produktionssph„re erzeugt werden, h„ngen, da in jeder solchen gegebnen Produktionssph„re die Zusammenset- zung des Kapitals gegeben ist, von der Gr”áe der angewandten Ka- pitale ab. Indes, die besondre Profitrate einer einzelnen Produk- tionssph„re wird nicht davon berhrt, ob ein Kapital von 100, m x 100 oder xm x 100 angewandt wird. Die Profitrate bleibt 10%, ob der Gesamtprofit 10:100 oder 1000:10 000 betr„gt. Da aber die Profitraten in den verschiednen Produktionssph„ren verschieden sind, indem in denselben, je nach dem Verh„ltnis des variablen Kapitals zum Gesamtkapital, sehr verschiedne Massen Mehrwert und daher Profit produziert werden, so ist klar, daá der Durch- schnittsprofit pro 100 des gesellschaftlichen Kapitals und daher die Durchschnittsprofitrate #172# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- oder allgemeinen Profitrate sehr verschieden sein wird, je nach den respektiven Gr”áen der in den verschiednen Sph„ren angelegten Kapitale. Nehmen wir vier Kapitale A, B, C, D. Die Mehrwertsrate sei fr alle = 100%. Auf jede 100 vom Gesamtkapital sei das va- riable Kapital fr A = 25, fr B = 40, fr C = 15, fr D = 10. Auf jede 100 vom Gesamtkapital fiele dann ein Mehrwert oder Pro- fit von A = 25, B = 40, C = 15, D = 10; zusammen = 90, also, wenn die vier Kapitale gleich groá sind, Durchschnittsprofitrate 90/4 = 22 1/2 %. Wenn aber die Gesamtkapitalgr”áen sind wie folgt: A = 200, B = 300, C = 1000, D = 4000, so wrden die produzierten Profite sein resp. 50, 120, 150 und 400. Zusammen auf 5500 Kapital ein Profit von 720 oder eine Durchschnittsprofitrate von 13 1/11%. Die Massen des produzierten Gesamtwerts sind verschieden je nach den verschiednen Gr”áen der in A, B, C, D respektive vorgesclioá- nen Gesamtkapitale. Bei Bildung der allgemeinen Profitrate han- delt es sich daher nicht nur um den Unterschied der Profitraten in den verschiednen ProduktionsSph„ren, deren einfacher Durch- schnitt zu ziehn w„re, sondern um das relative Gewicht, womit diese verschiednen Profitraten in die Bildung des Durchschnitts eingehn. Dies aber h„ngt ab von der verh„ltnism„áigen Gr”áe des in jeder besondren Sph„re angelegten Kapitals oder davon, welchen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals das in jeder besondren Produktionssph„re angelegte Kapital bildet. Es muá na- trlich ein sehr groáer Unterschied stattfinden, je nachdem ein gr”árer oder geringrer Teil des Gesamtkapitals eine h”here oder niedere Profitrate abwirft. Und diese h„ngt wieder davon ab, wie- viel Kapital in den Sph„ren angelegt ist, wo das variable Kapital relativ zum Gesamtkapital groá oder klein ist. Es ist ganz damit wie mit dem Durchschnittszinsfuá, den ein Wucherer macht, der verschiedne Kapitalien zu verschiednen Zinsraten ausleiht, z.B. zu 4, 5, 6, 7% etc. Die Durchschnittsrate h„ngt ganz davon ab, wieviel von seinem Kapital er zu jeder der verschiednen Zinsraten ausgeliehen hat. Die allgemeine Profitrate ist also durch zwei Faktoren bestimmt: 1. durch die organische Zusammensetzung der Kapitale in den verschiednen Sph„ren der Produktion, also durch die verschiednen Profitraten der einzelnen Sph„ren; 2. durch die Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals auf diese verschiednen Sph„ren, also durch die relative Gr”áe des in jeder besondren Sph„re, und daher zu einer besondren Profitrate, angelegten Kapitals; d. h. durch den verh„ltnism„áigen Massenan- teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, den jede besondre Produktionssph„re verschluckt. #173# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- Wir hatten es in Buch I und II nur mit den W e r t e n der Wa- ren zu tun. Einerseits hat sich jetzt abgesondert als ein Teil dieses Werts der K o s t p r e i s, andrerseits hat sich ent- wickelt als eine verwandelte Form des Werts der P r o d u k t i o n s p r e i s der Ware. Gesetzt, die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Durch- schnittskapitals sei 80c + 20v und die Rate des j„hrlichen Mehr- werts m' = 100%, so w„re der j„hrliche Durchschnittsprofit fr ein Kapital von 100 = 20 und die allgemeine j„hrliche Profitrate = 20%. Welches nun immer der Kostpreis k der von einem Kapital von 100 j„hrlich produzierten Waren, ihr Produktionspreis w„re = k + 20. In den Produktionssph„ren, wo die Zusammensetzung des Ka- pitals = (80-x)c + (20+x)v, w„re der wirklich erzeugte Mehrwert, resp. der innerhalb dieser Sph„re produzierte j„hrliche Profit, = 20 + x, also gr”áer als 20, und der produzierte Warenwert = k + 20 + x, gr”áer als k + 20 oder gr”áer als ihr Produktionspreis. In den Sph„ren, wo die Zusammensetzung des Kapitals (80+x)c + (20-x)v w„re der j„hrlich erzeugte Mehrwert oder Profit = 20-x, also kleiner als 20, und daher der Warenwert k + 20 - x kleiner als der Produktionspreis, der = k + 20. Abgesehn von etwaigen Un- terschieden in der Umschlagszeit, w„re der Produktionspreis der Waren gleich mit ihrem Wert nur in den Sph„ren, wo die Zusammen- setzung des Kapitals zuf„llig = 80c + 20v w„re. Die spezifische Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist in jeder besondren Produktionssph„re dem Grade nach verschieden, h”her oder niedriger, im Verh„ltnis wie das von einem bestimmten Quantum Arbeit, also bei gegebnem Arbeitstag von einer bestimmten Anzahl Arbeiter, in Bewegung gesetzte Quantum von Produktionsmitteln groá und daher das fr ein bestimmtes Quantum Produktionsmittel erheischte Quantum Arbeit klein ist. Wir nennen daher Kapitale, die prozentig mehr konstantes, also weniger variables Kapital enthalten als das gesellschaftliche Durchschnittskapital: Kapitale von h ” h e r e r Zusammenset- zung. Umgekehrt solche, wo das konstante Kapital einen relativ kleinern und das variable einen gr”áern Raum einnimmt, als beim gesellschaftlichen Durchschnittskapital, nennen wir: Kapitale von n i e d r i g e r e r Zusammensetzung. Kapitale von durch- schnittlicher Zusammensetzung endlich nennen wir solche, deren Zusammensetzung mit der des gesellschaftlichen Durchschnittskapi- tals zusammenf„llt. Ist das gesellschaftliche Durchschnittskapi- tal prozentig zusammengesetzt aus 80c + 20v so steht ein Kapital von 90c + 10v b e r, eins von 70c + 30v u n t e r dem ge- sellschaftlichen Durchschnitt. Allgemein, Zusammensetzung des ge- sellschaftlichen Durchschnittskapitals = mc + nv wo m und n kon- stante Gr”áen und m + n = 100. #174# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- repr„sentiert (m+x)c + (n-x)v, die h”here, (m-x)c + (n+x)v die niedrigere Zusammensetzung eines einzelnen Kapitals oder einer Kapitalgruppe. Wie diese Kapitale fungieren nach Herstellung der Durchschnittsprofitrate, unter Voraussetzung einmaligen Umschlags im Jahr, zeigt folgende šbersicht, worin I die Durchschnittszu- sammensetzung vorstellt und die Durchschnittsprofitrate somit = 20% ist: I. 80c + 20v + 20m. Profitrate = 20%. Preis des Produkts = 120. Wert = 120. II. 90c + 10v + 10m. Profitrate = 20%. Preis des Produkts = 120. Wert = 110. III. 70c + 30v + 30m. Profitrate = 20%. Preis des Produkts = 120. Wert = 130. Fr die von Kapital II produzierten Waren w„re also ihr Wert kleiner als ihr Produktionspreis, fr die des Kapital III der Produktionspreis kleiner als der Wert, und nur fr die Kapitale I der Produktionszweige, deren Zusammensetzung zuf„llig die des ge- sellschaftlichen Durchschnitts ist, w„ren Wert und Produktions- preis gleich. Obrigens muá bei Anwendung dieser Bezeichnungen auf bestimmte F„lle natrlich in Rechnung gebracht werden, wie weit etwa nicht ein Unterschied in der technischen Zusammensetzung, sondern bloáer Wertwechsel der Elemente des konstanten Kapitals das Verh„ltnis zwischen c und v vom allgemeinen Durchschnitt ab- weichen macht. Es ist durch die jetzt gegebne Entwicklung allerdings eine Modi- fikation eingetreten bezglich der Bestimmung des Kostpreises der Waren. Ursprnglich wurde angenommen, daá der Kostpreis einer Ware gleich sei dem Wert der in ihrer Produktion konsumierten Wa- ren. Der Produktionspreis einer Ware ist aber fr den K„ufer der- selben ihr Kostpreis und kann somit als Kostpreis in die Preis- bildung einer andren Ware eingehn. Da der Produktionspreis abwei- chen kann vom Wert der Ware, so kann auch der Kostpreis einer Ware, worin dieser Produktionspreis andrer Ware eingeschlossen, ber oder unter dem Teil ihres Gesamtweirts stehn, der durch den Wert der in sie eingehenden Produktionsmittel gebildet wird. Es ist n”tig, sich an diese modifizierte Bedeutung des Kostpreises zu erinnern und sich daher zu erinnern, daá, wenn in einer beson- dren Produktionssph„re der Kostpreis der Ware dem Wert der in ih- rer Produktion verbrauchten Produktionsmittel gleichgesetzt wird, stets ein Irrtum m”glich ist. Fr unsre gegenw„rtige Untersuchung ist nicht n”tig, n„her auf diesen Punkt einzugehn. Dabei bleibt immer der Satz richtig, daá der Kostpreis der Waren stets kleiner als ihr Wert. Denn wie auch der Kostpreis der Ware #175# 9. Kapitel - Durchnittsprofitrate und Produktionspreise ----- von dem Wert der in ihr konsumierten Produktionsmittel abweichen mag, fr den Kapitalisten ist dieser vergangne Irrtum gleichgl- tig. Der Kostpreis der Ware ist ein gegebner, ist eine von sei- ner, des Kapitalisten, Produktion unabh„ngige Voraussetzung, w„h- rend das Resultat seiner Produktion eine Ware ist, die Mehrwert enth„lt, also einen Wertberschuá ber ihren Kostpreis. Sonst hat der Satz, daá der Kostpreis kleiner ist als der Wert der Ware, sich jetzt praktisch in den Satz verwandelt, daá der Kostpreis kleiner ist als der Produktionspreis. Fr das gesellschaftliche Gesamtkapital, wo Produktionspreis gleich Wert, ist dieser Satz identisch mit dem frhern, daá der Kostpreis kleiner ist als der Wert. Obgleich er fr die besondren Produktionssph„ren abweichen- den Sinn hat, so bleibt ihm immer die Tatsache zugrunde liegen, daá, das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, der Kost- preis der von diesem produzierten Waren kleiner als der Wert oder der hier, fr die Gesamtmasse der produzierten Waren, mit diesem Wert identische Produktionspreis. Der Kostpreis einer Ware be- zieht sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltnen bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltnen be- zahlten und unbezahlten Arbeit; der Produktionspreis auf die Summe der bezahlten Arbeit plus einem, fr die besondre Produkti- onssph„re unabh„ngig von ihr selbst, bestimmten Quantum unbezahl- ter Arbeit. Die Formel, daá der Produktionspreis einer Ware = k + p, gleich Kostpreis plus Profit ist, hat sich jetzt n„her dahin bestimmt, daá p = kp' ist (wo p' die allgemeine Profitrate), und daher der Produktionspreis = k + kp'. Ist k = 300 und p' = 15%, so ist der Produktionspreis k + kp'= 300 + 300 15/100 = 345. Der Produktionspreis der Waren m' jeder besondren Produktions- sph„re kann Gr”áenwechsel erfahren: 1. bei gleichbleibendem Wert der Waren (so daá also nach wie vor dasselbe Quantum toter und lebendiger Arbeit in ihre Produktion eingeht) infolgeeines von der besondren Sph„re unabh„ngigen Wech- sels in der allgemeinen Profitrate; 2. bei gleichbleibender allgemeiner Profitrate durch Wertwechsel, sei es in der besondren Produktionssph„re selbst, infolge techni- scher Žnderung, sei es infolge eines Wertwechsels der Waren, die als Bildungselemente in ihr konstantes Kapital eingehn; 3. end- lich durch Zusammenwirkung dieser beiden Umst„nde. Trotz der groáen Wechsel, die best„ndig - wie sich weiter zeigen wird in den tats„chlichen Profitraten der besondren Produktionssph„ren vorgehn, #176# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- ist eine wirkliche Žnderung in der allgemeinen Profitrate, soweit nicht durch auáerordentliche ”konomische Ereignisse ausnahmsweise ins Werk gesetzt, das sehr sp„te Werk einer Reihe ber sehr lange Zeitr„ume sich erstreckender Schwingungen, d.h. von Schwingungen, die viel Zeit brauchen, bis sie sich zu einer Žnderung der allge- meinen Profitrate konsolidieren und ausgleichen. Bei allen kr- zern Perioden (ganz abgesehn von Schwankungen der Marktpreise) ist daher eine Žnderung in den Produktionspreisen prima facie stets aus einem wirklichen Wertwechsel der Waren zu erkl„ren, d.h. aus einem Wechsel in der Gesamtsumme der zu ihrer Produktion n”tigen Arbeitszeit. Bloáer Wechsel im Geldausdruck derselben Werte kommt hier selbstredend gar nicht in Betracht. 23) Es ist andrerseits klar: das gesellschaftliche Gesamtkapital be- trachtet, ist die Wertsumme der von ihm produzierten Waren (oder in Geld ausgedrckt ihr Preis) = Wert des konstanten Kapitals + Wert des variablen Kapitals + Mehrwert. Den Exploitationsgrad der Arbeit als konstant angenommen, kann die Profitrate hier nur wechseln, bei gleichbleibender Masse des Mehrwerts, wenn entweder der Wert des konstanten Kapitals wechselt oder der Wert des vari- ablen wechselt oder beide wechseln, so daá m/C sich „ndert und dadurch die allgemeine Profitrate. In jedem Falle also unter- stellt ein Wechsel in der allgemeinen Profitrate Wechsel im Wert der Waren, die als Bildungselemente in das konstante Kapital oder in das variable oder in beide gleichzeitig eingehn. Oder die allgemeine Profitrate kann wechseln bei gleichbleibendem Wert der Waren, wenn der Exploitationsgrad der Arbeit wechselt. Oder bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit kann die allgemeine Profitrate wechseln, wenn die Summe der angewandten Arbeit wechselt relativ zum konstanten Kapital, infolge techni- scher Žnderungen im Arbeitsprozeá. Aber solche technischen Žnde- rungen mssen sich stets zeigen in und daher begleitet sein von einem Wertwechsel der Waren, deren Produktion jetzt gegen frher mehr oder minder viel Arbeit erfordern wrde. Man hat im ersten Abschnitt gesehn: Mehrwert und Profit waren identisch, der Masse nach betrachtet. Die Profitrate jedoch ist von vornherein unter- schieden von der Rate des Mehrwerts, was zun„chst nur als andre Form der Berechnung erscheint; was aber ebenso von vornherein, da die Rate des Profits steigen oder fallen kann bei gleichbleiben- der Rate des Mehrwerts und umgekehrt und da allein die Rate des Profits den Kapitalisten ----- 23) Corbet, p. 174. #177# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspr. ----- praktisch interessiert, durchaus den wirklichen Ursprung des Mehrwerts verdunkelt und mystifiziert. Ein Gr”áenunterschied je- doch war nur zwischen Mehrwertsrate und Profitrate, nicht zwi- schen Mehrwert und Profit selbst. Da in der Profitrate der Mehr- wert auf das Gesamtkapital berechnet und auf es als sein Maá be- zogen wird, so erscheint der Mehrwert selbst dadurch als aus dem Gesamtkapital und zwar gleichm„áig aus allen seinen Teilen ent- sprungen, so daá der organische Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital im Begriff des Profits ausgel”scht ist; in der Tat daher, in dieser seiner verwandelten Gestalt als Profit, der Mehrwert selbst seinen Ursprung verleugnet, seinen Charakter verloren hat, unerkennbar geworden ist. Soweit jedoch bezog sich der Unterschied zwischen Profit und Mehrwert nur auf eine quali- tative Žnderung, einen Formwechsel, w„hrend wirklicher Gr”áenun- terschied auf dieser ersten Stufe der Verwandlung nur noch zwi- schen Profitrate und Mehrwertsrate, noch nicht zwischen Profit und Mehrwert existiert. Anders verh„lt es sich, sobald eine allgemeine Profitrate und durch selbe ein der in den verschiednen Produktionssph„ren gegeb- nen Gr”áe des angewandten Kapitals entsprechender Durch- schnittsprofit hergestellt ist. Es ist jetzt nur noch Zufall, wenn der in einer besondren Produk- tionssph„re wirklich erzeugte Mehrwert und daher Profit mit dem im Verkaufspreis der Ware enthaltnen Profit zusammenf„llt. In der Regel sind Profit und Mehrwert, und nicht bloá ihre Raten, nun wirklich verschiedne Gr”áen. Bei gegebnem Exploitationsgrad der Arbeit ist jetzt die Masse des Mehrwerts, die in einer besondren Produktionssph„re erzeugt wird, wichtiger fr den Gesamtdurch- schnittsprofit des gesellschaftlichen Kapitals, also fr die Ka- pitalistenklasse Oberhaupt, als direkt fr den Kapitalisten in- nerhalb jedes besondren Produktionszweigs. Fr ihn nur 24), so- fern das in seiner Branche erzeugte Quantum Mehrwert mitbestim- mend eingreift in die Reglung des Durchschnittsprofits. Aber dies ist ein Prozeá, der hinter seinem Rcken vorgeht, den er nicht sieht, nicht versteht und der ihn in der Tat nicht interessiert. Der wirkliche Gr”áenunterschied zwischen Profit und Mehrwert - nicht nur zwischen Profitrate und Mehrwertsrate - in den besond- ren Produktionssph„ren versteckt nun v”llig die wahre Natur und den Ursprung des Profits, nicht nur fr den Kapitalisten, der hier ein besondres Interesse hat, sich zu t„uschen, sondern auch fr den Arbeiter. Mit der Verwandlung der Werte in Produktions- preise wird die Grundlage --- 24) Selbstredend wird hier abgesehn von der M”glichkeit, durch Lohndrckung, Monopolpreis usw. einen momentanen Extraprofit her- auszuschlagen. [F.E.] #178# II. Abschnitt - Verwandlung des Profite in Durchschnittspr. ----- der Wertbestimmung selbst dem Auge entrckt. Endlich: Wenn bei der bloáen Verwandlung von Mehrwert in Profit der Wertteil der Waren, der den Profit bildet, dem andren Wertteil gegenbertritt als dem Kostpreis der Ware, so daá hier schon der Begriff des Werts dem Kapitalisten abhanden kommt, weil er nicht die Gesamt- arbeit vor sich hat, die die Produktion der Ware kostet, sondern nur den Teil der Gesamtarbeit, den er in der Form von Produkti- onsmitteln, lebendigen oder toten, bezahlt hat, und ihm so der Profit als etwas auáerhalb des immanenten Werts der Ware Stehen- des erscheint - so wird jetzt diese Vorstellung vollst„ndig be- st„tigt, befestigt, verkn”chert, indem der zum Kostpreis zuge- schlagne Profit in der Tat, wenn man die besondre Produktions- sph„re betrachtet, nicht durch die Grenzen der in ihr selbst vor- gehenden Wertbildung bestimmt, sondern ganz „uáerlich dagegen festgesetzt ist. Der Umstand, daá hier zum erstenmal dieser innere Zusammenhang enthllt ist; daá, wie man aus dem Folgenden und aus Buch IV sehn wird, die bisherige ™konomie entweder gewaltsam von den Unter- schieden zwischen Mehrwert und Profit, Mehrwertsrate und Pro- fitrate abstrahierte, um die Wertbestimmung als Grundlage fest- halten zu k”nnen, oder aber mit dieser Wertbestimmung allen Grund und Boden wissenschaftlichen Verhaltens aufgab, um an jenen in der Erscheinung auff„lligen Unterschieden festzuhalten - diese Verwirrung der Theoretiker zeigt am besten, wie der im Konkur- renzkampf befangne, seine Erscheinungen in keiner Art durchdrin- gende praktische Kapitalist durchaus unf„hig sein muá, durch den Schein hindurch das innere Wesen und die innere Gestalt dieses Prozesses zu erkennen. Alle im ersten Abschnitt entwickelten Gesetze ber Steigen und Fallen der Profitrate haben in der Tat die folgende doppelte Be- deutung: I. Einerseits sind sie die Gesetze der allgemeinen Profitrate. Bei den vielen verschiednen Ursachen, welche nach dem Entwickel- ten die Profitrate steigen oder fallen machen, sollte man glau- ben, daá die allgemeine Profitrate jeden Tag wechseln máte. Aber die Bewegung in einer Produktionssph„re wird die in der andem aufheben, die Einflsse kreuzen und paralysieren sich. Wir werden sp„ter untersuchen, nach welcher Seite die Schwankungen in letz- ter Instanz hinstreben; aber sie sind langsam; die Pl”tzlichkeit, Vielseitigkeit und verschiedne Dauer der Schwankungen in den ein- zelnen Produktionssph„ren macht, daá sie sich zum Teil in ihrer Reihenfolge in der Zeit kompensieren, so daá Preisfall auf Preis- steigerung folgt und umgekehrt, daá sie also lokal, d.h. auf die besondre Produktionssph„re beschr„nkt bleiben; endlich, daá die verschiednen lokalen Schwankungen #179# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Prionspreise ----- sich wechselseitig neutralisieren. Es finden innerhalb jeder be- sondren Produktionssph„re Wechsel statt, Abweichungen von der allgemeinen Profitrate, die sich einerseits in einem bestimmten Zeitraum ausgleichen und daher nicht auf die allgemeine Pro- fitrate zurckwirken; und die andrerseits wieder nicht auf sie zurckwirken, weil sie durch andre gleichzeitige lokale Schwan- kungen aufgehoben werden. Da die allgemeine Profitrate bestimmt ist nicht nur durch die Durchschnittsprofitrate in jeder Sph„re, sondern auch durch die Verteilung des Gesamtkapitals auf die ver- schiednen besondren Sph„ren, und da diese Verteilung best„ndig wechselt, so ist dies wieder eine best„ndige Ursache des Wechsels in der allgemeinen Profitrate - aber eine Ursache des Wechsels, die wiederum, bei der Ununterbrochenheit 1*) und Allseitigkeit dieser Bewegung, groáenteils sich selbst wieder paralysiert. 2. Innerhalb jeder Sph„re ist ein Spielraum gegeben fr krzere oder l„ngere Epoche, wo die Profitrate dieser Sph„re schwankt, bevor sich dies Schwanken, nach Steigen oder Fallen, hinreichend konso- lidiert, um Zeit zu gewinnen zur Einwirkung auf die allgemeine Profitrate und daher zur Erreichung von mehr als lokaler Bedeu- tung. Innerhalb solcher r„umlichen und zeitlichen Grenzen gelten daher ebenfalls die im ersten Abschnitt dieses Buchs entwickelten Gesetze der Profitrate. Die theoretische Ansicht - bei der ersten Verwandlung des Mehrwerts in Profit daá jeder Teil des Kapitals gleichm„áig Profit abwerfe 25), drckt eine praktische Tatsache aus. Wie immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein Viertel tote Arbeit und drei Viertel lebendige Arbeit oder drei Viertel tote Arbeit und ein Viertel lebendige Arbeit in Be- wegung setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt oder Mehrwert produziert als in dem andren - bei glei- chem Exploitation grad der Arbeit und abgesehn von individuellen Unterschieden, die ohnehin verschwinden, weil wir beide Male nur die Durchschnittszusammensetzung der ganzen Produktionssph„re vor uns haben -, in beiden F„llen wirft es gleich viel Profit ab. Der einzelne Kapitalist (oder auch die Gesamtheit der Kapitalisten in jeder besondren Produktionssph„te), dessen Blick borniert ist, glaubt mit Recht, daá sein Profit nicht allein aus der von ihm oder in seinem Zweig besch„ftigten Arbeit herstamme. Es ist dies ganz wichtig fr seinen Durchschnittsprofit. Wieweit dieser Pro- fit vermittelt ist --- 25) Malthus. [24] ----- 1*) 1. Auflage: Unterbrochenheit #180# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- durch die Gesamtexploitation der Arbeit durch das Gesamtkapital, d.h. durch alle seine Kapitalistengenossen, dieser Zusammenhang ist ihm ein vollst„ndiges Mysterium, um so mehr, als selbst die Bourgeoistheoretiker, die politischen ™konomen, es bis jetzt nicht enthllt hatten. Ersparung an Arbeit - nicht nur an der Ar- beit, notwendig um ein bestimmtes Produkt zu produzieren, sondern auch an der Anzahl der besch„ftigten Arbeiter - und gr”áre Anwen- dung toter Arbeit (konstantes Kapital) erscheint als ”konomisch ganz richtige Operation und scheint von vornherein in keiner Weise die allgemeine Profitrate und den Durchschnittsprofit an- zugreifen. Wie sollte daher die lebendige Arbeit ausschlieáliche Quelle des Profits sein, da Verminderung der zur Produktion n”ti- gen Menge Arbeit nicht nur nicht den Profit anzugreifen scheint, sondern vielmehr unter gewissen Umst„nden als n„chste Quelle zur Vermehrung des Profits erscheint, wenigstens fr den einzelnen Kapitalisten? Wenn in einer gegebnen Produktionssph„re der Teil des Kostpreises steigt oder f„llt, der den Wert des konstanten Kapitals repr„sen- tiert, so kommt dieser Teil aus der Zirkulation her und geht von vornherein vergr”áert oder verkleinert in den Produktionsprozeá der Ware ein. Wenn andrerseits die angewandte Arbeiteranzahl in derselben Zeit mehr oder weniger produziert, also bei gleichblei- bender Arbeiteranzahl das zur Produktion einer bestimmten Waren- menge erheischte Arbeitsquantum wechselt, so mag der Teil des Kostpreises, der den Wert des variablen Kapitals repr„sentiert, derselbe bleiben, also mit gleicher Gr”áe in den Kostpreis des Gesamtprodukts eingehn. Aber auf jede einzelne von den Waren, de- ren Summe das Gesamtprodukt ausmacht, f„llt mehr oder weniger Ar- beit (bezahlte und daher auch unbezahlte), also auch mehr oder weniger von der Ausgabe fr diese Arbeit, gr”áeres oder kleineres Stck des Lohns. Der vom Kapitalisten gezahlte Gesamtlohn bleibt derselbe, aber er ist ein andrer, auf jedes Stck Ware berechnet. Hier tr„te also Žnderung ein in diesem Teil des Kostpreises der Ware. Ob nun der Kostpreis der einzelnen Ware infolge solcher Wertver„nderungen, sei es in ihr selbst, sei es in ihren Waren- elementen (oder auch der Kostpreis der Summe der von einem Kapi- tal von gegebner Gr”áe produzierten Waren) steigt oder f„llt: ist der Durchschnittsprofit z. B. 10%, so bleibt er 10%; obgleich 10%, die einzelne Ware betrachtet, eine sehr verschiedne Gr”áe darstellt, je nach dem, durch den vorausgesetzten Wertwechsel hervorgebrachten. Gr”áenwechsel im Kostpreis der einzelnen Ware. 26) --- 26) Corbet. [25] #181# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspr. ----- Mit Bezug auf das variable Kapital - und dies ist das wichtigste, weil es die Quelle des Mehrwerts und weil alles, was sein Ver- h„ltnis zur Bereicherung des Kapitalisten verdeckt, das ganze Sy- stem mystifiziert - vergr”bert sich die Sache oder erscheint sie dem Kapitalisten so: ein variables Kapital von 100 Pfd.St. stelle z.B. den Wochenlohn von 100 Arbeitern vor. Wenn diese 100, bei gegebnem Arbeitstag, ein w”chentliches Produkt von 200 Stck Wa- ren produzieren = 200 W, so kostet 1 W - abstrahiert von dem Teil des Kostpreises, den das konstante Kapital zusetzt - da 100 Pfd.St. = 200 W, 1 W = 100 Pfd.St./200 = 10 Schill. Gesetzt nun, es tr„te 200 Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit ein; sie verdopple sich, dieselbe Anzahl Arbeiter produziere in derselben Zeit zwei- mal 200 W, worin sie frher 200 W produzierte. In diesem Fall ko- stet (soweit der Kostpreis aus bloáem Arbeitslohn besteht), da jetzt 100 Pfd.St. = 400 W, 1 W = 100 Pfd.St./400 = 5 Schill. Verminderte sich die Produktivkraft um die H„lfte, so wrde die- selbe Arbeit nur noch 200 W produzieren; und da 100 Pfd.St = 200 W/2, nun 1 W = 200 Pfd.St./200 = 1 Pfd.St. Die Wechsel in der zur Produktion der Waren erheischten Arbeitszeit und daher in ihrem Wert, erscheinen jetzt mit Bezug auf den Kostpreis und daher auch den Produktionspreis als verschiedne Verteilung desselben Ar- beitslohns ber mehr oder weniger Waren, je nachdem in derselben Arbeitszeit fr denselben Arbeitslohn mehr oder weniger Waren produziert werden. Was der Kapitalist und daher auch der politi- sche ™konom sieht, ist, daá der Teil der bezahlten Arbeit, der auf die Ware per Stck f„llt, sich mit der Produktivit„t der Ar- beit „ndert und damit auch der Wert Jedes einzelnen Stcks; er sieht nicht, daá dies ebenfalls der Fall ist mit der in jedem Stck enthaltnen unbezahlten Arbeit, um so weniger, da der Durch- schnittsprofit in der Tat durch die in seiner Sph„re absorbierte unbezahlte Arbeit nur zuf„llig bestimmt ist. Nur in solch vergr”- berter und begriffsloser Form scheint jetzt noch die Tatsache durch, daá der Wert der Waren durch die in ihnen enthaltne Arbeit bestimmt ist. #182# ----- ZEHNTES KAPITEL Ausgleichung der allgemeinen Profitrate durch die Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte. Surplusprofit Ein Teil der Produktionssph„ren hat eine mittlere oder Durch- schnittszusammensetzung des in ihnen angewandten Kapitals, d.h. ganz oder ann„hernd die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals. In diesen Sph„ren f„llt der Produktionspreis der produzierten Wa- ren mit ihrem in Geld ausgedrckten Wert ganz oder ann„hernd zu- sammen. Wenn auf keine andre Weise zur mathematischen Grenze zu gelangen, so w„re es auf diese. Die Konkurrenz verteilt das Ge- sellschaftskapital so zwischen die verschiednen Produktionssph„- ren, daá die Produktionspreise in einer jeden Sph„re gebildet werden nach dem Muster der Produktionspreise in diesen Sph„ren der mittleren Komposition, d.h. = k + kp' (Kostpreis plus dem Produkt der Durchschnittsprofitrate in den Kostpreis). Diese Durchschnittsprofitrate ist aber nichts andres als der prozentig berechnete Profit in jener Sph„re der mittleren Komposition, wo also der Profit zusammenf„llt mit dem Mehrwert. Die Profitrate ist also in allen Produktionssph„ren dieselbe, n„mlich ausgegli- chen auf diejenige dieser mittleren Produktionssph„ren, wo die Durchschnittszusammensetzung des Kapitals herrscht. Hiernach muá die Summe der Profite aller verschiednen Produktionssph„ren gleich sein der Summe der Mehrwerte und die Summe der Produkti- onspreise des gesellschaftlichen Gesamtprodukts gleich der Summe seiner Werte. Es ist aber klar, daá die Ausgleichung zwischen den Produktionssph„ren von verschiedner Zusammensetzung immer dahin streben muá, sie zu egalisieren mit den Sph„ren von mittlerer Zu- sammensetzung, sei es nun, daá diese exakt, sei es, daá sie nur ann„hernd dem gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechen. Zwi- schen den mehr oder minder Ann„hernden findet selbst wieder Ten- denz nach Ausgleichung statt, die der idealen, d.h. in der Wirk- lichkeit nicht vorhandnen Mittelposition zustrebt, #183# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- d.h. die Tendenz hat, sich um sie herum zu normieren. In dieser Weise herrscht also notwendig die Tendenz, die Produktionspreise zu bloá verwandelten Formen des Werts zu machen oder die Profite in bloáe Teile des Mehrwerts zu verwandeln, die aber verteilt sind nicht im Verh„ltnis urn Mehrwert, der in jeder besondren Produktionssph„re erzeugt ist, sondern im Verh„ltnis zur Masse des in jeder Produktionssph„re angewandten Kapitals, so daá auf gleich groáe Kapitalmassen, wie immer zusammengesetzt, gleich groáe Anteile (aliquote Teile) der Totalit„t des vom gesell- schaftlichen Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts fallen. Fr die Kapitale von mittlerer oder ann„hernd mittlerer Zusammen- setzung f„llt der Produktionspreis also mit dem Wert ganz oder ann„hernd zusammen, und der Profit mit dem von ihnen erzeugten Mehrwert. Alle andren Kapitale, welches immer ihre Zusammenset- zung, streben unter dem Druck der Konkurrenz, sich mit diesen auszugleichen. Da aber die Kapitale mittlerer Zusammensetzung gleich oder ann„hernd gleich dem gesellschaftlichen Durch- schnittskapital, so streben alle Kapitale, welches immer der von ihnen selbst erzeugte Mehrwert, an Stelle dieses Mehrwerts den Durchschnittsprofit durch die Preise ihrer Waren zu realisieren, d.h. also die Produktionspreise zu realisieren. Es kann andrerseits gesagt werden, daá berall, wo ein Durch- schnittsprofit hergestellt wird, also eine allgemeine Profitrate - in welcher Weise auch immer dies Resultat hervorgebracht worden sei - dieser Durchschnittsprofit nichts andres sein kann als der Profit auf das gesellschaftliche Durchschnittskapital, dessen Summe gleich der Summe der Mehrwerte, und daá die durch Zuschlag dieses Durchschnittprofits auf die Kostpreise hervorgebrachten Preise nichts andres sein k”nnen als die in Produktionserwandel- ten Werte. Es wrde nichts „ndern, wenn Kapitale in bestimmten Produktionssph„ren aus irgendwelchen Grnden nicht dem Prozeá der Ausgleichung unterworfen wrden. Der Durchschnittsprofit w„re dann berechnet auf den Teil des Gesellschaftskapitals, der in den Ausgleichungsprozeá eingeht. Es ist klar, daá der Durch- schnittsprofit nichts sein kann als die Gesamtmasse des Mehr- werts, verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssph„re nach Verh„ltnis ihrer Gr”áen. Es ist das Ganze der realisierten unbezahlten Arbeit, und diese Gesamtmasse stellt sich dar, eben- sogut wie die bezahlte tote und lebendige Arbeit, in der Gesamt- masse von Waren und Geld, die den Kapitalisten zuf„llt. Die ei- gentlich schwierige Frage ist hier die: wie diese Ausgleichung der Profite zur allgemeinen Profitrate vorgeht, da sie offenbar ein Resultat ist und nicht ein Ausgangspunkt sein kann. #184# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Es ist zun„chst klar, daá eine Sch„tzung der Warenwerte, z. B. in Geld, nur das Resultat ihres Austausches sein kann und daá, wenn wir daher solche Sch„tzung voraussetzen, wir sie als das Ergebnis wirklicher Austausche von Warenwert gegen Warenwert zu betrachten haben. Aber wie soll dieser Austausch der Waren zu ihren wirkli- chen Werten zustande gekommen sein? Nehmen wir zuerst an, daá alle Waren in den verschiednen Produk- tionssph„ren zu ihren wirklichen Werten verkauft wrden. Was w„re dann der Fall? Es wrden nach dem frher Entwickelten sehr ver- schiedne Profitraten in den verschiednen Produktionssph„ren herr- schen. Es sind prima facie zwei ganz verschiedne Dinge, ob Waren zu ihren Werten verkauft werden (d.h. ob sie im Verh„ltnis des in ihnen enthaltnen Werts, zu ihren Wertpreisen, miteinander ausge- tauscht werden) oder ob sie zu solchen Preisen verkauft werden, daá ihr Verkauf gleich groáe Profite auf gleiche Massen der zu ihrer respektiven Produktion vorgeschoánen Kapitale abwirft. Daá Kapitale, die ungleich viel lebendige Arbeit in Bewegung set- zen, ungleich viel Mehrwert produzieren, setzt wenigstens bis zu einem gewissen Grad voraus, daá der Exploitationsgrad der Arbeit oder die Rate des Mehrwerts dieselbe oder daá die darin existie- renden Unterschiede als durch wirkliche oder eingebildete (konventionelle) Kompensationsgrnde ausgeglichen gelten. Dies setzt Konkurrenz unter den Arbeitern voraus und Ausgleichung durch ihre best„ndige Auswanderung aus einer Produktionssph„re in die andre. Solch eine allgemeine Rate des Mehrwerts - der Tendenz nach, wie alle ”konomischen Gesetze - ist von uns als theoreti- sche Vereinfachung vorausgesetzt; in Wirklichkeit aber ist sie tats„chliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, obgleich mehr oder minder gehemmt durch praktische Friktionen, die mehr oder minder bedeutende lokale Differenzen hervorbringen, wie z.B. die Heimatsgesetzgebung (settlement laws) [26] fr die Ackerbautaglhner in England. Aber in der Theorie wird vorausge- setzt, daá die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise sich rein entwickeln. In der Wirldichkeit besteht immer nur Ann„he- rung; aber diese Ann„herung ist um so gr”áer, je mehr die kapita- listische Produktionsweise entwickelt und je mehr ihre Verunrei- nigung und Verquickung mit Resten frherer ”konomischer Zust„nde beseitigt ist. Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, daá die Waren nicht einfach als W a r e n ausgetauscht werden, sondern als P r o d u k t v o n K a p i t a l e n, die im Verh„ltnis zu ihrer Gr”áe, oder bei gleicher Gr”áe, gleiche Teil #185# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- nahme an der Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen. Und der Ge- samtpreis der von einem gegehnen Kapital in einer gegebnen Zeit- frist produzierten Waren soll diese Forderung befriedigen. Der Gesamtpreis dieser Waren ist aber bloá die Summe der Preise der einzelnen waren, die das Produkt des Kapitals bilden. Das punctum saliens 1*) wird zumeist heraustreten, wenn wir die Sache so fassen: Unterstelle, die Arbeiter selbst seien im Besitz ihrer respektiven Produktionsmittel und tauschten ihre Waren mit- einander aus. Diese Waren w„ren dann nicht Produkte des Kapitals. Je nach der technischen Natur ihrer Arbeiten w„re der Wert der in den verschiednen Arbeitszweigen angewandten Arbeitsmittel und Ar- beitsstoffe verschieden; ebenso w„re, abgesehn von dem ungleichen Wert der angewandten Produktionsmittel, verschiedne Masse dersel- ben erheischt fr gegebne Arbeitsmasse, je nachdem eine bestimmte Ware in einer Stunde fertiggemacht werden kann, eine andre erst in einem Tag etc. Unterstelle ferner, daá diese Arbeiter im Durchschnitt gleich viel Zeit arbeiten, die Ausgleichungen einge- rechnet, die aus verschiedner Intensit„t etc. der Arbeit hervor- gehn. Zwei Arbeiter h„tten dann beide in den Waren, die das Pro- dukt ihrer Tagesarbeit bilden, erstens ersetzt ihre Auslagen, die Kostpreise der verbrauchten Produktionsmittel. Diese w„ren ver- schieden je nach der technischen Natur ihrer Arbeitszweige. Beide h„tten zweitens gleich viel Neuwert geschaffen, n„mlich den den Produktionsmitteln zugesetzten Arbeitstag. Es schl”sse dies ein ihren Arbeitslohn plus dem Mehrwert, der Mehrarbeit ber ihre notwendigen Bedrfnisse hinaus, deren Resultat aber ihnen selbst geh”rte. Wenn wir uns kapitalistisch ausdrucken, so erhalten beide denselben Arbeitslohn plus denselben Profit, = dem 2*) Wert, ausgedrckt z.B. im Produkt eines zehnstndigen Arbeits- tags. Aber erstens w„ren die Werte ihrer Waren verschieden. In der Ware I z.B. w„re mehr Wertteil fr die aufgewandten Produkti- onsmittel enthalten als in der Ware II, und um gleich alle m”gli- chen Unterschiede hineinzubringen, Ware I absorbiere mehr leben- dige Arbeit, erfordre also l„ngere Arbeitszeit in ihrer Herstel- lung als Ware II. Der Wert dieser Waren I und II ist also sehr verschieden. Ebenso die Summen der Warenwerte, die das Produkt der von Arbeiter I und der von Arbeiter II in einer gegebnen Zeit verrichteten Arbeit. Die Profitraten w„ren auch sehr verschieden fr I und II, wenn wir hier das Verh„ltnis des Mehrwerts zum Ge- gamtwert der ausgelegten ----- 1*) Der entscheidende Punkt - 2*) 1. Auflage: aber auch den; ge- „ndert nach dem Manuskript von Marx #186# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Produktionsmittel die Profitrate nennen. Die Lebensmittel, die I und II w„hrend der Produktion t„glich verzehren und die den Ar- beitslohn vertreten, werden hier den Teil der vorgeschoánen Pro- duktionsmittel bilden, den wir sonst vatiables Kapital nennen. Aber die Mehrwerte w„ren fr gleiche Arbeitszeit dieselben fr I und II oder noch genauer, da I und II, oder den Wert des Produkts eines Arbeitstags erhalten, erhalten sie, nach Abzug des Werts der vorgeschoánen "konstanten" Elemente, gleiche Werte, wovon ein Teil als Ersatz der in der Produktion verzehrten Lebensmittel, der andre als darber hinaus berschssiger Mehrwert betrachtet werden kann. Hat I mehr Auslagen, so sind diese ersetzt durch den gr”áern Wertteil seiner Ware, der diesen konstanten Teils er- setzt, und er hat daher auch wieder einen gr”áern Teil des Ge- samtwerts seines Produkts rckzuverwandeln in die stofflichen Elemente dieses konstanten Teils, w„hrend II, wenn er weniger da- fr einkassiert, dafr auch um so weniger rckzuverwandeln hat. Die Verschiedenheit der Profitrate w„re unter dieser Vorausset- zung also ein gleichgltiger Umstand, ganz wie es heute fr den Lohnarbeiter ein gleichgltiger Umstand ist, in welcher Pro- fitrate das ihm abgepreáte Quantum Mehrweirt sich ausdrckt, und ganz wie im internationalen Handel die Verschiedenheit der Pro- fitraten bei den verschiednen Nationen fr ihren Warenaustausch ein gleichgltiger Umstand ist. Der Austausch von Waren zu ihren Werten oder ann„hernd zu ihren Werten erfordert also eine viel niedrigre Stufe als der Austausch zu Produktionspreisen, wozu eine bestimmte H”he kapitalistischer Entwicklung n”tig ist. In welcher Weise immer die Preise der verschiednen Waren zuerst gegeneinander festgesetzt oder geregelt sein m”gen, das Wertge- setz beherrscht ihre Bewegung. Wo die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit f„llt, fallen die Preise; wo sie steigt, steigen die Preise, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden. Abgesehn von der Beherrschung der Preise und der Preisbewegung durch das Wertgesetz, ist es also durchaus sachgem„á, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern historisch als das prius der Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies fr Zust„nde, wo dem Arbeiter die Produktionsmittel geh”ren, und dieser Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim selbst- arbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unsrer frher 1*) ausge ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 102 #187# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreis und Marktwerte usw. ----- sprochnen Ansicht 27), daá die Entwicklung der Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiednen Gemeinwesen, nicht zwischen den Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie fr diesen ursprnglichen Zustand, so gilt es fr die sp„teren Zu- st„nde, die auf Sklaverei und Leibeigenschaft gegrndet sind, und fr die Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwie- rigkeit aus der einen Sph„re in die andre bertragbar sind und die verschiednen Produktionssph„ren sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten wie fremde L„nder oder kommunisti- sche Gemeinwesen. Damit die Preise, wozu Waren sich gegeneinander austauschen, ih- ren Werten ann„hernd entsprechen, ist nichts n”tig, als daá 1. der Austausch der verschiednen Waren aufh”rt, ein rein zuf„lliger oder nur gelegentlicher zu sein; 2. daá, soweit wir den direkten Warenaustausch betrachten, diese Waren beiderseits in den ann„- hernd dem wechselseitigen Bedrfnis entsprechenden Verh„ltnismen- gen produziert werden, was die wechselseitige Erfahrung des Ab- satzes mitbringt und was so als Resultat aus dem fortgesetzten Austausch selbst herausw„chst; und 3., soweit wir vom Verkauf sprechen, daá kein natrliches oder knstliches Monopol eine der kontrahierenden Seiten bef„hige, ber den Wert zu verkaufen, oder sie zwinge, unter ihm loszuschlagen. Unter zuf„lligem Monopol verstehn wir das Monopol, das dem K„ufer oder Verk„ufer erw„chst aus dem zuf„lligen Stand von Nachfrage und Angebot. Die Annahme, daá die Waren der verschiednen Produktionssph„ren sich zu ihren Werten verkaufen, bedeutet natrlich nur, daá ihr Wert der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich drehn und zu dem ihre best„ndigen Hebungen und Senkungen sich ausgleichen. Es wird dann auáerdem immer ein M a r k t w e r t - worber sp„ter - zu unterscheiden sein von dem individuellen Wert der einzelnen Waren, die von den verschiednen Produzenten produziert werden. Der individuelle Wert einiger dieser Waren wird unter dem Marktwert stehn (d.h. es ist weniger Arbeitszeit fr ihre Produk- tion erheischt als der Marktwert ausdrckt), der andre darber. Der Marktwert wird einerseits zu betrachten sein als der Durch- schnittswert der in einer Sph„re produzierten Waren, andrerseits als der individuelle Wert der Waren, die unter den durchschnitt- lichen Bedingungen --- 27) Damals, 1865, noch bloáe "Ansicht" von Marx. Heute, seit der umfangreichen Untersuchung der ursprnglichen Gemeinwesen von Maurer bis auf Morgan, kaum noch irgendwo bestrittene Tatsache. - F.E. #188# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- der Sph„re produziert werden und die die groáe Masse der Produkte derselben bilden. Es sind nur auáerordentliche Kombinationen, un- ter denen die unter den schlechtesten Bedingungen oder die unter den bevorzugtesten Bedingungen produzierten Waren den Marktwert regeln, der seinerseits das Schwankungszentrum bildet fr die Marktpreise - die aber dieselben sind fr die Waren derselben Art. Wenn die Zufuhr der Waren zu dem Durchschnittswert, also zu dem mittleren Wert der Masse, die zwischen den beiden Extremen liegt, die gew”hnliche Nachfrage befriedigt, so realisieren die Waren, deren individueller Wert unter dem Marktwert steht, einen Extramehrwert oder Surplusprofit, w„hrend die, deren individuel- ler Wert ber dem Marktwert steht, einen Teil des in ihnen ent- haltnen Mehrwerts nicht realisieren k”nnen. Es hilft nichts zu sagen, daá der Verkauf der unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Waren beweist, daá sie zur Deckung der Nachfrage 1*) erheischt sind. W„re der Preis h”her in dem unterstellten Fall als der mittlere Marktwert, so w„re die Nachfrage geringer 2*). Zu gewissen Preisen kann eine Warenart einen gewissen Raum im Markt einnehmen; der Raum bleibt nur dann derselbe bei Wechsel der Preise, wenn der h”here Preis mit ge- ringrem Warenquantum und der niedrigere Preis mit r”árem Waren- quantum zusammenf„llt. Ist dagegen die Nachfrage so stark, daá sie sich nicht kontrahlert, wenn der Preis geregelt wird durch den Wert der unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Wa- ren, so bestimmen diese den Marktwert. Es ist dies nur m”glich, wenn die Nachfrage die gew”hnliche bersteigt oder die Zufuhr un- ter die gew”hnliche f„llt. Endlich, wenn die Masse der produzier- ten Waren gr”áer ist, als zu den mittlern Marktwerten Absatz fin- det, so regeln die unter den besten Bedingungen produzierten Wa- ren den Marktwert. Sie k”nnen z.B. ihre Waren ganz oder ann„hernd zu ihrem individuellen Wert verkaufen, wobei es passieren kann, daá die unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Waren vielleicht nicht einmal ihre Kostpreise realisieren, w„hrend die des mittlern Durchschnitts nur einen Teil des in ihnen enthaltnen Mehrwerts realisieren k”nnen. Was hier vom Marktwert gesagt, gilt vom Produktionspreis, sobald er an die Stelle des Marktwerts ge- treten. Der Produktionspreis ist in jeder Sph„re reguliert und ebenso nach den besondren Umst„nden reguliert. Er selbst aber ist wieder das Zentrum, worum sich die t„glichen Marktpreise drehn und wozu sie sich in bestimmten Perioden ausgleichen. ----- 1*) 1. Auflage: Zufuhr - 2*) 1. Auflage: gr”áer; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #189# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- (S. Ricardo, ber die Bestimmung des Produktionspreises durch die unter den schlechtesten Bedingungen Arbeitenden. [27]) Wie immer die Preise geregelt seien, es ergibt sich: 1. Das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung, indem Verminderung oder Vermehrung der zur Produktion erheischten Arbeitszeit die Produktionspreise steigen oder fallen macht. Es ist in diesem Sinne, daá Ricardo sagt [28] (der wohl fhlt, daá seine Produkti- onspreise von den Werten der Waren abweichen), daá the inquiry to which he wishes to draw the reader's attention, relates to the effect of the varlations in the relative value of commodities, and not in their absolute value 1*) 2. Der Durchschnittsprofit, der die Produktionspreise bestimmt, muá immer ann„hernd gleich sein dem Quantum Mehrwert, das auf ein gegebnes Kapital als aliquoten Teil des gesellschaftlichen Ge- samtkapitals f„llt. Gesetzt, die allgemeine Profitrate und daher der Durchschnittsprofit sei in einem Geldwert ausgedruckt, h”her als der wirkliche Durchschnittsmehrwert, seinem Geldwert nach be- rechnet. Soweit die Kapitalisten dann in Betracht kommen, ist es gleichgltig, ob sie sich wechselseitig 10 oder 15% Profit an- rechnen. Der eine Prozentsatz deckt nicht mehr wirklichen Waren- wert als der andre, indem die šbertreibung des Geldausdrucks wechselseitig ist. Was aber die Arbeiter angeht (da vorausgesetzt ist, daá sie ihren normalen Arbeitslohn erhalten, die Heraufset- zung des Durchschnittsprofits also nicht einen wirklichen Abzug vom Arbeitslohn, d.h. etwas ganz andres als normalen Mehrwert des Kapitalisten ausdrckt), so muá der durch die Heraufsetzung des Durchschnittsprofits entstehenden Erh”hung der Warenpreise eine Erh”hung im Geldausdruck des variablen Kapitals entsprechen. In der Tat ist solche allgemeine nominelle Erh”hung der Profitrate und des Durchschnittsprofits ber den durch das Verh„ltnis des wirklichen Mehrwerts zum vorgeschoánen Gesamtkapital gegebnen Satz nicht m”glich, ohne Erh”hung des Arbeitslohns nach sich zu ziehn, und ebenso Erh”hung der Preise der Waren, die das kon- stante Kapital bilden. Ebenso umgekehrt bei Erniedrigung. Da nun der Gesamtwert der Waren den Gesamtmehrwert, dieser aber die H”he des Durchschnittsprofits und daher der allgemeinen Profitrate re- gelt - als allgemeines Gesetz oder als das die Schwankungen Be- herrschende -, so reguliert das Wrtgesetz die Produktionspreise. ----- 1*) die Untersuchung, auf die er des Lesers Aufmerksamkeit lenken m”chte, sich auf die Wirkung der Ver„nderungen in dem relativen Wert der Waren und nicht in ihrem absoluten Wert bezieht #190# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Was die Konkurrenz, zun„chst in einer Sph„re, fertigbringt, ist die Herstellung eines gleichen Marktwerts und Marktpreises aus den verschiednen individuellen Werten der Waren. Die Konkurrenz der Kapitale in den verschiednen Sph„ren aber bringt erst hervor den Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den verschied- nen Sph„ren egallsiert. Zu dem letztren ist h”here Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise erheischt als zu dem fr- hern. Damit Waren derselben Produktionssph„re, derselben Art und ann„- hernd derselben Qualit„t zu ihren Werten verkauft werden, ist zweierlei n”tig: Erstens mssen die verschiednen individuellen Werte zu e i n e m gesellschaftlichem Wert, dem oben dargestellten Marktwert, ausge- glichen sein, und dazu ist eine Konkurrenz unter den Produzenten derselben Art Waren erfordert, ebenso wie das Vorhandensein eines Markts, auf dem sie gemeinsam ihre Waren ausbieten. Damit der Marktpreis identischer Waren, die aber jede unter Umst„nden von verschiedner individueller F„rbung produziert sind, dem Marktwert entspreche, nicht von ihm abweiche, weder durch Erh”hung ber, noch durch Senkung unter ihn, ist erfordert, daá der Druck, den die verschiednen Verk„ufer aufeinander ausben, groá genug ist, um die Masse Waren auf den Markt zu werfen, die das gesellschaft- liche Bedrfnis erheischt, d.h. die Quantit„t, wofr die Gesell- schaft f„hig ist, den Marktwert zu zahlen. šbertr„fe die Produk- tenmasse dies Bedrfnis, so máten die Waren unter ihrem Markt- wert verkauft werden; umgekehrt ber ihrem Marktwert, wenn die Produktenmasse nicht groá genug w„re oder, was dasselbe, wenn der Druck der Konkurrenz unter den Verk„ufern nicht stark genug w„re, sie zu zwingen, diese Warenmasse auf den Markt zu bringen. Žn- derte sich der Marktwert, so wurden sich auch die Bedingungen „n- dern, wozu die Gesamtwarenmasse verkauft werden k”nnte. F„llt der Marktwert, so erweitert sich im Durchschnitt das gesellschaftli- che Bedrfnis (welches hier immer zahlungsf„higes Bedrfnis ist) und kann innerhalb gewisser Grenzen gr”áre Massen Ware absorbie- ren. Steigt der Marktwert, so kontrahlert sich das gesellschaft- liche Bedrfnis fr die Ware und geringre Massen davon werden ab- sorbiert. Wenn daher Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis regulie- ren oder vielmehr die Abweichungen der Marktpreise vom Marktwert, so reguliert andrerseits der Marktwert das Verh„ltnis von Nach- frage und Zufuhr oder das Zentrum, um das die Schwankungen der Nachfrage und Zufuhr die Marktpreise oszillieren machen. Betrachtet man die Sache n„her, so findet man, daá die Bedingun- gen, #191# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- die fr den Wert der einzelnen Ware gelten, sich hier reproduzie- ren als Bedingungen fr den Wert der Gesamtsumme einer Art; wie denn die kapitalistische Produktion von vornherein Massenproduk- tion ist und wie auch andre, weniger entwickelte Produktionswei- sen - wenigstens bei den Hauptwaren - das in kleinem Massen Pro- duzierte als gemeinschaftliches Produkt, wenn auch vieler kleiner Detailproduzenten, in groáen Massen in den H„nden relativ weniger Kaufleute auf dem Markt konzentrieren, aufh„ufen und zum Verkauf bringen; als gemeinschaftliches Produkt eines ganzen Produktions- zweigs oder eines gr”áern oder kleinern Kontingents davon. Es sei hier ganz im Vorbeigehn bemerkt, daá das gesellschaftliche Bedrfnis, d.h. das, was das Prinzip der Nachfrage regelt, we- sentlich bedingt ist durch das Verh„ltnis der verschiednen Klas- sen zueinander und durch ihre respektive ”konomische Position, namentlich also erstens durch das Verh„ltnis des Gesamtmehrwerts zum Arbeitslohn und zweitens durch das Verh„ltnis der verschied- nen Teile, worin sich der Mehrwert spaltet (Profit, Zins, Grund- rente, Steuern usw.); und so zeigt sich auch hier wieder, wie ab- solut nichts aus dem Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr erkl„rt werden kann, bevor die Basis entwickelt ist, worauf dies Verh„lt- nis spielt. Obgleich beide, Ware und Geld, Einheiten von Tauschwert und Ge- brauchswert, sahen wir doch schon (Buch I, Kap. I, 3), wie im Kauf und Verkauf beide Bestimmungen an die beiden Extreme pola- risch verteilt sind, so daá die Ware (Verk„ufer) den Gebrauchs- wert und das Geld (K„ufer) den Tauschwert repr„sentiert. Daá die Ware Gebrauchswert habe, also ein gesellschaftliches Bedrfnis befriedige, war die eine Voraussetzung des Verkaufs. Die andre war, daá das in der Ware enthaltne Quantum Arbeit gesellschaft- lich notwendige Arbeit repr„sentiere, der individuelle Wert (und was unter dieser Voraussetzung dasselbe, der Verkaufspreis) der Ware daher mit ihrem gesellschaftlichen Wert zusammenfalle. [28] Wenden wir dies an auf die auf dem Markt befindliche Warenmasse, die das Produkt einer ganzen Sph„re bildet. Die Sache wird am leichtesten dargestellt, wenn wir die ganze Wa- renmasse, zun„chst also e i n e s Produktionszweigs, als eine Ware, und die Summe der Preise der vielen identischen Waren als in e i n e n Preis zusammenaddiert ----- 28) K. Marx, "Zur Kritik der pol. Oek.", Berlin 1859. 1*) ----- 1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 15-32 #192# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- auffassen. Was dann fr die einzelne Ware gesagt worden, gilt nun w”rtlich fr die auf dem Markt befindliche Warenmasse eines be- stimmten Produktionszweigs. Daá der individuelle Wert der Ware ihrem gesellschaftlichen Wert entspreche, ist jetzt dahin ver- wirklicht oder weiter bestimmt, daá das Gesamtquantum die zu sei- ner Produktion notwendige gesellschaftliche Arbeit enth„lt und daá der Wert dieser Masse = ihrem Marktwert. Nimm nun an, die groáe Masse dieser Waren sei ungef„hr unter den- selben normalen gesellschaftlichen Bedingungen produziert, so daá dieser Wert zugleich der individuelle Wert der diese Masse bil- denden einzelnen Waren. Wenn nun ein relativ kleiner Teil unter, ein andrer ber diesen Bedingungen produziert worden, so daá der individuelle Wert des einen Teils gr”áer, der des andren kleiner als der mittlere Wert des groáen Teils der Waren, diese beiden Extreme aber sich ausgleichen, so daá der Durchschnittswert der ihnen angeh”rigen Waren gleich dem Wert der der mittlern Masse angeh”rigen Waren, dann ist der Marktwert bestimmt durch den Wert der unter mittlern Bedingungen produzierten Waren. 29) Der Wert der gesamten Warenmasse ist gleich der wirklichen Summe der Werte aller einzelnen Waren zusammengenommen, sowohl deren, die inner- halb der mittlern Bedingungen, als deren, die unter oder ber ih- nen produziert sind. In diesem Fall ist der Marktwert oder der gesellschaftliche Wert der Warenmasse - die notwendig in ihnen enthaltne Arbeitszeit - bestimmt durch den Wert der groáen mitt- lern Masse. Nimm dagegen an, die Gesamtmenge der auf den Markt gebrachten fraglichen Ware bleibe dieselbe, aber der Wert der unter den schlechtem Bedingungen produzierten Waren gleiche sich nicht aus mit dem Wert der unter den bessern Bedingungen produzierten, so daá der unter den schlech. tern Bedingungen produzierte Massen- teil eine relativ bedeutende Gr”áe bilde, sowohl gegen die mitt- lere Masse wie gegen das andre Extrem: dann regelt die unter den schlechtem Bedingungen produzierte Masse den Marktwert oder den gesellschaftlichen Wert. Nimm endlich an, die unter bessern als den mittlern Bedingungen produzierte Warenmasse bertreife bedeutend die unter den schlechtem Bedingungen produzierte und bilde selbst eine bedeu- tende Gr”áe gegen die unter mittlern Verh„ltnissen produzierte; dann reguliert der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktwert. Es wird hier abgesehn von šberfhrung des Marktes, wo immer der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktpreis regelt; aber hier haben wir es nicht --- 29) K. Marx, "Zur Kritik etc." #193# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- mit dem Marktpreis zu tun, soweit er verschieden von dem Markt- wert, sondern mit den verschiednen Bestimmungen des Marktwerts selbst. 30) In der Tat, ganz strenggenommen (was natrlich in der Wirklich- keit nur ann„hernd und tausendfach modifiziert vorkommt) ist im Fall I der durch die mittlern Werte geregelte Marktwert der gan- zen Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werte; obgleich fr die an den Extremen produzierten Waren dieser Wert sich als ihnen aufgedrungner Durchschnittswert darstellt 1*). Die am schlechtesten Extrem Produzierenden mssen ihre Waren dann unter dem individuellen Wert verkaufen; die am besten Extrem verkaufen sie darber. Im Fall II gleichen sich die unter beiden Extremen produzierten individuellen Wertmassen nicht aus, sondern gibt die unter den schlechtem Bedingungen produzierte den Ausschlag. Strenggenommen w„re der Durchschnittspreis oder der Marktwert jeder einzelnen Ware oder jedes aliquoten Teils der Gesarntmasse nun bestimmt durch den Gesamtwert der Masse, der durch Addition der Werte der unter den verschiednen Bedingungen produzierten Waren herausk„me, und durch den aliquoten Teil, der von diesem Gesamtwert auf die einzelne Ware fiele. Der so erhaltne Marktwert st„nde ber dem individuellen Wert nicht nur der dem gnstigen Extrem, sondern auch der der mittlern Schicht angeh”rigen Waren; er st„nde aber immer noch niedriger als der individuelle Wert der auf dem --- 30) Der Streit zwischen Storch und Ricardo bei Gelegenheit der Grundrente (ein Streit nur der Sache nach: in der Tat nehmen sie beide keine Rcksicht aufeinander), ob der Marktwert (bei ihnen vielmehr der Markt- resp. Produktionspreis) durch die unter den ungnstigsten Bedingungen (Ricardo) oder unter den gnstigsten (Storch) produzierten Waren reguliert werde, l”st sich also dahin auf, daá beide recht haben und beide unrecht und daá ebenso beide den mittlern Fall ganz auáer acht gelassen haben. [29] Vergleiche Corbet [30] ber die F„lle, wo der Preis reguliert wird durch die unter den besten Bedingungen produzierten Waren. - "Es bedeutet nicht, er" (Ricardo) habe behauptet, daá sich zwei einzelne Po- sten von zwei verschiedenen Artikeln, wie ein Hut und ein Paar Schuhe, gegeneinander austauschen, wenn jene zwei einzelnen Po- sten mit gleichen Arbeitsmengen hergestellt wurden. Unter "Ware" mssen wir hier die 'Warengattung' verstehen, nicht einen einzel- nen Hut fr sich, ein einzelnes Paar Schuhe usw. Die gesamte Ar- beit, die alle Hte in England herstellt, muá zu diesem Zweck als auf alle Hte verteilt betrachtet werden. Das, scheint mir, ist zuerst und in den allgemeinen Darlegungen dieser hre nicht ausge- druckt worden." ("Observations on some verbal disputes in Pol. Econ. etc.", London 1821, p. 53, 54.) ----- 1*) 1. Auflage: aufstellt; ge„ndert nach dem Mmuskript von Marx #194# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- ungnstigen Extrem produzierten Waren. Wieweit er sich diesem n„- hert oder mit ihm endlich zusammenf„llt, h„ngt ganz ab von dem Umfang, den die am ungnstigen Extrem produzierte Warenmasse in der fraglichen Warensph„re einnimmt. Ist die Nachfrage nur wenig berwiegend, so regelt der individuelle Wert der ungnstig produ- zierten Waren den Marktpreis. Nimmt endlich, wie in Fall III, das am gnstigen Extrem produ- zierte Warenquantum gr”áern Raum ein, nicht nur verglichen mit dem andren Extrem, sondern mit den mittlern Bedingungen, so f„llt der Marktwert unter den mittlern Wert. Der Durchschnittswert, be- rechnet durch Addierung der Wertsummen der beiden Extreme und der Mitte, steht hier unter dem Wert der Mitte und n„hert oder ent- fernt sich von ihm je nach dem relativen Raum, den das gnstige Extrem einnimmt. Ist die Nachfrage schwach gegen die Zufuhr, so nimmt der gnstig gestellte Teil, wie groá er immer sei, gewalt- sam Raum ein durch Zusammenziehung seines Preises auf seinen in- dividuellen Wert. Mit diesem individuellen Wert der unter den be- sten Bedingungen produzierten Waren kann der Marktwert nie zusam- menfallen, auáer bei sehr starkem šberwiegen der Zufuhr ber die Nachfrage. Diese, hier a b s t r a k t dargestellte Festsetzung des Markt- werts wird auf dem wirklichen Markt vermittelt durch die Konkur- renz unter den K„ufern, vorausgesetzt, daá die Nachfrage gerade so groá ist, um die Warenmasse zu ihrem so festgesetzten Werte zu absorbieren. Und hier kommen wir auf den andren Punkt. Zweitens. Daá die Ware Gebrauchswert hat, heiát nur, daá sie ir- gendein gesellschaftliches Bedrfnis befriedigt. Solange wir nur von den einzelnen Waren handelten, konnten wir unterstellen, daá das Bedrfnis fr diese bestimmte Ware - in den Preis schon ihr Quantum eingeschlossen - vorhanden sei, ohne uns auf das Quantum des zu befriedigenden Bedrfnisses weiter einzulassen. Dies Quan- tum wird aber ein wesentliches Moment, sobald das Produkt eines ganzen Produktionszweigs auf der einen Seite und das gesell- schaftliche Bedrfnis auf der andern Seite steht. Es wird jetzt notwendig, das Maá, d.h. das Quantum dieses gesellschaftlichen Bedrfnisses zu betrachten. In den vorhin gegehnen Bestimmungen ber den Marktwert ist unter- stellt, daá die Masse der produzierten Waren dieselbe bleibt, eine gegebne ist; daá nur Wechsel stattfindet im Verh„ltnis der Bestandteile dieser Masse, die unter verschiednen Bedingungen produziert sind, und daá daher der Marktwert derselben Masse von Waren verschieden geregelt wird. Gesetzt, #195# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- diese Masse sei das gew”hnliche Quantum der Zufuhr, wobei wir ab- sehn von der M”glichkeit, daá ein Teil der produzierten Waren zeitweise dem ogen werden kann. Bleibt nun die Nachfrage fr diese Masse Markt entz auch die gew”hnliche, so wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft, welcher der drei vorhin untersuchten F„lle auch diesen Marktwert regulieren m”ge. Die Warenmasse be- friedigt nicht nur ein Bedrfnis, sondern sie befriedigt es in seinem gesellschaftlichen Umfang. Ist dagegen das Quantum kleiner oder gr”áer als die Nachfrage dafr, so finden Abweichungen des Marktpreises vom Marktwert statt. Und die erste Abweichung ist, daá, wenn das Quantum zu klein, stets die unter den schlechtesten Bedingungen produzierte Ware den Marktwert reguliert, und wenn zu groá, stets die unter den besten Bedingungen produzierte; daá also eins der Extreme den Marktwert bestimmt, trotzdem daá nach dem bloáen Verh„ltnis der Massen, die unter den verschiednen Be- dingungen produziert sind, ein andres Resultat stattfinden máte. Ist die Differenz zwischen Nachfrage und Produktenquantum bedeu- tender, so wird der Marktpreis ebenfalls noch bedeutender vom Marktwert nach oben oder nach unten abweichen. Die Differenz zwi- schen dem Quantum der produzierten Waren und dem Quantum, wobei die Waren zu ihrem Marktwert verkauft werden, kann aber aus dop- pelter Ursache entstehn. Entweder wechselt dies Quantum selbst, wird zu klein oder zu groá, so daá also die Reproduktion auf ei- nem andren Maástab stattgefunden h„tte als dem, der den gegebnen Marktwert regulierte. In diesem Fall hat sich die Zufuhr ver„n- dert, obgleich die Nachfrage dieselbe blieb, und dadurch ist re- lative šberproduktion oder Unterproduktion eingetreten. Oder aber die Reproduktion, d.h. die Zufuhr bleibt dieselbe, aber die Nach- frage ist gefallen oder gestiegen, was aus verschiednen Grnden geschehn kann. Obgleich hier die absolute Gr”áe der Zufuhr die- selbe geblieben, hat ihre relative Gr”áe, ihre Gr”áe verglichen mit oder gemessen an dem Bedrfnis, sich ver„ndert. Die Wirkung ist dieselbe wie im ersten Fall, nur in umgekehrter Richtung. Endlich: Wenn Ver„nderungen auf beiden Seiten stattfinden, aber entweder in entgegengesetzter Richtung, oder wenn in derselben Richtung, nicht in demselben Maá, wenn also in einem Wort doppel- seitige Žnderungen stattfinden, die aber die frhere Proportion zwischen den beiden Seiten „ndern, so muá das Endresultat immer auf einen der zwei oben betrachteten F„lle herauskommen. Die eigentliche Schwierigkeit bei der allgemeinen Begriffsbestim- mung der Nachfrage und Zufuhr ist die, daá sie auf Tautologie hinauszulaufen scheint. Betrachten wir zun„chst die Zufuhr, das auf dem Markt befindliche Produkt oder das fr ihn geliefert wer- den kann. Um reicht in hier ganz nutzlose #196# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Details einzugehn, denken wir hier an die Masse der j„hrlichen Reproduktion in jedem bestimmten Industriezweig und sehn dabei ab von der gr”áern oder geringem F„higkeit, die verschiedne Waren besitzen, dem Markt entzogen und fr die Konsumtion, sage des n„chsten Jahres, aufgespeichert zu werden. Diese j„hrliche Repro- duktion drckt zun„chst ein bestimmtes Quantum aus, Maá oder An- zahl, je nachdem die Warenmasse als diskrete oder kontinuierliche gemessen wird; es sind nicht nur Gebrauchswerte, die menschliche Bedrfnisse befriedigen, sondern diese Gebrauchswerte befinden sich auf dem Markt in einem gegebnen Umfang. Zweitens aber hat diese Warenmenge einen bestimmten Marktwert, den man ausdrucken kann in einen Multipel des Marktwerts der Ware oder des Warenma- áes, die als Einheiten dienen. Zwischen dem quantitativen Umfang der auf dem Markt befindlichen Waren und ihrem Marktwert exi- stiert daher kein notwendiger Zusammenhang, indem z.B. manche Wa- ren spezifisch hohen Wert haben, andre spezifisch niedrigen Wert, so daá eine gegebne Wertsumme sich in einem sehr groáen Quantum der einen und einem sehr geringen Quantum der andren Ware dar- stellen kann. Zwischen dem Quantum der auf dem Markt befindlichen Artikel und dem Marktwert dieser Artikel findet nur dieser Zusam- menhang statt: Auf einer gegebnen Basis der Produktivit„t der Ar- beit erheischt in jeder besondren Produktionssph„re die Herstel- lung eines bestimmten Quantums Artikel ein bestimmtes Quantum ge- sellschaftlicher Arbeitszeit, obgleich dies Verh„ltnis in ver- schiednen Produktionssph„ren durchaus verschieden ist und in kei- nem innern Zusammenhang mit der Ntzlichkeit dieser Artikel oder der besondren Natur ihrer Gebrauchswerte steht. Alle andren Um- st„nde gleichgesetzt: Wenn das Quantum a einer Warensorte b Ar- beitszeit kostet, so kostet das Quantum na nb Arbeitszeit. Fer- ner: Soweit die Gesellschaft Bedrfnisse befriedigen, einen Arti- kel zu diesem Zweck produziert haben will, so muá sie ihn zahlen. In der Tat, da bei der Warenproduktion Teilung der Arbeit voraus- gesetzt ist, kauft die Gesellschaft diese Artikel, indem sie auf ihre Produktion einen Teil ihrer disponiblen Arbeitszeit verwen- det, kauft sie sie also durch ein bestimmtes Quantum der Arbeits- zeit, worber diese gegebne Gesellschaft verfgen kann. Der Teil der Gesellschaft, dem es durch die Teilung der Arbeit zuf„llt, seine Arbeit in der Produktion dieser bestimmten Artikel zu ver- wenden, muá ein Žquivalent erhalten durch gesellschaftliche Ar- beit, dargestellt in den Artikeln, die seine Bedrfnisse befrie- digen. Aber es existiert kein notwendiger, sondern nur zuf„lliger Zusammenhang zwischen dem Gesarntquantum der gesellschaftlichen Arbeit, das auf einen gesellschaftlichen Artikel verwandt ist, d.h. zwischen dem #197# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- aliquoten Teil ihrer Gesamtarbeitskraft, den die Gesellschaft auf die Produktion dieses Artikels verwendet, also zwischen dem Um- fang, den die Produktion dieses Artikels in der Gesamtproduktion einnimmt, einerseits, und zwischen dem Umfang andrerseits, worin die Gesellschaft Befriedigung des durch jenen bestimmten Artikel gestillten Bedrfnisses verlangt. Obgleich jeder einzelne Artikel oder jedes bestimmte Quantum einer Warensorte nur die zu seiner Produktion erheischte gesellschaftliche Arbeit enthalten mag und von dieser Seite her betrachtet der Marktwert dieser gesamten Wa- rensorte nur notwendige Arbeit darstellt, so ist doch, wenn die bestimmte Ware in einem das gesellschaftliche Bedrfnis dermalen berschreitendem Maá produziert worden, ein Teil der gesell- schaftlichen Arbeitszeit vergeudet, und die Warenmasse repr„sen- tiert dann auf dem Markt ein viel kleineres Quantum gesellschaft- licher Arbeit, als wirklich in ihr enthalten ist. (Nur wo die Produktion unter wirklicher vorherbestimmender Kontrolle der Ge- sellschaft steht, schafft die Gesellschaft den Zusammenhang zwi- schen dem Umfang der gesellschaftlichen Arbeitszeit, verwandt auf die Produktion bestimmter Artikel, und dem Umfang des durch diese Artikel zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedrfnisses.) Daher mssen diese Waren unter ihrem Marktwert losgeschlagen, ein Teil davon kann selbst ganz unverk„uflich werden. - Umgekehrt, wenn der Umfang der auf die Produktion einer bestimmten Warensorte verwandten gesellschaftlichen Arbeit zu klein fr den Umfang des durch das Produkt zu befriedigenden besondren gesellschaftlichen Bedrfnisses. - Entspricht aber der Umfang der gesellschaftlichen Arbeit, die zur Produktion eines bestimmten Artikels verwandt, dem Umfang des zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedrfnisses, so daá also die produzierte Masse dem gew”hnlichen Maástab der Reproduktion bei unver„nderter Nachfrage entspricht, so wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Der Austausch oder Verkauf der Waren zu ihrem Wert ist das Rationelle, das natrliche Gesetz ihres Gleichgewichts; von ihm ausgehend, sind die Abweichungen zu erkl„ren, nicht umgekehrt aus den Abweichungen das Gesetz selbst. Sehn wir uns nach der andren Seite um, der Nachfrage. Waren werden gekauft als Produktionsmittel oder als Lebensmittel wobei es nichts „ndert, daá manche Sorten Waren beiden Zwecken dienen k”nnen -, um in die produktive oder individuelle Konsum- tion einzugehn. Es findet also Nachfrage fr sie statt von den Produzenten (hier Kapitalisten, da unterstellt, daá die Produkti- onsmittel in Kapital verwandelt sind) und von den Konsumenten. Beides scheint zun„chst zu unterstellen auf Seite der Nachfrage ein gegebnes Quantum gesellschaftlicher Bedrfnisse, dem #198# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- auf der andren Seite bestimmte Quanta gesellschaftlicher Produk- tion in den verschiednen Produktionszweigen entsprechen. Soll die Baumwollindustrie ihre j„hrliche Reproduktion auf gegebner Stu- fenleiter wieder ausfahren, so ist dazu das herk”mmliche Maá und, mit Betracht auf die j„hrliche Ausweitung der Reproduktion, in- folge von Kapitalakkumulation, bei sonst gleichbleibenden Umst„n- den, ein zus„tzliches Quantum von Baumwolle erforderlich. Ebenso mit Bezug auf die Lebensmittel. Die Arbeiterklasse muá wenigstens dasselbe Quantum notwendiger Lebensmittel, obgleich vielleicht mehr oder minder anders verteilt unter die verschiednen Sorten, wieder vorfinden, soll sie in hergebrachter Durchschnittsweise fortleben; und in Anbetracht des j„hrlichen Wachstums der Bev”l- kerung ein zus„tzliches Quantum; und so, mit mehr oder minder Mo- difikation, fr die andren Klassen. Es scheint also, daá auf Seite der Nachfrage eine gewisse Gr”áe von bestimmtem gesellschaftlichem Bedrfnis steht, das zu seiner L”schung bestimmte Menge eines Artikels auf dem Markt erheischt. Aber die quantitative Bestimmtheit dieses Bedrfnisses ist durch- aus elastisch und schwankend. Seine Fixit„t ist Schein. W„ren die Lebensmittel wohlfeiler oder der Geldlohn h”her, so wrden die Arbeiter mehr davon kaufen, und es wrde sich gr”áres gesell- schaftliches Bedrfnis fr diese Warensorten zeigen, ganz abge- sehn von den Paupers etc., deren "Nachfrage" noch unter den eng- sten Schranken ihres physischen Bedrfnisses steht. W„re andrer- seits z.B. die Baumwolle wohlfeller, so wrde die Nachfrage der Kapitalisten nach Baumwolle wachsen, es wrde mehr zuschssiges Kapital in die Baumwollindustrie geworfen etc. Es muá hierbei berhaupt nicht vergessen werden, daá die Nachfrage fr produk- tive Konsumtion unter unsrer Voraussetzung die Nachfrage des Ka- pitalisten und daá dessen eigentlicher Zweck die Produktion von Mehrwert ist, so daá er nur zu diesem Behuf eine gewisse Sorte von Waren produziert. Andrerseits hindert dies nicht, daá, soweit er als K„ufer z.B. von Baumwolle auf dem Markt steht, er das Be- drfnis fr Baumwolle repr„sentiert, wie es dem Baumwollverk„ufer ja auch gleichgltig ist, ob der K„ufer die Baumwolle in Hemden- zeug oder Schieáwolle verwandelt oder sich und der Welt die Ohren damit zu verstopfen gedenkt. Allerdings bt dies aber groáen Ein- fluá aus auf die Art, worin er K„ufer ist. Sein Bedrfnis fr Baumwolle ist wesentlich durch den Umstand modifiziert, daá es in Wirklichkeit nur sein Bedrfnis des Profitmachens verkleidet. - Die Grenzen, worin das auf dem M a r k t repr„sentierte Bedrf- nis fr Waren - die Nachfrage - quantitativ verschieden ist von dem wirklichen gesellschaftlichen Bedrfnis, ist natrlich fr verschiedne #199# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- Waren sehr verschieden; ich meine die Differenz zwischen dem ver- langten Quantum Waren und dem Quantum, das verlangt wrde mit an- dren Geldpreisen der Ware oder andren Geld- resp. Lebensverh„lt- nissen der K„ufer. Es ist nichts leichter, als die Ungleichm„áig- keiten von Nachfrage und Zufuhr einzusehn und die daraus folgende Abweichung der Marktpreise von den Marktwerten. Die eigentliche Schwierigkeit besteht in der Bestimmung dessen, was unter Deckung von Nachfrage und Zufuhr zu verstehn ist. Nachfrage und Zufuhr decken sich, wenn sie in solchem Verh„ltnis stehn, daá die Warenmasse eines bestimmten Produktionszweigs zu ihrem Marktwert verkauft werden kann, weder darber noch darun- ter. Das ist das erste, was wir h”ren. Das zweite: Wenn die Waren zu ihrem Marktwert verkaufbar, decken sich Nachfrage und Zufuhr. Wenn Nachfrage und Zufuhr sich decken, h”ren sie auf zu wirken, und eben deswegen wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Wenn zwei Kr„fte in entgegengesetzter Richtung gleichm„áig wirken, he- ben sie ein. ander auf, wirken sie gar nicht nach auáen, und Er- scheinungen, die unter dieser Bedingung vorgehn, mssen anders als durch das Eingreifen cheser beiden Kr„fte erkl„rt werden. Wenn Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig aufheben, h”ren sie auf, irgend etwas zu erkl„ren, wirken sie nicht auf den Marktwert und lassen uns erst recht im dunkeln darber, weshalb der Markt- wert sich grade in dieser Summe Geld ausdrckt und in keiner an- dern. Die wirklichen innern Gesetze der kapitalistischen Produk- tion k”nnen offenbar nicht aus der Wechselwirkung von Nachfrage und Zufuhr erkl„rt werden (ganz abgesehn von tieferer, hier nicht angebrachter Analyse dieser beiden gesellschaftlichen Trieb- kr„fte), da diese Gesetze nur dann rein verwirklicht erscheinen, sobald Nachfrage und Zufuhr aufh”ren zu wirken, d.h. sich decken. Nachfrage und Zufuhr decken sich in der Tat niemals, oder wenn sie sich einmal decken, so ist es zuf„llig, also wissenschaftlich = 0 zu setzen, als nicht geschehn zu betrachten. In der politi- schen ™konomie wird aber unterstellt, daá sie sich decken, warum? Um die Erscheinungen in ihrer gesetzm„áigen, ihrem Begriff ent- sprechenden Gestalt zu betrachten, d.h., sie zu betrachten unab- h„ngig von dem durch die Bewegung von Nachfrage und Zufuhr her- vorgebrachten Schein. Andrerseits, um die wirkliche Tendenz ihrer Bewegung aufzufinden, gewissermaáen zu fixieren. Denn die Un- gleichheiten sind entgegengesetzter Natur, und da sie einander best„ndig folgen, gleichen sie sich durch ihre entgegengesetzten Richtungen, durch ihren Widerspruch untereinander aus. Wenn also in keinem einzigen #200# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- gegebnen Fall Nachfrage und Zufuhr sich decken, so folgen sich ihre Ungleichheiten so - und es ist das Resultat der Abweichung in einer Richtung, eine andre Abweichung in einer entgegengesetz- ten Richtung hervorzurufen -, daá, wenn das Ganze einer gr”áern oder kleinern Zeitperiode betrachtet wird, sich Zufuhr und Nach- frage best„ndig decken; aber nur als Durchschnitt der verflosse- nen Bewegung und nur als best„ndige Bewegung ihres Widerspruchs. Dadurch gleichen sich die von den Marktwerten abweichenden Markt- preise, ihrer Durchschnittszahl nach betrachtet, zu Marktwerten aus, indem sich die Abweichungen von den letztren aufheben als Plus und Minus. Und diese Durchschnittszahl ist keineswegs von bloá theoretischer Wichtigkeit, sondern von praktischer fr das Kapital, dessen Anlage auf die Schwankungen und Ausgleichungen in mehr oder minder bestimmter Zeitperiode berechnet ist. Das Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr erkl„rt daher einerseits nur die Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und andrerseits die Tendenz zur Aufhebung dieser Abweichung, d.h. zur Aufhebung der Wirkung des Verh„ltnisses von Nachfrage und Zufuhr. (Die Ausnahmen von Waren, die Preise haben, ohne Wert zu haben, sind hier nicht zu betrachten.) Nachfrage und Zufuhr k”nnen die Aufhebung der durch ihre Ungleichheit hervorgebrachten Wirkung in sehr verschiedner Form durchfhren. Z. B. f„llt die Nachfrage und daher der Marktpreis, so kann das dazu fhren, daá Kapital entzo- gen und so die Zufuhr vermindert wird. Es kann aber auch dazu fhren, daá der Marktwert selbst durch Erfindungen, die die not- wendige Arbeitszeit verkrzen, erniedrigt und dadurch mit dem Marktpreis ausgeglichen wird. Umgekehrt: Steigt die Nachfrage und damit der Marktpreis ber den Marktwert, so kann dies dazu fh- ren, daá diesem Produktionszweig zuviel Kapital zugefhrt und die Produktion so gesteigert wird, daá der Marktpreis selbst unter den Marktwert f„llt; oder es kann andterseits zu einer Preisstei- gerung fhren, die die Nachfrage selbst zurcktreibt. Es mag auch in diesem oder Jenem Produktionszweig dazu fhren, daá der Markt- wert selbst fr krzre oder l„ngre Perioden steigt, indem ein Teil der verlangten Produkte w„hrend dieser Zeit unter schlech- tern Bedingungen produziert werden muá. Bestimmt Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis, so andrerseits der Marktpreis und in weitrer Analyse der Marktwert die Nachfrage und Zufuhr. Bei der Nachfrage ist dies augenscheinlich, da diese sich in umgekehrter Richtung zum Preise bewegt, zunimmt, wenn dieser f„llt, und umgekehrt. Aber auch bei der Zufuhr. Denn die Preise der Produktionsmittel, die in die zugefhrte Ware eingehn, be- stimmen die Nachfrage nach diesen #201# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- Produktionsmitteln und daher auch die Zufuhr der Waren, deren Zu- fuhr die Nachfrage nach Jenen Produktionsmitteln einschlieát. Die Baumwollpreise sind bestimmend fr die Zufuhr von Baumwollstof- fen. Zu dieser Konfusion - Bestimmung der Preise durch Nachfrage und Zufuhr und daneben Bestimmung der Nachfrage und Zufuhr durch die Preise - kommt hinzu, daá die Nachfrage die Zufuhr und umgekehrt die Zufuhr die Nachfrage bestimmt, die Produktion den Markt und der Markt die Produktion. 31) Selbst der ordin„re ™konom (s. Note) sieht ein, daá ohne einen durch „uáere Umst„nde herbeigefhrten Wechsel der Zufuhr oder des Bedarfs --- 31) Groáer Bl”dsinn der folgende "Scharfsinn": Wo die Menge der L”hne, des Kapitals und des Bodens, die zur Herstellung einer Ware erforderlich ist, sich gegen frher ver„ndert hat, ist auch das, was Adam Smith ihren natrlichen Preis nennt, ver„ndert, und jener Preis, der vorher ihr natrlicher Preis war, wird mit Hin- blick auf diese Ver„nderung ihr Marktpreis: denn obwohl weder die Zufuhr noch die verlangte Menge gewechselt haben m”gen" (beide wechseln hier, gerade weil der Marktwert oder, worum es sich bei A. Smith handelt, der Produktionspreis wechselt infolge eines Wertwechsels), entspricht jene Zufuhr nicht v”llig der Nachfrage jener Personen, die das, was jetzt die Produktionskosten dar- stellt, zu zahlen f„hig und gewillt sind, sondern sie ist entwe- der gr”áer oder kleiner, so daá das Verh„ltnis zwischen der Zu- fuhr und dem, was im Hinblick auf die neuen Produktionskosten die effektive Nachfrage darstellt, verschieden ist von dem frheren. Dann wird eine Žnderung in der Zufuhr eintreten - wenn ihr kein Hindernis im Wege steht - und wird schlieálich die Ware zu ihrem neuen natrlichen Preis bringen. Es k”nnte dann manchen Leuten gut dnken zu sagen, daá - da die Ware zu ihrem natrlichen Preis durch eine Žnderung in ihrer Zufuhr gelangt - der natrliche Preis ebensosehr einem Verh„ltnis zwischen Nachfrage und Zufuhr geschuldet ist wie der Marktpreis einem andern, und folglich, daá der natrliche Preis ebenso wie der Marktpreis von dem Verh„ltnis abh„ngt, in dem Nachfrage und Zufuhr zueinander stehen. ('Der groáe Grundsatz von Zufuhr und Nachfrage wurde in T„tigkeit ge- setzt, um ebenso das zu bestimmen, was A.Smith natrliche Preise, wie das, was er Marktpreise nennt.' - Malthus. [31])" ("Observations on certain verbal disputes etc.", London 1821, p. 60, 61.) Der kluge Mann begreift nicht, daá im vorliegenden Fall gerade der Wechsel in cost of production 1*), also auch im Wert, die Žnderung in der Nachfrage, also im Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr, hervorgebracht hatte und daá diese Žnderung in der Nachfrage eine Žnderung in der Zufuhr herbeifhren kann; was ge- rade das Gegenteil beweisen wrde von dem, was unser Denker be- weisen will; es wurde n„mlich beweisen, daá die Žnderung in den Produktionskosten keineswegs von dem Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr reguliert ist, sondern im Gegenteil selbst dies Verh„ltnis reguliert. ----- 1*) Produktionskosten #202# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- das Verh„ltnis beider wechseln kann infolge eines Wechsels im Marktwert der Waren. Selbst er muá zugeben, daá, welches immer der Marktwert, Nachfrage und Zufuhr sich ausgleichen mssen, um ihn herauszubekommen. D.h., das Verh„ltnis von Nachfrage und Zu- fuhr erkl„rt nicht den Marktwert, sondern dieser umgekehrt er- kl„rt die Schwankungen von Nachfrage und Zufuhr. Der Verfasser der "Observations" f„hrt nach der in der Note zitierten Stelle fort: "This proportion" (zwischen Nachfrage und Zufuhr), "however, if we still mean by 'demand' and 'natural price', what we meant just now, when referring to Adam Smith, must always be a proportion of equality, for it is only when the supply is equal to the effec- tual demand, that is, to that demand, which will pay neither more nor less than the natural price, that the natural price is in fact paid; consequently, there may be two very different natural prices, at different times, for the same commodity, and yet the proportion which the supply bears to the demand, be in both cases the same, namely the proportion of equality." 1*) Es wird also zugegeben, daá bei zwei verschiednen natural prices derselben Ware zu verschiedner Zeit Nachfrage und Zufuhr jedesmal sich decken k”nnen und decken mssen, soll die Ware beide Male zu ihrem natural price verkauft werden. Da nun beide Male kein Un- terschied im Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr ist, wohl aber ein Unterschied in der Gr”áe des natural price selbst, so ist dieser offenbar unabh„ngig von Nachfrage und Zufuhr bestimmt, und kann also am wenigsten durch diese bestimmt werden. Damit eine Ware zu ihrem Marktwert verkauft wird, d.h. im Ver- h„ltnis zu der in ihr enthaltnen gesellschaftlich notwendigen Ar- beit, muá das Gesamtquantum gesellschaftlicher Arbeit, welches auf die Gesamtmasse dieser Warenart verwandt wird, dem Quantum des gesellschaftlichen Bedrfnisses fr sie entsprechen, d.h. des zahlungsf„higen gesellschaftlichen Bedrfnisses. Die Konkurrenz, die Schwankungen der Marktpreise, die den Schwankungen des Ver- h„ltnisses von Nachfrage und Zufuhr entsprechen, suchen best„ndig das Gesamtquanturn der auf jede Warenart verwandten Arbeit auf dieses Maá zu reduzieren. ----- 1*) "Dieses Verh„ltnis" (zwischen Nachfrage und Zufuhr) jedoch, wenn wir unter 'Nachfrage' und 'natrlichem Preis' noch das ver- stehen, was wir bis jetzt mit Bezugnahme auf Adam Smith darunter verstanden, muá immer ein Gleichheitsverh„ltnis sein, denn nur wenn die Zufuhr gleich ist der effektiven Nachfrage, d.h. jener Nachfrage, die weder mehr noch weniger als den natrlichen Preis zahlen will, wird der natrliche Preis tats„chlich gezahlt; folg- lich kann es zu den verschiedenen Zeiten zwei sehr verschiedene natrliche Preise fr dieselbe Ware geben, und doch kann das Ver- h„ltnis, in dem die Zufuhr zur Nachfrage steht, in beiden F„llen dasselbe sein, n„mlich das Gleichheitsverh„ltnis." #203# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- In dem Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr der Waren wiederholt sich erstens das Verh„ltnis von Gebrauchswert und Tauschwert, von Ware und Geld, von K„ufer und Verk„ufer; zweitens das von Produ- zent und Konsument, obgleich beide durch dritte Kaufleute vertre- ten sein m”gen. Bei der Betrachtung des K„ufers und Verk„ufers ist es hinreichend, sie einzeln gegenberzustellen, um das Ver- h„ltnis zu entwickeln. Drei Personen gengen fr die vollst„ndige Metamorphose der Ware und daher fr das Ganze des Verkaufs und Kaufs. A verwandelt seine Ware in das Geld von B, an den er die Ware verkauft, und er rckverwandelt sein Geld wieder in Ware, die er damit von C kauft; der ganze Prozeá geht zwischen diesen dreien vor. Ferner: Bei Betrachtung des Geldes war angenommen, daá die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, weil durchaus kein Grund vorhanden war, von dem Wert abweichende Preise zu betrach- ten, da es sich nur um die Formver„nderungen handelte, welche die Ware bei ihrer Geldwerdung und Rckverwandlung aus Geld in Ware durchl„uft. Sobald die Ware berhaupt verkauft und mit dem Erl”s eine neue Ware gekauft wird, liegt die ganze Metamorphose vor uns, und es ist fr sie, als solche betrachtet, gleichgltig, ob der Preis der Ware unter oder ber ihrem Wert steht. Der Wert der Ware als Grundlage bleibt wichtig, weil das Geld nur aus diesem Fundament heraus begrifflich zu entwickeln und der Preis seinem allgemeinen Begriff nach zun„chst nur der Wert in Geldform ist. Allerdings wird bei Betrachtung des Geldes als Zirkulationsmittel unterstellt, daá nicht nur eine Metamorphose einer Ware vorgeht. Es wird vielmehr die gesellschaftliche Verschlingung dieser Meta- morphosen betrachtet. Nur so kommen wir zum Umlauf des Geldes und zur Entwicklung seiner Funktion als Zirkulationsmittel. Aber so wichtig dieser Zusammenhang fr den šbergang des Geldes in die Funktion als Zirkulationsmittel und fr seine daraus folgende ver„nderte Gestalt, so gleichgltig ist er fr die Transaktion zwischen den einzelnen K„ufern und Verk„ufern. Dagegen bei Zufuhr und Nachfrage ist die Zufuhr gleich der Summe der Verk„ufer oder Produzenten einer bestimmten Warenart und die Nachfrage gleich der Summe der K„ufer oder Konsumenten (individueller oder produktiver) derselben Warenart. Und zwar wirken die Summen aufeinander als Einheiten, als Aggregatkr„fte. Der einzelne wirkt hier nur als Teil einer g e s e l l s c h a f t l i c h e n Macht, als Atom der Masse, und es ist in dieser Form, daá die Konkurrenz den gesellschaftli- chen Charakter der Produktion und Konsumtion geltend macht. Die Seite der Konkurrenz, die momentan die schw„chere, ist zugleich die, worin der einzelne unabh„ngig von der Masse seiner Konkur- renten #204# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- und oft direkt gegen sie wirkt und grade dadurch die Abh„ngigkeit des einen von dem andren fhlbar macht, w„hrend die st„rkre Seite stets mehr oder minder als geschloáne Einheit dem Widerpart ge- genbertritt. Ist fr diese bestimmte Sorte Waren die Nachfrage gr”áer als die Zufuhr, so berbietet - innerhalb gewisser Grenzen - ein K„ufer den andren und verteuert so die Ware fr alle ber den Marktwert 1*), w„hrend auf der andern Seite die Verk„ufer ge- meinsam zu einem hohen Marktpreis zu verkaufen suchen. Ist umge- kehrt die Zufuhr gr”áer als die Nachfrage, so f„ngt einer an, wohlfeller loszuschlagen, und die andren mssen folgen, w„hrend die K„ufer gemeinsam darauf hinarbeiten, den Marktpreis m”glichst tief unter den Marktwert herabzudrcken. Die gemeinsame Seite in- teressiert jeden nur, solange er mehr mit ihr gewinnt als gegen sie. Und die Gemeinsamkeit h”rt auf, sobald die Seite als solche die schw„chere wird, wo dann jeder einzelne auf eigne Hand sich m”glichst gut herauszuwinden sucht. Produziert ferner einer wohl- feiler und kann er mehr losschlagen, sich gr”áren Raums vom Markt bem„chtigen, indem er unter dem laufenden Marktpreis oder Markt- wert verkauft, so tut er es, und so beginnt die Aktion, die nach und nach die andren zwingt, die wohlfeilere Produktionsart einzu- fhren, und die die gesellschaftlich notwendige Arbeit auf ein neues geringres Maá reduziert. Hat eine Seite die Oberhand, so gewinnt jeder, der ihr angeh”rt; es ist, als h„tten sie ein ge- meinschaftliches Monopol geltend zu machen. Ist eine Seite die schw„chte, so kann jeder fr seinen eignen Teil suchen, der St„rkte zu sein (z.B. wer mit weniger Produktionskosten arbeitet) oder wenigstens so gut wie m”glich davonzukommen, und hier schert er sich den Teufel um seinen Nebenmann, obgleich sein Wirken nicht nur ihn, sondern auch alle seine Kumpane mit berhrt. 32) Nachfrage und Zufuhr unterstellen die Verwandlung des Werts in Marktwert, und soweit sie auf kapitalistischer Basis vorgehn, so- weit die Waren Produkte des Kapitals sind, unterstellen sie kapi- talistische Produktionsprozesse, also ganz anders verwickelte Verh„ltnisse als den bloáen --- 32) "Wenn jeder einzelne einer Klasse nie mehr haben k”nnte als einen gegebenen Anteil oder einen aliquoten Teil von Gewinn und Besitz des Ganzen, so wrde er sich bereitwillig vereinigen, um die Gewinne hinaufzutreiben" (das tut er, sobald das Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr es erlaubt): "das ist Monopol. Aber wo jeder einzelne denkt, daá er irgendwie die absolute Summe seines eigenen Anteils vergr”áern k”nne, wenn auch durch ein Verfahren, das die Gesamtsumme verringert, wird er es oft tun: das ist Kon- kurrenz." ("An Inquiry into those principles respecting the na- ture of dernand etc.", London 1821, p. 105.) ----- 1*) 1. Auflage: Marktpreis #205# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- Kauf und Verkauf der Waren. Bei ihnen handelt es sich nicht um die formelle Verwandlung des Werts der Waren in Preis, d.h. um bloáe Formver„nderung; es handelt sich um die bestimmten quanti- tativen Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und wei- ter von den Produktionspreisen. Bei dem einfachen Kauf und Ver- kauf gengt es, Warenproduzenten als solche sich gegenber zu ha- ben. Nachfrage und Zufuhr, bei weitrer Analyse, unterstellen die Existenz der verschiednen Klassen und Klassenabteilungen, welche die Gesamtrevenue der Gesellschaft unter sich verteilen und als Revenue unter sich konsumieren, die also die von der Revenue ge- bildete Nachfrage bilden; w„hrend sie andrerseits, zum Verst„nd- nis der durch die Produzenten als solche unter sich gebildeten Nachfrage und Zufuhr, Einsicht in die Gesamtgestaltung des kapi- talistischen Produktionsprozesses erheischen. Bei der kapitalistischen Produktion handelt es sich nicht nur darum, fr die in Warenform in die Zirkulation geworfne Wertmasse eine gleiche Wertmasse in andrer Form - sei es des Geldes oder einer andren Ware herauszuziehn, sondern es handelt sich darum, fr das der Produktion vorgeschoáne Kapital denselben Mehrwert oder Profit herauszuziehn wie jedes andre Kapital von derselben Gr”áe, oder pro rata seiner Gr”áe, in welchem Produktionszweig es auch angewandt sei; es handelt sich also darum, wenigstens als Minimum, die Waren zu Preisen zu verkaufen, die den Durch- schnittsprofit liefern, d.h. zu Produktionspreisen. Das Kapital kommt sich in dieser Form selbst zum Bewuátsein als eine g e s e l l s c h a f t l i c h e M a c h t, an der jeder Kapi- talist teilhat im Verh„ltnis seines Anteils am gesellschaftlichen Gesamtkapital. Erstens ist die kapitalistische Produktion an und fr sich gleichgltig gegen den bestimmten Gebrauchswert, berhaupt gegen die Besonderheit der Ware, die sie produziert. In jeder Produkti- onssph„re kommt es ihr nur darauf an, Mehrwert zu produzieren, im Produkt der Arbeit ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit sich anzueignen. Und es liegt ebenso in der Natur der dem Kapital un- terworfnen Lohnarbeit, daá sie gleichgltig ist gegen den spezi- fischen Charakter ihrer Arbeit, sich nach den Bedrfnissen des Kapitals umwandeln und sich von einer Produktionssph„re in die andre werfen lassen muá. Zweitens ist in der Tat eine Produktionssph„re nun so gut und so schlecht wie die andre; jede wirft denselben Profit ab, und jede wrde zwecklos sein, wenn die von ihr produzierte Ware nicht ein gesellschaftliches Bedrfnis irgendeiner Art befriedigt. Werden die Waren aber zu ihren Werten verkauft, so entstehn, wie entwickelt, #206# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- sehr verschiedne Profitraten in den verschiednen Produktionssph„- ren, je nach der verschiednen organischen Zusammensetzung der darin angelegten Kapitalmassen. Das Kapital entzieht sich aber einer Sph„re mit niedriger Profitrate und wirft sich auf die an- dre, die h”heren Profit abwirft. Durch diese best„ndige Aus- und Einwandrung, mit einem Wort, durch seine Verteilung zwischen den verschiednen Sph„ren, je nachdem dort die Profitrate sinkt, hier steigt, bewirkt es solches Verh„ltnis der Zufuhr zur Nachfrage, daá der Durchschnittsprofit in den verschiednen Produktionssph„- ren derselbe wird und daher die Werte sich in Produktionspreise verwandeln. Diese Ausgleichung gelingt dem Kapital mehr oder min- der, je h”her die kapitalistische Entwicklung in einer gegebnen nationalen Gesellschaft ist: d.h. je mehr die Zust„nde des be- treffenden Landes der kapitalistischen Produktionsweise angepaát sind. Mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion entwic- keln sich auch ihre Bedingungen, unterwirft sie das Ganze der ge- sellschaftlichen Voraussetzungen, innerhalb deren der Produkti- onsprozeá vor sich geht, ihrem spezifischen Charakter und ihren immanenten Gesetzen. Die best„ndige Ausgleichung der best„ndigen Ungleichheiten voll- zieht sich um so rascher, 1. je mobiler das Kapital, d.h. je leichter es bertragbar ist von einer Sph„re und von einem Ort zum andern; 2. je rascher die Arbeitskraft von einer Sph„re in die andre und von einem lokalen Produktionspunkt auf den andren werfbar ist. Nr. 1 unterstellt vollst„ndige Handelsfreiheit im Innern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole auáer den natrlichen, n„mlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst entspringenden. Ferner Entwicklung des Kreditsystems, wel- ches die unorganische Masse des disponiblen gesellschaftlichen Kapitals den einzelnen Kapitalisten gegenber konzentriert; end- lich Unterordnung der verschiednen Produktionssph„ren unter Kapi- talisten. Dies letztre ist schon in der Voraussetzung einge- schlossen, wenn angenommen wurde, daá es sich um Verwandlung der Werte in Produktionspreise fr alle kapitalistisch ausgebeuteten Produktionssph„ren handelt; aber diese Ausgleichung selbst st”át auf gráre Hindernisse, wenn zahlreiche und massenhafte, nicht kapitalistisch betriebne Produktionssph„ren (z.B. Ackerbau durch Kleinbauern) sich zwischen die kapitalistischen Betriebe ein- schieben und mit ihnen verketten. Endlich groáe Dichtigkeit der Bev”lkerung. - Nr. 2 setzt voraus Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter hindern, aus einer Produktionssph„re in die andre oder aus einem Lokalsitz der Produktion nach irgendeinem andern berzusiedeln. Gleichgltigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit. M”glichste Reduzierung der Arbeit in allen Produk- tionssph„ren #207# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- auf einfache Arbeit. Wegfall aller professionellen Vorurteile bei den Arbeitern. Endlich und namentlich Unterwerfung des Arbeiters unter die kapitalistische Produktionsweise. Weitre Ausfhrungen hierber geh”ren in die Spezialuntersuchung der Konkurrenz. Aus dem Gesagten ergibt sich, daá jeder einzelne Kapitalist, wie die Gesamtheit aller Kapitalisten jeder besondern Produktions- sph„re, in der Exploitation der Gesamtarbeiterklasse durch das Gesamtkapital und in dem Grad dieser Exploitation nicht nur aus allgemeiner Klassensympathie, sondern direkt ”konomisch beteiligt ist, weil, alle andern Umst„nde, darunter den Wert des vorge- schoánen konstanten Gesamtkapitals als gegeben vorausgesetzt, die Durchschnittsprofitrate abh„ngt von dem Exploitationsgrad der Ge- samtarbeit durch das Gesamtkapital. Der Durchschnittsprofit f„llt zusammen mit dem Durchschnittsmehr- wert, den das Kapital pro 100 erzeugt, und mit Bezug auf den Mehrwert ist das eben Gesagte von vornherein selbstverst„ndlich. Beim Durchschnittsprofit kommt nur hinzu der Wert des vorgeschoá- nen Kapitals als eines der Bestimmungsrnomente der Profitrate. In der Tat ist das besondre Interesse, das ein Kapitalist oder das Kapital einer bestimmten Produktionssph„re an der Exploitation der direkt von ihm besch„ftigten Arbeiter nimmt, darauf be- schr„nkt, daá entweder durch ausnahmsweise šberarbeitung oder aber durch Herabsetzung des Lohns unter den Durchschnitt oder durch ausnahmsweise Produktivit„t in der angewandten Arbeit ein Extraschnitt, ein ber den Durchschnittsprofit bergreifender Profit gemacht werden kann. Hievon abgesehn, w„re ein Kapitalist, der in seiner Produktionssph„re gar kein variables Kapital und darum gar keine Arbeiter anwendete (was in der Tat bertriebne Unterstellung), ganz ebensosehr an der Exploitation der Arbeiter- klasse durch das Kapital interessiert und leitete ganz ebensosehr seinen Profit von unbezahlter Mehrarbeit ab, wie etwa ein Kapita- list, der (wieder bertriebne Voraussetzung) nur variables Kapi- tal anwendete, also sein ganzes Kapital in Arbeitslohn auslegte. Der Exploitationsgrad der Arbeit h„ngt aber bei gegebnem Arbeits- tag von der durchschnittlichen Intensit„t der Arbeit und bei ge- gebner Intensit„t von der L„nge des Arbeitstags ab. Von dem Ex- ploitationsgrad der Arbeit h„ngt die H”he der Mehrwertsrate ab, also bei gegebner Gesamtmasse des variablen Kapitals die Gr”áe des Mehrwerts, damit die Gr”áe des Profits. Das Spezialinteresse, welches das Kapital einer Sph„re, im Unterschied vom Gesamtkapi- tal, an der Ausbeutung der von ihm speziell besch„ftigten Arbei- ter, hat der einzelne Kapitalist, im Unterschied von seiner Sph„re, an der Ausbeutung der pers”nlich von ihm ausgebeuteten Arbeiter. #208# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Andrerseits hat jede besondre Sph„re des Kapitals und jeder ein- zelne Kapitalist dasselbe Interesse an der Produktivit„t der vom Gesamtkapital angewandten gesellschaftlichen Arbeit. Denn davon h„ngt zweierlei ab: Erstens die Masse der Gebrauchswerte, worin sich der Durchschnittsprofit ausdrckt; und dies ist doppelt wichtig, soweit dieser sowohl als Akkumulationsfonds von neuem Kapital wie als Revenuefonds zum Genuá dient. Zweitens die Wert- h”he des vorgeschoánen Gesamtkapitals (konstanten und variablen), die, bei gegebner Gr”áe des Mehrwerts oder Profits der ganzen Ka- pitalistenklasse, die Profitrate oder den Profit auf ein bestimm- tes Quantum Kapital bestimmt. Die besondre Produktivit„t der Ar- beit in einer besondren Sph„re oder in einem besondren Einzelge- sch„ft dieser Sph„re interessiert nur die direkt dabei beteilig- ten Kapitalisten, soweit sie die einzelne Sph„re gegenber dem Gesamtkapital oder den einzelnen Kapitalisten gegenber seiner Sph„re bef„higt, einen Extraprofit zu machen. Man hat also hier den mathematisch exakten Nachweis, warum die Kapitalisten, sosehr sie in ihrer Konkurrenz untereinander sich als falsche Brder bew„hren, doch einen wahren Freimaurerbund bilden gegenber der Gesamtheit der Arbeiterklasse. Der Produktionspreis schlieát den Durchschnittsprofit ein. Wir gaben ihm den Namen Produktionspreis; es ist tats„chlich das- selbe, was A. Smith natural price 1*) nennt, Ricardo price of production, cost of production 2*), die Physiokraten prix n‚ces- saire 3*) nennen - wobei keiner von ihnen den Unterschied des Produktionspreises vom Wert entwickelt hat -, weil er auf die Dauer Bedingung der Zufuhr, der Reproduktion der Ware jeder be- sondren Produktionssph„re ist. 33) Man begreift auch, warum die- selben ™konomen, die sich gegen die Bestimmung des Werts der Wa- ren durch die Arbeitszeit, durch das in ihnen enthaltne Quantum Arbeit str„uben, immer von den Produktionspreisen sprechen als von den Zentren, um die die Marktpreise schwanken. Sie k”nnen sich das erlauben, weil der Produktionspreis eine schon ganz ver- „uáerlichte und prima facie begriffslose Form des Warenwerts ist, eine Form, wie sie in der Konkurrenz erscheint, also im Bewuát- sein des vulg„ren Kapitalisten, also auch in dem der Vulg„r”kono- men vorhanden ist. --- Aus der Entwicklung ergab sich, wie der Marktwert (und alles dar- ber Gesagte gilt mit den n”tigen Einschr„nkungen fr den Produk- tionspreis) --- 32) Malthus. [32] ----- 1*) natrlichen Preis - 2*) Produktionspreis, Produktionskosten - 3*) notwendigen Preis #209# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- einen Surplusprofit der unter den besten Bedingungen Produzieren- den in jeder besondren Produktionssph„re einschlieát. F„lle von Krisen und šberproduktion berhaupt ausgenommen, gilt dies von allen Marktpreisen, wie sehr sie auch abweichen m”gen von den Marktwerten oder den Marktproduktionspreisen. Im Marktpreis ist n„mlich eingeschlossen, daá derselbe Preis fr Waren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiednen indivi- duellen Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedne Kostpreise haben m”gen. (Von Surplusprofiten, die Folge von Mono- polen im gew”hnlichen Sinn, knstlichen oder natrlichen, spre- chen wir hier nicht.) Ein Surplusprofit kann aber auáerdem noch entstehn, wenn gewisse Produktionssph„ren in der Lage sind, sich der Verwandlung ihrer Warenwerte in Produktionspreise und daher der Reduktion ihrer Profite auf den Durchschnittsprofit zu ent- ziehn. Im Abschnitt ber die Grundrente werden wir die weitre Ge- staltung dieser beiden Formen des Surplusprofits zu betrachten haben. #210# ----- ELFTES KAPITEL Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohns auf die Pro- duktionspreise Die Durchschnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals sei 80c + 20v und der Profit 20%. In diesem Fall ist die Rate des Mehrwerts 100%. Eine allgemeine Erh”hung des Arbeitslohns, alles andre gleichgesetzt, ist eine Erniedrigung der Rate des Mehr- werts. Fr das Durchschnittskapital fallen Profit und Mehrwert zusammen. Der Arbeitslohn steige um 25%. Dieselbe Masse Arbeit, die es 20 kostete in Bewegung zu setzen, kostet es jetzt 25. Wir haben dann statt 80c + 20v + 20p einen Umschlagswert von 80c + 25v + 15p. Die vom variablen Kapital in Bewegung gesetzte Arbeit produziert nach wie vor eine Wertsumme von 40. Steigt v von 20 auf 25, so ist der šberschuá in resp. p nur noch = 15. Der Profit von 15 auf 105 ist 14 2/7 %, und dies w„re die neue Rate des Durchschnittsprofits. Da der Produktionspreis der vom Durch- schnittskapital produzierten Waren zusammenf„llt mit ihrem Wert, so h„tte sich der Produktionspreis dieser Waren nicht ver„ndert; die Erh”hung des Arbeitslohns h„tte daher wohl Erniedrigung des Profits, aber keinen Wert- und Preiswechsel der Waren mit sich gefhrt. Frher, wo der Durchschnittsprofit = 20%, war der Produktions- preis der in einer Umschlagsperiode produzierten Waren gleich ih- rem Kostpreis plus einem Profit von 20% auf diesen Kostpreis, also = k + kp' = k + 20k/100; wo k variable Gr”áe, verschieden nach dem Wert der Produktionsmittel, die in die Waren eingehn, und nach dem Maáe des Verschleiáes, den das in ihrer Produktion verwandte fixe Kapital an das Produkt abgibt. Jetzt betrge der Produktionspreis 14 2/7 k k + --------. 100 Nehmen wir nun erst ein Kapital, dessen Zusammensetzung niedriger als die ursprngliche des gesellschaftlichen Durchschnittskapi- tals 80c + 20v (die sich jetzt verwandelt hat in 76 4/21 c + 23 17/21 v); z.B. 50c + 50v. Hier betrug der Produktionspreis des Jahresprodukts, wenn wir der Vereinfachung #211# 11. Kapitel - Arbeitslohn und Produktionspreise ----- halber annehmen, daá das ganze fixe Kapital in das j„hrliche Pro- dukt als Verschleiá einging und daá die Umschlagszeit dieselbe ist wie in Fall I, vor der Erh”hung des Arbeitslohns 50c + 50v + 20v = 120. Eine Erh”hung des Arbeitslohns um 25% gibt fr das- selbe Quantum in Bewegung gesetzter Arbeit eine Erh”hung des va- riablen Kapitals von 50 auf 62 1/2. Wrde das j„hrliche Produkt zum frhern Produktionspreis von 120 verkauft, so erg„be dies 50c + 62 1/2 v + 7 1/2 p, also eine Profitrate von 6 2/3 %. Die neue Durchschnittsprofitrate ist aber 14 2/7 %, und da wir alle andren Umst„nde als gleichbleibend annehmen, wird dies Kapital von 50c + 62 1/2, diesen Profit auch machen mnssen. Ein Kapital von 112 1/2 macht aber zur Profitrate von 14 2/7 einen Profit von 16 1/14 1*). Der Produktionspreis der davon produzierten Waren ist also jetzt 50c + 62 1/2 v + 16 1/14 p 2*) = 128 8/14 3*). Infolge der Lohnsteigerung um 25% ist hier also der Produktionspreis dessel- ben Quantums derselben Ware gestiegen von 120 auf 128 8/14 3*) oder mehr als 7%. Nehmen wir umgekehrt eine Produktionssph„re an von h”herer Kompo- sition als das Durchschnittskapital, Z.B. 92c + 8v. Der ursprng- liche Durchschnittsprofit ist also auch hier = 20, und wenn wir wieder annehmen, daá das ganze fixe Kapital in das j„hrliche Pro- dukt eingeht und die Umschlagszeit dieselbe ist wie in Fall I und II, so ist der Produktionspreis der Ware auch hier = 120. Infolge der Steigerung des Arbeitslohns um 25% w„chst das va- riable Kapital fr gleichbleibende Arbeitsmenge von 8 auf 10, der Kostpreis der Waren also von 100 auf 102, andrerseits ist die Durchschnittsprofitrate von 20% gefallen auf 14 2/7 %. Es verh„lt sich aber 100 : 14 2/7 = 102 : 14 4/7 4*). Der Profit, der nun auf 102 f„llt, ist also 14 4/7. Und daher verkauft sich das Ge- samtprodukt zu k + kp' = 102 + 14 4/7 = 116 4/7. Der Produktions- preis ist also gefallen von 120 auf 116 4/7 oder um 3 3/7 5*). Infolge der Erh”hung des Arbeitslohns um 25% ist also: 1. mit Bezug auf das Kapital von gesellschaftlicher Durch- schnittskomposition der Produktionspreis der Ware unver„ndert geblieben; 2. mit Bezug auf das Kapital niederer Zusammensetzung der Produk- tionspreis der Ware gestiegen, obgleich nicht im selben Verh„lt- nis wie der Profit gefallen; 3. mit Bezug auf das Kapital h”herer Zusammensetzung ist der Pro- duktionspreis ----- 1*) 1. Auflage: rund 16 1/12 - 2*) 1. Auflage: 16 1/12 p - 3*) 1. Auflage: 128 7/12 - 4*) 1. Auflage: (ann„hernd) 5*) 1. Auflage: ber 3 Prozent - (Žnderungen in Anlehnung an das Manuskript von Marx) #212# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- der Ware gefallen, obgleich auch nicht in demselben Verh„ltnis wie der Profit. Da der Produktionspreis der Waren des Durchschnittskapitals der- selbe geblieben, gleich dem Wert des Produkts, ist auch die Summe der Produktionspreise der Produkte aller Kapitale dieselbe geblieben, gleich der Summe der vom Gesamtkapital produzierten Werte; die Erh”hung auf der einen, die Senkung auf der andern Seite gleichen sich aus fr das Gesamtkapital zum Niveau des ge- sellschaftlichen Durchschnittskapitals. Wenn der Produktionspreis der Waren in Beispiel II steigt, in III f„llt, so zeigt schon diese entgegengesetzte Wirkung, die der Fall in der Mehrwertsrate oder das allgemeine Steigen des Ar- beitslohns hervorbringt, daá es sich hier nicht um eine Entsch„- digung im Preise fr die Erh”hung des Arbeitslohns handeln kann, da in III das Fallen des Produktionspreises den Kapitalisten un- m”glich entsch„digen kann fr das Fallen des Profits und in IIdas Steigen des Preises den Fall des Profits nicht verhindert. Viel- mehr ist beidemal, wo der Preis steigt und wo er f„llt, der Pro- fit derselbe wie im Durchschnittskapital, wo der Preis unver„n- dert geblieben. Er ist fr II wie fr III derselbe, um 5/7 oder etwas ber 25% gefallne Durchschnittsprofit. Es folgt daraus, daá, wenn der Preis in II nicht stiege und in III nicht fiele, II unter und III ber dem neuen gefallnen Durchschnittsprofit ver- kaufen wrde. Es ist an und fr sich klar, daá, je nachdem 50, 25 oder 10 pro 100 des Kapitals in Arbeit ausgelegt wird, eine Loh- nerh”hung sehr verschieden wirken muá auf den, der 1/10, und auf den, der 1/4 oder 1/2 seines Kapitals in Arbeitslohn auslegt. Die Erh”hung der Produktionspreise einerseits, ihre Senkung andrer- seits, je nachdem das Kapital unter oder ber der gesellschaftli- chen Durchschnittszusammensetzung steht, wird nur bewirkt durch die Ausgleichung zum neuen gefallnen Durchschnittsprofit. Wie wrde nun ein allgemeiner Fall des Arbeitslohns und ihm ent- sprechendes allgemeines Steigen der Profitrate und daher der Durchschnittsprofite wirken auf die Produktionspreise der Waren, die das Produkt von Kapitalen, welche nach entgegengesetzten Richtungen von der gesellschaftlichen Durchschnittszusammenset- zung abweichen? Wir haben bloá die eben gegebne Ausfhrung umzu- drehn, um das Resultat (das Ricardo nicht untersucht) zu erhal- ten. I. Durchschnittskapital = 80c + 20v = 100; Mehrwertsrate = 100%; Produktionspreis = Warenwert = 80c + 20v + 20p = 120; Profitrate = 20%. Es falle der Arbeitslohn um ein Viertel, so wird dasselbe konstante Kapital in Bewegung gesetzt von 15, statt von 20,. Wir haben also Warenwert = 80c + 15v + 25p = 120. Das von v produ- zierte Quantum Arbeit bleibt #213# 11. Kapitel - Arbeitslohn und Produktionspreise ----- unver„ndert, nur wird der dadurch geschaffne Neuwert anders ver- teilt zwischen Kapitalist und Arbeiter. Der Mehrwert ist gestie- gen von 20 auf 25 und die Rate des Mehrwerts von 20/20 auf 25/15 also von 100% auf 166 2/3 %. Der Profit auf 95 ist jetzt = 25, also die Profitrate auf 100 = 26 6/19. Die neue prozentige Zusam- mensetzung des Kapitals ist jetzt 84 4/19 c + 15 15/19 v = 100. II. Niedrigere Zusammensetzung. Ursprnglich 50c + 50v wie oben. Durch den Fall des Arbeitslohnes um 1/4 wird v auf 37 1/2 v redu- ziert und damit das vorgeschoáne Gesamtkapital auf 50c + 37 1/2v = 87 1/2. Wenden wir hierauf die neue Profitrate von 26 6/19 % an, so: 100 :26 6/19 = 87 1/2 : 23 1/38. Dieselbe Warenmasse, die frher 120, kostet jetzt 87 1/2 + 23 1/38 = 110 10/19; Preisfall von beinahe 10. III. H”here Zusammensetzung. Ursprnglich 92c + 8v = 100. Der Fall des Arbeitslohns um 1/4 senkt 8v auf 6v, das Gesamtkapital auf 98. Hiernach 100 : 26 6/19 = 98 : 25 15/19. Der Produktions- preis der Ware, frher 100 + 20 = 120, ist jetzt, nach dem Fall des Arbeitslohnes, 98 + 25 11/19 = 123 15/19; also gestiegen fast um 4. Man sieht also, daá man nur dieselbe Entwicklung wie frher in umgekehrter Richtung zu verfolgen hat mit den erforderlichen Žn- derungen; daá ein allgemeiner Fall des Arbeitslohns zur Folge hat ein allgemeines Steigen des Mehrwerts, der Rate des Mehrwerts, und bei sonst gleichbleibenden Umst„nden der Profitrate, wenn auch in andrer Proportion ausgedrckt; einen Fall der Produkti- onspreise fr die Warenprodukte von Kapitalen niederer, und stei- gender Produktionspreise fr Warenprodukte von Kapitalen h”herer Zusammensetzung. Gerade das umgekehrte Resultat von dem, das sich herausstellte bei allgemeinem Steigen des Arbeitslohns. 34) Es ist in beiden F„llen - Steigen wie Fallen des Arbeitslohns vor- ausgesetzt, daá der Arbeitstag gleichbleibt, ebenso die Preise aller notwendigen Lebensmittel. Der Fall des Arbeitslohns ist hier also nur m”glich, wenn der Lohn entweder vorher ber dem normalen Preis der Arbeit stand oder unter ihn herabgedrckt wird. Wie die Sache modifiziert wird, wenn das Steigen oder Fal- len des Arbeitslohns herrhrt von einem Wechsel im --- 34) Es ist h”chst eigentmlich, daá Ricardo [33] (der natrlich in andrer Weise verf„hrt als hier geschehn, da er die Ausglei- chung der Werte zu Produktionspreisen nicht verstand) nicht ein- mal auf diesen Einfall kam, sondern nur den ersten Fall, das Steigen des Arbeitslohns und seinen Einfluá auf die Produktions- preise der Waren betrachtet hat. Und das servum pecus imitatorum [34] ging selbst nicht so weit voran, diese h”chst selbstver- st„ndliche, in der Tat tautologische Nutzanwendung zu machen. #214# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Werte und daher im Produktionspreise der Waren, die gew”hnlich in den Konsum des Arbeiters eingehn, wird zum Teil weiter untersucht werden im Abschnitt ber die Grundrente. Indes ist hier ein fr allemal zu bemerken: Rhrt Steigen oder Fallen des Arbeitslohns her vom Wertwechsel der notwendigen Lebensmittel, so kann nur eine Modifikation des oben Gesagten eintreten, soweit die Waren, deren Preisver„nderung das variable Kapital erh”ht oder ernied- rigt, auch als konstituierende Elemente in das konstante Kapital eingehn und daher nicht bloá auf den Arbeitslohn wirken. Soweit sie aber nur das letztre tun, enth„lt die bisherige Entwicklung alles, was zu sagen ist. In diesem ganzen Kapitel ist die Her- stellung der allgemeinen Profitrate, des Durchschnittsprofits, und also auch die Verwandlung der Werte in Produktionspreise als gegebne Tatsache unterstellt. Es fragte sich nur, wie eine allge- meine Erh”hung oder Senkung des Arbeitslohns auf die als gegeben vorausgesetzten Produktionspreise der Waren wirkt. Es ist dies eine sehr sekund„re Frage, verglichen mit den brigen in diesem Abschnitt behandelten wichtigen Punkten. Es ist aber die einzige hier einschl„gige Frage, die Ricardo, und selbst noch einseitig und mangelhaft, wie man sehen wird 1*), behandelt. ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 181-194 #215# ----- ZW™LFTES KAPITEL Nachtr„ge I. Ursachen, welche eine Žnderung im Produktionspreis bedingen Der Produktionspreis einer Ware kann nur variieren aus zwei Ursa- chen: Erstens. Die allgemeine Profitrate „ndert sich. Dies ist nur da- durch m”glich, daá sich die Durchschnittsrate des Mehrwerts selbst „ndert oder, bei gleichbleibender durchschnittlicher Mehr- wertsrate, das Verh„ltnis der Summe der angeeigneten Mehrwerte zur Summe des vorgeschoánen gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Soweit die Žnderung der Rate des Mehrwerts nicht auf Herunter- drcken des Arbeitslohns unter, oder dessen Steigen ber seinen normalen Stand beruht - und derartige Bewegungen sind nur als os- zillatorische zu betrachten -, kann sie nur stattfinden entweder dadurch, daá der Wert der Arbeitskraft sank oder stieg; das eine so unm”glich wie das andre ohne Ver„nderung in der Produktivit„t der Arbeit, die Lebensmittel produziert, also ohne Wechsel im Wert der Waren, die in den Konsum des Arbeiters eingehn. Oder das Verh„ltnis der Summe des angeeigneten Mehrwerts zum vor- geschoánen Gesamtkapital der Gesellschaft „ndert sich. Da der Wechsel hier nicht von der Rate des Mehrwerts ausgeht, so muá er ausgehn vom Gesamtkapital, und zwar von seinem konstanten Teil. Dessen Masse, technisch betrachtet, vermehrt oder vermindert sich im Verh„ltnis zu der vom variablen Kapital gekauften Arbeits- kraft, und die Masse seines Werts w„chst oder f„llt so mit dem Wachstum oder der Abnahme seiner Masse selbst; sie w„chst oder f„llt also ebenfalls im Verh„ltnis zur Wertmasse des variablen Kapitals. Setzt dieselbe Arbeit mehr konstantes Kapital in Bewe- gung, so ist die Arbeit produktiver geworden. Wenn umgekehrt, um- gekehrt. Also hat Wechsel in der Produktivit„t der Arbeit statt- gefunden, und ein Wechsel muá vorgegangen sein im Wert gewisser Waren. #216# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Fr beide F„lle also gilt dies Gesetz: Wechselt der Produktions- preis einer Ware infolge eines Wechsels in der allgemeinen Pro- fitrate, so kann zwar ihr eigner Wert unver„ndert geblieben sein. Es muá aber ein Wertwechsel mit andren Waren vorgegangen sein. Zweitens. Die allgemeine Profitrate bleibt unver„ndert. Dann kann der Produktionspreis einer Ware nur wechseln, weil ihr eigner Wert sich ver„ndert hat; weil mehr oder weniger Arbeit erheischt ist, um sie selbst zu reproduzieren, sei es, daá die Produktivi- t„t der Arbeit wechselt die die Ware selbst in ihrer letzten Form produziert, oder die, welche die Waren produziert, die in ihre Produktion eingehn. Baumwollengarn kann im Produktionspreis fal- len, entweder weil Rohbaumwolle wohlfeiler hergestellt wird oder weil die Arbeit des Spinnens infolge bessrer Maschinerie produk- tiver geworden ist. Der Produktionspreis ist, wie frher gezeigt, k + p, gleich Kost- preis und Profit. Dies aber ist = k + kp, wo k, der Kostpreis, eine unbestimmte Gr”áe, die fr verschiedne Produktionssph„ren wechselt und berall gleich ist dem Wert des in der Produktion der Ware verbrauchten konstanten und variablen Kapitals, und p' die prozentig berechnete Durchschnittsprofitrate. Ist k = 200 und p' = 20%, so ist der Produktionspreis k + kp' = 200 + 200 20/100 = 200 + 40 = 240. Es ist klar, daá dieser Produktionspreis der- selbe bleiben kann, obgleich der Wert der Waren sich ver„ndert. Alle Wechsel im Produktionspreis der Waren l”sen sich auf in letzter Instanz in einen Wertwechsel, aber nicht alle Wechsel im Wert der Waren brauchen sich in einem Wechsel des Produktions- preises auszudrcken, da dieser bestimmt ist nicht allein durch den Wert der besondren Ware, sondern durch den Gesamtwert aller Waren. Der Wechsel in Ware A kann also ausgeglichen sein durch einen entgegengesetzten der Ware B, so daá das allgemeine Ver- h„ltnis dasselbe bleibt. #216# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- II. Produktionspreis der Waren mittlerer Zusammensetzung Man hat gesehn, wie die Abweichung der Produktionspreise von den Werten dadurch entspringt: 1. daá zum Kostpreis einer Ware nicht der in ihr enthaltne Mehr- wert, sondern der Durchschnittsprofit hinzugeschlagen wird; 2. daá der so vom Wert abweichende Produktionspreis einer Ware als Element in den Kostpreis andrer Waren eingeht, wodurch also schon im Kostpreis einer Ware eine Abweichung vom Wert der in ihr konsumierten #271# 12. Kapitel - Nachtr„ge ----- Produktionsmittel enthalten sein kann, abgesehn von der Abwei- chung, die fr sie selbst durch die Differenz zwischen Durch- schnittsprofit und Mehrwert hineinkommen kann. Es ist hiernach also m”glich, daá auch bei Waren, die durch Kapitale mittlerer Zusammensetzung produziert werden, der Kostpreis abweichen kann von der Wertsumme der Elemente, aus denen dieser Bestandteil ihres Produktionspreises sich zusammensetzt. Angenommen, die mittlere Zusammensetzung sei 80c + 20v. Es ist nun m”glich, daá in den wirklichen Kapitalen, die so zusammengesetzt sind, 80c gr”áer oder kleiner ist als der Wert von c, dem konstanten Kapi- tal, weil dies c durch Waren gebildet ist, deren Produktionspreis abweicht von ihrem Wert. Ebenso k”nnte 20, von seinem Wert abwei- chen, wenn in den Verzehr des Arbeitslohns Waren eingehn, deren Produktionspreis von ihrem Wert verschieden ist; der Arbeiter also zum Rckkauf dieser Waren (ihrem Ersatz) mehr oder minder Arbeitszeit arbeiten, also mehr oder minder viel notwendige Ar- beit verrichten muá, als n”tig w„re, wenn die Produktionspreise der notwendigen Lebenmittel mit ihren Werten zusammenfielen. Indes „ndert diese M”glichkeit durchaus nichts an der Richtigkeit der fr Waren mittlerer Zusammensetzung aufgestellten S„tze. Das Quantum Profit, das auf diese Waren f„llt, ist gleich dem in ih- nen selbst enthaltnen Quantum Mehrwert. Z. B. bei obigem Kapital von der Zusammensetzung 80c + 20v ist das Wichtige fr die Be- stimmung des Mehrwerts nicht, ob diese Zahlen Ausdrcke der wirk- lichen Werte, sondern wie sie sich zueinander verhalten; n„mlich daá v = 1/5 des Gesamtkapitals und c = 4/5 ist. Sobald dies der Fall, ist, wie oben angenommen, der von v erzeugte Mehrwert gleich dem Durchschnittsprofit. Andrerseits: weil er gleich dem Durchschnittsprofit ist, ist der Produktionspreis = Kostpreis + Profit = k + p = k + m, praktisch dem Wert der Ware gleichge- setzt. D.h., eine Erh”hung oder Erniedrigung des Arbeitslohns l„át k + p in diesem Fall ebenso unver„ndert, wie sie den Wert der Ware unver„ndert lassen wrde, und bewirkt bloá eine entspre- chende umgekehrte Bewegung, Erniedrigung oder Erh”hung, auf Seite der Profitrate. Wrde n„mlich infolge einer Erh”hung oder Ernied- rigung des Arbeitslohns der Preis der Waren hier ver„ndert, so k„me die Profitrate in diesen Sph„ren mittlerer Zusammensetzung ber oder unter ihr Niveau in den andern Sph„ren zu stehn. Nur soweit der Preis unver„ndert bleibt, bewahrt die Sph„re mittlerer Zusammensetzung ihr Profitniveau mit den andern Sph„ren. Es fin- det also bei ihr praktisch dasselbe statt, als ob die Produkte dieser Sph„re zu ihrem wirklichen Wert verkauft wrden. Werden Waren n„mlich zu ihren wirklichen Werten verkauft, so #218# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- ist es klar, daá bei sonst gleichen Umst„nden Steigen oder Sinken des Arbeitslohns entsprechendes Sinken oder Steigen des Profits, aber keinen Wertwechsel der Waren hervorruft und daá unter allen Umst„nden Steigen oder Sinken des Arbeitslohnes nie den Wert der Waren, sondern stets nur die Gr”áe des Mehrwerts affizieren kann. #218# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- III. Kompensationsgrnde des Kapitalisten Es ist gesagt worden, daá die Konkurrenz die Profitraten der ver- schiednen Produktionssph„ren zur Durchschnittsprofitrate aus- gleicht und ebendadurch die Werte der Produkte dieser verschied- nen Sph„ren in Produktionspreise verwandelt. Und zwar geschieht dies durch fortw„hrende šbertragung von Kapital aus einer Sph„re in die andre, wo augenblicklich der Profit ber dem Durchschnitt steht; wobei jedoch in Betracht kommen die mit dem Wechsel der magern und fetten Jahre, wie sie in einem gegebnen Industriezweig innerhalb einer gegebnen Epoche einander folgen, verbundnen Pro- fitschwankungen. Diese ununterbrochne Aus- und Einwanderung des Kapitals, die zwischen verschiednen Sph„ren der Produktion statt- findet, erzeugt steigende und fallende Bewegungen der Profitrate, die sich gegenseitig mehr oder weniger ausgleichen und dadurch die Tendenz haben, die Profitrate berall auf dasselbe gemeinsame und allgemeine Niveau zu reduzieren. Diese Bewegung der Kapitale wird in erster Linie stets verursacht durch den Stand der Marktpreise, die die Profite hier ber das allgemeine Niveau des Durchschnitts erh”hen, dort sie darunter hinabdrcken. Wir sehn einstweilen noch ab vom Kaufmannskapital, womit wir hier noch nichts zu tun haben und das, wie die pl”tz- lich emporschieáenden Paroxysmen der Spekulation in gewissen Lieblingsartikeln zeigen, mit auáerordentlicher Schnelligkeit Ka- pitalmassen aus einer Gesch„ftsbranche ziehn und sie ebenso pl”tzlich in eine andre werfen kann. Aber in jeder Sph„re der ei- gentlichen Produktion - Industrie, Ackerbau, Bergwerke etc. - bietet die šbertragung von Kapital aus einer Sph„re in die andre bedeutende Schwierigkeit, besonders wegen des vorhandnen fixen Kapitals. Zudem zeigt die Erfahrung, daá, wenn ein Industrie- zweig, z.B. die Baumwollindustrie, zu einer Zeit auáerordentlich hohe Profite abwirft, er dann auch zu einer andern Zeit sehr ge- ringen Profit oder gar Verlust bringt, so daá in einem gewissen Zyklus von Jahren der Durchschnittsprofit ziemlich derselbe ist wie in andern Zweigen. Und mit dieser Erfahrung lernt das Kapital bald rechnen. #219# 12. Kapitel - Nachtr„ge ----- Was aber die Konkurrenz n i c h t zeigt, das ist die Wertbe- stimmung, die die Bewegung der Produktion beherrscht; das sind die Werte, die hinter den Produktionspreisen stehn und sie in letzter Instanz bestimmen. Die Konkurrenz zeigt dagegen: 1. die Durchschnittsprofite, die unabh„ngig sind von der organischen Zu- sammensetzung des Kapitals in den verschiednen Produktionssph„- ren, also auch von der Masse der von einem gegebnen Kapital in einer gegebnen Exploitationssph„re angeeigneten lebendigen Ar- beit; 2. Steigen und Fallen der Produktionspreise infolge von Wechsel in der H”he des Arbeitslohns - eine Erscheinung, die dem Wertverh„ltnis der Waren auf den ersten Blick durchaus wider- spricht; 3. Schwankungen der Marktpreise, die den Durchschnitts- marktpreis der Waren in einer gegebnen Zeitperiode reduzieren, nicht auf den Marktu)ert, sondern auf einen von diesem Marktwert abweichenden, sehr verschiednen Marktproduktionspreis. Alle diese Erscheinungen scheinen ebensosehr der Bestimmung des Werts durch die Arbeitszeit, wie der aus unbezahlter Mehrarbeit bestehen, den Natur des Mehrwerts zu widersprechen. E s e r s c h e i n t a l s o i n d e r K o n k u r r e n z a l l e s v e r k e h r t. Die fertige Gestalt der ”konomischen Verh„lt- nisse, wie sie sich auf der Oberfl„che zeigt, in ihrer realen Existenz, und daher auch in den Vorstellungen, worin die Tr„ger und Agenten dieser Verh„ltnisse sich ber dieselben klarzuwerden suchen, sind sehr verschieden von, und in der Tat verkehrt, ge- gens„tzlich zu ihrer innern, wesentlichen, aber verhallten Kern- gestalt und dem ihr entsprechenden Begriff. Ferner: Sobald die kapitalistische Produktion einen gewissen Ent- wicklungsgrad erreicht hat, geht die Ausgleichung zwischen den verschiednen Profitraten der einzelnen Sph„ren zu einer allgemei- nen Profitrate keineswegs bloá noch vor sich durch das Spiel der Attraktion und Repulsion, worin die Marktpreise Kapital anziehn oder abstoáen. Nachdem sich die Durchschnittspreise und ihnen entsprechende Marktpreise fr eine Zeitlang befestigt haben, tritt es in das B e w u á t s e i n der einzelnen Kapitalisten, daá in dieser Ausgleichung b e s t i m m t e U n t e r s c h i e d e ausgeglichen werden, so daá sie diesel- ben gleich in ihrer wechselseitigen Berechnung einschlieáen. In der Vorstellung der Kapitalisten leben sie und werden von ihnen in Rechnung gebracht als Kompensationsgrnde. Die Grundvorstellung dabei ist der Durchschnittsprofit selbst, die Vorstellung, daá Kapitale von gleicher Gr”áe in denselben Zeitfristen gleich groáe Profite abwerfen mssen. Ihr liegt wie- der die Vorstellung zugrunde, daá das Kapital jeder Produktions- sph„re pro rata seiner Gr”áe teilzunehmen hat an dem von dem ge- sellschaftlichen Gesamtkapital den Arbeitern ausgepreáten Gesamt- mehrwert; oder daá jedes besondre Kapital nur als #220# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Stck des Gesamtkapitals, jeder Kapitalist in der Tat als Aktio- n„r in dem Gesamtunternehmen zu betrachten ist, der pro rata der Gr”áe seine, Kapitalanteils am Gesamtprofit sich beteiligt. Auf diese Vorstellung sttzt sich dann die Berechnung des Kapita- listen, z.B. daá ein Kapital, welches langsamer umschl„gt, weil entweder die Ware l„nger im Produktionsprozeá verharrt oder weil sie auf entfernten M„rkten verkauft werden muá, den Profit, der ihm dadurch entgeht, dennoch anrechnet, sich also durch Aufschlag auf den Preis entsch„digt. Oder aber, daá Kapitalanlagen, die groáem Gefahren ausgesetzt sind, wie z.B. in der Reederei, eine Entsch„digung durch Preisaufschlag erhalten. Sobald die kapitali- stische Produktion, und mit ihr das Assekuranzwesen entwickelt ist, ist die Gefahr in der Tat fr alle Produktionssph„ren gleich groá (s. Corbet [35]); die gef„hrdeteren zahlen aber die h”here Assekuranzpr„e und erhalten sie im Preis ihrer Waren vergtet. In der Praxis kommt dies alles darauf hinaus, daá jeder Umstand, der eine Kapitalanlage - und alle gelten fr gleich notwendig, inner- halb gewisser Schranken - weniger, und eine andre mehr profitlich macht, als ein fr allemal gltiger Kompensation grund in Rech- nung gebracht wird, ohne daá es immer von neuem wieder der T„tig- keit der Konkurrenz bedrfte, um die Berechtigung solches Motivs oder Berechnungsfaktors darzutun. Nur vergiát der Kapitalist - oder sieht vielmehr nicht, da die Konkurrenz ihm das nicht zeigt -, daá alle diese, in der wechselseitigen Berechnung der Waren- preise verschiedner Produktionszweige von den Kapitalisten gegen- einander geltend gemachten Kornpensationsgrnde sich bloá darauf beziehn, daá sie alle, pro rata ihres Kapitals, gleich groáen An- spruch haben auf die gemeinschaftliche Beute, den Totalmehrwert. Ihnen scheint vielmehr, da der von ihnen einkassierte Profit ver- schieden von dem von ihnen ausgepreáten Mehrwert, daá seine Kom- pensationsgrnde nicht die Beteiligung am Gesamtmehrwert ausglei- chen, sondern d e n P r o f i t s e l b s t s c h a f f e n, indem dieser einfach aus dem so oder so motivierten Aufschlag auf den Kostpreis der Waren herstamme. Im brigen gilt auch fr den Durchschnittsprofit, was in Kap. VII, S. 116 1*) gesagt wurde ber die Vorstellungen des Kapitali- sten von der Quelle des Mehrwerts. Hier stellt sich die Sache nur insoweit anders dar, daá bei gegebnem Marktpreis der Waren und gegebner Exploitation der Arbeit die Ersparung in den Kostpreisen von individuellem Geschick, Aufmerksamkeit etc. abh„ngt. ----- 1*) Siehe vorl. Band. S. 148 #221# ----- Dritter Abschnitt Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate DREIZEHNTES KAPITEL Das Gesetz als solches Bei gegebnem Arbeitslohn und Arbeitstag stellt ein variables Ka- pital, z.B. von 100, eine bestimmte Anzahl in Bewegung gesetzter Arbeiter vor; es ist der Index dieser Anzahl. Z.B. 100 Pfd.St. sei der Arbeitslohn fr 100 Arbeiter, sage fr eine Woche. Ver- richten diese 100 Arbeiter ebensoviel notwendige Arbeit wie Mehr- arbeit, arbeiten sie also t„glich ebensoviel Zeit fr sich selbst, d.h. fr die Reproduktion ihres Arbeitslohns, wie fr den Kapitalisten, d. h. fr die Produktion von Mehrwert, so w„re ihr Gesamtwertprodukt = 200 Pfd.St. und der von ihnen erzeugte Mehr- wert betrge 100 Pfd.St. Die Rate des Mehrwerts m/v w„re = 100%. Diese Rate des Mehrwerts wrde sich jedoch, wie wir gesehn, in sehr verschiednen Profitraten ausdrcken, je nach dem verschied- nen Umfang des konstanten Kapitals c und damit des Gesamtkapitals C, da die Profitrate m/C. Ist die Mehrwertsrate 100%: Wenn c = 50, v = 100, so ist p' = 100/150 = 66 2/3 %. Wenn c = 100, v = 100, so ist p' = 100/200 = 50%. Wenn c = 200, v = 100, so ist p' = 100/300 = 33 1/3 %. Wenn c = 300, v = 100, so ist p' = 100/400 = 25%. Wenn c = 400, v = 100, so ist p' = 100/500 = 20%. Dieselbe Rate des Mehrwerts, bei unver„ndertem Exploitationsgrad der Arbeit, wrde sich so in einer fallenden Profitrate ausdrc- ken, weil mit #222# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- seinem materiellen Umfang, wenn auch nicht im selben Verh„ltnis, auch der Wertumfang des konstanten und damit des Gesamtkapitals w„chst. Nimmt man nun ferner an, daá diese graduelle Ver„nderung in der Zusammensetzung des Kapitals sich nicht bloá in vereinzelten Pro- duktionssph„ren zutr„gt, sondern mehr oder weniger in allen oder doch in den entscheidenden Produktionssph„ren, daá sie also Ver- „nderungen in der organischen Durchschnittszusammensetzung des einer bestimmten Gesellschaft angeh”rigen Gesamtkapitals ein- schlieát, so muá dies allm„hliche Anwachsen des konstanten Kapi- tals, im Verh„ltnis zum variablen, notwendig zum Resultat haben e i n e n g r a d u e l l e n F a l l i n d e r a l l g e m e i n e n P r o f i t r a t e bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts oder gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit durch das Kapital. Nun hat sich aber gezeigt, als ein Ge- setz der kapitalistischen Produktionsweise, daá mit ihrer Ent- wicklung eine relative Abnahme des variablen Kapitals im Verh„lt- nis zum konstanten Kapital und damit im Verh„ltnis zu dem in Be- wegung gesetzten Gesamtkapital stattfindet. Es heiát dies nur, daá dieselbe Arbeiterzahl, dieselbe Menge Arbeitskraft, disponi- bel gemacht durch ein variables Kapital von gegebnem Wertumfang, infolge der innerhalb der kapitalistischen Produktion sich ent- wickelnden eigentmlichen Produktionsmethoden, eine stets wach- sende Masse Arbeitsmittel, Maschinerie und fixes Kapital aller Art, Roh- und Hilfsstoffe in derselben Zeit in Bewegung setzt, verarbeitet, produktiv konsumiert - daher auch ein konstantes Ka- pital von stets wachsendem Wertumfang. Diese fortschreitende re- lative Abnahme des variablen Kapitals im Verh„ltnis zum konstan- ten und daher zum Gesamtkapital ist identisch mit der fortschrei- tend h”hern organischen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals in seinem Durchschnitt. Es ist ebenso nur ein andrer Ausdruck fr die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftl chen Produktivkraft der Arbeit, die sich grade darin zeigt, daá vermittelst der wachsenden Anwendung von Maschinerie und fixem Kapital Oberhaupt mehr Roh- und Hilfsstoffe von derselben Anzahl Arbeiter in derselben Zeit, d.h. mit weniger Arbeit in Produkte verwandelt werden. Es entspricht diesem wachsenden Wertumfang des konstanten Kapitals - obgleich er nur entfernt das Wachstum in der wirklichen Masse der Gebrauchswerte darstellt, aus denen das konstante Kapital stofflich besteht - eine wachsende Verwohlfei- lerung des Produkts. Jedes individuelle Produkt, fr sich be- trachtet, enth„lt eine geringre Summe von Arbeit als auf niedrj gern Stufen der Produktion, wo das in Arbeit ausgelegte Kapital in ungleich gr”árem Verh„ltnis steht zu dem in Produktionsmitteln ausgelegten. Die im Eingang hypothetisch aufgestellte Reihe drckt also die wirkliche #223# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- Tendenz der kapitalistischen Produktion aus. Diese erzeugt mit der fortschreitenden relativen Abnahme des variablen Kapitals ge- gen das konstante eine steigend h”here organische Zusammensetzung des Gesamtkapitals, deren unmittelbare Folge ist, daá die Rate des Mehrwerts bei gleichbleibendem und selbst bei steigendem Ex- ploitationsgrad der Arbeit sich in einer best„ndig sinkenden all- gemeinen Profitrate ausdrckt. (Es wird sich weiter zeigen 1*), warum dies Sinken nicht in dieser absoluten Form, sondern mehr in Tendenz zum progressiven Fall hervortritt.) Die progressive Ten- denz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur e i n d e r k a p i t a l i s t i s c h e n P r o d u k t i o n s w e i s e e i g e n t m l i c h e r A u s d r u c k fr die fortschreitende Entwicklung der gesell- schaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Es ist damit nicht ge- sagt, daá die Profitrate nicht auch aus andren Grnden vorberge- hend fallen kann, aber es ist damit aus dem Wesen der kapitali- stischen Produktionsweise als eine selbstverst„ndliche Notwendig- keit bewiesen, daá in ihrem Fortschritt die allgemeine Durch- schnittsrate des Mehrwerts sich in einer fallenden allgemeinen Profitrate ausdrucken muá. Da die Masse der angewandten lebendi- gen Arbeit stets abnimmt im Verh„ltnis zu der Masse der von ihr in Bewegung gesetzten vergegenst„ndlichten Arbeit, der produktiv konsumierten Produktionsmittel, so muá auch der Teil dieser le- bendigen Arbeit, der unbezahlt ist und sich in Mehrwert vergegen- st„ndlicht, in einem stets abnehmenden Verh„ltnis stehn zum Wer- tumfang des angewandten Gesamtkapitals. Dies Verh„ltnis der Mehr. wertsmasse zum Wert des angewandten Gesamtkapitals bildet aber die Profitrate, die daher best„ndig fallen muá. So einfach das Gesetz nach den bisherigen Entwicklungen er- scheint, sowenig ist es aller bisherigen ™konomie gelungen, wie man aus einem sp„tern Abschnitt 2*) sehn wird, es zu entdecken. Sie sah das Ph„nomen und qu„lte sich in widersprechenden Versu- chen ab, es zu deuten. Bei der groáen Wichtigkeit aber, die dies Gesetz fr die kapitalistische Produktion hat, kann man sagen, daá es das Mysterium bildet, um dessen L”sung sich die ganze po- litische ™konomie seit Adam Smith dreht, und daá der Unterschied zwischen den verschiednen Schulen seit A. Smith in den verschied- nen Versuchen zu seiner L”sung besteht. Erw„gt man aber andrer- seits, daá die bisherige politische ™konomie um den Unterschied von konstantem und variablem Kapital zwar herumtappte, ihn aber nie bestimmt zu formulieren verstand; daá sie den Mehrwert nie getrennt vom Profit und den Profit berhaupt nie rein, im Unter- schied von seinen verschiednen gegeneinander ----- 1*) Siehe vorl. Band, Kapitel 14 - 2*) siehe Band 26 unserer Aus- gabe, 2. Teil, S. 435, 541-543 #224# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- verselbst„ndigten Bestandteilen - wie industrieller Profit, korn- merzieller Profit, Zins, Grundrente - darstellte; daá sie nie grndlich die Verschiedenheit in der organischen Zusammensetzung des Kapitals, daher ebensowenig die Bildung der allgemeinen Pro- fitrate analysiert hat - so h”rt es auf, r„tselhaft zu sein, daá ihr die L”sung dieses R„tsels nie gelang. Wir stellen absichtlich dies Gesetz dar, bevor wir das Auseinan- derfallen des Profits in verschiedne gegeneinander verselbst„n- digte Kategorien darstellen. Die Unabh„ngigkeit dieser Darstel- lung von der Spaltung des Profits in verschiedne Teile, die ver- schiednen Kategorien von Personen zufallen, beweist von vornher- ein die Unabh„ngigkeit des Gesetzes in seiner Allgemeinheit von jener Spaltung und von den gegenseitigem Verh„ltnissen der daraus entspringenden Profitkategorien. Der Profit, von dem wir hier sprechen. ist nur ein andrer Name fr den Mehrwert selbst, der nur in Be ziehung zum Gesamtkapital dargestellt ist, statt in Be- ziehung zum variablen Kapital, aus dem er entspringt. Der Fall der Profitrate drckt also das fallende Verh„ltnis des Mehrwerts selbst zum vorgeschoánen Gesamtkapital aus und ist daher unabh„n- gig von jeder beliebigen Verteilung dieses Mehrwerts unter ver- schiedne Kategorien. Man hat gesehn, daá auf einer Stufe der ka- pitalistischen Entwicklung, wo die Zusammensetzung des Kapitals c:v wie 50:100, eine Rate des Mehrwerts von 100% sich in einer Profitrate von 66 2/3 % ausdrckt und daá auf einer h”hern Stufe, wo c:v wie 400:100, dieselbe Rate des Mehrwerts sich ausdrckt in einer Profitrate von nur 20%. Was von verschiednen aufeinander- folgenden Entwicklungsstufen in einem Land, gilt von verschiednen gleichzeitig nebeneinander bestehenden Entwicklungsstufen in ver- schiednen L„ndern. In dem unentwickelten Land, wo die erstere Zu- sammensetzung des Kapitals den Durchschnitt bildet, w„re die all- gemeine Profitrate = 66 2/3 %, w„hrend sie in dem Land der zwei- ten, viel h”hern Entwicklungsstufe = 20% w„re. Der Unterschied der beiden nationalen Profitraten k”nnte dadurch verschwinden und selbst sich umkehren, daá in dem minder entwic- kelten Land die Arbeit unproduktiver w„re, daher ein gr”áres Quantum Arbeit sich in einem geringem Quantum derselben Ware, gr”árer Tauschwert in weniger Gebrauchswert sich darstellte, also der Arbeiter einen gr”áren Teil seiner Zeit zur Reproduktion sei- ner eignen Subsistenzmittel oder ihres Werts und einen kleinern zur Erzeugung von Mehrwert aufzuwenden h„tte, weniger Mehrarbeit lieferte, so daá die Rate des Mehrwerts niedriger w„re. Arbeitete z.B. im minder fortgeschrittnen Land der Arbeiter 2/3 des Ar- beitstags fr sich selbst und 1/3 fr den Kapitalisten, so wrde unter der #225# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- Voraussetzung des obigen Beispiels dieselbe Arbeitskraft bezahlt mit 133 1/3 und lieferte einen šberschuá von nur 66 2/3. Dem va- riablen Kapital von 133 1/3 entspr„che ein konstantes Kapital von 50. Die Mehrwertsrate betrge also nun 133 1/3 : 66 2/3 = 50% und die Profitrate 183 1/3 : 66 2/3 oder ungef„hr 36 1/2 %. Da wir bisher die verschiednen Bestandteile, worin sich der Pro- fit spaltet, noch nicht untersucht haben, sie also noch nicht fr uns existieren, so wird folgendes nur zur Vermeidung von Miáver- st„ndnissen im voraus bemerkt: Bei der Vergleichung von L„ndern verschiedner Entwicklungsstufen namentlich solcher von entwickel- ter kapitalistischer Produktion und solcher, wo die Arbeit noch nicht f”rmlich unter das Kapital subsumiert ist, obgleich der Ar- beiter in Wirklichkeit vom Kapitalisten ausgebeutet wird (z. B. in Indien, wo der Ryot als selbst„ndiger Bauer wirtschaftet, seine Produktion als solche also noch nicht unter das Kapital subsumiert ist, obgleich der Wucherer ihm unter der Form des Zin- ses nicht nur seine ganze Mehrarbeit, sondern selbst - kapitali- stisch gesprochen - einen Teil seines Arbeitslohns abzwacken mag), w„re es sehr falsch, wollte man etwa an der H”he des natio- nalen Zinsfuáes die H”he der nationalen Profitrate messen. In jenem Zins ist der ganze Profit und mehr als der Profit einge- schlossen, statt daá er nur, wie in L„ndern entwickelter kapita- listischer Produktion, einen aliquoten Teil des produzierten Mehrwerts resp. Profits ausdrckte. Andrerseits ist hier der Zinsfuá berwiegend bestimmt durch Verh„ltnisse (Vorschsse der Wucherer an die Groáen, die Besitzer der Grundrente), die gar nichts zu tun haben mit dem Profit, vielmehr nur darstellen, in welchem Verh„ltnis der Wucher sich die Grundrente aneignet. In L„ndern von verschiedner Entwicklungsstufe der kapitalisti- schen Produktion und daher von verschiedner organischer Zusammen- setzung des Kapitals kann die Rate des Mehrwerts (der eine Fak- tor, der die Profitrate bestimmt) h”her stehn in dem Lande, wo der normale Arbeitstag krzer ist, als in dem, wo er l„nger. Er- stens: Wenn der englische Arbeitstag von 10 Stunden seiner h”hern Intensit„t wegen gleich ist einem ”sterreichischen Arbeitstag von 14 Stunden, k”nnen bei gleicher Teilung des Arbeitstags 5 Stunden Mehrarbeit dort einen h”hern Wert auf dem Weltmarkt darstellen als 7 Stunden hier. Zweitens aber kann dort ein gr”árer Teil des Arbeitstags Mehrarbeit bilden als hier. Das Gesetz von der fallenden Rate des Profits, worin dieselbe oder selbst eine steigende Rate des Mehrwerts sich ausdrckt, heiát in andern Worten: irgendein bestimmtes Quantum des gesell- schaftlichen Durchschnittskapitals, z.B. ein Kapital von 100 ge- nommen, stellt sich ein stets gr”árer #226# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Teil desselben in Arbeitsmitteln und ein stets geringrer Teil desselben in lebendiger Arbeit dar. Da also die Gesamtmasse der den Produktionsmitteln zugesetzten lebendigen Arbeit f„llt im Verh„ltnis zum Wert dieser Produktionsmittel, so f„llt auch die unbezahlte Arbeit und der Wertteil, worin sie sich darstellt, im Verh„ltnis zum Wert des vorgeschoánen Gesamtkapitals. Oder: Ein stets geringter aliquoter Teil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verh„ltnis zu seiner Gr”áe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verh„ltnis des unbezahlten Teils der angewand- ten Arbeit zum bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag. Die verh„ltnism„áige Abnahme des variablen und Zunahme des kon- stanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein andrer Ausdruck fr die vermehrte Produktivit„t der Arbeit. Ein Kapital von 100 bestehe aus 80c + 20v letztre = 20 Arbeitern. Die Rate des Mehrwerts sei 100%, d.h., die Arbeiter arbeiten den halben Tag fr sich, den halben Tag fr den Kapitalisten. In ei- nem minder entwickelten Land sei das Kapital = 20c + 80v und diese letztren = 80 Arbeitern. Aber diese Arbeiter brauchen 2/3 des Arbeitstags fr sich und arbeiten nur 1/3 fr den Kapitali- sten. Alles andre gleichgesetzt, produzieren die Arbeiter im er- sten Fall einen Wert von 40, im zweiten von 120. Das erste Kapi- tal produziert 80c + 20v + 20m = 120; Profitrate = 20%; das zweite Kapital 20c + 80v + 40m = 140; Profitrate 40%. Sie ist also im zweiten Fall noch einmal so groá wie im ersten, obgleich im ersten Fall die Rate des Mehrwerts = 100%, doppelt so groá als im zweiten, wo sie nur 50%. Dafr eignet sich aber ein gleich groáes Kapital im ersten Fall die Mehrarbeit von nur 20 und im zweiten von 80 Arbeitern an. Das Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate oder der re- lativen Abnahme der angeeigneten Mehrarbeit im Vergleich mit der von der lebendigen Arbeit in Bewegung gesetzten Masse vergegen- st„ndlichter Arbeit schlieát in keiner Weise aus, daá die abso- lute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in Bewegung gesetz- ten und exploitierten Arbeit, daher auch die absolute Masse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit w„chst; ebensowenig, daá die un- ter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehrarbeit komman- dieren, letztre selbst, wenn die Anzahl der von ihnen kommandier- ten Arbeiter nicht w„chst. Nimmt man eine gegebne Arbeiterbev”lkerung, z.B. von zwei Millio- nen, nimmt man ferner, als gegeben, L„nge und Intensit„t des Durchschnittsarbeitstags sowie den Arbeitslohn und damit das Ver- h„ltnis zwischen notwendiger #227# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- und Mehrarbeit, so produziert die Gesamtarbeit dieser zwei Mil- lionen und ebenso ihre Mehrarbeit, die sich in Mehrwert dar- stellt, stets dieselbe Wertgr”áe. Aber es f„llt mit der wachsen- den Masse des konstanten - fixen und zirkulierenden - Kapitals, das diese Arbeit in Bewegung setzt, das Verh„ltnis dieser Wert- gr”áe zum Wert dieses Kapitals, der mit seiner Masse, wenn auch nicht im selben Verh„ltnis, w„chst. Dies Verh„ltnis und daher die Profitrate f„llt, obgleich nach wie vor dieselbe Masse lebendiger Arbeit kommandiert und dieselbe Masse Mehrarbeit vom Kapital auf- gesaugt wird. Das Verh„ltnis „ndert sich, nicht weil die Masse der lebendigen Arbeit f„llt, sondern weil die Masse der von ihr in Bewegung gesetzten bereits vergegenst„ndlichten Arbeit steigt. Die Abnahme ist relativ, nicht absolut, und hat in der Tat mit der absoluten Gr”áe der in Bewegung gesetzten Arbeit und Mehrar- beit nichts zu schaffen. Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer absoluten, sondern aus einer nur relativen Abnahme des variablen Bestandteils des Gesamtkapitals, aus ihrer Abnahme, verglichen mit dem konstanten Bestandteil. Dasselbe nun, was von einer gegebnen Arbeitsmasse und Mehrar- beitsmasse, gilt von einer wachsenden Arbeiteranzahl und daher, unter den gegebnen Voraussetzungen, von einer wachsenden Masse der kommandierten Arbeit berhaupt und ihres unbezahlten Teils, der Mehrarbeit, insbesondre. Wenn die Arbeiterbev”lkerung von zwei auf drei Millionen steigt, wenn das ihr in Arbeitslohn aus- gezahlte variable Kapital ebenfalls, frher zwei, jetzt drei Mil- lionen ist und dagegen das konstante Kapital von 4 auf 15 Millio- nen steigt, so w„chst unter den gegebnen Voraussetzungen (konstanter Arbeitstag und konstante Mehrwertsrate) die Masse der Mehrarbeit, des Mehrwerts um die H„lfte, um 50%, von 2 Millionen auf 3. Nichtsdestoweniger, trotz dieses Wachstums der absoluten Masse der Mehrarbeit und daher des Mehrwerts um 50%, wrde das Verh„ltnis des variablen Kapitals zum konstanten von 2:4 fallen auf 3:15 und das Verh„ltnis des Mehrwerts zum Gesamtkapital sich stellen wie folgt (in Millionen): I. 4c + 2v + 2m; C = 6, p' = 33 1/3 %. II. 15 + 3v + 3m; C = 18, p' = 16 2/3 %. W„hrend die Mehrwertsmasse um die H„lfte gestiegen, ist die Pro- fitrate auf die H„lfte der frheren gefallen. Der Profit ist aber nur der auf das Gesellschaftskapital berechnete Mehrwert, und die Masse des Profits, seine absolute Gr”áe, ist daher, gesellschaft- lich betrachtet, gleich der absoluten Gr”áe des Mehrwerts. Die absolute Gr”áe des Profits, seine Gesamtmasse, w„re also um 50% gewachsen trotz enorrner Abnahme im Verh„ltnis dieser #228# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ---- Profitmasse zum vorgescheánen Gesamtkapital oder trotz der enor- men Abnahme in der allgemeinen Profitrate. Die Anzahl der vom Ka- pital angewandten Arbeiter, also die absolute Masse der von ihm in Bewegung gesetzten Arbeit, daher die absolute Masse der von ihm aufgesaugten Mehrarbeit, daher die Masse des von ihm produ- zierten Mehrwerts, daher die absolute Masse des von ihm produ- zierten Profits k a n n also wachsen, und progressiv wachsen, trotz des progressiven Falls der Profitrate. Dies k a n n nicht nur der Fall sein. Es m u á der Fall sein - vorbergehende Schwankungen abgerechnet - auf Basis der kapitalistischen Produk- tion. Der kapitalistische Produktionsprozeá ist wesentlich zugleich Ak- kumulationsprozeá. Man hat gezeigt, wie im Fortschritt der kapi- talistischen Produktion die Wertmasse, die einfach reproduziert, erhalten werden muá, mit der Steigerung der Produktivit„t der Ar- beit steigt und w„chst, selbst wenn die angewandte Arbeitskraft konstant bliebe. Aber mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit w„chst noch mehr die Masse der produ- zierten Gebrauchswerte, wovon die Produktionsmittel einen Teil bilden. Und die zus„tzliche Arbeit, durch deren Aneignung dieser zus„tzliche Reichtum in Kapital rckverwandelt werden kann, h„ngt nicht ab vom Wert, sondern von der Masse dieser Produktionsmittel (Lebensmittel eingeschlossen), da der Arbeiter im Arbeitsprozeá nicht mit dem Wert, sondern mit dem Gebrauchswert der Produkti- onsmittel zu tun hat. Die Akkumulation selbst, und die mit ihr gegebne Konzentration des Kapitals, ist aber selbst ein materiel- les Mittel der Steigerung der Produktivkraft. In diesem Wachstum der Produktionsmittel ist aber eingeschlossen das Wachstum der Aiterbev”lkerung, die Sch”pfung einer dem Surpluskapital entspre- chenden und sogar seine Bedrfnisse im ganzen und groáen stets berflutenden Bev”lkerung, und daher šberbev”lkerung, von Arbei- tern. Ein momentaner šberschuá des Surpluskapitals ber die von ihm kommandierte Arbeiterbev”lkerung wrde in doppelter Weise wirken. Er wrde einerseits durch Steigerung des Arbeitslohns, daher Milderung der den Nachwuchs der Arbeiter dezimlerenden, vernichtenden Einflsse und Erleichterung der Heiraten die Arbei- terbev”lkerung allm„hlich vermehren, andrerseits aber durch An- wendung der Methoden, die den relativen Mehrwert schaffen (Einfhrung und Verbesserung von Maschinerie) noch weit rascher eine knstliche, relative šberv”lkerung schaffen, die ihrerseits wieder - da in der kapitalistischen Produktion das Elend Bev”lke- rung erzeugt - das Treibhaus einer wirklichen raschen Vermehrung der Volkszahl ist. Aus der Natur des kapitalistischen Akkumulati- onsprozesses - der nur ein Moment des kapitalistischen Produkti- onsprozesses ist - folgt daher von #229# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- selbst, daá die gesteigerte Masse der Produktionsmittel, die be- stimmt sind, in Kapital verwandelt zu werden, eine entsprechend gesteigerte und selbst berschssige, explotierbare Arbeiterbe- v”lkerung stets zur Hand findet. Im Fortschritt des Produktions- und Akkumulationsprozesses m u á also die Masse der aneignungs- f„higen und angeeigneten Mehrarbeit und daher die absolute Masse des vom Gesellschaftskapital angeeigneten Profits wachsen. Aber dieselben Gesetze der Produktion und Akkumulation der steigern, mit Masse, den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Pro- gression rascher als den des variablen, gegen lebendige Arbeit umgesetzten Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also fr das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate. Es wird hier ganz davon abgesehn, daá dieselbe Wertgr”áe, im Fortschritt der kapitalistischen Produktion und der ihr entspre- chenden Entwicklung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Ar- beit und Vervielf„ltigung der Produktionszweige und daher Pro- dukte, eine fortschreitend steigende Masse von Gebrauchswerten und Genssen darstellt. Der Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion und Akkumu- lation bedingt Arbeitsprozesse auf steigend gr”árer Stufenleiter und damit steigend groáem Dimensionen und dementsprechend stei- gende Kapitalvorschsse fr jedes einzelne Etablissement. Wach- sende Konzentration der Kapitale (begleitet zugleich, doch in ge- ringrem Maá, von wachsender Zahl der Kapitalisten) ist daher sowohl eine ihrer materiellen Bedingungen wie eins der von ihr selbst produzierten Resultate. Hand in Hand, in Wechselwirkung damit, geht fortschreitende Expropriation der mehr oder minder unmittelbaren Produzenten. So versteht es sich fr die einzelnen Kapitalisten, daá sie ber wachsend groáe Arbeiterarmeen komman- dieren (sosehr auch fr sie das variable im Verh„ltnis zum kon- stanten Kapital f„llt), daá die Masse des von ihnen angeeigneten Mehrwerts und daher Profits w„chst, gleichzeitig mit und trotz dem Fall in der Profitrate. Dieselben Ursachen, die Massen von Arbeiterarmeen unter dem Kommando einzelner Kapitalisten konzen- trieren, sind es ja grade, die auch die Masse des angewandten fi- xen Kapitals wie der Roh- und Hilfsstofte in wachsender Propor- tion anschwellen gegenber der Masse der angewandten lebendigen Arbeit. Es bedarf ferner hier nur der Erw„hnung, daá bei gegebner Arbei- terbev”lkerung, wenn die Mehrwertsrate w„chst, sei es durch Ver- l„ngerung oder Intensifikation des Arbeitstags, sei es durch Wertsenkung des Arbeitslohns infolge der Entwicklung der Produk- tivkraft der Arbeit, die Masse des Mehrwerts und daher die abso- lute Profitmasse wachsen muá, trotz der relativen Verminderung des variablen Kapitals im Verh„ltnis zum konstanten. #230# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Dieselbe Entwicklung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit, dieselben Gesetze, welche im relativen Fall des variablen Kapitals gegen das Gesamtkapital und der damit beschleunigten Ak- kumulation sich darstellen, w„hrend andrerseits die Akkumulation rckwirkend Ausgangspunkt weitrer Entwicklung der Produktivkraft und weitrer relativer Abnahme des variablen Kapitals wird, die- selbe Entwicklung drckt sich, von zeitweiligen Schwankungen ab- gesehn, aus in der steigenden Zunahme der angewandten Gesamtar- beitskraft, im steigenden Wachstum der absoluten Masse des Mehr- werts und daher des Profits. In welcher Form nun muá dies zwieschl„chtige Gesetz der aus den- selben Ursachen entspringenden Abnahme der Profitrate und gleich- zeitiger Zunahme der absoluten Profitmasw sich darstellen? Ein Gesetz, darauf begandet, daá unter den gegebnen Bedingungen die angeeignete Masse der Mehrarbeit und daher des Mehrwerts w„chst und daá, das Gesamtkap'tal betrachtet oder das einzelne Kapital als bloáes Stck des Gesamtkapitals betrachtet, Profit und Mehr- wert identische Gr”áen sind? Nehmen wir den aliquoten Teil des Kapitals, auf den wir die Pro- fitrate berechnen, z.B. 100. Diese 100 stellen die Durchschnitts- zusammensetzung des Gesamtkapitals vor, sage 80c + 20v. Wir haben im zweiten Abschnitt dieses Buchs gesehn, wie die Durch- schnittsprofitrate in den verschiednen Produktionszweigen nicht durch die, einem jeden besondre, Zusammensetzung des Kapitals, sondern durch seine gesellschaftliche Durchschnittszusammenset- zung bestimmt wird. Mit relativer Abnahme des variablen Teils ge- gen den konstanten, und daher gegen das Gesamtkapital von 100, f„llt die Profitrate bei gleichbleibendem und selbst steigendem Exploitationsgrad der Arbeit, f„llt die relative Gr”áe des Mehr- werts, d.h. sein Verh„ltnis zum Wert des vorgeschoánen Gesamtka- pitals von 100. Aber nicht nur diese relative Gr”áe sinkt. Die Gr”áe des Mehrwerts oder Profits, den das Gesamtkapital von 100 aufsaugt, f„llt absolut. Bei einer Mehrwertstate von 100% produ- ziert ein Kapital von 60c + 40v eine Mehrwerts- und daher Profit- masse von 40; ein Kapital von 70c + 30v eine Profitmasse von 30; bei einem Kapital von 80c + 20v f„llt der Profit auf 20. Dies Fallen bezieht sich auf die Masse des Mehrwerts und daher des Profits, und folgt daher, daá, weil das Gesamtkapital von 100 we- niger lebendige Arbeit berhaupt, es bei gleichbleibendem Ex- ploitationsgrad auch weniger Mehrarbeit in Bewegung setzt und da- her weniger Mehrwert produziert. Irgendeinen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Kapitals, also des Kapitals von gesellschaft- licher Durchschnittszusammensetzung, als Maáeinheit genommen, wo- ran wir den Mehrwert messen - und dies geschieht bei aller #231# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- Profitberechnung -, ist berhaupt relatives Fallen des Mehrwerts und sein absolutes Fallen identisch. Die Profitrate sinkt in den obigen F„llen von 40% auf 30% und auf 20%, weil in der Tat die vom selben Kapital produzierte Masse Mehrwert, und daher Profit, absolut f„llt von 40 auf 30 und auf 20. Da die Wertgr”áe des Ka- pitals, woran der Mehrwert gemessen wird, gegeben, = 100 ist, kann ein Fallen der Proportion des Mehrwerts zu dieser gleich- bleibenden Gr”áe nur ein andrer Ausdruck sein fr die Abnahme der absoluten Gr”áe des Mehrwerts und Profits. Dies ist in der Tat eine Tautologie. Daá aber diese Verminderung eintritt, geht aus der Natur der Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprozes- ses, wie bewiesen wurde, hervor. Andrerseits aber bringen diesel- ben Ursachen, die eine absolute Abnahme des Mehrwerts und daher Profits auf ein gegebnes Kapital und daher auch der nach Prozen- ten berechneten Profitrate erzeugen, ein Wachstum in der absolu- ten Masse des vom Geselischaftskapital (d.h. von der Gesamtheit der Kapitalisten) angeeigneten Mehrwerts und daher Profits her- vor. Wie muá sich dies nun darstellen, wie kann es sich allein darstellen, oder welche Bedingungen sind eingeschlossen in diesen scheinbaren Widerspruch? Wenn je ein aliquoter Teil = 100 des gesellschaftlichen Kapitals, und daher je 100 Kapital von gesellschaftlicher Durchschnittszu- sammensetzung, eine gegebne Gr”áe ist, und daher fr sie Abnahme der Profitrate zusammenf„llt mit Abnahme der absoluten Gr”áe des Profits, eben weil hier das Kapital, woran sie gemessen werden, eine konstante Gr”áe ist, so ist dagegen die Gr”áe des gesell- schaftlichen Gesamtkapitals, wie des in den H„nden einzelner Ka- pitalisten befindlichen Kapitals, eine variable Gr”áe, die, um den vorausgesetzten Bedingungen zu entsprechen, variieren muá im umgekehrten Verh„ltnis zur Abnahme ihres variablen Teils. Als im frhern Beispiel die Zusammensetzung prozentig 60c + 40v war der Mehrwert oder Profit darauf 40 und daher die Profitrate 40% Ange- nommen, auf dieser Stufe der Zusammensetzung sei das Gesamtkapi- tal eine Million gewesen. So betrug der Gesamtmehrwert und daher der Gesamtprofit 400 000. Wenn nun sp„ter die Zusammensetzung = 80c + 20v, so ist der Mehrwert oder Profit, bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit, auf je 100 = 20. Da aber der Mehr- wert oder Profit der absoluten Masse nach, wie nachgewiesen, w„chst, trotz dieser abnehmenden Profitrate oder abnehmenden Er- zeugung von Mehrwert durch ein Kapital von je 100, z.B. w„chst, sagen wir von 400 000 auf 440 000, so ist das nur dadurch m”g- lich, daá das Gesamtkapital, das sich gleichzeitig mit dieser #232# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- neuen Zusammensetzung gebildet hat, gewachsen ist auf 2 200 000. Die Masse des in Bewegung gesetzten Gesamtkapitals ist gestiegen auf 1*) 220%, w„hrend die Profitrate um 50% gefallen ist. H„tte sich das Kapital nur verdoppelt, so h„tte es zur Profitrate von 20% nur dieselbe Masse von Mehrwert und Profit erzeugen k”nnen wie das alte Kapital von 1 000 000 zu 40%. W„re es aufweniger als das Doppelte gewachsen, so h„tte es weniger Mehrwert oder Profit produziert als frher das Kapital von 1 000 000, das bei seiner frhern Zusammensetzung, um seinen Mehrwert von 400 000 auf 440 000 zu steigern, nur zu wachsen brauchte von 1 000 000 auf 1 100 000. Es zeigt sich hier das schon frher 2*) entwickelte Gesetz, daá mit der relativen Abnahme des variablen Kapitals, also der Ent- wicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit eine wachsend gr”áre Masse Gesamtkapital n”tig ist, um dieselbe Menge Arbeitskraft in Bewegung zu setzen und dieselbe Masse Mehrarbeit einzusaugen. Im selben Verh„ltnis daher, wie sich die kapitali- stische Produktion entwickelt, entwickelt sich die M”glichkeit einer relativ berz„hligen Arbeiterbev”lkerung, nicht weil die Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit a b n i m m t, sondern weil sie z u n i m m t, also nicht aus einem absoluten Miáverh„ltnis zwischen Arbeit und Existenzmitteln oder Mitteln zur Produktion dieser Existenzmittel, sondern aus einem Miáver- h„ltnis, entspringend aus der kapitalistischen Exploitation der Arbeit, dem Miáverh„ltnis zwischen dem steigenden Wachstum des Kapitals und seinem relativ abnehmenden Bedrfnis nach wachsender Bev”lkerung. F„llt die Profitrate um 50%, so f„llt sie um die H„lfte. Soll da- her die Masse des Profits gleichbleiben, so muá das Kapital sich verdoppeln. Damit die Profitmasse bei abnehmender Profitrate gleichbleiben muá der Multiplikator, der das Wachstum des Gesamt- kapitals anzeigt, gleich sein dem Divisor, der das Fallen der Profitrate anzeigt. Wenn die Profitrate von 40 auf 20 f„llt, muá das Gesamtkapital umgekehrt im Verh„ltnis von 20:40 steigen, da- mit das Resultat dasselbe bleibe. W„re die Profitrate gefallen von 40 auf 8, so máte das Kapital wachsen im Verh„ltnis von 8:40, d.h. auf das Fnffache. Ein Kapital von 1 000 000 zu 40% produziert 400 000 und ein Kapital von 5 000 000 zu 8% produziert ebenfalls 400 000. Dies gilt, damit das Resultat dasselbe bleibe. Soll es dagegen wachsen, so muá das Kapital in gr”árer Proportion wachsen, als die Profitrate f„llt. In andren Worten: Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut der- selbe bleibe, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz ----- 1*) 1. Auflage: um - 2*) siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 652, 673/674 #233# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- als Teil des Gesamtkapitals f„llt, muá das Gesamtkapital in st„r- krem Verh„ltnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapi- tals f„llt. Es muá so sehr wachsen, daá es in seiner neuen Zusam- mensetzung nicht nur den alten variablen Kapitalteil, sondern noch mehr als diesen zum Ankauf von Arbeitskraft bedarf. F„llt der variable Teil eines Kapitals = 100 von 40 auf 20, so muá das Gesamtkapital auf mehr als 200 steigen, um ein gr”áres variables Kapital als 40 verwenden zu k”nnen. Selbst wenn die exploitierte Masse der Arbeiterbev”lkerung kon- stant bliebe und nur L„nge und Intensit„t des Arbeitstags sich vermehrten, so máte die Masse des angewandten Kapitals steigen, da sie sogar steigen muá, um dieselbe Masse Arbeit unter den al- ten Exploitationsverh„ltnissen bei ver„nderter Kapitalzusammen- setzung anzuwenden. Also dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit drckt sich im Fortschritt der kapitalistischen Pro- duktionsweise aus einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und andterseits in best„ndigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten Mehrwerts oder Profits; so daá im ganzen der relativen Abnahme des variablen Kapitals und Pro- fits eine absolute Zunahme beider entspricht. Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate f„llt. Um ein absolut angewachsnes variables Kapital bei h”herer Zusammensetzung oder relativer st„rkerer Zunahme des konstanten Kapitals anzuwenden, muá das Gesamtkapital nicht nur im Verh„ltnis der h”hern Komposition wachsen, sondern noch ra- scher. Es folgt hieraus, daá, je mehr die kapitalistische Produk- tionsweise sich entwickelt, eine immer gr”áre Kapitalmenge n”tig ist, um dieselbe und mehr noch eine wachsende Arbeitskraft zu be- sch„ftigen. Die steigende Produktivkraft der Arbeit erzeugt also, auf kapitalistischer Grundlage, mit Notwendigkeit eine permanente scheinbare Arbeiterberv”lkerung. Bildet das variable Kapital nur des Gesamtkapitals statt frher 1/2, so muá, um dieselbe Arbeits- kraft zu besch„ftigen, das Gesamtkapital sich verdreifachen; soll aber die doppelte Arbeitskraft besch„ftigt werden, so muá es sich versechsfachen. Die bisherige ™konomie, die das Gesetz der fallenden Profitrate nicht zu erkl„ren wuáte, bringt die steigende Profitmasse, das Wachstum der absoluten Gr”áe des Profits, sei es fr den einzel- nen Kapitalisten, sei es fr das Gesellschaftskapital, als eine Art Trostgrund bei, der aber auch auf bloáen Gemeinpl„tzen und M”glichkeiten beruht. Daá die Masse des Profits durch zwei Faktoren bestimmt ist, er- stens durch die Profitrate und zweitens durch die Masse des Kapi- tals, das zu #234# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- dieser Profitrate angewandt wird, ist nur Tautologie. Daá der M”glichkeit nach daher die Profitmasse wachsen kann, trotzdem die Profitrate gleichzeitig f„llt, ist nur ein Ausdruck dieser Tauto- logie, hilft keinen Schritt weiter, da es ebenso m”glich ist, daá das Kapital w„chst, ohne daá die Profitmasse w„chst, und daá es sogar noch wachsen kann, w„hrend sie f„llt. 100 zu 25% gibt 25, 400 zu 5% gibt nur 20. 35) Wenn aber dieselben Ursachen, die die Profitrate fallen machen, die Akkumulation, d.h. die Bildung von zus„tzlichem Kapital f”rdern und wenn jedes zus„tzliche Kapital zus„tzliche Arbeit in Bewegung setzt und zus„tzlichen Mehrwert produziert; wenn andrerseits das bloáe Sinken der Profitrate die Tatsache einschlieát, daá das konstante Kapital und damit das ge- samte alte Kapital gewachsen ist, so h”rt dieser ganze Prozeá auf, mysteri”s zu sein. Man wird sp„ter sehn, zu welchen absicht- lichen Rechnungsf„lschungen Zuflucht genommen wird, um die M”g- lichkeit der Zunahme der Profitmasse zugleich mit Abnahme der Profitrate wegzuschwindeln. ----- 35) "Wir sollten gleichfalls erwarten, daá - wenn sich auch die Profitrate des Kapitals infolge der zus„tzlichen Anlage von Kapi- tal auf dem Boden und des Steigens der L”hne verringert - doch die Gesamtsumme der Profite w„chst. Angenommen nun, daá bei wie- derholten Kapitalzug„ngen von 100 000 Pfd.St. die Profitrate von 20 auf 19, auf 18, auf 17 Prozent fiele, sich also eine st„ndig fallende Rate erg„be; man sollte erwarten, daá die Profitsumme, die jene einander folgenden Kapitalbesitzer erhalten, immer stiege, daá sie gr”áer sein wurde, wenn das Kapital 200 000 Pfd.St. als wenn es 100 000 Pfd.St. betr„gt, und noch gr”áer, wenn es 300 000 Pfd.St. ausmacht, und so weiter, trotz verminder- ter Rate mit jeder Steigerung des Kapitals wachsend. Diese Pro- gression stimmt jedoch nur fr eine gewisse Zeit. So ist 19 Pro- zent von 200 000 Pfd.St. mehr als 20 Prozent von 100 000Pfd.St., 18 Prozent von 300 000 Pfd.St. ist wieder mehr als 19 Prozent von 200 000 Pfd.St. Aber nachdem das Kapital zu einer groáen Summe angewachsen ist und die Profite gefallen sind, vermindert die weitere Akkumulation die Gesamtsumme des Profits. Angenommen also, die Akkumulation wurde 1 000 000 Pfd.St. und der Profit 7 Prozent betragen, so wird die Gesamtsumme des Profits 70 000 Pfd.St. ausmachen. Wenn jetzt zu der Million eine Vermehrung von 100 000 Pfd.St. Kapital hinzuk„me und der Profit auf 6 Prozent fiele, dann wrden die Kapitalbesitzer 66 000 Pfd.St. erhalten, eine Verminderung von 4000 Pfd.St., obwohl die Gesamtsumme des Kapitals von 1 000 000 Pfd. St. auf 1 100 000 Pfd.St. angestiegen w„re." Ricardo, "Pol. Econ.", chapt. VII ("Works", ed. Mac- Culloch, 1852, p. 68, 69). In der Tat ist hier angenommen, daá das Kapital w„chst von 1 000 000 auf 1 100 000, also um 10%, w„h- rend die Profitrate f„llt von 7 auf 6, also um 14 2/7 %. Hinc il- lae la crimae. [36] ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe. 2. Teil, S. 435-466, 541-543 #235# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- Wir haben gezeigt, wie dieselben Ursachen, welche einen tenden- ziellen Fall der allgemeinen Profitrate produzieren, eine be- schleunigte Akkumulation des Kapitals und daher Wachstum in der absoluten Gr”áe oder Gesamtmasse der von ihm angeeigneten Mehrar- beit (Mehrwert, Profit) bedingen. Wie alles in der Konkurrenz und daher im Bewuátsein der Agenten der Konkurrenz sich verkehrt dar- stellt, so auch dies Gesetz, ich meine dieser innere und notwen- dige Zusammenhang zwischen zwei scheinbar sich widersprechenden. Es ist sichtbar, daá innerhalb der oben entwickelten Proportionen ein Kapitalist, der ber groáes Kapital verfgt, mehr Profitmasse macht, als ein kleiner Kapitalist, der scheinbar hohe Profite macht. Die oberfl„chlichste Betrachtung der Konkurrenz zeigt fer- ner, daá unter gewissen Umst„nden, wenn der gr”áre Kapitalist sich Raum auf dem Markt schaffen, die kleineren verdr„ngen will, wie in Zeiten der Krise, er dies praktisch benutzt, d.h. seine Profitrate absichtlich heruntersetzt, um die kleineren aus dem Feld zu schlagen. Namentlich auch das Kaufmannskapital, worber sp„ter N„heres, zeigt Ph„nomene, welche das Sinken des Profits als Folge der Ausdehnung des Gesch„fts und damit des Kapitals er- scheinen lassen. Den eigentlich wissenschaftlichen Ausdruck fr die falsche Auffassung geben wir sp„ter. Žhnliche oberfl„chliche Betrachtungen ergeben sich aus Vergleich der Profitraten, die in besondren Gesch„ftszweigen gemacht werden, je nachdem sie dem Re- gime der freien Konkurrenz oder des Monopols unterworfen sind. Die ganze flache Vorstellung, wie sie in den K”pfen der Konkur- renzagenten lebt, findet sich bei unserm Roscher, n„mlich, daá diese Herabsetzung der Profitrate "klger und menschlicher" sei. [37] Die Abnahme der Profitrate erscheint hier als F o l g e der Zunahme des Kapitals und der damit verbundnen Berechnung der Kapitalisten, daá bei kleinerer Profitrate die von ihnen einge- steckte Profitmasse gr”áer sein werde. Das ganze (ausgenommen bei A. Smith, worber sp„ter 1*)) beruht auf g„nzlicher Begriffslo- sigkeit ber das, was die allgemeine Profitrate berhaupt ist, und auf der kruden Vorstellung, daá die Preise in der Tat be- stimmt werden durch Zuschlag eines mehr oder weniger willkrli- chen Profitquotums ber den wirklichen Wert der Waren hinaus. Krud wie diese Vorstellungen sind, entspringen sie doch mit Not- wendigkeit aus der verkehrten Art und Weise, worin die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion innerhalb der Konkurrenz sich darstellen. --- --- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 214-228 #236# III. Absschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Das Gesetz, daá der durch Entwicklung der Produktivkraft verur- sachte Fall der Profitrate begleitet ist von einer Zunahme in der Profitmasse, drckt sich auch darin aus, daá der Fall im Preis der vom Kapital produzierten Waren begleitet ist von einer rela- tiven Steigerung der in ihnen enthaltnen und durch ihren Verkauf realisierten Profitmassen. Da die Entwicklung der Produktivkraft und die ihr entsprechende h”here Zusammensetzung des Kapitals ein stets gr”áres Quantum Produktionsmittel durch ein stets geringres Quantum Arbeit in Be- wegung setzt, absorbiert jeder aliquote Teil des Gesamtprodukts, jede einzelne Ware oder jedes bestimmte einzelne Warenmaá der produzierten Gesamtmasse weniger lebendige Arbeit und enth„lt ferner weniger vergegenst„ndlichte Arbeit, sowohl im Verschleiá des angewandten fixen Kapitals wie in den verbrauchten Roh- und Hilfsstoffen. Jede einzelne Ware enth„lt also eine geringere Summe von in Produktionsmitteln vergegenst„ndlichter und w„hrend der Produktion neu zugesetzter Arbeit. Der Preis der einzelnen Ware f„llt daher. Die Profitmasse, die in der einzelnen Ware ent- halten ist, kann trotzdem zunehmen, wenn die Rate des absoluten oder relativen Mehrwerts w„chst. Sie enth„lt weniger neu zuge- setzte Arbeit, aber der unbezahlte Teil derselben w„chst gegen den bezahlten Teil. Doch ist dies nur innerhalb bestimmter Schranken der Fall. Mit der im Lauf der Produktionsentwicklung enorm gesteigerten absoluten Abnahme der Summe der, in der ein- zelnen Ware neu zugesetzten, lebendigen Arbeit wird auch die Masse der in ihr enthaltnen unbezahlten Arbeit absolut abnehmen, wie sehr sie auch relativ gewachsen sei, im Verh„ltnis n„mlich zum bezahlten Teil. Die Profitmasse auf jede einzelne Ware wird sich sehr vermindern mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, trotz des Wachstums der Mehrwertsrate; und diese Vermin- derung, ganz wie der Fall der Profitrate, wird nur verlangsamt durch die Verwohlfeilerung der Elemente des konstanten Kapitals und die andren im ersten Abschnitt dieses Buchs aufgefhrten Um- st„nde, die die Profitrate erh”hen bei gegebner und selbst bei sinkender Rate des Mehrwerts. Daá der Preis der einzelnen Waren f„llt, aus deren Summe das Ge- samtprodukt des Kapitals besteht, heiát weiter nichts, als daá sich ein gegebnes Quantum Arbeit in einer gr”áren Masse Waren re- alisiert, jede einzelne Ware also weniger Arbeit als frher ent- h„lt. Dies ist der Fall, selbst wenn der Preis des einen Teils des konstanten Kapitals, Rohstoff etc. steigt. Mit Ausnahme ein- zelner F„lle (z.B. wenn die Produktivkraft der Arbeit gleichm„áig alle Elemente des konstanten wie des variablen Kapitals verwohl- feilert) wird die Profitrate sinken, trotz der erh”hten Rate des Mehrwerts, #237# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- 1. weil selbst ein gr”árer unbezahlter Teil der geringren Gesamt- summe der neu zugesetzten Arbeit kleiner ist, als ein geringrer aliquoter unbezahlter Teil der gr”áren Gesamtsumme war, und 2. weil die h”here Zusammensetzung des Kapitals in der einzelnen Ware sich darin ausdrckt, daá der Wertteil derselben, worin berhaupt neu zugesetzte Arbeit sich darstellt, f„llt gegen den Wertteil, der sich darstellt in Rohstoff, Hilfsstoff und Ver- schleiá des fixen Kapitals. Dieser Wechsel im Verh„ltnis der ver- schiednen Bestandteile des Preises der einzelnen Ware, die Ab- nahme des Preisteils, worin sich neu zugesetzte lebendige Arbeit, und die Zunahme der Preisteile, worin sich frher vergegenst„nd- lichte Arbeit darstellt - ist die Form, worin sich im Preis der einzelnen Ware die Abnahme des variablen Kapitals gegen das kon- stante ausdrckt. Wie diese Abnahme absolut ist fr ein gegebnes Maá des Kapitals, z.B. 100, so ist sie auch absolut fr Jede ein- zelne Ware als aliquoten Teil des reproduzierten Kapitals. Doch wrde die Profitrate, wenn nur auf die Preiselemente der einzel- nen Ware berechnet, sich anders darstellen als sie wirklich ist. Und zwar aus folgendem Grund: {Die Profitrate wird berechnet auf das angewandte Gesamtkapital, aber fr eine bestimmte Zeit, tats„chlich ein Jahr. Das Verh„lt- nis des in einem Jahr gemachten und realisierten Mehrwerts oder Profits zum Gesamtkapital, prozentig berechnet, ist die Pro- fitrate. Sie ist also nicht notwendig gleich mit einer Pro- fitrate, bei der nicht das Jahr, sondern die Umschlagsperiode des fraglichen Kapitals der Berechnung zugrunde gelegt wird; nur wenn dies Kapital gerade einmal im Jahr umschl„gt, fallen beide zusam- men. Andrerseits ist der im Lauf eines Jahrs gemachte Profit nur die Summe der Profite auf die im auf desselben Jahres produzier- ten und verkauften Waren. Berechnen wir nun den Profit auf den Kostpreis der Waren, so erhalten wir eine Profitrate = p/k wo p der im Lauf des Jahres realisierte Profit und k die Summe der Kostpreise der in derselben Zeit produzierten und verkauften Wa- ren ist. Es ist augenscheinlich, daá diese Profitrate p/k nur dann mit der wirklichen Profitrate p/C, Profitmasse dividiert durch das Gesamtkapital, zusammenfallen kann, wenn k = C, d.h., wenn das Kapital genau einmal im Jahr umschl„gt. Nehmen wir drei verschiedne Zust„nde eines industriellen Kapi- tals. I. Das Kapital von 8000 Pfd.St. produziert und verkauft j„hrlich 5000 Stck Ware, das Stck zu 30 sh., hat also einen Jahresum- schlag von 7500 Pfd.St. Es macht auf jedesstck Ware einen Profit von 10 sh. = 2500 Pfd.St. j„hrlich. In jedem Stck stecken also 20 sh. Kapitalvorschuá und 10 sh. #238# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Profit, also ist die Profitrate per Stck 10/20 = 50%. Auf die umgeschlagne Summe von 7500 Pfd.St. kommen 5000 Pfd.St. Kapital- vorschuá und 2500 Pfd.St. Profit; Profitrate auf den Umschlag, p/k, ebenfalls = 50%. Dagegen auf das Gesamtkapital berechnet ist die Profitrate p/C = 2500/8000 = 31 1/4 %. II. Das Kapital steige auf 10 000 Pfd. St. Infolge vermehrter Produktivkraft der Arbeit sei es bef„higt, j„hrlich 10 000 Stck Ware zum Kostpreis von je 20 sh. zu produzieren. Es verkaufe sie mit 4 sh. Profit, also zu 24 sh. pro Stck. Dann ist der Preis des Jahresprodukts = 12 000 Pfd.St., wovon 10 000 Pfd.St. Kapi- talvorschuá und 2000 Pfd.St. Profit. p/k ist pro Stck 4/20, fr den Jahresumschlag = 2000/10 000, also beidemal = 20%, und da das Gesamtkapital gleich der Summe der Kostpreise, n„mlich 10 000 Pfd.St., so ist auch p/C, die wirkliche Profitrate, diesmal =20%. III. Das Kapital steige, bei stets wachsender Produktivkraft der Arbeit, auf 15 000 Pfd. St. und produziere jetzt j„hrlich 30 000 Stck Ware zum Kostpreis von je 13 sh., die mit 2 sh. Profit, also zu 15 sh. das Stck verkauft werden. Jahresumschlag also = 30 000 x 15 sh. = 22 500 Pfd. St., wovon 19 500 Kapitalvorschuá und 3000 Pfd.St. Profit. p/k ist also = 2/13 = 3000/15000 = 15 5/13%. Dagegen p/C = 3000/15 000 = 20%. Wir sehn also: Nur in Fall II, wo der umgeschlagne Kapitalwert gleich dem Gesamtkapital, ist die Profitrate aufs Stck Ware oder auf die Umschlagssumme dieselbe wie die aufs Gesamtkapital be- rechnete Profitrate. Im Fall I, wo die Umschlagssumme kleiner als das Gesamtkapital, ist die Profitrate, auf den Kostpreis der Ware berechnet, h”her; im Fall III, wo das Gesamtkapital kleiner als die Umschlagssumme, ist sie niedriger als die wirkliche, aufs Ge- samtkapital berechnete Profitrate. Es gilt dies allgemein. In der kaufm„nnischen Praxis wird der Umschlag gew”hnlich ungenau be- rechnet. Man nimmt an, das Kapital habe einmal umgeschlagen, so- bald die Summe der realisierten Warenpreise die Summe des ange- wandten Gesamtkapitals erreicht. Das K a p i t a l kann aber nur dann einen ganzen Umlauf vollenden, wenn die Summe der K o s t p r e i s e der realisierten Waren gleich wird der Summe des Gesamtkapitals. - F. E.} Es zeigt sich auch hier wieder, wie wichtig es ist, bei der kapi- talistischen Produktion nicht die einzelne Ware oder das Waren- produkt eines beliebigen Zeitraums isoliert fr sich, als bloáe Ware zu betrachten, sondern als Produkt #239# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- des vorgeschoánen Kapitals und im Verh„ltnis zum Gesamtkapital, das diese Ware produziert. Obgleich nun die Profitrate berechnet werden muá durch Messung der Masse des produzierten und realisierten Mehrwerts, nicht nur an dem konsumierten Kapitalteil, der in den Waren wiederer- scheint, sondern an diesem Teil plus dem nicht konsumierten, aber angewandten und in der Produktion fortdienenden Kapitaltell, so kann die Profitmasse doch nur gleich sein der in den Waren selbst enthaltnen und durch ihren Verkauf zu realisierenden Masse von Profit oder Mehrwert. Vermehrt sich die Produktivit„t der Industrie, so f„llt der Preis der einzelnen Ware. Es ist weniger Arbeit in ihr enthalten, weni- ger bezahlte und unbezahlte. Dieselbe Arbeit produziere z.B. das dreifache Produkt; es kommt dann 2/3 weniger Arbeit auf das ein- zelne Produkt. Und da der Profit nur einen Teil dieser in der einzelnen Ware enthaltnen Arbeitsmasse bilden kann, muá die Masse des Profits auf die einzelne Ware abnehmen und dies auch, inner- halb gewisser Grenzen, selbst wenn die Rate des Mehrwerts steigt. In allen F„llen sinkt die Profitmasse auf das Gesamtprodukt nicht unter die ursprngliche Profitmasse, sobald das Kapital dieselbe Masse Arbeiter wie frher bei gleichem Exploitationsgrad anwen- det. (Dies kann auch geschehn, wenn weniger Arbeiter bei erh”htem Exploitationsgrad angewandt werden.) Denn in demselben Verh„lt- nis, wie die Profitmasse auf das einzelne Produkt abnimmt, nimmt die Anzahl der Produkte zu. Die Profitmasse bleibt dieselbe, nur verteilt sie sich anders auf die Summe der Waren; es „ndert dies auch nichts an der Verteilung des durch die neu zugesetzte Arbeit geschaffnen Wertquantums zwischen Arbeiter und Kapitalisten. Die Profitmasse kann nur steigen, bei Anwendung derselben Masse Ar- beit, wenn die unbezahlte Mehrarbeit w„chst, oder bei gleichblei- bendem E,xploitationsgrad der Arbeit, wenn die Anzahl der Arbei- ter sich vermehrt. Oder wenn beides zusammenwirkt. In allen die- sen F„llen - die aber der Voraussetzung gem„á Wachsen des kon- stanten Kapitals gegen das variable und wachsende Gr”áe des ange- wandten Gesamtkapitals voraussetzen - enth„lt die einzelne Ware weniger Profitmasse und sinkt die Profitrate, selbst wenn auf die einzelne Ware berechnet; ein gegebnes Quantum zu. s„tzlicher Ar- beit stellt sich dar in einem gr”áern Quantum Waren; der Preis der einzelnen Ware sinkt. Abstrakt betrachtet, kann beim Fall des Preises der einzelnen Ware infolge vermehrter Produktivkraft, und bei daher gleichzeitiger Vermehrung der Anzahl dieser wohlfeilern Waren, die Profitrate dieselbe bleiben, z.B. wenn die Vermehrung der Produktivkraft gleichm„áig und gleichzeitig auf alle Bestand- teile der Waren wirkte, so daá der #240# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Gesamtpreisder Ware in demselben Verh„ltnis fiele, wie sich die Produktivit„t derArbeit vermehrte, und andrerseits das gegensei- tige Verh„ltnis der verschiednen Preisbestandteile der Ware das- selbe bliebe. Steigen k”nnte die Profitrate sogar, wenn mit der Erh”hung der Rate des Mehrwerts eine bedeutende Wertverminderung der Elemente des konstanten und namentlich des fixen Kapitals verbunden w„re. Aber in Wirklichkeit wird die Profitrate, wie be- reits gesehn, auf die Dauer fallen. In keinem Fall erlaubt der Preisfall der einzelnen Ware allein einen Schluá auf die Pro- fitrate. Es kommt alles darauf an, wie groá die Gesamtsumme des in ihrer Produktion beteiligten Kapitals. F„llt z.B. der Preis einer Elle Gewebe von 3 sh. auf 1 2/3 sh.; wenn man weiá, daá darin vor dem Preisfall fr 1 2/3 sh. konstantes Kapital, Garn etc., 2/3 sh. Arbeitslohn, 2/3 sh. Profit waren, nach dem Preis- fall dagegen fr 1 sh. konstantes Kapital, 1/3 sh. Arbeitslohn und 1/3 sh. Profit ist, so weiá man nicht, ob die Profitrate die- selbe geblieben ist oder nicht. Es h„ngt dies davon ab, ob und um wieviel das vorgeschoáne Gesamtkapital gewachsen ist und wieviel Ellen mehr es in gegebner Zeit produziert. Das aus der Natur der kapitalistischen Produktionsweise hervorge- hende Ph„nomen, daá bei wachsender Produktivit„t der Arbeit der Preis der einzelnen Ware oder eines gegebnen Warenquotums sinkt, die Anzahl der Waren steigt, die Profitmasse auf die einzelne Ware und die Profitrateauf die Warensumme sinkt, die Profitmasse aber auf die Gesamtsumme der Waren steigt - dies Ph„nomen stellt auf der Oberfl„che nur dar: Fallen der Profitmasse auf die ein- zelne Ware, Fallen ihres Preises, Wachsen der Profitmasse auf die vermehrte Gesamtzahl der Waren, die das Gesamtkapital der Gesell- schaft oder auch der einzelne Kapitalist produziert. Es wird dies dann so aufgefaát, daá der Kapitalist aus freiem Belieben weniger Profit auf die einzelne Ware schl„gt, aber sich entsch„digt durch die gr”áre Anzahl Waren, die er produziert. Diese Anschauung be- ruht auf der Vorstellung des Ver„uáerungsprofits (profit upon alienation [38]), die ihrerseits wieder abstrahiert ist aus der Anschauung des Kaufmannskapitals. Man hat frher, im vierten und siebenten Abschnitt des ersten Buchs, gesehn, daá die mit der Produktivkraft der Arbeit wach- sende Warenmasse und Verwohlfellerung der einzelnen Ware als sol- che (soweit diese Waren nicht bestimmend in den Preis der Ar- beitskraft eingehn) das Verh„ltnis von bezahlter und unbezahlter Arbeit in der einzelnen Ware nicht affiziert, trotz des sinkenden Preises. Da in der Konkurrenz sich alles falsch darstellt, n„mlich ver- kehrt, so kann sich der einzelne Kapitalist einbilden: 1. daá er seinen Profit auf die #241# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- einzelne Ware durch ihre Preissenkung herabsetzt, aber gr”áere Profit macht wegen der gr”áern Warenmasse, die er verkauft; 2. daá er den Preis der einzelnen Waren festsetzt und durch Multi- plikation den Preis des Gesamtprodukts bestimmt, w„hrend der ur- sprngliche Prozeá der der Division ist (s. Buch 1, Kap. X, S. 314/323 1*)) und die Multiplikation nur zweiter Hand, auf Voraus- setzung jener Division richtig ist. Der Vulg„r”konom tut in der Tat nichts als die sonderbaren Vorstellungen der in der Konkur- renz befangnen Kapitalisten in eine scheinbar mehr theoretische, verallgemeinernde Sprache zu bersetzen und sich abzumhn, die Richtigkeit dieser Vorstellungen zu Konstruieren. In der Tat ist das Fallen der Warenpreise und das Steigen der Profitmasse auf die gewachsne Masse der verwohlfellerten Waren nur ein andrer Ausdruck fr das Gesetz von fallender Profitrate bei gleichzeitig steigender Masse des Profits. Die Untersuchung, wieweit fallende Profitrate mit steigenden Preisen zusammenfallen kann, geh”rt ebensowenig hierher, wie der frher, Buch I, S. 314/323 1*), beim relativen Mehrwert er”rterte Punkt. Der Kapitalist, der verbesserte, aber noch nicht verallge- meinerte Produktionsweisen anwendet, verkauft unter dem Markt- preis, aber ber seinem individuellen Produktionspreis; so steigt die Profitrate fr ihn, bis die Konkurrenz dies ausgeglichen; eine Ausgleichungsperiode, w„hrend deren Verlauf das zweite Re- quisit, das Wachstum des ausgelegten Kapitals sich einfindet; je nach dem Grad dieses Wachstums wird der Kapitalist nun imstande sein, einen Teil der frher besch„ftigten Arbeitermasse, ja viel- leicht die ganze oder eine gr”áre Arbeitermasse unter den neuen Bedingungen zu besch„ftigen, also dieselbe oder eine h”here Pro- fitmasse zu produzieren. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 335 #242# ----- VIERZEHNTES KAPITEL Entgegenwirkende Ursachen Wenn man die enorme Entwicklung der Produktivkr„fte der gesell- schaftlichen Arbeit selbst nur in den letzten 30 Jahren, vergli- chen mit allen frhern Perioden, betrachtet, wenn man namentlich die enorme Masse von fixem Kapital betrachtet, das auáer der ei- gentlichen Maschinerie in die Gesamtheit des gesellschaftlichen Produktionsprozesses eingeht, so tritt an die Stelle der Schwie- rigkeit, welche bisher die ™konomen besch„ftigt hat, n„mlich den Fall der Profitrate zu erkl„ren, die umgekehrte, n„mlich zu er- kl„ren, warum dieser Fall nicht gr”áer oder rascher, ist. Es ms- sen gegenwirkende Einflsse im Spiel sein, welche die Wirkung des allgemeinen Gesetzes durchkreuzen und aufheben und ihm nur den Charakter einer Tendenz geben, weshalb wir auch den Fall der all- gemeinen Profitrate als einen tendenziellen Fall bezeichnet ha- ben. Die allgemeinsten dieser Ursachen sind folgende. I. Erh”hung des Exploitationsgrads der Arbeit Der Exploitationsgrad der Arbeit, die Aneignung von Mehrarbeit und Mehrwert wird erh”ht namentlich durch Verl„ngerung des Ar- beitstags und Intensifikation der Arbeit. Diese beiden Punkte sind ausfhrlich entwickelt in Buch I bei der Produktion des ab- soluten und des relativen Mehrwerts. Es gibt viele Momente der Intensifikation der Arbeit, die ein Wachstum des konstanten Kapi- tals gegen das variable, also Fall der Profitrate einschlieáen, wie wenn ein Arbeiter gr”áre Masse von Maschinerie zu berwachen hat. Hier - wie bei den meisten Prozeduren, die zur Produktion des relativen Mehrwerts dienen - m”gen dieselben Ursachen, die ein Wachstum in der Rate des Mehrwerts hervorbringen, einen Fall in der Masse des Mehrwerts, gegebne Gr”áen von angewandtem Ge- samtkapital betrachtet, einschlieáen. Aber es gibt andre Momente der Intensifikation, wie z.B. #243# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- beschleunigte Geschwindigkeit der Maschinerie, die in derselben Zeit zwar mehr Rohmaterial vernutzen, aber was das fixe Kapital angeht, die Maschinerie zwar schneller aufnutzen, das Verh„ltnis ihres Werts zum Preis der Arbeit, die sie in Bewegung setzt, in- des keineswegs affizieren. Namentlich aber ist es die Verl„nge- rung des Arbeitstags, diese Erfindung der modernen Industrie, welche die Masse der angeeigneten Mehrarbeit vermehrt, ohne das Verh„ltnis der angewandten Arbeitskraft zu dem von ihr in Bewe- gung gesetzten konstanten Kapital wesentlich zu ver„ndern, und welche in der Tat eher das letztere relativ vermindert. Sonst ist es bereits nachgewiesen - und bildet das eigentliche Geheimnis des tendenziellen Falls der Profitrate -, daá die Prozeduren zur Erzeugung von relativem Mehrwert im ganzen und groáen darauf hin- auslaufen: einerseits von einer gegebnen Masse Arbeit m”glichst viel in Mehrwert zu verwandeln, andrerseits im Verh„ltnis zum vorgeschoánen Kapital m”glichst wenig Arbeit berhaupt anzuwen- den; so daá dieselben nde, welche erlauben, den Exploitationsgrad der Arbeit zu erh”hen, es verbieten, mit demselben Gesamtkapital ebensoviel Arbeit wie frher zu exploitieren. Dies sind die wi- derstreitenden Tendenzen, die, w„hrend sie auf eine Steigerung in der Rate des Mehrwerts, gleichzeitig auf einen Fall der von einem gegebnen Kapital erzeugten Masse des Mehrwerts und daher der Rate des Profits hinwirken. Ebenfalls ist die massenhafte Einfhrung von Weiber und Kinderarbeit soweit hier zu erw„hnen, als die ganze Familie dem Kapital eine gr”áre Masse Mehrarbeit liefern muá als vorher, selbst wenn die Gesamtsumme des ihr gegebnen Ar- beitslohns w„chst, was keineswegs allgemein der Fall. - Alles was die Produktion des relativen Mehrwerts f”rdert durch bloáe Ver- besserung der Methoden, wie in der Agrikultur, bei unver„nderter Gr”áe des angewandten Kapitals, hat dieselbe Wirkung. Hier steigt zwar nicht das angewandte konstante Kapital im Verh„ltnis zum va- riablen, soweit wir letzteres als Index der besch„ftigten Ar- beitskraft betrachten, aber es steigt die Masse des Produkts im Verh„ltnis zur angewandten Arbeitskraft. Dasselbe findet statt, wenn die Produktivkraft der Arbeit (einerlei ob ihr Produkt in die Konsumtion der Arbeiter eingeht oder in die Elemente des kon- stanten Kapitals) befreit wird von Verkehrshemmungen, willkrli- chen oder im Lauf der Zeit st”rend gewordnen Einschr„nkungen, berhaupt von Fesseln aller Art, ohne daá dadurch zun„chst das Verh„ltnis des vatiablen zum konstanten Kapital berhrt wird. Es k”nnte die Frage aufgeworfen werden, ob in den, den Fall der Profitrate hemmenden, ihn in letzter Instanz aber stets beschleu- nigenden Ursachen einbegriffen sind die tempor„ren, aber sich stets wiederholenden, #244# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- bald in diesem, bald in jenem Produktionszweig auftauchenden Er- h”hungen des Mehrwerts ber das allgemeine Niveau fr den Kapita- listen, der Erfindungen usw. benutzt, bevor sie verallgemeinert sind. Diese Frage muá bejaht werden. Die Masse des Mehrwerts, die ein Kapital von gegebner Gr”áe er- zeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerts multipliziert mit der Arbeiterzahl, die zur gegebnen Rate be- sch„ftigt wird. Sie h„ngt also ab bei gegebner Rate des Mehrwerts von der Arbeiterzahl und bei gegebner Arbeiterzahl von der Rate des Mehrwerts, berhaupt also von dem zusammengesetzten Verh„lt- nis der absoluten Gr”áe des variablen Kapitals und der Rate des Mehrwerts. Nun hat sich gezeigt, daá im Durchschnitt dieselben Ursachen, die die Rate des relativen Mehrwerts erh”hen, die Masse der angewandten Arbeitskraft erniedrigen. Es ist aber klar, daá ein Mehr oder Minder hier eintritt, je nach dem bestimmten Ver- h„ltnis, worin diese gegens„tzliche Bewegung sich vollzieht, und daá die Tendenz zur Verminderung der Profitrate namentlich ge- schw„cht wird durch Erh”hung der Rate des absoluten, aus Verl„n- gerung des Arbeitstags stammenden Mehrwerts. Bei der Profitrate hat sich im allgemeinen gefunden, daá dem Sin- ken der Rate, wegen der steigenden Masse des angewandten Gesamt- kapitals, die Zunahme der Profitmasse entspricht. Das gesamte va- riable Kapital der Gesellschaft betrachtet, ist der von ihm er- zeugte Mehrwert gleich dem erzeugten Profit. Neben der absoluten Masse ist auch die Rate des Mehrwerts gewachsen; die eine, weil die von der Gesellschaft angewandte Masse Arbeitskraft gewachsen, die zweite, weil der Exploitationsgrad dieser Arbeit gewachsen. Aber mit Bezug auf ein Kapital von gegebner Gr”áe, z.B. 100, kann die Rate des Mehrwerts wachsen, w„hrend die Masse im Durchschnitt f„llt; weil die Rate bestimmt ist durch das Verh„ltnis, worin sich der variable Kapitaltell verwertet, die Masse dagegen be- stimmt ist durch den Verh„ltnisteil, den das variable Kapital vom Gesamtkapital ausmacht. Das Steigen der Mehrwertsrate - da es namentlich auch unter Um- st„nden stattfindet, wo, wie oben angefhrt, keine oder keine verh„ltnism„áige Vermehrung des konstanten Kapitals gegen das va- riable stattfindet - ist ein Faktor, wodurch die Masse des Mehr- werts und daher auch die Profitrate mit bestimmt wird. Er hebt nicht das allgemeine Gesetz auf. Aber er macht, daá es mehr als Tendenz wirkt, d.h. als ein Gesetz, dessen absolute Durchfhrung durch gegenwirkende Umst„nde aufgehalten, verlangsamt, abge- schw„cht wird. Da aber dieselben Ursachen, die die Rate des Mehr- werts erh”hen (selbst die Verl„ngerung der Arbeitszeit ist ein Resultat der groáen #245# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- mein gegebnen Kapital angewandte Industrie), dahin streben, die von einem Arbeitskraft zu vermindern, so streben dieselben Ursa- chen zur Verminderung der Profitrate und zur verlangsamten Bewe- gung dieser Verminderung. Wenn einem Arbeiter die Arbeit aufge- zwungen wird, die rationell nur zwei verrichten k”nnen, und wenn dies unter Umst„nden geschieht, wo dieser eine drei ersetzen kann, so wird der eine soviel Mehrarbeit liefern wie frher zwei, und sofern ist die Rate des Mehrwerts gestiegen. Aber er wird nicht soviel liefern wie vorher drei, und damit ist die Masse des Mehrwerts gefallen. Ihr Fall ist aber kompensiert oder beschr„nkt durch das Steigen der Rate des Mehrwerts. Wird die gesamte Bev”l- kerung zu gestiegner Rate des Mehrwerts besch„ftigt, so steigt die Masse des Mehrwerts, obgleich die Bev”lkerung dieselbe bleibt. Noch mehr bei wachsender Bev”lkerung; und obgleich dies verbunden ist mit einem relativen Fall der besch„ftigten Arbei- terzahl im Verh„ltnis zur Gr”áe des Gesamtkapitals, so wird die- ser Fall doch gem„áigt oder aufgehalten durch die gestiegne Rate des Mehrwerts. Ehe wir diesen Punkt verlassen, ist noch einmal zu betonen, daá bei gegebner Gr”áe des Kapitals die R a t e des Mehrwerts wach- sen kann, obgleich seine Masse f„llt, und umgekehrt. Die Masse des Mehrwerts ist gleich der Rate multipliziert mit der Arbeiter- zahl; die Rate wird aber nie auf das Gesamtkapital, sondern nur auf das variable Kapital berechnet, in der Tat nur auf je einen Arbeitstag. Dagegen kann bei gegebner Gr”áe des Kapitalwerts die P r o f i t r a t e nie steigen oder fallen, ohne daá die M a s s e d e s M e h r w e r t s ebenfalls steigt oder f„llt. #245# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- II. Herunterdrcken des Arbeitslohns unter seinen Wert Dies wird hier nur empirisch angefhrt, da es in der Tat, wie manches andre, was hier aufzufahren w„re, mit der allgemeinen Analyse des Kapitals nichts zu tun hat, sondern in die, in diesem Werk nicht behandelte, Darstellung der Konkurrenz geh”rt. Doch ist es eine der bedeutendsten Ursachen, die die Tendenz zum Fall der Profitrate aufhalten. #245# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- III. Verwohlfeilerung der Elemente des konstanten Kapitals Alles, was im ersten Abschnitt dieses Buchs ber die Ursachen ge- sagt worden, die die Profitrate erh”hen bei konstanter Mehrwerts- rate oder unabh„ngig von der Mehrwertsrate, geh”rt hierher. Also namentlich, daá, das Gesamtkapital betrachtet, der Wert des kon- stanten Kapitals nicht in #246# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- demselben Verh„ltnis w„chst wie sein materieller Umfang. Z.B. die Baumwollmasse, die ein einzelner europ„ischer Spinnarbeiter in einer modernen Fabrik verarbeitet, ist gewachsen im kolossalsten Verh„ltnis zu dem, was ein europ„ischer Spinner frher mit dem Spinnrad verarbeitete. Aber der Wert der verarbeiteten Baumwolle ist nicht in demselben Verh„ltnis gewachsen wie ihre Masse. Ebenso mit den Maschinen und andrem fixen Kapital. Kurz, dieselbe Entwicklung, die die Masse des konstanten Kapitals steigert im Verh„ltnis zum variablen, vermindert, infolge der gesteigerten Produktivkraft der Arbeit, den Wert seiner Elemente und verhin- dert daher, daá der Wert des konstanten Kapitals, obgleich be- st„ndig wachsend, im selben Verh„ltnis wachse wie sein materiel- ler Umfang, d.h. der materielle Umfang der Produktionsmittel, die von derselben Menge Arbeitskraft in Bewegung gesetzt werden. In einzelnen F„llen kann sogar die Masse der Elemente des konstanten Kapitals zunehmen, w„hrend sein Wert gleich bleibt oder gar f„llt. Mit dem Gesagten h„ngt zusammen die mit der Entwicklung der Indu- strie gegebne Entwertung des vorhandnen Kapitals (d.h. seiner stofflichen Elemente). Auch sie ist eine der best„ndig wirkenden Ursachen, welche den Fall der Profitrate aufhalten, obgleich sie unter Umst„nden die Masse des Profits beeintr„chtigen kann durch Beeintr„chtigung der Masse des Kapitals, das Profit abwirft. Es zeigt sich hier wieder, daá dieselben Ursachen, welche die Ten- denz zum Fall der Profitrate erzeugen, auch die Verwirklichung dieser Tendenz m„áigen. #246# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- IV. Die relative šberbev”lkerung Ihre Erzeugung ist unzertrennlich von der und wird beschleunigt durch die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die sich in der Abnahme der Profitrate ausdrckt. Die relative šberbev”lke- rung zeigt sich um so auffallender in einem Lande, je mehr die kapitalistische Produktionsweise in ihm entwickelt ist. Sie ist wiederum Grund, einerseits, daá in vielen Produktionszweigen die mehr oder minder unvollst„ndige Unterordnung der Arbeit unter das Kapital fortdauert und l„nger fortdauert, als dies dem allgemei- nen Stand der Entwicklung auf den ersten Blick entspricht; es ist dies Folge der Wohlfellheit und Masse der disponiblen oder frei- gesetzten Lohnarbeiter und des gr”áern Widerstandes, den manche Produktionszweige, ihrer Natur nach, der Verwandlung von Handar- beit in Maschinenarbeit entgegensetzen. Andrerseits ”ffnen sich neue Produktionszweige, #247# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- besonders auch fr Luxuskonsumtion, die eben jene relative, oft durch šberwiegen des konstanten Kapitals in andren Produktions- zweigen freigesetzte Bev”lkerung als Basis nehmen, ihrerseits wieder auf berwiegen des Elements der lebendigen Arbeit beruhn und erst nach und nach dieselbe Karriere wie die andren Produkti- onszweige durchmachen. In beiden F„llen nimmt das variable Kapi- tal eine bedeutende Proportion des Gesamtkapitals ein und ist der Arbeitslohn unter dem Durchschnitt, so daá sowohl Mehrwertsrate wie Mehrwertsmasse in diesen Produktionszweigen ungew”hnlich hoch sind. Da nun die allgemeine Profitrate durch die Ausgleichung der Profitraten in den besondren Produktionszweigen gebildet wird, bringt hier wieder dieselbe Ursache, die die fallende Tendenz der Profitrate er zeugt, ein Gegengewicht gegen diese Tendenz hervor, das ihre Wirkung mehr oder minder paralysiert. #247# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- V. Der ausw„rtige Handel Soweit der ausw„rtige Handel teils die Elemente des konstanten Kapitals, teils die notwendigen Lebensmittel, worin das variable Kapital sich umsetzt, verwohlfellert, wirkt er steigernd auf die Profitrate, indem er die Rate des Mehrwerts hebt und den Wert des konstanten Kapitals senkt. Er wirkt berhaupt in diesem Sinn, in- dem er erlaubt, die Stufenleiter der Produktion zu erweitern. Da- mit beschleunigt er einerseits die Akkumulation, andrerseits aber auch das Sinken des variablen Kapitals gegen das konstante und damit den Fall der Profitrate. Ebenso ist die Ausdehnung des aus- w„rtigen Handels, obgleich in der Kindheit der kapitalistischen Produktionsweise deren Basis, in ihrem Fortschritt, durch die in- nere Notwendigkeit dieser Produktionsweise, durch ihr Bedrfnis nach stets ausgedehnterm Markt, ihr eignes Produkt geworden. Es zeigt sich hier wieder dieselbe Zwieschl„chtigkeit der Wirkung. (Ricardo hat diese Seite des ausw„rtigen Handels ganz bersehn. [39]) Eine andre Frage - die in ihrer Spezialit„t eigentlich jenseits der Grenze unsrer Untersuchung liegt - ist die. Wird die allge- meine Profittate erh”ht durch die h”here Profitrate, die das im ausw„rtigen und namentlich im Kolonialhandel angelegte Kapital macht? Kapitale, im ausw„rtigen Handel angelegt, k”nnen eine h”- here Profitrate abwerfen, weil hier erstens mit Waren konkurriert wird, die von andern L„ndern mit mindren Produktionsleichtigkei- ten produziert werden, so daá das fortgeschrittnere Land seine Waren ber ihrem Wert verkauft, obgleich #248# III. 3. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- wohlfeiler als die Konkurrenzl„nder. Sofern die Arbeit des fort- geschrittnern Landes hier als Arbeit von h”herm spezifischen Ge- wicht verwertet wird, steigt die Profitrate, indem die Arbeit, die nicht als qualltativ h”here bezahlt, als solche verkauft wird. Dasselbe Verh„ltnis kann stattfinden gegen das Land, wohin Waren gesandt und woraus Waren bezogen werden; daá dies n„mlich mehr vergegenst„ndlichte Arbeit in natura gibt, als es erh„lt, und daá es doch hierbei die Ware wohlfeller erh„lt, als es sie selbst produzieren k”nnte. Ganz wie der Fabrikant, der eine neue Erfindung vor ihrer Verallgemeinerung benutzt, wohlfeller ver- kauft als seine Konkurrenten und dennoch ber dem individuellen Wert seiner Ware verkauft, d.h., die spezifisch h”here Produktiv- kraft der von ihm angewandten Arbeit als Mehrarbeit verwertet. Er realisiert so einen Surplusprofit. Was andrerseits die in Kolo- nien etc. angelegten Kapitale betrifft, so k”nnen sie h”here Pro- fitraten abwerfen, weil dort berhaupt wegen der niedrigen Ent- wicklung die Profitrate h”her steht, und ebenfalls, bei Anwendung von Sklaven und Kulis etc., die Exploitation der Arbeit. Warum nun die h”hern Profitraten, die in gewissen Zweigen angelegte Ka- pitale so abwerfen und nach der Heimat abfhren, hier, wenn sonst nicht Monopole im Wege stehn, nicht in die Ausgleichung der all- gemeinen Profitrate eingehn und daher diese pro tanto erh”hn sol- len, ist nicht abzusehn. 36) Es ist dies namentlich nicht abzu- sehn, wenn jene Zweige der Kapitalanwendung unter den Gesetzen der freien Konkurrenz stehn. Was Ricardo dagegen vorschwebt, ist namentlich dies: mit dem im Ausland erzielten h”heren Preis wer- den dort Waren gekauft und als Retour nach Hause geschickt; diese Waren werden also im Inland verkauft, und es kann dies daher h”chstens eine tempor„re Extrabevortellung dieser begnstigten Sph„ren der Produktion ber andte ausmachen. Dieser Schein f„llt weg, sobald von der Geldform abgesehn wird. Das begnstigte Land erh„lt mehr Arbeit zurck im Austausch fr weniger Arbeit, ob- gleich diese Differenz, dies Mehr, wie beim Austausch zwischen Arbeit und Kapital berhaup, von einer gewissen Klasse eingesackt wird. Soweit also die Profitrate h”her ist, weil sie berhaupt h”her in dem Kolonialland, mag dies bei gnstigen Naturbedingun- gen desselben mit niedren Warenpreisen Hand in Hand gehn. Aus- gleichung findet statt, aber nicht Ausgleichung zum alten Niveau, wie Ricardo meint. --- 36) A. Smith hat hier recht gegen Ricardo, welcher sagt: Sie be- haupten, daá die Gleichheit der Profite durch das allgemeine Steigen der Profite zustande gebracht werden wird; und ich bin der Meinung, daá die Profite des bevorzugten Gewerbes schnell auf den allgemeinen Stand sinken werden." ("Works", ed. MacCulloch, p. 73.) #249# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- Derselbe ausw„rtige Handel aber entwickelt im Inland die kapita- listische Produktionsweise, und damit die Abnahme des variablen Kapitals gegenber dem konstanten, und produziert auf der andern Seite šberproduktion mit Bezug auf das Ausland, hat daher auch wieder im weitern Verlauf die entgegengesetzte Wirkung. Und so hat sich denn im allgemeinen gezeigt, daá dieselben Ursa- chen, die das Fallen der allgemeinen Profitrate hervorbringen, Gegenwirkungen hervorrufen, die diesen Fall hemmen, verlangsamen und teilweise paralysieren. Sie heben das Gesetz nicht auf, schw„chen aber seine Wirkung ab. Ohne das w„re nicht das Fallen der allgemeinen Profitrate unbegreiflich, sondern umgekehrt die relative Langsamkeit dieses Falls. So wirkt das Gesetz nur als Tendenz, dessen Wirkung nur unter bestimmten Umst„nden und im Verlauf langer Perioden schlagend hervortritt. Ehe wir nun weitergehn, wollen wir zur Vermeidung von Miáver- st„ndnis noch zwei mehrfach entwickelte S„tze wiederholen. Erstens: Derselbe Prozeá, der die Verwohlfellerung der Waren im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktionsweise erzeugt, erzeugt eine Ver„nderung in der organischen Zusammensetzung des zur Produktion der Waren angewandten gesellschaftlichen Kapitals und infolgedessen den Fall der Profitrate. Man muá also die Ver- minderung der relativen Kost der einzelnen Ware, auch des Teils dieser Kost, der Verschleiá von Maschinerie enth„lt, nicht iden- tifizieren mit dem steigenden Wert des konstanten Kapitals, verg- lichen mit dem variablen, obgleich umgekehrt jede Verminderung in der relativen Kost des konstanten Kapitals, bei gleichbleibendem oder wachsendem Umfang seiner stofflichen Elemente, auf die Erh”- hung der Profitrate, d.h. auf Verminderung pro tanto im Wert des konstanten Kapitals, verglichen mit dem in sinkenden Proportionen angewandten variablen Kapital, wirkt. Zweitens: Der Umstand, daá in den einzelnen Waren, aus deren Ge- samtheit das Produkt des Kapitals besteht, die enthaltne zus„tz- liche lebendige Arbeit in einem abnehmenden Verh„ltnis zu den in ihnen enthaltnen Arbeitsstoffen und den in ihnen konsumierten Ar- beitsmitteln steht; der Umstand also, daá ein stets abnehmendes Quantum zus„tzlicher lebendiger Arbeit in ihnen vergegenst„nd- licht ist, weil weniger Arbeit zu ihrer Produktion erheischt mit Entwicklung der gesellschaftlichen Produktionskraft - dieser Um- stand trifft nicht das Verh„ltnis, worin sich die in der Ware enthaltne lebendige Arbeit in bezahlte und unbezahlte teilt. Um- gekehrt. Obgleich das Gesamtquantum der in ihr enthaltnen zus„tz- lichen lebendigen Arbeit f„llt, w„chst der unbezahlte Teil im Verh„ltnis zum bezahlten, entweder #250# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- durch absolutes oder propertionelles Sinken des bezahlten Teils; denn dieselbe Produktionsweise, die die Gesamtmasse der zus„tzli- chen lebendigen Arbeit in einer Ware vermindert, ist begleitet vom Steigen des absoluten und relativen Mehrwerts. Das tenden- zielle Sinken der Profitrate ist verbunden mit einem tendenziel- len Steigen in der Rate des Mehrwerts, also im Exploitationsgrad der Arbeit. Nichts alberner daher, als das Sinken der Profitrate aus einem Steigen in der Rate des Arbeitslohns zu erkl„ren, ob- gleich auch dies ausnahmsweise der Fall sein mag. Die Statistik wird erst durch Verst„ndnis der Verh„ltnisse, die die Profitrate bilden, bef„higt, wirkliche Analysen ber die Rate des Arbeits- lohns in verschiednen Epochen und L„ndern vorzunehmen. Die Pro- fitrate f„llt nicht, weil die Arbeit unproduktiver, sondern weil sie produktiver wird. Beides, Steigen der Rate des Mehrwerts und Fallen der Rate des Profits, sind nur besondre Formen, worin sich wachsende Produktivit„t der Arbeit kapitalistisch ausdrckt. #250# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- VI. Die Zunahme des Aktienkapitals Den obigen fnf Punkten kann noch hinzugefgt werden der fol- gende, worauf aber zun„chst nicht tiefer eingegangen werden kann. Ein Teil des Kapitals wird im Fortschritt der kapitalistischen Produktion, der mit beschleunigter Akkumulation Hand in Hand geht, nur als zinstragendes Kapital berechnet und angewandt. Nicht in dem Sinne, worin jeder Kapitalist, der Kapital ausleiht, sich mit den Zinsen begngt, w„hrend der industrielle Kapitalist den Unternehmergewinn einsteckt. Dies geht die H”he der allgemei- nen Profitrate nichts an, denn fr sie ist der Profit = Zins + Profit aller Art + Grundrente, deren Verteilung in diese besond- ren Kategorien fr sie gleichgltig ist. Sondern in dem Sinn, daá diese Kapitale, obgleich in groáe produktive Unternehmungen ge- steckt, nach Abzug aller Kosten nur groáe oder kleine Zinsen, so- genannte Dividenden abwerfen. Z. B. in Eisenbahnen. Sie gehn also nicht in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate ein, da sie eine geringre als die Durchschnittsprofitrate abwerfen. Gingen sie ein, so s„nke diese viel tiefer. Theoretisch betrachtet, kann man sie einrechnen und erh„lt dann eine geringre Profitrate als die scheinbar existierende und die Kapitalisten wirklich bestim- mende, da gerade in diesen Unternehmungen des konstante Kapital im Verh„ltnis zum variablen am gr”áten. #251# ----- FšNFZEHNTES KAPITEL Entfaltung der inneren Widersprche des Gesetzes I. Allgemeines Man hat im ersten Abschnitt dieses Buchs gesehn, daá die Pro- fitrate die Mehrwertsrate stets niedriger ausdrckt als sie ist. Man hat jetzt gesehn, daá selbst eine steigende Rate des Mehr- werts die,Tendenz hat, sich in einer fallenden Profitrate auszu- drcken. Die Profitrate w„re nur gleich der Rate des Mehrwerts, wenn c = 0, d.h., wenn das Gesamtkapital in Arbeitslohn ausge- legt. Eine fallende Profitrate drckt nur dann eine fallende Rate des Mehrwerts aus, wenn das Verh„ltnis zwischen dem Wert des kon- stanten Kapitals und der Menge der es in Bewegung setzenden Ar- beitskraft un. ver„ndert bleibt oder wenn diese letztere, im Ver- h„ltnis zum Wert des konstanten Kapitals, gestiegen ist. Ricardo, unter dem Vorwand die Profitrate zu betrachten, betrach- tet in der Tat nur die Rate des Mehrwerts und diese nur unter der Voraussetzung, daá der Arbeitstag intensiv und extensiv eine kon- stante Gr”áe ist. Fall der Profitrate und beschleunigte Akkumulation sind insofern nur verschiedne Ausdrcke desselben Prozesses, als beide die Ent- wicklung der Produktivkraft ausdrcken. Die Akkumulation ihrer- seits beschleunigt den Fall der Profitrate, sofern mit ihr die Konzentration der Arbeiten auf groáer Stufenleiter und damit eine h”here Zusammensetzung des Kapitals gegeben ist. Andrerseits be- schleunigt der Fall der Profitrate wieder die Konzentration des Kapitals und seine Zentralisation durch die Enteignung der klei- nern Kapitalisten, durch die Expropriation des letzten Rests der un. mittelbaren Produzenten, bei denen noch etwas zu expropriie- ren ist. Dadurch wird andrerseits die Akkumulation, der Masse nach, beschleunigt, obgleich mit der Profitrate die Rate der Ak- kumulation f„llt. Andrerseits, soweit die Rate der Verwertung des Gesamtkapitals, die Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion ist (wie die Verwertung #252# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- des Kapitals ihr einziger Zweck), verlangsamt ihr Fall die Bil- dung neuer selbst„ndiger Kapitale und erscheint so als bedrohlich fr die Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprozesses; er bef”rdert šberproduktion, Spekulation, Krisen, berflssiges Ka- pital neben berflssiger Bev”lkerung. Die ™konomen also, die wie Ricardo die kapitalistische Produktionsweise fr die absolute halten, fhlen hier, daá diese Produktionsweise sich selbst eine Schranke schafft, und schieben daher diese Schranke nicht der Produktion zu, sondern der Natur (in der Lehre von der Rente). Das Wichtige aber in ihrem Horror vor der fallenden Profitrate ist das Gefhl, daá die kapitalistische Produktionsweise an der Entwicklung der Produktivkr„fte eine Schranke findet, die nichts mit der Produktion des Reichtums als solcher zu tun hat; und diese eigentmliche Schranke bezeugt die Beschr„nktheit und den nur historischen, vorbergehenden Charakter der kapitalistischen Produktionsweise; bezeugt, daá sie keine fr die Produktion des Reichtums absoluteproduktionsweise ist, vielmehr mit seiner For- tentwicklung auf gewisser Stufe in Konflikt tritt. Ricardo und seine Schule betrachten allerdings nur den industri- ellen Profit, worin der Zins eingeschlossen. Aber auch die Rate der Grundrente hat fallende Tendenz, obgleich ihre absolute Masse w„chst und sie auch proportionell wachsen mag gegen den industri- ellen Profit. (Siehe Ed. West, der vor Ricardo das Gesetz der Grundrente entwickelt hat.) Betrachten wir das gesellschaftliche Gesamtkapital C und setzen wir p1 fr den, nach Abzug von Zins und Grundrente bleibenden industriellen Profit, z fr den Zins und r fr die Grundrente, so ist m/C = p/C = (p1+z+r)/C = p1/C + z/C + r/C. Wir haben gesehn, daá, obwohl im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion m, die Gesamtsumme des Mehrwerts, stetig w„chst, dennoch m/C ebenso stetig abnimmt, weil C noch ra- scher w„chst als m. Es ist also durchaus kein Widerspruch, daá p1, z und r jedes fr sich stets wachsen k”nnen, w„hrend sowohl m/C = p/C wie p1/C, z/C und r/C und jedes fr sich immer klei- ner werden, oder daá p1 gegen z, oder r gegen p1, oder auch gegen p1 und z relativ w„chst. Bei steigendem Gesamtmehrwert oder Pro- fit m = p, aber gleichzeitig fallender Profitrate m/C = p/C kann das Gr”áenverh„ltnis der Teile p1, z und r, worin m = p zerf„llt, innerhalb der durch die Gesamtsumme in gegebnen Grenzen beliebig wechseln, ohne daá dadurch die Gr”áe von m oder m/C affiziert wird. #253# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- Die wechselseitige Variation von p1, z und r ist bloá verschiedne Verteilung von m unter verschiedne Rubriken. Es kann daher auch p1/C, z/C oder r/C, die Rate des individuellen industriellen Pro- fits, die Zinsrate und das Verh„ltnis der Rente zum Gesamtkapital je eins gegen das andre steigen, obgleich m/C, die allgemeine Profitrate, f„llt; Bedingung bleibt nur, daá die Summe aller drei = m/C. F„llt die Profitrate von 50% auf 25%, wenn z.B. die Kapi- talzusammensetzung, bei einer Mehrwertsrate = 100%, sich von 50c + 50v auf 75c + 25v ver„ndert, so wird im ersten Fall ein Kapital von 1000 einen Profit von 500 und im zweiten ein Kapital von 4000 einen Profit von 1000 geben. m oder p hat sich verdoppelt, aber p' ist um die H„lfte gefallen. Und wenn von den 50% frher 20 Profit, 10 Zins, 20 Rente, so betrug p1/C = 20%, z/C = 10%, r/C = 20% Blieben bei Verwandlung in 25% die Verh„ltnisse dieselben, so p1/C = 10%, z/C = 5 und r/C = 10%. Fiele dagegen p1/C nunauf 8% und z/C auf 4%, so stiege r/C auf 13%. Die proportionelle Gr”áe von r w„re gestiegen gegen p1 und z, aber dennoch w„re p' gleichgeblieben. Unter beiden Vorausset- zungen w„re die Summe von p1, z und r gestiegen, da sie vermit- telst eines viermal gr”áeren Kapitals produziert wird. šbrigens ist Ricardos Voraussetzung, daá ursprnglich der industrielle Profit (plus Zins) den ganzen Mehrwert einsteckt, historisch und begrifflich falsch. Es ist vielmehr nur der Fortschritt der kapi- talistischen Produktion, der 1. den industriellen und kommerziel- len Kapitalisten den ganzen Profit erster Hand zur sp„tern Ver- teilung gibt und 2. die Rente auf den šberschuá ber den Profit reduziert. Auf dieser kapitalistischen Basis w„chst dann wieder die Rente, die ein Teil des Profits (d.h. des Mehrwerts als Pro- dukt des Gesamtkapitals betrachtet) ist, aber nicht der spezifi- sche Teil des Produkts, den der Kapitalist einsteckt. Die Sch”pfung von Mehrwert findet, die n”tigen Produktionsmittel, d.h. hinreichende Akkumulation von Kapital vorausgesetzt, keine andre Schranke als die Arbeiterbev”lkerung, wenn die Rate des Mehrwerts, also der Exploitationsgrad der Arbeit, und keine andre Schranke als den Ex ploitationsgrad der Arbeit, wenn die Arbei- terbev”lkerung gegeben ist. Und der kapitalistische Produktions- prozeá besteht wesentlich in der Produktion von Mehrwert, darge- stellt in dem Mehrprodukt oder dem aliquoten Teil der produzier- ten Waren, worin unbezahlte Arbeit vergegenst„ndlicht ist. Man muá es nie vergessen, daá die Produktion dieses Mehrwerts - und #254# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- die Rckverwandlung eines Teils desselben in Kapital, oder die Akkumulation, bildet einen integrierenden Teil dieserproduktion des Mehrwertsder unmittelbare Zweck und das bestimmende Motiv der kapitalistischen Produktion ist. Man darf diese daher nie dar- stellen als das, was sie nicht ist, n„mlich als Produktion, die zu ihrem unmittelbaren Zweck den Genuá hat oder die Erzeugung von Genuámitteln fr den Kapitalisten. Man sieht dabei ganz ab von ihrem spezifischen Charakter, der sich in ihrer ganzen innern Kerngestalt darstellt. Die Gewinnung dieses Mehrwerts bildet den unmittelbaren Produktionsprozeá, der wie gesagt keine andren Schranken als die oben angegebnen hat. Sobald das auspreábare Quantum Mehrarbeit in Waren vergegenst„iidlicht ist, ist der Mehrwert produziert. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerts ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses, der unmittelbare Produktionsprozeá beendet. Das Kapital hat soundso- viel un. bezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Pro- zesses, der sich im Fall der Profitrate ausdrckt, schwillt die Masse des so produzierten Mehrwerts ins Ungeheure. Nun kommt der zweite Akt des Prozesses. Die gesamte Warenmasse, das Gesamtpro- dukt, sowohl der Teil, der das konstante und variable Kapital er- setzt, wie der den Mehrwert darstellt, muá verkauft werden. Ge- schieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die un- ter den Produktionspreisen stehn, so ist der Arbeiter zwar ex- ploitiert, aber seine Exploitation realisiert sich nicht als sol- che fr den Kapitalisten, kann mit gar keiner oder nur teilweiser Realisation des abgepreáten Mehrwerts, ja mit teilweisem oder ganzem Verlust seines Kapitals verbunden sein. Die Bedingungen der unmittelbaren Exploitation und die ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. Die einen sind nur beschr„nkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die andren durch die Propor- tionalit„t der verschiednen Produktionszweige und durch die Kon- sumtionskraft der Gesellschaft. Diese letztre ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumtionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverh„ltnisse, welche die Konsumtion der groáen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen ver„nderliches Minimum reduziert. Sie ist ferner beschr„nkt durch den Akkumulationstrieb, den Trieb nach Vergr”áerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter. Dies ist Gesetz fr die kapitalistische Produktion, gegeben durch die best„ndigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit best„ndig verknpfte Ent- wertung von vorhandnem Kapital, #255# 15.Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Pro- duktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen, bloá als Erhaltungsmittel und bei Strafe des Untergangs. Der Markt muá da- her best„ndig ausgedehnt werden, so daá seine Zusammenh„nge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabh„ngigen Naturgesetzes annehmen, immer unkon- trollierbarer werden. Der innere Widerspruch sucht sich aus- zugleichen durch Ausdehnung des „uáern Feldes der Produktion. Je mehr sich aber die Produktivkraft entwickelt, um so mehr ger„t sie in Widerstreit mit der engen Basis, worauf die Konsumtions- verh„ltnisse beruhen. Es ist auf dieser widerspruchsvollen Basis durchaus kein Widerspruch, daá šbermaá von Kapital verbunden ist mit wachsendem šbermaá von Bev”lkerung; denn obgleich, beide zu- sammengebracht, die Masse des produzierten Mehrwerts sich steigem wrde, steigert sich eben damit der Widerspruch zwischen den Be- dingungen, worin dieser Mehrwert produziert, und den Bedingungen, worin er realisiert wird. Eine bestimmte Profitrate gegeben, h„ngt die Masse des Profits stets ab von der Gr”áe des vorgeschoánen Kapitals. Die Akkumula- tion aber ist dann bestimmt durch den Teil dieser Masse, der in Kapital rckverwandelt wird. Dieser Teil aber, da er gleich dem Profit minus der von den Kapitalisten verzehrten Revenue, wird nicht nur abh„ngen von dem Wert dieser Masse, sondern auch von der Wohlfeilheit der Waren, die der Kapitalist damit kaufen kann; der Waren, teils die in seinen Konsum, seine Revenue, teils die in sein konstantes Kapital eingehn. (Der Arbeitslohn ist hier als gegeben vorausgesetzt.) Die Masse des Kapitals, die der Arbeiter in Bewegung setzt und deren Wert er durch seine Arbeit erh„lt und im Produkt wiederer- scheinen macht, ist durchaus verschieden von dem Wert, den er zu- setzt. Ist die Masse des Kapitals = 1000 und die zugesetzte Ar- beit = 100, so das reproduzierte Kapital = 1 100. Ist die Masse = 100 und die zugesetzte Arbeit = 20, so das reproduzierte Kapital = 120. Die Profitrate ist im ersten Fall = 10%, im zweiten = 20%. Und dennoch kann aus 100 mehr akkumuliert werden als aus 20. Und so w„lzt sich der Strom des Kapitals fort (abgesehn von seiner Entwertung durch Steigerung der Produktivkraft) oder seine Akku- mulation im Verh„ltnis der Wucht, die es schon besitzt, nicht im Verh„ltnis zur H”he der Profitrate. Hohe Profitrate, soweit sie auf hoher Mehrwertsrate beruht, ist m”glich, wenn der Arbeitstag sehr lang, obgleich die Arbeit unproduktiv ist; sie ist m”glich, weil die Bedrfnisse der Arbeiter sehr gering, darum der Durch- schnittalohn sehr niedrig, obgleich die Arbeit #256# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- unproduktiv. Der Niedrigkeit des Lohns wird die Energielosigkeit der Arbeiter entsprechen. Das Kapital akkumuliert dabei langsam, trotz der hohen Profitrate. Die Bev”lkerung ist stagnant, und die Arbeitszeit, die das Produkt kostet, ist groá, obgleich der dem Arbeiter bezahlte Lohn klein ist. Die Profitrate f„llt, nicht weil der Arbeiter weniger exploitiert wird, sondern weil im Verh„ltnis zum angewandten Kapital ber- haupt weniger Arbeit angewandt wird. F„llt, wie gezeigt, sinkende Profitrate zusammen mit Steigen der Profitmasse, so wird ein gr”árer Teil des j„hrlichen Produkts der Arbeit vorn Kapitalisten unter der Kategorie Kapital angeeignet (als Ersatz von verbrauchtem Kapital) und ein verh„ltnism„áig ge- ringrer unter der Kategorie Profit. Daher die Phantasie des Pfaf- fen Chalmers [40], daá je geringre Masse des j„hrlichen Produkts die Kapitalisten als Kapital verausgaben, sie um so gr”áre Pro- fite schlucken; wobei ihnen dann die Staatskirche zu Hilfe kommt, um fr die Verzehrung, statt Kapitalisierung eines groáen Teils des Mehrprodukts zu sorgen. Der Pfaff verwechselt Ursache und Wirkung. šbrigens w„chst ja die Masse des Profits, auch bei klei- nerer Rate, mit der Gr”áe des ausgelegten Kapitals. Dies bedingt jedoch zugleich Konzentration des Kapitals, da jetzt die Produk- tionsbedingungen die Anwendung von massenhaftem Kapital gebieten. Es bedingt ebenso dessen Zentralisation, d.h. Verschlucken der kleinen Kapitalisten durch die groáen und Entkapitalisierung der erstern. Es ist wieder nur in einer zweiten Potenz die Scheidung der Arbeitsbedingungen von den Produzenten, zu denen diese klei- nern Kapitalisten noch geh”ren, da bei ihnen die eigne Arbeit noch eine Rolle spielt; die Arbeit des Kapitalisten steht ber- haupt im umgekehrten Verh„ltnis zur Gr”áe seines Kapitals, d.h. zum Grad, worin er Kapitalist. Es ist diese Scheidung zwischen Arbeitsbedingungen hier und Produzenten dort, die den Begriff des Kapitals bildet, die mit der ursprnglichen Akkumulation (Buch I, Kap. XXIV) sich er”ffnet, dann als best„ndiger Prozeá in der Ak- kumulation und Konzentration des Kapitals erscheint und hier end- lich sich als Zentralisation schon vorhandner Kapitale in wenigen H„nden und Entkapitalisierung (dahin ver„ndert sich nun die Ex- propriation) vieler ausdrckt. Dieser Prozeá wrde bald die kapi- talistische Produktion zum Zusammenbruch bringen, wenn nicht wi- derstrebende Tendenzen best„ndig wieder dezentralisierend neben der zentripetalen Kraft wirkten. #257# 15. Kapitel - Entfaltung der inneren Widersprche... ----- II. Konflikt zwischen Ausdehnung der Produktion und Verwertung Die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit zeigt sich doppelt: Erstens in der Gr”áe der schon produzierten Produktivkr„fte, in dem Wertumfang und Massenumfang der Produkti- onsbedingungen, worunter die Neuproduktion stattfindet, und in der absoluten Gr”áe des schon akkumulierten produktiven Kapitals; zweitens in der verh„ltnism„áigen Kleinheit des im Arbeitslohn ausgelegten Kapitalteils gegen das Gesamtkapital, d.h. in der verh„ltnism„áigen Kleinheit der lebendigen Arbeit, die zur Repro- duktion und Verwertung eines gegebnen Kapitals, zur Massenproduk- tion erheischt ist. Es unterstellt dies zugleich Konzentration des Kapitals. Mit Bezug auf die angewandte Arbeitskraft zeigt sich die Entwicklung der Produktivkraft wieder doppelt: Erstens in der Vermehrung der Mehrarbeit, d.h. der Abkrzung der notwen- digen Arbeitszeit, die zur Reproduktion der Arbeitskraft erheischt ist. Zweitens in der Abnahme der Menge von Arbeitskraft (Arbeiterzahl), die berhaupt angewandt wird, um ein gegebnes Ka- pital in Bewegung zu setzen. Beide Bewegungen gehn nicht nur Hand in Hand, sondern bedingen sich wechselseitig, sind Erscheinungen, worin sich dasselbe Ge- setz ausdrckt. Indes wirken sie in entgegengesetzter Richtung auf die Profitrate. Die Gesamtmasse des Profits ist gleich der Gesamtmasse des Mehrwerts, die Profitrate = m/C = Mehr- wert/Vorgeschoánes Gesamtkapital. Der Mehrwert aber, als Gesamt- betrag, ist bestimmt erstens durch seine Rate, zweitens aber durch die Masse der zu dieser Rate gleichzeitig angewandten Ar- beit, oder was dasselbe, durch die Gr”áe des variablen Kapitals. Nach der einen Seite hin steigt der eine Faktor, die Rate des Mehrwerts; nach der andren f„llt (verh„ltnism„áig oder absolut) der andre Faktor, die Anzahl der Arbeiter. Soweit die Entwicklung der Produktionskraft den bezahlten Teil der angewandten Arbeit vermindert, steigert sie den Mehrwert, weil seine Rate; soweit sie jedoch die Gesamtmasse der von einem gegebnen Kapital ange- wandten Arbeit vermindert, vermindert sie den Faktor der Anzahl, womit die Rate des Mehrwerts multipliziert wird, um seine Masse herauszubringen. Zwei Arbeiter, die 12 Stunden t„glich arbeiten, k”nnen nicht dieselbe Masse Mehrwert liefern wie 24, die jeder nur 2 Stunden arbeiten, selbst wenn sie von der Luft leben k”nn- ten und daher gar nicht fr sich selbst zu arbeiten h„tten. In dieser Beziehung hat also die Kompensation #258# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- der verringerten Arbeiterzahl durch Steigerung des Exploitations- grads der Arbeit gewisse nicht berschreitbare Grenzen; sie kann daher den Fall der Profitrate wohl hernmen, aber nicht aufheben. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise f„llt also die Rate des Profits, w„hrend seine Masse mit der zunehmen- den Masse des angewandten Kapitals steigt. Die Rate gegeben, h„ngt die absolute Masse, worin das Kapital w„chst, ab von seiner vorhandnen Gr”áe. Aber andrerseits diese Gr”áe gegeben, h„ngt das Verh„ltnis, worin es w„chst, die Rate seines Wachstums, von der Profitrate ab. Direkt kann die Steigerung der Produktivkraft (die auáerdem, wie erw„hnt, stets mit Entwertung des vorhandnen Kapi- tals Hand in Hand geht) die Wertgr”áe des Kapitals nur vermehren, wenn sie durch Erh”hung der Profitrate den Werttell des j„hrli- chen Produkts vermehrt, der in Kapital rckverwandelt wird. So- weit die Produktivkraft der Arbeit in Betracht kommt, kann dies nur geschehn (denn diese Produktivkraft hat direkt nichts zu tun mit dem Wert des vorhandnen Kapitals), soweit dadurch entweder der relative Mehrwert erh”ht oder der Wert des konstanten Kapi- tals vermindert wird, also die Waren verwohlfeilert werden, die entweder in die Reproduktion der Arbeitskraft oder in die Ele- mente des konstanten Kapitals eingehn. Beides schlieát aber Ent- wertung des vorhandnen Kapitals ein, und beides geht Hand in Hand mit der Verminderung des variablen Kapitals gegenber dem kon- stanten. Beides bedingt den Fall der Profitrate und beides ver- langsamt ihn. Sofern ferner gesteigerte Profitrate gesteigerte Nachfrage nach Arbeit verursacht, wirkt sie auf Vermehrung der Arbeiterbev”lkerung und damit des exploitablen Materials, das das Kapital erst zu Kapital macht. Aber indirekt tr„gt die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit bei zur Vermehrung des vorhandnen Kapitalwerts, indem sie die Masse und Mannigfaltigkeit der Gebrauchswerte vermehrt, worin sich derselbe Tauschwert darstellt, und die das materielle Sub- strat, die sachlichen Elemente des Kapitals bilden, die stoffli- chen Gegenst„nde, woraus das konstante Kapital direkt und das va- riable wenigstens indirekt besteht. Mit demselben Kapital und derselben Arbeit werden mehr Dinge geschaffen, die in Kapital verwandelt werden k”nnen, abgesehn von ihrem Tauschwert. Dinge, die dazu dienen k”nnen, zus„tzliche Arbeit einzusaugen, also auch zus„tzliche Mehrarbeit, und so zus„tzliches Kapital zu bilden. Die Masse Arbeit, die das Kapital kommandieren kann, h„ngt nicht ab von seinem Wert, sondern von der Masse der Roh- und Hilfs- stoffe, der Maschinerie und Elemente des fixen Kapitals, der Le- bensmittel, woraus es zusammengesetzt ist, was immer deren Wert sei. Indem damit die Masse der angewandten Arbeit, #259# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- als, auch Mehrarbeit, w„chst, w„chst auch der Wert des reprodu- zierten Kapitals und der ihm neu zugesetzte Surpluswert. Diese beiden - in Akkumulationsprozeá einbegriffnen Momente sind aber nicht nur in dem ruhigen Nebeneinander zu betrachten, worin Ri- cardo sie behandelt; sie schlieáen einen Widerspruch ein, der sich in widersprechenden Tendenzen und Erscheinungen kundgibt. Die widerstreitenden Agentien wirken gleichzeitig gegeneinander. Gleichzeitig mit den Antrieben zur wirklichen Vermehrung der Ar- beiterbev”lkerung, die aus der Vermehrung des als Kapital wirken- den Teils des gesellschaftlichen Gesamtprodukts stammen, wirken die Agentlen, die eine nur relative šberv”lkerung schaffen. Gleichzeitig mit dem Fall der Profitrate w„chst die Masse der Ka- pitale, und geht Hand in Hand mit ihr eine Entwertung des vor- handnen Kapitals, welche diesen Fall aufh„lt und der Akkumulation von Kapitalwert einen beschleunigenden Antrieb gibt. Gleichzeitig mit der Entwicklung der Produktivkraft entwickelt sich die h”here Zusammensetzung des Kapitals, die relative Ab- nahme des variablen Teils gegen den konstanten. Diese verschiednen Einflsse machen sich bald mehr nebeneinander im Raum, bald mehr nacheinander in der Zeit geltend; periodisch macht sich der Konflikt der widerstreitenden Agentlen in Krisen Luft. Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame L”sungen der vorhandnen Widersprche, gewaltsame Eruptionen, die das gest”rte Gleichgewicht fr den Augenblick wiederherstellen. Der Wider- spruch, ganz allgemein ausgedruckt, besteht darin, daá die kapi- talistische Produktionsweise eine Tendenz einschlieát nach abso- luter Entwicklung der Produktivkr„fte, abgesehn vom Wert und dem in ihm eingeschloánen Mehrwert, auch abgesehn von den gesell- schaftlichen Verh„ltnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; w„hrend sie andrerseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im h”chsten Maá (d.h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat. Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandnen Kapitalwert als Mittel zur gr”átm”glichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schlieáen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandnen Kapitals und Entwicklung der Produktivkr„fte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkr„fte. Die periodische Entwertung des vorhandnen Kapitals, die ein der kapitalistischen Produktionsweise immanentes Mittel ist, den Fall der Profitrate #260# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- aufzuhalten und die Akkumulation von Kapitalwert durch Bildung von Neukapital zu beschleunigen, st”rt die gegebnen Verh„ltnisse, worin sich der Zirkulations- und Reproduktionsprozeá des Kapitals vollzieht, und ist daher begleitet von pl”tzlichen Stockungen und Krisen des Produktionsprozesses. Die mit der Entwicklung der Produktivkr„fte Hand in Hand gehende relative Abnahme des variablen Kapitals gegen das konstante gibt dem Anwachs der Arbeiterbev”lkerung einen Stachel, w„hrend sie fortw„hrend knstliche Oberv”lkerung schafft. Die Akkumulation des Kapitals, dem Wert nach betrachtet, wird verlangsamt durch die fallende Profitrate, um die Akkumulation des Gebrauchswerts noch zu beschleunigen, w„hrend diese wieder die Akkumulation, dem Wert nach, in beschleunigten Gang bringt. Die kapitalistische Produktion strebt best„ndig, diese ihr immanenten Schranken zu berwinden, aber sie berwindet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken aufs neue und auf gewaltigeren Maástab entgegen- stellen. Die w a h r e S c h r a n k e der kapitalistischen Produktion ist d a s K a p i t a l s e l b s t, ist dies: daá das Kapi- tal und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; daá die Produktion nur Produktion fr das K a p i t a l ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloáe Mittel fr eine stets sich erwei- ternde Gestaltung des Lebensprozesses fr die G e s e l l s c h a f t der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der groáen Mase der Produzenten be- ruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher best„ndig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muá und die auf unbeschr„nkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbe- dingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkr„fte der Ar- beit lossteuern. Das Mittel unbedingte Entwicklung der gesell- schaftlichen Produktivkr„fte - ger„t in fortw„hrenden Konflikt mit dem beschr„nkten Zweck, der Verwertung des vorhandnen Kapi- tals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein histo- risches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwic- keln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der best„ndige Widerspruch zwischen dieser ihrer histo- rischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverh„ltnissen. #261# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- III. šberfluá an Kapital bei šberfluá an Bev”lkerung Mit dem Fall der Profitrate w„chst das Kapitalminimum, das in der Hand des einzelnen Kapitalisten zur produktiven Anwendung der Ar- beit erheischt ist; erheischt sowohl zu ihrer Exploitation ber- haupt, als dazu, daá die angewandte Arbeitszeit die zur Produk- tion der Waren notwendige Arbeitszeit sei, daá sie den Durch- schnitt der zur Produktion der Waren gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit nicht berschreite. Und gleichzeitig w„chst die Kon- zentration, weil jenseits gewisser Grenzen groáes Kapital mit kleiner Profitrate rascher akkumuliert als kleines mit groáer. Diese wachsende Konzentration fhrt ihrerseits wieder auf einer gewissen H”he einen neuen Fall der Profitrate herbei. Die Masse der kleinen zersplitterten Kapitale wird dadurch auf die Bahn der Abenteuer gedr„ngt: Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwin- del, Krisen. Die sog. Plethora des Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf die Plethora von Kapital, fr das der Fall der Profitrate nicht durch seine Masse aufgewogen wird und dies sind immer die neu sich bildenden frischen Kapitalableger - oder auf die Plethora, welche diese, fr sich selbst zur eignen Aktion un- f„higen Kapitale den Leitern der groáen Gesch„ftszweige in der Form des Kredits zur Verfgung stellt. Diese Plethora des Kapi- tals erw„chst aus denselben Umst„nden, die eine relative šberbe- v”lkerung hervorrufen, und ist daher eine diese letztre erg„n- zende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehn, unbesch„ftigtes Kapital auf der einen und un. besch„ftigte Arbeiterbev”lkerung auf der andren Seite. šberproduktion von Kapital, nicht von einzelnen Waren - obgleich die šberproduktion von Kapital stets šberproduktion von Waren einschlieát -, heiát daher weiter nichts als šberakkumulation von Kapital. Um zu verstehn, was diese šberakkumulation ist (ihre n„- here Untersuchung folgt weiter unten), hat man sie nur absolut zu setzen. Wann w„re die šberproduktion des Kapitals absolut? Und zwar eine šberproduktion, die sich nicht auf dieses oder jenes oder auf ein paar bedeutende Gebiete der Produktion erstreckt, sondern in ihrem Umfang selbst absolut w„re, also s„mtliche Pro- duktionsgebiete einschl”sse? Es w„re eine absolute šberproduktion von Kapital vorhanden, so- bald das zus„tzliche Kapital fr den Zweck der kapitalistischen Produktion = 0. Der Zweck der kapitalistischen Produktion ist aber Verwertung des Kapitals, d.h. Aneignung von Mehrarbeit, Pro- duktion von Mehrwert, von Profit. Sobald also das Kapital gewach- sen w„re in einem Verh„ltnis zur Arbeiterbev”lkerung, daá weder die absolute Arbeitszeit, die diese Bev”lkerung #262# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- liefert, ausgedehnt, noch die relative Mehrarbeitszeit erweitert werden k”nnte (das letztere w„re ohnehin nicht tubar in einem Fall, wo die Nachfrage nach Arbeit so stark, also Tendenz zum Steigen der L”hne); wo also das gewachsene Kapital nur ebensoviel oder selbst weniger Mehrwertsmasse produziert als vor seinem Wachstum, so f„nde eine absolute šberproduktion von Kapital statt; d.h., das gewachsene Kapital C + delta C produzierte nicht mehr Profit, oder gar weniger Profit, als das Kapital C vor sei- ner Vermehrung durch delta C. In beiden F„llen f„nde auch ein starker und pl”tzlicher Fall in der allgemeinen Profitrate statt, diesmal aber wegen eines Wechsels in der Zusammensetzung des Ka- pitals, der nicht der Entwicldung der Produktivkraft geschuldet w„re, sondern einem Steigen im Geldwert des variablen Kapitals (wegen der gestiegnen L”hne) und der ihr entsprechenden Abnahme im Verh„ltnis der Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit. In der Wirklichkeit wrde sich die Sache so darstellen, daá ein Teil des Kapitals ganz oder teilweis brachl„ge (weil es erst das schon fungierende Kapital aus seiner Position verdr„ngen máte, um sich Oberhaupt zu verwerten) und der andre Teil durch den Druck des unbesch„ftigten oder halbbesch„ftigten Kapitals sich zu niedrer Rate des Profits verwerten wurde. Es w„re hierbei gleich- gltig, daá ein Teil des zus„tzlichen Kapitals an die Stelle von altem tr„te und dieses so eine Stelle im zus„tzlichen einn„hme. Wir h„tten immer auf der einen Seite die alte Kapitalsumme, auf der andern die zus„tzliche. Der Fall der Profitrate w„re diesmal begleitet von einer absoluten Abnahme der Profitmasse, da unter unsern Voraussetzungen die Masse der angewandten Arbeitskraft nicht vermehrt und die Mehrwertsrate nicht gesteigert, also auch die Masse des Mehrwerts nicht vermehrt werden k”nnte. Und die verminderte Profitmasse w„re zu berechnen auf ein vergr”áertes Gesamtkapital. - Aber gesetzt auch, das besch„ftigte Kapital fhre fort, sich zur alten Profitrate zu verwerten, die Profit- masse bliebe also dieselbe, so berechnete sie sich immer noch auf ein gewachsnes Gesamtkapital, und auch dies schlieát einen Fall der Profitrate ein. Wenn ein Gesamtkapital von 1000 einen Profit von 100 abwarf und nach seiner Vermehrung auf 1500 ebenfalls nur 100 abwirft, so wirft im zweiten Fall 1000 nur noch 66 2/3 ab. Die Verwertung des alten Kapitals h„tte absolut abgenommen. Das Kapital = 1000 wrde unter den neuen Umst„nden nicht mehr abwer- fen als frher ein Kapital = 666 2/3. Es ist aber klar, daá diese tats„chliche Entwertung des alten Ka- pitals nicht ohne Kampf stattfinden, daá das zus„tzliche Kapital von delta C nicht ohne Kampf als Kapital fungieren k”nnte. Die Profitrate wrde nicht sinken wegen Konkurrenz infolge der šber- produktion von Kapital. Sondern umgekehrt, #263# 15. Kapitel - Entfaltung der innem Widersprche... ----- weil die gesunkne Profitrate und die šberproduktion von Kapital aus denselben Umst„nden entspringen, wrde jetzt der Konkurrenz- kampf eintreten. Den Teil von delta C, der sich in den H„nden der alten fungierenden Kapitalisten bef„nde, wrden sie mehr oder we- niger brachliegen lassen, um ihr Originalkapital nicht selbst zu entwerten und seinen Platz innerhalb des Produktionsfeldes nicht zu verengern, oder sie wrden es anwenden, um selbst mit momen- tanem Verlust die Brachlegung des zus„tzlichen Kapitals auf die neuen F-indringlinge und berhaupt auf ihre Konkurrenten zu schieben. Der Teil von delta C, der sich in neuen H„nden bef„nde, wrde seinen Platz auf Kosten des alten Kapitals einzunehmen suchen und dies teilweise fertigbringen, indem er einen Teil des alten Kapi- tals brachlegte, es zw„nge, ihm den alten Platz einzur„umen und selbst den Platz des nur teilweise oder gar nicht besch„ftigten Zusatzkapitals einzunehmen. Eine Brachlegung von einem Teil des alten Kapitals máte unter allen Umst„nden stattfinden, eine Brachlegung in seiner Kapitaleigenschaft, soweit es als Kapital fungieren und sich verwerten soll. Welchen Teil diese Brachlegung besonders tr„fe, entschiede der Konkurrenzkampf. Solange alles gut geht, agiert die Konkurrenz, wie sich bei der Ausgleichung der allgemeinen Profitrate gezeigt, als praktische Brderschaft der Kapitalistenklasse, so daá sie sich gemeinschaftlich, im Ver- h„ltnis zur Gr”áe des von jedem eingesetzten Loses, in die ge- meinschaftliche Beute teilt. Sobald es sich aber nicht mehr um Teilung des Profits handelt, sondern um Teilung des Verlustes, sucht jeder soviel wie m”glich sein Quantum an demselben zu ver- ringern und dem andern auf den Hals zu schieben. Der Verlust ist unvermeidlich fr die Klasse. Wieviel aber jeder einzelne davon zu tragen, wieweit er berhaupt daran teilzunehmen hat, wird dann Frage der Macht und der List, und die Konkurrenz verwandelt sich dann in einen Kampf der feindlichen Brder. Der Gegensatz zwi- schen dem Interesse jedes einzelnen Kapitalisten und dem der Ka- pitalistenklasse macht sich dann geltend, ebenso wie vorher die Identit„t dieser Interessen sich durch die Konkurrenz praktisch durchsetzte. Wie wrde sich nun dieser Konflikt wieder ausgleichen und die der 'gesunden' Bewegung der kapitalistischen Produktion entsprechen- den Verh„ltnisse sich wieder herstellen? Die Weise der Ausglei- chung ist schon enthalten in dem bloáen Aussprechen des Kon- flikts, um dessen Ausgleichung es sich handelt. Sie schlieát eine Brachlegung und selbst eine teilweise Vernichtung von Kapital ein, zum Wertbetrag des ganzen Zusatzkapitals delta C oder doch eines Teils davon. Obgleich, wie schon aus der Darstellung des #264# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Konflikts hervorgeht, die Verteilung dieses Verlusts in keiner Weise sich gleichm„áig auf die einzelnen Sonderkapitalien er- streckt, sondern sich in einem Konkurrenzkampf entscheidet, worin je nach den besondren Vorteilen oder bereits errungnen Positionen der Verlust sich sehr ungleich und in sehr verschiedner Form ver- teilt, so daá ein Kapital brachgelegt, ein andres vernichtet wird, ein drittes nur relativen Verlust hat oder nur vorberge- hende Entwertung erf„hrt usw. Unter allen Umst„nden aber wrde sich das Gleichgewicht herstel- len durch Brachlegung und selbst Vernichtung von Kapital in gr”á- rem oder geringrem Umfang. Dies wrde sich erstrecken zum Teil auf die materielle Kapitalsubstanz; d.h. ein Teil der Produkti- onsmittel, fixes und zirkulierendes Kapital, wurde nicht fungie- ren, nicht als Kapital wirken; ein Teil begonnener Produktionsbe- triebe wrde stillgesetzt werden. Obgleich, nach dieser Seite, die Zeit alle Produktionsmittel (den Boden ausgenommen) angreift und verschlechtert, f„nde hier infolge der Funktionsstockung weit st„rkere wirkliche Zerst”rung von Produktionsmitteln statt. Die Hauptwirkung nach dieser Seite hin w„re jedoch, daá diese Produk- tionsmittel aufh”rten, als Produktionsmittel t„tig zu sein; eine krzere oder l„ngere Zerst”rung ihrer Funktion als Produktions- mittet. Die Hauptzerst”rung, und mit dem akutesten Charakter, f„nde statt mit Bezug auf das Kapital, soweit es Werteigenschaft besitzt, mit Bezug auf die Kapital w e r t e. Der Teil des Kapi- talwerts, der bloá in der Form von Anweisungen auf knftige An- teile am Mehrwert, am Profit steht, in der Tat lauter Schuld- scheine auf die Produktion unter verschiednen Formen, wird sofort entwertet mit dem Fall der Einnahmen, auf die er berechnet ist. Ein Teil des baren Goldes und Silbers liegt brach, fungiert nicht als Kapital. Ein Teil der auf dem Markt befindlichen Waren kann seinen Zirkulations- und Reproduktionsprozeá nur vollziehn durch ungeheure Kontraktion seiner Preise, also durch Entwertung des Kapitals, das er darstellt. Ebenso werden die Elemente des fixen Kapitals mehr oder minder entwertet. Es kommt hinzu, daá be- stimmte, vorausgesetzte Preisverh„ltnisse den Reproduktionsprozeá bedingen, dieser daher durch den allgemeinen Preisfall in Stoc- kung und Verwirrung ger„t. Diese St”rung und Stockung paralysiert die rm't der Entwicklung des Kapitals gleichzeitig gegebne, auf jenen vorausgesetzten Preisverh„ltnissen beruhende Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, unterbricht an hundert Stellen die Kette der Zahlungsobligationen an bestimmten Terminen, wird noch versch„rft durch das damit gegebne Zusammenbrechen des gleichzei- tig mit dem Kapital entwickelten Kreditsystems und fhrt so zu heftigen akuten Krisen, pl”tzlichen #265# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- gewaltsamen Entwertungen und wirklicher Stockung und St”rung des Reproduktionsprozesses und damit zu wirklicher Abnahme der Repro- duktion. Gleichzeitig aber w„ren andre Agentien im Spiel gewesen. Die Stockung der Produktion h„tte einen Teil der Arbeiterklasse brachgelegt und dadurch den besch„ftigten Teil in Verh„ltnisse gesetzt, worin er sich eine Senkung des Arbeitslohns, selbst un- ter den Durchschnitt, gefallen lassen máte; eine Operation, die fr das Kapital ganz dieselbe Wirkung hat, als wenn beim Durch- schnittslohn der relative oder absolute Mehrwert erh”ht worden w„re. Die Prosperit„tszeit h„tte die Ehen unter den Arbeitern be- gnstigt und die Dezimation der Nachkommenschaft vermindert, Um- st„nde, die - wie sehr sie eine wirkliche Vermehrung der Bev”lke- rung einschlieáen m”gen - keine Vermehrung der wirklich arbeiten- den Bev”lke rung einschlieáen, aber im Verh„ltnis der Arbeiter zum Kapital ganz so wirken, als ob sich die Anzahl der wirklich fungierenden Arbeiter vermehrt h„tte. Der Preisfall und der Kon- kurrenzkampf h„tten andrerseits jedem Kapitalisten einen Stachel gegeben, den individuellen Wert seines Gesamtprodukts durch An- wendung neuer Maschinen, neuer verbesserter Arbeitsmethoden, neuer Kombinationen unter dessen allgemeinen Wert zu senken, d.h. die Produktivkraft eines gegebnen Quantums Arbeit zu steigern, das Verh„ltnis des variablen Kapitals zum konstanten zu senken und damit Arbeiter freizusetzen, kurz eine knstliche šberbev”l- kerung zu schaffen. Ferner wrde die Entwertung der Elemente des konstanten Kapitals selbst ein Element sein, das Erh”hung der Profitrate einschl”sse. Die Masse des angewandten konstanten Ka- pitals, gegen das variable, w„re gewachsen, aber der Wert dieser Masse k”nnte gefallen sein. Die eingetretne Stockung der Produk- tion h„tte eine sp„tere Erweiterung der Produktion - innerhalb der kapitalistischen Grenzen - vorbereitet. Und so wrde der Zirkel von neuem durchlaufen. Ein Teil des Kapi- tals, das durch Funktionsstockung entwertet war, wurde seinen al- ten Wert wiedergewinnen. Im brigen wrde mit erweiterten Produk- tionsbedingungen, mit einem erweiterten Markt und mit erh”hter Produktivkraft derselbe fehlerhafte Kreislauf wieder durchgemacht werden. Selbst aber unter der gemachten „uáersten Voraussetzung ist die absolute šberproduktion von Kapital keine absolute šberproduktion berhaupt, keine absolute šberproduktion von Produktionsmitteln. Sie ist nur eine šberproduktion von Produktionsmitteln, soweit diese a l s K a p i t a l ----- 1*) 1. Auflage: Sturz; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx - 2*) 1. Auflage: ber dessen allgemeinen Wert zu erh”hen #266# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- f u n g i e r e n und daher im Verh„ltnis zu dem mit ihrer ange- schwollnen Masse geschwollnen Wert eine Verwertung dieses Werts einschlieáen, einen zus„tzlichen Wert erzeugen sollen. Es w„re aber trotzdem šberproduktion, weil das Kapital unf„hig wrde, die Arbeit in einem Exploitationsgrad auszubeuten, der durch die "gesunde", "normale" Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprozesses bedingt ist, in einem Exploitationsgrad, der wenigstens die Masse des Profits vermehrt mit der wachsenden Masse des angewandten Kapitals; der also ausschlieát, daá die Profitrate im selben Maá sinkt, wie das Kapital w„chst, oder gar, daá die Profitrate rascher sinkt, als das Kapital w„chst. šberproduktion von Kapital heiát nie etwas andres als šberproduk- tion von Produktionsmitteln - Arbeits- und Lebensmitteln -, die als Kapital fungieren k”nnen, d.h. zur Ausbeutung der Arbeit zu einem gegebnen Exploitationsgrad angewandt werden k”nnen; indem das Fallen dieses Exploitationsgrads unter einen gegebnen Punkt St”rungen und Stockungen des kapitalistischen Produktionsprozes- ses, Krisen, Zerst”rung von Kapital hervorruft. Es ist kein Wi- derspruch, daá diese šberproduktion von Kapital begleitet ist von einer mehr oder minder groáen relativen šberbev”lkerung. Diesel- ben Umst„nde, die die Produktivkraft der Arbeit erh”ht, die Masse der Warenprodukte vermehrt, die M„rkte ausgedehnt, die Akkumula- tion des Kapitals, sowohl der Masse wie dem Wert nach, beschleu- nigt und die Profitrate gesenkt haben, dieselben Umst„nde haben eine relative šberbev”lkerung erzeugt und erzeugen sie best„ndig, eine šberbev”lkerung von Arbeitern, die vom berschssigen Kapi- tal nicht angewandt wird wegen des niedrigen Exploitationsgrads der Arbeit, zu dem sie allein angewandt werden k”nnte, oder we- nigstens wegen der niedern Profitrate, die sie bei gegebnem Ex- ploitationsgrad abwerfen wrde. Wird Kapital ins Ausland ge- schickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inland besch„ftigt werden k”nnte. Es geschieht, weil es zu h”herer Pro- fitrate im Auslande besch„ftigt werden kann. Dies Kapital ist aber absolut berschssiges Kapital fr die besch„ftigte Arbei- terbev”lkerung und fr das gegebne Land berhaupt. Es existiert als solches neben der relativ berschssigen Bev”lkerung, und dies ist ein Beispiel, wie die beiden nebeneinander existieren und sich wechselseitig bedingen. Andrerseits bringt der mit der Akkumulation verbundne Fall der Profitrate notwendig einen Konkurrenzkampf hervor. Die Kompensa- tion des Falls der Profitrate durch die steigende Masse des Pro- fits gilt nur fr das Gesamtkapital der Gesellschaft und fr die groáen, fertig eingerichteten Kapitalisten. Das neue, selbst„ndig fungierende Zusatzkapital findet keine #267# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- solche Ersatzbedingungen vor, es muá sie sich erst erringen, und so ruft der Falls der Profitrate den Konkurrenzkampf unter den Kapitalen hervor, nicht umgekehrt. Dieser Konkurrenzkampf ist al- lerdings begleitet von vorbergehendem Steigen des Arbeitslohns und einer hieraus entspringenden ferneren zeitweiligen Senkung der Profitrate. Dasselbe zeigt sich in der šberproduktion von Wa- ren, der Oberfllung der M„rkte. Da nicht Befriedigung der Be- drfnisse, sondern Produktion von Profit Zweck des Kapitals, und da es diesen Zweck nur durch Methoden erreicht, die die Produkti- onsmasse nach der Stufenleiter der Produktion einrichten, nicht um, gekehrt, so muá best„ndig ein Zwiespalt eintreten zwischen den beschr„nkten Dimensionen der Konsumtion auf kapitalistischer Basis und einer Produktion, die best„ndig ber diese ihre imma- nente Schranke hinausstrebt. šbrigens besteht das Kapital ja aus Waren, und daher schlieát die šberproduktion von Kapital die von Waren ein. Daher das sonderbare Ph„nomen, daá dieselben ™konomen, die die šberproduktion von Waren leugnen, die von Kapital zuge- ben. Wird gesagt, daá nicht allgemeine šberproduktion, sondern Disproportion innerhalb der verschiednen Produktionszweige statt- finde, so heiát dies weiter nichts, als daá innerhalb der kapita- listischen Produktion die Proportionalit„t der einzelnen Produk- tionszweige sich als best„ndiger Prozeá aus der Disproportionali- t„t darstellt, indem hier der Zusammenhang der gesamten Produk- tion als blindes Gesetz den Produktionsagenten sich aufzwingt, nicht als von ihrem assoziierten Verstand begriffnes und damit beherrschtes Gesetz den Produktionsprozeá ihrer gemeinsamen Kon- trolle unterworfen hat. Es wird weiter damit verlangt, daá L„n- der, wo die kapitalistische Produktionsweise nicht entwickelt, in einem Grad konsumieren und produzieren sollen, wie er den L„ndern der kapitalistischen Produktionsweise paát. Wird gesagt, daá die šberproduktion nur relativ, so ist dies ganz richtig; aber die ganze kapitalistische Produktionsweise ist eben nur eine relative Produktionsweise, deren Schranken nicht absolut, aber fr sie, auf ihrer Basis, absolut sind. Wie k”nnte es sonst an Nachfrage fr dieselben Waren fehlen, deren die Masse des Volks ermangelt, und wie w„re es m”glich, diese Nachfrage im Ausland suchen zu mssen, auf fernern M„rkten, um den Arbeitern zu Hause das Durch- schnittsmaá der notwendigen Lebensmittel zahlen zu k”nnen? Weil nur in diesem spezifischen, kapitalistischen Zusammenhang das berschssige Produkt eine Form erh„lt, worin sein Inhaber es nur dann der Konsumtion zur Verfgung stellen kann, sobald es sich fr ihn in Kapital rckverwandelt. Wird endlich gesagt daá die Kapitalisten ja selbst nur unter sich ihre Waren auszutauschen und aufzuessen haben, so wird der #268# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- ganze Charakter der kapitalistischen Produktion vergessen und vergessen, daá es sich um die Verwertung des Kapitals handelt, nicht um seinen Verzehr. Kurz, alle die Einw„nde gegen die hand- greiflichen Erscheinungen der šberproduktion (Erscheinungen, die sich nicht um diese Einw„nde kmmern) laufen darauf hinaus, daá die Schranken der k a p i t a l i s t i s c h e n Produktion keine Schranken der P r o d u k t i o n b e r h a u p t sind und daher auch keine Schranken dieser spezifischen, der kapitali- stischen Produktionsweise. Der Widetspruch dieser kapitalisti- schen Produktionsweise besteht aber gerade in ihrer Tendenz zur absoluten Entwicklung der Produktiv k r „ f t e, die best„ndig in Konflikt ger„t mit den spezifischen Produkti- ons b e d i n g u n g e n, worin sich das Kapital bewegt und al- lein bewegen kann. Es werden nicht zuviel Lebensmittel produziert im Verh„ltnis zur vorhandnen Bev”lkerung. Umgekehrt. Es werden zuwenig produziert, um der Masse der Bev”lkerung anst„ndig und menschlich zu gengen. Es werden nicht zuviel Produktionsmittel produziert, um den ar- beitsf„higen Teil der Bev”lkerung zu besch„ftigen. Umgekehrt. Es wird erstens ein zu groáer Teil der Bev”lkerung produziert, der tats„chlich nicht arbeitsf„hig, der durch seine Umst„nde auf Aus- beutung der Arbeit andrer angewiesen ist oder auf Arbeiten, die nur innerhalb einer miserablen Produktionsweise als solche gelten k”nnen. Es werden zweitens nicht genug Produktionsmittel produ- ziert, damit die ganze arbeitsf„hige Bev”lkerung unter den pro- duktivsten Umst„nden arbeite, also ihre absolute Arbeitszeit ver- krzt wrde durch die Masse und Effektivit„t des w„hrend der Ar- beitszeit angewandten konstanten Kapitals. Aber es werden periodisch zuviel Arbeitsmittel und Lebensmittel produziert, um sie als Exploitationsmittel der Arbeiter zu einer gewissen Rate des Profits fungieren zu lassen. Es werden zuviel Waren produziert, um den in ihnen enthaltnen Wert und darin ein- geschloánen Mehrwert unter den durch die kapitalistische Produk- tion gegebnen Vertellungsbedingungen und Konsumtionsverh„Itnissen realisieren und in neues Kapital rckverwandeln zu k”nnen, d.h. um diesen Prozeá ohne best„ndig wiederkehrende Explosionen auszu- fhren. Es wird nicht zuviel Reichtum produziert. Aber es wird periodisch zuviel Reichtum in seinen kapitalistischen, gegens„tzlichen For- men produziert. Die Schranke der kapitalistischen Produktionsweise tritt hervor: 1. Darin, daá die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit im Fall der Profitrate ein Gesetz erzeugt, das ihrer eignen Entwick- lung auf einen gewissen Punkt feindlichst gegenbertritt und da- her best„ndig durch Krisen berwunden werden muá. #269# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- 2. Darin, daá die Aneignung unbezahlter Arbeit, und das Verh„lt- nis dieser unbezahlten Arbeit zur vergegenst„ndlichten Arbeit berhaupt, oder, kapitalistisch ausgedrckt, daá der Profit und das Verh„ltnis dieses Profits zum angewandten Kapital, also eine gewisse H”he der Profitrate ber Ausdehnung oder Beschr„nkung der Produktion entscheidet, statt des Verh„ltnisses der Produktion zu den gesellschaftlichen Bedrfnissen, zu den Bedrfnissen gesell- schaftlich entwickelter Menschen. Es treten daher Schranken fr sie ein schon auf einem Ausdehnungsgrad der Produktion, der umge- kehrt unter der andren Voraussetzung weitaus ungengend er- schiene. Sie kommt zum Stillstand, nicht wo die Befriedigung der Bedrfnisse, sondem wo die Produktion und Realisierung von Profit diesen Stillstand gebietet. Sinkt die Profitrate, so einerseits Anspannung des Kapitals, da- mit der einzelne Kapitalist durch beáre Methoden etc. den indivi- duellen Wert seiner einzelnen Waren unter ihren gesellschaftli- chen Durchschnittswert herabdrckt und so, bei gegebnem Markt- preis, einen Extraprofit macht; andrerseits Schwindel und allge- meine Begnstigung des Schwindels durch leidenschaftliche Versu- che in neuen Produktionsinethoden, neuen Kapitalanlagen, neuen Abenteuern, um irgendeinen Extraprofit zu sichern, der vom allge- meinen Durchschnitt unabh„ngig ist und sich ber ihn erhebt. Die Profitrate, d.h. der verh„ltnism„áige Kapitalzuwachs ist vor allem wichtig fr alle neuen, sich selbst„ndig gruppierenden Ka- pitalableger. Und sobald die Kapitalbildung ausschlieálich in die H„nde einiger wenigen, fertigen Groákapitale fiele, fr die die Masse des Profits die Rate aufwiegt, w„re berhaupt das belebende Feuer der Produktion erloschen. Sie wrde einschlummern. Die Pro- fitrate ist die treibende Macht in der kapitalistischen Produk- tion, und es wird nur produziert, was und soweit es mit Profit produziert werden kann. Daher die Angst der englischen ™konomen ber die Abnahme der Profitrate. Daá die bloáe M”glichkeit Ri- cardo beunruhigt, zeigt gerade sein tiefes Verst„ndnis der Bedin- gungen der kapitalistischen Produktion. Was ihm vorgeworfen wird, daá er, um die Menschen unbekmmert, bei Betrachtung der kapita- listischen Produktion nur die Entwicklung der Produktivkr„fte im Auge hat - mit welchen Opfern an Menschen und Kapitalwerten immer erkauft -, ist gerade das Bedeutende an ihm. Die Entwicklung der Produktivkr„fte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es un- bewuát die materiellen Bedingungen einer h”hern Produktionsform. Was Ricardo beunruhigt, ist, daá die Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion und Bedingung, wie Treiber der Akku- mulation, durch die #270# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Entwicklung der Produktion selbst gef„hrdet wird. Und das quanti- tativ, Verh„ltnis ist hier alles. Es liegt in der Tat etwas Tie- feres zugrunde, das er nur ahnt. Es zeigt sich hier in rein ”ko- nomischer Weise, d.h. vom Bourgeoisstandpunkt, innerhalb der Grenzen des kapitalistischen Verstandes, vom Standpunkt der kapi- talistischen Produktion selbst, ihre Schranke, ihre Relativit„t, daá sie keine absolute, sondern nur eine historische, einer ge- wissen beschr„nkten Entwicklungsepoche der materiellen Produkti- onsbedingungen entsprechende Produktionsweise ist. #270# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- IV. Nachtr„ge Da die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit sehr ungleich in verschiednen Industriezweigen und nicht nur dem Grad nach un- gleich, sondern oft in entgegengesetzter Richtung erfolgt, so er- gibt sich, daá die Masse des Durchschnittsprofits (= Mehrwert) sehr unter der H”he stehn muá, die nach der Entwicklung der Pro- duktivkraft in den fortgeschrittensten Industriezweigen zu vermu- ten w„re. Daá die Entwicklung der Produktivkraft in den ver- schiednen Industriezweigen nicht nur in sehr verschiednen Propor- tionen, sondern oft in entgegengesetzter Richtung vorgeht, ent- springt nicht nur aus der Anarchie der Konkurrenz und der Eigen- tmlichkeit der brgerlichen Produktionsweise. Die Produktivit„t der Arbeit ist auch an Naturbedingungen gebunden, die oft minder ergiebig werden im selben Verh„ltnis, wie die Produktivit„t - so- weit sie von gesellschaftlichen Bedingungen abh„ngt - steigt. Da- her entgegengesetzte Bewegung in diesen verschiednen Sph„ren, Fortschritt hier, Rckschritt dort. Man bedenke z.B. den bloáen Einfluá der Jahreszeiten, wovon die Menge des gr”áten Teils aller Rohstoffe abh„ngt, Ersch”pfung von Waldungen, Kohlen- und Eisen- bergwerken etc. Wenn der zirkulierende Teil des konstanten Kapitals, Rohstoff etc., der Masse nach stets w„chst im Verh„ltnis der Produktiv- kraft der Arbeit, so ist dies nicht der Fall mit dem fixen Kapi- tal, Geb„uden, Maschinerie, Vorrichtungen fr Beleuchtung, Hei- zung etc. Obgleich mit der anwachsenden K”rpermasse die Maschine absolut teurer, wird sie relativ wohlfeiler. Wenn fnf Arbeiter zehnmal soviel Waren produzieren wie frher, verzehnfacht sich deswegen nicht die Auslage an fixem Kapital; obgleich der Wert dieses Teils des konstanten Kapitals w„chst mit der Entwicklung der Produktivkraft, w„chst er bei weitem nicht in demselben Ver- h„ltnis. Es wurde schon mehrfach hervorgehoben der Unterschied des Verh„ltnisses von konstantem #271# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- Kapital zu variablem, wie es sich im Fallen der Profitrate aus- drckt, und desselben Verh„ltnisses, wie es sich, mit Entwicklung der Produktivit„t der Arbeit, mit Bezug auf die einzelne Ware und ihren Preis darstellt. {Der Wert der Ware ist bestimmt durch die Gesamtarbeitszeit, ver- gangne und lebendige, die in sie eingeht. Die Steigerung der Pro- duktivit„t der Arbeit besteht eben darin, daá der Anteil der le- bendigen Arbeit vermindert, der der vergangnen Arbeit vermehrt wird, aber so, daá die Gesamtsurnme der in der Ware steckenden Arbeit abnimmt; daá also die lebendige Arbeit um mehr abnimmt, als die vergangne zunimmt. Die im Wert einer Ware verk”rperte vergangne Arbeit - der konstante Kapitalteil - besteht teils aus Verschleiá von fixem, teils aus zirkulierendem, ganz in die Ware eingegangnem, konstantem Kapital - Roh- und Hilfsstoff. Der aus Roh- und Hilfsstoff entspringende Wertteil muá sich mit [der Steigerung] der Produktivit„t der Arbeit verringern, weil diese Produktivit„t mit Bezug auf diese Stoffe sich eben darin zeigt, daá ihr Wert gesunken ist. Dagegen ist es grade das Charakteri- stische der steigenden Produktivkraft der Arbeit, daá der fixe Teil des konstanten Kapitals eine sehr starke Vermehrung erf„hrt, und damit auch der Wertteil desselben, der sich durch den Ver- schleiá auf die Waren bertr„gt. Damit nun eine neue Produktions- methode sich als wirkliche Steigerung der Produktivit„t bew„hre, muá sie auf die einzelne Ware einen geringem zus„tzlichen Wert- teil fr Verschleiá von fixem Kapital bertragen, als der abzg- liche Wertteil ist, der infolge verminderter lebendiger Arbeit erspart wird, muá sie in einem Wort den Wert der Ware vermindern. Sie muá dies selbstredend, auch wenn, wie in einzelnen F„llen ge- schieht, auáer dem zus„tzlichen Verschleiáteil des fixen Kapi- tals, ein zus„tzlicher Wertteil fr vermehrte oder teurere Roh- oder Hilfsstoffe in die Wertbildung der Ware eingeht. Alle Wert- zuschl„ge mssen mehr als aufgewogen werden durch die Wertvermin- derung, die aus Verringerung der lebendigen Arbeit entsteht. Diese Verminderung des in die Ware eingehenden Gesamtarbeitsquan- tums scheint hiernach das wesentliche Kennzeichen gesteigerter Produktivkraft der Arbeit zu sein, gleichgltig unter welchen ge- sellschaftlichen Bedingungen produziert wird. In einer Gesell- schaft, worin die Produzenten ihre Produktion nach einem voraus entworfnen Plan regeln, ja selbst in der einfachen Warenproduk- tion wrde die Produktivit„t der Arbeit auch unbedingt nach die- sem Maástab gemessen. Wie steht es aber in der kapitalistischen Produktion? Gesetzt, ein bestimmter kapitalistischer Produktionszweig produ- ziere das Normalstck seiner Ware unter folgenden Bedingungen: Der Verschleiá #272# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- des fixen Kapitals betr„gt per Stck 1/2 Schilling oder Mark; an Roh- nd Hilfsstoff geht ein 17 1/2 sh.; an Arbeitslohn 2 sh., und bei einer Mehrwertsrate von 100% betr„gt der Mehrwert 2 sh. Ge- samtwert = 22 Schilling oder Mark. Wir nehmen der Einfachheit halber an, daá in diesem Produktionszweig das Kapital die Durch- schnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals hat, daá also der Produktionspreis der Ware mit ihrem Wert zusammenf„llt und der Profit des Kapitalisten mit dem gemachten Mehrwert. Dann ist der Kostpreis der Ware = 1/2 + 17 1/2 + 2 = 20 sh., die urch- schnittsprofitrate 2/20 = 10%, und der Produktionspreis des Stcks Ware gleich seinem Wert = 22 sh. oder Mark. Nehmen wir an, eine Maschine werde erfunden, die die fr jedes Stck erforderliche lebendige Arbeit auf die H„lfte reduziere, dafr aber den aus Verschleiá des fixen Kapitals bestehenden Wertteil verdreifache. Dann stellt sich die Sache so: Verschleiá = 1 1/2 sh., Roh- und Hilfsstoff wie frher 17 1/2 sh., Arbeits- lohn 1 sh., Mehrwert 1 sh., zusammen 21 sh. oder Mark. Die Ware ist nun 1 sh. im Wert gesunken; die neue Maschine hat die Produk- tivkraft der Arbeit entschieden gesteigert. Fr den Kapitalisten aber stellt sich die Sache so: sein Kostpreis ist jetzt 1 1/2 Sh. Verschleiá, 17 1/2 sh. Roh- und Hilfsstoff, 1 sh. Arbeitslohn, zusammen 20 sh., wie vorher. Da die Profitrate sich durch die neue Maschine nicht ohne weiteres „ndert, muá er 10% ber dem Kostpreis erhalten, macht 2 sh.; der Produktionspreis ist also unver„ndert = 22 sh., aber 1 sh. ber dem Wert. Fr eine unter kapitalistischen Bedingungen produzierende Gesellschaft hat sich die Ware nicht verwohlfeilert, ist die neue Maschine k e i n e Verbesserung. Der Kapitalist hat also kein Interesse daran, die neue Maschine einzufhren. Und da er durch ihre Einfhrung seine bisherige, noch nicht verschlissene Maschinerie einfach wertlos machen, sie in bloáes altes Eisen verwandeln, also positiven Ver- lust erleiden wrde, htet er sich sehr vor dieser, fr ihn uto- pischen Dummheit. Fr das Kapital also gilt das Gesetz der gesteigerten Produktiv- kraft der Arbeit nicht unbedingt. Fr das Kapital wird diese Pro- duktivkraft gesteigert, nicht wenn berhaupt an der lebendigen Arbeit, sondern nur wenn an dem bezahlten Teil der lebendigen Ar- beit mehr erspart als an vergangner Arbeit zugesetzt wird, wie dies bereits Buch I, Kap. XIII, 2, S. 409/398 1*) kurz angedeutet worden. Hier f„llt die kapitalistische Produktionsweise in einen neuen Widerspruch. Ihr historischer Beruf ist die rcksichtslose, in geometrischer Progressive vorangetriebne Entfaltung der Pro- duktivit„t der ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 414 #273# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- menschlichen Arbeit. Diesem Beruf wird sie untreu, sobald sie, wie hier, der Entfaltung der Produktivit„t hemmend entgegentritt. Sie beweist damit nur aufs neue, daá sie altersschwach wird und sich mehr und mehr berlebt.} 37) --- In der Konkurrenz erscheint das steigende Minimum des mit Steige- rung der Produktivkraft fr den erfolgreichen Betrieb eines selb- st„ndigen industriellen Gesch„fts n”tig werdenden Kapitals so: Sobald die neue kostspieligere Betriebseinrichtung allgemein ein- gefhrt, werden kleinere Kapitale in Zukunft von dem Betrieb aus- geschlossen. Nur im Beginn mechanischer Erfindungen in den ver- schiednen Produktionssph„ren k”nnen hier kleinere Kapitale selb- st„ndig fungieren. Andrerseits werfen sehr groáe Unternehmungen, mit auáerordentlich hohem Verh„ltnis von konstantem Kapital, wie Eisenbahnen, nicht die Durchschnittsprofitrate ab, sondern nur einen Teil derselben, einen Zins. Sonst s„nke die allgemeine Pro- fitrate noch tiefer. Dagegen findet hier auch eine groáe Kapi- talansammlung, in Form von Aktien, ein direktes Besch„ftigungs- feld. Wachstum des Kapitals, also Akkumulation des Kapitals schlieát nur Verminderyng der Profitrate ein, soweit mit diesem Wachstum die oben betrachteten Ver„nderungen im Verh„ltnis der organischen Bestandteile des Kapitals eintreten. Nun aber, trotz der best„ndigen, t„glichen Umw„lzungen der Produktionsweise, f„hrt bald dieser, bald jener gr”áere oder kleinere Teil des Ge- samtkapitals fr gewisse Zeitr„ume fort, auf der Basis eines ge- gebnen Durchschnittsverh„ltnisses jener Bestandteile zu akkumu- lieren, so daá mit seinem Wachstum kein organischer Wechsel, also auch nicht die Ursachen des Falls der Profitrate gegeben sind. Diese best„ndige Vergr”áerung des Kapitals, also auch Ausdehnung der Produktion, auf Grundlage der alten Produktionsmethode, die ruhig vorangeht, w„hrend nebenan schon die neuen Methoden einge- fhrt werden, ist wiederum eine Ursache, weshalb die Profitrate nicht in demselben Maá abnimmt, worin das Gesamtkapital der Ge- sellschaft w„chst. Die Vermehrung der absoluten Arbeiteranzakl, trotz der verh„ltnism„áigen Abnahme des variablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals, geht nicht in allen Produktionszweigen und nicht gleichm„áig in allen vor. In --- 37 Obige steht in Klammern, weil es, obwohl aus einer Notiz des Originalrnanuskripts umredigiert, in einigen Ausen ber das im Original vorgefundene Material hinausgeht. - F.E. #274# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- der Agrikultur kann die Abnahme des Elements der lebendigen Ar- beit absolut sein. šbrigens ist es nur das Bedrfnis der kapitalistischen Produkti- onsweise, daá die Anzahl der Lohnarbeiter sich absolut vermehre, trotz ihrer relativen Abnahme. Fr sie werden schon Arbeitskr„fte berflssig, sobald es n'icht mehr notwendig, sie 12-15 Stunden t„glich zu besch„ftigen. Eine Entwicklung der Produktivkr„fte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d. h., in der Tat die ganze Nation bef„higte, in einem geringem Zeitteil ihre Gesamtproduktion zu vollziehn, wrde Revolution herbeifh- ren, weil sie die Mehrzahl der Bev”lkerung auáer Kurs setzen wrde. Hierin erscheint wieder die spezifische Schranke der kapi- talistischen Produktion, und daá sie keineswegs eine absolute Form fr die Entwicklung der Produktivkr„fte und Erzeugung des Reichtums ist, vielmehr mit dieser auf einem gewissen Punkt in Kollision tritt. Partiell erscheint diese Kollision in periodi- schen Krisen, die aus der šberflssigmachung bald dieses, bald jenes Teils der Arbeiterbev”lkerung in ihrer alten Besch„fti- gungsweise hervorgehn. Ihre Schranke ist die berschssige Zeit der Arbeiter. Die absolute šberschuázeit, die die Gesellschaft gewinnt, geht sie nichts an. Die Entwicklung der Produktivkraft ist ihr nur wichtig, sofern sie die Mehrarbeitszeit der Arbeiter- klasse vermehrt, nicht die Arbeitszeit fr die materielle Produk- tion berhaupt vermindert; sie bewegt sich so im Gegensatze. Man hat gesehn, daá die wachsende Akkumulation des Kapitals eine wachsende Konzentration desselben einschlieát. So w„chst die Macht des Kapitals, die im Kapitalisten personifizierte Verselb- st„ndigung der gesellschaftlichen Produktionsbedingungen gegen- ber den wirklichen Produzenten. Das Kapital zeigt sich immer mehr als gesellschaftliche Macht, deren Funktion„r der Kapitalist ist und die in gar keinem m”glichen Verh„ltnisse mehr zu dem steht, was die Arbeit eines einzelnen Individuums schaffen kann - aber als entfremdete, verselbst„ndigte gesellschaftliche Macht, die als Sache, und als Macht des Kapitalisten durch diese Sache, der Gesellschaft gegenbertritt. Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital ge- staltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten ber diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und sehlieát die Aufl”sung dieses Verh„ltnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedin- gungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einschlieát. Diese Herausarbeitung ist ge- geben durch die Entwicklung der Produktivkr„fte unter der kapita- listischen #275# 15. Kapitel - Entfaltung der innem Widersprche... ----- Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwick- lung vollzieht. --- Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise, sie mag noch soviel produktiver sein oder um noch soviel die Rate des Mehr- werts vermehren, freiwillig an, sobald sie die Profitrate vermin- dert. Aber jede solche neue Produktionsweise verwohlfeilert die Waren. Er verkauft sie daher ursprnglich ber ihrem Produktions- preis, vielleicht ber ihrem Wert. Er steckt die Differenz ein, die zwischen ihren Produktionskosten und dem Marktpreis der bri- gen, zu h”heren Produktionskosten produzierten Waren besteht. Er kann dies, weil der Durchschnitt der zur Produktion dieser Waren gesellschaftlich erheischten Arbeitszeit gr”áer ist als die mit der neuen Produk. tionsweise erheischte Arbeitszeit. Seine Pro- duktionsprozedur steht ber dem Durchschnitt der gesellschaftli- chen. Aber die Konkurrenz verallgemeinert sie und unterwirft sie dem allgemeinen Gesetz. Dann tritt das Sinken der Profitrate ein - vielleicht zuerst in dieser Produktionssph„re, und gleicht sich nachher mit den andren aus -, das also ganz und gar unabh„ngig ist vom Willen der Kapitalisten. Zu diesem Punkt ist noch zu bemerken, daá dies selbe Gesetz auch in den Produktionssph„ren herrscht, deren Produkt weder direkt noch indirekt in die Konsumtion des Arbeiters oder in die Produk- tionsbedingungen seiner Lebensmittel eingeht; also auch in den Produktionssph„ren, worin keine Verwohlfellerung der Waren den relativen Mehrwert vermehren, die Arbeitskraft verwohlfeilern kann. (Allerdings kann Verwohlfeilerung des konstanten Kapitals in allen diesen Zweigen die Profitrate erh”hen bei gleichbleiben- der Exploitation des Arbeiters.) Sobald die neue Produktionsweise anf„ngt, sich auszubreiten, und damit der Beweis tats„chlich ge- liefert ist, daá diese Waren wohlfeiler produziert werden k”nnen, mssen die Kapitalisten, die unter den alten Produktionsbedingun- gen arbeiten, ihr Produkt unter ihrem vollen Produktionspreis verkaufen, weil der Wert dieser Ware gefallen ist, die von ihnen zur Produktion erheischte Arbeitszeit ber der gesellschaftlichen steht. Mit einem Wort - es erscheint dies als Wirkung der Konkur- renz -, sie mssen ebenfalls die neue Produktionsweise einfhren, worin das Verh„ltnis des variablen Kapitals zum konstanten ver- mindert ist. Alle Umst„nde, die bewirken, daá die Anwendung der Maschinerie den Preis der damit produzierten Waren verwohlfei- lert, reduzieren sich stets auf Verringerung des Quantums Arbeit, das von einer einzelnen Ware absorbiert wird; zweitens aber auf Verringerung des Verschleiáteils der #276# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Maschinerie, dessen Wert in die einzelne Ware eingeht. Je weniger rasch der Verschleiá der Maschinerie, auf desto mehr Waren ver- teilt er sich, desto mehr lebendige Arbeit ersetzt sie bis zu ih- rem Reproduktionstermin. In beiden F„llen vermehrt sich Quantum und Wert des fixen konstanten Kapitals gegenber dem variablen. "All other things being equal, the power of a nation to save from its profits varies with the rate of profits, is great when they are high, less, when low; but aá the rate of profit dectines, all other things do not remain equal... A low rate of profit is ordi- narily accompanied by a rapid rate of accumulation, relativen to the numbers of the people, as in England... a high rate of profit by as lower rate of accumulation, relatively to the numbers of the people." 1*) Beispiele: Polen, Ruáland, Indien etc. (Richard Jones, "An Introductory Lecture on Pol. Econ.", London 1833, p. 50 et seq.) Jones hebt richtig hervor, daá trotz der fallenden Profitrate die inducements and faculties to accumulate 2*) sich vermehren. Er- stens wegen der wachsenden relativen šberbev”lkerung. Zweitens, weil mit der wachsenden Produktivit„t der Arbeit die Masse der von demselben Tauschwert dar. gestellten Gebrauchswerte, also der sachlichen Elemente des Kapitals wachsen. Drittens, weil sich die Produktionszweige vermannigfachen. Viertens durch Entwicklung des Kreditsystems, der Aktiengesellschaften etc. und der damit gegeb- nen Leichtigkeit, Geld in Kapital zu verwandeln, ohne selbst in- dustrieller Kapitalist zu werden. Fnftens Wachsen der Bedrf- nisse und der Bereicherungssucht. Sechstens wachsende Massenan- lage von fixem Kapital usw. --- Drei Haupttatsachen der kapitalistischen Produktion: 1. Konzentration der Produktionsmittel in wenigen H„nden, wodurch sie aufh”ren, als Eigentum der unmittelbaren Arbeiter zu erschei- nen, und sich dagegen in gesellschaftliche Potenzen der Produk- tion verwandeln. Wenn auch zuerst als Privateigentum der Kapita- listen. Diese sind Trustees der brgerlichen Gesellschaft, aber sie sacken alle Frchte dieser Trusteeschaft ein. ----- 1*) Wenn alle anderen Umst„nde gleich sind, wechselt die Kraft einer Nation, von ihren Profiten zu sparen, mit der Profittate; sie ist groá, wenn der Profit hoch ist, kleiner, wenn er niedrig ist; aber wenn die Profitrate f„llt, bleibt nicht alles andere gleich... Eine niedrige Profitrate ist gew”hnlich begleitet von einer im Verh„ltnis zu den Bev”lkerungsziffern schnellen Akkumu- lationsrate wie in England... und eine hohe Profitrate von einer im Verh„ltnis zu den Bev”lkerungsziffern langsameren Akkumulati- onsrate." - 2*) Anl„sse und M”glichkeiten zu akkumulieren #277# 15. Kapitel - Entfaltung der inneren Widersprche... ----- 2. Organisation der Arbeit selbst, als gesellschaftlicher: durch Kooperation, Teilung der Arbeit und Verbindung der Arbeit mit der Naturwissenschaft. Nach beiden Seiten hebt die kapitalistische Produktionsweise das Privateigentum und die Privatarbeit auf, wenn auch in gegens„tz- lichen Formen. 3. Herstellung des Weltmarkts. Die ungeheure Produktivkraft, im Verh„ltnis der Bev”lkerung, die innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise sich entwickelt und, wenn auch nicht im selben Verh„ltnis, das Wachsen der Kapi- talwerte (nicht nur ihres materiellen Substrats), die viel ra- scher wachsen als die Bev”lkerung, widerspricht der, relativ zum wachsenden Reichtum, immer schmaler werdenden Basis, fr die diese ungeheure Produktivkraft wirkt, und den Verwertungsverh„lt- nissen dieses schwellenden Kapitals. Daher die Krisen. --- #278# ----- Vierter Abschnitt Verwandlung von Warenkapital und Geldkapital in Warenhandlungska- pital und Geldhandlungskapital (kaufm„nnisches Kapital) SECHZEHNTES KAPITEL Das Warenhandlungskapital Das kaufm„nnische oder Handelskapital zerf„llt in zwei Formen oder Unterarten, Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital, die wir jetzt n„her charakterisieren werden, soweit es zur Ana- lyse des Kapitals in seiner Kernstruktur n”tig ist. Und es ist um so n”tiger, als die moderne ™konomie, selbst in ihren besten Re- pr„sentanten, das Handelskapital direkt mit dem industriellen Ka- pital zusammenwirft und seine charakterisen Eigentmlichkeiten in der Tat ganz bersieht. --- Die Bewegung des Warenkapitals ist in Buch II 1*) analysiert wor- den. Das Gesamtkapital der Gesellschaft betrachtet, befindet sich stets ein Teil desselben, obgleich aus stets andren Elementen zu- sammengesetzt und selbst von wechselnder Gr”áe, als Ware auf dem Markt, um in Geld berzugehn; ein andrer Teil in Geld auf dem Markt, um in Ware berzugehn. Es ist stets in der Bewegung dieses šbergehns, dieser formellen Metamorphose begriffen. Sofern diese Funktion des im Zirkulationsprozeá befindhchen Kapitals berhaupt als besondre Funktion eines besondren Kapitals verselbst„ndigt wird, sich fixiert als eine durch die Teilung der Arbeit einer besondren Gattung von Kapitalisten zugewiesene Funktion, wird das Warenkapital zum Warenhandlungskapital oder kommerziellen Kapi- tal. Es ist (Buch II, Kap. VI, die Zirkulationskosten, 2 und 3) aus- einandergesetzt worden, wieweit Transportindustrie, Aufbewahrung und Verteilung ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 91-103 #279# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- der Waren in einer distributablen Form als Produktionsprozesse zu betrachten sind, die innerhalb des Zirkulationsprozesses fortdau- ern. Diese Zwischenf„lle der Zirkulation des Warenkapitals werden zum Teil verwechselt mit den eigentmlichen Funktionen des kauf- m„nnischen oder Warenhandlungskapitals; zum Teil finden sie sich mit dessen eigentmfichen spezifischen Funktionen in der Praxis verbunden, obgleich mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit die Funktion des Kaufmannskapitals sich auch rein herausarbeitet, d.h. geschieden von jenen realen Funktionen und selbst„ndig gegen sie. Fr unsern Zweck, wo es gilt, die spe- zifische Differenz dieser besondren Gestalt des Kapitals zu be- stimmen, ist von jenen Funktionen also zu abstrahieren. Soweit das bloá im Zirkulationsprozeá fungierende Kapital, speziell das Warenhandlungskapital, zum Teil jene Funktionen mit den seinen verbindet, tritt es nicht in seiner reinen Form hervor. Nach der Abstreifung und Entfernung jener Funktionen haben wir die reine Form desselben. Man hat gesehn, daá das Dasein des Kapitals als Warenkapital und die Metamorphose, die es innerhalb der Zirkulationssph„re, auf dem Markt, als Warenkapital durchl„uft - eine Metamorphose, die sich in Kaufen und Verkaufen aufl”st, Verwandlung von Warenkapi- tal in Geldkapital und von Geldkapital in Warenkapital -, eine Phase des Reproduktionsprozesses des industriellen Kapitals bil- det, also seines Gesamtproduktionsprozesses; daá es sich zugleich aber in dieser seiner Funktion als Zirkulationskapital von sich selbst als produktivem Kapital unterscheidet. Es sind zwei geson- derte, unterschiedne Existenzformen desselben Kapitals. Ein Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals befindet sich fortw„hrend in dieser Existenzform als Zirkulationskapital auf dem Markt, im Prozeá dieser Metamorphose begriffen, obgleich fr jedes einzelne Kapital sein Dasein als Warenkapital und seine Metamorphose als solches nur einen best„ndig verschwindenden und best„ndig erneu- erten Durchgangspunkt, ein Durchgangsstadium der Kontinuit„t sei- nes Produktionsprozesses bildet und obgleich daher die Elemente des auf dem Markt befindlichen Warenkapitals best„ndig wechseln, indem sie best„ndig dem Warenmarkt entzogen und ihm ebenso be- st„ndig als neues Produkt des Produktionsprozesses zurckgegeben werden. Das Warenhandlungskapital nun ist nichts als die verwandelte Form eines Teils dieses best„ndig auf dem Markt befindlichen, in dem Prozeá der Metamorphose befindlichen und stets von der Zirkulati- onssph„re umfangenen Zirkulationskapitals. Wir sagen eines Teils, weil ein Teil des Warenverkaufs und -kaufs best„ndig direkt zwi- schen den industriellen Kapitalisten selbst vorgeht. Von diesem Teil abstrahieren wir ganz in dieser #280# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Untersuchung, da er zur Begriffsbestimmung, zur Einsicht in die spezifische Natur des Kaufmannskapitals nicht beitr„gt und ande- rerseits fr unsern Zweck ersch”pfend bereits im Buch II darge- stellt worden. Der Warenh„ndler, als Kapitalist berhaupt, tritt zun„chst auf den Markt als Repr„sentant einer gewissen Geldsumme, die er als Kapitalist vorschieát, d.h., die er aus x (dem ursprnglichen Wert der Summe) in x + delta x (diese Summe plus dem Profit dar- aus verwandeln will. Aber fr ihn nicht nur als Kapitalisten berhaupt, sondern speziell als Warenh„ndler ist es selbstredend, daá sein Kapital ursprnglich in der Form des Geldkapitals auf dem Markt erscheinen muá, denn er produziert keine Waren, sondern handelt nur mit ihnen, vermittelt ihre Bewegung, und um mit ihnen zu handeln, muá er sie zuerst kaufen, also Besitzer von Geldkapi- tal sein. Gesetzt, ein Warenh„ndler besitze 3000 Pfd.St., die er als Hand- lungskapital verwertet. Er kauft mit diesen 3000 Pfd.St. z. B. 30 000 Ellen Leinwand vom Leinwandfabrikanten, die Elle zu 2 sh. Er verkauft diese 30 000 Ellen. Wenn die j„hrliche Durch- schnittsprofitrate = 10% und er nach Abzug aller Nebenkosten 10% j„hrlichen Profit macht, so hat er am Ende des Jahrs die 3000 Pfd. St. in 3300 Pfd.St. verwandelt. Wie er diesen Profit macht, ist eine Frage, die wir erst sp„ter behandeln. Hier wollen wir zun„chst die bloáe Form der Bewegung seines Kapitals betrachten. Er kauft mit den 3000 Pfd.St. best„ndig Leinwand und verkauft be- st„ndig diese Leinwand; wiederholt best„ndig diese Operation des Kaufens, um zu verkaufen, G-W-G', die einfache Form des Kapitals, wie es ganz in den Zirkulationsprozeá gebannt ist, ohne durch das Intervall des Produktionsprozesses, der auáerhalb seiner eignen Bewegung und Funktion liegt, unterbrochen zu werden. Welches ist nun das Verh„ltnis dieses Warenhandlungskapitals zum Warenkapital als einer bloáen Existenzform des industriellen Ka- pitals? Was den Leinwandfabrikanten betrifft, so hat er mit dem Geld des Kaufmanns den Wert seiner Leinwand realisiert, die erste Phase der Metamorphose seines Warenkapitals, dessen Verwandlung in Geld, vollzogen und kann nun, bei sonst gleichbleibenden Um- st„nden, das Geld rckverwandeln in Garn, Kohle, Arbeitslohn etc., andrerseits in Lebensmittel etc. zum Verzehr seiner Reve- nue; also, abgesehn von der Revenueausgabe, im Reproduktionspro- zeá fortfahren. Aber obgleich fr ihn, den Produzenten der Leinwand, ihre Meta- morphose in Geld, ihr Verkauf stattgefunden hat, hat sie noch nicht stattgefunden fr die Leinwand selbst. Sie befindet sich nach wie vor auf dem #281# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- Markt als Warenkapital mit der Bestimmung, ihre erste Metamor- phose zu vollziehn, verkauft zu werden. Mit dieser Leinwand hat sich nichts zugetragen als ein Wechsel in der Person ihres Besit- zers. Ihrer eignen Bestimmung nach, ihrer Stellung im Prozeá nach, ist sie nach wie vor Warenkapital, verk„ufliche Ware; nur daá sie jetzt in der Hand des Kaufmanns, statt frher des Produ- zenten ist. Die Funktion, sie zu verkaufen, die erste Phase ihrer Metamorphose zu vermitteln, ist dem Produzenten durch den Kauf- mann abgenommen und in sein besondres Gesch„ft verwandelt worden, w„hrend es frher eine Funktion war, die dem Produzenten zu ver- richten blieb, nachdem er die Funktion, sie zu produzieren, erle- digt hatte. Gesetzt, es gelinge dem Kaufmann nicht, die 30 000 Ellen zu ver- kaufen w„hrend des Intervalls, das der Leinwandproduzent braucht, um von neuem 30 000 Ellen zum Wert von 3000 Pfd.St. auf den Markt zu werfen. Der Kaufmann kann sie nicht von neuem kaufen, weil er noch die 30 000 unverkauften Ellen auf Lager hat und sie ihm noch nicht rckverwandelt sind in Geldkapital. Es tritt dann Stockung ein, Unterbrechung der Reproduktion. Der Leinwandproduzent k”nnte allerdings zuschssiges Geldkapital zur Verfgung haben, das er, unabh„ngig vom Verkauf der 30 000 Ellen, f„hig w„re, in produkti- ves Kapital zu verwandeln und so den Produktionsprozeá fortzufah- ren. Aber diese Unterstellung „ndert an der Sache nichts. Soweit das in den 30 000 Ellen vorgeschoáne Kapital in Betracht kommt, ist und bleibt dessen Reproduktionsprozeá unterbrochen. Eher zeigt es sich also in der Tat handgreiflich, daá die Operationen des Kaufmanns weiter nichts sind als die Operationen, die ber- haupt verrichtet werden mssen, um das Warenkapital des Produzen- ten in Geld zu verwandeln, die Operationen, welche die Funktionen des Warenkapitals im Zirkulations- und Reproduktionsprozeá ver- mitteln. Wenn statt eines unabh„ngigen Kaufmanns ein bloáer Kom- mis des Produzenten sich ausschlieálich mit diesem Verkauf, und auáerdem mit dem Einkauf, zu besch„ftigen h„tte, w„re dieser Zu- sammenhang keinen Augenblick versteckt. Das Warenhandlungskapital ist also durchaus nichts andres als das Warenkapital des Produzenten, das den Prozeá seiner Verwandlung in Geld durchzumachen, seine Funktion als Warenkapital auf dem Markt zu verrichten hat, nur daá diese Funktion statt als beil„u- fige Operation des Produzenten nun als ausschlieáliche Operation einer besondren Gattung von Kapitalisten, der Warenh„ndler, er- scheint, verselbst„ndigt wird als Gesch„ft einer besondren Kapi- talanlage. #282# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- šbrigens zeigt sich dies auch in der spezifischen Form der Zirku- lation des Warenhandlungskapitals. Der Kaufmann kauft die Ware und verkauft sie dann: G-W-G'. In der einfachen Warenzirkulation oder selbst in der Warenzirkulation, wie sie als Zirkulationspro- zeá des industriellen Kapitals erscheint, W'-G-W, wird die Zirku- lation dadurch vermittelt, daá jedes Geldstck zweimal die H„nde wechselt. Der Leinwandproduzent verkauft seine Ware, die Lein- wand, verwandelt sie in Geld; das Geld des K„ufers geht in seine Hand ber. Mit diesem selben Geld kauft er Garn, Kohle, Arbeit etc., gibt dasselbe Geld wieder aus, um den Wert der Leinwand rckzuverwandeln in die Waren, die die Produktionselemente der Leinwand bilden. Die Ware, die er kauft, ist nicht dieselbe Ware, nicht Ware derselben Art, wie die, die er verkauft. Er hat Pro- dukte verkauft und Produktionsmittel gekauft. Aber es verh„lt sich anders in der Bewegung des Kaufrnannskapitals. Mit den 3000 Pfd.St. kauft der Leinwandh„ndler 30 000 Ellen Leinwand; er ver- kauft dieselben 30 000 Ellen Leinwand, um das Geldkapital (3000 Pfd.St. nebst Profit) aus der Zirkulation zurckzuziehn. Hier wechseln also nicht dieselben Geldstcke, sondern dieselbe Ware zweimal die Stelle; sie geht aus der Hand des Verk„ufers in die des K„ufers und aus der Hand des K„ufers, der nun Verk„ufer ge- worden, in die eines andren K„ufers ber. Sie wird zweimal ver- kauft und kann noch mehr mals verkauft werden bei Zwischenschle- ben einer Reihe von Kaufleuten; und gerade erst durch diesen wie- derholten Verkauf, den zweimaligen Stellenwechsel derselben Ware, wird das im Ankauf der Ware vorgeschoáne Geld vom ersten K„ufer zurckgezogen, der Rckfluá desselben zu ihm vermittelt. In dem einen Fall W'-G-W vermittelt der zweimalige Stellenwechsel des- selben Geldes, daá Ware in einer Gestalt ver„uáert und in einer andren Gestalt angeeignet wird. In dem andren Fall G-W-G' vermit- telt der zweimalige Stellenwechsel derselben Ware, daá das vorge- schoáne Geld wieder aus der Zirkulation zurckgezogen wird. Es zeigt sich eben darin, daá die Ware noch nicht endgltig verkauft wird, sobald sie aus der Hand des Produzenten in die des Kauf- manns bergegangen, daá der letztre die Operation des Verkaufs - oder die Vermittlung der Funktion des Warenkapitals - nur weiter fortfhrt. Es zeigt sich aber zugleich darin, daá, was fr den produktiven Kapitalisten W-G, eine bloáe Funktion seines Kapitals in seiner vorbergehenden Gestalt als Warenkapital, fr den Kauf- mann G-W-G', eine besondre Verwertung des von ihm vorgeschoánen Geldkapitals ist. Eine Phase der Warenmetamorphose zeigt sich hier, mit Bezug auf den Kaufmann, als G-W-G', also als Evolution einer eignen Sorte von Kapital. #283# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- Der Kaufmann verkauft definitiv die Ware, also die Leinwand, an den Konsumenten, ob dies nun ein produktiver Konsument sei (z.B. ein Bleicher) oder ein individueller, der die Leinwand zu seinem Privatgebrauch vernutzt. Dadurch kehrt ihm das vorgeschoáne Kapi- tal (mit Profit) zurck, und er kann die Operation von neuem be- ginnen. H„tte beim Kauf der Leinwand das Geld nur als Zahlungs- mittel fungiert, so daá er erst sechs Wochen nach Abnahme zu zah- len brauchte, und h„tte er vor dieser Zeit verkauft, so k”nnte er den Leinwandproduzenten zahlen, ohne selbst Geldkapital vorge- schossen zu haben. H„tte er sie nicht verkauft, so máte er die 3000 Pfd.St. bei Verfall, statt sogleich bei Ablieferung der Leinwand an ihn, vorschieáen; und h„tte er wegen eines Falls der Marktpreise sie unter dem Einkaufspreis verkauft, so máte er den fehlenden Teil aus seinem eignen Kapital ersetzen. Was gibt nun dem Warenhandlungskapital den Charakter eines selb- st„ndig fungierenden Kapitals, w„hrend es in der Hand des selbst- verkaufenden Produzenten augenscheinlich nur als eine besondre Form seines Kapitals in einer besondren Phase seines Reprodukti- onsprozesses, w„hrend seines Aufenthalts in der Zirkulations- sph„re, erscheint? Erstens: Daá das Warenkapital in der Hand eines, von seinem Pro- duzenten verschiednen, Agenten seine definitive Verwandlung in Geld, also seine erste Metamorphose, seine ihm qua Warenkapital zukommende Funktion auf dem Markt vollzieht und daá diese Funk- tion des Waren. kapitals vermittelt ist durch die Operation des Kaufmanns, durch sein Kaufen und Verkaufen, so daá diese Opera- tion als eignes, von den brigen Funktionen des industriellen Ka- pitals getrenntes und daher verselbst„ndig tes Gesch„ft sich ge- staltet. Es ist eine besondre Form der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, so daá ein Teil der sonst in einer besondren Phase des Reproduktionsprozesses des Kapitals, hier der Zirkulation, zu verrichtenden Funktion als die ausschlieáliche Funktion eines eignen, vom Produzenten unterschiednen Zirkulationsagenten er- scheint. Aber damit erschiene dies besondre Gesch„ft noch keines- wegs als die Funktion eines besondren, von dem in seinem Repro- duktionsprozeá begriffnen industriellen Kapital verschiednen, und gegen es selbst„ndigen Kapitals; wie es denn in der Tat nicht als solches da erscheint, wo der Warenhandel betrieben wird durch bloáe Handelsreisende oder andre direkte Agenten des industriel- len Kapitalisten. Es muá also noch ein zweites Moment hinzukom- men. Zweitens: Dies kommt dadurch herein, daá der selbst„ndige Zirku- lationsagent, der Kaufmann, Geldkapital (eignes oder geliehenes) in dieser Position vorschieát. Was fr das in seinem Reprodukti- onsprozeá befindliche industrielle #284# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Kapital sich einfach als W-G, Verwandlung des Warenkapitals in Geldkapital oder bloáen Verkauf darstellt, stellt sich fr den Kaufmann dar als G-W-G', als Kauf und Verkauf derselben Ware und daher als Rckfluá des Geldkapitals, das sich im Kauf von ihm entfernt, zu ihm zurck durch den Verkauf. Es ist immer W-G, die Verwandlung des Warenkapitals in Geldkapi- tal, das sich fr den Kaufmann als G-W-G darstellt, sofern er Ka- pital vorschieát, im Kauf der Ware von den Produzenten; immer die erste Metamorphose des Warenkapitals, obgleich derselbe Akt fr einen Produzenten oder fr das in seinem Reproduktionsprozeá be- findliche industrielle Kapital sich als G-W, Rckverwandlung des Gelds in Ware (die Produktionsmittel) oder als zweite Phase der Metamorphose darstellen mag. Fr den Leinwandproduzenten war W-G die erste Metamorphose, Verwandlung des Warenkapitals in Geldka- pital. Dieser Akt stellt sich fr den Kaufmann dar als G-W, Ver- wandlung seines Geldkapitals in Warenkapital. Verkauft er nun die Leinwand an den Bleicher, so stellt dies fr den Bleicher dar G- W, Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital oder die zweite Metamorphose seines Warenkapitals; fr den Kaufmann aber W-G, den Verkauf der von ihm gekauften Leinwand. In der Tat ist aber erst jetzt das Warenkapital, das der Leinwandfabrikant fa- briziert hat, endgltig verkauft, oder dies G-W-G des Kaufmanns stellt nur einen vermittelnden Prozeá dar fr das W-G zwischen zwei Produzenten. Oder nehmen wir an, der Leinwandfabrikant kauft mit einem Teil des Werts der verkauften Leinwand Garn von einem Garnh„ndler. So ist dies fr ihn G-W. Aber fr den Kaufmann, der das Garn verkauft, ist es W-G, Wiederverkauf des Garns; und in bezug auf das Garn selbst, als Warenkapital, ist es nur sein de- finitiver Verkauf, womit es aus der Zirkulationssph„re in die Konsumtionssph„re bertritt; W-G, der endgltige Abschluá seiner ersten Metamorphose. Ob der Kaufmann also vom industriellen Kapi- talisten kauft oder an ihn verkauft, sein G-W-G, der Kreislauf des Kaufmannskapitals, drckt immer nur aus, was mit Bezug auf das Warenkapital selbst, als Durchgangsform des sich reproduzie- renden industriellen Kapitals bloá W-G, bloá die Vollziehung sei- ner ersten Metamorphose ist. Das G-W des Kaufmannskapitals ist nur fr den industriellen Kapitalisten zugleich W-G, nicht aber fr das von ihm 1*) produzierte Warenkapital: es ist nur šbergang des Warenkapitals aus der Hand des Industriellen in die des Zir- kulationsagenten; erst das W- G des Kaufmannskapitals ist das end- ----- 1*) 1. Auflage: fr ihn; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #285# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- gltige W-G des fungierenden Warenkapitals. G-W-G sind nur zwei W-G desselben Warenkapitals, zwei sukzessive Verk„ufe desselben, die seinen letzten und definitiven Verkauf nur vermitteln. Das Warenkapital nimmt also im Warenhandlungskapital dadurch die Ge- stalt einer selbst„ndigen Sorte von Kapital an, daá der Kaufmann Geldkapital vorschieát, das sich nur als Kapital verwertet, nur als Kapital fungiert, indem es ausschlieálich damit besch„ftigt ist, die Metamorphose des Warenkapitals, seine Funktion als Wa- renkapital, d.h. seine Verwandlung in Geld zu vermitteln, und es tut dies durch best„ndigen Kauf und Verkauf von Waren. Dies ist seine ausschlieáliche Operation; diese den Zirkulationsprozeá des industriellen Kapitals vermittelnde T„tigkeit ist die ausschlieá- liche Funktion des Geldkapitals, womit der Kaufmann operiert. Durch diese Funktion verwandelt er sein Geld in Geldkapital, stellt sein G dar als G-W-G', und durch denselben Prozeá verwan- delt er das Warenkapital in Warenhandlungskapital. Das Warenhandlungskapital, sofern und solange es in der Form des Warenkapitals existiert - den Reproduktionsprozeá des gesell- schaftlichen Gesamtkapitals betrachtet -, ist augenscheinlich nichts andres als der noch auf dem Markt befindliche, im Prozeá seiner Metamorphose begriffene Teil des industriellen Kapitals, der jetzt als Warenkapital existiert und fungiert. Es ist also nur das vom Kaufmann vorgeschoáne Geldkapital, das ausschlieálich zum Kauf und Verkauf bestimmt ist, daher nie andre Form als die des Warenkapitals und Geldkapitals, nie die des produktiven Kapi- tals annimmt und stets in der Zirkulationssph„re des Kapitals eingepfercht bleibt - es ist nur dies Geldkapital, was jetzt zu betrachten ist mit Bezug auf den gesamten Reproduktionsprozeá des Kapitals. Sobald der Produzent, der Leinwandfabrikant, seine 30 000 Ellen an den Kaufmann fr 3000 Pfd.St. verkauft hat, kauft er mit dem so gel”sten Geld die n”tigen Produktionsmittel, und sein Kapital geht wieder in den Produktionsprozeá ein; sein Produktionsprozeá kontinuiert, geht ununterbrochen fort. Fr ihn hat die Verwand- lung seiner Ware in Geld stattgefunden. Aber fr die Leinwand selbst hat die Verwandlung, wie wir sahen, noch nicht stattgefun- den. Sie ist noch nicht endgltig in Geld rckverwandelt, noch nicht als Gebrauchswert, sei es in die produktive, sei es in die individuelle Konsumtion eingegangen. Der Leinwandh„ndler repr„- sentiert jetzt auf dem Markt dasselbe Warenkapital, das der Lein- wand. Produzent dort ursprnglich repr„sentierte. Fr diesen ist der Prozeá der Metamorphose abgekrzt, aber nur, um in der Hand des Kaufmanns fortzudauern. #286# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Máte der Leinwandproduzent warten, bis seine Leinwand wirklich aufgeh”rt hat, Ware zu sein, bis sie an den letzten K„ufer, den produktiven oder individuellen Konsumenten bergegangen ist, so w„re sein Reproduktionsprozeá unterbrochen. Oder um ihn nicht zu unterbrechen, h„tte er seine Operationen einschr„nken mssen, einen geringem Teil seiner Leinwand in, Kohlen, Arbeit etc., kurz in die Elemente des produktiven Kapitals verwandeln und einen gr„áern Teil davon als Geldreserve bei sich behalten mssen, da- mit, w„hrend ein Teil seines Kapitals sich als Ware auf dem Markt befindet, ein andrer Teil den Produktionsprozeá fortsetzen k”nne, so daá, wenn dieser als Ware auf den Markt tritt, jener in Geld- form zurckflieát. Diese Teilung seines Kapitals wird durch die Dazwischenkunft des Kaufmanns nicht beseitigt. Aber ohne letztre máte der in Form von Geldreserve vorhandne Teil des Zirkulati- onskapitals stets gr”áer sein im Verh„ltnis zu dem in Form von produktivem Kapital besch„ftigten Teil und dementsprechend die Stufenleiter der Reproduktion beschr„nkt werden. Statt dessen kann der Produzent nun einen gr”áern Teil seines Kapitals best„n- dig im eigentlichen Produktionsprozeá anwenden, einen geringem als Geldreserve. Dafr befindet sich aber nun ein andrer Teil des gesellschaftli- chen Kapitals, in der Form des Kaufmannskapitals, best„ndig in- nerhalb der Zirkulationssph„re. Er ist stets nur angewandt, um Ware zu kaufen und zu verkaufen. Es scheint so nur ein Wechsel der Personen vorgegangen zu sein, die dies Kapital in der Hand haben. Wendete der Kaufmann, statt fr 3000 Pfd.St. Leinwand zu kaufen, in der Absicht, sie wieder zu verkaufen, diese 3000 Pfd.St. selbst produktiv an, so w„re das produktive Kapital der Gesell- schaft vergr”áert. Allerdings máte dann der Leinwandproduzent einen bedeutendem Teil seines Kapitals als Geldreserve festhal- ten, und ebenso der jetzt in einen industriellen Kapitalisten verwandelte Kaufmann. Andrerseits, wenn der Kaufmann Kaufmann bleibt, so spart der Produzent Zeit im Verkaufen, die er zur šberwachung des Produktionsprozesses anwenden kann, w„hrend der Kaufmann seine ganze Zeit im Verkaufen verwenden muá. Falls das Kaufmannskapital nicht seine notwendigen Proportionen berschreitet, ist anzunehmen: 1. daá infolge der Teilung der Arbeit das Kapital, das sich aus- schlieálich mit Kaufen und Verkaufen besch„ftigt (und es geh”rt hierzu auáer dem Geld zum Ankauf von Waren das Geld, das ausge- legt werden muá in der zum Betrieb des kaufm„nnischen Gesch„fts notwendigen Arbeit, im konstanten Kapital des Kaufmanns, Lagerge- b„uden, Transport etc.), kleiner #287# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- ist, als es w„re, wenn der industrielle Kapitalist den ganzen kaufm„nnischen Teil seines Gesch„fts selbst betreiben máte; 2. daá, weil der Kaufmann ausschlieálich mit diesem Gesch„ft sich befaát, nicht nur fr den Produzenten seine Ware frher in Geld verwandelt wird, sondern das Warenkapital selbst rascher seine Metamorphose durchmacht, als es in der Hand des Produzenten tun wurde; 3. daá, das gesamte Kaufmannskapital im Verh„ltnis zum industri- ellen Kapital betrachtet, ein Umschlag des Kaufmannskapitals nicht nur die Umschl„ge vieler Kapitale in einer Produktions- sph„re, sondern die Umschl„ge einer Anzahl von Kapitalen in ver- schiednen Produktionssph„ren vorstellen kann. Das erstere ist der Fall, wenn z.B. der Leinwandh„ndler, nachdem er mit seinen 3000 Pfd.St. das Produkt eines Leinwandproduzenten gekauft und wieder verkauft hat, bevor derselbe Produzent dasselbe Quantum Waren wieder auf den Markt wirft, das Produkt eines andren oder mehre- rer Leinwandproduzenten kauft und dies wieder verkauft, so die Umschl„ge verschiedner Kapitale in derselben Produktionssph„re vermittelnd. Das zweite, wenn der Kaufmann, z.B. nach dem Verkauf der Leinwand, nun Seide kauft, also den Umschlag eines Kapitals in einer andern Produktionssph„re vermittelt. Im allgemeinen ist zu bemerken: Der Umschlag des industriellen Kapitals ist nicht nur durch die Umlaufszeit, sondern auch durch die Produktionszeit beschr„nkt. Der Umschlag des Kaufmannskapi- tals, soweit es nur mit einer bestimmten Warensorte handelt, ist beschr„nkt nicht durch den Umschlag eines industriellen Kapitals, sondern durch den aller industriellen Kapitale in demselben Pro- duktionszweig. Nachdem der Kaufmann die Leinwand des einen gek- auft und verkauft, kann er die des andren kaufen und verkaufen, bevor der erste wieder eine Ware auf den Markt wirft. Dasselbe Kaufmannskapital kann also nacheinander die verschiednen Um- schl„ge der in einem Produktionszweig angelegten Kapitale vermit- teln; so daá sein Umschlag nicht identisch ist mit den Umschl„gen eines einzelnen industriellen Kapitals und daher nicht bloá die eine Geldreserve ersetzt, die dieser einzelne industrielle Kapi- talist in petto haben máte. Der Umschlag des Kaufmannskapitals in einer Produktionssph„re ist natrlich durch deren Gesamtpro- duktion beschr„nkt. Aber er ist nicht beschr„nkt durch die Gren- zen der Produktion oder die Umschlagszeit des einzelnen Kapitals derselben Sph„re, soweit diese Umschlagszeit durch die Produkti- onszeit gegeben ist. Gesetzt, A liefre eine Ware, die drei Monate zu ihrer Produktion braucht. Nachdem der Kaufmann sie gekauft und verkauft, sage in einem Monat, kann er dasselbe Produkt eines an- dren Produzenten kaufen #288# IV.Abschnitt - Da kufm„nnische Kapital ----- und verkaufen. Oder nachdem er z.B. das Getreide eines P„chters verkauft, kann er mit demselben Geld das des zweiten kaufen und verkaufen usw. Der Umschlag seines Kapitals ist begrenzt durch die Masse Getreide, die er nacheinander in einer gegebnen Zeit, z.B. einem Jahr, kaufen und verkaufen kann, w„hrend der Umschlag des P„chterkapitals, abgesehn von der Umlaufszeit, beschr„nkt ist durch die Produktionszeit, die ein Jahr dauert. Der Umschlag des- selben Kaufmannskapitals kann aber ebensogut die Umschl„ge von Kapitalen in verschiednen Produktionszweigen vermitteln. Soweit dasselbe Kaufmannskapital in verschiednen Umschl„gen dazu dient, verschiedne Warenkapitale sukzessive in Geld zu verwandeln, sie also der Reihe nach kauft und verkauft, verrichtet es als Geldka- pital dieselhe Funktion gegenber dem Warenkapital, die das Geld berhaupt durch die Anzahl seiner Uml„ufe in einer gegebnen Peri- ode gegenber den Waren verrichtet. Der Umschlag des Kaufmannskapitals ist nicht identisch mit dem Umschlag oder der einmaligen Reproduktion eines gleich groáen in- dustriellen Kapitals, er ist vielmehr gleich der Summe der Um- schl„ge einer Anzahl solcher Kapitale, sei es in derselben, sei es in verschiednen Produktionssph„ren. Je rascher das Kaufmanns- kapital umschl„gt, um so kleiner, je langsamer es umschl„gt, um so gr”áer ist der Teil des gesamten Geldkapitals, das als Kauf- mannskapital figuriert. Je unentwickelter die Produktion, desto gr”áer die Summe des Kaufmannskapitals im Verh„ltnis zur Summe der berhaupt in Zirkulation geworfnen Waren, desto kleiner aber ist es absolut oder verglichen mit entwickeltem Zust„nden. Umge- kehrt, umgekehrt. In solchen unentwickelten Zust„nden befindet sich daher der gr”áte Teil des eigentlichen Geldkapitals in den H„nden der Kaufleute, deren Verm”gen so den andren gegenber das Geldverm”gen bildet. Die Geschwindigkeit der Zirkulation des vom Kaufmann vorgeschoá- nen Geldkapitals h„ngt ab: 1. von der Geschwindigkeit, womit sich der Produktionsprozeá erneuert und die verschiednen Produktions- prozesse ineinandergreifen; 2. von der Geschwindigkeit der Kon- sumtion. Es ist nicht n”tig, daá das Kaufmannskapital bloá den oben be- trachteten Umschlag durchmacht, fr seinen ganzen Wertumfang erst Ware zu kaufen und sie dann zu verkaufen. Sondern der Kaufmann macht gleichzeitig beide Bewegungen durch. Sein Kapital teilt sich dann in zwei Teile. Der eine besteht aus Warenkapital und der andre aus Geldkapital. Er kauft hier und verwandelt damit sein Geld in Ware. Er verkauft dort und verwandelt damit einen andren Teil des Warenkapitals in Geld. Auf der einen Seite str”mt ihm sein Kapital als Geldkapital zurck. w„hrend auf der #289# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- andren ihm Warenkapital zuflieát. Je gr”áer der Teil, der in der einen Form, desto kleiner der, der in der andren existiert. Dies wechselt ab und gleicht 1 ionssich aus. Verbindet sich mit der Anwendung des Geldes als Zirkulationsmittel die als Zahlungsmit- tel und das darauf erwachsende Kreditsystem, so vermindert sich noch ferner der Geldkapitalteil des Kaufmannskapitals im Verh„lt- nis zur Gr”áe der Transaktionen, die dies Kaufmannskapital ver- richtet. Kaufe ich fr 1000 Pfd.St. Wein auf 3 Monate Ziel, und habe ich den Wein verkauft gegen bar, vor Ablauf der drei Monate, so ist fr diese Transaktion kein Heller vorzuschieáen. In diesem Fall ist auch sonnenklar, daá das Geldkapital, das hier als Kauf- mannskapital figuriert, durchaus nichts ist als das industrielle Kapital selbst in seiner Form als Geldkapital, in seinem Rckfluá zu sich in der Form des Geldes. (Daá der Produzent, der fr 1000 Pfd.St. Ware auf 3 Monate Ziel verkauft hat, den Wechsel, d.h. Schuldschein, dafr beim Bankier diskontieren kann, „ndert nichts an der Sache und hat nichts mit dem Kapital des Warenh„ndlers zu schaffen.) Fielen die Marktpreise der Ware in der Zwischenzeit vielleicht um 1/10, so erhielte der Kaufmann nicht nur keinen Profit, sondern berhaupt nur 2700 Pfd.St. zurck statt 3000. Er máte 300 Pfd.St. zulegen, um zu zahlen. Diese 300 Pfd.St. fun- gierten nur als Reserve zur Ausgleichung der Preisdifferenz. Aber dasselbe gilt fr den Produzenten. H„tte er selbst verkauft, zu fallenden Preisen, so h„tte er ebenfalls 300 Pfd.St. verloren und k”nnte die Produktion auf derselben Stufenleiter nicht wieder be- ginnen ohne Reservekapital. Der Leinwandh„ndler kauft fr 3000 Pfd.St. Leinwand vom Fabrikan- ten; dieser zahlt von diesen 3000 Pfd.St. z.B. 2000, um Garn zu kaufen; er kauft dies Garn vom Garnh„ndler. Das Geld, womit der Fabrikant den Garnh„ndler zahlt, ist nicht das Geld des Leinwand- h„ndlers; denn dieser hat Ware zum Belauf dieser Summe dafr er- halten. Es ist Geldform seines eignen Kapitals. In der Hand des Garnh„ndlers erscheinen diese 2000 Pfd.St. nun als zurckgefloá- nes Geldkapital; aber wieweit sind sie es, als unter schieden von diesen 2000 Pfd.St., als der abgestreiften Geldform der Leinwand und der angenommnen Geldform des Garns? Hat der Garnh„ndler auf Kredit gekauft und hat er gegen bar verkauft vor Verfall seiner Zahlungsfrist, so steckt in diesen 2000 Pfd.St. kein Heller Kauf- mannskapital als unterschieden von der Geldform, die das indu- strielle Kapital selbst in seinem Kreislaufsprozeá annimmt. Das Warenhandlungskapital, soweit es also nicht bloáe Form des indu- striellen Kapitals ist, das sich in der Gestalt von Warenkapital oder Geldkapital in der Hand des Kaufmanns befindet, ist nichts als der Teil des Geldkapitals, der dem Kaufmann selbst geh”rt #290# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- und im Kauf und Verkauf von Waren umgetrieben wird. Dieser Teil stellt auf reduziertem Maástab den Teil des zur Produktion vorge- schoánen Kapitals vor, der sich als Geldreserve, Kaufmittel, stets in der Hand des Industriellen befinden und stets als ihr Geldkapital zirkulieren máte. Dieser Teil befindet sich jetzt, reduziert, in der Hand von kaufm„nnischen Kapitalisten; als sol- cher stets fungierend im Zirkulationsprozeá. Es ist der Teil des Gesamtkapitals, der, abgesehn von Revenueausgaben, best„ndig als Kaufmittel auf dem Markt zirkulieren muá, um die Kontinuit„t des Reproduktionsprozesses in Gang zu halten. Er ist um so kleiner im Verh„ltnis zum Gesamtkapital, je rascher der Reproduktionsprozeá und je entwickelter die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, d.h. des Kreditsystems. 38) Das Kaufmannskapital ist nichts als innerhalb der Zirkulations- sph„re fungierendes Kapital. Der Zirkulationsprozeá ist eine Phase des gesamten Reproduktionsprozesses. Aber im Zirkulations- prozeá wird kein Wert produziert, --- 38) Um das Kaufmannskapiial als Produktionskapital klassifizieren zu k”nnen, verwechselt Ramsay es mit der Transportindustrie und nennt den Handel: "den Transport der Waren von einem Ort zum an- deren". ("An Essay on the Distribution of Wealth." p. 19.) Die- selbe Verwechslung schon bei Verri ("Meditazioni sull' Ec. Pol., õ 4, [p. 32].) und Say ("Trait‚' d' c. Pol.', I, p. 14, 15). - In seinen "Elements of Pol. Ec.", (Andover und New York 1835) sagt S. P. Newman: "Bei den bestehenden wirtschaftlichen Einrich- tungen der Gesellschaft ist die eigentliche Verrichtung des Kauf- manns, n„mlich zwischen dem Produzenten und dem Konsumenten zu stehen, dem ersten Kapital vorzuschieáen und Produkte als Gegen- leistung zu erhalten, diese Produkte dem anderen zu bermitteln und dafr Kapital zurckzuerhalten, eine Transaktion, die sowohl den ”konomischen Prozeá der Gemeinschaft erleichtert als auch den Produkten, mit denen sie vollzogen wird, Wert zusetzt." (p. 174.) Produzent und Konsument sparen so Geld und Zeit durch die Dazwi- schenkunft des Kaufmanns. Dieser Dienst erfordert Vorschuá von Kapital und Arbeit und muá belohnt werden, da er den Produkten Wert zusetzt, denn dieselben Produkte sind in den H„nden der Kon- sumenten mehr wert als in den H„nden der Produzenten". Und so er- scheint ihm der Handel, ganz wie Herrn Say, als strenggenommen ein Produktionsakt" (p. 175). Diese Ansicht Newmans ist grund- falsch. Der Gebrauchswert einer Ware ist gr”áer in der Hand des Konsumenten als in der Hand des Produzenten, weil er hier ber- haupt erst realisiert wird. Denn de Gebrauchswert einer Ware wird erst realisiert, tritt in Funktion, sobald die Ware in die Sph„re der Konsurntion bertritt. In der Hand des Produzenten existiert er nur in potentieller Form. Aber man bezahlt eine Ware nicht zweimal, erst ihren Tauschwert und dann ihren Gebrauchswert noch extra. Dafr, daá ich ihren Tauschwert zahle, eigne ich ihren Ge- brauchswert mir an. Und der Tauschwert erh„lt nicht den gering- sten Zuwachs dadurch, daá die Ware aus der Hand des Produzenten oder Zwischenh„ndlers in die des Konsumenten bergeht. #291# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- also auch kein Mehrwert. Es gehn nur Formver„nderungen derselben Wertmasse vor. Es geht in der Tat nichts vor als die Metamorphose der Waren, die als solche mit Wertsch”pfung oder Wertver„nderung nichts zu tun hat. Wird beim Verkauf der produzierten Ware ein Mehrwert realisiert, so, weil dieser bereits in ihr existiert; bei dem zweiten Akt, dem Rckaustausch des Geldkapitals gegen Ware (Produktionselemente), wird daher auch vom K„ufer kein Mehr- wert realisiert, sondern hier nur durch Austausch des Geldes ge- gen Produktionsmittel und Arbeitskraft die Produktion des Mehr- werts eingeleitet. Im Gegenteil. Soweit diese Metamorphosen Zir- kulationszeit kosten - eine Zeit, innerhalb deren das Kapital berhaupt nicht, also auch keinen Mehrwert produziert -, ist sie Beschr„nkung der Wertsch”pfung, und der Mehrwert wird sich als Profitrate gerade im umgekehrten Verh„ltnis zur Dauer der Zirku- lationszeit ausdrcken. Das Kaufmannskapital schafft daher weder Wert noch Mehrwert, d.h. nicht direkt. Sofern es zur Abkrzung der Zirkulationszeit beitr„gt, kann es indirekt den vom industri- ellen Kapitalisten produzierten Mehrwert vermehren helfen. Soweit es den Markt ausdehnen hilft und die Teilung der Arbeit zwischen den Kapitalen vermittelt, also das Kapital bef„higt, auf gr”árer Stufenleiter zu arbeiten, bef”rdert seine Funktion die Produkti- vit„t des industriellen Kapitals und dessen Akkumulation. Soweit es die Umlaufszeit abkrzt, erh”ht es das Verh„ltnis des Mehr- werts zum vorgeschoánen Kapital, also die Profitrate. Soweit es einen geringem Teil des Kapitals als Geldkapital in die Zirkula- tionssph„re einbannt, vermehrt es den direkt in der Produktion angewandten Teil des Kapitals. #292# ----- SIEBZEHNTES KAPITEL Der kommerzielle Profit Man hat in Buch II 1*) gesehn, daá die reinen Funktionen des Ka- pitals in der Zirkulationssph„re - die Operationen, die der indu- strielle Kapitalist vornehmen muá, um erstens den Wert seiner Wa- ren zu realisieren und zweitens diesen Wert in die Produktionse- lemente der Ware rckzuverwandeln, die Operationen zur Vermitt- lung der Metamorphosen des Warenkapitals W'-G-W, also die Akte des Verkaufens und Kaufens - weder Wert noch Mehrwert erzeugen. Umgekehrt zeigte es sich, daá die Zeit, die hierfr erheischt, objektiv mit Bezug auf die Waren und subjektiv mit Bezug auf den Kapitalisten, Grenzen erzeugt fr die Bildung von Wert und Mehr- wert. Was von der Metamorphose des Warenkapitals an sich gilt, wird natrlich in keiner Weise dadurch ge„ndert, daá ein Teil desselben die Gestalt des Warenhandlungskapitals annimmt oder daá die Operationen, wodurch die Metamorphose des Warenkapitals ver- mittelt wird, als das besondre Gesch„ft einer besondren Abteilung von Kapitalisten oder als ausschlieáliche Funktion eines Teils des Geldkapitals erscheint. Wenn das Verkaufen und Kaufen von Wa- ren - und darin l”st sich die Metamorphose des Warenkapitals W'- G-W auf - durch die industriellen Kapitalisten selbst keine Wert oder Mehrwert schaffenden Operationen sind, so werden sie es un- m”glich dadurch, daá sie statt von diesen, von andren Personen verrichtet werden. Wenn ferner der Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, der best„ndig als Geldkapital disponibel sein muá, damit der Reproduktionsprozeá nicht durch den Zirkulations- prozeá unterbrochen werde, sondern kontinuierlich sei - wenn dies Geldkapital weder Wert noch Mehrwert schafft, so kann es diese Eigenschaften nicht dadurch erwerben, daá es, statt vom industri- ellen Kapitalisten, von einer andern Abteilung Kapitalisten, zur Verrichtung derselben Funktionen, best„ndig in Zirkulation gewor- fen wird. ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 124-128 #293# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Wieweit das Kaufmannskapital indirekt produktiv sein kann, ist bereits angedeutet und wird sp„ter noch weiter er”rtert werden. Das Warenhandlungskapital also - abgestreift alle heterogenen Funkti,nen, wie Aufbewahren, Spedieren, Transportieren, Eintei- len, Detaillieren, die damit verknpft sein m”gen, und beschr„nkt auf seine wahre Funktion des Kaufens, um zu verkaufen - schafft weder Wert noch Mehrwert, sondern vermittelt nur ihre Realisation und damit zugleich den wirklichen Austausch der Waren, ihr šber- gehn aus einer Hand in die andre, den gesellschaftlichen Stoff- wechsel. Dennoch, da die Zirkulationsphase des industriellen Ka- pitals ebensosehr eine Phase des Reproduktionsprozesses bildet wie die Produktion, muá das im Zirkulationsprozeá selbst„ndig fungierende Kapital ebensosehr den j„hrlichen Durchschnittsprofit abwerfen wie das in den verschiednen Zweigen der Produktion fun- gierende Kapital. Wrfe das Kaufmannskapital einen h”hern prozen- tigen Durchschnittsprofit ab als das industrielle Kapital, so wrde sich ein Teil des industriellen Kapitals in Kaufmannskapi- tal verwandeln. Wrfe es einen niedrigem DurchschnittsProfit ab, so f„nde der umgekehrte Prozeá statt. Ein Teil des Kaufmannskapi- tals wrde sich in industrielles verwandeln. Keine Kapitalgattung hat gr”áre Leichtigkeit, ihre Bestimmung, ihre Funktion zu „n- dern, als das Kaufmannskapital. Da das Kaufmannskapital selbst keinen Mehrwert erzeugt, so ist klar, daá der Mehrwert, der in der Form des Durchschnittsprofits auf es f„llt, einen Teil des von dem gesamten produktiven Kapital erzeugten Mehrwerts bildet. Aber die Frage ist nun die: Wie zieht das Kaufmannskapital den ihm zufallenden Teil des vom produktiven Kapital erzeugten Mehrwerts oder Profits an sich? Es ist nur Schein, daá der merkantile Profit bloáer Zuschlag, no- minelle Erh”hung des Preises der Waren ber ihren Wert. Es ist klar, daá der Kaufmann seinen Profit nur aus dem Preis der von ihm verkauften Waren beziehn kann, und noch mehr, daá dieser Profit, den er beim Verkauf seiner Waren macht, gleich sein muá der Differenz zwischen seinem Kaufpreis und seinem Verkaufspreis, gleich dem šberschuá des erstern ber den letztern. Es ist m”glich, daá nach dem Kauf der Ware und vor ihrem Verkauf zus„tzliche Kosten (Zirkulationskosten) in sie eingehn, und es ist ebenso m”glich, daá dies nicht der Fall. Gehn solche Kosten ein, so ist klar, daá der šberschuá des Verkaufspreises ber den Kaufpreis nicht bloá Profit vorstellt. Um die Untersuchung zu vereinfachen, unterstellen wir zun„chst, daá keine solchen Kosten eingehn. #294# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Bei dem industriellen Kapitalisten ist der Unterschied zwischen dem Verkaufspreis und dem Kaufpreis seiner Waren gleich dem Un- terschied zwischen ihrem Produktionspreis und ihrem Kostpreis, oder wenn wir das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachten, gleich dem Unterschied zwischen dem Wert der Waren und ihrem Kostpreis fr die Kapitalisten, was sich wieder aufl”st in dem Unterschied des Gesamtquantums der in ihnen vergegenst„ndlichten Arbeit ber das Quantum der in ihnen vergegenst„ndlichten bezahl- ten Arbeit. Bevor die von dem industriellen Kapitalisten gekauf- ten Waren wieder als verkaufbare Waren auf den Markt zurckgewor- fen werden, machen sie den Produktionsprozeá durch, in welchem der sp„ter als Profit zu realisierende Bestandteil ihres Preises erst produziert wird. Aber mit dem Warenh„ndler verh„lt es sich anders. Die Waren befinden sich nur in seiner Hand, solange sie sich in ihrem Zirkulationsprozeá befinden. Er setzt nur ihren vom produktiven Kapitalisten begonnenen Verkauf, die Realisierung ihres Preises fort und l„át sie daher keinen Zwischenprozeá durchmachen, worin sie von neuem Mehrwert einsaugen k”nnten. W„h- rend der industrielle Kapitalist in der Zirkulation den bisher produzierten Mehrwert oder Profit nur realisiert, soll der Kauf- mann dagegen in der Zirkulation und durch sie seinen Profit nicht nur realisieren, sondern erst machen. Dies scheint nur dadurch m”glich zu sein, daá er die ihm vom industriellen Kapitalisten zu ihren Produktionspreisen, oder wenn wir das gesamte Warenkapital betrachten, zu ihren Werten verkauften Waren ber ihren Produkti- onspreisen verkauft, einen nominellen Zuschlag zu ihren Preisen macht, also, das gesamte Warenkapital betrachtet, es ber seinem Wert verkauft und diesen šberschuá ihres Nominalwerts ber ihren Realwert einkassiert, in einem Wort, sie teurer verkauft, als sie sind. Diese Form des Zuschlags ist sehr einfach zu verstehn, z.B. eine Elle Leinwand kostet 2 sh. Soll ich 10% Profit aus dem Wiederver- kauf machen, so muá ich 1/10 auf den Preis schlagen, also die Elle zu 2 sh. 2 2/5 d. verkaufen. Die Differenz zwischen ihrem wirklichen Produktionspreis und ihrem Verkaufspreis ist dann = 2 2/5 d., und dies ist auf die 2 sh. ein Profit von 10%. In der Tat verkaufe ich dem K„ufer dann die Elle zu einem Preis, der wirk- lich der Preis fr 1 1/10 Elle ist. Oder was auf dasselbe hinaus- kommt: Es ist ganz, als verkaufte ich dem K„ufer 1*) nur 10/11 Ellen fr 2 sh. und behielte 1/11 Elle fr mich. In der Tat kann ich mit 2 2/5 d. 1/11 Elle zurckkaufen, den Preis der Elle zu 2 sh. 2 2/5 d. gerechnet. Es w„re dies also nur ein Umweg, um an dem Mehrwert und Mehrprodukt teilzunehmen durch nominelle Prei- serh”hung der Waren. ----- 1*) 1. Auflage: Verk„ufez; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #295# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Dies ist die Realisierung des merkantilen Profits durch Preisauf- schlag der Waren, wie sie sich zun„chst in der Erscheinung dar- bietet. Und in der Tat ist die ganze Vorstellung vom Entspringen des Profits aus einer nonellen Preiserh”hung der Waren oder aus dem Verkauf derselben ber ihren Wert aus der Anschauung des mer- kantilen Kapitals entsprungen. N„her betrachtet zeigt sich jedoch bald, daá dies bloáer Schein ist. Und daá, die kapitalistische Produktionsweise als die herr- schende vorausgesetzt, der kommerzielle Profit sich nicht in die- ser Weise realisiert. (Es handelt sich hier immer nur um den Durchschnitt, nicht um einzelne F„lle.) Warum unterstellen wir, daá der Warenh„ndler einen Profit von sage 10% auf seine Waren nur realisieren kann, indem er sie um 10% ber ihren Produktions- preisen verkauft? Weil wir angenommen haben, daá der Produzent dieser Waren, der industrielle Kapitalist (der als Personifika- tion des industriellen Kapitals der Auáenwelt gegenber immer als "der Produzent" figuriert), sie dem Kaufmann zu ihrem Produkti- onspreis verkauft hat. Wenn die vom Warenh„ndler gezahlten Kauf- preise der Waren gleich ihren Produktionspreisen, in letzter In- stanz gleich ihren Werten, so daá also der Produktionspreis, in letzter Instanz der Wert der Waren den Kostpreis fr den Kaufmann darstellt, so muá in der Tat der šberschuá seines Verkaufspreises ber seinen Kaufpreis - und nur diese Differenz bildet die Quelle seines Profits - ein šberschuá ihres merkantilen Preises ber ih- ren Produktionspreis sein und in letzter Instanz der Kaufmann alle Waren ber ihren Werten verkaufen. Aber warum wurde angenom- men, daá der industrielle Kapitalist dem Kaufmann die Waren zu ihren Produktionspreisen verkauft? Oder vielmehr, was war in die- ser Annahme vorausgesetzt? Daá das merkantile Kapital (hier haben wir es mit demselben nur noch als Warenhandlungskapital zu tun) nicht in die Bildung der allgemeinen Profitrate eingeht. Wir gin- gen notwendig von dieser Voraussetzung aus bei Darstellung der allgemeinen Profitrate, erstens, weil das merkantile Kapital als solches damals fr uns noch nicht existierte; und zweitens, weil der Durchschnittsprofit, und daher die allgemeine Profitrate, zun„chst notwendig zu entwickeln war als Ausgleichung der Profite oder Mehrwerte, die von den industriellen Kapitalen der ver- schiednen Produktionssph„ren wirklich produziert werden. Bei dem Kaufmannskapital haben wir es dagegen mit einem Kapital zu tun, das am Profit teilnimmt, ohne an seiner Produktion teilzunehmen. Es ist also jetzt n”tig, die frhere Darstellung zu erg„nzen. Gesetzt, das w„hrend des Jahres vorgeschoáne industrielle Gesamt- kapital sei = 720c+ 180v = 900 (etwa Millionen Pfd.St.) und m' = 100%. Das Produkt also = 720c + 180v + 180m. Nennen wir dann dies Produkt #296# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- oder das produzierte Warenkapital W, so ist sein Wert oder Pro- duktionspreis (da beide fr die Totalit„t der Waren zusammenfal- len) = 1080 und die Rate des Profits fr das gesamte Kapital von 900 = 20 %. Diese 20% sind nach dem frher Entwickelten die Durchschnittsprofitrate, da der Mehrwert hier nicht auf dieses oder jenes Kapital von besondrer Zusammensetzung, sondern auf das gesamte industrielle Kapital mit seiner Durchschnittszusammenset- zung berechnet ist. Also W = 1080 und die Profitrate = 20%. Wir wollen aber nun annehmen, daá auáer diesen 900 Pfd.St. industri- elles Kapital noch 100 Pfd.St. Kaufmannskapital hinzukommt, wel- ches pro rata seiner Gr”áe denselben Anteil am Profit hat wie je- nes. Nach der Voraussetzung ist es 1/10 des Gesamtkapitals von 1000. Es beteiligt sich also mit 1/10 am Gesamtmehrwert von 180 und erh„lt so einen Profit zur Rate von 18%. In der Tat also ist der zwischen den andren 9/10 des Gesamtkapitals zu verteilende Profit nur noch = 162 oder auf das Kapital von 900 ebenfalls = 18%. Der Preis also, wozu W von den Besitzern des industriellen Kapitals von 900 an die Warenh„ndler verkauft wird, ist = 720c + 180v + 162m = 1062. Schl„gt der Kaufmann also auf sein Kapital von 100 den Durchschnittsprofit von 18%, so verkauft er die Waren zu 1062 + 18 = 1080, d. h. zu ihrem Produktionspreis oder, das gesamte Warenkapital betrachtet, zu ihrem Wert, obgleich er sei- nen Profit nur in der Zirkulation und durch sie macht und nur durch den šberschuá seines Verkaufspreises ber seinen Kaufpreis. Aber dennoch verkauft er die Waren nicht ber ihrem Wert oder nicht ber ihrem Produktionspreis, eben weil ihrem Wert oder un- ter ihrem Produktionspreis, eben weil er sie unter ihrem Wert oder unter ihrem Produktionspreis von den industriellen Kapitali- sten gekauft hat. In die Bildung der allgemeinen Profitrate geht also das Kauf- mannskapital bestimmend ein pro rata des Teils, den es vom Ge- samtkapital bildet. Wenn also im angegebnen Fall gesagt wird: die Durchschnittsprofitrate ist = 18% so w„re sie 20%, wenn nicht 1/10 des Gesamtkapitals Kaufmannskapital w„re und dadurch die allgemeine Profitrate um 1/10 herabgesetzt worden. Es tritt damit auch eine n„here, einschr„nkende Bestimmung des Produktionsprei- ses ein. Unter Produktionspreis ist nach wie vor zu verstehn der Preis der Ware ihren Kosten (dem Wert des in ihr enthaltnen kon- stanten + variablen Kapitals) + dem Durchschnittsprofit darauf. Aber dieser Durchschnittsprofit ist jetzt anders bestimmt. Er ist bestimmt durch den Gesamtprofit, den das totale produktive Kapi- tal erzeugt; aber nicht berechnet auf dies produktive Totalkapi- tal, so daá, wenn dies wie oben = 900 und der Profit = 180, die Durchschnittsprofitrate = 180/900 = 20% w„re, #297# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- sondern berechnet auf das totale produktive + Handelskapital, so daá, wenn 900 produktives und 100 Handelskapital, die Durch- schnittsprofit 180/1000 = 18% ist. Der Produktionspreis ist also = k (den Kosten) + 18, statt k + 20. In der Durchschnittspro- fitrate ist bereits der auf das Handelskapital fallende Teil des Gesamtprofits eingerechnet. Der wirkliche Wert oder Produktions- preis des gesamten Warenkapitals ist daher = k + p + h (wo h der kommerzielle Profit). Der Produktionspreis oder der Preis, wozu der industrielle Kapitalist als solcher verkauft, ist also klei- ner als der wirkliche Produktionspreis der Ware; oder, wenn wir die Gesamtheit der Waren betrachten, so sind die Preise, wozu die industrielle Kapitalistenkjasse sie verkauft, kleiner als ihre Werte. So im obigen Fall. 900 (Kosten) + 18% auf 900 oder 900 + 162 = 1062. Indem nun der Kaufmann Ware, die ihm 100 kostet, zu 118 verkauft, schl„gt er allerdings 18% auf; aber da die Ware, die er zu 100 gekauft hat, 118 wert ist, verkauft er sie deswegen nicht ber ihrem Wert. Wir wollen den Ausdruck Produktionspreis in dem oben entwickelten n„hern Sinn beibehalten. Es ist dann klar, daá der Profit des industriellen Kapitalisten gleich dem šberschuá des Produktionspreises der Ware ber ihren Kostpreis und daá, im Unterschied von diesem industriellen Profit, der kom- merzielle Profit gleich dem šberschuá des Verkaufspreises ber den Produktionspreis der Ware, welcher ihr Kaufpreis fr den Kaufmann ist; daá aber der wirkliche Preis der Ware = ihrem Pro- duktionspreise + dem merkantilen (kommerziellen) Profit ist. Wie das industrielle Kapital nur Profit realisiert, der als Mehrwert schon im Wert der Ware steckt, so das Handelskapital nur, weil der ganze Mehrwert oder Profit noch nicht realisiert ist in dem vom industriellen Kapital realisierten Preis der Ware. 39) Der Verkaufspreis des Kaufmanns steht so ber dem Einkaufspreis, nicht weil jener ber, sondern weil dieser unter dem Totalwert steht. Das Kaufmannskapital geht also ein in die Ausgleichung des Mehr- werts zum Durchschnittsprofit, obgleich nicht in die Produktion dieses Mehrwerts. Daher enth„lt die allgemeine Profitrate bereits den Abzug vom Mehrwert, der dem Kaufmannskapital zukommt, also einen Abzug vom Profit des industriellen Kapitals. Es folgt aus dem Bisherigen: 1. je gr”áer das Kaufmannskapital im Verh„ltnis zum industriellen Kapital, desto kleiner die Rate des industriellen Profits und um- gekehrt. 2. Wenn es sich im ersten Abschnitt zeigte, daá die Pro- fitrate immer eine ----- 39) John Bellers. [41] #298# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- kleinere Rate ausdrckt als die Rate des wirklichen Mehrwerts, d.h. den Exploitationsgrad der Arbeit immer zu klein ausdrckt, z.B. im obigen Fall 720c + 180v + 180m, eine Rate des Mehrwerts von 100%, als eine Profitrate von nur 20%, so weicht dies Ver- h„ltnis noch mehr ab, soweit nun die Durchschnittsprofitrate selbst, bei Einrechnung des dem Kaufmannskapital zufallenden An- teils, wieder kleiner erscheint, hier als 18% statt 20%. Die Durchschnittsrate des Profits des direkt exploitierenden Kapita- listen drckt also die Rate des Profits kleiner aus, als sie wirklich ist. Alle andren Umst„nde gleichbleibend vorausgesetzt, wird der rela- tive Umfang des Kaufmannskapitals (wobei aber das der Kleinh„nd- ler, eine Zwittergattung, Ausnahme bildet) in umgekehrtem Ver- h„ltnis stehn zur Geschwindigkeit seines Umschlags, also im umge- kehrten Verh„ltnis zur Energie des Reproduktionsprozesses ber- haupt. Im Gang der wissenschaftlichen Analyse erscheint die Bil- dung der allgemeinen Profitrate als ausgehend von den industriel- len Kapitalen und ihrer Konkurrenz und erst sp„ter berichtigt, erg„nzt und modifiziert durch die Dazwischenkunft des Kaufmanns- kapitals. Im Gang der historischen Entwicklung verh„lt sich die Sache geradezu umgekehrt. Es ist das kommerzielle Kapital, das zuerst die Preise der Waren mehr oder minder durch ihre Werte be- stimmt, und es ist die Sph„re der den Reproduktionsprozeá vermit- telnden Zirkulation, worin zuerst eine allgemeine Profitrate sich bildet. Der kommerzielle Profit bestimmt ursprnglich den indu- striellen Profit. Erst sobald die kapitalistische Produktions- weise durchgedrungen und der Produzent selbst Kaufmann geworden, wird der merkantile Profit reduziert auf den aliquoten Teil des Gesamtmehrwerts, der dem Handelskapital als einem aliquoten Teil des im gesellschaftlichen Reproduktionsprozeá besch„ftigten Ge- samtkapitals zukommt. In der erg„nzenden Ausgleichung der Profite durch die Dazwischen- kunft des Kaufmannskapitals zeigte sich, daá in den Wert der Ware kein zus„tzliches Element eingeht fr das vorgeschoáne Geldkapi- tal des Kaufmanns, daá der Zuschlag auf den Preis, wodurch der Kaufmann seinen Profit macht, nur gleich ist dem Wertteil der Ware, den das produktive Kapital im Produktionspreis der Ware nicht berechnet, weggelassen hat. Es verh„lt sich n„mlich mit diesem Geldkapital wie mit dem fixen Kapital des industriellen Kapitalisten, soweit es nicht aufgezehrt ist, sein Wert daher kein Element des Werts der Ware ausmacht. N„mlich in seinem Kauf- preis des Warenkapitals ersetzt er dessen Produktionspreis, = G, in Geld. Sein Verkaufspreis, wie frher entwickelt, ist = G + delta G, welches delta G den durch die allgemeine Profitrate be- stimmten Zusatz zum Warenpreis ausdrckt. #299# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Verkauft er also die Ware, so flieát ihm auáer AG das ursprngfi- che Geldkapital zurck, das er im Ankauf der Waren vorgeschossen. Es tritt hier wieder hervor, daá sein Geldkapital berhaupt nichts ist als das in Geldkapital verwandelte Warenkapital des industriellen Kapitalisten, das ebensowenig die Wertgr”áe dieses Warenkapitals affizieren kann, als wenn letztres statt an den Kaufmann direkt an den letzten Konsumenten verkauft w„re. Es an- tizipiert tats„chlich bloá die Zahlung durch den letztern. Dies ist jedoch nur richtig, wenn wie bisher angenommen wird, daá der Kaufmann keine Unkosten hat oder daá er auáer dem Geldkapital das er vorschieáen muá, um die Ware vom Produzenten zu kaufen, kein andres Kapital, zirkulierendes oder fixes, im Prozeá der Metamor- phose der Waren, des Kaufens und Verkaufens vorzuschieáen hat. Dem ist jedoch nicht so, wie man gesehn hat bei Betrachtung der Zirkulati”nskosten (Buch Il, Kap. VI). Und diese Zirkulationsko- sten stellen sich dar, teils als Kosten, die der Kaufmann zu re- klamieren hat von andren Zirkulationsagenten, teils als Kosten, die direkt aus seinem spezifischen Gesch„ft hervorgehn. Welcher Art immer diese Zirkulationskosten sein m”gen; ob sie aus dem rein kaufm„nnischen Gesch„ft als solchem entspringen, also zu den spezifischen Zirkulationskosten des Kaufmanns geh”ren; oder ob sie Posten vorstellen, die aus nachtr„glichen, innerhalb des Zirkulationsprozesses hinzukommenden Produktionsprozessen, wie Spedition, Transport, Aufbewahrung etc. entspringen: sie unter- stellen auf Seite des Kaufmanns, auáer dem im Warenkauf vorge- schoánen Geldkapital, stets ein zus„tzliches Kapital, das in An- kauf und Zahlung dieser Zirkulationsmittel vorgeschossen war. So- weit dies Kostenelement aus zirkulierendem Kapital besteht, geht es ganz, soweit aus fixem Kapital, geht es nach Maágabe seines Verschleiáes als Zusatzelement in den Verkaufspreis der Waren ein; aber als ein Element, das einen nominellen Wert bildet, selbst wenn es keinen wirklichen Wertzusatz der Ware bildet, wie die rein kaufm„nnischen Zirkulationskosten. Ob aber zirkulierend oder fix, dies ganze zus„tzliche Kapital geht ein in die Bildung der allgemeinen Profitrate. Die rein kaufm„nnischen Zirkulationskosten (also mit Ausschluá der Kosten fr Spedition, Transport, Aufbewahrung etc.) l”sen sich auf in die Kosten, die n”tig sind, um den Wert der Ware zu realisieren, ihn, sei es aus Ware in Geld oder aus Geld in Ware zu verwandeln, ihren Austausch zu vermitteln. Es wird dabei g„nz- lich abgesehn von etwaigen Produktionsprozessen, die w„hrend des Zirkulationsakts fortdauern und von denen das kaufm„nnische Ge- sch„ft ganz getrennt existieren kann; wie in der Tat z.B. die wirkliche Transportindustrie und die Spedition vom Handel ganz #300# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- verschiedne Industriezweige sein k”nnen und sind, auch die zu kaufenden und zu verkaufenden Waren in Docks 1*) und andren ”f- fentlichen R„umen lagern m”gen und die hieraus entspringenden Ko- sten dem Kaufmann von dritten Personen berechnet werden, sofern er sie vorzuschieáen hat. Alles dies findet sich im eigentlichen Groáhandel, wo das kaufm„nnische Kapital am reinsten und am we- nigsten verquickt mit andren Funktionen erscheint. Der Fuhrunter- nehmer, der Eisenbahndirigent, der Schiffsreeder sind keine "Kaufleute". Die Kosten, die wir hier betrachten, sind die des Kaufens und die des Verkaufens. Es ist schon frher bemerkt wor- den, daá sie sich aufl”sen in Rechnen, Buchfhren, Markten, Kor- respondenz etc. Das konstante Kapital, das dazu erfordert ist, besteht in Kontor, Papier, Porto etc. Die andren Kosten l”sen sich auf in variables Kapital, das in Anwendung merkantiler Lohn- arbeiter vorgeschossen wird. (Speditionsspesen, Transportkosten, Vorschsse von Z”llen etc. k”nnen z.T. so betrachtet werden, daá der Kaufmann sie im Ankauf der Waren vorschieát und daá sie fr ihn daher in den Kaufpreis eingehn.) Diese s„mtlichen Kosten werden nicht gemacht in der Produktion des Gebrauchswerts der Waren, sondern in der Realisation ihres Werts; sie sind reine Zirkulationskosten. Sie gehn nicht ein in den unmittelbaren Produktionsprozeá, aber in den Zirkulationspro- zeá, daher in den Gesamtprozeá der Reproduktion. Der einzige Teil dieser Kosten, der uns hier interessiert, ist der in variablem Kapital ausgelegte. (Auáerdem w„re zu untersu- chen: Erstens, wie das Gesetz, daá nur notwendige Arbeit in den Wert der Ware eingeht, sich im Zirkulationsprozeá geltend macht. Zweitens, wie die Akkumulation beim Kaufmannskapital erscheint. Drittens, wie das Kaufmannskapital im wirklichen Gesamtreproduk- tionsprozeá der Gesellschaft fungiert.) Diese Kosten gehn aus der ”konomischen Form des Produkts als Ware hervor. Wenn die Arbeitszeit, die die industriellen Kapitalisten selbst verlieren, um einander ihre Waren direkt zu verkaufen - also ob- jektiv gesprochen, die Umlaufszeit der Waren -, diesen Waren durchaus keinen Wert zusetzt, so ist es klar, daá diese Arbeits- zeit keinen andren Charakter dadurch erh„lt, daá sie auf den Kaufmann statt auf den industriellen Kapitalisten f„llt. Die Ver- wandlung von Ware (Produkt) in Geld und von Geld in Ware (Produktionsmittel) ist notwendige Funktion des industriellen Ka- pitals und daher notwendige Operation des Kapitalisten, der in der Tat nur das personifizierte, ----- 1*) Lagerh„usern #301# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- mit eignem Bewuátsein und Willen begabte Kapital ist. Aber diese Funktionen vermehren weder den Wert, noch schaffen sie Mehrwert. Der Kaufmann, indem er diese Operationen vollzieht oder die Funk- tionen des Kapitals in der Zirkulationssph„re weiter vermittelt, nachdem der produktive Kapitalist aufgeh”rt hat, dies zu tun, tritt bloá an die Stelle des industriellen Kapitalisten. Die Ar- beitszeit, die diese Operationen kosten, wird verwandt auf not- wendige Operationen im Reproduktionsprozeá des Kapitals, aber sie setzt keinen Wert zu. Wenn der Kaufmann diese Operationen nicht verrichtete (also auch nicht die dafr erheischte Arbeitszeit an- wendete), so wrde er sein Kapital nicht anwenden als Zirkulati- onsagent des industriellen Kapitals; er setzte nicht die abge- brochne Funktion des industriellen Kapitalisten weiter fort und h„tte daher auch nicht als Kapitalist, pro rata seines vorge- schoánen Kapitals, an der Profitmasse teilzunehmen, die von der industriellen Kapitalistenklasse produziert wird. Um an der Mehr- wertsmasse teilzunehmen, um seinen Vorschuá als Kapital zu ver- werten, braucht daher der kaufm„nnische Kapitalist keine Lohnar- beiter anzuwenden. Wenn sein Gesch„ft und sein Kapital klein ist, mag er selbst der einzige Arbeiter sein, den er anwendet. Wodurch er bezahlt wird, ist der Teil des Profits, der ihm aus der Diffe- renz zwischen dem Kaufpreis der Waren und dem wirklichen Produk- tionspreis erw„chst. Andrerseits mag denn auch, bei kleinem Umfang des vom Kaufmann vorgeschoánen Kapitals, der Profit, den er realisiert, durchaus nicht gr”áer oder kann selbst kleiner sein als der Arbeitslohn eines der besser bezahlten geschickten Lohnarbeiter. In der Tat, neben ihm fungieren direkte kommerzielle Agenten des produktiven Kapitalisten, Eink„ufer, Verk„ufer, Reisende, die dasselbe oder mehr Einkommen beziehn, sei es in der Form des Arbeitslohns oder in der Form einer Anweisung auf den Profit (Provision, Tantieme), der auf jeden Verkauf gemacht wird. Im ersten Fall kassiert. der Kaufmann den merkantilen Profit als selbst„ndiger Kapitalist ein; im andren Fall wird dem Kommis, dem Lohnarbeiter des industriel- len Kapitalisten, ein Teil des Profits, sei es in der Form des Arbeitslohns, sei es in der Form eines proportionellen Anteils am Profit des industriellen Kapitalisten, dessen direkter Agent er ist, ausgezahlt, und sein Prinzipal sackt in diesem Fall sowohl den industriellen wie kommerziellen Profit ein. Aber in allen diesen F„llen, obgleich dem Zirkulationsagenten selbst seine Ein- nahme als bloáer Arbeitslohn erscheinen mag, als Zahlung fr die von ihm verrichtete Arbeit, und obgleich, wo sie nicht so er- scheint, der Umfang seines Profits nur dem Arbeitslohn eines bes- ser bezahlten Arbeiters gleichkommen mag, entspringt seine Ein- nahme nur aus dem merkantilen Profit. #302# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Dies geht daraus hervor, daá seine Arbeit nicht wertschaffende Arbeit ist. Die Verl„ngerung der Zirkulationsoperation stellt fr den indu- striellen Kapitalisten dar 1. Zeitverlust pers”nlich, soweit er dadurch gehindert wird, seine Funktion als Dirigent des Produkti- onsprozesses selbst zu verrichten; 2. verl„ngerten Aufenthalt seines Produkts, in Geld- oder Warenform, im Zirkulationsprozeá, also in einem Prozeá, worin es sich nicht verwertet und worin der unmittelbare Produktionsprozeá unterbrochen wird. Soll dieser nicht unterbrochen werden, so muá entweder die Produktion be- schr„nkt werden, oder es ist zus„tzliches Geldkapital vorzuschie- áen, damit der Produktionsprozeá stets auf derselben Stufenleiter fortdauert. Dies kommt jedesmal darauf hinaus, daá entweder mit dem bisherigen Kapital kleinerer Profit gemacht wird oder daá zu- s„tzliches Geldkapital vorzuschieáen ist, um den bisherigen Pro- fit zu machen. Dies bleibt nun alles dasselbe, wenn an die Stelle des industriellen Kapitalisten der Kaufmann tritt. Statt daá je- ner mehr Zeit im Zirkulationsprozeá verwendet, verwendet sie der Kaufmann; statt daá er Zusatzkapital fr die Zirkulation vor- schieáen muá, schieát es der Kaufmann vor; oder was auf dasselbe hinauskommt: statt daá ein grárer Teil des industriellen Kapi- tals sich best„ndig im Zirkulationsprozeá herumtreibt, ist das Kapital des Kaufmanns g„nzlich darin eingepfercht; und statt daá der industrielle Kapitalist geringem Profit macht, muá er einen Teil seines Profits g„nzlich an den Kaufmann abtreten. Soweit das Kaufmannskapital auf die Grenzen beschr„nkt bleibt, in denen es notwendig ist, ist der Unterschied nur der, daá durch diese Tei- lung der Funktion des Kapitals weniger Zeit ausschlieálich auf den Zirkulationsprozeá verwendet, weniger Zusatzkapital dafr vorgeschossen wird und der Verlust am Gesamtprofit, der sich in der Gestalt des merkantilen Profits zeigt, kleiner ist, als er sonst w„re. Wenn im obigen Beispiel 720c + 180v + 180m neben ei- nem Kaufmannskapital von 100 dem industriellen Kapitalisten einen Profit von 162 oder 18% l„át, also einen Abzug von 18 verursacht, so betrge das n”tige Zuschuákapital ohne diese Verselbst„ndigung vielleicht 200, und wir h„tten dann als Gesamtvorschuá der indu- striellen Kapitalisten statt 900 1100, also auf einen Mehrwert von 180 eine Profitrate von nur 16 4/11 %. Hat der industrielle Kapitalist, der sein eigner Kaufmann ist, nun auáer dem Zusatzkapital, womit er neue Ware kauft, ehe sein in Zirkulation befindliches Produkt in Geld rckverwandelt ist, auáerdem noch Kapital (Brokosten und Lohn fr kommerzielle Ar- beiter) vorgeschossen fr die Realisierung des Werts seines Wa- renkapitals, also fr den Zirkulationsprozeá, #303# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- so bilden diese zwar zus„tzliches Kapital, aber keinen Mehrwert. Sie mssen aus dem Wert der Waren ersetzt werden; denn ein Wert- teil dieser Waren muá sich wieder umsetzen in diese Zirkulations- kosten; aber hierdurch wird kein zus„tzlicher Mehrwert gebildet. Mit Bezug auf das Gesarntkapital der Gesellschaft kommt dies tats„chlich darauf hinaus, daá ein Teil desselben fr sekund„re Operationen erheischt ist, die nicht in den Verwertungsprozeá eingehn, und daá dieser Teil des gesellschaftlichen Kapitals be- st„ndig fr diese Zwecke reproduziert werden muá. Fr den einzel- nen Kapitalisten und fr die ganze industrielle Kapitalisten- klasse wird dadurch die Profitrate vermindert, ein Resultat, das aus jeder Hinzufgung von Zusatzkapital folgt, soweit dies erfor- derlich ist, um dieselbe Masse variablen Kapitals in Bewegung zu setzen. Soweit diese mit dem Zirkulationsgesch„ft selbst verbundnen Zu- satzkosten dem industriellen Kapitalisten nun abgenommen werden vom kaufm„nnischen, findet diese Verminderung der Profitrate auch statt, nur in geringerm Grade und auf anderm Wege. Die Sache stellt sich jetzt so dar, daá der Kaufmann mehr Kapital vor- schieát als n”tig w„re, wenn diese Kosten nicht existierten, und daá der Profit auf dies Zusatzkapital die Summe des merkantilen Profits erh”ht, also das Kaufmannskapital in gr”árem Umfang in die Ausgleichung der Durchschnittsprofitrate mit dem industriel- len Kapital eingeht, also der Durchschnittsprofit f„llt. Wenn in unserm obigen Beispiel auáer den 100 Kaufmannskapital noch 50 Zu- satzkapital fr die fraglichen Kosten vorgeschossen werden, so verteilt sich der Gesamtmehrwert von 180 nun auf ein produktives Kapital von 900 plus einem Kaufmannskapital von 150, zusammen = 1050. Die Durchschnittsprofitrate sinkt also auf 17 1/7 %. Der industrielle Kapitalist verkauft die Waren an den Kaufmann zu 900 + 154 2/7 = 1054 2/7, und der Kaufmann verkauft sie zu 1130 (1080 + 50 fr Kosten, die er wieder ersetzen muá). Im brigen muá an- genommen werden, daá mit der Teilung zwischen kaufm„nnischem und industriellem Kapital Zentralisation der Handelskosten und daher Verringerung derselben verbunden ist. Es fragt sich jetzt: Wie verh„lt es sich mit den kommerziellen Lohnarbeitern, die der kaufm„nnische Kapitalist. hier der Waren- h„ndler, besch„ftigt? Nach einer Seite hin ist ein solcher kommerzieller Arbeiter Lohn- arbeiter wie ein andrer. Erstens, insofern die Arbeit gekauft wird vom variablen Kapital des Kaufmanns, nicht von dem als Reve- nue verausgabten Geld, und daher auch nur gekauft wird nicht fr Privatbedienung, sondern zum Zweck der Selbstverwertung des darin vorgeschoánen Kapitals. Zweitens, #304# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- sofern der Wert seiner Arbeitskraft und daher sein Arbeitslohn bestimmt ist, wie bei allen andren Lohnarbeitern, durch die Pro- duktions- und Reproduktionskosten seiner spezifischen Arbeits- kraft, nicht durch das Produkt seiner Arbeit. Aber es muá zwischen ihm und den direkt vom industriellen Kapital besch„ftigten Arbeitern derselbe Unterschied stattfinden, der zwischen dem industriellen Kapital und dem Handelskapital und da- her zwischen dem industriellen Kapitalisten und dem Kaufmann stattfindet. Da der Kaufmann als bloáer Zirkulationsagent weder Wert noch Mehrwert produziert (denn der Zusatzwert, den er den Waren durch seine Unkosten zusetzt, l”st sich auf in Zusatz vor- her existierenden Werts, obgleich sich hier die Frage aufdr„ngt, wie erh„lt, konserviert er diesen Wert seines konstanten Kapi- tals?), so k”nnen auch die von ihm in denselben Funktionen be- sch„ftigten merkantilen Arbeiter unm”glich unmittelbar Mehrwert fr ihn schaffen. Hier, wie bei den produktiven Arbeitern unter- stellen wir, daá der Arbeitslohn durch den Wert der Arbeitskraft bestimmt ist, also der Kaufmann sich nicht bereichert durch Abzug am Lohn, so daá er in seiner Kostenberechnung nicht einen Vor- schuá fr Arbeit ansetzt, den er nur zum Teil bezahlte, mit and- ren Worten, daá er sich nicht bereichert, indem er seine Kommis etc. prellt. Was Schwierigkeiten macht mit Bezug auf die merkantilen Lohnar- beiter, ist keineswegs, zu erkl„ren, wie sie direkt fr ihren Be- sch„ftiger Profit produzieren, obgleich sie nicht direkt Mehrwert (wovon der Profit bloá eine verwandelte Form) produzieren. Diese Frage ist in der Tat schon gel”st durch die allgemeine Analyse des merkantilen Profits. Ganz wie das industrielle Kapital da- durch Profit macht, daá es in den Waren steckende und realisierte Arbeit verkauft, fr die es kein Žquivalent bezahlt hat, so das merkantlie Kapital dadurch, daá es dem produktiven Kapital die unbezahlte Arbeit, die in der Ware steckt (in der Ware, soweit das in ihrer Produktion ausgelegte Kapital als aliquoter Teil des gesamten industriellen Kapitals fungiert), nicht ganz zahlt, da- gegen beim Verkauf der Waren diesen noch in den Waren steckenden und von ihm unbezahlten Teil sich zahlen l„át. Das Verh„ltnis des Kaufmannskapitals zum Mehrwert ist ein andres als das des indu- striellen Kapitals. Das letztere produziert den Mehrwert durch direkte Aneignung unbezahlter fremder Arbeit. Das erstere eignet sich einen Teil dieses Mehrwerts an, indem es diesen Teil vom in- dustriellen Kapital auf sich bertragen l„át. Es ist nur durch seine Funktion der Realisierung der Werte, daá das Handelskapital im Reproduktionsprozeá als Kapital fungiert und daher, #305# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- als fungierendes Kapital, aus dem vom Gesamtkapital erzeugten Mehrwert zieht. Die Masse seines Profits h„ngt ab fr den einzel- nen Kaufmann von der Masse Kapital, die er in diesem Prozeá an- wenden kann, und er kann um so mehr davon anwenden, im Kaufen und Verkaufen, je gr”áer die unbezahlte Arbeit seiner Kommis. Die Funktion selbst, kraft deren sein Geld Kapital ist, l„át der kaufm„nnische Kapitalist groáenteils durch seine Arbeiter ver- richten. Die unbezahlte Arbeit dieser Kommis, obgleich sie nicht Mehrwert schafft, schafft ihm aber Aneignung von Mehrwert, was fr dies Kapital dem Resultat nach ganz dasselbe; sie ist also fr es Quelle des Profits. Das kaufm„nnische Gesch„ft k”nnte sonst nie auf groáer Stufenleiter, nie kapitalistisch betrieben werden. Wie die unbezahlte Arbeit des Arbeiters dem produktiven Kapital direkt Mehrwert, schafft die unbezahlte Arbeit der kommerziellen Lohnarbeiter dem Handelskapital einen Anteil an jenem Mehrwert. Die Schwierigkeit ist diese: Da die Arbeitszeit und Arbeit des Kaufmanns selbst keine wertschaffende Arbeit ist, obgleich sie ihm Anteil an bereits erzeugtem Mehrwert schafft, wie verh„lt es sich mit dem variablen Kapital, das er auslegt im Ankauf von kom- merzieller Arbeitskraft? Ist dies variable Kapital als Kostenaus- lage zuzurechnen zum vorgeschoánen Kaufmannskapital? Wenn nicht, scheint dies zu widersprechen dem Gesetz der Ausgleichung der Profitrate; welcher Kapitalist wrde 150 vorschieáen, wenn er nur 100 als vorgeschoánes Kapital berechnen k”nnte? Wenn doch, so scheint es dem Wesen des Handelskapitals zu widersprechen, da diese Kapitalsorte nicht dadurch als Kapital fungiert, daá sie, wie das industrielle Kapital, fremde Arbeit in Bewegung setzt, sondern dadurch, daá sie selbst arbeitet, d.h. die Funktionen des Kaufens und Verkaufens vollzieht, und gerade nur dafr und da- durch einen Teil des vom industriellen Kapital erzeugten Mehr- werts auf sich bertr„gt. (Es sind also folgende Punkte zu untersuchen: das variable Kapi- tal des Kaufmanns; das Gesetz der notwendigen Arbeit in der Zir- kulation; wie die Kaufmannsarbeit den Wert ihres konstanten Kapi- tals forterh„lt; die Rolle des Kaufmannskapitals im gesamten Re- produktionsprozeá; endlich die Verdoppelung in Warenkapital und Geldkapital einerseits und in Warenhandlungskapital und Geldhand- lungskapital andrerseits.) Bes„áe jeder Kaufmann nur soviel Kapital, als er pers”nlich f„hig ist, durch seine eigne Arbeit umzuschlagen, so f„nde eine unend- liche Zersplitterung des Kaufmannskapitals statt; diese Zersplit- terung máte im selben Maá wachsen, wie das produktive Kapital im Fortgang der kapitalistischen #306# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Produktionsweise auf gr”árer Stufenleiter produziert und mit gr”- áren Massen operiert. Also steigendes Miáverh„ltnis beider. Im selben Maá, wie sich das Kapital in der Produktionssph„re zentra- lisierte, dezentralisierte es sich in der Zirkulationssph„re. Das rein kaufm„nnische Gesch„ft des industriellen Kapitalisten, und damit seine rein kaufm„nnischen Ausgaben wrden sich dadurch un- endlich erweitern, indem er statt mit je 100, mit je 1000 Kauf- leuten zu tun h„tte. Damit ginge ein groáer Teil des Vorteils der Verselbst„ndigung des Kaufmannskapitals verloren; auáer den rein kaufm„nnischen wchsen auch die andren Zirkulationskosten, Sor- tierung, Spedierung etc. Dies, was das industrielle Kapital be- trifft. Betrachten wir nun das Kaufmannskapital. Erstens, was die rein kaufm„nnischen Arbeiten betrifft. Es kostet nicht mehr Zeit, mit groáen als mit kleinen Zahlen zu rechnen. Es kostet zehnmal soviel Zeit, 10 Eink„ufe fr 100 Pfd.St. wie einen Einkauf fr 1000 Pfd.St. zu machen. Es kostet zehnmal soviel Korrespondenz, Papier, Briefporto, mit 10 kleinen Kaufleuten wie mit einem groáen zu korrespondieren. Die beschr„nkte Teilung der Arbeit in der kommerziellen Werkstatt, wo der eine Bcher fhrt, der andre die Kasse, ein dritter korrespondiert, dieser einkauft, jener verkauft, dieser reist etc., erspart Arbeitszeit in ungeheuren Massen, so daá die im Groáhandel verwandte Zahl von kaufm„nni- schen Arbeitern in gar keinem Verh„ltnis steht zu der vergleichs- m„áigen Gr”áe des Gesch„fts. Es ist dies der Fall, weil im Handel viel mehr als in der Industrie dieselbe Funktion, ob im groáen oder kleinen verrichtet, gleich viel Arbeitszeit kostet. Daher zeigt sich auch die Konzentration im Kaufmannsgesch„ft historisch frher als in der industriellen Werkstatt. Ferner nun die Ausga- ben an konstantem Kapital. 100 kleine Kontors kosten unendlich mehr als ein groáes, 100 kleine Warenlager als ein groáes etc. Die Transportkosten, die wenigstens als vorzuschieáende Kosten in das Kaufmannsgesch„ft eingehn, wachsen mit der Zersplitterung. Der industrielle Kapitalist máte mehr Arbeit und Zirkulationsko- sten im kommerziellen Teil seines Gesch„fts verausgaben. Dasselbe Kaufmannskapital, wenn auf viele kleine Kaufleute verteilt, wrde wegen dieser Zersplitterung viel mehr Arbeiter zur Vermittlung seiner Funktionen erheischen, und es w„re auáerdem gr”áres Kauf- mannskapital erheischt, um dasselbe Warenkapital umzuschlagen. Nennen wir das s„mtliche direkt im Kauf und Verkauf von Waren an- gelegte Kaufmannskapital B und das entsprechende variable, in Zahlung kommerzieller Hilfsarbeiter ausgelegte Kapital b, so ist B + b kleiner als das gesamte Kaufmannskapital B sein máte, wenn jeder Kaufmann sich #307# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- ohne Gehilfen durchschlge, wenn also nicht ein Teil in b ange- legt w„re. Indes sind wir immer noch nicht mit der Schwierigkeit fertig. Der Verkaufspreis der Waren muá hinreichen, 1. um den Durch- schnittsprofit auf B + b zu zahlen. Dies ist schon dadurch er- kl„rt, daá B + b eine Verkrzung des ursprnglichen B berhaupt ist, ein kleineres Kaufmannskapital darstellt, als ohne b notwen- dig w„re. Aber dieser Verkaufspreis muá 2. hinreichen, um auáer dem nun zus„tzlich erscheinenden Profit auf b auch den gezahlten Arbeitslohn, das variable Kapital des Kaufmanns = b selbst zu er- setzen. Dies letztre macht die Schwierigkeit. Bildet b einen neuen Bestandteil des Preises, oder ist es bloá ein Teil des mit B + b gemachten Profits, der nur mit Bezug auf den merkantilen Arbeiter als Arbeitslohn erscheint und mit Bezug auf den Kaufmann selbst als bloáes Ersetzen seines variablen Kapitals? In letztrem Fall w„re der vom Kaufmann gemachte Profit auf sein vorgeschoánes Kapital B + b nur gleich dem Profit, der nach der allgemeinen Rate auf B f„llt, plus b, welches letztre er in der Form von Ar- beitslohn bezahlt, welches aber selbst keinen Profit abwrfe. Es kommt in der Tat darauf an, die Grenzen (im mathematischen Sinn) von b zu finden. Wir wollen erst die Schwierigkeit genau festsetzen. Nennen wir das direkt im Kauf und Verkauf von Waren ausgelegte Kapital B, das konstante Kapital, das in dieser Funk- tion verbraucht wird (die sachlichen Handlungsunkosten) K und das variable Kapital, das der Kaufmann auslegt, b. Der Ersatz von B bietet durchaus keine Schwierigkeit. Es ist fr den Kaufmann nur der realisierte Einkaufspreis oder der Produkti- onspreis fr den Fabrikanten. Diesen Preis zahlt der Kaufmann, und beim Wiederverkauf erh„lt er B zurck als Teil seines Ver- kaufspreises; auáer diesem B den Profit auf B, wie frher er- kl„rt. Z.B. die Ware kostet 100 Pfd.St. Der Profit darauf sei 10%. So wird die Ware verkauft zu 110. Die Ware kostete schon vorher 100; das Kaufmannskapital von 100 setzt ihr nur 10 zu. Nehmen wir ferner K, so ist dies h”chstens ebenso groá, in der Tat aber geringer als der Teil des konstanten Kapitals, den der Produzent im Verkauf und Einkauf verbrauchen wrde; der aber einen Zusatz zu dem konstanten Kapital bilden wrde, das er di- rekt in der Produktion braucht. Nichtsdestoweniger muá dieser Teil best„ndig aus dem Preis der Ware ersetzt werden, oder was dasselbe ist, ein entsprechender Teil der Ware muá in dieser Form best„ndig verausgabt, muá - das Gesamtkapital der Gesellschaft betrachtet - in dieser Form best„ndig reproduziert werden. Dieser Teil des vorgeschoánen konstanten Kapitals wrde ebensowohl wie die #308# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- ganze Masse desselben, die direkt in der Produktion angelegt ist, auf die Profitrate beschr„nkend wirken. Soweit der industrielle Kapitalist den kommerziellen Teil seines Gesch„fts dem Kaufmann berl„át, braucht er diesen Kapitaltell nicht vorzuschieáen. Statt seiner schieát ihn der Kaufmann vor. Dies ist insofern nur nominell; der Kaufmann produziert weder, noch reproduziert er das von ihm vernutzte konstante Kapital (die sachlichen Handlungsun- kosten). Die Produktion desselben erscheint also als eignes Ge- sch„ft oder wenigstens als Teil des Gesch„fts gewisser industri- eller Kapitalisten, die so dieselbe Rolle spielen, wie die, wel- che das konstante Kapital denen liefern, die Lebensmittel produ- zieren. Der Kaufmann erh„lt also erstens dies ersetzt und zwei- tens den Profit hierauf. Durch beides findet also Verringerung des Profits fr den industriellen Kapitalisten statt. Aber, wegen der mit der Teilung der Arbeit verbundnen Konzentration und ™ko- nomie, in geringeren Maá, als wenn er selbst dies Kapital vorzu- schieáen h„tte. Die Verminderung der Profitrate ist geringer, weil das so vorgeschoáne Kapital geringer ist. Bisher besteht also der Verkaufspreis aus B + K + dem Profit auf B + K. Dieser Teil desselben bietet nach dem Bisherigen keine Schwierigkeit. Aber nun kommt b hinein oder das vom Kaufmann vor- geschoáne variable Kapital. Der Verkaufspreis wird dadurch B + K + b + dem Profit auf B + K, + dem Profit auf b. B ersetzt nur den Kaufpreis, fgt aber auáer dem Profit auf B diesem Preis keinen Teil zu. K fgt nicht nur den Profit auf K zu, sondern K selbst; aber K + Profit auf K, der in Form von kon- stantem Kapital vorgeschoáne Teil der Zirkulationskosten + dem entsprechenden Durchschnittsprofit, w„re gr”áer in der Hand des industriellen Kapitalisten als in der Hand des kaufm„nnischen. Die Verringerung des Durchschnittsprofits erscheint in der Form, daá der volle Durchschnittsprofit - nach Abzug von B + K vom vor- geschoánen industriellen Kapital - berechnet, der Abzug vom Durchschnittsprofit fr B + K aber an den Kaufmann gezahlt wird, so daá dieser Abzug als Profit eines besondren Kapitals, des Kaufmannskapitals erscheint. Aber mit b + dem Profit auf b, oder im gegebnen Fall, da die Pro- fitrate unterstellt ist = 10%, mit b + 1/10 b, verh„lt es sich anders. Und hier liegt die wirkliche Schwierigkeit. Was der Kaufmann mit b kauft, ist der Unterstellung nach bloá kaufm„nnische Arbeit, also Arbeit, notwendig, um die Funktionen der Kapitalzirkulation, W-G und G-W zu vermitteln. Aber die kauf- m„nnische Arbeit ist die Arbeit, die berhaupt notwendig ist, da- mit ein Kapital als #309# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Kaufmannskapital fungiere, damit es die Verwandlung von Ware in Geld und Geld in Ware vermittle. Es ist Arbeit, die Werte reali- siert, aber keine Werte schafft. Und nur sofern ein Kapital diese Funktionen verrichtet also ein Kapitalist diese Operationen, diese Arbeit mit seinem Kapital verrichtet -, fungiert dies Kapi- tal als kaufm„nnisches Kapital und nimmt es teil an der Regelung der allgemeinen Profitrate, d.h. zieht es seine Dividende aus dem Gesamtprofit. In (b + Profit auf b) scheint aber erstens die Ar- beit bezahlt zu werden (denn ob der industrielle Kapitalist sie dem Kaufmann fr seine eigne Arbeit bezahlt oder fr die des vom Kaufmann bezahlten Kommis, ist dasselbe) und zweitens der Profit auf Zahlung dieser Arbeit, die der Kaufmann selbst verrichten máte. Das Kaufmannskapital erh„lt erstens die Rckzahlung von b und zweitens den Profit darauf; dies entspringt also daraus, daá es sich erstens die Arbeit zahlen l„át, wodurch es als k a u f m „ n n i s c h e s Kapital fungiert, und daá es zwei- tens sich den Profit zahlen l„át, weil es als K a p i t a l fungiert, d.h. weil es die Arbeit verrichtet, die ihm im Profit als fungierendem Kapital gezahlt wird. Dies also ist die Frage, die zu l”sen ist. Nehmen wir an B = 100, b = 10 und die Profitrate = 10%. Wir set- zen K = 0, um dies nicht hierher geh”rige und bereits erledigte Element des Kaufpreises nicht wieder unn”tig in Rechnung zu brin- gen. So w„re der Verkaufspreis = B + p + b + p (= B + Bp' + b + bp', wo p' die Profitrate) = 100 + 10 + 10 + 1 = 121. Wrde aber b nicht in Arbeitslohn vom Kaufmann ausgelegt - da b nur bezahlt wird fr kaufm„nnische Arbeit, also fr Arbeit, n”tig zur Realisierung des Werts des Warenkapitals, das das industri- elle Kapital in den Markt wirft -, so st„nde die Sache so: Um fr B = 100 zu kaufen oder zu verkaufen, g„be der Kaufmann seine Zeit hin, und wir wollen annehmen, daá dies die einzige Zeit ist, ber die er verfgt. Die kaufm„nnische Arbeit, die durch b oder 10 re- pr„sentiert ist, wenn sie nicht durch Arbeitslohn, sondern durch Profit bezahlt w„re, unterstellt ein andres kaufm„nnisches Kapi- tal 100, da dies zu 10% = b = 10 ist. Dies zweite B = 100 wrde nicht zus„tzlich in den Preis der Ware eingehn, aber wohl die 10%. Es wrden daher zwei Operationen zu 100, = 200, Waren kaufen fr 200 + 20 = 220. Da das Kaufmannskapital absolut nichts ist als eine verselbst„n- digte Form eines Teils des im Zirkulationsprozeá fungierenden in- dustriellen Kapitals, so mssen alle auf dasselbe bezglichen Fragen dadurch gel”st werden, daá man sich das Problem zun„chst in der Form stellt, worin die dem kaufm„nnischen Kapital eigen- tmlichen Ph„nomene noch nicht selbst„ndig #310# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- erscheinen, sondern noch in direktem Zusammenhang mit dem indu- striellen Kapital, als dessen Zweig. Als Kontor, im Unterschied von Werkstatt, fungiert das merkantile Kapital fortw„hrend im Zirkulationsprozeá. Hier ist also das jetzt in Frage stehende b zun„chst zu untersuchen; im Kontor des industriellen Kapitalisten selbst. Von vornherein ist dies Kontor immer verschwindend klein gegen die industrielle Werkstatt. Im brigen istklar: Im Maá, wie sich die Produktionsstufe erweitert, vermehren sich die kommerziellen Operationen, die best„ndig zur Zirkulation des industriellen Ka- pitals auszufhren sind, sowohl um das in Gestalt des Warenkapi- tals vorhandne Produkt zu verkaufen, wie das gel”ste Geld wieder in Produktionsmittel zu verwandeln und Rechnung ber das Ganze zu fhren. Preisberechnung, Buchfhrung, Kassenfhrung, Korrespon- denz geh”rt alles hierher. Je entwickelter die Produktionsleitet, desto gr”áer, wenn auch keineswegs im Verh„ltnis, sind die kauf- m„nnischen Operationen des industriellen Kapitals, also auch die Arbeit und die sonstigen Zirkulationskosten fr die Realisierung des Werts und Mehrwerts. Es wird dadurch Anwendung kommerzieller Lohnarbeiter n”tig, die das eigentliche Kontor bilden. Die Aus- lage fr dieselben, obgleich in Form von Arbeitslohn gemacht, un- terscheidet sich von dem variablen Kapital, das im Ankauf der produktiven Arbeit ausgelegt ist. Es vermehrt die Auslagen des industriellen Kapitalisten, die Masse des vorzuschieáenden Kapi- tals, ohne direkt den Mehrwert zu vermehren. Denn es ist Auslage, bezahlt fr Arbeit, die nur in der Realisierung schon geschaffner Werte verwandt wird. Wie jede andre Auslage dieser Art, vermin- dert auch diese die Rate des Profits, weil das vorgeschoáne Kapi- tal w„chst, aber nicht der Mehrwert. Wenn der Mehrwert in kon- stant bleibt, das vorgeschoáne Kapital C aber auf C + delta C w„chst, so tritt an Stelle der Profitrate m/C die kleinere Pro- fitrate m/(C + delta C). Der industrielle Kapitalist sucht also diese Zirkulationskosten, ganz wie seine Auslagen fr konstantes Kapital, auf ihr Minimum zu beschr„nken. Das industrielle Kapital verh„lt sich also nicht in derselben Weise zu seinen kommerziel- len, wie zu seinen produktiven Lohnarbeitern. Je mehr von diesen letzteren bei sonst gleichbleibenden Umst„nden angewandt werden, um so massenhafter die Produktion, um so gr”áer der Mehrwert oder Profit. Umgekehrt dagegen. Je gr”áer die Stufenleiter der Produk- tion und je gr”áer der zu realisierende Wert und daher Mehrwert, je gr”áer also das produzierte Warenkapital, um so mehr wachsen absolut, wenn auch nicht relativ, die Brokosten, und geben zu einer Art Teilung der Arbeit #311# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Anlaá. Wie sehr der Profit die Voraussetzung dieser Ausgaben, zeigt sich unter andrem darin, daá mit Wachsen des kommerziellen Salairs oft ein Teil desselben durch Prozentantell am Profit ge- zahlt wird. Es liegt in der Natur der Sache, daá eine Arbeit, die nur in den vermittelnden Operationen besteht, welche teils mit der Berechnung der Werte, teils mit ihrer Realisierung mit der Wiederverwandlung des realisierten Geldes in Produktionsmittel verbunden sind, deren Umfang also von der Gr”áe der produzierten und zu realisierenden Werte abh„ngt, daá eine solche Arbeit nicht als Ursache, wie die direkt produktive Arbeit, sondern als Folge der respektiven Gr”áen und Massen dieser Werte wirkt. Žhnlich verh„lt es sich mit den andren Zirkulationskosten. Um viel zu messen, zu wiegen, zu verpacken, zu transportieren, muá viel da sein; die Menge der Pack- und Transportarbeit etc. h„ngt ab von der Masse der Waren, die Objekte ihrer T„tigkeit sind, nicht um- gekehrt. Der kommerzielle Arbeiter produziert nicht direkt Mehrwert. Aber der Preis seiner Arbeit ist durch den Wert seiner Arbeitskraft, also deren Produktionskosten, bestimmt, w„hrend die Ausbung die- ser Arbeitskraft, als eine Anspannung, Kraft„uáerung und Abnut- zung, wie bei jedem andren Lohnarbeiter, keineswegs durch den Wert seiner Arbeitskraft begrenzt ist. Sein Lohn steht daher in keinem notwendigen Verh„ltnis zu der Masse des Profits, die er dem Kapitalisten realisieren hilft. Was er dem Kapitalisten ko- stet und was er ihm einbringt, sind verschiedne Gr”áen. Er bringt ihm ein, nicht indem er direkt Mehrwert schafft, aber indem er die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft, so- weit er, zum Teil unbezahlte, Arbeit verrichtet. Der eigentlich kommerzielle Arbeiter geh”rt zu der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern, zu denen, deren Arbeit geschickte Arbeit ist, ber der Durchschnittsarbeit steht. Indes hat der Lohn die Tendenz zu fallen, selbst im Verh„ltnis zur Durchschnittsarbeit, im Fort- schritt der kapitalistischen Produktionsweise. Teils durch Tei- lung der Arbeit innerhalb des Kontors; daher nur einseitige Ent- wicklung der Arbeitsf„higkeit zu produzieren ist und die Kosten dieser Produktion dem Kapitalisten zum Teil nichts kosten, son- dern das Geschick des Arbeiters sich durch die Funktion selbst entwickelt und um so rascher, je einseitiger es mit der Teilung der Arbeit wird. Zweitens, weil die Vorbildung, Handels- und Sprachkenntnisse usw. mit dem Fortschritt der Wissenschaft und Volksbildung immer rascher, leichter, allgemeiner, wohlfeiler re- produziert werden, je mehr die kapitalistische Produktionsweise die Lehrmethoden usw. aufs Praktische richtet. Die Verallgemeine- rung des Volksunterrichts erlaubt, diese Sorte aus Klassen zu re- krutieren, die frher davon ausgeschlossen, #312# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- an schlechtre Lebensweise gew”hnt waren. Dazu vermehrt sie den Zudrang und damit die Konkurrenz. Mit einigen Ausnahmen entwertet sich daher im Fortgang der kapitalistischen Produktion die Ar- beitskraft dieser Leute; ihr Lohn sinkt, w„hrend ihre Arbeitsf„- higkeit zunimmt. Der Kapitalist vermehrt die Zahl dieser Arbei- ter, wenn mehr Wert und Profit zu realisieren ist. Die Zunahme dieser Arbeit ist stets Wirkung, nie Ursache der Vermehrung des Mehrwerts. 39[a]) --- Es findet also eine Verdoppelung statt. Einerseits sind die Funk- tionen als Warenkapital und Geldkapital (daher weiter bestimmt als kommerzielles Kapital) allgemeine Formbestimmtheiten des in- dustriellen Kapitals. Andrerseits sind besondre Kapitale, also auch besondre Reihen von Kapitalisten, ausschlieálich t„tig in diesen Funktionen; und diese Funktionen werden so zu besondren Sph„ren der Kapitalverwertung. Die kommerziellen Funktionen und Zirkulationskosten finden sich nur verselbst„ndigt fr das merkantile Kapital. Die der Zirkula- tion zugekehrte Seite des industriellen Kapitals existiert nicht nur in seinem best„ndigen Dasein als Warenkapital und Celdkapi- tal, sondern auch im Kontor neben der Werkstatt. Aber sie ver- selbst„ndigt sich fr das merkantile Kapital. Fr es bildet das Kontor seine einzige Werkstatt. Der in der Form der Zirkulations- kosten angewandte Teil des Kapitals erscheint beim Groákaufmann viel gr”áer als beim Industriellen, weil auáer den eignen Ge- sch„ftsbros, die mit jeder industriellen Werkstatt verbunden sind, der Teil des Kapitals, der von der ganzen Klasse der indu- striellen Kapitalisten so verwandt werden máte, in den H„nden einzelner Kaufleute konzentriert ist, die, wie sie die Fortset- zung der Zirkulationsfunktionen besorgen, so die daraus erwach- sende Fortsetzung der Zirkulationskosten. --- 39[a]) Wie diese 1865 geschriebne Prognose der Schicksale des kommerziellen Proletariats sich seitdem bew„hrt hat, davon k”nnen die Hunderte deutscher Kommis ein Liedchen singen, die, in allen kommerziellen Operationen und in 3-4 Sprachen bewandert, in der Londoner City vergebens ihre Dienste um 25 Schill. die Woche an- bieten - weit unter dem Lohn eines geschickten Maschinenschlos- sers. - Eine Lcke von zwei Seiten im Manuskript deutet an, daá dieser Punkt noch weiter entwickelt werden sollte. Im brigen ist zu verweisen auf Buch II, Kap. VI (Die Zirkulationskosten), S. 105-113 1*), wo bereits verschiednes hieher Geh”rige berhrt ist. - F.E. ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 131-138 #313# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Dem industriellen Kapital erscheinen und sind die Zirku- lationskosten Unkosten. Dem Kaufmann erscheinen sie als Quelle seines Profits, der die allgemeine Profitrate vorausgesetzt - im Verh„ltnis zur Gr”áe derselben steht. Die in diesen Zirkulations- kosten zu machende Auslage ist daher fr das merkantile Kapital eine produktive Anlage. Also ist auch die kommer zielle Arbeit, die es kauft, fr es unmittelbar produktiv. #314# ----- ACHTZEHNTES KAPITEL Der Umschlag des Kaufmannskapitals Die Preise Der Umschlag des industriellen Kapitals ist die Einheit seiner Produktions- und Zirkulationszeit und umfaát daher den ganzen Produktionsprozeá. Der Umschlag des Kaufmannskapitals dagegen, da er in der Tat nur die verselbst„ndigte Bewegung des Warenkapitals ist, stellt nur die erste Phase der Metamorphose der Ware, W-G, als in sich zurckflieáende Bewegung eines besondren Kapitals dar; G-W, W-G im kaufm„nnischen Sinn, als Umschlag des Kaufmanns- kapitals. Der Kaufmann kauft, verwandelt sein Geld in Ware, ver- kauft dann, verwandelt dieselbe Ware wieder in Geld und so fort in best„ndiger Wiederholung. Innerhalb der Zirkulation stellt sich die Metamorphose des industriellen Kapitals immer dar als W1-G-W2; das aus dem Verkauf von W1, der produzierten Ware, gel”- ste Geld wird benutzt, um W2, neue Produktionsmittel, zu kaufen; es ist dies der wirkliche Austausch von W, und W2 und dasselbe Geld wechselt so zweimal die H„nde. Seine Bewegung vermittelt den Austausch zweier verschiedenartigen Waren, W, und W2. Aber beim Kaufmann, in G-W-G' wechselt umgekehrt dieselbe Ware zweimal die H„nde; sie vermittelt nur den Rckfluá des Geldes zu ihm. Wenn z.B. das Kaufmannskapital 100 Pfd.St., und der Kaufmann kauft fr diese 100 Pfd.St. Ware, verkauft dann diese Ware zu 110 Pfd.St., so hat dies sein Kapital von 100 einen Umschlag gemacht, und die Anzahl der Umschl„ge im Jahr h„ngt davon ab, wie oft diese Bewegung G-W-G' im Jahr wiederholt wird. Wir sehn hier ganz ab von den Kosten, die in der Differenz zwi- schen Einkaufspreis und Verkaufspreis stecken m”gen, da diese Ko- sten an der Form, die wir hier zun„chst zu betrachten haben, gar nichts „ndern. Die Anzahl der Umschl„ge eines gegebnen Kaufmanns- kapitals hat hier also durchaus Analogie mit der Wiederholung der Uml„ufe des Geldes als bioáes Zirkulationsmittel. Wie derselbe Taler, der zehnmal uml„uft, zehnmal #315# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- seinen Wert in Waren kauft, so kauft dasselbe Geldkapital des Kaufmanns von 100 z.B., wenn es zehnmal umschl„gt, zehnmal seinen Wert in Waren oder realisiert ein gesamtes Warenkapital von zehn- fachem Wert = 1000. Der Unterschied ist aber der: Beim Umlauf des Geldes als Zirkulationsmittel ist es dasselbe Geldstck, das durch verschiedne H„nde l„uft, also wiederholt dieselbe Funktion vollzieht und daher durch die Geschwindigkeit des Umlaufs die Masse der umlaufenden Geldstcke ersetzt. Aber bei dem Kaufmann ist es dasselbe Geldkapital, gleichgltig aus welchen Geldstcken zusammengesetzt, derselbe Geldwert, der wiederholt zum Betrag seines Werts Warenkapital kauft und verkauft und daher in die- selbe Hand wiederholt als G + delta G, zu seinem Ausgangspunkt als Wert plus Mehrwert zurckflieát. Dies charakterisiert seinen Umschlag als Kapitalumschlag. Es entzieht der Zirkulation best„n- dig mehr Geld, als es hineinwirft. Es versteht sich brigens von selbst, daá mit beschleunigtem Umschlag des kaufm„nnischen Kapi- tals (wo auch die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel bei ent- wickeltem Kreditwesen berwiegt) auch dieselbe Geldmasse rascher uml„uft. Der wiederholte Umschlag des Warenhandlungskapitals drckt aber nie etwas andres aus als Wiederholung von Kaufen und Verkaufen; w„hrend der wiederholte Umschlag des industriellen Kapitals die Periodizit„t und die Erneuerung des gesamten Reproduktionsprozes- ses (worin der Konsumtionsprozeá eingeschlossen) ausdrckt. Dies erscheint dagegen fr das Kaufmannskapital nur als „uáere Bedin- gung. Das industrielle Kapital muá best„ndig Waren auf den Markt werfen und sie ihm wieder entzlehn, damit der rasche Umschlag des Kaufmannskapitals m”glich bleibe. Ist der Reproduktionsprozeá berhaupt langsam, so der Umschlag des Kaufmannskapitals. Nun vermittelt zwar das Kaufmannskapital den Umschlag des produktiven Kapitals; aber nur soweit es dessen Umlaufszeit verkrzt. Es wirkt nicht direkt auf die Produktionszeit, die ebenfalls eine Schranke fr die Umschlagszeit des industriellen Kapitals bildet. Dies ist die erste Grenze fr den Umschlag des Kaufmannskapitals. Zweitens aber, abgesehn von der durch die reproduktive Konsumtion gebildeten Schranke, ist dieser Umschlag schlieálich beschr„nkt durch die Geschwindigkeit und den Umfang der gesamten individuel- len Konsurntion, da der ganze in den Konsumtionsfonds eingehende Teil des Warenkapitals davon abh„ngt. Nun aber (ganz abgesehn von den Umschl„gen innerhalb der Kauf- mannswelt, wo ein Kaufmann dieselbe Ware immer an den andern ver- kauft und diese Art Zirkulation in spekulativen Zeiten sehr bl- hend aussehn mag) verkrzt das Kaufmannskapital erstens die Phase W-G fr das #316# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- produktive Kapital. Zweitens, bei dem modernen Kreditsystem, ver- fgt es ber einen groáen Teil des Gesamtgeldkapitals der Gesell- schaft, so daá es seine Eink„ufe wiederholen kann, bevor es das schon Gekaufte definitiv verkauft hat; wobei es gleichgltig ist, ob unser Kaufmann direkt an den letzten Konsumenten verkauft oder zwischen diesen beiden 12 andre Kaufleute liegen. Bei der unge- heuren Elastizit„t des Reproduktionsprozesses, der best„ndig ber jede gegebne Schranke hinausgetrieben werden kann, findet er keine Schranke an der Produktion selbst oder nur eine sehr ela- stische. Auáer der Trennung von W-G und G-W, die aus der Natur der Ware folgt, wird hier also eine aktive Nachfrage geschaffen. Trotz ihrer Verselbst„ndigung ist die Bewegung des Kaufmannskapi- tals nie etwas andres als die Bewegung des industriellen Kapitals innerhalb der Zirkulationssph„re. Aber kraft seiner Verselbst„n- digung bewegt es sich innerhalb gewisser Grenzen unabh„ngig von den Schranken des Reproduktionsprozesses und treibt ihn daher selbst ber seine Schranken hinaus. Die innere Abh„ngigkeit, die „uáere Selbst„ndigkeit treiben es bis zu einem Punkt, wo der in- nere Zusammenhang gewaltsam, durch eine Krise, wiederhergestellt wird. Daher das Ph„nomen in den Krisen, daá sie nicht zuerst sich zei- gen und ausbrechen beim Detailverkauf, der es mit der unmittelba- ren Konsumtion zu tun hat, sondern in den Sph„ren des Groáhandels und der Banken, die diesem das Geldkapital der Gesellschaft zur Verfgung stellen. Der Fabrikant mag wirklich verkaufen an den Exporteur, und dieser wieder an seinen fremden Kunden, der Importeur mag seine Roh- stoffe absetzen an den Fabrikanten, dieser seine Produkte an den Groáh„ndler usw. Aber an irgendeinem einzelnen unsichtbaren Punkt liegt die Ware unverkauft; oder ein andres Mal werden die Vorr„te aller Produzenten und Zwischenh„ndler allm„hlich berfllt. Die Konsumtion steht gerade dann gew”hnlich in der h”chsten Blte, teils weil ein industrieller Kapitalist eine Reihenfolge andrer in Bewegung setzt, teils weil die von ihnen besch„ftigten Arbei- ter, vollauf besch„ftigt, mehr als gew”hnlich auszugeben haben. Mit dem Einkommen der Kapitalisten nimmt ebenfalls ihre Ausgabe zu. Auáerdem findet, wie wir gesehn haben (Buch II, Abschn. III), eine best„ndige Zirkulation statt zwischen konstantem Kapital und konstantem Kapital (auch abgesehn von der beschleunigten Akkumu- lation), die insofern zun„chst unabh„ngig ist von der individuel- len Konsumtion, als sie nie in dieselbe eingeht, die aber doch durch sie definitiv begrenzt ist, indem die ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 420-423, 427-431 #317# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals ----- Produktion von konstantem Kapital nie seiner selbst wegen statt- findet, sondern nur, weil mehr davon gebraucht wird in den Pro- duktionssph„ren, deren Produkte in die individuelle Konsumtion eingehn. Dies kann jedoch eine Zeitlang ruhig seinen Weg gehn, durch die prospektive Nachfrage gereizt, und in diesen Zweigen geht das Gesch„ft bei Kaufleuten und Industriellen daher sehr flott voran. Die Krise tritt ein, sobald die Rckflsse der Kauf- leute, die fernab verkaufen (oder deren Vorr„te auch im Inlande sich geh„uft haben), so langsam und sp„rlich werden, daá die Ban- ken auf Zahlung dringen oder die Wechsel gegen die gekauften Wa- ren verfallen, ehe Wiederverkauf stattgefunden. Dann beginnen Zwangsverk„ufe, Verk„ufe, um zu zahlen. Und damit ist der Krach da, der der scheinbaren Prosperit„t auf einmal ein Ende macht. Die Žuáerlichkeit und Begriffslosigkeit des Umschlags des Kauf- mannskapitals ist aber noch gr”áer, weil der Umschlag desselben Kaufmannskapitals die Umschl„ge sehr verschiedner produktiver Ka- pitale gleichzeitig oder der Reihe nach vermitteln kann. Der Umschlag des Kaufmannskapitals kann aber nicht nur Umschl„ge verschiedner industriellen Kapitale vermitteln, sondern auch die entgegengesetzte Phase der Metamorphose des Warenkapitals. Der Kaufmann kauft z.B. die Leinwand vom Fabrikanten und verkauft sie an den Bleicher. Hier stellt also der Umschlag desselben Kauf in- annskapitals - in der Tat dasselbe W-G, die Realisierung der Leinwand - zwei entgegengesetzte Phasen fr zwei verschiedne in- dustrielle Kapitale vor. Soweit der Kaufmann ber haupt fr die produktive Konsumtion verkauft, stellt sein W-G stets das G-W ei- nes industriellen Kapitals und sein G-W stets das W-G eines an- dern industriellen Kapitals vor. Wenn wir, wie es in diesem Kapitel geschieht, K, die Zirkulati- onskosten, weglassen, den Teil des Kapitals, den der Kaufmann au- áer der im Ankauf der Waren ausgelegten Summe vorschieát, so f„llt natrlich auch delta K fort, der zus„tzliche Profit, den er auf dies zus„tzliche Kapital macht. Es ist dies also die strikt logische und mathematisch richtige Betrachtungsweise, wenn es gilt zu sehen, wie Profit und Umschlag des Kaufmannskapitals auf die Preise wirken. Wenn der Produktionspreis von 1 Pfund Zucker 1 Pfd.St., so k”nnte der Kaufmann mit 100 Pfd. St. 100 Pfund Zucker kaufen. Kauft und verkauft er im Lauf des Jahres dies Quantum und ist die j„hrliche Durchschnittsprofitrate 15%, so wrde er zuschlagen auf 100 Pfd.St. 15 Pfd.St., und auf 1 Pfd.St., den Produktionspreis von 1 Pfund, 3 sh. Er wrde also das Pfund Zucker zu 1 Pfd.St. 3 sh. verkaufen. Fiele dagegen der Produktionspreis #318# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- von 1 Pfund Zucker auf 1 sh., so wrde der Kaufmann mit 100 Pfd.St. 2000 Pfund einkaufen, und das Pfund verkaufen zu 1 sh. 1 4/5 d. Nach wie vor w„re der Jahresprofit auf das im Zuckerge- sch„ft ausgelegte Kapital von 100 Pfd.St. = 15 Pfd.St. Nur muá er in dem einen Fall 100, im andern 2000 Pfund verkaufen. Die H”he oder Niedrigkeit des Produktionspreises h„tte nichts zu tun mit der Profitrate; aber sie h„tte sehr viel, entscheidend damit zu tun, wie groá der aliquote Teil des Verkaufspreises jedes Pfundes Zucker ist, der sich in merkantilen Profit aufl”st; d.h. der Preiszuschlag, den der Kaufmann auf ein bestimmtes Quantum Ware (Produkt) macht. Ist der Produktionspreis einer Ware gering, so die Summe, die der Kaufmann in ihrem Kaufpreis, d.h. fr eine be- stimmte Masse derselben, vorschieát und daher bei gegebner Pro- fitrate der Betrag des Profits, den er auf dieses gegebne Quantum wohlfeiler Ware macht, oder, was auf dasselbe herauskommt, er kann dann mit einem gegebnen Kapital, z.B. von 100, eine groáe Masse dieser wohlfeilen Ware kaufen, und der Gesamtprofit von 15, den er auf die 100 macht, verteilt sich in kleinen Brchen ber jedes einzelne Tellstck dieser Warenmasse. Wenn umgekehrt, umge- kehrt. Es h„ngt dies ganz und gar ab von der gr”áren oder ge- ringren Produktivit„t des industriellen Kapitals, mit dessen Wa- ren er Handel treibt. Nehmen wir F„lle aus, wo der Kaufmann Mono- polist ist und zugleich die Produktion monopolisiert, wie etwa ihrer Zeit die Holl„ndisch-Ostindische Kompanie [42], so kann nichts alberner sein als die gangbare Vorstellung, daá es vom Kaufmann abh„ngt, ob er viel Ware zu wenig Profit oder wenig Ware zu viel Profit auf die einzelne Ware verkaufen will. Die beiden Grenzen fr seinen Verkaufspreis sind: einerseits der Produkti- onspreis der Ware, ber den er nicht verfgt; andrerseits die Durchschnittsprofitrate, ber die er ebensowenig verfgt. Das einzige, worber er zu entscheiden hat, wobei aber die Gr”áe sei- nes verfgbaren Kapitals und andre Umst„nde mitsprechen, ist, ob er in teuren oder wohlfeilen Waren handeln will. Es h„ngt daher ganz und gar vom Entwicklungsgrad der kapitalistischen Produkti- onsweise ab und nicht vom Belieben des Kaufmanns, wie er es damit h„lt. Eine bloá kaufm„nnische Kompanie, wie die alte Holl„ndisch- Ostindische, die das Monopol der Produktion hatte, konnte sich einbilden, eine h”chstens den Anf„ngen der kapitalistischen Pro- duktion entsprechende Methode unter ganz ver„nderten Verh„ltnis- sen fortzusetzen. 40) ----- 40) Der Profit bleibt prinzipiell stets derselbe, wie hoch auch immer der Preis sei; er h„lt seinen Platz wie ein schwimmender K”rper bei Flut oder Ebbe. Soweit daher die Preise steigen, er- h”ht ein Gesch„ftsmann den Preis; soweit sie fallen, senkt ein Gesch„ftsmann #319# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- Was jenes popul„re Vorurteil, welches brigens, wie alle falschen Vorstellungen ber Profit etc., aus der Anschauung des bloáen Handels und aus dem kaufm„nnischen Vorurteil entspringt, auf- rechth„lt, sind unter anderm folgende Umst„nde. Erstens: Erscheinungen der Konkurrenz, die aber bloá die Vertei- lung des merkantilen Profits unter die einzelnen Kaufleute, die Anteilbesitzer am Gesamtkaufmannskapital betreffen; wenn einer z.B. wohlfeiler verkauft, um seine Gegner aus dem Felde zu schla- gen. Zweitens: ein ™konom vom Kaliber des Professor Roscher kann sich in Leipzig immer noch einbilden, daá es "Klugheits- und Humani- t„ts"-Grnde waren, die den Wechsel in den Verkaufspreisen produ- ziert haben, und daá dieser nicht ein Resultat umgew„lzter Pro- duktionsweise selbst war [43]. Drittens: sinken die Produktionspreise infolge gesteigerter Pro- duktivkraft der Arbeit und sinken daher auch die Verkaufspreise, so steigt oft die Nachfrage noch schneller als die Zufuhr, und mit ihr die Marktpreise, so daá die Verkaufspreise mehr als den Durchschnittsprofit abwerfen. Viertens: ein Kaufmann mag den Verkaufspreis herabsetzen (was im- mer nichts ist als Herabsetzen des blichen Profits, den er auf den Preis schl„gt), um gr”áres Kapital rascher in seinem Gesch„ft umzuschlagen. Alles das sind Dinge, die nur die Konkurrenz unter den Kaufleuten selbst angehn. Es ist bereits in Buch I 1*) ge- zeigt worden, daá die H”he oder Niedrigkeit der Warenpreise weder die Masse des Mehrwerts bestimmt, die ein gegebnes Kapital produ- ziert, noch die Rate des Mehrwerts; obgleich je nach dem relati- ven Quantum Ware, das ein gegebnes Quantum Arbeit produziert, der Preis der einzelnen Ware und damit auch der Mehrwertsteil dieses Preises gr”áer oder kleiner ist. Die Preise jedes Warenquantums sind bestimmt, soweit sie den Werten entsprechen, durch das Ge- samtquantum der in diesen Waren vergegenst„ndlichten Arbeit. Ver- gegenst„ndlicht sich wenig Arbeit in viel Ware, so ist der Preis der einzelnen Ware niedrig und ----- den Preis. (Corbet, "An inquiry into the Causes etc. of the Wealth of Individuals" London 1841, p. 20.) - Es ist hier wie im Text berhaupt nur vom gew”hnlichen Handel, nicht von der Speku- lation die Rede, deren Betrachtung, wie berhaupt alles auf Tei- lung des merkantilen Kapitals Bezgliche, auáerhalb des Kreises unsrer Betrachtung f„llt. "Der Handelsprofit ist ein dem Kapital hinzugefgter Wert, der vom Preise unabh„ngig ist, der zweite" (Spekulationsprofit) ist in der Ver„nderung des Kapitalwerts oder des Preises selbst begrndet." l.c.p. 128.) ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 542-552 #320# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- der in ihr steckende Mehrwert gering. Wie sich die in einer Ware verk”rperte Arbeit in bezahlte und unbezahlte Arbeit teilt, wel- ches Quantum dieses Preises daher Mehrwert vorstellt, hat mit diesem Totalquanturn Arbeit, also mit dem Preis der Ware nichts zu tun. Die Rate des Mehrwert, aber h„ngt ab nicht von der abso- luten Gr”áe des Mehrwerts, der im Preis der einzelnen Ware ent- halten ist, sondern von seiner relativen Gr”áe, von seinem Ver- h„ltnis zum Arbeitslohn, der in derselben Ware steckt. Die Rate kann daher groá sein, obgleich die absolute Gr”áe des Mehrwerts fr jede einzelne Ware klein ist. Diese absolute Gr”áe des Mehr- werts in jeder einzelnen Ware h„ngt ab in erster Linie von der Produktivit„t der Arbeit und nur in zweiter Linie von ihrer Tei- lung in bezahlte und unbezahlte. Bei dem kommerziellen Verkaufspreis nun gar ist der Produktions- preis eine gegebne „uáre Voraussetzung. Die H”he der kommerziellen Warenpreise in frherer Zeit war ge- schuldet 1. der H”he der Produktionspreise, d.h. der Unprodukti- vit„t der Arbeit; 2. dem Mangel einer allgemeinen Profitrate, in- dem das Kaufmannskapital ein viel h”heres Quotum des Mehrwerts an sich zog, als ihm bei allgemeiner Beweglichkeit der Kapitale zu- gekommen w„re. Das Aufh”ren dieses Zustands ist also, nach beiden Seiten betrachtet, Resultat der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise. Die Umschl„ge des Kaufmannskapitals sind l„nger oder krzer, ihre Anzahl im Jahr also gr”áer oder kleiner in verschiednen Handels- zweigen. Innerhalb desselben Handelszweigs ist der Umschlag ra- scher oder langsamer in verschiednen Phasen des ”konomischen Zy- klus. Indes findet eine durchschnittliche Anzahl von Umschl„gen statt, welche durch die Erfahrung gefunden wird 1*). Man hat bereits gesehn, daá der Umschlag des Kaufmannskapitals verschieden ist von dem des industriellen Kapitals. Dies folgt aus der Natur der Sache; eine einzelne Phase im Umschlag des in- dustriellen Kapitals erscheint als vollst„ndiger Umschlag eines eignen Kaufmannskapitals oder doch eines Teils davon. Er steht auch in andrem Verh„ltnis zu Profit- und Preisbestimmung. Bei dem industriellen Kapital drckt der Umschlag einerseits die Periodizit„t der Reproduktion aus, und es h„ngt daher davon ab die Masse der Waren, die in einer bestimmten Zeit auf den Markt geworfen werden. Andrerseits bildet die Umlaufszeit eine Grenze, und zwar eine dehnbare, welche mehr oder weniger beschr„nkend auf die Bildung von Wert und ----- 1*) 1. Auflage: werden; ge„ndert nach dein Manuskript von Marx #321# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- Mehrwert, weil auf den Umfang des Produktionsprozesses wirkt. Der Umschlag geht daher bestimmend ein, nicht als positives, sondern als beschr„nkendes Element, in die Masse des j„hrlich produzier- ten Mehrwerts und daher in die Bildung der allgemeinen Pro- fitrate. Dagegen ist die Durchschnittsprofitrate eine gegebne Gr”áe fr das Kaufmannskapital. Es wirkt nicht direkt mit in der Sch”pfung des Profits oder Mehrwerts und geht in die Bildung der allgemeinen Profitrate nur soweit bestimmend ein, als es nach dem Teil, den es vom Gesamtkapital bildet, seine Dividende aus der Masse des vom industriellen Kapital produzierten Profits zieht. Je gr”áer die Umschlagsanzahl eines industriellen Kapitals unter den Buch II, Abschn. II, entwickelten Bedingungen, desto gr”áer ist die Masse des Profits, den es bildet. Durch die Herstellung der allgemeinen Profitrate wird nun zwar der Gesamtprofit ver- teilt unter die verschiednen Kapitale, nicht nach dem Verh„ltnis, worin sie unmittelbar an seiner Produktion teilnehmen, sondern nach den aliquoten Teilen, die sie vom Gesamtkapital bilden, d.h. im Verh„ltnis ihrer Gr”áe. Dies „ndert jedoch nichts am Wesen der Sache. Je gr”áer die Anzahl der Umschl„ge des industriellen Ge- samtkapitals, desto gr”áer die Profitrnasse, die Masse des j„hr- lich produzierten Mehrwerts, und daher bei sonst gleichen Umst„n- den die Profitrate. Anders mit dem Kaufmannskapital. Fr es ist die Profitrate eine gegebne Gr”áe, bestimmt einerseits durch die Masse des vom industriellen Kapital produzierten Profits, andrer- seits durch die relative Gr”áe des Gesamthandelskapitals, durch sein quantitatives Verh„ltnis zur Summe des im Produktionsprozeá und Zirkulationsprozeá vorgeschoánen Kapitals. Die Anzahl seiner Umschl„ge wirkt allerdings bestimmend ein auf sein Verh„ltnis zum Gesamtkapital oder auf die relative Gr”áe des zur Zirkulation notwendigen Kaufmannskapitals, indem es klar ist, daá absolute Gr”áe des notwendigen Kaufmannskapitals und Umschlagsgeschwindig- keit desselben im umgekehrten Verh„ltnis stehn; seine relative Gr”áe oder der Anteil, den es vom Gesamtkapital bildet, ist aber gegeben durch seine absolute Gr”áe, alle andern Umst„nde gleich- gesetzt. Ist das Gesamtkapital 10 000, so, wenn das Kaufmannska- pital 1/10 desselben, ist es = 1000, ist das Gesamtkapital 1000, so 1/10 desselben = 100. Sofern ist seine absolute Gr”áe ver- schieden, obgleich seine relative Gr”áe dieselbe bleibt, ver schieden nach der Gr”áe des Gesamtkapitals. Aber hier nehmen wir seine relative Gr”áe, sage 1/10 des Gesamtkapitals, als gegeben an. Diese seine relative Gr”áe selbst wird aber wiederum durch den Umschlag bestimmt. Bei raschem Umschlag ist seine absolute Gr”áe z.B. = 1000 Pfd.St. im ersten Fall, = 100 im zweiten und daher seine relative Gr”áe = 1/10. Bei #322# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- langsameren Umschlag ist seine absolute Gr”áe sage = 2000 im er- sten Fall, = 200 im zweiten. Daher ist seine relative Gr”áe ge- wachsen von 1/10 auf 1/5 des Gesamtkapitals. Umst„nde, welche den Durchschnittsumschlag des Kaufmannskapitals verkrzen, z.B. Ent- wicklung der Transportmittel, vermindern pro tanto die absolute Gr”áe des Kaufmannskapitals, erh”hen daher die allgemeine Pro- fitrate. Umgekehrt, umgekehrt. Entwickelte kapitalistische Pro- duktionsweise, verglichen mit frhern Zust„nden, wirkt doppelt auf das Kaufmannskapital; dasselbe Quantum Waren wird mit einer geringern Masse wirklich fungierenden Kaufmannskapitals umge- schlagen; wegen des raschern Umschlags des Kaufmannskapitals und der gr”áern Geschwindigkeit des Reproduktionsprozesses, worauf dies beruht, vermindert sich das Verh„ltnis des Kaufmannskapitals zum industriellen Kapital. Andrerseits: Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise wird alle Produktion Warenpro- duktion und f„llt daher alles Produkt in die H„nde der Zirkulati- onsagenten, wobei hinzukommt, daá bei frherer Produktionsweise, die im kleinen produzierte, abgesehn von der Masse Produkte, die unmittelbar in natura vom Produzenten selbst konsumiert, und der Masse Leistungen, die in natura erledigt wurden, ein sehr groáer Teil der Produzenten seine Ware unmittelbar an den Konsumenten verkaufte oder auf dessen pers”nliche Bestellung arbeitete. Ob- gleich daher in frhern Produktionsweisen das kommerzielle Kapi- tal gr”áer ist im Verh„ltnis zum Warenkapital, das es umschl„gt, ist es 1. absolut kleiner, weil ein unverh„ltnism„áig kleiner Teil des Gesamtprodukts als Ware produziert wird, als Warenkapital in die Zirkulation eingehn muá und in die H„nde der Kaufleute f„llt; es ist kleiner, weil das Warenkapital kleiner ist. Es ist aber zugleich verh„ltnism„áig gr”áer, nicht nur wegen der gr”áem Lang- samkeit seines Umschlags und im Verh„ltnis zur Masse der Waren, die es umschl„gt. Es ist gr”áer, weil derpreis dieser Warenmasse, also auch das darauf vorzuschieáende Kaufmannskapital, infolge der geringem Produktivit„t der Arbeit gr”áer ist als in der kapi- talistischen Pro duktion, daher derselbe Wert sich in kleinerer Masse Waren darstellt. 2. Es wird nicht nur eine gr”áre Warenmasse auf Basis der kapita- listischen Produktionsweise produziert (wobei in Abrechnung zu bringen der verminderte Wert dieser Warenmasse); sondern dieselbe Masse Produkt, z.B. von Korn, bildet gr”áre Warenmasse, d.h. es kommt immer mehr davon in den Handel. Infolge hiervon w„chst b- rigens nicht nur die Masse des Kaufmannskapitals, sondern ber- haupt alles Kapital, das in der Zirkulation angelegt ist, z.B. in Schiffahrt, Eisenbahnen, Telegraphie etc. 3. aber, und dies ist ein Gesichtspunkt, dessen Ausfhrung in die #323# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- "Konkurrenz der Kapitale" geh”rt: das nicht oder halb fungierende Kaufmannskapital w„chst mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise, mit der Leichtigkeit der Einschiebung in den Kleinhandel, mit der Spekulation und dem šberfluá an freigesetz- tem Kapital. Aber, die relative Gr”áe des Kaufmannskapitals im Verh„ltnis zum Gesamtkapital als gegeben vorausgesetzt, wirkt die Verschiedenheit der Umschl„ge in verschiednen Handelszweigen nicht auf die Gr”áe des Gesamtprofits, der dem kaufm„nnischen Ka- pital zukommt, noch auf die allgemeine Profitrate. Der Profit des Kaufmanns ist bestimmt, nicht durch die Masse des Warenkapitals, das er umschl„gt, sondern durch die Gr”áe des Geldkapitals, das er zur Vermittlung dieses Umschlags vorschieát. Ist die allge- meine Jahresprofitrate 15% und schieát der Kaufmann 100 Pfd.St. vor, so, wenn sein Kapital einmal im Jahr umschl„gt, wird er seine Ware zu 115 verkaufen. Schl„gt sein Kapital fnfmal im Jahr um, so wird er ein Warenkapital zum Einkaufspreis von 100 fnfmal im Jahr zu 103 verkaufen, also im ganzen Jahr ein Warenkapital von 500 zu 515. Dies macht aber auf sein vorgeschoánes Kapital von 100 nach wie vor einen Jahresprofit von 15. W„re dies nicht der Fall, so wrfe das Kaufmannskapital, im Verh„ltnis zur Zahl seiner Umschl„ge, viel h”hem Profit ab als das industrielle Kapi- tal, was dem Gesetz der allgemeinen Profitrate widerspricht. Die Anzahl der Umschl„ge des Kaufmannskapitals in verschiednen Handelszweigen affiziert also die merkantilen Preise der Waren direkt. Die H”he des merkantilen Preiszuschlags, des aliquoten Teils des merkantilen Profits eines gegebnen Kapitals, der auf den Produktionspreis der einzelnen Ware f„llt, steht im umgekehr- ten Verh„ltnis zur Anzahl der Umschl„ge oder zur Umschlagsge- schwindigkeit der Kaufmannskapitale in verschiednen Gesch„fts- zweigen. Schl„gt ein Kaufmannskapital fnf mal im Jahre um, so setzt es dem gleichwertigen Warenkapital nur 1/5 des Aufschlags zu, den ein andres Kaufmannskapital, das nur einmal im Jahr um- schlagen kann, einem Warenkapital von gleichem Wert zusetzt. Die Affektion der Verkaufspreise durch die durchschnittliche Um- schlagszeit der Kapitale in verschiednen Handelszweigen reduziert sich darauf, daá im Verh„ltnis zu dieser Umschlagsgeschwindigkeit dieselbe Profitmasse, die bei gegebner Gr”áe des Kaufmannskapi- tals durch die allgemeine Jahresprofitrate bestimmt ist, also be- stimmt ist unabh„ngig vom speziellen Charakter der kaufm„nnischen Operation dieses Kapitals, sich verschieden verteilt auf Waren- massen von demselben Wert, bei fnfmaligem Umschlag im Jahr z.B. 15/5 = 3%, bei einmaligem Umschlag im Jahr dagegen 15% dem Waren- preis zusetzt. #324# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Derselbe Prozentsatz des kommerziellen Profits in verschiednen Handelszweigen erh”ht also, je nach dem Verh„ltnis ihrer Um- schlagszeiten, die Verkaufspreise der Waren um ganz verschiedne Prozente, auf den Wert dieser Waren berechnet. Bei dem industriellen Kapital dagegen wirkt die Umschlagszeit in keiner Weise auf die Wertgr”áe der produzierten einzelnen Waren, obgleich sie die Masse der von einem gegebnen Kapital in einer gegebnen Zeit produzierten Werte und Mehrwerte affiziert, weil die Masse der exploitierten Arbeit. Dies versteckt sich aller- dings und scheint anders zu sein, sobald man die Produktions- preise ins Auge faát, aber nur weil die Produktionspreise der verschiednen Waren nach frher entwickelten Gesetzen von ihren Werten abweichen. Betrachtet man den gesamten Produktionsprozeá, die vom gesamten industriellen Kapital produzierte Warenmasse, so findet man sofort das allgemeine Gesetz best„tigt. W„hrend also eine genauere Betrachtung des Einflusses der Um- schlagszeit auf die Wertbildung beim industriellen Kapital zu- rckfhrt zum allgemeinen Gesetz und zur Basis der politischen ™konomie, daá die Werte der Waren bestimmt sind durch die in ih- nen enthaltne Arbeitszeit, zeigt der Einfluá der Umschl„ge des Kaufmannskapitals auf die merkantilen Preise Ph„nomene, die ohne sehr weitl„ufige Analyse der Mittelglieder eine rein willkrliche Bestimmung der Preise vorauszusetzen scheinen; n„mlich eine Be- stimmung bloá dadurch, daá das Kapital nun einmal entschlossen ist, ein bestimmtes Quantum Profit im Jahr zu machen. Es scheint namentlich, durch diesen Einfluá der Umschl„ge, als ob der Zirku- lationsprozeá als solcher die Preise der Waren bestimme, unabh„n- gig, innerhalb gewisser Grenzen, vom Produktionsprozeá. Alle oberfl„chlichen und verkehrten Anschauungen des Gesamtprozesses der Reproduktion sind der Betrachtung des Kaufmannskapitals ent- nommen und den Vorstellungen, die seine eigentmlichen Bewegungen in den K”pfen der Zirkulationsagenten hervorrufen. Wenn, wie der Leser zu seinem Leidwesen erkannt hat, die Analyse der wirklichen, innern Zusammenh„nge des kapitalistischen Produk- tionsprozesses ein sehr verwickeltes Ding und eine sehr ausfhr- liche Arbeit ist; wenn es ein Werk der Wissenschaft ist, die Sichtbare, bloá erscheinende Bewegung auf die innere wirkliche Bewegung zu reduzieren, so versteht es sich ganz von selbst, daá in den K”pfen der kapitalistischen Produktions- und Zirkulations- agenten sich Vorstellungen ber die Produktionsgesetze bilden mssen, die von diesen Gesetzen ganz abweichen, und nur der be- wuáte Ausdruck der scheinbaren Bewegung sind. Die Vorstellungen eines #325# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- Kaufmanns, B”rsenspekulanten, Bankiers sind notwendig ganz ver- kehrt. Die der Fabrikanten sind verf„lscht durch die Zirkulati- onsakte, denen ihr Kapital unterworfen ist, und durch die Aus- gleichung der allgemeinen Profitrate. 41) Die Konkurrenz spielt in diesen K”pfen notwendig auch eine ganz verkehrte Rolle. Sind die Grenzen des Werts und des Mehrwerts gegeben, so ist leicht einzusehn, wie die Konkurrenz der Kapitale die Werte in Produkti- onspreise und noch weiter in merkantile Preise, den Mehrwert in Durchschnittsprofit verwandelt. Aber ohne diese Grenzen ist abso- lut nicht einzusehn, warum die Konkurrenz die allgemeine Pro- fitrate auf diese statt jene Grenze reduziert, auf 15% statt auf 1500%. Sie kann sie doch h”chstens auf ein Niveau reduzieren. Aber es ist absolut kein Element in ihr, um dies Niveau selbst zu bestimmen. Vom Standpunkt des Kaufmannskapitals erscheint also der Umschlag selbst als preisbestimmend. Andrerseits, w„hrend die Umschlagsge- schwindigkeit des industriellen Kapitals, soweit sie ein gegebnes Kapital zur Exploitation von mehr oder weniger Arbeit bef„higt, bestimmend und begrenzend auf die Profitmasse und daher auf die allgemeine Rate des Profits wirkt, ist dem merkantilen Kapital die Profitrate „uáerlich gegeben und der innere Zusammenhang der- selben mit der Bildung von Mehrwert g„nzlich verl”scht. Wenn das- selbe industrielle Kapital, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden und namentlich bei gleicher organischer Zusammensetzung, viermal im Jahr statt zweimal umschl„gt, produziert es doppelt soviel Mehrwert und daher Profit; und dies zeigt sich handgreiflich, so- bald und solange dies Kapital das Monopol der verbesserten Pro- duktionsweise besitzt, die ihm diese Umschlagsbeschleunigung ge- stattet. Die verschiedne Umschlagszeit in verschiednen Handels- zweigen erscheint umgekehrt darin, daá der Profit, der auf den Umschlag eines bestimmten Warenkapitals gemacht wird, im umge- kehrten Verh„ltnis steht zur Anzahl der Umschl„ge des Geldkapi- tals, das diese Warenkapitale umschl„gt. Small profits and quick returns 1*) erscheint namentlich dem shopkeeper 2*) als ein Prin- zip, das er aus Prinzip befolgt. ----- 41*) Es ist eine sehr naive, aber zugleich sehr richtige Bemer- kung: Sicher hat daher auch der Umstand, daá eine und dieselbe Ware bei verschiednen Verk„ufern zu wesentlich verschiednen Prei- sen zu erlangen ist, sehr h„ufig seinen Grund in einer unrichti- gen Kalkulation." (Feller und Odermann, "Das Ganze der kaufm„nni- schen Arithmetik", 7. Aufl., 1859 [S. 451].) Es zeigt dies, wie die Preisbestimmung rein theoretisch, d.h. abstrakt wird. ----- 1*) kleine Profite und rasche Umschl„ge - 2*) Kleinh„ndler #326# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Es versteht sich brigens von selbst, daá dies Gesetz der Um- schl„ge des Kaufmannskapitals in jedem Handelszweig, und abgesehn von der Abwechslung einander kompensierender, rascherer und lang- samerer Umschl„ge, nur fr den Durchschnitt der Umschl„ge gilt, die das ganze in diesem Zweig angelegte Kaufmannskapital macht. Das Kapital von A, der in demselben Zweige macht wie B, mag mehr oder weniger als die Durchschnittszahl der Umschl„ge machen. In diesem Fall machen die andern weniger oder mehr. Es „ndert dies nichts am Umschlag der in diesem Zweig angelegten Totalmasse von Kaufmannskapital. Aber es ist entscheidend wichtig fr den ein- zelnen Kaufmann oder Kleinh„ndler. Er macht in diesem Fall einen Mehrprofit, ganz wie industrielle Kapitalisten Mehrprofite ma- chen, wenn sie unter gnstigern als den Durchschnittsbedingungen produzieren. Zwingt die Konkurrenz dazu, so kann er wohlfeiler verkaufen als seine Kumpane, ohne seinen Profit unter den Durch- schnitt zu senken. Sind die Bedingungen, die ihn zu rascherm Um- schlag bef„higen, selbst k„ufliche Bedingungen, z.B. Lage der Verkaufsst„tte, so kann er extra Rente dafr zahlen, d.h. ein Teil seines Surplusprofits verwandelt sich in Grundrente. #327# ----- NEUNZEHNTES KAPITEL Das Geldhandlungskapital Die rein technischen Bewegungen, die das Geld durchmacht im Zir- kulationsprozeá des industriellen Kapitals und, wie wir jetzt hinzusetzen k”nnen, des Warenhandlungskapitals (da dies einen Teil der Zirkulationsbewegung des industriellen Kapitals als seine eigne und eigentmliche Bewegung bernimmt) - diese Bewe- gungen, verselbst„ndigt zur Funktion eines besondren Kapitals, das sie, und nur sie, als ihm eigentmliche Operationen ausbt, verwandeln dies Kapital in Geldhandlungskapital. Ein Teil des in- dustriellen Kapitals, und n„her auch des Warenhandlungskapitals, best„nde nicht nur fortw„hrend in Geldform, als Geldkapital ber- haupt, sondern als Geldkapital, das in diesen technischen Funk- tionen begriffen ist. Von dem Gesamtkapital sondert sich nun ab und verselbst„ndigt sich ein bestimmter Teil in Form von Geldka- pital, dessen kapitalistische Funktion ausschlieálich darin be- steht, fr die gesamte Klasse der industriellen und kommerziellen Kapitalisten diese Operationen auszufhren. Wie beim Warenhand- lungskapital trennt sich ein Teil des im Zirkulationsprozeá in der Gestalt von Geldkapital vorhandnen industriellen Kapitals ab und verrichtet diese Operationen des Reproduktionsprozesses fr das gesamte brige Kapital. Die Bewegungen dieses Geldkapitals sind also wiederum nur Bewegungen eines verselbst„ndigten Teils des in seinem Reproduktionsprozeá begriffnen industriellen Kapi- tals. Nur wenn, und insoweit, Kapital neu angelegt wird - was auch der Fall bei der Akkumulation -, erscheint Kapital in Geldform als Ausgangspunkt und Endpunkt der Bewegung. Aber fr jedes einmal in seinem Prozeá befindliche Kapital erscheint Ausgangspunkt wie Endpunkt nur als Durchgangspunkt. Soweit das industrielle Kapi- tal, vom Austritt aus der Produktionssph„re bis zum Wiederein- tritt in dieselbe, die Metamorphose W'-G-W durchzumachen hat, ist, wie sich schon bei der einfachen Warenzirkulation zeigte, G in der Tat nur das Endresultat der einen Phase #328# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- der Metamorphose, um der Ausgangspunkt der entgegengesetzten, sie erg„nzenden zu sein. Und obgleich fr das Handelskapital das W-G des industriellen Kapitals stets als G-W-G sich darstellt, so ist doch auch fr es, sobald es einmal engagiert ist, der wirkliche Prozeá fortw„hrend W-G-W. Das Handelskapital macht aber gleich- zeitig die Akte W-G und G-W durch. D.h., nicht nur ein Kapital befindet sich im Stadium W-G, w„hrend das andre sich im Stadium G-W befindet, sondern dasselbe Kapital kauft best„ndig und ver- kauft best„ndig gleichzeitig wegen der Kontinuit„t des Produkti- onsprozesses; es befindet sich fortw„hrend gleichzeitig in beiden Stadien. W„hrend ein Teil desselben sich in Geld verwandelt, um sich sp„ter in Ware rckzuverwandeln, verwandelt der andre sich gleichzeitig in Ware, um sich in Geld rckzuverwandeln. Ob das Geld hier als Zirkulationsmittel oder als Zahlungsmittel fungiert, h„ngt von der Form des Warenaustausches ab. In beiden F„llen hat der Kapitalist best„ndig an viele Personen Geld auszu- zahlen und best„ndig von vielen Personen Geld in Zahlung zu emp- fangen. Diese bloá technische Operation des Geldzahlens und des Geldeinkassierens bildet Arbeit fr sich, die, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, Bilanzberechnungen, Akte der Aus- gleichung n”tig macht. Diese Arbeit ist eine Zirkulationskost, keine wertschaffende Arbeit. Sie wird dadurch abgekrzt, daá sie von einer besondren Abteilung von Agenten oder Kapitalisten fr die ganze brige Kapitalistenklasse ausgefhrt wird. Ein bestimmter Teil des Kapitals muá best„ndig als Schatz, poten- tielles Geldkapital, vorhanden sein: Reserve von Kaufmitteln, Re- serve von Zahlungsmitteln, unbesch„ftigtes, in Geldform seiner Anwendung harrendes Kapital; und ein Teil des Kapitals str”mt be- st„ndig in dieser Form zurck. Dies macht, auáer Einkassieren, Zahlen und Buchhalten, Aufbewahrung des Schatzes n”tig, was wie- der eine besondre Operation ist. Es ist also in der Tat die be- st„ndige Aufl”sung des Schatzes in Zirkulationsmittel und Zah- lungsmittel und seine Rckbildung aus im Verkauf erhaltnem Geld und f„llig gewordner Zahlung; diese best„ndige Bewegung des als Geld existierenden Teils des Kapitals, getrennt von der Kapital- funktion selbst, diese rein technische Operation ist es, die be- sondre Arbeit und Kosten verursacht - Zirkulationskosten. Die Teilung der Arbeit bringt es mit sich, daá diese technischen Operationen, die durch die Funktionen des Kapitals bedingt sind, soweit m”glich fr die ganze Kapitalistenklasse von einer Abtei- lung von Agenten oder Kapitalisten als ausschlieáliche Funktionen verrichtet werden oder sich in ihren H„nden konzentrieren. Es ist hier, wie beim Kaufmannskapital, #329# 19. Kapitel - Das Geldhandlungskapital ----- Teilung der Arbeit in doppeltem Sinn. Es wird besondres Gesch„ft, und weil es als besondres Gesch„ft fr den Geldmechanismus der ganzen Klasse verrichtet wird, wird es konzentriert, auf groáer Stufenleiter ausgebt; und nun findet wieder Teilung der Arbeit innerhalb dieses besondern Gesch„fts statt, sowohl durch Spaltung in verschiedne voneinander unabh„ngige Zweige, wie durch Ausbil- dung der Werkstatt innerhalb dieser Zweige (groáe Bros, zahlrei- che Buchhalter und Kassierer, weitgetriebne Arbeitsteilung). Aus- zahlung des Geldes, Einkassierung, Ausgleichung der Bilanzen, Fhrung laufender Rechnungen, Aufbewahren des Geldes etc., ge- trennt von den Akten, wodurch diese technischen Operationen n”tig werden, machen das in diesen Funktionen vorgeschoáne Kapital zum Geldhandlungskapital. Die verschiednen Operationen, aus deren Verselbst„ncligung zu be- sondren Gesch„ften der Geldhandel entspringt, ergeben sich aus den verschiednen Bestirnmtheiten des Geldes selbst und aus seinen Funktionen, die also auch das Kapital in der Form von Geldkapital durchzumachen hat. Ich habe frher darauf hingewiesen, wie das Geldwesen berhaupt sich ursprnglich entwickelt im Produktenaustausch zwischen ver- schiednen Gemeinwesen. 42) Es entwickelt sich der Geldhandel, der Handel mit der Geldware, daher zun„chst aus dem internationalen Verkehr. Sobald ver- schiedne Landesmnzen existieren, haben die Kaufleute, die in fremden L„ndern einkaufen, ihre Landesmnze in die Lokalmnze um- zusetzen und umgekehrt oder auch verschiedne Mnzen gegen unge- mnztes reines Silber oder Gold als Weltgeld. Daher das Wechsel- gesch„ft, das als eine der naturwchsigen Grundlagen des modernen Geldhandels zu betrachten ist. 43) ----- 42) "Zur Kritik der Pol. Oekon.", S. 27. 1*) 43) "Schon aus der groáen Verschiedenheit der Mnzen in Ansehung sowohl des Schrots und Korns, als des Gepr„ges der vielen mnzbe- rechtigten Frsten und St„dte, entsprang die Notwendigkeit in Handelsgesch„ften, wo Ausgleichung vermittelst einer Mnze n”tig war, sich berall der ”rtlichen zu bedienen. Zum Behuf von Barzahlungen versahen sich die Kaufleute, wenn sie einen fremden Markt bereisten, mit ungemnztem reinem Silber, wohl auch mit Gold. Ebenso vertauschten sie bei Antretung der Rckreise die eingenommene Ortsmnze in ungemnztes Silber oder Gold. Wechsel- gesch„fte, Umsatz ungemnzter edler Metalle gegen ”rtliche Mnze und umgekehrt, wurden daher ein sehr verbreitetes eintr„gliches Gesch„ft." (Hllmann, St„dtewesen des Mittelalters", Bonn 1826- 1829, I,p. 437, 438.) - "Die Wechselbank hat ihren Namen ----- 1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 21. - Vgl. auch Band 23 un- serer Ausgabe, S. 102/103 #330# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- entwickelten sich daraus Wechselbanken, wo Silber (oder Gold) als Weltgeld - jetzt als Bankgeld oder Handelsgeld - im Unterschied zur Kurantmnze fungieren. Das Wechselgesch„ft, soweit es bloáe Anweisung fr Zahlung an Reisende von dem Wechsler eines Landes an andre, hat sich schon in Rom und Griechenland aus dem eigent- lichen Wechslergesch„ft entwickelt. Der Handel mit Gold und Silber als Waren (Rohstoffen zur Berei- tung fr Luxusartikel) bildet die naturwchsige Basis des Barren- handels (Bullion trade) oder des Handels, der die Funktionen des Geldes als Weitgeldes vermittelt. Diese Funktionen, wie frher erkl„rt (Buch I, Kap. III, 3, c), sind doppelt: Hin- und Herlau- fen zwischen den verschiednen nationalen Zirkulationssph„ren zur Ausgleichung der internationalen Zahlungen und bei Wanderungen des Kapitals zum Verzinsen; daneben Bewegung, von den Produkti- onsquellen der Edelmetalle aus, ber den Weltmarkt und Verteilung der Zufuhr unter die verschiednen nationalen Zirkulationssph„ren. In England fungierten noch w„hrend des gr”áten Teils des 17. Jahrhunderts die Goldschmiede als Bankiers. Wie sich weiter die Ausgleichung der internationalen Zahlungen im Wechselhandel etc. entwickelt, lassen wir hier ganz auáer acht, wie alles, was sich auf Gesch„fte in Wertpapieren bezieht, kurz alle besondren Formen des Kreditwesens, das uns hier noch nichts angeht. Als Weltgeld streift das Landesgeld seinen lokalen Charakter ab; ein Landesgeld wird im andern ausgedruckt und so alle reduziert auf ihren --- nicht... von dem Wechsel, Wechselbrief, sondern vom Wechseln der Geldsorten. Lange vor der Grndung der Amsterdamer Wechselbank im Jahre 1609 hatte man in den niederl„ndischen Handelsst„dten schon Wechsler und Wechselh„user, selbst Wechselbanken... Das Gesch„ft dieser Wechsler bestand darin, daá sie die zahlreichen verschie- denen Mnzsorten, die durch fremde H„ndler ins Land gebracht wur- den, gegen gesetzlich gangbare Mnzen einwechselten. Allm„hlich erweiterte sich ihr Wirkungskreis... Sie wurden die Kassierer und Bankiers ihrerzeit. Aber in der Vereinigung der Kassierert„tig- keit mit dem Wechselgesch„ft sah die Amsterdamer Regierung eine Gefahr, und um dieser Gefahr zu begegnen, beschloá man die Grn- dung einer groáen Anstalt, die sowohl das Wechseln wie das Kas- sieren mit ”ffentlicher Vollmacht besorgen sollte. Diese Anstalt war die berhmte Amsterdamer Wechselbank von 1609. Ebenso hatten die Wechselbanken von Venedig, Genua, Stockholm, Hamburg ihre Entstehung der fortw„hrenden Notwendigkeit des Umwechselns von Geldsorten zu verdanken. Von diesen allen ist die Hamburger die einzige, die noch heute besteht, weil das Bedrfnis nach solch einer Einrichtung in dieser Handelsstadt, die kein eigenes Mnz- system hat, sich noch immer fhlbar macht etc." (S. Vissering, "Handboek van Praktische Staathuishoudkunde", Amsterdam 1860, I, p. 247, 248.) #331# 19. Kapitel - Das Geldhandlungskapital ----- Gehalt in Gold oder Silber, w„hrend diese letztren zugleich, als die beiden Waren, die als Weltgeld zirkulieren, auf ihr gegensei- tigem Wertverh„ltnis zu reduzieren sind, das best„ndig wechselt. Diese Vermittlung macht der Geldh„ndler zu seinem besondren Ge- sch„ft. Wechslergesch„ft und Barrenhandel sind so die ursprng- lichsten Formen des Geldhandels und entspringen aus den doppelten Funktionen des Geldes: als Landesmnze und als Weltgeld. Aus dem kapitalistischen Produktionsprozeá, wie aus dem Handel berhaupt, selbst bei vorkapitalistischer Produktionsweise, er- gibt sich: Erstens, die Ansammlung des Geldes als Schatz, d.h. jetzt des Teils des Kapitals, der stets in Geldform vorhanden sein muá, als Reservefonds von Zahlungs- und Kaufmitteln. Dies ist die erste Form des Schatzes, wie er in der kapitalistischen Produktions- weise wiedererscheint und sich berhaupt bei Entwicklung des Han- delskapitals wenigstens fr dieses bildet. Beides gilt sowohl fr die inl„ndische wie die internationale Zirkulation. Dieser Schatz ist best„ndig flieáend, ergieát sich best„ndig in die Zirkulation und kehrt best„ndig aus ihr zurck. Die zweite Form des Schatzes ist nun die von brachliegendem, augenblicklich unbesch„ftigtem Kapital in Geldform, wozu auch neu akkumuliertes, noch nicht an- gelegtes Geldkapital geh”rt. Die Funktionen, die diese Schatzbil- dung als solche n”tig macht, sind zun„chst seine Aufbewahrung, Buchfhrung etc. Zweitens aber ist damit verbunden Ausgeben des Geldes beim Kau- fen, Einnehmen beim Verkaufen, Zahlen und Empfangen von Zahlun- gen, Ausgleichung der Zahlungen etc. Alles dies verrichtet der Geldh„ndler zun„chst als einfacher Kassierer fr die Kaufleute und industriellen Kapitalisten. 44) --- 44) "Die Einrichtung der Kassierer hat vielleicht nirgends ihren ursprnglichen, selbst„ndigen Charakter so rein bewahrt wie in den niederl„ndischen Kaufst„dten (s. ber den Ursprung der Kas- siererei in Amsterdam E. Luzac, "Hollands Rijkdom", deel III). Ihre Funktionen stimmen zum Teil berein mit denen der alten Am- sterdamer Wechselbank. Der Kassierer empf„ngt von den Kaufleuten, die seine Dienste anwenden, einen gewissen Betrag in Geld, wofr er ihnen ein "credit" in seinen Bchern er”ffnet; ferner senden sie ihm ihre Schuldforderungen, die er fr sie einzieht und sie dafr kreditiert; dagegen macht er gegen ihre Anweisungen (kassiers briefies) Zahlungen und belastet ihre laufende Rechnung mit deren Betr„gen. Fr diese Eing„nge und Auszahlungen berechnet er dann eine geringe Provision, die nur durch die Bedeutung der Ums„tze, zu denen er es zwischen beiden bringt, einen entspre- chenden Lohn fr seine Arbeit abwirft. Wenn Zahlungen auszuglei- chen sind zwischen zwei Kaufleuten, die beide mit demselben Kas- sierer arbeiten, so erledigen sich solche Zahlungen sehr einfach durch gegenseitige Buchung, w„hrend die Kassierer ihnen von #332# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Vollst„ndig entwickelt ist der Geldhandel, und dies immer auch schon in seinen ersten Anf„ngen, sobald mit seinen sonstigen Funktionen die des Leihens und Borgens und der Handel in Kredit sich verbindet. Darber im folgenden Abschnitt, beim zinstragen- den Kapital. Der Barrenhandel selbst, das šberfhren von Gold oder Silber aus einem Land in das andre, ist nur das Resultat des Warenhandels, bestimmt durch den Wechselkurs, der den Stand der internationalen Zahlungen und des Zinsfuáes auf verschiednen M„rkten ausdrckt. Der Barrenh„ndler als solcher vermittelt nur Resultate. Bei Betrachtung des Geldes, wie sich seine Bewegungen und Formbe- stimmheiten aus der einfachen Warenzirkulation entwickeln, hat man gesehn (Buch I, Kap. III), wie die Bewegung der Masse des als Kaufmittel und Zahlungsmittel zirkulierenden Geldes bestimmt ist durch die Warenmetamorphose, durch Umfang und Geschwindigkeit derselben, die, wie wir jetzt wissen, selbst nur ein Moment des gesamten Reproduktionsprozesses ist. Was die Beschaffung des Geldmaterials - Gold und Silber - von seinen Produktionsquellen angeht, so l”st sie sich auf in unmittelbaren Warenaustausch, in Austausch von Gold und Silber als Ware gegen andre Ware, ist also selbst ebensosehr ein Moment des Warenaustausches wie die Be- schaffung von Eisen oder andren Metallen. Was aber die Bewegung der edlen Metalle auf dem Weltmarkt angeht (wir sehn hier ab von dieser Bewegung, soweit sie leihweise Kapitalbertragung aus- drckt, eine šbertragung, die auch in der Form von Warenkapital vorgeht), so ist sie ganz so bestimmt durch den internationalen Warenaustausch, wie die Bewegung --- Tag zu Tag ihre gegenseitigem Forderungen ausgleichen. In dieser Vermittlung von Zahlungen besteht also das eigentliche Kassierer- gesch„ft; es schlieát also industrielle Unternehmungen, Spekula- tionen und die Er”ffnung von Blankokrediten aus; denn die Regel muá hier sein, daá der Kassierer fr denienigen, dem er eine Rechnung in seinen Bchern er”ffnet hat, keine Zahlung ber sein Guthaben hinaus leistet." (Vissering, l.c.p. 243, 244.) - šber die Kassenvereine zu Venedig: Durch das Bedrfnis und durch die ™rtlichkeit von Venedig, wo das Herumtragen von Barschaften l„- stiger als an andren Orten, fhrten die Groáh„ndler dieser Stadt Kassenvereine ein unter geh”riger Sicherheit. Aufsicht und Ver- waltung, legten die Mitglieder eines solchen Vereins gewisse Sum- men nieder, auf die sie ihren Gl„ubigern Anweisungen ausstellten, worauf dann die gezahlte Summe auf dem Blatt des Schuldners in dem darber gefhrten Buche abgeschrieben und der Summe, welche der Gl„ubiger darin zugut hatte, zugesetzt wurde. Die ersten An- f„nge der sog. Girobanken. Alt sind diese Vereine. Aber wenn man sie ins 12. Jahrhundert verlegt, so verwechselt man sie mit der 1171 eingerichteten Staatsanleihe-Anstalt." (Hllmann, l.c.p. 453, 454.) #333# 19. Kapitel - Das Geldhandlungskapital ----- des Geldes als inl„ndisches Kauf- und Zahlungsmittel durch den inl„ndischen Warenaustausch. Die Aus- und Einwanderungen der ed- len Metalle aus einer nationalen Zirkulationssph„re in die andre, soweit sie nur verursacht sind durch Entwertung von Landesmnze oder durch Doppelw„hrung, sind der Geldzirkulation als solcher fremd und bloáe Korrektion willkrlich, von Staats wegen hervor- gebrachter Abirrungen. Was endlich die Bildung von Sch„tzen an- geht, soweit sie Reservefonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln, sei es fr innern oder ausw„rtigen Handel, darstellt, und ebenfalls soweit sie bloáe Form von einstweilen brachliegendem Kapital ist, so ist sie beidemal nur ein notwendiger Niederschlag des Zirkula- tions. Prozesses. Wie die ganze Geldzirkulation in ihrem Umfang, ihren Formen und ihren Bewegungen bloáes Resultat der Warenzirkulation ist, die vom kapitalistischen Standpunkt aus selbst nur den Zirkulations- prozeá des Kapitals darstellt (und darin ist einbegriffen der Austausch von Kapital gegen Revenue und von Revenue gegen Reve- nue, soweit die Verausgabung von Revenue sich im Kleinhandel re- alisiert), so versteht es sich ganz von selbst, daá der Geldhan- del nicht nur das bloáe Resultat und die Erscheinungsweise der Warenzirkulation, die Geldzirkulation, vermittelt. Diese Geldzir- kulation selbst, als ein Moment der Warenzirkulation, ist fr ihn gegeben. Was er vermittelt, sind ihre technischen Operationen, die er konzentriert, abkrzt und vereinfacht. Der Geldhandel bil- det nicht die Sch„tze, sondern liefert die technischen Mittel, um diese Schatzbildung, soweit sie freiwillig ist (also nicht Aus- druck von unbesch„ftigtem Kapital oder von St”rung des Reproduk- tionsprozesses), auf ihr ”konomisches Minimum zu reduzieren, in- dem die Reservefonds fr Kauf- und Zahlungsmittel, wenn fr die ganze Kapitalistenklasse verwaltet, nicht so groá zu sein brau- chen, als wenn von jedem Kapitalisten besonders. Der Geldhandel kauft nicht die edlen Metalle, sondern vermittelt nur ihre Ver- teilung, sobald der Warenhandel sie gekauft hat. Der Geldhandel erleichtert die Ausgleichung der Bilanzen, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, und vermindert durch den knstlichen Me- chanismus dieser Ausgleichungen die dazu erheischte Geldmasse; aber er bestimmt weder den Zusammenhang noch den Umfang der wech- selseitigen Zahlungen. Die Wechsel und Schecks z.B., die in Ban- ken und Clearing houses gegeneinander ausgetauscht werden, stel- len ganz unabh„ngige Gesch„fte dar, sind Resultate von gegebnen Operationen, und es handelt sich nur um beáre technische Ausglei- chung dieser Resultate. Soweit das Geld als Kaufmittel zirku- liert, sind Umfang und Anzahl der K„ufe und Verk„ufe durchaus un- abh„ngig vom Geldhandel. #334# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Er kann nur die technischen Operationen, die sie begleiten, ver- krzen, und dadurch die Masse des zu ihrem Umschlag n”tigen baren Geldes vermindern. Der Geldhandel in der reinen Form, worin wir ihn hier betrachten, d.h. getrennt vom Kreditwesen, hat es also nur zu tun mit der Technik eines Moments der Warenzirkulation, n„mlich der Geldzir- kulation und den daraus entspringenden verschiednen Funktionen des Geldes. Dies unterscheidet den Geldhandel wesentlich vom Warenhandel, der die Metamorphose der Ware und den Warenaustausch vermittelt oder selbst diesen Prozeá des Warenkapitals als Prozeá eines vom indu- striellen Kapital gesonderten Kapitals erscheinen l„át. Wenn da- her das Warenhandlungskapital eine eigne Form der Zirkulation zeigt, G-W-G, wo die Ware zweimal die Stelle wechselt und dadurch das Geld zurckflieát, im Gegensatz zu W-G-W, wo das Geld zweimal die H„nde wechselt und dadurch den Warenaustausch vermittelt, so kann keine solche besondre Form fr das Geldhandlungskapital nachgewiesen werden. Soweit Geldkapital in dieser technischen Vermittlung der Geldzir- kulation von einer besondren Abteilung Kapitalisten vorgeschossen wird ein Kapital, das auf verjngtem Maástab das Zusatzkapital vorstellt, das sich die Kaufleute und industriellen Kapitalisten sonst selbst zu diesen Zwecken vorschieáen máten -, ist die all- gemeine Form des Kapitals G-G' auch hier vorhanden. Durch Vor- schuá von G wird G + delta G fr den Vorschieáer erzeugt. Aber die Vermittlung von G-G' bezieht sich hier nicht auf die sachli- chen, sondern nur auf die technischen Momente der Metamorphose. Es ist augenscheinlich, daá die Masse des Geldkapitals, womit die Geldh„ndler zu tun haben, das in Zirkulation befindliche Geldka- pital der Kaufleute und Industriellen ist und daá die Operatio- nen, die sie vollziehn, nur die Operationen jener sind, die sie vermitteln. Es ist ebenso klar, daá ihr Profit nur ein Abzug vom Mehrwert ist, da sie nur mit schon realisierten Werten (selbst wenn nur in Form von Schuldforderungen realisiert) zu tun haben. Wie bei dem Warenhandel findet hier Verdopplung der Funktion statt. Denn ein Teil der mit der Gelclzirkulation verbundnen technischen Operationen muá von den Warenh„ndlern und Warenprodu- zenten selbst verrichtet werden. #335# ----- ZWANZIGSTES KAPITEL Geschichtliches ber das Kaufmannskapital Die besondre Form der Geldakkumulation des Warenhandlungs- und Geldhandlungskapitals wird erst im n„chsten Abschnitt betrachtet. Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich von selbst, daá nichts abgeschmackter sein kann, als das Kaufmannskapital, sei es in der Form des Warenhandlungskapitals, sei es in der des Geldhandlungs- kapitals, als eine besondre Art des industriellen Kapitals zu be- trachten, „hnlich wie etwa Bergbau, Ackerbau, Viehzucht, Manufak- tur, Transportindustrie etc., durch die gesellschaftliche Teilung der Arbeit gegebne Abzweigungen und daher besondre Anlagesph„ren des industriellen Kapitals bilden. Schon die einfache Beobach- tung, daá jedes industrielle Kapital, w„hrend es sich in der Zir- kulationsphase seines Reproduktionsprozesses befindet, als Waren- kapital und Geldkapital ganz dieselben Funktionen verrichtet, die als ausschlieáliche Funktionen des kaufm„nnischen Kapitals in seinen beiden Formen erscheinen, máte diese rohe Auffassung un- m”glich machen. Im Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital sind umgekehrt die Unterschiede zwischen dem industriellen Kapi- tal als produktivem und demselben Kapital in der Zirkulations- sph„re dadurch verselbst„ndigt, daá die bestimmten Formen und Funktionen, die das Kapital hier zeitweilig annimmt, als selb- st„ndige Formen und Funktionen eines abgel”sten Teils des Kapi- tals erscheinen und ausschlieálich darin eingepfercht sind. Ver- wandelte Form des industriellen Kapitals und stoffliche, aus der Natur der verschiednen Industriezweige hervorgehende Unterschiede zwischen produktiven Kapitalen in verschiednen Produktionsanlagen sind himmelweit verschieden. Auáer der Brutalit„t, womit der ™konom berhaupt die Formunter- schiede betrachtet, die ihn in der Tat nur nach der stofflichen Seite interessieren, liegt bei dem Vulg„r”konomen dieser Ver- wechslung noch zweierlei zugrunde. Erstens seine Unf„higkeit, den merkantilen Profit in seiner #336# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Eigentmlichkeit zu erkl„ren; zweitens sein apologetisches Be- streben, die aus der spezifischen Form der kapitalistischen Pro- duktionsweise - die vor allem Warenzirkulation, und daher Geld- zirkulation, als ihre Basis voraus. setzt - hervorgehenden Formen von Warenkapital und Geldkapital, und weiterhin von Warenhand- lungs- und Geldhandlungskapital, als aus dem Produktionsprozeá als solchem notwendig hervorgehende Gestalten abzuleiten. Wenn Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital sich nicht anders von Getreidebau unterscheiden, wie dieser von Viehzucht und Manufaktur, so ist sonnenklar, daá Produktion und kapitali- stische Produktion berhaupt identisch sind und daá namentlich auch die Verteilung der gesellschaftlichen Produkte unter die Mitglieder der Gesellschaft, sei es zur produktiven oder zur in- dividuellen Konsumtion, ebenso ewig durch Kaufleute und Bankiers vermittelt werden muá, wie der Genuá von Fleisch durch Viehzucht und der von Kleidungsstcken durch deren Fabrikation. 45 Die groáen ™konomen wie Smith, Ricardo etc., da sie die Grundform des Kapitals betrachten, das Kapital als industrielles Kapital, und das Zirkulationskapital (Geld- und Warenkapital) tats„chlich nur, soweit es selbst eine Phase im Reproduktionsprozeá jedes Ka- pitals, sind in Verlegenheit mit dem merkantilen Kapital als ei- ner eignen Sorte. Die aus der Betrachtung des industriellen Kapi- tals unmittelbar abgeleiteten S„tze ber Wertbildung, Profit etc. passen nicht direkt auf das Kaufmannskapital. Sie lassen dies da- her in der Tat ganz beiseite liegen und erw„hnen es nur als eine Art des industriellen Kapitals. Wo sie im besondren davon han- deln, --- 45) Der weise Roscher [44] hat ausgeklgelt, daá, wenn Gewisse den Handel als "Vermittlung" zwischen Produzenten und Konsumenten charakterisieren, man ebensogut die Produktion selbst als "Vermittlung" der Konsumtion (zwischen wem?) charakterisieren k”nne, woraus natrlich folgt, daá das Handelskapital ein Teil des produktiven Kapitals ist wie Ackerbau- und Industriekapital. Weil man also sagen kann, daá der Mensch nur durch die Produktion seine Konsumtion vermitteln kann (dies muá er tun selbst ohne Leipziger Bildung) oder daá die Arbeit n”tig ist zur Aneignung der Natur (was man "Vermittlung" nennen kann), so folgt daraus natrlich, daá eine aus einer spezifischen gesellschaftlichen Form der Produktion hervorgehende gesellschaftliche "Vermittlung" - w e i l Vermittlung - denselben absoluten Charakter der Not- wendigkeit hat, denselben Rang. Das Wort Vermittlung entscheidet alles. šbrigens sind die Kaufleute ja nicht Vermittler zwischen Produzenten und Konsumenten (die letztren in der Scheidung von den erstren, die Konsumenten, die nicht produzieren, zun„chst au- áer acht gelassen), sondern des Austausches der Produkte dieser Produzenten untereinander, sind nur die Zwischenpersonen eines Austausches, der immer in tausend F„llen ohne sie vorgeht. #337# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- wie Ricardo beim ausw„rtigen Handel, suchen sie nachzuweisen, daá es keinen Wert schafft (folglich auch keinen Mehrwert). Aber was vom ausw„rtigen Handel, gilt vom inl„ndischen. --- Wir haben bisher das Kaufmannskapital vom Standpunkt und inner- halb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise betrach- tet. Nicht nur der Handel, sondern auch das Handelskapital ist aber „lter als die kapitalistische Produktionsweise, ist in der Tat die historisch „lteste freie Existenzweise des Kapitals. Da man bereits gesehn, daá der Geldhandel und das darin vorge- schoáne Kapital zu seiner Entwicklung nichts bedarf als die Exi- stenz des Groáhandels, weiter des Warenhandlungskapitals, so ist es nur das letztre, womit wir uns hier zu befassen haben. Weil das Handlungskapital eingepfercht ist in die Zirkulations- sph„re und seine Funktion ausschlieálich darin besteht, den Wa- renaustausch zu vermitteln, so sind zu seiner Existenz - abgesehn von unentwickelten Formen, die aus dem unmittelbaren Tauschhandel entspringen - keine andren Bedingungen n”tig als zur einfachen Waren- und Geldzirkulation. Oder die letztre ist vielmehr seine Existenzbedingung. Auf Basis welcher Produktionsweise auch immer die Produkte produziert wurden, die als Waren in die Zirkulation eingehn - ob auf Basis des urwchsigen Gemeinwesens oder der Sklavenproduktion oder der kleinb„uerlichen und kleinbrgerlichen oder der kapitalistischen -, es „ndert dies nichts an ihrem Cha- rakter als Waren, und als Waren haben sie den Austauschprozeá und die ihn begleitenden Formver„nderungen durchzumachen. Die Ex- treme, zwischen denen das Kaufmannskapital vermittelt, sind gege- ben fr es, ganz wie sie gegeben sind fr das Geld und fr die Bewegung des Geldes. Das einzig N”tige ist, daá diese Extreme als Waren vorhanden sind, ob nun die Produktion ihrem ganzen Umfang nach Warenproduktion ist, oder ob bloá der Oberschuá der selbst- wirtschaftenden Produzenten ber ihre, durch ihre Produktion be- friedigten, unmittelbaren Bedrfnisse auf den Markt geworfen sind. Das Kaufmannskapital vermittelt nur die Bewegung dieser Ex- treme, der Waren, als ihm gegebner Voraussetzungen. Der Umfang, worin die Produktion in den Handel eingeht, durch die H„nde der Kaufleute geht, h„ngt ab von der Produktionsweise und erreicht sein Maximum in der vollen Entwicklung der kapitalisti- schen Produktion, wo das Produkt nur noch als Ware, nicht als un- mittelbares Subsistenzmittel #338# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- produziert wird. Andrerseits, auf der Basis jeder Produktions- weise, bef”rdert der Handel die Erzeugung von berschssigem Pro- dukt, bestimmt, in den Austausch einzugehn, um die Gensse oder die Sch„tze der Produzenten (worunter hier die Eigner der Pro- dukte zu verstehn sind) zu vermehren; gibt also der Produktion einen mehr und mehr auf den Tauschwert gerichteten Charakter. Die Metamorphose der Waren, ihre Bewegung, besteht 1. - stofflich aus dem Austausch verschiedner Waren gegeneinander, 2. formell aus Verwandlung der Ware in Geld, Verkaufen, und Verwandlung des Geldes in Ware, Kaufen. Und in diese Funktionen, Austauschen von Waren durch Kauf und Verkauf, l”st sich die Funktion des Kauf- mannskapitals auf. Es vermittelt also bloá den Warenaustausch, der indessen von vornherein nicht bloá als Warenaustausch zwi- schen den unmittelbaren Produzenten zu fassen ist. Beim Sklaven- verh„ltnis, Leibeignenverh„ltnis, Tributverh„ltnis (soweit primi- tive Gemeinwesen in Betracht kommen) ist es der Sklavenhalter, der Feudalherr, der Tribut empfangende Staat, welcher Eigner, also Verk„ufer des Produkts ist. Der Kaufmann kauft und verkauft fr viele. In seiner Hand konzentrieren sich K„ufe und Verk„ufe, wodurch Kauf und Verkauf aufh”rt, an das unmittelbare Bedrfnis des K„ufers (als Kaufmann) gebunden zu sein. Welches aber immer die gesellschaftliche Organisation der Produk- tionssph„ren, deren Warenaustausch der Kaufmann vermittelt, sein Verm”gen existiert immer als Geldverm”gen und sein Geld fungiert stets als Kapital. Seine Form ist stets G-W-G'; Geld, die selb- st„ndige Form des Tauschwerts, der Ausgangspunkt, und Vermehrung des Tauschwerts der selbst„ndige Zweck. Der Warenaustausch selbst und die ihn vermittelnden Operationen - getrennt von der Produk- tion und vollzogen vom Nichtproduzenten - als bloáes Mittel der Vermehrung, nicht nur des Reichtums, sondern des Reichtums in seiner allgemeinen gesellschaftlichen Form, als Tauschwert. Das treibende Motiv und der bestimmende Zweck ist, G zu verwandeln in G + delta G; die Akte G-W und W-G', die den Akt G-G' vermitteln, erscheinen bloá als šbergangsmomente dieser Verwandlung von G in G + delta G. Dies G-W-G' als charakteristische Bewegung des Kauf- mannskapitals unterscheidet es von W-G-W, dem Warenhandel zwi- schen den Produzenten selbst, der auf den Austausch von Ge- brauchswerten als letzten Zweck gerichtet ist. Je unentwickelter die Produktion, um so mehr wird sich daher das Geldverm”gen konzentrieren in den H„nden der Kaufleute oder als spezifische Form des Kaufmannsverm”gens erscheinen. #339# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise - d.h. sobald sich das Kapital der Produktion selbst bem„chtigt und ihr eine ganz ver„nderte und spezifische Form gegeben hat - erscheint das Kaufmannskapital nur als Kapital in einer besondren Funktion. In allen frhern Produktionsweisen, und um so mehr, je mehr die Pro- duktion unmittelbar Produktion der Lebensmittel des Produzenten ist, erscheint Kaufmannskapital zu sein als die Funktion par ex- cellence des Kapitals. Es macht also nicht die geringste Schwierigkeit einzusehn, warum das Kaufmannskapital als historische Form des Kapitals erscheint, lange bevor das Kapital sich die Produktion selbst unterworfen hat. Seine Existenz und Entwicklung zu einer gewissen H”he ist selbst historische Voraussetzung fr die Entwicklung der kapita- listischen Produktionsweise, 1. als Vorbedingung der Konzentra- tion von Geldverm”gen, und 2. weil die kapitalistische Produkti- onsweise Produktion fr den Handel voraussetzt, Absatz im groáen und nicht an den einzelnen Kunden, also auch einen Kaufmann, der nicht zur Befriedigung seines pers”nlichen Bedrfnisses kauft, sondern die Kaufakte vieler in seinem Kaufakt konzentriert. Andrerseits wirkt alle Entwicklung des Kaufmannskapitals darauf hin, der Produktion einen mehr und mehr auf den Tauschwert ge- richteten Charakter zu geben, die Produkte mehr und mehr in Waren zu verwandeln. Doch ist seine Entwicklung, fr sich genommen, wie wir gleich unten noch weiter sehn werden, unzureichend, um den šbergang einer Produktionsweise in die andre zu vermitteln und zu erkl„ren. Innerhalb der kapitalistischen Produktion wird das Kaufmannskapi- tal von seiner frhern selbst„ndigen Existenz herabgesetzt zu ei- nem besondere Moment der Kapitalanlage berhaupt, und die Aus- gleichung der Profite reduziert seine Profitrate auf den allge- meinen Durchschnitt. Es fungiert nur noch als der Agent des pro- duktiven Kapitals. Die mit der Entwicklung des Kaufmannskapitals sich bildenden besondern Gesellschaftszust„nde sind hier nicht mehr bestimmend; im Gegenteil, wo es vorherrscht, herrschen ver- altete Zust„nde. Dies gilt sogar innerhalb desselben Landes, wo z.B. die reinen Handelsst„dte ganz andre Analogien mit vergangnen Zust„nden bilden als die Fabrikst„dte. 46) --- 46)Herr Wesselbach ("Der Gang des Welthandels im Mittelalter", 1860) lebt in der Tat immer noch in den Vorstellungen einer Welt, worin das Kaufmannskapital die Form des Kapitals berhaupt ist. Von dem modernen Sinn des Kapitals hat er nicht die geringste Ah- nung, sowenig wie Herr Mommsen, wenn er in seiner "R”mischen Ge- chichte" von "Kapital" spricht und von Herrschaft des Kapitals. In der modernen #340# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Selbst„ndige und vorwiegende Entwicklung des Kapitals als Kauf- mann,kapital ist gleichbedeutend mitnichtunterwerfung der Produk- tion unter das Kapital, also mit Entwicklung des Kapitals auf Grundlage einer ihm fremden und von ihm unabh„ngigen gesell- schaftlichen Form der Produktion. Die selbst„ndige Entwicklung des Kaufmannskapitals steht also im umgekehrten Verh„ltnis zur allgemeinen ”konomischen Entwicklung der Gesellschaft. Das selbst„ndige Kaufmannsverm”gen, als herrschende Form des Ka- pitals, ist die Verselbst„ndigung des Zirkulationsprozesses gegen seine Extreme, und diese Extreme sind die austauschenden Produ- zenten selbst. Diese Extreme bleiben selbst„ndig gegen den Zirku- lationsprozeá, und dieser Prozeá gegen sie. Das Produkt wird hier Ware durch den Handel. Es ist der Handel, der hier die Gestaltung der Produkte zu Waren entwickelt; es ist nicht die produzierte Ware, deren Bewegung den Handel bildet. Kapital als Kapital tritt hier also zuerst im Zirkulationsprozeá auf. Im Zirkulationsprozeá entwickelt sich das Geld zu Kapital. In der Zirkulation entwic- kelt sich das Produkt zuerst als Tauschwert, als Ware und Geld. Das Kapital kann sich im Zirkulationsprozeá bilden und muá sich in ihm bilden, bevor es seine Extreme beherrschen lernt, die ver- schiednen Produktionssph„ren, zwischen denen die Zirkulation vet- telt. Geld- und Warenzirkulation k”nnen Produktionssph„ren der verschiedensten Organisationen vermitteln, die ihrer innern Struktur nach noch haupts„chlich auf Produktion des Gebrauchs- werts gerichtet sind. Diese Verselbst„ndigung des Zirkulations- prozesses, worin die Produktionssph„ren untereinander verbunden werden durch ein Drittes, drckt Doppeltes aus. Einerseits, daá die Zirkulation sich noch nicht der Produktion bem„chtigt hat, sondern sich zu ihr als gegebner Voraussetzung verh„lt. Andrer- seits, daá der Produktionsprozeá die Zirkulation noch nicht als bloáes Moment in sich aufgenommen hat. In der kapitalistischen Produktion dagegen ist beides der Fall. Der Produktionsprozeá be- ruht ganz auf der Zirkulation, und die Zirkulation ist ein bloáes Moment, eine Durchgangsphase der Produktion, bloá die Realisie- rung des als Ware produzierten Produkts und der Ersatz seiner als Waren produzierten Produktionselemente. Die unmittelbar aus der Zirkulation stammende Form des Kapitals - das Handelskapital - er- --- englischen Geschichte erscheint der eigentliche Handelsnd und die Handelsst„dte auch politisch reaktion„r und im Bund mit der Grundaristokratie und Finanzaristo, kratie gegen das industrielle Kapitalvergleiche z.B. die politische Rolle von Liverpool gegen- ber Manchester und Birmingham. Die vollst„ndige Herrschaft des industriellen Kapitals ist erst seit Aufhebung der Kornz”lle [17] etc. vom englischen Kaufmannskapital und von der Finanzaristokra- tie (moneyed interest) anerkannt. #341# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- scheint hier nur noch als eine der Formen des Kapitals in seiner Reproduktionsbewegung. Das Gesetz, daá die selbst„ndige Entwicklung des Kaufmannskapi- tals im umgekehrten Verh„ltnis steht zum Entwicklungsgrad der ka- pitalistischen Produktion, erscheint am meisten in der Geschichte des Zwischenhandels (carrying trade), wie bei Venezianern, Genue- sern, Holl„ndern etc., wo also der Hauptgewinn gemacht wird nicht durch Ausfuhr der eignen Landesprodukte, sondern durch Vermitt- lung des Austausches der Produkte kommerziell und sonst ”kono- misch unentwickelter Gemeinwesen und durch Exploitation beider Produktionsl„nder. 47) Hier ist das Kaufmannskapital rein, abge- trennt von den Extremen, den Produktionssph„ren, zwischen denen es vermittelt. Es ist die seine Hauptquelle seiner Bildung. Aber dies Monopol des Zwischenhandels verf„llt, und damit dieser Han- del selbst, im selben Verh„ltnis wie die ”konomische Entwicklung der V”lker fortschreitet, die es beiderseits exploitierte und de- ren Unentwickeltheit seine Existenzbasis war. Beim Zwischenhandel erscheint dies nicht nur als Verfall eines besondren Handels- zweigs, sondern auch als Verfall des šbergewichts reiner Handels- v”lker und ihres kommerziellen Reichtums berhaupt, der auf der Basis dieses Zwischenhandels beruhte. Es ist dies nur eine beson- dre Form, worin die Unterordnung des kommerziellen Kapitals unter das industrielle im Fortschritt der Entwicklung der kapitalisti- schen Produktion sich ausdrckt. Von der Art und Weise brigens, wie das Kaufmannskapital da wirtschaftet, wo es direkt die Pro- duktion beherrscht, bietet schlagendes Exempel nicht nur die Ko- lonialwirtschaft berhaupt (das sog. Kolonialsystem), sondern ganz speziell die Wirtschaft der alten Holl„ndisch-Ostindischen Kompanie. [42] Da die Bewegung des kaufm„nnischen Kapitals G-W-G' ist, so wird der Profit des Kaufmanns erstens gemacht durch Akte, die nur in- nerhalb des Zirkulationsprozesses vorgehn, also gemacht in den zwei Akten des --- 47) "Die Bewohner der Handelsst„dte fhrten aus reichern L„ndern verfeinerte Manufakturwaren und kostspielige Luxusartikel ein und boten so der Eitelkeit der groáen Grundeigentmer Nahrung, die diese Waren begierig kauften und groáe Mengen vom Rohprodukt ih- rer L„ndereien dafr zahlten. So bestand der Handel eines groáen Teils von Europa in dieser Zeit im Austausch des Rohprodukts ei- nes Landes gegen die Manufakturprodukte eines in der Industrie fortgeschrittnern Landes... Sobald dieser Geschmack sich verall- gemeinerte und eine bedeutende Nachfrage veranlaáte, fingen die Kaufleute an, um die Frachtkosten zu sparen, „hnliche Manufaktu- ren in ihrem eignen Lande anzulegen." (A. Smith, ["Wealth of Na- tions", Aberdeen, London 1848] Book III, chap. III [p. 267].) #342# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Kaufs und Verkaufs; und zweitens wird er realisiert im letzten Akt, dem Verkauf. Es ist also Ver„uáerungsprofit, profit upon alienation [38]. Prima facie erscheint der reine, unabh„ngige Handelsprofit unm”glich, solang, Produkte zu ihren Werten ver- kauft werden. Wohlfeil kaufen, um teuer zu verkaufen, ist das Ge- setz des Handels. Also nicht der Austausch von Žquivalenten. Der Begriff des Werts ist insofern darin eingeschlossen, als die ver- schiednen Waren alle Wert und darum Geld sind; der Qualit„t nach gleichm„áig Ausdrcke der gesellschaftlichen Arbeit. Aber sie sind nicht gleiche Wertgr”áen. Das quantitative Verh„ltnis, worin sich Produkte austauschen, ist zun„chst ganz zuf„llig. Sie nehmen sofern Warenform an, daá sie berhaupt Austauschbare, d.h. Aus- drcke desselben Dritten sind. Der fortgesetzte Austausch und die regelm„áigere Reproduktion fr den Austausch hebt diese Zuf„llig- keit mehr und mehr auf. Zun„chst aber nicht fr die Produzenten und Konsumenten, sondern fr den Vermittler zwischen beiden, den Kaufmann, der die Geldpreise vergleicht und die Differenz ein- steckt. Durch seine Bewegung selbst setzt er die Žquivalenz. Das Handelskapital ist im Anfang bloá die vermittelnde Bewegung zwischen Extremen, die es nicht beherrscht, und Voraussetzungen, die es nicht schafft. Wie aus der bloáen Form der Warenzirkulation, W-G-W, Geld nicht nur als Wertmaá und Zirkulationsmittel, sondern als absolute Form der Ware und dant des Reichtums, als Schatz hervorgeht und sein Beisichbleiben und Anwachsen als Geld zum Selbstzweck wird, so geht aus der bloáen Zirkulationsform des Kaufmannskapitals, G-W- G', das Geld, der Schatz, hervor als etwas, das sich durch bloáe Ver„uáerung erh„lt und vermehrt. Die Handelsv”lker der Alten existierten wie die G”tter des Epikur [45] in den Intermundien der Welt oder vielmehr wie die Juden in den Poren der polnischen Gesellschaft. Der Handel der ersten selbst„ndigen, groáartig entwickelten Handelsst„dte und Handels- v”lker beruhte als reiner Zwischenhandel auf der Barbarei der produzierenden V”lker, zwischen denen sie die Vermittler spiel- ten. In den Vorstufen der kapitalistischen Gesellschaft beherrscht der Handel die Industrie; in der modernen Gesellschaft umgekehrt. Der Handel wird natrlich mehr oder weniger zurckwirken auf die Ge- meinwesen, zwischen denen er getrieben wird; er wird die Produk- tion mehr und mehr dem Tauschwert unterwerfen, indem er Gensse und Subsistenz mehr abh„n macht vom Verkauf als vom unmittelbaren Gebrauch des Produkts. Er l”st dadurch die alten Verh„ltnisse auf. Er vermehrt die Geldzirkulation. #343# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Er ergreift nicht mehr bloá den šberschuá der Produktion, sondern friát nach und nach diese selbst an und macht ganze Produktions- zweige von sich abh„ngig. Indes h„ngt diese aufl”sende Wirkung sehr ab von der Natur des produzierenden Geineinwesens. Solange das Handelskapital den Produktenaustausch unentwickelter Gemeinwesen vermittelt, erscheint der kommerzielle Profit nicht nur als šbervorteilung und Prellerei, sondern entspringt groáen- teils aus ihr. Abgesehn davon, daá es den Unterschied zwischen den Produktionspreisen verschiedner L„nder ausbeutet (und in die- ser Beziehung wirkt es hin auf die Ausgleichung und Festsetzung der Warenwerte), bringen es ene Produktionsweisen mit sich, daá das Kaufmannskapital sich einen berwiegenden Teil des Mehrpro- dukts aneignet, teils als Zwischenschieber zwischen Gemeinwesen, deren Produktion noch wesentlich auf den Gebrauchswert gerichtet ist und fr deren ”konomische Organisation der Verkauf des ber- haupt in Zirkulation tretenden Produktenteils, also berhaupt der Verkauf der Produkte zu ihrem Wert von untergeordneter Wichtig- keit ist; teils weil in jenen frhem Produktionsweisen die Haupt- besitzer des Mehrprodukts, mit denen der Kaufmann handelt, der Sklavenhalter, der feudale Grundherr, der Staat (z.B. der orien- talische Despot) den genieáenden Reichtum vorstellen, dem der Kaufmann Fallen stellt, wie schon A. Smith in der an gefhrten Stelle fr die Feudalzeit richtig herausgewittert hat. Das Han- delskapital in berwiegender Herrschaft stellt also berall ein System der Plnderung dar 48), wie denn auch seine Entwicklung bei den Handelsv”lkern der alten wie der neuern Zeit direkt mit gewaltsamer Plnderung, Seeraub, Sklavenraub, Unterjochung in Ko- lonien verbunden ist; so in Karthago, Rom, sp„ter bei Venezia- nern, Portugiesen, Holl„ndern etc. --- 48) "Nun ist bei den Kaufleuten eine grosse Klage ber die Edel- leut oder R„uber, wie sie mit grosser Fahr mssen handeln, und werden drber gefangen, geschlagen, geschazt und beraubt. Wenn sie aber solches um der Gerechtigkeit willen litten: so w„ren freilich die Kaufleut heilige Leut... Aber weil solch gross Un- recht und unchristliche Dieberei und R„uberei ber die ganze Welt durch die Kaufleut, auch selbst unter einander, geschieht: was ist Wunder, ob Gott schafft, dass solch gross Gut, mit Unrecht gewonnen, wiederum verloren oder geraubt wird, und sie selbst dazu ber die K”pfe geschlagen oder gefangen werden?... Und den Frsten gebrt, solch unrechte Kaufh„ndel mit ordentlicher Gewalt zu strafen oder gefangen zu werden, dass ihre Untertanen nicht so sch„ndlich von den Kaufleuten geschunden wrden. Weil sie das nicht thun: so braucht Gott der Reuter und R„uber, und straft durch sie das Unrecht an den Kaufleuten, und mssen seine Teufel sein: gleich wie er Aegyptenland und alle Welt mit Teufeln plagt, oder mit Feinden verderbt. Also staubt er einen Buben mit dem an- dern, #344# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Die Entwicklung des Handels und des Handelskapitals entwickelt berall die Richtung der Produktion auf Tauschwert, vergr”áert ihren Umfang, vermannigfacht und kosmopolisiert sie, entwickelt das Geld zum Weltgeld. Der Handel wirkt deshalb berall mehr oder minder aufl”send auf die vorgefundenen Organisationen der Produk- tion, die in allen ihren verschiednen Formen haupts„chlich auf den Gebrauchswert gerichtet sind. Wieweit er aber die Aufl”sung der alten Produktionsweise bewirkt, h„ngt zun„chst ab von ihrer Festigkeit und innern Gliederung. Und wohin dieser Prozeá der Aufl”sung ausl„uft, d.h. welche neue Produktionsweise an Stelle der alten tritt, h„ngt nicht vom Handel ab, sondern vom Charakter der alten Produktionsweise selbst. In der antiken Welt resultiert die Wirkung des Handels und die Entwicklung des Kaufmannskapitals stets in Sklavenwirtschaft; je nach dem Ausgangspunkt auch nur in Verwandlung eines patriarchalischen, auf Produktion unmittelbarer Subsistenzmittel gerichteten Sklavensystems in ein auf Produktion von Mehrwert gerichtetes. In der modernen Welt dagegen l„uft sie aus in die kapitalistische Produktionsweise. Es folgt hieraus, daá diese Resultate selbst noch durch ganz andre Umst„nde bedingt waren als durch die Entwicklung des Handelskapitals. Es liegt in der Natur der Sache, daá, sobald st„dtische Industrie als solche sich von der agrikolen trennt, ihre Produkte von vorn- herein Waren sind und deren Verkauf also der Vermittlung des Han- dels bedarf. Die Anlehnung des Handels an die st„dtische Entwick- lung und andrerseits die Bedingtheit der letztren durch den Han- del sind soweit selbstverst„ndlich. --- ohn dass er dadurch zu verstehen giebt, dass Reuter geringre R„u- ber sind dann die Kaufleut: sintemal die Kaufleut t„glich die ganze Welt rauben, wo ein Reuter im Jahr einmal oder zwei, einen oder zween beraubt." - "Gehet nach dem Spruch Esaie 1*): deine Frsten sind der Diebe Gesellen geworden. Die weil lassen sie Diebe h„ngen, die einen Glden oder einen halben gestolen haben; und hantiren mit denen, die alle Welt berauben, und stehlen si- cherer denn alle andre, dass ja das Sprchwort war bleibe: grosse Diebe h„ngen die kleinen Diebe; und wie der r”mische Rats- herr Cato sprach: Schlechte Diebe liegen in Thrmen und St”cken, aber ”ffentliche Diebe gehen in Gold und Seiden. Was wird aber zuletzt Gott dazu sagen? Er wird thun wie er durch 2*) Ezechiel spricht, Frsten und Kaufleut, einen Dieb mit dem andern, in ein- ander schmelzen, wie Blei und Ertz, gleich als wenn eine Stadt ausbrennt, dass weder Frsten noch Kaufleut mer seien." (Martin Luther, Bcher vom Kaufhandel und Wucher. Vom Jahr 1527.) [46] ----- 1*) 1. Auflage: Esau - 2*) 1. Auflage: zu #345# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Jedoch h„ngt es hier durchaus von andren Umst„nden ab, wieweit industrielle Entwicklung damit Hand in Hand geht. Das alte Rom entwickelt schon in der sp„tern republikanischen Zeit das Kauf- mannskapital h”her als es je zuvor in der alten Welt bestanden hat, ohne irgendwelchen Fortschritt gewerblicher Entwicklung; w„hrend in Korinth und andren griechischen St„dten Europas und Kleinasiens ein hochentwickeltes Gewerbe die Entwicklung des Han- dels begleitet. Andrerseits, im geraden Gegenteil zur st„dtischen Entwicklung und ihren Bedingungen, ist Handelsgeist und Entwick- lung des Handelskapitals oft gerade nichtans„ssigen, nomadischen V”lkern eigen. Es unterliegt keinem Zweifel - und gerade diese Tatsache hat ganz falsche Anschauungen erzeugt -, daá im 16. und im 17. Jahrhundert die groáen Revolutionen, die mit den geographischen Entdeckungen im Handel vorgingen [47] und die Entwicklung des Kaufmannskapi- tals rasch steigerten, ein Hauptmoment bilden in der F”rderung des šbergangs der feudalen Produktionsweise in die kapitalisti- sche. Die pl”tzliche Ausdehnung des Weltmarkts, die Vervielf„lti- gung der umlaufenden Waren, der Wetteifer unter den europ„ischen Nationen, sich der asiatischen Produkte und der amerikanischen Sch„tze zu bem„chtigen, das Kolonialsystem, trugen wesentlich bei zur Sprengung der feudalen Schranken der Produktion. Indes ent- wickelte sich die moderne Produktionsweise, in ihrer ersten Peri- ode, der Manufakturperiode, nur da, wo die Bedingungen dafr sich innerhalb des Mittelalters erzeugt hatten. Man vergleiche z.B. Holland mit Portugal. 49) Und wenn im 16. und zum Teil noch im 17. Jahrhundert die pl”tzliche Ausdehnung des Handels und die Sch”pfung eines neuen Weltmarkts einen berwiegenden Einfluá auf den Untergang der alten und den Aufschwung der kapitalistischen Produktionsweise ausbten, so geschah dies umgekehrt auf Basis der einmal geschaffnen kapitalistischen Produktionsweise. Der Weltmarkt bildet selbst die Basis dieser Produktionsweise. Andrerseits, die derselben immanente Notwendigkeit, auf stets grárer Stufenleiter zu produzieren, --- 49) Wie sehr berwiegend in der holl„ndischen Entwicklung, von andren Umst„nden abgesehn, die in Fischfang, Manufaktur und Agri- kultur gelegte Basis, ist schon von Schriftstellern des 18. Jahr- hunderts auseinandergesetzt worden. S. z.B. Massie. [48] - Im Ge- gensatz zu der frhern Auffassung, die Umfang und Bedeutung des asiatischen, antiken und mittelalterlichen Handels untersch„tzte, ist es Mode geworden, ihn auáerordentlich zu Versch„tzen. Am be- sten heilt man sich von dieser Vorstellung, wenn man die engli- sche Aus- und Einfuhr gegen Anfang des 18. Jahrhunderts betrach- tet und der heutigen gegenberstellt. Und doch war sie unver- gleichlich gr”áer als die irgendeines frhern Handelsvolks. (Siehe Anderson. "History of Commerce" [p. 261 sqq.].) #346# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- treibt zur best„ndigen Ausdehnung des Weltmarkts, so daá der Han- del hier nicht die Industrie, sondern die Industrie best„ndig den Handel revolutioniert. Auch die Handelsherrschaft ist jetzt ge- knpft an das gr”áre oder geringre Vorwiegen der Bedingungen der groáen Industrie Man vergleiche z.B. England und Holland. Die Ge- schichte des Untergangs Hollands als herrschender Handelsnation ist die Geschichte der Unterordnung des Handelskapitals unter das industrielle Kapital. Die Hindernisse, die die innere Festigkeit und Gliederung vorkapitalistischer, nationaler Produktionsweisen der aufl”senden Wirkung des Handels entgegensetzt, zeigt sich schlagend im Verkehr der Engl„nder mit Indien und China. Die breite Basis der Produktionsweise ist hier gebildet durch die Einheit kleiner Agrikultur und h„uslicher Industrie, wobei noch in Indien die Form der auf Gemeineigentum am Boden beruhenden Dorfgemeinden hinzukommt, die brigens auch in China die ur- sprngliche Form war. In Indien wandten die Engl„nder zugleich ihre unmittelbare politische und ”konomische Macht, als Herrscher und Grundrentner, an, um diese kleinen ”konomischen Gemeinwesen zu sprengen. 50) Soweit ihr Handel hier revolutionierend auf die Produktionsweise wirkt, ist es nur, soweit sie durch den niedri- gen Preis ihrer Waren die Spinnerei und Weberei, die einen uralt- integrierenden Teil dieser Einheit der industriell-agrikolen Pro- duktion bildet, vernichten und so die Gemeinwesen zerreiáen. Selbst hier gelingt ihnen dies Aufl”sungswerk nur sehr allm„h- lich. Noch weniger in China, wo die unmittelbare poljtische Macht nicht zu Hilfe kommt. Die groáe ™konomie und Zeitersparung, die aus der unmittelbaren Verbindung von Ackerbau und Manufaktur her- vorgehn, bieten hier hartn„ckigsten Widerstand den Produkten der groáen Industrie, in deren Preis die faux frals des sie berall durchl”chernden Zirkulationsprozesses eingehn. Im Gegensatz zum englischen Handel l„át dagegen der russische die ”konomische Grundlage der asiatischen Produktion unangetastet. 51) --- 50) Wenn die Geschichte irgendeines Volks bietet die Wirtschaft der Engl„nder in Indien die Geschichte verfehlter und wirklich alberner (in der Praxis infamer) ”konomischer Exprimente. In Ben- galen schufen sie eine Karikatur des englischen groáen Grundei- gentums, im sdastlichen Indien eine Karikatur des Parzellenei- gentums; im Nordwesten verwandelten sie, soviel an ihnen, das in- dische ”konomische Gemeinwesen mit Gemeineigentum am Boden in eine Karikatur seiner selbst. 51) Seitdem Ruáland die krampfhaftesten Anstrengungen macht, eine eigne kapitalistische Produktion zu entwickeln, die ausschlieá- lich auf den innern und den angrenzenden asiatischen Markt ange- wiesen ist, f„ngt dies auch an anders zu werden. - F.E. #347# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Der šbergang aus der feudalen Produktionsweise macht sich dop- pelt. Der Produzent wird Kaufmann und Kapitalist, im Gegensatz zur agrikolen Naturalwirtschaft und zum znftig gebundnen Hand- werk der mittelalterlichen st„dtischen Industrie. Dies ist der wirklich revolutionierende Weg. Oder aber, der Kaufmann bem„ch- tigt sich der Produktion unmittelbar. Sosehr der letztre Weg hi- storisch als šbergang wirkt - wie z.B. der englische Clothier 1*) des 17. Jahrhunderts, der die Weber, die aber selbst„ndig sind, unter seine Kontrolle bringt, ihnen ihre Wolle verkauft und ihr Tuch abkauft -, sowenig bringt er es an und fr sich zur Umw„l- zung der alten Produktionsweise, die er vielmehr konserviert und als seine Voraussetzung beibeh„lt. So z.B. war groáenteils noch bis in die Mitte dieses Jahrhunderts der Fabrikant in der franz”- sischen Seidenindustrie, der englischen Strumpfwaren- und Spitzenindustrie bloá nominell Fabrikant, in Wirklichkeit bloáer Kaufmann, der die Weber in ihrer alten zersplitterten Weise fort- arbeiten l„át und nur die Herrschaft des Kaufmanns ausbt, fr den sie in der Tat arbeiten. 52) Diese Manier steht berall der wirklichen kapitalistischen Produktionsweise im Wege und geht un- ter mit deren Entwicklung. Ohne die Produktionsweise umzuw„lzen, verschlechtert sie nur die Lage der un. mittelbaren Produzenten, verwandelt sie in bloáe Lohnarbeiter und Proletarier unter schlechtem Bedingungen als die direkt unter das Kapital subsu- mierten und eignet sich ihre Mehrarbeit auf Basis der alten Pro- duktionsweise an. Etwas modifiziert besteht dasselbe Verh„ltnis bei einem Teil der Londoner handwerksm„áig betriebnen M”belfabri- kation. Sie wird namentlich in den Tower Hamlets [49] auf sehr ausgebreitetem Fuá betrieben. Die ganze Produktion ist in sehr viele voneinander unabh„ngige Gesch„ftszweige geteilt. Das eine Gesch„ft macht bloá Sthle, das andre bloá Tische, das dritte bloá Schr„nke usw. Aber diese Gesch„fte selbst werden mehr oder weniger handwerksm„áig betrieben, von einem kleinen Meister mit wenigen Gesellen. Dennoch ist die Produktion zu massenhaft, um direkt fr Private zu arbeiten. Ihre K„ufer sind die Besitzer von M”belmagazinen. Am Sonnabend begibt sich der Meister zu ihnen und verkauft sein Produkt, wobei ganz so ber den Preis geschachert wird wie im Pfandhaus ber den Vorschuá auf dies oder jenes Stck. Diese Meister bedrfen des w”chentlichen --- [52] Dasselbe galt von der rheinischen Band, und Litzenwirkerei und Seidenweberei. Bei Krefeld ist sogar eine eigene Eisenbahn fr den Verkehr dieser l„ndlichen Handweber mit den st„dtischen "Fabrikanten" gebaut, aber seitdem mitsamt den Handwebern durch die mechanische Weberei brachgelegt worden. - F.E. ----- 1*) Tuchh„ndler #348# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Verkaufs, schon um fr die n„chste Woche wieder RohmaterW kaufen und Arbeitslohn auszahlen zu k”nnen. Unter diesen Umst„nden sind sie eigentlich nur Zwischenschleber zwischen dem Kaufmann und ih- ren eignen Arbeitern. Der Kaufmann ist der eigentliche Kapita- list, der den gr”áten Teil des Mehrwerts in die Tasche steckt. 53) So „hnlich beim šbergang in die Manufaktur aus den Zweigen, die frher handwerksm„áig oder als Nebenzweige der l„ndlichen In- dustrie betrieben worden. Je nach der technischen Entwicklung, die dieser kleine Selbstbetrieb hat - wo er selbst schon Maschi- nen anwendet, die handwerksm„áigen Betrieb zulassen -, findet auch šbergang zur groáen Industrie statt, die Maschine wird, statt mit der Hand, mit Dampf getrieben; wie dies z. B. in der letzten Zeit im englischen Strumpfwarengesch„ft sich ereignet. Es findet also ein dreifacher šbergang statt: Erstens, der Kauf- mann wird direkt Industrieller; dies ist der Fall bei den auf den Handel gendeten Gewerben, namentlich bei Luxusindustrien, welche von den Kaufleuten mitsamt den Rohstoffen und den Arbeitern aus der Fremde eingefhrt werden, wie im fnfzehnten Jahrhundert in Italien aus Konstantinopel. Zweitens, der Kaufmann macht die kleinen Meister zu seinen Zwischenschiebern (middlemen) oder kauft auch direkt vom Selbstproduzenten; er l„át ihn nominell selbst„ndig und l„át seine Produktionsweise unver„ndert. Drit- tens, der Industrielle wird Kaufmann und produziert direkt im groáen fr den Handel. Im Mittelalter ist der Kaufmann bloá "Verleger", wie Poppe rich- tig sagt [50], der sei es von den Znftlern, sei es von den Bau- ern produzierten Waren. Der Kaufmann wird Industrieller oder vielmehr l„át die handwerksm„áige, besonders die l„ndliche kleine Industrie fr sich arbeiten. Andrerseits wird der Produzent Kauf- mann. Statt daá z.B. der Tuchwebermeister seine Wolle nach und nach in kleinen Portionen vom Kaufmann erh„lt und mit seinen Ge- sellen fr diesen arbeitet, kauft er selbst Wolle oder Garn und verkauft sein Tuch an den Kaufmann. Die Produktionselemente gehn als von ihm selbst gekaufte Waren in den Produktionsprozeá ein. Und statt fr den einzelnen Kaufmann zu produzieren oder fr be- stimmte Kunden, produziert der Tuchweber jetzt fr die Handels- welt. Der Produzent ist selbst Kaufmann. Das Handelskapital ver- richtet nur noch den Zirkulationsprozeá. Ursprnglich war der Handel Voraussetzung fr die --- 53) Dies System ist seit 1865 auf noch weit gr”áerem Fuá ausge- bildet worden. Ausfhrliches darber im First Report of the Se- lect Committee of the House of Lords on the Sweating System", London 1888. - F.E. #349# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Verwandlung des znftigen und l„ndlich-h„uslichen Gewerbes und des feudalen Ackerbaus in kapitalistische Betriebe. Er entwickelt das Produkt zur Ware, teils indem er ihm einen Markt schafft, teils indem er neue Waren„quivalente und der Produktion neue Roh- und Hilfsstoffe zufhrt und damit Produktionszweige er”ffnet, die von vornherein auf den Handel gegrndet sind, sowohl auf Produk- tion fr den Markt und Weltmarkt wie auf Produktionsbedingungen, die aus dem Weltmarkt herstammen. Sobald die Manufaktur einiger- maáen erstarkt, und noch mehr die groáe Industrie, schafft sie sich ihrerseits den Markt, erobert ihn durch ihre Waren. Jetzt wird der Handel Diener der industriellen Produktion, fr die be- st„ndige Erweiterung des Markts Lebensbedingung ist. Eine stets ausgedehntere Massenproduktion berschwemmt den vorhandnen Markt und arbeitet daher stets an Ausdehnung dieses Markts, an Durch- brechung seiner Schranken. Was diese Massenproduktion beschr„nkt, ist nicht der Handel (soweit dieser nur existierende Nachfrage ausdrckt), sondern die Gr”áe des funktionierenden Kapitals und die entwickelte Produktivkraft der Arbeit. Der industrielle Kapi- talist hat best„ndig den Weltmarkt vor sich, vergleicht, und muá best„ndig vergleichen, seine eignen Kostpreise mit den Marktprei- sen nicht nur der Heimat, sondern der ganzen Welt. Diese Ver Gleichung f„llt in der frhem Periode fast ausschlieálich den Kaufleuten zu und sichert so dem Handelskapital die Herrschaft ber das industrielle. Die erste theoretische Behandlung der modernen Produktionsweise - das Merkantilsystem - ging notwendig aus von den oberfl„chlichen Ph„nomenen des Zirkulationsprozesses, wie sie in der Bewegung des Handelskapitals verselbst„ndigt sind, und griff daher nur den Schein auf. Teils weil das Handelskapital die erste freie Exi- stenzweise des Kapitals berhaupt ist. Teils wegen des berwie- genden Einflusses, den es in der ersten Umw„lzungsperiode der feudalen Produktion, der Entstehungsperiode der modernen Produk- tion ausbt. Die wirkliche Wissenschaft der modernen ™konomie be- ginnt erst, wo die theoretische Betrachtung vom Zirkulationspro- zeá zum Produktionsprozeá bergeht. Das zinstragende Kapital ist zwar auch uralte Form des Kapitals. Warum aber der Merkantilismus nicht von ihm ausgeht, sondern sich vielmehr polemisch dazu ver- h„lt, werden wir sp„ter sehn. #350# ----- Fnfter Abschnitt Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital. EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL Das zinstragende Kapital Bei der ersten Betrachtung der allgemeinen oder Durchschnittspro- fitrate (Abschnitt II dieses Buchs) hatten wir diese letztre noch nicht in ihrer fertigen Gestalt vor uns, indem die Ausgleichung noch bloá als Ausgleichung der in verschiednen Sph„ren angelegten industriellen Kapitale erschien. Dies wurde erg„nzt im vorigen Abschnitt, wo die Teilnahme des Handelskapitals an dieser Aus- gleichung und der merkantile Profit er”rtert ward. Die allgemeine Profitrate und der Durchschnittsprofit stellten sich jetzt inner- halb engerer Grenzen dar als vorher. Im Fortgang der Entwicklung ist im Auge zu halten, daá, wenn wir fernerhin von allgemeiner Profitrate oder Durchschnittsprofit sprechen, dies in der letz- tren Fassung geschieht, also bloá mit Bezug auf die fertige Ge- stalt der Durchschnittsrate. Da diese nunmehr fr das industri- elle und merkantile Kapital dieselbe ist, ist es auch nicht wei- ter n”tig, soweit es sich nur um diesen Durchschnittsprofit han- delt, einen Unterschied zwischen industriellem und kommerziellem Profit zu machen. Ob das Kapital innerhalb der Produktionssph„re industriell oder in der Zirkulationssph„re merkantil angelegt, es wirft pro rata seiner Gr”áe denselben j„hrlichen Durch- schnittsprofit ab. Geld - hier genommen als selbst„ndiger Ausdruck einer Wertsumme, ob sie tats„chlich in Geld oder Waren existiere - kann auf Grund- lage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebnen Wert zu einem sich selbst verwertenden, sich vermehrenden Wert. Es produziert Profit, d.h. es bef„higt den Kapitalisten, ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehrwert, aus den Arbeitern herauszuziehn und sich anzueignen. #351# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Damit erh„lt es, auáer dem Gebrauchswert, den es als Geld be- sitzt, einen zus„tzlichen Gebrauchswert, n„mlich den, als Kapital zu fungieren. Sein Gebrauchswert besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, produziert. In dieser Eigenschaft als m”gliches Kapital, als Mittel zur Produktion des Profits, wird es Ware, aber eine Ware sui generis. Oder was auf dasselbe herauskommt, Kapital als Kapital wird zur Ware. 54) Gesetzt, die j„hrliche Durchschnittsprofitrate sei 20%. Eine Ma- schine im Wert von 100 Pfd.St. wrde dann, unter den Durch- schnittsbedingungen und mit dem Durchschnittsverh„ltnis von In- telligenz und zweckm„áiger T„tigkeit als Kapital verwandt, einen Profit von 20 Pfd.St. abwerfen. Ein Mann also, der 100 Pfd.St. zur Verfgung hat, h„lt in seiner Hand die Macht, aus 100 Pfd.St. 120 zu machen oder einen Profit von 20 Pfd.St. zu produzieren. Er h„lt in seiner Hand ein m”gliches Kapital von 100 Pfd.St. šber- l„át dieser Mann fr ein Jahr die 100 Pfd.St. einem andern, der sie wirklich als Kapital anwendet, so gibt er ihm die Macht, 20 Pfd. St. Profit zu produzieren, einen Mehrwert, der ihm nichts kostet, wofr er kein Žquivalent zahlt. Wenn dieser Mann dem Eig- ner der 100 Pfd.St. am Jahresschluá vielleicht 5 Pfd.St. zahlt, d.h. einen Teil des produzierten Profits, so zahlt er damit den Gebrauchswert der 100 Pfd.St., den Gebrauchswert ihrer Kapital- funktion, der Funktion, 20 Pfd.St. Profit zu produzieren. Der Teil des Profits, den er ihm zahlt, heiát Zins, was also nichts ist als ein besondrer Name, eine besondre Rubrik fr einen Teil des Profits, den das fungierende Kapital, statt in die eigne Ta- sche zu stecken, an den Eigner des Kapitals wegzuzahlen hat. Es ist klar, daá der Besitz der 100 Pfd.St. ihrem Eigner die Macht gibt, den Zins, einen gewissen Teil des durch sein Kapital produzierten Profits, an sich zu ziehn. G„be er dem andern die 100 Pfd.St. nicht, so k”nnte dieser den Profit nicht produzieren, berhaupt nicht mit Beziehung auf diese 100 Pfd.St. als Kapita- list fungieren. 55) Mit Gilbart (siehe Note) von natrlicher Gerechtigkeit hier zu reden, ist Unsinn. Die Gerechtigkeit der Transaktionen, die zwi- schen den Produktionsagenten --- 54) Es w„ren hier einige Stellen zu zitieren, wo die ™konomen die Sache so fassen. "Sie" (die Bank von England) "machen sehr groáe Gesch„fte mit der W a r e K a p i t a l?" wird im Zeugenverh”r zum Report on Bank Acts", H. of C. 1857 [p. 104] ein Direktor dieser Bank gefragt. 55) Daá ein Mann, der Geld borgt, mit der Absicht, Profit davon zu machen, einen Teil des Profits dem Verleiher geben Soll, ist ein selbstverst„ndliches Prinzip der natrlichen Gerechtigkeit." (Gilbart, "The History and Principles of Banking", London 1834, p. 163.) #352# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- vorgehn, beruht darauf, daá diese Transaktionen aus den Produkti- onsverh„ltnissen als natrliche Konsequenz entspringen. Die juri- stischen Formen, worin diese ”konomischen Transaktionen als Wil- lenshandlungen der Beteiligten, als Žuáerungen ihres gemeinsamen Willens und als der Einzelpartei gegenber von Staats wegen er- zwingbare Kontrakte rscheinen, k”nnen als bloáe Formen diesen In- halt selbst nicht bestimmen. Sie drcken ihn nur aus. Dieser In- halt ist gerecht, sobald er der Produktionsweise entspricht, ihr ad„quat ist. Er ist ungerecht, sobald er ihr widerspricht. Skla- verei, auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, ist unge- recht; ebenso der Betrug auf die Qualit„t der Ware. Die 100 Pfd.St. produzieren dadurch den Profit von 20 Pfd.St., daá sie als Kapital fungieren, sei es als industrielles oder mer- kantiles. Aber das sine qua non dieser Funktion als Kapital ist, daá sie als Kapital verausgabt werden, das Geld also ausgelegt wird im Ankauf von Produktionsmitteln (beim industriellen Kapi- tal) oder von Ware (beim merkantilen Kapital). Aber um verausgabt zu werden, muá es da sein. Wenn A, der Eigner der 100 Pfd.St., sie entweder zu seiner Privatkonsumtion verausgabte oder sie als Schatz bei sich behielte, k”nnten sie von B, dem fungierenden Ka- pitalisten, nicht als Kapital verausgabt werden. Er verausgabt nicht sein Kapital, sondern das von A; aber er kann das Kapital von A nicht verausgaben ohne den Willen von A. In der Tat ist es also A, der ursprnglich die 100 Pfd.St. als Kapital verausgabt, obgleich sich auf diese Verausgabung der 100 Pfd.St. als Kapital seine ganze Funktion als Kapitalist beschr„nkt. Soweit diese 100 Pfd.St. in Betracht kommen, fungiert B nur als Kapitalist, weil A ihm die 100 Pfd.St. berl„át und sie daher als Kapital veraus- gabt. Betrachten wir zun„chst die eigentmliche Zirkulation des zinstragenden Kapitals. Es ist dann in zweiter Instanz zu unter- suchen die eigne Art, wie es als Ware verkauft wird, n„mlich ver- liehen statt ein fr allemal abgetreten. Der Ausgangspunkt ist das Geld, das A dem B vorschieát. Es kann dies mit oder ohne Unterpfand geschehn; die erstere Form ist je- doch die altertmlichere, mit Ausnahme der Vorschsse auf Waren oder auf Schuldpapiere wie Wechsel, Aktien etc. Diese besondren Formen gehn uns hier nichts an. Wir haben es hier mit dem zins- tragenden Kapital in seiner gew”hnlichen Form zu tun. In der Hand von B wird das Geld wirklich in Kapital verwandelt, macht die Bewegung G-W-G' durch und kehrt dann als G' zu A zu- rck, als G+ delta G, wo delta G den Zins vorstellt. Der Verein- fachung halber sehen wir hier einstweilen von dem Fall ab, wo das Kapital auf l„ngre Zeit in der Hand von B bleibt und die Zinsen terminsweise gezahlt werden. #353# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Die Bewegung ist also, G-G-W-G'-G'. Was hier verdoppelt erscheint, ist 1. die Verausgabung des Geldes als Kapital, 2. sein Rckfluá als realisiertes Kapital, als G' oder G + delta G. In der Bewegung des Handelskapitals G-W-G' wechselt dieselbe Ware zweimal oder, wenn Kaufmann an Kaufmann verkauft, mehrmal die H„nde; aber jeder solcher Stellenwechsel derselben Ware zeigt eine Metamorphose an, Kauf oder Verkauf der Ware, sooft sich auch dieser Prozeá bis zu ihrem definitiven Fall in die Konsumtion wiederholen mag. Andrerseits in W-G-W findet zwelmallger Stellenwechsel desselben Geldes statt, zeigt aber die vollst„ndige Metamorphose der Ware an, die erst in Geld und dann aus Geld wieder in eine andre Ware verwandelt wird. Dagegen bei dem zinstragenden Kapital ist der erste Stellenwechsel von G durchaus kein Moment, weder der Waren- metamorphose noch der Reproduktion des Kapitals. Dies wird es erst bei der zweiten Verausgabung, in der Hand des fungierenden Kapitalisten, der Handel darmt treibt oder es in produktives Ka- pital verwandelt. Der erste Stellenwechsel von G drckt hier nichts aus als seine šbertragung oder šbermachung von A an B; eine šbertragung, die unter gewissen juristischen Formen und Vor- behalten zu geschehn pflegt. Dieser doppelten Verausgabung des Geldes als Kapital wovon die erste bloáe šbertragung von A auf B ist, entspricht sein doppelter Rckfluá. Als G' oder G + delta G flieát es zurck aus der Bewegung an den fungierenden Kapitali- sten B. Dieser bertr„gt es dann wieder an A, aber zugleich mit einem Teil des Profits, als realisiertes Kapital, als G + delta G, wo delta G nicht gleich dem ganzen Profit, sondern nur ein Teil des Profits, der Zins ist. Zu B flieát es zurck nur als was er es ausgegeben hat, als fungierendes Kapital, aber als das Eigentum von A. Damit sein Rckfluá vollst„ndig sei, hat B es daher wieder an A zu bertragen. Auáer der Kapitalsumme aber hat B einen Teil des Profits, den er mit dieser Kapitalsumme gemacht hat, unter dem Namen Zins an A abzugeben, da dieser ihm das Geld nur gegeben hat als Kapital, d.h. als Wert, der sich nicht nur erh„lt in der Bewegung, sondern seinem Eigner einen Mehrwert schafft. Es bleibt in der Hand von B nur, solange es fungierendes Kapital ist. Und mit seinem Rckfluá - nach der abgemachten Frist - h”rt es auf, als Kapital zu fungieren. Als nicht l„nger fungierendes Kapital aber muá es wieder rckbertragen werden an A, der nicht aufge- h”rt, der juristische Eigentrner desselben zu sein. #354# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Die Form des Leihens, die dieser Ware, dem Kapital als Ware ei- gentmlich ist, brigens auch in andren Transaktionen vorkommt, statt der Form des Verkaufens, ergibt sich schon aus der Bestim- mung, daá Kapital hier als Ware auftritt oder daá Geld als Kapi- tal zur Ware wird. Man muá hier unterscheiden. Wir haben gesehn (Buch II, Kap. I) und rufen hier kurz ins Ged„chtnis zurck, daá das Kapital im Zirkulationsprozeá als Warenkapital und Geldkapital fungiert. Aber in beiden Formen wird das Kapital nicht als Kapital zur Ware. Sobald sich das produktive Kapital in Warenkapital verwandelt hat, muá es auf den Markt geworfen, als Ware verkauft werden. Hier fungiert es einfach als Ware. Der Kapitalist erscheint hier nur als Verk„ufer von Ware, wie der K„ufer als K„ufer von Ware. Als Ware muá das Produkt im Zirkulationsprozeá, durch seinen Ver- kauf, seinen Wert realisieren, seine verwandelte Gestalt als Geld annehmen. Es ist deswegen auch ganz gleichgltig, ob diese Ware von einem Konsumenten als Lebensmittel oder von einem Kapitali- sten als Produktionsmittel, als Kapitalbestandteil, gekauft wird. Im Zirkulationsakt fungiert das Warenkapital nur als Ware, nicht als Kapital. Es ist Warenkapital im Unterschied von einfacher Ware, 1. weil es bereits mit Mehrwert geschw„ngert ist, die Re- alisierung seines Werts also zugleich Realisierung von Mehrwert ist; dies „ndert aber nichts an seinem einfachen Dasein als Ware, als Produkt von bestimmtem Preis; 2. weil diese seine Funktion als Ware ein Moment seines Reproduktionsprozesses als Kapital ist und daher seine Bewegung als Ware, weil nur Tellbewegung seines Prozesses, zugleich seine Bewegung als Kapital ist; sie wird dies aber nicht durch den Akt des Verkaufens selbst, sondern nur durch den Zusammenhang dieses Akts mit der Gesamtbewegung dieser be- stimmten Wertsumme als Kapital. Ebenso als Geldkapital wirkt es in der Tat nur einfach als Geld, d.h. als Kaufmittel von Ware (den Produktionselementen). Daá dies Geld hier zugleich Geldkapital, eine Form des Kapitals ist, geht nicht hervor aus dem Akt des Kaufens, aus der wirklichen Funk- tion, die es hier als Geld verrichtet; sondern aus dem Zusammen- hang dieses Akts mit der Gesamtbewegung des Kapitals, indem die- ser Akt, den es als Geld verrichtet, den kapitalistischen Produk- tionsprozeá einleitet. Aber soweit sie wirklich fungieren, wirklich im Prozeá ihre Rolle spielen, wirkt hier Warenkapital nur als Ware, Geldkapital nur als Geld. In keinem einzelnen Moment der Metamorphose, fr sich betrachtet, verkauft der Kapitalist die Ware als Kapital an den K„ufer, obgleich sie fr ihn Kapital #355# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- vorstellt, oder ver„uáert er das Geld als Kapital an den Verk„u- fer. In beiden F„llen ver„uáert er die Ware einfach als Ware und das Geld einfach als Geld, als Kaufmittel von Ware. Es ist nur in dem Zusammenhang des ganzen Verlaufs, in dem Moment, wo der Aus- gangspunkt zugleich als Punkt der Rckkehr erscheint, in G-G' oder W'-W', daá das Kapital im Zirkulationsprozeá als Kapital auftritt (w„hrend es im Produktionsprozeá als Kapital auftritt durch die Unterordnung des Arbeiters unter den Kapitalisten und die Produktion des Mehrwerts). In diesem Moment der Rckkehr aber ist die Vermittlung verschwunden. Was da ist, ist G' oder G + delta G (ob die um A G vermehrte Wertsumme nun in der Form des Geldes oder der Ware oder der Produktionselernente existiere), eine Geldsumme gleich der ursprnglich vorgeschoánen Geldsumme plus einem šberschuá darber, dem realisierten Mehrwert. Und ge- rade in diesem Rckkehrpunkt, wo das Kapital als realisiertes Ka- pital, als verwerteter Wert existiert, in dieser Form - soweit er als Ruhepunkt fixiert wird, imagin„r oder wirklich - tritt das Kapital nie in Zirkulation, sondern erscheint vielmehr aus der Zirkulation zurckgezogen, als Resultat des ganzen Prozesses. So- bald es wieder verausgabt wird, wird es nie a l s K a p i t a l an einen dritten ver„uáert, sondern als einfache Ware an ihn ver- kauft oder ihm als einfaches Geld fr Ware hingegeben. Es er- scheint in seinem Zirkulationsprozeá nie als Kapital, sondern nur als Ware oder Geld, und dies ist hier sein einziges Dasein f r a n d r e. Ware und Geld sind hier nur Kapital, nicht soweit die Ware sich in Geld, das Geld sich in Ware verwandelt, nicht in ih- ren wirklichen Beziehungen zum K„ufer oder Verk„ufer, sondern bloá in ihren ideellen Beziehungen, entweder zum Kapitalisten selbst (subjektiv betrachtet) oder als Momente des Reproduktions- prozesses (objektiv betrachtet). Als Kapital existiert das Kapi- tal, in der wirklichen Bewegung, nicht im Zirkulationsprozeá, sondern nur im Produktionsprozeá, im Ausbeutungsprozeá der Ar- beitskraft. Anders aber verh„lt es sich mit dem zinstragenden Kapital, und grade dies bildet seinen spezifischen Charakter. Der Geldbesit- zer, der sein Geld als zinstragendes Kapital verwerten will, ver- „uáert es an einen dritten, wirft es in Zirkulation, macht es zur Ware als Kapital; nicht nur als Kapital fr ihn selbst, sondern auch fr andre; es ist nicht bloá Kapital fr den, der es ver„u- áert, sondern es wird dem dritten von vornherein als Kapital aus- geh„ndigt, als Wert, der den Gebrauchswert besitzt, Mehrwert, Profit zu schaffen; als ein Wert, der sich in der Bewegung for- terh„lt und zu seinem ursprnglichen Ausgeber, hier dem Geldbe- sitzer, nachdem er fungiert hat, zurckkehrt, also sich nur fr eine Zeitlang von ihm entfernt, aus dem Besitz #356# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- seines Eigentmers nur zeitweilig in den Besitz des fungierenden Kapitalisten tritt, also weder weggezahlt noch verkauft, sondern nur ausgeliehen wird; nur ent„uáert wird, unter der Bedingung, nach einer bestimmten Zeitfrist erstens zu seinem Ausgangspunkt zurckzukehren, zweitens aber als realisiertes Kapital zurckzu- kehren, so daá es seinen Gebrauchswert, Mehrwert zu produzieren, realisiert hat. Ware, die als Kapital verliehen wird, wird nach ihrer Beschaffen- heit als fixes ”der zirkulierendes Kapital verliehen. Das Geld kann in beiden Formen verliehen werden, als fixes Kapital z.B., wenn es in der Form der Leibrente zurckgezahlt wird, so daá mit dem Zins immer auch ein Stck Kap, tal zurckflieát. Gewisse Wa- ren k”nnen der Natur ihres Gebrauchswerts nach immer nur als fi- xes Kapital verliehen werden, wie H„user, Schiffe, Maschinen usw. Aber alles verliehene Kapital, welches immer seine Form und wie die Rckzahlung durch die Natur seines C-ebrauchswerts modifi- ziert sein mag, ist immer nur eine besondre Form des Geldkapi- tals. Denn was hier verliehen wird, ist immer eine bestimmte Geldsumme, und auf diese Summe wird denn auch der Zins berechnet. Ist das, was ausgeliehen wird, weder Geld noch zirkulierendes Ka- pital, so wird es auch zurckgezahlt in der Weise, wie fixes Ka- pital zurckflieát. Der Verleiher erh„lt periodisch Zins und einen Teil des verbrauchten Werts des fixen Kapitals selbst, ein Žquivalent fr den periodischen Verschleiá. Und am Ende der Frist kehrt der unverbrauchte Teil des verliehenen fixen Kapitals in natura zurck. Ist das verliehene Kapital zirkulierendes Kapital, so kehrt es ebenfalls dem Verleiher zurck in der Rckfluáweise des zirkulierenden Kapitals. Die Art des Rckflusses ist also je- desmal bestimmt durch die wirkliche Kreisbewegung des sich repro- duzierenden Kapitals und seiner besondren Arten. Aber fr das verliehene Kapital nimmt der Rckfluá die Form der Rckzahlung an, weil der Vorschuá, die Ent„uáerung desselben, die Form des Verleihens hat. In diesem Kapitel behandeln wir nur das eigentliche Geldkapital, wovon die andren Formen des verliehenen Kapitals abgeleitet sind. Das ausgeliehene Kapital flieát doppelt zurck; im Reproduktions- prozeá kehrt es zum fungierenden Kapitalisten zurck, und dann wiederholt sich die Rckkehr noch einmal als šbertragung auf den Verleiher, den Geldkapitalisten, als Rckzahlung an seinen wirk- lichen Eigentmer, seinen juristischen Ausgangspunkt. Im wirklichen Zirkulationsprozeá erscheint das Kapital immer nur als Ware oder Geld, und seine Bewegung l”st sich in eine Reihe von K„ufen und Verk„ufen auf. Kurz, der Zirkulationsprozeá l”st sich auf in die Metamorphose #357# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- der Ware. Anders, wenn wir das Ganze des Reproduktionsprozesses betrachte. Gehn wir vom Geld aus (und es sit dasselbe, wenn wir von der Ware ausgehn, da wir dann von ihrem Wert ausgehn, sie also selbst sub specie 1*)des Geldes betrachten), so ist eine Geldsumme ausgegeben und kehrt nach einer gewissen Periode mit einem Inkrement zurck. Der Ersatz fr die vorgeschoáne Geldsumme kehrt zurck plus einem Mehrwert. Sie hat sich erhalten und ver- mehrt im Durchlaufen einer gewissen Kreisbewegung. Nun wird aber das Geld, soweit es als Kapital verliehen wird, eben als diese sich erhaltende und sich vermehrende Geldsumme ausgeliehen, die nach einer gewissen Periode mit Zusatz zuirckkehrt und stets von neuem denselben Prozeá durchmachen kann. Es wird weder als Geld noch als Ware ausgegeben, also weder ausgetauscht gegen Ware, wenn es als Geld vorgeschossen wird, noch verkauft gegen Geld, wenn es als Ware vorgeschossen wird; sondern es wird ausgegeben als Kapital. Das Verh„ltnis zu sich selbst, als welches das Kapi- tal sich darstellt, wenn man den kapitalistischen Produktionspro- zeá als Ganzes und Einheit anschaut, und worin das Kapital als Geld heckendes Geld auftritt, wird hier ohne die vermittelnde Zwischenbewegung einfach als sein Charakter, als seine Bestimmt- heit ihm einverleibt. Und in dieser Bestimmtheit wird es ver„u- áert, wenn es als Geldkapital verliehen wird. Eine absonderliche Auffassung der Rolle des Geldkapitals ist die von Proudhon ("Gratuit‚ du Cr‚dit. Discussion entre M. F. Bastiat et M. Proudhon", Paris 1850). Leihen scheint Proudhon deswegen vom šbel, weil es nicht Verkaufen ist. Das auf Zins Leihen "est la facult‚ de vendre toujours de nouveau le mˆme objet, et d'en recevoir toujours de nouveau le prix sans jamais ceder la propri‚t‚ de ce qu'on vend". 2*) (p. 9.) [51] Der Gegenstand, Geld, Haus etc. wechselt nicht den Eigentmer, wie bei Kauf und Verkauf. Aber Proudhon sieht nicht, daá beim Weggeben des Geldes in Form von zinstragendem Kapital kein Žqui- valent dafr zurckerhalten ist. In jedem Akt des Kaufs und Ver- kaufs, soweit berhaupt Austauschprozesse stattfinden, wird al- lerdings das Objekt weggegeben. Das Eigentum des verkauften Ge- genstands tritt man immer ab. Aber man gibt nicht den Wert weg. Beim Verkauf wird die Ware weggegeben, aber nicht ihr Wert, der in der Form von Geld oder, was hier nur eine andre Form dafr, von Schuldschein oder Zahlungstitel zurckgegeben wird. Beim --- 1*) in der Cestalt - 2*) ist die F„higkeit, denselben Gegenstand stets von neuem zu verkaufen und dafr stets von neuem den Preis zu erhalten, ohne jemals das Eigentum an dem Gegenstand, den man verkauft, abzutreten." #358# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Kauf wird das Geld weggegeben, aber nicht sein Wert, der in der Form der Ware ersetzt wird. W„hrend des ganzen Reproduktionspro- zesses h„lt der industrielle Kapitalist denselben Wert in seiner Hand (abgesehn vom Mehrwert), nur in verschiednen Formen. Soweit Austausch, d.h. Austausch von Gegenst„nden stattfindet, findet kein Wertwechsel statt. Derselbe Kapitalist h„lt immer denselben Wert in der Hand. Soweit aber Mehrwert vom Kapitalisten produziert wird, findet kein Austausch statt; sobald Austausch stattfindet, steckt der Mehrwert bereits in den Waren. Sobald wir nicht die einzelnen Austauschakte betrachten, sondern den Gesamt- kreislauf des Kapitals, G-W-G', wird best„ndig eine bestimmte Wertsumme vorgeschossen und diese Wertsumme plus dem Mehrwert oder Profit aus der Zirkulation zurckgezogen. Die Vermittlung dieses Prozesses ist allerdings in den bloáen Austauschakten nicht sichtbar. Und es ist gerade dieser Prozeá von G als Kapi- tal, worauf der Zins des verleihenden Geldkapitalisten beruht, woraus er entspringt. "In der Tat", sagt Proudhon, der Hutmacher, der Hte verkauft... erh„lt dafr den Wert, nicht mehr und nicht weniger. Aber der verleihende Kapitalist... empf„ngt nicht nur sein Kapital unver- krzt zurck; er empf„ngt mehr als das Kapital, mehr als er in den Austausch wirft; er empf„ngt ber das Kapital hinaus einen Zins." (p. 69.) Der Hutmacher vertritt hier den produktiven Kapitalisten im Ge- gensatz zum verleihenden. Proudhon ist offenbar nicht hinter das Geheimnis gekommen, wie der produktive Kapitalist Ware zu ihrem Wert verkaufen kann (die Ausgleichung zu Produktionspreisen ist hier, fr seine Fassung, gleichgltig) und eben dadurch einen Profit empf„ngt ber das Kapital hinaus, das er in den Austausch wirft. Gesetzt, der Produktionspreis von 100 Hten sei = 115 Pfd.St., und dieser Produktionspreis sei zuf„llig gleich dem Wert der Hte, also das Kapital, das die Hte produziert, von gesell- schaftlicher Durchschnittszusammensetzung. Ist der Profit = 15%, so realisiert der Hutmacher einen Profit von 15 Pfd.St. dadurch, daá er die Waren zu ihrem Wert von 115 verkauft. Ihm kosten sie nur 100 Pfd.St. Hat er mit seinem eignen Kapital produziert, so steckt er den šberschuá von 15 Pfd.St. ganz in die Tasche; wenn mit geliehenem, hat er vielleicht 5 Pfd.St. davon abzugeben als Zins. Es „ndert dies nichts am Wert der Hte, sondern nur an der Verteilung des in diesem Wert schon steckenden Mehrwerts unter verschiedne Personen. Da also der Wert der Hte durch das Zins- zahlen nicht affiziert wird, so ist es Unsinn, wenn Proudhon sagt: "Da sich im Handel der Zins des Kapitals dem Lohn des Arbeiters hinzufgt, um den Preis der Ware zusammenzusetzen, so ist es un- umg„nglich, daá der Arbeiter das #359# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Produkt seiner eignen Arbeit zurckkaufen kann. Vivre en travail- lant ist ein Prinzip, unter der Herrschaft des Zinses, einen Wi- derspruch einschlieát." (p. 105.) 56 Wie wenig Proudhon die Natur des Kapitals verstanden hat, zeigt folgender Satz, worin er die Bewegung des Kapitals berhaupt als eine dem zinstragenden Kapital eigentmliche Bewegung beschreibt: "Comme, par l'accumulation des int‚rˆts, le capital-argent, d'‚change en ‚change, revient touiours … sa source, il s'ensuit que la relocation toujours faite par la mˆme main, profite tou- jours au mˆme personnage." 2*) [p. 154.] Was ist es nun, das ihm in der eigentmlichen Bewegung des zins- tragenden Kapitals r„tselhaft bleibt? Die Kategorien: Kaufen, Preis, Gegenst„nde abtreten, und die unvermittelte Form, worin hier der Mehrwert erscheint; kurz das Ph„nomen, daá hier Kapital als Kapital zur Ware geworden ist, daá daher das Verkaufen in Leihen, der Preis in einen Anteil am Profit sich verwandelt hat. Die Rckkehr des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt ist berhaupt die charakteristische Bewegung des Kapitals in seinem Gesamt- kreislauf. Dies zeichnet keineswegs nur das zinstragende Kapital aus. Was es auszeichnet, ist die „uáerliche, vom vermittelnden Kreislauf losgetrennte Form der Rckkehr. Der verleihende Kapita- list gibt sein Kapital weg, šbertr„gt es an den industriellen Ka- pitalisten, ohne ein Žquivalent zu erhalten. Sein Weggeben ist berhaupt kein Akt des wirklichen Kreislaufsprozesses des Kapi- tals, sondern leitet nur diesen, durch den industriellen Kapita- listen zu bewirkenden Kreislauf ein. Dieser erste Stellenwechsel des Geldes drckt keinen Akt der Metamorphose, weder Kauf noch Verkauf aus. Das Eigentum wird nicht abgetreten, weil kein Aus- tausch vorgeht, kein Žquivalent empfangen wird. Die Rckkehr des Geldes aus der Hand des industriellen --- 56) "Ein Haus", "Geld" etc. sollen daher, wenn's nach Proudhon geht, nicht als "Kapital" verliehen, sondern als "Ware... zum Kostpreis" (p. 43, 44) ver„uáert werden. Luther stand etwas h”her als Proudhon. Er wuáte schon, daá das Profitmachen unabh„ngig ist von der Form des Leihens oder Kaufens: Machen aus dem Kaufen auch einen Wucher. Aber das ist jetzt zu viel auf einen Bissen. Mssen jetzt das eine Stck, als vom Wucher im Leihen handeln, wenn wir dem haben gesteuret (nach dem jngsten Tage), so wollen wir dem Kaucher auch seinen Text wol lesen." (M. Luther, "An die Pfarr- herrn wider den Wucher zu predigen", Wittenberg 1540. [52] ----- 1*) Von eigener Arbeit leben - 2*) "Daraus, daá durch die Akkumu- lation der Zinsen das Geldkapital von Tausch zu Tausch stets zu seiner Quelle zurckkehrt, folgt, daá die Wiederverleihung, stets von derselben Hand vollzogen. immer derselben Person Gewinn bringt." #360# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Kapitalisten in die Hand des verleihenden erg„nzt bloá den ersten Akt des Weggebens des Kapitals. In Geldform vorgeschossen, kehrt das Kapital durch den Kreislaufsprozeá zum industriellen Kapita- listen wieder in Geldform zurck. Aber da das Kapital ihm nicht bei der Ausgabe geh”rte, kann es ihm nicht geh”ren bei der Rck- kehr. Der Durchgang durch den Reproduktionsprozeá kann unm”glich dies Kapital in sein Eigentum verwandeln. Er hat es also zurck- zuerstatten an den Verleiher. Die erste Verausgabung, die das Ka- pital aus der Hand des Verleihers in die des Anleihers bertr„gt, ist eine juristische Transaktion, die mit dem wirklichen Repro- duktionsprozeá des Kapitals nichts zu tun hat, ihn 1*) nur ein- leitet. Die Rckzahlung, die das zurckgefloáne Kapital wieder aus der Hand des Anleihers in die des Verleihers bertr„gt, ist eine zweite juristische Transaktion, die Erg„nzung der ersten; die eine leitet den wirklichen Prozeá ein, die andre ist ein nachtr„glicher Akt nach demselben. Ausgangspunkt und Rckkehr- punkt, Weggabe und Rckerstattung des verliehenen Kapitals er- scheinen also als willkrliche, durch juristische Transaktionen vermittelte Bewegungen, die vor und nach der wirklichen Bewegung des Kapitals vorgehn und mit ihr selbst nichts zu tun haben. Fr diese w„re es gleichgltig, wenn das Kapital von vornherein dem industriellen Kapitalisten geh”rte und als sein Eigentum daher nur zu ihm zurckfl”sse. Im ersten einleitenden Akt gibt der Verleiher sein Kapital an den Anleiher weg. Im zweiten nachtr„glichen und Schluáakt gibt der Anleiher das Kapital an den Verleiher zurck. Soweit nur die Transaktion zwischer beiden in Betracht kommt - und einstweilen abgesehn vom Zins -, soweit es sich also nur um die Bewegung des geliehenen Kapitals selbst zwischen Verleiher und Anleiher han- delt, umfassen diese beiden Akte (getrennt durch eine l„ngere oder krzere Zeit, worin die wirkliche Reproduktionsbewegung des Kapitals f„llt) das Ganze dieser Bewegung. Und diese Bewegung: Weggeben unter der Bedingung der Rckerstattung, ist berhaupt die Bewegung des Verleihens und Anleihens, dieser spezifischen Form der nur bedingungsweisen Ver„uáerung von Geld oder Ware. Die charakteristische Bewegung des Kapitals berhaupt, die Rck- kehr des Geldes zum Kapitalisten, die Rckkehr des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt, erh„lt im zinstragenden Kapital eine ganz „uáerliche, von der wirklichen Bewegung, deren Form sie ist, ge- trennte Gestalt. A gibt sein Geld weg, nicht als Geld, sondern als Kapital. Es geht hier keine Ver„nderung mit dem Kapital vor. Es wechselt nur die H„nde. Seine wirkliche Verwandlung --- 1*) 1. Auflage: sie #361# 21.Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- in Kapital vollzieht sich erst in der Hand von B. Aber fr A ist es Kapital geworden durch die bloáe Weggabe an B. Der wirkliche Rckfluá des Kapitals aus dem Produktions- und Zirkulationsprozeá findet nur statt fr B. Aber fr A findet der Rckfluá statt in derselben Form wie die Ver„uáerung. Es geht von der Hand von B wieder in die von A zurck. Weggeben, Verleihen von Geld fr eine gewisse Zeit und Rckempfang desselben mit Zins (Mehrwert) ist die ganze Form der Bewegung, die dem zinstragenden Kapital als solchem zukommt. Die wirkliche Bewegung des ausgeliehenen Geldes als Kapital ist eine Operation, die jenseits der Transaktionen zwischen Verleihern und Anleihern liegt. In diesen selbst ist diese Vermittlung ausgel”scht, nicht sichtbar, nicht unmittelbar einbegriffen. Als Ware eigner Art besitzt das Kapital auch eine eigentmliche Art der Ver„uáerung. Die Rckkehr drckt sich daher hier auch nicht aus als Konsequenz und Resultat einer bestimmten Reihe ”konomischer Vorg„nge, sondern als Folge einer speziellen juristischen Abmachung zwischen K„ufer und Verk„ufer. Die Zeit des Rckflusses h„ngt ab vom Verlauf des Reproduktionsprozesses; beim zinstragenden Kapital s c h e i n t seine Rckkehr als Ka- pital von der bloáen šbereinkunft zwischen Verleiher und Anleiher abzuh„ngen. So daá der Rckfluá des Kapitals mit Bezug auf diese Transaktion nicht mehr als durch den Produktionsprozeá bestimmtes Resultat erscheint, sondern so, als ob die Form des Geldes dem ausgeliehenen Kapital nie verlorengegangen w„re. Allerdings sind tats„chlich diese Transaktionen durch die wirklichen Rckflsse bestimmt. Aber dies erscheint nicht in der Transaktion selbst. Es ist auch in der Praxis keineswegs stets der Fall. Findet der wirkliche Rckfluá nicht rechtzeitig statt, so muá der Anleiher zusehn, aus welchen sonstigen Hilfsquellen er seinen Verpflich- tungen gegen den Verleiher nachkommt. Die bloáe F o r m des Ka- pitals - Geld, das als Summe A ausgegeben wird und als Summe A + 1/x A zurckkehrt, in einem gewissen Zeitraum, ohne irgendeine andre Vermittlung, auáer diesem zeitlichen Zwischenraum - ist nur die begriffslose Form der wirklichen Kapitalbewegung. In der wirklichen Bewegung des Kapitals ist die Rckkehr ein Mo- ment des Zirkulationsprozesses. Erst wird das Geld in Produkti- onsmittel ver wandelt; der Produktionsprozeá verwandelt es in Ware; durch den Verkauf der Ware wird es rckverwandelt in Geld und kehrt in dieser Form zurck in die Hand des Kapitalisten, der das Kapital zuerst in Geldform vorgeschossen hatte. Aber beim zinstragenden Kapital ist Rckkehr wie Weggabe bloá Resultat ei- ner juristischen Transaktion zwischen dem Eigentmer #362# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- des Kapitals und einer zweiten Person. Wir sehn nur Weggabe und Rckzahlung. Alles, was dazwischen vorgeht, ist ausgel”scht. Aber weil das Geld, als Kapital vorgeschossen, die Eigenschaft hat, zu seinem Vorschieáer, zu dem, der es als Kapital veraus- gabt, zurckzukehren, weil G-W-G' die immanente Form der Kapital- bewegung ist, grade deshalb kann der Geldbesitzer es als Kapital verleihen, als etwas, das die Eigenschaft besitzt, zu seinem Aus- gangspunkt zurckzukehren, sich in der Bewegung, die es durch- l„uft, als Wert zu erhalten und zu vermehren. Er gibt es als Ka- pital weg, weil, nachdem es als Kapital verwandt, es zurckflieát zu seinem Ausgangspunkt, also vom Anleiher nach einer gewissen Zeit zurckerstattet werden kann, eben weil es ihm selbst zurck- flieát. Die Verleihung von Geld als Kapital - seine Weggabe unter Bedin- gung der Rckerstattung nach gewisser Zeit - hat also zur Voraus- setzung, daá das Geld wirklich als Kapital verwandt wird, wirk- lich zurckflieát zu seinem Ausgangspunkt. Die wirkliche Kreis- laufsbewegung des Geldes als Kapital ist also Voraussetzung der juristischen Transaktion, wonach der Anleiher das Geld an den Verleiher zurckzugeben hat. Legt der Anleiher das Geld nicht als Kapital aus, so ist das seine Sache. Der Verleiher verleiht es als Kapital, und als solches hat es die Kapitalfunktionen durch- zumachen, welche den Kreislauf des Geldkapitals einschlieáen bis zu seinem Rckfluá, in Geldform, zu seinem Ausgangspunkt. Die Zirkulationsakte G-W und W-G', worin die Wertsumme als Geld oder als Ware fungiert, sind nur vermittelnde Prozesse, einzelne Momente ihrer Gesamtbewegung. Als Kapital macht sie die Totalbe- wegung G-G' durch. Sie wird als Geld oder Wertsumme in irgendei- ner Form vorgeschossen und kehrt als Wertsumme zurck. Der Ver- leiher des Geldes verausgabt es nicht im Kauf von Ware, oder wenn die Wertsumme in Ware existiert, verkauft er sie nicht gegen Geld, sondern schieát sie vor als Kapital, als G-G', als Wert, der in einem bestimmten Termin wieder zu seinem Ausgangspunkt zu- rckkehrt. Statt zu kaufen oder zu verkaufen, verleiht er. Dies Verleihen ist also die entsprechende Form, um es als Kapital zu ver„uáern, statt als Geld oder Ware. Woraus keineswegs folgt, daá Verleihen nicht auch Form sein kann fr Transaktionen, die mit dem kapitalistischen Reproduktionsprozeá nichts zu schaffen ha- ben. --- Bisher haben wir nur die Bewegung des verliehenen K a p i t a l s zwischen seinem Eigner und dem industriellen Ka- pitalisten betrachtet. Jetzt ist der Zins zu untersuchen. #363# 21. Kapitel - Das Eintragen Kapital ----- Der Verleher gibt sein Geld als Kapital aus; die Wertsumme, die er an einen andern ver„uáert, ist Kapital und flieát daher zu ihm zurck. Die bloáe Rckkehr zu ihm w„re aber nicht Rckfluá der verliehenen Wertsumme als Kapital, sondern bloáe Rckerstattung einer verliehenen Wertsumme. Um als Kapital zurckzuflieáen, muá die vorgeschoáne Wertsumme sich in der Bewegung nicht nur erhal- ten, sondern sich verwertet, ihre Wertgr”áe vermehrt haben, also mit einem Mehrwert, als G + delta G zurckkehren, und dieses delta G ist hier der Zins oder der Teil des Durchschnittsprofits, der nicht in der Hand des fungierenden Kapitalisten bleibt, son- dern dem Geldkapitalisten zuf„llt. Daá es als Kapital von ihm ver„uáert wird, heiát, daá es ihm als G + delta G zurckgegeben werden muá. Es ist nachher noch beson- ders die Form zu betrachten, wo in der Zwischenzeit Zins termin- weise zurckflieát, aber ohne das Kapital, dessen Rckzahlung erst am Ende einer l„ngem Periode erfolgt. Was gibt der Geldkapitalist dem Anleiher, dem industriellen Kapi- talisten? Was ver„uáert er in der Tat an ihn? Und nur der Akt der Ver„uáerung macht das Verleihen des Geldes zur Ver„uáerung des Geldes als Kapital, d.h. zur Ver„uáerung des Kapitals als Ware. Es ist nur durch den Vorgang dieser Ver„uáerung, daá das Kapital vom Geldverleiher als Ware oder daá die Ware, ber die er ver- fgt, an einen Dritten als Kapital weggegeben wird. Was wird beim gew”hnlichen Verkauf ver„uáert? Nicht der Wert der verkauften Ware, denn dieser „ndert nur die Form. Er existiert als Preis ideell in der Ware, bevor er reell in der Form von Geld in die Hand des Verk„ufers bergeht. Derselbe Wert und dieselbe Wertgr”áe wechseln hier nur die Form. Das eine Mal existieren sie in Warenform, das andre Mal in Geldform. Was wirklich vom Verk„u- fer ver„uáert wird und daher auch in die individuelle oder pro- duktive Konsurntion des K„ufers bergeht, ist der Gebrauchswert der Ware, die Ware als Gebrauchswert. Was ist nun der Gebrauchswert, den der Geldkapitalist fr die Zeit des Ausleihens ver„uáert und an den produktiven Kapitali- sten, den Borger, abtritt? Es ist der Gebrauchswert, den das Geld dadurch erh„lt, daá es in Kapital verwandelt werden, als Kapital fungieren kann, und daá es daher einen bestimmten Mehrwert, den Durchschnittsprofit (was darber oder darunter ist, erscheint hier zuf„llig) in seiner Bewegung erzeugt, auáerdem, daá es seine ursprngliche Wertgr”áe wahrt. Bei den brigen Waren wird in der letzten Hand der Gebrauchswert konsumiert, und „amit verschwindet die Substanz der Ware und mit ihr ihr Wert. Die Ware Kapital da- gegen #364# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- hat das Eigentmliche, daá durch die Konsumtion ihres Gebrauchs- werts hr Wert und ihr Gebrauchswert nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird. Diesen Gebrauchswert des Geldes als Kapital - die F„higkeit, den Durchschnittsprofit zu erzeugen - ver„uáert der Geldkapitalist an den industriellen Kapitalisten fr die Zeit, w„hrend deren er diesem die Verfgung ber das verliehne Kapital abtritt. Das so verliehene Geld hat insofern eine gewisse Analogie mit der Arbeitskraft in ihrer Stellung gegenber dem industriellen Kapi- talisten. Nur zahlt der letztte den Wert der Arbeitskraft, w„h- rend er den Wert des geliehenen Kapitals einfach zurckzahlt. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft fr den industriellen Kapitalisten ist: mehr Wert (den Profit) in ihrem Verbrauch zu erzeugen, als sie selbst besitzt und als sie kostet. Dieser šberschuá von Wert ist ihr Gebrauchswert fr den industriellen Kapitalisten. Und so erscheint ebenfalls der Gebrauchswert des geliehenen Geldkapitals als seine Wert setzende und vermehrende F„higkeit. Der Geldkapitalist ver„uáert in der Tat einen Gebrauchswert, und dadurch wird das, was er weggibt, als Ware weggegeben. Und soweit ist die Analogie mit der Ware als solcher vollst„ndig. Erstens ist es ein Wert, der aus einer Hand in die andre bergeht. Bei der einfachen Ware, der Ware als solcher, bleibt derselbe Wert in der Hand des K„ufers und Verk„ufers, nur in verschiedner Form; sie haben beide nach wie vor denselben Wert, den sie ver„uáerten, der eine in Warenform, der andre in Geldform. Der Unterschied ist, daá beim Verleihen der Geldkapitalist der einzige ist, der in dieser Transaktion Wert fortgibt; aber er bewahrt ihn durch die knftige Rckzahlung. Es wird beim Verleihen nur von einer Seite Wert empfangen, da nur von einer Seite Wert weggegeben wird. - Zweitens wird auf der einen Seite ein wirklicher Ge- brauchswert ver„uáert und auf der andren empfangen und ver- braucht. Aber im Unterschied zur gew”hnlichen Ware ist dieser Ge- brauchswert selbst Wert, n„mlich der šberschuá der Wertgr”áe, die durch den Gebrauch des Geldes als Kapital sich ergibt, ber seine ursprngliche Wertgr”áe. Der Profit ist dieser Gebrauchswert. Der Gebrauchswert des ausgeliehenen Geldes ist: als Kapital fun- gieren zu k”nnen und als solches unter durchschnittlichen Umst„n- den den Durchschnittsprofit zu produzierend 57) --- 57) Die Berechtigung zum Zinsnehmen h„ngt nicht davon ab, ob je- mand Profit macht oder nicht, sondern von seiner" (des Geborgten) "F„higkeit, Profit zu erzeugen, wenn es richtig angewandt wird." ("An Essay on the Governing Causes of the Natural Rate of Inter- est, wherein the sentiments of Sir W. Petty and Mr. Locke, on that head, are considered", London 1750. p. 49. Verfasser der anonymen Schrift: J. Massie.) #365# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Was zahlt nun der industrielle Kapitalist, und was ist daher der Preis des ausgeliehenen Kapitals? "That which men pay as interest for the use of what they botrow", ist nach Massie "a part of the profit it is capable of producing" 1*). 58) Was der K„ufer einer gew”hnlichen Ware kauft, ist ihr Gebrauchs- wert; was er zahlt, ist ihr Wert. Was der Borger des Geldes kauft, ist ebenfalls dessen Gebrauchswert als Kapital; aber was zahlt er? Sicher nicht, wie bei den andren Waren, ihren Preis oder Wert. Zwischen Verleiher und Borger geht nicht, wie zwischen K„ufer und Verk„ufer, ein Formwechsel des Werts vor, so daá die- ser Wert das eine Mal in der Form des Geldes, das andre Mal in der Form der Ware existiert. Die Dieselbigkeit des weggegebnen und des rckempfangnen Werts zeigt sich hier in ganz andrer Weise. Die Wertsumme, das Geld wird fortgegeben ohne Žquivalent und wird nach einer gewissen Zeit zurckgegeben. Der Verleiher bleibt immer Eigentmer desselben Werts, auch nachdem dieser aus seiner Hand in die des Borgers bergegangen ist. Beim einfachen Warenaustausch steht das Geld stets auf seiten des K„ufers; aber beim Verleihen steht das Geld auf seiten des Verk„ufers. Er ist es, der das Geld fr eine gewisse Zeit weggibt, und der K„ufer des Kapitals ist es, der es als Ware erh„lt. Dies ist aber nur m”glich, soweit das Geld als Kapital fungiert und daher vorge- schossen wird. Der Borger borgt das Geld als Kapital, als sich verwertenden Wert. Es ist aber nur erst Kapital an sich, wie je- des Kapital in seinem Ausgangspunkt, im Augenblick seines Vor- schusses. Erst durch seinen Gebrauch verwertet es sich, reali- siert es sich als Kapital. Aber als r e a l i s i e r t e s Ka- pital hat der Borger es zurckzuzahlen, also als Wert plus Mehr- wert (Zins); und der letztre kann nur ein Teil des von ihm reali- sierten Profits sein. Nur ein Teil, nicht das Ganze. Denn der Ge- brauchswert fr den Borger ist, daá es ihm Profit produziert. Sonst h„tte keine Ver„uáerung des Gebrauchswerts von seiten des Verleihers stattgefunden. Andrerseits kann nicht der ganze Profit dem Borger zufallen. Er zahlte sonst nichts fr die Ver„uáerung des Gebrauchswerts, und er g„be das vorgeschoáne Geld an den Ver- leiher nur als einfaches Geld zurck, nicht als Kapital, als re- alisiertes Kapital, denn realisiertes Kapital ist es nur als G + delta G. --- 58 "Die Reichen, statt ihr Geld selbst zu verwenden,... verleihen es an andere Leute, damit diese Profit machen und fr die Eigen- tmer einen Teil der so gemachten Profite vorbehalten." l.c.p. 23, 24.) ----- 1*) "Das, was man als Zins bezahlt fr den Gebrauch dessen, was man borgt", ist nach Massie "ein Teil des Profits, den es zu pro- duzieren f„hig ist." #366# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Beide geben dieselbe Geldsumme als Kapital aus, der Verleiher und der Borger. Aber nur in der Hand des letzteren fungiert sie als Kapital. Der Profit wird nicht verdoppelt durch das doppelte Da- sein derselben Geldsumme als Kapital fr zwei Personen. Es kann fr beide als Kapital nur fungieren durch Teilung des Profits. Der dem Verleiheir zufallende Teil heiát Zins. Die ganze Transaktion findet nach der Voraussetzung statt zwi- schen zwei Sorten Kapitalisten, dem Geldkapitalisten und dem in- dustriellen oder merkantilen Kapitalisten. Es muá nie vergessen werden, daá hier das Kapital als Kapital Ware ist oder daá die Ware, um die es sich hier handelt, Kapital ist. Die s„mtlichen Verh„ltnisse, die hier erscheinen, w„ren da- her irrationell vom Standpunkt der einfachen Ware aus, oder auch vom Standpunkt des Kapitals, soweit es in seinem Reproduktions- prozeá als Warenkapital fungiert. Verleihen und Borgen, statt des Verkaufens und Kaufens, ist hier ein aus der spezifischen Natur der Ware - des Kapitals - hervorgehender Unterschied. Ebenso daá das, was hier gezahlt wird, Zins ist, statt des Preises der Ware. Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen, so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im Widerspruch mit dem Begriff des Preises der Ware. 59) Der Preis ist hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reduziert, daá er eine bestimmte Geldsumme ist, die fr irgend etwas, was so oder so als Gebrauchswert figuriert, gezahlt wird; w„hrend seinem Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrckten Wert dieses Gebrauchswerts. Zins als Preis des Kapitals ist von vornherein ein durchaus irra- tioneller Ausdruck. Hier hat eine Ware einen doppelten Wert, ein- mal einen Wert, und dann einen von diesem Wert verschiednen Preis, w„hrend Preis der Geldausdruck des Wertes ist. Das Geldka- pital ist zun„chst nichts als eine Geldsumme oder der Wert einer bestimmten Warenmasse als Geldsumme fixiert. Wird Ware als Kapi- tal verliehen, so ist sie nur die verkleidete Form --- 59) "Der Ausdruck Wert (value) angewandt auf currency 1*) hat drei Bedeutungen... 2. currency actually in hand 2*), verglichen mit demselben Betrag von currency, er an einem sp„tem Tage ein- gehn wird. Dann ist ihr Wert gemessen durch den Zinsfuá, und der Zinsfuá bestimmt by the ratio between the amount of loanable ca- pital and the demand for it" 3*). (Oberst R. Torrens, On the Ope- ration of the Bank Charter Act of 1844 etc.", 2nd ed., 1847 [p. 5, 6].) ----- 1*) Zirkulationsmittel - 2*) unmittel verfgbare Zirkulationsmit- tel - 3*) durch das Verh„ltnis der Menge des verleihbaren Kapi- tals und der Nachfrage danach #367# 21. Kapitel. Das zinstragende Kapital ----- einer Geldsumme. Denn was als Kapital verliehen wird, sind nicht soundso viel Pfund Baumwolle, sondern so viel Geld, das in der Form Baumwolle als deren Wert existiert. Der Preis des Kapitals bezieht sich daher auf es als Geldsumme, wenn auch nicht als cur- rency, wie Herr Torrens meint (s. oben Note 59). Wie soll nun eine Wertsumme einen Preis haben auáer ihrem eignen Preis, auáer dem Preis, der in ihrer eignen Geldform ausgedruckt ist? Preis ist ja der Wert der Ware (und dies ist auch der Fall beim Markt- preis, dessen Unterschied vom Wert nicht qualitativ, sondern nur quantitativ ist, sich nur auf die Wertgr”áe bezieht) im Unter- schied von ihrem Gebrauchswert. Preis, der qualitativ verschieden vom Wert, ist ein absurder Widerspruch. 60) Das Kapital manifestiert sich als Kapital durch seine Verwertung; der Grad seiner Verwertung drckt den quantitativen Grad aus, worin es sich als Kapital realisiert. Der von ihm erzeugte Mehr- wert oder Profit - seine Rate oder H”he - ist nur meábar durch seine Vergleichung mit dem Wert des vorgeschoánen Kapitals. Die gr”áre oder geringre Verwertung des zinstragenden Kapitals ist daher auch nur meábar durch Vergleichung des Zinsbetrags, des ihm zufallenden Teils des Gesamtprofits, mit dem Wert des vorgeschoá- nen Kapitals. Wenn daher der Preis den Wert der Ware, so drckt der Zins die Verwertung des Geldkapitals aus und erscheint daher als der Preis, der dem Verleiher fr dasselbe gezahlt wird. Es ergibt sich hieraus, wie abgeschmackt es von vornherein ist, die einfachen Verh„ltnisse des durch Geld vermittelten Austausches, von Kauf und Verkauf, hierauf direkt anwenden zu wollen, wie Proudhon tut. Die Grundvoraussetzung ist eben, daá Geld als Kapi- tal fungiert und daher als Kapital an sich, als potentielles Ka- pital einer dritten Person šbermacht werden kann. Als Ware aber erscheint das Kapital selbst hier, soweit es auf dem Markt ausgeboten und wirklich der Gebrauchswert des Geldes als Kapital ver„uáert wird. Sein Gebrauchswert aber ist: Profit zu erzeugen. Der Wert des Geldes oder der Waren als Kapital ist nicht bestimmt durch ihren Wert als Geld oder Waren, sondern durch das Quantum Mehrwert, das sie fr ihren Besitzer produzie- ren. Das Produkt des Kapitals ist der Profit. Auf --- 60) "Der Doppelsinn des Ausdrucks Wert des Geldes oder des Zirku- lationsmittels, wenn er unterschiedslos angewandt wird, um sowohl Tauschwert der Waren wie auch Gebrauchswert des Kapitals zu be- zeichnen, ist eine st„ndige Quelle der Konfusion." (Tooke,. In- quiry into the Currency Principle", p. 77.) - Die Hauptkonfusion (die in der Sache selbst liegt), daá Wert als solcher (der Zins) zum Gebrauchswert des Kapitals wird, sieht Tooke nicht. #368# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Grundlage der kapitalistischen Produktion ist es nur verschiedne Anwendung des Geldes, ob es als Geld verausgabt oder als Kapital vorgeschossen wird. Geld, resp. Ware, ist an sich, potentiell Ka- pital, ganz wie die Arbeitskraft potentiell Kapital ist. Denn 1. kann das Geld in die Produktionselemente verwandelt werden und ist, wie es ist, bloá abstrakter Ausdruck derselben, ihr Dasein als Wert; 2. besitzen die stofflichen Elemente des Reichtums die Eigenschaft, potentiell schon Kapital zu sein, weil ihr sie er- g„nzender Gegensatz, das, was sie zu Kapital macht - die Lohnar- beit -, auf Basis der kapitalistischen Produktion vorhanden ist. Die gegens„tzliche gesellschaftliche Bestimmtheit des stofflichen Reichtums - sein Gegensatz zur Arbeit als Lohnarbeit - ist, ge- trennt vom Produktionsprozeá, schon im Kapitaleigentum als sol- chem ausgedrckt. Dies eine Moment nun, getrennt vom kapitalisti- schen Produktionsprozeá selbst, dessen stetes Resultat es ist und als dessen stetes Resultat es seine stete Voraussetzung ist, drckt sich darin aus, daá Geld, und ebenso Ware, an sich, la- tent, potentiell, Kapital sind, daá sie als Kapital verkauft wer- den k”nnen und daá sie in dieser Form Kommando ber fremde Arbeit sind, Anspruch auf Aneignung fremder Arbeit geben, daher sich verwertender Wert sind. Es tritt hier auch klar hervor, daá dies Verh„ltnis der Titel und das Mittel zur Aneignung fremder Arbeit ist und nicht irgendeine Arbeit als Gegenwert von Seite des Kapi- talisten. Als Ware erscheint das Kapital ferner, soweit die Teilung des Profits in Zins und eigentlichen Profit durch Nachfrage und Ange- bot, also durch die Konkurrenz, reguliert wird, ganz wie die Marktpreise der Waren. Der Unterschied tritt hier aber ebenso schlagend hervor wie die Analogie. Decken sich Nachfrage und An- gebot, so entspricht der Marktpreis der Ware ihrem Produktions- preis, d.h. ihr Preis erscheint dann geregelt durch die innern Gesetze der kapitalistischen Produktion, unabh„ngig von der Kon- kurrenz, da die Schwankungen von Nachfrage und Angebot nichts er- kl„ren als die Abweichungen der Marktpreise von den Produktions- preisen Abweichungen, die sich wechselseitig ausgleichen, so daá in gewissen l„ngem Perioden die Durchschnittsmarktpreise gleich den Produktionspreisen sind. Sobald sie sich decken, h”ren diese Kr„fte auf zu wirken, heben einander auf, und das allgemeine Ge- setz der Preisbestimmung tritt dann auch als Gesetz des einzelnen Falls hervor; der Marktpreis entspricht dann schon in seinem un- mittelbaren Dasein, und nicht nur als Durchschnitt der Bewegung der Marktpreise, dem Produktionspreis, der durch die immanenten Gesetze der Produktionsweise selbst geregelt ist. Ebens( beim Ar- beitslohn. Decken sich Nachfrage und Angebot, so hebt sich ihre #369# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Wirkung auf, und der Arbeitslohn ist gleich dem Wert der Arbeits- kraft. Anders aber mit dem Zins vom Geldkapital. Die Konkurrenz bestimmt hier nicht die Abweichungen vom Gesetz, sondern es exi- stiert kein Gesetz der Teilung auáer dem von der Konkurrenz dik- tierten, weil, wie wir noch weiter sehn werden, keine natrliche Rate des Zinsfuáes existiert. Unter der natrlichen Rate des Zinsfuáes versteht man vielmehr die durch die freie Konkurrenz festgesetzte Rate. Es gibt keine natrlichen Grenzen der Rate des Zinsfuáes. Wo die Konkurrenz nicht nur die Abweichungen und Schwankungen bestimmt, wo also beim Gleichgewicht ihrer gegenein- ander wirkenden Kr„fte berhaupt alle Bestimmung aufh”rt, ist das zu Bestimmende etwas an und fr sich Gesetzloses und Willkrli- ches. Weiteres hierber im n„chsten Kapitel. Beim zinstragenden Kapital erscheint alles „uáerlich: der Vor- schuá des Kapitals als bloáe šbertragung desselben vom Verleiher an den Borger; der Rckfluá des realisierten Kapitals als bloáe Rckbertragung, Rckzahlung, mit Zins, vom Borger an den Verlei- her. So auch die der kapitalistischen Produktionsweise immanente Bestimmung, daá die Profitrate bestimmt ist nicht nur durch das Verh„ltnis des in einem einzelnen Umschlag gemachten Profits zum vorgeschoánen Kapitalwert, sondern auch durch die L„nge dieser Umschlagszeit selbst, also als Profit, den das industrielle Kapi- tal in bestimmten Zeitr„umen abwirft. Auch dies erscheint beim zinstragenden Kapital ganz „uáerlich so, daá fr bestimmte Zeit- frist dem Verleiher bestimmter Zins gezahlt wird. Mit seiner gew”hnlichen Einsicht in den innern Zusammenhang der Dinge sagt der romantische Adam Mller ("Elemente der Staats- kunst", Berlin 1809, [Th. III,] S. 138): "Bei der Bestimmung des Preises der Dinge wird nicht nach der Zeit gefragt; fr die Bestimmung des Zinses kommt die Zeit haupt- s„chlich in Anschlag." Er sieht nicht, wie die Produktionszeit und die Umlaufszeit in die Bestimmung des Preises der Waren eingeht und wie gerade da- durch die Profitrate fr eine gegebne Umschlagszeit des Kapitals bestimmt ist, durch die Bestimmung des Profits fr eine gegebne Zeit aber eben die des Zinses. Sein Tiefsinn besteht hier wie im- mer nur darin, die Staubwolken der Oberfl„che zu sehn und dies Staubige anmaálich als etwas Geheimisvolles und Bedeutendes aus- zusprechen. #370# ----- ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL Teilung des Profits. Zinsfuá. "Natrliche" Rate des Zinsfuáes Der Gegenstand dieses Kapitels, sowie berhaupt alle sp„ter zu behandelnden Erscheinungen des Kredits, k”nnen hier nicht im ein- zelnen untersucht werden. Die Konkurrenz zwischen Verleihern und Borgern und die daher resultierenden krzern Schwankungen des Geldmarkts fallen auáerhalb des Bereichs unsrer Betrachtung. Der Kreislauf, den die Zinsrate w„hrend des industriellen Zyklus durchl„uft, unterstellt zu seiner Darstellung die Darstellung dieses Zyklus selbst, die ebenfalls hier nicht gegeben werden kann. Dasselbe gilt fr die gr”áere oder geringere, ann„hernde Ausgleichung des Zinsfuáes auf dem Weltmarkt. Wir haben es hier nur damit zu tun, die selbst„ndige Gestalt des zinstragenden Ka- pitals und die Verselbst„ndigung des Zinses gegen den Profit zu entwickeln. Da der Zins bloá ein Teil des Profits ist, der nach unsrer bishe- rigen Voraussetzung vom industriellen Kapitalisten an den Geldka- pitalisten zu zahlen ist, so erscheint als Maximalgrenze des Zin- ses der Profit selbst, wo der Teil, der dem fungierenden Kapita- listen zufiele, = 0 w„re. Abgesehn von einzelnen F„llen, wo der Zins tats„chlich gr”áer als der Profit sein, dann aber auch nicht aus dem Profit gezahlt werden kann, k”nnte man vielleicht als Ma- ximalgrenze des Zinses betrachten den ganzen Profit minus dem sp„ter unten zu entwickelnden Teil desselben, der in Aufsichts- lohn (wages of superintendence) aufl”sbar. Die Minimalgrenze des Zinses ist ganz und gar unbestimmbar. Er kann zu jeder beliebigen Tiefe fallen. Indessen treten dann immer wieder gegenwirkende Um- st„nde ein und heben ihn ber dies relative Minimum. "Das Verh„ltnis zwischen der Summe, bezahlt fr den Gebrauch ei- nes Kapitals, und diesem Kapital selbst, drckt die Rate des Zinsfuáes aus, gemessen in Geld." - "Die Zinsrate h„ngt ab 1. von der Profitrate; 2. von dem Verh„ltnis, worin der Gesamtprofit ge- teilt wird zwischen Verleiher und Borger." ("Economist" [53], 22. Januar 1853.) #371# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- "Da das, was man als Zins bezahlt, fr den Gebrauch dessen, was man borgt, ein Teil des Profits ist, den das Geborgte zu produ- zieren f„hig ist, so muá dieser Zins stets reguliert sein duch jenen Profit." (Massie, l.c.p. 49.) Wir wollen zuerst annehmen, es existiere ein fixes Verh„ltnis zwischen dem Gesamtprofit und dem Teil desselben, der als Zins an den Geldkapitalisten wegzuzahlen ist. Dann ist es klar, daá der Zins steigen oder fallen wird wie der Gesamtprofit, und dieser ist bestimmt durch die all gemeine Profitrate und ihre Schwankun- gen. W„re z.B. die Durchschnittsprofitrate = 20% und der Zins = 1/4 des Profits, so der Zinsfuá = 5%; wenn jene = 16%, so der Zins = 4%. Bei einer Profitrate von 20% k”nnte der Zins auf 8% steigen, und der industrielle Kapitalist wrde immer noch densel- ben Profit machen wie bei einer Profitrate = 16% und Zinsfuá = 4%, n„mlich 12%. Stiege der Zins nur auf 6 oder 7%, so wrde er immer noch einen gr”áern Teil des Profits behalten. W„re der Zins gleich einem konstanten Quotum des Durchschnittsprofits, so folgte, daá je h”her die allgemeine Profitrate, um so gr”áer die absolute Differenz zwischen dem Gesamtprofit und dem Zins, um so gr”áer also der Teil des Gesamtprofits, der dem fungierenden Ka- pitalisten zuf„llt, und umgekehrt. Gesetzt, der Zins sei 1/5 des Durchschnittsprofits. 1/5 von 10 ist 2; Differenz zwischen dem Gesamtprofit und dem Zins = 8. 1/5 von 20 ist = 4; Differenz = 20 - 4 = 16; 1/5 von 25 = 5; Differenz = 25 - 5 = 20; 1/5 von 30 = 6; Differenz = 30 - 6 = 24; 1/5 von 35 = 7; Differenz = 35 - 7 = 28. Die verschiednen Zinsraten von 4, 5, 6, 7% wrden hier immer nur 1/5 oder 20% vom Gesamtprofit ausdrcken. Sind also die Pro- fitraten verschieden, so k”nnen verschiedne Zinsraten dieselben aliquoten Teile des Gesamtprofits oder denselben Prozentanteil am Gesamtprofit ausdrucken. Bei solch konstantem Verh„ltnis des Zin- ses w„re der industrielle Profit (die Differenz zwischen dem Ge- samtprofit und dem Zins) um so gr”áer, je h”her die allgemeine Profitrate, und umgekehrt. Alle andern Umst„nde gleichgesetzt, d.h., das Verh„ltnis zwischen Zins und Gesamtprofit als mehr oder weniger konstant angenommen, wird der fungierende Kapitalist f„hig und willig sein, h”hern oder niedern Zins zu zahlen im direkten Verh„ltnis zur H”he der Profitrate. 61) Da man gesehn, daá die H”he der Profitrate im um- gekehrten Verh„ltnis steht zur Entwicklung der kapitalistischen Produktion, so folgt daher, daá der h”here oder niedre Zinsfuá in einem Lande in demselben umgekehrten Verh„ltnis zur --- 61) "Die natrliche Zinsrate wird reguliert durch die Profite der Unternehmungen der einzelnen." (Massie, l.c.p. 51.) #372# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- H”he der industriellen Entwicklung steht, soweit n„mlich die Ver- schiedenheit des Zinsfuáes wirklich Verschiedenheit der Profitra- ten ausdrckt. Man wird sp„ter sehn, daá dies keineswegs stets der Fall zu sein braucht. in diesem Sinn kann man sagen, daá der Zins reguliert wird durch den Profit, n„her durch die allgemeine Profitrate. Und diese Art seiner Regulierung gilt selbst fr sei- nen Durchschnitt. Jedenfalls ist die Durchschnittsrate des Profits als die endgl- tig bestimmende Maximalgrenze des Zinses zu betrachten. Den Umstand, daá der Zins auf den Durchschnittsprofit zu beziehn, werden wir gleich n„her betrachten. Wo ein gegebnes Ganze, wie der Profit, zwischen zweien zu teilen ist, kommt es natrlich zun„chst auf die Gr”áe des zu teilenden Ganzen an, und diese, die Gr”áe des Profits, ist bestimmt durch seine Durchschnittsrate. Die allgemeine Profitrate, also die Gr”áe des Profits fr ein Ka- pital von gegebner Gr”áe, sage = 100, als gegeben vorausgesetzt, stehn die Variationen des Zinses offenbar im umgekehrten Verh„lt- nis zu denen des Profitteils, der dem fungierenden, aber mit ge- borgtem Kapital arbeitenden Kapitalisten bleibt. Und die Um- st„nde, welche die Gr”áe des zu verteilenden Profits, des Wert- produkts unbezahlter Arbeit, bestimmen, sind sehr verschieden von denen, die seine Verteilung unter diese beiden Sorten Kapitali- sten bestimmen, und wirken oft nach ganz entgegengesetzten Sei- ten. 62) Wenn man die Umschlagszyklen betrachtet, worin sich die moderne Industrie bewegt - Zustand der Ruhe, wachsende Belebung, Prospe- rit„t, šberproduktion, Krach, Stagnation, Zustand der Ruhe etc., Zyklen, deren weitere Analyse auáerhalb unserer Betrachtung f„llt -, so wird man finden, daá meist niedriger Stand des Zinses den Perioden der Prosperit„t oder des Extraprofits entspricht, Stei- gen des Zinses der Scheide zwischen der Prosperit„t und ihrem Um- schlag, Maximum des Zinses bis zur „uáersten Wucherh”he aber der Krisis. 63) Vom Sommer 1843 an trat entschiedne --- 62) Hier findet sich folgende Bemerkung im Manuskript: "Aus dem Gang dieses Kapitels ergibt sich, daá es doch besser ist, bevor die Gesetze der Verteilung des Profits untersucht werden, zun„chst zu entwickeln, wie die quantitative Teilung eine quali- tative wird. Es ist, um den rgang vom vorigen Kapitel dazu zu ma- chen, nichts n”tig, als zun„chst den Zins als irgendeinen nicht n„her bestimmten Teil des Profits zu unterstellen." 63) In der ersten Periode, unmittelbar nach einer Zeit des Drucks, ist Geld reichlich ohne Spekulation, in der zweiten Peri- ode ist Geld reichlich und die Spekulation ppig; in der dritten Periode beginnt die Spekulation nachzulassen und Celd ist ge- sucht; in der vierten Periode ist Geld rar und der Druck tritt ein." (Gilbart, l.c., I, p. 149.) #373# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- Prosperit„t ein; der Zinsfuá, im Frhling 1842 noch 4 1/2 %, fiel im Frhling und Sommer 1843 auf 2% 64); im September selbst auf 1 1/2 % (Gilbart, ["A practical treatise on banking", 5. Ausg., London 1849], I, p. 166); dann w„hrend der Krise 1847 stieg er auf 8% und mehr. Allerdings kann andrerseits niedriger Zins mit Stockung, und m„- áig Steigender Zins mit wachsender Belebung zusammengehn. Der Zinsfuá erreicht seine „uáerste H”he w„hrend der Krisen, wo geborgt werden muá, um zu zahlen, was es auch koste. Es ist dies zugleich, da dem Steigen des Zinses ein Fallen im Preise der Wertpapiere entspricht, eine sehr artige Gelegenheit fr Leute mit disponiblem Geldkapital, um sich zu Spottpreisen solcher zinstragenden Papiere zu bem„chtigen, die, im regelm„áigen Ver- lauf der Dinge, mindestens ihren Durchschnittspreis wieder errei- chen mssen, sobald der Zinsfuá wieder f„llt. 65) Es existiert aber auch eine Tendenz zum Fallen des Zinsfuáes, ganz unabh„ngig von den Schwankungen der Profitrate. Und zwar aus zwei Hauptursachen: I. "Unterstellen wir selbst, Kapital wrde nie anders aufgenommen als fr produktive Anlagen, so ist es dennoch m”glich, daá der Zinsfuá wechselt ohne irgendwelchen Wechsel in der Rate des Brut- toprofits. Denn, wie ein Volk fortschreitet in der Entwicklung des Reichtums, entsteht und w„chst immer mehr eine Klasse von Leuten, die durch die Arbeiten ihrer Vorfahren sich im Besitz von Fonds befinden, von deren bloáem Zins sie leben k”nnen. Viele, auch die in der Jugend und Mannheit aktiv im Gesch„ft beteiligt, ziehn sich zurck, um im Alter ruhig vom Zins der akkumulierten Summen zu leben. Diese beiden Klassen haben eine Tendenz, mit dem wachsenden Reichtum des Landes sich zu vermehren; denn die, die schon mit einem mittelm„áigen Kapital anfangen, bringen es leich- ter zu einem unabh„ngigen Verm”gen, als die mit wenigem anfangen. In alten und reichen L„ndern macht daher der Teil des Nationpi- tals, dessen Eigentmer ihn nicht selbst anwenden wollen, --- 64) Tooke erkl„rt dies "durch die Akkumulation von Surpluskapi- tal, einer notwendigen Begleiterscheinung des Mangels profitabler Anlage in vorhergehenden Jahren, durch Inumlaufsetzen von Sch„t- zen und durch die Wiederbelebung des Vertrauens auf die Entwick- lung des Gesch„fts". ("History of Prices from 1839 to 1847", Lon- don 1848, p. 54.) 65) "Einem alten Kunden eines Bankiers wurde die Beleihung eines Papiers in H”he von 200 000 Pfd.St. verweigert; im Begriff wegzu- gehen, um seine Zahlungseinstellung bekanntzumachen, wurde ihm gesagt, daá keine Notwendigkeit zu diesem Schritt vorliege, unter den gegebenen Umst„nden wrde der Bankier das Wertpapier zu 150 000 Pfd.St. kaufen. - ([H. Roy,] "The Theory of the Exchan- ges. The Bank Charter Act of 184 etc.", London 1864, p. 80.) #374# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- ein gr”áeres Verh„ltnis aus zum gesamten produktiven Kapital der Gesellschaft als in neu angebauten und armen L„ndern. Wie zahl- reich ist nicht die Klasse der Rentier, in England! Im Verh„ltnis wie die Klasse der Rentiers w„chst, w„chst auch die der Kapital- verleiher, denn sie sind beides dieselben." (Ramsay. "Essay on the Distribution of Wealth", p. 201, 202.) II. Die Entwicklung des Kreditsystems und die damit best„ndig wachsende, durch die Bankiers vermittelte, Verfgung der Indu- striellen und Kaufleute ber alle Geldersparnisse aller Klassen der Gesellschaft und die fortschreitende Konzentration dieser Er- sparnisse zu den Massen, worin sie als Geldkapital wirken k”nnen, muá ebenfalls auf den Zinsfuá drcken. Mehr hierber sp„ter. Mit Bezug auf Bestimmung der Zinsrate sagt Ramsay, daá sie "abh„ngt zum Teil von der Rate des Bruttoprofits, zum Teil von der Proportion, worin dieser geteilt wird in Zins und Unterneh- mergewinn (Profits of enterprise). Diese Proportion h„ngt ab von der Konkurrenz zwischen Verleihern und Borgern von Kapital, diese Konkurrenz wird beeinfluát, aber nicht ausschlieálich reguliert durch die voraussichtliche Rate des Bruttoprofits. 66) Die Kon- kurrenz wird nicht ausschlieálich hierdurch reguliert, weil auf der einen Seite viele borgen, ohne irgendwelche Absicht produkti- ver Anlage, und weil andterseits die Gr”áe des gesamten leihbaren Kapitals wechselt mit dem Reichtum des Landes, unabh„ngig von ir- gendwelchem Wechsel im Bruttoprofit." (Ramsay, l.c.p. 206, 207.) Um die Durchschnittsrate des Zinses zu finden, ist 1. der Durch- schnitt des Zinsfuáes w„hrend seiner Variationen in den groáen industriellen Zyklen zu berechnen; 2. der Zinsfuá in solchen An- lagen,wo Kapital fr l„ngere Zeit ausgeliehen wird. Die in einem Lande herrschende Durchschnittstate des Zinses - im Unterschied von den best„ndig schwankenden Marktraten - ist durchaus durch kein Gesetz bestimmbar. Es gibt in dieser Art keine natrliche Rate des Zinses in dem Sinn, wie die ™konomen von einer natrlichen Profitrate und einer natrlichen Rate des Arbeitslohns sprechen. Schon Massie bemerkt hier mit vollem Recht (p. 49): "The only thing which any man can be in deubt about on this occa- sion, is, what proportion of these profits do of right belong to the borrower, and what to the lender; --- 66) Da der Zinsfuá im ganzen bestimmt ist durch die Durch- schnittsprofitrate, kann sehr oft auáerordentlicher Schwindel mit niedrigem Zinsfuá verbunden sein. Z.B. beim Eisenbahnschwindel im Sommer 1844. Der Zinsfuá der Bank von England wurde erst auf 3% erh”ht 16. Oktober 1844. #375# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- and this there is no other method of determining than by the opi- nions of borrowers and lenders in general; for right and wrong, in this respect, are only what common consent rnakes so." 1*) Das Decken der Nachfrage und Zufuhr - die Durchschnittsprofitrate als gegeben vorausgesetzt - heiát hier durchaus nichts. Wo sonst zu dieser Formel Zuflucht genommen wird (und dies ist dann auch praktisch richtig), dient sie als eine Formel, um die von der Konkurrenz unabh„ngige und vielmehr sie bestimmende Grundregel (die regulierenden Grenzen oder die begrenzenden Gr”áen) zu fin- den; namentlich als eine Formel fr die in der Praxis der Konkur- renz, in ihren Erscheinungen und den daraus sich entwickelnden Vorstellungen Befangnen, um zu einer, wenn auch selbst wieder oberfl„chlichen Vorstellung eines innerhalb der Konkurrenz sich darstellenden innern Zusammenhangs der ”konomischen Verh„ltnisse zu gelangen. Es ist eine Methode, um von den die Konkurrenz be- gleitenden Variationen zu den Grenzen dieser Variationen zu kom- men. Dies ist nicht der Fall bei dem Durchschnittszinsfuá. Es ist durchaus kein Grund vorhanden, warum die mittleren Konkurrenzver- h„ltnisse, das Gleichgewicht zwischen Ausleiher und Anleiher, dem Ausleiher einen Zinsfuá von 3, 4, 5%, etc. auf sein Kapital oder aber einen bestimmten Prozentanteil, 20% oder 50% vom Bruttopro- fit, geben sollten. Wo hier die Konkurrenz als solche entschei- det, ist die Bestimmung an und fr sich zuf„llig, rein empirisch, und nur Pedanterie oder Phantasterei kann diese Zuf„lligkeit als etwas Notwendiges entwickeln wollen. 67) Nichts ist amsanter in den Parlaments- --- 67) So macht z.B. J. G. Opdyke: "A Treatise on Pol. Econ.", New York 1851, einen h”chst miálungenen Versuch, die Allgemeinheit des Zinsfuáes von 5% aus ewigen Gesetzen zu erkl„ren. Ungleich naiver Herr Karl Arnd in: "Die naturgem„áe Volkswirthschaft ge- genber dem Monopoliengeist und dem Kommunismus etc.", Hanau 1845. Hier steht zu lesen: "In dem natrlichen Gange der Gterer- zeugung gibt es nur eine Erscheinung, welche - in ganz angebauten L„ndern - den Zinsfuá einigermaáen zu regulieren bestimmt scheint; es ist dies das Verh„ltnis, in welchem die Holzmassen der europ„ischen W„lder durch ihren j„hrlichen Nachwuchs zuneh- men. Dieser folgt, ganz unabh„ngig von ihrem Tauschwert" (wie ko- misch von den Nachwuchs B„umen, ihren Nachwuchs unabh„ngig von ihrem Tauschwert einzurichten!) "in dem Verh„ltnisse 3 bis 4 zu 100. Hernach w„re also" (da der Nachwuchs der B„ume n„mlich ----- 1*) Das einzige, worber hier jemand im Zweifel sein kann, ist, welcher Anteil an diesem Profit von Rechts wegen dem Borger und welcher dem Verleiher zukommt; und es gibt keine andere Methode, dies zu bestimmen, als durch die Meinungen der „rger und Verlei- her im allgemeinen; denn Recht oder Unrecht ist in dieser Hin- sicht nur, was die allgeeinem Zustimmung dazu macht." #376# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- berichten von 1857 und 1858 ber die Bankgesetzgebung und die Handelskrise, als Direktoren der Bank von England, Londoner Ban- kiers, Provinzial-Bankiers und professionelle Theoretiker hin und her schwatzen zu h”ren ber die "real rate produced" 1*), ohne daá sie es je weiter br„chten als zu Gemeinpl„tzen, wie z.B., daá der Preis, der von verleihbarern Kapital bezahlt wird, mit dem Angebot dieses Kapitals wechseln drfte", daá hohe Zinsrate und niedrige Profitrate auf die Dauer nicht nebeneinander bestehn k”nnen und andre solche Plattheiten. 68) Gewohnheit, gesetzliche Tradition etc. haben ebensosehr, wie die Konkurrenz selbst, zu tun mit der Bestimmung des mittlern Zinsfuáes, soweit dieser nicht nur als Durchschnittszahl, sondern als faktische Gr”áe exi- stiert. Ein mittlerer Zinsfuá muá schon in vielen Rechtsstreitig- keiten, wo Zinsen zu berechnen, als legal angenommen werden. Fragt man nun weiter, warum die Grenzen des mittlern Zinsfuáes nicht aus allgemeinen Gesetzen abzuleiten sind, so liegt die Ant- wort einfach in der Natur des Zinses. Er ist bloá ein Teil des Durchschnittsprofits. Dasselbe Kapital erscheint in doppelter Be- stimmung, als leihbares Kapital in der Hand des Verleihers, als industrielles oder kommerzielles Kapital in den H„nden des fun- gierenden Kapitalisten. Aber es fungiert nur einmal und produ- ziert selbst den Profit nur einmal. Im Produktionsprozeá selbst spielt der Charakter des Kapitals als verleihbares keine Rolle. Wie sich die beiden Personen darin teilen, die Ansprche auf die- sen Profit haben, ist an und fr sich eine ebenso rein empiri- sche, dem Reich des Zuf„lligen angeh”rige Tatsache wie die Tei- lung der Prozentanteile des gemeinschaftlichen Profits eines Kom- paniegesch„fts unter die verschiednen Teilhaber. Bei der Teilung zwischen Mehrwert und Arbeitslohn, --- von ihrem Tauschwert ganz unabh„ngig ist, sosehr ihr Tauschwert von ihrem Nachwuchs abh„ngen mag) "ein Herabsinken unter den Stand, welchen er" (der Zinsfuá) "gegenw„rtig in den reichsten L„ndern hat, nicht zu erwarten." (p. 124, 125.) - Dies verdient, der "waldursprngliche Zinsfuá" genannt zu werden, und sein Ent- decker macht sich im selben Werk noch weiter um "unsere Wissen- schaft" verdient als "Philosoph der Hundesteuer" [p. 420, 421.] 68) Die Bank von England erh”ht und senkt die Rate ihres Diskon- tos, obgleich natrlich immer mit Bercksichtigung der im offnen Markt herrschenden Rate, nach dem Zufluá und Abfluá des Goldes. Dadurch ist das Spekulieren im Wechseldiskont durch Vorwegnahme der Ver„nderungen der Bankrate jetzt zum halben Gesch„ft der groáen H„upter des Geldzentrums geworden" - d.h. des Londoner GeIdmarkts. ([H. Roy,] "The Theory of the Exchanges etc.", p. 113.) ----- 1*) "tats„chlich hervorgebrachte Zinsrate" #377# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- worauf die Bestimmung der Profitrate wesentlich beruht, wirken zwei ganz verschiedne Elemente, Arbeitskraft und Kapital, bestim- mend ein; es sind Funktionen zweier unabh„ngigen Variablen, die sich gegenseitig Grenzen setzen; und aus ihrem q u a l i t a t i v e n U n t e r s c h i e d geht die q u a n t i t a t i v e T e i l u n g des produzierten Werts hervor. Man wird sp„ter sehn, daá dasselbe stattfindet bei der Teilung des Mehrwerts zwischen Rente und Profit. Bei dem Zins findet nichts Derartiges statt. Hier geht die q u a l i t a t i v e U n t e r s c h e i d u n g, wie wir gleich sehn werden, umgekehrt aus der rein q u a n t i t a t i v e n T e i l u n g desselben Stcks des Mehrwerts hervor. Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich, daá es keine "natrliche" Zinsrate gibt. Wenn aber auf der einen Seite im Ge- gensatz zur allgemeinen Profitrate der mittlere Zinsfuá oder die Durchschnittsrate des Zinses, im Unterschied von den best„ndig schwankenden Marktraten des Zinses, in seinen Grenzen durch kein allgemeines Gesetz feststellbar ist, weil es sich nur um Teilung des Bruttoprofits zwischen zwei Besitzern des Kapitals, unter verschiednen Titeln, handelt, erscheint umgekehrt der Zinsfuá, sei es der mittlere, sei es die jedesmalige Marktrate, ganz an- ders als eine gleichm„áige, bestimmte und handgreifliche Gr”áe als dies bei der allgemeinen Profitrate der Fall ist. 69) Der Zinsfuá verh„lt sich zur Profitrate „hnlich wie der Markt- preis der Ware zu ihrem Wert. Soweit der Zinsfuá durch die Pro- fitrate bestimmt ist, ist es stets durch die allgemeine Pro- fitrate, nicht durch die spezifischen Profitraten, die in beson- dern Industriezweigen herrschen m”gen, und noch weniger durch den Extraprofit, den der einzelne Kapitalist in einer besondren Ge- sch„ftssph„re machen mag." 70) Die allgemeine Profitrate er --- 69) "Der Preis der Waren schwankt best„ndig; sie sind alle fr verschiedne Arten von Gebrauch bestimmt, das Geld dient fr jeden Zweck. Die Waren, selbst derselben Art, unterscheiden sich nach der Gte, das bare Geld ist immer vom selben Wert oder soll es doch sein. Daher kommt es, daá der Preis des Geldes, den wir mit dem Wort Zins bezeichnen, eine gr”áre Festigkeit und Gleichm„áig- keit besitzt als der jeder andern Sache." (J. Steuart, "Principles of Pol. Econ.", Franz. šbers., 1789, IV, p. 27.) 70) "Diese Regel der Teilung des Profits ist jedoch nicht anzu- wenden auf jeden Verleiher und Borger im einzelnen, sondern auf Verleiher und Borger im allgemeinen... Bemerkenswert groáe oder kleine Gewinne sind das Entgelt der Geschicklichkeit oder des Mangels an Cesch„ftskenntnis, womit die Verleiher berhaupt nichts zu tun haben; denn da sie durch diesen nicht Schaden lei- den, brauchen sie aus jener nicht Vorteil zu ziehen. Was von ein- zelnen Leuten in demselben Gesch„ft gesagt, ist auch auf ver- schiedene Arten des Gesch„fts anwendbar; weryn die in irgendeinem Gesch„ftszweig t„tigen Kaufleute und Gewerbetreibenden durch das von ihnen geborgte Geld #378# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- scheint daher in der Tat als empirisches, gegebnes Faktum wieder in der Durchschnittszinsrate, obgleich die letztre kein reiner oder zuverl„ssiger Ausdruck der erstern. Es ist zwar richtig, daá die Zinsrate selbst, je nach den Klassen der von den Borgern gegebnen Sicherheiten und nach der Zeitdauer der Anleihe best„ndig verschieden ist; aber fr jede dieser Klas- sen ist sie in einern gegebnen Moment uniform. Dieser Unterschied beeintr„chtigt also nicht die fixe und uniforme Gestalt des Zins- fuáes. 71) Der mittlere Zinsfuá erscheint in jedem Lande fr l„ngre Epochen als konstante Gr”áe, weil die allgemeine Profitrate - trotz des best„ndigen Wechsels der besondren Profittaten, wo aber der Wech- sel in einer Sph„re durch entgegengesetzten in der andern sich ausgleicht - nur in l„ngern Epochen wechselt. Und ihre relative Konstanz erscheint eben in diesem mehr oder minder konstanten Charakter des mittlern Zinsfuáes (average rate or common rate of interest). Was aber die best„ndig fluktuierende Marktrate des Zinses be- trifft, so ist sie in jedem Moment als fixe Gr”áe gegeben, wie der Marktpreis der Waren, weil auf dem Geldmarkt best„ndig alles leihbare Kapital als --- mehr verdienen als den gew”hnlichen Profit, der von anderen Kauf- leuten und Gewerbetreibenden desselben Undes gemacht wird, so ge- h”rt der Extragewinn ihnen, obwohl nur gew”hnliche Geschicklich- keit und Gesch„ftskenntnis n”tig war, um ihn zu machen; und er geh”rt nicht dem Verleiher, der sie mit Geld versorgt hat... denn die Verleiher wrden ihr Geld zum Betreiben irgendeines Ge- sch„ftszweigs nicht zu Bedingungen verliehen haben, die eine Zah- lung unter der allgemeinen Zinsrate zulassen; daher aber brauchen sie auch nicht mehr als diese zu erhalten, welcher Vorteil immer aus ihrem Geld gezogen wurde." (Massie, l.c. p. 50, 51.) 71) Bankrate 5 Prozent Marktrate, 60-Tage-Wechsel 3 5/8 Prozent dito, 3-Monats-Wechsel 3 1/2 Prozent dito, 6-Monats-Wechsel 3 5/16 Prozent Darlehen an Wechselmakler, t„glich kndbar 1-2 Prozent dito, fr eine Woche 3 Prozent Letzte Rate fr 14 Tage, Darlehen an Effektenmakler 4 3/4 - 5 Prozent Depositenzinsen (Banken) 3 1/2 Prozent dito, (Diskonth„user) 3 - 3 1/4 Prozent Wie groá dieser Unterschied an einem und demselben Tage sein kann, beweist obige Aufstellung der Zinsrate des Londoner Geld- markts am 9. Dez. 1889, aus dem City-Artikel der "Daily News" [54] vom 10. Dez. Das Minimum ist 1%, das Maximum 5%. [F. E.] #379# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- Gesamtmasse dem fungierenden Kapital gegenbersteht, also das Verh„ltnis des Angebots von leihbarern Kapital auf der einen Seite, die Nachfrage darnach auf der andern den jedesmaligen Marktstand des Zinses entscheidet. Dies ist um so mehr der Fall, je mehr die Entwicklung und damit verbundne Konzentration des Kreditwesens dem leihbaren Kapital einen allgemein gesellschaft- lichen Charakter gibt und es auf einmal, gleichzeitig, auf den Geldmarkt wirft. Dagegen existiert die allgemeine Profitrate be- st„ndig nur als Tendenz, als Bewegung der Ausgleichung der beson- dren Profitraten. Die Konkurrenz der Kapitalisten - die selbst diese Bewegung der Ausgleichung ist - besteht hier darin, daá sie den Sph„ren, wo dier Profit auf l„ngre Zeit unter dem Durch- schnitt, allm„hlich Kapital entziehn und den Sph„ren, wo er dar- ber, ebenso allm„hlich Kapital zufhren; oder auch, daá sich Zu- satzkapital nach und nach in verschiednen Proportionen zwischen diese Sph„ren verteilt. Es ist best„ndige Variation der Zufuhr und der Entziehung von Kapital, diesen verschiednen Sph„ren ge- genber, nie gleichzeitige Massenwirkung wie bei der Bestimmung des Zinsfuáes. Man hat gesehn, daá, obgleich eine von der Ware absolut ver- schiedne Kategorie, das zinstragende Kapital, zur Ware sui gene- ris und deshalb der Zins sein Preis wird, der, wie bei der ge- w”hnlichen Ware ihr Marktpreis, jedesmal durch Nachfrage und An- gebot fixiert wird. Die Marktrate des Zinses, obgleich best„ndig schwankend, erscheint daher in jedem gegebnen Moment ebenso be- st„ndig fixiert und uniform wie der jedesmalige Marktpreis der Ware. Die Geldkapitalisten fhren diese Ware zu, und die fungie- renden Kapitalisten kaufen sie, bilden die Nachfrage dafr. Dies findet bei der Ausgleichung zur allgemeinen Profitrate nicht statt. Stehn die Preise der Waren in einer Sph„re unter oder ber dem Produktionspreis (wobei von den, jedem Gesch„ft eignen und mit den verschiednen Phasen des industriellen Zyklus zusammenh„n- genden Schwankungen abgesehn wird), so findet Ausgleichung statt durch Erweiterung oder Einengung der Produktion, d.h. Ausdehnung oder Verkrzung der von den industriellen Kapitalen auf den Markt geworfenen Warenmassen, vermittelt durch Einoder Auswanderung von Kapital mit Bezug auf die besondren ProduktionsSph„ren. Durch die so herbeigefhrte Ausgleichung der durchschnittlichen Marktpreise der Waren zu Produktionspreisen ist es, daá die Abweichungen der besondren Profitraten von der allgemeinen oder Durchschnittspro- fitrate korrigiert werden. Dieser Prozeá erscheint nie so und kann nie so erscheinen, daá das industrielle oder merkantile Ka- pital a l s s o l c h e s Ware gegenber einem K„ufer ist, wie das zinstragende Kapital. Soweit er erscheint, erscheint er nur in den Schwankungen und Ausgleichungen der #380# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Marktpreise der Waren zu Produktionspreisen; nicht als direkte Festsetzung des Durchschnittsprofits. Die allgemeine Profitrate ist in der Tat bestimmt 1. durch den Mehrwert, den das Gesamtka- pital produziert, 2. durch das Verh„ltnis dieses Mehrwerts zum Wert des Gesamtkapitals, und 3. durch die Konkurrenz, aber nur soweit, als diese die Bewegung ist, wodurch die in besondren Pro- duktionssph„ren angelegten Kapitale gleiche Dividenden aus diesem Mehrwert, im Verh„ltnis zu ihren relativen Gr”áen zu ziehn su- chen. Die allgemeine Profitrate sch”pft also in der Tat ihre Be- stimmung aus ganz andren und viel komplizierteren Grnden, als die durch das Verh„ltnis von Nachfrage und Angebot direkt und un- mittelbar bestimmte Marktrate des Zinses, und ist daher kein handgreifliches und gegebnes Faktum in der Art, wie es der Zins- fuá ist. Die besondren Profitraten in den verschiednen Produkti- onssph„ren sind selbst mehr oder minder unsicher; aber soweit sie erscheinen, ist es nicht ihre Uniformit„t, sondern ihre Verschie- denheit, die erscheint. Die allgemeine Profitrate selbst aber er- scheint nur als Minimalgrenze des Profits, nicht als empirische, direkt sichtbare Gestalt der wirklichen Profitrate. Indem wir diesen Unterschied zwischen der Zinsrate und der Pro- fitrate hervorheben, sehn wir selbst ab von folgenden beiden, die Konsolldation des Zinsfuáes begnstigenden Umst„nden: 1. der hi- storischen Pr„existenz des zinstragenden Kapitals und der Exi- stenz eines traditionell berlieferten allgemeinen Zinsfuáes; 2. dem viel gr”áern unmittelbaren Einfluá, den der Weltmarkt, unab- h„ngig von den Produktionsbedingungen eines Landes, auf die Fest- stellung des Zinsfuáes ausbt, verglichen mit seinem Einfluá auf die Profitrate. Der Durchschnittsprofit erscheint nicht als unmittelbar gegebne Tatsache, sondern als erst durch die Untersuchung festzustellen- des Endresultat der Ausgleichung entgegengesetzter Schwankungen. Anders mit dem Zinsfuá. Er ist in seiner, wenigstens lokalen, Allgemeingltigkeit ein t„glich fixiertes Faktum, ein Faktum, das dem industriellen und merkantilen Kapital sogar als Voraussetzung und Posten in der Kalkulation bei seinen Operationen dient. Es wird ein allgemeines Verm”gen jeder Geldsumme von 100 Pfd.St., 2, 3, 4, 5% abzuwerfen. Meteorologische Berichte zeichnen nicht ge- nauer den Stand von Barometer und Thermometer auf, als B”rsenbe- richte den Stand des Zinsfuáes, nicht fr dieses oder jenes Kapi- tal, sondern fr das auf dem Geldmarkt befindliche, d.h. ber- haupt verleihbare Kapital. Auf dem Geldmarkt stehn sich nur Verleiher und Borger gegenber. Die Ware hat dieselbe Form, Geld. Alle besondren Gestalten des Kapitals, #381# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- je nach seiner Anlage in besondren Produktions- oder Zirkulati- onssph„ren, sind hier ausgel”scht. Es existiert hier in der un- terschiedslosen, sich selbst gleichen Gestalt des selbst„ndigen Werts, des Geldes. Die Konkurrenz der gleichen besondren Sph„ren h”rt hier auf; sie sind alle zusammengeworfen als Geldborger, und das Kapital steht allen auch gegenber in der Form, worin es noch gleichgltig gegen die bestimmte Art und Weise seiner Anwendung ist. Als was das industrielle Kapital nur in der Bewegung und Konkurrenz zwischen den besondren Sph„ren erscheint, als a n s i c h g e m e i n s a m e s K a p i t a l der Klasse, tritt es hier wirklich, der Wucht nach, in der Nachfrage und Angebot von Kapital auf. Andrerseits besitzt das Geldkapital auf dem Geldmarkt wirklich die Gestalt, worin es als gemeinsames Element, gleichgltig gegen seine besondre Anwendung, sich unter die ver- schiednen Sph„ren, unter die Kapitalistenklasse verteilt, je nach den Produktionsbedrfnissen jeder besondren Sph„re. Es kommt hinzu, daá mit Entwicklung der groáen Industrie das Geldkapital mehr und mehr, soweit es auf dem Markt erscheint, nicht vom ein- zelnen Kapitalisten vertreten wird, dem Eigentmer dieses oder jenes Bruchteils des auf dem Markt befindlichen Kapitals, sondern als konzentrierte, organisierte Masse auftritt, die ganz anders als die reelle Produktion unter die Kontrolle der das gesell- schaftliche Kapital vertretenden Bankiers gestellt ist. So daá sowohl, was die Form der Nachfrage angeht, dem verleihbaren Kapi- tal die Wucht einer Klasse gegenbertritt; wie, was das Angebot angeht, es selbst als Leihkapital en masse auftritt. Dies sind einige der Grnde, warum die allgemeine Profitrate als ein verschwimmendes Nebelbild erscheint neben dem bestimmten Zinsfuá, der zwar seiner Gr”áe nach schwankt, aber dadurch, daá er gleichm„áig fr alle Borger schwankt, ihnen stets als fixer, gegebner gegenbertritt. Ganz wie die Wertwechsel des Geldes es nicht hindern, allen Waren gegenber gleichen Wert zu haben. Ganz wie die Marktpreise der Waren t„glich schwanken, was sie nicht hindert, t„glich in den Berichten notiert zu werden. Ganz so der Zinsfuá, der ebenso regelm„áig als Preis des Geldes notiert wird. Es ist, weil hier das Kapital selbst in Geldform als Ware angebo- ten wird; die Fixation seines Preises daher Fixierung seines Marktpreises wie bei allen andern Waren ist; der Zinsfuá sich da- her stets als allgemeiner Zinsfuá, als so viel fr so viel Geld, als quantitativ bestimmt darstellt. Die Profitrate dagegen kann selbst innerhalb derselben Sph„re, bei gleichen Marktpreisen der Ware, verschieden sein, je nach den verschied. nen Bedingungen, worin die einzelnen Kapitale dieselbe Ware produzieren; denn die Profitrate fr das Einzelkapital wird bestimmt nicht durch den Marktpreis der Ware, sondern durch die Differenz zwischen Markt- preis #382# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- und Kostpreis. Und diese verschiednen Profitraten, erst innerhalb derselben Sph„re und dann zwischen den verschiednen Sph„ren selbst, k”nnen sich nur durch best„ndige Schwankungen ausglei- chen. --- (Notiz fr sp„tere Ausarbeitung.) Eine besondre Form des Kredits: Man weiá, daá, wenn das Geld als Zahlungsmittel statt als Kauf- mittel fungiert, die Ware ver„uáert, aber ihr Wert erst sp„ter realisiert wird. Findet die Zahlung erst statt, nachdem die Ware wieder verkauft ist, so erscheint dieser Verkauf nicht als Folge des Kaufs, sondern es ist durch den Verkauf, daá der Kauf reali- siert wird. Oder der Verkauf wird ein Mittel des Kaufens. - Zwei- tens: Schuldtitel, Wechsel etc., werden Zahlungsmittel fr den Gl„ubiger. - Drittens: die Kompensation der Schuldtitel ersetzt das Geld. #383# ----- DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL Zins und Unternehmergewinn Der Zins, wie wir in den beiden vorhergehenden Kapiteln gesehn, erscheint ursprnglich, ist ursprnglich, und bleibt in Wirklich- keit nichts als ein Teil des Profits, d.h. des Mehrwerts, den der fungierende Kapitalist, Industrieller oder Kaufmann, soweit er nicht eignes Kapital, sondern geliehenes Kapital anwendet, weg- zahlen muá an den Eigentmer und Verleiher dieses Kapitals. Wen- det er nur eignes Kapital an, so findet keine solche Teilung des Profits statt; dieser geh”rt ihm ganz. In der Tat, soweit er des Kapitals es selbst irn Reproduktionsprozeá anwenden, konkurrieren sie nicht mit zur Bestimmung der Zinsrate, und schon hierin zeigt sich, wie die Kategorie des Zinses - unm”glich ohne die Bestim- mung eines Zinsfuáes - der Bewegung des industriellen Kapitals an sich fremd ist. "The rate of interest may be defined to be that proportional sum which the lender is content to receive, and the borrower to pay, for a year or for any longer or shorter period for the use of a certain amount of moneyed capital... when the owner of capital employs it actively in reproduction, he does not come under the head of those capitalists, the proportion of whom, to the number of borrowers, determines the rate of interest." 1*) (Th. Tooke, Hist. of Prices", London 1838, II, p. 355, 356.) Es ist in der Tat nur die Trennung der Kapitalisten in Geldkapi- talisten und industrielle Kapitalisten, die einen Teil des Pro- fits in Zins verwandelt, die berhaupt die Kategorie des Zinses schafft; und es ist nur die Konkurren,z zwischen diesen beiden Sorten Kapitalisten, die den Zinsfuá schafft. ----- 1*) "Die Zinsrate kann als die verh„ltnism„áige Summe definiert werden, mit deren Empfang der Verleiher zufrieden und die der Borger zu zahlen bereit ist fr den Gebrauch eines bestimmten Be- trages von Geldkapital w„hrend eines Jahres oder einer l„ngeren oder krzeren Periode... Wenn der Eigentmer des Kapitals es ak- tiv in der Reproduktion anwendet, z„hlt er nicht zu jenen Kapita- listen, deren Verh„ltnis zur Zahl der Borger die Zinsrate be- stimmt." #384# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Solang das Kapital im Reproduktionsprozeá fungiert - selbst vor- ausgesetzt, es geh”re dem industriellen Kapitalisten selbst, so daá er es an keinen Verleiher zurckzuzahlen hat -, solange hat er zu seiner Verfgung als Privatmann nicht dies Kapital selbst, sondern nur den Profit, den er als Revenue verausgaben kann. So- lang sein Kapital als Kapital fungiert, geh”rt es dem Reprodukti- onsprozeá, ist es darin festgelegt. Er ist zwar sein Eigentmer, aber dies Eigentum bef„higt ihn nicht, solange er es als Kapital zur Ausbeutung von Arbeit bentzt, in andrer Weise darber zu verfgen. Ganz so verh„lt es sich mit dem Geldkapitalisten. So- lange sein Kapital ausgeliehen ist und daher als Geldkapital wirkt, bringt es ihm Zins, einen Teil des Profits, aber ber die Hauptsumme kann er nicht verfgen. Es erscheint dies, sobald er es, zum Beispiel fr ein Jahr oder mehrere, verliehen und in ge- wissen Terminen Zins erh„lt ohne Rckzahlung des Kapitals. Aber selbst die Rckzahlung macht hier keinen Unterschied. Erh„lt er es zurck, so muá er es stets von neuem verleihen, solange es die Wirkung von Kapital - hier Geldkapital - fr ihn haben soll. So- lange es sich in seiner Hand befindet, tr„gt es keine Zinsen und wirkt nicht als Kapital; und solange es Zinsen tr„gt und als Ka- pital wirkt, befindet es sich nicht in seiner Hand. Daher die M”glichkeit, Kapital auf ewige Zeiten zu verleihen. Die folgenden Bemerkungen von Tooke gegen Bosanquet sind daher ganz falsch. Er zitiert Bosanquet ("Metallic, Paper, and Credit Currency", p. 73): "W„re der Zinsfuá bis auf 1% herabgedrckt, so wurde geborgtes Kapital beinahe auf gleiche Linie (on a par) gestellt mit eignem Kapital." Hierzu macht Tooke folgende Randglosse: "Daá ein zu diesem, oder selbst zu noch niedrigerem Zinsfuá ge- borgtes Kapital gelten soll als beinahe auf derselben Linie ste- hend mit eignem Kapital, ist eine so befremdende Behauptung, daá sie kaum ernstliche Beachtung verdiente, k„me sie nicht von einem so intelligenten und in einzelnen Punkten des Themas so wohlun- terrichteten Schriftsteller. Hat er den Umstand bersehn, oder h„lt er ihn fr wenig bedeutend, daá seine Voraussetzung die Be- dingung der Rckzahlung einschlieát?" (Th. Tooke, "An Inquiry into the Currency Principle", 2nd ed., London 1844, p. 80.) W„re der Zins = 0, so st„nde der industrielle Kapitalist, der Ka- pital aufgenommen hat, sich gleich mit dem, der mit eignem Kapi- tal arbeitet. Beide wrden denselben Durchschnittsprofit einstec- ken, und als Kapital, ob geborgtes oder eignes, wirkt das Kapital nur, soweit es Profit produziert. Die Bedingung der Rckzahlung wrde hieran nichts „ndern. Je mehr der Zinsfuá sich Null n„hert, also z.B. auf 1% herabsinkt, um so mehr ist geborgtes Kapital mit eignem Kapital auf gleichen Fuá gestellt. Solange Geldkapital als Geldkapital existieren soll, muá es stets wieder ausgeliehen #385# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- werden, und zwar zum bestehenden Zinsfuá, sage von 1% und stets wieder an diesselbe Klasse der industriellen und merkantilen Ka- pitalisten. Solange an diese als Kapitalisten fungieren, ist der Unterschied zwischen dem, der mit geborgtem, und dem, der mit eignem Kapital fungiert, nur der, daá der eine Zins zu zahlen hat und der andre nicht; der eine den Profit p ganz einsteckt, der andre p - z, den Profit minus den Zins; je mehr z sich Null n„- hert, um so mehr wird p - z = p, also um so mehr stehn beide Ka- pitale auf gleichem Fuá. Der eine muá das Kapital zurckzahlen und von neuem borgen; aber der andre, solang sein Kapital fungie- ren soll, muá es ebenfalls stets von neuem dem Produktionsprozeá vorschieáen und hat keine von diesem Prozeá unabh„ngige Verfgung darber. Der einzige sonst noch bleibende Unterschied ist der selbstverst„ndliche, daá der eine Eigentmer seines Kapitals ist und der andre nicht. Die Frage, die sich nun aufwirft, ist diese. Wie kommt es, daá diese rein quantitative Teilung des Profits in Nettoprofit und Zins in eine qualitative umschl„gt? In andren Worten, wie kommt es, daá auch der Kapitalist, der nur sein eignes, kein geliehenes Kapital anwendet, einen Teil seines Bruttoprofits unter die be- sondre Kategorie des Zinses rangiert und als solchen besonders berechnet? Und daher weiter, daá alles Kapital, geliehenes oder nicht, als zinstragendes von sich selbst als Nettoprofit bringen- dem unterschieden wird? Man erkennt, daá nicht jede zuf„llige quantitative Teilung des Profits in dieser Art in eine qualltative umschl„gt. Z.B. einige industrielle Kapitalisten assoziieren sich zur Betreibung eines Gesch„fts und verteilen dann den Profit untereinander nach juri- stisch festgesetzten Abmachungen. Andre treiben ihr Gesch„ft, je- der fr sich, ohne Associ‚. Diese letzteren berechnen ihren Pro- fit nicht unter zwei Kategorien, einen Teil als individuellen Profit, den andern als Kompanieprofit fr die nichtexistierenden Gesellschafter. Hier schl„gt also die quantitative Teilung nicht um in qualitative. Sie findet statt, wo zuf„llig der Eigentmer aus mehreren juristischen Personen besteht; sie findet nicht statt, wo dies nicht der Fall. Um die Frage zu beantworten, ms- sen wir noch etwas l„nger verweilen bei dem wirklichen Ausgangs- punkt der Zinsbildung; d.h. ausgehn von der Unterstellung, daá Geldkapitalist und produktiver Kapitalist sich wirklich gegen- berstehn, nicht nur als juristisch verschiedne Personen, sondern als Personen, die ganz verschiedne Rollen im Reproduktionsprozeá spielen oder in deren Hand dasselbe Kapital wirklich eine dop- pelte und g„nzlich verschiedne Bewegung durchmacht. Der eine ver- leiht es nur, der andre wendet es produktiv an. #386# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Fr den produktiven Kapitalisten, der mit geliehenem Kapital ar- beitet, zerf„llt der Bruttoprofit in zwei Teile, den Zins, den er dem Verleiher zu zahlen hat, und den šberschuá ber den Zins, der seinen eignen Anteil am Profit bildet. Ist die allgemeine Pro- fitrate gegeben, so ist dieser letztre Teil bestimmt durch den Zinsfuá; ist der Zinsfuá gegeben, so durch die allgemeine Pro- fitrate. Und ferner: wie immer der Bruttoprofit, die wirkliche Wertgr”áe des Gesamtprofits, in jedem einzelnen Fall abweichen mag von dem Durchschnittsprofit: der Teil, der dem fungierenden Kapitalisten geh”rt, ist bestimmt durch den Zins, da dieser durch den allgemeinen Zinsfuá (abgesehn von besendren juristischen Sti- pulationen) fixiert und als vorweggenommen vorausgesetzt ist, be- vor der Produktionsprozeá beginnt, also bevor dessen Resultat, der Bruttoprofit erzielt ist. Wir haben gesehn, daá das eigentli- che spezifische Produkt des Kapitals der Mehrwert, n„her bestimmt der Profit ist. Aber fr den Kapitalisten, der mit geborgtem Ka- pital arbeitet, ist es nicht der Profit, sondern der Profit minus dem Zins, der Teil des Profits, der ihm brigbleibt nach Zahlung des Zinses. Dieser Teil des Profits erscheint ihm also notwendig als Produkt des Kapitals, soweit es fungiert; und dies ist fr ihn wirklich, denn er vertritt das Kapital nur als fungierendes. Er ist seine Personifikation, soweit es fungiert, und es fun- giert, soweit es profitbringend in der Industrie oder im Handel angelegt wird und mit ihm, durch seinen Anwender, die Operationen vorgenommen werden, die durch den jedesmaligen Gesch„ftszweig vorgeschrieben sind. Im Gegensatz zum Zins, den er aus dem Brut- toprofit an den Verle'her wegzuzahlen hat, nimmt der ihm zu- fallende noch brige Teil des Profits also notwendig die Form des industriellen resp. kommerziellen Profits an, oder, um ihn mit einem deutschen Ausdruck zu bezeichnen, der beides einschlieát, die Gestalt des Unternehmergewinns. Ist der Bruttoprofit gleich dem Durchschnittsprofit, so wird die Gr”áe dieses Unternehmerge- winns ausschlieálich bestimmt durch den Zinsfuá. Weicht der Brut- toprofit ab vom Durchschnittsprofit, so ist die Differenz dessel- ben vom Durchschnittsprofit (nach beiderseitigem Abzug des Zin- ses) durch alle die Konjunkturen bestimmt, welche eine zeitwei- lige Abweichung verursachen, sei es der Profitrate in einer be- sondren Produktionssph„re von der allgemeinen Profitrate, sei es des Profits, den ein einzelner Kapitalist in einer bestimmten Sph„re macht, vom Durchschnittsprofit dieser besondren Sph„re. Nun hat man aber gesehn, daá die Profitrate, innerhalb des Pro- duktionsprozesses selbst, nicht nur vom Mehrwert abh„ngt, sondern von vielen andren Umst„nden: von den Einkaufspreisen der Produk- tionsmittel, von mehr als durchschnittlich produktiven Methoden, von ™konotnisierung des konstanten #387# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- Kapitals etc. Und abgesehn vom Produktionspreis, h„ngt es von be- sondren Konjunkturen und bei jedem einzelnen Gesch„ftsabschluá von der gr”áern der geringem Schlauheit und Betriebsamkeit des Kapitalisten ab, ob und inwieweit dieser ber oder unter dem Pro- duktionspreis ein- oder verkauft, sich also innerhalb des Zirku- lationsprozesses einen gr”áern oder geringem Teil vom Gesamtmehr- wert aneignet. Jedenfalls aber verwandelt sich die quantitative Teilung des Rohprofits hier in eine qualitative, und dies um so mehr, als die quantitative Teilung selbst davon abh„ngt, was zu verteilen ist, wie der aktive Kapitalist mit dem Kapital wirt- schaftet und welchen Rohprofit es ihm als fungierendes 1*) Kapi- tal, d.h. infolge seiner Funktionen als aktiver Kapitalist ab- wirft. Der fungierende Kapitalist ist hier unterstellt als Nichteigentrner des Kapitals. Das Eigentum am Kapital ist ihm gegenber vertreten durch den Verleiher, den Geldkapitalisten. Der Zins, den er an diesen zahlt, erscheint also als der Teil des Rohprofits, der dem Kapitaleigentum als solchem zukommt. Im Ge- gensatz hierzu erscheint der Teil des Profits, der dem aktiven Kapitalisten zuf„llt, jetzt als Unternehmergewinn, entspringend ausschlieálich aus den Operationen oder Funktionen, die er im Re- produktionsprozeá mit dem Kapital vollfhrt, speziell also den Funktionen, die er als Unternehmer in der Industrie oder dem Han- del ver. richtet. Ihm gegenber erscheint also der Zins als bloáe Frucht des Kapitaleigentums, des Kapitals an sich, abstrahiert vom Reproduktionsprozeá des Kapitals, soweit es nicht arbeitet, nicht fungiert; w„hrend ihm der Unternehmergewinn erscheint als ausschlieáliche Frucht der Funktionen, die er mit dem Kapital verrichtet, als Frucht der Bewegung und des Prozessierens des Ka- pitals, eines Prozessierens, das ihm nun als seine eigne T„tig- keit erscheint im Gegensatz zur Nichtt„tigkeit, zur Nichtbeteili- gung des Geld kapitalisten am Produktionsprozeá. Diese qualita- tive Scheidung zwischen den beiden Teilen des Rohprofits, daá der Zins Frucht des Kapitals an sich, des Kapitaleigentums, abgesehn vom Produktionsprozeá, und der Unternehmergewinn Frucht des pro- zessierenden, im Produktionsprozeá wirkenden Kapitals und daher der aktiven Rolle ist, die der Anwender des Kapitals im Reproduk- tionsprozeá spielt - diese qualitative Scheidung ist keineswegs bloá subjektive Auffassung des Geldkapitalisten hier und des in- dustriellen Kapitalisten dort. Sie beruht auf objektiver Tatsa- che, denn der Zins flieát dem Geldkapitalisten, dem Leiher zu, der bloáer Eigentmer des Kapitals ist, also das bloáe Kapitalei- gentum vertritt vor dem Produktionsprozeá und auáerhalb des Pro- duktionsprozesses; und der Unter --- 1*) 1. Auflage: fungierendem; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #388# V. Abschnitt - Das zirkulierende Kapital ----- nehmergewinn flieát dem bloá fungierenden Kapitalisten zu, der Nichteigentmer des Kapitals ist. Sowohl fr den industriellen Kapitalisten, soweit er mit geborg- tem Kapital arbeitet, wie fr den Geldkapitalisten, soweit er sein Kapital nicht selbst anwendet, schl„gt hiermit die bloá quantitative Teilung des Bruttoprofits zwischen zwei verschiedne Personen, die beide verschiedne Rechtstitel haben auf dasselbe Kapital und daher auf den von ihmerzeugtenprofit, um in eine qua- litative Teilung. Der eine Teil des Profits erscheint nun als an und fr sich zukommende Frucht des Kapitals in e i n e r Be- stimmung, als Zins; der andre Teil erscheint als spezifische Frucht des Kapitals in einer entgegengesetzten Bestimmung und da- her als Unternehmergewinn; der eine als bloáe Frucht des Kapital- eigentums, der andre als Frucht des bloáen Fungierens mit dem Ka- pital, als Frucht des Kapitals als Prozess erendem oder der Funk- tionen, die der aktive Kapitalist ausbt. Und diese Verkn”cherung und Verselbst„ndigung der beiden Teile des Rohprofits gegeneinan- der, als wenn sie aus zwei wesentlich verschiednen Quellen her- rhrten, muá sich nun fr die gesamte Kapitalistenklasse und fr das Gesamtkapital festsetzen. Und zwar einerlei, ob das vom akti- ven Kapitalisten angewandte Kapital geborgt sei oder nicht oder ob das dem Geldkapitalisten geh”rende Kapital von ihm selbst an- gewandt werde oder nicht. Der Profit jedes Kapitals, also auch der auf Ausgleichung der Kapitale unter sich begrndete Durch- schnittsprofit zerf„llt oder wird zerlegt in zwei qualitativ ver- schiedne, gegeneinander selbst„ndige und voneinander unabh„ngige Teile, Zins und Unternehmergewinn, die beide durch besondre Ge- setze bestimmt werden. Der Kapitalist, der mit eignem Kapital, so gut wie der, der mit geborgtem arbeitet, teilt seinen Rohprofit ein in Zins, der ihm als Eigentmer, als seinem eignen Verleiher von Kapital an sich selbst, und in Unternehmergewinn, der ihm als aktivem, fungierendem Kapitalisten zukommt. Es wird so fr diese Teilung, als qualitative, gleichgltig, ob der Kapitalist wirk- lich mit einem andern zu teilen hat oder nicht. Der Anwender des Kapitals, auch wenn er mit eignem Kapital arbeitet, zerf„llt in zwei Personen, den bloáen Eigentmer des Kapitals und den Anwen- der des Kapitals; sein Kapital selbst, mit Bezug auf die Katego- rien von Profit, die es abwirft, zerf„llt in Kapi- tal e i g e n t u m, Kapital a u á e r dem Produktionsprozeá, das an sich Zins abwirft, und Kapital im Produktionsprozeá, das als prozes- sierend Unternehmergewinn abwirft. Der Zins befestigt sich also derart, daá er nun nicht als eine der Produktion gleichgltige Teilung des Bruttoprofits auftritt, die nur dann gelegentlich stattfindet, wenn der Industrielle mit fremdem Kapital arbeitet. Auch #389# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- wenn er mit eignem Kapital arbeitet, spaltet sich sein Profit in Zins und Unternehmergewinn. Hiermit wird die bloá quantitative Teilung zur qualitativen, sie findet statt unabh„ngig von dem zu- f„lligen Umstand, ob der Industrielle Eigentmer oder Nichteigen- tmer seines Kapitals ist. Es sind nicht nur an verschiedne Per- sonen verteilte Quota des Profits, sondern zwei verschiedne Kate- gorien desselben, die in verschiednem Verh„ltnis zum Kapital, also in einem Verh„ltnis zu verschiednen Bestimmtheiten des Kapi- tals stehn. Es ergeben sich nun sehr einfach die Grnde, warum, sobald diese Teilung des Bruttoprofits in Zins und Unternehmergewinn einmal eine qualltative geworden ist, sie diesen Charakter einer quali- tativen Teilung fr das Gesamtkapital und die Gesamtklasse der Kapitalisten erh„lt. Erstens folgt dies schon aus dem einfachen empirischen Umstand, daá die Mehrzahl der industriellen Kapitalisten, wenn auch in verschiednen Zahlenverh„ltnissen, mit eignem und erborgtem Kapi- tal arbeitet und daá das Verh„ltnis zwischen eignem und erborgtem Kapital in verschiednen Perioden wechselt. Zweitens: Die Verwandlung eines Teils des Bruttoprofits in die Form von Zins verwandelt seinen andren Teil in Unternehmergewinn. Dieser letztere ist in der Tat nur die gegens„tzliche Form, die der šberschuá des Rohprofits ber den Zins annimmt, sobald dieser als eigne Kategorie existiert. Die ganze Untersuchung, wie der Bruttoprofit sich in Zins und Unternehmergewinn differenziert, l”st sich einfach auf in die Untersuchung, wle ein Teil des Brut- toprofits sich allgemein als Zins verkn”chert und verselbst„n- digt. Nun existiert aber historisch das zinstragende Kapital als eine fertige, berlieferte Form und daher der Zins als fertige Unterform des vom Kapital erzeugten Mehrwerts, lange bevor die kapitalistische Produktionsweise und die ihr entsprechenden Vor- stellungen von Kapital und Profit existierten. Daher immer noch in der Volksvorstellung Geldkapital, zinstragendes Kapital als Kapital als solches, als Kapital par excellence gilt. Daher andrerseits die bis zur Zeit Massies vorherrschende Vorstellung, daá es das Geld als solches ist, was im Zins bezahlt wird. Der Umstand, daá verliehenes Kapital Zins abwirft, ob wirklich als Kapital verwandt oder nicht auch wenn nur zur Konsumtion geborgt -, befestigt die Vorstellung von der Selbst„ndigkeit dieser Form des Kapitals. Der beste Beweis von der Selbst„ndigkeit, worin, in den ersten Perioden der kapitalistischen Produktionsweise, der Zins dem Profit und das zinstragende Kapital dem industriellen Kapital gegenber erscheint, ist der, daá erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Tatsache entdeckt wurde (von Massie und nach ihm von #390# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Hume [55]), daá der Zins ein bloáer Teil des Bruttoprofits ist, und daá es berhaupt einer solchen Entdeckung bedurfte. Drittens: Ob der Industrielle Kapitalist mit eignem oder geborg- tem Kapital arbeitet, „ndert nichts an dem Umstand, daá ihm die Klasse der Geldkapitalisten als eine besondre Sorte Kapitalisten, das Geldkapital als eine selbst„ndige Sorte des Kapitals und der Zins als die diesem spezifischen Kapital entsprechende selbst„n- dige Form des Mehrwerts gegenbersteht. Qualitativ betrachtet ist der Zins Mehrwert, den das bloáe Eigen- tum des Kapitals liefert, den das Kapital an sich abwirft, ob- gleich sein Eigentmer auáerhalb des Reproduktionsprozesses stehnbleibt, den also Kapital abgesondert von seinem Prozeá ab- wirft. Quantitativ betrachtet erscheint der Teil des Profits, der den Zins bildet, nicht auf das industrielle und kommerzielle Kapital als solches, sondern auf das Geldkapital bezogen, und die Rate dieses Teils des Mehrwerts, die Zinsrate oder der Zinsfuá, befe- stigt dies Verh„ltnis. Denn erstens wird der Zinsfuá - trotz sei- ner Abh„ngigkeit von der allgemeinen Profitrate selbst„ndig be- stimmt, und zweitens erscheint er, wie der Marktpreis der Waren, der unfaábaren Profitrate gegenber als bei allem Wechsel festes, uniformes, handgreifliches und stets gegebnes Verh„ltnis. Bef„nde sich alles Kapital in den H„nden der industriellen Kapitalisten, so existierte kein Zins und kein Zinsfuá. Die selbst„ndige Form, die die quantitative Teilung des Rohprofits annimmt, erzeugt die qualitative. Vergleicht sich der industrielle Kapitalist mit dem Geldkapitalisten, so unterscheidet ihn von diesem nur der Unter- nehmergewinn, als šberschuá des Rohprofits ber den Durch- schnittszins, der verm”ge des Zinsfuáes als empirisch gegebne Gr”áe erscheint. Vergleicht er sich andrerseits mit dem industri- ellen Kapitalisten, der mit eignem statt geborgtem Kapital wirt- schaftet, so unterscheidet dieser sich von ihm nur als Geldkapi- talist, indem er den Zins selbst einsteckt, statt ihn wegzuzah- len. Nach beiden Seiten erscheint ihm der vom Zins unterschiedne Teil des Rohprofits als Unternehmergewinn und der Zins selbst als ein Mehrwert, den das Kapital an und fr sich abwirft, und den es daher auch abwerfen wrde ohne produktive Anwendung. Fr den einzelnen Kapitalisten ist dies praktisch richtig. Er hat die Wahl, ob er sein Kapital, sei es, daá es im Ausgangspunkt schon als Geldkapital existiert oder daá es erst in Celdkapital zu verwandeln ist, als zinstragendes Kapital verleihen oder als produktives Kapital selbst verwerten will. Allgemein gefaát, d.h. auf das ganze Gesellschaftskapital angewendet, wie dies von eini- gen Vulg„r”konomen geschieht und sogar als Grund des #391# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- Profits angegeben wird, ist dies natrlich verrckt. Die Verwand- lung des s„mtlichen Kapitals in Geldkapital, ohne daá Leute da sind, die die Produktionsmittel kaufen und verwerten, in Form von denen das gesamte Kapital, abgesehn von dem in Geld existieren- den, relativ kleinen Teil desselben, vorhanden ist, - dies ist natrlich Unsinn. Es steckt der noch gr”áre Unsinn darin, daá auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise das Kapital Zins ab- werfen wrde, ohne als produktives Kapital zu fungieren, d.h. ohne Mehrwert zu schaffen, wovon der Zins nur ein Teil; daá die kapitalistische Produktionsweise ihren Gang gehn wrde ohne die kapitalistische Produktion. Wollte ein ungebhrlich groáer Teil der Kapitalisten sein Kapital in Geldkapital verwandeln, so w„re die Folge ungeheure Entwertung des Geldkapitals und ungeheurer Fall des Zinsfuáes; viele wrden sofort in die Unm”glichkeit ver- setzt, von ihren Zinsen zu leben, also gezwungen, sich in indu- strielle Kapitalisten rckzuverwandeln. Aber wie gesagt, fr den einzelnen Kapitalisten ist dies Tatsache. Er betrachtet daher notwendig, selbst wenn er mit eignem Kapital wirtschaftet, den Teil seines Durchschnittsprofits, der gleich dem Durchschnitts- zins, als Frucht seines Kapitals als solchen, abgesehn von dem Produktionsprozeá; und im Gegensatz zu diesem, im Zins verselb- st„ndigten Teil, den šberschuá des Rohprofits darber als bloáen Unternehmergewinn. Viertens: [Lcke im Manuskript.] Es hat sich also gezeigt, daá der Teil des Profits, den der fun- gierende Kapitalist dem bloáen Eigentmer von geborgtem Kapital zu zahlen hat, sich verwandelt in die selbst„ndige Form fr einen Teil des Profits, den alles Kapital als solches, ob geborgt oder nicht, unter dem Namen Zins abwirft. Wie groá dieser Teil ist, h„ngt ab von der H”he des Durchschnittszinsfuáes. Sein Ursprung zeigt sich nur noch darin, daá der fungierende Kapitalist, soweit er Eigentmer seines Kapitals, nicht konkurriert - wenigstens nicht aktiv - bei Bestimmung des Zinsfuáes. Die rein quantitative Teilung des Profits zwischen zwei Personen, die verschiedne Rechtstitel auf ihn haben, hat sich in eine qualitative Teilung verwandelt, die aus der Natur des Kapitals und des Profits selbst zu entspringen scheint. Denn wie man gesehn, sobald ein Teil des Profits allgemein die Form des Zinses annimmt, verwandelt sich die Differenz zwischen dem Durchschnittsprofit und dem Zins, oder der ber dem Zins berschss. ge Teil des Profits, in eine zum Zins gegens„tzliche Form, in die des Unternehmergewinns. Diese beiden Formen, Zins und Unternehmergewinn, existieren nur in ih- rem Gegensatz. Sie sind also beide nicht bezogen auf den Mehr- wert, von dem sie nur in verschiednen Kategorien, Rubriken oder Namen fixierte Teile sind, sondern #392# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- sie sind aufeinander bezogen. Weil der eine Teil des Profits sich in Zins verwandelt, deshalb erscheint der andre Teil als Unter- nehmergewinn. Unter Profit verstehn wir hier immer den Durch- schnittsprofit, da die Abweichungen, sei es des individuellen Profits, sei es des Profits in verschiednen Produktionssph„ren - also die mit dem Konkurrenzkampf und andren Umst„nden hin- und herwogenden Variationen in der Verteilung des Durchschnittspro- fits oder Mehrwerts -, uns hier ganz gleichgltig sind. Es gilt dies berhaupt fr die ganze vorliegende Untersuchung. Der Zins ist nun der Nettoprofit, wie Ramsay ihn bezeichnet, den das Kapitaleigentum als solches abwirft, sei es dem bloáen Ver- leiher, der auáerhalb des Reproduktionsprozesses stehnbleibt, sei es dem Eigentmer, der sein Kapital selbst produktiv verwendet. Aber auch diesem wirft es diesen Nettoprofit ab, nicht soweit er fungierender Kapitalist, sondern soweit er Geldkapitalist, Ver- leiher seines eignen Kapitals, als eines zinstragenden, an sich selbst als fungierenden Kapitalisten ist. Wie die Verwandlung von Geld und berhaupt von Wert in Kapital das stete Resultat, ist sein Dasein als Kapital ebensosehr die stete Voraussetzung des kapitalistischen Produktionsprozesses. Durch seine F„higkeit, sich in Produktionsmittel zu verwandeln, kommandiert es best„ndig unbezahlte Arbeit und verwandelt daher den Produktions- und Zir- kulationsprozeá der Waren in die Produktion von Mehrwert fr sei- nen Besitzer. Der Zins ist also nur der Ausdruck davon, daá Wert berhaupt - die vergegenst„ndlichte Arbeit in ihrer allgemein ge- sellschaftlichen Form - Wert, der im wirklichen Produktionsprozeá die Gestalt der Produktionsmittel annimmt, als selbst„ndige Macht der lebendigen Arbeitskraft gegenbersteht und das Mittel ist, sich unbezahlte Arbeit anzueignen; und daá er diese Macht ist, indem er als fremdes Eigentum dem Arbeiter gegenbersteht. Andrerseits jedoch ist in der Form des Zinses dieser Gegensatz gegen die Lohnarbeit ausgel”scht; denn das zinstragende Kapital hat als solches nicht die Lohnarbeit, sondern das fungierende Ka- pital zu seinem Gegensatz; der verleihende Kapitalist steht als solcher direkt dem im Reproduktionsprozeá wirklich fungierenden Kapitalisten gegenber, nicht aber dem Lohnarbeiter, der gerade auf Grundlage der kapitalistischen Produktion von den Produkti- onsmitteln expropriiert ist. Das zinstragende Kapital ist das Ka- pital a l s E i g e n t u m gegenber dem Kapital als Funk- tion. Aber soweit das Kapital nicht fungiert, exploitiert es nicht die Arbeiter und tritt in keinen Gegensatz zur Arbeit. Andrerseits bildet der Unternehmergewinn keinen Gegensatz zur Lohnarbeit, sondern nur zum Zins. Erstens: Den Durchschnittsprofit als gegeben vorausgesetzt, ist die Rate #393# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- des Unternehmergewinns nicht durch den Arbeitslohn bestimmt, son- dern durch den Zinsfuá. Sie ist hoch oder niedrig im umgekehrten Verh„ltnis zu diesem. 72) Zweitens: Der fungierende Kapitalist leitet seinen Anspruch auf den Unternehmergewinn, also den Unternehmergewinn selbst ab, nicht von seinem Eigentum am Kapital, sondern von der Funktion des Kapitals im Gegensatz zu der Bestimmtheit, worin es nur als tr„ges Eigentum existiert. Dies erscheint als unmittelbar vor- handner Gegensatz, sobald er mit geliehenem Kapital operiert, wo Zins und Unternehmergewinn daher zwei verschiednen Personen zu- fallen. Der Unternehmergewinn entspringt aus der Funktion des Ka- pitals im Reproduktionsprozeá, also infolge der Operationen, der T„tigkeit, wodurch der fungierende Kapitalist diese Funktionen des industriellen und merkantilen Kapitals vermittelt. Aber Re- pr„sentant des fungierenden Kapitals sein, ist keine Sinekure, wie die Repr„sentation des zinstragenden Kapitals. Auf Basis der kapitalistischen Produktion dirigiert der Kapitalist den Produk- tionsprozeá wie den Zirkulationsprozeá. Die Exploitation der pro- duktiven Arbeit kostet Anstrengung, ob er sie selbst verrichte oder in seinem Namen von andern verrichten lasse. Im Gegensatz zum Zins stellt sich ihm also sein Unternehmergewinn dar als un- abh„ngig vom Kapitaleigentum, vielmehr als Resultat seiner Funk- tionen als Nichteigentmer, als - A r b e i t e r. Es entwickelt sich daher notwendig in seinem Hirnkasten die Vor- stellung, daá sein Unternehmergewinn - weit entfernt, irgendeinen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte fremde Ar- beit zu sein - vielmehr selbst A r b e i t s l o h n ist, Auf- sichtslohn, wages of superintendence of labour, h”herer Lohn als der des gew”hnlichen Lohnarbeiters, 1. weil sie kompliziertere Arbeit, 2. weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt. Daá seine Funktion als Kapitalist darin besteht, Mehrwert, d.h. unbe- zahlte Arbeit zu produzieren, und zwar unter den ”konomischsten Bedingungen, wird vollst„ndig vergessen ber dem Gegensatz, daá der Zins dem Kapitalisten zuf„llt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist ausbt, sondern bloáer Eigentmer des Kapitals ist; und daá dagegen der Unternehmergewinn dem fungierenden Kapi- talisten zuf„llt, auch wenn er Nichteigentmer des Kapitals ist, womit er fungiert. šber der gegens„tzlichen Form der beiden Teile, worin der Profit, also der Mehrwert zerf„llt, wird verges- sen, daá beide bloá Teile des Mehrwerts sind und daá seine Tei- lung nichts an --- 72) Der Unternehmergewinn h„ngt vom Nettoprofit des Kapitals ab, nicht der letztere vom ersteren." (Ramsay, l.c.p. 214. Net pro- fits bei Ramsay immer = Zins.) #394# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- seiner Natur, seinem Ursprung und seinen Existenzbedingungen „n- dern kann. Im Reproduktionsprozeá vertritt der fungierende Kapitalist das Kapital als fremdes Eigentum gegenber den Lohnarbeitern und nimmt der Geldkapitalist, als vertreten durch den fungierenden Kapitalisten, an der Exploitation der Arbeit teil. Daá nur als Repr„sentant der Produktionsmittel gegenber den Arbeitern der aktive Kapitalist die Funktion ausben kann, die Arbeiter fr sich arbeiten oder die Produktionsmittel als Kapital fungieren zu lassen, dies wird vergessen ber dem Gegensatz von Funktion des Kapitals im Reproduktionsprozeá gegenber bloáem Eigentum am Ka- pital auáerhalb des Reproduktionsprozesses. In der Tat ist in der Form, die die beiden Teile des Profits, d.h. des Mehrwerts, als Zins und Unternehmergewinn annehmen, kein Verh„ltnis zur Arbeit ausgedruckt, weil dies Verh„ltnis nur exi- stiert zwischen ihr und dem Profit oder vielmehr dem Mehrwert als der Summe, dem Ganzen, der Einheit dieser beiden Teile. Das Ver- h„ltnis, worin der Profit geteilt wird, und die verschiednen Rechtstitel, worunter diese Teilung geschieht, setzen den Profit als fertig, setzen sein Dasein voraus. Ist daher der Kapitalist Eigentmer des Kapitals, womit er fungiert, so steckt er den gan- zen Profit oder Mehrwert ein; es ist fr den Arbeiter ganz gleichgltig, ob er dies tut oder ob er einen Teil an eine dritte Person als juristischen Eigentmer wegzuzahlen hat. Die Teilungs- grnde des Profits unter zwei Sorten Kapitalisten verwandeln sich so unter der Hand in die Existenzgrnde des zu teilenden Profits, des Mehrwerts, den abgesehn von 1*) aller sp„tern Teilung das Ka- pital als solches aus dem Reproduktionsprozeá herauszieht. Dar- aus, daá der Zins dem Unternehmergewinn und der Unternehmergewinn dem Zins, beide einander, aber nicht der Arbeit gegenberstehn, folgt - daá Unternehmergewinn plus Zins, d.h. der Profit, weiter der Mehrwert, worauf beruhn? Auf der gegens„tzlichen Form seiner beiden Teile! Der Profit wird aber produziert, ehe diese Teilung mit ihm vorgenommen wird und ehe von ihr die Rede sein kann. Das zinstragende Kapital bew„hrt sich nur als solches, soweit das verliehene Geld wirklich in Kapital verwandelt und ein šberschuá produziert wird, wovon der Zins ein Teil. Allein dies hebt nicht auf, daá ihm, unabh„ngig vom Produktionsprozeá, das Zinstragen als Eigenschaft eingewachsen. Die Arbeitskraft bew„hrt ja auch nur ihre wertschaffende Kraft, wenn sie im Arbeitsprozeá bet„tigt und realisiert wird; aber dies schlieát ----- 1*) 1. Auflage: vor; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #395# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- nicht aus, daá sie an sich, potentiell, als Verm”gen, die wert- schaffende T„tigkeit ist und als solche aus dem Prozeá nicht erst entsteht, sondern ihm vielmehr vorausgesetzt ist. Als F„higkeit, Wert zu schaffen, wird sie gekauft. Es kann einer sie auch kau- fen, ohne sie produktiv arbeiten zu lassen; z.B. zu rein pers”n- lichen Zwecken, Bedienung usw. So mit dem Kapital. Es ist Sache des Borgers, ob er es als Kapital vernutzt, also die ihm inh„- rente Eigenschaft, Mehrwert zu produzieren, wirklich in T„tigkeit setzt. Was er zahlt, ist in beiden F„llen der an sich, der M”g- lichkeit nach, in der Ware Kapital eingeschloáne Mehrwert. --- Gehn wir nun n„her ein auf den Unternehmergewinn. Indem das Moment der spezifischen gesellschaftlichen Bestimmtheit des Kapitals In der kapitalistischen Produktionsweise - das Kapi- taleigentum, das die Eigenschaft besitzt, Kommando ber die Ar- beit anderer zu sein fixiert wird und der Zins daher erscheint als der Teil des Mehrwerts, den das Kapital in dieser Beziehung erzeugt, erscheint der andre Teil des Mehrwerts - der Unterneh- mergewinn - notwendig so, daá er nicht aus dem Kapital als Kapi- tal, sondern aus dem Produktionsprozeá stammt, getrennt von sei- ner spezifischen gesellschaftlichen Bestimmtheit, die ja in dem Aus druck Kapitalzins schon ihre besondre Eyistenzweise erhalten hat. Vom Kapital getrennt, ist aber der Produktionsprozeá Ar- beitsprozeá berhaupt. Der industrielle Kapitalist, als unter- schieden vom Kapitaleigentmer, erscheint daher nicht als fungie- rendes Kapital, sondern als Funktion„r auch abgesehn vom Kapital, als einfacher Tr„ger des Arbeitsprozesses berhaupt, als Arbei- ter, und zwar als Lohnarbeiter. Der Zins an sich drckt gerade das Dasein der Arbeitsbedingungen als Kapital, in ihrem gesell- schaftlichen Gegensatz zur Arbeit, und in ihrer Verwandlung in pers”nliche M„chte gegenber der Arbeit und ber die Arbeit aus. Er stellt das bloáe Kapitaleigentum dar als Mittel, sich Produkte fremder Arbeit anzueignen. Aber er stellt diesen Charakter des Kapitals dar als etwas, das ihm auáerhalb des Produktionsprozes- ses zukommt und das keineswegs das Resultat der spezifisch kapi- talistischen Bestimmtheit dieses Produktionsprozesses selbst ist. Er stellt es dar, nicht in direktem Gegensatz zur Arbeit, sondern umgekehrt, ohne Verh„ltnis zur Arbeit und als bloáes Verh„ltnis eines Kapitalisten zum andern. Also als eine dem Verh„ltnis ----- 1*) 1. Auflage: der; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #396# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- des Kapitals zur Arbeit selbst „uáerliche und gleichgltige Be- stimmung. In dem Zins also, in der besondere Gestalt des Profits, worin sich der gegens„tzliche Charakter des Kapitals einen selb- st„ndigen Ausdruck gibt, gibt er sich ihn so, daá dieser Gegen- satz darin v”llig ausgel”scht ist und ganz von ihm abstrahiert wird. Der Zins ist ein Verh„ltnis zwischen zwei Kapitalisten, nicht zwischen Kapitalist und Arbeiter. Andrerseits gibt diese Form des Zinses dem andern Teil des Profits die qualitative Form des Unternehmergewinns, weiter des Aufsichtslohns. Die besondren Funktionen, die der Kapitalist als solcher zu verrichten hat, und die ihm gerade im Unterschied von und Gegensatz zu den Arbeitern zukommen, werden als bloáe Arbeitsfunktionen dargestellt. Er schafft Mehrwert, nicht weil er als Kapitalist arbeitet, sondern weil er, abgesehn von seiner Eigenschaft als Kapitalist, auch ar- beitet. Dieser Teil des Mehrwerts ist also gar nicht mehr Mehr- wert, sondern sein Gegenteil, Žquivalent fr vollbrachte Arbeit. Da der entfremdete Charakter des Kapitals, sein Gegensatz zur Ar- beit, jenseits des wirklichen Exploitationsprozesses verlegt wird, n„mlich ins zinstragende Kapital, so erscheint dieser Ex- ploitationsprozeá selbst als ein bloáer Arbeitsprozeá, wo der fungierende Kapitalist nur andre Arbeit verrichtet als der Arbei- ter. So daá die Arbeit des Exploitierens und die exploitierte Ar- beit, beide als Arbeit, identisch sind. Die Arbeit des Exploitie- rens ist ebensogut Arbeit, wie die Arbeit, die exploitiert wird. Auf den Zins f„llt die gesellschaftliche Form des Kapitals, aber in einer neutralen und indifferenten Form ausgedruckt; auf den Unternehmergewinn f„llt die ”konomische Funktion des Kapitals, aber von dem bestimmten, kapitalistischen Charakter dieser Funk- tion abstrahiert. Es geht hier im Bewuátsein des Kapitalisten ganz dasselbe vor, wie bei den im Abschn. II dieses Buchs angedeuteten Kompensati- onsgrnden in der Ausgleichung zum Durchschnittsprofit. Diese Kompensationsgrnde, die bestimmend in die Verteilung des Mehr- werts eingehn, verdrehen sich in der kapitalistischen Vorstel- lungsweise in F-ntstehungsgrnde und (subjektive) Rechtfer-ti- gungsgrnde des Profits selbst. Die Vorstellung des Unternehmergewinns als Aufsichtslohns der Ar- beit, die aus seinem Gegensatz zum Zins entsteht, findet weitern Halt darin, daá in der Tat ein Teil des Profits als Arbeitslohn abgesondert werden kann und sich wirklich absondert, oder viel- mehr umgekehrt, daá ein Teil des Arbeitslohns, auf Basis der ka- pitalistischen Produktionsweise,als integrierender Bestandteil des Profits erscheint. Dieser Teil, wie schon A. Smith richtig herausfand, stellt sich rein dar, selbst„ndig und g„nzlich ge- trennt einerseits vom Profit (als Summe von Zins und Untemehmer- gewinn), andrerseits #397# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- von dem Teil des Profits, der nach Abzug des Zinses als sogenann- ter Unternehmergewinn brigbleibt, in dem Gehalt des Dirigenten in solchen Gesch„ftszweigen, deren Ausdehnung usw. hinreichende Teilung der Arbeit erlaubt, um besondren Arbeitslohn fr einen Dirigenten zu gestatten. Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt notwendig berall, wo der unmittelbare Produktionsprozeá die Gestalt eines gesellschaftlich kombinierten Prozesses hat und nicht als verein- zelte Arbeit der selbst„ndigen Produzenten auftritt. 73) Sie ist aber doppelter Natur. Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperieren, stellt sich notwendig der Zusammenhang und die Einheit des Pro- zesses in einem kommandierenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Teilarbeiten, sondern die Gesamtt„tigkeit der Werk- statt betreffen, wie bei dem Direktor eines Orchesters. Es ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muá in jeder kombinierten Produktionsweise. Andrerseits - ganz abgesehn vom kaufm„nnischen Departement - entspringt diese Arbeit der Oberauf- sicht notwendig in allen Produktionsweisen, die auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter als dem unmittelbaren Produzenten und dem Eigentmer der Produktionsmittel beruhn. Je gr”áer dieser Gegen- satz, desto gr”áer die Rolle, die diese Arbeit der Oberaufsicht 1*) spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im Sklavensystem. 74) Sie ist aber auch in der kapitalistischen Produktionsweise unent- behrlich, da hier der Produktionsprozeá zugleich Konsumtionspro- zeá der Arbeitskraft durch den Kapitalisten ist. Ganz wie in des- potischen Staaten die Arbeit der Oberaufsicht und allseitigen Einrruschung der Regierung beides einbegreift: sowohl die Ver- richtung der gemeinsamen Gesch„fte, die aus der Natur aller Ge- meinwesen hervorgehn, wie die spezifischen Funktionen, die aus dem Gegensatz der Regierung zu der Volksmasse entspringen. Bei den antiken Schriftstellern, die das Sklavensystem vor sich haben, finden sich in der Theorie, wie es denn in der Praxis der Fall war, beide Seiten der Aufsichtsarbeit ganz ebenso unzer- trennlich zusammen wie bei den modernen ™konomen, die die kapita- listische Produktionsweise als die --- 73) "Oberaufsicht ist hier" (beim b„uerlichen Grundbesitzer) "v”llig unn”tig." (J. E. Cairnes, "The Slave Power", London 1862, p. 48, 49.) 74) "Wenn die Natur der Arbeit verlangt, daá die Arbeiter" (n„mlich die Sklaven) "ber eine ausgedehnte Fl„che verteilt wer- den, dann werden die Zahl der Aufseher und damit die Kosten der Arbeit, die diese Aufsicht erfordert, entsprechend steigen." (Cairnes, l.c.p. 44.) ----- 1*) 1. Auflage: Arbeiter-Oberaufsicht; ge„ndert nach dem Manu- skript von Marx #398# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- absolute Produktionsweise ansehn. Andrerseits, wie ich gleich an einem Beispiel zeigen werde, wissen die Apologeten des modernen Sklavensystems ganz ebenso die Aufsichtsarbeit als Rechtferti- gungsgrund der Sklaverei zu vernutzen, wie die andren ™konomen als Grund des Lohnarbeitssystems. Der villicus zur Zeit Catos: "An der Spitze der Gutssklavenschaft 1*) (familia rustica) stand der Wirtschafter (villicus von villa 2*)), der einnimmt und aus- gibt, kauft und verkauft, die Instruktionen des Herrn entgegen- nimmt und in dessen Abwesenheit anordnet und straft... Der Wirt- schafter stand natrlich freier als die brigen Knechte; die Ma- gonischen Bcher [56] raten, ihm Ehe, Kindererzeugung und eigne Kasse zu gestatten, und Cato, ihn mit der Wirtschafterin zu ver- heiraten; er allein wird auch Aussicht gehabt haben, im Fall des Wohlverhaltens von dem Herrn die Freiheit zu erlangen. Im brigen bildeten alle einen gemeinschaftlichen Hausstand... Ein jeder Sklave, auch der Wirtschafter selbst, erhielt seine Bedrfnisse auf Rechnung des Herrn in gewissen Fristen nach festen S„tzen ge- liefert, womit er dann auszukommen hatte... Die Quantit„t rich- tete sich nach der Arbeit, weshalb z.B. der Wirtschafter, der leichtere Arbeit hatte als die Knechte, knapperes Maá als diese empfing." (Mommsen, "R”mische Geschichte", Zweite Auflage, 1856, I, p. 809, 810.) Aristoteles: "? ??? ???????? ??? ?? ?? ??????? ???? ???????, ??? ?? ?? ??????? ??????. (Denn der Herr - Kapitalist - bet„tigt sich als solcher nicht im Erwerben der Sklaven - dem Kapitaleigentum, das die Macht gibt, Arbeit zu kaufen -, sondern im Benutzen der Sklaven - der Verwendung von Arbeitern - heute Lohnarbeitern im Produkti- ons, prozeá.) "???? ?'???? ? ???????? ????? ????? ?????? ???? ??????. (Es ist aber mit dieser Wissenschaft nichts Groáes oder Erhabnes;) ? ??? ??? ?????? ?????????? ??? ?????, ??????? ??? ????? ??????????. (was n„mlich der Sklave zu verrichten verstehn muá, das soll jener verstehn zu befehlen.) ?? ????? ??????? ?? ?????? ??????????, ????????? ???????? ?????? ??? ?????, ????? ?? ??????????? ? ???????????. (Wo die Herren sich selbst damit zu placken nicht n”tig haben, da bernimmt der Aufseher diese Ehre, sie selbst aber treiben Staatsgesch„fte oder philosophieren.) (Arist. "Respubl." ed. Bekker, lib. I, 7.) Daá die Herrschaft, wie im politischen, so im ”konomischen Ge- biet, den Gewalthabern die Funktionen des Herrschens auflegt, d.h. auf ”konomischem Gebiet also, daá sie verstehn mssen, die Arbeitskraft zu konsumieren - sagt Aristoteles mit drren Worten und fgt hinzu, daá kein groáes Wesen mit dieser Aufsichtsarbeit zu machen sei, weshalb der Herr, sobald er verm”gend genug ist, die Ehre dieser Plackerei einem Aufseher berl„át. Die Arbeit der Leitung und Oberaufsicht, soweit sie nicht eine besondre, aus der Natur aller kombinierten gesellschaftlichen Ar- beit hervorgehende ----- 1*) 1. Auflage und Manuskript von Marx: Gutssklavenwirtschaft - 2*) Landgut #399# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- Funktion ist, sondern aus dem Gegensatz zwischen dem Eigentmer der Produktionsmittel und dem Eigentmer der bloáen Arbeitskraft entspringt - sei es nun, daá die letztere mit dem Arbeiter selbst gekauft wird, wie im Sklavensystem, oder daá der Arbeiter selbst seine Arbeitskraft verkauft und der Produktionsprozeá daher zugleich als der Konsumtionsprozeá seiner Arbeit durch das Kapi- tal erscheint -, diese aus der Knechtschaft des unmittelbaren Produzenten entspringende Funktion ist oft genug zum Rechtferti- gungsgrund dieses Verh„ltnisses selbst gemacht, und die Exploita- tion, die Aneignung fremder unbezahlter Arbeit ist ebensooft als der dem Eigentmer des Kapitals gebhrende Arbeitslohn darge- stellt worden. Aber nie besser als von einem Verteidiger der Sklaverei in den Vereinigten Staaten, von einem Advokaten O'Conor auf einem Meeting zu New York, 19. Dez. 1859, unter dem Panier: "Gerechtigkeit fr den Sden." "Now, gentlemen" 1*), sagte er unter groáem Applaus, "die Natur selbst hat den Neger zu dieser Knechtschaftslage bestimmt. Er hat die St„rke und ist kr„ftig zur Arbeit; aber die Natur, die ihm diese St„rke gab, verweigerte ihm sowohl den Ver. stand zum Re- gieren, wie den Willen zur Arbeit." (Beifall.) "Beide sind ihm verweigert Und dieselbe Natur, die ihm den Willen zur Arbeit vor- enthielt, gab ihm einen Herrn, diesen Willen zu erzwingen und ihn in dem Klima, wofr er geschaffen, zu einem ntzlichen Diener zu machen, sowohl fr sich selbst, wie fr den Herrn, der ihn re- giert. Ich behaupte, daá es keine Ungerechtigkeit ist, den Neger in der Lage zu lassen, worin die Natur ihn gestellt hat; ihm einen Herrn zu geben, der ihn regiert; und man beraubt ihn keines seiner Rechte, wenn man ihn zwingt, daf& auch wieder zu arbeiten und seinem Herrn eine gerechte Entsch„digung zu lifern fr die Arbeit und Talente, die er anwendet, um ihn zu regieren und ihn fr sich selbst und fr die Gesellschaft ntzlich zu machen." [57] Nun muá auch der Lohnarbeiter wie der Sklave einen Herrn haben, um ihn arbeiten zu machen und ihn zu regieren. Und dies Herr- schafts- und Knechtschaftsverh„ltnis vorausgesetzt, ist es in der Ordnung, daá der Lohnarbeiter gezwungen wird, seinen eignen Ar- beitslohn zu produzieren und obendrein den Aufsichtslohn, eine Kompensation fr die Arbeit der Herrschaft und Oberaufsicht ber ihn, und seinem Herrn eine gerechte Entsch„digung zu liefern fr die Arbeit und Talente, die er anwendet, um ihn zu regieren und ihn fr sich und fr die Gesellschaft ntzlich zu machen". Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung, soweit sie aus dem ge- gens„tzlichen Charakter, aus der Herrschaft des Kapitals ber die Arbeit entspringt und daher allen auf dem Klassengegensatz beru- henden Produktionsweisen mit der kapitalistischen gemeinsam ist, ist auch im kapitalistischen ----- 1*) Nun, meine Herren #400# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- System unmittelbarund unzertrennbar verquickt mit den Produktiven Funktionen, die alle kombinierte gesellschaftliche Arbeit einzel- nen Individuen als besondre Arbeit auferlegt. Der Arbeitslohn ei- nes Epitiropos oder r‚gisseur, wie er im feudalen Frankreich hieá, trennt sich vollst„ndig vorn Profit und nimmt auch die Form des Arbeitslohns fr geschickte Arbeit an, sobald das Gesch„ft auf hinreichend groáer Stufenleiter betrieben wird, um einen sol- chen Dirigenten (manager) zu zahlen, obgleich deswegen unsre in- dustriellen Kapitalisten noch lange nicht "Staatsgesch„fte trei- ben oder philosophieren". Daá nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die industriel- len managers "die Seele unsres Industriesystems" sind, hat schon Herr Ure bemerkt. 75) Was den merkantilen Teil des Gesch„fts an- geht, so ist das N”tige darber bereits im vorigen Abschnitt ge- sagt. 1*) Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, daá die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigentum, auf der Straáe heruml„uft. Es ist daher nutzlos geworden, daá diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgebt werde. Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentmer der Instrumente des Orchesters zu sein, noch geh”rt es zu seiner Funktion als Di- rigent, daá er irgend etwas mit dem Lohn' der brigen Musikanten zu tun hat. Die Kooperativfabriken liefern den Beweis, daá der Kapitalist als Funktion„r der Produktion ebenso berflssig ge- worden, wie er selbst, in seiner h”chsten Ausbildung, den Groá- grundbesitzer berflssig findet. Soweit die Arbeit des Kapitali- sten nicht aus dem Produktionsprozeá als bloá kapitalistischem hervorgeht, also nicht mit dem Kapital von selbst auf h”rt; so- weit sie sich nicht auf die Funktion beschr„nkt, fremde Arbeit zu exploitieren; soweit sie also aus der Form der Arbeit als gesell- schaftlicher hervorgeht, aus der Kombination und Kooperation vieler zu einem gemeinsamen Resultat, ist sie ganz ebenso unab- h„ngig vom Kapital, wie diese Form selbst, sobald sie die kapita- listische Hlle gesprengt hat. Sagen, daá diese Arbeit, als kapi- talistische Arbeit, als Funktion des Kapitalisten notwendig sei, heiát nichts, als daá sich der Vulgus die im Schoá der kapitali- stischen Produktionsweise entwickelten Formen nicht vorstellen kann, getrennt und befreit von ihrem gegens„tzlichen kapitalisti- schen Charakter. Dem Geldkapitalisten gegenber ist der industri- elle Kapitalist --- 75) A. Ure, "Philos. of Manufactures", Franz. šbers., 1836, I, p. 67, 68, wo dieser Pindar der Fabrikanten diesen zugleich das Zeugnis ausstellt, daá die meisten von ihnen von dem Mechanismus, den sie anwenden, nicht die leiseste Vorstellung haben. ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 300-302 #401# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- Arbeiter, aber Arbeiter als Kapitalist, d.h. als Exploiteur frem- der Arbeit. Der Lohn, den er fr diese Arbeit beansprucht und be- zieht, ist genau gleich dem angeeigneten Quantum fremder Arbeit und h„ngt direkt ab, soweit er sich der notwendigen Mhe der Ex- ploitation unterzieht, vom Ausbeutungsgrad dieser Arbeit, nicht aber vom Grad der Anstrengung, die diese Exploitation ihm kostet und die er gegen m„áige Zahlung auf einen Dirigenten abw„lzen kann. Nach jeder Krisis kann man in den englischen Fabrikbezirken genug Ex-Fabrikanten sehn, die ihre eignen frhern Fabriken jetzt als Dirigenten der neuen Eigentmer, oft ihrer Gl„ubiger 76), fr einen billigen Lohn beaufsichtigen. Der Verwaltungslohn, sowohl fr den merkantilen wie den industri- ellen Dirigenten, erscheint vollst„ndig getrennt vom Unternehmer- gewinn sowohl in den Kooperativfabriken der Arbeiter wie in den kapitalistischen Aktienunternehmungen. Die Trennung des Verwal- tungslohns vom Unternehmergewinn, die sonst zuf„llig erscheint, ist hier konstant. Bei der Kooperativfabrik f„llt der gegens„tz- liche Charakter der Aufsichtsarbeit weg, indem der Dirigent von den Arbeitern bezahlt wird, statt ihnen gegenber das Kapital zu vertreten. Die Aktienunternehmungen berhaupt - entwickelt mit dem Kreditwesen - haben die Tendenz, diese Verwaltungsarbeit als Funktion mehr und mehr zu trennen von dem Besitz des Kapitals, sei es eignes oder geborgtes; ganz wie mit der Entwicklung der brgerlichen Gesellschaft die richterlichen und Verwaltungsfunk- tionen sich trennen von dem Grundeigentum, dessen Attribute sie in der Feudalzeit waren. Indem aber einerseits dem bloáen Eigen- tmer des Kapitals, dem Geldkapitalisten der fungierende Kapita- list gegenbertritt und mit der Entwicklung des Kredits dies Geldkapital selbst einen gesellschaftlichen Charakter annimmt, in Banken konzentriert und von diesen, nicht mehr von seinen unmit- telbaren Eigentmern ausgeliehen wird; indem andrerseits aber der bloáe Dirigent, der das Kapital unter keinerlei Titel besitzt, weder leihweise noch sonstwie, alle realen Funktionen versieht, die dem fungierenden Kapitalisten als solchem zukommen, bleibt nur der Funktion„r und verschwindet der Kapitalist als berfls- sige Person aus dem Produktionsprozeá. Aus den ”ffentlichen Rech- nungsablagen 77) der Kooperativfabriken in --- 76) In einem mir bekannten Fall wurde nach der Krisis von 1868 ein fallierter Fabrikant bezahlter Lohnarbeiter seiner eignen frhern Arbeiter. Die Fabrik wurde n„mlich nach dem Bankrott von einer Arbeitergenossenschaft weitergefhrt und der ehemalige Be- sitzer als Dirigent angestellt. - F.E. 77) Die hier angezognen Rechnungsablagen gehn h”chstens bis 1864, da das Obige 1865 geschrieben wurde. - F.E. #402# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- England sieht man, daá - nach Abzug des Lohns des Dirigenten, der einen Teil des ausgelegten variablen Kapitals bildet, ganz wie der Lohn der brigen Arbeiter - der Profit gr”áer war als der Durchschnittsprofit, obgleich sie stellenweise einen viel h”hem Zins zahlten als die Privatfabrikanten. Die Ursache des h”hern Profits war in allen diesen F„llen gr”áere ™konomie in Anwendung des konstanten Kapitals. Was uns aber dabei interessiert, ist, daá hier der Durchschnittsprofit (= Zins + Unternehmergewinn) sich faktisch und handgreiflich als eine vom Verwaltungslohn ganz und gar unabh„ngige Gr”áe darstellt. Da der Profit hier gr”áer als der Durchschnittsprofit, war auch der Unternehmergewinn gr”- áer als sonst. Dasselbe Faktum zeigt sich in einigen kapitalistischen Aktienun- ternehmungen, z.B. Aktienbanken (Joint Stock Banks). Die London und Westminster Bank zahlte 1863 30% j„hrliche Dividende, die Union Bank of London und andre 15%. Vom Bruttoprofit geht hier auáer dem Salair der Dirigenten der Zins ab, der fr Depositen gezahlt wird. Der hohe Profit erkl„rt sich hier aus der geringen Proportion des eingezahlten Kapitals zu den Depositen. Z.B. bei der London and Westminster Bank 1863 - Eingezahltes Kapital 1 000 000 Pfd.St.; Depositen 14 540 275 Pfd.St. Bei der Union Bank of London 1863: Eingezahltes Kapital 600 000 Pfd. St.; Depo- siten 12 384 173 Pfd.St. Die Verwechslung des Unternehmergewinns mit dem Aufsichts- oder Verwaltungslohn entstand ursprnglich aus der gegens„tzlichen Form, die der šberschuá des Profits ber den Zins im Gegensatz zum Zins annimmt. Sie wurde weiter entwickelt aus der apologeti- schen Absicht, den Profit nicht als Mehrwert, d.h. als unbezahlte Arbeit, sondern als Arbeitslohn des Kapitalisten selbst fr ver- richtete Arbeit darzustellen. Dem stellte sich dann von seiten der Sozialisten die Forderung gegenber, den Profit faktisch auf das zu reduzieren, was er theoretisch zu sein vorgab, n„mlich auf bloáen Aufsichtslohn. Und diese Forderung trat der theoretischen Besch”nigung um so unangenehmer entgegen, je mehr dieser Auf- sichtslohn einerseits sein bestimmtes Niveau und seinen bestimm- ten Marktpreis fand, wie aller andre Arbeitslohn, mit der Bildung einer zahlreichen Klasse industrieller und kommerzieller Dirigen- ten 78); und je mehr er andrerseits sank, wie aller Lohn --- 78) "Meister sind ebensogut Arbeiter wie ihre Gesellen. In dieser Rolle ist ihr Interesse genau dasselbe wie das ihrer Leute. Aber sie sind auáerdem entweder Kapitalisten oder Agenten der Kapita- listen, und in dieser Hinsicht ist ihr Interesse entschieden ent- gegengesetzt dem Interesse der Arbeiter." (p. 27.) Die weite Ver- breitung der Bildung unter den industriellen Arbeitern dieses ndes verringert t„glich den Wert der Arbeit und der Geschicklich- keit fast aller Meister und Unternehmer, indem #403# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- fr geschickte Arbeit, mit der allgemeinen Entwicklung, die die Produktionskosten spezifisch geschulter Arbeitskraft herabsetzt. 79) Mit der Entwicklung der Kooperation auf seiten der Arbeiter, der Aktienunternehmungen auf seiten der Bourgeoisie wurde auch der letzte Vorwand zur Verwechslung des Unternehrnergewinns mit dem Verwaltungslohn unter den Fáen weggezogen und erschien der Profit auch praktisch, als was er theoretisch unleugbar war, als bloáer Mehrwert, Wert, fr den kein Žquivalent gezahlt ist, re- alisierte unbezahlte Arbeit; so daá der fungierende Kapitalist die Arbeit wirklich exploitiert und die Frucht seiner Exploita- tion, wenn er mit geborgtem Kapital arbeitet, sich teilt in Zins und in Unternehmergewinn, šberschuá des Profits ber den Zins. Auf Basis der kapitalistischen Produktion entwickelt sich bei Ak- tienunternehmungen ein neuer Schwindel mit dem Verwaltungslohn, indem neben und ber dem wirklichen Dirigenten eine Anzahl Ver- waltungs- und Aufsichtsr„te auftritt, bei denen in der Tat Ver- waltung und Aufsicht bloáer Vorwand zur Plnderung der Aktion„re und zur Selbstbereicherung wird. Hierber findet man sehr artige Details in: "The City or the Physiology of London Business; with Sketches on 'Change, and the Coffee Houses" London 1845. "Was Bankiers und Kaufleute gewinnen dadurch, daá sie an der Di- rektion von acht oder neun verschiednen Kompanien beteiligt sind, mag man aus folgendem Bei spiel ersehn: die Privatbilanz des Herrn Timothy Abraham Curtis, eingereicht beim Bankrottgericht bei seiner Fallite, zeigte ein Einkommen von 800-900 Pfd.St. j„hrlich unter dem Posten: Direktorschaften. Da Herr Curtis Di- rektor der Bank von England und der Ostindischen Kompanie gewe- sen, sch„tzte jede Aktiengesellschaft sich glcklich, ihn zum Di- rektor gewinnen zu k”nnen." p. 81, 82. Die Remuneration der Direktoren solcher Gesellschaften fr jede w”chentliche Sitzung ist mindestens eine Guinee (21 Mark). Die Verhandlungen vor dem Bankrottgericht zeigen, daá dieser Auf- sichtslohn in der Regel im umgekehrten Verh„ltnis steht zu der von diesen nominellen Direktoren wirklich ausgebten Aufsicht. --- sie die Zahl der Personen steigert, die das Fachwissen dieser be- sitzen." (p. 30. Hodgskin, Labour defended against the Claims of Capital etc.", London 1825.) Die allgemeine Lockerung der konven- tionellen Schranken und die gesteigerten Bildungserleichterungen wirken dahin, die L”hne der gelernten Arbeiter zu senken, statt die der ungelernten Arbeiter zu steigern." (J. St. Mill, "Princ. of Pol. Econ.", 2nd ed., London 1849, I, p. 479.) #404# ----- VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL Ver„uáerlichung des Kapitalverh„ltnisses in der Form des zinstra- genden Kapitals Im zinstragenden Kapital erreicht das Kapitalverh„ltnis seine „u- áerlichste und fetischartigste Form. Wir haben hier G-G', Geld, das mehr Geld erzeugt, sich selbst verwertenden Wert, ohne den Prozeá, der die beiden Extreme vermittelt. Im Kaufmannskapital, G-W-G', ist wenigstens die allgemeine Form der kapitalistischen Bewegung vorhanden, obgleich sie sich nur in der Zirkulations- sph„te h„lt, der Profit daher als bloáer Ver„uáerungsprofit er- scheint; aber immerhin stellt er sich dar als ein Produkt eines gesellschaftlichen Verh„ltnisses, nicht als Produkt eines bloáen Dings. Die Form des Kaufmannskapitals stellt immer noch einen Prozeá dar, die Einheit entgegengesetzter Phasen, eine Bewegung, die in zwei entgegengesetzte Vorg„nge zerf„llt, in Kauf und Ver- kauf von Waren. Dies ist ausgel”scht in G-G', der Form des zins- tragenden Kapitals. Wenn z. B. 1000 Pfd.St. vom Kapitalisten aus- geliehen werden, und der Zinsfuá ist 5%, so ist der Wert von 1000 Pfd.St. als Kapital fr 1 Jahr = C + Cz', wo C das Kapital und z' der Zinsfuá, also hier 5% = 5/100 = 1/20, 1000 + 1000 x 1/20 = 1050 Pfd.St. Der Wert von 1000 Pfd.St. als Kapital ist 1050 Pfd.St., d.h. das Kapital ist keine einfache Gr”áe. Es ist Gr”- áenverh„ltnis, Verh„ltnis als Hauptsumme, als gegebner Wert, zu sich selbst als sich verwertendem Wert, als Hauptsumme, die einen Mehrwert produziert hat. Und wie man gesehn, stellt sich das Ka- pital als solches dar, als dieser unmittelbar sich verwertende Wert, fr alle aktiven Kapitalisten, ob sie mit eignem oder ge- borgtem Kapital fungieren. G-G': Wir haben hier den ursprnglichen Ausgangspunkt des Kapi- tals, das Geld in der Formel G-W-G' reduziert auf die beiden Ex- treme G-G', wo G '= G + delta G, Geld, das mehr Geld schafft. Es ist die ursprngliche und allgemeine Formel des Kapitals, auf ein sinnloses Resum‚ zusammengezogen. Es ist das fertige Kapital, Einheit von Produktionsprozeá #405# 24. Kapitel - Ver„uáerlichung des Kapitalverh„ltnisses usw. ----- und und Zirkulationsprozeá, und daher in bestimmter Zeitperiode bestimmten Mehrwert abwerfend. In der Form des zinstragenden Ka- pitals erscheint dies unmittelbar, unvermittelt durch Produkti- onsprozeá und zirkulationsprozeá. Das Kapital erscheint als my- steri”se und selbstsch”pferische Quelle des Zinses, seiner eignen Vermehrung. Das Ding (Geld, Ware, Wert) ist nun als bloáes Ding schon Kapital, und das Kapital erscheint als bloáes Ding; das Re- sultat des gesamten Reproduktionsprozesses erscheint als eine, einem Ding von selbst zukommende Eigenschaft; es h„ngt ab von dem Besitzer des Geldes, d.h. der Ware in ihrer stets austauschbaren Form, ob er es als Geld verausgaben oder als Kapital vermieten will. Im Zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fe- tisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld hackendes Geld, und tr„gt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verh„ltnis ist vollendet als Verh„ltnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur ihre inhaltlose Form. Wie bei der Arbeitskraft wird der Gebrauchswert des Geldes hier der, Wert zu schaffen, gr”áren Wert, als der in ihm selbst enthalten ist. Das Geld als solches ist bereits potentiell sich verwertender Wert und wird als sol- cher verliehen, was die Form des Verkaufens fr diese eigentmli- che Ware ist. Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen. Und als solches zinstragendes Ding verkauft der Geldver- leiher sein Geld. Damit nicht genug. Das wirklich fungierende Ka- pital, wie gesehn, stellt sich selbst so dar, daá es den Zins nicht als fungierendes Kapital, sondern als Kapital an sich, als Geldkapital abwirft. Es verdreht sich auch dies: W„hrend der Zins nur ein Teil des Profits ist, d.h. des Mehrwerts, den der fungierende Kapitalist dem Arbeiter auspreát, erscheint jetzt umgekehrt der Zins als die eigentliche Frucht des Kapitals, als das ursprngliche, und der Profit, nun in die Form des Unternehmergewinns verwandelt, als bloáes im Reproduktionsprozeá hinzukommendes Accessorium und Zu- tat. Hier ist die Fetischgestalt des Kapitals und die Vorstellung vom Kapitalfetisch fertig. In G-G' haben wir die begriffslose Form des Kapitals, die Verkehrung und Versachlichung der Produk- tionsverh„ltnisse in der h”chsten Potenz: zinstragende Gestalt, die einfache Gestalt des Kapitals, worin es seinem eignen Repro- duktionsprozeá vorausgesetzt ist; F„higkeit des Geldes, resp. der Ware, ihren eignen Wert zu verwerten, unabh„ngig von der Repro- duktion - die Kapitalmystifikation in der grellsten Form. Fr die Vulg„r”konomie, die das Kapital als selbst„ndige Quelle des #406# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Werts, der Wertsch”pfung, darstellen will, ist natrlich diese Form ein gefundnes Fressen, eine Form, worin die Quelle des Pro- fits nicht mehr erkenntlich und worin das Resultat des kapitali- stischen Produktionsprozessesgetrennt vom Prozeá selbst - ein selbst„ndiges Dasein erh„lt. Erst im Geldkapital ist das Kapital zur Ware geworden, deren sich selbst verwertende Qualit„t einen fixen Preis hat, der im jedes- mallgen Zinsfuá notiert ist. Als zinstragendes Kapital, und zwar in seiner unmittelbaren Form als zinstragendes Geldkapital (die andren Formen des zinstragen- den Kapitals, die uns hier nichts angehn, sind wieder von dieser Form abgeleitet und unterstellen sie) erh„lt das Kapital seine reine Fetischform, G-G' als Subjekt, verkaufbares Ding. Erstens durch sein fortw„hrendes Dasein als Geld, eine Form, worin alle Bestimmtheiten desselben ausgel”scht und seine realen Elemente unsichtbar sind. Geld ist ja grade die Form, worin der Unter- schied der Waren als Gebrauchswerte ausgel”scht ist, daher auch der Unterschied der industriellen Kapitale, die aus diesen Waren und ihren Produktionsbedingungen bestehn; es ist die Form, worin Wert - und hier Kapital - als selbst„ndiger Tauschwert existiert. Im Reproduktionsprozeá des Kapitals ist die Geldform eine ver- schwindende, ein bloáes Durchgangsmoment. Auf dem Geldmarkt dage- gen existiert das Kapital stets in dieser Form. - Zweitens, der von ihm erzeugte Mehrwert, hier wieder in der Form des Geldes, erscheint ihm als solchem zukommend. Wie das Wachsen den B„umen, so scheint das Geldzeugen (????? 1*)) dem Kapital in dieser Form als Geldkapital eigen. Im zinstragenden Kapital ist die Bewegung des Kapitals ins Kurze zusammengezogen; der vermittelnde Prozeá ist weggelassen, und so ist ein Kapital 1000 fixiert als ein Ding, das an sich = 1000 2*) ist und in einer gewissen Periode sich in 1100 verwandelt, wie der Wein im Keller nach einer gewissen Zeit auch seinen Ge- brauchswert verbessert. Das Kapital ist jetzt Ding, aber als Ding Kapital. Das Geld hat jetzt Lieb' im Leibe. Sobald es verliehen ist oder auch im Reproduktionspirozeá angelegt (insofern es dem fungierenden Kapitalisten als seinem Eigentmer Zins abwirft, ge- trennt vom Unternehmergewinn), w„chst ihm der Zins an, es mag schlafen oder wachen, sich zu Hause oder auf Reisen befinden, bei Tag und bei Nacht. So ist im zinstragenden Geldkapital (und alles Kapital ist seinem Wertausdruck nach Geldkapital oder gilt jetzt als der Ausdruck des Geldkapitals) der fromme Wunsch des Schatz- bildners realisiert. ----- 1*) Zins; Geborenes - 2 *) 1. Auflage: 1100 #407# 24. Kapitel - Ver„uáerlichung des Kapitalverh„ltnisses usw. ----- Es ist dies Eingewachsensein des Zinses in das Geldkapital als in ein Ding (wie hier die Produktion des Mehrwerts durch das Kapital erscheint), was Luther in seiner naiven Polterei gegen den Wucher so sehr besch„ftigt. Nachdem er entwickelt, daá Zins verlangt werden k”nne, wenn aus der nichterfolgten Rckzahlung am bestimm- ten Termin dem Verleiher, der seinerseits zu zahlen hat, Unkosten erwachsen oder wenn ihm ein Profit, den er durch Kaufen, z.B. ei- nes Gartens, habe machen k”nnen, aus diesem Grunde verlorengeht, f„hrt er fort: "Nu ich dir sie (100 Glden) geliehen habe, machest mir einen Zwilling aus dem Schadewacht, dass hie nicht bezalen, und dort nicht kaufen kann, und also zu beiden Teilen muss Schaden leiden, das heisst man duplex interesse, damni emergentis et lucri ces- santis 1*)... nachdem sie geh”ret, dass Hans mit seinen verlieh- nen Hundert Glden hat Schaden gelitten und billige Erstattung seines Schadens fordert, faren sie plumps einhin, und schlahen auf ein jeglich Hundert Glden, n a t r l i c h s o l c h e z w e e n S c h a d e w a c h t a n g e w a c h s e n, n„m- lich, des Bezalens Unkost, und des vers„umten Gartens Kauf, ge- rade als weren den Hundert Glden natrlich solche zween Schade- wacht angewachsen, dass, wo Hundert Glden vorhanden sind, die thun sie aus, und rechnen darauf solche zween Schaden, die sie doch nicht erlitten haben... Darum bist du ein Wucherer, der du selber deinen errichten Schaden von deines N„hesten Gelde bs- sest, den dir doch Niemand getan hat, und kannst ihn auch nicht beweisen, noch berechnen. Solchen Schaden heissen die Juristen, non verum sed phantasticum interesse 2*). Ein Schaden, den ein jeglicher ihm selber ertreumet... es gilt nicht also sagen, Es k”nnten die Schaden geschehn, dass ich nicht habe k”nnen bezalen noch kaufen. Sonst heisst's, Ex contingente necessariums, aus dem das nicht ist, machen das, das sein msse, aus dem das ungewiss ist, eitel gewiss Ding machen. Solt' solcher Wucher nicht die Welt auffressen in kurzen Jahren... es ist zuf„llig Unglck, das dem Leiher widerfaret, ohne seinen Willen, dass er sich erholen muss, aber in den Handeln ist's umgekehrt und gar das Widerspiel, da suchet und errichtet man Schaden, auf den benetigten Nehesten, will damit sich neren und reich werden, faul und mssig prassen und prangen von ander Leut Arbeit, sonder Sorge, Fahr und Scha- den; dass ich sitze hinter dem Ofen und lasse meine Hundert Gl- den fr mich auf dem Lande werben, und doch weil es geliehen Geld ist, gewiss im Beutel behalte, ohne all Fahr und Sorge, Lieber, wer m”chte das nicht?" (M. Luther, An die Pfarrherrn wider den Wucher zu predigen etc.", Wittenberg 1540. [52]) Die Vorstellung vom Kapital als sich selbst reproduzierendem und in der Reproduktion vermehrendem Wert, kraft seiner eingebornen Eigenschaft als ewig w„hrender und wachsender Wert - also kraft der verborgnen ----- 1*) doppelten Schaden, der des entstehenden Verlusts und der des vers„umten Gewinns keinen wirklichen, sondern eingebildeten Scha- den - 2*) Aus dem Zuf„lligen das Notwendige machen #408# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Qualit„t der Scholastiker -, hat zu den fabelhaften Einf„llen des Dr. Price, geleitet, die bei weitem die Phantasien der Alchimi- sten hinter sich lassen; Einf„llen, an die Pitt ernsthaft glaubte und die er in seinen Gesetzen ber den sinking fund [58] zu S„u- len seiner Finanzwirtschaft machte. "Geld, das Zinseszinsen tr„gt, w„chst anfangs langsam; da aber die Rate des Wachstums sich fortw„hrend beschleunigt, wird sie nach einiger Zeit so rasch, daá sie jeder Einbildung spottet. Ein Penny, ausgeliehen bei der Geburt unsers Erl”sers auf Zinseszin- sen zu 5%, wurde schon jetzt zu einer gr”áren Summe herangewach- sen sein, als enthalten w„re in 150 Millionen Erden, alle von ge- diegnem Gold. Aber ausgelegt auf einfache Zinsen, wrde er in derselben Zeit nur angewachsen sein auf 7 sh. 4 1/2 d. Bis jetzt hat unsre Regierung vorgezogen, ihre Finanzen auf diesem letzte- ren, statt auf dem ersteren Weg zu verbessern." 80) Noch h”her fliegt er in seinen "Observations on reversionary pay- ments etc.", London 1772: "1 sh., ausgelegt bei der Geburt unsers Erl”sers" (also wohl im Tempel von Jerusalem) "zu 6% Zinzinsen, wrde angewachsen sein zu einer groáem Summe als das ganze Sonnensystem einbegreifen k”nnte, wenn in eine Kugel verwandelt von einem Durchmesser gleich dem der Bahn des Saturn." - "Ein Staat braucht deswegen sich nie in Schwierigkeiten zu befinden; denn mit den kleinsten Ersparnissen kann er --- 80) Richard Price, "An Appeal to the Public on the subject of the National Debt", London 1772, p. 19. Er macht den naiven Witz: Man muá Geld borgen zu einfachen Zinsen, um es auf Zinzeszinsen zu vermehren." (R.Hamilton, "An Inquiry into the Rise and Progress of the National Debt of Great Britain", 2,d ed., Edinburgh 1814 [p. 133.]) Darnach w„re Pumpen berhaupt das sicherste Mittel der Bereicherung auch fr Private. Aber wenn ich z.B. 100 Pfd.St. zu 5% j„hrlichem Zins aufnehme, habe ich Ende des Jahrs 5 Pfd.St. zu zahlen, und gesetzt, dieser Vorschuá daure 100 Millionen Jahre, so habe ich in der Zwischenzeit in jedem Jahr immer nur 100 Pfd.St. auszuleihen und ebenso in jedem Jahre 5 Pfd.St. zu zah- len. Ich komme durch diesen Prozeá nie dazu, 105 Pfd.St. auszu- leihen, dadurch, daá ich 100 Pfd.St. aufnehme. Und wovon soll ich die 5% zahlen? Durch neue Anleihen, oder wenn ich der Staat bin, durch Steuern. Nimmt aber der industrielle Kapitalist Geld auf, so hat er bei einem Profit von sage 15%, 5% zu zahlen als Zins, 5% zu verzehren (obgleich sein Appetit w„chst mit seiner Ein- nahme) und 5% zu kapitalisieren. Es sind also schon 15% Profit vorausgesetzt, um best„ndig 5% Zins zu zahlen. Dauert der Prozeá fort, so f„llt die Profitrate aus den schon entwickelten Grnden, sage von 15% auf 10%. Aber Price vergiát ganz, daá der Zins von 5% eine Profitrate von 15% voraussetzt, und l„át diese mit der Zirkulation des Kapitals fortdauern. Er hat berhaupt nichts mit dem wirklichen Zirkulationsprozeá zu tun, sondern nur Geld auszu- leihen, damit es mit Zinseszinsen zurckflieáe. Wie es das an- f„ngt, ist ihm ganz gleichgltig, da dies ja die eingeborne Qua- lit„t des zinstragenden Kapitals ist. #409# 24. Kapitel - Ver„uáerlichung des Kapitalverh„ltnisses usw. ----- die gr”áte Schuld abzahlen in einer so kurzen Zeit wie sein In- teresse erfordern mag." (p. XIII, XIV.) Welche hbsche theoretische Einleitung zur englischen Staats- schuld! Price wurde einfach geblendet durch die Ungeheuerlichkeit der Zahl, die aus geometrischer Progression entsteht. Da er das Kapi- tal, ohne Rcksicht auf die Bedingungen der Reproduktion und der Arbeit, als selbstt„tigen Automaten betrachtete, als eine bloáe, sich selbst vermehrende Zahl (ganz konnte wie Malthus den Men- schen in seiner geometrischen Progression er w„hnen, das Gesetz seines Wachstums gefunden zu haben in der Formel n s = c (1 + z) , wo s = Summe von Kapital + Zinseszins, c = dem vorgeschoánen Ka- pital, z = dem Zinsfuá (in aliquoten Teilen von 100 ausgedrckt) und n die Reihe der Jahre, worin der Prozeá vorgeht. Pitt nimmt die Mystifikation des Dr. Price ganz ernst. 1786 hatte das Haus der Gemeinen beschlossen, es solle 1 Million Pfd.St. er- hoben werden fr den ”ffentlichen Nutzen. Nach Price, an den Pitt glaubte, war natrlich nichts besser, als das Volk besteuern, um die so erhobne Summe zu "akkumulieren" und so die Staatsschuld durch das Mysterium des Zinseszinses wegzuhexen. jener Resolution des Hauses der Gemeinen folgte bald ein von Pitt veranlagtes Ge- setz, das die Akkumulation von 250 000 Pfd. St. anordnete, "bis daá, mit den verfallnen Librenten, der Fonds auf 4 000 000 Pfd.St. j„hrlich angewachsen sei". (Act 26 Georg III., Kap. 31. [60]) In seiner Rede von 1792, worin Pitt die dem Tilgungsfonds gewid- mete Summe zu vermehren vorschlug, fhrte er an unter den Ursa- chen des kommerziellen šbergewichts Englands: Maschinen, Kredit etc., aber als "die ausgedehnteste und dauerhafteste Ursache die Akkumulation. Dies Prinzip sei nun vollst„ndig entwickelt und hinreichend er- kl„rt in dem Werk Smiths, dieses Genies... diese Akkumulation der Kapitale bewirke sich, indem man mindestens einen Teil des j„hr- lichen Profits zurcklege, um die Hauptsumme zu vermehren, die in derselben Weise im n„chsten Jahr zu verwenden sei und so einen kontinuierlichen Profit gebe." Vermittelst des Dr. Price verwandelt Pitt so Smiths Akkumulati- onstheorie in die Bereicherung eines Volks durch Akkumulation von Schulden und kommt in den angenehmen Progreá ins Unendliche der Anleihen, Anleihen, um Anleihen zu zahlen. Wir finden schon bei Josias Child, dem Vater des modernen Ban- kiertums, daá #410# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- "100 Pfd.St. zu 10% in 70 Jahren, bei Zins von Zins, 102 400 Pfd.St. produzieren wurden." ("Trait‚ sur le commerce etc. par J. Child, traduit etc.", Amsterdam et Berlin 1754, p. 115. Geschrie- ben 1669.) Wie die Anschauung des Dr. Price bei der modernen ™konomie gedan- kenlos unterl„uft, zeigt der "Economist" in folgender Stelle: "Capital, with compound interest on every portion of capital sa- ved, is so allengrossing that all the wealth in the worid from which income is derived, has long ago become the interest of ca- pital... all rent is now the payment of interest Ort capital pre- viously invested in the land." 1*) ("Economist", 19 July 1851.) In seiner Eigenschaft als zinstragendes Kapital geh”rt dem Kapi- tal aller Reichtum, der berhaupt je produziert werden kann, und alles, was es bisher erhalten hat, ist nur Abschlagszahlung an seinen all-engrossing Appetit. Nach seinen eingebornen Gesetzen geh”rt ihm alle Surplusarbeit, die das Menschengeschlecht je lie- fern kann. Moloch. Schlieálich noch folgender Galimathias des "romantischen" Mller: "Des Dr. Price ungeheurer Anwachs des Zinseszinses, oder der sich selbst beschleunigenden Kr„fte der Menschen, setzt, wenn er diese ungeheuren Wirkungen hervorbringen soll, eine ungeteilte oder un- gebrochne gleichf”rmige Ordnung durch mehrere Jahrhunderte vor- aus. Sobald das Kapital zerteilt, in mehrere einzelne, in sich fortwachsende Ableger zerschnitten wird, f„ngt der gesamte Prozeá der Akkumulation von Kr„ften von neuem an. Die Natur hat die Pro- gression der Kraft auf eine Laufbahn von etwa 20 bis 25 Jahren, die im Durchschnitt etwa jedem einzelnen Arbeiter (!) zuteil wer- den, verteilt. Nach Ablauf dieser Zeit verl„át der Arbeiter seine Laufbahn, und muá er nun das durch den Zinseszins der Arbeit ge- wonnene Kapital einem neuen Arbeiter bertragen, meistenteils es unter mehrere Arbeiter oder L„nder verteilen. Diese mssen das ihnen zufallende Kapital, ehe sie eigentlichen Zinseszins davon ziehn k”nnen, erst beleben und anwenden lernen. Ferner wird eine ungeheure Menge des Kapitals, das die brgerliche Gesellschaft gewinnt, auch selbst in den bewegtesten Gemeinwesen, lange Jahre hindurch allm„hlich aufgeh„uft und nicht zur unmittelbaren Erwei- terung der Arbeit verwendet, vielmehr, sobald eine namhafte Summe zusammengebracht ist, einem andern Individuum, einem Arbeiter, einer Bank, Staat, unter der Benennung Anleihe bertragen, wo dann der Empf„nger, indem er das Kapital in wirkliche Bewegung setzt, aus demselben Zinseszins zieht, und sich leicht anheischig machen kann, dem Darbringer einfache Zinsen zu bezahlen. Endlich reagiert gegen jene ungeheuren Progressionen, in welchen sich die Kr„fte der Menschen ----- 1*) Kapital mit Zinseszins auf jeden Teil des gesparten Kapitals reiát so sehr alles an sich, daá aller Reichtum der Welt, aus dem man Einkommen zieht, l„ngst zu Zins von Kapital geworden ist... alle Rente ist ietzt die Zinszahlung auf Kapital, das frher im Boden angelegt wurde." #411# 24.Kapitel - Ver„uáerlichung des Kapitalverh„ltnisses usw. ----- und ihr Produkt vermehren m”chten, wenn das Gesetz der Produktion oder der Sparsamkeit allein gelten sollen, das Gesetz des Verzeh- rens, Begehren, Verschwendung." (A. Mller, l.c. III., p. 147- 149.) Es ist unm”glich, in wenigen Zeilen mehr haarstr„ubenden Unsinn zusammenzufaseln. Nicht zu erw„hnen der drolligen Verwechslung von Arbeiter und Kapitalist, von Wert der Arbeitskraft und Zins von Kapital usw., soll die Abnahme des Zinseszinses u. a. daraus erkl„rt werden, daá Kapital "ausgeliehen" wird, wo es "dann Zin- seszins" bringt. Das Verfahren unsers Mller ist fr die Romantik in allen F„chern charakteristisch. Ihr Inhalt besteht aus All- tagsvorurteilen, abgesch”pft von dem oberfl„chlichsten Schein der Dinge. Dieser falsche und triviale Inhalt soll dann durch eine mystifizierende Ausdrucksweise "erh”ht" und poetisiert werden. Der Akkumulationsprozeá des Kapitals kann insofern als Akkumula- tion von Zinseszins aufgefaát werden, als der Teil des Profits (Mehrwerts), der in Kapital rckverwandelt wird, d.h. zur Aufsau- gung von neuer Mehrarbeit dient, Zins genannt werden kann. Aber: 1. Von allen zuf„lligen St”rungen abgesehn, wird im Lauf des Re- produktionsprozesses best„ndig ein groáer Teil des vorhandnen Ka- pitals mehr oder weniger entwertet, weil der Wert der Waren be- stimmt ist nicht durch die Arbeitszeit, die ihre Produktion ur- sprnglich kostet, sondern durch die Arbeitszeit, die ihre Repro- duktion kostet, und diese infolge der Entwicklung der gesell- schaftlichen Produktivkraft der Arbeit fortw„hrend abnimmt. Auf einer h”hern Entwicklungsstufe der gesellschaftlichen Produktivi- t„t erscheint daher alles vorhandne Kapital, statt als das Resul- tat eines langen Prozesses der Kapitalaufsparung, als das Resul- tat einer verh„ltnism„áig sehr kurzen Reproduktionszeit. 81) 2) Wie im Abschnitt III dieses Buchs bewiesen, nimmt die Pro- fitrate ab im Verh„ltnis zur steigenden Akkumulation des Kapitals und der ihr entsprechenden steigernden Produktivkraft der gesell- schaftlichen Arbeit, die sich gerade in der wachsenden relativen Abnahme des variablen Kapitaltells, gegenber dem konstanten, ausdrckt. Um dieselbe Profitrate hervorzubringen, wenn das von einem Arbeiter in Bewegung gesetzte konstante Kapital sich ver- zehnfacht, máte die Mehrarbeitszeit sich verzehnfachen, und bald wrde die ganze Arbeitszeit, ja die 24 Stunden des Tages dazu nicht hinreichen, selbst wenn ganz vom Kapital angeeignet. Die Vorstellung, daá die Profitrate sich nicht verringert, liegt aber der Priceschen Progression --- 81) Sieh Mill und Carey, und Roschers miáverst„ndlichen Kommentar dazu. [61] #412# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- zugrunde und Oberhaupt dem all-engrossing capital, with compound interest" 1*). 82) Durch die Identit„t des Mehrwerts mit der Mehrarbeit ist eine qualitative Grenze fr die Akkumulation des Kapitals gesetzt: der G e s a m t a r b e i t s t a g, die jedesmal vorhandne Entwick- lung der Produktivkr„fte und der Bev”lkerung, welche die Anzahl der gleichzeitig exploitierbaren Arbeitstage begrenzt. Wird dage- gen der Mehrwert in der begriffslosen Form des Zinses gefaát, so ist die Grenze nur quantitativ und spottet jeder Phantasie. In dem zinstragenden Kapital ist aber die Vorstellung vom Kapitalfe- tisch vollendet, die Vorstellung, die dem aufgeh„uften Ar- beitsprodukt, und noch dazu fixiert als Geld, die Kraft zu- schreibt, durch eine eingeborne geheime Qualit„t, als reiner Au- tomat, in geometrischer Progression Mehrwert zu erzeugen, so daá dies aufgeh„ufte Arbeitsprodukt, wie der "Economist" meint, allen Reichtum der Welt fr alle Zeiten als ihm von Rechts wegen geh”- rig und zufallend schon l„ngst diskontiert hat. Das Produkt ver- gangner Arbeit, die vergangne Arbeit selbst, ist hier an und fr sich geschw„ngert mit einem Stck gegenw„rtiger oder zuknftiger lebendiger Mehrarbeit. Man weiá dagegen, daá in der Tat die Er- haltung, und insoweit auch die Reproduktion des Werts der Pro- dukte vergangner Arbeit nur das Resultat ihres Kontakts mit der lebendigen Arbeit ist; und zweitens: daá das Kommando der Pro- dukte vergangner Arbeit ber lebendige Mehrarbeit grade nur so lange dauert, wie das Kapitalverh„ltnis dauert, das bestimmte so- ziale Verh„ltnis, worin die vergangne Arbeit selbst„ndig und berm„chtig der lebendigen gegenbertritt. --- 82) "Es ist klar, daá keine Arbeit, keine Produvkraft, kein Scharfsinn und keine Kunst den berw„ltigenden Ansprchen des Zinseszinses Genge tun kann. Aber alle Ersparnis wird von der Revenue des Kapitalisten gemacht, so daá wirklich diese Ansprche dauernd gestellt werden und die Produktivkraft der Arbeit sich ebenso dauernd weigert, sie zu befriedigen. Es wird daher best„n- dig eine Art Ausgleichung geschaffen." ("Labour defended against the Claims of Capital", p. 23. - Von Hodgskin.) ----- 1*) "Kapital mit Zinseszins, das alles an sich reiát" #413# ----- FšNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL Kredit und fiktives Kapital Die eingehende Analyse des Kreditwesens und der Instrumente, die es sich schafft (Kreditgeld usw.), liegt auáerhalb unsers Planes. Es sind hier nur einige wenige Punkte hervorzuheben, notwendig zur Charakteristik der kapitalistischen Produktionsweise ber- haupt. Wir haben es dabei nur mit dem kommerziellen und Bankier- kredit zu tun. Der Zusammenhang zwischen dessen Entwicklung und der des ”ffentlichen Kredits bleibt auáer Betracht. Ich habe frher (Buch I, Kap. III, 3, b) gezeigt, wie sich aus der einfachen Warenzirkulation die Funktion des Geldes als Zah- lungsmittel und damit ein Verh„ltnis von Gl„ubiger und Schuldner unter den Warenproduzenten und Warenh„ndlern bildet. Mit der Ent- wicklung des Handels und der kapitalistischen Produktionsweise, die nur mit Rcksicht auf die Zirkulation produziert, wird diese naturwchsige Grundlage des Kreditsystems erweitert, verallge- meinert, ausgearbeitet. Im groáen und ganzen fungiert das Geld hier nur als Zahlungsmittel, d.h. die Ware wird verkauft nicht gegen Geld, sondern gegen ein schriftliches Versprechen der Zah- lung an einem bestimmten Termin. Diese Zahlungsversprechen k”nnen wir der Krze halber s„mtlich unter der allgemeinen Kategorie von Wechseln zusammenfassen. Bis zu ihrem Verfall- und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst wieder als Zahlungsmittel; und sie bilden das eigentliche Handelsgeld. Soweit sie schlieálich durch Ausgleichung von Forderung und Schuld sich aufheben, fun- gieren sie absolut als Geld, indem dann keine schlieáliche Ver- wandlung in Geld stattfindet. Wie diese wechselseitigen Vor- schsse der Produzenten und Kaufleute untereinander die eigentli- che Grundlage des Kredits bilden, so bildet deren Zirkulationsin- strument, der Wechsel, die Basis des eigentlichen Kreditgelds, der Banknoten usw. Diese beruhen nicht au der Geldzirkulation, sei es von metallischem Geld oder von Staatspapiergeld, sondern auf der Wechselzirkulation. #414# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- W. Leatham (Bankier in Yorkshire), "Letters on the Currency", 2nd edit., London 1840: "Ich finde, daá der Gesamtbetrag der Wechsel fr das ganze Jahr 1839 war 528 493 842 Pfd.St." (er nimmt die ausl„ndischen Wechsel auf ungef„hr 1/7 1*) des Ganzen an) "und der Betrag der im selben Jahr gleichzeitig laufenden Wechsel 132 123 460 Pfd.St." (p. 55, 56.) Die Wechsels in dem Bestandteil der Zirkulation, von gr”áerm Betrag als alles brige zusammengenommen." (P. 3, 4.) - Dieser enorme šberbau von Wechseln ruht (!) auf der Grundlage, gebildet durch den Betrag der Banknoten und des Goldes; und wenn im Lauf der Ereignisse diese Grundlage sich zu sehr verengen, ger„t ihre Solidit„t und selbst ihre Existenz in Gefahr." (p. 8.) - "Sch„tzt man die ganze Zirkulation" (er meint die Banknoten) "und den Be- trag der Verpflichtungen s„mtlicher Banken, wofr sofortige Barzahlung verlangt werden kann, so finde ich eine Summe von 153 Millionen, deren Verwandlung in Gold nach dem Gesetz verlangt werden kann, und dagegen 14 Millionen in Gold, um diese Forderung zu befriedigen." (p. 11.) - "Die Wechsel k”nnen nicht unter Kon- trolle gestellt werden, es sei denn, daá man den Geldberfluá und den niedrigen Zinsfuá oder Diskonto verhindert, der einen Teil davon erzeugt und diese groáe und gef„hrliche Expansion ermun- tert. Es ist unm”glich zu entscheiden, wieviel davon von wirkli- chen Gesch„ften herrhrt, z.B. von wirklichen K„ufen und Verk„u- fen, und welcher Teil knstlich gemacht (fictitious) ist und nur aus Reitwechseln besteht, d.h. wo ein Wechsel gezogen wird, um einen laufenden vor Verfall aufzunehmen und so durch Herstellung bloáer Umlaufsmittel fingiertes Kapital zu kreieren. In Zeiten berflssigen und wohlfeilen Geldes weiá ich, daá dies bis zu ei- nem enormen Grade geschieht." (p. 43, 44.) J. W. Bosanquet, "Metallic, Paper, and Credit Currency", London 1842: "Der Durchschnittsbetrag der an jedem Gesch„ftstag im Clearing House" [wo die Londoner Bankiers gegenseitig die eingezahlten Schecks und f„lligen Wechsel austauschen] "erledigten Zahlungen ist ber 3 Millionen Pfd.St., und der zu diesem Zweck n”tige t„g- liche Geldvorrat ist wenig mehr als 200 000 Pfd.St." (p. 86.) {Im Jahr 1889 betrug der Gesamtumschlag des Clearing House 7618 3/4 Millionen Pfd.St. oder bei rund 300 Gesch„ftstagen durchschnitt- lich 25 1/2 Millionen t„glich. - F.E.} "Wechsel sind unstreitig Zirkulationsmittel (currency), unabh„ngig von Geld, soweit sie Eigentum bertragen von Hand zu Hand vermittelst Endossement." (p. 92, 93.) "Im Durchschnitt ist anzunehmen, daá jeder zirkulie- rende Wechsel zwei Endossements tr„gt und daá im Durchschnitt je- der Wechsel also zwei Zahlungen erledigt, ehe er verf„llt. Hier- nach scheint es, daá allein durch Endossement die Wechsel eine Eigentumsbertragung vermittelten zum Wert von zweimal 528 Mil- lionen oder 1056 Millionen Pfd.St., mehr als 3 Millionen t„glich, im Lauf des Jahres 1839. Es ist daher sicher, daá Wechsel und De- positen zusammen durch Eigentumsbertragung von Hand zu Hand und ohne Beihilfe von Geld, Geldfunktionen verrichten zu einem t„gli- chen Belauf von mindestens 18 Millionen Pfd.St. (p. 93.) ----- 1*) 1. Auflage: 1/5 #415# 25. Kapitel - Kredit und fiktives Kapital ----- Tooke sagt folgendes ber Kredit im allgemeinen: "Der Kredit, in seinem einfachsten Ausdruck, ist das wohl oder bel begrndete Vertrauen, das jemanden veranlaát, einem andern einen gewissen Kapitalbelauf anzuvertrauen, in Geld oder in, auf einen bestimmten Geldwert abgesch„tzten, Waren, welcher Betrag stets nach Ablauf einer bestimmten Frist zahlbar ist. Wo das Ka- pital in Geld verliehen wird, d.h. in Banknoten, oder in einem Barkredit oder in einer Anweisung auf einen Korrespondenten, wird ein Zuschlag von soundso viel Prozent auf ahlenden Betrag fr den Gebrauch des Kapitals gemacht. Bei Waren, deren den rckzuzahlen- den Geldwert zwischen den Beteiligten festgestellt ist und deren šbertragung einen Verkauf ausmacht, schlieát die festgestellte Summe, die gezahlt werden soll, eine Entsch„digung ein fr den Gebrauch des Kapitals und fr das bis zur Verfallzeit bernommene Risiko. Schriftliche Zahlungsverpflichtungen auf bestimmte Ver- falltage werden meist fr solche Kredite gegeben. Und diese ber- tragbaren Verpflichtungen oder Promessen bilden das Mittel, womit die Verleiher, wenn sie Gelegenheit fr den Gebrauch ihres Kapi- tals finden, sei es in Form von Geld oder Waren, vor Verfallzeit dieser Wechsel, meistens imstande sind, wohlfeiler zu borgen oder zu kaufen, indem ihr eigner Kredit durch den des zweiten Namens auf dem Wechsel verst„rkt wird." ("Inquiry into the Currency Principle", p. 87.) Ch. Coquelin, Du Cr‚dit et des Banques dans l'Industrie", Revue des deux Mondes" [62], 1842, tome 31 [p. 797]. "In jedem Lande vollzieht sich die Mehrzahl der Kreditgesch„fte im Kreis der industriellen Beziehungen selbst... der Produzent des Rohstoffs schieát diesen dem verarbeitenden Fabrikanten vor und erh„lt von ihm eine Zahlungspromesse auf fixen Verfalltag. Der Fabrikant, nach Ausfhrung seines Teils der Arbeit, schieát wiederum und zu „hnlichen Bedingungen sein Produkt einem andern Fabrikanten vor, der es weiterverarbeiten muá, und so erstreckt sich der Kredit immer weiter, von einem zum andern bis zum Konsu- menten. Der Groáh„ndler macht dem Kleinh„ndler Warenvorschsse, w„hrend er selbst solche vom Fabrikanten oder vom Kommission„r erh„lt. Jeder borgt mit der einen Hand und leiht mit der andern, zuweilen Geld, aber weit h„ufiger Produkte. So vollzieht sich, in den industriellen Beziehungen, ein unaufh”rlicher Austausch von Vorschssen, die sich kombinieren und in allen Richtungen durch- kreuzen. Grade in der Vervielf„ltigung und dem Wachstum dieser gegenseitigem Vorschsse besteht die Entwicklung des Kredits, und hier ist der wahre Sitz seiner Macht." Die andre Seite des Kreditwesens schlieát sich an die Entwicklung des Geldhandels, die natrlich in der kapitalistischen Produktion Schritt h„lt mit der Entwicklung des Warenhandels. Wir haben im vorigen Abschnitt (Kapitel XIX) gesehn, wie sich die Aufbewahrung der Reservefonds der Gesch„ftsleute, die technischen Operationen des Geldeinnehmens und Auszahlens, der internationalen Zahlungen, und damit der Barrenhandell in den H„nden der Geldh„ndler konzen- triert. Im Anschluá an diesen Geld- #416# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- handel entwickelt sich die andre Seite des Kreditwesens, die Ver- waltung des zinstragenden Kapitals oder des Geldkapitals, als be- sondre Funktion der Geldh„ndler. Das Borgen und Verleihen des Geldes wird ihr besondres Gesch„ft. Sie treten als Vermittler zwischen den wirklichen Verleiher und den Borger von Geldkapital. Allgemein ausgedruckt besteht das Bankiergesch„ft nach dieser Seite darin, das verleihbare Geldkapital in seiner Hand zu groáen Massen zu konzentrieren, so daá statt des einzelnen Geldverlei- hers die Bankiers als Repr„sentanten aller Geldverleiher den in- dustriellen und kommerziellen Kapitalisten gegenbertreten. Sie werden die allgemeinen Verwalter des Geldkapitals. Andrerseits konzentrieren sie, allen Verleihern gegenber, die Borger, indem sie fr die ganze Handelswelt borgen. Eine Bank stellt auf der einen Seite die Zentralisation des Geldkapitals, der Verleiher, auf der andern die Zentralisation der Borger dar. Ihr Profit be- steht im allgemeinen darin, daá sie zu niedrigem Zinsen borgt, als sie ausleiht. Das verleihbare Kapital, worber die Banken verfgen, flieát ih- nen in mehrfacher Weise zu. Zun„chst konzentriert sich in ihrer Hand, da sie Kassierer der industriellen Kapitalisten sind, das Geldkapital, das jeder Produzent und Kaufmann als Reservefonds h„lt oder das hin als Zahlung zuflieát. Diese Fonds verwandeln sich so in verleihbares Geldkapital. Dadurch wird der Reser- vefonds der Handelswelt, weil als gemeinschaftlicher konzen- triert, auf das n”tige Minimum beschr„nkt, und ein Teil des Geld- kapitals, der sonst als Reservefonds schlummern wrde, wird aus- geliehen, fungiert als zinstragendes Kapital. Zweitens bildet sich ihr verleihbares Kapital aus den Depositen der Geldkapitali- sten, die ihnen das Ausleihen derselben berlassen. Mit der Ent- wicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins fr De- positen zahlen, werden ferner die Geldersparnisse und das augen- blicklich unbesch„ftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede fr sich unf„hig, als Geldkapital zu wirken werden zu groáen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht. Diese Ansammlung kleiner Betr„ge muá als besondre Wirkung des Banksystems unterschieden werden von seiner Mittlerschaft zwi- schen den eigentlichen Geldkapitalisten und den Borgern. Endlich werden auch die Revenuen, die nur allm„hlich verzehrt werden sol- len, bei den Banken deponiert. Das Verleihen (wir haben es hier nur mit dem eigentlichen Handelskredit zu tun) geschieht durch Diskontleren der Wechsel - Verwandlung derselben in Geld vor ih- rer Verfallzeit - und durch Vorschsse in verschiednen Formen: direkte Vorschsse auf pers”nlichen Kredit, Lombardvorschsse auf zinstragende Papiere, Staatseffekten, Aktien aller Art, #417# 25. Kapitel - Kredit und fiktives Kapital ----- namentlich aber auch Vorschsse auf Ladescheine, Dockwarrants 1*) und andre beglaubigte Besitztitel auf Waren, durch šberziehung ber die Depositen usw. Der Kredit nun, den der Bankier gibt, kann in verschiednen Formen gegeben werden, z.B. n Wechseln auf andre Banken, Schecks auf solche, Krediter”ffnungen derselben Art, endlich, bei Banken mit Notenausgabe, in den eignen Banknoten der Bank. Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier, zahlbar jederzeit an den Inhaber, und vom Bankier den Privatwechseln substituiert. Die letztere Form des Kredits erscheint dem Laien besonders frappant und wichtig, erstens weil diese Art Kreditgeld aus der bloáen Handelszirkulation heraus in die allgemeine Zirkulation tritt und hier als Geld fungiert; auch weil in den meisten L„ndern die Hauptbanken, welche Noten ausgeben, als sonderbarer Mischmasch zwischen Nationalbank und Privatbank in der Tat den Nationalkre- dit hinter sich haben und ihre Noten mehr oder minder gesetzli- ches Zahlungsmittel sind; weil es hier sichtbar wird, daá das, worin der Bankier handelt, der Kredit selbst ist, indem die Banknote nur ein zirkulierendes Kreditzeichen vorstellt. Aber der Bankier handelt auch im Kredit in allen andern Formen, selbst wenn er bar bei ihm deponiertes Geld vorschieát. In der Tat bil- det die Banknote nur die Mnze des Groáhandels, und ist es stets das Depositum, was als Hauptsache bei den Banken ins Gewicht f„llt. Den besten Beweis liefern die schottischen Banken. Die besondren Kreditinstitute, wie die besondren Formen der Ban- ken selbst, sind fr unsern Zweck nicht weiter zu betrachten. "Die Bankiers haben ein doppeltes Gesch„ft... 1. Kapital zu sam- meln von denen, die keine unmittelbare Verwendung dafr haben, und es zu verteilen und zu bertragen an andre, die es gebrauchen k”nnen. 2. Depositen von Einkommen ihrer Kunden zu empfangen und diesen den Betrag auszuzahlen, je nachdem sie ihn zu Konsumtions- auslagen brauchen. Das erstere ist Zirkulation von Kapital, das letztere Zirkulation von G e l d (currency)." - Das eine ist Konzentration des Kapitals auf der einen und Verteilung desselben auf der andern Seite, das andre ist Verwaltung der Zirkulation fr die Lokalzwecke der Umgegend." - Tooke, "Inquiry into the Currency Principle", p. 36, 37. Wir kommen in Kap. XXVIII auf diese Stelle zurck. "Reports of Committees", Vol. VIII, "Commercial Distress", Volume II, Part I, 1847/48, Minutes of Evidence. - (Weiterhin zitiert als Commercial Distress", 1847/48.) In den vierziger Jahren wur- den beim Wechsel- ----- 1*) Lagerhausscheine #418# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- diskontieren in London in zahllosen F„llen statt Banknoten, Wech- sel von einer Bank auf die andte von 21 Tagen Laufzeit genommen. (Aussage von J. Pease, Provinzialbankier, Nr. 4636 und 4645.) Nach demselben Bericht hatten die Bankiers die Gewohnheit, sobald Geld knapp wurde, solche Wechsel ihren Kunden regelm„áig in Zah- lung zu geben. Wollte der Empf„nger Banknoten, so muáte er diesen Wechsel wieder diskontieren. Fr die Banken kam dies einem Privi- legium gleich, Geld zu machen. Die Herren jones Loyd and Co. zahlten in dieser Weise "seit unvordenklichen Zeiten" sobald Geld knapp war und der Zinsfuá ber 5%. Der Kunde war froh, solche Banker's Bills zu erhalten, weil Wechsel von Jones Loyd & Co. leichter diskontierbar waren als seine eignen; auch liefen sie oft durch 20 bis 30 H„nde. (ibidem, Nr. 905 bis 902, 992.) Alle diese Formen dienen dazu, den Zahlungsanspruch bertragbar zu machen. "Es gibt kaum irgendeine Form, in die der Kredit zu bringen ist, worin er nicht zu Zeiten Geldfunktion zu verrichten hat; ob diese Form eine Banknote oder ein Wechsel oder ein Scheck ist, der Pro- zeá ist wesentlich derselbe und das Resultat ist wesentlich das- selbe." - Fullarton, "On the Regulation of Currencies", 2nd edit., London 1845, p. 38. - "Banknoten sind das Kleingeld des Kredits." (p. 51.) Das Folgende aus J. W. Gilbart, "The History and Principles of Banking", London 1834: "Das Kapital einer Bank besteht aus zwei Teilen, dem Anlagekapi- tal (invested capital) und dem Bankkapital (banking capital), das angeliehen ist." (p. 117.) Das Bankkapital oder geborgte Kapital wird auf drei Wegen erhalten: 1. durch Annahme von Depositen, 2. durch Ausgabe von eignen Banknoten, 3. durch Ziehung von Wech- seln. Wenn mit jemand 100 Pfd.St. umsonst leihen will, und ich leihe diese 100 Pfd.St. an jemand anders fr 4 % Zins aus, so werde ich im Lauf des Jahrs durch dies Gesch„ft 4 Pfd.St. gewin- nen. Ebenso, wenn jemand mein Zahlungsversprechen" (I promise to pay ist die gew”hnliche Formel fr englische Banknoten) "nehmen will und es mir am Ende des Jahres zurckgeben und mir 4% dafr zahlen, ganz als ob ich ihm 100 Pfd.St. geliehen h„tte, gewinne ich 4 Pfd.St. durch dies Gesch„ft, und wiederum, wenn jemand in einer Landstadt mir 100 Pfd.St. bringt mit der Bedingung, daá ich 21 Tage sp„ter diesen Betrag einer dritten Person in London zah- len soll, wird jeder Zins, den ich in der Zwischenzeit von dem Gelde machen kann, mein Profit sein. Dies ist eine sachgem„áe Zu- sammenfassung der Operationen einer Bank und des Wegs, wie ein Bankkapital geschaffen wird mittelst Depositen, Banknoten und Wechseln.", (p. 117.) "Die Profite eines Bankiers stehn im allge- meinen im Verh„ltnis zum Betrag seines geborgten oder Bankkapi- tals. Um den wirklichen Profit einer Bank festzustellen, ist der Zins auf das Anlagekapital abzuziehn vom Bruttoprofit. Der Rest ist der Bankprofit." (p. 118.) "D i e V o r s c h s s e e i n e s B a n k i e r s a n s e i n e K u n d e n w e r d e n g e m a c h t m i t d e m #419# 25. Kapitel - Kredit und fiktives Kapital ----- G e l d a n d r e r L e u t e." (p. 146.) "Gerade die Ban- kiers, die keine Banknoten ausgeben, schaffen ein Bankkapital durch Diskontieren von Wechseln. Sie vermehren ihre Depositen vermittelst hrer Diskontooperationen. Die Londoner Bankiers dis- kontieren nur fr diejenigen H„user, die ein Depositenkonto bei ihnen halten." (p. 119.) "Eine Firma, die bei ihrer Bank Wechsel diskontiert und auf den ganzen Betrag dieser Wechsel Zinsen be- zahlt hat, muá wenigstens einen Teil dieses Betrags in den H„nden der Bank lassen, ohne Zinsen dafr zu erhalten. Auf diesem Wege erh„lt der Bankier auf das vorgeschoáne Geld einen h”hern als den laufenden Zinsfuá und schafft sich ein Bankkapital vermittelst des in seiner Hand verbleibenden Saldos." (p. 120.) ™konomisierung der Reservefonds, Depositen, Schecks: "Die Depositenbanken ”konomisieren vermittelst der šbertragung der Guthaben den Gebrauch des zirkulierenden Mediums und erledi- gen Gesch„fte von groáem Betrag mit einer geringen Summe wirkli- ches Geldes. Das so freigesetzte Geld wird vom Bankier angewandt in Vorschssen an seine Kunden vermittelst Diskontes etc. Daher erh”ht die Obertragung der Guthaben die Wirksamkeit des Deposi- tensystems." (p. 123.) "Es ist gleichgltig, ob die beiden Kun- den, die miteinander handeln, ihre Rechnung bei demselben oder bei verschiednen Bankiers halten. Denn die Bankiers tauschen ihre Schecks unter sich aus im Clearing House. Vermittelst der šber- tragung k”nnte so das Depositensystem zu einem solchen Grad aus- gedehnt werden, daá es den Gebrauch des Metallgelds ganz ver- dr„ngte. Wenn jeder ein Depositenkonto bei der Bank hielte und alle seine Zahlungen durch Schecks machte, so wrden diese Schecks das einzige zirkulierende Medium. In diesem Falle máte unterstellt werden, daá die Bankiers das Geld in ihrer Hand h„t- ten, sonst h„tten die Schecks keinen Wert." (p. 124.) Die Zentralisation des Lokalverkehrs in den H„nden der Banken wird vermittelt 1. durch Zweigbanken. Die Provinzialbanken haben Zweigetablissements in den kleinern St„dten ihres Bereichs; die Londoner Banken in den verschiednen Stadtteilen Londons. 2. durch Agenturen. "Jede Provinzialbank hat einen Agenten in London, um dort ihre Noten oder Wechsel zu zahlen und Geld zu empfangen, das von Lon- doner Einwohnern eingezahlt wird fr Rechnung von Leuten, die in der Provinz wohnen." (p. 127.) "Jeder Bankier f„ngt die Noten des andern auf, gibt sie nicht wieder aus. In jeder groáem Stadt kom- men sie ein oder zweimal w”chentlich zusammen und tauschen die Noten aus. Der Saldo wird gezahlt durch Anweisung auf London." (p. 134.) "Der Zweck der Banken ist Erleichterung des Gesch„fts. Alles, was das Gesch„ft erleichtert, erleichtert auch die Speku- lation. Gesch„ft und Spekulation sind in vielen F„llen so eng verknpft, daá es schwer ist zu sagen, wo das Gesch„ft aufh”rt und wo die Spekulation anf„ngt... šberall, wo Banken sind, ist Kapital leichter und wohlfeiler zu erhalten. Die Wohlfeilheit des Kapitals gibt der Spekulation Vorschub, ganz wie die Wohlfeilheit von Fleisch und Bier der Gefr„áigkeit und Tmaenheit Vorschub lei- stet." (p. 137, 138.) "Da die Banken, welche eigne Banlmoten aus- geben, stets in diesen Noten zahlen, so kann es scheinen, #420# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- daá ihr Diskontogesch„ft gemacht werde ausschlieálich mit dem hierdurch gerechten Kapital, aber dem ist nicht so. Ein Bankier kann sehr wohl alle von ihm diskontlerten Wechsel in seinen eig- nen Noten zahlen, und dennoch k”nnen 9/10 der in seinem Besitz befindlichen Wechsel wirkliches Kapital repr„sentieren. Denn ob- gleich er selbst fr diese Wechsel nur sein eignes Papiergeld ge- geben, braucht dies doch nicht in Zirkulation zu bleiben, bis die Wechsel verfallen. Die Wechsel k”nnen drei Monate zu laufen ha- ben, die Noten in drei Tagen zurckkommen." (p. 172.) "Das šber- ziehen der Rechnung durch die Kunden ist geregelte Gesch„ftssa- che. Es ist in der Tat der Zweck, wofr ein Barkredit garantiert wird... Barkredite werden garantiert nicht nur durch pers”nliche Sicherheit, sondern auch durch Deponierung von Wertpapieren." (p. 174, 175.) "Kapital, vorgeschossen auf Pfand von Waren, hat die- selbe Wirkung, wie wenn vorgeschossen im Diskontleren von Wech- seln. Wenn jemand 100 Pfd.St. auf Sicherheit seiner Waren borgt, so ist es dasselbe, als h„tte er sie fr einen Wechsel von 100 Pfd.St. verkauft und diesen beim Bankier diskontlert. Der Vor- schuá aber bef„higt ihn, seine Waren fr einen bessern Marktstand hinzuhalten und Opfer zu vermeiden, die er sonst h„tte machen mssen, um Geld fr dringende Zwecke zu erhalten." (p. 180, 181.) "The Currency Theory Reviewed etc.", p. 62, 63: "Es ist unstreitig wahr, daá die 1000 Pfd.St., die ich heute bei A deponiere, morgen wieder ausgegeben werden und ein Depositum bei B bilden. šbermorgen m”gen sie, von B wieder ausgegeben, ein Depositum bei C bilden, und so fort ins Unendliche. Dieselben 1000 Pfd.St. Geld k”nnen sich also, durch eine Reihe von šbertra- gungen zu einer absolut unbestimmbaren Summe von Depositen ver- vielf„ltigen. Es ist daher m”glich, daá n e u n Z e h n t e l a l l e r D e p o s i t e n i n E n g l a n d k e i n e E x i s t e n z h a b e n a u á e r i n d e n B u c h u n g s p o s t e n i n d e n B c h e r n d e r B a n k i e r s, die jeder fr seinen Teil dafr einstehn... So in Schottland, wo das umlaufende Geld" {obendrein fast nur Pa- piergeld!} "nie ber 3 Millionen Pfd.St., die Depositen 27 Mil- lionen. Solange nun nicht eine allgemeine, pl”tzliche Rckforde- rung der Depositen (a run on the banks) eintritt, so k”nnen die- selben 1000 Pfd.St., rckw„rts reisend, mit derselben Leichtig- keit eine ebenso unbestimmbare Summe ausgleichen. Da dieselben 1000 Pfd.St., womit ich heute meine Schuld an einen Gesch„ftsmann ausgleiche, morgen dessen Schuld an einen andern Kaufmann aus- gleichen k”nnen und bermorgen dessen Ausgleichung an die Bank, und so ins Unendliche; so k”nnen dieselben 1000 Pfd.St. von Hand zu Hand und von Bank zu Bank gehn und jede denkbare Summe von De- positen ausgleichen." {Wir haben gesehn, daá Gilbart schon 1834 wuáte: "Alles, was das Gesch„ft erleichtert, erleichtert auch die Speku- lation, beide sind in vielen F„llen so eng verknpft, daá es schwer ist zu sagen, wo das Gesch„ft aufh”rt und wo die Spekula- tion anf„ngt." Je gr”áer die Leichtigkeit, womit Vorschsse auf unverkaufte Wa- ren zu erlangen sind, desto mehr solcher Vorschsse werden aufge- nommen, desto gr”áer ist die Versuchung, Waren zu fabrizieren oder schon fabrizierte auf #421# 25. Kapitel - Kredit und fiktives Kapital ----- entfernte M„rkte zu schleudern, nur, um zun„chst Geldvorschsse darauf zu erhalten. Wie die gesamte Gesch„ftswelt eines Landes von solchem Schwindel ergriffen werden kann und wie das dann en- det, davon gibt uns die englische Handelsgeschichte von 1845-1847 ein schlagendes Beispiel. Hier sehn wir, was der Kredit leisten kann. Zur Erl„uterung der folgenden Beispiele vorher nur einige kurze Bemerkungen. Ende 1842 begann der Druck zu weichen, der seit 1837 fast unun- terbrochen auf der englischen Industrie gelastet hatte. In den beiden folgenden Jahren steigerte sich die Nachfrage des Auslan- des nach englischen Industrieprodukten noch mehr, 1845/46 be- zeichnete die Periode der h”chsten Prosperit„t. 1843 hatte der Opiumkrieg [63] dem englischen Handel China ge”ffnet. Der neue Markt bot einen neuen Vorwand zu der bereits in vollem Schwung begriffnen Ausdehnung, namentlich der Baumwollindustrie. Wie k”n- nen wir je zuviel produzieren? Wir haben 300 Millionen Menschen zu kleiden" - sagte dem Schreiber dieses damals ein Fabrikant in Manchester. Aber alle die neuerrichteten Fabrikgeb„ude, Dampf- und Spinnmaschinen und Websthle waren nicht hinreichend, den massenweise hereinstr”menden Mehrwert von Lancashire zu absorbie- ren. Mit derselben Leidenschaft, womit man die Produktion stei- gerte, warf man sich auf den Bau von Eisenbahnen; hier fand das Spekulationsgelst der Fabrikanten und Kaufleute zuerst Befriedi- gung, und zwar schon seit Sommer 1844. Man zeichnete Aktien, so- viel man konnte, d.h. soweit das Geld zur Deckung der ersten Ein- zahlungen reichte; fr das weitere wird sich schon Rat finden! Als dann die weiteren Einzahlungen kamen - nach Frage 1059, C. D. 1848/1857, betrug das 1846/47 in Eisenbahnen angelegte Kapital an 75 Millionen Pfd.St. -, muáte der Kredit in Anspruch genommen werden, und das eigentliche Gesch„ft der Firma muáte meist auch noch bluten. Und dies eigentliche Gesch„ft war in den meisten F„llen auch schon berlastet. Die lockenden hohen Profite h„tten zu weit aus- gedehnteren Operationen verleitet, als die disponiblen flssigen Mittel rechtfertigten. Aber der Kredit war ja da, leicht erlang- bar und wohlfeil obendrein. Der Bankdiskonto stand niedrig: 1844 1 3/4 -2 3/4 %, 1845 bis Oktober unter 3%, dann eine kurze Zeit steigend bis 5% (Febr. 1846), dann wieder fallend bis auf 3 1/4 % im Dez. 1846. Die Bank hatte in ihren Kellern einen Goldvorrat von unerh”rtem Betrag. Alle inl„ndischen B”rsenwerte standen so hoch wie nie vorher. Warum also die sch”ne Gelegenheit vorbeigehn lassen, warum nicht flott ins Geschirr gehn? Warum nicht den nach englischen Fabrikaten schmachtenden fremden M„rkten alle Waren zuschicken, die man nur fabrizieren konnte? Und warum sollte nicht der Fabrikant selbst den #422# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- doppelten Gewinn einheimsen, der aus dem Verkauf des Garns und Gewebes im fernen Osten und aus dem Verkauf der dafr erhaltenen Rckfracht in England erwuchs? So entstand das System der massenhaften Konsignationen, gegen Vorschuá, nach Indien und China, das sehr bald sich fortentwic- keite zu einem System von Konsignationen bloá um des Vorschusses willen, wie es in den nachfolgenden Noten im einzelnen geschil- dert ist und wie es mit Notwendigkeit enden muáte in massenhafter šberfhrung der M„rkte und im Krach. Dieser Krach kam zum Ausbruch infolge der Miáernte von 1846. Eng- land und besonders Irland bedurften enormer Zufuhren von Lebens- mitteln, namentlich Korn und Kartoffeln. Aber die L„nder, die diese lieferten, konnten nur zum allergeringsten Teil in engli- schen Industrieprodukten dafr bezahlt werden; man muáte Edelme- tall in Zahlung geben; Gold fr mindestens 9 Millionen ging ins Ausland. Von diesem Gold kamen volle 7 1/2 Millionen aus dem Bar- schatz der Bank von England, deren Bewegungsfreiheit auf dem Geldmarkt dadurch empfindlich gel„hmt wurde; die brigen Banken, deren Reserven bei der Bank von England liegen, tats„chlich mit der Reserve dieser Bank identisch sind, muáten nun ebenfalls ihre Geldakkommodation einschr„nken; der rasch und leicht dahinstr”- mende Fluá der Zahlungen geriet ins Stocken, erst hier und da, dann allgemein. Der Bankdiskonto, im Januar 1847 noch 3 - 3 1/2 %, stieg im April, wo die erste Panik losbrach, auf 7%; dann kam im Sommer nochmals eine vorbergehende kleine Erleichterung (6,5, 6%), als aber auch die neue Ernte miáriet, brach die Panik aufs neue und heftiger los. Der offizielle Minimaldiskonto der Bank stieg im Oktober auf 7, im November auf 10%, d.h. die weitaus gr”áte Mehrzahl der Wechsel wurde nur gegen kolossale Wucherzin- sen oder berhaupt nicht mehr diskontierbar; die allgemeine Zah- lungsstockung brachte eine Reihe der ersten H„user und viele, viele mittlere und kleine zum Bankrott; die Bank selbst war in Gefahr, infolge der ihr durch den pfiffigen Bankakt von 1844 [64] auferlegten Beschr„nkungen fallieren zu mssen - da suspendierte, auf allgemeines Andringen, die Regierung am 25. Oktober den Ban- kakt und entfernte damit die der Bank auferlegten absurden ge- setzlichen Fesseln. Nun konnte sie ihren Notenschatz ungehindert in Zirkulation setzen; da der Kredit dieser Banknoten tats„chlich durch den Kredit der Nation garantiert, also unerschttert war, trat damit sofort die entscheidende Erleichterung der Geldklemme ein; natrlich fallierten noch eine Menge groáer und kleiner, hoffnungslos festgerittner Firmen, aber der H”hepunkt der Krise war berwunden, der Bankdiskonto #423# 25. Kapitel - Kredit und fiktives Kapital ----- fiel im Dezember 1*) wieder auf 5%, und schon im Laufe von 1848 bereitet. sich jene erneuerte Gesch„ftst„tigkeit vor, die den re- volution„ren Bewegungen des Kontinents im Jahre 1849 die Spitze abbrach, und die in den fnfziger Jahren zuerst eine bis dahin unerh”rte industrielle Prosperit„t herbeifhrte, dann aber auch - den Krach von 1857. - F.E.} I. šber die kolossale Entwertung von Staatspapieren und Aktien w„hrend der Krise 1847 gibt ein vom House of Lords 1848 herausge- gebnes Aktenstck Aufschluá. Danach betrug der Wertfall am 23. Oktober 1847 verglichen mit dem Stand vom Februar desselben Jah- res: auf englische Staatspapiere 93 824 217 Pfd.St. Dock- und Kanalaktien 1 358 288 " " Eisenbahnaktien 19 579 820 " " -------------------- Zusammen: 114 762 325 Pfd.St. II. šber den Schwindel im ostindischen Gesch„ft, wo man nicht mehr Wechsel zog, weil Ware gekauft worden war, sondern Waren kaufte, um diskontlerbare, in Geld umsetzbare Wechsel ziehen zu k”nnen, heiát es im "Manchester Guardian" [65] vom 24. Nov. 1847: A in London l„át durch B beim Fabrikanten C in Manchester Waren zur Verschiffung an D in Ostindien kaufen. B zahlt C in Sechsmo- nats-Wechseln, gezogen von C auf B. Er deckt sich ebenfalls durch Sechsmonats-Wechsel auf A. Sobald die Ware verschafft, zieht A, gegen den eingesandten Ladeschein, ebenfalls Sechsmonats-Wechsel auf D. "K„ufer und Versender sind also beide im Besitz von Fonds, viele Monate ehe sie die Waren wirklich bezahlen: und sehr gew”hnlich wurden diese Wechsel bei Verfall erneuert unter dem Vorwand, Zeit fr den Rckfluá zu geben bei einem so langatmigen Gesch„ft. Lei- der aber fhrten Verluste in einem solchen Gesch„ft nicht zu sei- ner Einschr„nkung, sondern gradezu zu seiner Ausdehnung. Je „rmer die Beteiligten wurden, desto gr”áer ihr Bedrfnis zu kaufen, um dadurch in neuen Vorschssen Ersatz fr das in den vorigen Speku- lationen verlorne Kapital zu finden. Die Eink„ufe wurden nun nicht mehr reguliert durch Nachfrage und Zufuhr, sie wurden der wichtigste Teil der Finanzoperationen einer festgerittnen Firma. Aber das ist nur die eine Seite. Wie mit dem Export von Manufak- turwaren hier, so ging es mit dem Einkauf und Verschiffen von Produkten drben. H„user in Indien, die Kredit genug hatten, ihre Wechsel diskontlert zu bekommen, kauften Zucker, Indigo, Seide oder Baumwolle - nicht weil die Einkaufspreise, gegen die letzten Londoner Preise, einen Profit versprachen, sondern weil frhere Tratten auf das Londoner Haus bald f„llig wurden und gedeckt wer- den muáten. Was war einfacher, als eine Ladung Zucker zu kaufen, sie in Zehnmonats- ----- 1*) 1. Auflage: September #424# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Wechseln auf das Londoner Haus zu bezahlen und die Ladescheine mit der šberlandpost nach London zu schicken? Weniger als zwei Monate nachher waren die Ladescheine dieser kaum verschifften Wa- ren, und damit die Waren selbst, in Lombard Street [66] verpf„n- det, und das Londoner Haus kam zu Geld, acht Monate vor Verfall der dagegen gezognen Wechsel. Und alles das ging flott, ohne Un- terbrechung oder Schwierigkeit, solange die Diskonth„user Geld im šberfluá fanden, um es auf Lade scheine und Dockwarrants vorzu- schieáen und bis zu unbegrenzten Betr„gen die Wechsel indischer H„user auf 'feine' Firmen in Mincing Lane [67] zu diskontieren." {Diese Schwindelprozedur blieb im Schwung, solange die Waren von und nach Indien das Kap umsegeln muáten. Seitdem sie durch den Suezkanal gehn, und zwar mit Dampfschiffen, ist dieser Methode, fiktives Kapital zu fabrizieren, die Grundlage entzogen: die lange Reisezeit der Waren. Und seitdem der Telegraph den Stand des indischen Markts dem englischen Gesch„ftsmann und den Stand des englischen Marktes dem indischen H„ndler noch am selben Tag bekanntgab, wurde diese Methode vollends unm”glich. - F.E.} III. Das Folgende ist aus dem schon zitierten Bericht Commercial Distress", 1847/48: "In der letzten Aprilwoche 1847 zeigte die Bank von England der Royal Bank of Liverpool an, daá sie von nun an ihr Diskontoge- sch„ft mit der letztren auf die H„lfte des Betrags herabsetzen werde. Diese Mitteilung wirkte sehr schlimm, weil die Zahlungen in Liverpool letzthin weit mehr in Wechseln als in bar erfolgten; und weil die Kaufleute, die der Bank gew”hnlich viel bares Geld brachten, um damit ihre Akzepte zu zahlen, in der letzten Zeit nur Wechsel bringen konnten, die sie selbst fr Ihre Baumwolle und andre Produkte erhalten hatten. Dies hatte stark zugenommen und damit die Gesch„ftsschwierigkeit. Die Akzepte, die die Bank fr die Kaufleute zu zahlen hatte, waren meistens ausw„rts gezo- gen und waren bisher meist ausgeglichen worden durch die fr die Produkte erhaltne Zahlung. Die Wechsel, die die Kaufleute jetzt brachten, statt des frhern Bargelds, waren Wechsel von ver- schiedner Laufzeit und verschiedner Art, eine betr„chtliche Zahl Bankwechsel auf drei Monate dato, die groáe Masse waren Wechsel gegen Baumwolle. Diese Wechsel waren akzeptiert, wenn Bankwech- sel, durch Londoner Bankiers, sonst aber durch Kaufleute aller Art, im brasilischen, amerikanischen, kanadischen, westindischen usw. Gesch„ft... Die Kaufleute zogen nicht aufeinander, sondern die Kunden im Inlande, die Produkte in Liverpool gekauft hatten, deckten sie in Wechseln auf Londoner Banken oder in Wechseln auf sonstige H„user in ndon oder in Wechseln auf irgend jemand. Die Ankndigung der Bank von England verursachte, daá fr Wechsel ge- gen verkaufte fremde Produkte die Laufzeit abgekrzt wurde, die sonst h„ufig ber drei Monate war." (p. 26, 27.) Die Prosperit„tsperiode 1844-1847 in England war, wie oben ge- schildert, verknpft mit dem ersten groáen Eisenbahnschwindel. šber dessen #425# 25. Kapitel - Kredit und fiktives Kapital ----- Wirkung auf das Gesch„ft im allgemeinen hat der angefhrte Be- richt folgendes: "Im April 1847 hatten fast alle kaufm„nnischen H„user angefangen, ihr Gesch„ft mehr oder weniger auszuhungern (to starve their bu- siness) durch Anlage eines Teils ihres Handelskapitals in Eisen- bahnen." (p. 41, 42.) - "Es wurden auch Anleihen zu hohem Zins- fuá, z.B. 8%, aufgenommen auf Eisenbahnaktien bei Privatleuten, Bankiers und Assekuranzgesellschaften." (p. 66, 67.) Diese so groáen Vorschsse dieser Gesch„ftsh„user an die Eisenbahnen ver- anlaáten sie wiederum, bei den Banken zuviel Kapital vermittelst Wechseldiskontos aufzunehmen, um damit ihr eignes Gesch„ft fort- zufhren." (p. 67.) - (Frage:) "Wrden Sie sagen, daá die Einzah- lungen auf Eisenbahnaktien viel beitrugen zu dem Druck, der" {auf dem Geldmarkt} "im April und Oktober" {1847} "herrschte?" (Antwort:) "Ich glaube, daá sie kaum irgend etwas beitrugen zu dem Druck im April. Nach meiner Ansicht hatten sie bis in den April, und vielleicht bis in den Sommer hinein, die Bankiers eher gest„rkt als geschw„cht. Denn die wirkliche Verwendung des Geldes erfolgte durchaus nicht ebenso rasch wie die Einzahlungen; in- folge davon hatten die meisten Banken im Anfang des Jahrs einen ziemlich groáen Betrag von Eisenbahnfonds in ihrer Hand." {Dies wird best„tigt durch zahlreiche Aussagen von Bankiers im C. D., 1848/1857.) "Dieser schmolz im Sommer allm„hlich zusammen und war am 31. Dezember wesentlich geringer. Eine Ursache des Drucks im Oktober war die allm„hliche Abnahme der Eisenbahnfonds in den H„nden der Banken; zwischen dem 22. April und dem 31. Dezember verminderten sich die Eisenbahnsaldos in unsrer Hand um ein Drit- tel. Diese Wirkung hatten die Eisenbahneinzahlungen in ganz Groá- britannien; sie haben nach und nach die Depositen der Banken ab- gezapft." (p. 43, 44.) So sagt auch Samuel Gurney (Chef der berechtigten Firma Overend, Gurney & Co.): "1846 war bedeutend gr”áre Nachfrage nach Kapital fr Eisenbah- nen, hob aber nicht den Zinsfuá. Es fand eine Kondensation klei- nerer Summen zu gr”áern Massen statt, und diese groáen Massen wurden in unserm Markt verbraucht; so daá im ganzen die Wirkung die war, mehr Geld auf den Geldmarkt der City zu werfen, nicht so sehr, es herauszunehmen." [p. 159.] A. Hodgson, Direktor der Liverpool Joint Stock Bank, zeigt, wie sehr Wechsel die Reserve fr Bankiers bilden k”nnen: "Es war unsre Gewohnheit, mindestens 9/10 aller unsrer Depositen und alles Geld, das wir von andren Personen erhielten, in unserm Portefeuille zu halten in Wechseln, die von Tag zu Tag verfal- len... so sehr, daá w„hrend der Zeit der Krise der Ertrag der t„glich verfallenden Wechsel fast dem Betrag der t„glich an uns gemachten Zahlungsforderungen gleichkam." (p. 53.) #426# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- S p e k u l a t i o n s w e c h s e l. Nr. 5092. "Von wem waren die Wechsel" (gegen verkaufte Baumwolle) haupts„chlich akzeptiert?" {R. Gardner, der in diesem Werk mehr genannte Baumwollfabrikant:} "Von Warenmaklern; ein H„ndler kauft Baumwolle, bergibt sie einem Makler, zieht auf diesen Makler, und l„át die Wechsel diskontieren." Nr. 5094. "Und diese Wechsel gehn zu den Liverpooler Banken und werden dort diskontiert? - Ja- wohl, und auch sonstwo... H„tte nicht diese Akkommodation bestan- den, die haupts„chlich von Liverpooler Banken bewilligt wurde, so w„re nach meiner Ansicht Baumwolle im vorigen Jahr um 1 1/2 d. oder 2 d. per Pfund wohlfeiler gewesen." - Nr. 600. "Sie sagten, eine ungeheure Anzahl Wechsel h„tten zirkuliert, gezogen von Spe- kulanten auf Baumwollmakler in Liverpool; gilt dasselbe von Ihren Vorschssen auf Wechsel gegen andre Kolonialprodukte auáer Baum- wolle?" - {A. Hodgson, Bankier in Liverpool:} "Es bezieht sich auf alle Arten Kolonialprodukte, aber ganz besonders auf Baum- wolle." Nr. 601. "Suchen Sie als Bankier sich diese Art Wechsel fernzuhalten? - Keineswegs; wir betrachten sie als ganz rechtm„- áige Wechsel, wenn in m„áiger Menge gehalten... Diese Art Wechsel werden oft verl„ngert." S c h w i n d e l i m o s t i n d i s c h - c h i n e s i s c h e n Markt 1847. - Charles Turner (Chef einer der ersten ostindischen Firmen in Liverpool): "Wir alle kennen die Vorf„lle, die in Beziehung auf das Gesch„ft nach Mautitius und in „hnlichen Gesch„ften stattgefunden haben. Die Makler waren gewohnt, Vorschsse zu machen auf Waren, nicht nur nach ihrer Ankunft, zur Deckung der gegen diese Waren gezo- gnen Wechsel, was vollst„ndig in der Ordnung ist, und Vorschsse auf Ladescheine... sondern sie haben Vorschsse gemacht auf das Produkt, ehe es verschifft, und in einigen F„llen, ehe es fabri- ziert war. Ich z.B. hatte in einem Spezialfall in Kalkutta Wech- sel gekauft fr 6000-7000 Pfd.St.; der Erl”s fr diese Wechsel ging nach Mauritius, um dort Zucker pflanzen zu helfen; die Wech- sel kamen nach England, und ber die H„lfte davon wurden prote- stiert; dann, als die Verschiffungen von Zucker endlich ankamen, aus denen diese Wechsel bezahlt werden sollten, da fand sich, daá dieser Zucker bereits an dritte Personen verpf„ndet war, ehe er verschafft, ja in der Tat fast schon, ehe er gesotten war." (p. 78.) "Die Waren fr den ostindischen Markt mssen jetzt dem Fa- brikanten bar bezahlt werden; aber das hat nicht viel zu sagen, denn wenn der K„ufer einigen Kredit in London hat, so zieht er auf London und diskontiert den Wechsel in London, wo der Diskonto jetzt niedrig steht; er bezahlt den Fabrikanten mit dem so er- haltnen Geld... es dauert mindestens zw”lf Monate, bis ein Ver- schiffer von Waren nach Indien seine Retouren von dort bekommen kann... ein Mann mit 10 000 oder 15 000 Pfd.St., der ins indische Gesch„ft geht, wrde sich einen Kredit zu einer betr„chtlichen Summe bei einem Londoner Hause ausmachen; diesem Hause werde er 1% geben und auf es ziehn, gegen die Bedingung, daá der Erl”s der nach Indien gesandten Waren an dies Londoner Haus geschickt wird; wobei aber beide Teile stillschweigend einverstanden sind, daá das Londoner Haus keinen wirklichen Barvorschuá zu leisten hat; d.h. die Wechsel werden prolongiert, bis die Retouren #427# 25. Kapitel - Kredit und fiktives Kapital ----- ankommen. Die Wechsel wurden diskontiert in Liverpool, Manche- ster, London, manche von ihnen sind im Besitz von schottischen Banken." (p. 79.) - Nr. 786. Da ist ein Haus, das neulich in Lon- don fallierte, bei Prfung der Bcher entdeckte man folgendes: Hier ist eine Firma in Manchester, und eine andre in Kalkutta; sie er”ffneten einen Kredit bei dem Londoner Haus fr 200 000 Pfd.St., d.h. die Gesch„ftsfreunde dieser Manchester Firma, die dem Hause in Kalkutta von Glasgow und Manchester Waren auf Konsi- gnation schickten, trassierten auf das Londoner Haus bis zum Be- trage von 200 000 Pfd.St.; gleichzeitig war die Verabredung, daá das Kalkutta-Haus auf das Londoner Haus auch 200 000 Pfd.St. zieht; diese Wechsel wurden in Kalkutta verkauft, mit dem Ertrag andre Wechsel gekauft, und diese wurden nach London geschickt, um das dortige Haus zu bef„higen, die ersten von Glasgow oder Man- chester gezognen Wechsel zu bezahlen. So wurden durch dieses eine Gesch„ftWechsel fr 600 000 Pfd.St. in die Welt gesetzt." - Nr. 971. "Gegenw„rtig, wenn ein Haus in Kalkutta eine Schiffsladung kauft" {fr England} "und sie mit ihren eignen Tratten auf ihren Londoner Korrespondenten bezahlt und die Ladescheine hierher ge- sandt werden, so werden diese Ladescheine sofort fr sie benutz- bar zur Erhebung von Vorschssen in Lombard Street; also haben sie acht Monate Zeit, worin sie das Geld benutzen k”nnen, ehe ihre Korrespondenten die Wechsel zu zahlen haben." IV. Im Jahr 1848 saá ein geheimer Ausschuá des Oberhauses zur Un- tersuchung der Ursachen der Krise von 1847. Die vor diesem Aus- schuá abgelegten Zeugenaussagen wurden jedoch erst 1857 ver”f- fentlicht (Minutes of Evidence, taken before the Secret Committee of the H. of L. appointed to inquire into the Causes of Distress etc.", 1857; zitiert als C. D., 1848/1857). Hier sagte Herr Li- ster, Dirigent der Union Bank of Liverpool unter andrem aus: 2444. "Es bestand, Frhjahr 1847, eine ungeh”rige Ausdehnung des Kredits... weil Gesch„ftsleute ihr Kapital vom Gesch„ft auf Ei- senbahnen bertrugen und doch das Gesch„ft in der alten Ausdeh- nung fortfhren wollten. Jeder glaubte wahrscheinlich zuerst, er k”nne die Eisenbahnaktien mit Profit verkaufen und so das Geld im Gesch„ft ersetzen. Er fand vielleicht, daá das nicht m”glich war und nahm so Kredit in seinem Gesch„ft, wo er frher bar bezahlt hatte. Hieraus entsprang eine Kreditausdehnung. 2500. "Diese Wechsel, worauf die Banken, die sie bernommen hat- ten, Verluste erlitten, waren dies Wechsel haupts„chlich gegen Korn oder gegen Baumwolle?... Es waren Wechsel gegen Produkte al- ler Art, Korn, Baumwolle und Zucker und Produkte aller Art. Es gab damals fast nichts, ™l vielleicht ausgenommen, das nicht im Preise fiel." - 2506. "Ein Makler, der einen Wechsel akzeptiert, akzeptiert ihn nicht, ohne hinreichend gedeckt zu sein, auch ge- gen einen Preisfall der Ware, die als Deckung dient." 2512. "Gegen Produkte werden zweierlei Wechsel gezogen. Zur er- sten Art geh”rt der ursprngliche Wechsel, der von drben auf den Importeur gezogen wird... Die Wechsel, die so gegen Produkte ge- zogen werden, verfallen h„ufig, ehe die Produkte #428# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- ankommen. Der Kaufmann muá deshalb, wenn die Ware ankommt und er nicht hinreichendes Kapital hat, sie beim Makler verpf„nden, bis er sie verkaufen kann. Dann wird sofort ein Wechsel der andern Art vom Liverpooler Kaufmann auf den Makler gezogen, auf Sicher- heit jener Ware... es wird dann die Sache des Bankiers, sich beim Makler zu vergewissern, ob er die Ware hat und wieweit er darauf vorgeschossen hat. Er muá sich berzeugen, daá der Makler Deckung hat, um sich im Fall eines Verlusts zu erholen." 2516. "Wir bekommen auch Wechsel vom Ausland... Jemand kauft dr- ben einen Wechsel auf England und schickt ihn an ein Haus in Eng- land; wir k”nnen dem Wechsel nicht ansehn, ob er verst„ndig oder unverst„ndig gezogen ist, ob er Produkte oder Wind repr„sen- tiert." 2533. "Sie sagten, daá ausw„rtige Produkte fast aller Art mit groáem Verlust verkauft wurden. Glauben Sie, daá das der Fall war infolge ungerechtfertigter Spekulation in diesen Produkten? - Es entsprang aus einer sehr groáen Einfuhr, w„hrend keine entspre- chende Konsumtion bestand, um sie wegzufhren. Nach allem An- schein fiel die Konsumtion sehr bedeutend." - 2534. "Im Ok- tober... waren Produkte fast unverk„uflich." Wie auf der H”he des Krachs sich ein allgemeines sauve qui peut 1*) entwickelt, darber spricht sich im selben Bericht ein Kenner ersten Ranges aus, der wrdige geriebene Qu„ker Samuel Gurney von Overend, Gurney & Co.: 1262. "Wenn eine Panik herrscht, so fragt ein Gesch„ftsmann sich nicht, wie hoch er seine Banknoten anlegen kann oder ob er 1 oder 2% beim Verkauf seiner Schatz scheine oder Dreiprozentigen ver- lieren wird. Ist er einmal unter dem Einfluá des Schreckens, so liegt ihm nichts an Gewinn oder Verlust; er bringt sich selbst in Sicherheit, die brige Welt mag tun was sie will." V. šber die wechselseitige šberfhrung zweier M„rkte sagt Herr Alexander, Kaufmann im ostindischen Gesch„ft, vor dem Unterhaus- Ausschuá ber die Bankakte 1857 (zitiert als B. C., 1857). 4330. "Augenblicklich, wenn ich in Manchester 6 Schill. auslege, bekomme ich 5 Schill. in Indien zurck; wenn ich 6 Schill. in In- dien auslege, bekomme ich 5 Schill. in London zurck." So daá also der indische Markt durch England und der englische durch Indien gleichm„áig berfhrt worden ist. Und zwar war dies der Fall im Sommer 1857, kaum zehn Jahre nach der bittern Erfah- rung von 1847! ----- 1*) Rette sich, wer kann #429# ----- SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL Akkumulation von Geldkapital, ihr Einfluá auf den Zinsfuá "In England findet eine best„ndige Akkumulation von zuschssigem Reichtum statt, die die Tendenz hat, schlieálich Geldform anzu- nehmen. Nach dem Wunsch, Geld zu erwerben, ist aber der n„chst- dringliche Wunsch der, sich seiner wieder zu entledigen durch ir- gendeine Art Anlage, die Zins oder Profit bringt; denn Geld als Geld bringt nichts ein. Wenn daher nicht, gleichzeitig mit diesem steten Zufluá von berschssigem Kapital, eine allm„hliche und hinreichende Ausdehnung des Besch„ftigungsfeldes dafr stattfin- det, so mssen wir periodischen Akkumulationen von Anlage suchen- dem Geld ausgesetzt sein, die je nach den Umst„nden von gr”árer oder geringrer Bedeutung sind. Fr eine lange Reihe von Jahren war die Staatsschuld das groáe Aufsaugemittel des berschssigen Reichtums von England. Seitdem sie mit 1816 ihr Maximum erreicht hat und nicht l„nger aufsaugend wirkt, fand sich jedes Jahr eine Summe von mindestens 27 Millionen, die andre Anlagegelegenheit suchte. Zudem fanden verschiedne Kapitalrckzahlungen statt... Unternehmungen, die zu ihrer Ausfhrung groáes Kapital bedrfen und von Zeit zu Zeit den šberschuá von unbesch„ftigtem Kapital ableiten... sind wenigstens in unserm Lande absolut notwendig, um die periodischen Anh„ufungen des berschssigen Reichtums der Ge- sellschaft abzufahren, die in den gew”hnlichen Anlagezweigen kei- nen Raum finden k”nnen." ("The Currency Theory Reviewed", London 1845, p. 32-34.). Vom Jahre 1845 heiát es ebendaselbst: "Innerhalb einer sehr kurzen Periode sind die Preise vom niedrig- sten Punkt der Depression emporgeschnellt... die dreiprozentige Staatsschuld steht fast pari... das Gold in den Kellern der Bank von England berragt jeden frher dort aufgespeicherten Betrag. Aktien aller Art stehn auf Preisen, die fast in jedem Fall uner- h”rt sind, und der Zinsfuá ist so gesunken, daá er fast nominell ist... Alles Beweise, daá jetzt wieder einmal eine schwere Akku- mulation von unbesch„ftigtem Reichtum in England vorhanden ist, daá wieder einmal eine Periode spekulativer šberhitzung uns nahe bevorsteht." (ibid., p. 36.) "Obgleich die Einfuhr von Gold kein sichres Zeichen ist von Ge- winn im ausw„rtigen Handel, so repr„sentiert doch prima facie ein Teil dieser Goldeinfuhr, in #430# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Abwesenheit einer andren Erkl„rungsweise, solchen Profit." (J. G. Hubbard,. "The Currency and the Country", London 1843, p. 40, 41.) Gesetzt, in einer Periode mit stetig gutem Gesch„ft, lohnen- den Preisen und wohlgeflltem Geldumlauf, g„be eine schlechte Ernte Anlaá zu einer Ausfuhr von 5 Millionen Gold und zur Einfuhr von Korn zum selben Betrag. Die Zirkulation" {soll heiáen, wie sich gleich zeigen wird, nicht Zirkulationsmittel, sondern das unbesch„ftigte Geldkapital. F. E.} "wird vermindert um denselben Betrag. Die Privatleute m”gen noch ebensoviel Zirkulationsmittel besitzen, aber die Depositen der Kaufleute bei ihren Banken, die Saldos der Banken bei ihren Geldmaklern und die Reserven in ihren Kassen werden alle vermindert sein, und die unmittelbare Folge dieser Venderung im Betrag des unbesch„ftigten Kapitals wird eine Erh”hung des Zinsfuáes sein, z.B. von 4% auf 6. Da das Gesch„ft gesund ist, wird das Vertrauen nicht erschttert, aber der Kredit wird h”her gesch„tzt werden." (ibid., p. 42.) "Fallen die Waren- preise allgemein, so flieát das berschssige Geld in Form von vermehrten Depositen zu den Banken zurck, der šberfluá an unbe- sch„ftigtem Kapital senkt den Zinsfuá auf ein Minimum, und dieser Stand der Dinge dauert, bis entweder h”here Preise oder ein leb- hafteres Gesch„ft das schlummernde Geld in Dienst treten lassen, oder bis es absorbiert ist durch Anlage in ausl„ndischen Wertpa- pieren oder ausl„ndischen Waren." (p. 68.) Die folgenden Auszge sind wieder aus dem Parlamentsbericht ber "Commercial Distress", 1847/48. - Infolge der Miáernte und Hun- gersnot 1846/47 wurde groáe Einfuhr von Nahrungsmitteln n”tig. "Daher groáer šberschuá der Einfuhr ber die Ausfuhr... Daher be- tr„chtlicher Geldberfluá bei den Banken und vermehrter Zudrang zu den Diskontomaklern von Leuten, die Wechsel zu diskontieren hatten; die Makler fingen an, den Wechseln genauer auf die Finger zu sehn. Die bisher bewilligte Akkommodation wurde sehr ernstlich eingeschr„nkt, und unter schwachen H„usern gab es Falliten. Die- jenigen, die sich ganz auf den Kredit verlieáen, gingen in die Brche. Dies vermehrte die schon frher gefhlte Beunruhigung; Bankiers und andre fanden, daá sie nicht mit derselben Sicherheit wie frher darauf rechnen konnten, ihre Wechsel und andre Wertpa- piere in Banknoten zu verwandeln, um ihren Verpflichtungen nach- zukommen; sie beschr„nkten die Akkommodation noch mehr und schlu- gen sie h„ufig rund ab; sie schlossen in vielen F„llen ihre Banknoten ein, fr knftige Deckung ihrer eignen Verpflichtungen; sie gaben sie lieber gar nicht weg. Unruhe und Verwirrung nahmen t„glich zu, und ohne Lord John Russells Brief war der allgemeine Bankrott da." (p. 74, 75.) Der Brief Russells suspendierte den Bankakt. - Der obenerw„hnte Charles Turner sagt aus: "Manche H„user hatten groáe Mittel, aber sie waren nicht flssig. Ihr ganzes Kapital stak fest in Grundbesitz in Mauritius oder in Indigo- oder Zuckerfabriken. Nachdem sie einmal Verpflichtungen fr 500 000 - 600 000 Pfd.St. eingegangen, hatten sie keine fls- sigen Mittel, die Wechsel dafr zu zahlen, und schlieálich zeigte sich, daá #431# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- sie ihre Wechsel nur zahlen konnten vermittelst ihres Kredits und soweit dieser reichte." (p. 81.) Der erw„hnte S. Gurney: [1664.] "Gegenw„rtig" (1848) "herrscht eine Beschr„nkung der Um- s„tze und ein groáer šberfluá von Geld." - Nr. 1763. "Ich glaube nicht, daá Mangel an Kapital es war, das den Zinsfuá so hoch hin- auftrieb; es war der Schrecken (the alarm), die Schwierigkeit, Banknoten zu bekommen." 1847 zahlte England wenigstens 9 Millionen Pfd.St. in Gold ans Ausland fr eingefhrte Nahrungsmittel. Davon 7 1/2 Millionen aus der Bank von England und 1 1/2 aus andern Quellen. (p. 301.) - Morris, Gouverneur der Bank von England: "Am 23. Oktober 1847 waren die ”ffentlichen Fonds und die Kanal- und Eisenbahnaktien schon depreziiert um 114 752 225 Pfd.St." (p. 312.) Derselbe Morris, befragt von Lord G. Bentinck: [3846.] "Ist Ihnen nicht bekannt. daá alles in Papieren und Pro- dukten aller Art angelegte Kapital in derselben Weise entwertet war, daá Rohstoffe, Baumwolle, Seide, Wolle nach dem Kontinent gesandt wurden zu denselben Schleuderpreisen und daá Zucker, Kaf- fee und Tee in Zwangsverk„ufen losgeschlagen wurden? - Es war un- vermeidlich, daá die Nation ein betr„chtliches Opfer brachte, um dem Goldabfluá entgegenzuwirken, den die enorme Einfuhr von Nah- rungsmitteln verursacht hatte. - Glauben Sie nicht, es w„re bes- ser gewesen, die 8 Millionen Pfd.St. anzuzapfen, die in den Geld- schr„nken der Bank lagen, statt zu versuchen, das Gold mit sol- chen Opfern zurckzubekommen? - D a s g l a u b e i c h n i c h t." Nun den Kommentar zu diesem Heroismus. Disraeli examiniert Herrn W. Cotton, Direktor und ehemaligen Gouverneur der Bank von Eng- land. "Was war die Dividende, die die Bankaktion„re 1844 erhielten? - Sie war 7% fr das Jahr. - Und die Dividende fr 1847? - 9%. - Bezahlt die Bank die Einkommensteuer fr ihre Aktion„re im lau- fenden Jahr? - Jawohl. - Tat sie das auch 1844? Nein. 83) - Dann hat dieser Bankakt" (von 1844) "also sehr im Interesse der Aktio- n„re gewirkt... Das Resultat ist also, daá seit der Einfhrung des neuen Akts die Dividende der Aktion„re von 7% auf 9% gestie- gen ist und die Einkommensteuer jetzt auáerdem --- 83) D.h. frher wurde erst die Dividende festgesetzt und dann von dieser dem einzelnen Aktion„r bei der Auszahlung die Einkommen- steuer abgezogen; nach 1844 aber wurde erst die Steuer vom Ge- samtprofit der Bank bezahlt und dann die Dividende "free of In- come Tax" 1*) verteilt. Dieselben nominellen Prozente sind im letzteren Fall also h”her um den Betrag der Steuer. - F.E. ----- 1*) "frei von Einkommensteuer" #432# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- von der Bank gezahlt wird, w„hrend sie vorher von den Aktion„ren bezahlt werden muáte? - D a s i s t g a n z r i c h t i g." (Nr. 4356 - 4361.) šber Schatzbildung bei den Banken w„hrend der Krise von 1847 sagt Mr. Pease, ein Provinzialbankier: 4605. Da die Bank gen”tigt war, ihren Zinsfuá immer mehr zu stei- gern, wurden die Befrchtungen allgemein; die Landbanken vermehr- ten die Geldbetr„ge in ihrem Besitz und ebenso die Notenbetr„ge; und viele von uns, die gew”hnlich vielleicht nur ein paar hundert Pfund in Gold oder Banknoten zu fhren pflegten, speicherten so- fort Tausende in Geldschr„nken und Pulten auf, da groáe Ungewiá- heit herrschte wegen des Diskontos und wegen der Umlaufsf„higkeit von Wechseln im Markt; und so er. folgte eine allgemeine Schatz- anh„ufung." Ein Ausschuámitglied bemerkt: 4691. "Demzufolge, was auch die Ursache w„hrend der letzten 12 Jahre gewesen sein mag, so war das Resultat jedenfalls mehr zu- gunsten des Juden und des Geldh„ndlers als zugunsten der produk- tiven Klasse berhaupt." Wie sehr der Geldh„ndler eine Zeit der Krisis ausbeutet, sagt Tooke aus: "Im Metallwarengesch„ft von Wackshire und Staffordshire wurden 1847 sehr viele Auftr„ge auf Waren zurckgewiesen, weil der Zins- fuá, den der Fabrikant fr D'ISkontierung seiner Wechsel zu be- zahlen hatte, seinen ganzen Profit mehr als verschluckt h„tte." (Nr. 5451.) Nehmen wir jetzt einen andern schon vorher zitierten Parlaments- bericht: "Report of Select Committee on Bank Acts, communicated from the Commons to the Lords, 1857" (zitiert weiter unten als B. C., 1857). Darin wird Herr Norman, Direktor der Bank von England und ein Hauptlicht unter den Leuten vom Currency principle [68], verh”rt wie folgt: 3635. "Sie sagten, Sie sind der Ansicht, daá der Zinsfuá abh„ngt, nicht von der Masse der Banknoten, sondern von Nachfrage und An- gebot von Kapital. Wollen Sie angeben, was Sie unter Kapital ein- begreifen, auáer Banknoten und Hartgeld? - Ich glaube die gew”hn- liche Definition von Kapital ist: Waren oder Dienste, gebraucht in Produktion." - 3636. "Schlieáen Sie alle Waren in das Wort Ka- pital ein, wenn Sie vom Zinsfuá sprechen? - Alle Waren, gebraucht in der Produktion." - 3637. "Sie begreifen das alles ein in das Wort Kapital, wenn Sie vom Zinsfuá sprechen? - Jawohl. Nehmen wir an, ein Baumwollfabrikant braucht Baumwolle fr seine Fabrik, so wird er vermutlich sie sich dadurch verschaffen, daá er einen Vorschuá von seinem Bankier erh„lt, und mit den so erhaltnen Banknoten geht er nach Liverpool und kauft. Was er wirklich braucht, ist die Baumwolle; er braucht die Banknoten oder das Gold nicht, auáer als Mittel, die Baumwolle zu erhalten. Oder er braucht die Mittel, um seine Arbeiter zu #433# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- bezahlen; dann borgt er wieder Noten und zahlt den Lohn seiner Arbeiter mit diesen Noten; und die Arbeiter ihrerseits brauchen Nahrung und Wohnung, und das Geld ist das Mittel, dafr zu zah- len." - 3638. "Aber fr das Geld wird Zins gezahlt? - Gewiá, in erster Instanz; aber nehmen Sie einen andern Fall. Angenommen, er kauft die Baumwolle auf Kredit, ohne Vorschuá bei der Bank zu ho- len; dann ist die Differenz zwischen dem Preis fr Barzahlung und dem Preis auf Kredit bei Verfallzeit der Maástab des Zinses. Zins wrde existieren, auch wenn es berhaupt kein Geld g„be." Dieser selbstgef„llige Kohl ist ganz wrdig dieses Sttzpfeilers des Currency principle. Zuerst die geniale Entdeckung, daá Banknoten oder Gold Mittel sind, etwas zu kaufen, und daá man sie nicht ihrer selbst wegen pumpt. Und daraus soll folgen, daá der Zinsfuá geregelt ist durch was? Durch die Nachfrage und Zufuhr von Waren, wovon man bisher nur wuáte, daá sie die Marktpreise der Waren regeln. Mit gleichbleibenden Marktpreisen der Waren sind aber ganz verschiedne Zinsraten vertr„glich. Aber nun weiter die Schlauheit. Auf die richtige Bemerkung: "Aber fr das Geld wird Zins gezahlt", die natrlich die Frage einschlieát: Was hat der Zins, den der Bankier erh„lt, der gar nicht in Waren handelt, zu tun mit diesen Waren? Und erhalten nicht Fabrikanten Geld zum gleichen Zinsfuá, die dies Geld in ganz verschiednen M„rkten aus- legen, also in M„rkten, wo ganz verschiednes Verh„ltnis von Nach- frage und Angebot der in der Produktion gebrauchten Waren herrscht? - Auf diese Frage bemerkt dieses feierliche Genie, daá, wenn der Fabrikant Baumwolle auf Kredit kauft, dann ist die Dif- ferenz zwischen dem Preis fr Barzahlung und dem Preis auf Kredit bei Verfallzeit der Maástab des Zinses". Umgekehrt. Die beste- hende Rate des Zinses, deren Regulierung Genie Norman erkl„ren soll, ist der Maástab der Differenz zwischen dem Preis fr Barzahlung und dem Preis auf Kredit bis Verfallzeit. Erst ist die Baumwolle zu verkaufen zu ihrem Preis bei Barzahlung, und dieser ist bestimmt durch den Marktpreis, der selbst durch den Stand von Nachfrage und Zufuhr reguliert ist. Sage der Preis ist = 1000 Pfd.St. Damit ist das Gesch„ft zwischen dem Fabrikanten und dem Baumwollmakler abgemacht, soweit es Kauf und Verkauf betrifft. Nun kommt ein zweites Gesch„ft hinzu. Dies ist eins zwischen Verielher und Borger. Der Wert von 1000 Pfd.St. wird dem Fabri- kanten in Baumwolle vorgeschossen, und er hat ihn, sage in drei Monaten, in Geld zurckzuzahlen. Und die Zinsen fr 1000 Pfd.St. fr drei Monate, bestimmt durch die Marktrate des Zinses, bilden dann den Aufschlag auf und ber den Preis fr Barzahlung. Der Preis der Baumwolle ist bestimmt durch Nachfrage und Zufuhr. Aber der Preis des Vorschusses des Baum. wollenwerts, der 1000 Pfd.St. fr drei Monate, ist bestimmt durch die #434# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Zinsrate. Und dies, daá die Baumwolle selbst so in Geldkapital verwandelt wird, beweist Herrn Norman, daá Zins existieren wrde, auch wenn es berhaupt kein Geld g„be. Wenn es berhaupt kein Geld g„be, g„be es jedenfalls keine allgemeine Zinsrate. Es ist erstens die p”belhafte Vorstellung von Kapital als "Waren, gebraucht in der Produktion". Soweit diese Waren als Kapital fi- gurieren, drckt sich ihr Wert als K a p i t a l, im Unter- schied von ihrem Wert als W a r e n, aus in dem Profit, der aus ihrer produktiven oder merkantilen Verwendung gemacht wird. Und die Profitrate hat unbedingt immer etwas zu tun mit dem Markt- preis der gekauften Waren und ihrer Nachfrage und Zufuhr, wird aber noch durch ganz andre Umst„nde bestimmt. Und daá die Zins- rate im allgemeinen ihre Grenze hat an der Profitrate, kein Zwei- fel. Aber Herr Norman soll uns grade sagen, wie diese Grenze be- stimmt wird. Und sie wird bestimmt durch Nachfrage und Angebot von Geldkapital in seinem Unterschied von den andern Formen des Kapitals. Nun k”nnte weiter gefragt werden: Wie wird Nachfrage und Angebot von Geldkapital bestimmt? Daá eine stille Verbindung besteht zwischen dem Angebot von sachlichem Kapital und dem Ange- bot von Geldkapital, kein Zweifel, und ebensowenig, daá die Nach- frage der industriellen Kapitalisten nach Geldkapital durch die Umst„nde der wirklichen Produktion bestimmt ist. Statt uns hier- ber aufzukl„ren, debitiert uns Norman die Weisheit, daá Nach- frage nach Geldkapital nicht identisch ist mit Nachfrage nach Geld als solchem; und diese Weisheit nur, weil bei ihm, Overstone und den andern Currency-Propheten immer das b”se Gewissen im Hin- tergrund steht, daá sie durch knstliche legislatorische Einmi- schung aus dem Zirkulationsmittel als solchem Kapital zu machen und den Zinsfuá zu erh”hen bestrebt sind. Nun zu Lord Overstone, alias Samuel Jones Loyd, wie er erkl„ren muá, warum er 10% fr sein "Geld" nimmt, weil das "Kapital" im Lande so rar ist. 3653. "Die Schwankungen in der Zinsrate entspringen aus einer von zwei Ursachen: aus einer Ver„nderung im Wert des Kapitals" (vortrefflich! Wert des Kapitals, allgemein gesprochen, ist ja gerade der Zinsfuá! Die Žnderung in der Rate des Zinses ent- springt hier also aus einer Žnderung in der Rate des Zinses. "Wert des Kapitals" wird theoretisch, wie wir frher gezeigt, nie anders gefaát. Oder aber: versteht Herr Overstone unter Wert des Kapitals die Profitrate, so kommt der tiefsinnige Denker darauf zurck, daá die Zinsrate reguliert wird durch die Profitrate!) "oder aus einer Ver„nderung in der Summe des im Lande vorhandnen Geldes. Alle groáen Schwankungen des Zinsfuáes, groá entweder der Dauer oder der Ausdehnung #435# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- der Schwankung nach, lassen sich deutlich zurckfhren auf Ver„n- derungen im Wert des Kapitals. Schlagendere praktische Illustra- tionen dieser Tatsache kann es nicht geben als das Steigen des Zinsfuáes 1847 und wiederum in den letzten zwei Jahren (1855/56); die geringeren Schwankungen des Zinsfuáes, die aus einem Wechsel in der Summe des vorhandnen Geldes entstehn, sind klein sowohl ihrer Ausdehnung wie ihrer Dauer nach. Sie sind h„ufig, und je h„ufiger, desto wirksamer fr ihren Zweck." N„mlich die Bankiers … la Overstone zu bereichern. Freund Samuel Gurney drckt sich darber sehr naiv aus vor dem Committee of Lords, C. D., 1848[1857]: 1324. "Sind Sie der Ansicht, daá die groáen Schwankungen des Zinsfuáes, die im vorigen Jahre stattgefunden, den Bankiers und Geldh„ndlern vorteilhaft waren oder nicht? - Ich glaube, sie wa- ren den Geldh„ndlern vorteilhaft. Alle Schwankungen des Gesch„fts sind vorteilhaft fr den, der Bescheid weiá (to the knowing man)." - 1325. "Sollte nicht der Bankier schlieálich doch bei dem hohen Zinsfuá verlieren infolge der Verarmung seiner besten Kun- den? - Nein, ich bin nicht der Ansicht, daá diese Wirkung in be- merkbarem Grade besteht." Voil… ce que parler veut dire. 1*) Auf die Beeinflussung des Zinsfuáes durch die Summe des vorhand- nen Geldes werden wir zurckkommen. Aber man muá schon jetzt be- merken, daá Overstone hier wieder ein Quidproquo begeht. Die Nachfrage nach Geldkapital 1847 (vor Oktober bestand keine Sorge wegen Geldknappheit, "Quantit„t des vorhandnen Geldes", wie er es oben nannte) nahm zu aus verschiednen Grnden. Kornteuerung, steigende Baumwollpreise, Unverk„uflichkeit des Zuckers wegen šberproduktion, Eisenbahnspekulation und Krach, šberfllung der ausw„rtigen M„rkte mit Baumwollwaren, die oben beschriebne Zwangsausfuhr nach und Zwangseinfuhr von Indien zum Zweck bloáer Wechselreiterei. Alle diese Dinge, die šberproduktion in der In- dustrie so gut wie die Unterproduktion im Ackerbau, also ganz verschiedne Ursachen, verursachten Steigerung der Nachfrage nach Geldkapital, d.h. nach Kredit und Geld. Die gesteigerte Nachfrage nach Geldkapital hatte ihre Ursachen im Gang des Produktionspro- zesses selbst. Aber, welches immer die Ursache, es war die Nach- frage nach G e l d kapital, die den Zinsfuá, den Wert des Geld- kapitals steigen machte. Will Overstone sagen, daá der Wert des Geldkapitals stieg, w e i l er stieg, so ist dies Tautologie. Versteht er aber unter Wert des Kapitals hier Steigen der Pro- fitrate als Ursache des Steigens des Zinsfuáes, so wird sich die Sache gleich als falsch ----- 1*) Das nenn' ich reden. #436# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- herausstellen. Die Nachfrage nach Geldkapital und daher der "Wert des Kapitals" kann steigen, obgleich der Profit f„llt; sobald das relative Angebot von Geldkapital f„llt, steigt sein "Wert". Was Overstone nachweisen will, ist, daá die Krise von 1847 und die hohe Zinsrate, die sie begleitete, nichts zu tun hatte mit der Quantit„t des vorhandnen Geldes", d.h. mit den Bestimmungen des von ihm inspirierten Bankakts von 1844 [64]; obgleich sie in der Tat damit zu tun hatte, soweit die Furcht vor der Ersch”pfung der Bankreserve - einer Sch”pfung von Overstone - eine Geldpanik der Krise von 1847/48 hinzufgte. Aber das ist hier nicht der Frage- punkt. Es war vorhanden eine Geldkapitalnot, verursacht durch die berm„áige Gr”áe der Operationen, verglichen mit den vorhandnen Mitteln, und zum Ausbruch gebracht durch die St”rung des Repro- duktionsprozesses infolge von rniá ratener Ernte, von šberanlage von Eisenbahnen, von šberproduktion namentlich in Baumwollwaren, von indischem und chinesischem Schwindel gesch„ft, Spekulation, šbereinfuhr von Zucker etc. Was den Leuten, die Korn gekauft hat- ten, als es 120 sh. per Quarter stand, fehlte, als es auf 60 sh. gefallen war, waren die 60 sh. die sie zuviel bezahlt, und der entsprechende Kredit dafr im Lombardvorschuá auf das Korn. Es war durchaus nicht Mangel an Banknoten, der sie daran hinderte, ihr Korn zum alten Preis von 120 sh. in Geld zu konvertieren. Ebenso bei denen, welche Zucker bereingefhrt hatten, und dieser dann fast unverk„uflich wurde. Ebenso bei den Herren, die ihr Zirkulationskapital (floating capital) in Eisenbahnen festgelegt und sich fr den Ersatz desselben in ihrem "legitimen" Gesch„ft auf Kredit verlassen hatten. Alles dies drckt sich fr Overstone aus in einem moralischen Gewahrwerden des erh”hten ertes seines Geldes (a moral sense of the enhanced value of bis money)". Aber diesem erh”hten Wert des Geldkapitals entsprach auf der andern Seite direkt der gefallne Geldwert des realen Kapitals (Warenkapitals und produktiven Kapitals). Der Wert des Kapitals in der einen Form stieg, weil der Wert des Kapitals in der andern sank. Overstone sucht aber diese beiden Werte verschiedner Kapi- talsorten in einem einzigen Wert des Kapitals berhaupt zu iden- tifizieren, und zwar dadurch, daá er beide einem Mangel an Zirku- lationsmittel, an vorhandnem Geld gegenherstellt. Derselbe Be- trag von Geldkapital kann aber mit sehr verschiednen Massen von Zirkulationsmitteln verliehen werden. Nehmen wir nun sein Beispiel von 1847. Der offizielle Bankzinsfuá stand: Januar 3- 3 1/2 %. Februar 4 - 4 1/2 %. M„rz meist 4%. April (Panik) 4 - 7 1/2 %. Mai 5 - 5 1/2 %. Juni im ganzen 5%. Juli 5%. August 5 - 5 1/2 %. September 5% mit kleinen Variationen von 5 1/4, 5 1/2, 6%. Oktober 5, 5 1/2, #437# 26. Kapitel - Akkumulation... Geldkapital usw. ----- 7%. November 7 - 10%. Dezember 7 - 5%. - In diesem Fall stieg der Zins, weil die Profite abnahmen und die Geldwerte der Waren enorm fielen. Wenn also Overstone hier sagt, daá der Zinsfuá 1847 stieg, weil der Wert des Kapitals stieg, so kann er unter Wert des Kapitals hier nur den Wert des Geldkapitals verstehn, und der Wert des Geldkapitals ist eben der Zinsfuá und nichts andres. Aber sp„ter kommt der Fuchsschwanz heraus, und der Wert des Kapi- tals wird identifiziert mit der Profitrate. Was den hohen Zinsfuá angeht, der 1856 gezahlt wurde, so wuáte Overstone in der Tat nicht, daá dieser zum Teil ein Symptom davon war, daá die Sorte Kreditritter obenauf kam, die den Zins nicht aus dem Profit, son- dern aus fremdem Kapital zahlt; er behauptete, nur ein paar Mo- nate vor der Krise von 1857, daá "das Gesch„ft durchaus gesund sei". Er sagt ferner aus: 3722. "Die Vorstellung, daá der Gesch„ftsprofit durch Steigerung des Zinsfuáes zerst”rt wird, ist h”chst irrtmlich. Erstens ist eine Erh”hung des Zinsfuáes seiten von langer Dauer; zweitens, wenn sie von langer Dauer und bedeutend ist, so ist sie der Sache nach ein Steigen im Wert des Kapitals, und warum steigt der Wert des Kapitals? Weil die Profitrate gestiegen ist." Hier erfahren wir also endlich, welchen Sinn der "Wert des Kapi- tals" hat. šbrigens kann die Profitrate fr l„ngere Zeit hoch bleiben, aber der Unternehmergewinn fallen und der Zinsfuá stei- gen, so daá der Zins den gr”áten Teil des Profits verschlingt. 3724. "Die Erh”hung des Zinsfuáes ist eine Folge gewesen der enormen Ausdehnung im Gesch„ft unsers Landes und der groáen Erh”- hung der Profitrate, und wenn geklagt wird, daá der erh”hte Zins- fuá die beiden selben Dinge zerst”rt, die seine eigne Ursache ge- wesen sind, so ist das eine logische Absurdit„t, von der man nicht weiá, was man davon sagen soll." Dies ist gerade so logisch, als sagte er: Die erh”hte Profitrate ist die Folge gewesen der Steigerung der Warenpreise durch Speku- lation, und wenn geklagt wird, daá die Preissteigerung ihre eigne Ursache zerst”rt, n„mlich die Spekulation, so ist das eine logi- sche Absurdit„t etc. Daá ein Ding seine eigne Ursache schlieálich zerst”ren kann, ist nur fr den in den hohen Zinsfuá verliebten Wucherer eine logische Absurdit„t. Die Gr”áe der R”mer war die Ursache ihrer Eroberungen, und ihre Eroberungen zerst”rten ihre Gr”áe. Reichtum ist die Ursache von Luxus, und Luxus wirkt zer- st”rend auf den Reichtum. Dieser Pfiffikus! Der Idiotismus der jetzigen Brgerwelt kann nicht besser gezeichnet werden als durch den Respekt, #438# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- den die "Logik" des Million„rs, dieses dung-hill aristocrat 1*), ganz England einfl”áte. šbrigens, wenn hohe Profitrate und Ge- sch„ftsausdehnung Ursachen hohes Zinsfuáes sein k”nnen, ist des- wegen hoher Zinsfuá keineswegs Ursache von hohem Profit. Und die Frage ist gerade, ob dieser hohe Zins (wie sich in der Krise wirklich herausstellte) nicht fortgedauert oder gar erst auf die Spitze getrieben, nachdem die hohe Profitrate l„ngst den Weg al- les Fleisches gegangen. 3718. "Was eine groáe Erh”hung der Diskontorate betrifft, so ist das ein Umstand, der ganz und gar aus dem vermehrten Wert des Ka- pitals entspringt, und die Ursache dieses vermehrten Werts des Kapitals kann, glaube ich, jedermann mit vollst„ndiger Klarheit entdecken. Ich habe bereits die Tatsache erw„hnt, daá in den 13 Jahren, w„hrend deren dieser Bankakt in Wirksamkeit war, der Han- del von England von 45 auf 120 Millionen Pfd.St. gewachsen ist. Man denke nach ber alle die Ereignisse, die diese kurze Zahlen- angabe einschlieát; man bedenke die enorme Nachfrage nach Kapi- tal, die eine so riesige Vermehrung des Handels mit sich bringt, und bedenke zugleich, daá die natrliche Quelle der Zufuhr fr diese groáe Nachfrage, n„mlich die j„hrlichen Ersparnisse des ndes, w„hrend der letzten drei oder vier Jahre in der unprofitab- len Auslage fr Kriegszwecke verzehrt worden ist. Ich gestehe, ich bin berrascht, daá der Zinsfuá nicht noch viel h”her ist; oder in andern Worten, ich bin berrascht, daá die Kapitalklemme infolge dieser riesigen Operationen nicht noch viel heftiger ist, als Sie sie schon gefunden haben." Welche wunderbare Durcheinanderwerfung von Worten unsers Wucher- logikers! Hier ist er wieder mit seinem gestiegnen Wert des Kapi- tals! Er scheint sich einzubilden, daá auf der einen Seite diese enorme Ausdehnung des Reproduktionsprozesses vorging, also Akku- mulation von wirklichem Kapital, und daá auf der andern Seite ein "Kapital" stand, nach welchem "enorme Nachfrage" entsprang, um diese so riesige Vermehrung des Handels fertigzubringen! War denn diese riesige Vermehrung der Produktion nicht selbst die Vermeh- rung des Kapitals, und wenn sie Nachfrage schuf, schuf sie nicht zugleich auch die Zufuhr und nicht auch zugleich selbst eine ver- mehrte Zufuhr von Geldkapital? Stieg der Zinsfuá sehr hoch, so doch nur, weil die Nachfrage nach Geldkapital noch rascher wuchs als die Zufuhr, was in andern Worten sich darin aufl”st, daá mit der Ausdehnung der industriellen Produktion ihre Fhrung auf Ba- sis des Kreditsystems sich ausdehnte. Mit andern Worten, die wirkliche industrielle Expansion verursachte eine vermehrte Nach- frage nach "Akkommodation", und diese letztere Nachfrage ist au- genscheinlich das, was unser Bankier unter der "enormen Nachfrage nach Kapital" versteht. Es ist sicher nicht die Ausdehnung ----- 1*) Empork”mmlings #439# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- der bloáen Nachfrage nach Kapital, die den Exporthandel von 45 auf 120 Millionen hob. Und was versteht Overstone weiter darun- ter, wenn er sagt, daá die vom Krimkrieg aufgefreánen j„hrlichen Ersparnisse des ndes die natrliche Quelle der Zufuhr fr diese groáe Nachfrage bilden? Erstens, womit akkumulierte denn England von 1792-1815, was ein ganz andrer Krieg war als der kleine Krim- krieg? Zweitens, wenn die natrliche Quelle vertrocknet, aus wel- cher Quelle floá denn das Kapital? England hat bekanntlich nicht bei fremden Nationen Vorschsse genommen. Wenn es aber neben der natrlichen Quelle noch eine knstliche gibt, so w„re das ja eine allerliebste Methode fr eine Nation, die natrliche Quelle im Krieg und die knstliche Quelle im Gesch„ft zu verwenden. Wenn aber nur das alte Geldkapital vorhanden war, konnte es durch ho- hen Zinsfuá seine Wirksamkeit verdoppeln? Herr Overstone glaubt offenbar, daá die j„hrlichen Ersparnisse des Landes (die aber in diesem Fall angeblich konsumiert wurden) sich bloá in Geldkapital verwandeln. Wenn aber keine wirkliche Akkumulation, d.h. Steige- rung der Produktion und Vermehrung der Produktionsmittel statt- f„nde, was wrde die Akkumulation von Schuldansprchen in Geld- form auf diese Produktion ntzen? Die Steigerung des "Werts des Kapitals", die aus hoher Profitrate folgt, wirft Overstone zusammen mit der Steigerung, die aus ver- mehrter Nachfrage nach Geldkapital folgt. Diese Nachfrage mag steigen aus Ursachen, die ganz unabh„ngig von der Profitrate sind. Er selbst fhrt als Beispiel an, daá sie 1847 stieg infolge von Entwertung des Realkapitals. je nachdem es ihm paát, bezieht er den Wert des Kapitals auf Realkapital oder auf Geldkapital. Die Unredlichkeit unsers Banklords, zusammen mit seinem bornier- ten Bankierstandpunkt, den er didaktisch zuspitzt, zeigt sich weiter in folgendem: 3728. (Frage.) Sie sagten, daá nach Ihrer Ansicht die Diskonto- rate fr den Kaufmann von keiner wesentlichen Bedeutung ist; wol- len Sie gtigst sagen, was Sie als die gew”hnliche Profitrate an- sehn?" Dies zu beantworten erkl„rt Herr Overstone fr "unm”glich." 3729. "Angenommen, die Durchschnittsprofitrate sei 7-10%; so muá eine Žnderung in der Diskontorate von 2% auf 7 oder 8% die Pro- fitrate wesentlich affizieren, nicht wahr?" (Die Frage selbst wirft die Rate des Unternehmergewinns und die Profitrate zusammen und bersieht, daá die Profitrate die gemein- same Quelle von Zins und Unternehmergewinn. Die Zinsrate kann die Profitrate #440# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- unberhrt lassen, aber nicht den Unternehmeirgewinn. Antwort Overstones:) "Erstens werden Gesch„ftsleute nicht eine Diskontorate bezahlen, die ihren Profit wesentlich vorwegnimmt; sie werden lieber ihr Gesch„ft einstellen." (Jawohl, wenn sie k”nnen, ohne sich zu ruinieren. Solange ihr Profit hoch, zahlen sie den Diskonto, weil sie wollen, und sobald er niedrig, weil sie mssen.) "Was bedeutet Diskonto? Warum diskontiert jemand einen Wech- sel?... Weil er ein gr”áres Kapital zu erlangen wnscht"; (halte-l…! 1*) weil er den Geldrckfluá seines festgelegten Kapi- tals zu antizipieren und den Stillstand seines Gesch„fts zu ver- meiden wnscht. Weil er f„llige Zahlung decken muá. Vermehrtes Kapital verlangt er nur, wenn das Gesch„ft gut geht oder wenn er auf fremdes Kapital spekuliert, selbst w„hrend es schlecht geht. Der Diskonto ist keineswegs bloá Mittel zur Ausdehnung des Ge- sch„fts.) "Und warum will er das Kommando ber ein gr”áeres Kapital erhal- ten? Weil er dies Kapital anwenden will; und warum will er dies Kapital anwenden? Weil dies profitlich ist; es w„re aber nicht profitlich fr ihn, wenn der Diskonto seinen Profit verschl„nge." Dieser selbstgef„llige Logiker unterstellt, daá Wechsel nur dis- kontiert werden, um das Gesch„ft auszudehnen, und daá das Ge- sch„ft ausgedehnt wird, weil es profitlich ist. Die erste Voraus- setzung ist falsch. Der gew”hnliche Gesch„ftsmann diskontlert, um die Geldform seines Kapitals zu antizipieren und dadurch den Re- produktionsprozeá im Fluá zu erhalten; nicht um das Gesch„ft aus- zudehnen oder Zusatzkapital aufzubringen, sondern um den Kredit, den er gibt, auszugleichen durch den Kredit, den er nimmt. Und wenn er sein Gesch„ft auf Kredit ausdehnen will, wird ihm das Diskontleren von Wechseln wenig nutzen, das ja bloá ein Umsatz von schon in seiner Hand befindlichem Geldkapital aus einer Form in eine andre ist; er wird lieber eine feste Anleihe auf l„ngere Zeit aufnehmen. Der Kreditritter allerdings wird seine Reitwech- sel diskontieren lassen, um sein Gesch„ft auszudehnen, um ein faules Gesch„ft durch das andre zu decken; nicht um Profit zu ma- chen, sondern um sich in Besitz von fremdem Kapital zu setzen. Nachdem Herr Overstone so den Diskonto identifiziert mit Anleihe von Zusatzkapital (statt mit Verwandlung von Wechseln, die Kapi- tal repr„sentieren, ----- 1*) halt mal! #441# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- in bares Geld), zieht er sich sofort zurck, sobald ihm die Daum- schrauben angesetzt werden. 3730. (Frage:) "Mssen nicht Kaufleute, einmal im Gesch„ft enga- giert, ihre Operationen fr einen gewissen Zeitraum fortfahren trotz einer zeitweiligen Steigerung des Zinsfuáes?" - (Overstone:) "Es ist kein Zweifel, daá bei irgendeiner einzelnen Transaktion, wenn jemand Veng ber Kapital erhalten kann zu einem niedrigem Zinsfuá statt zu einem hohen Zinsfuá, die Sache von diesem beschr„nkten Gesichtspunkt genommen, daá das fr ihn ange- nehm ist." Dagegen ist es ein unbeschr„nkter Gesichtspunkt, wenn Herr Over- stone unter "Kapital" nun pl”tzlich nur sein Bankierskapital ver- steht und daher den Mann, der bei ihm Wechsel diskontiert, als einen Mann ohne Kapital betrachtet, weil sein Kapital in Waren- form existiert oder die Geldform seines Kapitals ein Wechsel ist, den Herr Overstone in andre Geldform bersetzt. 3732. "Mit Beziehung auf den Bankakt von 1844, k”nnen Sie ange- ben, was das ungef„hre Verh„ltnis des Zinsfuáes zur Goldreserve der Bank war, ist es richtig, daá, wenn das Gold in der Bank 9 oder 10 Millionen betrug, der Zinsfuá 6 oder 7% war, und wenn es 16 Millionen war, der Zinsfuá auf etwa 3 bis 4% stand?" (Der Fragesteller will ihn zwingen, den Zinsfuá, soweit er beein- fluát durch die Menge des Goldes in der Bank, zu erkl„ren aus dem Zinsfuá, soweit er beeinfluát durch den Wert des Kapitals.) "Ich sage nicht, daá das der Fall ist... aber wenn dem so ist, dann mssen wir meiner Ansicht nach noch sch„rfre Maáregeln er- greifen als die von 1844; denn wenn es wahr sein sollte, daá je gr”áer der Goldschatz, desto niedriger der Zinsfuá, dann máten wir an die Arbeit gehn, nach dieser Ansicht der Sache, und den Goldschatz bis auf einen unbegrenzten Betrag erh”hen, und dann wrden wir den Zins auf 0 herabbringen." Der Fragesteller Cayley, ungerhrt durch diesen schlechten Witz, f„hrt fort: 3733. "Wenn dem so w„re, angenommen, es wrden 5 Millionen Gold der Bank zurckgegeben, so wrde im Lauf der n„chsten sechs Mo- nate der Goldschatz etwa 16 Millionen betragen, und angenommen, der Zinsfuá fiele so auf 3 bis 4%, wie k”nnte dann behauptet wer- den, daá der Fall im Zinsfuá von einer groáen Abnahme im Gesch„ft herrhrte? - Ich sagte, die neuliche groáe Erh”hung des Zinsfu- áes, nicht der Fall des Zinsfuáes, sei eng verknpft mit der groáen Ausdehnung des Gesch„fts." Aber was Cayley sagt, ist dies: Wenn Steigen des Zinsfuáes, zu- sammen mit Kontraktion des Goldschatzes, Zeichen der Ausdehnung des Gesch„fts ist, so muá Fallen des Zinsfuáes, zusammen mit Aus- dehnung des Goldschatzes, #442# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Zeichen der Abnahme des Gesch„fts sein. Hierauf hat Overstorie keine Antwort. 3736. {Frage:} "Ich bemerke, Sie" (im Text steht immer Your Lord- ship 1*)) "sagten, daá Geld das Instrument sei, um Kapital zu er- halten." (Dies ist eben die Verkehrtheit, es als Instrument zu fassen; es ist F o r m des Kapitals.) "Bei Abnahme des Goldschatzes" (der Bank von England) "besteht nicht die groáe Schwierigkeit umgekehrt darin, daá K a p i t a l i s t e n kein Geld erhalten k”nnen?' - {Overstone:} "Nein, es sind nicht die Kapitalisten, es sind die Nichtkapitalisten, die Geld zu erlangen suchen, und warum suchen sie Geld zu erlangen?... Weil vermittelst des Geldes sie das Kom- mando ber das Kapital des Kapitalisten erlangen, um das Gesch„ft von Leuten zu fhren, die keine Kapitalisten sind." Hier erkl„rt er geradezu, daá Fabrikanten und Kaufleute keine Ka- pitalisten sind und daá das Kapital des Kapitalisten nur Geldka- pital ist. 3737. "Sind denn die Leute, die Wechsel ziehn, keine Kapitali- sten? - Die Leute, die Wechsel ziehn sind m”glicherweise Kapita- listen und m”glicherweise auch nicht." Hier sitzt er fest. Er wird nun gefragt, ob die Wechsel der Kaufleute nicht die Waren repr„sentieren, die sie verkauft oder verschafft haben. Er leug- net, daá diese Wechsel den Wert der Waren ganz so repr„sentieren, wie die Banknote das Gold. (3740, 3741.) Dies ist etwas unver- sch„mt. 3742. "Ist nicht der Zweck des Kaufmanns, Geld zu erhalten? - Nein; Geld zu erhalten ist nicht der Zweck beim Ziehen des Wech- sels; Geld zu erhalten ist der Zweck beim Diskontieren des Wech- sels." Wechselziehen ist Verwandlung von Ware in eine Form von Kredit- geld wie Wechseldiskontieren Verwandlung dieses Kreditgelds in andres, n„mlich Banknoten. Jedenfalls gibt Herr Overstone hier zu, daá der Zweck des Diskontierens ist, Geld zu erhalten. Vorher lieá er nur diskontieren, nicht um Kapital aus einer Form in die andre zu verwandeln, sondern um Zusatzkapital zu erhalten. 3743. "Was ist der groáe Wunsch der Gesch„ftswelt, unter dem Druck einer Panik, wie sie nach Ihrer Aussage 1825, 1837 und 1839 vorgekommen ist; ecken sie in den Besitz von Kapital zu kommen oder von gesetzm„áigem Zahlungsgeld? - Sie bezwecken, das Kom- mando ber Kapital zu erhalten, um ihr Gesch„ft fortzufhren." Ihr Zweck ist, Zahlungsmittel fr verfallende Wechsel auf sie selbst zu erhalten, wegen des eingetretnen Kreditmangels, und um nicht ihre Waren ----- 1*) Eure Lordschaft #443# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- unter dem Preis losschlagen zu mssen. Haben sie selbst berhaupt kein Kapital, so erhalten sie mt den Zahlungsmitteln natrlich zugleich Kapital, weil sie Wert ohne Žquivalent erhalten. Das Verlangen nach Geld als solchem besteht stets nur in dem Wunsch, Wert aus der Form von Ware oder Schuldforderung in die Form von Geld umzusetzen. Daher auch abgesehn von den Krisen, der groáe Unterschied zwischen Kapitalaufnahme und Diskonto, der bloá Ver- wandlung von Geldforderungen aus einer Form in die andre, oder in wirkliches Geld, zuwege bringt. {Ich - der Herausgeber - erlaube mir hier eine Zwischenbemerkung. Bei Norman wie bei Loyd-Overstone steht der Bankier immer da als jemand, der Kapital vorschieát", und sein Kunde als derjenige, der "Kapital" von ihm verlangt. So sagt Overstone, jemand l„át durch ihn Wechsel diskontieren, weil er K a p i t a l zu erlan- gen wnscht" (3729), und es sei angenehm fr denselben Mann, wenn er "V e r f g u n g b e r K a p i t a l erhalten kann zu niedrigem Zinsfuá" (3730). Geld ist das Instrument, um K a p i t a l zu erhalten" (3736), und in einer Panik ist der groáe Wunsch der Gesch„ftsweit, Kommando ber K a p i t a l zu erhalten" (3743). Bei aller Verwirrung Loyd-Overstones ber das, was Kapital ist, geht doch soviel klar hervor, daá er das, was der Bankier dem Gesch„ftskunden gibt, als Kapital bezeichnet, als ein vom Kunden vorher nicht besessenes, ihm vorgeschoánes Kapi- tal, das zus„tzlich ist zu dem, worber der Kunde bisher ver- fgte. Der Bankier hat sich so sehr daran gew”hnt, als Verteiler - in Form des Verleihens - des in Geldform disponiblen gesellschaftli- chen Kapitals zu figurieren, daá ihm jede Funktion, wobei er Geld weggibt, als ein Verleihen vorkommt. Alles Geld, das er auszahlt, erscheint ihm als ein Vorschuá. Ist das Geld direkt auf Anleihe ausgelegt, so ist dies w”rtlich richtig. Ist es im Wechseldis- konto angelegt, so ist es in der Tat fr ihn selbst Vorschuá bis zum Verfall des Wechsels. So befestigt sich in seinem Kopf die Vorstellung, daá er keine Zahlungen machen kann, die nicht Vor- schsse sind. Und zwar Vorschsse, nicht etwa bloá in dem Sinn, daá jede Geldanlage zum Zweck des Zins- oder Profitmachens ”kono- misch als ein Vorschuá betrachtet wird, den der betreffende Geld- besitzer in seiner Eigenschaft als Privatmann sich selbst in sei- ner Eigenschaft als Unternehmer macht. Sondern Vorschsse in dem bestimmten Sinn, daá der Bankier dem Kunden eine Summe leihweise bergibt, die das dem letzteren zur Verfgung stehende Kapital um ebensoviel vermehrt. Es ist diese Vorstellung, die, aus dem Bankkontor in die politi- sche ™konomie bertragen, die verwirrende Streitfrage geschaffen hat, ob das, was der Bankier seinen Gesch„ftskunden in barem Geld zur Verfgung stellt, #444# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Kapital ist oder bloá Geld, Zirkulationsmittel, Currency? Um diese - im Grunde einfache - Streitfrage zu entscheiden, mssen wir uns auf den Standpunkt des Bankkunden stellen. Es kommt dar- auf an, was dieser verlangt und erh„lt. Bewilligt die Bank dem Gesch„ftskunden eine Anleihe einfach auf seinen pers”nlichen Kredit, ohne Sicherheitsstellung seinerseits, so ist die Sache klar. Er erh„lt unbedingt einen Vorschuá von be- stimmter Wertgr”áe als Zusatz zu seinem bisher angewandten Kapi- tal. Er erh„lt ihn in Geldform; also nicht nur Geld, sondern auch Geld k a p i t a l. Erh„lt er den Vorschuá geleistet gegen Verpf„ndung von Wertpapie- ren etc., so ist es Vorschuá in dem Sinn, daá ihm Geld gezahlt worden ist unter Vorbehalt der Rckzahlung. Aber nicht Vorschuá von Kapital. Denn die Wertpapiere repr„sentieren auch Kapital, und zwar einen h”heren Betrag als der Vorschuá. Der Empf„nger er- h„lt also weniger Kapitalwert, als er in Pfand gibt; dies ist fr ihn durchaus keine Akquisition von Zusatzkapital. Er macht das Gesch„ft nicht, weil er Kapital braucht - das hat er ja in seinen Wertpapieren -, sondern weil er Geld braucht. Hier liegt also Vorschuá von G e l d vor, aber nicht von Kapital. Wird der Vorschuá geleistet gegen Diskonto von Wechseln, so ver- schwindet auch die F o r m des Vorschusses. Es liegt vor ein reiner Kauf und Verkauf. Der Wechsel geht durch Endossement ber in das Eigentum der Bank, das Geld dagegen ins Eigentum der Kun- den; von Rckzahlung seinerseits ist keine Rede. Wenn der Kunde mit einem Wechsel oder „hnlichen Kreditinstrument bar Geld kauft, so ist das nicht mehr oder nicht minder ein Vorschuá, als wenn er das bare Geld mit seiner sonstigen Ware, Baumwolle, Eisen, Korn, gekauft h„tte. Und am allerwenigsten kann hier von einem Vorschuá von K a p i t a l die Rede sein. Jeder Kauf und Verkauf zwj- schen H„ndler und H„ndler ist eine šbertragung von Kapital. Aber ein Vorschuá kommt nur da vor, wo die šbertragung von Kapital nicht wechselseitig ist, sondern einseitig und auf Zeit. Kapital- vorschuá durch Wechseldiskonto kann also nur da stattfinden, wo der Wechsel ein Reitwechsei ist, der gar keine verkauften Waren repr„sentiert, und den nimmt kein Bankier, sobald er ihn fr das erkennt, was er ist. Im regelm„áigen Diskontogesch„ft erh„lt also der Bankkunde keinen Vorschuá, weder in Kapital noch in Geld, sondern er erh„lt Geld fr verkaufte Ware. Die F„lle, wo der Kunde von der Bank Kapital verlangt und erh„lt, sind also sehr deutlich unterschieden von denen, wo er bloá Geld vorgeschossen erh„lt oder bei der Bank kauft. Und da namentlich Herr Loyd-Overstone nur in den allerseltensten F„llen seine Fonds ohne Deckung vorzuschieáen #445# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- pflegte (er war der Bankier meiner Firma in Manchester), so ist ebenfalls klar, daá seine sch”nen Schilderungen von den Massen Kapital, die die groámtigen Bankiers den kapitalentbehrenden Fa- brikanten vorschieáen, arge Flunkerei sind. Im Kapitel XXXII 1*) sagt Marx brigens in der Hauptsache das- selbe: "Die Nachfrage nach Zahlungsmitteln ist bloáe Nachfrage nach U m s e t z b a r k e i t i n G e l d, soweit die Kauf- leute und Produzenten gute Sicherheiten bieten k”nnen; ist Nach- frage nach G e l d k a p i t a l, soweit dies nicht der Fall ist; soweit also ein Vorschuá von Zahlungsmitteln ihnen nicht nur die G e l d f o r m gibt, sondern auch das ihnen mangelnde Žquivalent, in welcher Form es sei, zum Zahlen." - Ferner in Kap. XXXIII 2*): "Bei entwickeltem Kreditwesen, wo sich das Geld in den H„nden der Banken konzentriert, sind sie es, w e n i g s t e n s n o m i n e l l, die es vorschieáen. Dieser Vorschuá bezieht sich nur 3*) auf das in Zirkulation befindliche Geld. Es ist Vorschuá von Z i r k u l a t i o n, nicht Vorschuá der Kapitale, die diese zirkuliert." - Auch Herr Chapman, der es wissen muá, best„tigt obige Auffassung des Diskontogesch„fts, B.C., 1857: "Der Bankier hat den Wechsel, der Bankier hat d e n W e c h s e l g e k a u f t." Evid. Frage 5139. Wir kommen brigens im Kap. XXVIII 4*) nochmals auf dieses Thema zurck. - F. E.} 3744. "Wollen Sie gef„lligst beschreiben, was Sie unter dem Aus- druck Kapital wirklich verstehn? - {Antwort Overstones:} "Kapital besteht aus verschiednen Waren, vermittelst deren das Gesch„ft in Gang gehalten wird (capital consists of various commodities by the means of which trade is carried on); es gibt fixes Kapital, und es gibt zirkulierendes Kapital. Ihre Schiffe, Ihre Docks, Ihre Werften sind fixes Kapital, Ihre Lebensmittel, Ihre Kleider usw. sind zirkulierendes Kapital." 3745. "Hat der Abfluá des Goldes ins Ausland sch„dliche Folgen fr England? - Nicht, solange man mit diesem Wort einen rationel- len Sinn verbindet." (Nun kommt die alte Ricardosche Geldtheorie.) ... "Im natrlichen Zustand der Dinge verteilt sich das Geld der Welt auf die verschiednen L„nder der Welt in gewissen Proportio- nen; diese Proportionen sind der. art, daá bei solcher Vertei- lung" des {Geldes} der Verkehr zwischen irgendeinem Lande einer- seits und allen andren L„ndern der Welt andrerseits ein bloáer Tauschverkehr ist; aber es gibt st”rende Einflsse, die diese Verteilung von Zeit zu Zeit affizieren, und wenn diese Einflsse entstehn, flieát ein Teil des Geldes eines gegebnen ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 531 - 2*) siehe vorl. Band, S. 547 - 3*) 1. Auflage: nicht - 4*) siehe vorl. Band, S. 472/473 #446# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Landes in andre L„nder ab." - 3746. "Sie gebrauchen jetzt den Ausdruck: Geld. Wenn ich Sie frher recht verstand, so nannten Sie das einen Verlust von Kapital. - Was nannte ich einen Verlust von Kapital?" - 3747. "Den Goldabfluá. - Nein, das sagte ich nicht. Wenn Sie Gold als Kapital behandeln, so ist es ohne Zwei- fel ein Verlust von Kapital; es ist Weggabe einer gewissen Pro- portion des Edelmetalls, woraus das Weltgeld besteht." - 3748. "Sagten Sie nicht vorher, daá ein Wechsel in der Rate des Diskon- tos ein bloáes Anzeichen sei eines Wechsels im Wert des Kapitals? - Jawohl." 3749. "Und daá die Rate des Diskontos im allgemeinen wechselt mit der Goldreserve in der Bank von England? - Jawohl; aber ich habe bereits gesagt, daá die Schwankungen des Zinsfuáes, die aus einem Wechsel in der Quantit„t des Geldes" (also darunter versteht er hier die Quantit„t des wirklichen Goldes) in einem Lande entspringen, sehr geringfgig sind..." 3750. "Wollen Sie also sagen, daá eine Kapitalabnahme stattgefun- den hat, wenn eine l„ngre, aber doch nur zeitweilige Steigerung des Diskontos ber den gew”hnlichen Satz stattgefunden hat? - Eine Abnahme in einem gewissen Sinn des Worts. Das Verh„ltnis zwischen dem Kapital und der Nachfrage danach hat gewechselt; m”glicherweise aber durch vermehrte Nachfrage, nicht durch eine Abnahme in der Quantit„t des Kapitals." (Aber es war ja eben Kapital = Geld oder Gold, und es war noch etwas frher die Steigerung des Zinsfuáes erkl„rt durch die hohe Profitrate, die aus der Ausdehnung, nicht der Einschr„nkung des Gesch„fts oder Kapitals entsprang.) 3751. "Was ist das fr ein Kapital, das Sie hier speziell im Auge haben? - Das kommt ganz darauf an, was das fr ein Kapital ist, das jeder einzelne n”tig hat. Es ist das Kapital, das die Nation zu ihrer Vegung hat, um ihr Gesch„ft fortzufahren, und wenn dies Gesch„ft sich verdoppelt, so muá eine groáe Zunahme eintreten in der Nachfrage nach dem Kapital, womit es fortgefhrt werden soll." (Dieser pfiffige Bankier verdoppelt erst das Gesch„ft und dann hinterher die Nachfrage nach dem Kapital, womit es verdoppelt werden soll. Er sieht immer nur seinen Kunden, der bei Herrn Loyd ein gr”áres Kapital verlangt, um sein Gesch„ft zu verdoppeln.) "Das Kapital ist wie jede andre Ware"; (aber das Kapital ist ja nach Herrn Loyd eben nichts andres als die Gesamtheit der Waren) "es wechselt in seinem Preise" (die Waren wechseln also doppelt im Preis, einmal qua Waren, das andre Mal qua Kapital) "je nach Nachfrage und Angebot." 3752. "Die Schwankungen in der Rate des Diskontos stehn im allge- meinen im Zusammenhang mit den Schwankungen des Goldbetrages in der Schatzkammer der Bank. Ist dies das Kapital, das Sie meinen? - Nein." - 3753. "K”nnen Sie ein Beispiel angeben, wo in der Bank von England ein groáer Kapitalvorrat aufgeh„uft war und gleich- zeitig die Rate des Diskontos hoch stand? - In der Bank von Eng- land wird nicht #447# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- Kapital aufgeh„uft, sondern Geld." - 3754. "Sie sagten aus, daá der Zinsfuá abh„ngt von der Menge des Kapitals; wollen Sie gef„l- ligst angeben, was fr Kapital Sie meinen und ob Sie ein Beispiel anfhren k”nnen, wo ein groáer Goldvorrat in der Bank lag und gleichzeitig der Zinsfuá hoch stand? - Es ist sehr wahrschein- lich", (aha!) "daá die Anh„ufung von Gold in der Bank zusammen- fallen mag mit einem niedrigen Zinsfuá, weil eine Periode gerin- gerer Nachfrage nach Kapital" (n„mlich Geldkapital; die Zeit, von der hier die Rede ist, 1844 und 1845, waren Zeiten der Prosperi- t„t) "eine Periode ist, w„hrend deren natrlicherweise das Mittel oder Werkzeug, verm”ge dessen man ber Kapital kommandiert, akku- mulieren kann." - 3755. "Sie glauben also, daá kein Zusammenhang existiert zwischen der Rate des Diskontos und der Masse des Goldes im Bankschatz? - Es mag ein Zusammenhang existieren, aber es ist kein prinzipieller Zusammenhang"; (sein Bankakt von 1844 macht es aber grade zum Prinzip der Bank von England, den Zinsfuá zu regulieren nach dermasse des in ihrem Besitz befindlichen Goldes) sie m”gen gleichzeitig stattfinden (there may be a coin- cidence of time).- 3758. "Beabsichtigen Sie also zu sagen, daá die Schwierigkeit bei den Kaufleuten hierzulande, in geldknapper Zeit, infolge hoher Rate des Diskontos, darin besteht, Kapital zu bekommen, und nicht darin, Geld zu bekommen? - Sie werfen zwei Dinge zusammen, die ich nicht in dieser Form zusammenbringe; die Schwierigkeit besteht darin, Kapital zu bekommen, und die Schwie- rigkeit ist ebenfalls, Geld zu bekommen... Die Schwierigkeit, Geld zu bekommen, und die Schwierigkeit, Kpital zu bekommen, ist dieselbe Schwierigkeit, betrachtet auf zwei verschiednen Stufen ihres Verlaufs." Hier sitzt der Fisch wieder fest. Die erste Schwierigkeit ist, einen Wechsel zu diskontieren oder einen Vorschuá auf Warenpfand zu erhalten. Es ist Schwierigkeit, Kapital oder ein kommerzielles Wertzeichen fr Kapital in Geld zu verwandeln. Und diese Schwie- rigkeit drckt sich aus, unter andrem, im hohen Zinsfuá. Sobald aber das Geld empfangen ist, worin besteht dann die zweite Schwierigkeit? Wenn es sich nur ums Zahlen handelt, findet jemand Schwierigkeit, sein Geld loszuwerden? Und wenn es sich ums Kaufen handelt, wo hat ie jemand in Zeiten der Krisis Schwierigkeiten gefunden, um einzukaufen? Und gesetzt auch, dies bez”ge sich auf den besondren Fall einer Teurung in Korn, Baumwolle etc., so k”nnte diese Schwierigkeit sich doch nur zeigen, nicht in dem Wert des Geldkapitals, d.h. dem Zinsfuá, sondern in dem Preis der Ware; und diese Schwierigkeit ist ja dadurch berwunden, daá un- ser Mann jetzt das Geld hat, sie zu kaufen. 3760. "Aber eine h”here Rate des Diskontos ist doch eine ver- mehrte Schwierigkeit, Geld zu erhalten? - Sie ist eine vermehrte Schwierigkeit, Geld zu erhalten, aber es ist nicht das Geld, auf dessen Besitz es ankommt; es ist nur die Form", (und diese Form bringt Profit in die Tasche des Bankiers) worin die vermehrte Schwierigkeit, Kapital zu erhalten, sich in den komplizierten Be- ziehungen eines zivilisierten Zustandes darbietet." #448# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- 3763. {Antwort Overstones:} Der Banker ist der Mittelsmann, der auf der einen Seite Depositen empf„ngt und auf der andren Seite diese Depositen anwendet, indem er sie, i n d e r F o r m v o n K a p i t a l, anvertraut in die Hinde von Personen, wel- che etc." Hier haben wir endlich, was er unter Kapital versteht. Er verwan- delt das Geld in Kapital, indem er es "anvertraut", weniger eu- phemistisch, indem er es auf Zinsen ausleiht. Nachdem Herr Overstone vorher gesagt, daá Žnderung in der Rate des Diskontos nicht im wesentlichen Zusammenhang stehe mit Žnde- rung im Betrag des Goldschatzes der Bank oder der Menge des vor- handnen Geldes, sondern h”chstens im Zusammenhang der Gleichzei- tigkeit, wiederholt er: 3805. "Wenn das Celd im nde durch Abfluá vermindert wird, so steigt sein Wert, und die Bank von England muá sich diesem Wech- sel im Wert des Geldes anpassen." (Also in dem Wert des Geldes a l s K a p i t a l, in andren Worten, im Zinsfuá, denn der Wert des Geldes als G e l d, verg- lichen mit Waren, bleibt derselbe.) "Was man technisch so ausdrckt, daá sie den Zinsfuá erh”ht." 3819. "Ich werfe die beiden nie durcheinander." N„mlich Geld und Kapital, aus dem einfachen Grunde, weil er sie nie unterscheidet. 3834. "Die sehr groáe Summe, die' (fr Korn im Jahre 1847). fr den notwendigen Lebensunterhalt des Landes weggezahlt werden muáte und die i n d e r T a t K a p i t a l w a r." 3841. "Die Schwankungen in der Rate des Diskontos haben unzwei- felhaft eine sehr nahe Beziehung zu dem Stand der Goldreserve" {der Bank von England}, "denn der Stand der Reserve ist der An- zeiger der Zunahme oder Abnahme der im Lande vorhandnen Geld- menge; und im Verh„ltnis, wie das Geld im Lande zunimmt oder ab- nimmt, f„llt oder steigt der Wert des Geldes, und die Bankrate des Diskontos wird sich dem anpassen." Hier gibt er also das zu, was er in Nr. 3755 ein fr allemal ab- leugnete. 3842. "Es findet ein enger Zusammenhang zwischen beiden statt." N„mlich der Menge des Goldes im issue department und der Reserve von Noten im banking department. Hier erkl„rt er den Wechsel im Zinsfuá aus dem Wechsel in der Quantit„t des Geldes. Dabei ist falsch, was er sagt. Die Reserve kann abnehmen, weil das zirku- lierende Geld im Grunde zunimmt. Dies ist der Fall, wenn das Pu- blikum mehr Noten nimmt und der Metallschatz nicht abnimmt. Aber dann steigt der Zinsfuá, weil dann das Bankkapital der Bank von England nach dem Gesetz von 1844 [64] limitiert #449# 26. Kapitel - Akkumulation von Geldkapital usw. ----- ist. Davon darf er aber nicht sprechen, da infolge dieses Geset- zes die zwei Departements der Bank nichts miteinander gemein ha- ben. 3859. "Eine hohe Profitrate wird stets eine groáe Nachfrage nach Kapital erzeugen; eine groáe Nachfrage nach Kapital wird seinen Wert steigern." Hier also endlich der Zusammenhang zwischen hoher Profitrate und Nachfrage nach Kapital, wie Overstone sich ihn vorstellt. Nun herrschte z.B. 1844/45 in der Baumwollindustrie eine hohe Pro- fitrate, weil bei starker Nachfrage fr Baumwollenwaren Rohbaum- wolle wohlfeil war und wohlfeil blieb. Der Wert des Kapitals (und nach einer frhern Stelle nennt Overstone Kapital dasjenige, was jeder in seinem Gesch„ft braucht), also hier der Wert der Roh- baumwolle, wurde nicht erh”ht fr den Fabrikanten. Nun mag die hohe Profitrate manchen Baumwollfabrikanten veranlaát haben, zur Erweiterung seines Gesch„fts Geld auf zunehmen. Dadurch stieg seine Nachfrage fr G e l d kapital und fr sonst nichts. 3889. "Gold kann Geld sein oder auch nicht, gerade wie Papier eine Banknote sein kann oder auch nicht." 3896. "Verstehe ich Sie also richtig dahin, daá Sie den Satz auf- geben, den Sie 1840 anwandten: daá die Schwankungen in den zirku- lierenden Noten der Bank von England sich richten sollten nach den Schwankungen im Betrag des Goldschatzes? - Ich gebe ihn inso- fern auf... daá nach dem heutigen Stand unsrer Kenntnisse wir zu den zirkulierenden Noten noch diejenigen Noten hinzuaddieren ms- sen, welche in der Bankreserve der Bank von England liegen." Dies ist superlativ. Die willkrliche Bestimmung, daá die Bank soviel Papiernoten macht, wie sie Gold im Schatz hat und 14 Mil- lionen mehr, bedingt natrlich, daá ihre Notenausgabe schwankt mit den Schwankungen des Goldschatzes. Da aber "der heutige Stand unsrer Kenntnise" klar zeigte, daá die Masse Noten, die die Bank hiernach fabrizieren kann (und die das issue department dem ban- king department bertr„gt) - daá diese mit den Schwankungen des Goldschatzes schwankende Zirkulation zwischen den beiden Abtei- lungen der Bank von England die Schwankungen der Zirkulation der Banknoten auáerhalb der Mauern der Bank von England nicht be- stimmt, so wird die letztre, die wirkliche Zirkulation, jetzt fr die Bankverwaltung gleichgltig, und die Zirkulation zwischen den zwei Abteilungen der Bank, deren Unterschied von der wirklichen sich in der Reserve zeigt, wird allein entscheidend. Fr die Au- áenwelt ist sie nur sofern wichtig, weil die Reserve anzeigt, in- wieweit die Bank sich dem gesetzlichen Maximum ihrer Notenausgabe n„hert und wieviel die Kunden der Bank noch aus dem banking de- partment erhalten k”nnen. #450# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Von der mala fides 1*) Overstones folgendes brillante Exempel: 4243. "Schwankt nach Ihrer Ansicht die Menge des Kapitals vor ei- nem Monat zum andern in einem solchen Grade, daá sein Wert da- durch ver„ndert wird in der Art, wie wir es in den letzten Jahren in den Schwankungen der Rate des Diskontos gesehn haben? - Das Verh„ltnis zwischen Nachfrage und Angebot von Kapital kann un- zweifelhaft selbst in kurzen Zeitr„umen schwanken... Wenn Frankreich morgen anzeigt, daá es eine sehr groáe Anleihe aufneh- men will, so wird das unzweifelhaft sofort eine groáe Žnderung verursachen i n d e m W e r t d e s G e l d e s, d a s h e i á t i n d e m W e r t d e s K a p i t a l s i n E n g l a n d." 4245. Wenn Frankreich anzeigt, daá es pl”tzlich fr irgendeinen Zweck fr 30 Millionen Waren braucht, so wird eine groáe Nach- frage entstehn nach Kapital, um den wissenschaftlicheren und ein- facheren Ausdruck zu gebrauchen." 4246. Das Kapital, das Frankreich mit seiner Anleihe machte kaufen wollen, ist eine Sa- che; das Geld, womit Frankreich dies kauft, ist eine andre Sache; ist es das Geld, was seinen Wert „ndert oder nicht? - Wir kommen wieder auf die alte Frage, und die glaube ich, ist geeigneter fr das Studierzimmer eines Gelehrten als fr dies Komiteezimmer." Und hiermit zieht er sich zurck, aber nicht ins Studierzimmer. 84) --- 84) Weiteres ber die Begriff Owrstones in Sachen des Kapitals am Schluá von Kap. XXXII. [F. E.] ----- 1*) Unehrlichkeit #451# ----- SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL Die Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion Die allgemeinen Bemerkungen, wozu das Kreditwesen uns bis jetzt Veranlassung gab, waren folgende: I. Notwendige Bildung desselben, um die Ausgleichung der Pro- fitrate zu vermitteln oder die Bewegung dieser Ausgleichung, wo- rauf die ganze kapitalistische Produktion beruht. II. Verringerung der Zirkulationskosten. 1. Eine Hauptzirkulationskost ist das Geld selbst, soweit es Selbstwert. Es wird in dreifacher Art durch den Kredit ”konomi- siert. A. Indem es fr einen groáen Teil der Transaktionen ganz weg- f„llt. B. Indern die Zirkulation des urnlaufenden Medlums be- schleunigt wird. 85) Dies f„llt zum Teil zusammen mit dem, was unter 2 zu sagen. Einerseits ist n„mlich die Beschleunigung tech- nisch; d.h. bei sonst gleichbleibender Gr”áe und Menge der wirk- lichen, die Konsumtion vermittelnden Warenums„tze verrichtet eine geringere Masse von Geld oder Geldzeichen ----- 85) "Die durchschnittliche Notenzirkulation der Bank von Frankreich war 1812: 106 538 000 Franken; 1818: 101 205 000 Fran- ken, w„hrend der Geldurnlauf, die Ge. samtmasse aller Fing„nge und Zahlungen, war 1812: 2 837 712 000 Franken; 1818: 9 665 030 000 Franken. Die T„tigkeit des Umlaufs in Frankreich 1818 verhielt sich also zu der von 1812 wie 3:1. Der groáe Regu- lator der Geschwindigkeit der Zirkulation ist der Kredit... Daher zu erkl„ren, warum ein heftiger Druck auf den Geldmarkt gew”hn- lich zusarnmenf„llt mit einer vollgefllten Zirkulation." ("The Currency Theory reviewed etc.", p. 65.) - Zwischen September 1833 und September 1843 traten nahe an 300 Banken in Groábritannien ins Leben, welche eigne Banknoten ausgaben; die Folge war eine Einschr„nkung in der Notenzirkulation von 2 1/2 Millionen; sie war Ende September 1833: 36 035 244 Pfd.St. und Ende September 1843: 33 518 544 Pfd.St." (l.c.p. 53.) - Die wunderbare T„tigkeit der schottischen Zirkulation bef„higt sie, mit 100 Pfd.St. die- selbe Menge Geldgesch„fte zu erledigen, die in England 420 Pfd.St. erheischt. (l.c.p. 55. Dies letztere bezieht nur auf das Technische der Operation.) #452# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- denselben Dienst. Dies h„ngt mit der Technik des Bankwesens zu- sammen. Andrerseits beschleunigt der Kredit die Geschwindigkeit der Warenmetamorphose und hiermit die Geschwindigkeit der Geld- zirkulation. C. Ersetzung von Goldgeld durch Papier. 2. Beschleunigung, durch den Kredit, der einzelnen Phasen der Zirkulation oder der Warenmetamorphose, weiter der Metamorphose des Kapitals und damit Beschleunigung des Reproduktionsprozesses berhaupt. (Andrerseits erlaubt der Kredit, die Akte des Kaufens und Verkaufens l„nger auseinanderzuhalten, und dient daher der Spekulation als Basis.) Kontraktion der Reservefonds, was doppelt betrachtet werden kann: einerseits als Verminderung des zirkulie- renden Mediums, andrerseits als Beschr„nkung des Teils des Kapi- tals, der stets in Geldform existieren muá. 86) III. Bildung von Aktiengesellschaften. Hierdurch: I. Ungeheure Ausdehnung der Stufenleiter der Produktion und Un- ternehmungen, die fr Einzelkapitale unm”glich waren. Solche Un- ternehmungen zugleich, die frher Regierungsunternehmungen waren, werden gesellschaftliche. 2. Das Kapital, das an sich auf gesellschaftlicher Produktions- weise beruht und eine gesellschaftliche Konzentration von Produk- tionsmitteln und Arbeitskr„ften voraussetzt, erh„lt hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen) im Gegensatz zum Privatkapital, und seine Unterneh- mungen treten auf als Gesellschaftsunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen. Es ist die Aufhebung des Kapitals als Pri- vateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produkti- onsweise selbst. 3. Verwandlung des wirklich fungierenden Kapitalisten in einen bloáen Dirigenten, Verwalter fremdes Kapitals, und der Kapitalei- gentmer in bloáe Eigentmer, bloáe Geldkapitalisten. Selbst wenn die Dividenden, die sie beziehn, den Zins und Unternehmergewinn, d.h. den Totalprofit einschlieáen (denn das Gehalt des Dirigenten ist, oder soll sein, bloáer Arbeitslohn einer gewissen Art ge- schickter Arbeit, deren Preis im Arbeitsmarkt reguliert wird, wie der jeder andren Arbeit), so wird dieser Totalprofit nur noch be- zogen in der Form des Zinses, d.h. als bloáe Vergtung des Kapi- taleigentums, das nun ganz so von der Funktion im wirklichen Re- produktionsprozeá getrennt wird wie diese Funktion, in der Person des Dirigenten, --- 86) "Vor der Errichtung der Banken war der fr die Funktion des zirkulierenden Mediurns in Anspruch genommene Kapitalbetrag je- derzeit gr”áer als die wirkliche Warenzirkulation erforderte." ("Economist", 1845, p. 238.) #453# 27. Kapitel - Die Rolle des Kredits... ----- vom Kapitaleigentum. Der Profit stellt sich so dar (nicht mehr nur der eine Teil desselben, der Zins, der seine Rechtfertigung aus dem Profit des Borgers zieht) als bloáe Aneignung fremder Mehrarbeit, entspringend aus der Verwandlung der Produktionsmit- tel in Kapital, d.h. aus ihrer Entfremdung gegenber den wirkli- chen Produzenten, aus ihrem Gegensatz als fremdes Eigentum gegen- ber allen wirklich in der Produktion t„tigen Individuen, vom Di- rigenten bis herab zum letzten Tagl”hner. In den Aktiengesell- schaften ist die Funktion getrennt vom Kapitaleigentum, also auch die Arbeit g„nzlich getrennt vom Eigentum an den Produktionsmit- teln und an der Mehrarbeit. Es ist dies Resultat der h”chsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion ein notwendiger Durchgangspunkt zur Rckverwandlung des Kapitals in Eigentum der Produzenten, aber nicht mehr als das Privateigentum vereinzelter Produzenten, sondern als das Eigentum ihrer als assoziierter, als unmittelbares Gesellschaftseigentum. Es ist andrerseits Durch- gangspunkt zur Verwandlung aller mit dem Kapitaleigentum bisher noch verknpften Funktionen im Reproduktionsprozeá in bloáe Funk- tionen der assozilerten Produzenten, in gesellschaftliche Funk- tionen. Bevor wir weitergehn, ist noch dies ”konomisch Wichtige zu bemer- ken: Da der Profit hier rein die Form des Zinses annimmt, sind solche Unternehmungen noch m”glich, wenn sie bloáen Zins abwer- fen, und es ist dies einer der Grnde, die das Fallen der allge- meinen Profitrate aufhalten, indem diese Unternehmungen, wo das konstante Kapital in so ungeheurem Verh„ltnis zum variablen steht, nicht notwendig in die Ausgleichung der angemeinen Pro- fitrate eingehn. {Seit Marx obiges schrieb, haben sich bekanntlich neue Formen des Industriebetriebs entwickelt, die die zweite und dritte Potenz der Aktiengeselischaft darstellen. Der t„glich wachsenden Rasch- heit, worrut auf allen groáindustriellen Gebieten heute die Pro- duktion gesteigert werden kann, steht gegenber die stets zuneh- mende Langsamkeit der Ausdehnung des Markts fr diese vermehrten Produkte. Was jene in Monaten herstellt, kann dieser kaum in Jah- ren absorbieren. Dazu die Schutzzollpolitik, wodurch jedes Indu- strieland sich gegen die andern und namentlich gegen England ab- schlieát und die heimische Produktionsf„higkeit noch knstlich steigert. Die Folgen sind allgemeine chronische šberproduktion, gedruckte Preise, fallende und sogar ganz wegfallende Profite; kurz, die altgerhmte Freiheit der Konkurrenz ist am Ende ihres Lateins und muá ihren offenbaren skan. dal”sen Bankrott selbst ansagen. Und zwar dadurch, daá in jedem Land die Groáindustriel- len eines bestimmten Zweigs sich zusammentun zu einem Kartell zur Regulierung der Produktion. Ein Ausschuá setzt das von jedem #454# V. Abschnitt - Das zinstragende Kpital ----- Etablissement zu produzierende Quantum fest und verteilt in letz- ter Instanz die einlaufenden Auftr„ge. In einzelnen F„llen kam es zeitweise sogar zu internationalen Kartellen, so zwischen der englischen und deutschen Eisenproduktion. Aber auch diese Form der Vergesellschaftung der Produktion gengte noch nicht. Der In- teressengegensatz der einzelnen Gesch„ftsfirmen durchbrach sie nur zu oft und stellte die Konkurrenz wieder her. So kam man da- hin, in einzelnen Zweigen, wo die Produktionsstufe dies zulieá, die gesamte Produktion dieses Gesch„ftszweigs zu einer groáen Ak- tiengesellschaft mit einheitlicher Leitung zu konzentrieren. In Amerika ist dies schon mehrfach durchgefhrt, in Europa ist das gr”áte Beispiel bis jetzt der United Alkall Trust, der die ganze britische Alkallproduktion in die H„nde einer einzigen Gesch„fts- firma gebracht hat. Die frheren Besitzer der - mehr als dreiáig - einzelnen Werke haben fr ihre gemmten Anlagen den Taxwert in Aktien erhalten, im ganzen gegen 5 Millionen Pfd.St., die das fixe Kapital des Trusts darstellen. Die technische Direktion bleibt in den bisherigen H„nden, aber die gesch„ftliche Leitung ist in der Hand der Generaldirektion konzentriert. Das Zirkulati- onskapital (floating capital) im Betrag von etwa einer Million Pfd.St. wurde dem Publikum zur Zeichnung angeboten. Gesamtkapital also 6 Millionen Pfd.St. So ist in diesem Zweig, der die Grund- lage der ganzen chemischen Industrie bildet, in England die Kon- kurrenz durch das Monopol ersetzt und der knftigen Expropriation durch die Gesamtgesellschaft, die Nation, aufs erfreulichste vor- gearbeitet. - F.E.} Es ist dies die Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise selbst und daher ein sich selbst aufhebender Widerspruch, der prima facie als blo- áer šbergangspunkt zu einer neuen Produktionsform sich darstellt. Als solcher Widerspruch stellt er sich dann auch in der Erschei- nung dar. Er stellt in gewissen Sph„ren das Monopol her und for- dert daher die Staatseinmischung heraus. Er reproduziert eine neue Finanzaristokratie, eine neue Sorte Parasiten in Gestalt von Projektenmachem, Grndem und bloá nominellen Direktoren; ein gan- zes System des Schwindels und Betrugs mit Bezug auf Grndungen, Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privatproduktion ohne die Kontrolle des Privateigentums. IV. Abgesehn von dem Aktienwesen - das eine Aufhebung der kapita- listischen Privatindustrie auf Grundlage des kapitalistischen Sy- stems selbst ist, und in demselben Umfang, worin es sich ausdehnt und neue Produktionssph„ren ergreift, die Privatindustrie ver- nichtet -, bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten oder dem, der einen Kapitalisten gilt, eine innerhalb #455# 27. Kapitel - Die Rolle des Kredits... ----- gewisser Schranken absolute Vegung ber fremdes Kapital und frem- des Eigentum und dadurch ber fremde Arbeit." Verfgung ber ge- sellschaftliches, nicht eignes Kapital, gibt ihm Verfgung ber gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich oder in der Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Ba- sis zum Kreditberbau. Es gilt dies besonders im Groáhandel, durch dessen H„nde der gr”áte Teil des gesellschaftlichen Pro- dukts passiert. Alle Maást„be, alle mehr oder minder innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise noch berechtigten Explika- tionsgrnde verschwinden hier. Was der spekulierende Groáh„ndler riskiert, ist gesellschaftliches, nicht sein Eigentum. Ebenso ab- geschmackt wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals aus der Er- sparung, da iener gerade verlangt, daá andre fr ihn sparen sol- len. (Wie neuerdings ganz Frankreich anderthalb Milliarden Fran- ken fr die Panamaschwindler zusammengespart hat. Wie denn hier der ganze Panamaschwindel [70] genau beschrieben ist, volle 20 Jahre ehe er sich ereignet. - F.E.} Der andren Phrase von der Entsagung schl„gt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel wird, direkt ins Gesicht. Vorstellungen, die auf einer minder entwickelten Stufe der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben, werden hier v”llig sinnlos. Das Gelingen und Miálin- gen fhren hier gleichzeitig zur Zentralisation der Kapitale und daher zur Expropriation auf der enormsten Stufenleiter. Die Ex- propriation erstreckt sich hier von den unmittelbaren Produzenten auf die kleineren und mittleren Kapitalisten selbst. Diese Expro- priation ist der Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktions- weise; ihre Durchfhrung ist ihr Ziel, und zwar in letzter In- stanz die Expropriation aller einzelnen von den Produktionsmit- teln, die mit der Entwicklung ----- 87) Man sehe z.B. in der "Times" [69] die Fallitenlisten eines Krisenjahrs wie 1857 an und vergleiche das eigne Verm”gen der Falliten mit dem Betrag ihrer Schulden. - In Wahrheit berschrei- tet die Kaufkraft von Leuten, die Kapital und Kredit besitzen, weitaus alles, was in die Vorstellung derjenigen eingeht, die mit spekulativen M„rkten keine praktische Bekanntschaft haben." (Tooke, Inquiry into the Currency Principle", p. 79.) Ein Mann, der im Ruf steht, Kapital genug fr sein regelm„áiges Gesch„ft zu besitzen, und der in seiner Branche guten Kredit genieát, kann, wenn er sanguinische Ansichten von der steigenden Konjunktur des von ihm gefhrten Artikels hat und wenn er im Anfang und Verlauf seiner Spekulation durch die Umst„nde begnstigt wird, K„ufe be- werkstelligen von einer geradezu enormen Ausdehnung, verglichen mit seinem Kapital." (ibidem, p. 136.) - Die Fabrikanten, Kauf- leute etc. machen s„mtlich Gesch„fte weit ber ihr Kapital hin- aus... Das Kapital ist heutzutage viel mehr die Grundlage, worauf ein guter Kredit gebaut wird, als die Schranke der Ums„tze ir- gendeines kommerziellen Gesch„fts." ("Economist", 1847, p. 1333.) #456# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- der gesellschaftlichen Produktion aufh”ren, Mittel der Privatpro- duktion und Produkte der Privatproduktion zu sein, und die nur noch Produktionsmittel in der Hand der assoziierten Produzenten, daher ihr gesellschaftliches Eigentum, sein k”nnen, wie sie ihr gesellschaftliches Produkt sind. Diese Expropriation stellt sich aber innerhalb des kapitalistischen Systems selbst in gegens„tz- licher Gestalt dar, als Aneignung des gesellschaftlichen Eigen- tums durch wenige; und der Kredit gibt diesen wenigen immer mehr den Charakter reiner Glcksritter. Da das Eigentum hier in der Form der Aktie existiert, wird seine Bewegung und šbertragung reines Resultat des B”rsenspiels, wo die kleinen Fische von den Haifischen und die Schafe von den B”rsenw”lfen verschlungen wer- den. In dem Aktienwesen existiert schon Gegensatz gegen die alte Form, worin gesellschaftliches Produktionsmittel als individuel- les Eigentum erscheint; aber die Verwandlung in die Form der Ak- tie bleibt selbst noch befangen in den kapitalistischen Schran- ken; statt daher den Gegensatz zwischen dem Charakter des Reich- tums als gesellschaftlicher und als Privatreichtum zu berwinden, bildet sie ihn nur in neuer Gestalt aus. Die Kooperativfabriken der Arbeiter selbst sind, innerhalb der alten Form, das erste Durchbrechen der alten Form, obgleich sie natrlich berall, in ihrer wirklichen Organisation, alle M„ngel des bestehenden Systems reproduzieren und reproduzieren mssen. Aber der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist innerhalb der- selben aufgehoben, wenn auch zuerst nur in der Form, daá die Ar- beiter als Assoziation ihr eigner Kapitalist sind, d.h. die Pro- duktionsmittel zur Verwertung ihrer eignen Arbeit verwenden. Sie zeigen, wie, auf einer gewissen Entwicklungsstufe der materiellen Produktivkr„fte und der ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsformen, naturgem„á aus einer Produktionsweise sich eine neue Produktionsweise entwickelt und herausbildet. Ohne das aus der kapitalistischen Produktionsweise entspringende Fabriksy- stem k”nnte sich nicht die Kooperativfahrik entwickeln und eben- sowenig ohne das aus derselben Produktionsweise entspringende Kreditsystem. Letztres, wie es die Hauptbasis bildet zur allm„h- lichen Verwandlung der kapitalistischen Privatunternehmungen in kapitalistische Aktiengesellschaften, bietet ebensosehr die Mit- tel zur allm„hlichen Ausdehnung der Kooperativunternehmungen auf mehr oder minder nationaler Stufenleiter. Die kapitalistischen Aktienunternehmungen sind ebensosehr wie die Kooperativfabriken als šbergangsformen aus der kapitalistischen Produktionsweise in die assozilerte zu betrachten, nur daá in den einen der Gegensatz negativ und in den andren positiv aufgehoben ist. #457# 27. Kapitel - Die Rolle des Kredits... ----- Wir haben bisher die Entwicklung des Kreditwesens - und die darin enthaltne latente Aufhebung des Kapitaleigentums - mit Bezug haupts„chlich auf das industrielle Kapital betrachtet. Wir be- trachten in den folgenden Kapiteln den Kredit mit Bezug auf das zinstragende Kapital als solches, sowohl seinen Effekt auf dieses wie die Form, die er hierbei annimmt; und sind dabei berhaupt noch einige spezifisch ”konomische Bemerkungen zu machen. Vorher noch dies:Wenn das Kreditwesen als Haupthebel der šberpro duktion und šber- spekulation im Handel erscheint, so nur, weil der Reproduktions- prozeá, der seiner Natur nach elastisch ist, hier bis zur „uáer- sten Grenze forciert wird, und zwar deshalb forciert wird, weil ein groáer Teil des gesellschaftlichen Kapitals von den Nichtei- gentmern desselben angewandt wird, die daher ganz anders ins Zeug gehn als der „ngstlich die Schranken seines Privatkapitals erw„gende Eigentmer, soweit er selbst fungiert. Es tritt damit nur hervor, daá die auf den gegens„tzlichen Charakter der kapita- listischen Produktion gegrndete Verwertung des Kapitals die wirkliche, freie Entwicklung nur bis zu einem gewissen Punkt er- laubt, also in der Tat eine immanente Fessel und Schranke der Produktion bildet, die best„ndig durch das Kreditwesen durchbro- chen wird. 88) Das Kreditwesen beschleunigt daher die materielle Entwicklung der Produktivkr„fte und die Herstellung des Welt- markts, die als materielle Grundlagen der neuen Produktionsform bis auf einen gewissen H”hegrad herzustellen, die historische Aufgabe der kapitalistischen Produktionsweise ist. Gleichzeitig beschleunigt der Kredit die gewaltsamen Ausbrche dieses Wider- spruchs, die Krisen, und damit die Elemente der Aufl”sung der al- ten Produktionsweise. Die dem Kreditsystem immanenten doppelsei- tigen Charaktere: einer. seits die Triebfeder der kapitalisti- schen Produktion, Bereicherung durch Ausbeutung fremder Arbeit, zum reinsten und kolossalsten Spiel und Schwindelsystem zu ent- wickeln und die Zahl der den gesellschaftlichen Reichtum ausbeu- tenden Wenigen immer mehr zu beschr„nken; andrerseits aber die šbergangsform zu einer neuen Produktionsweise zu bilden, - diese Doppelseitigkeit ist es, die den Hauptverkandern des Kredits von Law bis Isaak P‚reire ihren angenehmen Mischcharakter von Schwindler und Prophet gibt. --- 88) Th. Chalmers. #458# ----- ACHTUNDZWANZIGSTES KAPITEL Umlaufsmittel und Kapital. Tookes und Fullartons Auffassung Der Unterschied zwischen Zirkulation und Kapital, wie ihn Tooke [89], Wilson und andre machen, und wobei die Unterschiede zwi- schen Zirkulationsmittel als Geld, als Geldkapital berhaupt, und als zinstragendes Kapital (moneyed capital im englischen Sinn) kunterbunt durcheinandergeworfen werden, kommen auf zweierlei hinaus. Das Zirkulationsmittel zirkuliert einerseits als M n z e (Geld), soweit es V e r a u s g a b u n g v o n R e v e n u e vermittelt, also den Verkehr zwischen den individuellen Konsumen- ten und den Kleinh„ndlem, unter welche Kategorie --- 89) Wir geben hier die bezgliche, auf S. 390 1*) deutsch im Aus- zug zitierte Stelle aus Tooke im Original: "The business of ban- kers, setting aside the issue of promissory notes payable on de- mand, may be divided into two branches, corresponding with the distinction pointed out by Dr. (Adam) Smith of the transactions between dealers and deaiers, and between dealers and consumers. One branch of the bankers' business is to collect c a p i t a l from those who have not immediate employment for it, and to dis- tribute or transfer it to those who have. The other branch is to receive deposits of the i n c o m e s of their customers, and to pay out the amount, as it is wanted for expenditure by the latter in the objects of their consumption... the former being a circulation of c a p i t a l, the latter of c u r r e n c y." 2*) (Tooke, "Inquiry into the Curtency Principle", p. 36.) Das erstere ist "the concentration of capital on the one hand and the distribution of it ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 417 - 2*) Wenn man die Ausgabe von Banknoten, die auf Verlangen zahlbar sind, auáer acht l„át, so haben die Bankiers ein doppeltes Gesch„ft, was auch der Unter- scheidung desselben durch Dr. (Adam) Smith in Ums„tze zwischen H„ndlern und H„ndlern und zwischen H„ndlern und Konsumenten ent- spricht. Ein Zweig des Bankiergesch„fts besteht darin, Kapital zu sammeln von denen, die keine unmittelbare Verwendung dafr haben, und es zu verteilen und zu Vertragen an jene, die es gebrauchen k”nnen. Der andere Zweig besteht darin, Depositen vom E i n k o m m e n ihrer Kunden zu empfangen und diesen den Be- trag auszuzahlen, je nachdem sie ihn zu Konsumtionsauslagen brau- chen. Das erstere ist Zirkulation von K a p i t a l, das letz- tere Zirkulation von G e l d." #459# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- alle Kaufleute zu rechnen sind, die an die Konsumenten verkaufen - an die individuellen Konsumenten im Unterschied von den produk- tiven Konsurnenten oder Produzenten. Hier zirkuliert das Geld in der Funktion der Mnze, obgleich es best„ndig K a p i t a l e r s e t z t. Ein gewisser Teil des Geldes in einem Lande ist best„ndig dieser Funktion gewidmet, obgleich dieser Teil aus be- st„ndig wechselnden einzelnen Geldstcken besteht. Dagegen, so- weit das Geld š b e r t r a g u n g v o n K a p i t a l ver- mittelt, sei es als Kaufmittel (Zirkulationsmittel), sei es als Zahlungsmittel, ist es Kapital. Es ist also weder die Funktion als Kaufmittel, noch die als Zahlungsmittel, die es von der Mnze unterscheidet, denn auch zwischen H„ndler und H„ndler kann es als Kaufmittel fungieren, soweit sie gegen bar voneinander kaufen, und auch zwischen H„ndler und Konsument kann es als Zahlungsmit- tel figurieren, soweit Kredit gegeben und die Revenue erst ver- zehrt und dann bezahlt wird. Der Unterschied ist also der, daá im zweiten Fall dies Geld nicht nur Kapital fr die eine Seite, den Verk„ufer, ersetzt, sondern auch von der andern Seite, vom K„u- fer, als Kapital verausgabt, vorgeschossen wird. Der Unterschied ist also in der Tat der von G e l d f o r m d e r R e v e n u e und G e l d f o r m des Kapitals, aber nicht der von Zirkulation und Kapital, denn als Vermittler zwischen den H„ndlern, ebensogut wie als Vermittler zwischen Konsumenten und H„ndlern, z i r k u l i e r t ein seiner Menge nach bestimmter Teil des Geldes, und Z i r k u l a t i o n ist es demzufolge in b e i d e n Funktionen gleichm„áig. Es kommt nun bei der Auffas- sung Tookes Konfusion verschiedner Art herein: --- on the other" 1*), das zweite ist administering the circulation for local purposu of the district" 2*) (ibid. p. 37.) - Weit n„- her der richtigen Auffassung kommt Kinnear, in folgender Stelle: Geld wird gebraucht, um zwei wesentlich verschiedne Operationen zu vollziehn. Als Austauschmittel zwischen H„ndler und H„ndler ist es das Instrument, wodurch šbertragungen von Kapital bewirkt werden; d.h. der Austausch eines stimmten Kapitalbetrags in Geld fr einen gleichen Kapitalbetrag in Waren. Aber Geld ausgelegt in Zahlung von Arbeitslohn und in Kauf und Verkauf zwischen H„ndler und Konsument ist nicht Kapital, sondern Revenue; der Teil der Revenue der Gesamtheit, der auf t„gliche Ausgaben verwandt wird. Dies Geld zirkuliert in fortw„hrendem t„glichem Gebrauch, und dies ist es allein, das im strengen Sinn Zirkulationsmittel (currency) genannt werden kann. Kapitalvorschsse h„ngen aus- schlieálich ab von dem Willen der Bank oder andrer Kapitalbesit- zer - denn Borger finden sich immer; aber der Betrag des Zirkula- tionsmittels h„ngt ab von den Bedrfnissen der Gesamtheit, inn- nerhalb deren das Geld zum Zweck t„glicher Verausgabung zirku- liert." (J. G. Kinnear, "The Crisis and the Currency", London 1847, [p. 3, 4].) ----- 1*) "Konzentration des Kapitals auf der einen und Verteilung des- selben auf der andern Seite" - 2*) Verwaltung der Zirkulation fr die Lokalzwecke der Umgegend" #460# V. Abschnitt - Daá zinstragende Kapital ----- 1.Durch die Verwechslung der funktionellen Bestimmungen; 2. durch die Einmischung der Frage ber die Quantit„t des, in beiden Funk- tionen zusammengenommen, zirkulierenden Geldes; 3. durch Einmischung der Frage ber die relativen Verh„ltnisse der in beiden Funktionen, und daher in beiden Sph„ren des Repro- duktionsProzesses, zirkulierenden Mengen von Umlaufsmitteln, zu- einander. Ad 1. Die Verwechslung der funktionellen Bestimmungen, daá das Geld in der einen Form Zirkulation (currency) und in der andern Form Kapital ist. Soweit das Geld in der einen oder andern Funk- tion dient, sei es zur Realisierung von Revenue oder zur šbertra- gung von Kapital, fungiert es im Kauf und Verkauf oder im Zahlen als Kaufmittel oder Zahlungsmittel und im weitern Sinn des Worts als Zirkulationsmittel. Die weitere Bestimmung, die es in der Rechnung seines Ausgebers oder Empf„ngers hat, daá es ihm Kapital oder Revenue vorstellt, „ndert hieran absolut nichts, und es zeigt sich dies auch doppelt. Obgleich die Geldsorten, die in beiden Sph„ren zirkulieren, verschieden sind, so geht dasselbe Geldstck, z.B. eine Fnfpfundnote, aus der einen Sph„re in die andre ber und vollzieht abwechselnd beide Funktionen; was schon deswegen unvermeidlich ist, weil der Kleinh„ndler seinem Kapital die Geldform allein geben kann in der Form der Mnze, die er von seinen K„ufern erh„lt. Man kann annehmen, daá die eigentliche Scheidemnze ihren Zirkulationsschwerpunkt im Gebiet des Klein- handels hat; der Kleinh„ndler braucht sie best„ndig zum Auswech- seln und erh„lt sie best„ndig in Zahlung von seinen Kunden zu- rck. Er erh„lt aber auch Geld, d.h. Mnze in dem Metall, das Wertmesser ist, also in England Pfundstcke und selbst Banknoten, namentlich Noten zu niedrigen Betr„gen, also z.B. von 5 und 10 Pfund. Diese Goldstcke und Noten, nebst etwa berschssiger Scheidemnze, deponiert er jeden Tag oder jede Woche bei seiner Bank und zahlt damit, durch Anweisung auf sein Bankdepositum, seine Eink„ufe. Aber dieselben Goldstcke und Noten werden ebenso best„ndig vom ganzen Publikum, in seiner Eigenschaft als Konsu- ment, als Geldform seiner Revenue, den Banken wieder direkt oder indirekt (z.B. Kleingeld durch Fabrikanten zur Lohnzahlung) ent- zogen und flieáen best„ndig den IGeinh„ndlern zurck, denen sie so einen Teil ihres Kapitals, aber gleichzeitig auch ihrer Reve- nue aufs neue realisieren. Dieser letztere Umstand ist wichtig und wird von Tooke ganz bersehn. Nur sobald das Geld als Geldka- pital ausgelegt wird, am Anfang des Reproduktionsprozesses (Buch II, Abschnitt I) existiert der Kapitalwert rein als solcher. Denn in der produzierten Ware steckt nicht nur Kapital, sondern auch schon der Mehrwert; sie ist nicht nur Kapital an sich, sondern #461# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- schon gewordenes Kapital, Kapital mit der ihm einverleibten Reve- nuequelle. Was der Kleinh„ndler fr das ihm zurckflieáende Geld weggibt, seine Ware, ist also fr ihn Kapital plus Profit, Kapi- tal plus Revenue. Ferner aber, indem das zirkulierende Geld dem Kleinh„ndler zu- rckflieát, stellt es die Geldform seines Kapitals wieder her. Den Unterschied zwischen der Zirkulation als Zirkulation von Re- venue und als Zirkulation von Kapital in einen Unterschied zwi- schen eben Zirkulation und Kapital verwandeln, ist also durchaus verkehrt. Diese Redeweise entspringt bei Tooke daraus, daá er sich einfach auf den Standpunkt des Bankiers stellt, der eigne Banknoten ausgibt. Der Betrag seiner Noten, der sich best„ndig (wenn auch stets aus andern Noten bestehend) in der Hand des Pu- blikums befindet und als Zirkulationsrnittel fungiert, kostet ihm nichts auáer Papier und Druck. Es sind auf ihn selbst ausge- stellte zirkulierende Schuldscheine (Wechsel), die ihm aber Geld einbringen und so als ein Mittel zur Verwertung seines Kapitals dienen. Sie sind aber von seinem Kapital verschieden, sei dies nun eignes oder aufgenommnes. Daher entspringt fr ihn ein spe- zieller Unterschied von Zirkulation und Kapital, der aber mit den Begriffsbestimmungen als solchen nichts zu tun hat, am wenigsten mit den eben von Tooke gemachten. Die verschiedne Bestimmtheit - ob es als Geldform der Revenue oder des Kapitals fungiert - „ndert zun„chst nichts an dem Cha- rakter des Geldes als Zirkulationsmittel; diesen Charakter beh„lt es, ob es die eine oder die andre Funktion verrichtet. Allerdings fungiert das Geld, wenn es als Geldform der Revenue auftritt, mehr als eigentliches Zirkulationsmittel (Mnze, Kaufmittel), we- gen der Zersplitterung dieser K„ufe und Verk„ufe, und weil die Mehrzahl der Revenue-Ausgebenden, die Arbeiter, relativ wenig auf Kredit kaufen k”nnen; w„hrend im Verkehr der Handelswelt, wo das Umlaufsmittel Geldform des Kapitals ist, teils wegen der Konzen- tration, teils wegen des vorherrschenden Kreditsystems, das Geld haupts„chlich als Zahlungsmittel fungiert. Aber der Unterschied des Geldes als Zahlungsmittel vom Geld als Kaufmittel (Zirkulationsmittel) ist eine dem Geld selbst zukommende Unter- scheidung; nicht ein Unterschied zwischen Geld und Kapital. Weil im Kleinhandel mehr Kupfer und Silber, im groáen mehr Gold zir- kullert, ist der Unterschied zwischen Silber und Kupfer auf der einen und von Gold auf der andren Seite, nicht der Unterschied von Zirkulation und Kapital. Ad 2. Einmischung der Frage ber die Quantit„t des in beiden Funktionen zusammen zirkulierenden Geldes: Soweit das Geld zirku- liert, sei es als Kaufmittel, sei es als Zahlungsmittel - einer- lei, in welcher der beiden #462# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Sph„ren und unabh„ngig von seiner Funktion, Revenue oder Kapital zu realisieren -, gelten fr die Quantit„t seiner zirkulierenden Masse die frher, bei Betrachtung der einfachen Warenzirkulation, Buch I, Kap. III, 2b, entwickelten Gesetze. Der Grad der Zirkula- tionsgeschwindigkeit, also die Anzahl der Wiederholungen dersel- ben Funktion als Kauf- und Zahlungsttel durch dieselben Geld- stcke in einem gegebnen Zeitraum, die Masse der gleichzeitigen K„ufe und Verk„ufe, resp. Zahlungen, die Preissumme der zirkulie- renden Waren, endlich die Zahlungsbilanzen, die in derselben Zeit zu saldieren sind, bestimmen in beiden F„llen die Masse des zir- kullerenden Geldes, der currency. Ob das so fungierende Geld fr Zahler oder Empf„nger Kapital oder Revenue vorstellt, ist gleich- gltig, „ndert absolut nichts an der Sache. Seine Masse wird be- stimmt einfach durch seine Funktion als Kauf- und Zahlungsmittel. Ad 3. Zur Frage ber die relativen Verh„ltnisse der in beiden Funktionen, und daher in beiden Sph„ren des Reproduktionsprozes- ses zirkulierenden Mengen von Umlaufsmitteln. Beide Zirkulations- sph„ren stehn in einem innern Zusammenhang, indem einerseits die Masse der zu verausgabenden Revenuen den Umfang der Konsumtion und andrerseits die Gr”áe der in Produktion und Handel zirkulie- renden Kapitalmassen den Umfang und die Geschwindigkeit des Re- produktionsprozesses ausdrucken. Trotzdem wirken dieselben Um- st„nde verschieden, und selbst in entgegengesetzter Richtung, auf die Quanta der in beiden Funktionen oder Sph„ren zirkulierenden Geldmassen oder auf die Quantit„ten der Zirkulation, wie die Eng- l„nder dies bankm„áig ausdrucken. Und dies gibt neuen Anlaá zu der abgeschmackten Distinktion Tookes von Zirkulation und Kapi- tal. Der Umstand, daá die Herren von der Currency-Theorie [68] zwei disparate Dinge verwechseln, ist durchaus kein Grund, um sie als Begriffsunterschiede darzustellen. In Zeiten der Prosperit„t, groáer Expansion, Beschleunigung und Energie des Reproduktions- prozesses, sind die Arbeiter voll besch„ftigt. Meist tritt auch Steigen des Lohns ein und gleicht das Fallen desselben unter das Durchschnittsniveau in den andem Perioden des kommerziellen Zy- klus einigermaáen aus. Gleichzeitig wachsen die Revenuen der Ka- pitalisten bedeutend. Die Konsumtion steigt allgemein. Die Waren- preise steigen ebenfalls regelm„áig, wenigstens in verschiednen entscheidenden Gesch„ftszweigen. Infolgedessen w„chst das Quantum des zirkullerenden Geldes wenigstens innerhalb gewisser Grenzen, indem die gr”áere Umlaufsgeschwindigkeit dem Wachsen der Masse des umlaufenden Mittels ihrerseits Schranken setzt. Da der Teil der gesellschaftlichen Revenue, der aus #463# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- Arbeitslohn besteht, ursprnglich vom industriellen Kapitalisten in der Form von variablem Kapital und stets in Geldform vorge- schossen wird, bedarf er in Zeiten der Prosperit„t mehr Geld zu seiner Zirkulation. Aber wir drfen dies nicht zweimal rechnen einmal als Geld, n”tig zur Zirkulation des variablen Kapitals, und noch einmal als Geld, n”tig zur Zirkulation der Revenue der Arbeiter. Das den Arbeitern als Lohn ausgezahlte Geld wird im Kleinverkehr verausgabt und kehrt so ziemlich w”chentlich als De- positum der Kleinh„ndler zu den Banken zurck, nachdem es in kleinern Kreisl„ufen noch allerlei Zwischengesch„fte vermittelt hat. In Zeiten der Prosperit„t wickelt sich der Rckfluá des Geldes fr die industriellen Kapitalisten glatt ab, und so steigt ihr Bedrfnis fr Geldakkommodation nicht dadurch, daá sie mehr Arbeitslohn zu zahlen haben, mehr Geld zur Zirkulation ihres va- riablen Kapitals bedrfen. Das Gesamtresultat ist, daá in Perioden der Prosperit„t die Masse der Umlaufsmittel, die zur Verausgabung von Revenue dient, ent- schieden w„chst. Was nun die Zirkulation betrifft, die zum šbertrag von Kapital, also nur zwischen den Kapitalisten selbst n”tig ist, so ist diese flotte Gesch„ftszeit zugleich die Periode des elastischsten und leichtesten Kredits. Die Geschwindigkeit der Zirkulation zwischen Kapitalist und Kapitalist ist direkt durch den Kredit reguliert, und die Masse des Zirkulationsmittels, die zur Saldierung der Zahlungen und selbst zu Bark„ufen erheischt ist, nimmt also ver- h„ltnism„áig ab. Sie mag sich absolut ausdehnen, aber sie nimmt unter allen Umst„nden relativ ab, verglichen mit der Expansion des Reproduktionsprozesses. Einerseits werden gr”áere Massenzah- lungen ohne alle Dazwischenkunft von Geld liquidiert; andrer- seits, bei der groáen Lebendigkeit des Prozesses, herrscht ra- schere Bewegung derselben Geldquanta, sowohl als Kauf- wie als Zahlungsmittel. Dieselbe Geldmasse vermittelt den Rckfluá einer gr”áern Anzahl von Einzelkapitalen. Im ganzen erscheint in solchen Perioden der Geldumlauf vollge- fllt (full), obgleich Teil II (Kapitalbertragung) sich wenig- stens relativ kontrahiert, w„hrend Teil I (Revenueausgabe) sich absolut ausdehnt. Die Rckflsse drcken die Rckverwandlung des Warenkapitals in Geld aus, G-W-G', wie man bei Betrachtung des Reproduktionspro- zesses, Buch II, Abschnitt 1, gesehn hat. Der Kredit macht den Rckfluá in Geldform unabh„ngig vom Zeitpunkt des wirklichen Rckflusses, sei es fr den industriellen Kapitalisten, sei es fr den Kaufmann. Jeder von beiden verkauft auf Kredit; seine Ware ist also ver„uáert, bevor sie sich fr ihn in Geld rckver- wandelt, also zu ihm selbst in Geldform zurckgeflossen ist. #464# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Andrerseits kauft er auf Kredit, und so hat sich der Wert seiner Ware fr ihn rckverwandelt, sei es in produktives Kapital, sei es in Warenkapital, schon bevor dieser Wert wirklich in Geld ver- wandelt worden, bevor der Warenpreis verfallen und bezahlt ist. In solchen Zeiten der Prosperit„t wickelt sich der Rckfluá leicht und glatt ab. Der Kleinh„ndler zahlt mit Sicherheit dem Groáh„ndler, dieser dem Fabrikanten, dieser dem Importeur des Rohstoffs etc. Der Schein rascher und sicherer Rckflsse h„lt sich immer fr l„ngre Zeit, nachdem deren Wirklichkeit vorbei, durch den Kredit, der einmal im Gang ist, da die Kreditrckflsse die wirklichen vertreten. Die Banken fangen an, Lunte zu riechen, sobald ihre Kunden mehr Wechsel als Geld einzahlen. Siehe die obige Aussage des Liverpooler Bankdirektors, S. 398 1*). Hier noch einzuschalten, was ich frher bemerkt: In Epochen vor- herrschenden Kredits w„chst die Geschwindigkeit des Geldumlaufs schneller als die Preise der Waren; w„hrend mit abnehmendem Kre- dit die Preise der Waren langsamer fallen als die Geschwindigkeit der Zirkulation. ("Zur Kritik d. Pol. Oekon.", 1859, p. 83, 84. 2*)) In der Periode der Krise verh„lt es sich umgekehrt. Zirkulation Nr. I kontrahiert sich, die Preise fallen, ebenso die Arbeits- l”hne; die Zahl der besch„ftigten Arbeiter wird eingeschr„nkt, die Masse der Ums„tze nimmt ab. Dagegen in Zirkulation Nr. II w„chst mit abnehmendem Kredit das Bedrfnis fr Geldakkommoda- tion, ein Punkt, auf den wir gleich n„her eingehn. Es unterliegt durchaus keinem Zweifel, daá bei der Abnahme des Kredits, die mit Stockung des Reproduktionsprozesses zusammen- f„llt, die Zirkulationsmasse, die fr Nr. 1, Revenueausgabe, erheischt ist, abnimmt, w„hrend die fr Nr. II, Kapitalbertra- gung, steigt. Es ist aber zu untersuchen, wieweit dieser Satz identisch ist mit dem von Fullarton und andren aufgestellten: "Eine Nachfrage fr Kapital auf Anleihe und eine Nachfrage fr zus„tzliche Zirkulationsmittel sind ganz verschiedne Dinge und kommen nicht oft zusammen vor." 90 "A demand for capital on loan and a demand for additional circu- lation are quite distinct things, and not often found associa- ted." (Fullarton, l.c.p. 82, šberschrift zu ch. 5.) - "Es ist in der Tat ein groáer Irrtum, sich vorzustellen, daá die Nachfrage nach Kreditgew„hrung (d.h. nach Verleihung von Kapital) mit einer Nachfrage nach zus„tzlichen Zirkulationsmitteln identisch ist oder selbst, daá die beiden h„ufig zusammen vorkommen. Jede Nach- frage entsteht unter sie besonders bestimmenden Umst„nden, ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 427/428 - 2*) siehe Band 13 unserer Aus- gabe, S. 85 #465# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- Zun„chst ist klar, daá im ersten der beiden obigen F„lle, zur Zeit der Prosperit„t, wo die Masse des zirkullerenden Medlums wachsen muá, die Nachfrage dafr w„chst. Aber es ist ebenso klar, daá, wenn ein Fabrikant von seinem Guthaben bei einer Bank mehr in Gold oder Banknoten herauszieht, weil er mehr Kapital in Geld- form zu verausgaben hat, deswegen seine Nachfrage fr Kapital nicht w„chst, sondern nur seine Nachfrage fr diese besendre Form, worin er sein Kapital verausgabt. Die Nachfrage bezieht sich nur auf die technische Form, worin er sein Kapital in die Zirkulation wirft. Wie ja bei verschiedner Entwicklung des Kre- ditwesens z.B. dasselbe die voneinander sehr verschieden sind. Wenn alles blhend aus- sieht, die L”hne hoch sind, die Preise im Steigen und die Fabri- ken besch„ftigt, dann wird gew”hnlich eine zus„tzliche Zufuhr von Zirkulatiommitteln ben”tigt, um die zus„tzlichen Funktionen zu verrichten, die von der Notwendigkeit der Vergr”áerung und Ver- mehrung der Zahlungen untrennbar sind, es ist aber haupts„chlich auf einer fortgeschrittenem Stufe des kommerziellen Zyklus, wenn sich Schwierigkeiten zu zeigen beginnen, wenn die M„rkte ber- fllt sind und die Rckflsse sich verz”gern, daá der Zins steigt und ein Druck auf die Bank entsteht, Kapital vorzuschieáen. Es stimmt, daá die Bank durch kein anderes Mittel Kapital vorzu- schieáen pflegt als durch ihre Banknoten und daá daher Verweige- rung der Notenausgabe Verweigerung der Kreditgew„hrung bedeutet. Ist aber die Kreditgew„hrung einmal bewilligt, dann ordnet sich alles den Erfordernissen des Marktes gem„á; die Anleihe bleibt, und das Zirkulationsmittel, wenn nicht gebraucht, findet seinen Weg zum Ausgeber zurck. Demnach kann schon eine ganz oberfl„ch- liche Prfung der Parlamentsberichte jeden berzeugen, daá die Menge der Wertpapiere im Besitz der Bank von England sich h„ufi- ger in einer der Menge ihrer zirkulierenden Noten entgegengesetz- ten Ibchtung bewegt als in šbereinstimmung mit ihr und daá daher das Beispiel dieser groáen Anstalt keine Ausnahme von dem Lehr- satz bildet, auf den die Provinzbankiers so groáen Nachdruck le- gen, n„mlich daá keine Bank die Menge ihrer zirkulierenden Noten vergr”áern kann, wenn diese bereits den gew”hnlichen Zwecken ei- nes Banknotenumlaufs entspricht, sondern daá nach šberschreitung jener Grenze jede Vermehrung ihrer Vorschsse von ihrem Kapital gemacht und beschafft werden muá durch den Verkauf einiger ihrer in Reserve gehaltenen Wertpapiere oder durch Verzicht auf weitere Anlagen in solchen. Die aus den Parlamentsberichten fr den Zeit- raum von 1833 bis 1840 zusammengestellte Tabelle, auf die ich mich auf einer vorhergehenden Seite bezogen habe, liefert fortge- setzt Beispiele fr diese Wahrheit; aber schon zwei von ihnen sind so kennzeichnend, daá es fr mich ganz unn”tig w„re, ber sie hinauszugehen. Als am 3. Januar 1837 die Geldmittel der Bank aufs „uáerste angespannt waren, um den Kredit aufrechtzuerhalten und den Schwierigkeiten des Geldmarkts zu begegnen, finden wir ihre Vorschsse fr Anleihen und Diskont auf die ungeheure Summe von 17 022 000 Pfd.St. hinaufgetrieben, einen Betrag, wie man ihn seit dem Kriege kaum mehr kannte, und der fast gleich war der Ge- samtheit der ausgegebenen Noten, die w„hrenddessen unver„ndert #466# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- variable Kapital, dieselbe Menge Arbeitslohn, in einem Lande eine gr”áre Masse Umlaufsmittel erfordert als im andern; in England z.B. mehr als in Schottland, in Deutschland mehr als in England. Ebenso erheischt in der Landwirtschaft dasselbe im Reproduktions- prozeá t„tige Kapital zu verschiednen Jahreszeiten verschiedne Mengen von Geld zur Verrichtung seiner Funktion. Aber der Gegensatz, wie Fullarton ihn stellt, ist nicht richtig. Es ist keineswegs, wie er sagt, die starke Nachfrage fr Anlei- hen, was die Periode der Stockung von der Prosperit„t unterschei- det, sondern die Leichtigkeit, womit diese Nachfrage zur Prospe- rit„tszeit und die Schwierigkeit, womit sie nach eingetretner Stockung befriedigt wird. Es ist ja gerade die ungeheure Entwick- lung des Kreditsystems w„hrend der Prosperit„tszeit, also auch die enorme Steigerung der Nachfrage nach Leihkapital und die Be- reitwilligkeit, womit das Angebot sich ihr in solchen Perioden zur Verfgung stellt, welche die Kreditklemme w„hrend der Zeit der Stockung herbeifhrt. Es ist also nicht der Unterschied in der Gr”áe der Nachfrage fr Anleihen, der beide Perioden charak- terisiert. Wie schon frher bemerkt, unterscheiden sich beide Perioden zun„chst auf einem so niedrigen Stand wie 17 076 000 Pfd.St. ver- harrte. Auf der andern Seite finden wir am 4. Juni 1833 einen No- tenumlauf von 18 892 000 Pfd.St., verbunden mit einem Bankausweis ber vegbare private Wertpapiere von nicht mehr als 972 000 Pfd.St., also fast dem niedrigsten, wenn nicht dem allerniedrig- sten Stand im letzten halben Jahrhundert." (Fullatton, l.c.p. 97, 98.) - Daá ein demand for pecuniary accommodation 1*) keineswegs identisch zu sein braucht mit einem demand for gold 2*) (was Wil- son, Tooke u.a. Kapital nennen), sieht man aus folgenden Aussagen des Herrn Weguelln, Gouverneurs der Bank von England: Das Diskon- tieren von Wechseln bis zu diesem Belauf" (eine Million t„glich drei Tage hintereinander) wrde die Reserve" (von Banknoten) nicht verringern, falls nicht das Publikum einen groáem Betrag aktiver Zirkulation verlangte. Die beim Wechseldiskontieren aus- gegebnen Noten wrden zurckflieáen durch Vermittlung von Banken und durch Depositen. Falls nicht jene Transaktionen die Goldaus- fuhr zum Zweck haben oder falls nicht im Inland eine Panik herrscht, derart, daá das Publikum seine Banknoten festh„lt, statt sie an die Banken einzuzahlen, wrde die Reserve nicht be- rhrt werden durch so gewaltige Ums„tze. - Die Bank kann t„glich anderthalb Millionen diskontieren, und dies geschieht fortw„h- rend, ohne daá ihre Reserve im geringsten berhrt wird. Die Noten kommen zurck als Depositen, und die einzige Žnderung, die statt- findet, ist die bloáe šbertragung von einem Konto auf das andre." ("Report on Bank Acts, 1857", Evidence Nr. 241, 500.) Die Noten dienen hier also nur als Mittel der šberblick von Krediten. ----- 1*) eine Nachfrage nach Kreditgew„hrung - 2*) einer Nachfrage nach Gold #467# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- dadurch, daá in der Prosperit„tszeit die Nachfrage nach Umlaufs- mitteln zwischen Konsumenten und H„ndlern, in der Periode des Rckschlags die Nachfrage nach Umlaufsmittein zwischen Kapitali- sten vorherrscht. In der Periode der Gesch„ftsstockung nimmt die erstere ab, die zweite zu. Was nun Fullarton und andren als ent- scheidend wichtig auff„llt, ist das Ph„nomen, daá in solchen Zei- ten, wo die securities - die Leihpf„nder und Wechsel - in der Hand der Bank von England zunehmen, ihre Notenzirkulation abnimmt und umgekehrt. Die H”he der securities drckt aber den Umfang der Geldakkommodation aus, der diskontlerten Wechsel und der Vor- schsse auf gangbare Wertpapiere. So sagt Fullarton in der oben, Note 90, S. 436 angefhrten Stelle. Die Wertpapiere (securities) im Besitz der Bank von England variieren meist in umgekehrter Richtung wie ihre Notenzirkulation, und dies best„tigt den bei den Privatbanken altbew„hrten Satz, daá keine Bank ihre Notenaus- gabe ber einen gewissen, durch das Bedrf nis ihres Publikums bestimmten Betrag hinaus steigern kann; will sie aber ber diesen Betrag hinaus Vorschsse machen, so muá sie diese aus ihrem Kapi- tal machen, also entweder Wertpapiere flssigmachen oder Geldein- g„nge dazu verwenden, die sie sonst in Wertpapieren angelegt h„tte. Hier zeigt sich aber auch, was Fullarton unter Kapital versteht. Was heiát hier Kapital? Daá die Bank nicht l„nger die Vorschsse machen kann mit ihren eignen Banknoten, Zahlungsver- sprechen, die ihr natrlich nichts kosten. Aber womit macht sie dann Vorschsse? Mit dem Erl”s aus dem Verkauf von securities in reserve 2, d.h. von Staatspapieren, Aktien und andren zinstragen- den Wertpapieren. Aber wofr verkauft sie diese Papiere? Fr Geld, Gold oder Banknoten, soweit letztre gesetzliches Zahlungs- mittel, wie die der Bank von England. Was sie also vorschieát, ist unter allen Umst„nden Geld. Dies Geld konstituiert aber jetzt einen Teil ihres Kapitals. Wenn sie Gold vorschieát, so ist dies handgreiflich. Wenn Noten, so stellen jetzt diese Noten Kapital vor, weil sie einen wirklichen Wert, die zinstragenden Papiere, dafr ver„uáert hat. Bei den Privatbanken k”nnen die Noten, die ihnen durch Verkauf der Wertpapiere zuflieáen, der Masse nach nur Noten der Bank von England oder ihre eignen sein, da andre schwerlich in Zahlung von Wertpapieren angenommen werden. Ist es aber die Bank von England selbst, so kosten ihr dann ihre eignen Noten, die sie rckerh„lt, Kapital, d.h. zinstragendes Papier. Auáerdem entzieht sie dadurch ihre eignen Noten der Zirkulation. Gibt sie diese Noten wieder aus oder statt ihrer neue Noten zum selben Betrag, so stellen sie also jetzt Kapital vor. ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 465 - 2*) Wertpapieren aus der Reserve #468# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Und zwar stellen sie Kapital vor, ebensogut, wenn sie zu Vor- schssen an Kapitalisten, wie wenn sie sp„ter, bei Abnahme der Nachfrage nach solcher Geldakkommodation, zu Neuanlagen in Wert- papieren verwandt werden. Unter allen diesen Umst„nden ist das Wort Kapital hier nur im Bankiersinn gebraucht, wo es bedeutet, daá der Bankier mehr als seinen bloáen Kredit zu verleihen ge- zwungen ist. Bekanntlich macht die Bank von England alle ihre Vorschsse in ihren Noten. Wenn nun trotzdem in der Regel die Notenzirkulation der Bank abnimmt im Verh„ltnis, wie die diskontlerten Wechsel und Leihpf„nder in ihrer Hand, also die von ihr gemachten Vorschsse, zunehmen - was wird aus den in Umlauf gesetzten Noten, wie flie- áen sie der Bank zurck? Zun„chst, wenn die Nachfrage fr Geldakkommodation aus einer un- gnstigen nationalen Zahlungsbilanz entspringt und daher einen Goldabfluá vermittelt, ist die Sache sehr einfach. Die Wechsel werden diskontiert in Banknoten. Die Banknoten werden bei der Bank selbst, im issue department ausgetauscht gegen Gold, und das Gold wird exportiert. Es ist dasselbe, als ob die Bank direkt Gold zahlte, ohne Vermittlung von Noten, gleich beim Diskontieren der Wechsel. Eine solche steigende Nachfrage die 7 bis 10 Millio- nen Pfund Sterling in gewissen F„llen erreicht - fgt natrlich der innern Zirkulation des Landes keine einzige Fnfpfundnote zu. Sagt man nun, daá die Bank hier Kapital vorschieát und nicht Zir- kulationsmittel, so hat dies einen doppelten Sinn. Erstens, daá sie nicht Kredit, sondern wirklichen Wert vorschieát, einen Teil ihres eignen oder des bei ihr deponierten Kapitals. Zweitens, daá sie nicht Geld fr inl„ndische Zirkulation, sondern fr interna- tionale Zirkulation vorschieát, Weltgeld; und fr diesen Zweck muá das Geld immer existieren in seiner Form als Schatz, in sei- ner metallischen Leiblichkeit; in der Form, worin es nicht nur Form des Werts, sondern selbst gleich dem Wert, dessen Geldform es ist. Obgleich dies Gold nun sowohl fr die Bank wie fr den exportierenden Goldh„ndler Kapital vorstellt, Bankierkapital oder Kaufmannskapital, so entsteht die Nachfrage nicht nach ihm als Kapital, sondern als der absoluten Form des Geldkapitals. Sie entsteht gerade in dem Augenblick, wo die ausl„ndischen M„rkte mit unrealisierbarem englischem Warenkapital vollgepfropft sind. Was also verlangt wird, ist Kapital nicht als K a p i t a l, sondern Kapital als G e l d, in der Form, worin das Geld allge- meine Weltmarktsware; und dies ist seine ursprngliche Form als edles Metall. Die Goldabflsse sind also nicht, wie Fullarton, Tooke etc. sagen, a mere question of capital 1*). ----- 1*) eine reine Kapitalfrage #469# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- Sondern a question of money 1*), wenn auch in einer spezifischen Funktion. Daá es keine Frage der i n l „ n d i s c h e n Zirku- lation ist, wie die Leute von der Currency-Theorie dies behaup- ten, beweist durchaus nicht, wie Fullarton und andre meinen, daá es eine bloáe question of capital. Es ist a question of money in der Form, worin Geld internationales Zahlungsmittel. "Whether that capital" (der Kaufpreis fr die Millionen Quarter ausl„ndischen Weizens nach einer Miáernte im Inland) is transmit- ted in merchandize or in specie, is a point which in no way af- fects the nature of the transaction." 2*) (Fullarton, l.c.p. 131.) Aber es affiziert sehr bedeutend die Frage, ob ein Goldabfluá stattfindet oder nicht. Das Kapital wird in Form von Edelmetall bermittelt, weil es gar nicht oder nicht ohne die gr”áten Verlu- ste in Form von Waren bermittelt werden kann. Die Angst, die das moderne Banksystem vor dem Goldabfluá hat, bertrifft alles, was das Monetarsystem, dem Edelmetall der einzig wahre Reichtum ist, wie ertr„umt hat. Nehmen wir z.B. folgendes Verh”r des Gouver- neurs der Bank von England, Morris, vor dem Parlamentskomitee ber die Krise von 1847/48: 3846. (Frage:) "Wenn ich von Entwertung von Vorr„ten (stocks) und fixem Kapital spreche, ist Ihnen nicht bekannt, daá alles in Vor- r„ten und Produkten aller Art angelegte Kapital in derselben Weise entwertet war; daá Rohbaumwolle, Rohseide, Rohwolle nach dem Kontinent geschickt wurde zu denselben Schleuderpreisen, und daá Zucker, Kaffee und Tee mit groáen Opfern verkauft wurden wie bei Zwangsverk„ufen? - Es war unvermeidlich, daá das Land ein b e t r „ c h t l i c h e s O p f e r bringen muáte, um dem G o l d a b f l u á zu begegnen, der stattgefunden hatte infolge der massenhaften Einfhrung von Nahrungsmitteln." - 3848. "Sind Sie nicht der Ansicht, daá es besser gewesen w„re, die 8 Millio- nen Pfd.St. anzugreifen, die in der Schatzkammer der Bank lagen, als zu suchen, das Gold zurckzubekommen mit solchen Opfern? Nein, d e r M e i n u n g b i n i c h n i c h t." Es ist Gold, was hier als der einzig wirkliche Reichtum gilt. Die von Fullarton zitierte Entdeckung Tookes, daá "with only one or two exceptions, and those admitting of satis- factory explanation, every remarkable fall of the exchange, fol- lowed by a drain of gold, that has occured during the last half century, has been coincident throughout with a comparatively low state of the circulating medium, and vice versa" 3*) (Fullarton, p. 121) - ----- 1*) eine Geldfrage - 2*) Ob dies Kapital... in Waren oder in barem Geld bertragen wird, ist ein Punkt, der das Wesen des Ge- sch„fts berhaupt nicht berhrt." - 3*) "mit nur ein oder zwei Ausnahmen, die eine befriedigende Erkl„rung zulassen, jeder be- merkenswerte Fall des Wechselkurses, gefolgt von einem Goldab- fluá, der sich w„hrend des letzten halben Jahrhunderts ereignet hat, stets mit einem verh„ltnism„áig niedrigen Stand des Zirkula- tionsmittels zusammengefallen ist und umgekehrt" #470# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- beweist, daá diese Goldabflsse meistens eintreten nach einer Pe- riode der Aufregung und Spekulation als "a signal of a collapse already commenced... an indication of overstocked markets, of a cessation of the foreign demand for our productions, of delayed returns, and, as the necessary sequel of all these, of commercial discredit, manufactories shut up, ar- tisans stag, and a general stagnation of industry and enter- prise". 1*) (p. 129.) Dies ist zugleich natrlich die beste Widerlegung der Behauptung der Currency-Leute, daá "a full circulation drives out bullion and a low circulation at- tracts it" 2*) Dagegen, obgleich eine starke Goldreserve der Bank von England meist in der Prosperit„tszeit da ist, bildet sich dieser Schatz immer in der lustlosen und stagnierenden Zeit, die auf den Sturm folgt. Die ganze Weisheit, mit Bezug auf die Goldabflsse, l„uft also darauf hinaus, daá die Nachfrage fr i n t e r n a t i o n a l e Zirkulations- und Zahlungsmittel verschieden ist von der Nach- frage fr i n l „ n d i s c h e Zirkulations- und Zahlungsmit- tel (weswegen auch von selbst folgt, daá the existence of a drain does not necessarily imply any diminution of the internal demand for circulation" 3*), wie Fullatton p. 112 sagt); und daá das Heraussenden der edlen Metalle aus dem Land, ihr Hineinwerfen in die internationale Zirkulation, nicht identisch ist mit Hinein- werfen von Noten oder Mnze in die inl„ndische Zirkulation. šbri- gens habe ich schon frher 4*) gezeigt, daá die Bewegung des Schatzes, der als Reservefonds fr internationale Zahlungen kon- zentriert ist, an und fr sich nichts zu tun hat mit der Bewegung des Geldes als Zirkulationsmittel. Allerdings kommt eine Kompli- kation dadurch hinein, daá die verschiednen Funktionen des Schat- zes, die ich aus der Natur des Geldes entwickelt habe: seine Funktion als Reservefonds fr Zahlungsmittel, f„llige Zahlungen im Innern; als Reservefonds des Umlaufsmittels; endlich als Re- servefonds des Weltgelds - einem einzigen Reservefonds aufgebr- det werden; woraus auch folgt, daá unter gewissen Umst„nden ein Goldabfluá von der Bank ins Inland sich mit dem Abfluá ins Aus- land kombinieren kann. Eine weitere Komplikation kommt aber noch herein durch die diesem Schatz ganz willkrlich aufgeladene fer- nere ----- 1*) "ein Signal eines bereits begonnenen Krachs... ein Anzeichen berfllter M„rkte, aufh”render Auslandsnachfrage nach unseren Produkten, verz”gerter Rckflsse und der notwendigen Folge alles dessen, wie Miátrauen im Handel, Schlieáung von Fabriken, hun- gernde Arbeiter und eine allgemeine Stagnation von Industrie und Gesch„ft" - 2*) "eine volle Zirkulation das Gold hinaustreibt, eine niedrige es anzieht" - 3*) die Tatsache eines Goldabflusses nicht notwendig eine Verminderung des Bedarfs an Zirkulationsmit- teln im Inlande einschlieát" - 4*) siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 158/159 #471# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- Funktion, als Garantiefonds fr Konvertibilit„t von Banknoten zu dienen, in L„ndern, wo das Kreditsystem und das Kreditgeld ent- wickelt ist. Zu alledem kommt dann schlieálich 1. die Konzentra- tion des nationalen Reservefonds in einer einzigen Hauptbank, 2. seine Reduktion auf das m”glichste Minimum. Daher auch die Klage Fullartons (p. 143). "One cannot contemplate the perfect silence and facility with which variations of the exchange usually pass off in continental countries, compared with the state of feverish clisquiet and alarm always produced in England whenever the treasure in the bank seems to be at all approaching to exhaustion, without being struck with the great advantage in this respect which a metallic currency possesses." 1*) Sehn wir nun aber ab vom Goldabfluá, wie kann dann eine Bank, die Banknoten ausgibt, also z.B. die Bank von England, den Betrag der von ihr geleisteten Geldakkommodation vermehren ohne Vermehrung ihrer Notenausgabe? Alle Noten auáerhalb der Mauern der Bank, ob sie zirkulieren oder in Privatsch„tzen schlummern, befinden sich, was die Bank selbst betrifft, in Zirkulation, d.h. auáerhalb ihres Besitzes. Dehnt also die Bank ihre Diskontos und Lombardgesch„fte, die Vorschsse auf securities 2*) aus, so mssen die dafr ausgegebnen Banknoten wieder zu ihr zurckflieáen, denn sonst vergr”áern sie den Betrag der Zirkulation, was eben nicht der Fall sein soll. Dieser Rck- fluá kann auf doppelte Weise geschehn. Erstens: Die Bank zahlt dem A Noten gegen Wertpapiere; A zahlt damit f„llige Wechsel an B, und B deponiert die Noten wieder bei der Bank. Die Zirkulation dieser Noten ist damit zu Ende, aber die Anleihe bleibt. ("The loan remains, and the currency, if not wanted, finds its way back to the issuer." Fullarton, p. 97.) Die Noten, die die Bank dem A vorschoá, sind jetzt zu ihr zurck. gekehrt; dagegen ist sie Gl„ubigerin von A oder dem Bezogenen des von A diskontlerten Wechsels, Schuldnerin von B fr die in diesen Noten ausgedrckte Wertsumme, und B verfgt damit ber einen ent- sprechenden Teil des Kapitals der Bank. ----- 1*) Die v”llige Ruhe und Richtigkeit, mit denen Ver„nderungen des Wechselkurses in den L„ndern des Kontinents gew”hnlich vorberge- hen, verglichen mit dem Zustand von fieberhafter Unruhe und Be- strzung, der in England stets eintritt, wenn der Goldschatz der Bank sich seiner v”lligen Ersch”pfung zu n„hern scheint, kann man nicht beobachten, ohne von dem groáen Vorteil beeindruckt zu sein, den in dieser Hnsicht eine metallische Zirkulation hat." - 2*) Wertpapiere - 3*) "Die Anleihe bleibt, und das Zirkulationet- tel findet, wenn nicht gebraucht, seinen Weg zum Ausgeber zu- rck." #472# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Zweitens: A zahlt an B, und B selbst oder C, an den er die Noten weiter fortzahlt, zahlt mit diesen Noten f„llige Wechsel an die Bank, direkt oder indirekt. In diesem Fall wurde die Bank mit ih- ren eignen Noten bezahlt. Hiermit ist dann die Transaktion fertig (bis auf die Rckzahlung des A an die Bank). Inwiefern ist nun der Vorschuá der Bank an A als Vorschuá von Ka- pital oder als bloáer Vorschuá von Zahlungsmitteln zu betrachten? 91) {Dies kommt auf die Natur des Vorschusses selbst an. Es sind da- bei drei F„lle zu untersuchen. Erster Fall. - A erh„lt von der Bank die Vorschuásummen auf sei- nen pers”nlichen Kredit hin, ohne irgendwelche Deckung dafr zu geben. In diesem Fall hat er nicht nur Zahlungsmittel vorgeschos- sen erhalten, sondern auch unbedingt ein neues Kapital, das er bis zur Rckzahlung in seinem Gesch„ft als Zusatzkapital verwen- den und verwerten kann. Zweiter Fall. - A hat der Bank Wertpapiere, Staatsschuldscheine oder Aktien, verpf„ndet und darauf Barvorschuá, sage bis zu zwei Dritteln des Tageswerts, erhalten. In diesem Fall hat er die Zah- lungsmittel erhalten, die er brauchte, aber kein zus„tzliches Ka- pital, denn er hat der Bank einen gr”áeren Kapitalwert in die Hand gegeben, als er von ihr erhielt. Aber dieser gr”áere Kapi- talwert war einerseits fr seine augenblicklichen Bedrfnisse Zahlungsmittel - nicht verwendbar, weil er in einer bestimmten Form zinstragend angelegt war; andrerseits hatte A seine Grnde, ihn nicht durch Verkauf direkt in Zahlungsmittel zu verwandeln. Seine Wertpapiere hatten unter andern die Bestimmung, als Reser- vekapital zu fungieren, und als solche hat er sie in Funktion treten lassen. Es hat also zwischen A und der Bank eine zeitwei- lige, gegenseitige Kapitalbertragung stattgefunden, so daá A kein zus„tzliches Kapital erhalten hat (im Gegenteil!), wohl aber die ben”tigten Zahlungsmittel. Dagegen fr die Bank war das Ge- sch„ft eine zeitweilige Festlegung von Geldkapital in Form einer Anleihe, eine Verwandlung von Geldkapital aus einer Form in eine andre, und diese Verwandlung ist grade die wesentliche Funktion des Bankgesch„fts. Dritter Fall. - A hat bei der Bank einen Wechsel diskontieren lassen und dafr, nach Abzug des Diskontos, den Betrag in bar er- halten. In diesem --- 91) Die nun folgende Stelle des Originals ist im Zusammenhang un- verst„ndlich und bis zum Schluá der Kammer vom Herausgeber neu bearbeitet. In andrem Zusammenhang ist dieser Punkt bereits in Kap. XXVI 1*) berhrt worden. - F.E. ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 443-445 #473# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- Fall hat er eine nicht flssige Form von Geldkapital an die Bank verkauft gegen den Wertbetrag in flssiger Form; den noch laufen- den Wechsel gegen bares Geld. Der Wechsel ist jetzt Eigentum der Bank. Daran „ndert es nichts, daá bei Mangel an Zahlung der letzte Indossent A der Bank fr den Betrag haftet; diese Haftbar- keit teilt er mit den andern Indossenten und dem Aussteller, an die er seinerzeit Regreá hat. Hier liegt also gar kein Vorschuá vor, sondern ein ganz gew”hnlicher Kauf und Verkauf. A hat daher der Bank auch nichts zurckzuzahlen, sie deckt sich durch Einkas- sieren des Wechsels bei Verfall. Auch hier hat gegenseitige Kapi- tal-šbertragung zwischen A und der Bank stattgefunden, und zwar ganz wie beim Kauf und Verkauf jeder andern Ware, und ebendeshalb hat A kein zus„tzliches Kapital erhalten. Was er brauchte und er- hielt, waren Zahlungsmittel, und er erhielt sie dadurch, daá die Bank ihm die eine Form seines Geldkapitals - den Wechsel - in die andre - das Geld - verwandelte. Von wirklichem Kapitalvorschuá kann also die Rede sein nur beim ersten Fall. Im zweiten und dritten Fall h”chstens nur in dem Sinn, wie bei jeder Kapitalanlage man "Kapital vorschieát". In diesem Sinn schieát die Bank dem A Geldkapital vor; aber fr A ist es Geldkapital h”chstens in dem Sinn, daá es ein Teil seines Kapitals berhaupt ist. Und er verlangt und gebraucht es nicht speziell als Kapital, sondern speziell als Zahlungsmittel. Sonst w„re auch jeder gew”hnliche Warenverkauf, wodurch man sich Zah- lungsmittel verschafft, als ein empfangner Kapitalvorschuá anzu- sehn. - F. E.} Bei der Privatbank mit Notenausgabe besteht der Unterschied, daá, falls ihre Noten weder in der Lokalzirkulation bleiben, noch ihr selbst zurckkehren in Form von Depositen oder fr Zahlung f„lli- ger Wechsel, diese Noten in die H„nde von Leuten fallen, denen sie Gold oder Noten der Bank von England in Auswechslung dersel- ben zahlen muá. So repr„sentiert in diesem Fall der Vorschuá ih- rer Noten in der Tat Vorschuá von Noten der Bank von England, oder was fr sie dasselbe, von Gold, also einen Teil ihres Bank- kapitals. Dasselbe gilt von dem Fall, wo die Bank von England selbst oder irgendeine andere Bank, die einem gesetzlichen Maxi- mum der Notenausgabe unterworfen ist, Wertpapiere verkaufen muá, um ihre eignen Noten aus der Zirkulation zu ziehn und sie dann wieder in Vorschssen auszugeben; hier repr„sentieren ihre eignen Noten einen Teil ihres mobilisierten Bankkapitals. Selbst wenn die Zirkulation rein metallisch w„re, k”nnte gleichzeitig 1 - ein Goldabfluá {hier ist offenbar ein Goldabfluá gemeint, der wenig- stens zum Teil ins Ausland geht, F. E.} die Schatzkammer leeren, und 2., da #474# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- das Gold haupts„chlich von der Bank nur zur Saldierung von Zah- lungen (Erledigung vergangner Transaktionen) verlangt wrde, so k”nnte ihr Vorschuá auf Wertpapiere sehr wachsen, ihr aber in Form von Depositen zurckkehren oder in Rckzahlung f„lliger Wechsel; so daá einerseits, bei Zunahme der Wertpapiere im Porte- feuille der Bank, ihr Gesamtschatz abn„hme, sie andrerseits die- selbe Summe, die sie frher als Eigentmerin hielt, jetzt als Schuldnerin ihrer Deposit„re halten wrde und endlich die Gesamt- masse des zirkulierenden Mediums abn„hme. Es ist bisher vorausgesetzt worden, daá die Vorschsse in Noten gemacht werden, also wenigstens eine augenblickliche, wenn auch sofort wieder verschwindende Vermehrung der Notenausgabe mit sich fhren. Dies ist aber nicht n”tig. Statt der Papiernote kann die Bank dem A einen Buchkredit er”ffnen, wo also dieser, ihr Schuld- ner, zum imagin„ren Depositor bei ihr wird. Er zahlt seine Gl„u- biger mit Schecks auf die Bank, und der Empf„nger dieser Schecks zahlt sie weiter an seinen Bankier, der sie gegen die auf ihn laufenden Schecks im Clearing House austauscht. In diesem Fall findet gar keine Dazwischenkunft von Noten statt, und die ganze Transaktion beschr„nkt sich darauf, daá der Bank eine Forderung, die sie zu machen hat, mit einem Scheck auf sie selbst saldiert wird, und ihre wirkliche Rekompensation in der Kreditforderung auf A besteht. In diesem Falle hat sie ihm einen Teil ihres Bank- kapitals, weil ihre eignen Schuldforderungen, vorgeschossen. Soweit diese Nachfrage nach Geldakkommodation Nachfrage nach Ka- pital ist, ist sie dies nur fr Geldkapital; Kapital vom Stand- punkt des Bankiers aus, n„mlich fr Gold - bei Goldabfluá ins Ausland - oder Noten der Nationalbank, die fr die Privatbank nur durch Kauf gegen ein Žquivalent erlangbar sind, fr sie also Ka- pital vorstellen. Oder endlich handelte es sich um zinstragende Wertpapiere, Staatseffekten, Aktien etc., die verkauft werden mssen, um Gold oder Noten an sich zu ziehn. Diese aber, wenn Staatspapiere, sind Kapital bloá fr den, der sie gekauft hat, dem sie also seinen Kaufpreis, sein in ihnen angelegtes Kapital repr„sentieren; an sich sind sie kein Kapital, sondern bloáe Schuldforderungen; wenn Hypotheken, sind sie bloáe Anweisungen auf knftige Bodenrente, und wenn sonstige Aktien, bloáe Eigen- tumstitel, die zur Empfangnahme von knftigem Mehrwert berechti- gen. Alle diese Dinge sind kein wirkliches Kapital, bilden keine Bestandteile des Kapitals und sind auch an sich keine Werte. Es kann sich auch durch „hnliche Transaktionen Geld, das der Bank geh”rt, in Depositum verwandeln, so daá sie, statt Eigner Schuld- ner desselben wird, es unter andrem Besitztitel h„lt. So wichtig dies fr sie selbst #475# 28. Kapitel - Umlaufsmittel und Kapital usw. ----- ist, so wenig „ndert es an der Masse des im Lande vorr„tigen Ka- pitals und selbst Geldkapitals. Kapital figuriert hier also nur als Geldkapital und, wenn nicht in wirklicher Geldform vorhanden, als bloáer Kapitaltitel. Es ist dies sehr wichtig, da Seltenheit von und dringende Nachfrage nach B a n k kapital verwechselt wird mit einer Verringerung des w i r k l i c h e n Kapitals, das in solchen F„llen im Gegenteil, in Form von Produktionsmit- teln und Produkten, im šberfluá vorhanden ist und die M„rkte er- drckt. Es erkl„rt sich also sehr einfach, wie die Masse der von der Bank als Deckung gehaltnen Wertpapiere wachsen, also der zunehmende Andrang nach Geldakkommodation von der Bank befriedigt werden kann, bei gleichbleibender oder abnehmender Gesamtmasse der Um- laufsmittel. Und zwar wird diese Gesamtmasse in doppelter Weise in solchen Zeiten der Geldklemme in Schranken gehalten: 1. durch Goldabfluá; 2. durch Nachfrage nach Geld als bloáem Zahlungsmit- tel, wo die ausgegebnen Noten sogleich zurckflieáen oder wo ver- mittelst Buchkredit die Transaktion ohne alle Ausgabe von Noten sich abwickelt; wo also eine bloáe Kredittransaktion die Zahlun- gen vermittelt, deren Erledigung der einzige Zweck des Gesch„fts war. Es ist das Eigentmliche des Geldes, daá, wo es bloá zur Saldierung von Zahlungen fungiert (und in Zeiten der Krise wird Vorschuá aufgenommen, um zu zahlen, nicht um zu kaufen; um ver- gangne Gesch„fte abzuwickeln, nicht um neue einzuleiten), seine Zirkulation nur ver schwindend ist, selbst soweit diese Saldie- rung nicht durch bloáe Kreditoperation, ohne alle Dazwischenkunft von Geld stattfindet; daá also bei groáem Andrang nach Geldakkom- modation eine ungeheure Masse dieser Transaktionen stattfinden kann, ohne die Zirkulation zu erweitern. Die bloáe Tatsache aber, daá die Zirkulation der Bank von England stabil bleibt oder selbst abnimmt, gleichzeitig mit starker, von ihr geleisteter Geldakkommodation, beweist prima facie keineswegs, wie Fullarton, Tooke u.a. (infolge ihres Irrtums, wonach Geldakkommodation ei- nerlei sei mit Aufnahme von capital on loan 1*), von Zusatzkapi- tal) annehmen, daá die Zirkulation des Geldes (der Banknoten) in seiner Funktion als Zahlungsmittel nicht zunimmt und sich aus- dehnt. Da die Zirkulation der Noten als Kaufmittel in Zeiten der Gesch„ftsstockung, wo solche starke Akkommodation erforderlich, abnimmt, kann ihre Zirkulation als Zahlungsmittel zunehmen und die Gesamtsumme der Zirkulation, die Summe der als Kaufmittel und als Zahlungsmittel fungierenden Noten, dennoch stabil bleiben oder selbst abnehmen. Die Zirkulation, als Zahlungsmittel, von Banknoten, die der ----- 1*) Leihkapital #476# V. Abschnitt - Das zinstrnende Kapital ----- ausgebenden Bank sofort zurckstr”men, ist in den Augen jener ™konomen eben keine Zirkulation. N„hme die Zirkulation als Zahlungsmittel in h”herem Grade zu, als die als Kaufmittel abnimmt, so wrde die Gesamtzirkulation wach- sen, obgleich das als Kaufmittel fungierende Geld der Masse nach bedeutend abgenommen h„tte. Und dies tritt wirklich in gewissen Momenten der Krise ein, n„mlich beim vollst„ndigen Zusammenbruch des Kredits, wo nicht nur die Waren und Wertpapiere unverkaufbar, sondern auch die Wechsel undiskontierbar geworden sind und nichts mehr gilt als bare Zahlung oder wie der Kaufmann sagt: Kassa. Da Fullarton und andre nicht begreifen, daá die Zirkulation der No- ten als Zahlungsmittel das Charakteristische solcher Zeiten der Geldnot ist, behandeln sie dies Ph„nomen als zuf„llig. "With respect again to those examples of eager competition for the possession of banknotes, which characterise seasons of panic and which may sometimes, as at the close of 1825, lead to a sud- den, though only temporary, enlargement of the issues, even while the efflux of bulliop is still going on, these, I apprehend, are not to be regarded as among the natural or necessaty concomitants of a low exchange; the demand in such cases is not for circula- tion" (sollte heiáen Zirkulation als Kaufmittel) but for hoar- ding, a demand on the part of aiarmed bankers and capitalists which arises generally in the last act of the crisis" (also als Reserve fr Zahlungsmittel) after a long continuation of the drain, and is the precursor of its termination." 1*) (Fullarton, p. 130.) Es ist bereits bei Betrachtung des Geldes als Zahlungsmittel (Buch I, Kap. III, 3, b) auseinandergesetzt worden, wie bei einer heftigen Unterbrechung der Zahlungskette das Geld aus einer bloá idealen Form in dingliche und zugleich absolute Form des Werts, gegenber den Waren, umschl„gt. Einige Exempel davon wurden gege- ben ebendaselbst, Note 100 und 101. Diese Unterbrechung selbst ist teils Wirkung, teils Ursache der Erschtterung des Kredits und der Umst„nde, die letztre begleiten: šberfhrung der M„rkte, Entwertung der Waren, Unterbrechung der Produktion etc. ----- 1*) "Im Hinblick wiederum auf jene Beispiele von heftigem Wett- kampf um den Besitz von Banknoten, der Zeiten der Panik kenn- zeichnet und manchmal, wie Ende 1825, zu einer pl”tzlichen, wenn auch nur zeitweiligen Ausdehnung der Notenausgabe fhren kann, sogar w„hrend der Goldabfluá noch andauert, meine ich, daá sie nicht als natrliche oder notwendige Begleitumst„nde eines nied- rigen Wechselkurses angesehen werden k”nnen; die Nachfrage gilt in solchen F„llen nicht der Zirkulation" (sollte heiáen Zirkula- tion als Kaufmittel), sondern der Schatzbildung, sie ist eine Nachfrage seitens erschreckter Bankiers und Kapitalisten, die ge- w”hnlich im letzten Akt der Krise entsteht" (also als Reserve fr Zahlungsmittel) "nach langer Fortdauer des Goldabflusses, und ist der Vorbote ihres Endes." #477# 28. Kapitel - Umlauf smittel und Kapital usw. ----- Klar aber ist, daá Fullarton den Unterschied zwischen Geld als Kaufmittel und Geld als Zahlungsmittel in den falschen Unter- schied zwischen currency und Kapital verwandelt. Es liegt dabei aber wieder die engherzige Bankiervorstellung von Zirkulation zu- grunde. - Es k”nnte noch gefragt werden: Was fehlt denn in-solchen Zeiten der Klemme, Kapital oder Geld in seiner Bestimmtheit als Zah- lungsmittel? Und dies ist bekanntlich eine Kontroverse. Zun„chst, soweit die Klemme sich zeigt im Goldabfluá, ist es klar, daá das, was verlangt wird, das internationale Zahlungsmit- tel ist. Aber Geld, in seiner Bestimmtheit als internationales Zahlungsmittel, ist Gold in seiner metallischen Wirklichkeit, als selbst wertvolle Substanz, Wertmasse. Es ist zugleich Kapital, aber Kapital nicht als Warenkapital, sondern als Geldkapital, Ka- pital nicht in der Form der Ware, sondern in der Form des Geldes (und zwar des Geldes im eminenten Sinn des Worts, worin es exi- stiert in der allgemeinen Weltmarktsware). Es liegt hier nicht ein Gegensatz vor zwischen der Nachfrage nach Geld als Zahlungs- mittel und der Nachfrage nach Kapital. Der Gegensatz liegt zwi- schen dem Kapital in seiner Form als Geld und in seiner Form als Ware; und die Form, in der es hier verlangt wird und allein fun- gieren kann, ist seine Geldform. Abgesehn von dieser Nachfrage nach Gold (oder Silber) kann nicht gesagt werden, daá in solchen Zeiten der Krise es in irgendeiner Weise an Kapital mangelt. Unter auáerordentlichen Umst„nden, wie Getreideteurung, Baumwollnot etc., kann dies der Fall sein; diese aber sind keineswegs notwendige oder regelm„áige Begleiter sol- cher Zeiten; und die Existenz eines solchen Mangels an Kapital kann daher nicht von vornherein daraus geschlossen werden, daá ein Andrang fr Geldakkommodation besteht. Im Gegenteil. Die M„rkte sind berfhrt, mit Warenkapital berschwemmt. Es ist also jedenfalls nicht Mangel an W a r e n kapital, das die Klemme verursacht. Wir kommen auf diese Frage sp„ter zurck. Drittes Buch Der Gesamtprozeá der kapitalistischen Produktion Zweiter Teil #481# ----- Fnfter Abschnitt Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital. (Fortsetzung) NEUNUNDZWANZIGSTES KAPITEL Bestandteile des Bankkapitals Es ist nun n”tig, n„her anzusehn, woraus das Bankkapital besteht. Wir haben eben gesehn, daá Fullarton u.a. den Unterschied zwi- schen Geld als Zirkulationsmittel und Geld als Zahlungsmittel (auch als Weltgeld, soweit der Goldabfluá in Betracht kommt) ver- wandeln in einen Unterschied zwischen Zirkulation (currency) und Kapital. Die sonderbare Rolle, die das Kapital hier spielt, bringt es mit sich, daá ebenso sorgf„ltig wie die aufgekl„rte ™konornie einzu- pr„gen suchte, daá Geld nicht Kapital ist, ebenso sorgf„ltig diese Bankiers”konomie einpr„gt, daá in der Tat Geld das Kapital par excellence ist. Bei den sp„tern Untersuchungen zeigen wir, daá hierbei aber Geld- kapital verwechselt wird mit moneyed capital in dem Sinn des zinstragenden Kapitals, w„hrend im ersteren Sinn das Geldkapital stets nur eine Purchgangsform des Kapitals ist, als unterschieden von den andern Formen des Kapitals, dem Warenkapital und produk- tiven Kapital. Das Bankkapital besteht 1. aus barem Geld, Gold oder Noten, 2. Wert Papieren. Diese k”nnen wir wieder in zwei Teile teilen: Handelspapiere, Wechsel, die schwebend sind, von Zeit zu Zeit verfallen und in deren Diskontierung das eigentliche Gesch„ft des Bankiers gemacht wird; und ”ffentliche Wertpapiere, wie Staatspapiere, Schatzscheine, Aktien aller Art, kurz zinstra- gende Papiere, die sich aber wesentlich von den Wechseln unter- scheiden. Hierzu k”nnen auch Hypotheken gerechnet werden. Das aus diesen sachlichen Bestandteilen sich zusammensetzende Kapital scheidet sich wieder in das Anlagekapital des Bankiers selbst und in die Depositen, die sein banking capital oder geborgtes Kapital bilden. Bei den Banken mit #482# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Notenausgabe kommen noch die Noten hinzu. Die Depositen und Noten lassen wir zun„chst auáer acht. Soviel ist klar, daá es an den wirklichen Bestandteilen des Bankierkapitals - Geld, Wechsel, De- potpapiere - nichts „ndert, ob diese verschiednen Elemente sein eignes Kapital repr„sentieren oder Depositen, das Kapital andrer Leute. Dieselbe Einteilung bliebe, sowohl wenn er bloá mit eignem Kapital sein Gesch„ft betriebe, wie wenn bloá mit bei ihm depo- nierten Kapital. Die Form des zinstragenden Kapitals bringt es mit sich, daá jede bestimmte und regelm„áige Geldrevenue als Zins eines Kapitals er- scheint, sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht. Erst wird das Geldeinkommen in Zins verwandelt, und mit dem Zins fin- det sich dann auch das Kapital, woraus es entspringt. Ebenso er- scheint mit dem zinstragenden Kapital jede Wertsumme als Kapital, sobald sie nicht als Revenue verausgabt wird; n„mlich als Hauptsumme (principal) im Gegensatz zum m”gfichen oder wirklichen Zins, den sie tragen kann. Die Sache ist einfach: Gesetzt, der Durchschnittszinsfuá sei 5% j„hrlich. Eine Summe von 500 Pfd.St. wrde also j„hrlich, wenn in zinstragendes Kapital verwandelt, 25 Pfd.St. einbringen. Jede fe- ste j„hrliche Einnahme von 25 Pfd.St. wird daher als Zins eines Kapitals von 500 Pfd.St. betrachtet. Dies ist und bleibt jedoch eine rein illusorische Vorstellung, auáer in dem Fall, daá die Quelle der 25 Pfd.St., sei diese nun ein bloáer Eigentumstitel resp. Schuldforderung oder sei sie ein wirkliches Produktionsele- ment, wie etwa ein Grundstck, direkt bertragbar ist oder eine Form erh„lt, worin sie bertragbar wird. Nehmen wir als Beispiele Staatsschuld und Arbeitslohn. Der Staat hat seinen Gl„ubigern j„hrlich ein gewisses Quantum Zins fr das geborgte Kapital zu zahlen. Der Gl„ubiger kann hier nicht seinem Schuldner aufkndigen, sondern nur die Forderung, seinen Besitztitel darber, verkaufen. Das Kapital selbst ist aufgegessen, verausgabt vom Staat. Es existiert nicht mehr. Was der Staatsgl„ubiger besitzt, ist 1. ein Schuldschein auf den Staat, sage von 100 Pfd.St.; 2. gibt dieser Schuldschein ihm den Anspruch auf die j„hrlichen Staatseinnahmen, d.h. das j„hrliche Produkt der Steuern, fr einen gewissen Betrag, sage 5 Pfd.St. oder 5%; 3. kann er diesen Schuldschein von 100 Pfd.St. beliebig an andre Personen verkaufen. Ist der Zinsfuá 5%, und dazu Sicher- heit des Staats vorausgesetzt, so kann der Besitzer A den Schuld- schein in der Regel zu 100 Pfd.St. an B verkaufen; denn fr B ist es dasselbe, ob er 100 Pfd.St. zu 5% j„hrlich ausleiht, oder ob er durch Zahlung von 100 Pfd.St. sich einen J„hrlichen Tribut vom Staat zum Betrage von 5 Pfd.St. sichert. Aber in allen diesen #483# 29. Kapitel - Bestandteile des Bankkapitals ----- F„llen bleibt das Kapital, als dessen Abk”mmling (Zins) die Staatszahlung betrachtet wird, illusorisch, fikt,ves Kapital. Nicht nur, daá die Summe, die dem Staat geliehen wurde, berhaupt nicht mehr existiert. Sie war berhaupt nie bestimmt, als Kapital verausgabt, angelegt zu werden, und nur durch ihre Anlage als Ka- pital h„tte sie in einen sich erhaltendenwert verwandelt werden k”nnen. Fr den Originalgl„ubiger A repr„sentiert der ihm zu- fallende Teil der j„hrlichen Steuer Zins von seinem Kapital, wie dem Wucherer der ihm zufallende Teil des Verm”gens des Verschwen- ders, obgleich in beiden F„llen die geliehene Geldsumme nicht als Kapital verausgabt ward. Die M”glichkeit, den Schuldschein auf den Staat zu verkaufen, repr„sentiert fr A den m”glichen Rck- fluá der Hauptsumme. Was den B angeht, so ist von seinem Privat- standpunkt aus sein Kapital als zins. tragendes Kapital angelegt. Der Sache nach ist er bloá an die Stelle von A getreten und hat dessen Schuldforderung auf den Staat gekauft. Diese Transaktionen m”gen sich noch so sehr vervielf„ltigen, das Kapital der Staats- schuld bleibt ein rein fiktives, und von dem Moment an, wo die Schuldscheine unverkaufbar wrden, fiele der Schein dieses Kapi- tals weg. Nichtsdestoweniger, wie wir gleich sehn werden, hat dies fiktive Kapital seine eigne Bewegung. Im Gegensatz nun zum Kapital der Staatsschuld, wo ein Minus als Kapital erscheint - wie das zinstragende Kapital berhaupt die Mutter aller verrckten Formen ist, so daá z.B. Schulden in der Vorstellung des Bankiers als Waren erscheinen k”nnen -, wollen wir nun die Arbeitskraft betrachten. Der Arbeitslohn wird hier als Zins aufgefaát und daher die Arbeitskraft als das Kapital, das diesen Zins abwirft. Ist z.B. der Arbeitslohn eines Jahrs = 50 Pfd.St. und steht der Zinsfuá auf 5%, so gilt die j„hrliche Arbeitskraft als gleich einem Kapital von 1000 Pfd.St. Die Ver- rcktheit der kapitalistischen Vorstellungsweise erreicht hier ihre Spitze, indem statt die Verwertung des Kapitals aus der Ex- ploitation der Arbeitskraft zu erkl„ren, umgekehrt die Produkti- vit„t der Arbeitskraft daraus erkl„rt wird, daá Arbeitskraft selbst dies mystische Ding, zinstragendes Kapital ist. In der zweiten H„lfte des 17. Jahrhunderts (z.B. bei Petty) war dies eine Lieblingsvorstellung, die aber auch heutzutage in allem Ernst teils von Vulg„r”konomen, teils und haupts„chlich von deut- schen Statistikern gebraucht wird. 1) Es treten hier leider zwei, diese gedankenlose Vorstellung unangenehm --- 1) "Der Arbeiter hat Kapitalwert, gefunden, wenn man den Geldwert seines j„hrlichen Verdienstes als Zinsertrag betrachtet... Wenn man... die durchschnittlichen Taglohns„tze mit 4% kapitalisiert, so erh„lt man als Durchschnittswert eines landwirt #484# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- durchkreuzende Umst„nde ein, erstens, daá der Arbeiter arbeiten muá, um diesen Zins zu erhalten, und zweitens, daá er den Kapi- talwert seiner Arbeitskraft nicht durch šbertragung versilbern kann. Vielmehr ist der j„hrliche Wert seiner Arbeitskraft gleich seinem j„hrlichen Durchschnittslohn, und was er ihrem K„ufer durch seine Arbeit zu ersetzen hat, ist dieser Wert selbst plus dem Mehrwert, der Verwertung desselben. Im Sklavensystem hat der Arbeiter einen Kapitalwert, n„mlich seinen Kaufpreis. Und wenn er vermietet wird, hat der Mieter erstens den Zins des Kaufpreises zu zahlen und obendrein den j„hrlichen Verschleiá des Kapitals zu ersetzen. Die Bildung des fiktiven Kapitals nennt man kapitalisieren. Man kapitallsiert jede regelm„áig sich wiederholende Einnahme, indem man sie nach dem Durchschnittszinsfuá berechnet, als Ertrag, den ein Kapital, zu diesem Zinsfuá ausgeliehen, abwerfen wrde; z.B. wenn die j„hrliche Einnahme = 100 Pfd.St. und der Zinsfuá = 5%, so w„ren die 100 Pfd.St. der j„hrliche Zins von 2000 Pfd.St., und diese 2000 Pfd.St. gelten nun als der Kapitalwert des juristi- schen Eigentumstitels auf die 100 Pfd.St. j„hrlich. Fr den, der diesen Eigentumstitel kauft, stellen die 100 Pfd.St. j„hrliche Einnahme dann in der Tat die Verzinsung seines angelegten Kapi- tals zu 5% vor. Aller Zusammenhang mit dem wirklichen Verwer- tungsprozeá des Kapitals geht so bis auf die letzte Spur verlo- ren, und die Vorstellung vom Kapital als einem sich durch sich selbst verwertenden Automaten befestigt sich. Auch da, wo der Schuldschein - das Wertpapier - nicht wie bei den Staatsschulden rein illusorisches Kapital vorstellt, ist der Kapitalwert dieses Papiers rein illusorisch. Man hat vorhin gesehn, wie das Kredit- wesen assoziiertes Kapital erzeugt. Die Papiere gelten als Eigen- tumstitel, die dies Kapital vorstellen. Die Aktien von Eisen- bahn-, Bergwerks-, Schiffahrts- etc. Gesellschaften stellen wirk- liches Kapital vor, n„mlich das in diesen Unternehmungen ange- legte und fungierende Kapital oder die Geldsumme, welche von den Teilhabern vorgeschossen ist, um als Kapital in solchen Unterneh- mungen verausgabt zu werden. Wobei keineswegs ausgeschlossen ist, daá sie auch bloáen Schwindel vorstellen. Aber dies Kapital exi- stiert nicht doppelt, einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel, der Aktien, und das andre Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder --- schaftlichen Arbeiters m„nnlichen Geschlechts: Deutsch-™streich 1500 Taler, Preuáen 1500, England 3750, Frankreich 2000, Inneres Ruáland 750 Taler." (Von Reden, "Vergleichende Kulturstatistik", Berlin 1848, p. 434.) #485# 29. Kapitel - Bestandteile des Bankkapitals ----- anzulegende Kapital. Es existiert nur in jener Letztem Form, und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel, pro rata, auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert. A mag diesen Titel an B, und B ihn an C verkaufen. Diese Transaktionen „ndern nichts an der Natur der Sache. A oder B hat dann seinen Titel in Kapital, aber C sein Kapital in einen bloáen Eigentumstitel auf den von dem Aktienkapital zu erwartenden Mehrwert verwandelt. Die selbst„ndige Bewegung des Werts dieser Eigentumstitel, nicht nur der Staatseifekten, sondern auch der Aktien, best„tigt den Schein, als bildeten sie wirkliches Kapital neben dem Kapital oder dem Anspruch, worauf sie m”glicherweise Titel sind. Sie wer- den n„mlich zu Waren, deren Preis eine eigentmliche Bewegung und Festsetzung hat. Ihr Marktwert erh„lt eine von ihrem Nominalwert verschiedne Bestimmung, ohne daá sich der Wert (wenn auch die Verwertung) des wirklichen Kapitals „nderte. Einerseits schwankt ihr Marktwert mit der H”he und Sicherheit der Ertr„ge, worauf sie Rechtstitel geben. Ist der Nominalwert einer Aktie, d. h. die ein. geschoáne Summe, die die Aktie ursprnglich repr„sentiert, 100 Pfd.St. und wirft das Unternehmen statt 5% 10% ab, so steigt ihr Marktwert bei sonst gleichbleibenden Umst„nden und bei einem Zinsfuá von 5% auf 200 Pfd.St., denn zu 5% kapitalisiert, stellt sie jetzt ein fiktives Kapital von 200 Pfd.St. vor. Wer sie zu 200 Pfd.St. kauft, erh„lt 5% Revenue von dieser Kapitalanlage. Umgekehrt, wenn der Ertrag der Unternehmung abnimmt. Der Markt- wert dieser Papiere ist zum Teil spekulativ, da er nicht nur durch die wirkliche Einnahme, sondern durch die erwartete, vorweg berechnete bestimmt ist. Aber die Verwertung des wirklichen Kapi- tals als konstant vorausgesetzt, oder wo kein Kapital existiert, wie bei den Staatsschulden, den j„hrlichen Ertrag als gesetzlich fixiert und auch sonst hinreichend sicher vorausgesetzt, steigt und f„llt der Preis dieser Wertpapiere umgekehrt wie der Zinsfuá. Steigt der Zinsfuá von 5 auf 10%, so stellt ein Wertpapier, das einen Ertrag von 5 Pfd.St. sichert, nur noch ein Kapital von 50 Pfd.St. vor. F„llt der Zinsfuá auf 2 1/2%, so stellt dasselbe Wertpapier ein Kapital von 200 Pfd.St. vor. Sein Wert ist stets nur der kapitaiisierte Ertrag, d.h. der Ertrag, berechnet auf ein illusorisches Kapital nach dem bestehenden Zinsfuá. In Zeiten ei- ner Klemme im Geldmarkt werden diese Wertpapiere also doppelt im Preise fallen; erstens, weil der Zinsfuá steigt, und zweitens, weil sie massenhaft auf den Markt geworfen werden, um sie in Geld zu realisieren. Dieser Preisfall findet statt unabh„ngig davon, ob der Ertrag, den diese Papiere ihrem Besitzer sichern, konstant ist, wie bei den Staatseffekten, oder ob die Verwertung des wirk- lichen Kapitals, das sie repr„sentieren, #486# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- wie bei industriellen Unternehmungen, m”glicherweise durch die St”rung des Reproduktionsprozesses mit betrogen wird. Im letztern Fall tritt nur zu der erw„hnten Entwertung noch eine weitere hinzu. Sobald der Sturm vorber ist, steigen diese Papiere wieder auf ihre frhere H”he, soweit sie nicht verunglckte oder Schwin- delunternehmungen vorstellen. Ihre Depreziation in der Krise wirkt als kr„ftiges Mittel zur Zentralisation des Geldverm”gens. 2) Soweit die Entwertung oder Wertsteigerung dieser Papiere unabh„n- gig ist von der Wertbewegung des wirklichen Kapitals, das sie re- pr„sentieren, ist der Reichtum einer Nation gerade so groá vor wie nach der Entwertung oder Wertsteigerung. "Am 23. Oktober 1847 waren die ”ffentlichen Fonds und die Kanal- und Eisenbahnaktien bereits entwertet um 114 752 225 Pfd.St." (Morris, Gouverneur der Bank von England, Aussage im Bericht ber Commercial Distress", 1847/48 [Nr. 3800].) Soweit ihre Entwertung nicht wirklichen Stillstand der Produktion und des Verkehrs auf Eisenbahnen und Kan„len oder Aufgeben von angefangnen Unternehmungen ausdrckte oder Wegwerfen von Kapital in positiv wertlosen Unternehmungen, wurde die Nation um keinen Heller „rmer durch das Zerplatzen dieser Seifenblasen von nomi- nellem Geldkapital. Alle diese Papiere stellen in der Tat nichts vor als akkumulierte Ansprche, Rechtstitel, auf knftige Produktion, deren Geld- oder Kapitalwert entweder gar kein Kapital repr„sentiert, wie bei den Staatsschulden, oder von dem Wert des wirklichen Kapitals, das sie vorstellen, unabh„ngig reguliert wird. In allen L„ndern kapitalistischer Produktion existiert eine unge- heure Masse des sog. zinstragenden Kapitals oder moneyed capital in dieser Form. Und unter Akkumulation des Geldkapitals ist zum groáen Teil nichts zu verstehn als Akkumulation dieser Ansprche auf die Produktion, Akkumulation des Marktpreises, des illusori- schen Kapitalwerts dieser Ansprche. --- 2) {Unmittelbar nach der Februarrevolution, als in Paris Waren und Wertpapiere auf. „uáerste entwertet und total unverk„uflich waren, machte ein Schweizer Kaufmann in Lverpool, Herr R. Zwil- chenbart (der dies meinem Vater erz„hlt hat) zu Geld, was er konnte, reiste mit der Barschaft nach Paris und ging zu Roth- schild, ihm vorschlagend, ein gemeinsames Gesch„ft zu machen. Rothschild sah ihn starr an, strzte auf ihn zu, ihn bei beiden Schultern fassend: Avez-vous de l'argent sur vous?" "Oui, M. le baron." - "Alors vous ates mon homme!" 1*) Und sie machten beide ein brillantes Gesch„ft. - F.E.} ----- 1*) "Haben Sie Geld bei sich?" - "Ja, Herr Baron." - "Dann sind Sie mein Mann!" #487# 29. Kapitel - Bestandteile des Bankkapitals ----- Ein Teil des Bankierkapitals ist nun angelegt in diesen sog. zinstragenden Papieren. Es ist dies selbst ein Teil des Reser- vekapitaIs, das nicht im wirklichen Bankgesch„ft fungiert. Der bedeutendste Teil besteht aus Wechseln, d.h. Zahlungsversprechen von industriellen Kapitalisten oder Kaufleuten. Fr den Geldver- leiher sind diese Wechsel zinstragende Papiere; d.h. wenn er sie kauft, zieht er den Zins ab fr die Zeit, die sie noch zu laufen haben. Dies ist, was man diskontieren nennt. Es h„ngt also vom jedesmaljgen Zinsfuá ab, wie groá der Abzug ist von der Summe, die der Wechsel vorstellt. Der letzte Teil des Kapitals des Ban- kiers endlich besteht aus seiner Geldreserve von Gold oder Noten. Die Depositen, wenn nicht fr l„ngre Zeit kontraktlich ausbedun- gen, stehn stets zur Verfgung der Depositoren. Sie befinden sich in best„ndiger Fluktuation. Aber, wenn von den einen entzogen, werden sie von den andern ersetzt, so daá der allgemeine Durch- schnittsbetrag in Zeiten normalen Gesch„ftsverlaufs wenig schwankt. Die Reservefonds der Banken, in L„ndern entwickelter kapitalisti- scher Produktion, drcken immer im Durchschnitt die Gr”áe des als Schatz vorhandnen Geldes aus, und ein Teil dieses Schatzes be- steht selbst wieder aus Papier, bloáen Anweisungen auf Gold, die aber keine Selbstwerte sind. Der gr”áte Teil des Bankierkapitals ist daher rein fiktiv und besteht aus Schuldforderungen (Wechseln), Staatspapieren (die vergangnes Kapital repr„sentie- ren) und Aktien (Anweisungen auf knftigen Ertrag). Wobei nicht vergessen werden muá, daá der Geldwert des Kapitals, den diese Papiere in den Panzerschr„nken des Bankiers vorstellen, selbst soweit sie Anweisungen auf sichre Ertr„ge (wie bei den Staatspa- pieren) oder soweit sie Eigentumstitel auf wirkliches Kapital (wie bei den Aktien), durchaus fiktiv ist und von dem Wert des wirklichen Kapitals, das sie wenigstens teilweise vorstellen, ab- weichend reguliert wird; oder wo sie bloáe Forderung auf Ertr„ge vorstellen und kein Kapital, die Forderung auf denselben Ertrag in best„ndig wechselndem fiktivem Geldkapital sich ausdrckt. Au- áerdem kommt noch hinzu, daá dies fiktive Bankierkapital groáen- teils nicht sein Kapital, sondern das des Publikums vorstellt, das bei ihm deponiert, sei es mit, sei es ohne Zinsen. Die Depositen werden immer in Geld gemacht, in Gold oder Noten, oder in Anweisungen darauf. Mit Ausnahme des Reservefends, der je nach dem Bedrfnis der wirklichen Zirkulation sich zusammenzieht oder ausdehnt, befinden sich diese Depositen in Wirklichkeit stets in der Hand einerseits der industriellen Kapitalisten und Kaufleute, deren Wechsel damit diskontiert und denen Vorschsse damit gemacht werden; andrerseits in #488# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- der Hand der H„ndler in Wertpapieren (B”rsenmakler) oder in der Hand von Privaten, die ihre Wertpapiere verkauft haben, oder in der Hand der Regierung (bei Schatzscheinen und neuen Anleihen). Die Depositen selbst spielen eine doppelte Rolle. Einerseits wer- den sie, wie eben erw„hnt, als zinstragendes Kapital ausgeliehen und finden sich also nicht in den Kassen der Banken, sondern fi- gurieren nur in ihren Bchern als Guthaben der Depositoren. Andrerseits fungieren sie als solche bloáe Buchposten, soweit die wechselseitigen Guthaben der Depositoren durch Schecks auf ihre Depositen sich ausgleichen und gegeneinander abgeschrieben wer- den; wobei es ganz gleichgltig ist, ob die Depositen bei demsel- ben Bankier liegen, so daá dieser die verschiednen Kontl gegen- einander abschreibt, oder ob dies durch verschiedne Banken ge- schieht, die ihre Schecks gegeneinander austauschen und sich nur die Differenzen zahlen. Mit der Entwicklung des zinstragenden Kapitals und des Kreditsy- stems scheint sich alles Kapital zu verdoppeln und stellenweis zu verdreifachen durch die verschiedne Weise, worin dasselbe Kapital oder auch nur dieselbe Schuldforderung in verschiednen H„nden un- ter verschiednen Formen erscheint. 3) Der gr”áte Teil dieses "Geldkapitals" ist rein fiktiv. Die s„mt- lichen --- 3) {Diese Verdopplung und Verdreifachung von Kapital hat in den letzten Jahren sich bedeutend weiterentwickelt, z.B. durch die Financial Trusts, die im Londoner B”rsenbericht schon eine beson- dre Rubrik einnehmen. Es bildet sich eine Gesellschaft zum Ankauf einer gewissen KAasse zinstragender Papiere, sage ausl„ndische Staatspapiere, englische st„dtische oder amerikanische ”ffentli- che Schuldscheine, Eisenbahn, aktien etc. Das Kapital, sage 2 Millionen Pfd.St., wird durch Aktienzeichnung aufgebracht; die Direktion kauft die betr. Werte ein, resp. spekuliert mehr oder weniger aktiv darin, und verteilt den j„hrlichen Zinsenertrag nach Abzug der Kosten als Dividende unter die Aktion„re. - Ferner ist bei einzelnen Aktiengesellschaften der Brauch aufgekommen, die gew”hnlichen Aktien in zwei Klassen zu teilen, preferred 1*) und deferred 2*). Die preferred erhalten eine fixe Verzinsung, sage 5%, vorausgesetzt, daá der Gesamtprofit dies erlaubt; bleibt dann noch etwas brig, so erhalten es die deferred. Auf diese Weise wird die "solide" Kapitalanlage in den preferred mehr oder weniger von der eigentlichen Spekulation - in den deferred - ge- trennt. Da nun einzelne groáe Unternehmungen sich dieser neuen Mode nicht fgen wollen, ist es vorgekommen, daá sich Gesell- schaften gebildet haben, die eine oder einige Millionen Pfd.St. in den Aktien jener anlegen und daraufhin fr den Nominalwert dieser Aktien neue Aktien ausgeben, aber die eine H„lfte prefer- red und die andre deferred. In diesen F„llen werden die ursprng- lichen Aktien verdoppelt, indem sie zur Grundlage neuer Aktien- auspbe dienen. - F.E.} ----- 1*) Vorzugsaktien - 2*) Nachzugsaktien #489# 29. Kapitel - Bestandteile des Bankkapitals ----- Depositen, mit Ausnahme des Reservefonds, sind nichts als Gutha- ben an den Bankier, die aber nie im Depositum existieren. Soweit sie zum Girogesch„ft dienen, fungieren sie als Kapital fr die Bankiers, nachdem diese sie ausgeliehen haben. Sie zahlen sich untereinander die wechselseitigen Anweisungen auf die nichtexi- stierenden Depositen durch Abrechnung dieser Guthaben gegeneinan- der. A. Smith sagt mit Bezug auf die Rolle, die das Kapital im Geld- verleihen spielt: "Selbst im Geldgesch„ft ist jedoch das Geld gleichsam nur die An- weisung, die die Kapitale, fr die ihre Eigentmer keine Verwen- dung haben, aus einer Hand in die andre bertr„gt. Diese Kapitale k”nnen fast beliebig gr”áer sein als der Geldbetrag, der als Werkzeug ihrer šbertragung dient; dieselben Geldstcke dienen nacheinander bei vielen verschiednen Anleihen, ebensogut wie bei vielen verschiednen Eink„ufen. Z.B. A leiht an W 1000 Pfd.St., womit W sofort von B fr 1000 Pfd.St. Waren kauft. Da B selbst keine Verwendung fr das Geld hat, leiht er die identischen Geld- stcke an X, womit X sogleich von C wieder fr 1000 Pfd.St. Waren kauft. In derselben Weise und aus demselben Grund verleiht C das Geld an Y, der wieder Waren damit von D kauft. So k”nnen diesel- ben Stcke Gold oder Papier im uf weniger Tage zur Vermittlung von drei verschiednen Anleihen und von drei verschiednen Eink„u- fen dienen, deren jeder dem Wert nach gleich ist dem ganzen Be- trag dieser Stcke. Was die drei Geldleute A, B und C den drei Borgern W, X und Y berwiesen haben, ist die Macht, diese Ein- k„ufe zu machen. In dieser Macht besteht sowohl der Wert wie der Nutzen dieser Anleihen. Das von den drei Geldleuten geliehene Ka- pital ist gleich dem Wert der Waren, die damit gekauft werden k”nnen, und ist dreimal gr”áer als der Wert des Geldes, womit die K„ufe gemacht werden. Trotzdem k”nnen alle diese Anleihen voll- kommen sicher sein, da die damit von den verschiednen Schuldnern gekauften Waren so angewandt werden, daá sie ihrer Zeit einen gleichen Wert von Gold- oder Papiergeld, samt einem Profit, heim- bringen. Und wie dieselben Geldstcke zur Vermittlung verschied- ner Anleihen bis zu ihrem dreifachen oder selbst ihrem dreiáigfa- chen Wert dienen k”nnen, ebensogut k”nnen sie nacheinander wieder als Mittel der Rckzahlung dienen." (Book II, chap. IV [71].) Da dasselbe Geldstck verschiedne Eink„ufe, je nach der Geschwin- digkeit seiner Zirkulation, verrichten kann, so kann es ebensogut verschiedne Anleihen vollziehn, denn die Eink„ufe bringen es aus einer Hand in die andre, und die Anleihe ist nur eine šbertragung von einer Hand in die andre, die durch keinen Kauf vermittelt ist. Jedem der Verk„ufer stellt das Geld die verwandelte Form seiner Ware vor; heutzutage, wo jeder Wert als Kapitalwert ausge- druckt wird, stellt es in den verschiednen Anleihen der Reihe nach verschiedne Kapitale vor, was nur andrer Ausdruck fr den frhern Satz, daá es verschiedne Warenwerte der Reihe nach reali- sieren #490# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- kann. Zugleich dient es als Zirkulationsmittel, um die sachlichen Kapitale aus einer Hand in die andre zu bef”rdern. Im Anleihen geht es nicht als Zirkulationsmittel aus der einen Hand in die andre ber. Solange es in der Hand des Verleihers bleibt, ist es in seiner Hand nicht Zirkulationsmittel, sondern Wertdasein sei- nes Kapitals. Und in dieser Form bertr„gt er es im Anleihen an einen Dritten. H„tte A das Geld an B, und B es an C geliehen, ohne die Vermittlung der Eink„ufe, so wrde dasselbe Geld nicht drei Kapitale, sondern nur eins vorstellen, nur e i n e n Kapi- talwert. Wie viele Kapitale es wirklich vorstellt, h„ngt davon ab, wie oft es als die Wertform verschiedner Warenkapitale fun- giert. Dasselbe was A. Smith von den Anleihen berhaupt sagt, gilt von den Depositen, die ja nur ein besondrer Name fr die Anleihen sind, die das Publikum den Bankiers macht. Dieselben Geldstcke k”nnen als Instrument fr eine beliebige Anzahl von Depositen dienen. "Es ist unstreitig wahr, daá die 1000 Pfd.St., die jemand heute bei A deponiert, morgen wieder ausgegeben werden und ein Deposi- tum bei B bilden. Den Tag nachher, weggezahlt durch B, k”nnen sie ein Depositum bei C bilden, und sofort ins Unendliche. Dieselben 1000 Pfd.St. in Geld k”nnen daher, durch eine Reihe von šbertra- gungen, sich zu einer absolut unbestimmbaren Summe von Depositen vervielf„ltigen. Es ist daher m”glich, daá 9/10 aller Depositen im Vereinigten K”nigreich keine Existenz haben auáer den sie be- legenden Buchposten in den Bchern der Bankiers, die ihrerseits darber abzurechnen haben... So z.B. in Schottland, wo der Geld- umlauf nie ber 3 Millionen Pfd.St. war, die Depositen aber 27 Millionen. Entst„nde nun nicht ein allgemeiner Ansturm auf die Banken wegen der Depositen, so k”nnten dieselben 1000 Pfd.St., ihren Weg rckw„rts verfolgend, mit derselben Leichtigkeit eine ebenso unbestimmbare Summe wieder ausgleichen. Da dieselben 1000 Pfd.St., womit jemand heute eine Schuld an einen H„ndler aus- gleicht, morgen dessen Schuld an den Kaufmann ausgleichen k”nnen, den Tag darauf die Schuld des Kaufmanns an die Bank, und sofort ohne Ende; so k”nnen dieselben 1000 Pfd - St. von Hand zu Hand und von Bank zu Bank wandern und jede nur erdenkliche Summe von Depositen ausgleichen." ("The Currency Theory Reviewed.", p. 62, 63.) Wie alles in diesem Kreditsystem sich verdoppelt und verdreifacht und in bloáes Hirngespinst sich verwandelt, so gilt das auch vom "Reservefonds", wo man endlich glaubt, etwas Solides zu packen. H”ren wir wieder Herrn Morris, den Gouverneur der Bank von Eng- land: "Die Reserven der Privatbanken sind in den H„nden der Bank von England in Form von Depositen. Die erste Wirkung eines Goldab- flusses scheint nur die Bank von England zu treffen; aber er wrde ebensogut auf die Reserven der andern Banken einwirken, da es der Abfluá eines Teils der Reserve ist, die sie in unsrer Bank haben. Geradeso #491# 29. Kapitel - Bestandteile des Bankkapitals ----- wrde er wirken auf die Reserven aller Provinzialbanken." ("Commercial Distress" 1847/48 [Nr. 3639, 3642].) Schlieálich l”sen sich also die Reservefonds in Wirklichkeit auf in den Reservefonds der Bank von England. 4) Aber auch dieser Re- servefonds hat wieder Doppelexistenz. Der Reservefonds des ban- king department ist gleich dem šberschuá der Noten, die die Bank berechtigt ist auszugeben, ber die in Zirkulation befindlichen Noten. Das gesetzliche Maximum er auszugebenden Noten ist = 14 Millionen (wofr keine Metallreserve erheischt; es ist der unge- f„hre Betrag der Schuld des Staats an die Bank) plus dem Betrag des Edelmetallvortats der Bank. Wenn also dieser Vorrat = 14 Mil- lionen Pfd.St., so kann die Bank 28 Millionen Pfd.St. in Noten ausgeben, und wenn davon 20 Millionen zirkulieren, so ist der Re- servefonds des banking department = 8 Millionen. Diese 8 Millio- nen Noten sind dann gesetzlich das Bankierkapital, worber die Bank zu verfgen hat, und zugleich --- 4) {Wie sehr sich dies seitdem noch gesteigert, beweist folgende amtliche, der "Daily News" vom 15. Dez. 1892 entlehnte Aufstel- lung der Bankreserven der fnfzehn gr”áten Londoner Banken im No- vember 1892: Name der Bank Passiva Bankreserven In Prozenten Pfd.St. Pfd. St. City 9 317 629 746 551 8.01 Capital and Counties 11 392 744 1 307 483 11.47 Imperial 3 987 400 447 157 11.22 Lloyds 23 800 937 2 966 806 12.46 London and Westminster 24 671 559 3 818 885 15.50 London and S. Western 5 570 268 812 353 14.58 London Joint Stock 12 127 993 1 288 977 10.62 London and Midland 8 814 499 1 127 280 12.79 London and County 37 111 035 3 600 374 9.70 National 11 163 829 1 426 225 12.77 National Provincial 41 907 384 4 614 780 11.01 Parrs and the Alliance 12 794 489 1 532 707 11.98 Prescott and Co 4 041 058 538 517 13.07 Union of London 15 502 618 2 300 084 14.84 Williams, Deacon, and Manchester & Co 10 452 381 1 317 628 12.60 --------------------------------------------------------- Total 232 655 823 27 845 807 11.97 Von diesen fast 28 Millionen Reserve sind allermindestens 25 Mil- lionen bei der Bank von England deponiert, h”chstens 3 Millionen in bar in den Kassenschr„nken der 15 Banken selbst. Die Bankre- serve aber des Bankdepartements der Bank von England betrug im selben November 1892 nie volle 16 Millionen! - F.E.} #492# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- der Reservefonds fr ihre Depositen. Tritt nun ein Goldabfluá ein, der den Metallvorrat um 6 Millionen vermindert - wofr eben- soviel Noten vernichtet werden mssen -, so wrde die Reserve des banking department von 8 auf 2 Millionen fallen. Einerseits wrde die Bank ihren Zinsfuá sehr erh”hen; andrerseits wrden die Ban- ken, die bei ihr deponiert haben, und die andren Depositoren den Reservefonds fr ihre eignen Guthaben bei der Bank sehr abnehmen sehn. 1857 drohten die vier gr”áten Aktienbanken von London, wenn die Bank von England nicht einen "Regierungsbrief" zur Suspension des Bankakts von 1844 [64] erwirke 5), ihre Depositen einzufor- dern, womit das banking department bankrott gewesen w„re. So kann das banking department fallieren, wie 1847, w„hrend beliebige Millionen (z.B. 1847 8 Millionen) in issue department liegen, als Garantie fr die Konvertibilit„t der zirkulierenden Noten. Dies ist aber wieder illusorisch. "Der groáe Teil der Depositen, wofr die Bankiers selbst keine unmittelbare Nachfrage haben, geht in die H„nde der bill-brokers" (buchst„blich Wechselmakler, der Sache nach halbe Bankiers), "die dem Bankier dagegen als Sicherheit fr seinen Vorschuá Handels- wechsel geben, die sie schon fr Leute in London und der Provinz diskontiert haben. Der bill-broker ist dem Bankier verantwortlich fr die Rckzahlung dieses "money at call" {Geld, das auf Verlan- gen sofort rckzahlbar ist); und diese Gesch„fte sind von so ge- waltigem Umfang, daá Herr Neave, der gegenw„rtige Gouverneur der Bank" {von England,} in seiner Zeugenaussage sagt: 'Wir wissen, daá ein broker 5 Millionen hatte, und wir haben Grund anzunehmen, daá ein andrer zwischen 8 und 10 Millionen hatte; einer hatte 4, ein andrer 3 1/2 ein dritter mehr als 8. Ich spreche von Deposi- ten bei den brokers.'" ("Reports of Committee on Bank Acts", 1857/58, p. V, Absatz Nr.8 .) "Die Londoner bill-brokers... fhrten ihr enormes Gesch„ft ohne irgendwelche Reserve in bar; sie verlieáen sich auf die Eing„nge von ihren nach und nach verfallenden Wechseln oder im Notfall auf ihre Macht, Vorschsse von der Bank von England gegen Depot der von ihnen diskontierten Wechsel zu erhalten." [ibidem, p. VIII, Absatz Nr. 17] - "Zwei Firmen von bill-brokers in London stellten ihre Zahlungen 1847 ein; beide nahmen das Gesch„ft sp„ter wieder auf. 1857 suspendierten sie wieder. Die Passiva des einen Hauses waren 1847 in runder Zahl 2 683 000 Pfd.St. bei eine. Kapital von 180 000 Pfd.St.; seine Passiva waren 1857 = 5 300 000 Pfd.St., w„hrend das Kapital wahrscheinlich nicht mehr als ein Viertel be- trug von dem, was es 1847 gewesen. Die Passiva der andern Firma waren beidemal zwischen 3 und 4 Millionen, bei einem Kapital von nicht mehr als 45 000 Pfd.St." (ibidem, p. XXI, Absatz Nr. 52.) --- 5) {Die Suspension des Bankakts von 1844 erlaubt der Bank, belie- bige Mengen von Banknoten auszugeben, ohne Rcksicht auf deren Deckung durch den in ihren H„nden befindhchen Goldschatz; also beliebige Mengen von papiernem fiktivem Geldkapital zu kreieren und damit den Banken und Wechselmaklern und durch sie dem Handel, Vorschsse zu machen.} #493# ----- DREISSIGSTES KAPITEL Geldkapital und wirkliches Kapital - I Die einzig schwierigen Fragen, denen wir uns jetzt mit Beziehung auf das Kreditwesen n„hern, sind folgende: Erstens: Die Akkumulation des eigentlichen Geldkapitals. Wieweit und wieweit nicht ist sie Anzeichen von wirklicher Akkumulation des Kapitals, d.h. von Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter? Die sog. Plethora des Kapitals, ein Ausdruck, der immer nur vom zinstragenden, i.e. Geldkapital gebraucht wird, ist sie nur eine besondre Manier, die industrielle šberproduktion auszudrcken, oder bildet sie ein besondres Ph„nomen neben ihr? F„llt diese PIethora, dies šberangebot von Geldkapital, zusammen mit Vorhan- densein stagnanter Geldmassen (Barren, Goldgeld und Banknoten), so daá dieser šberfluá an wirklichem Geld Ausdruck und Erschei- nungsform jener Plethora von Leihkapital ist? Und zweitens: Wieweit drckt Geldklemme, d.h. Mangel an Leihkapi- tal, einen Mangel an wirklichem Kapital (Warenkapital und produk- tivem Kapital) aus? Wieweit f„llt sie andrerseits zusammen mit Mangel an Geld als solchem, Mangel an Zirkulationsmitteln? Soweit wir die eigentmliche Form der Akkumulation des Geldkapi- tals und Geldverm”gens Oberhaupt bis jetzt betrachtet haben, hat sie sich aufgel”st in Akkumulation von Ansprchen des Eigentums auf die Arbeit. Die Akkumulation des Kapitals der Staatsschuld heiát, wie sich gezeigt hat, weiter nichts als Vermehrung einer Klasse von Staatsgl„ubigern, die gewisse Summen auf den Betrag der Steuern fr sich vorwegzunehmen berechtigt sind. 6) In diesen Tatsachen, daá sogar eine Akkumulation von Schulden als --- 6) "Die Staatspapiere sind nichts anderes als das imagin„re Kapi- tal, das der zur Bezahlung der Schulden bestimmte Teil des j„hr- lichen Einkommens darstellt. Ein gleichgroáes Kapital ist vergeu- det worden; dieses dient als Nenner fr die Anleihe, aber es ist nicht das, was das Staatspapier darstellt, denn das Kapital exi- stiert berhaupt nicht #494# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Akkumulation von Kapital erscheinen kann, zeigt sich die Vollen- dung der Verdrehung, die im Kreditsystem stattfindet. Diese Schuldscheine, die fr das ursprnglich geliehene und l„ngst ver- ausgabte Kapital ausgestellt sind, diese papiernen Duplikate von vernichtetem Kapital fungieren fr ihre Besitzer soweit als Kapi- tal, als sie verkaufbare Waren sind, und daher in Kapital rck- verwandelt werden k”nnen. Die Eigentumstitel auf Gesellschaftsge- sch„fte, Eisenbahnen, Bergwerke etc. sind, wie wir ebenfalls ge- sehn haben, zwar in der Tat Titel auf wirkliches Kapital. Indes geben sie keine Verfgung ber dies Kapital. Es kann nicht entzo- gen werden. Sie geben nur Rechtsansprche auf einen Teil des von demselben zu erwerbenden Mehrwerts. Aber diese Titel werden eben falls papierne Duplikate des wirklichen Kapitals, wie wenn der dungsschein einen Wert erhielte neben der Ladung und gleichzeitig mit ihr. Sie werden zu nominellen Repr„sentanten nicht existie- render Kapitale. Denn das wirkliche Kapital existiert daneben und „ndert durchaus nicht die Hand dadurch, daá diese Duplikate die H„nde wechseln. Sie werden zu Formen des zinstragenden Kapitals, weil sie nicht nur gewisse Ertr„ge sichern, sondern auch, weil durch Verkauf ihre Rckzahlung als Kapitalwerte erhalten werden kann. Soweit die Akkumulation dieser Papiere die Akkumulation von Eisenbahnen, Bergwerken, Dampfschiffen etc. ausdrckt, drckt sie Erweiterung des wirklichen Reproduktionsprozesses aus, ganz wie die Erweiterung einer Steuerliste z.B. auf Mobilareigentum die Expansion dieses Mobilars anzeigt. Aber als Duplikate, die selbst als Waren verhandelbar sind und daher selbst als Kapitalwerte zirkulieren, sind sie illusorisch, und ihr Wertbetrag kann fallen und steigen ganz unabh„ngig von der Wertbewegung des wirklichen Kapitals, auf das sie Titel sind. Ihr Wertbetrag, d.h. ihre Kurs- notierung an der B”rse, hat mit dem Fallen des Zinsfuáes, soweit dies, unabh„ngig von den eigentmlichen Bewegungen des Geldkapi- tals, einfache Folge des tendenziellen Falles der Profitrate ist, notwendig die Tendenz zu steigen, so daá dieser imagin„re Reich- tum, dem Wertausdruck nach fr jeden seiner aliquoten Teile von bestimmtem ursprnglichem --- mehr. Mittlerweile mssen neue Reichtmer aus der Arbeit der In- dustrie entstehen; ein j„hrlicher Teil dieser Reichtmer wird im voraus denen angewiesen, die jene vergeudeten Reichtmer geliehen hatten; dieser Teil wird durch Steuern jenen abgenommen, die die Reichtmer hervorbringen, um an die Staatsgl„ubiger gegeben zu werden, und nach dem landesblichen Verh„ltnis zwischen Kapital und Zins nimmt man ein irnagin„res Kapital an, das ebenso groá ist wie das Kapital, woraus die j„hrliche Rente entstehen k”nnte, die die Gl„ubiger zu bekommen haben." (Sisrnondi, "Nouveaux Prin- cipes", II, p. 229, 230.) #495# 30. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - I ----- Nominalwert, sich schon aus diesem Grunde im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion expandiert. 7) Gewinnen und Verlieren durch Preisschwankungen dieser Eigen- tumstitel sowie deren Zentralisation in den H„nden von Eisenbahn- k”nigen usw. wird der Natur der Sache nach mehr und mehr Resultat des Spiels, das an der Stelle der Arbeit als die ursprngliche Erwerbsart von Kapitaleigentum erscheint und auch an die Stelle der direkten Gewalt tritt. Diese Sorte imagin„ren Geldverm”gens bildet nicht nur einen sehr bedeutenden Teil des Geldverm”gens der Privaten, sondern auch des Bankierkapitals, wie schon er- w„hnt. Man k”nnte - wir erw„hnen es nur, um es rasch zu erledigen - unter Akkumulation des Geldkapitals auch verstehn die Akkumula- tion des Reichtums in der Hand von Bankiers (Geldverleihern von Profession) als der Vermittler zwischen den Privatgeldkapitali- sten hier, und dem Staat, den Gemeinden und den reproduzierenden Borgern dort; indem die ganze ungeheure Ausdehnung des Kreditsy- stems, šberhaupt der gesamte Kredit, von ihnen als ihr Privatka- pital exploitiert wird. Diese Burschen besitzen das Kapital und die Einnahme stets in Geldform oder in direkten Forderungen auf Geld. Die Akkumulation des Verm”gens dieser Klasse kann vor sich gehn in sehr verschiedner Richtung mit der wirklichen Akkumula- tion, beweist aber jedenfalls, daá diese Klasse einen guten Teil von dieser letzteren einsteckt. Um die vorliegende Frage auf engere Grenzen zurckzufhren: Staatseffekten wie Aktien und andere Wertpapiere aller Art sind Anlagesph„ren fr verleihbares Kapital, fr Kapital, das bestimmt ist, zinstragend zu werden. Sie sind Formen, es auszuleihen. Aber sie sind nicht selbst das Leihkapital, das in ihnen angelegt wird. Andrerseits, soweit der Kredit direkte Rolle im Reprodukti- onsprozeá spielt: Was der Industrielle oder Kaufmann braucht, wenn er Wechsel diskontiert haben oder eine Anleihe aufnehmen will, sind weder Aktien noch Staatspapiere. Was er braucht, ist Geld. Er versetzt oder verkauft also jene Wertpapiere, wenn er das Geld sich anders nicht beschaffen kann. Es ist die Akkumula- tion d i e s e s Leihkapitals, --- 7) Ein Teil des akkumulierten verleihbaren Geldkapitals ist in der Tat bloáer Ausdruck von industriellem Kapital. Wenn z.B. Eng- land um 1857 in amerikanischen Eisenbahnen und andren Unterneh- mungen 80 Millionen Pfd.St. angelegt hatte, so wurde diese Anlage fast durchweg vermittelt durch Ausfuhr englischer Waren, wofr die Amerikaner keine Rckzahlung zu machen hatten. Der englische Exporteur zog gegen diese Waren Wechsel auf Amerika, die von den englischen Aktienzeichnern aufgekauft und nach Amerika zur Ein- zahlung der Aktienbetr„ge gesandt wurden. #496# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- von der wir hier zu handeln haben, und zwar speziell von der des leihbaren Geldkapitals. Es handelt sich hier nicht um Anleihen von H„usern, Maschinen oder andrem fixen Kapital. Es handelt sich auch nicht um die Vorschsse, die sich Industrielle und Kaufleute untereinander in Waren und innerhalb des Zirkels des Reprodukti- onsprozesses machen; obgleich wir auch diesen Punkt vorher noch n„her untersuchen mssen, es handelt sich ausschlieálich um die Geldanleihen, die durch die Bankiers, als Vermittler, den Indu- striellen und Kaufleuten gemacht werden. --- Analysieren wir also zun„chst den kommerziellen Kredit, d.h. den Kredit, den die in der Reproduktion besch„ftigten Kapitalisten einander geben. Er bildet die Basis des Kreditsystems. Sein Re- pr„sentant ist der Wechsel, Schuldschein mit bestimmtem Zahlungs- termin, document of deferred payment. Jeder gibt Kredit mit der einen Hand und empf„ngt Kredit mit der andern. Sehn wir zun„chst ganz ab vom Bankierkredit, der ein ganz andres, wesentlich ver- schiednes Moment bildet Soweit diese Wechsel unter den Kaufleuten selbst wieder als Zahlungsmittel zirkulieren, durch Endossement von einem auf den andern, wo aber der Diskonto nicht dazwischen- kommt, ist es nichts als eine šbertragung der Schuldforderung von A auf B und „ndert absolut nichts am Zusammenhang. Es setzt nur eine Person an die Stelle einer andern. Und selbst in diesem Fall kann die Liquidation ohne Dazwischenkunft von Geld stattfinden. Der Spinner A z.B. hat einen Wechsel zu zahlen an den Baumwoll- makler B, dieser an den Importeur C. Wenn C nun ebenfalls Garn exportiert, was oft genug vorkommt, so kann er Garn von A gegen Wechsel kaufen und der Spinner A den Makler B mit dessen eignem, von C in Zahlung erhaltnen Wechsel decken, wobei h”chstens ein Saldo in Geld zu zahlen ist. Die ganze Transaktion vermittelt dann nur den Austausch von Baumwolle und Garn. Der Exporteur re- pr„sentiert nur den Spinner, der Baumwollmakler den Baumwoll- pflanzer. Es ist nun bei dem Kreislauf dieses rein kommerziellen Kredits zweierlei zu bemerken: Erstens: Die Saldierung dieser wechselseitigen Schuldforderungen h„ngt ab vom Rckfluá des Kapitals; d. h. von W-G, das nur ver- tagt ist. Wenn der Spinner einen Wechsel vom Kattunfabrikanten erhalten hat, so kann der Kattunfahrikant zahlen, wenn der Kat- tun, den er auf dem Markt hat, in der Zwischenzeit verkauft ist. Hat der Kornspekulant einen Wechsel auf seinen Faktor gegeben, so kann der Faktor das Geld zahlen, wenn unterdes das #497# 30. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - I ----- Korn zum erwarteten Preise verkauft ist. Es h„ngen also diese Zahlungen ab von der Flssigkeit der Reproduktion, d.h. des Pro- duktions- und Konsumtionsprozesses. Da die Kredite aber wechsel- seitig sind, h„ngt die Zahlungsf„higkeit eines jeden zugleich ab von der Zahlungsf„higkeit eines andern; denn beim Ausstellen sei- nes Wechsels kann jener entweder auf den Rckfluá des Kapitals in seinem eignen Gesch„ft oder auf Rckfluá im Gesch„ft eines Drit- ten gerechnet haben, der ihm in der Zwischenzeit einen Wechsel zu zahlen hat. Abgesehn von der Aussicht auf Rckflsse, kann die Zahlung nur m”glich werden durch Reservekapital, worber der Wechselaussteller verfgt, um seinen Verpflichtungen im Fall ver- z”gerter Rckflsse nachzukommen. Zweitens: Dies Kreditsystem be- seitigt nicht die Notwendigkeit barer Geldzahlungen. Einmal ist ein groáer Teil der Auslagen stets bar zu zahlen, Arbeitslohn, Steuern etc. Dann aber z. B. hat B, der von C einen Wechsel an Zahlungsstatt erhalten, ehe dieser Wechsel f„llig, selbst einen f„lligen Wechsel an D zu zahlen, und dafr muá er bares Geld ha- ben. Ein so voll. st„ndiger Kreislauf der Reproduktion, wie er oben vom Baumwollpflanzer bis Baumwollspinner und umgekehrt vor- ausgesetzt worden, kann nur eine Ausnahme bilden und muá stets an vielen Stellen durchbrochen werden. Wir haben beim Reproduktions- prozeá (Buch Il, Abschn. III 1*)) gesehn, daá die Produzenten des konstanten Kapitals zum Teil konstantes Kapital miteinander aus- tauschen. Dafr k”nnen sich die Wechsel mehr oder weniger aus- gleichen. Ebenso in aufsteigender Linie der Produktion, wo der Baumwollmakler auf den Spinner, der Spinner auf den Kattunfabri- kanten, dieser auf den Exporteur, dieser auf den Importeur (vielleicht wieder von Baumwolle) zu ziehen hat. Aber es findet nicht zugleich Kreislauf der Transaktionen und daher Umbiegung der Forderungsreihe statt. Die Forderung, z.B. des Spinners an den Weber, wird nicht saldiert durch die Forderung des Kohlenlie- feranten an den Maschinenbauer; der Spinner hat nie in seinem Ge- sch„ft Gegenforderungen auf den Maschinenbauer zu machen, weil sein Produkt, Garn, nie als Element in dessen Reproduktionsprozeá eingeht. Solche Forderungen mssen daher durch Geld ausgeglichen werden. Die Grenzen fr diesen kommerziellen Kredit, fr sich be- trachtet, sind 1 - der Reichtum der Industriellen und Kaufleute, d. h. ihre Verfgung ber Reservekapital im Fall verz”gerter Rckflsse; 2. diese Rckflsse selbst. Diese k”nnen der Zeit nach verz”gert werden, oder die Warenpreise k”nnen in der Zwi- schenzeit fallen, oder die Ware kann momentan unverk„uflich ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 420-423 #498# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- werden bei Stockung der M„rkte. Je langsichtiger die Wechsel, de- sto gr”áer muá erstens das Reservekapital sein und desto gr”áer ist die M”glichkeit einer Schm„lerung oder Versp„tung des Rck- flusses durch Preisfall oder šberfhrung der M„rkte. Und ferner sind die Retouren um so unsicherer, je mehr die ursprngliche Transaktion durch Spekulation auf Steigen oder Fallen der Waren- preise bedingt war. Es ist aber klar, daá mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit und daher der Produktion auf groáer Stufenleiter, 1. die M„rkte sich ausdehnen und vom Produktionsort sich entfernen, 2. daher die Kredite sich verl„ngern mssen und also 3. das spekulative Element mehr und mehr die Transaktionen beherrschen muá. Die Produktion auf groáer Stufenleiter und fr entfernte M„rkte wirft das Gesamtprodukt in die Hand des Handels; es ist aber unm”glich, daá sich das Kapital der Nation verdopple, so daá der Handel fr sich f„hig w„re, mit eignem Kapital das ge- samte nationale Produkt aufzukaufen und wieder zu verkaufen. Kre- dit ist hier also unerl„álich; Kredit, dem Umfang nach wachsend mit dem wachsenden Wertumfang der Produktion und der Zeitdauer nach mit der zunehmenden Entfernung der M„rkte. Es findet hier Wechselwirkung statt. Die Entwicklung des Produktionsprozesses erweitert den Kredit, und der Kredit fhrt zur Ausdehnung der in- dustriellen und merkantilen Operationen. Betrachten wir diesen Kredit, getrennt vom Bankierkredit, so ist klar, daá er w„chst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst. Leihkapital und industrielles Kapital sind hier iden- tisch; die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale, bestimmt ent- weder fr schlieáliche individuelle Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital. Was hier also als geliehenes Kapital erscheint, ist immer Kapital, das sich in einer bestimmten Phase des Reprgduktionsprozesses befindet, aber durch Kauf und Verkauf aus einer Hand in die andre bergeht, w„h- rend das Žquivalent dafr von dem K„ufer erst sp„ter zu bedungner Frist gezahlt wird. Z.B. die Baumwolle geht gegen Wechsel in die Hand des Spinners ber, das Garn gegen Wechsel in die Hand des Kattunfabrikanten, der Kattun gegen Wechsel in die Hand des Kauf- manns, aus dessen Hand gegen Wechsel in die des Exporteurs, aus der Hand des Exporteurs gegen Wechsel in die eines Kaufmanns in Indien, der ihn verkauft und dafr indigo kauft usw. W„hrend die- ses šbergangs aus einer Hand in die andre vollzieht die Baumwolle ihre Verwandlung in Kattun, und der Kattun wird schlieálich nach Indien transportiert und ausgetauscht gegen Indigo, der nach Eu- ropa verschafft wird und dort wieder in die Reproduktion eingeht. Die verschiednen Phasen des Reproduktionsprozesses sind hier ver- mittelt #499# 30. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - I ----- durch den Kredit, ohne daá der Spinner die Baumwolle, der Kattun- fabrikant das Garn, der Kaufmann den Kattun etc. gezahlt hat. In den ersten Akten des Vorgangs geht die Ware, Baumwolle, durch ihre verschiednen Produktionsphasen, und dieser šbergang wird vermittelt durch den Kredit. Aber sobald die Baumwolle in der Produktion ihre letzte Form als Ware erhalten hat, geht dasselbe Warenkapital nur noch durch die H„nde verschiedner Kaufleute, die den Transport zum entlegnen Markt vermitteln und deren letzter sie schlieálich an den Konsumenten verkauft und andre Ware dafr einkauft, die entweder in die Konsumtion eingeht oder in den Re- produktionsprozeá. Es sind also hier zwei Abschnitte zu unter- scheiden: im ersten vermittelt der Kredit die wirklichen sukzes- siven Phasen in der Produktion desselben Artikels; im zweiten bloá den šbergang aus der Hand ines Kaufmanns in die des andern, der den Transport einschlieát, also den Akt W-G. Aber auch hier befindet sich die Ware wenigstens immer im Zirkulationsakt, also in einer Phase des Reproduktionsprozesses. Was demnach hier verliehen wird, ist nie unbesch„ftigtes Kapital, sondern Kapital, das in der Hand seines Besitzers seine Form „n- dern muá, das in einer Form existiert, worin es fr ihn bloáes Warenkapital ist, d.h. Kapital, das rckverwandelt, und zwar we- nigstens zun„chst in Geld umgesetzt werden muá. Es ist somit die Metamorphose der Ware, die hier durch den Kredit vermittelt wird; nicht nur W-G, sondern auch G-W und der wirkliche Produktionspro- zeá. Viel Kredit innerhalb des reproduktiven Kreislaufs - abge- sehn vom Bankierkredit - heiát nicht: viel unbesch„ftigtes Kapi- tal, das zu Anleihen ausgeboten wird und profitliche Anlage sucht, sondern: groáe Besch„ftigung von Kapital im Reproduktions- prozeá. Der Kredit vermittelt hier also 1. soweit die industriel- len Kapitalisten in Betracht kommen, den šbergang des industriel- len Kapitals aus einer Phase in die andre, den Zusammenhang der zueinander geh”rigen und ineinander eingreifenden Produktions- sph„ren; 2. soweit die Kaufleute in Betracht kommen, den Trans- port und den šbergang der Waren aus einer Hand in die andre bis zu ihrem definitiven Verkauf fr Geld oder ihrem Austausch mit einer andern Ware. Das Maximum des Kredits ist hier gleich der vollsten Besch„fti- gung des industriellen Kapitals, d.h. der „uáersten Anspannung seiner Reproduktionskraft ohne Rcksicht auf die Grenzen der Kon- sumtion. Diese Grenzen der Konsumtion werden erweitert durch die Anspannung des Reproduktionsprozesses selbst; einerseits vermehrt sie den Verzehr von Revenue durch Arbeiter und Kapitalisten, andrerseits ist sie identisch mit Anspannung der produktiven Kon- sumtion. #500# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Solange der Reproduktionsprozeá flssig und damit der Rckfluá gesichert bleibt, dauert dieser Kredit und dehnt sich aus, und seine Ausdehnung ist basiert auf die Ausdehnung des Reprodukti- onsprozesses selbst. Sobald eine Stockung eintritt, infolge ver- z”gerter Rckflsse, berfhrter M„rkte, gefallner Preise, ist šberfluá von industriellem Kapital vorhanden, aber in einer Form, worin es seine Funktion nicht vollziehn kann. Masse von Warenka- pital, aber unverk„uflich. Masse von fixem Kapital, aber durch Stockung der Reproduktion groáenteils unbesch„ftigt. Der Kredit kontra. hiert sich, 1. weil dies Kapital unbesch„ftigt ist, d.h. in einer seiner Reproduktionsphasen stockt, weil es seine Meta- morphose nicht vollziehn kann; 2. weil das Vertrauen in die Fls- sigkeit des Reproduktionsprozesses gebrochen ist; 3. weil die Nachfrage nach diesem kommerziellen Kredit abnimmt. Der Spinner, der seine Produktion einschr„nkt und eine Masse unverkauftes Garn auf Lager hat, braucht keine Baumwolle auf Kredit zu kaufen; der Kaufmann braucht keine Waren auf Kredit zu kaufen, weil er deren schon mehr als genug hat. Tritt also St”rung in dieser Expansion oder auch nur in der normalen Anspannung des Reproduktionsprozes- ses ein, so damit auch Kreditmangel; Waren sind schwerer auf Kre- dit zu erhalten. Besonders aber ist das Verlangen nach barer Zah- lung und die Vorsicht im Kreditverkauf charakteristisch fr die Phase des industriellen Zyklus, die auf den Krach folgt. In der Krisis selbst, da jeder zu verkaufen hat und nicht verkaufen kann und doch verkaufen muá, um zu zahlen, ist die Masse, nicht des unbesch„ftigten, unterzubringenden Kapitals, sondern die des in seinem Reproduktionsprozeá gehemmten Kapitals gerade dann am gr”áten, wenn auch der Kreditmangel am gr”áten ist (und daher bei Bankierkredit die Diskontorate am h”chsten). Das schon ausgelegte Kapital ist dann in der Tat massenweis unbesch„ftigt, weil der Reproduktionsprozeá stockt. Fabriken stehn still, Rohstoffe h„u- fen sich auf, fertige Produkte berfllen als Waren den Markt. Es ist also nichts falscher, als solchen Zustand einem Mangel an produktivem Kapital zuzuschreiben. Es ist gerade dann šberfluá von produktivem Kapital vorhanden, teils in bezug auf den norma- len, aber augenblicklich kontrahlerten Maástab der Reproduktion, teils in bezug auf die gel„hmte Konsumtion. Denken wir uns die ganze Gesellschaft bloá aus industriellen Ka- pitalisten und Lohnarbeitern zusammengesetzt. Sehn wir ferner ab von den Preiswechseln, die groáe Portionen des Gesamtkapitals hindern, sich in ihren Durchschnittsverh„ltnissen zu ersetzen, und die, bei dem allgemeinen Zusammenhang des ganzen Reprodukti- onsprozesses, wie ihn namentlich der #501# 30. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - I ----- Kredit entwickelt, immer zeitweilige allgemeine Stockungen her- vorbringen rnssen. Sehn wir ab ebenfalls von den Scheingesch„f- ten und spekulativen Ums„tzen, die das Kreditwesen f”rdert. Dann w„re eine Krise nur erkl„rlich aus Miáverh„ltnis der Produktion in verschiednen Zweigen und aus einem Miáverh„ltnis, worin der Konsum der Kapitalisten selbst zu ihrer Akkumulation st„nde. Wie aber die Dinge liegen, h„ngt der Ersatz der in der Produktion an- gelegten Kapitale groáenteils ab von der Konsumtionsf„higkeit der nicht produktiven Klassen; w„hrend die Konsumtionsf„higkeit der Arbeiter teils durch die Gesetze des Arbeitslohns, teils dadurch beschr„nkt ist, daá sie nur solange angewandt werden, als sie mit Profit fr die Kapitalistenklasse angewandt werden k”nnen. Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschr„nkung der Massen gegenber dem Trieb der kapi- talistischen Produktion, die Produktivkr„fte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsf„higkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde. Von wirklichem Mangel an produktivem Kapital, wenigstens bei kapitalistisch entwickelten Nationen, kann nur ge- sprochen werden bei allgemeinen Miáernten, sei es der Hauptnah- rungsrnittel, sei es der haupts„chlichsten industriellen Roh- stoffe. Es kommt aber nun zu diesem kommerziellen Kredit der ei- gentliche Geldkredit hinzu. Das Vorschieáen der Industriellen und Kaufleute untereinander verquickt sich mit dem Vorschieáen des Geldes an sie seitens der Bankiers und Geldverleiher. Beim Dis- kontleren der Wechsel ist der Vorschuá nur nominell. Ein Fabri- kant verkauft sein Produkt gegen Wechsel und diskontiert diesen Wechsel bei einem bill-broker. In der Tat schieát dieser nur den Kredit seines Bankiers vor, der ihm wieder das Geldkapital seiner Depositoren vorschieát, die gebildet werden von den Industriellen und Kaufleuten selbst, aber auch von Arbeitern (vermittelst Spar- banken), von Grundrentnern und den sonstigen unproduktiven Klas- sen. So wird fr jeden individuellen Fabrikanten oder Kaufmann sowohl die Notwendigkeit eines starken Reservekapitals umgangen, wie die Abh„ngigkeit von den wirklichen Rckflssen. Andrerseits aber kompliziert sich teils durch einfache Wechselreiterei, teils durch Warengesch„fte zum Zweck der bloáen Wechselfabrikation der ganze Prozeá so sehr, daá der Schein eines sehr soliden Gesch„fts und flotter Rckflsse noch ruhig fortexistieren kann, nachdem die Rckflsse in der Tat schon l„ngst nur noch auf Kosten teils geprellter Geldverleiher, teils geprellter Produzenten gemacht worden sind. Daher scheint immer das Gesch„ft fast bertrieben gesund gerade unmittelbar vor dem Krach. Den besten Beweis lie- fern z.B. die "Reports on Bank #502# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Acts" von 1857 und 1858, wo alle Bankdirektoten, Kaufleute, kurz alle vorgeladnen Sachverst„ndigen, an ihrer Spitze Lord Over- stone, sich wechselseitig Glck wnschten ber die Blte und Ge- sundheit des Gesch„fts - genau einen Monat bevor die Krise im Au- gust 1857 ausbrach. Und sonderbarerweise macht Tooke in seiner "History of Prices" diese Illusion noch einmal als Geschichts- schreiber jeder Krise durch. Das Gesch„ft ist immer kerngesund und die Kampagne im gedeihlichsten Fortgang, bis auf einmal der Zusammenbruch erfolgt. --- Wir kommen jetzt zurck auf die Akkumulation des Geldkapitals. Nicht jede Vermehrung des leihbaren Geldkapitals zeigt wirkliche Kapitalakkumulation oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an. Dies tritt am klarsten hervor in der Phase des industriellen Zyklus unmittelbar nach berstandner Krisis, wo Leihkapital mas- senhaft brachliegt. In solchen Momenten, wo der Produktionsprozeá eingeschr„nkt ist (die Produktion in den englischen Industriebe- zirken war nach der Krise von 1847 um ein Drittel verringert), wo die Preise der Waren auf ihrem niedrigsten Punkt stehn, wo der Unternehmungsgeist gel„hmt ist, herrscht niedriger Stand des Zinsfuáes, der hier nichts anzeigt als Vermehrung des leihbaren Kapitals grade durch Kontraktion und L„hmung des industriellen Kapitals. Daá weniger Zirkulationsmittel erheischt sind mit ge- fallnen Warenpreisen, verminderten Ums„tzen und der Kontraktion des in ArbeitsIohn ausgelegten Kapitals; daá andrerseits, nach Liquidation der Schulden ans Ausland teils durch Goldabfluá und teils durch Bankrotte, kein zuschssiges Geld fr die Funktion als Weltgeld erheischt ist; daá endlich der Umfang des Gesch„fts des Wechseldiskontlerens mit der Zahl und den Betr„gen dieser Wechsel selbst abnimmt -, alles dies ist augenscheinlich. Die Nachfrage nach leihbarem Geldkapital, sei es fr Zirkulationsmit- tel, sei es fr Zahlungsmittel (von neuer Kapitalanlage ist noch keine Rede), nimmt daher ab, und es wird damit relativ reichlich. Aber auch das Angebot des leihbaren Geldkapitals nimmt unter sol- chen Umst„nden positiv zu, wie sich sp„ter zeigen wird. So herrschte nach der Krise von 1847 "eine Einschr„nkung der Um- s„tze und ein groáer šberfluá an Geld". ("Comm. Distress", 1847/48, Evid. Nr. 1664.) Der Zinsfuá war sehr niedrig wegen fast vollst„ndiger Vernichtung des Handels und fast g„nzlicher Abwe- senheit der M”glichkeit, Geld anzulegen". (l.c.p. 45. Aussage von Hodgson, Direktor der Royal Bank of Liverpool.) Welchen Unsinn diese Herren (und Hodgson ist noch #503# 30. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - I ----- einer der Besten) zusammenfabeln, um sich dies zu erkl„ren, kann man aus folgender Phrase sehn: "Die Klemme" (1847) "entsprang aus einer wirklichen Verminderung des Geldkapitals im Lande, verursacht teils durch die Notwendig- keit, die Einfuhren aus allen Weitgegenden in Gold zu bezahlen, und teils durch die Verwandlung von Zirkulationskapital (floating capital) in fixes." [l.c.p. 63.] Wie die Verwandlung von Zirkulationskapital in fixes das Geldka- pital des Landes vermindern soll, ist nicht abzusehn, da z.B. bei Eisenbahnen, worin haupts„chlich damals Kapital festgelegt wor- den, kein Gold oder Papier zu Viadukten und Schienen verbraucht wird und das Geld fr die Eisenbahnaktien, soweit es bloá fr Einzahlungen deponiert, ganz wie alles andre bei den Banken depo- nierte Geld fungierte und selbst, wie schon oben gezeigt, momen- tan das leihbare Geldkapital vermehrte; soweit es aber wirklich im Bau verausgabt, roullerte es als Kauf- und Zahlungsmittel im Lande. Nur soweit fixes Kapital kein exportierbarer Artikel ist, also mit der Unm”glichkeit der Ausfuhr auch das disponible Kapi- tal wegf„llt, das durch Retouren fr ausgefhrte Artikel be- schafft wird, also auch die Retouren in bar oder Barren, nur so- weit k”nnte das Geldkapital affiziert werden. Aber auch englische Exportartikel lagerten damals massenweise unverk„uflich auf den ausw„rtigen M„rkten. Fr die Kaufleute und Fabrikanten in Manche- ster usw., die einen Teil ihres normalen Gesch„ftskapitals in Ei- senbahnaktien festgeritten und zur Fhrung ihres Gesch„fts daher von Borgkapital abhingen, hatte sich in der Tat ihr floating ca- pital fixiert, und dafr muáten sie die Folgen tragen. Es w„re aber dasselbe gewesen, wenn sie das ihrem Gesch„ft geh”rige, aber entzogne Kapital statt in Eisenbahnen z.B. in Bergwerken angelegt gehabt h„tten, deren Produkt selbst wieder floating capital ist, Eisen, Kohle, Kupfer etc. - Die wirkliche Verminderung des dispo- niblen Geldkapitals durch Miáernte, Korneinfuhr und Goldausfuhr war natrlich ein Ereignis, das mit dem Eisenbahnschwindel nichts zu tun hatte. "Fast alle kaufm„nnischen H„user hatten angefangen, ihr Gesch„ft mehr oder weniger auszuhungern, um das Geld in Eisenbahnen anzu- legen." [l.c.p. 42.] - Die so ausgedehnten Vorschsse, die an Ei- senbahnen von Handelsh„usern gemacht wurden, verleiteten diese, sich viel zu sehr durch Wechseldiskonto auf die Banken zu sttzen und dadurch ihre Handelsgesch„fte weiterzufhren." (Derselbe Hodgson, l.c.p. 67.], "In Manchester fanden immense Verluste statt durch die Spekulation in Eisenbahnen." (Der in Buch I, Kap. XIII, 3, c, und sonst mehrfach angefhrte R. Gardner, Aussagenum- mer 4884, l.c.) #504# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Eine Hauptursache der Krisis von 1847 war die kolossale Markt- berfhrung und der grenzenlose Schwindel im ostindischen Waren- gesch„ft. Aber auch andre Umst„nde brachten sehr reiche H„user dieses Zweigs zu Fall: "Sie hatten reichliche Mittel, aber sie waren nicht flssig zu machen. Ihr ganzes Kapital lag fest in Grundbesitz in Mauritius oder Indigo- und Zuckerfabriken. Wenn sie dann Verpflichtungen bis zu 500 000 - 600 000 Pfd.St. eingegangen waren, hatten sie keine flssigen Mittel, ihre Wechsel zu zahlen, und schlieálich stellte sich heraus, daá, um ihre Wechsel zu zahlen, sie sich g„nzlich auf ihren Kredit verlassen muáten." (Ch. Turner, groáer ostindischer Kaufmann in Liverpool, Nr. 730, l.c.) Ferner Gardner (Nr. 4872, l.c.): "Gleich nach dem chinesischen Vertrag wurden dem Lande so groáe Aussichten gemacht auf eine gewaltige Ausdehnung unsers Handels mit China, daá viele groáe Fabriken expreá fr dies Gesch„ft ge- baut wurden, um die im chinesischen Markt haupts„chlich gangbaren Baumwollengewebe anzufertigen, und diese kamen zu allen unsern schon bestehenden Fabriken hinzu." - 4874. "Wie ist dieses Ge- sch„ft abgelaufen? - H”chst ruinierend, so daá es fast jeder Be- schreibung spottet; ich glaube nicht, daá von den s„mtlichen Ver- schiffungen von 1844 und 1845 nach China mehr als 2/3 des Betrags je zurckgekommen sind; weil Tee der Hauptartikel des Rckexports ist und weil man uns so groáe Erwartungen gemacht hatte, rechne- ten wir Fabrikanten mit Sicherheit auf eine groáe Herabsetzung des Teezolls." Und nun kommt, naiv ausgedruckt, das charakteristische Credo des englischen Fabrikanten: "Unser Handel mit einem ausw„rtigen Markt ist nicht beschr„nkt durch dessen F„higkeit, die Waren zu kaufen, aber er ist be- schr„nkt hier im Lande durch unsre F„higkeit, die Produkte zu konsumieren, die wir als Retouren fr unsre Industrieerzeugnisse erhalten." (Die relativ armen L„nder, womit England handelt, k”nnen natr- lich jeden nur m”glichen Belauf englischer Fabrikate zahlen und konsumieren, leider aber kann das reiche England die Retourpro- dukte nicht verdauen.) 4876. "Ich schickte anfangs einige Waren hinaus, und diese wurden zu etwa 15% Verlust verkauft, in der vollen šberzeugung, daá der Preis, zu dem meine Agenten Tee kaufen konnten, beim Wiederver- kauf hier einen so groáen Profit ergeben wrde, daá dieser Ver- lust gedeckt w„re; aber statt Profit zu machen, verlor ich manchmal 25 und bis zu 50%." - 4877. "Exportierten die Fabrikan- ten fr eigne Rechnung? - Haupts„chlich; die Kaufleute, scheint es, sahn sehr bald, daá nichts bei der Sache herauskam, und sie errnunterten die Fabrikanten mehr zu Konsignationen, als daá sie sich selbst dabei beteiligten." #505# 30. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - I ----- 1857 dagegen fielen Verluste und Bankrotte vorzugsweise auf die Kaufleute, da diesmal die Fabrikanten ihnen die šberfhrung der fremden M„rkte "auf eigne Rechnung" berlieáen. --- Eine Expansion des Geldkapitals, die daraus entsteht, daá infolge der Ausbreitung des Bankwesens (siehe das Beispiel von Ipswich weiter unten, wo im Lauf weniger Jahre unmittelbar vor 1857 die Depositen der P„chter sich vervielfachten) das, was frher Pri- vatschatz oder Mnzreserve war, sich fr bestimmte Zeit immer in leihbares Kapital verwandelt, drckt ebensowenig ein Wachsen des produktiven Kapitals aus wie die wachsenden Depositen bei den Londoner Aktienbanken, sobald diese anfingen, Zinsen auf Deposi- ten zu zahlen. Solange die Produktionsleiter dieselbe bleibt, be- wirkt diese Expansion nur Reichlichkeit des leihbaren Geldkapi- tals gegenber dem produktiven. Daher niedriger Zinsfuá. Hat der Reproduktionsprozeá wieder den Stand der Blte erreicht, der dem der šberanspannung vorhergeht, so erreicht der kommerzielle Kre- dit eine sehr groáe Ausdehnung, die dann in der Tat wieder die gesunde Basis leicht eingehender Rckflsse und ausgedehnter Pro- duktion hat. In diesem Zustand ist der Zinsfuá immer noch nied- rig, wenn er auch ber sein Minimum steigt. Es ist dies in der Tat der einzige Zeitpunkt, wo gesagt werden kann, daá niedriger Zinsfuá, und daher relative Reichlichkeit des ver. leihbaren Ka- pitals, zusammenf„llt mit wirklicher Ausdehnung des industriellen Kapitals. Die Leichtigkeit und Regelm„áigkeit der Rckflsse, verknpft mit einem ausgedehnten kommerziellen Kredit, sichert das Angebot von Leihkapital trotz der gesteigerten Nachfrage und verhindert das Niveau des Zinsfuáes zu steigen. Andrerseits kom- men jetzt erst in merklichem Grad die Ritter herein, die ohne Re- servekapital oder berhaupt ohne Kapital arbeiten und daher ganz auf den Geldkredit hin operieren. Es kommt jetzt auch hinzu die groáe Ausdehnung des fixen Kapitals in allen Formen und die mas- senhafte Er”ffnung neuer weitreichender Unternehmungen. Der Zins steigt jetzt auf seine Durchschnittsh”he. Sein Maximum erreicht er wieder, sobald die neue Krisis hereinbricht, der Kredit pl”tz- lich aufh”rt, die Zahlungen stocken, der Reproduktionsprozeá ge- l„hmt wird und, mit frher erw„hnten Ausnahmen, neben fast abso- lutem Mangel von Leihkapital, šberfluá von unbesch„ftigtem indu- striellem Kapital eintritt. Im ganzen also verl„uft die Bewegung des Leihkapitals, wie sie sich im Zinsfuá ausdrckt, in umgekehrter Richtung zu der des in- dustriellen Kapjtals. Die Phase, wo der niedrige, aber ber dem Minimum stehende Zinsfuá #506# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- mit der "Besserung" und dem wachsenden Vertrauen nach der Krise zusammenf„llt, und besonders die Phase, wo er seine Durch- schnittsh”he erreicht, die Mitte, gleichweit entfernt von seinem Minimum und Maximum, nur diese beiden Momente drucken das Zusam- menfallen von reichlichem Leihkapital mit groáer Expansion des industriellen Kapitals aus. Aber am Anfang des industriellen Zy- klus ist der niedrige Zinsfuá zusammenfallend mit Kontraktion und am Ende des Zyklus der hohe Zinsfuá mit Oberreichlichkeit von in- dustriellem Kapital. Der niedrige Zinsfuá, der die Besserung be- gleitet, drckt aus, daá der kommerzielle Kredit nur in geringem Maá des Bankkredits bedarf, indem er noch auf seinen eignen Fáen steht. Es verh„lt sich mit diesem industriellen Zyklus so, daá derselbe Kreislauf, nachdem der erste Anstoá einmal gegeben, sich peri- odisch reproduzieren muá. 8) Im Zustand der Abspannung sinkt die Produktion unter die --- 8) {Wie ich schon an andrer Stelle bemerkt 1*), ist hier seit der letzten groáen allgemeinen Krise eine Wendung eingetreten. Die akute Form des periodischen Prozesses mit ihrem bisherigen zehn- j„hrigen Zyklus scheint in eine mehr chronische, l„nger gezogne, sich auf die verschiednen Industriel„nder verschiedenzeitig ver- teilende Abwechslung von relativ kurzer, matter Gesch„ftsbesse- rung mit relativ langem, entscheidungslosem Druck gewichen zu sein. Vielleicht aber handelt es sich nur um eine Ausdehnung der Dauer des Zyklus. In der Kindheit des Welthandels, 1815-1847, lassen sich ann„hernd fnfj„hrige Zyklen 2*) nachweisen; von 1847-67 ist der Zyklus entschieden zehnj„hrig;, sollten wir uns in der Vorbereitungsperiode eines neuen Weltkrachs von unerh”rter Vehemenz befinden? Dahin scheint manches zu deuten. Seit der letzten allgemeinen Krise von 1867 sind groáe Žnderungen einge- treten. Die kolossale Ausdehnung der Verkehrsmittel - ozeanische Dampfschiffe, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, Suezkanal - hat den Weltmarkt erst wirklich hergestellt. Dem frher die Indu- strie monopolisierenden England sind eine Reihe konkurrierender Industriel„nder zur Seite getreten; der Anlage des berschssigen europ„ischen Kapitals sind in allen Weltteilen unendlich gr”áere und mannigfaltigere Gebiete er”ffnet, so daá es sich weit mehr verteilt und lokale šberspekulation leichter Verwunden wird. Durch alles dies sind die meisten alten Krisenherde und Gelegen- heiten zur Krisenbildung beseitigt oder stark abgeschw„cht. Dane- ben weicht die Konkurrenz im innern Markt zurck vor den Kartel- len und Trusts, w„hrend sie auf dem „uáeren Markt beschr„nkt wird durch die Schutzz”lle, womit auáer England alle groáen Industrie- l„nder sich umgeben. Aber diese Schutzz”lle selbst sind nichts als die Rstungen fr den schlieálichen allgemeinen Industrie- feldzug, der ber die Herrschaft auf dem Weltmarkt entscheiden soll. So birgt jedes der Elemente, das einer Wiederholung der al- ten Krisen entgegenstrebt, den Keim einer weit gewaltigeren knf- tigen Krise in sich. - F. E.} ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 40 - 2*) 1 Auflage: Krisen #507# 30. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - I ----- Stufe, die sie im vorigen Zyklus erreicht und wofr jetzt die technische Basis gelegt ist. In der Prosperit„t - der Mittelperi- ode - entwickelt sie sich weiter auf dieser Basis. In der Periode der šberproduktion und des Schwindels spannt sie die Produktiv- kr„fte auf h”chste an, bis hinaus ber die kapitalistischen Schranken des Produktionsprozesses. Daá es in der Periode der Krise an Zahlungsmitteln fehlt, ist selbsteinleuchtend. Die Konvertibilit„t der Wechsel hat sich sub- stituiert der Metamorphose der Waren selbst, und grade zu solcher Zeit um so mehr, je mehr ein Teil der Gesch„ftsh„user bloá auf Kredit arbeitet. Unwissende und verkehrte Bankgesetzgebung, wie die von 1844/45, kann diese Geldkrise erschweren. Aber keine Art Bankgesetzgebung kann die Krise beseitigen. In einem Produktionssystem, wo der ganze Zusammenhang des Repro- duktionsprozesses auf dem Kredit beruht, wenn da der Kredit pl”tzlich aufh”rt und nur noch bare Zahlung gilt, muá augen- scheinlich eine Krise eintreten, ein gewaltsamer Andrang nach Zahlungsmitteln. Auf den ersten Blick stellt sich daher die ganze Krise nur als Kreditkrise und Geldkrise dar. Und in der Tat han- delt es sich nur um die Konvertibilit„t der Wechsel in Geld. Aber diese Wechsel repr„sentieren der Mehrzahl nach wirkliche K„ufe und Verk„ufe, deren das gesellschaftliche Bedrfnis weit ber- schreitende Ausdehnung schlieálich der ganzen Krisis zugrunde liegt. Daneben aber stellt auch eine ungeheure Masse dieser Wech- sel bloáe Schwindelgesch„fte vor, die jetzt ans Tageslicht kommen und platzen; ferner mit fremdem Kapital getriebne, aber verun- glckte Spekulationen; endlich Warenkapitale, die entwertet oder gar unverk„uflich sind, oder Rckflsse, die nie mehr einkommen k”nnen. Das ganze knstliche System gewaltsamer Ausdehnung des Reproduktionsprozesses kann natrlich nicht dadurch kuriert wer- den, daá nun etwa eine Bank, z.B. die Bank von England, in ihrem Papier allen Schwindlern das fehlende Kapital gibt und die s„mt- lichen entwerteten Waren zu ihren alten Nominalwerten kauft. šb- rigens erscheint hier alles verdreht, da in dieser papiernen Welt nirgendswo der reale Preis und seine realen Momente erscheinen, sondern nur Barren, Hartgeld, Noten, Wechsel, Wertpapiere. Na- mentlich in den Zentren, wo das ganze Geldgesch„ft des Landes zu- sammengedr„ngt, wie London, erscheint diese Verkehrung; der ganze Vorgang wird unbegreiflich; weniger schon in den Zentren der Pro- duktion. šbrigens ist mit Bezug auf die in den Krisen zutage tre- tende šberreichlichkeit des industriellen Kapitals zu bemerken: Das Warenkapital ist an sich zugleich Geldkapital, d.h. bestimmte Wertsumme, ausgedruckt im #508# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Preis der Ware. Als Gebrauchswert ist es bestimmtes Quantum be- stimmter Gebrauchsgegenst„nde, und dies ist im Moment der Krise in šberfluá vorhanden. Aber als Geldkapital an sich, als potenti- elles Geldkapital, ist es best„ndiger Expansion und Kontraktion unterworfen. Am Vorabend der Krise und innerhalb derselben ist das Warenkapital in seiner Eigenschaft als potentielles Geldkapi- tal kontrahiert. Es stellt fr seinen Besitzer und dessen Gl„ubi- ger (wie auch als Sicherheit fr Wechsel und Anleihen) weniger Geldkapital vor, als zur Zeit, wo es eingekauft und wo die auf es begrndeten Diskontlerungen und Pfandgesch„fte abgeschlossen wur- den. Soll dies der Sinn der Behauptung sein, daá das Geldkapital eines Landes in Zeiten der Klemme vermindert ist, so ist dies identisch damit, daá die Preise der Waren gefallen sind. Ein sol- cher Zusammenbruch der Preise gleicht brigens nur ihre frhere Aufbl„hung aus. Die Einnahmen der unproduktiven Klassen und derer, die von festem Einkommen leben, bleiben zum gr”áten Teil station„r w„hrend der Preisaufbl„hung, die mit der Oberproduktion und šberspekulation Hand in Hand geht. Ihre Konsumtionsf„higkeit vermindert sich da- her relativ und damit ihre F„higkeit, den Teil der Gesamtrepro- duktion zu ersetzen, der normalster in ihre Konsumtion eingehn máte. Selbst wenn ihre Nachfrage nominell dieselbe bleibt, nimmt sie in Wirklichkeit ab. Mit Bezug auf Einfuhr und Ausfuhr ist zu bemerken, daá der Reihe nach alle L„nder in die Krisis verwickelt werden und daá es sich dann zeigt, daá sie alle, mit wenigen Ausnahmen, zuviel expor- tiert und importiert haben, also die Z a h l u n g s b i l a n z g e g e n a l l e i s t, die Sache also in der Tat nicht an der Zahlungsbilanz liegt. Z.B. England laboriert an Goldabfluá. Es hat berimportiert. Aber zugleich sind alle andren L„nder mit englischen Waren berladen. Sie haben also auch berimportiert oder sind berimportiert worden. (Allerdings tritt ein Unter- schied ein zwischen dem Land, das auf Kredit exportiert, und denen, die nicht oder nur wenig gegen Kredit exportieren. Die letzteren importieren dann aber auf Kredit; und dies ist nur dann nicht der Fall, wenn die Ware dorthin auf Konsignation geschickt wird.) Die Krise mag zuerst in England ausbrechen, in dem Lande, das den meisten Kredit gibt und den wenigsten nimmt, weil die Zahlungsbilanz, die Bilanz der f„lligen Zahlungen, die sofort li- quidiert werden muá, gegen es, obgleich die allgemeine Handelsbi- lanz f r e s ist. Dies letztere erkl„rt sich teils aus dem von ihm gegebnen Kredit, teils aus der Masse ans Ausland verlieh- ner Kapitale, so daá eine Masse Rckflsse in Waren, auáer den eigentlichen Handelsretouren, ihm zustr”men. (Die Krise brach aber zuweilen auch zuerst in Amerika aus, dem Lande, das den mei- sten Handels- und Kapitalkredit von #509# 30. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - I ----- England nimmt.) Der Krach in England, eingeleitet und begleitet von Goldabfluá, saldiert Englands Zahlungsb,lanz, teils durch den Bankrott seiner Importeurs (worber weiter unten), teils durch Wegtreiben eines Teils seines Warenkapitals zu wohlfellen Preisen ins Ausland, teils durch Verkauf fremder Wertpapiere, Ankauf von englischen etc. Nun kommt die Reihe an ein andres Land. Die Zah- lungsbilanz war momentan fr es; aber jetzt ist der in normalen Zeiten geltende Termin zwischen Zahlungsbilanz und Handelsbilanz weggefallen oder doch verkrzt durch die Krise; alle Zahlungen sollen auf einmal erledigt werden. Dieselbe Sache wiederholt sich nun hier. England hat jetzt Goldrckfluá, das andre Land Goldab- fluá. Was in dem einen Land als šbereinfuhr, erscheint in dem an- dren als šberausfuhr und umgekehrt. Es hat aber šbereinfuhr und šberausfuhr in allen L„ndern stattgefunden (wir sprechen hier nicht von Miáernten etc., sondern von allgemeiner Krise); d.h. šberproduktion, bef”rdert durch den Kredit und die ihn beglei- tende allgemeine Aufbl„hung der Preise. 1857 brach die Krisis in den Vereinigten Staaten aus. Es erfolgte Goldabfluá aus England nach Amerika. Aber sobald die Aufbl„hung in Amerika geplatzt, erfolgte Krise in England und Goldabfluá von Amerika nach Eng. land. Ebenso zwischen England und dem Konti- nent. Die Zahlungsbilanz ist in Zeiten der allgemeinen Krise ge- gen jede Nation, wenigstens gegen jede kommerziell entwickelte Nation, aber stets bei einer nach der andern, wie in einem Rot- tenfeuer, sobald die Reihe der Zahlung an sie kommt; und die ein- mal, z.B. in England, ausgebrochne Krise dr„ngt die Reihe dieser Termine in eine ganz kurze Periode zusammen. Es zeigt sich dann, daá alle diese Nationen gleichzeitig berexportiert (also ber- produziert) und berimportiert (also berhandelt) haben, daá in allen die Preise aufgetrieben waren und der Kredit berspannt. Und bei allen folgt derselbe Zusammenbruch. Die Erscheinung des Goldabflusses kommt dann an alle der Reihe nach und zeigt eben durch ihre Allgemeinheit 1., daá der Goldabfluá bloáes Ph„nomen der Krise, nicht ihr Grund ist; 2., daá die Reihenfolge, worin er bei den verschiednen Nationen eintritt, nur anzeigt, wann die Reihe an sie gekommen, ihre Rechnung mit dem Himmel zu schlieáen, wann der Termin der Krise bei ihnen eingetreten und die latenten Elemente derselben bei ihnen zum Ausbruch kommen. Es ist charakteristisch fr die englischen ”konomischen Schrift- steller und die erw„hnenswerte ”konomische Literatur seit 1830 l”st sich haupts„chlich auf in Literatur ber currency, Kredit, Krisen -, daá sie den Export von Edelmetall, trotz der Wendung der Wechselkurse, in Zeiten der Krise bloá vom Standpunkt von England aus betrachten, als ein rein #510# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- nationales Ph„nomen, und ihre Augen resolut gegen die Tatsache verschlieáen, daá, wenn ihre Bank in Zeiten der Krise den Zinsfuá erh”ht, alle andern europ„ischen Banken dasselbe tun, und daá, wenn heute bei ihnen der Notschrei wegen des Goldabflusses er- t”nt, er morgen in Amerika, bermorgen in Deutschland und Frankreich erschallt. 1847 "war den auf England laufenden Verpflichtungen" (zum sehr groáen Teil fr Korn) nachzukommen. Unglcklicherweise kam man ihnen groáenteils nach durch Bankrotte." (Das reiche England ver- schaffte sich Luft durch Bankrott gegenber dem Kontinent und Amerika.) Aber soweit inan sie nicht durch Bankrott erledigte, kam man ihnen nach durch Ausfuhr von Edelmetallen." ("Report of Committee on Bank Acts", 1857.) Soweit also die Krise in England versch„rft wird durch die Bank- gesetzgebung, ist diese Gesetzgebung ein Mittel, um in Zeiten der Hungersnot die kornausfhrenden Nationen zu prellen, erst um ihr Korn und dann um das Geld fr ihr Korn. Ein Verbot der Kornaus- fuhr in solchen Zeiten fr L„nder, die selbst mehr oder weniger an Teuerung laborieren, ist also ein sehr rationelles Mittel ge- gen diesen Plan der Bank von England, "Verpflichtungen nachzukom- men" fr Korneinfuhr "durch Bankrotte". Es ist dann viel besser, daá die Kornproduzenten und Spekulanten einen Teil ihres Profits zum Besten des Landes verlieren, als ihr Kapital zum Besten Eng- lands. Aus dem Gesagten ergibt sich, daá das Warenkapital seine Eigen- schaft, potentielles Geldkapital darzustellen, in der Krise und berhaupt in Gesch„ftsstockungen in groáem Maá verliert. Dasselbe gilt von dem fiktiven Kapital, den zinstragenden Papieren, soweit diese selbst als Geldkapitale auf der B”rse zirkulieren. Mit dem steigenden Zins f„llt ihr Preis. Er f„llt ferner durch den allge- meinen Kreditmangel, der ihre Eigner zwingt, sie massenweis auf dem Markt loszuschlagen, um sich Geld zu verschaffen. Er f„llt endlich bei Aktien, teils infolge der Abnahme der Revenuen, wo- rauf sie Anweisungen sind, teils infolge des Schwindelcharakters der Unternehmungen, die sie oft genug repr„sentieren. Dies fik- tive Geldkapital ist in Krisen enorm vermindert und damit die Macht seiner Eigner, Geld darauf im Markt aufzunehmen. Die Ver- minderung der GeIdnamen dieser Wertpapiere im Kurszettel hat je- doch nichts zu tun mit dem wirklichen Kapital, das sie vorstel- len, dagegen sehr viel mit der Zahlungsf„higkeit seiner Eigner. #511# ----- EINUNDDREISSIGSTES KAPITEL Geldkapital und wirkliches Kapital - II (Fortsetzung) Wir sind noch immer nicht zu Ende mit der Frage, wieweit die Ak- kumulation des Kapitals in Form von leihbarem Geldkapital zusam- menf„llt mit der wirklichen Akkumulation, der Erweiterung des Re- produktionsprozesses. Die Verwandlung von Geld in leihbares Geldkapital ist eine viel einfachere Geschichte als die Verwandlung von Geld in produktives Kapital. Aber wir haben hier zweierlei zu unterscheiden: 1. die bloáe Verwandlung von Geld in Leihkapital; 2. die Verwandlung von Kapital oder Revenue in Geld, das in Leih- kapital verwandelt wird. Es ist bloá der letztere Punkt, der eine, mit der wirklichen Akkumulation des industriellen Kapitals zusammenh„ngende, positive Akkumulation des Leihkapitals ein- schlieáen kann. I. Verwandlung von Geld in Leihkapital Wir haben bereits gesehn, daá eine Anh„ufung, eine šberreichlich- keit von Leihkapital stattfinden kann, die nur insofern mit der produktiven Akkumulation zusammenh„ngt, als sie im umgekehrten Verh„ltnis dazu steht. Dies ist in zwei Phasen des industriellen Zyklus der Fall, n„mlich erstens zur Zeit, wo das industrielle Kapital, in den beiden Formen des produktiven und des Warenkapi- tals, kontrahiert ist, also am Beginn des Zyklus nach der Krise; und zweitens zur Zeit, wo die Besserung beginnt, aber der kommer- zielle Kredit den Bankkredit noch wenig in Anspruch nimmt. Im er- sten Fall erscheint das Geldkapital, das frher in Produktion und Handel angewandt war, als unbesch„ftigtes Leihkapital; im zweiten Fall erscheint es in steigendem Maá angewandt, aber zu sehr nied- rigem #512# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Zinsfuá, weil jetzt der industrielle und kommerzielle Kapitalist dem Geldkapitalisten die Bedingungen vorschreibt. Der šberfluá an Leihkapital drckt im ersten Fall eine Stagnation des industriel- len Kapitals aus und im zweiten relative Unabh„ngigkeit des kom- merziellen Kredits vom Bankkredit, beruhend auf Flssigkeit des Rckstroms, kurzen Kreditterminen und vorwiegendem Arbeiten mit eignem Kapital. Die Spekulanten, die auf fremdes Kreditkapital rechnen, sind noch nicht ins Feld gerckt; die Leute, die mit eignem Kapital arbeiten, sind noch weit entfernt von ann„hernd reinen Kreditoperationen. In der ersteren Phase ist der šberfluá an Leihkapital das gerade Gegenteil vom Ausdruck der wirklichen Akkumulation. In der zweiten Phase f„llt er zusammen mit erneuter Expansion des Reproduktionsprozesses, begleitet sie, ist aber nicht Ursache davon. Der Oberfluá an Leihkapital nimmt schon ab, ist nur noch relativ im Verh„ltnis zur Nachfrage. In beiden F„l- len wird die Ausdehnung des wirklichen Akkumulationsprozesses da- durch gef”rdert, weil der niedrige Zins, der im ersten Fall mit niedrigen Preisen, im zweiten mit langsam steigenden Preisen zu- sammenf„llt, den Teil des Profits vergr”áert, der sich in Unter- nehmergewinn verwandelt. Noch mehr findet dies statt beim Steigen des Zinses auf seinen Durchschnitt w„hrend der H”he der Prosperi- t„tszeit, wo er zwar gewachsen ist, aber nicht im Verh„ltnis zum Profit. Wir haben andrerseits gesehn, daá eine Akkumulation des Leihkapi- tals stattfinden kann, ohne alle wirkliche Akkumulation, durch bloá technische Mittel, wie Ausdehnung und Konzentration des Bankwesens, Ersparung der Zirkulationsreserve oder auch der Re- servefonds von Zahlungsmitteln der Privaten, die dadurch immer fr kurze Zeiten in Leihkapital verwandelt werden. Obgleich dies Leihkapital, was daher auch schwebendes Kapital (floating capi- tal) genannt wird, stets nur fr kurze Perioden die Form von Leihkapital beh„lt (wie ja auch nur fr kurze Perioden diskon- tiert werden soll), so flieát es best„ndig zu und ab. Zieht der eine es weg, so bringt der andre es hin. Die Masse des leihbaren Geldkapitals (wir sprechen hier berhaupt nicht von Anleihen auf Jahre, sondern nur von kurzlebigen gegen Wechsel und Depot) w„chst so in der Tat ganz unabh„ngig von der wirklichen Akkumula- tion. B.C. 1857. Frage 501. "Was verstehn Sie unter floating capital?" (Herr Weguelin, Gouverneur der Bank von England:) "Es ist Kapi- tal, verwendbar fr Geldanleihen auf kurze Zeit... (502). Noten der Bank von England... der Provinzialbanken, und der Betrag des im Land vorhandnen Geldes." - {Frage:} "Es scheint nicht, nach den dem Ausschuá vorliegenden Ausweisen, daá, wenn Sie unter floating capital die aktive Zirkulation" {n„mlich der Noten der Bank von England} "verstehn, in dieser aktiven #513# 31. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - II ----- Zirkulation irgendwelche sehr bedeutende Schwankung vorkommt?" (Es ist aber ein sehr groáer Unterschied, durch wen die aktive Zirkulation vorgeschossen ist, ob durch den Geldverleiher oder durch den reproduktiven Kapitalisten selbst. - Antwort Wegue- lins:) "Ich schlieáe in das floating capital die Reserven der Bankiers ein, in denen bedeutende Schwankung ist." D.h. also, bedeutende Schwankung findet statt in dem Teil der De- positen, den die Bankiers nicht wieder verliehen haben, sondern der als ihre Reserve, groáenteils aber auch als die Reserve der Bank von England figuriert, bei der sie deponiert sind. Zuletzt sagt derselbe Herr: floating capital sei - bullion, d.h. Barren und Hartgeld. (503.) Es ist berhaupt wundervoll, wie in diesem Kreditkauderwelsch des Geldmarkts alle Kategorien der politischen ™konomie einen andern Sinn und eine andre Form erhalten. Floating capital ist dort der Ausdruck fr circulating capital, was natr- lich etwas ganz andres ist, und money ist capital, und bullion ist capital, und Banknoten sind circulation, und Kapital ist a commodity 1*), und Schulden sind commodities, und fixed capital ist Geld, das in schwer verk„uflichen Papieren angelegt ist! "Die Aktienbanken von London... haben ihre Depositen vermehrt von 8 850 774 Pfd.St. in 1847 auf 43 100 724 Pfd.St. in 1857... Die dem Ausschuá vorgelegten Nachweise und Aussagen lassen schlieáen, daá von diesem ungeheuren Betrage ein groáer Teil aus Quellen ab- geleitet ist, die frher fr diesen Zweck nicht benutzbar waren; und daá die Gewohnheit eine Rechnung beim Bankier zu er”ffnen und Geld bei ihm zu deponieren, sich ausgedehnt hat auf zahlreiche Quellen, die frher fr diesen Zweck nicht benutzbar waren; und daá die Gewohnheit, Rechnung beim Bankier zu er”ffnen und Geld bei ihm zu deponieren, sich ausgebreitet hat auf zahlreiche Klas- sen, die frher ihr Kapital (!) nicht in dieser Weise anlegten. Herr Rodwell, Pr„sident der Assoziation der "Provinzial-Privat- banken" {im Unterschied von Aktienbanken} und delegiert von ihr, um vor dem Ausschuá auszusagen, gibt an, daá in der Gegend von Ipswich diese Gewohnheit neuerdings sich ums Vierfache vermehrt hat unter den P„chtern und Kleinh„ndlern jenes Bezirks; daá fast alle P„chter, selbst die nur 50 Pfd.St. j„hrliche Pacht zahlen, jetzt bei Banken Depositen halten. Die Masse dieser Depositen findet natrlich ihren Weg zur Verwendung im Gesch„ft und gravi- tiert namentlich nach London, dem Zentrum der kommerziellen T„- tigkeit, wo sie zun„chst Verwendung findet im Wechseldiskonto und in andren Vorschssen an die Kunden der Londoner Bankiers. Ein groáer Teil jedoch, wofr die Bankiers selbst keine unmittelbare Nachfrage haben, geht in die H„nde der billbrokers, die den Ban- kiers dagegen Handelswechsel geben, welche sie schon einmal fr Leute in London und in den Provinzen diskontiert haben." (B. C. 1858, p. [V, Absatz Nr.] 8.) ----- 1*) eine Ware #514# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Indem der Bankier auf die Wechsel, die der bill-broker bereits einmal diskontiert hat, diesem bill-broker Vorschsse macht, re- diskontiert er Sie tats„chlich noch einmal; aber in Wirklichkeit sind sehr viele dieser Wechsel bereits vom bill-broker rediskon- tiert worden und mit demselben Geld, womit der Bankier die Wech- sel des bill-brokers rediskontiert, rediskontiert dieser neue Wechsel. Wozu dies fhrt: "Ausgedehnte fiktive Kredite sind geschaffen worden durch Akkom- modationswechsel und Blankokredite, was sehr erleichtert wurde durch das Verfahren der provinziellen Aktienbanken, die solche Wechsel diskontierten und sie dann bei bill-brokers im Londoner Markt rediskontieren lieáen, und zwar allein auf den Kredit der Bank hin, ohne Rcksicht auf die sonstige Qualit„t der Wechsel." (l.c. [p. XXI, Absatz Nr. 54].) šber dies Rediskontieren und ber den Vorschub, die diese bloá technische Vermehrung des leihbaren Geldkapitals bei Kredit- schwindeleien leistet, ist folgende Stelle aus dem "Economist" interessant: "W„hrend vieler Jahre akkumulierte sich das Kapital" (n„mlich das leihbare Geldkapital) "in einigen Distrikten des Landes rascher, als es angewandt werden konnte, w„hrend in andren die Mittel sei- ner Anlage rascher wuchsen als das Kapital selbst. W„hrend so die Bankiers in den Ackerbaudistrikten keine Gelegenheit fanden, ihre Depositen profitlich und sicher in ihrer eignen Gegend anzulegen, hatten diejenigen in den Industriebezirken und den Handelsst„dten mehr Nachfrage nach Kapital, als sie liefern konnten. Die Wirkung dieser verschiednen Lagen in den verschiednen Distrikten hat in den letzten Jahren zur Entstehung und reiáend schnellen Ausdeh- nung einer neuen, in der Verteilung des Kapitals besch„ftigten Klasse von H„usern gefhrt, die, obgleich gew”hnlich bill-brokers genannt, in Wirklichkeit Bankiers auf dem allergr”áten Maástabe sind. Das Gesch„ft dieser H„user ist, fr bestimmt abgemachte Pe- rioden und zu bestimmt abgemachten Zinsen das Surpluskapital zu bernehmen von den Banken der Distrikte, wo es nicht verwandt werden konnte, ebenso wie die zeitweis brachliegenden Mittel von Aktiengesellschaften und groáen kaufm„nnischen H„usern, und dies Geld vorzuschieáen, zu h”herem Zinsfuá, an die Banken der Di- strikte, wo Kapital mehr gefragt wird; in der Regel durch Redis- kontieren der Wechsel von ihren Kunden... So wurde Lombardstreet [66] das groáe Zentrum, wo die šbertragung von brachliegendem Ka- pital erfolgt von einem Teil des Landes, wo es nicht ntzlich verwandt werden kann, zu einem andern, wo Nachfrage darnach; und dies sowohl fr die verschiednen Landesteile, wie auch fr „hn- lich gestellte Individuen. Ursprnglich waren diese Gesch„fte fast ausschlieálich beschr„nkt auf Borgen und auf Leihen gegen bankm„áiges Unterpfand. Aber im Verh„ltnis, wie das Kapital des Landes rasch anwuchs und durch Errichtung von Banken immer mehr ”konomisiert wurde, wurden die Fonds zur Verfgung dieser Diskon- toh„user so groá, daá sie dazu bergingen, Vorschsse zu machen, zuerst auf dock warrants (Lagerscheine auf Waren in den Docks) und dann auch auf Ladescheine, die noch gar nicht angekommene Produkte repr„sentierten, obgleich #515# 31. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - II ----- manchmal, wenn nicht regelm„áig, schon Wechsel darauf auf den Wa- renmakler gezogen waren. Diese Praxis „nderte bald den ganzen Charakter des englischen Gesch„fts. Die so in Lombardstreet ge- botnen Erleichterungen gaben den Warenmaklern in Mincing Lane [67] eine sehr verst„rkte Stellung; diese gaben ihrerseits wieder den ganzen Vorteil den importierenden Kaufleuten; diese letzteren nahmen so sehr teil daran, daá, w„hrend 25 Jahre vorher Kredit- nahme auf seine Ladescheine oder selbst seine dock warrants den Kredit eines Kaufmanns ruiniert h„tte, in den letzten Jahren diese Praxis so allgemein wurde, daá man sie als die Regel be- trachten kann, und nicht mehr, wie vor 25 Jahren, als seltne Aus- nahme. Ja, dies System ist so weit ausgedehnt worden, daá groáe Summen in Lombardstreet aufgenommen worden sind auf Wechsel, ge- zogen gegen die noch chsende Ernte entlegner Kolonien. Die Folge solcher Erleichterungen war, daá die Importkaufleute ihre ausw„r- tigen Gesch„fte erweiterten und ihr schwebendes (floating) Kapi- tal, womit ihr Gesch„ft bisher gefhrt worden, festlegten in der verwerflichsten aller Anlagen, in Kolonialplantagen, worber sie wenig oder gar keine Kontrolle ausben konnten. So sehn wir die direkte Verkettung der Kredite. Das Kapital des Landes, das in unsern Ackerbaudistrikten angesammelt, wird in kleinen Betr„gen als Depositen in Landbanken niedergelegt und zur Verwendung in Lombardstreet zentralisiert. Aber nutzbar gemacht worden ist es erstens zur Ausdehnung des Gesch„fts in unsern Bergwerks- und In- dustriebezirken vermittelst Rediskontieren von Wechseln an dortige Banken; sodann aber auch zur Gew„hrung gr”árer Erleichte- rungen an Importeure ausw„rtiger Produkte durch Vorschsse auf dock warrants und Ladescheine, wodurch das 'legitime' Kaufmanns- kapital von H„usern im ausw„rtigen und Kolonialgesch„ft freige- setzt und so zu den verwerflichsten Anlagearten in berseeischen Plantagen verwandt werden konnte." ("Economist", 1847, p. 1334.) Es ist dies die "sch”ne" Verschlingung der Kredite. Der l„ndliche Depositor bildet sich ein, nur bei seinem Bankier zu deponieren, und bildet sich ferner ein, daá, wenn der Bankier ausleiht, dies an diesem bekannte Privatpersonen geschieht. Er hat nicht die entfernteste Ahnung, daá dieser Bankier sein Depositum zur Verf- gung eines Londoner bill-brokers stellt, ber dessen Operationen sie beide nicht die geringste Kontrolle haben. Wie groáe ”ffentliche Unternehmungen, z.B. Eisenbahnbau, momentan das Leihkapital vermehren k”nnen, indem die eingezahlten Betr„ge bis zu ihrer wirklichen Verwendung immer w„hrend einer gewissen Zeit in den H„nden der Banken disponibel bleiben, haben wir be- reits gesehn. --- Die Masse des Leihkapitals ist brigens durchaus verschieden von der Quantit„t der Zirkulation. Unter Quantit„t der Zirkulation verstehn wir hier die Summe aller in einem Lande befindlichen, zirkulierenden Banknoten und alles Hartgeldes, inkl. der Barren von Edelmetallen. Ein Teil dieser Quantit„t bildet die ihrer Gr”áe nach stets wechselnde Reserve der Banken. #516# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- "Am 12. Nov. 1857" (dem Datum der Suspension des Bankakts von 1844) "betrug die Gesamtreserve der Bank von England, alle Zweig- banken einbegriffen, nur 580 751 Pfd.St.; die Summe der Depositen betrug gleichzeitig 22 1/2 Millionen Pfd.St., wovon nahe an 6 1/2 Millionen den Londoner Bankiers geh”rten." (B. A. 1858, p. LVII.) Die Variationen des Zinsfuáes (abgesehn von den in l„ngern Peri- oden erfolgenden oder von dem Unterschied des Zinsfuáes in ver- schiednen L„ndern; die erstern sind bedingt durch Variationen in der allgemeinen Profitrate, die zweiten durch Differenzen in den Profitraten und in der Entwicklung des Kredits) h„ngen ab vom An- gebot des Leihkapitals (alle andere, Umst„nde, Stand des Vertrau- ens etc. gleichgesetzt), d.h. des Kapitals, die es in Form von Geld, Hartgeld und Noten, verliehen wird; im Unterschied zum in- dustriellen Kapital, das als solches, in Warenform, vermittelst des kommerziellen Kredits, unter den reproduktiven Agenten selbst verliehen wird. Aber dennoch ist die Masse dieses leihbaren Geld- kapitals verschieden und unabh„ngig von der Masse des zirkulie- renden Geldes. Wenn 20 Pfd.St. z.B. fnfmal per Tag verliehen wrden, so wrde ein Geldkapital von 100 Pfd. St. verliehen, und dies wrde zugleich einschlieáen, daá diese 20 Pfd. St. auáerdem wenigstens viermal als Kauf- oder Zahlungsmittel fungiert h„tten; denn w„re es ohne Vermittlung von Kauf und Zahlung, so daá es nicht wenig- stens viermal die verwandelte Form von Kapital (Ware, darunter auch Arbeitskraft eingeschlossen) vorgestellt h„tte, wrde es nicht ein Kapital von 100 Pfd.St., sondern nur fnf Forderungen auf je 20 Pfd.St. konstituieren. In L„ndern von entwickeltem Kredit k”nnen wir annehmen, daá alles zur Verleihung disponible Geldkapital in der Form von Depositen bei Banken und Geldverleihem existiert. Dies gilt wenigstens fr das Gesch„ft im ganzen und groáen. Zudem wird in guten Gesch„fts- zeiten, ehe die eigentliche Spekulation losgelassen wird, bei leichtem Kredit und wachsendem Vertrauen der gr”áte Teil der Zir- kulationsfunktionen durch einfache Kreditšbertragung erledigt, ohne Dazwischenkunft von Metall- oder papiernem Geld. Die bloáe M”glichkeit groáer Depositenbetr„ge, bei relativ gerin- gem Quantum von Zirkulationsmitteln, h„ngt einzig ab: 1. von der Anzahl der K„ufe und Zahlungen, die dasselbe Geldstck verrichtet; 2. der Anzahl seiner Rckwanderungen, worin es als Depositum zu den Banken zurckkehrt, so daá seine wiederholte Funktion als Kauf- und Zahlungsmittel vermittelt ist durch seine erneuerte Verwandlung in Depositum. #517# 31. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - II ----- Z.B. ein Kleinh„ndler deponiere w”chentlich beim Bankier 100 Pfd.St. in Geld; der Bankier zahlt damit einen Teil des Deposi- tums des Fabrikanten aus; dieser zahlt es weg an die Arbeiter; diese zahlen damit beim Kleinh„ndler, der es aufs neue bei der Bank deponiert. Die vom Kleinh„ndler deponierten 100 Pfd.St. ha- ben also gedient, erstens ein Depositum des Fabrikanten auszuzah- len, zweitens die Arbeiter zu zahlen, drittens den Kleinh„ndler selbst zu zahlen, viertens einen ferneren Teil des Geldkapitals desselben Kleinh„ndlers zu deponieren; denn am Schluá von 20 Wo- chen, wenn er selbst nicht gegen dies Geld zu ziehn h„tte, h„tte er so mit denselben 100 Pfd.St. 2000 Pfd.St. beim Bankier depo- niert. Wie weit dies Geldkapital unbesch„ftigt ist, zeigt sich nur im Ab- und Zufluá der Reservefonds der Banken. Daher schlieát Herr Weguelln, 1857 Gouverneur der Bank von England, daá das Gold in der Bank von England das "einzige" Reservekapital ist: 1258. "Nach meiner Ansicht wird die Diskontrate tats„chlich be- stimmt durch den Belauf des unbesch„ftigten Kapitals, das im Land vorhanden ist. Der Betrag des unbesch„ftigten Kapitals wird re- pr„sentiert durch die Reserve der Bank von England, die tats„ch- lich eine Goldreserve ist. Wenn also das Gold abflieát, so ver- mindert dies den Betrag des unbesch„ftigten Kapitals im Lande und steigert deshalb den Wert des noch brigen Teils." - 1364. New- march [Newmarch:] Die Goldreserve der Bank von England ist in Wahrheit die Zentralreserve oder der Barschatz, auf Grundlage wo- von das ganze Gesch„ft des Landes bewirkt wird... Es ist dieser Schatz oder dies Reservoir, worauf die Wirkung der ausw„rtigen Wechselkurse immer f„llt." ("Report on Bank Acts", 1857.) Fr die Akkumulation des wirklichen, d.h. produktiven und Waren- kapitals gibt einen Maástab die Statistik der Ausfuhr und Ein- fuhr. Und da zeigt sich stets, daá fr die in zehnj„hrigen Zyklen sich bewegende Entwicklungsperlode der englischen Industrie (1815-1870) jedesmal das Maximum der letzten Prosperit„tszeit vor der Krise als Minimum der n„chstfolgenden Prosperit„tszeit wieder erscheint, um dann zu einem weit h”heren neuen Maximum zu stei- gen. Der wirkliche oder deklarierte Wert der ausgefhrten Produkte von Groábritannien und Irland im Prosperit„tslahr 1824 war 40 396 300 Pfd.St. Der Betrag der Ausfuhr f„llt dann mit der Krisis von 1825 unter diese Summe und schwankt zwischen 35 und 39 Millionen j„hr- lich. Mit der wiederkehrenden Prosperit„t 1834 steigt er ber das frhere h”chste Niveau auf 41 649 191 Pfd.St. und erreicht 1836 das neue Maximum von 53 368 571 Pfd. St. Mit 1837 f„llt er wieder auf 42 Millionen, so daá das neue Minimum #518# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- bereits h”her steht als das alte Maximum, und schwankt dann zwi- schen 50 und 53 Millionen. Die Rckkehr der Prosperit„t hebt den Ausfuhrbetrag 1844 auf 58 1/2 Millionen, wo das Maximum von 1836 schon wieder weit bertroffen ist. 1845 erreicht er 60 111 082 Pfd.St.; f„llt dann auf ber 57 Millionen 1846, 1847 beinahe 59 Millionen, 1848 beinahe 53 Millionen, steigt 1849 auf 63 1/2 Mil- lionen, 1853 beinahe 99 Millionen, 1854 97 Millionen, 1855 94 1/2 Millionen, 1856 beinahe 116 Millionen und erreicht das Maximum 1857 mit 122 Millionen. Er f„llt 1858 auf 116 Millionen, steigt aber schon 1859 auf 130 Millionen, 1860 beinahe 136 Millionen, 1861 nur 125 Millionen (hier wieder das neue Minimum h”her als das frhere Maximum), 1863 146 1/2 Millionen. Dasselbe k”nnte natrlich auch nachgewiesen werden fr die Ein- fuhr, die die Ausdehnung des Markts zeigt; hier haben wir es nur mit der Stufenleiter der Produktion zu tun. {Dies gilt fr Eng- land selbstverst„ndlich nur fr die Zeit des tats„chlichen indu- striellen Monopols; es gilt aber berhaupt fr die Gesamtheit der L„nder mit moderner groáer Industrie, solange der Weltmarkt sich noch expandiert. - F. E.} 2. Verwandlung von Kapital oder Revenue in Geld, das in Leihkapi- tal verwandelt wird Wir betrachten hier die Akkumulation des Geldkapitals, soweit sie nicht Ausdruck ist entweder einer Stockung im Fluá des kommer- ziellen Kredits oder aber einer ™konomisierung, sei es des wirk- lich umlaufenden Mittels, sei es des Reservekapitals der in der Reproduktion besch„ftigten Agenten. Auáer diesen beiden F„llen kann Akkumulation von Geldkapital entstehn durch auáergew”hnli- chen Goldzufluá, wie 1852 und 1853 infolge der australischen und kalifornischen neuen Goldminen. Solches Gold wurde in der Bank von England deponiert. Die Depositoren nahmen Noten dagegen, die sie nicht wieder direkt bei Bankiers deponierten. Dadurch wurde das zirkulierende Mittel auáergew”hnlich vermehrt. (Aussage von Weguelin, B.C. 1857, Nr. 1329.) Die Bank suchte diese Depositen zu verwerten durch Erniedrigung des Diskontos auf 2%. Die in der Bank aufgeh„ufte Goldmasse stieg w„hrend sechs Monaten von 1853 auf 22-23 Mill. Die Akkumulation aller Geld verleihenden Kapita- listen geschieht selbstredend stets unmittelbar in der Geldform, w„hrend wir gesehn haben, daá die wirkliche Akkumulation der in- dustriellen Kapitalisten in der Regel durch Vermehrung der Ele- mente des reproduktiven Kapitals selbst sich #519# 31. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital ----- vollzieht. Die Entwicklung des Kreditwesens und die ungeheure Konzentration des Geld verleihenden Gesch„fts in den H„nden groáer Banken muá also an und fr sich schon die Akkumulation des leihbaren Kapitals beschleunigen als eine von der wirklichen Ak- kumulation verschiedne Form. Diese rasche Entwicklung des Leihka- pitals ist daher ein Resultat der wirklichen Akkumulation, denn sie ist die Folge der Entwicklung des Reproduktionsprozesses, und der Profit, der die Akkurnulationsquelle dieser Geldkapitatisten bildet, ist nur ein Abzug von dem Mehrwert, den die Reproduktiven herausschlagen (zugleich Aneignung eines Teils des Zinses von f r e m d e n Ersparungen). Das Leihkapital akkumuliert auf Ko- sten zugleich der Industriellen und Kommerziellen. Wir haben ge- sehn, wie in den ungnstigen Phasen des industriellen Zyklus der Zinsfuá so hoch steigen kann, daá er fr einzelne, besonders nachteilig gestellte Gesch„ftszweige den Profit zeitweilig ganz verschlingt. Gleichzeitig fallen die Preise der Staatseffekten und andren Wertpapiere. Dies ist der Moment, wo die Geldkapitali- sten diese entwerteten Papiere massenhaft aufkaufen, die in den sp„tern Phasen bald wieder auf und ber ihre normale H”he stei- gen. Dann werden sie losgeschlagen und so ein Teil des Geldkapi- tals des Publikums angeeignet. Der Teil, der nicht losgeschlagen wird, wirft h”here Zinsen ab, weil unter dem Preis gekauft. Allen Profit aber, den die Geldkapitalisten machen und den sie in Kapi- tal rckverwandeln, verwandeln sie zun„chst in leihbares Geldka- pital. Die Akkumulation des letzteren, als unterschieden von der wirklichen Akkumulation, obgleich deren Spr”áling, folgt also schon, wenn wir nur die Geldkapitalisten, Bankiers etc. selbst betrachten, als Akkumulation dieser besonderen Klasse von Kapita- listen. Und sie muá wachsen mit jeder Ausdehnung des Kreditwe- sens, wie es die wirkliche Erweiterung des Reproduktionsprozesses begleitet. Steht der Zinsfuá niedrig, so f„llt diese Entwertung des Geldka- pitals haupts„chlich auf die Depositoren, nicht auf die Banken. Vor der Entwicklung der Aktienbanken lagen in England 3/4 aller Depositen bei den Banken unverzinst. Wo jetzt Zins dafr gezahlt wird, betr„gt dieser mindestens 1% weniger als der Tageszinsfuá. Was die Geldakkumulation der brigen Klassen von Kapitalisten an- betrifft, so sehn wir ab von dem Teil, der in zinstragenden Pa- pieren angelegt wird und in dieser Form akkumuliert. Wir betrach- ten bloá den Teil, der als leihbares Geldkapital auf den Markt geworfen wird. Wir haben hier erstens den Teil des Profits, der nicht als Revenue ver ausgabt, sondern zur Akkumulation bestimmt wird, wofr aber die industriellen Kapitalisten zun„chst keine Verwendung in ihrem eignen Gesch„ft #520# V. Abschnitt - Das zinsnde Kapital ----- haben. Unmittelbar existiert dieser Profit im Warenkapital, von dessen Wert er einen Teil ausmacht, und wird mit diesem in Geld realisiert. Wird er nun nicht (wir sehn zun„chst vom Kaufmann ab, von dem wir besonders sprechen werden) rckverwandelt in die Pro- duktionselemente des Warenkapitals, so muá er eine Zeitlang in Form des Geldes verharren. Diese Masse steigt mit der Masse des Kapitals selbst, auch bei abnehmender Profitrat, Der Teil, der als Revenue verausgabt werden soll, wird nach und nach verzehrt, bildet aber in der Zwischenzeit als Depositum Leihkapital beim Bankier. Also selbst das Wachsen des als Revenue verausgabten Teils des Profits drckt sich aus in einer allm„hlichen, sich be- st„ndig wiederholenden Akkumulation von Leihkapital. Und ebenso der andre Teil, der zur Akkumulation bestimmt ist. Mit Entwick- lung des Kreditwesens und seiner Organisation drckt sich also selbst das Steigen der Revenue, d.h. der Konsumtion der industri- ellen und kommerziellen Kapitalisten aus als Akkumulation von Leihkapital. Und dies gilt von allen Revenuen, soweit sie nach und nach verzehrt werden, also von Grundrente, Arbeitslohn in seinen h”hern Formen, Einnahme der unproduktiven Klassen etc. Sie alle nehmen fr eine gewisse Zeit die Form der Geldrevenue an und sind daher verwandelbar in Depositen und damit in Leihkapital. Es gilt von aller Revenue, ob zur Konsumtion oder zur Akkumulation bestimmt, sobald sie in irgendwelchen Geldform existiert, daá sie ein in Geld verwandelter Wertteil des Warenkapitals ist und daher Ausdruck und Resultat der wirklichen Akkumulation, aber nicht das produktive Kapital selbst. Wenn ein Spinner sein Garn ausge- tauscht hat gegen Baumwolle, den Teil aber, der Revenue bildet, gegen Geld, so ist das wirkliche Dasein seines industriellen Ka- pitals das Garn, das in die Hand des Webers oder auch etwa des Privatkonsumenten bergegangen, und zwar ist das Garn das Dasein - sei es fr Reproduktion, sei es fr Konsumtion - sowohl des Ka- pitalwerts wie des Mehrwerts, der in ihm steckt. Die Gr”áe des in Geld verwandelten Mehrwerts h„ngt ab von der Gr”áe des im Garn steckenden Mehrwerts. Sobald es aber in Geld verwandelt, ist dies Geld nur das Wertdasein dieses Mehrwerts. Und als solches wird es Moment des Leihkapitals. Dazu ist nichts n”tig, als daá es sich in Depositum verwandelt, wenn nicht schon durch seinen Eigner selbst ausgeliehn. Um in produktives Kapital rckverwandelt zu werden, muá es dagegen schon eine bestimmte Minimalgrenze er- reicht haben. #521# ----- ZWEIUNDDREISSIGSTES KAPITEL Geldkapital und wirkliches Kapital - III (Schluá) Die Masse des so in Kapital rckzuverwandelnden Geldes ist Resul- tat des massenhaften Reproduktionsprozesses, aber fr sich be- trachtet, als leihbares Geldkapital, ist sie nicht selbst Masse von reproduktivem Kapital. Das Wichtigste von dem bisher Entwickelten ist, daá die Ausdeh- nung des Teils der Revenue, der zur Konsumtion bestimmt ist (wobei vom Arbeiter abgesehn wird, weil seine Revenue = dem vari- ablen Kapital), Zun„chst als Akkumulation von Geldkapital sich darstellt. Es geht also ein Moment in die Akkumulation des Geld- kapitals ein, das wesentlich verschieden ist von der wirklichen Akkumulation des industriellen Kapitals; denn der zur Konsumtion bestimmte Teil des j„hrlichen Produkts wird in keiner Weise Kapi- tal. Ein Teil davon ersetzt Kapital, d.h. das konstante Kapital der Produzenten von Konsumtionsmitteln, aber, soweit er wirklich sich in Kapital verwandelt, existiert er in der Naturalform der Revenue der Produzenten dieses konstanten Kapitals. Dasselbe Geld, das die Revenue repr„sentiert, das als bloáer Vermittler der Konsurntion dient, verwandelt sich regelm„áig fr eine Zeit- lang in leihbares Geldkapital. Soweit dies Arbeitslohn darstellt, ist es zugleich die Geldform des variablen Kapitals; und soweit es das konstante Kapital der Produzenten von Konsumtionsmitteln ersetzt, ist es die Geldform, die ihr konstantes Kapital momentan annimmt, und dient zum Ankauf der Naturalelemente ihres zu erset- zenden konstanten Kapitals. Weder in der einen noch in der andern Form drckt es an sich Akkumulation aus, obgleich seine Masse w„chst mit dem Umfang des Reproduktionsprozesses. Aber es ver- richtet zeitweilig die Funktion von ausleihbarem Geld, also von Geldkapital. Nach dieser Seite hin muá also die Akkumulation des Geldkapitals immer eine gr”áere Akkumulation von Kapital wider- spiegeln, als wirklich vorhanden ist, indem die Ausdehnung der individuellen Konsumtion, weil vermittelt durch Geld, als Akkumu- lation #522# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- von Geldkapital erscheint, weil sie die Geldform liefert fr wirklich, Akkumulation, fr Geld, das neue Kapitalanlagen er”ff- net. Die Akkumulation des leihbaren Geldkapitals drckt also zum Teil nichts aus als die Tatsache, daá alles Geld, worin das industri- elle Kapital im Prozeá seines Kreislaufs sich verwandelt, die Form annimmt, nicht von Geld, das die Reproduktiven v o r s c h i e á e n, sondern von Geld, das sie borgen; so daá in der Tat der Vorschuá des Geldes, der im Reproduktionsprozeá geschehn muá, als Vorschuá von geliehenem Geld erscheint. In der Tat leiht auf Grundlage des kommerziellen Kredits der eine dem andern das Geld, das er im Reproduktionsprozeá braucht. Dies nimmt nun aber die Form an, daá der Bankier, dem ein Teil der Re- produktiven es leiht, es dem andern Teil der Reproduktiven leiht, wobei dann der Bankier als der Segen spendet erscheint; und zugleich, daá die Verfgung ber dies Kapital ganz in die H„nde der Bankiers als Mittelspersonen ger„t. Es sind nun noch einige besondre Formen der Akkumulation von Geldkapital anzufahren. Es wird Kapital freigesetzt, z.B. durch Fall im Preis der Produkti- onselemente, Rohstoffe etc. Kann der Industrielle nicht unmittel- bar seinen Reproduktionsprozeá ausdehnen, so wird ein Teil seines Geldkapitals als berschssig aus dem Kreislauf abgestoáen und verwandelt sich in leihbares Geldkapital. Zweitens aber wird Ka- pital in Geldform frei. gesetzt, namentlich beim Kaufmann, sobald Unterbrechungen im Gesch„ft eintreten. Hat der Kaufmann eine Reihe von Gesch„ften erledigt und kann infolge solcher Unterbre- chungen die neue Reihe erst sp„ter beginnen, so repr„sentiert das realisierte Geld fr ihn nur Schatz, berschssiges Kapital. Aber zugleich stellt es unmittelbar Akkumulation von leihbarem Geldka- pital dar. Im ersten Fall drckt die Akkumulation des Geldkapi- tals Wiederholung des Reproduktionsprozesses unter gnstigern Be- dingungen aus, wirkliches Freiwerden eines Teils des frher ge- bundnen Kapitals, also Bef„higung zur Erweiterung des Reprodukti- onsprozesses mit denselben Geldmitteln. Im andern Fall dagegen bloáe Unterbrechung des Flusses der Transaktionen. Aber in beiden F„llen verwandelt es sich in leihbares Geldkapital, stellt Akku- mulation desselben dar, wirkt gleichm„áig auf Geldmarkt und Zins- fuá, obgleich es hier Bef”rderung, dort Hemmung des wirklichen Akkumulationsprozesses ausdrckt. Endlich wird Akkumulation von Geldkapital bewirkt durch die Anzahl von Leuten, die ihr Sch„f- chen ins trockne gebracht und die sich von der Reproduktion zu- rckziehn. Je mehr Profite im Lauf des industriellen Zyklus ge- macht worden, desto gr”áer ihre Anzahl. Hier dirckt die Akkumu- lation des leihbaren Geldkapitals einerseits wirkliche Akkumula- tion aus (ihrem relativen Umfang nach); andrerseits bloá den #523# 32. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - III ----- Umfang der Verwandlung industrieller Kapitalisten in bloáe Geld- kapitalisten. Was nun den andern Teil des Profits angeht, der nicht bestimmt ist, als Revenue konsumiert zu werden, so verwandelt er sich nur in Geldkapital, @,enn nicht unmittelbar anwendbar zur Erweiterung des Gesch„fts in der Produktionssph„re, worin er gemacht ist. Dies kann aus zwei Grnden @.errhren. Entweder weil diese Sph„re mit Kapital ges„ttigt ist. Oder weil die Akkumulation, um als Ka- pital fungieren zu k”nnen, erst einen gewissen Umfang erreicht haben muá, je nach den Maáverh„ltnissen der Anlage von "euern Ka- pital in diesem bestimmten Gesch„ft. Sie verwandelt sich also un- „chst in leihbares Geldkapital und dient zur Erweiterung der Pro- duk, Ion in andren Sph„ren. Alle andren Umst„nde als gleichblei- bend angenommen, wird die Masse des zur Rckverwandlung in Kapi- tal bestimmten Profits abh„ngen von der Masse des gemachten Pro- fits und daher von der Ausdehnung des Reproduktionsprozesses selbst. St”át aber diese neue Akkumulation in ihrer Anwendung auf Schwierigkeiten, auf Mangel an Anlagesph„ren, findet also šber- fllung der Produktionszweige und šberangebot von Leihkapital statt, so beweist diese Plethora des leihbaren Geldkapitals nichts als die Schranken der kapitalistischen Produktion. Der nachfolgende Kreditschwindel beweist, daá kein positives Hinder- nis der An wendung dieses berflssigen Kapitals besteht. Wohl aber ein Hindernis verm”ge seiner Verwertungsgesetze, verm”ge der Schranken, worin sich das Kapital als Kapital verwerten kann. Plethora von Geldkapital als solchem drckt nicht notwendig šber- produktion aus, noch auch nur Mangel an Verwendungssph„ren fr Kapital. Die Akkumulation des Leihkapitals besteht einfach darin, daá Geld sich als verleihbares Geld niederschl„gt. Dieser Prozeá ist sehr verschieden von der wirklichen Verwandlung in Kapital; es ist nur die Akkumulation von Geld in einer Form, worin es in Kapital ver- wandelt werden kann. Diese Akkumulation kann aber, wie nachgewie- sen, Momente ausdrcken, die von der wirklichen Akkumulation sehr verschieden sind. Bei best„ndiger Erweiterung der wirklichen Ak- kumulation kann diese erweiterte Akkumulation von Geldkapital teils ihr Resultat sein, teils das Resultat von Momenten, die sie begleiten, aber ganz von ihr verschieden sind, teils endlich auch das Resultat sogar von Stockungen der wirklichen Akkumulation. Schon weil die Akkumulation von Leihkapital angeschwellt wird durch solche, von der wirklichen Akkumulation unabh„ngige, aber dennoch sie begleitende Mornente, muá in bestimmten Phasen des Zyklus best„ndig Plethora von Geldkapital stattfinden und diese Plethora mit der Ausbildung des Kredits sich #524# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- entwickeln. Mit ihr muá sich also zugleich die Notwendigkeit ent- wickeln, den Produktionsprozeá ber seine kapitalistischen Schranken hinauszutreiben: šberhandel, šberproduktion, šberkre- dit. Gleichzeitig muá dies stets in Formen geschehn, die einen Rckschlag hervorrufen. Was die Akkumulation des Geldkapitals aus Grundrente, Arbeitslohn etc. angeht, so es ist berflssig, hier darauf einzugehn. Nur dies Moment ist hervorzuheben, daá das Gesch„ft des wirklichen Sparens und Entsagens (durch Schatzbildner), soweit es Elemente der Akkumulation liefert, durch die Teilung der Arbeit im Fort- schritt der kapitalistischen Produktion denen berlassen wird, die das Minimum solcher Elemente beziehn und oft genug noch ihr Erspartes verlieren, wie die Arbeiter bei Falliten von Banken. Einerseits wird das Kapital des industriellen Kapitalisten nicht von ihm selbst erspart, sondern im Verh„ltnis zur Gr”áe seines Kapitals verfilmt er ber fremde Ersparungen; andrerseits macht der Geldkapitalist die fremd den Ersparungen zu seinem Kapital und den Kredit, den sich die reproduktiven Kapitalisten unterein- ander geben und den ihnen das Publikurn gibt, zu seiner privaten BereicherungsqueIle. Die letzte Illusion des kapitalistischen Sy- stems, als ob Kapital der Spr”áling eigner Arbeit und Ersparung w„re, geht damit in die Brche. Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit, sondern das Kapital, womit diese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeutet wird, besteht aus fremdem Eigentum, das der Geldkapitalist dem industriellen Kapi- talisten zun Verfgung stellt und wofr er diesen seinerseits ex- ploitiert. Es ist noch einiges ber das Kreditkapital zu bemerken. Wie oft dasselbe Geldstck als Leihkapital figurieren kann, h„ngt, wie schon oben entwickelt, ganz davon ab 1. wie oft es Warenwerte in Verkauf oder in Zahlung realisiert, also Kapital bertr„gt, und ferner davon, wie oft es Revenue re- alisiert. Wie oft es in andre Hand kommt als realisierter Wert, sei es von Kapital oder Revenue, h„ngt daher offenbar ab von Um- fang und Masse der wirklichen Ums„tze; 2. h„ngt dies ab von der ™konomie der Zahlungen und von der Ent- wicklung und Organisation des Kreditwesens; 3. endlich von der Verkettung und Aktionsgeschwindigkeit der Kre- dite, so daá, wenn es an einem Punkt als Depositum niederf„llt, es auf dem andern sofort wieder als Anleihe hinausgeht. Selbst gesetzt, die Form, worin das Leihkapital existiert, sei bloá die des wirklichen Geldes, Goldes oder Silbers, der Ware, deren Stoff als Maá der Werte dient, so ist notwendig stets ein groáer Teil dieses Geldkapitals bloá #525# 32. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - III ----- fiktiv, d.h. Titel auf Wert, ganz wie die Wertzeichen. Soweit Geld fungiert im Kreislauf des Kapitals, bildet es zwar fr einen Moment Geldkapital; aber es verwandelt sich nicht in leihbares Geldkapital, sondern wird entweder ausgetauscht gegen die Ele- mente des produktiven Kapitals, oder bei Realisierung der Revenue als Umlaufsmittel weggezahlt und kann sich also nicht fr seinen Besitzer in Leihkapital verwandeln. Soweit es sich aber in Leih- kapital verwandelt und dasselbe Geld wiederholt Leihkapital vor- stellt, ist klar, daá es nur an e i n e m Punkt als metalli- sches Geld existiert; an allen andern Punkten existiert es nur in der Form von Anspruch auf Kapital. Die Akkumulation dieser An- sprche, nach der Voraussetzung, entsp aus der wirklichen Akkumu- lation, d.h. aus der Verwandlung des Werts des Warenkapitals etc. in Geld; aber dennoch ist die Akkumulation dieser Ansprche oder Titel als solche verschieden, sowohl von der wirklichen Akkumula- tion, der sie entspringt, wie von der zuknftigen Akkumulation (dem neuen Produktionsprozeá), welche durch das Ausleihen des Geldes vermittelt wird. Prima facie existiert das Leihkapital immer in der Form des Geldes 9), sp„ter als Anspruch auf Geld, indem das Geld, worin es ursprnglich 9) B.A. 1857, Aussagen von Twells, Bankier: 4516. "Als Bankier machen Sie Gesch„fte in Kapital oder in Geld? - Wir handeln in Geld." - 4517. "Wie werden die Depositen in Ihrer Bank einge- zahlt? - In Geld." - 4518. "Wie werden sie ausgezahlt? In Geld." - [4519.] "Kann man also sagen, daá sie etwas andres sind als Geld? - Nein." Overstone (siehe Kap. XXVI) verwirrt sich fortw„hrend zwischen "capital" und "money". "Value of money" 1*) heiát bei ihm auch Zins, aber soweit er bestimmt ist durch die Masse des Geldes; "value of capital" 2*) soll der Zins sein, soweit er bestimmt wird durch die Nachfrage nach produktivem Kapital und durch den Profit, den es abwirft. Er : 4140. "Der Gebrauch des Wortes Kapi- tal ist sehr gef„hrlich." - 4148. "Die Goldausfuhr aus England ist eine Verminderung der Geldmenge im Lande, und diese muá na- trlich vermehrte Nachfrage im Geldmarkt berhaupt verursachen" (hier, nach also nicht im Kapitalmarkt). - 4112. "Im Maá, wie das Geld aus dem nde geht, wird die Menge im Lande vermindert. Diese Verminderung der im Lande bleibenden Menge erzeugt einen gestei- gerten Wert dieses Geldes." (Dies bedeutet ursprnglich in seiner Theorie eine durch die Kontraktion der Zirkulation verursachte Wertsteigerung des Geldes als Geld, im Vergleich zu den Warenwer- ten; wo also diese Steigerung im Wert des Geldes = Fall im Wert der Waren. Da aber in der Zwischenzeit selbst fr ihn unwider- sprechlich nachgewiesen, daá die Masse des zirkulierenden Geldes nicht die Preise bestimmt, so ist es jetzt die Verminderung des Geldes als Umlaufsmittel, die seinen Wert als zusagendes Kapital und damit den Zinsfuá steigern soll.) "Und dieser 1*) "Wert des Geldes" - 2*) "Wert des Kapitals" #526# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- existiert, nun in der Hand des Borgers in wirklicher Geldform vorhanden ist. Fr den Verleiher hat es sich in Anspruch auf Geld, in einen Eigentumstitel verwandelt. Dieselbe Masse wirkli- ches Geld kann daher sehr verschiedene Massen von Geldkapital vorstellen. Bloáes Geld, ob es realisiertes Kapital oder reali- sierte Revenue vorstellt, wird Leihkapital durch den bloáen Akt des Ausleihens, durch seine Verwandlung in Depositum, wenn wir die allgemeine Form bei entwickeltem Kreditsystem betrachten. Das Depositum ist Geldkapital fr den Depositor. Es mag aber in der Hand des Bankiers nur potentielles Geldkapital sein, das in sei- ner Kasse brachliegt statt in der seines Eigentmers. 10) --- gesteigerte Wert des noch brigen Geldes tut dem Abfluá Einhalt und dauert fort, bis er so viel Geld zurckgebracht hat, als n”- tig ist, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Fortsetzung der Widersprche des Overstone weiter unten. 10) Hier tritt nun die Konfusion ein, daá dies beides "Geld" ist, das Depositum als Anspruch auf Zahlung von seiten des Bankiers und das deponierte Geld in der Hand des Bankiers. Bankier Twells, vor dem Bankausschuá von 1857, nimmt folgendes Beispiel: Ich fange mein Gesch„ft an mit 10000 Pfd.St. Mit 5000 Pfd.St. kaufe ich Waren und nehme sie auf mein Lager. Die andern 5000 Pfd.St. deponiere ich bei einem Bankier, um dagegen nach Bedarf zu ziehn. Aber ich betrachte das Ganze immer noch als mein Kapital, ob- gleich 5000 Pfd.St. davon sich in der Form von Depositum oder Geld befinden. (4528.) Hieraus entspannt sich nun folgende artige Debatte: 4531. "Sie haben also Ihre 5000 Pfd.St. in Banknoten je- mand anders gegeben? - Jawohl." - 4532. "Dann hat dieser 5000 Pfd.St. Depositen? - Jawohl." - 4533. "Und Sie haben 5000 Pfd.St. Depositen? - Ganz richtig." - 4534. "Er hat 5000 Pfd.St. in Geld, und Sie haben 5000 Pfd.St. in Geld? - Jawohl." - 4535. Aber es ist schlieálich nichts als Geld? Nein." - Die Konfusion rhrt z.T. daher: A, der die 5000 Pfd.St. deponiert hat, kann dagegen ziehn, verfgt ber sie, so gut als wenn er sie noch h„tte. Sie fungieren soweit fr ihn als potentielles Geld. In allen F„llen, wo er dagegen zieht, vernichtet er aber sein Depositum pro tanto. Zieht er wirkliches Geld heraus und ist sein Geld schon weiter verliehen, so wird er nicht mit seinem eignen Geld bezahlt, son- dern mit von einem andern deponierten Geld. Zahlt er eine Schuld an B mit einem Scheck auf seinen Bankier und deponiert B diesen Scheck bei seinem Bankier und hat der Bankier von A ebenfalls einen Scheck auf den Bankier von B, so daá die beiden Bankiers nur die Schecks austauschen, so hat das von A deponierte Geld zweimal Geldfunktion verrichtet; erstens in der Hand dessen, der das von A deponierte Geld erhalten hat; zweitens in der Hand von A selbst. In der zweiten Funktion ist es Ausgleichung von Schuld- forderung (die Schuldforderung des A auf seinen Bankier und die Schuldforderung des letztem auf den Bankier von B) ohne Dazwi- schenkunft von Geld. Hier wirkt das Depositum zweimal als Geld, n„mlich als wirkliches Geld und sodann als Anspruch auf Geld. Bloáe Ansprche auf Geld k”nnen Geldstelle vertreten nur durch Ausgleichung von Schuldforderungen. #527# 32. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - III ----- Mit dem Wachstum des stofflichen Reichtums w„chst die Klasse der Geldkapitalisten; es vermehrt sich einerseits die Zahl und der Reichtum der sich zurckziehenden Kapitalisten, der Rentiers; und zweitens wird die Entwicklung des Kreditsystems gef”rdert und da- mit die Zahl der Bankiers, Geldverleiher, Finanziers etc. ver- mehrt. - Mit der Entwicklung des disponiblen Geldkapitals entwic- kelt sich die Masse der zinstragenden Papiere, Staatspapiere, Ak- tien etc., wie frher entwickelt. Aber damit zugleich die Nach- frage nach disponiblem Geldkapitall indem die Jobbers, die in diesen Papieren Spekulationsgesch„fte machen, eine Hauptrolle im Geldmarkt spielen. W„ren alle K„ufe und Verk„ufe dieser Papiere nur der Ausdruck wirklicher Kapitalanlage, so w„re es richtig zu sagen, daá sie nicht auf die Nachfrage nach Leihkapital wirken k”nnen, indem, wenn A sein Papier verkauft, er gerade so viel Geld herauszieht, wie B in das-Papier steckt. In des selbst dann, da das Papier zwar existiert, aber nicht das Kapital (wenigstens nicht als Geldkapital), das es ursprnglich vorstellt, erzeugt es immer pro tanto neue Nachfrage fr solches Geldkapital. Aber je- denfalls ist es dann Geldkapital, worber frher B, jetzt A dis- poniert. B.A. 1857. Nr. 4886. Ist es nach Ihrer Ansicht eine richtige An- gabe der Ursachen, die die Diskontorate bestimmen, wenn ich sage, daá sie geregelt wird durch die Menge des im Markt befindlichen Kapitals, das verwendbar ist fr den Diskonto von Handelswech- seln, im Unterschied von andern Arten von Wertpapieren?" - (Chapman:) "Nein; ich halte dafr, daá der Zinsfuá affiziert wird durch alle leichtkonvertiblen Wertpapiere (all convertible secu- rities of a current character); es wrde unrecht sein, die Frage einfach auf den Wechseldiskonto zu beschr„nken; denn wenn groáe Nachfrage fr Geld besteht auf" {Depot von} "Konsols, oder selbst Schatzscheine, wie das neuerdings stark der Fall war, und zu ei- nem viel h”hern als dem kommerziellen Zinsfuá, so w„re es absurd, zu sagen, daá unsre Handelswelt nicht davon berhrt wurde; sie wird sehr wesentlich davon berhrt." - 4890. Wenn gute und gang- bare Wertpapiere, wie Bankiers sie als solche anerkennen, im Markt sind und die Eigner Geld darauf aufnehmen wollen, so hat das ganz sicher seine Wirkung auf Handelswechsel; ich kann z.B. nicht erwarten, daá ein Mann mir sein Geld zu 5% auf Handelswech- sel gibt, wenn er dies Geld gleichzeitig zu 6% auf Konsols usw. ausleihen kann; es affiziert uns in der selben Weise; niemand kann von mir verlangen, daá ich seine Wechsel zu 5 1/2 % diskon- tiere, wenn ich mein Geld zu 6% ausleihen kann." - 4892. "Von Leuten, die fr 2000 Pfd.St. oder 5000 Pfd.St. oder 10 000 Pfd.St. Wertpapiere als feste Kapitalanlagen kaufen, sprechen wir nicht, als ob sie wesentlich auf den Geldmarkt einwirken. Wenn Sie mich fragen nach dem Zinsfuá auf (Depot von) Konsols, so spreche ich von Leuten, die Gesch„fte zum Betrag von Hunderttau- senden machen, von sogenannten Jobbers, die groáe Betr„ge ”ffent- licher Anleihen zeichnen oder im Markt kaufen und die dann diese Papiere halten mssen, bis sie sie mit einem Profit loswerden k”nnen; diese Leute mssen zu diesem Zweck Geld aufnehmen." #528# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Mit der Entwicklung des Kreditwesens werden groáe konzentrierte Geldm„rkte geschaffen, wie London, die zugleich Hauptsitze des Handels in diesen Papieren sind. Die Bankiers stellen dem Gelich- ter dieser H„ndler das Geldkapital des Publikums massenhaft zur Verfgung, und so w„chst diese Brut von Spielern. "Geld ist auf der Effektenb”rse gew”hnlich wohlfeiler als ir- gendwo anders", sagt 1848 der damalige Gouverneur der Bank v. E. 1*) vor dem geheimen Komitee der Lords. (C. D. 1848, printed 1857, Nr. 219.) Es ist bereits bei Betrachtung des zinstragenden Kapitals darge- stellt worden, daá der Durchschnittszins fr eine l„ngere Reihe von Jahren, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden, bestimmt wird durch die Durchschnittsrate des Profits, nicht des Unternehmerge- winns, der selbst nichts ist als der Profit minus dem Zins. 2*) Daá auch fr die Variationen des kommerziellen Zinses - des Zin- ses, der fr Diskontierungen und Anleihen innerhalb des Kreises der Handelswelt von den Geldverleihern berechnet wird - im Ver- lauf des industriellen Zyklus eine Phase eintritt, wo der Zinsfuá sein Minimum bersteigt und die mittlere Durchschnittsh”he er- reicht (die er dann sp„ter berschreitet), und wo diese Bewegung Folge des Steigens des Profits ist -, auch dies ist bereits er- w„hnt und wird noch weiter untersucht werden. Indes ist hier zweierlei zu bemerken: Erstens: Wenn der Zinsfuá sich fr l„ngere Zeit hochh„lt (wir sprechen hier vom Zinsfuá in einem gegebnen Land wie England, wo der mittlere Zinsfuá fr l„ngere Zeit gegeben ist und sich auch darstellt in dem franleihen auf l„ngere Perioden bezahlten Zins, was man Privatzins nennen kann), so ist dies prima facie Beweis, daá w„hrend dieser Zeit die Rate des Profits hoch ist, beweist aber nicht notwendig, daá die Rate des Unternehmergewinns hoch ist. Dieser letztere Unterschied f„llt mehr oder weniger weg fr Kapitalisten, die vorwiegend mit eignem Kapital arbeiten; sie re- alisieren die hohe Rate des Profits, da sie sich den Zins selbst zahlen. Die M”glichkeit l„nger dauernden hohen Zinsfuáes - wir sprechen hier nicht von der Phase der eigentlichen Klemme - ist gegeben mit hoher Rate des Profits. Es ist aber m”glich, daá diese hohe Profitrate, nach Abzug der hohen Zinsrate, nur eine niedrige Rate des Unternehmergewinns brigl„át. Diese letztere mag einschrumpfen, w„hrend die hohe Profitrate fortdauert. Es ist dies m”glich, weil die einmal in Angriff genommenen Unternehmun- gen fortgefhrt werden mssen. In dieser Phase wird stark mit bloáem ----- 1*) James Morris - 2*) siehe vorl. Band, S. 370 ff. #529# 32. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital ----- Kreditkapital (fremdem Kapital) gearbeitet; und die hohe Pro- fitrate kann stellenweise spekulativ, prospektiv sein. Hohe Zins- rate kann gezahlt werden mit hoher Profitrate, aber abnehmendem Unternehmergewinn. Sie kann gezahlt werden - und dies ist z.T. der Fall in Zeiten der Spekulation - nicht aus dem Profit, son- dern aus dem geborgten fremden Kapital selbst, und dies kann eine Zeitlang fortdauern. Zweitens: Der Ausdruck, daá die Nachfrage nach Geldkapital und daher die Zinsrate w„chst, weil die Profitrate hoch, ist nicht identisch damit, daá die Nachfrage nach industriellem Kapital w„chst und daher die Zinsrate hoch ist. In Zeiten der Krise er- reicht die Nachfrage nach Leihkapital und damit die Zinsrate ihr Maximum; die Profitrate und mit ihr die Nachfrage nach industri- ellem Kapital ist so gut wie verschwunden. In solchen Zeiten borgt jeder nur, um zu zahlen, um bereits eingegangne Verpflich- tungen abzu wickeln. Dagegen in Zeiten der Wiederbelebung nach der Krise wird Leib. kapital verlangt, um zu kaufen und um das Geldkapital in produktives oder kommerzielles Kapital zu verwan- deln. Und dann wird es verlangt entweder die vom industriellen Kapitalisten oder vom Kaufmann. Der industrieIle Kapitalist legt es aus in Produktionsmitteln und in Arbeitskraft. Die steigende Nachfrage nach Arbeitskraft kann an sich nie Grund sein fr stei- genden Zinsfuá, soweit er durch die Profitrate bestimmt wird. H”- herer Arbeitslohn ist nie Grund eines h”hern Profits, obgleich er, besondre Phasen des industriellen Zyklus betrachtet, eine seiner Folgen sein kann. Es kann die Nachfrage nach Arbeitskraft zunehmen, weil die Exploitation der Arbeit unter besonders gn- stigen Umst„nden vor sich geht, aber die steigende Nachfrage nach Arbeitskraft und daher nach variablem Kapital vermehrt an und fr sich nicht den Profit, sondern schm„lert ihn pro tanto. Dennoch kann aber damit die Nachfrage nach variablem Kapital zunehmen, also auch die Nachfrage nach Geldkapital, und dies den Zinsfuá erh”hen. Der Marktpreis der Arbeitskraft steigt dann ber seinen Durchschnitt, es wird eine mehr als die durchschnittliche Zahl von Arbeitern besch„ftigt, und gleichzeitig steigt der Zinsfuá, weil rmt jenen Umst„nden die Nachfrage nach Geldkapital. Die steigende Nachfrage nach Arbeitskraft verteuert diese Ware wie jede andre, steigert ihren Preis, aber nicht den Profit, der haupts„chlich auf der relativen Wohlfellheit gerade dieser Ware beruht. Sie erh”ht aber zugleich - unter den vorausgesetzten Um- st„nden - die Zinsrate, weil sie die Nachfrage nach Geldkapital erh”ht. Verwandelte sich der Geldkapitalist. statt das Geld aus- zuleihen, in einen Industriellen, so #530# V. Abschnitt - Das zinstreende Kapital ----- wrde der Umstand, daá er die Arbeit teurer zu zahlen hat, an und fr sich seinen Profit nicht erh”hen, sondern pro tanto vermin- dern. Die Konjunktur der Umst„nde mag so sein, daá trotzdem sein Profit steigt, aber nie weil er die Arbeit teurer zahlt. Der letztre Umstand, soweit er die Nachfrage nach Geldkapital ver- mehrt, ist aber hinreichend, um die Zinsrate zu erh”hen. Stiege aus irgendwelchen Ursachen der Arbeitslohn, bei sonst ungnstigen Konjunkturen, so wrde das Steigen des Arbeitslohns die Pro- fitrate senken, aber die Zinsrate steigern in dem Maá, wie es die Nachfrage nach Geldkapital vermehrte. Von der Arbeit abgesehn, besteht das, was Overstone die Nachfrage nach Kapital nennt, nur in Nachfrage nach Waren. Die Nachfrage nach Waren steigert ihren Preis, sei es, daá sie ber den Durch- schnitt steigt, oder daá die Zufuhr unter den Durchschnitt f„llt. Wenn der industrielle Kapitalist oder Kaufmann Jetzt z.B. 150 Pfd.St. fr dieselbe Warenmasse zu zahlen hat, wofr er frher 100 Pfd.St. zahlte, so h„tte er 150 Pfd.St. anzuleihen, wo sonst 100 Pfd.St., und h„tte daher bei 5% Zins 7 1/2 Pfd.St. zu zahlen, wo er sonst 5 Pfd.St. zahlte. Die Masse des von ihm zu zahlen. den Zinses wrde steigen, weil die Masse des geborgten Kapitals. Der ganze Versuch des Herrn Overstone besteht darin, die Interes- sen des Leihkapitals und des industriellen Kapitals als identisch darzustellen, w„hrend sein Bankakt gerade darauf berechnet ist, die Differenz dieser Interessen zum Vorteil des GeldkapitaIs aus- zubeuten. Es ist m”glich, daá die Nachfrage nach Waren, im Fall ihre Zufuhr unter den Durchschnitt gefallen, nicht mehr Geldkapital absor- biert als frher. Es ist dieselbe Summe, vielleicht eine klei- nere, zu zahlen fr ihren Gesamtwert, aber fr dieselbe Summe wird ein kleineres Quantum von Gebrauchswerten erhalten. In die- sem Falle wird die Nachfrage nach leihbarem Gldkapital dieselbe bleiben, also der Zinsfuá nicht steigen, obgleich die Nachfrage nach der Ware im Verh„ltnis zu ihrer Zufuhr und daher der Preis der Ware gestiegen w„re. Der Zinsfuá kann nur berhrt werden, so- bald die Gesamtnachfrage nach Leihkapital w„chst, und dies ist unter obigen Voraussetzungen nicht der Fall. Die Zufuhr eines Artikels kann aber auch unter den Durchschnitt fallen, wie bei Miáernte in Korn, Baumwolle etc., und die Nach- frage nach Leibkapital wachsen, weil darauf spekuliert wird, daá die Preise noch h”her steigen, und das n„chste Mittel, sie stei- gen zu machen, darin besteht, einen Teil der Zufuhr dem Markt zeitweilig zu entziehn. Um aber die gekaufte Ware zu bezahlen, ohne sie zu verkaufen, wird vermittelst der kommerziellen Wech- selwirtschaft Geld verschafft. In diesem Fall w„chst die #531# 32. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - III ----- Nachfrage nach Leihkapital, und der Zinsfuá kann steigen infolge dieses Versuchs, die Zufuhr der Ware zum Markt knstlich zu ver- hindern. Der h”here Zinsfuá drckt dann eine knstliche Verminde- rung der Zufuhr des Warenkapitals aus. Andrerseits kann die Nachfrage nach einem Artikel wachsen, weil seine Zufuhr gewachsen ist und der Artikel unter seinem Durch- schnittspreis steht. In diesem Fall kann die Nachfrage nach Leihkapital dieselbe blei- ben oder selbst fallen, weil mit derselben Geldsumme mehr Waren zu haben sind. Es k”nnte aber auch spekulative Vorratbildung ein- treten, teils zur Benutzung des gnstigen Mornents fr Produkti- onszwecke, teils in Erwartung sp„terer Preissteigerung. In diesem Fall k”nnte die Nachfrage nach Leihkapital wachsen, und der er- h”hte Zinsfuá w„re so Ausdruck von Kapitalanlage in berschssi- ger Vorratbildung von Elementen des produktiven Kapitals. Wir be- trachten hier nur die Nachfrage nach Leihkapital, wie sie beein- fluát wird durch die Nachfrage und Zufuhr des Warenkapitals. Es ist schon frher auseinandergesetzt, wie der wechselnde Stand des Reproduktionsprozesses in den Phasen des industriellen Zyklus auf das An. gebot von Leihkapital wirkt. Den trivialen Satz, daá die Marktrate des Zinsfuáes bestimmt ist durch Zufuhr und Nachfrage von (Leih-)Kapital, wirft Overstone schlauerweise zusammen mit seiner eignen Annahme, wonach Leihkapital identisch ist mit Kapi- tal berhaupt, und sucht dadurch den Wucherer in den einzigen Ka- pitalisten und sein Kapital in das einzige Kapital zu verwandeln. In Zeiten der Klemme ist die Nachfrage nach Leihkapital Nachfrage nach Zahlungsmittel und weiter gar nichts; keineswegs Nachfrage nach Geld als Kaufmittel. Der Zinsfuá kann dabei sehr hoch gehn, einerlei ob reales Kapital - produktives und Warenkapital - im šbermaá vorhanden oder knapp. Die Nachfrage nach Zahlungsmitteln ist bloáe Nachfrage nach Umsetzbarkeit in Geld, soweit die Kauf- leute und Produzenten gute Sicherheiten bieten k”nnen; sie ist Nachfrage nach Geldkapital, soweit dies nicht der Fall ist, so- weit also ein Vorschuá von Zahlungsmitteln ihnen nicht nur die Geldform gibt, sondern das ihnen mangelnde Žquivalent, in welcher Form es sei, zum Zahlen. Dies ist der Punkt, wo beide Seiten der landl„ufigen Theorie bei Beurteilung der Krisen recht und unrecht haben. Die da sagen, daá bloá Mangel an Zahlungsmitteln exi- stiert, haben entweder bloá die Besitzer von bona fide Sicherhei- ten im Auge oder sind Narren, die glauben, es sei die Pflicht und in der Macht einer Bank, durch Papierzettel alle bankrotten Schwindler in zahlungsf„hige solide Kapitalisten zu verwandeln. #532# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Die da sagen, daá bloá Mangel an Kapital existiert, machen entwe- der bloáe Wortklauberei, da ja in solchen Zeiten das i n k o n v e r t i b l e Kapital infolge von šbereinfuhr und šberproduktion massenhaft vorhanden ist, oder sie sprechen bloá von jenen Kreditrittern, die nun in der Tat in Umst„nde gesetzt sind, wo sie nicht l„nger fremdes Kapital erhalten, um damit zu wirtschaften, und nun verlangen, die Bank solle ihnen nicht nur das verlorne Kapital zahlen helfen, sondern sie auch noch zur Fortsetzung des Schwindels bef„higen. Es ist Grundlage der kapitalistischen Produktion, daá das Geld als selbst„ndige Form des Werts der Ware gegenbertritt oder daá der Tauschwert selbst„ndige Form im Geld erhalten muá, und dies ist nur m”glich, indem eine bestimmte Ware das Material wird, in deren Wert sich alle andern Waren messen, daá sie ebendadurch die allgemeine Ware, die Ware par excellence im Gegensatz zu allen andern Waren wird. Dies muá sich in doppelter Hinsicht zeigen, und namentlich bei kapitalistisch entwickelten Nationen, die das Geld in groáem Maá ersetzen, einerseits durch KreditOperationen, andrerseits durch Kreditgeld. In Zeiten der Klemme, wo der Kredit einschrumpft oder ganz auf- h”rt, tritt pl”tzlich Geld als einziges Zahlungsmittel und wahres Dasein des Werts absolut den Waren gegenber. Daher die allge- meine Entwertung der Waren, die Schwierigkeit, ja die Unm”glich- keit, sie in Geld zu verwandeln, d.h. in ihre eigne rein phanta- stische Form. Zweitens aber: das Kreditgeld selbst ist nur Geld, soweit es im Betrage seines Nominalwerts absolut das wirkliche Geld vertritt. Mit dem Goldabfluá wird seine Konvertibilit„t in Geld problematisch, d.h. seine Identit„t mit wirklichem Gold. Da- her Zwangsmaáregeln, Heraufsetzung des Zinsfuáes etc., um die Be- dingungen dieser Konvertibilit„t zu sichern. Dies kann mehr oder minder auf die Spitze getrieben werden durch falsche Gesetzge- bung, beruhend auf falschen Theorien vom Geld und der Nation auf- gedr„ngt durch das Interesse der Geldh„ndler, der Overstone und Konsorten. Die Grundlage aber ist gegeben mit der Grundlage der Produktionsweise selbst. Eine Entwertung des Kreditgeldes (gar nicht zu sprechen von einer brigens nur imagin„ren Entgeldung desselben) wrde alle bestehenden Verh„ltnisse erschttern. Der Wert der Waren wird daher geopfert, um das phantastische und selbst„ndige Dasein dieses Werts im Geld zu sichern. Als Geldwert ist er berhaupt nur gesichert, solange das Geld gesichert ist. Fr ein paar Millionen Geld mssen daher viele Millionen Waren zum Opfer gebracht werden. Dies ist unvermeidlich in der kapita- listischen Produktion und bildet eine ihrer Sch”nheiten. In fr- hern Produktionsweisen kommt dies nicht vor, weil bei der engen Basis, auf der #533# 32. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - III ----- sie sich bewegen, weder der Kredit noch das Kreditgeld zur Ent- wicklung kommt. Solange der g e s e l l s c h a f t l i c h e Charakter der Arbeit als das G e l d d a s e i n der Ware und daher als ein Ding auáer der wirklichen Produktion erscheint, sind Geldkrisen, unabh„ngig oder als Versch„rfung wirklicher Kri- sen, unvermeidlich. Es ist andrerseits klar, daá, solange der Kredit einer Bank nicht erschttert ist, sie durch Vermehrung des Kreditgelds in solchen F„llen die Panik lindert, durch dessen Einziehung sie aber vermehrt. Alle Geschichte der modernen Indu- strie zeigt, daá Metall in der Tat nur erheischt w„re zur Saldie- rung des internationalen Handels, sobald dessen Gleichgewicht mo- mentan verschoben ist, wenn die inl„ndische Produktion organi- siert w„re. Daá das Inland schon jetzt kein Metallgeld bedarf, beweist die Suspension der Barzahlungen der sog. Nationalbanken, zu der, als zum einzigen Hilfsmittel, in allen extremen F„llen gegriffen wird. Bei zwei Individuen w„re es l„cherlich, zu sagen, daá im Verkehr untereinander beide die Zahlungsbilanz gegen sich haben. Wenn sie wechselseitig Schuldner und Gl„ubiger voneinander sind, ist es klar, daá, wenn ihre Forderungen sich nicht ausglei- chen, fr den Rest der eine der Schuldner des andern sein muá. Bei Nationen ist dies keineswegs der Fall. Und daá es nicht der Fall ist, ist von allen ™konomen in dem Satz anerkannt, daá die Zahlungsbilanz fr oder gegen eine Nation sein kann, obwohl ihre Handelsbilanz sich schlieálich ausgleichen muá. Die Zahlungsbi- lanz unterscheidet sich dadurch von der Handelsbilanz, daá sie eine in einer bestimmten Zeit f„llige Handelsbilanz ist. Was nun die Krisen tun, ist, daá sie die Differenz zwischen der Zahlungs- bilanz und der Handelsbilanz in eine kurze Zeit zusammendr„ngen; und die bestimmten Zust„nde, die sich bei der Nation entwickeln, bei der die Krise ist, bei der daher jetzt der Zahlungstermin eintritt, - diese Zust„nde bringen schon eine solche Kontraktion der Ausgleichungszeit mit sich. Erstens das Wegsenden von Edelme- tallen; dann das Losschlagen konsignierter Waren; das Exportieren von Waren, um sie loszuschlagen oder um im Inland Geldvorschsse darauf aufzutreiben, das Steigen des Zinsfuáes, das Aufkndigen der Kredite, das Fallen der Wertpapiere, das Losschlagen fremder Wertpapiere, die Attraktion von fremdem Kapital zur Anlage in diesen entwerteten Wertpapieren, endlich der Bankrott, der eine Masse Forderungen ausgleicht. Es wird dabei oft noch Metall ver- sandt nach dem Land, wo die Krise ausgebrochen, weil die Wechsel darauf unsicher, also die Zahlung am sichersten in Metall er- folgt. Es kommt dazu der Umstand, daá mit Bezug auf Asien alle kapitalistischen Nationen meist gleichzeitig, direkt oder indi- rekt, seine Schuldner sind. Sobald diese verschiednen Umst„nde auf die andre beteiligte Nation ihre #534# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- volle Wirkung ben, tritt auch bei ihr Gold- oder Silberexport, kurz der Zahlungstermin ein, und dieselben Ph„nomene wiederholen sich. Bei dem kommerziellen Kredit geht der Zins, als Unterschied des Kreditpreises vom Barpreise, nur soweit in den Warenpreis ein, als die Wechsel l„ngte als gew”hnliche Laufzeit haben. An- dernfalls nicht. Und dies erkl„rt sich daraus, daá jeder mit der einen Hand diesen Kredit nimmt und ihn mit der andern gibt. Dies stimmt nicht mit meiner Erfahrung. F. E.} Soweit aber der Dis- konto in dieser Form hier eingeht, ist er nicht durch diesen kom- merziellen Kredit, sondern durch den Geldmarkt geregelt. W„ren Nachfrage und Angebot von Geldkapital, die den Zinsfuá be- stimmen, identisch mit Nachfrage und Angebot von wirklichem Kapi- tal, wie Overstone behauptet, so máte, je nachdem man ver- schiedne Waren oder dieselbe Ware in verschiednen Stadien (Rohstoff, Halbfabrikat, fertiges Produkt) betrachtet, der Zins gleichzeitig niedrig und hoch sein. 1844 schwankte der Zinsfuá der B.v.E. zwischen 4% (von Januar bis September) und 2 1/2 und 3% von November bis Jahresschluá. 1845 war er 2 1/2, 2 3/4, 3% von Januar bis Oktober, zwischen 3 und 5% in den letzten Monaten. Der Durchschnittspreis von fr Orleans Baumwolle war 1844 6 1/4 d. und 1845 4 1/8 d. Am 3. M„rz 1844 war der Baumwollvorrat in Liverpool 627 042 Ballen und am 3. M„rz 1845 773 800 Ballen. Nach dem niedrigen Preis der Baumwolle zu schlieáen, muáte der Zinsfuá 1845 niedrig sein, was er in der Tat w„hrend des gr”áten Teils dieser Zeit war. Aer nach dem Garn zu schlieáen, h„tte er hoch sein mssen, denn die Preise waren relativ und die Profite absolut hoch. Aus Baumwolle zu 4 d. das Pfund konnte 1845 mit 4 d. Spinnkosten ein Garn gesponnen werden (Nr. 40 gut secunda mule twist), das dem Spinner also 8 d. kostete und das er September und Oktober 1845 zu 10 1/2, oder 11 1/2 d. per Pfund verkaufen konnte. (S. Aussage von Wylie weiter unten.) Die ganze Sache kann dadurch zur Entscheidung gebracht werden: Nachfrage und Angebot von Leihkapital w„re identisch mit Nach- frage und Angebot von Kapital Oberhaupt (obgleich diese letztere Phrase absurd ist; fr den Industriellen oder Kaufmann ist die Ware eine Form seines Kapitals, aber er verlangt doch nie Kapital als solches, sondern stets nur diese spezielle Ware als solche, kauft und zahlt sie als Ware, Korn oder Baumwolle, unabh„ngig von der Rolle, die sie im Kreislauf seines Kapitals einzunehmen hat), wenn es keine Geldverleiher g„be und statt deren die verleihenden Kapitalisten im Besitz von Maschinerie, Rohstoff etc. w„ren und sie diese ausliehen oder vermieteten, wie jetzt H„user,an die in- dustriellen #535# 32. Kapitel - Geldkapital und wirkliches Kapital - III ----- Kapitalisten, die selbst Eigner eines Teils dieser Cegenst„nde sind. Unter solchen Umst„nden w„re die Zufuhr von Leihkapital identisch mit Zufuhr von Produktionselementen fr den industriel- len Kapitalisten, von Waren fr den Kaufmann. Es ist aber klar, daá dann die Teilung des Profits zwischen her und Borger zun„chst ganz abh„ngen wrde von dem Verh„ltnis, worin dies Kapital gelie- hen ist und worin es Eigentum dessen, der es anwendet. Nach Herrn Weguelin (B. A. 1857) ist der Zinsfuá bestimmt durch die Masse des unbesch„ftigten Kapitals" (252); ist nur ein Index der Masse des unbesch„ftigten Kapitals, das Anlage sucht" (271); sp„ter heiát dies unbesch„ftigte Kapital "floating capital" (485) und darunter versteht er Noten der Bank von England und andre Zirkulationsmittel im Lande; z.B. die Noten der Provinzialbanken und die im Lande vorhandne Mnze... ich schlieáe unter floating capital auch die Reserven der Banken ein" (502, 503) und sp„ter auch Barrengold (503). So sagt derselbe Weguelin, daá die Bank von England groáen Einfluá auf den Zinsfuá hat zu Zeiten, "wo wir" (die B.v.E.) tats„chlich den gr”áten Teil des unbesch„ftig- ten Kapitals in unsrer Hand haben" (1198), w„hrend nach obigen Aussagen des Herrn Overstone die Bank von England "kein Platz fr Kapital ist". Ferner sagt Weguelin: "Nach meiner Ansicht wird die Diskontorate reguliert durch die Menge des unbesch„ftigten Kapitals im Lande. Die Menge des unbe- sch„ftigten Kapitals ist repr„sentiert durch die Reserve der B.v.E., die tats„chlich eine Metallreserve ist. Wenn also der Me- tallschatz vermindert wird, vermindert dies die Menge des unbe- sch„ftigten Kapitals im Lande und steigert also den Wert des noch vorhandnen Rests." (1258.) J. Stuart Mill sagt 2102: "Die Bank ist gen”tigt, um ihr banking department solvent zu er- halten, ihr m”glichstes zu tun, die Reserve dieses Departements zu f„llen; sobald sie also findet, daá ein Abfluá eintritt, muá sie sich eine Reserve sichern und entweder ihre Diskontierungen einschr„nken oder Wertpapiere verkaufen." Die Reserve, soweit bloá das banking department betrachtet wird, ist Reserve nur fr die Depositen. Nach den Overstones soll das banking department bloá als Bankier handeln, ohne Rcksicht auf die "automatische" Notenausgabe. Aber in Zeiten wirklicher Klemme hat das Institut, unabh„ngig von der Reserve des banking depart- ment, die nur aus Noten besteht, ein sehr scharfes Auge auf den Metallschatz und muá es haben, wenn es nicht fallieren will. Denn im selben Maá wie der Metallschatz schwindet, schwindet auch die Reserve von Banknoten, und niemand sollte dies besser wissen als Herr Overstone, der dies eben durch seinen Bankakt von 1844 so weise eingerichtet hat. #536# ----- DREIUNDDREISSIGSTES KAPITEL Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem "Der groáe Regulator der Geschwindigkeit der Zirkulation ist der Kredit. Daher erkl„rt sich, warum eine scharfe Klemme im Geld- markt gew”hnlich enf„llt mit einer gef„llten Zirkulation." ("The Currency Theory Reviewed", p. 65.) Dies ist doppelt zu verstehn. Einerseits sind alle Methoden, die Zirkulationsmittel ersparen, begrndet auf den Kredit. Zweitens aber: nimm z.B. eine 500-Pfund-Note. A gibt sie heute in Zahlung eines Wechsels an B; B deponiert sie denselben Tag bei seinem Bankier; dieser diskontiert noch selben Tags einen Wechsel damit fr C; C zahlt sie an seine Bank, die Bank gibt sie dem bill-bro- ker auf Vorschuá etc. Die Geschwindigkeit, mit der die Note hier zirkuliert, zu K„ufen oder Zahlungen dient, ist vermittelt durch die Geschwindigkeit, womit sie immer wieder in der Form des Depo- situms zu jemandem zurckkehrt und in der Form des Anlehens wie- der zu jemand anders bergeht. Das bloáe ™konomisieren des Zirku- lationsmittels erscheint am h”chsten entwickelt im Clearing House, dem bloáen Austausch von f„lligen Wechseln, und der vor- wiegenden Funktion des Geldes als Zahlungsmittel zum Ausgleich bloáer Oberschsse. Aber das Dasein dieser Wechsel beruht selbst wieder auf dem Kredit, den sich die Industriellen und Kaufleute untereinander geben. Nimmt dieser Kredit ab, so nimmt die Zahl der Wechsel ab, namentlich der langsichtigen, also auch die Wirk- samkeit dieser Methode der Ausgleichungen. Und diese ™konomie, die in der Beseitigung des Geldes aus den Ums„tzen besteht und die ganz auf der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel beruht, welche wieder auf dem Kredit beruht, kann (abgesehn von der mehr oder minder entwickelten Technik in der Konzentration dieser Zah- lungen) nur zweierlei Art sein: Wechselseitige Schuldforderungen, repr„sentiert durch Wechsel oder Schecks, gleichen sich aus ent- weder bei demselben Bankier, der nur die Forderung vom Konto des einen auf das des andern berschreibt; oder die #537# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kereditsystem ----- verschiednen Bankiers gleichen untereinander aus. 11) Die Konzen- tration von 8-10 Millionen Wechseln in der Hand eines bill-bro- kers, wie z.B. der Firma Overend, Gurney & Co., war eins der Hauptmittel, die Stufenleiter dieser Ausgleichung lokal zu erwei- tern. Durch diese ™konomisierung wird die Wirksamkeit des Um- laufsmittels erh”ht, soweit ein geringres Quantum davon erfordert wird zur bloáen Saldierung der Bilanz. Andrerseits h„ngt die Ge- schwindigkeit des als Zirkulationsmittel umlaufenden Geldes (wodurch es auch ”konomisiert wird) ganz ab von dem Fluá der K„ufe und Verk„ufe, oder auch von der Verkettung der Zahlungen, soweit sie nacheinander in Geld erfolgen. Aber der Kredit vermit- telt und erh”ht dadurch die Geschwindigkeit der Zirkulation. Das einzelne Geldstck kann z.B. nur fnf Uml„ufe bewirken und bleibt l„nger in jeder einzelnen Hand ruhen als bloáes Zirkulationsmit- tel ohne Dazwischenkunft des Kredits -, wenn A, sein ursprngli- cher Besitzer, von B, B von C, C von D, D von E, E von F kauft, also sein šbergang von einer Hand in die andre nur durch wirkli- che K„ufe und Verk„ufe vermittelt ist. Wenn aber B das von A in Zahlung er haltne Geld bei seinem Bankier deponiert und dieser es ausgibt in Wechselcliskont an C, dieser von D kauft, D es bei seinem Bankier deponiert und dieser es an E leiht, der von F kauft, so ist selbst seine Geschwindigkeit als bloáes Zirkulati- onsmittel (Kaufmittel) vermittelt durch mehrere Kreditoperatio- nen: das Deponieren des B bei seinem Bankier und dessen Diskon- tieren fr C, das Deponieren des D bei seinem Bankier und dessen Diskontieren fr E; also durch vier Kreditoperationen. Ohne diese Kreditoperationeu h„tte dasselbe Geldstck nicht fnf K„ufe nach- einander im gegebnen Zeitraum verrichtet. Daá es ohne Vermittlung von wirklichem Kauf und Verkauf - als Depositum und im Diskonto - die H„nde wechselte, hat hier seinen H„ndewechsel in der Reihe wirklicher Abs„tze beschleunigt. Es hat sich vorhin gezeigt, wie eine und dieselbe Banknote Depo- siten bei verschiednen Bankiers bilden kann. Ebenso kann sie ver- schiedne Depositen ----- 11) Durchschnittliche Anzahl der Tage, w„hrend deren eine Banknote in Zirkulation blieb: Jahr 5 Pfd.St. 10 Pfd.St. 20-100 200-500 1000 Pfd.St. Pfd.St. Pfd.St. 1792 ? 236 209 31 22 1818 148 137 121 18 13 1846 79 71 34 12 8 1856 70 58 27 9 7 (Aufstellung des Kassierers der B.v.E. Marshall im "Report on Bank Acts", 1857, II, Appendix p. 300, 301.) #538# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- bei demselben Bankier bilden. Er diskontiert mit der Note, die A deponiert hat, den Wechsel von B, B zahlt an C, C deponiert die- selbe Note bei denselben Bankier, der sie verausgabt. --- Es ist bereits bei Betrachtung der einfachen Celdzirkulation (Buch I, Kap. III, 2) nachgewiesen worden, daá die Masse des wirklich zirkulieren. den Geldes, Geschwindigkeit der Zirkulation und ™konomie der Zahlungen als gegeben vorausgesetzt, bestimmt ist durch die Preise der Waren und die Masse der Transaktionen. Dasselbe Gesetz herrscht bei der Notenzirkulation. In der folgen- den Tabelle sind fr jedes Jahr die Jahresdurchschnitte der Noten der Bank von England, soweit sich solche in der Hand des Publi- kums befanden, verzeichnet, und zwar die Betr„ge der 5- und 10- Pfund-Noten, die der Noten von 20-100 Pfd.St. und die der h”heren Noten von 200-1000 Pfd.St.; sowie der Prozentsatz der Gesamtzir- kulation, den jede dieser Rubriken liefert. Die Betr„ge sind in Tausenden, unter Streichung der drei letzten Stellen. Noten von Noten von Noten von Ins- Jahr 5-10 Pfd.St. 20-100 Pfd.St. 200-1000 Pfd.St. gesamt Pfd.St. % Pfd.St. % Pfd.St. % Pfd. St. 1844 9263 45,7 5735 28,3 5253 26,0 20241 1845 9698 46,9 6082 29,3 4942 23,8 20722 1846 9918 48,9 5778 28,5 4590 22,6 20286 1847 9591 50,1 5498 28,7 4066 21,2 19155 1848 8732 48,3 5046 27,9 4307 23,8 18085 1849 8692 47,2 5234 28,5 4477 24,3 18403 1850 9164 47,2 5587 28,8 4646 24,0 19398 1851 9362 48,1 5554 28,5 4557 23,4 19473 1852 9839 45,0 6161 28,2 5856 26,8 21856 1853 10699 47,3 6393 28,2 5541 24,5 22653 1854 10565 51,0 5910 28,5 4234 20,5 20709 1855 10628 53,6 5706 28,9 3459 17,5 19793 1856 10680 54,4 5645 28,7 3323 16,9 19648 1857 10659 54,7 5567 28,6 3241 16,7 19467 (B.A. 1858, p. XXVI.) Die Gesamtsumme der zirkulierenden Banknoten hat also von 1844 bis 1857 positiv abgenommen, obgleich der durch Ausfuhr und Ein- fuhr nachgewiesene Gesch„ftsverkehr sich mehr als verdoppelt hatte. Die kleinern Banknoten von 5 Pfd.St. und 10 Pfd.St. nahmen zu, wie die Liste zeigt, #539# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ----- von 9 263 000 Pfd.St. in 1844 auf 10 659 000 Pfd.St. in 1857. Und dies gleichzeitig mit der gerade damals so starken Vermehrung der Goldzirkulation. Dagegen Abnahme der Noten von h”hern Betr„gen (Von 200 bis 1000 Pfd.St.) von 5 856 000 Pfd.St. in 1852 auf 3 241 000 Pfd.St. in 1857. Also Abnahme von mehr als 2 1/2 Mill. Pfd.St. Dies wird erkl„rt wie folgt: "Am 8. Juni 1854 lieáen die Privatbankiers von London die Aktien- banken an der Einrichtung des Clearing House teilnehmen, und bald darauf wurde das schlicáliche clearing in der Bank von England eingerichtet. Die t„glichen Saldierungen werden erledigt durch šberschreibung auf den Kontos, die die verschiednen Banken in der Bank von England halten. Durch Einfhrung dieses Systems sind die Noten von hohem Betrag, deren sich die Banken frher zur Ausglei- chung ihrer gegenseitigem Rechnungen bedienten, berflssig ge- worden." (B.A. 1858, p. V.) Wie sehr der Gebrauch des Geldes im Groáhandel auf ein geringes Minimum reduziert ist, darber vgl. die Tabelle, die Buch 1, Kap. III, Note 103 abgedruckt und die dem Bankausschuá geliefert wurde von Morrison, Dillon & Co., einem der gr”áten derjenigen Londoner H„user, wo ein Kleinh„ndler seinen ganzen Vorrat von Waren aller Art einkaufen kann. Nach der Aussage von W. Newmarch vor dem B.A. 1857, Nr. 1741, trugen auch noch andre Umst„nde zur Ersparung von Zirkulationsmitteln bei: das Penny-Briefporto, die Eisenbahnen, die Telegraphen, kurz die verbesserten Verkehrsmittel; so daá England jetzt bei ungef„hr derselben Banknotenzirkulation ein fnf- bis sechsmal so groáes Gesch„ft machen kann. Dies sei aber auch wesentlich der Ausschaltung der Noten von mehr als 10 Pfd.St. aus der Zirkulation geschuldet. Dies scheint ihm eine na- trliche Erkl„rung dafr, daá in Schottland und Irland, wo auch Pfund-Noten zirkulieren, die Notenzirkulation um ungef„hr 31% ge- stiegen ist. (1747.) Die Gesamtzirkulation von Banknoten im Ver- einigten K”nigreich, mit Einschluá der 1 Pfund-Noten, sei 39 Mill. Pfd.St. (1749.) Die Goldzirkulation = 70 Mill.Pfd. St. (1750.) In Schottland war die Notenzirkulation 1834 - 3 120 000 Pfd.St.; 1844 - 3 020 000 Pfd.St.; 1854 - 4 050 000 Pfd.St. (1752.) Schon hieraus geht hervor, daá es keineswegs in der Hand der No- ten ausgebenden Banken steht, die Zahl der zirkulierenden Noten zu vermehren, solange diese Noten jederzeit gegen Geld austausch- bar sind. {Von inkonvertiblem Papiergeld ist hier berhaupt nicht die Rede; inkonvertible Banknoten k”nnen nur da allgemeines Zir- kulationsinittel werden, wo sie tats„chlich durch Staatskredit gesttzt werden, wie z.B. gegenw„rtig in Ruáland. Sie fallen da- mit unter die Gesetze des inkonvertiblen Staatspapiergelds, #540# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- die schon entwickelt sind. (Buch I, Kap. III, 2, c: Die Mnze. Das Wertzeichen.) - F.E.} Die Menge der zirkulierenden Noten richtet sich nach den Bedrf- nissen des Verkehrs, und jede berflssige Note wandert sofort zurck zu ihrem Ausgeber. Da in England nur die Noten der Bank von England als gesetzliches Zahlungsmittel allgemein umlaufen, k”nnen wir die unbedeutende und nur lokale Notenzirkulation der Provinzialbanken hier vernachl„ssigen. Vor dem B.A. 1858 sagt Herr Neave, Couverneur der Bank von Eng- land, aus: Nr. 947. (Frage.) "Welche Maáregeln auch immer Sie ergreifen, der Notenbetrag in den H„nden des Publikums, sagen Sie, bleibt der- selbe; d.h. ungef„hr 20 Mill. Pfd.St.? - In gew”hnlichen Zeiten scheint der Gebrauch des Publikums ungef„hr 20 Mill. zu erfor- dern. Zu gewissen periodisch wiederkehrenden Zeiten im Jahr stei- gen sie um 1 oder 1 1/2 Mill. Wenn das Publikum mehr braucht, so kann es sie, wie ich sagte, stets bei der Bank von England bekom- men." - 948. "Sie sagten, daá w„hrend der Panik das Publikum Ih- nen nicht erlauben wollte, den Notenbetrag zu vermindern; wollen Sie das begrnden? - In Zeiten der Panik hat das Publikum, wie mir scheint, volle Macht, sich Noten zu verschaffen; und natr- lich, solange die Bank eine Verpflichtung hat, kann das Publikum auf diese Verpflichtung hin die Noten von der Bank entnehmen." - 949. Es scheinen also jederzeit ungef„hr 20 Mill. Noten der B.v.E. erforderlich zu sein? - 20 Mill. Noten in der Hand des Pu- blikums, es wechselt. Es sind 18 1/2, 19, 20 Mill. usw.; aber im Durchschnitt k”nnen Sie sagen 19-20 Millionen." Aussage von Thomas Tooke vor dem Ausschuá der Lords ber Commer- cial Distress (C.D. 1848/1857), Nr. 3094: "Die Bank hat keine Macht, nach eignem Willen den Betrag der No- ten in der Hand des Publikums zu erweitern; sie hat die Macht, den Notenbetrag in der Hand des Publikums zu vermindern, aber nur vermittelst einer sehr gewaltsamen Operation." J.C. Wright, seit 30 Jahren Bankier in Nottingham, nachdem er ausfhrlich die Unm”glichkeit auseinandergesetzt, daá die Provin- zialbanken jemals mehr Noten in Umlauf erhalten k”nnten, als das Publikum braucht und will, sagt von den Noten der Bank von Eng- land (C.D. 1848/1857), Nr. 2844: "Ich weiá von keiner Schranke" (der Notenausgabe) fr die B. von E., aber jeder šberschuá der Zirkulation wird in die Depositen bergehn und so eine andre Form annehmen." Dasselbe gilt fr Schottland, wo fast nur Papier zirkuliert, weil dort wie in Irland auch Einpfundnoten gestattet sind und "the scotch hate gold". 1*) ----- 1*) "die Schotten Gold hassen" #541# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ----- Kennedy, Dirigent einer schottischen Bank, erkl„rt, die Banken k”nnten ihre Notenzirkulation nicht einmal vermindern, und ist "der Ansicht, daá, solange inl„ndische Gesch„ftsabschlsse Noten oder Gold erfordern, um zustande zu kommen, die Banlders soviel Umlaufmittel liefern mssen, wie diese Gesch„fte erfordern - sei es auf Verlangen ihrer Depositoren oder sonstwie... Die schotti- schen Banken k”nnen ihre Gesch„fte einschr„nken, aber sie k”nnen keine Kontrolle ausben ber ihre Notenausgabe." (ib., Nr. 3446, 3448.) Desgleichen Anderson, Dirigent der Union Bank of Scotland, ib., Nr. 3578: "Verhindert das System des gegenseitigem Notenaustausches" {zwischen den schottischen Banken} eine šberausgabe von Noten von seiten einer einzelnen Bank? Jawohl; wir haben aber ein wirksa- meres Mittel als den Notenaustausch" (der in der Tat gar nichts damit zu tun hat, wohl aber die Umlaufsf„higkeit der Noten jeder Bank aber ganz Schottland sichert) und dies ist der allgemeine Gebrauch in Schottland, ein Bankkonto zu halten; jedermann, der irgendwie Geld hat, hat auch ein Konto bei einer Bank und zahlt tagt„glich alles Geld ein, das er nicht unmittelbar selbst n”tig hat, so daá am Schluá eines jeden Gesch„ftstags alles Geld in den Banken ist, ausgenommen was jeder in der Tasche hat." Ebenso fr Irland, s. die Aussagen des Gouverneurs der Bank von Irland, MacDonnell, und des Dirigenten der Provincial Bank of Ireland, Murray, vor demselben Ausschuá. Ebenso unabh„ngig wie vom Willen der Bank von England ist die Noten, Zirkulation vom Stand des Goldschatzes in den Kellern der Bank, der die Konverti- bilit„t dieser Noten sichert. "Am 18. September 1846 war die Notenzirkulation der Bank von Eng- land 20 900 000 Pfd.St. und ihr Metallschatz 16 273 000 Pfd.St.; am 5.April 1847 die Zirkulation 20 815 000 Pfd.St. und der Me- tallschatz 10 246 000 Pfd.St. Also fand trotz des Exports der 6 Millionen Pfd.St. Edelmetall keine Einschrumpfung der Zirkulation statt." (J. G. Kinnear, "The Crisis and the Currency", Ld. 1847, p. 5.) Es versteht sich jedoch, daá dies nur gilt unter den in England heute herrschenden Verh„ltnissen, und auch da nur, soweit nicht die Gesetzgebung ber das Verh„ltnis von Notenausgabe und Metall- schatz ein anderes befiehlt. Es sind also nur die Bedrfnisse des Gesch„fts selbst, die einen Einfluá auf die Quantit„t des zirkulierenden Geldes - Noten und Gold - ausben. Hier kommen zun„chst die periodischen Schwankun- gen in Betracht, die sich jedes Jahr wiederholen, was auch die allgemeine Gesch„ftslage sein mag, so daá seit 20 Jahren #542# V. Abschnitt - Das zinstrapnde Kapital ----- "in einem bestimmten Monat die Zirkulation hoch, in einem andern niedrig ist und in einem dritten bestimmten Monat ein mittlerer Punkt vorkommt". (Newmarch, B.A. 1857, Nr. 1650.) So gehn im August jedes Jahres einige Millionen, meist in Gold, aus der B. von E. in die inl„ndische Zirkulation, um die Kosten der Ernte zu zahlen; daes sich in der Hauptsache um Zahlung von Arbeitsl”hnen handelt, sind Banknoten hier fr England weniger zu gebrauchen. Bis Jahresschluá ist dies Geld der Bank dann wieder zurckgestr”mt. In Schottland gibt es statt Sovereigns fast nur Pfundnoten; hier dehnt sich daher im entsprechenden Fall die No- tenzirkulation aus, und zwar zweimal im Jahr, im Mai und Novem- ber, von 3 auf 4 Millionen; nach 14 Tagen stellt sich bereits der Rckfluá ein, in einem Monat ist er fast vollendet. (Anderson, l.c., [C. D. 1848/1857] Nr. 3595-3600.) Die Notenzirkulation der Bank von England erf„hrt auch viertelj„hrlich eine momentane Schwankung infolge der viertelj„hrlichen Zahlung der .Dividenden', d.h. der Zinsen der Staatsschuld, wodurch zuerst Banknoten der Zirkulation entzogen und dann wieder unter das Pu- blikum geworfen werden; sie flieáen aber sehr bald wieder zurck. Weguelin (B.A. 1857, Nr. 38) gibt den Betrag der hierdurch verur- sachten Schwankung der Notenzirkulation auf 2 1/2 Millionen an. Dagegen berechnet Herr Chapman von der notorischen Firma Overend, Gurney & Co. den Betrag der hierdurch auf dem Geldmarkt hervorge- rufenen St”rung weit h”her. "Wenn Sie aus der Zirkulation 6 oder 7 Millionen fr Steuern her- ausnehmen, um damit die Dividenden zu zahlen, so muá irgend je- mand da sein, der diesen Betrag in der Zwischenzeit zur Verfgung stellt." (B.A. 1857, Nr. 5196.) Viel bedeutender und nachhaltiger sind die Schwankungen im Betrag des umlaufenden Mittels, die den verschiednen Phasen des indu- striellen Zyklus entsprechen. H”ren wir hierber einen andern As- socid jener Firma, den wrdigen Qu„ker Samuel Gurney (C.D. 1848/1857, Nr. 2645): "Ende Oktober" (1847) waren 20 800 000 Pfd.St. Noten in den H„n- den des Publis. Zu jener Zeit herrschte eine groáe Schwierigkeit, Banknoten im Geldmarkt zu bekommen. Dies entstand aus der allge- meinen Befrchtung, man werde infolge der Beschr„nkung des Ban- kakts von 1844 nicht imstande sein, sie sich zu verschaffen. Ge- genw„rtig (M„rz 1848) ist der Betrag der Banknoten in H„nden des Publikums... 17 700 000 Pfd.St., aber da jetzt keinerlei kommer- zieller Alarm herrscht, ist dies viel mehr, als was gebraucht wird. Es gibt keinen Bankier oder keinen Geldh„ndler in London, der nicht mehr Banknoten hat, als er gebrauchen kann." - 2650. Der Belauf der Banknoten... auáerhalb des Gewahrsams der Bank von England bildet einen total ungengenden Exponenten des aktiven Standes der Zirkulation, wenn man nicht ebenfalls #543# 33. Kapitel - Das Umlauf smittel unter dem Kreditsystem ----- gleichzeitig in Erw„gung zieht... den Stand der Handelswelt und des Kredits." - 2651. Das Gefhl, daá wir bei dem gegenw„rtigen Belauf der Zirkulation in den H„n. den des Publikums einen šber- schuá haben, entspringt in hohem Grad aus unsrer gegenw„rtigen Lage groáer Stagnation. Bei hohen Preisen und aufgeregtem Ge- sch„ft wurden uns 17 700 000 Pfd.St. ein Gefhl der Knappheit verursachen." {Solange die Gesch„ftslage derart ist, daá die Rckflsse fr die gemachten Vorschsse regelm„áig eingehn und also der Kredit uner- schttert bleibt, richtet sich die Ausdehnung und Zusammenziehung der Zirkulation einfach nach den Bedrfnissen der Industriellen und Kaufleute. Da wenigstens in England Gold fr den Groáhandel nicht in Betracht kommt und die Goldzirkulation, abgesehn von den jahreszeitlichen Schwankungen, als eine fr l„ngere Zeit ziemlich konstante Gr”áe angesehn werden kann, so bildet die Notenzirkula- tion der B. von E. den hinreichend genauen Gradmesser dieser Ver- „nderungen. In der stillen Zeit nach der Krise l„uft am wenigsten um, mit der Wiederbelebung der Nachfrage tritt auch gr”áerer Be- darf an Umlauf smitteln ein, der sich steigert mit der steigenden Prosperit„t; den H”hepunkt erreicht die Menge des Umlaufsmittels in der Periode der šberspannung und šberspekulation - da bricht die Krise herein, und ber Nacht sind die gestern noch so reich- lichen Banknoten vom Markt verschwunden und mit ihnen die Diskon- tierer von Wechseln, die Vorschuáleister auf Wertpapiere, die K„ufer von Waren. Die Bank von England soll helfen - aber auch ihre Kr„fte sind bald ersch”pft, der Bankakt von 1844 zwingt sie, ihre Notenzirkulation einzuschr„nken grade im Moment, wo alle Welt nach Banknoten schreit, wo die Warenbesitzer nicht verkaufen k”nnen und doch zahlen sollen und jedes Opfer zu bringen bereit sind, wenn sie nur Banknoten erhalten. "W„hrend des Alarms", sagt der obenerw„hnte Bankier Wright, l.c., Nr. 2930, "gebraucht das Land zweimal soviel Zirkulation wie in gew”hnlichen Zeiten, weil das Umlaufsmittel von Bankiers und an- dern aufgespeichert wird." Sowie die Krise hereinbricht, handelt es sich nur noch um Zah- lungsmittel. Da aber jeder vom andern abh„ngig ist fr den Ein- gang dieser Zahlungsmittel und keiner weiá, ob der andre imstand sein wird, am Verfalltag zu zahlen, tritt ein vollst„ndiges Kirchturmrennen ein um die im Markt befindlichen Zahlungsmittel, d.h. fr Banknoten. Jeder schatzt davon auf, so viele er erhalten kann, und so verschwinden die Noten aus der Zirkulation am selben Tag, wo man sie am n”tigsten braucht. Samuel Gurney (C. D. 1848/1857, Nr. 1116) gibt die Zahl der so im Moment des Schrec- kens unter Schloá und Riegel gebrachten Banknoten fr Oktober 1847 auf 4-5 Millionen Pfd.St. an. - F.E.} #544# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- In dieser Beziehung ist besonders interessant das Verh”r des As- soci‚s von Gurney, des bereits erw„hnten Chapman, vor dem B.A. von 1857. Ich gebe hier den Hauptinhalt desselben im Zusammen- hang, obwohl auch einige Punkte darin behandelt werden, die wir erst sp„ter untersuchen. Herr Chapman l„át sich vernehmen wie folgt. 4963. "Ich nehme auch keinen Anstand zu sagen, daá ich es nicht fr in der Ordnung halte, daá der Geldmarkt unter der Macht eines beliebigen individuellen Kapitalisten stehn sollte (wie es in London deren gibt), der einen ungeheuren Geldmangel und eine Klemme erzeugen kann, wenn die Zirkulation grade sehr niedrig steht... Das ist m”glich... es gibt mehr als einen Kapitalisten, der aus dem Zirkulationsmittel 1 oder 2 Mill. Pfd.St. Noten her- ausnehmen kann, wenn er einen Zweck dadurch erreicht." 4965. Ein groáer Spekulant kann fr 1 oder 2 Mill. Konsols ver- kaufen und so das Geld aus dem Markt nehmen. Etwas Žhnliches ist vor ganz kurzem geschehn, es erzeugt eine „uáerst heftige Klemme". 4967. Die Noten sind dann allerdings unproduktiv. "Aber das ist nichts, wenn es einen groáen Zweck bewirkt; sein groáer Zweck ist, die Fondspreise zu werfen, eine Geldklemme zu schaffen, und das zu tun, hat er vollst„ndig in seiner Gewalt." Ein Beispiel: Eines Morgens war groáe Geldnachfrage auf der Fondsb”rse; niemand kannte die Ursache; jemand bot Chapman an, dieser solle ihm 50 000 Pfd.St. zu 7% leihen. Chapman war er- staunt, sein Zinsfuá stand viel niedriger; er griff zu. Gleich darauf kam der Mann wieder, nahm weitre 50 000 Pfd.St. zu 7/2%, dann 100 000 Pfd.St. zu 8% und wollte noch mehr haben zu 8 1/2%. Da bekam aber selbst Chapman Angst. Es stellte sich nachher her- aus, daá pl”tzlich eine bedeutende Summe Geldes dem Markt entzo- gen worden war. Aber, sagt Chapman, "ich habe doch eine bedeutende Summe zu 8% ausgeliehen; weiter zu gehn hatte ich Angst; ich wuáte nicht, was kommen wrde. Man muá nie vergessen, daá, obgleich ziemlich best„ndig 19 bis 20 Mill. Noten angeblich in der Hand des Publikums sind, doch einer- seits der Teil dieser Noten, der wirklich zirkuliert, und andrer- seits der, der unbesch„ftigt als Reserve bei den Banken liegt, gegeneinander best„ndig und bedeutend variiert. Ist diese Reserve groá, also die wirkliche Zirkulation niedrig, so heiát das vom Standpunkt des Geldmarkts, daá die Zirkulation voll (the circula- tion is full, money is plentiful) ist; ist die Reserve klein, also die wirkliche Zirkulation voll, so nennt der Geldmarkt sie niedrig (the circulation is low, money is scarce), n„mlich der Teil hat einen niedrigen Betrag, der unbesch„ftiges Leihkapital vorstellt. Wirkliche, von den Phasen des indu- #545# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ----- striellen Zyklus unabh„ngige Expansion oder Kontraktion der Zir- kulation - daá aber der Betrag, den das Publikum braucht, der- selbe bleibt - findet nur aus technischen Grnden statt, z.B. an den Zahlungsterminen der feuern oder der Zinsen der Staatsschuld. Bei Steuerzahlung flieáen Noten nd Gold in die Bank von England ber das gew”hnliche Maá und kontraktisch die Zirkulation, ohne Rcksicht auf das Bedrfnis fr letztre. Umgekehrt, wenn die Di- videnden der Staatsschuld ausgezahlt werden. Im ersten Fall wer- den Anleihen bei der Bank gemacht, um Zirkulationsmittel zu er- halten. Im letztren Fall sinkt der Zinsfuá bei den Privatbanken wegen des momentanen Wachsens ihrer Reserven. Es hat dies mit der absoluten Masse der Umlaufsmittel nichts zu tun, sondern nur mit der Bankfirma, die diese Umlaufsmittel in Zirkulation setzt und fr die sich dieser Prozeá als Ver„uáerung von Leihkapital dar- stellt und die daher den Profit davon in die Tasche steckt. In dem einen Fall findet bloá tempor„res Deplacement des zirkulie- renden Mediums statt, das die B.v.E. dadurch ausgleicht, daá sie kurz vor Verfall der viertelj„hrlichen Steuern und der ebenfalls viertelj„hrlichen Dividenden kurze Vorschsse zu niedrigen Zinsen macht; diese so ausgegebnen berz„hligen Noten fllen nun zuerst die Lcke aus, die das Zahlen Steuern verursacht, w„hrend ihre Rckzahlung an die Bank gleich darauf den Notenberfluá zurck- bringt, den das Auszahlen der Dividen ins Publikum geworfen. In dem andern Fall ist niedrige oder volle Zirkulation immer nur andre Verteilung derselben Masse Umlaufsmittel in aktive Zirkula- tion und Depositen, d.h. Instrument von Anleihen. Andrerseits, wenn z.B. durch Goldzufluá zur Bank von England die Zahl der dagegen ausgegebnen Noten vermehrt wird, so helfen diese zum Diskontleren auáerhalb der Bank und flieáen zurck in Abzah- lung von Anleihen, so daá die absolute Masse der zirkulierenden Noten nur momentan vermehrt wird. Ist die Zirkulation voll, wegen Ausdehnung des Gesch„fts (was auch bei relativ niedrigen Preisen m”glich), so kann der Zinsfuá relativ hoch sein wegen Nachfrage nach Leihkapital infolge stei- gender Profite und verrnehr. ter Neuanlaeen. Ist sie niedrig, we- gen Kontraktion des Gesch„fts oder auch wegen groáer Flssigkeit des Kredits, so kann der Zinsfuá niedrig sein auch bei hohen Preisen. (Siehe Hubbard 1*).)# Die absolute Quantit„t der Zirkulation wirkt bestimmend auf den Zinsfuá ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 565/566 #546# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- nur in Zeiten der Klemme. Entweder drckt hier die Nachfrage nach voller Zirkulation nur Nachfrage fr Mittel der Schatzbildung aus (abgesehn von der verminderten Geschwindigkeit, womit das Geld zirkuliert, und womit dieselben identischen Geldstcke sich be- st„ndig in Leihkapital umsetzen) wegen der Kreditlosigkeit, wie 1847, wo die Suspension des Bankakts keine Expansion der Zirkula- tion veranlaáte, aber hinreichte, die aufgeschatzten Noten wieder ans Ucht zu ziehen und in die Zirkulation zu werfen. Oder es kann wirklich unter den Umst„nden mehr Zirkulationsmittel erheischt sein, wie 1857 die Zirkulation nach der Suspension des Bankakts fr einige Zeit wirklich wuchs. Sonst wirkt die absolute Masse der Zirkulation nicht auf den Zinsfuá, da sie - ™konomie und Ge- schwindigkeit des Umlaufs als konstant vorausgesetzt - erstens bestimmt ist durch die Preise der Waren und die Masse der Trans- aktionen (wobei meist ein Moment die Wirkung des andern paraly- siert) und endlich durch den Stand des Kredits, w„hrend sie kei- neswegs umgekehrt den letztren bestimmt; und da zweitens Waren- preise und Zins in keinem notwendigen Zusammenhang stehn. W„hrend des Bank Restriction Act (1797-1820) 1721 fand ein šberfluá an currency statt, der Zinsfuá war stets viel h”her als seit Wieder- aufnahme der Barzahlungen. Er fiel sp„ter rasch mit Einschr„nkung der Notenausgabe und steigenden Wechselkursen. 1822, 1823, 1832 war die allgemeine, Zirkulation niedrig, der Zinsfuá ebenfalls niedrig. 1824, 1825, 1836 war die Zirkulation hoch, der Zinsfuá stieg. Sommer 1830 war die Zirkulation hoch, der Zinsfuá niedrig. Seit den Goldentdeckungen hat sich der Geldumlauf in ganz Europa expandiert, der Zinsfuá stieg. Der Zinsfuá h„ngt also nicht ab von der Menge des umlaufenden Geldes. Der Unterschied zwischen Ausgabe von Umlaufsmittel und Ausleihen von Kapital zeigt sich am besten beim wirklichen Reproduktions- prozeá. Wir haben dort (Buch II, Abschnitt III) gesehn, wie sich die verschiednen Bestandteile der Produktion austauschen. Z.B. das variable Kapital besteht sachlich in den Lebensmitteln der Arbeiter, einem Teil ihres eignen Produkts. Es ist ihnen aber stckweise ausgezahlt worden in Geld. Dies muá der Kapitalist vorschieáen, und es h„ngt sehr ab von der Organisation des Kre- ditwesens, ob er die n„chste Woche das neue variable Kapital wie- der auszahlen kann mit dem alten Geld, das er vorige Woche aus- zahlte. Ebenso in den Austauschakten zwischen den verschiednen Bestandteilen eines gesellschaftlichen Gesamtkapitals, z.B. zwi- schen Konsumtionstteln und den Produktionsmittein von Konsumti- onsmitteln. Das Geld zu ihrer Zirkulation muá, wie wir gesehn ha- ben, von einem oder beiden der Austauschenden #547# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ----- vorgeschossen werden. Es bleibt dann in Zirkulation, kehrt aber nach vollendetem Austausch immer weder zu dem zurck, der es vor- schoá, da es von ihm ber sein wirklich besch„ftigtes industriel- les Kapital hinaus vorgeschossen worden war (s. Buch II, 20. Ka- pitel 1*)). Bei entwickeltem Kreditwesen, wo sich das Geld in den H„nden der Banken konzentriert, sind sie es, wenigstens nominell, die es vorschieáen. Dieser Vorschuá bezieht sich nur auf das in Zirkulation befindliche Geld. Es ist Vorschuá von Zirkulation, nicht Vorschuá der Kapitale, die es zirkuliert. Chapman: 5062. "Es k”nnen Zeiten vorkommen, wo die Banknoten in der Hand des Publikums einen sehr groáen Betrag ausmachen und dennoch keine zu haben sind." Geld ist auch w„hrend der Panik da; aber jeder htet sich wohl, es in leihbares Kapital, in leihbares Geld zu verwandeln; jeder h„lt es fest fr wirkliches Zahlungsbedrfnis. 5099. Die Banken in den l„ndlichen Bezirken schicken ihre unbesch„ftigten šber- schsse an Sie und andre Londoner H„user? - Jawohl." - 5100. "Auf der andren Seite lassen die Fabrikdistrikte von Lancashire und Yorkshire Wechsel bei Ihnen diskontieren fr ihre Gesch„fts- zwecke? - Jawohl." - 5101. "So daá auf diesem Wege das berschs- sige Geld eines Landesteils nutzbar gemacht wird fr die Anforde- rungen eines andern Landesteils? - Ganz richtig." Chapman sagt, die Sitte der Banken, ihr berschssiges Geldkapi- tal fr krzere Zeit im Ankauf von Konsols und Schatzscheinen an- zulegen, habe in der letzten Zeit sehr abgenommen, seitdem es Ge- brauch geworden seil dies Geld at call (von Tag zu Tag, jederzeit rckforderbar) auszuleihn. Er selbst h„lt den Ankauf solcher Pa- piere fr sein Gesch„ft fr h”chst unzweckm„áig. Er legt es des- halb in guten Wechseln an, von denen t„glich ein Teil verf„llt, so daá er stets weiá, auf wieviel flssiges Geld er jeden Tag zu rechnen hat. (5101-5105.) - Selbst das Wachsen der Ausfuhr stellt sich mehr oder weniger fr jedes Land, zumeist aber fr das nd, das Kredit gibt, als wach- sende Anforderung auf den inl„ndischen Geldmarkt dar, die aber erst in Zeiten der Klemme als solche gefhlt wird. In Zeiten, wo die Ausfuhr zunimmt, werden gegen Konsignationen britischer Fa- brikate in der Regel langsichtige Wechsel von Fabrikanten auf den Exportkaufmann gezogen. (5126.) 5127. "Ist es nicht h„ufig der Fall, daá ein reinkommen exi- stiert, daá diese Wechsel von Zeit zu Zeit erneuert werden?" - {Chapman.} Dies ist eine Sache, die sie ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 410-420 #548# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- uns geheimhalten; wir werden keinen Wechsel derart zulassen... Es mag sicherlich geschehn, aber ich kann ber etwas Derartiges nichts sagen." (Der unschuldige Chapman.) - 5129. "Wenn eine groáe Zunahme der Ausfuhr stattfindet, wie allein im letzten Jahr von 20 Mill. Pfd.St., fhrt das nicht von selbst zu einer groáen Nachfrage nach Kapital fr den Diskonto von Wechseln, die diese Ausfuhren vorstellen? - Unzweifelhaft." - 5130. Da England in der Regel dem Ausland fr alle seine Ausfuhren Kredit gibt, wurde das nicht die Absorption eines entsprechenden Zusatzkapitals bedinge, fr die Zeit, wo dies dauert? - England gibt einen ungeheuren Kredit; aber dagegen nimmt es Kredit fr seine Rohstoffe. Man zieht auf uns von Amerika immer auf 60 Tage und von andern Gegen- den auf 90 Tage. Auf der andern Seite geben wir Kredit; wenn wir Waren nach Deutschland schicken, geben wir 2 oder 3 Monate." Wilson fragt Chapman (5131), ob gegen diese importierten Roh- stoffe und Kolonialwaren nicht gleichzeitig mit deren Verladung bereits Wechsel auf England gezogen werden und ob sie nicht schon selbst gleichzeitig mit den Ladescheinen ankommen? Chapman glaubt so, weiá nichts von diesen "kaufm„nnischen" Gesch„ften, man solle kundigere Leute fragen. - Im Export nach Amerika, sagt Chapman, wrden "die Waren im Transit symbolisiert" [5133]; dies Kauder- welsch soll heiáen, daá der englische Exportkaufmann gegen die Waren auf eins der groáen amerikanischen Bankh„user in London Viermonatswechsel zieht und das Bankhaus von Amerika Deckung erh„lt. 5136. Werden nicht in der Regel die Gesch„fte nach weit entlegnen L„ndern durch den Kaufmann gefhrt, der auf sein Kapital wartet, bis die Waren verkauft sind? Es mag H„user von groáem Priva- treichtum geben, die imstande sind, ihr eignes Kapital auszule- gen, ohne Vorschsse auf die Waren zu nehmen; aber diese Waren werden meistens in Vorschsse verwandelt durch die Akzepte wohl- bekannter Firmen." - 5137. "Diese H„user sind etabliert... in London, Liverpool und anderswo" - 5138. "Es macht also keinen Unterschied, ob der Fa- brikant sein eignes Geld hergeben muá oder ob er einen Kaufmann in London oder Liverpool bekommt, der es vorschieát; es bleibt immer ein in England gemachter Vorschuá? - Ganz richtig. Der Fa- brikant hat nur in wenigen F„llen etwas damit zu tun" (dagegen 1847 in fast allen F„llen). Ein H„ndler in Fabrikaten, z.B. in Manchester, kauft Waren und verschafft sie durch ein respektables Haus in London; sobald das Londoner Haus sich berzeugt hat, daá alles nach šbereinkunft verpackt ist, zieht er Sechsmonatswechsel auf das Londoner Haus gegen diese nach Indien, China oder sonst- wohin gehenden Waren; dann kommt die Bankwelt herein und diskon- tiert ihm diese Wechsel; so daá um die Zeit, wo er fr diese Wa- ren zu zahlen hat, er das Geld bereitliegen hat verm”ge der Dis- kontierung jener Wechsel." - 5139. "Aber wenn jener auch das Geld hat, so hat der Bankier es doch vorschieáen mssen? - D e r B a n k i e r h a t d e n W e c h s e l; d e r B a n k i e r h a t d e n W e c h s e l g e k a u f t; er verwendet sein Bankkapital in dieser Form, n„mlich im Diskontieren von Handels- wechseln." #549# 33. Kapitel - Das Umlaufttel unter dem Kreditsystem {Also auch Chapman sieht das Diskontieren von Wechseln nicht als Vorschuá an, sondern als Warenkauf. - F. E.} 5140. "Aber das bildet doch immer einen Teil der Anforderungen an den Geldmarkt in London? - Unzweifelhaft; es ist das die wesent- liche Besch„ftigung des Geldmarkts und der Bank von England. Die Bank von England ist ebenso froh, diese Wechsel zu bekommen wie wir, sie weiá, daá sie eine gute Anlage sind." - 5141. "Auf die Weise, wie das Exportgesch„ft w„chst, w„chst auch die Nachfrage im Geldmarkt? - Im Maá wie die Prosperit„t des Landes w„chst, nehmen wir" (die Chapmans) "mit teil daran." - 5142. "Wenn also diese verschiednen Felder der Kapitalanlage sich pl”tzlich aus- dehnen, so ist die natrliche Folge ein Steigen des Zins? - Kein Zweifel daran." 5143 kann Chapman "nicht ganz begreifen, daá bei unsern groáen Ausfuhren wir soviel Verwendung fr Gold hatten". 5144 fragt der wrdige Wilson: "Kann es nicht sein, daá wir gr”áre Kredite auf unsre Ausfuhr ge- ben, als wir auf unsre Einfuhr nehmen? - Ich selbst m”chte diesen Punkt bezweifeln. Wenn jemand gegen seine nach Indien gesandten Manchester-Waren akzeptieren l„át, so k”nnen Sie nicht fr weni- ger als 10 Monate akzeptieren. Wir haben, und das ist ganz si- cher, Amerika fr seine Baumwolle bezahlen mssen, einige Zeit ehe Indien uns bezahlt; aber wie das wirkt, das zu untersuchen, ist ein ziemlich feiner Punkt." - 5145. "Wenn wir, wie im vorigen Jahr, eine Zunahme der Ausfuhr von Manufakturwaren von 20 Mill. Pfd.St. hatten, so mssen wir doch vorher schon eine sehr bedeu- tende Zunahme der Einfuhr von Rohstoffen gehabt haben" (und schon in dieser Weise ist der Export identisch mit šberimport, und šberproduktion mit šberhandel), um diese vermehrte Quantit„t von Waren zu produzieren? - Unzweifelhaft. - [5146.] "Wir mssen ei- nesehr betr„chtliche Bilanz zu zahlen gehabt haben; d.h. die Bi- lanz muá w„hrend der Zeit gegen uns gewesen sein, aber auf die Dauer ist der Wechselkurs mit Amerika fr uns, und wir haben seit l„ngrer Zeit bedeutende Zufuhren von Edelmetall von Amerika er- halten." 5148 fragt Wilson den Erzwucherer Chapman, ob er seine hohen Zin- sen nicht als Zeichen groáer Prosperit„t und hoher Profite be- trachte. Chapman, offenbar erstaunt ber die Naivit„t dieses Sy- kophanten, bejaht dies natrlich, ist jedoch aufrichtig genug, folgende Klausel zu machen: "Es gibt einige, die sich nicht anders helfen k”nnen; sie haben Verpflichtungen zu erfllen, und sie mssen sie erfllen, ob es profitlich ist oder nicht; aber wenn er dauert" {der hohe Zins- fuá}, wrde er Prosperit„t anzeigen." Beide vergessen, daá er auch anzeigen kann, wie 1857 der Fall war, daá die fahrenden Ritter des Kredits das nd unsicher machen, die hohen Zins zahlen k”nnen, weil sie ihn aus fremder Tasche zahlen (dabei aber den #550# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Zinsfuá fr alle bestimmen helfen) und inzwischen flott auf anti- zipierte Profite leben. Gleichzeitig kann grade dies šbrigens fšr Fabrikanten usw. ein wirklich sehr profitables Gesch„ft abwerfen. Die Rckflsse werden durch das Vorschuásystem vollst„ndig trge- risch. Dies erkl„rt auch folgendes, was mit Bezug auf die Bank v.E. keiner Erkl„rung bedarf, weil sie bei hohem Zinsfuá niedri- ger diskontiert als die andern. 5156. "Ich kann wohl sagen", sagt Chapman, daá unsre Diskontobe- tr„ge im gegenw„rtigen Augenblick, wo wir fr so lange Zeit einen hohen Zinsfuá hatten, auf ihrem Maximum sind." (Dies sagte Chapman am 21. Juli 1857, ein paar Monate vor dem Krach.) 5157. "1852" (wo der Zins niedrig) "waren sie bei weitem nicht so groá." Weil in der Tat damals das Gesch„ft noch viel gesunder war. 5159. "Wenn eine groáe Geldberflutung auf dem Nkrkt w„re... und der Bank diskonto niedrig, wrden wir eine Abnahme von Wechseln haben... 1852 waren wir in einer ganz andern Phase. Die Ausfuhren und Einfuhren des Landes waren damals gar nichts verglichen mit heute." - 5161. Unter dieser hohen Diskontorate sind unsre Dis- kontierungen ebenso groá wie 1854." (Wo der Zins 5-5 1/2 %.) H”chst amsant ist im Zeugenverh”r des Chapman, wie diese Leute in der Tat das Geld des Publikums als ihr Eigentum betrachten und ein Recht zu haben glauben auf stete Konvertibilit„t der von ih- nen diskontierten Wechsel. Die Naivit„t in den Fragen und Antwor- ten ist groá. Es wird Pflicht der Gesetzgebung, die von groáen H„usern akzeptierten Wechsel immer konvertibel zu machen, dafr zu sorgen, daá die Bank von England sie unter allen Umst„nden den bill-brokers wieder weiter diskontiert. Und dabei fallierten 1857 drei solcher bill-brokers mit ungef„hr 8 Millionen und einem ge- gen diese Schulden verschwindenden eignen Kapital. 5177. "Wollen Sie damit sagen, daá nach Ihrer Meinung sie (Akzepte von Barings oder Loyds) zwangsm„áig diskontierbar sein sollten, in der Art wie eine Note der Bank von England jetzt zwangsm„áig gegen Gold einwechselbar ist? - Ich bin der Ansicht, daá es eine sehr beklagenswerte Sache sein wurde, wenn sie nicht diskontierbar w„ren; eine h”chst auáerordentliche Lage, daá ein Mann die Zahlungen einstellen m&e, weil er Akzepte von Smith, Payne & Co. oder Jones Loyd & Co. besitzt und sie nicht diskon- tieren kann." - 5178. "Ist nicht das Akzept von Barings eine Ver- pflichtung, eine gewisse Summe Geldes zu zahlen, wenn der Wechsel verf„llt? - Das ist ganz richtig; aber die Herren Baring, wenn sie eine solche Verpflichtung bernehmen, wie jeder Kaufmann, wenn er eine solche Verpflichtung bernimmt, denken nicht im Traum daran, daá sie das werden in Sovereigns bezahlen mssen; sie rechnen darauf, daá sie es im Clearing House bezahlen wer- den." - 5180. Meinen Sie dann, es msse eine Art #551# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ----- Maschinerie erdacht werden, vermittelst deren das Publikum ein Recht bitte, Geld zu "empfangen vor Verfall des Wechsels dadurch, daá jemand anders ihn diskontieren máte? - Nein, nicht vom Ak- zeptanten; aber wenn Sie damit meinen, daá wir nicht die M”glich- keit haben sollen, kommerzielle Wechsel diskontiert zu bekommen, dann mssen wir die ganze Verfassung der Dinge „ndern." - 5182. "Sie glauben also, er" {ein Handelswechsell máte in Geld konver- tibel sein, genauso wie eine Note der Bank von England in Gold konvertibel sein muá? - Ganz entschieden, unter gewissen Umst„n- den." - 5184. Sie glauben also, daá die Einrichtungen der cur- rency so gestaltet werden máten, daá ein Handelswechsel von un- bezweifelter Solidit„t zu allen Zeiten ebenso leicht gegen Geld umwechselbar w„re wie eine Banknote? - Das glaube ich." - 5185. Sie gehn nicht so weit, zu sagen, daá, sei es die Bank von Eng- land, sei es irgend jemand anders, gesetzlich gezwungen werden sollte, ihn einzuwechseln? - Ich gehe allerdings so weit, zu sa- gen, daá, wenn wir ein Gesetz zur Regelung der currency machen, wir Vorkehrungen treffen sollten, die M”glichkeit zu verhindern, daá eine Inkonvertibilit„t der inl„ndischen Handelswechsel ein- tritt, soweit diese Wechsel unbezweifelt solid und legitim sind." Dies ist die Konvertibilit„t des Handelswechsels gegen die Kon- vertibilit„t der Banknote. 5190. "Die Geldh„ndler des Landes repr„sentieren tats„chlich nur das Publikum" - wie Herr Chaprnan sp„ter vor den Assisen im Fall Davidson. Siehe die Great City Frauds [73]. 5196. "W„hrend der Quartalzeiten" (wenn die Dividenden gezahlt werden) ist es ... absolut n”tig, daá wir uns an die Bank von England wenden. Wenn Sie aus der Zirkulation 6 oder 7 Millionen Staatseinkommen in Antizipation der Dividenden herausnehmen, so muá irgend jemand da sein, der diesen Betrag in der Zwischenzeit zur Verfgung stellt. (In diesem Fall handelt es sich also um Zufuhr von Geld, nicht von Kapital oder Leihkapital.) 5169. "Jeder, der unsre Handelswelt kennt, muá wissen, daá, wenn wir in einer solchen Lage sind, daá Schatzscheine unverk„uflich werden, daá Obligationen der Ostindischen Kompanie" vollkommen nutzlos sind, daá man die besten Handelswechsel nicht diskontie- ren kann, eine groáe Besorgnis herrschen muá bei denen, deren Ge- sch„ft sie in den Fall bringt, auf einfaches Verlangen augen- blicklich Zahlungen im landesblichen Zirkulationsmittel zu ma- chen, und dies ist der Fall mit allen Banlders. Die Wirkung davon ist dann, daá jedermann seine Reserve verdoppelt. Nun sehn Sie mal, was die Wirkung davon im ganzen nde ist, wenn jeder Landban- kier, deren es ungef„hr 500 gibt, seinen ndoner Korrespondenten zu beauftragen hat, ihm 5000 Pfd.St. in Banknoten zu remittieren. Selbst wenn wir eine so kleine Summe als Durchschnitt nehmen, was schon ganz absurd ist, kommen wir auf 2 1/2 Mill. Pfd.St., die der Zirkulation entzogen werden. Wie sollen die ersetzt werden?" #552# V. Abschnitt - Das zinsnde Kapital ----- Andrerseits wollen die Privatkapitalisten etc. die Geld haben, es keinem Zins hergeben, denn sie sagen nach Chapman: 5195. "Wir wollen lieber gar keine Zinsen haben, als im Zweifel sein, ob wird, Geld bekommen k”nnen, falls wir es brauchen." 5173. "Unser System ist dies: Wir haben 300 Mill. Pfd.St. Ver- pflichtungen, deren Bezahlung in laufender Landesmnze in einem einzigen gegebnen Moment verlangt werden kann; und diese Landes- mnze. wenn wir sie alle darauf verwenden, betr„gt 23 Mill. Pfd.St. oder wieviel es sein mag; ist das nicht ein Zustand, der uns jeden Augenblick in Konvulsionen werfen kann?" Daher in den Krisen der pl”tzliche Umschlag des Kreditsystems in das Monetarsystem. "Abgesehn von der inl„ndischen Panik in den Krisen, kann von Quantit„t des Geldes nur die Rede sein, soweit es Metall be- trifft, das Weltgeld. Und grade dies schlieát Chapman aus, er spricht nur von 23 Mill. B a n k n o t e n. Derselbe Chapman: 5218. "Die ursprngliche Ursache der St”rung im Geldmarkt" (April und sp„ter Oktober 1847) war unbezweifelt in der Menge des Geldes, das erforderlich war, um die Wechselkurse zu regulieren, infolge der auáerordentlichen Einfuhren des Jahres." Erstens war dieser Schatz des Weltmarktsgeldes damals auf sein Minimum reduziert. Zweitens diente er zugleich als Sicherheit fr die Konvertibilit„t des Kreditgeldes, der Banknoten. Er verei- nigte so zwei ganz verschiedne Funktionen, die aber beide aus der Natur des Geldes hervorgehn, da das wirkliche Geld stets Welt- marktsgeld ist und das Kreditgeld stets auf dem Weltmarktsgeld beruht. 1847, ohne Suspension des Bankakts von 184 h„tten die Clearing Houses ihre Gesch„fte nicht erledigen k”nnen". (5221.) Daá Chapman doch eine Ahnung der bevorstehenden Krise hatte: 5236. "Es gibt gewisse Lagen des Geldmarktes (und die gegenw„r- tige ist nicht sehr entfernt davon), wo Geld sehr schwierig ist und um zur Bank seine Zuflucht nehmen muá." 5239. "Was die Summen angeht, die wir von der Bank entnahmen am Freitag, Samstag und Montag, den 19., 20. und 22. Oktober 1847, so w„ren wir nur zu dankbar gewesen am folgenden Mittwoch, h„tten wir die Wechsel zurckbekommen k”nnen; das Geld floá augenblick- lich zu uns zurck, sobald die Panik vorber war." Am Dienstag, 23. Oktober, wurde n„mlich der Bankakt suspendiert, und die Krise war damit gebrochen. #553# 33. Kapitel - Das Umlaufsnttel unter dem Kreditsystem ----- Chapman glaubt 5274, daá die gleichzeitig auf ndon schwebenden Wechsel 100-120 Mill. Pfd.St. betragen. Dies begreift nicht die Lokalwechsel auf Provinzialpl„tze. 5287. "W„hrend im Oktober 1856 der Notenbetrag in den H„nden des Publikums auf 21 155 000 Pfd.St. stieg, war doch eine ganz auáer- ordentliche Schwierigkeit, Geld zu bekommen; trotzdem daá das Pu- blikum so viel in der Hand hatte, konnten wir es nicht in die Finger bekommen." N„mlich infolge der Besorgnisse, erzeugt durch die Klemme, in der sich die Eastern Bank eine Zeitlang (M„rz 1856) befunden hatte. 5290. Sobald die Panik einmal vorber, "fangen alle Bankiers, die ihren Profit aus dem Zins machen, so- fort an, ihr Geld zu besch„ftigen". 5302. Chapman erkl„rt die Beunruhigung bei Abnahme der Bankre- serve nicht aus Furcht wegen der Depositen, sondern weil alle diejenigen, die groáe Geldsummen pl”tzlich zu zahlen in den Fall kommen k”nnen, sehr wohl wissen, daá sie zur Bank als letzter Hilfsquelle bei Klemme im Geldmarkt getrieben werden k”nnen; und wenn die Bank eine sehr kleine Reserve hat, ist sie nicht er- freut, uns zu empfangen, im Gegenteil". Es ist brigens sch”n, wie die Reserve als taktische Gr”áe verschwindet. Die Bankiers halten ein Minimum fr ihr laufendes Gesch„ft teils bei sich, teils bei der Bank von England. Die bill-brokers halten das lose Bankgeld des Landes ohne Reserve. Und die Bank v.E. hat gegen ihre Depositenschulden nur die Reserve der Bankiers und anderer, nebst public deposits 1*) etc., die sie auf den niedrigsten Punkt kommen l„át, z.B. bis auf 2 Mill. Auáer diesen 2 Mill. Papier hat daher dieser ganze Schwindel, in Zeiten der Klemme (und diese vermindert die Reserve, weil die Noten, die gegen abflieáendes Metall eingehn, annulliert werden mssen) absolut keine andre Re- serve als den Metallschatz, und daher steigert jede Venderung desselben durch Goldabfluá die Krise. 5306. "Wenn kein Geld vorhanden w„re, um die Ausgleichungen im Clearing House zu erledigen, so sehe ich nicht, daá uns etwas an- dres brigbliebe, als zusammen, zukommen und unsre Zahlungen in Primawechseln zu machen, Wechseln auf das Schatzamt, Smith, Payne & Co. etc." - 5307. "Also, falls die Regierung ermangelte, Sie mit Zirkulationsmitteln zu versehn, wurden Sie eins fr sich selbst schaffen? - Was k”nnen wir tun? Das Publikum kommt herein und nimmt uns das Zirkulationsmittel ----- 1*) Staatsdepositen #554# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- aus der Hand; es existiert nicht." - 5308. "Sie wurden also bloá das in London tun, man in Manchester jeden Tag tut? - Jawohl." Sehr gut ist die Antwort Chapmans auf die Frage, die Cayley. (Birmingham-man der Attwoodschen Schule [75]) mit Bezug auf Over- stones Vorstellung von Kapital stellt: 5315. "Es ist vor dem Komitee ausgesagt worden, daá in einer Klemme, wie die von 1847, man sich nicht nach Geld umsieht, son- dern nach Kapital; was ist Ihre Meinung darber? - Ich verstehe Sie nicht; wir handeln nur in Geld, ich verstehe nicht, was Sie damit meinen." - 5316. "Wenn Sie darunter" (kommerzielles Kapi- tal) die Menge des ihm selbst geh”rigen Geldes verstehn, das ein Mann in seinem Gesch„ft hat, wenn Sie das Kapital nennen, so bil- det das meistens einen sehr geringen Teil des Geldes, womit er in seinen Gesch„ften wirtschaftet, vermittelst des Kredits, den ihm das Publikwn gibt" - durch die Vermittlung der Chapmans. 5339. "Ist es Mangel an Reichtum, daá wir unsre Barzahlungen sus- pendieren? Keineswegs;... wir haben keinen Mangel an Reichtum, sondern wir bewegen uns unter einem h”chst knstlichen System, und wenn wir eine ungeheure drohende (superincumbent) Nachfrage nach unserm Zirkulationsmittel haben, so m”gen Umst„nde eintre- ten, die uns verhindern, dieses Zirkulationsmittels habhaft zu werden. Soll deswegen die ganze kommerzielle Industrie des Landes lahmgelegt werden? Sollen wir alle Zug„nge der Besch„ftigung zu- schlieáen?' - 5338. "Sollten wir vor die Frage gestellt werden, was wir aufrechterhalten wollen, die Barzahlungen oder die Indu- strie des Landes, so weiá ich, welches von beiden ich fallen lieáe." šber Aufschatzung von Banknoten mit der Absicht, die Klemme zu versch„rfen und von den Folgen Nutzen zu ziehn" (5358), sagt er, daá dies sehr leicht geschehn kann. Drei groáe Banken wrden dazu hinreichen. 5383. "Muá es Ihnen nicht bekannt sein, als einem mit den groáen Gesch„ften unsrer Hauptstadt vertrauten Mann, daá Kapitalisten diese Krisen benutzen, um enorme Profite zu machen aus dem Ruin derjenigen, die zum Opfer fallen? - Daran kann kein Zweifel sein." Und Herrn Chapman drfen wir dies glauben, obwohl er schlieálich ber dem Versuch, aus dem Ruin der Opfer enorme Profite zu ma- chen", kommerziell den Hals gebrochen hat. Denn wenn sein Associ‚ Gurney sagt: jede Žnderung im Gesch„ft ist vorteilhaft fr den, der Bescheid weiá, so sagt Chapman: "Der eine Teil der Gesellschaft weiá nichts vom andern; da ist z.B. der Fabrikant, der nach dem Kontinent exportiert oder seinen Rohstoff importiert, er weiá nichts von dem andern, der in Gold- buren macht." (5046.) Und so geschah es, daá eines Tags Gurney und Chapman selbst nicht "Bescheid wuáten" und einen berchtigten Bankrott machten. #555# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ----- Wir sahen schon oben, daá Ausgabe von Noten nicht in allen F„llen Vorschuá von Kapital bedeutet. Die jetzt folgende Aussage von Tooke vor dem C.D. Ausschuá der Lords 1848 beweist nur, daá Kapi- talvorschuá, selbst wenn von der Bank durch Ausgabe neuer Noten bewerkstelligt, nicht ohne weiteres eine Vermehrung der Menge der umlaufenden Noten bedeutet: 3099. "Glauben Sie, daá die B.v.E. z.B. ihre Vorschsse bedeutend erweitern k”nne, ohne daá dies zu vermehrter Notenausgabe fhrte? - Es liegen Tatsachen im šberfluá vor, die dies beweisen. Eins der schlagendsten Beispiele war 1835, wo die Bank von den westin- dischen Depositen und von der Anleihe bei der Ostindischen Kompa- nie Gebrauch machte zu vermehrten Vorschssen ans Publikum; da nahm zur selben Zeit der Notenbetrag in den H„nden des Publikums tats„chlich etwas ab... Etwas Žhnliches ist bemerkbar 1846 zur Zeit der Einzahlungen der Eisenbahndepositen in die Bank; die Wertpapiere" (in Diskonto und Depot) stiegen auf ungef„hr 30 Mill., w„hrend keine merkliche Wirkung eintrat auf den Notenbe- trag in der Hand des Publikums." Neben den Banknoten aber hat der Groáhandel ein zweites und fr ihn weit wichtigeres Zirkulationsmittel: die Wechsel. Herr Chap- man hat uns gezeigt, wie wesentlich es ist fr einen regelm„áigen Gesch„ftsgang, daá gute Wechsel berall und unter allen Umst„nden in Zahlung genommen werden: Gilt nicht mehr der Tausves Jontof, was soll gelten, Zeter, Zeter!" [76] Wie verhalten sich nun diese beiden Uralaufsmittel zueinander? Gilbart sagt hierber: "Die Beschr„nkung des Betrags der Notenzirkulation vermehrt re- gelm„áig den Betrag der Wechseizirkulation. Die Wechsel sind zweierlei Art - Handelswechsel und Bankierwechsel -... wird das Geld selten, so sagen die Geldverleiher: 'Ziehen Sie auf uns, und wir werden akzeptieren', und wenn ein Provinzialbankier einem Kunden einen Wechsel diskontiert, so gibt er ihm nicht bares Geld, sondern seine eigne Tratte fr 21 Tage auf seinen Londoner Agenten. Diese Wechsel dienen als ein Zirkulationsmittel." (J. W. Gilbart, "An Inquiry into the Causes of the Pressure etc.", p. 31.) Dies wird, in etwas modifizierter Form, best„tigt durch Newmarch, B.A. 1857, Nr. 1426: "Es besteht kein Zusammenhang zwischen den Schwankungen im Betrag der zirkulierenden Wechsel und denen in den zirkulierenden Banknoten... das einzige ziemlich gleichm„áige Resultat ist... daá, sobald die geringste Klemme im Geldmarkt eintritt, wie eine Steigerung der Diskontrate sie anzeigt, der Umfang der Wechsel- zirkulation bedeutend vermehrt wird und umgekehrt." Die in solchen Zeiten gezognen Wechsel sind aber keineswegs nur die kurzen Bankwechsel, die Gilbart erw„hnt. Im Gegenteil, es sind zum groáen #556# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Teil Akkommodationswechsel, die gar kein wirkliches Gesch„ft re- pr„sentieren oder nur Gesch„fte, die bloá eingeleitet wurden, um daraufhin Wechsel ziehen zu k”nnen; von beidem haben wir Bei- spiele genug gegeben. Daher sagt der "Economist" (Wilson), die Sicherheit solcher Wechsel vergleichend mit der der Banknoten: "Bei Vorzeigung zahlbare Banknoten k”nnen nie im (šbermaá drauáen bleiben, weil das šbermaá immer zur Bank zw Auswechslung zurck- flieáen wrde, w„hrend Zweimonatswechsel in groáem šbermaá ausge- geben werden k”nnen, da es kein Mittel gibt, die Ausgabe zu kon- trollieren, bis sie verfallen, wo sie dann vielleicht schon wie- der durch andre ersetzt sind. Daá eine Nation die Sicherheit der Zirkulation von Wechseln, zahlbar an einem knftigen Termin, zu- geben, dagegen aber Bedenken erheben sollte gegen eine Zirkula- tion von Papiergeld, zahlbar bei Vorzeigung, ist fr uns voll- st„ndig unbegreiflich." ("Economist", 1847, p. 575.) Die Menge der zirkulierenden Wechsel ist also, wie die der Banknoten, lediglich bestimmt durch die Bedrfnisse des Verkehrs; in gew”hnlichen Zeiten zirkulierten in den fnfziger Jahren im Vereinigten K”nigreich neben 39 Mill. Banknoten ungef„hr 300 Mill. Wechsel, davon 100-120 Mill. auf London allein. Der Umfang, worin die Wechsel zirkulieren, hat keinen Einfluá auf den Umfang der Notenzirkulation und wird von diesem letzteren beeinfluát nur in Zeiten der Geldknappheit, wo die Quantit„t der Wechsel zunimmt und ihre Qualit„t sich verschlechtert. Endlich, im Moment der Krise, versagt die Wechselzirkulation g„nzlich; kein Mensch kann Zahlungsversprechen brauchen, da jeder nur Barzahlung nehmen will; nur die Banknote bewahrt, wenigstens bis jetzt in England, die Umlaufsf„higkeit, da die Nation mit ihrem Gesamtreichtum hin- ter der Bank von England steht. --- Wir haben gesehn, wie selbst Herr Chapman, der doch 1857 selbst ein Magnat auf dem Geldmarkt war, sich bitter darber beklagt, daá es in London mehrere groáe Geldkapitalisten gebe, stark ge- nug, um in einem gegebnen Moment den ganzen Geldmarkt in Unord- nung zu bringen und dadurch die kleineren Geldh„ndler schm„h- lichst zu schr”pfen. So gebe es mehrere solche groáe Haifische, die eine Klemme bedeutend versch„rfen k”nnten, indem sie 1-2 Mil- lionen Konsols verkauften und dadurch einen gleichen Betrag von Banknoten (und gleichzeitig von disponiblem Leihkapital) aus dem Markt n„hmen. Durch ein gleiches Man”ver eine Klemme in eine Pa- nik zu verwandeln, dazu wrde das Zusammenwirken dreier groáer Banken hinreichen. #557# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ---- Die gr”áte Kapitalmacht in London ist natrlich die Bank von Eng- land, die aber durch ihre Stellung als halbes Staatsinstitut in die Unm”glichkeit versetzt ist, ihre Herrschaft in so brutaler Weise kundzutun. Trotzdem weiá auch sie Mittel und Wege genug - namentlich seit dem Bankakt von 1844 -, wie sie ihr Sch„fchen ins trockne bringt. Die Bank von England hat ein Kapital von 14 553 000 Pfd.St. und verfgt auáerdem ber zirka 3 Millionen Pfd.St. "Rest", d.h. un- verteilte Profite, sowie ber alle bei der Regierung fr Steuern etc. eingehenden Gelder, die bei ihr deponiert werden mssen, bis sie gebraucht werden. Rechnet man hierzu noch die Summe der son- stigen Depositengelder (in gew”hnlichen Zeiten etwa 30 Mill. Pfd.St.) und der ungedeckt ausgegebnen Banknoten, so wird man Ne- wmarchs Sch„tzung noch ziemlich m„áig finden wenn dieser (B. A. 1857, Nr. 1889) sagt: "Ich habe mich berzeugt, daá die Gesamtsumme der fortw„hrend im" {Londoner} "Geldmarkt besch„ftigten Fonds auf ungef„hr 120 Mill. Pfd.St. angeschlagen werden kann; und von diesen 120 Millionen verfgt die Bank v.E. ber einen sehr bedeutenden Teil, gegen 15- 20%." Soweit die Bank Noten ausgibt, die nicht durch den Metallschatz in ihren Gew”lben gedeckt sind, kreiert sie Wertzeichen, die nicht nur Umlaufsmittel, sondern auch zus„tzliches - wenn auch fiktives - Kapital fr sie bilden zum Nominalbetrag dieser unge- deckten Noten. Und dies Zusatzkapital wirft ihr einen zus„tzli- chen Profit ab. - B. A. 1857 fragt Wilson den Newmarch: 1563. "Die Zirkulation der eignen Banknoten einer Bank, d.h. der durchschnittlich in den H„nden des Publikums verbleibende Betrag, bildet einen Zusatz zum effektiven Kapital jener Bank, nicht wahr? - Ganz gewiá." - 1564. "Aller Profit also, den die Bank aus dieser Zirkulation zieht, ist ein Profit, der vom Kredit und nicht von einem von ihr wirklich besessenen Kapital herstammt? - Ganz gewiá." Dasselbe gilt natrlich auch fr die Noten ausgebenden Privatban- ken. In seinen Antworten Nr. 1866-1868 betrachtet Newmarch zwei Drittel aller von diesen ausgegebnen Banknoten (fr das letzte Drittel mssen diese Banken Metallreserven halten) als "Sch”pfung von so viel Kapital", weil Hartgeld zu diesem Betrag erspart wird. Der Profit des Bankiers mag deshalb nicht gr”áer sein als der Profit andrer Kapitalisten. Die Tatsache bleibt, daá er den Profit zieht aus dieser nationalen Ersparung von Hartgeld. Daá eine nationale Ersparung als Privatprofit erscheint, schockiert gar nicht den brgerlichen ™konomen, da der Profit berhaupt An- eignung nationaler Arbeit ist. Gibt es etwas Verrrckteres, als z.B. die Bank von England 1797 #558# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- bis 1817, deren Noten nur durch den Staat Kredit haben und die sich dann vom Staat, also vom Publikum, in der Form von Zinsen fr Staatsanleihen bezahlen l„át fr die Macht, die der Staat ihr gibt, diese selben Noten aus Papier in Geld zu verwandeln und sie dann dem Staat zu leihen? Die Banken haben brigens noch andre Mittel, Kapital zu kreieren. Nach demselben Newmarch haben die Provinzialbanken, wie schon oben erw„hnt, die Gepflogenheit, ihre berflssigen Fonds (d.h. Noten der B.v.E.) an Londoner bill-brokers zu schicken, die ihnen dagegen diskontierte Wechsel zurckschicken. Mit diesen Wechseln bedient die Bank ihre Kunden, da es Regel fr sie ist, die von ihren Lokalkunden empfangnen Wechsel nicht wieder auszugeben, da- mit nicht die Gesch„ftsoperationen dieser Kunden in ihrer eignen Nachbarschaft bekannt werden. Diese von London erhaltnen Wechsel dienen nicht nur dazu, an Kunden ausgegeben zu werden, die direkt Zahlungen in London zu machen haben, falls diese nicht vorziehn, sich von der Bank eine eigne Anweisung auf London ausstellen zu lassen; sie dienen auch zur Erledigung von Zahlungen in der Pro- vinz, denn das Endossement des Bankiers sichert ihnen den lokalen Kredit. Sie haben so, z.B. in Lancashire, alle eignen Noten von Lokalbanken und einen groáen Teil der Bank-v.-E.-Noten aus der Zirkulation verdr„ngt. (ibidem, Nr. 1568 bis 1574.) Wir sehn hier also, wie die Banken Kredit und Kapital kreieren: 1. durch Ausgabe eigner Banknoten; 2. durch Ausstellung von An- weisungen auf London mit bis zu 21 Tagen Laufzeit, die ihnen aber bei Ausstellung gleich bar bezahlt werden; 3. durch Wegzahlung diskontierter Wechsel, deren Kreditf„higkeit zun„chst und wesent- lich, wenigstens fr den betreffenden Lokalbezirk, durch das En- dossement der Bank hergestellt wurde. Die Macht der Bank von England zeigt sich in ihrer Regulierung der Marktrate des Zinsfuáes. In Zeiten normalen Gesch„ftsverlaufs kann es vorkommen, daá die Bank v.E. einem m„áigen Goldabfluá aus ihrem Metallschatz nicht durch Erh”hung der Diskontorate 12 einen Riegel vor ----- 12) In der Generalversammlung der Aktion„re der Union Bank of London am 17. Jan. 1894 erz„hlt der Pr„sident Herr Ritchie, die Bank v.E. habe 1893 den Diskonto von 2 1/2% (Juli) im August auf 3 und 4%, und da sie trotzdem in vier Wochen volle 4 1/2 Mill. Pfd.St. Gold verloren, auf 5% erh”ht, worauf Gold zurckfloá und die Bankrate im Sept. auf 4, im Oktober auf 3% herabgesetzt wurde. Aber diese Bankrate sei im Markt nicht anerkannt worden. Als die Bankrate 5% war, war die Marktrate 3 1/2% und die Rate fr Geld 2 1/2%; als die Bankrate auf 4% fiel, war die Diskonto- rate 2 1/2% und die Geldrate als die Bankrate 3%, war die Diskon- torate 2 3/8 % und die Geldrate eine Kleinigkeit niedriger." ("Daily News", 18. Jan. 1894.) - F.E. #559# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ----- schieben kann, weil der Bedarf an Zahlungsmitteln durch die Pri- vat- und Aktienbanken und bill-brokers, die in den letzten drei- áig Jahren bedeutend an KapitaImacht gewonnen, befriedigt wird. Sie hat dann andre Mittel anzuwenden. Aber fr kritische Momente gilt noch immer, was der Bankier Glyn (von Glyn, Mills, Currie & Co.) vor dem C. D. 1848/1857) aussagte: 1709. "In Zeiten groáer Klemme im Lande kommandiert die Bank v. E. den Zinsfuá." - 1710. "In Zeiten auáerordentlicher Klemme,... wenn die Diskontierungen der Privatbankiers oder Brokers verh„lt- nism„áig eingeschr„nkt werden, fallen sie auf die Bank v. E., und dann hat sie die Macht, die Marktrate des Zinsfuáes festzustel- len." Allerdings darf sie, als ”ffentliches Institut unter Staatsschutz und mit Staatsprivilegien, diese ihre Macht nicht schonungslos ausnutzen, wie die Privatgesch„fte sich dies erlauben drfen. Deshalb sagt auch Hubbard vor dem Bankkomitee B.A. 1857: 2844. (Frage:) "Ist es nicht der Fall, daá, wenn die Diskontorate am h”chsten, dann die Bank von England am wohlfeilsten bedient, und wenn am niedrigsten, dann die Brokers am wohlfeilsten?" - (Hubbard:) "Das wird immer der Fall sein, denn die Bank v. E. geht nie so sehr herunter wie ihre Konkurrenten, und wenn die Rate am h”chsten, geht sie nie ganz so hoch hinauf." Trotzdem aber ist es ein ernsthaftes Ereignis im Gesch„ftsleben, wenn die Bank in Zeiten der Klemme, nach dem landl„ufigen Aus- druck, die Schraube anzieht, d. h. den schon ber dem Durch- schnitt stehenden Zinsfuá noch h”her setzt. "Sobald die Bank v. E. die Schraube anzieht, h”ren alle Eink„ufe fr Ausfuhr ins Ausland auf... die Exporteure warten, bis die De- pression der Preise den niedrigsten Punkt erreicht hat, und erst dann und nicht frher kaufen sie ein. Aber wenn dieser Punkt er- reicht ist, sind die Kurse schon wieder geregelt - Gold hart auf, exportiert zu werden, ehe dieser niedrigste Punkt der Depression erreicht ist. Warenk„ufe fr Export k”nnen m”glicherweise einen Teil des ausw„rts gesandten Goldes zurckbringen, aber sie kommen zu sp„t, den Abfluá zu verhindern." (J. W. Gilbart, "An Inquiry into the Causes of the Pressure on the Money Market", London 1840, p. 35.) "Eine andre Wirkung der Regulierung des Zirkulati- onsmittels vermittelst der ausw„rtigen Wechselkurse ist, daá sie in Zeiten der Klemme einen enormen Zinsfuá herbeifhrt." l.c.p. 40.) "Die Kosten, die aus der Wiederherstellung der Wechselkurse entstehn, fallen auf die produktive Industrie des Landes, w„hrend im Verlauf dieses Prozesses der Profit der Bank v. E. positiv da- durch gesteigert wird, daá sie ihr Gesch„ft mit einem geringern Betrag von Edelmetall fortfhrt." (l.c.p. 52.) Aber, sagt Freund Samuel Gurney, "diese groáen Schwankungen des Zinsfuáes sind den Bankiers und Geldh„ndlern vorteilhaft - alle Schwankungen im Gesch„ft sind vorteilhaft fr den, der Bescheid weiá". #560# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Und wenn auch die Gurneys den Rahm der rcksichtslosen Ausbeutung der Gesch„ftsnotlage absch”pfen, w„hrend die Bank v. E. sich dies nicht mit derselben Freiheit erlauben darf, so fallen auch fr sie ganz hbsche Profite ab - von den Privatprofiten nicht zu sprechen, die den Hercn Direktoren, infolge ihrer ausnahmsweisen Gelegenheit zur Kenntnisnahme der allgemeinen Gesch„ftslage, von selbst in den Schoá fallen. Nach Angabe vor dem Lord's Committee 1817 bei Wiederaufnahme der Barzahlungen, betrugen diese Profite der Bank von England fr die gesamte Zeit von 1797-1817: Bonuses and increased dividends 1*) 7 451 136 New stock divided among proprietor 2*) 7 276 500 Increned value of capital 3*) 14 553 000 --------------- Summa 29 280 636 auf ein Kapital von 11 642 400 Pfd.St. in 19 Jahren. (D. Hard- castle, "Banks and Bankers", 2nd ed., London 1843, p. 120.) Sch„tzen wir den Totalgewinn der Bank von Irland, die auch 1797 die Barzahlungen suspendierte, nacn demselben Prinzip, so erhal- ten wir folgendes Resultat: Dividends as by returns due 1821 4*) 4 736 085 Declared bonus 5*) 1 225 000 Increased assets 6*) 1 214 800 Increased value of capital 7*) 185 000 --------------- Summa 11 360 885 auf ein Kapital von 3 Mill. Pfd. St. (ibidem, p. 363, 364.) Man spreche noch von Zentralisation! Das Kreditsystem, das seinen Mittelpunkt hat in den angeblichen Nationalbanken und den groáen Geldverleihern und Wucherern um sie herum, ist eine enorme Zen- tralisation und gibt dieser Parasitenklasse eine fabelhafte Macht, nicht nur die industriellen Kapitalisten periodisch zu de- zimieren, sondern auf die gef„hrlichste Weise in die wirkliche Produktion einzugreifen - und diese Bande weiá nichts von der Produktion und hat nichts mit ihr zu tun. Die Akte von 1844 und 1845 sind Beweise der wachsenden Macht dieser Banditen, an die sich die Finai ziers und stock-jobbers anschlieáen. ----- 1*) Extraausschttungen und Dividendenerh”hungen - 2*) Neue Ak- tien, verteilt an die Aktion„re - 3*) Wertzuwachs des Kapitals - 4*) 1821 f„llige Dividenden - 5*) Extraausschttung - 6*) Zunahme der Aktiva - 7*) Wertzuwachs des Kapitals #561# 33. Kapitel - Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem ----- Wenn aber noch jemand zweifelt, daá diese ehrbaren Banditen die nationale und internationale Produktion ausbeuten nur imInteresse der Produktion und der Ausgebeuteten selbst, der wird sicher ei- nes Bessern belehrt durch folgenden Exkurs ber die hohe sittli- che Wrde des Bankiers: "Die Banketablissements sind religi”se und moralische Institutio- nen. Wie oft hat die Furcht, durch das wachsame und miábilligende Auge seines Bankiers gesehn zu werden, den jungen Handelsmann ab- geschreckt von der Gesellschaft l„rmender und ausschweifender Freunde? Welche Angst hat er, gut in der Achtung des Bankiers zu stehn, immer respektabel zu erscheinen! Das Stirnrunzeln des Ban- kiers hat mehr Ein. fluá auf ihn, als die Moralpredigten seiner Freunde; zittert er nicht, im Verdacht zu stehn, sich einer T„u- schung oder der kleinsten unrichtigen Aussage schuldig gemacht zu haben, aus Furcht, dies k”nne Verdacht erregen, und infolgedessen k”nne seine Bankakkommodation beschr„nkt oder gekndigt werden! Der Rat des Bankiers ist ihm wichtiger als der des Geistlichen.' (C.M.Bell, schottischer Bankdirigent, "The Philosophy of Joint Stock Banking", London 1840, p. 46, 47.) #562# ----- VIERUNDDREISSIGSTES KAPITEL Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung von 1844 {In einer frhern Schrift} ist die Theorie Ricardos ber den Wert des Geldes im Verh„ltnis zu den Preisen der Waren untersucht wor- den; wir k”nnen uns daher hier auf das N”tigste beschr„nken. Nach Ricardo wird der Wert des - metallischen - Geldes bestimmt durch die in ihm vergegenst„ndlichte Arbeitszeit, aber nur solange die Quantit„t des Geldes im richtigen Verh„ltnis steht zu Menge und Preis der umzusetzenden Waren. Steigt die Quantit„t des Geldes ber dies Verh„ltnis, so sinkt sein Wert, die Warenpreise stei- gen; f„llt sie unter das richtige Verh„ltnis, so steigt sein Wert, und die Warenpreise fallen - bei sonst gleichbleibenden Um- st„nden. Im ersten Fall wird das Land, wo dieser šberschuá von Gold besteht, das unter seinen Wert gesunkene Gold ausfhren und Waren einfhren; im zweiten wird Gold hinstr”men zu den L„ndern, wo es ber seinen Wert gesch„tzt wird, w„hrend die untersch„tzten Waren von dort zu andere M„rkten flieáen, wo sie normale Preise erzielen k”nnen. Da unter diesen Voraussetzungen das Gold selbst, sei es als Mnze, sei es als Barre, Wertzeichen von gr”áerem oder geringerem Metallwert als seinem eignen werden kann, so versteht es sich, daá etwa zirkulierende konvertible Banknoten dasselbe Schicksal teilen. Obgleich die Banknoten konvertibel sind, also ihr Realwert ihrem Nominalwert entspricht, kann die Gesamtmasse des zirkulierenden Geldes, Gold und Noten (the Aggregate currency consisting of metal and of convertible notes) appreziiert oder depreziiert werden, je nachdem ihre Gesamtquantit„t, aus den vor- her entwickelten Grnden, ber oder unter das Niveau steigt oder f„llt, das durch den Tauschwert der zirkulierenden Waren und den Metallwert des Goldes bestimmt ist... Diese Depreziation, nicht des Papiers gegen Gold, sondern des Goldes und Papiers --- 13) Marx, "Zur Kritik der politischen Oekonomie", Berlin 1859, S. 150 ff. 1*) ----- 1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 144 ff. #563# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- zusammengenommen oder der gesamten Masse der Zirkulationsmittel eines Landes ist eine der Haupterfindungen Ricardos, die Lord Overstone & Co. in ihren Dienst preáten und zu einem Fundamental- prinzip von Sir Robert Peels Bankgesetzgebung von 1844 und 1845 machten." (l.c.p. 155. 1*)) Den an derselben Stelle gefhrten Nachweis von der Verkehrtheit dieser Ricardoschen Theorie brauchen wir hier nicht zu wiederho- len. Uns interessiert nur die Art und Weise, wie Ricardos Lehr- s„tze verarbeitet wurden von der Schule von Banktheoretikern, die die obigen Peelschen Bankakte diktierte. "Die Handelskrisen w„hrend des 19. Jahrhunderts, namentlich die groáen Krisen von 1825 und 1836, riefen keine Fortentwicklung, wohl aber neue Nutzanwendung der Ricardoschen Geldtheorie hervor. Es waren nicht mehr einzelne ”konomische Ph„nomene, wie bei Hume die Depreziation der edlen Metalle im 16. und 17. Jahrhundert oder wie bei Ricardo die Depreziation des Papiergelds w„hrend des 18. und im Anfang des 19. Jahrhunderts, sondern die groáen Welt- marktsungewitter, worin der Widerstreit aller Elemente des br- gerlichen Produktionsprozesses sich entladet, deren Ursprung und Abwehr innerhalb der oberfl„chlichsten und abstraktesten Sph„re dieses Prozesses, der Sph„re der Geldzirkulation, gesucht wurden. Die eigentlich theoretische Voraussetzung, wovon die Schule der ”konomischen Wetterknstler ausgeht, besteht in der Tat in nichts andrem als dem Dogma, daá Ricardo die Gesetze der rein metalli- schen Zirkulation entdeckt hat. Was ihnen zu tun šbrigblieb, war die Unterwerfung der Kredit- oder Banknotenzirkulation unter diese Gesetze. Das allgemeinste und sinnf„lligste Ph„nomen der Handelskrisen ist pl”tzlicher, allgemeiner Fall der Warenpreise, folgend auf ein l„ngeres, allgemeines Steigen derselben. Allgemeiner Fall der Wa- renpreise kann ausgedrckt werden als Steigen im relativen Wert des Geldes, verglichen mit allen Waren, und allgemeines Steigen der Preise umgekehrt als Fallen des relativen Werts des Geldes. In beiden Ausdrucksweisen ist das Ph„nomen ausgesprochen, nicht erkl„rt... Die verschiedene Phraseologie l„át die Auf gabe ebenso unver„ndert, wie es ihre šbersetzung aus der deutschen in die englische Sprache tun wrde. Ricardos Geldtheorie kam daher unge- mein gelegen, da sie einer Tautologie den Schein eines Kausalver- h„ltnisses gibt. Woher das periodische allgemeine Fallen der Wa- renpreise? Vom periodischen Steigen des relativen Werts des Geldes. Woher umgekehrt das periodische, allgemeine Steigen der Warenpreise? Von einem periodischen Fall ----- 1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 147/148 #564# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- im relativen Wert des Geldes. Es k”nnte ebenso richtig gesagt werden, daá das periodische Steigen und Fallen der Preise von ih- rem periodischen Steigen und Fallen herrhrt... Die Verwandlung der Tautologie in ein Kausalverh„ltnis einmal zugegeben, ergibt sich alles andte mit Leichtigkeit. Das Steigen der Warenpreise entspringt aus dem Fallen des Werts des Geldes. Das Fallen des Geldwerts aber, wie wir von Ricardo wissen, aus bervoller Zirku- lation, d.h. daher, daá die Masse des zirkulierenden Geldes ber das, durch seinen eignen immanenten Wert und die immanenten Werte der Waren bestimmte Niveau steigt. Ebenso umgekehrt das allge- meine Fallen der Warenpreise aus dem Steigen des Geldwerts ber seinen immanenten Wert infolge einer untervollen Zirkulation. Die Preise steigen und fallen also periodisch, weil periodisch zu viel oder zu wenig Geld zirkullert. Wird nun etwa nachgewiesen, daá das Steigen der Preise mit einer verminderten Geldzirkulation und das Fallen der Preise mit einer vermehrten Zirkulation zusam- menfiel, so kann trotzdem behauptet werden, infolge irgendeiner, wenn auch statistisch durchaus unnachweisbaren, Verminderung oder Vermehrung der zirkullerenden Warenmasse sei die Quantit„t des zirkulierenden Geldes, obgleich nicht absolut, doch relativ ver- mehrt oder vermindert worden. Wir sahen nun, daá nach Ricardo diese allgemeinen Schwankungen der Preise auch bei einer rein me- tallischen Zirkulation stattfinden mssen, sich aber durch ihre Abwechslung ausgleichen, indem z.B. untervolle Zirkulation Fallen der Warenpreise, das Fallen der Warenpreise Ausfuhr der Waren ins Ausland, diese Ausfuhr aber Einfuhr von Gold ins Inland, dieser Einfluá von Geld aber wieder Steigen der Warenpreise hervorruft. Umgekehrt bei einer bervollen Zirkulation, wo Waren importiert und Gold exportiert werden. Da nun trotz dieser aus der Natur der Ricardoschen Metallzirkulation selbst entspringenden allgemeinen Preisschwankungen ihre heftige und gewaltsame Form, ihre Krisen- form, den Perioden entwickelten Kreditwesens angeh”rt, so wird es sonnenklar, daá die Ausgabe von Banknoten nicht exakt nach den Gesetzen der metallischen Zirkulation reguliert wird. Die metal- lische Zirkulation besitzt ihr Heilmittel im Import und Export der edlen Metalle, die sofort als Mnze in Umlauf treten und so durch ihren Einfluá oder Ausfluá die Warenpreise fallen oder steigen machen. Dieselbe Wirkung auf die Warenpreise muá nun knstlich durch Nachahmung der Gesetze der Metallzirkulation von den Banken hervorgebracht werden. Flieát Geld vom Ausland ein, so ist das ein Beweis, daá die Zirkulation untervoll ist, der Geld- wert zu hoch und die Warenpreise zu niedrig stehn und folglich Banknoten im Verh„ltnis zu dem neu importierten Gold in Zirkula- tion geworfen werden mssen. Sie mssen umgekehrt #565# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- der Zirkulation entzogen werden, im Verh„ltnis wie Gold aus dem Land ausstr”mt. In andern Worten, die Ausgabe von Banknoten muá reguliert werden nach dem Import und Export der edlen Metalle oder nach dem Wechselkurs. Ricardos falsche Voraussetzung, daá Gold nur Mnze ist, daher alles importierte Gold das umlaufende Geld vermehrt und darum die Preise steigen macht, alles expor- tierte Gold die Mnze vermindert und darum die Preise fallen macht, diese theoretische Voraussetzung wird hier zum praktischen Experiment, soviel Mnze zirkulieren zu machen als jedesmal Gold vorhanden ist. Lord Overstone (Bankier Jones Loyd), Oberst Tor- rens, Norman, Clay, Arbuthnot und eine Anzahl andrer Schriftstel- ler, in England bekannt unter dem Namen der Schule des Currency Principle, haben diese Doktrin nicht nur gepredigt, sondern ver- mittelst Sir R. Peels Bankakten von 1844 und 1845 zur Grundlage der englischen und schottischen Bankgesetzgebung gemacht. Ihr schm„hliches Fiasko theoretisch wie praktisch, nach Experimenten auf der gr”áten nationalen Stufenleiter, kann erst in der Lehre vom Kredit dargestellt werden." (l.c.p. 165-168. 1*)) Die Kritik dieser Schule wurde geliefert von Thomas Tooke, James Wilson (im "Economist" von 1844-1847) und John Fullarton. Wie mangelhaft aber auch sie die Natur des Goldes durchschauten und wie unklar sie ber das Verh„ltnis von Geld und Kapital waren, haben wir mehrfach, namentlich im Kapitel XXVIII dieses Buchs gesehn. Hier nun noch einiges im Anschluá an die Verhandlungen des Unterhaus- Ausschusses von 1857 ber die PeeIschen Bankakte (B. C. 1857) - F. E.} J. G. Hubbard, ehemaliger Gouverneur der Bank v. E., sagt aus: 2400. "Die Wirkung der Goldausfuhr... bezieht sich absolut nicht auf die Warenpreise. Dagegen sehr bedeutend auf die Preise der Wertpapiere, weil im Maá wie der Zinsfuá wechselt, der Wert von Waren, die diesen Zins verk”rpern, notwendigerweise gewaltig af- fiziert wird." Er legt zwei Tabellen vor ber die Jahre 1834-1843 und 1845-1856, welche beweisen, daá die Preisbewegung von fnfzehn der bedeu- tendsten Handelsartikel ganz unabh„ngig war vom Ab- und Zufluá des Goldes und vom Zinsfuá. Dagegen aber beweisen sie einen engen Zusammenhang zwischen dem Ab- und Zufluá des Goldes, das in der Tat der Repr„sentant unsres Anlage suchenden Kapitals ist, und dem Zinsfuá [2402] "1847 wurde ein sehr groáer Betrag amerikanischer Wertpa- piere nach Amerika zurckbertragen, ebenso russische Wertpapiere nach Ruáland und andre kontinentale Papiere nach den L„ndern, von denen wir unsre Kornzufuhr bezogen." 1*) Vgl. Band 13 unserer Ausgabe, S. 156-158 #566# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Die in der folgenden Hubbardschen Tabelle zugrunde gelegten 15 Hauptartikel sind: Baumwolle, Baumwollengarn, ditto Gewebe, Wolle, Wollentuch, Flachs, Leinwand, Indigo, Roheisen, WeiábIech, Kupfer, Talg, Zuckr, Kaffee, Seide. I. Von 1834-1843 Datum Metallschatz Marktrate Von 15 Hauptartikeln sind der Bank des im Preis gefallen unver- Pfd.St. Diskontos gestiegen „ndert 1834, 1. M„rz 9 104 000 2 3/4 % - - - 1835, 1. " 6 274 000 3 3/4 % 7 7 1 1836, 1. " 7 918 000 3 1/4 % 11 3 1 1837. 1. " 4 077 000 5 % 5 9 1 1838. 1. " 10 471 000 2 3/4 % 4 11 - 1839, 1. Sept. 2 684 000 6 % 8 5 2 1840, 1. Juni 4 571 000 4 3/4 % 5 9 1 1840, 1. Dez. 3 642 000 5 3/4 % 7 6 2 1841, 1. " 4 873 000 5 % 3 12 - 1842, 1. " 10 603 000 2 1/2 % 2 13 - 1843, 1. Juni 11 566 000 2 1/4 % 1 14 - II. Von 1844-1853 Datum Metallschatz Marktrate Von 15 Hauptartikeln sind der Bank des im Preis gefallen unver- Pfd.St. Diskontos gestiegen „ndert 1844, 1. M„rz 16 162 000 2 1/4 % - - - 1845, 1. Dez. 13 237 000 4 1/2 % 11 4 - 1846, 1. Sept.16 366 000 3 % 7 8 - 1847, 1. " 9 140 000 6 % 6 6 3 1850, 1. M„rz 17 126 000 2 1/2 % 5 9 1 1851, 1. Juni 13 705 000 3 % 2 11 2 1852, 1. Sept.21 853 000 1 3/4 % 9 5 1 1853, 1. Dez. 15 093 000 5 % 14 - 1 Hubbard macht dazu die Glosse: "Wie in den 10 Jahren 1834-1843, so waren in 1844-1853 Schwankun- gen im Gold der Bank in jedem Fall leitet von einer Zunahme oder Abnahme des leihbaren Wertes des auf Diskonto vorgeschoánen Geldes; und andrerseits zeigen die Žnderungen in den Warenpreisen des Inlandes eine vollst„ndige Unabh„ngigkeit von der Masse der #567# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- Zirkulation, wie sie sich in den Goldschwankungen der Bank von England zeigt." ("Bank Acts Report" 1857, II, p. 290 u. 291.) Da die Nachfrage und Zufuhr von Waren deren Marktpreise regu- liert, wird hier klar, wie falsch Overstones Identifikation der Nachfrage nach leihbarem Geldkapital (oder vielmehr der Abwei- chungen der Zufuhr davon), wie sie sich in der Diskontorate aus- drckt, und der Nachfrage nach wirklichem "Kapital". Die Behaup- tung, daá die Warenpreise durch die Schwankungen im Betrag der Currency reguliert sind, versteckt sich jetzt unter der Phrase, daá die Schwankungen der Diskontorate Schwankungen in der Nach- frage nach wirklichem stofflichen Kapital ausdrucken, im Unter- schied vom Geldkapital. Wir haben gesehn, wie sowohl Norman wie Overstone dies in der Tat vor demselben Ausschuá behaupteten und zu welchen lahmen Ausflchten namentlich letzterer dabei gedr„ngt wurde, bis er schlieálich ganz festsaá. (Kapitel XXVI.) Es ist in der Tat die alte Flause, daá die Žnderungen in der Masse des vor- handnen Goldes, indem sie die Menge des Umlaufsmittels im Lande vermehren oder vermindern, innerhalb dieses Landes die Waren- preise steigern oder senken máten. Wird Gold ausgefhrt, so ms- sen nach dieser Currency-Theorie die Preise der Waren steigen in dem Lande, wohin das Gold geht, und damit der Wert der Exporte des Gold ausfahrenden Landes auf dem Markt des Gold einfhrenden; der Wert der Exporte des letzteren auf dem Markt des ersteren wrde dagegen fallen, w„hrend er stiege in ihrem Ursprungsland, wohin das Gold geht. In der Tat aber steigert die Verminderung der Goldmenge nur den Zinsfuá, w„hrend ihre Vermehrung ihn senkt; und k„men diese Schwankungen des Zinsfuáes nicht in Rechnung bei Feststellung der Kostpreise oder bei der Bestimmung von Nachfrage und Angebot, so wrden sie die Warenpreise g„nzlich unberhrt lassen. Im selben Bericht spricht sich N. Alexander, Chef eines groáen Hauses im indischen Gesch„ft, folgendermaáen aus ber den starken Abfluá von Silber nach Indien und China um die Mitte der 50er Jahre, infolge teils des chinesischen Brgerkriegs, der dem Ab- satz englischer Gewebe in China Einhalt tat, teils der Seidenwr- merkrankheit in Europa, die die italienische und franz”sische Seidenzucht stark einschr„nkte: 4337. "Ist der Abfluá nach China oder nach Indien? - Sie schicken das Silber nach Indien, und mit einem guten Teil davon kaufen Sie Opium, das alles nach China geht, um Fonds zu bilden zum Einkauf fr Seide; und der Stand der M„rkte in Indien" (trotz der Akkumu- lation von Silber dort) macht es profitlicher fr den Kaufmann, Silber hinzuschicken, als Gewebe oder andre britische Fabrikate." - 4338. Fand nicht ein groáer Abfluá aus Frankreich statt, wo- durch wir das Silber bekamen? - Jawohl, ein #568# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- sehr groáer." - 4344. "Statt Seide von Frankreich und Italien einzufhren, schicken wir sie in groáen Quantit„t" hin, sowohl bengalische wie chinesische." Also wurden nach Asien Silber - das Geldmetall dieses Weltteils - geschickt statt Ware, nicht weil die Preise dieser Waren gestiegen waren in dem Land, das sie pro- duziert (England), sondern gefallen - gefallen durch šberimport - in dem Land, wohin es sie importiert; obgleich dies Silber von England aus Frankreich bezogen und teilweise mit Gold bezahlt werden muáte. Nach der Currency-Theorie h„tten bei solchem Import die Preise in England fallen und in Indien und China steigen ms- sen. Ein andres Beispiel. Vor dem Ausschuá der Lords (C.D. 1848/1857) sagt Wylle, einer der ersten Liverpooler Kaufleute, aus wie folgt: 1994. "Ende 1845 gab es kein lohnenderes Gesch„ft und keins, das so groáe Profite abwarf" (als die Baumwollspinnerei). Der Baum- wollvorrat war groá, und gute brauchbare Baumwolle war zu 4 d. das Pfund zu haben, und von solcher Baumwolle konnte gut secunda mule twist Nr. 40 gesponnen werden mit einer Auslage ebenfalls von 4 d., etwa zu 8 d. Gesamtauslage fr den Spinner. Dieses Garn wurde in groáen Massen verkauft im September und Oktober 1845 und ebenso groáe Lieferungskontrakte abgeschlossen, zu 10 1/2 und 11 1/2 d. pro Pfund, und in einigen F„llen haben die Spinner einen Profit realisiert, der dem Einkaufspreis der Baumwolle gleich- kam." - 1996. "Das Gesch„ft blieb lohnend bis Anfang 1846." - 2000. "Am 3. M„rz 1844 war der Baumwollvorrat" (627 042 Ballen) mehr als das Doppelte von dem, was er heute" {am 7. M„rz 1848, wo er 301 070 Ballen war}, und dennoch war der Preis 1 1/4 d. per Pfund teurer" {6 1/4 d. gegen 5 d.}. "Gleichzeitig war Garn - gut secunda mule twist Nr. 40 - von 11 1/2 - 12 d. gefallen auf 9 1/2 d. im Oktober und 7 3/4 d. Ende Dezember 1847; es wurde Garn ver- kauft zum Einkaufspreis der Baumwolle, woraus es gesponnen war.(ib., Nr. 2021, 2023.) Dies zeigt die interessierte Weisheit Overstones, daá das Geld "teuer" sein soll, weil Kapital "selten" ist. Am 3. M„rz 1844 stand der Bankzinsfuá auf 3%; Okt. und Nov. 1847 ging er auf 8 und 9% und stand am 7. M„rz 1848 noch auf 4%. Die Baumwollpreise wurden durch die totale Absatzstockung und die Panik mit dem ihr entsprechenden hohen Zinsfuá niedergeschlagen tief unter ihren dem Stand der Zufuhr entsprechenden Preis. Die Folge davon war einerseits ungeheure Abnahme der Einfuhr 1848 und andrerseits Ab- nahme der Produktion in Amerika; daher neues Steigen der Baum- wollpreise 1849. Nach Overstone waren die Waren zu teuer, weil zuviel Geld im Lande war. 2002. "Die neuliche Verschlechterung in der Lage der Baumwollin- dustrie ist nicht dem Mangel an Rohstoff geschuldet, da der Preis niedriger ist, obwohl der Vorrat von Rohbaumwolle bedeutend ver- mindert." #569# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- Aber angenehme Verwechslung bei Overstone zwischen dem Preis resp. Wert der Ware und dem Wert des Geldes, n„mlich dem Zinsfuá. In der Antwort auf Frage 2026 gibt Wylie sein Gesamturteil ber die Currency-Theorie, wonach Cardwell und Sir Charles Wood im Mal 1847 die Notwendigkeit behauptet hatten, den Bankakt von 1844 in seinem ganzen Inhalt durchzufhren": "Diese Prinzipien scheinen mir von einer Art zu sein, daá sie dem Geld einen knstlichen hohen Wert und allen Waren einen knstli- chen, ruinierend niedrigen Wert geben wrden." Er sagt ferner ber die Wirkungen dieses Bankakts auf das allge- meine Gesch„ft: "Da Viermonatswechsel, die die regelm„áigen Tratten der Fabrik- st„dte auf Kaufleute und Bankiers gegen gekaufte und fr die Ver- einigten Staaten bestimmte Waren sind, nur noch mit groáen Opfern diskontiert werden konnten, wurde die Ausfhrung von Auftr„gen in bedeutendem Maá gehemmt, bis nach dem Regierungsbrief vom 25. Ok- tober" (Suspension des Bankakts), wo diese Viermonatswechsel wie- der diskontierbar wurden." (2097.) Also auch in der Provinz wirkte die Suspension dieses Bankakts wie eine Erl”sung. 2102. "Im vorigen Oktober" 1847) "haben fast alle amerikanischen Eink„ufer, die hier Waren kaufen, soviel wie m”glich ihre Auf- tr„ge sofort eingeschr„nkt; und als die Nachricht von der Geld- teuerung nach Amerika kam, h”rten alle neuen Auftr„ge auf." - 2134. "Korn und Zucker waren Spezialf„lle. Der Kornmarkt wurde affiziert durch die Ernteaussichten, und Zucker wurde affiziert durch die ungeheuren Vorr„te und Einfuhren." - 2163. "Von unsern Zahlungsverpflichtungen gegen Amerika... wurde vieles liquidiert durch Zwangsverk„ufe von konsignierter Ware, und vieles, frchte ich, wurde annulliert durch die Bankerotte hier." - 2196. "Wenn ich mich recht erinnere, wurden auf unsrer Fondsbrse im O k t o b e r 1 8 4 7 b i s 7 0% Z i n s e n g e z a h l t." {Die Krisis von 1837 mit ihren langen Nachwehen, an die sich 1842 noch eine vollst„ndige Nachkrise schloá, und die interessierte Verblendung der Industriellen und Kaufleute, die platterdings keine šberproduktion sehn wollten - diese war ja, nach der Vul- g„r”konornie, ein Unsinn und eine Unm”glichkeit! -, hatten end- lich diejenige Verwirrung in den K”pfen verursacht, die der Cur- rency-Schule erlaubte, ihr Dogma auf nationalem Maástab in die Praxis zu bersetzen. Die Bankgesetzgebung von 1844/45 ging durch. Der Bankakt von 1844 teilt die Bank von England in ein Notenaus- gabe. Departement und ein Bankdepartement. Das erstere erh„lt Si- cherheiten - #570# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- gr”átenteils Regierungsschuld - fr 14 Millionen und den gesamten Metallschatz, der zu h”chstens 1/4 aus Silber bestehn darf, und gibt fr den Gesamtbetrag beider eine gleiche Summe von Noten aus. Soweit sich diese nicht in den H„nden des Publikums befin- den, liegen sie im Bankdepartement und bilden, mit der wenigen zum t„glichen Gebrauch n”tigen Mnze (etwa einer Million) dessen stets bereite Reserve. Das Ausgabe-Departement gibt dem Publikum Gold fr Noten und Noten fr Gold; den brigen Verkehr mit dem Publikum besorgt das Bankdepartement. Die 1844 zur Ausgabe eigner Noten in England und Wales berechtigten Privatbanken behalten dies Recht, doch wird ihre Notenausgabe kontingentiert; h”rt eine dieser Banken auf, eigne Noten auszugeben, so kann die Bank von England ihren ungedeckten Notenbetrag um 2/3 des eingegangnen Kontingents erh”hen; auf diesem Weg ist derselbe bis 1892 von 14 auf 16 1/2 Millionen Pfd.St. (genau 16 450 000 Pfd.St.) gestie- gen. Fr jede fnf Pfund in Gold also, die aus dem Bankschatz abflie- áen, geht eine Fnfpfundnote zurck an das Ausgabe-Departement und wird vernichtet; fr jede dem Schatz zusehenden fnf So- vereigns kommt eine neue Fnfpfundnote in Umlauf. Damit ist Over- stones ideale Papierzirkulation, die sich genau nach den Gesetzen der metallischen Zirkulation richtet, praktisch ausgefhrt, und damit sind, nach den Behauptungen der Currency-Leute, die Krisen fr immer unm”glich gemacht. In Wirklichkeit aber entzog die Trennung der Bank in zwei unab- h„ngige Departements der Direktion die M”glichkeit, in entschei- denden Momenten ber ihre gesamten disponiblen Mittel frei zu verfgen, so daá F„lle eintreten konnten, wo das Bankdepartement vor dem Bankerott stand, w„hrend das Ausgabe-Departement mehrere Millionen in Gold und auáerdem noch seine 14 Millionen Sicherhei- ten intakt besaá. Und zwar konnte dies um so leichter eintreten, als in fast jeder Krise ein Abschnitt vorkommt, wo ein starker Goldabfluá ins Ausland stattfindet, der in der Hauptsache durch den Metallschatz der Bank zu decken ist. Fr jede fnf Pfund aber, die dann ins Ausland flieáen, wird der Zirkulation des In- lands eine Fnfpfundnote entzogen, also die Menge des Umlaufsmit- tels grade in dem Augenblick verkleinert, wo am meisten davon, und am n”tigsten, gebraucht wird. Der Bankakt von 1844 provoziert also die s„mtliche Handelswelt direkt dazu, bei hereinbrechender Krise sich einen Reserveschatz von Banknoten beizeiten anzulegen, also die Krise zu beschleunigen und zu versch„rfen; er treibt durch diese, im entscheidenden Augenblick wirksam werdende, knstliche Steigerung der Nachfrage nach Geldakkommodation, d.h. nach Zahlungsmittel, bei gleichzeitiger Beschr„nkung der Zufuhr davon, den Zinsfuá #571# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- in Krisen zu bisher unerh”rter H”he; statt also die Krisen zu be- seitigen, steigert er sie vielmehr bis auf den Punkt, wo entweder die ganze industrielle Weit in die Brche gehn muá oder der Ban- kakt. Zweimal, am 25. Okt. 1847 und am 12. Nov. 1857, war die Krisis auf diese H”he gestiegen; da befreite die Regierung die Bank von der Beschr„nkung ihrer Notenausgabe, indem sie den Akt von 1844 suspendierte, und dies reichte beidemal hin, die Krise zu brechen. 1847 gengte die Gewiáheit, daá nun wieder Banknoten gegen Sicherheit ersten Rangs zu haben seien, um die aufgeschatz- ten 4-5 Millionen Noten wieder ans Tageslicht und in die Zirkula- tion zu bringen; 1857 wurde bis nicht ganz eine Million in Noten ber das gesetzliche Quantum ausgegeben, aber nur fr ganz kurze Zeit. Zu erw„hnen ist auch, daá die Gesetzgebung von 1844 noch die Spu- ren der Erinnerung an die ersten zwanzig Jahre des Jahrhunderts aufweist, die Zeit der Einstellung der Barzahlungen der Bank und der Notenentwertung. Die Furcht, die Banknoten m”chten ihren Kre- dit verlieren, ist noch sehr bemerkbar; eine sehr berflssige Furcht, da schon 1825 die Ausgabe eines vorgefundnen alten Vor- rats auáer Kurs gesetzter Einpfundnoten die Krise gebrochen und damit bewiesen hatte, daá schon damals der Kredit der Noten, selbst in der Zeit des allgemeinsten und st„rksten Miátrauens, unerschttert blieb. Es ist dies auch ganz begreiflich; steht doch tats„chlich die gesamte Nation mit ihrem Kredit hinter die- sen Wertzeichen. - F. E.} H”ren wir nun ein paar Zeugnisse ber die Wirkung des Bankakts. J. St. Mill glaubt, daá der Bankakt von 1844 die šberspekulation niedergehalten habe. Dieser weise Mann sprach glcklicherweise am 12. Juni 1857. Vier Monate sp„ter war die Krisis losgebrochen. Er gratuliert buchst„blich den Bankdirektoren und dem kommerziellen Publikum im allgemeinen dazu, daá sie "die Natur einer Handelskrisis weit besser verstehn als frher und den sehr groáen Schaden, den sie sich selbst und dem Publikum durch Untersttzung der šberspekulation antun". (B.C. 1857, Nr. 2031.) Der weise Mill meint, wenn 1-Pfund-Noten ausgegeben werden "als Vorschsse an Fabrikanten u.a. welche Arbeitsl”hne auszah- len... so k”nnen die Noten in die H„nde von andren kommen, die sie zu Konsumtionszwecken ausgeben, und in diesem Fall konstitu- ieren die Noten in sich selbst eine Nachfrage nach Waren, und k”nnen zeitweilig eine Preiserh”hung zu bef”rdern streben". [Nr. 2066.] Herr Mill nimmt also an, daá die Fabrikanten h”hern Lohn zahlen werden, weil sie ihn in Papier statt in Gold zahlen? Oder glaubt er, wenn #572# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- der Fabrikant seinen Vorschuá in 100-Pfund-Noten erh„lt, diese auswechselt gegen Gold, so wrde dieser Lohn weniger Nachfrage bilden, als wenn sogleich in 5-Pfund-Noten bezahlt? Und weiá er nicht, daá z.B. in gewissen Bergwerksbezirken Arbeitslohn gezahlt wurde in Noten von Lokalbanken, so daá mehrere Arbeiter zusammen eine 5-Pfund-Note erhielten? Vermehrt dies ihre Nachfrage? Oder werden die Bankiers den Fabrikanten in kleinen Noten leichter und mehr Geld vorschieáen als in groáen? {Diese sonderbare Angst Mills vor Einpfundnoten w„re unerkl„r- lich, zeigte nicht sein ganzes Werk ber politische ™konomie einen Eklektizismus, der vor keinen widerspr„chen zurckschreckt. Einerseits gibt er Tooke in vielen Dingen gegen Overstone recht, andrerseits glaubt er an die Bestimmung der Warenpreise durch die Menge des vorhandnen Geldes. Er ist also keineswegs berzeugt, daá fr jede ausgegebne Einpfundnote alle andren Umst„nde gleich- gesetzt - ein Sovereign in den Schatz der Bank wandert; er frch- tet, die Masse des Zirkulationsmittels k”nne vermehrt und somit entwertet werden, d.h. die Warenpreise steigern. Das ist es und weiter nichts, was sich hinter obiger Bedenklichkeit verbirgt. - F. E.} šber die Zweiteilung der Bank und die berm„áige Vorsorge fr Si- cherstellung der Banknoteneinl”sung spricht sich Tooke aus vor dem C.D. 1848/1857: Die gr”áern Schwankungen des Zinsfuáes 1847, verglichen mit 1837 und 1839, seien nur der Trennung der Bank in zwei Departements geschuldet. (3010.) - Die Sicherheit der Banknoten wurde nicht affiziert, weder 1825 noch 1837 und 1839. (3015.) - Die Nachfrage nach Gold 1825 bezweckte nur, den leeren Raum auszufallen, ent- standen durch die ganzliche Diskreditierung der 1-Pfund-Noten der Provinzialbanken; dieser leere Raum konnte nur durch Gold ausge- fllt werden, bis die Bank von England auch 1-Pfund-Noten ausgab. (3022.) - Im November und Dezember 1825 existierte nicht die ge- ringste Nachfrage nach Gold fr Ausfuhr. (3023.) "Was eine Diskreditierung der Bank im In- und Auslande betrifft, wurde eine Suspension der Zahlung von Dividenden und Depositen von viel schwereren Folgen sein, als eine Suspension der Zahlung der Banknoten." (3028.) 3035. "Wrden Sie nicht sagen, daá jeder Umstand, der in letzter Instanz die Konvertibihtit der Banknoten gef„hrdete, in einem Au- genblick der kommerziellen Klemme neue und ernstliche Schwierig- keiten erzeugen k”nnte? - Ganz und gar nicht." Im Lauf von 1847 wrde eine vermehrte Notenausgabe vielleicht dazu beigetragen haben, den Goldschatz der Bank wieder zu fllen, wie sie dies 1825 tat". (3058.) #573# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- Vor dem B.A. 1857 Newmarch aus: 1357. "Die erste schlimme Wirkung... dieser Trennung der beiden Departements" (der Bank) und der daraus notwendig folgenden Zweiteilung der Goldreserve war die, daá das Bankgesch„ft der B.v.E., also derjenge ganze Zweig ihrer Operationen, der sie in direktere Verbindung mit dem Handel des ndes bringt, mit nur der H„lfte des Betrags der frhern Reserve fortgefhrt worden ist. Infolge dieser Spaltung der Reserve ist es gekommen, daá, sobald die Reserve des Bankdepartements nur im geringsten zusammen- schmolz, die Bank gezwungen war, ihre Diskontrate zu erh”hen. Diese verminderte Reserve hat daher eine Reihe stoáweiser Ver„n- derungen in der Diskontrate verursacht. - 1358. "Solche Žnderun- gen sind seit 1844" (bis Juni 1857) "einige 60 in der Zahl gewe- sen, w„hrend sie vor 184 in derselben Zeit kaum ein Dutzend be- trugen." Von besondrem Interesse ist auch die Aussage von Palmer, seit 1811 Direktor und eine Zeitlang Gouverneur der Bank von England, vor dem C. D. Ausschuá der Lords (1848/1857): 828. "Im Dezember 1825 hatte die Bank nur noch ungef„hr 1 100 000 Pfd.St. Gold brigbehalten. Damals muáte sie ganz unfehlbar total falliert haben, wenn dieser Akt" (von 1844) "damals bestanden h„tte. Im Dezember gab sie, glaube ich, 5 oder 6 Millionen Noten in einer Woche aus, und das erleichterte die damalige Panik be- deutend." 825. "Die erste Periode" (seit 1. Juli 1825), wo die gegenw„rtige Bankgesetzgebung zusammengebrochen w„re, wenn die Bank versucht h„tte, die einmal in Angriff genommenen Transaktionen zu Ende zu fhren, war am 28. Februar 1837; damals waren 3 900 000 Pfd.St. bis 4 Millionen Pfd.St. im Besitz der Bank, und sie wrde dann nur noch 650 000 Pfd. St. in Reserve behalten haben. Eine andre Periode ist 1839 und dauerte vom 9. Juli bis 5. Dezember." - 826. "Was war der Betrag der Reserve in diesem Fall? Die Reserve be- stand in einem Defizit von insgesamt 200 000 Pfd.St. (the reserve was minus altogether 200 000 Pfd.St.) am 5. September. Am 5. No- vember stieg sie auf ungef„hr 1 bis 1 1/2 Mill." - 830. Der Akt von 1844 wrde die Bank verhindert haben, dem amerikanischen Ge- sch„ft 1837 beizustehn." - 831. Drei der hauptsichlichsten ameri- kanischen H„user fallierten... Fast jedes Haus im amerikanischen Gesch„ft war auáer Kredit gesetzt, und w„re damals die Bank nicht zu Hilfe gekommen, so glaube ich nicht, daá mehr als 1 oder 2 H„user sich h„tten halten k”nnen." - 836. Die Klemme von 1837 ist gar nicht zu vergleichen mit der von 1847. Die von 1837 be- schr„nkte sich haupts„chlich auf das amerikanische Gesch„ft." - 838. (Anfangs Juni 1837 wurde in der Bankdirektion die Frage dis- kutiert, wie der Klemme abzuhelfen sei.) Worauf einige Herren die Meinung verteidigten,... das richtige Prinzip sei, den Zinsfuá zu erh”hen, wodurch die Warenpreise fallen wurden; kurz, Geld teuer imd Waren wohlfeil zu machen, wodurch die Zahlung ans Ausland zu- stande gebracht de (by which the foreign payment would he accom- plished)." - 906. "Die Einfhrung einer knstlichen Beschr„nkung der Vollmachten der Bank durch den Akt von #574# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- 1844 statt der alten und natrlichen Schranke ihrer Vollmacht, des wirklichen Betrags ihres MetalIvorrats, erzeugt knstliche Gesch„ftserschwerung und damit eine Wirkung auf die Warenpreise, die ganz unn”tig war ohne diesen Akt." - 968. Unter der Wirkung des Akts von 1844 kann man den Metallvorrat der Bank, unter ge- w”hnlichen Umst„nden, nicht wesentlich unter 9 1/2 Mill. reduzie- ren. Dies wrde einen Druck auf Preise und Kredit verursachen, der einen solchen Umschwung in den ausw„rtigen Wechselkursen her- beifhren máte, daá die Goldeinfuhr stiege und damit den Betrag des Goldes im Ausgabe-Departement vermehrte." - 996. "Unter der jetzigen Beschr„nkung haben Sie" {die Bank} nicht das Kommando ber Silber, das erforderlich ist zu Zeiten, wo man Silber braucht, um auf den ausw„rtigen Kurs zu wirken." - 999. "Was war der Zweck der Vorschrift, die den Silbervorrat der Bank auf 1/5 ihres Metallvorrats beschr„nkt? - Die Frage kann ich nicht beant- worten." Der Zweck war, Geld teuer zu machen; ganz wie, abgesehn von der Currency-Theorie, die Trennung der beiden Bankdepartements und der Zwang fr die schottischen und irischen Banken, fr Notenaus- gabe ber einen gewissen Satz hinaus Gold in Reserve zu halten. Es entstand so eine Dezentralisation des nationalen Metallschat- zes, der ihn weniger f„hig machte, ungnstige Wechselkurse zu korrigieren. Auf Steigerung des Zinsfuáes laufen alle diese Be- stimmungen hinaus: daá die B.v.E. nicht Noten ausgeben darf ber 14 Mill. auáer gegen Goldreserve, daá das Bankdepartement als ge- w”hnliche Bank verwaltet werden soll, den Zinsfuá herabdrckend in Zeiten des Geldberflusses, ihn herauftreibend in Zeiten der Klemme; die Beschr„nkung des Silbervorrats, des haupts„chlichen Mittels, die Wechselkurse mit dem Kontinent und Asien zu rektifi- zieren; die Vorschriften wegen der schottischen und irischen Ban- ken, die nie Gold fr Export brauchen und es jetzt halten mssen unter dem Vorwand einer, tats„chlich rein illusorischen, Konver- tibilit„t ihrer Noten. Die Tatsache ist, daá der Akt von 1844 zum erstenmal einen Ansturm nach Gold auf die schottischen Banken 1857 produzierte. Die neue Bankgesetzgebung macht ebenfalls kei- nen Unterschied zwischen Goldabfluá ins Ausland und dem frs In- land, obgleich deren Wirkungen selbstredend durchaus verschieden. Daher die best„ndigen heftigen Schwankungen in der Marktrate des Zinses. Mit Bezug auf Silber sagt Palmer zweimal, 992 und 994, daá die Bank nur Silber gegen Noten kaufen kann, wenn der Wech- selkurs gnstig fr England, das Silber also berflssig ist; denn: 1003. "Der einzige Zweck, weshalb ein betr„chtlicher Teil des Me- tallschatzes in Silber gehalten werden kann, ist der, ausl„ndi- sche Zahlungen zu erleichtern, w„hrend ----- 1*) 1. Auflage: Geld; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #575# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- der Zeit, wo die Wechselkurse gegen England sind." - 1004. Silber ist eine Ware, die, weil sie Geld ist in der ganzen brigen Welt, deshalb die passendste Ware... fr diesen Zweck ist" {Zahlung ans Ausland}. Nur die Vereinigten Staaten haben in der letzten Zeit ausschlieálich Gold genommen." Nach seiner Ansicht brauchte die Bank in Zeiten der Klemme, so- lange keine ungnstigen Wechselkurse das Gold ins Ausland ziehn, den Zinsfuá nicht ber den alten Stand von 5% zu erh”hen. W„re nicht der Akt von 1844, so wrde sie dabei ohne Schwierigkeit alle Wechsel ersten Ranges (first class bills), die ihr pr„sen- tiert wrden, diskontieren k”nnen. (1018 bis 1020.) Aber mit dem Akt von 1844 und in der Lage, in der die Bank im Oktober 1847 war, "gab es keinen Zinsfuá, den die Bank kreditf„higen H„usern abver- langen konnte, den sie nicht bereitwillig gezahlt h„tten, um ihre Zahlungen fortzufhren". [1022.] Und dieser hohe Zinsfuá war grade der Zweck des Akts. 1029. "Ich muá einen groáen Unterschied machen zwischen der Wir- kung des Zinsfuáes auf ausl„ndische Nachfrage" {fr Edelmetall} und einer Zinserh”hung zum Zweck der Hemmung eines Andrangs auf die Bank w„hrend einer Periode inl„ndischen Kreditmangels." - 1023. "Vor dem Akt von 1844, wenn die Kurse zugunsten Englands waren und Beunruhigung, ja positive Panik im Lande herrschte, war keine Grenze gesetzt auf die Notenausgabe, durch die allein die- ser Zustand der Klemme erleichtert werden konnte." So spricht ein Mann sich aus, der 39 Jahre lang in der Direktion der Bank von England gesessen. H”ren wir nun einen Privatbankier, Twells, seit 1801 Associ‚ von Spooner, Attwoods & Co. Er ist der einzige unter s„mtlichen Zeugen vor dem B.C. 1857, der einen Blick in den wirklichen Zustand des Landes tun l„át und die Kri- sis herannahen sieht. Im brigen ist er eine Art von Birminghamer Little-Shilling-Mann {75}, wie denn seine Associes, die Brder Attwood, die Stifter dieser Schule sind (s. Zur Kritik der Pol. Oek.", S. 59 1*)). Er sagt aus: 4488. "Wie glauben Sie, daá der Akt von 1844 gewirkt hat? - Sollte ich Ihnen als Bankier antworten, so wrde ich sagen, daá er ganz ausgezeichnet gewirkt hat, denn er hat den Bankiers und {Geld-} Kapitalisten aller Art eine reiche Ernte geliefert. Aber er hat sehr schlecht gewirkt fr den ehrlichen fleiáigen Ge- sch„ftsmann, der Stetigkeit in der Diskontorate bedarf, so daá er seine Arrangements mit Zuversicht machen kann... er hat das Geld- verleihen zu einem h”chst profitlichen Cesch„ft gemacht." - 4489. "Er" {der Bankakt} "bef„higt die Londoner Aktienbanken, den Ak- tion„ren 20 bis 22% zu zahlen? - Eine zahlte neulich 18%, und ich glaube, eine andre 20%; sie haben ----- 1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 64/65 #576# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- allen Crund, sehr entschieden fr den Akt einzutreten." - 4490. "Kleine Gesch„ftsleute und respektable Kaufleute, die kein groáes Kapital haben... er kneift sie sehr... Das einzige Mittel, das ich habe, um dies zu erfahren, ist,daá ich eine so erstaunliche Masse ihrer Akzepte sehe, die nicht bezahlt werden. Diese Akzepte sind immer klein, etwa von 20-100 Pfd.St., viele von ihnen werden nicht bezahlt und gehn zurck mit Mangelzahlung nach allen Teilen des Landes, und dies ist immer ein Zeichen der Gedrcktheit un- ter... den Kleinh„ndlern." 4494 erkl„rt er, das Gesch„ft sei jetzt nicht profitabel. Seine folgenden Bemerkungen sind wichtig, weil er das latente Dasein der Krise sah, als noch keiner der brigen es ahnte. 4494. "Die Preise in Mincing Lane [67] halten sich noch ziemlich, aber es wird nichts verkauft, man kann zu keinem Preise verkau- fen; man h„lt sich auf dem nominellen Preis." 4495. Er erz„hlt einen Fall. - Ein Franzose schickt einem Makler in Mincing Lane Waren fr 3000 Pfd.St. zum Verkauf fr einen ge- wissen Preis. Der Makler kann den Preis nicht machen, der Fran- zose kann unter dem Preise nicht verkaufen. Die Ware bleibt lie- gen, aber der Franzose braucht Geld. Der Makler schieát ihm also 1000 Pfd.St. vor, derart, daá der Franzose auf Sicherheit der Wa- ren einen Wechsel fr 1000 Pfd.St. fr 3 Monate auf den Makler zieht. Nach 3 Monaten verf„llt der Wechsel, aber die Waren sind noch immer unverk„uflich. Der Makler muá dann den Wechsel zahlen, und obgleich er Deckung fr 3000 Pfd.St. hat, kann er sie nicht flssigmachen und ger„t in Schwierigkeiten. So zieht einer den andern mit herunter. 4496 "Was die starken Ausfuhren betrifft... wenn das Gesch„ft im Innern gedrckt ist, so ruft dies mit Notwendigkeit auch eine starke Ausfuhr hervor." - 4497. "Glauben Sie, daá die inl„ndische Konsumtion abgenommen hat? - Sehr bedeutend... ganz ungeheuer... die Kleinh„ndler sind hier die beste Autorit„t." - 4498. "Und doch sind die Einfuhren sehr groá; zeigt das nicht eine starke Konsumtion an? - Jawohl, wenn Sie verkaufen k”nnen; aber viele Warenlager sind voll von diesen Sachen; in dem Beispiel, das ich soeben erz„hlt habe, sind fr 3000 Pfd.St. Waren importiert wor- den, die unverk„uflich sind." 4514. "Wenn Geld teuer ist, wrden Sie sagen, daá dann Kapital wohlfeil ist? Jawohl." Der Mann ist also keineswegs der Meinung Overstones, daá hoher Zinsfuá dasselbe sei wie teures Kapital. Wie das Gesch„ft jetzt betrieben wird: 4516 "... Andre gehn sehr bedeutend ins Geschirr, machen ein rie- siges Gesch„ft in Ausfuhren und Einfuhren, weit ber das Maá hin- aus, wozu ihr Kapital sie berechtigt; daran kann nicht der ge- ringste Zweifel sein. Das kann diesen Leuten glcken; #577# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- sie k”nnen durch irgendwelchen Glcksfall groáe Verm”gen machen und alles abzahlen. Das ist in groáem Maá das System, auf dem heutzutage ein bedeutender Teil des Gesch„fts gefhrt wird. Sol- che Uute verlieren willig 20, 30 und 40% auf eine Verschiffung; das n„chste Gesch„ft kann es ihnen zurckbringen. Schl„gt ihnen eins nach dem andern fehl, dann sind sie kaputt; und das ist ge- rade der Fall, den wir in der letzten Zeit oft gesehn haben; Ge- sch„ftsh„user haben fafliert, ohne daá fr einen Schilling Akiva brigblieben." 4791. "Der niedrigere Zinsfuá" {w„hrend der letzten 10 Jahre} wirkt allerdings gegen die Bankiers, aber ohne Ihnen die Ge- sch„ftsbcher vorzulegen, wrde ich Ihnen nur sehr schwer erkl„- ren k”nnen, um wieviel h”her der Profit" (sein eigner) "jetzt ist gegen frher. Wenn der Zinsfuá niedrig ist, infolge berm„áiger Notenausgabe, haben wir bedeutende Depositen; wenn der Zinsfuá hoch ist, so bringt uns das direkten Gewinn." - 4794. "Wenn Geld zu m„áigem Zinsfuá zu haben ist, haben wir mehr Nachfrage dafr; wir leihen mehr aus; es wirkt" {fr uns, die Bankiers} "auf die- sem Wege. Wenn er steigt, so bekommen wir mehr dafr als billig ist; wir bekommen mehr, als wir haben sollten." Wir haben gesehn, wie der Kredit der Noten der Bank von England bei allen Sachverst„ndigen als unerschtterlich gilt. Trotzdem legt der Bankakt 9-10 Millionen in Gold zu ihrer Einl”sbarkeit absolut fest. Die Heiligkeit und Unantastbarkeit des Schatzes wird damit ganz anders durchgefhrt als bei den alten Schatzbild- nern. W.Brown (Liverpool) sagt aus, C.D. 1847/1857, 2311: "In Beziehung auf den Nutzen, den dies Geld" (der Metallschatz im Ausgabe-Departement) damals brachte, so h„tte man es ebensogut in die See werfen k”nnen; man konnte ja nicht das geringste davon verwenden, ohne den Parlamentsakt zu brechen." Der Bauunternehmer E. Capps, derselbe, der schon frher angefhrt und dessen Aussage auch die Schilderung des modernen Londoner Bausystems (Buch II, Kap. XII) entlehnt ist, faát seine Ansicht ber den Bankakt von 1844 zusammen wie folgt (B. A. 1857): 5508. "Sie sind also im allgemeinen der Ansicht, daá das gegen- w„rtige System" (der Bankgesetzgebung) "eine recht geschickte Einrichtung ist, um die Profite der Industrie periodisch in den Geldsack des Wucherers zu bringen? - Das ist meine Ansicht. Ich weiá, daá es im Baugesch„ft so gewirkt hat." Wie schon erw„hnt, wurden die schottischen Banken durch den Ban- kakt von 1845 in ein System gezw„ngt, das sich dem englischen an- n„herte. Es wurde ihnen die Verpflichtung auferlegt, fr ihre No- tenausgabe ber einen fr jede Bank festgesetzten Betrag hinaus Gold in Reserve zu halten. Welche Wirkung dies gehabt, darber hier einige Zeugnisse vor dem B. C. 1857. #578# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Kennedy, Dirigent einer schottischen Bank: 3375. "Gab es irgend etwas in Schottland, das man eine Goldzirku- lation nennen k”nnte, vor Einfhrung des Akts von 1845? - Nichts derart." - 3376. "Ist seitdem eine zus„tzliche Zirkulation von Gold eingetreten? - Nicht im geringsten; die Lute wollen kein Gold haben (the people dislike gold)." - 3450. Die ungef„hr 900 000 Pfd.St. in Gold, die die schottischen Banken halten ms- sen seit 1845, sind nach seiner Ansicht nur sch„dlich und absor- bieren unprofitfich einen gleichen Teil des Kapitals von Schott- land." Ferner Anderson, Dirigent der Union Bank of Scotland: 3558. "Die einzige starke Nachfrage fr Gold, die bei der Bank von England von seiten der schottischen Banken stattfand, fand statt wegen der auswen Wechselkurse? - Dem ist so; und diese Nachfrage wird nicht vermindert dadurch, daá wir Gold in Edin- burgh halten." - 3590. "Solange wir denselben Betrag von Wertpa- pieren in der Bank von England" (oder bei den Privatbanken in England) "liegen haben, haben wir dieselbe Macht wie vorher, einen Goldabfluá bei der B.v.E. herbeizufhren." Endlich noch ein Artikel des "Economist" (Wilson): "ie schottischen Banken halten unbeschiftigte Barbetr„ge bei ih- ren Londoner Agenten; diese halten sie bei der Bank von England. Dies gibt den schottischen Banken, innerhalb der Grenzen dieser Betr„ge, Kommando ber den Metalischatz in der Bank, und hier ist er immer auf der Stelle, wo er gebraucht wird, wenn ausw„rtige Zahlungen zu machen sind." Dies System wurde gest”rt durch den Akt von 1845: "Infolge des Akts von 1845 fr Schottland hat in der letzten Zeit ein starker Abfluá von Goldmnze aus der Bank v. E. stattgefun- den, um einer bloá m”glichen Nachfrage in Schottland zu begegnen, die vielleicht nie eintreten wrde... Seit dieser Zeit findet sich eine bedeutende Summe regelm„áig festgelegt in Schottland, und eine andre betr„chtiiche Summe ist best„ndig auf der Reise hin und her zwischen London und Schottland. Tritt eine Zeit ein, wo ein schottischer Bankier vermehrte Nachfrage nach seinen Noten erwartet, so wird eine Kiste mit Gold von London hinberge- schickt; ist diese Zeit vorbei, so geht dieselbe Kiste, meist ohne je ge”ffnet worden zu sein, nach London zurck." ("Economist", 23. Okt. 1847.) {Und was sagt der Vater des Bankakts, Bankier Samuel Jones Loyd, alias Lord Overstone, zu alledem? Er hat bereits 1848 vor dem C. D. Ausschuá der Lords wiederholt, daá "Geldklemme und hoher Zinsfuá, verursacht durch Mangel an hinrei- chendem Kapital, nicht erleichtert werden kann durch vermehrte Ausgabe von Banknoten", (1514) #579# 34. Kapitel - Das Currency Principle usw. ----- obwohl die bloáe Erlaubnis der vermehrten Notenausgabe durch den Regierungsbrief vom 25. Okt. 1847 hingereicht hatte, der Krise die Spitze abzubrechen. Er bleibt dabei, daá "die hohe Rate des Zinsfuáes und die gedruckte Lage der Fabrikin- dustrie die notwendige Folge war der Verminderung des materiellen Kapitals, das fr industrielle und kommerzielle Zwecke verwendbar war". (1604.) Und doch bestand die gedruckte Lage der Fabrikindustrie seit Mo- naten darin, daá das materielle Warenkapital im šberfluá die Speicher fllte und gradezu unverk„uflich war und daá ebendeshalb das materielle produktive Kapital ganz oder halb brachlag, um nicht noch mehr unverk„ufliches Warenkapital zu produzieren. Und vor dem Bankausschuá 1857 sagt er: "Durch strenge und prompte Einhaltung der Grunds„tze des Akts von 1844 ist alles mit Regelm„áigkeit und Leichtigkeit verlaufen, das Geldsystem ist sicher und unerschttert, die Prosperit„t des ndes ist unbestritten, das ”ffentliche Vertrauen in den Akt von 184 gewinnt t„glich an St„rke. Wnscht der Ausschuá noch weitere praktische Belege fr die Gesundheit der Prinzipien, auf denen dieser Akt beruht, und der wohlt„tigen Folgen, die er sicherge- stellt hat, so ist die wahre und hinreichende Antwort diese: Schauen Sie um sich; betrachten Sie die gegenw„rtige Lage des Ge- sch„fts unsres Landes, betrachten Sie die Zufriedenheit des Volks; betrachten Sie den Reichtum und die Prosperit„t aller Klassen der Gesellschaft; und dann, nachdem dies geschehn, wird der Ausschuá imstande sein, zu entscheiden, ob er die Fortdauer eines Akts verhindern will, unter dem solche Erfolge erreicht worden sind." (B.C. 1857, Nr. 4189.) Auf diesen Dithyrambus, den Overstone dem Ausschuá am 14. Juli vorsang, antwortete die Gegenstrophe am 12. November desselben Jahrs, der Brief an die Bankdirektion, worin die Regierung das wundert„tige Gesetz von 1844 suspendierte, um zu retten, was noch zu retten war. - F. E.} #580# ----- FšNFUNDDREISSIGSTES KAPITEL Edelmetall und Wechselkurs I. Die Bewegung des Goldschatzes Mit Bezug auf die Aufspeicherung von Noten in Zeiten der Klemme ist zu bemerken, daá hier die Schatzbildung mit edlen Metallen, wie sie in den ursprnglichsten Zust„nden der Gesellschaft in un- ruhigen Zeiten vorkommt, sich wiederholt. Der Akt von 184 ist in seinen Wirkungen deswegen interessant, weil er alles im Land be- findliche Edelmetall in Zirkulationsmittel verwandeln will; er sucht Goldabfluá mit Kontraktion des Umlaufsmittels und Goldzu- fluá mit Expansion des Umlaufsmittels gleichzusetzen. Dadurch ist dann experimentell der Beweis des Gegenteils geliefert worden. Mit einer einzigen Ausnahme, die wir gleich erw„hnen werden, hat die Masse der zirkulierenden Noten der Bank von England seit 1844 nie das Maximum erreicht, das die Bank ausgeben durfte. Und die Krisis von 1857 bewies andrerseits, daá unter gewissen Umst„nden dies Maximum nicht ausreicht. Vom 13.-30.November 1857 zirkulier- ten im Durchschnitt t„glich 488 830 Pfd. St. ber dies Maximum hinaus. (B. A. 1858, p. XI.) Das gesetzliche Maximum war damals 14 475 000 Pfd.St. plus dem Betrag des Metallschatzes in den Bankkellern. Mit Bezug auf den Ab- und Zufluá von Edelmetall zu bemerken: Er- stens ist zu unterscheiden zwischen dem Hin- und Herlaufen des Metalls innerhalb des Gebiets, das kein Gold und Silber produ- ziert, einerseits, und andrerseits dem Strom des Golds und Sil- bers von ihren Produktionsquellen ber die verschiednen andren L„nder und der Verteilung dieses Zuschusses unter die letztren. Vor der Einwirkung der russischen, kalifornischen und australi- schen Goldminen war seit Anfang dieses Jahrhunderts die Zufuhr nur hinreichend zum Ersatz der verschlissenen Mnzen, zum gew”hn- lichen Gebrauch als Luxusmaterial und zur Ausfuhr von Silber nach Asien. #581# 35. Kapitel - Edelmetalll und Wechselkurs ----- Seit jener Zeit jedoch wuchs erstens, mit dem asiatischen Handel Amerikas und Europas, die Silberausfuhr nach Asien auáerordent- lich. Das aus Europa ausgefhrte Silber wurde zum groáen Teil er- setzt durch das zus„tzliche Gold. Ferner wurde ein Teil des neu- zugefhrten Goldes von der innern Geldzirkulation absorbiert. Es wird gesch„tzt, daá bis 1857 ungef„hr 30 Mill. Gold zus„tzlich in die innere Zirkulation von England eingingen. 14 Sodann vermehrte sich seit 1844 die Durchschnittsh”he der Metallreserven in allen Zentralbanken von Europa und Nordamerika. Das Wachstum der inl„n- dischen Geldzirkulation brachte es zugleich mit sich, daá nach der Panik, in der darauffolgenden Stillstandsperiode, die Bankre- serve schon rascher wuchs infolge der gr”áere Masse der von der inl„ndischen Zirkulation abgestoánen und immobilisierten Gold- mnze. Endlich stieg seit den neuen Goldentdeckungen der Konsum von Edelmetall fr Luxusartikel infolge des gewachsnen Reichtums. Zweitens. Zwischen den nicht Gold und Silber produzierenden L„n- dern flieát Edelmetall best„ndig ab und zu; dasselbe Land impor- tiert davon best„ndig und exportiert ebenso best„ndig. Es ist nur das šberwiegen der Bewegung nach der einen oder andern Seite, welches entscheidet, ob schlieálich Abfluá oder Zufluá stattfin- det, da die bloá oszillierenden und oft parallelen Bewegungen sich groáenteils neutralisieren. Aber deswegen wird auch, mit Rcksicht auf dies Resultat, die Best„ndigkeit und der im ganzen parallele Verlauf beider Bewegungen bersehn. Es wird immer nur so aufgefaát, als ob Mehreinfuhr und Mehrausfuhr von Edelmetall nur Wirkung und Ausdruck des Verh„ltnisses von Einfuhr und Aus- fuhr von Waren, w„hrend es --- 14) Wie dies auf den Geldmarkt wirkte, zeigen folgende Aussagen von W. Newmarch: [B. A. 1857,] 1509. "Gegen Ende 1853 fanden be- tr„chtliche Befrchtungen im Publikum statt; im September erh”hte die Bank von England ihren Diskonto dreimal hintereinander... in den ersten Oktobertagen... zeigte sich ein bedeutender Grad von Besorgnis und Alarm unter dem Publikum. Diese Befrchtungen und diese Beunruhigung wurden gr”átenteils gehoben vor Ende November und wurden tut ganz be. seitigt durch die Ankunft von 5 Mill. Edelmetall von Australien. Dasselbe wiederholte sich im Herbst 1854 bei Ankunft, im Oktober und November, von beinahe 6 Mill. Edelmetall. Dasselbe wiederholte sich im Herbst 1855, bekanntlich eine Zeit der Aufregung und Beunruhigung, durch die Ankunft von ungef„hr 8 Millionen Edelmetall w„hrend der Monate September, Ok- tober und November. Ende 1856 finden wir, daá dasselbe geschieht. Kurz, ich k”nnte ganz wohl an die Erfahrung fast jedes Mitgliedes des Ausschusses appellieren, ob wir uns nicht schon gew”hnt ha- ben, bei irgendwelchen finanziellen Klemme die natrliche kom- plette Abhilfe zu sehn in der Ankunft eines Goldschiffs." #582# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- zugleich Ausdruck des Verh„ltnisses einer vom Warenhandel unab- h„ngigen Einfuhr und Ausfuhr von Edelmetall selbst ist. Drittens. Das šberwiegen der Einfuhr ber die Ausfuhr und umge- kehrt miát sich im ganzen an der Zu- oder Abnahme der Metallre- serve in den Zentralbanken. Wieweit dieser Gradmesser mehr oder minder exakt ist, h„ngt natrlich zun„chst davon ab, wieweit das Bankwesen berhaupt zentralisiert ist. Denn davon h„ngt es ab, wieweit das in der sog. Nationalbank aufgespeicherte Edelmetall berhaupt den nationalen Metallschatz repr„sentiert. Vorausge- setzt aber, daá dies der Fall ist, ist der Gradmesser nicht ex- akt, weil zuschssige Einfuhr unter gewissen Umst„nden aufgesogen wird durch inl„ndische Zirkulation und wachsende Luxusverwendung von Gold und Silber; ferner aber, weil ohne zuschssige Einfuhr ein Herausziehn von Goldmnze fr inl„ndische Zirkulation statt- finden und so der Metallschatz abnehmen k”nnte, auch ohne gleich- zeitige Vermehrung der Ausfuhr. Viertens. Eine Metallausfuhr nimmt die Gestalt eines Abflusses (drain) an, wenn die Bewegung der Abnahme fr l„ngere Zeit fort- dauert, so daá die Abnahme als Tendenz der Bewegung sich dar- stellt und die Metallreserve der Bank bedeutend unter ihre mitt- lere H”he herabdrckt, bis gegen das mittlere Minimum dieser Re- serve hin. Dies letztre ist insofern mehr oder minder willkrlich festgesetzt, da es durch die Gesetzgebung ber die Deckung fr Barzahlung der Noten etc. in jedem einzelnen Fall verschieden be- stimmt ist. šber die quantitativen Grenzen, die ein solcher Ab- fluá in England erreichen kann, sagt Newmarch vor dem B.A. 1857, Evid. Nr. 1494: "Nach der Erfahrung zu urteilen, ist es sehr unwahrscheinlich, daá der Metallabfluá infolge irgendwelchen Schwankung im ausw„r- tigen Gesch„ft 3 oder 4 Millionen Pfd.St. bersteigen wird." 1847 zeigt der niedrigste Stand der Goldreserve der B. of E. am 23. Okt. gegen den 26. Dez. 1846 ein Minus von 5 198 156 Pfd.St. und gegen den h”chsten Stand von 1846 (29. August) ein Minus von 6 453 748 Pfd.St. Fnftens. Die Bestimmung der Metallreserve der sog. Nationalbank, eine Bestimmung, die aber keineswegs allein die Gr”áe des Metall- schatzes reguliert, denn er kann wachsen durch bloáe L„hmung des Innern und „uáern Gesch„fts - ist dreifach: 1. Reservefonds fr internationale Zahlungen, in einem Wort Reservefonds von Welt- geld. 2. Reservefonds fr die abwechselnd expandierende und kon- trahierende inl„ndische metallische Zirkulation. 3. Was mit der Bankfunktion zusammenh„ngt und mit den Funktionen des Geldes als bloáen Geldes nichts zu tun hat: Reservefonds fr #583# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- Depositenzahlung und fr Konvertibilit„t von Noten. Er kann daher auch affiziert werden durch Verh„ltnisse, die jede einzelne die- ser drei Funktionen berhren; also als internationaler Fonds durch die Zahlungsbilanz, von welchen Grnden diese auch immer bestimmt und was auch immer ihr Verh„ltnis zur Handelsbilanz sei; als Reservefonds der inl„ndischen metallischen Zirkulation, durch deren Ausdehnung oder Einschrumpfung. Die dritte Funktion, als Garantiefonds, bestimmt zwar nicht die selbst„ndige Bewegung der Metallreserve, wirkt aber doppelt. Werden Noten ausgegeben, die das Metallgeld (also auch Silbermnze in L„ndern, wo Silber das Wertmaá) in der inl„ndischen Zirkulation ersetzen, so f„llt die Funktion sub 2 des Reservefonds fort. Und ein Teil des Edelme- talls, der dazu gedient hat, wird dauernd ins Ausland wandern. In diesem Falle findet kein Herau ziehn von metallischer Mnze fr inl„ndische Zirkulation statt, und dant f„llt zugleich die zeit- weilige Verst„rkung der Metallreserve durch Immobilisierung eines Teils des zirkulierenden gemnzten Metalls fort. Ferner: Muá ein Minimum von Metallschatz fr Auszahlung von Depositen und Konver- tibilit„t von Noten unter allen Umst„nden festgehalten werden, so affiziert dies in eigner Art die Wirkungen eines Gold-Abflusses oder -Zuflusses; es wirkt auf den Teil des Schatzes, den die Bank unter allen Umst„nden zu halten verbunden ist, oder auf den, den sie zu andrer Zeit als nutzlos loszuwerden sucht. Bei rein metal- lischer Zirkulation und konzentriertem Bankwesen wrde die Bank ihren Metallschatz ebenfalls als Garantie fr Auszahlung ihrer Depositen zu betrachten haben, und bei einem Metallabfluá k”nnte dieselbe Panik eintreten wie 1857 in Hamburg. Sechstens. Mit Ausnahme von etwa 1837 brach die wirkliche Krise immer los erst nach Wendung der Wechselkurse, d.h. sobald die Einfuhr von Edelmetall ber die Ausfuhr wieder die Oberhand ge- wonnen. 1825 trat der wirkliche Krach ein, nachdem der Goldabfluá aufge- h”rt hatte. 1839 fand Goldabfluá statt, ohne daá es zum Krach kam. 1847 h”rte der Goldabfluá auf im April, und der Krach kam im Oktober. 1857 hatte der Goldabfluá ins Ausland seit Anfang Novem- ber aufgeh”rt, erst sp„ter im November kam der Krach. Besonders deutlich tritt dies hervor in der Krise von 1847, wo der Goldabfluá im April schon aufh”rte, nachdem er eine relativ gelinde Vorkrise bewirkt und dann die eigentliche Gesch„ftskrise erst im Oktober zum Ausbruch kam. Die folgenden Aussagen sind abgegeben vor dem Secret Committee of the House of Lords on Commercial Distress 1848; die Zeugenaussa- gen (evidence) wurden erst gedruckt 1857 (auch zitiert als C. D. 1848/1857). #584# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Aussagen von Tooke: "Im April 1847 entstand eine Klemme, die streng gesprochen einer Panik gleichkam, aber von verh„ltnism„áig kurzer Dauer war und nicht begleitet von kommerziellen Falliten von irgendwelchen Be- deutung. Im Oktober war die Klemme weit intensiver als zu irgend- einer Zeit im April, eine fast unerh”rte Summe von konunerziellen Bankrotten fand statt." (2996.) - "Im April legten uns die Wech- selkurse, besonders mit Amerika, die Notwendigkeit auf, eine be- tr„chtliche Menge Gold zu exportieren, in Zahlung fr ungew”hn- lich groáe Importe; nur durch eine „uáerst gewaltsame Anstrengung brachte die Bank den Goldabfluá zum Stecken und trieb den Kurs in die H”he." (2997.) - Im Oktober waren die Wechselkurse zugunsten von England." (2998.) - Die Wendung in den Wechselkursen hatte begonnen in der dritten Aprilwoche." (3000.) - "Sie schwankten im Juli und August; seit Anfang August waren sie stets fr England." (3001.) - Der Goldabfluá im August "entsprang der Nachfrage, fr innere Zirkulation". [3003.] J. Morris, Gouverneur der Bank v. England: Obwohl der Wechselkurs seit August 1847 fr England gnstig geworden und deshalb Gold- einfuhr stattgefunden hatte, nahm der Metallvorrat in der Bank dennoch ab. "2 200 000 Pfd.St. in Gold gingen hinaus instand, infolge inl„n- discher Nachfrage." (137.) - Dies wird erkl„rt einerseits aus der vermehrten Besch„ftigung von Arbeitern bei Eisenbahnbauten, ande- rerseits aus dem Wunsch der Bankiers, in Zeiten der Krise eine eigne Goldreserve zu besitzen". (147.) Palmer, Exgouverneur und seit 1811 Direktor der B. of E.: 684. "W„hrend der ganzen Periode von Mitte April 1847 bis zum Tag der Suspension des Bankakts von 1844 waren die Wechselkurse zu- gunsten Englands." Der Metallabfluá, der im April 1847 eine selbst„ndige Geldpanik bewirkt, ist also hier wie immer nur Vorl„ufer der Krise und hat sich schon gewendet, ehe diese losbricht. 1839 fand bei groáem Gesch„ftsdruck sehr starker Metallabfluá statt - fr Korn usw. - aber ohne Krisis und Geldpanik. Siebentens. Sobald die allgemeinen Krisen sich ausgebrannt haben, verteilt sich - abgesehn von dem Zufluá von frischem Edelmetall aus den Produktionsl„ndern - das Gold und Silber wieder in den Verh„ltnissen, worin es als besondrer Schatz der verschiednen L„nder, im Zustand ihres Gleichgewichts, existierte. Bei sonst gleichbleibenden Umst„nden wird seine relative Gr”áe in jedem Land durch dessen Rolle auf dem Weltmarkt bestimmt sein. Von dem Land, das einen gr”áern als den normalen Teil hatte, flieát es ab und dem andern zu; diese Bewegungen des Zu- und Abflusses stellen nur seine ursprngliche Verteilung unter die verschiednen natio- nalen #585# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- Sch„tze wieder her. Diese Rckverteilung ist jedoch vermittelt durch die Wirkung verschiedner Umst„nde, die bei Behandlung der Wechselkurse erw„hnt werden. Sobald die normale Verteilung wieder da - ber diesen Punkt hinaus -, tritt zuerst Wachstum ein und dann wieder Abfluá. {Dieser letzte Satz gilt selbstredend nur fr England als Mittelpunkt des Welt-Geldmarkts. - F. E.} Achtens. Die Metallabflsse sind meistens Symptom einer Ver„nde- rung in der Lage des ausw„rtigen Handels, und diese Ver„nderung ist ihrerseits ein Vorzeichen, daá die Verh„ltnisse wieder zur Krise heranreifen. 15) Neuntens. Die Zahlungsbilanz kann fr Asien gegen Europa und Ame- rika sein. 16) --- Einfuhr von Edelmetall findet statt vorwiegend in zwei Momenten. Einerseits in der ersten Phase niedrigen Zinsfuáes, die der Krise folgt und Ausdruck der Einschr„nkung der Produktion ist; und dann in der zweiten Phase, wo der Zinsfuá steigt, aber noch nicht seine mittlere H”he erreicht hat. Dies ist die Phase, worin die Rckflsse sich leicht bewirken, der kommerzielle Kredit groá ist und daher die Nachfrage nach Leihkapital nicht im Verh„ltnis zur Ausdehnung der Produktion w„chst. In beiden Phasen, wo Leihkapi- tal verh„ltnism„áig reichlich, muá der berschssige Zufluá von Kapital, das in Form von Gold und Silber existiert, also in einer Form, worin es zun„chst nur als Leihkapital fungieren kann, be- deutend auf den Zinsfuá und damit auf den Ton des ganzen Ge- sch„fts wirken. Andrerseits: Abfluá, fortgesetzte starke Ausfuhr von Edelmetall tritt ein, sobald die Eing„nge nicht mehr flssig, die M„rkte berfhrt sind und die scheinbare Prosperit„t nur noch durch den Kredit aufrechterhalten wird; --- 15) Nach Newmarch kann Goldabfluá ins Ausland aus dreierlei Ursa- chen entspringen und zwar 1. aus rein gesch„ftlichen Ursachen, d.h. wenn die Einfuhr gr”áer gewesen ist als die Ausfuhr, wie zwischen 1836 und 184, und wiederum 1847, haupts„chlich starke Korneinfuhr; 2. um die Mittel zu beschaffen fr Anlage von engli- schem Kapital im Ausland, wie 1857 fr Eisenbahnen in Indien; und 3. fr definitive Verausgabung im Ausland, wie 1853 und 1854 fr Kriegszwecke im Orient. 16) 1918. Newmarch. "Wenn Sie Indien und China zusammennehmen, wenn Sie in Rechnung ziehn die Ums„tze zwischen Indien und Au- stralien und die noch wichtigern Ums„tze zwischen China und den Vereinigten Staaten, und in diesen F„llen ist das Gesch„ft ein triangul„res und die Ausgleichung findet statt durch unsre Ver- mittlung... dann ist es richtig, daá die Handelsbilanz nicht nur gegen England war, sondern auch gegen Frankreich und die Verei- nigten Staaten." - (B. A. 1857.) #586# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- sobald also bereits eine sehr verst„rkte Nachfrage nach Leihkapi- tal existiert und daher der Zinsfuá mindestens schon seine mitt- lere H”he erreicht hat. Unter diesen sich eben im Edelmetallab- fluá widerspiegelnden Umst„nden verst„rkt sich bedeutend die Wir- kung der fortgesetzten Entziehung von Kapital in einer Form, worin es direkt als leihbares Geldkapital existiert, Es muá dies direkt auf den Zinsfuá wirken. Statt aber daá das Steigen des Zinsfuáes die Kreditgesch„fte einschr„nkte, erweitert es sie und fhrt zur šberanspannung aller ihrer Hilfsmittel. Diese Periode geht deshalb dem Krach voraus. Newmarch wird gefragt (B. A. 1857): 1520. "Der Betrag der zirkulierenden Wechsel steigt also mit dem Zinsfuá? - Es scheint so." - 1522. "In ruhigen, gew”hnlichen Zei- ten ist das Hauptbuch das wirkliche Instrument des Austausches; aber wenn Schwierigkeiten entstehn, wenn z.B. unter Umst„nden, wie ich sie angefhrt habe, die Diskontorate der Bank erh”ht wird... dann l”sen sich die Gesch„fte ganz von selbst in Ziehen von Wechseln auf; diese Wechsel sind nicht nur geeigneter, als gesetzlicher Beweis des abgeschloánen Gesch„fts zu dienen, son- dern sie passen auch besser fr den Zweck, weitre Eink„ufe zu ma- chen, und sind vor allen Dingen brauchbar als Kreditniittel, um Kapital aufzunehmen." Es kommt hinzu, daá, sobald bei einigermaáen drohenden Umst„nden die Bank ihre Diskontorate erh”ht - womit zugleich die Wahr- scheinlichkeit gegeben, daá die Bank die ufzeit der von ihr zu diskontierenden Wechsel einer Beschr„nkung unterwerfen wird -, die allgemeine Befrchtung eintritt, daá dies crescendo gehn wird. Jeder, und am ersten der Kreditritter, sucht also die Zu- kunft zu diskontieren und soviel Kreditmittel wie m”glich im ge- gebnen Moment zu seiner Verfgung zu haben. Die eben angefhrten Grnde kommen also darauf hinaus, daá die bloáe Quantit„t, sei es des eingefhrten, sei es des ausgefhrten Edelmetalls, nicht als solche wirkt, sondern daá sie wirkt erstens durch den spezifi- schen Charakter des Edelmetalls als Kapital in Geldform und daá sie zweitens wirkt wie die Feder, die, der Last auf der Waag- schale hinzugefgt, hinreicht, die schwankende Waagschale nach der einen Seite endgltig zu senken; wirkt, weil sie in Umst„nden eintritt, wo irgendein Excess nach dieser oder jener Seite den Ausschlag gibt. Ohne diese Grnde w„re es ganz und gar unbegreif- lich, wie ein Goldabfluá sage von 5-8 Mill. Pfd.St., und dies ist die Grenze der bisherigen Erfahrung, irgend bedeutende Wirkungen ausben k”nnte; dies geringe Mehr oder Weniger von Kapital, das selbst gegenber den 70 Mill. Pfd.St. in Gold, die durchschnitt- lich in England zirkulieren, unbedeutend erscheint, ist in einer Produktion vom Umfang der englischen in der Tat #587# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- eine verschwindende Gr”áe. 17) Es ist aber eben die Entwicklung des Kredit- und Banksystems, das einerseits dahin treibt, alles Geldkapital in den Dienst der Produktion zu pressen (oder was auf dasselbe hinauskommt, alles Geldeinkommen in Kapital zu verwan- deln) und das andrerseits in einer gewissen Phase des Zyklus die Metallreserve auf ein Minimum reduziert, worin sie die ihr zukom- menden Funktionen nicht mehr vollziehn kann - es ist dies ausge- bildete Kredit- und Banksystem, das diese šberempfindlichkeit des ganzen Organismus erzeugt. Auf minder entwickelten Produktions- stufen ist Verringerung oder Vergr”áerung des Schatzes, gegen sein Durchschnittsmaá, eine relativ gleichgltige Sache. Ebenso ist andrerseits selbst ein sehr bedeutender Goldabfluá relativ wirkungslos, wenn er nicht in der kritischen Periode des indu- striellen Zyklus eintritt. Bei der gegebnen Erkl„rung ist abge- sehn von F„llen, wo der Metallabfluá infolge von Miáernten usw. eintritt. Hier macht die groáe und pl”tzliche St”rung des Gleich- gewichts der Produktion, deren Ausdruck der Abfluá ist, keine weitre Erkl„rung seiner Wirkung n”tig. Diese Wirkung ist um so gr”áer, je mehr solche St”rung eintritt in einer Periode, wo die Produktion unter Hochdruck arbeitet. Wir haben ferner abgesehn von der Funktion des Metallschatzes als Garanten der Konvertibi- lit„t der Banknoten und als Angelpunkt des ganzen Kreditsystems. Die Zentralbank ist Angelpunkt des Kreditsystems. Und die Metall- reserve ihrerseits ist Angelpunkt der Bank." Der Umschlag des Kreditsystems in das Monetarsystem ist notwendig, wie ich schon in Buch I, Kap. III, beim Zahlungsmittel dargestellt habe. Daá die gr”áten Opfer an realem Reichtum n”tig sind, um im kritischen Moment die metallne ----- 17 Man sehe z.B. die l„cherliche Antwort von Weguelin, wo er sagt, daá 5 Mill. weggeflossenes Gold um soviel Kapital weniger ist, und er damit Erscheinungen erkl„ren will, die bei unendlich groáem Preissteigerungen oder Entwertungen, Expansionen und Kon- traktionen des wirklichen industriellen Kapitals nicht eintreten. Andrerseits ist der Versuch nicht minder l„cherlich, diese Ex- scheinungen direkt als Symptome einer Expansion oder Kontraktion in der Muse des realen Kapitals (seinen stofflichen Elementen nach betrachtet) zu erkl„ren. 18) Newmarch (B. A. 1857): 1364. Die Metallreserve in der Bank v. E. ist in Wahrheit... die Zentralreserve oder der Zentralmetall- schatz, auf Grund wovon das ganze Gesch„ft des Landes betrieben wird. Sie ist sozusagen der Angelpunkt, um den das ganze Gesch„ft des Landes sich zu drehn hat; alle andern Banken im Lande be- trachten die Bank von England als den Zentralschatz oder das Re- servoir, von wo sie ihre Reserve von Hartgeld zu ziehn haben; und die Wirkung der ausw„rtigen Wechselkurse f„llt stets grade auf diesen Schatz und dies Reservoir." #588# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Basis zu halten, ist von Tooke so gut zugegeben wie von Loyd- Overston,. Der Streit dreht sich nur um ein Plus oder Minus, und um die mehr oder minder rationelle Behandlung des Unvermeidli- chen. 19) Ein gewisses, im Vergleich mit der Gesamtproduktion un- bedeutendes Quantum Metall ist als Angelpunkt des Systems aner- kannt. Daher, abgesehn von der erschreckenden Exemplifikation dieses seines Charakters als Angelpunkt in den Krisen, der sch”ne theoretische Dualismus. Solange sie "von Kapital" ex professo handelt, sieht die aufgekl„rte ™konomie mit der gr”áten Verach- tung auf Gold und Silber herab als auf die in der Tat gleichgl- tigste und nutzloseste Form des Kapitals. Sobald sie vom Bankwe- sen handelt, dreht sich das alles um, und Gold und Silber werden das Kapital par exceiience, fr dessen Erhaltung jede andre Form von Kapital und Arbeit geopfert werden muá. Wodurch aber unter- scheiden sich nun Gold und Silber von den andren Gestalten des Reichtums? Nicht durch die Wertgr”áe, denn diese ist bestimmt durch die Menge der in ihnen vergegenst„ndlichten Arbeit. Sondern als selbst„ndige Inkarnationen, Ausdrcke des g e s e l l s c h a f t l i c h e n Charakters des Reichtums. {Der Reichtum der Gesellschaft besteht nur als Reichtum einzel- ner, die seine Privateigentmer sind. Er bew„hrt sich nur dadurch als gesellschaftlicher, daá diese einzelnen, zur Bef riedigung ihrer Bedrfnisse, die qualltativ verschiednen Gebrauchswerte ge- geneinander austauschen. In der kapitalistischen Produktion k”n- nen sie dies nur vermittelst des Geldes. So wird nur vermittelst des Geldes der Reichtum des einzelnen als gesellschaftlicher Reichtum verwirklicht; im Geld, in diesem Ding, ist die gesell- schaftliche Natur dieses Reichtums verk”rpert. F. E.} Dies sein gesellschaftliches Dasein erscheint also als jenseits, als Ding, Sache, Ware, neben und auáerhalb der wirklichen Elemente des ge- sellschaftlichen Reichtums. Solange die Produktion flssig, wird dies vergessen. Der Kredit, als ebenfalls gesellschaftliche Form des Reichtums, verdr„ngt das Geld und usurpiert seine Stelle. Es ist das Vertrauen in den gesellschaftlichen Charakter der Produk- tion, welches die Geldform der Produkte als etwas nur Verschwin- dendes und ideales, als bloáe Vorstellung erscheinen l„át. Aber sobald der Kredit erschttert wird - und diese Phase tritt immer notwendig ein im Zyklus der modernen Industrie -, soll nun --- 19) "Praktisch also wurden beide, Tooke und Loyd, einer ber- groáen Nachfrage nach Gold begegnen durch eine frhzeitige Ein- schr„nkung der Kredite vermittelst Erh”hung des Zinsfuáes und Verminderung des Kapitalvorschusses. Nur verursacht Loyd durch seine Illusion l„stige und selbst gef„hrliche (gesetzliche) Be- schr„nkungen und Vorschriften." ("Economist", 1847, p. 1418.) #589# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- aller reale Reichtum wirklich und pl”tzlich in Geld verwandelt werden, in Gold und Silber, eine verrckte Forderung, die aber notwendig aus dem System selbst hervorw„chst. Und alles Gold und Silber, das diesen ungeheuren Ansprchen gengen soll, bel„uft sich auf ein paar Millionen in den Kellern der Bank. 20) In den Wirkungen des Goldabflusses tritt also der Umstand, daá die Pro- duktion nicht wirklich als gesellschaftliche Produktion der ge- sellschaftlichen Kontrolle unterworfen ist, schlagend hervor in der Form, daá die gesellschaftliche Form des Reichtums, als ein Ding auáer ihm existiert. Das kapitalistische System hat dies in der Tat gemein mit frhern Produktionssystemen, soweit sie auf Warenhandel und Privataustausch beruhen. Es tritt aber erst in ihm am schlagendsten und in der grotesksten Form des absurden Wi- derspruchs und Widersinns hervor, weil 1. im kapitalistischen Sy- stem am vollst„ndigsten die Produktion fr den unmittelbaren Ge- brauchswert, fr den Selbstgebrauch der Produzenten aufgehoben ist, also der Reichtum nur als gesellschaftlicher Prozeá exi- stiert, der sich als Verschlingung von Produktion und Zirkulation ausdrckt; 2. weil mit der Entwicklung des Kreditsystems die ka- pitalistische Produktion diese metallne Schranke, zugleich ding- liche und phantastische Schranke des Reichtums und seiner Bewe- gung, best„ndig aufzuheben strebt, sich aber immer wieder den Kopf an dieser Schranke einst”át. In der Krise tritt die Forderung ein, daá s„mtliche Wechsel, Wertpapiere, Waren auf einmal gleichzeitig in Bankgeld konverti- bel sein sollen und dies s„mtliche Bankgeld wieder in Gold. --- 20) Sie stimmen ganz damit berein, daá es keinen Weg gibt, die Nachfrage nach Gold zu modifizieren, als durch Erh”hung des Zins- fuáes?" - Chapman (Associ‚ der groáen Billbrokerfirma Overend, Gurney & Co.): "Das ist meine Ansicht. Wenn unser Gold auf einen gewissen Punkt f„llt, tun wir am besten, sogleich die Sturmglocke zu l„uten und zu sagen: Wir sind im Niedergang, und wer Gold ins Ausland schickt, muá es auf seine eigne Gefahr tun." - B. A. 1857, Evid. Nr. 5057. #589# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- II. Der Wechselkurs {Der Barometer fr die internationale Bewegung der Geldmetalle ist bekanntlich der Wechselkurs. Hat England mehr Zahlungen zu machen an Deutschland als Deutschland an England, so steigt in London der Preis von Mark, in Sterling ausgedruckt, und in Ham- burg und Berlin f„llt der Preis von Sterling, ausgedruckt in Mark. Gleicht sich dies šbergewicht der Zahlungsverpflichtungen Englands an Deutschland nicht wieder aus, z.B. durch #590# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- berwiegende Eink„ufe Deutschlands in England, so muá der Ster- ling, Preis fr MarkwechseT auf Deutschland bis zu dem Punkt steigen, wo es sich lohnt, statt Wechseln Metall - Goldgeld oder Barren - aus England in Zahlung nach Deutschland zu schicken. Dies ist der typische Verlauf. Nimmt dieser Export von Edelmetall st„rkeren Umfang und l„ngere Dauer an, so wird die englische Bankreserve angegriffen, und der englische Geldmarkt, voran die B. von E., muá Schutzmaáregeln er- greifen. Diese bestehn wesentlich, wie wir schon gesehn, in Her- aufsetzung des Zinsfuáes. Bei bedeutendem Goldabfluá ist der Geldmarkt regelm„áig schwierig, d.h. die Nachfrage nach Leihkapi- tal in Geldform berwiegt bedeutend das Angebot, und der h”here Zinsfuá ergibt sich hieraus ganz von selbst; die von der B. von E. dekretierte Diskontorate entspricht der Sachlage und setzt Es kommen aber auch F„lle vor, wo der Metallabfluá aus andern als den gew”hnlichen Gesch„ftskombinationen entspringt (z.B. durch Anleihen fremder Staaten, Kapitalanlage im Ausland usw.), wo der Londoner Geldmarkt als solcher eine wirksame Zinsratenerh”hung keineswegs rechtfertigt; die B. von E. hat dann durch starke An- leihen in "offnen Markt" erst "Geld rar zu machen", wie der Aus- druck lautet, um so knstlich die Lage zu schaffen, die eine Zin- serh”hung rechtfertigt oder n”tig macht; ein Man”ver, das ihr von Jahr zu Jahr schwerer wird. - F. E.} Wie nun diese Heraufsetzung der Zinsrate auf die Wechselkurse wirkt, zeigen folgende Aussagen vor dem Unterhausausschuá ber Bankgesetzgebung 1857 (zitiert als B. A. oder B. C., 1857). John Stuart Mill: 2176. "Wenn das Gesch„ft schwierig geworden ist... tritt ein be- tr„chtlicher Fall im Preis der Wertpapiere ein... Ausl„nder las- sen hier in England Eisenbahnaktien kaufen, oder englische Eigner ausw„rtiger Eisenbahnaktien verkaufen sie im Ausland... um so viel wird die šbertragung von Gold beseitigt." - 2182. "Eine groáe und reiche Klasse von Bankiers und H„ndlern in Wertpapie- ren, durch weiche die Ausgleichung des Zinsfuáes und die Ausglei- chung des kommerziellen Barometerstandes (Pressure) zwichen den verschiednen L„ndern gew”hnlich bewirkt wird... ist immer auf der Ausschau, um Wertpapiere zu kaufen, die eine Preissteigerung ver- sprechen... der richtige Ort fr sie, zum Einkauf, wird das Land sein, das Gold ins Ausland schickt." 2183. "Diese Kapitalanlagen fanden 1847 in bedeutendem Maástab statt, hinreichend, den Gold- abfluá zu vermindern." J. G. Hubbard, Ex-Gouverneur und seit 1838 in der Direktion der B. of E.: 2545. "Es gibt groáe Mengen europ„ischer Wertpapiere... die eine europ„ische Zirkulation haben in allen den verschiednen Geldm„rk- ten, und diese Papiere, sobald #591# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs sie in einem markt um 1 oder 2% fallen, werden sofort aufgekauft zur šbersendung nach den M„rkten, wo ihr Wert sich noch gehalten hat." - 2565. "Stehn nicht ausw„rtige L„nder in bedeutender Schuld gegenber den Kaufleuten in England? -... Sehr bedeutend." - 2566. "Die Einkassierung dieser Schulden k”nnte also allein hinreichen, eine sehr groáe Akkumulation von Kapital in England zu erkl„ren? - Im Jahre 1847 wurde unsre Position schlieálich da- durch wiederhergestellt, daá wir einen Strich machten durch soundso viel Millionen, die Amerika und Ruáland frher an England schuldeten." {England schuldete eben denselben L„ndern gleichzeitig soundso viel Millionen" fr Korn und verfehlte nicht, auch hierdurch groáenteils "einen Strich zu machen" vermittelst Bankerotts der englischen Schuldner. Siehe den Bericht ber die Bankakte von 1857, oben Kap. 30, S. 31 1*).} 2572. "1847 stand der Kurs zwischen England und Petersburg sehr hoch. Als der Regierungsbrief erlassen wurde, der die Bank be- vollm„chtigte, Banknoten auszugeben, ohne sich an die vorge- schriebne Grenze von 14 Mill." (ber die Goldreserve hinaus) zu binden, war die Bedingung, daá der Diskonto auf 8% gehalten wer- den msse. In jenem Augenblick, und bei jener Diskontorate, war es ein profitliches Gesch„ft, Gold von Petersburg nach London verschiffen zu lassen und es bei seiner Ankunft zu 8% auszuleihen bis zum Verfall der Dreimonatswechsel, die gegen verkaufte Gold gezogen waren." - 2573. "In allen Goldoperationen sind viele Punkte in Erw„gung zu ziehn; es kommt auf den Wechselkurs an und auf den Zinsfuá, zu dem man das Geld anlegen kann bis zum Verfall des" (dagegen gezognen) "Wechsels." Wechselkurs mit Asien Die folgenden Punkte sind wichtig, einerseits weil sie zeigen, wie England, wenn sein Wechselkurs mit Asien ungnstig ist, sich bei andern L„ndern erholen muá, deren Import aus Asien durch eng- lische Vermittlung bezahlt wird. Zweitens aber, weil Herr Wilson hier wieder den t”richten Versuch macht, die Wirkung einer Aus- fuhr von Edelmetall auf die Wechselkurse zu identifizieren mit der Wirkung eines Exports von Kapital berhaupt auf diese Kurse; beides im Fall, wo es sich handelt um Export, nicht als Zahlungs- oder Kaufmittel, sondern fr Kapitalanlage. Zun„chst ist es selbstverst„ndlich, daá, ob soundso viel Millionen Pfd.St. in Edelmetall oder in Eisenschienen nach Indien geschickt werden, um sie dort in Eisenbahnen anzulegen, dies beides nur verschiedne Form ist, denselben Kapitalbelauf von einem Land auf ein andres zu bertragen; und zwar eine šbertragung, die nicht in die Rech- nung der gew”hnlichen merkantilen Gesch„fte ein- ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 510 #592# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- geht, und wofr das exportierende Land keinen andern Rckfluá er- wartet als sp„tre j„hrliche Revenue aus den Einknften dieser Ei- senbahnen. Geschieht dieser Export in Form von Edelmetall, so wird er, weil Edelmetall, und als solches unmittelbar leihbares Geldkapital und Basis des ganzen Geldsystems, nicht notwendig un- ter allen Umst„nden, aber unter frher entwickelten, direkt auf den Geldmarkt, und damit auf den Zinsfuá, des dies Edelmetall ex- portierenden Landes wirken. Er wirkt auch eben, direkt auf den Wechselkurs. Es wird n„mlich nur deshalb Edelmetall versandt, weil und soweit die Wechsel, z.B. auf Indien, die im Londoner Geldmarkt angeboten werden, nicht hinreichen, um diese Extrari- messen zu machen. Es findet also eine das Angebot bersteigende Nachfrage fr Wechsel auf Indien statt, und so wendet sich der Kurs momentan gegen England, nicht weil es an Indien verschuldet ist, sondern weil es auáerordentliche Summen nach Indien zu schicken hat. Auf die Dauer muá eine solche Versendung von Edel- metall nach Indien dahin wirken, die indische Nachfrage nach eng- lischen Waren zu vermehren, weil sie indirekt die Konsumtionsf„- higkeit Indiens fr europ„ische Waren steigert. Wird dagegen das Kapital in der Form von Schienen usw. verschickt, so kann es gar keinen Einfluá auf den Wechselkurs haben, da Indien keine Rck- zahlung dafr zu machen hat. Ebendeshalb braucht es auch keinen Einfluá auf den Geldmarkt zu haben. Einen solchen Einfluá sucht Wilson dadurch herauszubringen, daá solche Extraauslage eine Ex- tranachfrage nach Geldakkommodation hervorbringe und so auf den Zinsfuá wirken werde. Dies kann der Fall sein; aber zu behaupten, daá es unter allen Umst„nden stattfinden msse, ist total ver- kehrt. Wo immer die Schienen hingeschickt und festgelegt werden, ob auf englischem Boden oder indischem, sie stellen nichts vor, als eine bestimmte Ausdehnung englischer Produktion in einer be- stimmten Sph„re. Zu behaupten, daá eine Ausdehnung der Produk- tion, selbst innerhalb sehr weiter Grenzen, nicht stattfinden k”nne ohne Herauftreibung des Zinsfuáes, ist Torheit. Die Geldak- kommodation mag wachsen, d.h. die Summe der Gesch„fte, worin Kre- ditoperationen eingehn; aber diese Operationen k”nnen zunehmen bei gleichbleibendem gegebnem Zinsfuá. Dies war wirklich der Fall w„hrend der Eisenbahnmanie in England in den 40er Jahren. Der Zinsfuá stieg nicht. Und es ist augenscheinlich, daá, soweit wirkliches Kapital, d.h. hier Waren, in Betracht kommt, die Wir- kung auf den Geldmarkt ganz dieselbe ist, ob diese Waren frs Ausland bestimmt sind oder fr innern Verbrauch. Es k”nnte nur dann einen Unterschied machen, wenn Englands Kapitalanlagen im Ausland beschr„nkend auf seinen kommerziellen Export wirkten - den Export, der bezahlt werden muá, #593# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- also einen Rckfluá bringt - oder soweit diese Kapitalanlagen berhaupt schon von šberanspannung des Kredits und beginnender schon Schwindeloperationen w„ren. Im folgenden fragt Wilson und antwortet Newmarch. 1786. Sie sagten frher, mit Bezug auf die Silbernachfrage fr Ostasien, daá nach Ihrer Ansicht die Wechselkurse mit Indien zu- gunsten Englands seien, trotz der fortw„hrend nach Ostasien ge- sandten bedeutenden Metallsch„tze, haben Sie Grnde hierfr? - Allerdings... Ich finde, daá der wirkliche Wert der Ausfuhren des Vereinigten K”nigreichs nach Indien 1851 sich auf 7 420 000 Pfd.St. belief; hierzu ist zu addieren der Betrag der Wechsel des India House, d.h. der Fonds, die die Ostindische Kompanie von In- dien zieht zur Bestreitung ihrer eignen Ausgaben. Diese Tratten betrugen in jenem Jahr 3 200 000 Pfd.St.; so daá die Gesamtaus- fuhr des Vereinigten K”nigreichs nach Indien 10 620 000 Pfd.St. betrug. 1855... war der wirkliche Wert des Warenexports gestiegen auf 10 350 000 Pfd.St.; die Tratten des India House waren 3 700 000 Pfd.St.; die Totalausfuhr also 14 050 000 Pfd.St. Fr 1851, glaube ich, haben wir kein Mittel, den wirklichen Wert der Wareneinfuhr von Indien nach England festzustellen; wohl aber fr 1854 und 1855. 1855 war der gesamte wirkliche Wert der Warenein- fuhr von Indien nach England 12 670 000 Pfd.St., und diese Summe, verglichen mit den 14 050 000 Pfd.St., l„át eine Bilanz zugunsten Englands im direkten Handel zwischen beiden L„ndern von 1 380 000 Pfd.St." Hierauf bemerkt Wilson, daá die Wechselkurse auch durch den indi- rekten Handel berhrt werden. So werden z.B. die Ausfuhren von Indien nach Australien und Nordamerika durch Tratten auf London gedeckt und wirken daher auf den Wechselkurs ganz so, als ob die Waren direkt von Indien nach England gingen. Ferner, wenn Indien und China zusammengenommen werden, so sei die Bilanz gegen Eng- land, da China fortw„hrend bedeutende Zahlungen fr Opium an In- dien und England Zahlungen an China zu machen hat und die Betr„ge auf diesem Umweg nach Indien gehn. (1787, 1788.) 1791 fragt nun Wilson, ob der Effekt auf die Wechselkurse nicht derselbe sein werde, einerlei ob das Kapital in Form von Eisenschienen und Lo- komotiven, oder in Form von Metallgeld hinausginge". Hierauf ant- wortet Newmarch ganz richtig: die 12 Mill. Pfd.St., die in den letzten Jahren fr Eisenbahnbau nach Indien gesandt, h„tten ge- dient zum Ankauf einer Jahresrente, die Indien in regelm„áigen Terminen an England zu zahlen habe. "Soweit unmittelbare Wirkung auf den Edelmetallmarkt in Betracht kommt, kann die Anlage der 12 Mill. Pfd.St. eine solche nur aus- ben, soweit Metall hinausgesandt werden muáte fr wirkliche in Geld." #594# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- 1797. (Weguelin fragt:) "Wenn kein Rckfluá erfolgt fr dies Ei- sen" (die Schienen), .wie kann man sagen, daá es auf den Wechsel- kurs wirkt? - Ich glaube nicht, daá der Teil der Auslage, der in Form von Waren hinausgeschickt wird, den Stand des Wechselkurses affiziert... der Stand des Kurses zwischen zwei L„ndern wird, man kann sagen ausschlieálich, affiziert durch die Quantit„t der Ob- ligationen oder Wechsel, die in dem einen Land angeboten werden, verglichen mit der Quantit„t, die im andern Land da gegen angebo- ten wird; das ist die rationelle Theorie des Wechselkurses. Was die šbersendung der 12 Millionen betrifft, so sind diese 12 Mil- lionen zun„chst hier gezeichnet worden; w„re nun das Gesch„ft derart, daá diese gesamten 12 Mill. in Kalkutta, Bombay und Ma- dras in Hartgeld niedergelegt werden.... so wurde diese pl”tzli- che Nachfrage gewaltsam auf den Silberpreis und den Wechselkurs wirken, gradesogut als wenn die Ostindische Kompanie morgen an- kndigte, daá sie ihre Tratten von 3 auf 12 Mill. erh”he. Aber die H„lfte dieser 12 Mill. wird ausgelegt... im Ankauf von Waren in England... Eisenschlenen und Holz und andre Stoffe... es ist eine Auslage von englischem Kapital in England selbst, fr eine gewisse Warensorte, die nach Indien geschickt wird, und damit hat die Sache ein Ende." - 1798. (Weguelin:) "Aber die Produktion dieser fr die Eisenbahnen n”tigen Waren von Eisen und Holz pro- duziert eine starke Konsumtion ausw„rtiger Waren, und diese k”nnte doch den Wechselkurs afgeren? - Sicherlich." Wilson meint nun, das Eisen repr„sentiere zum groáen Teil Arbeit, und der fr diese Arbeit gezahlte Lohn repr„sentiere groáenteils importierte Waren (1799), und fragt dann weiter: 1801. "Aber ganz allgemein gesprochen: wenn man die Waren, die produziert worden sind vermittelst der Konsumtion dieser impor- tierten Waren, derart hinausschickt, daá wir keine Retour dafr erhalten, sei es in Produkten oder sonstwie; wrde dies nicht die Wirkung haben, die Kurse ungnstig fr uns zu machen? - Dieses Prinzip ist genau, was stattfand in England w„hrend der Zeit der groáen Eisenbahnanlagen" (1845). Drei oder vier oder fnf Jahre hintereinander haben Sie auf Eisenbahnen 30 Mill. Pfd.St. ausge- legt und fast das ganze in Arbeitslohn. Sie haben w„hrend drei Jahren im Bau von Eisenbahnen, Lokomotiven, Wagen und Bahnh”fen eine st„rkre Volkszahl unterhalten als in allen Fabrikdistrikten zusammen. Diese Leute... legten ihren Lohn aus im Ankauf von Tee, Zucker, Spirituosen und andren ausw„rtigen Waren; diese Waren muáten importiert werden; aber es steht fest, daá w„hrend der Zeit, wo diese groi3e Auslage vor sich ging, die Wechselkurse zwischen England und andren L„ndern nicht wesentlich gest”rt wur- den. Es fand kein Abfluá von Edelmetall statt, im Gegenteil, eher ein Zufluá." 1802. Wilson besteht darauf, daá bei ausgeglichener Handelsbilanz und Parikurs zwischen England und Indien die Extrasendung des Ei- sens und der Lokomotiven den Wechselkurs mit Indien affizieren msse". Newmarch kann dies nicht einsehn, solange die Schienen als Kapitalanlage #595# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- hinausgeschickt werden und Indien sie nicht in dieser oder jener Form zu bezahlen hat; er fgt hinzu: "Ich stimme mit dem Prinzip berein, daá kein Land auf die Dauer einen ungnstigen Wechselkurs haben kann mit allen L„ndern, womit es handelt; ein ungnstiger Wechselkurs mit einem Land produziert notwendig einen gnstigen mit einem andern." Hierauf wirft ihm Wilson die Trivialit„t ein: 1803. "Wrde aber nicht eine Kapitalbertragung dieselbe sein, ob das Kapital in dieser oder jener Form geschickt wird? - Soweit die Schuldverpflichtung in Betracht kommt, jawohl." - 1804. Ob Sie also Edelmetall herausschicken oder Waren, die Wirkung des Eisenbahnbaus in Indien auf den Kapitalmarkt hier wrde also die- selbe sein und wurde den Wert des Kapitals ebenso erh”hen, als ob das Ganze in Edelmetall hinausgesandt w„re?" Wenn die Eisenpreise nicht stiegen, so war das jedenfalls ein Be- weis, daá der "Wert" des in Schienen steckenden "Kapitals" nicht vermehrt war. Worum es sich handelt, ist der Wert des Geldkapi- tals, der Zinsfuá. Wilson m”chte Geldkapital und Kapital ber- haupt identifizieren. Die einfache Tatsache ist zun„chst die, daá in England 12 Mill. fr indische Eisenbahnen gezeichnet waren. Dies ist eine Sache, die direkt nichts mit den Wechselkursen zu tun hat, und die Bestimmung der 12 Mill. ist fr den Geldmarkt ebenfalls gleichgltig. Ist der Geldmarkt in gnstiger Lage, so braucht dies berhaupt keine Wirkung zu produzieren, wie die eng- lischen Eisenbahnzeichnungen 1844 und 1845 den Geldmarkt eben- falls unberhrt lieáen. Ist der Geldmarkt schon einigermaáen schwierig, so k”nnte der Zinsfuá allerdings dadurch betroffen werden, aber doch nur in der Richtung der Steigerung, und dies máte ja nach Wilsons Theorie gnstig auf die Kurse fr England wirken, d.h. die Tendenz zur Ausfuhr von Edelmetall hemmen; wenn nicht nach Indien, so doch woandershin. Herr Wilson springt von einem zum andern. In Frage 1802 sollten die Wechselkurse affi- ziert werden; in Nr. 1804 der Wert des Kapitals zwei sehr ver- schiedne Dinge. Der Zinsfuá mag auf die Wechselkurse, und die Kurse m”gen auf den Zinsfuá wirken, aber bei wechselnden Kursen kann der Zinsfuá, und bei wechselndem Zinsfuá k”nnen die Kurse konstant sein. Es will Wilson nicht in den Kopf, daá bei der Ka- pitalversendung ins Ausland, die bloáe Form, in der es versandt wird, einen solchen Unterschied in der Wirkung macht, d.h. daá die Formverschiedenheit des Kapitals diese Wichtigkeit hat, und nun gar erst seine Geldform, was der ”konomischen Aufkl„rung gar sehr widerspricht. Newmarch antwortet dem Wilson sofern einsei- tig, als er ihn gar nicht aufmerksam macht, daá er so pl”tzlich und ohne Grund vom Wechselkurs #596# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- auf den Zinsfuá bergesprungen ist. Newrnarch antwortet auf jene Frage 1804 unsicher und schwankend: "Kein Zweifel, wenn 12 Mill. aufgebracht werden sollen, so ist es unwesentlich, soweit der allgemeine Zinsfuá in Betracht kommt, ob diese 12 Mill. in Edelmetall oder in Materialien herausgeschickt werden sollen. Ich glaube jedoch" (sch”ner šbergang dies jedoch, um nun das direkte Gegenteil zu sagen), "dies ist nicht ganz un- wesentlich" (es ist unwesentlich, aber jedoch ist es nicht unwe- sentlich), "weil in dem einen Fall die 6 Mill. Pfd.St. sofort zu- rckflieáen wrden; in dem andern Fall wrden sie nicht so rasch zurckflieáen. Deshalb wrde es einigen" (welche Bestimmtheit!) "Unterschied machen, ob die 6 Mill. hier im Lande ausgelegt wer- den oder ob sie ganz herausgeschickt werden." Was soll das heiáen, daá die 6 Mill. sofort zuirckflieáen wr- den? Soweit die 6 Mill. Pfd.St. in England verausgabt sind, exi- stieren sie in Schienen, Lokomotiven etc., die nach Indien ge- schickt werden, von wo sie nicht zurckkehren, und ihr Wert erst durch Amortisation, also sehr langsam, w„hrend die 6 Mill. Edel- metall vielleicht sehr rasch in natura retournieren. Soweit die 6 Mill. in Arbeitslohn verausgabt sind, sind sie aufgegessen; aber das Geld, worin sie vorgeschossen waren, zirkuliert nach wie vor im Lande oder bildet Reserve. Dasselbe gilt von den Profiten der Schienenproduzenten und dem Teil der 6 Mill., der ihr konstantes Kapital ersetzt. Die zweideutige Phrase vom Rckfluá wird also von Newmarch nur gebraucht, um nicht direkt zu sagen: Das Geld ist im Lande geblieben, und soweit es als leihbares Geldkapital fungiert, ist der Unterschied fr den Geldmarkt (abgesehn davon, daá etwa die Zirkulation mehr Hartgeld verschluckt haben k”nnte) nur der, daá es fr Rechnung von A statt von B verausgabt wird. Anlage dieser Art, wo das Kapital in Waren, nicht in Edelmetall in fremde L„nder bertragen wird, kann nur auf die Wechselkurse wirken (und zwar nicht mit dem Land, worin angelegt wird), soweit die Produktion dieser exportierten Waren Extraimport andrer aus- w„rtiger Waren erheischt. Diese Produktion ist dann nicht be- stimmt, diesen Extraimport zu liquidieren. Dasselbe findet aber bei jedem Export auf Kredit statt, einerlei, ob als Kapitalanlage oder fr gew”hnliche Handelszwecke. Auáerdem kann dieser Extraim- port auch rckwirkend Extranachfrage nach englischen Waren z.B. auf seiten der Kolonien oder der Vereinigten Staaten hervorrufen. --- Vorher [1786] sagte Newmarch, infolge der Tratten der Ostindi- schen Kompanie seien die Ausfuhren von England nach Indien gr”áer als die Einfuhren. Sir Charles Wood nimmt ihn ber diesen Punkt ins Kreuzverh”r. #597# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- Dieser šberschuá englischer Ausfuhr nach, ber die Einfuhr von, Indien wird tats„chlich zustande gebracht durch eine Einfuhr von Indien, wofr England kein Žquivalent zahlt: die Tratten der Ost- indischen Kompanie (jetzt der ostindischen Regierung) l”sen sich auf in einen Tribut, der von Indien erhoben wird. Z.B. 1855: die Einfuhr von Indien nach England von 12 670 000 Pfd.St; die engli- schen Ausfuhren nach Indien 10 350 000 Pfd. St. Bilanz zugunsten Indiens 2 250 000 Pfd.St. "Wenn hiermit die Sachlage ersch”pft w„re, so wrden diese 2 250 000 Pfd.St. in irgendeiner Form nach Indien zu remittieren sein. Aber dann kommen die Aufforderungen vom India House. Das India House annonciert, daá es in der Lage ist, Tratten auf die verschiednen Pr„sidentschaften in Indien auszugeben zum Betrage von 3 250 000 Pfd.St." (Dieser Betrag wurde erhoben fr die Lon- doner Unkosten der Ostindien Kompanie und fr die an die Aktio- n„re zu zahlenden Dividenden.) "Und dies liquidiert nicht nur die Bilanz von 2 250 000 Pfd.St.. die im Handelsweg entstand, sondern ergibt noch eine Million šberschuá." (1917.) 1922. (Wood:) "Dann ist also die Wirkung dieser Tratten des India House, nicht die Ausfuhren nach Indien zu vermehren, sondern sie pro tanto zu vermindern?" (Soll heiáen, die Notwendigkeit zu vermindern, die Einfuhr von Indien durch Ausfuhr ebendorthin zu diesem Betrag zu decken.) Dies erkl„rt Herr Newmarch dadurch, daá die Engl„nder fr diese 3 700 000 Pfd. St. "gute Regierung" nach Indien importieren. (1925.) Richtig und ironisch sagt Wood, der als Minister fr In- dien die von den Engl„ndern importierte Sorte guter "Regierung" sehr gut kannte, 1926: "Dann ist die Ausfuhr, die, wie Sie sagen, durch die India-House- Tratten verursacht wird, eine Ausfuhr von guter Regierung und nicht von Waren." Da England viel exportiert "in dieser Weise" fr "gute Regierung" und fr Kapitalanlagen in ausw„rtigen L„ndern - also Einfuhren erh„lt, die ganz unabh„ngig sind vom gew”hnlichen Gang des Ge- sch„fts, Tribute, teils fr exportierte "gute Regierung", teils als Revenue von in den Kolonien und anderswo angelegtem Kapital, Tribute, wofr es kein Žquivalent zu zahlen hat -, so ist klar, daá die Wechselkurse nicht affiziert werden, wenn England diese Tribute einfach aufiát, ohne Gegenexport; es ist also auch klar, daá die Kurse nicht affiziert werden, wenn es diese Tribute wie- der anlegt, nicht in England, sondern produktiv oder unproduktiv im Ausland; wenn es z.B. Munition dafr nach der Krim schickt. Zudem, soweit die Einfuhren vom Ausland in die Revenue von Eng- land eingehn - bezahlt mssen sie natrlich sein, entweder als Tribut, wo kein Žquivalent n”tig, oder durch Austausch gegen diese nicht bezahlten Tribute oder im gew”hnlichen Gang des Han- dels -, kann England sie entweder konsumieren oder #598# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- sie als Kapital wieder neu anlegen. Weder das eine noch das andre berhrt die Wechselkurse, und dies bersieht der weise Wilson. Ob einheimisches oder fremdes Produkt einen Teil der Revenue bildet, wo der letztere Fall nur Austausch heimischer Produkte gegen aus- w„rtige voraussetzt, - der Konsum dieser Revenue, produktiv oder unproduktiv, „ndert nichts an den Wechselkursen, wenn auch an der Stufenleiter der Produktion. Danach ist das Folgende zu beurtei- len. 1934. Wood fragt ihn, wie die Sendung von Kriegsvorr„ten nach der Krim den Wechselkurs mit der Trkei affizieren wrde. Newmarch antwortet: "Ich sehe nicht ein, wie die bloáe Versendung von Kriegsvorr„ten den Wechselkurs notwendig affizieren werde, aber die Versendung von Edelmetall wurde den Kurs sicherlich affizieren." Hier unterscheidet er also Kapital in Geldform von andrem Kapi- tal. Aber nun fragt Wilson: "1935. "Wenn Sie einen Export veranstalten in groáer Ausdehnung von irgendeinem Artikel, wofr kein korrespondierender Import stattfindet", (Herr Wilson vergiát, daá in Beziehung auf England sehr bedeuten- der Import stattfindet, wofr nie ein entsprechender Export stattgefunden hat, ausgenommen in der Form von "guter Regierung" oder von frher exportiertem Anlagekapital; jedenfalls kein Im- port, der in die regelm„áige Handelsbewegung eingeht. Aber dieser Import wird wieder ausgetauscht z.B. mit amerikanischem Produkt, und daá amerikanisches Produkt exportiert wird ohne entsprechen- den Import, „ndert nichts an der Sache, daá der Wert dieses Im- ports konsumiert werden kann ohne einen „quivalenten Abfluá nach auáen; es ist empfangen worden ohne Gegenexport, und es kann da- her auch verbraucht werden, ohne in die Handelsbilanz einzugehn) "so bezahlen Sie nicht die ausw„rtige Schuld, die Sie durch ihre Einfuhr kontrahiert haben." (Aber wenn Ihr diesen Import schon vorher bezahlt habt, z.B. durch den im Ausland gegebnen Kredit, so wird keine Schuld da- durch kontrahiert, und die Frage hat gar nichts zu tun mit der internationalen Bilanz; sie l”st sich auf in produktive oder un- produktive Ausgabe, einerlei ob die so verbrauchten Produkte in- l„ndisches oder ausl„ndisches Produkt sind.) "Und deshalb mssen Sie durch diese Transaktion die Wechselkurse affizieren, indem die ausl„ndische Schuld nicht bezahlt wird, weil Ihr Export keinen korrespondierenden Import hat. - Das ist richtig von L„ndern im allgemeinen." Der Vortrag des Wilson kommt darauf hinaus, daá jeder Export ohne entsprechenden Import zugleich ein Import ohne entsprechenden Ex- port #599# 35. Kapitel - Ed--Imetall und Wechselkurs ----- ist; weil in die Produktion des exportieren Artikels fremde, also importierte Waren eingehn. Die Unterstellung ist, daá jeder sol- cher Export begrndet ist auf einen nicht bezahlten Import oder ihn erzeugt -, also Schuld ans Ausland. Dies ist falsch, selbst abgesehn von den zwei Umst„nden, daá England 1. Gratisimporte hat, wofr es kein Žquivalent zahlt; z.B. einen Teil seiner indi- schen Importe. Es kann diese austauschen gegen amerikanjsche Im- porte, und letztre exportieren ohne Gegenimport; jedenfalls, was den Wert betrifft, hat es nur exportiert, was ihm nichts gekostet hat. Und 2. es mag Importe bezahlt haben, z.B. amerikanische, die zuschssiges Kapital bilden; wenn es diese unproduktiv, z.B. in Kriegsmunitionkonsumiert, so bildet dies keine Schuld gegen Ame- rika und affiziert nicht den Wechselkurs mit Amerika. Newmarch widerspricht sich 1934 und 193 und wird hierauf aufmerksam ge- macht durch Wood, 1938: "Wenn kein Teil der Waren, angewandt in der Anfertigung der Arti- kel, die wir ausfhren, ohne daá Rckfluá erfolgt" (Kriegsausgabe), herkommt von dem Lande, wohin diese Artikel ge- schickt werden, wie berhrt dies den Wechselkurs mit diesem Lande? Angenommen, der Handel mit der Trkei sei im gew”hnlichen Zustand des Gleichgewichts; wie wird der Wechselkurs zwischen Englance und der Trkei affiziert durch die Ausfuhr von Kriegs- vorr„ten nach der Krim?" Hier verliert Newmarch seinen Gleichmut; er vergiát, daá er die- selbe einfache Frage unter Nr. 1934 bereits richtig beantwortet hat, und sagt: "Wir haben, scheint mir, die praktische Frage ersch”pft und kom- men jetzt in eine sehr erhabne Region metaphysischer Diskussion." "Wilson hat noch eine andre Fassung seiner Behauptung, daá der Wechselkurs affiziert werde durch jede Kapitalbertragung von ei- nem Land auf ein andres, gleichviel ob diese stattfinde in Form von Edelmetall oder von Waren. Wilson weiá natrlich, daá der Wechselkurs affiziert wird durch den Zinsfuá, speziell durch das Verh„ltnis der in den beiden L„ndern, deren gegenseitiger Wech- selkurs in Frage ist, geltenden Zinsraten. Kann er nun nachwei- sen, daá šberschuá an Kapital berhaupt, also zun„chst an Waren aller Art, mit Einschluá von Edelmetall, eine mitbestimmende Wir- kung auf den Zinsfuá ausbt, so kommt er seinem Ziel schon einen Schritt n„her; šbertragung eines bedeutenden Teils dieses Kapi- tals auf ein andres Land muá dann in beiden L„ndern den Zinsfuá „ndern, und zwar in entgegengesetzter Pichtung und damit in zwei- ter Instanz auch den Wechselkurs zwischen beiden L„ndern. - F. E.} #600# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Er sagt nun in dem, damals von ihm redigierten "Economist" 1847, p. 574: "Es ist klar, daá ein solcher šberschuá von Kapital, angezeigt durch groáe Vorr„te aller Art, Edelmetall eingeschlossen, notwen- dig fhren muá nicht allein zu niedrigen Preisen der Waren ber- haupt, sondern zu einem niedrigeren Zinsfuá fr den Gebrauch von Kapital (1). Wenn wir einen Vorrat von Waren zur Hand haben, hin- reichend, dem Land fr zwei kommende Jahre zu dienen, so wird Kommando ber diese Waren fr eine gegebne Periode zu viel nied- rigerer Rate erhalten, als wenn der Vorrat kaum fr zwei Monate ausreicht (2). Alle Anleihen von Geld, in welcher Form immer ge- macht, sind nur šbertragung des Kommandos ber Waren von dem einen auf den andern. Sind Waren daher berflssig vorhanden, so muá der Geldzins niedrig, sind sie selten, so muá er hoch sein (3). Wenn die Waren reichlicher zuflieáen, wird die Zahl der Ver- k„ufer im Vergleich mit der Zahl der K„ufer zunehmen, und im Maá, wie die Quantit„t die Bedrfnisse er unmittelbaren Konsumtion bersteigt, muá ein stets gr”áerer Teil fr sp„tern Gebrauch auf- bewahrt werden. Unter diesen Umst„nden wird ein Warenbesitzer zu niedrigeren Bedingungen auf knftige Zahlung oder auf Kredit ver- kaufen, als wenn er sicher w„re, daá sein ganzer Vorrat in weni- gen Wochen zum Verkauf k„me" (4). Zu dem Satz ad (1) ist zu bemerken, daá ein starker Z u f l u á von Edelmetall stattfinden kann gleichzeitig mit einer Einschr„n- kung der Produktion, wie dies stets der Fall ist in der Zeit nach einer Krise. In der folgenden Phase mag Edelmetall zuflieáen von L„ndern, die vorwiegend Edelmetall produzieren; die Einfuhr der andern Waren wird in dieser Periode gew”hnlich durch die Ausfuhr ausgeglichen. In diesen beiden Phasen ist der Zinsfuá niedrig und nur langsam steigend; warum, haben wir gesehn. Dieser niedrige Zinsfuá lieá sich berall erkl„ren ohne irgendwelche Einwirkung irgendwelchen "groáen Vorr„te aller Art". Und wie soll diese Ein- wirkung stattfinden? Der niedrige Preis von Baumwolle z.B. erm”g- licht hohe Profite der Spinner usw. Warum ist nun der Zinsfuá niedrig? Sicher nicht, weil der Profit, der mit geliehenem Kapi- tal gemacht werden kann, hoch ist. Sondern einzig und allein, weil unter den bestehenden Umst„nden die Nachfrage nach Leihkapi- tal nicht w„chst im Verh„ltnis zu diesem Profit; also das Leihka- pital andre Bewegung hat als das industrielle Kapital. Was der "Economist" beweisen will, ist gerade das Umgekehrte.- daá seine Bewegung identisch sei mit der Bewegung des industriellen Kapi- tals. Der Satz ad (2), wenn wir die absurde Voraussetzung eines Vorrats fr zwei Jahre im voraus bis zur Erm”glichung eines Sinns herab- mindern, unterstellt eine šberfhrung des Warenmarkts. Dies wrde ein Sinken der Preise verursachen. Es w„re weniger zu zahlen fr einen Ballen Baumwolle. Daraus folgt keineswegs, daá das Geld, um einen Ballen Baumwolle zu kaufen, wohlfeiler aufzunehmen w„re. Dies h„ngt ab vom Stand des Geld- #601# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- markts. Wenn es wohlfeiler aufzunehmen ist, dann nur, weil der kommerzielle Kredit in solcher Lage ist, daá er den Bankkredit weniger in Anspruch zu nehmen gen”tigt ist als gew”hnlich. Die den Markt ber fhrenden Waren sind Lebensmittel oder Produkti- onsmittel. Der niedrige Preis bei der erh”ht den Profit des indu- striellen Kapitalisten. Warum soll er den Zins erniedrigen, auáer durch den Gegensatz, statt der Identit„t, zwischen Reichlichkeit von industriellem Kapital und Nachfrage nach Geldakkommodation? Die Umst„nde liegen so, daá der Kaufmann und der Industrielle einander leichter Kredit geben k”nnen; wegen dieser Erleichterung des kommerziellen Kredits braucht der Industrielle wie der Kauf- mann weniger Bankkredit, daher kann der Zinsfuá niedrig sein. Dieser niedrige Zinsfuá hat nichts zu tun mit dem Zufluá von Edelmetall, obgleich beide nebeneinander gehn k”nnen, und diesel- ben Ursachen, die die niedrigen Preise der Einfuhrartikel, auch den šberschuá des zugefhrten Edelmetalls produzieren m”gen. W„re der Importmarkt wirklich berfhrt, so bewiese dies Abnahme der Nachfrage fr Importwaren, die bei niedrigen Preisen unerkl„rlich w„re, auáer als Folge von Einschr„nkung der heimischen industri- ellen Produktion; dies aber w„re wieder unerkl„rlich bei ber- groáen Einfuhren zu niedrigen Preisen. Lauter Absurdit„ten, um zu beweisen, daá Fallen der Preise = Fallen des Zinses. Beides mag gleichzeitig nebeneinander bestehn. Dann aber als Ausdruck des Gegensatzes der Richtungen, worin die Bewegung von industriellem Kapital und die Bewegung von leihbarem Geldkapital erfolgt, nicht als Ausdruck ihrer Identit„t. Warum, ad (3), der Geldzins niedrig sein soll, wenn Waren im šberfluá vorhanden, ist auch nach dieser weiteren Ausfhrung nicht abzusehn. Sind Waren wohlfeil, so brauche ich, um ein be- stimmtes Quantum zu kaufen, sage 1000 Pfd.St. statt frher 2000. Vielleicht aber lege ich auch jetzt 2000 Pfd.St. an und kaufe da- fr das Doppelte der Waren gegen frher und erweitre mein Ge- sch„ft durch Vorschuá desselben Kapitals, das ich vielleicht auf- nehmen muá. Ich kaufe jetzt wie frher fr 2000 Pfd.St. Meine Nachfrage auf dem Geldmarkt bleibt also dieselbe, wenn auch meine Nachfrage auf dem Warenmarkt mit dem Sinken der Warenpreise steigt. F„llt aber diese letztre, d.h. erweitert sich die Produk- tion nicht mit dem Sinken der Warenpreise, was allen Gesetzen des "Economist" widersprechen wrde, so n„hme die Nachfrage nach leihbarem Geldkapital ab, obgleich der Profit zun„hme; dieser zu- nehmende Profit wrde aber Nachfrage nach Leibkapital schaffen. šbrigens mag die Niedrigkeit der Warenpreise aus drei Ursachen herrhren. Erstens aus Mangel an Nachfrage. Dann ist der Zinsfuá niedrig, weil die Produktion gel„hmt, nicht weil die Waren wohl- feil, da diese #602# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Wohlfellheit bloá Ausdruck jener L„hmung. Oder weil die Zufuhr bergroá im Verh„ltnis zur Nachfrage. Dies mag der Fall sein in- folge von šberfhrung der M„rkte etc., die zur Krise fhrt, und mag in der Krise selbst zusammenfallen mit hohem Zinsfuá; oder es mag der Fall sein, weil der Wert der Waren gesunken, also die- selbe Nachfrage zu niedrigerem Preis befriedigt werden kann. Warum soll im letzten Fall der Zinsfuá sinken? Weil der Profit w„chst? Wenn, weil weniger Geldkapital n”tig, um dasselbe produk- tive oder Warenkapital zu erhalten, so bewiese dies nur, daá Pro- fit und Zins in umgekehrtem Verh„ltnis zueinander stehn. Jeden- falls ist der allgemeine Satz des Economist falsch. Niedrige Geldpreise der Waren und niedriger Zinsfuá geh”ren nicht notwen- dig zusammen. Sonst máte in den „rmsten L„ndern, wo die Geld- preise der Produkte am niedrigsten, auch der Zinsfuá am niedrig- sten, und in den reichsten L„ndern, wo die Geldpreise der Agri- kulturprodukte am h”chsten, auch der Zinsfuá am h”chsten stehn. Im allgemeinen gibt der "Economist" zu: f„llt der Wert des Geldes, so bt das keinen Einfluá auf den Zinsfuá. 100 Pfd.St. bringt nach wie vor 105 Pfd. St.; sind die 100 weniger wert, so auch die 5 Zins. Das Verh„ltnis wird nicht affiziert durch Wert- steigerung oder Entwertung der Originalsumme. Als Wert betrach- tet, ist ein bestimmtes Warenquantum gleich einer gewissen Geld- summe. Steigt sein Wert, so ist er gleich einer gr”áern Geld- summe; umgekehrt, wenn er f„llt. Ist er = 2000, so 5% = 100; ist er 1000, so 5% = 50. Dies „ndert aber nichts am Zinssatz. Das Ra- tionale an der Sache ist nur, daá mehr Geldakkommodation erheischt, wenn 2000 Pfd.St. n”tig, um dasselbe Quantum Waren zu verkaufen, als wenn nur 1000 Pfd.St. n”tig. Aber dies zeigt hier nur umgekehrtes Verh„ltnis zwischen Profit und Zins. Denn der Profit w„chst mit der Wohlfeilheit der Elemente des konstanten und variablen Kapitals, und der Zins f„llt. Aber das Umgekehrte kann auch der Fall sein und ist h„ufig der Fall. Baumwolle z.B. kann wohlfeil sein, weil keine Nachfrage fr Garn und Gewebe be- steht, sie kann relativ teuer sein, weil groáer Profit in der Baumwollindustrie groáe Nachfrage fr sie erzeugt. Andrerseits kann der Profit der Industriellen hoch sein, grade weil der Preis von Baumwolle niedrig ist. Die Liste von Hubbard beweist, daá der Zinsfuá und die Warenpreise durchaus voneinander unabh„ngige Be- wegungen vollfhren; w„hrend die Bewegungen des Zinsfuáes sich genau den Bewegungen des Metallschatzes und der Wechselkurse an- passen. "Sind Waren daher im šberfluá vorhanden, so muá der Geldzins niedrig sein", sagt der "Economist". Grade das Umgekehrte findet statt in den Krisen; die Waren sind berschssig, inkonvertibel in Geld, und daher der Zinsfuá #603# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- hoch; in einer andren Phase des Zyklus herrscht groáe Nachfrage nach waren, daher leichte Rckflsse, aber zugleich Steigen der Warenpreise, und wegen der leichten Rckflsse niedriger Zinsfuá. Sind sie" (die Waren) "selten, so muá er hoch sein." Wieder fin- det das Umgekehrte statt in Zeiten der Abspannung nach der Krise. Waren sind selten, absolut gesprochen, nicht mit Rcksicht auf die Nachfrage; und der Zinsfuá ist niedrig. Daá, ad (4), bei berfhrtem Markt ein Warenbesitzer wohlfeiler losschlagen wird - wenn er berhaupt verkaufen kann - als bei voraussichtlich rascher Ersch”pfung der vorhandnen Vorr„te, ist ziemlich klar. Weniger aber, weshalb deswegen der Zinsfuá fallen soll. Ist der Markt mit der importierten Ware berfhrt, so mag der Zinsfuá steigen infolge gesteigerter Nachfrage nach Leihkapi- tal von seiten der Eigner, um die Waren nicht auf den Markt wer- fen zu mssen. Er mag fallen, weil die Flssigkeit des kommer- ziellen Kredits die Nachfrage fr Bankkredit noch relativ niedrig h„lt. Der "Economist" erw„hnt die rasche Wirkung auf die Kurse 1847 in- folge der Erh”hung des Zinsfuáes und andern Drucks auf den Geld- markt. Aber es ist nicht zu vergessen, daá trotz der Wendung der Kurse das Gold fortfuhr abzufliegen bis Ende April; die Wendung tritt hier erst ein mit Anfang Mai. Am 1. Januar 1847 war der Metallschatz der Bank 15 066 691 Pfd.St.; Zinsfuá 3 1/2 %; Dreimonatskurs auf Paris 25.75; auf Hamburg 13.10; auf Amsterdam 12.3 1/4. Am 5. M„rz war der Metall- schatz gefallen auf 11 595 535 Pfd. St.; Diskonto gestiegen auf 4%; der Wechselkurs fiel auf Paris 25.67 1/2, Hamburg 13.9 1/4, Amsterdam 12.2 1/2. Goldabfluá dauert fort; s. folgende Tabelle: Datum Edelmetallschatz H”chste Dreimonatskurse 1847 der Bank Geldmarkt von England Pfd.St. Paris Hamburg Amsterdam M„rz 20. 11231630 Bankdiskont 4% 25.67 1/2 13.09 3/4 12.2 1/2 April 3. 10246410 " 5% 25.80 13.10 12.3 1/2 " 10. 9867053 Geld sehr rar 25.90 13.10 1/3 12.4 1/2 " 17. 9329841 Bankdiskont 26.02 1/2 13.10 3/4 12.5 1/2 1*) 5 1/2% " 24. 9213890 Druck 26.05 13.12 2*) 12.6 Mai 1. 9337716 Steigender 26.15 13.12 3/4 12.6 1/2 Druck " 8. 9588759 Gr”áter Druck 26.27 1/2 13.15 1/2 12.7 3/4 ----- 1*) 1. Auflage: 9 329 941 - 2*) 1. Auflage: 13.13 #604# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Im Jahr 1847 betrug der Gesamtexport von Edelmetall aus England 8 602 597 Pfd.St. Davon ging nach den Vereinigten Staaten 3 226 411 Pfd.St. " " " Frankreich 2 479 892 " " " " " Hansest„dten 958 781 " " " " Holland 247 743 " Trotz der Wendung der Kurse Ende M„rz dauert der Goldabfluá noch einen vollen Monat fort, wahrscheinlich nach den Vereinigten Staaten. "Wir sehn hier", (sagt der "Economist", 1847, p. 954) wie schnell und schlagend die Wirkung eines gesteigerten Zinsfuáes und der darauffolgenden Geldklemme war in der Korrektion eines ungnsti- gen Kurses und in der Wendung der Goldflut, so daá sie wieder nach England floá. Die Wirkung wurde hervorgebracht ganz unabh„n- gig von der Zahlungsbilanz. Ein h”herer Zinsfuá erzeugte einen niedrigem Preis der Wertpapiere, englischer wie ausw„rtiger, und veranlaáte groáe Eink„ufe davon fr ausl„ndische Rechnung. Dies vermehrte die Summe der von England aus gezogenen Wechsel, w„h- rend andrerseits bei hohem Zinsfuá die Schwierigkeit, Geld zu er- halten, groá war, daá die Nachfrage nach diesen Wechsel fiel, w„hrend ihre Summe stieg. Es geschah aus derselben Ursache, daá Auftr„ge fr fremde Waren annulliert und englische Kapitalanlagen in ausw„rtigen Wertpapieren realisiert und das Geld nach England zur Anlage gebracht wurde. So lesen wir z.B. im 'Rio de Janeiro Price Current' vom 10. Mai: 'Der Wechselkurs' (auf England) 'hat einen neuen Rckgang erfahren, verursacht haupts„chlich durch einen Druck auf den Markt fr Rimessen gegen den Erl”s bedeuten- der Verk„ufe von' {brasilischen} 'Staatsfonds fr englische Rech- nung.' Englisches Kapital, das im Ausland in verschiednen Wertpa- pieren angelegt worden, als der Zinsfuá hier sehr niedrig, wurde so zurckgebracht, als der Zinsfuá gestiegen war." Handelsbilanz von England Indien allein hat an 5 Mill. Tribut zu zahlen, fr "gute Regie- rung", Zinsen und Dividenden von britischem Kapital etc, wobei gar nicht berechnet sind die Summen, die j„hrlich heimgesandt werden, teils von Beamten als Ersparnisse aus ihrem Gehalt, teils durch englische Kaufleute als Teil ihrer Profite, um in England angelegt zu werden. Von jeder britischen Kolonie sind aus densel- ben Grnden fortw„hrend groáe Rimessen zu machen. Die meisten Banken in Australien, Westindien, Kanada sind mit britischem Ka- pital gegrndet, die Dividenden sind in England zu zahlen. Ebenso besitzt England viel ausw„rtige Staatspapiere, europ„ische, nord und sdamerikanische, wovon es die Zinsen zu empfangen hat. Dazu kommt dann noch seine Beteiligung bei ausl„ndischen Eisenbahnen, Kan„len, #605# 35. Kapitel - Edelmetall und Wechselkurs ----- Bergwerken etc., mit den entsprechenden Dividenden. Die Rimessen gegen alle diese Posten werden fast ausschlieálich in Produkten gemacht, ber den Betrag der englischen Ausfuhr hinaus. Was andrerseits von England ins Ausland geht an Besitzer englischer Wertpapiere und an Verzehr fr Engl„nder im Ausland, ist dagegen verschwindend. Die Frage, soweit sie die Handelsbilanz und die Wechselkurse be- trifft, ist "in jedem gegebnen Moment eine Frage der Zeit. In der Regel... gibt England lange Kredite auf seine Ausfuhr, w„hrend die Einfuh- ren bar bezahlt werden. In gewissen Momenten hat dieser Unter- schied der Usance eine bedeutende Wirkung auf die Kurse. Zu einer Zeit, wo unsre Ausfuhren sehr betr„chtlich zunehmen, wie 1850, muá eine fortw„hrende Ausdehnung der Anlage von britischem Kapi- tal im Gang sein... so k”nnen die Rimessen von 1850 gegen Waren gemacht werden, die 1849 exportiert wurden. Aber wenn 1850 die Ausfuhren die von 1849 um 6 Mill. bersteigen, so muá die prakti- sche Wirkung sein, daá mehr Geld auáer Landes gesandt ist, zu diesem Betrag, als im selben Jahr zurckgeflossen; und in dieser Weise wird eine Wirkung hervorgebracht auf die Kurse und den Zinsfuá. Sobald dagegen unser Gesch„ft in einer Krise deprimiert und unsre Ausfuhr sehr eingeschr„nkt ist, so bersteigen die fr die graáren Exporte frherer Jahre verfallenden Rimessen sehr be- deutend den Wert unsrer Einfuhr; die Kurse drehn sich dementspre- chend zu unsern Cunsten, das Kapital akkumuliert rasch im Inland, und der Zinsfuá f„llt." ("Economist", 11. Januar 1851.) Der ausw„rtige Wechselkurs kann sich „ndern 1. infolge der augenblicklichen Zahlungsbilanz, durch welche Ur- sachen immer diese bestimmt sei: durch rein merkantilische, durch Kapitalanlage im Ausland oder aber durch Staatsausgaben, bei Kriegen usw., soweit Barzahlungen im Ausland dabei gemacht wer- den. 2. Infolge von Entwertung des Geldes in einem Land, sei dies nun Metall- oder Papiergeld. Dies ist rein nominell. Wenn 1 Pfd.St. nur noch halb soviel Geld repr„sentierte wie frher, wurde es selbstredendzu 12 1/2 Fr. statt zu 25 Fr. berechnet. 3. Wo es sich um den Kurs zwischen L„ndern handelt, von denen das eine Silber, das andre Gold als "Geld" verwendet, ist der Wech- selkurs abh„ngig von den relativen Wertschwankungen dieser beiden Metalle, da diese Schwankungen offenbar das Pari zwischen beiden alterieren. Ein Beispiel vom letztren waren die Kurse 1850; sie waren gegen England, obgleich sein Export enorm stieg; aber den- noch fand kein Goldabfluá statt. Es war Wirkung des momentanen Steigens des Silberwerts gegen den Goldwert. (Siehe "Economist", 30. November 1850.) Das Pari des Wechselkurses ist fr 1 Pfund Sterling: auf Paris 25 Fr. 20 cent.; Hamburg 13 Mark Banko 10 1/2 Sch.; Amsterdam 11 fl. 97 cents. #606# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Im Verh„ltnis wie der Wechselkurs auf Paris ber 25.20 steigt, wird er gnstiger fr den englischen Schuldner an Frankreich oder den K„ufer franz”sischer Waren. In beiden F„llen braucht er weni- ger Pfund Sterling, um seinen Zweck zu erreichen. - In entlegne- ren L„ndern, wo Edelmetall nicht leicht zu erlangen, wenn Wechsel selten und ungengend sind, fr die nach England zu machenden Ri- messen, ist. die natrliche Wirkung Herauftreibung der Preise derjenigen Produkte, die gew”hnlich nach England verschifft wer- den, indem fr diese nun gr”áre Nachfrage entsteht, um sie an- statt Wechsel nach England zu senden; dies ist oft der Fall in Indien. Ein ungnstiger Wechselkurs und selbst ein Goldabfluá kann statt- finden, wenn in England sehr groáer šberfluá an Geld, niedriger Zinsfuá und hoher Preis der Wertpapiere herrscht. Im Laufe von 1848 erhielt England groáe Quantit„ten Silber von Indien, da gute Wechsel selten waren und mittelm„áige ungern ge- nommen wurden, infolge der Krisis von 1847 und der groáen Kredit- losigkeit im indischen Gesch„ft. Dies ganze Silber, kaum angekom- men, fand bald den Weg nach dem Kontinent, wo die Revolution Schatzbildung an allen Ecken herbeifhrte. Dasselbe Silber machte 1850 groáenteils die Reise nach Indien zurck, da der Stand des Wechselkurses dies nun profitlich machte. --- Das Monetarsystem ist wesentlich katholisch, das Kreditsystem we- sentlich protestantisch. "The Scotch hate gold." 1*) Als Papier hat das Gelddasein der Waren ein nur gesellschaftliches Dasein. Es ist der Glaube, der selig macht. Der Glaube in den Geldwert als immanenten Geist der Waren, der Glaube in die Produktions- weise und ihre pr„destinierte Ordnung, der Glaube in die einzel- nen Agenten der Produktion als bloáe Personifikationen des sich selbst verwertenden Kapitals. So wenig aber der Protestantismus von den Grundlagen des Katholizismus sich emanzipiert, so wenig das Kreditsystem von der Basis des Monetarsystems. ----- 1*) "Die Schotten hassen Gold." #607# ----- SECHSUNDDREISSIGSTES KAPITEL Vorkapitalistisches Das zinstragende Kapital, oder wie wir es in seiner altertmli- chen Form bezeichnen k”nnen, das Wucherkapital, geh”rt mit seinem Zwillingsbruder, dem kaufm„nnischen Kapital, zu den antediluvia- nischen Formen des Kapitals, die der kapitalistischen Produkti- onsweise lange vorhergehn und sich in den verschiedensten ”kono- mischen Gesellschaftsformationen vorfinden. Die Existenz des Wu- cherkapitals erfordert nichts, als daá wenigstens ein Teil der Produkte sich in Waren verwandelt und zugleich mit dem Warenhan- del das Geld sich in seinen verschiednen Funktionen entwickelt hat. Die Entwicklung des Wucherkapitals schlieát sich an die des Kauf- mannskapitals und speziell an die des Geldhandlungskapitals. Im alten Rom, von den letzten Zeiten der Republik an, wo die Manu- faktur tief unter der antiken Durchschnittsentwicklung stand, war Kaufmannskapital, Geldhandlungskapital und Wucherkapital - inner- halb der antiken Form - auf den h”chsten Punkt entwickelt. Man hat gesehn, wie sich mit dem Geld notwendig die Schatzbildne- rei einfindet. Der professionelle Schatzbildner wird jedoch erst wichtig, sobald er sich in den Wucherer verwandelt. Der Kaufmann borgt Geld, um Profit mit dem Geld zu machen, um es als Kapital anzuwenden, d. h. zu verausgaben. Auch in den frhern Formen steht ihm also der Geldverleiher ganz so gegenber wie dem moder- nen Kapitalisten. Dies spezifische Verh„ltnis wurde auch von den katholischen Universit„ten gefhlt. "Die Universit„ten von Alcal , von Salamanca, von Ingolstadt, von Freiburg im Breisgau, Mainz, K”ln und Trier erkannten nacheinan- der die Rechtm„áigkeit der Zinsen fr Handelsanleihen an. Die er- sten fnf dieser Approbationen sind niedergelegt worden in den Archiven des Konsulats der Stadt Lyon und gedruckt im Anhang des Trait‚ de l'usure ei des int‚rˆts, Lyon, Bruyset-Ponthus." (M. Augier, Le Cr‚dit public etc.", Paris 1842, p. 206.) #608# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- In allen Formen, worin die Sklavenwirtschaft (nicht patriarcha- lisch, sondern wie in den sp„tern griechischen und r”mischen Zei- ten) als Mittel der Bereicherung besteht, wo Geld also Mittel ist, durch Ankauf von Sklaven, Land etc., fremde Arbeit anzueig- nen, wird das Geld, eben weil es so angelegt werden kann, als Ka- pital verwertbar, zinstragend. Die charakteristischen Formen jedoch, worin das Wucherkapital in den Vorzeiten der kapitalistischen Produktionsweise existiert, sind zweierlei. Ich sage charakteristische Formen. Dieselben Formen wiederholen sich auf Basis der kapitalistischen Produktion, aber als bloá un- tergeordnete Formen. Sie sind hier nicht mehr die Formen, die den Charakter des zinstragenden Kapitals bestimmen. Diese beiden For- men sind: erstens, der Wucher durch Geldverleihen an verschwende- rische Groáe, wesentlich Grundeigentmer; zweitens, Wucher durch Geldverleihen an den kleinen, im Besitz seiner eignen Arbeitsbe- dingungen befindlichen Produzenten, worin der Handwerker einge- schlossen ist, aber ganz spezifisch der Bauer, da berhaupt in vorkapitalistischen Zust„nden, soweit sie kleine selbst„ndige Einzelproduzenten zulassen, die Bauernklasse deren groáe Majori- t„t bilden muá. Beides, sowohl der Ruin der reichen Grundeigentmer durch den Wu- cher, wie die Aussaugung der kleinen Produzenten fhrt zur Bil- dung und Konzentration groáer Geldkapitallen. Wieweit aber dieser Prozeá die alte Produktionsweise aufhebt, wie dies im modernen Europa der Fall war, und ob er an ihrer Stelle die kapitalisti- sche Produktionsweise setzt, h„ngt ganz von der historischen Ent- wicklungsstufe und den damit gegebnen Umst„nden ab. Das Wucherkapital als charakteristische Form des zinstragenden Kapitals entspricht dem Vorherrschen der kleinen Produktion, der selbstarbeitenden Bauern und kleinen Handwerksmeister. Wo dem Ar- beiter, wie in der entwickelten kapitalistischen Produktions- weise, die Arbeitsbedingungen und das Produkt der Arbeit als Ka- pital gegenbertreten, hat er als Produzent kein Geld zu borgen. Wo er es borgt, geschieht es wie im Pfandhaus fr pers”nliche Notdurft. Wo der Arbeiter dagegen Eigentmer, wirklicher oder no- mineller, seiner Arbeitsbedingungen und seines Produkts ist, steht er als Produzent im Verh„ltnis zum Kapital des Geldverlei- hers, das ihm als Wucherkapital gegenbertritt. Newman drckt die Sache fad aus, wenn er sagt, daá der Bankier angesehn ist, w„h- rend der Wucherer verhaát und verachtet ist, weil jener den Rei- chen leiht, dieser den Armen. (F. W. Newman, "Lectures on Pol. Econ.", London 1851, p. 44.) Er bersieht, daá hier der Unter- schied zweler gesellschaftlicher Produktionsweisen und der ihnen entsprechenden gesellschaftlichen Ordnungen dazwischenliegt und die Sache #609# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- nicht mit dem Gegensatz von arm und reich abgemacht ist. Vielmehr geht der Wucher, der den armen Kleinproduzenten aussaugt, Hand in Hand mit dem Wucher, der den reichen Groágrundbesitzer aussaugt. Sobald der Wucher der r”mischen Patrizier die r”mischen Plebejer, die Kleinbauern, v”llig ruiniert hatte, hatte diese Form der Aus- beutung ein Ende, und trat die reine Sklavenwirtschaft an die Stelle der kleinbrgerlichen. Unter der Form des Zinses kann hier vom Wucherer aller šberschuá ber die notdrftigsten Subsistenzmittel (den Betrag des sp„tern Arbeitslohns) der Produzenten verschlungen werden (was sp„ter als Profit und Bodenrente erscheint), und es ist daher h”chst abge- schmackt, die H”he dieses Zinses da, wo er, mit Ausnahme dessen, was dem Staat zukommt, allen Mehrwert sich aneignet, zu verglei- chen mit der H”he des modernen Zinsfuáes, wo der Zins, wenigstens der normale, nur einen Teil dieses Mehrwerts bildet. Es wird da- bei vergessen, daá der Lohnarbeiter dem Kapitalisten, der ihn an- wendet, Profit, Zins und Grundrente, kurz den gesamten Mehrwert produziert und abgibt. Carey macht diese abgeschmackte Verglei- chung, um damit zu zeigen, wie vorteilhaft fr die Arbeiter die Entwicklung des Kapitals und der sie begleitende Fall des Zinsfu- áes ist. Wenn der Wucherer ferner, nicht zufrieden damit, die Mehrarbeit seines Opfers auszupressen, nach und nach sich die Ei- gentumstitel auf seine Arbeitsbedingungen selbst, Land, Haus etc., erwirbt und best„ndig damit besch„ftigt ist, ihn so zu ex- propriieren, so wird demgegenber wieder vergessen, daá diese vollst„ndige Expropriation des Arbeiters von seinen Arbeitsbedin- gungen nicht ein Resultat ist, dem die kapitalistische Produkti- onsweise zustrebt, sondern die fertige Voraussetzung, wovon sie ausgeht. Der Lohnsklave ist ebensogut wie der wirkliche Sklave durch seine Stellung davon ausgeschlossen, Schuldsklave zu wer- den, wenigstens in seiner Qualit„t als Produzent; er kann es nur allenfalls werden in seiner Eigenschaft als Konsument. Das Wu- cherkapital, in dieser Form, worin es in der Tat alle Mehrarbeit der unmittelbaren Produzenten sich aneign et, ohne die Produkti- onsweise zu „ndern; worin das Eigentum resp. der Besitz der Pro- duzenten an den Arbeitsbedingungen - und die ihr entsprechende vereinzelte Kleinproduktion - wesentliche Voraussetzung ist; wo das Kapital also die Arbeit sich nicht direkt unterordnet und ihr daher nicht als industrielles Kapital gegenbertritt, dies Wu- cherkapital verelendet diese Produktionsweise, l„hmt die Produk- tivkr„fte, statt sie zu entwickeln, und verewigt zugleich diese jammervollen Zust„nde, in denen nicht, wie in der kapitalisti- schen Produktion, die gesellschaftliche Produktivit„t der Arbeit auf Kosten der, Arbeit selbst entwickelt wird. #610# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Der Wucher wirkt so einerseits untergrabend und zerst”rend auf den antiken und feudalen Reichtum und auf das antike und feudale Eigentum. Andrerseits untergr„bt und ruiniert er die kleinb„uer- liche und kleinbrgerliche Produktion, kurz alle Formen, worin der Produzent noch als Eigentmer seiner Produktionsmittel er- scheint. In der ausgebildeten kapitalistischen Produktionsweise ist der Arbeiter nicht Eigentmer der Produktionsbedingungen, des Ackers, den er bebaut, des Rohstoffs, den er verarbeitet, etc. Dieser Entfremdung der Produktionsbedingung vom Produzenten ent- spricht hier aber eine wirkliche Umw„lzung in der Produktions- weise selbst. Die vereinzelten Arbeiter werden in groáer Werk- statt vereinigt zu geteilter, ineinandergreifender T„tigkeit; das Werkzeug wird zur Maschine. Die Produktionsweise selbst erlaubt nicht mehr diese mit dem kleinen Eigentum verbundne Zersplittrung der Produktionsinstrumente, sowenig wie die Isolierung der Arbei- ter selbst. In der kapitalistischen Produktion kann der Wucher nicht mehr die Produktionsbedingungen vom Produzenten scheiden, weil sie bereits geschieden sind. Der Wucher zentralisiert Geldverrn”gen, wo die Produktionsmittel zersplittert sind. Er „ndert die Produktionsweise nicht, sondern saugt sich an sie als Parasit fest und macht sie miserabel. Er saugt sie aus, entnervt sie und zwingt die Reproduktion, unter immer erb„rmlichem Bedingungen vorzugehn. Daher der popul„re Haá gegen den Wucher, am h”chsten in der antiken Welt, wo das Eigen- tum des Produzenten an seinen Produktionsbedingungen zugleich Ba- sis der politischen Verh„ltnisse, der Selbst„ndigkeit des Staats- brgers. Soweit Sklaverei herrscht oder soweit das Mehrprodukt vom Feudal- herrn und seiner Gefolgschaft aufgegessen wird und Sklavenbesit- zer oder Feudalherr dem Wucher verfallen, bleibt die Produktions- weise auch dieselbe; nur wird sie h„rter fr die Arbeiter. Der verschuldete Sklavenhalter oder Feudalherr saugt mehr aus, weil er selbst mehr ausgesaugt wird. Oder schlieálich macht er dem Wu- cherer Platz, der selbst Grundeigentmer oder Sklavenbesitzer wird wie der Ritter im alten Rom. An die Stelle der alten Ausbeu- ter, deren Exploitation mehr oder minder patriarchalisch, weil groáenteils politisches Machtmittel war, tritt ein harter, geld- schtiger Empork”mmling. Aber die Produktionsweise selbst wird nicht ver„ndert. Revolution„r wirkt der Wucher in allen vor- kapl'tal'st'schen Produktionsweisen nur, indem er die Eigentums- formen zerst”rt und aufl”st, auf deren fester Basis und best„n- diger Reproduktion in derselben Form die politische Gliederung ruht. Bei asiatischen Formen kann der Wucher lange fortdauern, ohne etwas andres als ”konomisches Verkommen und politische #611# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- Verdorbenheit hervorzurufen. Erst wo und wann die brigen Bedin- gungen der Kapitalistischen Produktionsweise vorhanden, erscheint der Wucher als eines der Bildungsmittel der neuen Produktions- wese, durch Ruin der Feudalherrn und der Kleinproduktion einer- seits, durch Zentralisation der Arbeitsbedingungen zu Kapital andrerseits. Im Mittelalter herrschte in keinem Lande ein allgemeiner Zinsfuá. Die Kirche verbot alle Zinsgesch„fte von vornherein. Gesetze und Gerichte sicherten Anleihen nur wenig. Desto h”her war der Zins- satz in einzelnen F„llen. Der geringe Geldumlauf, die Notwendig- keit, die meisten Zahlungen bar zu leisten, zwangen zu Geldauf- nahmen, und um so mehr, je weniger das Wechselgesch„ft noch aus- gebildet war. Es herrschte groáe Verschiedenheit sowohl des Zins- fuáes wie der Begriffe vom Wucher. Zu Karls des Groáen Zeit galt es fr wucherisch, wenn jemand 100% nahm. Zu Lindau am Bodensee nahmen 1344 einheimische Brger 216 2/3 %. In Zrich bestimmte der Rat 43 1/3 % als gesetzlichen Zins. In Italien muáten zuwei- len 40% gezahlt werden, obgleich vom 12.-14. Jahrhundert der ge- w”hnliche Satz 20% nicht berschritt. Verona ordnete 12 1/2 % als gesetzlichen Zins an. Kaiser Friedrich II. setzte 10% fest, aber dies bloá fr die Juden. Fr die Christen mochte er nicht spre- chen. 10% war schon im 13. Jahrhundert im rheinischen Deutschland das gew”hnliche. (Hllmann, Geschichte des St„dtewesens, II, p. 55-57.) Das Wucherkapital besitzt die Exploitationsweise des Kapitals ohne seine Produktionsweise. Dies Verh„ltnis wiederholt sich auch innerhalb der brgerlichen ™konomie in zurckgebliebnen Indu- striezweigen oder solchen, die sich gegen den šbergang in die mo- derne Produktionsweise str„uben. Will man z.B. den englischen Zinsfuá mit dem indischen vergleichen, so muá man nicht den Zins- fuá der B.v.E. nehmen, sondern den z.B. von Verleihern kleiner Maschinen an Kleinproduzenten der Hausindustrie. Der Wucher ist gegenber dem konsumierenden Reichtum historisch wichtig als selbst ein Entstehungsprozeá des Kapitals. Wucherka- pital und Kaufmannsverm”gen vermitteln die Bildung eines vom Grundeigentum unabh„ngigen Geldverm”gens. Je weniger der Charak- ter des Produkts als Ware sich entwickelt, je weniger sich der Tauschwert der Produktion in ihrer ganzen Breite und Tiefe be- m„chtigt hat, desto mehr erscheint Geld als der eigentliche Reichtum als solcher, als der allgemeine Reichtum, gegenber sei- ner beschr„nkten Darstellungsweise in Gebrauchswerten. Darauf be- ruht die Schatzbildung. Abgesehn vom Geld als Weltgeld und Schatz, ist es namentlich die Form des Zahlungsmittels, worin es als absolute Form der Ware auftritt. Und es ist namentlich seine Funktion als Zahlungsmittel, die #612# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- den Zins und damit das Geldkapital entwickelt. Was der verschwen- derisch, und korrumpierende Reichtum will, ist Geld als Geld, Geld als Mittel, alles zu kaufen. (Auch zum Schuldenzahlen.) Wozu der kleine Produzent vor allemgeld braucht, ist zumzahlen. (Die Verwandlung dernaturalleistungen und Lieferungen an Grundherrn und Staat in Geldrente und Geldsteuern spielt hier eine groáe Rolle.) In beiden F„llen wird das Geld als Geld gebraucht. Auf der andren Seite wird die Schatzbildung erst real, erfllt ihren Traum im Wucher. Was vom Schatzeigner verlangt wird, ist nicht Kapital, sondern Geld als Geld; aber durch den Zins verwandelt er diesen Geldschatz fr sich in Kapital - in ein Mittel, wodurch er sich der Mehrarbeit ganz oder teilweise bem„chtigt und ebenso ei- nes Teils der Produktionsbedingungen selbst, wenn sie auch nomi- nell als fremdes Eigentum hingegenber stehnbleiben. Der Wucher lebt scheinbar in den Poren der Produktion wie die G”tter in den Intermundien bei Epikur [45]. Geld ist um so schwieriger zu ha- ben, je weniger die Warenform die allgemeine Form des Produkts. Der Wucherer kennt daher durchaus keine Schranke auáer der Lei- stungsf„higkeit oder Widerstandsf„higkeit der Geldbedrftigen. Als Kaufmittel wird in der kleinb„uerlichen und kleinbrgerlichen Produktion das Geld haupts„chlich gebraucht, wenn die Produkti- onsbedingungen dem Arbeiter (der in diesen Produktionsweisen vor- wiegend noch ihr Eigentmer) durch Zuf„lle oder auáerordentliche Erschttrungen verlorengehn oder wenigstens nicht im gew”hnlichen Lauf der Reproduktion ersetzt werden. Lebensmittel und Rohstoffe bilden wesentlichen Teil dieser Produktionsbedingungen. Ihre Ver- teurung kann ihren Ersatz aus dem Erl”s des Produkts unm”glich machen, wie einfache Miáernten den Bauer verhindern k”nnen, sein Saatkorn in natura zu ersetzen. Dieselben Kriege, wodurch die r”- mischen Patrizier die Plebeier ruinierten, sie zu Kriegsdiensten zwangen, die sie an der Reproduktion ihrer Arbeitsbedingungen hinderten, sie daher verarmen machten (und Verarmung, Verkmme- rung oder Verlust der Reproduktionsbedingungen, ist hier die vor- herrschende Form), fllten jenen die Speicher und Keller mit er- beutetem Kupfer, dem damaligen Geld. Statt den Plebeiern direkt die ben”tigten Waren zu geben, Korn, Pferde, Hornvieh, liehen sie ihnen dies fr sie selbst nutzlose Kupfer und benutzten diese Lage zur Erpressung enormer Wucherzinsen, wodurch sie die Pie- beier zu ihren Schuldsklaven machten. Unter Karl dem Groáen wur- den die fr„nkischen Bauern ebenfalls durch Kriege ruiniert, so daá ihnen nichts brigblieb, als aus Schuldnern Leibeigne zu wer- den. Im r”mischen Reich geschah es bekanntlich h„ufig, daá Hun- gersnot den Verkauf der Kinder und Selbstverkauf von Freien als Sklaven an die Reicheren herbeifhrte. Soviel #613# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- fr allgemeine Wendepunkte. Im einzelnen betrachtet, h„ngt Erhal- tung oder Verlust der Produktionsbedingungen fr den Kleinprodu- zenten von tausend Zuf„llen ab, und jeder solcher Zufall oder Verlust bedeutet Verarrnung und wird ein Punkt, wo der Wucherpa- rasit sich ansetzen kann. Dem Kleinbauer braucht bloá eine Kuh zu krepieren, damit er unf„hig Wird, seine Reproduktion auf der al- ten Stufenleiter wieder zu beginnen. Damit verf„llt er dem Wu- cher, und einmal verfallen, kommt er nie wieder frei. Die Funk- tion des Geldes als Zahlungsrnittel ist jedoch das eigentliche, groáe und eigentrnliche Terrain des Wuchers. Jede an bestimmtem Terrnin f„llige Geldleistung, Grundzins, Tribut, Steuer etc., bringt die Notwendigkeit einer Geldzahlung mit sich. Daher setzt sich der Wucher im groáen von den alten R”mern bis auf die moder- nen Zeiten an die Steuerp„chter, fermiers g‚n‚raux, receveurs g‚- n‚raux 2*) an. Dann entwickelt sich mit dem Handel und der Ver- allgemeinerung der Warenproduktion die zeitliche Trennung von Kauf und Zahlung. Das Geld ist an bestimmtem Termin zu liefern. Wie dies zu Umst„nden fhren kann, wo Geldkapitalist und Wucherer noch heute ineinander verschwimmen, beweisen die modernen Geld- krisen. Derselbe Wucher wird aber Hauptmittel, die Notwendigkeit des Geldes als Zahlungsmittel weiter auszubilden, indem er den Produzenten tiefer und tiefer verschuldet und ihm die gew”hnli- chen Zahlungsmittel dadurch vernichtet, daá er durch die Zinslast selbst seine regelm„áige Reproduktion unm”glich macht. Hier schieát der Wucher aus dem Geld als Zahlungsmittel empor und erweitert diese Funktion des Geldes, sein eigenstes Terrain. Die Entwicklung des Kreditwesens vollbringt sich als Reaktion gegen den Wucher. Man muá dies aber nicht miáverstehn und keineswegs im Sinn der antiken Schriftsteller, der Kirchenv„ter, Luthers oder der „lteren Sozialisten nehmen. Es bedeutet nichts mehr und nichts weniger als die Unterordnung des zinstragenden Kapitals unter die Bedingungen und Bedrfnisse der kapitalistischen Pro- duktionsweise. Im groáen und ganzen wird das zinstragende Kapital im modernen Kreditsystem den Bedingungen der kapitalistischen Produktion an- gepaát. Der Wucher als solcher existiert nicht nur fort, sondern wird bei V”lkern entwickelter kapitalistischer Produktion von den Schranken befreit, die ihm alle „ltere Gesetzgebung gezogen hat. Das zinstragende Kapital beh„lt die Form von Wucherkapital gegen- ber Personen und Klassen oder in Verh„ltnissen, wo nicht im Sinn der kapitalistischen Produktionsweise geborgt ----- 1*) Generalp„chter - 2*) Steuereinnehmer #614# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- wird und geborgt werden kann; wo aus individueller Not geborgt wird wie im Pfandhaus; wo dem genieáenden Reichtum fr Verschwen- dung geborgt wird; oder wo der Produzent nichtkapitalistischer Produzent ist, kleiner Bauer, Handwerker etc., also noch als un- mittelbarer Produzent Besitzer seiner eignen Produktionsbedingun- gen; endlich wo der kapitalistische Produzent selbst auf so klei- ner Stufenleiter operiert, daá er sich jenen selbst arbeitenden Produzenten n„hert. Was das zinstragende Kapital, soweit es ein wesentliches Element der kapitalistischen Produktionsweise bildet, vom Wucherkapital unterscheidet, ist in keiner Weise die Natur oder der Charakter dieses Kapitals selbst. Es sind nur die ver„nderten Bedingungen, unter denen es fungiert, und daher auch die total verwandelte Ge- stalt des Borgers, der dem Geldverleiher gegenbertritt. Selbst wo ein verm”gensloser Mann als Industrieller oder Kaufmann Kredit erh„lt, geschieht es in dem Vertrauen, daá er als Kapitalist fun- gieren, unbezahlte Arbeit aneignen wird mit dem geliehenen Kapi- tal. Es wird ihm Kredit gegeben als potentiellem Kapitalisten. Und dieser Umstand, der so sehr bewundert wird von den ”konomi- schen Apologeten, daá ein Mann ohne Verm”gen, aber mit Energie, Solidit„t, F„higkeit und Gesch„ftskenntnis sich in dieser Weise in einen Kapitalisten verwandeln kann - wie denn berhaupt in der kapitalistischen Produktionsweise der Handelswert eines jeden mehr oder weniger richtig abgesch„tzt wird -, so sehr er best„n- dig gegenber den vorhandnen einzelnen Kapitalisten eine unwill- kommene Reihe neuer Glcksritter ins Feld f„hrt, befestigt die Herrschaft des Kapitals selbst, erweitert ihre Basis und erlaubt ihr, sich mit stets neuen Kr„ften aus der gesellschaftlichen Un- terlage zu rekrutieren. Ganz wie der Umstand, daá die katholische Kirche im Mittelalter ihre Hierarchie ohne Ansehn von Stand, Ge- burt, Verm”gen aus den besten K”pfen im Volk bildete, ein Haupt- befestigungsmittel der Pfaffenherrschaft und der Unterdrckung der Laien war. Je mehr eine herrschende Klasse f„hig ist, die be- deutendsten M„nner der beherrschten KJassen in sich aufzunehmen, desto solider und gef„hrlicher ist ihre Herrschaft. Statt des Bannfluchs gegen das zinstragende Kapital berhaupt, ist es daher umgekehrt seine ausdrckliche Anerkennung, wovon die Initiatoren des modernen Kreditsystems ausgehn. Wir sprechen hier nicht von der Reaktion gegen den Wucher, die die Armen vor ihm zu schtzen suchte, wie die Monts-de-pi‚te [78] (1350 zu Sarlins in der Franche-Comt‚, sp„ter zu Perugia und Sa- vona in Italien, 1400 und 1479). Sie sind nur merkwrdig, weil sie die geschichtliche Ironie zeigen, womit fromme Wnsche in ih- rer Realisation ins grade Gegenteil #615# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- umschlagen. Die englische Arbeiterklasse zahlt nach einer m„áigen Sch„tzung 100% an die Pfandh„user, diese Nachk”mmlinge der Monts- de-pi‚t‚. 21) Wir sprechen ebensowenig von den Kreditphantasien z.B. eines Dr. Hugh Chamberleyne oder John Briscoe, die im letz- ten Dezennium des 17. Jahrhunderts durch eine Landbank mit auf Grundeigentum basiertem Papiergeld die englische Aristokratie vom Wucher zu emanzipieren suchten. 22) Die Kreditassoziationen, die sich im 12. und 14. Jahrhundert in Venedig und Genua bildeten, entsprangen aus dem Bedrfnis des Seehandels und des auf denselben gegrndeten Groáhandels, sich von der Herrschaft des altmodischen Wuchers und den Monopoli- sierern des Geldhandels zu emanzipieren. Wenn die eigentlichen Banken, die in diesen Stadtrepubliken gestiftet wurden, zugleich als Anstalten fr den ”ffentlichen Kredit sich darstellen, von denen der Staat Vorschsse auf einzunehmende Steuern erhielt, so darf nicht vergessen werden, daá die Kaufleute, die jene Assozia- tionen bildeten, selbst die ersten Leute jener Staaten und ebenso interessiert waren, ihre Regierung wie sich selbst vom Wucher zu emanzipieren 23) und zugleich sich den Staat dadurch mehr und si- cherer zu unterwerfen. --- 21) "Es ist infolge h„ufiger Versetzungen und Einl”sungen im sel- ben Monat und durch Versatz eines Artikels, um einen andern her- auszunehmen und dabei eine kleine Gelddifferenz zu erhalten, daá der Pfandhauszins so berm„áig wird. In London sind 240 konzes- sionierte Pfandverleiher und in der Provinz ungef„hr 1450. Das angewandte Kapital wird auf ungef„hr 1 Mill. gesch„tzt. Es wird wenigstens dreimal im Jahre umgeschlagen und jedesmal im Durch- schnitt fr 33 1/2 %; so daá die untern Klassen von England 100 % j„hrlich bezahlen fr den tempor„ren Vorschuá einer Million, ab- gesehn von dem Verlust durch verwirkte Ausl”sungsfrist versetzter Artikel." (J. D. Tuckett, A History of the Past and Present State of the Labouring Population", London 1846, I, p. 114.) 22) Selbst in den Titeln ihrer Werke gaben sie als Hauptzweck an "das allgemeine Wohl der Grundbesitzer, die groáe Steigerung des Wertes von Grundbesitz, die Befreiung des Adels und der gentry etc. von Steuern, die Vermehrung ihres j„hrlichen Einkommens etc." Nur die Wucherer wrden verlieren, diese schlimmsten Feinde der Nation, die dem Adel und der yeomanry 1*) mehr Schaden getan, als eine Invasionsarmee aus Frankreich h„tte tun k”nnen. 23) Karl II. von England z.B. hatte noch enorme Wucherzinsen und Agios an die Goldschmiede" (die Vorl„ufer der Bankiers) zu zah- len, 20-30%. Ein so profitliches Gesch„ft veranlaáte 'die Gold- schmiede', mehr und mehr dem K”nige Vorschsse zu machen, die ge- samten Steuereing„nge zu antizipieren, jede parlamentarische Geldbewilligung in Pfand zu nehmen, sobald sie gemacht war, auch miteinander zu wett- --- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 750 -752 #616# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Als die Bank von England gestiftet werden sollte, warfen daher auch die Tories ein: "Banken seien republikanische Institutionen. Blhende Banken exi- stierten zu Venedig, Genua, Amsterdam und Hamburg. Aber wer h„tte je geh”rt von einer Bank vn Frankreich oder Spanien." Die Bank von Amsterdam. 1609 bezeichnet ebensowenig wie die vn Hamburg (1619) eine Epoche in der Entwicklung des modernen Kre- ditwesens. Sie war eine reine Depositenbank. Die Bons, die die Bank ausgab, waren in der Tat nur Empfangscheine fr das depo- nierte gemnzte und ungemnzte Edelmetall und zirkulierten nur mit dem Endossement ihrer Empf„nger. Aber in Holland hatte sich mit dem Handel und der Manufaktur der kommerzielle Kredit und der Geldhandel entwickelt, und war das zinstragende Kapital durch den Gang der Entwlcldung selbst dem industriellen und kommerziellen Kapital untergeordnet worden. Dies zeigte sich schon in der Nied- rigkeit des Zinsfuáes. Holland aber galt im 17. Jahrhundert fr das Musterland der ”konomischen Entwicklung, wie England jetzt. Das Monopol des altmodischen Wuchers, der auf der Armut basierte, vmr dort von selbst ber den Haufen geworfen. W„hrend des ganzen 18. Jahrhunderts ert”nt - und die Gesetzgebung handelt in diesem Sinn - mit Hinweis auf Holland der Schrei nach gewaltsamer Herabsetzung des Zinsfuáes, um das zinstragende Kapi- tal dem kommerziellen und industriellen unterzuordnen statt umge- kehrt. Der Hauptstimmfhrer ist Sir Josiah Child, der Vater des normalen englischen Privatbankiertums. Er deklamiert ganz so ge- gen das Monopol der Wucherer, wie die Massenkonfektionsschneider Moses & Son sich als Bek„mpfer des Monopols der "Privatschneider" ausschreien. Dieser Josiah Child ist zugleich der Vater der eng- lischen Stockjobberei. So verteidigt er, der Autokrat der Ostin- dischen Kompanie, ihr Monopol im Namen der Handelsfreiheit. Gegen Thomas Manley ("Interest of Money mistaken") [79] sagt er: --- eifern im Aufkauf und Pfandnahme von bills 1*), orders 2*) und tallies 3*), so daá in Wirklichkeit s„mtliche Staatseinnahmen durch ihre Hand gingen." (John Francis, History of the Bank of England", London 1848, I., p. 30, 31.) Die Errichtung einer Bank war schon frher manchmal vorgeschlagen. Sie war endlich notwen- dig geworden." l.c.p. 38.) Die Bank war schon n”tig allein fr die von den Wucherern ausgesaugte Regierung, um Geld zu einem er- tr„glichen Zinsfuá zu erhalten, auf die Sicherheit von parlamen- tarischen Bewilligungen." (l.c.p. 59, 60.) ----- 1*) Wechseln - 2*) Zahlungsauftr„gen - 3*) Kerbh”lzern #617# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- "Als Vork„mpfer der furchtsamen und zitternden Bande der Wucherer errichtet er seine Hauptbatterie an dem Punkt, den ich fr den schw„chsten erkl„rt habe... er leugnet gradezu, daá der niedrige Zinsfuá die Ursache des Reichtums sei, und versichert, er sei nur seine Wirkung." ("Trait‚s sur le Commerce etc.", 1669, Trad. Am- sterdam et Berlin, 1754 [p. 120].) Wenn es der Handel ist, der ein Land bereichert, und wenn die Herabsetzung des Zinses den Handel vermehrt, so ist eine Herabsetzung des Zinses oder Be- schr„nkung des Wuchers ohne Zweifel eine fruchtbare Hauptursache der Reichtmer einer Nation. Es ist durchaus nicht abgeschmackt zu sagen, daá dieselbe Sache zu gleicher Zeit Ursache unter ge- wissen Umst„nden und Wirkung unter andern sein kann." (l.c.p. 155.) "Das Ei ist die Ursache der Henne, und die Henne ist die Ursache des Eies. Die Zinsreduktion kann eine Vermehrung des Reichtums, und die Vermehrung des Reichtums kann eine noch gr”áre Zinsreduktion verursachen." (l.c.p. 156.) "Ich bin der Verteidi- ger der Industrie, und mein Gegner verteidigt die Faulheit und den Máiggang." (p. 179.) Diese gewaltsame Bek„mpfung des Wuchers, diese Forderung der Un- terordnung des zinstragenden unter das industrielle Kapital ist nur der Vorl„ufer der organischen Sch”pfungen, die diese Bedin- gungen der kapitalistischen Produktion im modernen Bankwesen her- stellen, das einerseits das Wucherkapital seines Monopols be- raubt, indem es alle totliegenden Geldreserven konzentriert und auf den Geldmarkt wirft, andrerseits das Monopol der edlen Me- talle selbst durch Sch”pfung des Kreditgelds beschr„nkt. Ebenso wie hier bei Child wird man in allen Schriften ber Bankwesen in England im letzten Drittel des 17. und Anfang des 18. Jahrhun- derts den Gegensatz gegen den Wucher finden, die Forderung der Emanzipation des Handels und der Industrie wie des Staats vom Wu- cher. Zugleich kolossale Illusionen ber die Wunderwirkung des Kredits, der Entmonopolisierung der edlen Metalle, ihren Ersatz durch Papier etc. Der Schotte William Paterson, Stifter der Bank v. E. und der Bank von Schottland, ist durchaus Law der Erste [80]. Gegen die B. v. E. "erhoben alle Goldschmiede und Pfandverleiher ein Wutgeheul". (Macaulay, "History of England", IV., p. 499.) "In den ersten 10 Jahren hatte die Bank mit groáen Schwierigkei- ten zu k„mpfen; groáe Feindschaft von auáen; ihre Noten wurden nur weit unter dem Nominalwert angenommen... die Goldschmiede" (in deren H„nden der Handel mit den edlen Metallen zur Basis ei- nes primitiven Bankgesch„fts diente) "intrigierten bedeutend ge- gen die Bank, weil durch diese ihr Gesch„ft vermindert, ihr Dis- konto herabgedrckt wurde, und ihre Gesch„fte mit der Re in die H„nde dieser Gegnerin gekommen waren." (J. Francis, l.c.p. 73.) Schon vor der Stiftung der B. v. E. entstand 1683 der Plan einer National Bank of Credit, deren Zweck u.a. war: #618# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- "daá Gesch„ftsleute, wenn sie eine betr„chtliche Menge Waren be- sitzen, durch Untersttzung dieser Bank ihre Waren deponieren und auf ihre festliegenden Vorr„te einen Kredit aufnehmen, ihre Ange- stellten besch„ftigen und Gesch„ft vermehren k”nnen, bis sie einen guten Markt finden, statt mit Verlust zu verkaufen". [81] Nach vielen Mhen wurde diese Bank of Credit errichtet in Devons- hire House in Bishopsgate Street. Sie lieh an Industrielle und Kaufleute auf Sicherheit deponierter Waren 3/4 des Werts dersel- ben in Wechseln. Um diese Wechsel lauff„hig zu machen, wurde in jedem Gesch„ftszweig eine Anzahl von Leuten zu einer Gesellschaft vereinigt, von der jeder Besitzer solcher Wechsel Waren dagegen mit derselben Leichtigkeit erhalten sollte, als ob er bare Zah- lung offerierte. Die Bank machte keine blhenden Gesch„fte. Die Maschinerie war zu kompliziert, das Risiko bei Depreziation der Waren zu groá. H„lt man sich an den wirklichen Inhalt jener Schriften, die die Gestaltung des modernen Kreditwesens in Eng- land theoretisch begleiten und bef”rdern, so wird man darin nichts finden als die Forderung der Unterordnung des zinstragen- den Kapitals, šberhaupt der verleihbaren Produktionsmittel, unter die kapitalistische Produktionsweise als eine ihrer Bedingungen. H„lt man sich an die bloáe Phrase, so wird die šbereinstimmung, bis auf den Ausdruck herab, mit den Bank- und Kreditillusionen der St. Simonisten oft in Erstaunen setzen. Ganz wie der cultivateur bei den Physiokraten nicht den wirkli- chen Landbauer, sondern den Groáp„chter bedeutet, so der travail- leur bei St. Simon, und immer noch durchlaufend bei seinen Sch- lern, nicht den Arbeiter, sondern den industriellen und kommer- ziellen Kapitalisten. "Un travailleur a besoin daides, de seconds, d' o u v r i e r s; il les cherche intelligente, habiles, d‚vou‚s; il les met … l'oeuvre, et leurs travaux sont productifs." 1*) (Enfantin, "Religion Saint-Simonienne. conomie politique et Politique", Pa- ris 1831, p. 104.) Man muá berhaupt nicht vergessen, daá erst in seiner letzten Schrift, dem "Nouveau Christianisme", St. Simon direkt als Wort- fhrer der arbeitenden Klasse auftritt und ihre Emanzipation als Endzweck seines Strebens erkl„rt. Alle seine frhern Schriften sind in der Tat nur Verherrlichung der modernen brgerlichen Ge- sellschaft gegen die feudale oder der Industriellen und Bankiers gegen die Marsch„lle und Juristischen Gesetzfabrikanten der Napo- leonischen Zeit. Welcher Unterschied, verglichen mit den gleich- zeitigen ----- 1*) "Ein Arbeiter braucht Hilfskr„fte, Handlanger, Handarbeiter; sie sollen geschickt gebt und anstellig sein; er weist ihnen Arbeit zu, und was sie tun, ist produktiv." #619# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- Schriften Owens! 24) Auch bei seinen Nachfolgern, wie schon die zitierte Stelle zeigt, bleibt der industrielle Kapitalist der travailleur par excellence 1*). Wenn man ihre Schriften kritisch liest, wird man sich nicht wundern, daá die Realisierung ihrer Kredit- und Banktr„ume der vom Ex-St.-Simonisten mile P‚reire gegrndete Cr‚dit mobilier [82] war, eine Form, die brigens nur in einem Land wie Frankreich vorherrschend werden konnte, wo we- der das Kreditsystem noch die groáe Industrie zur modernen H”he entwickelt waren. In England und Amerika war so etwas unm”glich. - In den folgenden Stellen der "Doctrine de St. Simon. Exposi- tion. PremiŠre ann‚e. 1828/29", 3e ‚d., Paris 1831, steckt schon der Keim zum Cr‚dit mobilier. Begreiflicherweise kann der Bankier wohlfeiler vorschieáen als der Kapitalist und Privatwucherer. Es ist also diesen Bankiers "m”glich, den Industriellen Werkzeuge weit wohlfeiler, d.h. zu niedrigeren Zinsen zu verschaffen, als die Grundeigentmer und Kapitalisten es k”nnten, die sich leichter in der Auswahl der Borger t„uschen k”nnen". (p. 202.) Aber die Verfasser fgen selbst in der Note hinzu: "Der Vorteil, der aus der Vermittlung des Bankiers zwischen den Máigen und den travailleurs folgen máte, wird oft aufgewogen und selbst vernichtet durch die Gelegenheit, die unsre desorgani- sierte Gesellschaft dem Egoismus bietet, sich in den verschiednen Formen des Betrugs und des Charlatanismus geltend zu machen; die Bankiers dr„ngen sich oft zwischen travailleurs und Máige, um beide zum Schaden der Gesellschaft auszubeuten." Travailleur 2*) steht hier fr capitaliste industriel 3*). šbri- gens ist es falsch, die Mittel, worber das moderne Bankwesen verfgt, bloá als die --- 24) Bei der šberarbeitung des Manuskripts h„tte Marx diese Stelle unbedingt stark modifiziert. Sie ist inspiriert durch die Rolle der Ex-Saint-Simonisten unter dem zweiten Kaiserreich in Frankreich, wo grade, als Marx obiges schrieb, die welterl”senden Kreditphantasien der Schule kraft der geschichtlichen Ironie sich realisierten als Schwindel auf bisher unerh”rter Potenz. Sp„ter sprach Marx nur mit Bewunderung vom Genie und enzyklop„dischen Kopf Saint-Simons. Wenn dieser in seinen frhern Schriften den Gegensatz zwischen der Bourgeoisie und dem in Fraikreich eben erst entstehenden Proletariat ignorierte, wenn er den in der Pro- duktion t„tigen Teil der Bourgeoisie mit zu den travailleurs rechnete, so entspricht dies der Auffassung Fouriers, der Kapital und Arbeit vers”hnen wollte, und erkl„rt sich aus der ”konomi- schen und politischen Lage des damaligen Frankreichs. Wenn Owen hier weiter sah, so, weil er in einem andern umgebenden Mittel lebte, inmitten der industriellen Revolution und dem sich bereits akut zuspitzenden Klassengegensatz. - F. E. ----- 1*) Arbeiter im wahren und eigentlichen Sinn - 2*) Arbeiter - 3*) industrieller Kapitalist #620# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Mittel der Máigen zu betrachten. Erstens ist es der Teil des Ka- pitals, den Industrielle und Kaufleute momentan unbesch„ftigt in Geldform halten, als Geldreserve oder erst anzulegendes Kapital; also máiges Kapital, aber nicht Kapital der Máigen. Zweitens der Teil der Revenuen und Ersparungen aller, der permanent oder transitoirisch fr Akkumulation bestimmt ist. Und beides ist we- sentlich fr den Charakter des Banksystems. Es muá aber nie vergessen werden, daá erstens das Geld - in der Form der edlen Metalle - die Unterlage bleibt, wovon das Kredit- wesen der Natur der Sache nach nie 1.skommen kann. Zweitens, daá das Kreditsystem das Monopol der gesellschaftlichen Produktions- mittel (in der Form von Kapital und Grundeigentum) in den H„nden von Privaten zur Voraussetzung hat, daá es selbst einerseits eine immanente Form der kapitalistischen Produktionsweise ist und andrerseits eine treibende Kraft ihrer Entwicklung zu ihrer h”chst- und letztm”glichen Form. Das Banksystem ist, der formellen Organisation und Zentralisation nach, wie schon 1697 in "Some Thoughts of the Interests of Eng- land" ausgesprochen, das knstlichste und ausgebildetste Produkt, wozu es die kapitalistische Produktionsweise berhaupt bringt. Daher die ungeheure Macht eines Instituts wie die Bank v. E. auf Handel und Industrie, obgleich deren wirkliche Bewegung ganz au- áerhalb ihres Bereichs bleibt und sie sich passiv dazu verh„lt. Es ist damit allerdings die Form einer allgemeinen Buchfhrung und Verteilung der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stu- fenleiter gegeben, aber auch nur die Form. Wir haben gesehn, daá der Durchschnittsprofit des einzelnen Kapitalisten, oder jedes besondren Kapitals, bestimmt ist nicht durch die Mehrarbeit, die dies Kapital in erster and aneignet, sondern durch das Quantum von Gesamtmehrarbeit, die das Gesamtkapital aneignet und wovon jedes besondre Kapital nur als proportionelier Teil des Gesamtka- pitals seine Dividende zieht. Dieser gesellschaftliche Charakter des Kapitals wird erst vermittelt und vollauf verwirklicht durch volle Entwicklung des Kredit- und Banksystems. Andrerseits geht dies weiter. Es stellt den industriellen und kommerziellen Kapi- talisten alles disponible und selbst potentielle, nicht bereits aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfgung, so daá weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Ei- gentmer oder Produzenten sind. Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enth„lt so an sich, aber auch nur an sich, die Aufhebung des Kapitals selbst. Durch das Bankwesen ist die Verteilung des Kapitals den H„nden der Privatkapitalisten und Wu- cherer als ein besondres Gesch„ft, als gesellschaftliche Funktion entzogen. Bank und Kredit werden aber dadurch zugleich das kr„f- tigste #621# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- Mittel, die kapitalistische Produktion ber ihre eignen Schranken hinauszutreiben, und eins der wirksamsten Vehlkel der Krisen und des Schwindels. Das Banksystem zeigt ferner durch die Substitu- tion verschiedner Forrnen von zirkullerendem Kredit an Stelle des Geldes, daá das Geld in der Tat nichts andres ist als ein be- sondrer Ausdruck des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit und ihrer Produkte, der aber als im Gegensatz zu der Basis der Pri- vatproduktion stets in letzter Instanz als ein Ding, als besondre Ware neben andren Waren sich darstellen muá. Endlich unterliegt es keinem Zweifel, daá das Kreditsystem als ein m„chtiger Hebel dienen wird w„hrend des Obergangs aus der ka- pitalistischen Produktionsweise in die Produktionsweise der asso- ziierten Arbeit; jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren groáen organischen Umw„lzungen der Produktionsweise selbst. Dagegen entspringen die Illusionen ber die wunderwir- kende Macht des Kredit- und Bankwesens, im sozialistischen Sinn, aus v”lliger Unkenntnis der kapitalistischen Produktionsweise und des Kreditwesens als einer ihrer Formen. Sobald die Produktions- mittel aufgeh”rt haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch die Aufhebung des Privatgrundeigentums eingeschlossen ist), hat der Kredit als solcher keinen Sinn mehr, was brigens selbst die St.-Simonisten eingesehn haben. Solange andrerseits die kapitali- stische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Ka- pital als eine ihrer Formen fort und bildet in der Tat die Basis ihres Kreditsystems. Nur derselbe Sensationsschriftsteller, Proudhon, der die Warenproduktion fortbestehn lassen und das Geld aufheben wollte 25), war f„hig, das Ungeheuer eines cr‚dit gra- tuit [83] zu ertr„umen, diese vergebliche Realisation des frommen Wunsches des kleinbrgerlichen Standpunkts. In der "Religion Saint-Simonienne, Econoe et Politique", heiát es p. 45: "Der Kredit hat zum Zweck, in einer Gesellschaft, wo die einen Werkzeuge der Industrie besitzen, ohne die F„higkeit oder den Willen zu ihrer Anwendung zu haben, und wo andre industri”se Leute keine Arbeitsinstrumente besitzen, diese Instrumente auf die reichtest m”gliche Weise aus den H„nden der ersteren, ihrer Besitzer, zu bertragen in die H„nde der andern, die sie zu ver- wenden wissen. Bemerken wir, daá nach dieser Definition der Kre- dit eine Folge der Art und Weise ist, in der das E i g e n t u m konstituiert ist." ---- 25) Karl Marx, MisŠre de la Philosoplie", Bruxelles et Paris 1847 1*). - Karl Marx, "Kritik der Polit. Oekonomie", p. 64 2*). ----- 1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 63-182 - 2*) siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 68/69 #622# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Also f„llt der Kredit fort mit dieser Konstitution des Eigentums. heiát ferner, p. 98: Die jetzigen Banken "betrachten sich als bestimmt, der Bewegung Folge zu geben, die die auáerhalb ihrer bewirkten Gesch„fte in Gang gesetzt haben, nicht aber ihnen selbst den Impuls zu geben; in andren Worten, die Banken erfllen bei den travailleurs, denen sie Kapitalien vorschieáen, die Rolle von Kapitalisten". In dem Gedanken, daá die Banken selbst die Leitung bernehmen und sich auszeichnen sollen "durch die Zahl und die Ntzlichkeit der komandierten Etablisse- ments und der in Anregung gebrachten Arbeiten" (p. 101) liegt der cr‚dit mobilier latent. Ebenso verlangt Constantin Pecqueur, daá die Banken (was die St.-Simonisten Systme g‚n‚ral des banques 1*) nennen) "die Produktion regieren". šberhaupt ist Pecqueur wesentlich St. Simonist, obgleich viel radikaler. Er will, daá "die KreditanstaIt... die ganze Bewegung der nationalen Produk- tion regiere". - "Versucht eine nationale Kreditanstalt zu schaf- fen, die dem nichtbesitzenden Talent und Verdienst Mittel vor- schieát, ohne jedoch diese Borger zwangsm„áig durch eine enge So- lidarit„t in Produktion und Konsumtion unter sich zu verknpfen, sondern im Gegenteil so, daá sie selbst ihre Austausche und ihre Produktionen bestimmen. Auf diesem Wege werdet ihr nur erreichen, was jetzt schon die Privatbanken erreichen, die Anarchie, das Miáverh„ltnis zwischen Produktion und Konsumtion, den pl”tzlichen Ruin der einen und die pl”tzliche Bereicherung der andren; der- art, daá eure Anstalt nie weiter kommen wird, als fr die einen eine Summe von Wohlergehn zu produzieren, welche gleichkommt der Summe des von den andren ertragnen Unglcks... bloá daá ihr den von euch mit Vorschssen untersttzten Lohnarbeitern die Mittel gegeben habt, sich untereinander dieselbe Konkurrenz zu machen, die sich jetzt ihre kapitalistischen Meister machen." (C. Pecqueur, "Th‚orie Nouvelle d'Economie "Soc. et Pol.", Paris 1842, p. 433, 434.) Wir haben gesehn, daá das Kaufmannskapital und das zinstragende Kapital die „ltesten Formen des Kapitals sind. Es liegt aber in der Natur der Sache, daá das zinstragende Kapital in der Volks- vorstellung sich als die Form des Kapitals par excellence dar- stellt. Im Kaufmannskapital findet eine vermittelnde T„tigkeit statt, m”ge sie nun als Prellerei, Arbeit oder wie immer ausge- legt werden. Dagegen stellt sich im zinstragenden Kapital der selbstreproduzierende Charakter des Kapitals, der sich ver- wertende Wert, die Produktion des Mehrwerts, als okkulte Qualit„t rein dar. Daher kommt es denn auch, daá selbst ein Teil der poli- tischen ™konomen, besonders in ----- 1*) allgemeines Banksystem #623# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- L„ndern, wo das industrielle Kapital noch nicht vollst„ndig ent- wickelt ist, wie in Frankreich, daran als an der Grundform des Kapitals festhalten und B. die Grundrente nur als andre Form da- von fassen, indem auch hier die orm des Verleihens vorherrscht. Es wird dadurch die innere Gliederung der kapitalistischen Pro- duktionsweise v”llig verkannt und ganz bersehn, daá der Boden, ebenso wie das Kapital, nur an Kapitalisten verliehen wird. Statt Geld k”nnen natrlich Produktionsmittel in natura, wie Maschinen, Gesch„ftsgeb„ude usw., verliehen werden. Sie stellen dann aber eine bestimmte Geldsumme dar, und daá auáer dem Zins ein Teil fr Verschleiá gezahlt wird, geht aus dem Gebrauchswert, aus der spe- zifischen Naturalform dieser Kapitalelemente hervor. Das Ent- scheidende ist hier wieder, ob sie an den unmittelbaren Produzen- ten verliehen werden, was Nichtexistenz der kapitalistischen Pro- duktionsweise voraussetzt, wenigstens in der Sph„re, worin dies stattfindet; oder ob sie an den industriellen Kapitalisten ver- liehen werden, was eben die Voraussetzung auf Basis der kapitali- stischen Produktionsweise ist. Noch ungeh”riger und begriffsloser ist es, das Verleihen von H„usern etc. fr den individuellen Kon- sum hierherzuziehn. Daá die Arbeiterklasse auch in dieser Form beschwindelt wird, und zwar himmelschreiend, ist klare Tatsache; aber dies geschieht ebenso von dem Kleinh„ndler, der ihr die Le- bensmittel liefert. Es ist dies eine sekund„re Ausbeutung, die neben der ursprnglichen herl„uft, die im Produktionsprozeá selbst unmittelbar vor sich geht. Der Unterschied zwischen Ver- kaufen und Verleihen ist hier ein durchaus gleichgltiger und formeller, der, wie schon gezeigt, nur der v”lligen Unkenntnis des wirklichen Zusammenhangs als wesentlich erscheint. --- Der Wucher wie der Handel exploitieren eine gegebne Produktions- weise, schaffen sie nicht, verhalten sich „uáerlich zu ihr. Der Wucher sucht sie direkt zu erhalten, um sie stets von neuem aus- beuten zu k”nnen, ist konservativ, macht sie nur miserabler. Je weniger die Produktionselemente als Waren in den Produktionspro- zeá eintreten und als Waren aus ihm herauskommen, um so mehr er- scheint ihre Herstellung aus Geld als ein besondrer Akt. Je unbe- deutender die Rolle ist, die die Zirkulation in der gesellschaft- lichen Reproduktion spielt, desto blhender der Wucher. Daá das Geldverm”gen als besondres Verm”gen sich entwickelt, heiát mit Bezug auf das Wucherlkapital, daá es alle seine Forde- rungen in der Form von Geldforderungen besitzt. Es entwickelt sich um so mehr in einem Lande, je mehr die Masse der Produktion auf Naturalleistungen etc., also auf Gebrauchswert beschr„nkt. #624# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Insofern der Wucher das Doppelte bewirkt: erstens berhaupt, ne- ben dem Kaufmannsstand, ein selbst„ndiges Geldverm”gen zu bilden, zweitens die Arbeitsbedingungen sich anzueignen, d.h. die Besit- zer der alten Arbeitsbedingungen zu ruinieren, ist er ein m„chti- ger Hebel zur Bildung der Voraussetzungen fr das industrielle Kapital. Zins im Mittelalter "Im Mittelalter war die Bev”lkerung rein ackerbauend. Und da, wie unter der feudalen Regierung, kann nur wenig Verkehr und daher auch nur wenig Profit sein. Daher waren die Wuchergesetze im Mit- telalter gerechtfertigt. Zudem kommt in einem ackerbauenden Land jemand selten in die Lage, Geld zu borgen, auáer wenn er zu Armut und Elend heruntergekommen ist... Heinrich VIII. beschr„nkt den Zins auf 10%, Jakob I. auf 8, Karl II. auf 6, Anna auf 5%... In jenen Zeiten waren die Geld verleihen, wenn nicht rechtliche, so doch tats„chliche Monopolisten, und daher war es n”tig, sie wie andre Monopolisten unter Beschr„nkung zu setzen... In unsern Zei- ten reguliert die Rate des Profits die Rate des Zinses; in jenen Zeiten regulierte die Rate des Zinses die Rate des Profits. Wenn der Geldverleiher dem Kaufmann eine hohe Zinsrate aufbrdete, muáte der Kaufmann eine h”here Profitrate auf seine Waren schla- gen. Daher wurde eine groáe Summe Geldes aus den Taschen der K„u- fer genommen, um sie in die Taschen der Geldverleiher zu brin- gen." (Gilbart, History and Princ. of Banking", p. 164, 165.) "Ich lasse mir sagen, dass man jetzt j„hrlich auf einen Beglichen Leiptzischen Markt 10 Gulden, das ist 30 aufs Hundert nimmt [84]; etliche setzen hinzu den Neuenburgisehen Markt, dass es 40 aufs Hundert werden: obs nur sei, das weiss ich nicht. Pfui dich, wo zum Teufel will denn auch zuletzt das hinaus?... Wer nun jetzt zu Leipztig 100 Floren hat, der nimmt j„rlich 40, das heisst einen Bauer oder einen Brger in einem Jar gefressen. Hat er 1000 Flo- ren; so nimmt er j„rlich 400, das heisst einen Ritter oder rei- chen Edelmann in einem Jar gefressen. Hat er 10 000, so nimmt er j„rlich 4000; das heisst einen reichen Grafen in einem Jar ge- fressen. Hat er 100 000, wie es sein muss bei den grossen H„nd- lern, so nimmt er j„rlich 40 000; das heisst einen grossen rei- chen Frsten in einem Jahr gefressen. Hat er 1 000 000, so nimmt er j„rlich 400 000, da heisst einen grossen K”nig in einem Jar gefressen. Und leidet darber kein Fahr, wed an Leib noch an Wahr, Arbeit nichts, sitzt hinter dem Ofen und br„t Aepfel: also m”chte ein Stul-R„uber sitzen zu Hause, und eine ganze Welt in zehn Jahren fressen". (Dies ist aus "An die Pfarrherrn wider den Wucher zu predigen" vom Jahre 1540 1*). Luther's Werke, Witten- berg 1589, 6. Theil [S. 312].) "Ich habe vor 15 Jahren wider den Wucher geschrieben, da er be- reit so gewaltig eingerimn war, dass ich keine Besserung zu hof- fen wsste. Seit der Zeit hat er sich ----- 1*) 1. Auflage: "Bcher vom Kaufhandel und Wucher" vom Jahre 1524 #625# 36. Kapitel - Vorkapitalistisches ----- also erhebt, dass er nie auch kein Laster, Snde oder Schande mehr sein will, sondern l„sst sich rhmen fr eitel Tugend und Ehre, als thue er den Leuten grosse Lebe und einen christlichen Dienst. Was will nun helfen rahten da Schande ist Ehre und Laster ist Tugend worden." (An die Pfarherrn wider den Wucher zu predi- gen. Wittenberg 1540.) "Juden, Lombarden, Wucherer und Blutsauger waren unsre ersten Bankiers, unsre ursprnglichen Bankschacherer, ihr Charakter war fast infam zu nennen... Dem gesellten sich dann die Londoner Goldschmiede bei. Im ganzen... waren unsre ursprnglichen Ban- kiers... eine sehr schlimme Gesellschaft, sie waren gierige Wu- cherer, steinherzige Aussauger." (D. Hardcastle, "Banks and Ban- kers", 2nd ed. London 1843, p. 19, 20.) "Das von Venedig gegebne Beispiel" (der Bildung einer Bank) "wurde also rasch nachgeahmt; alle Seest„dte und berhaupt alle St„dte, die sich durch ihre Unabh„ngigkeit und ihren Handel einen Namen gemacht hatten, grndeten ihre ersten Banken. Die Rckkehr ihrer Schiffe, die oft lange auf sich warten lieá, fhrte unver- meidlich zur Gewohnheit des Kreditgebens, die die Entdeckung Ame- rikas und der Handel dorthin in der Folge noch weiter ver- st„rkte." (Dies ein Hauptpunkt.) Die Schiffsbefrachtungen zwangen zur Aufnahme starker Vorschsse, was bereits im Altertum in Athen und Griechenland vorgekommen. 1308 besaá die nsestadt Brgge eine Assekuranzkammer." (M. Augier, l.c.p. 202, 203.) Wie sehr das Verleihen an die Grundeigentmer und damit berhaupt an den genieáenden Reichtum, selbst noch in England vorwog im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, vor der Entwicklung des mo- dernen Kreditsystems, kann man u.a. ersehn aus Sir Dudley North, nicht nur einem der ersten englischen Kaufleute, sondern auch ei- nem der bedeutendsten theoretischen ™konomen seiner Zeit: "Die in unserm Volk auf Zinsen ausgelegten Gelder werden noch lange nicht zum zehnten Teil an Gesch„ftsleute ausgegeben, um da- mit ihre Gesch„fte zu betreiben; sie werden zum gr”áten Teil aus- geliehen fr Luxusartikel und fr die Ausgaben von Leuten, die, obwohl groáe Grundbesitzer, doch rascher Geld ausgeben, als ihr Grundbesitz es einbringt; und da sie den Verkauf ihrer Gter scheuen, sie lieber verhypothekieren." ("Discourses upon Trade", London 1691, p. 6, 7.) Im 18. Jahrhundert in Polen: "Warschau machte ein, groáes Wechselgesch„ft, das aber haupts„ch- lich den Wucher seiner Bankiers zum Grunde und zur Absicht hatte. Um sich Geld zu verschaffen, welches sie den verschwenderischen Groáen zu 8 und zu mehr Prozent leihen konnten suchten und fanden sie auáer Landes einen Wechselkredit in Blanco, d.h. der gar kei- nen Warenhandel zu Grunde hatte, welchen der ausl„ndische Trassat aber so lange geduldig akzeptierte, als noch die durch Wechsel- reiterei erschaffnen Rimessen nicht ausblieben. Dafr haben diese durch die Bankrotte eines Tepper und andrer groágeachteter #626# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Warschauer Bankiers schwer gebát." (J. G. Bsch, "Theoretisch- praktische Darstellung der Handlung etc.", 3. Auflage, Hamburg 1808, Band II, p. 232, 233.) Nutzen fr die Kirche vom Zinsverbot "Zins zu nehmen hatte die Kirche verboten; aber nicht das Eigen- tum zu verkaufen, um sich aus der Not zu helfen, ja auch nicht einmal, dasselbe dem Geldleihenden auf eine bestimmte Zeit und bis zur Wiederbezahlung abzutreten, damit derselbe seine Sicher- heit darin finden, aber auch w„hrend des Besitzes in dessen Nut- zung den Ersatz des von ihm entlehnten Geldes genieáen m”chte... Die Kirche selbst, oder die ihr angeh”renden Kommunen und pia corpora 1*) zogen ihren groáen Nutzen davon, zumal in den Zeiten der Kreuzzge. Dies brachte einen so groáen Teil des National- reichtums in den Besitz der sog. 'toten Hand', zumal da der Jude in diesem Wege nicht wuchern durfte, weil der Besitz eines so fe- sten Unterpfandes nicht verhehlt werden konnte... Ohne das Verbot der Zinsen wrden die Kirchen und Kl”ster nimmermehr so reich ha- ben werden k”nnen." (l.c.p. 55.) ----- 1*) frommen K”rperschaften #627# ----- Sechster Abschnitt Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente SIEBENUNDDREISSIGSTES KAPITEL Einleitendes Die Analyse des Grundeigentums in seinen verschiednen geschicht- lichen Formen liegt jenseits der Grenzen dieses Werks. Wir be- sch„ftigen uns nur mit ihm, soweit ein Teil des vom Kapital er- zeugten Mehrwerts dem Grundeigentmer anheimf„llt. Wir unterstel- len also, daá die Agrikultur, ganz wie die Manufaktur, von der kapitalistischen Produktionsweise beherrscht, d.h. daá die Land- wirtschaft von Kapitalisten betrieben wird, die sich von den b- rigen Kapitalisten zun„chst nur durch das Element unterscheiden, worin ihr Kapital und die von diesem Kapital in Bewegung gesetzte Lohnarbeit angelegt ist. Fr uns produziert der P„chter Weizen usw. wie der Fabrikant Garn oder Maschinen. Die Unterstellung, daá die kapitalistische Produktionsweise sich der Landwirtschaft bem„chtigt hat, schlieát ein, daá sie alle Sph„ren der Produktion und der brgerlichen Gesellschaft beherrscht, daá also auch ihre Bedingungen, wie freie Konkurrenz der Kapitale, Obertragbarkeit derselben von einer Produktionssph„re in die andre, gleiche H”he des Durchschnittsprofits usw., in ihrer ganzen Reife vorhanden sind. Die von uns betrachtete Form des Grundeigentums ist eine spezifisch historische Form desselben, die durch die Einwirkung des Kapitals und der kapitalistischen Produktionsweise v e r w a n d e l t e Form, sei es des feudalen Grundeigentums, sei es der als Nahrungszweig betriebnen kleinb„uerlichen Agrikul- tur, worin der B e s i t z von Grund und Boden als eine der Produktionsbedingungen fr den unmittelbaren Produzenten und sein E i g e n t u m am Boden als die vorteilhafteste Bedingung, als Bedingung der Blte seiner Produktionsweise erscheint. Wenn die kapitalistische Produktionsweise berhaupt die Expropriation der Arbeiter von den Arbeitsbedingungen, so setzt sie in der Agrikul- tur die Expropriation der l„ndlichen Arbeiter von #628# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Grund und Boden und ihre Unterordnung unter einen Kapitalisten voraus, der die Agrikultur des Profits wegen betreibt. Fr unsre Entwicklung ist es also ein ganz gleichgltiger Einwurf, wenn er- innert wird, daá auch andre Formen des Grundeigentums und des Ac- kerbaus existiert haben oder noch existieren. Es kann dies nur die ™konomen treffen, welche die kapitalistische Produktionsweise in der Landwirtschaft und die ihr entsprechende Form des Grundei- gentums nicht als historische, sondern als ewige Kategorien be- handeln. Fr uns ist die Betrachtung der modernen Form des Grundeigentums n”tig, weil es berhaupt gilt, die bestimmten Produktions- und Verkehrsverh„ltnisse zu betrachten, die aus der Anlage des Kapi- tals in der Und. wirtschaft entspringen. Ohne das w„re die Ana- lyse desselben nicht vollst„ndig. Wir beschr„nken uns also aus- schlieálich auf die Kapitalanlage im eigentlichen Ackerbau, d.h. in der Produktion des Hauptpflanzenstoffs, wovon eine Bev”lkerung lebt. Wir k”nnen sagen Weizen, weil dieser das Hauptnahrungsmit- tel der modernen, kapitalistisch entwickelten V”lker. (Oder, statt Ackerbau, Bergwerke, weil die Gesetze dieselben.) Es ist eins der groáen Verdienste von A. Smith, daá er entwickelt hat, wie die Grundrente des zur Produktion andrer landwirtschaftlichen Produkte angewandten Kapitals, z.B. von Flachs, Farbkr„utern, selbst„ndiger Viehzucht usw., bestimmt ist durch die Grundrente, welche das in der Produktion des Hauptnahrungsmittels angelegte Kapital abwirft. [85] Es ist in der Tat seit ihm kein Fortschritt in dieser Beziehung gemacht worden. Was wir beschr„nkend oder zu- fgend zu erinnern h„tten, geh”rt in die selbst„ndige Behandlung des Grundeigentums, nicht hierhin. Von dem Grundeigentum, soweit es nicht sich auf den zur Weizenproduktion bestimmten Boden be- zieht, werden wir daher nicht ex professo sprechen, sondern hie und da nur der Illustration halber darauf zurckkommen. Der Vollst„ndigkeit wegen ist zu bemerken, daá hier unter Grund und Boden auch Wasser etc. verstanden wird, soweit es einen Ei- gentmer hat, als Zubeh”r von Grund und Boden sich darstellt. Das Grundeigentum setzt das Monopol gewisser Personen voraus, ber bestimmte Portionen des Erdk”rpers als ausschlieáliche Sph„- ren ihres Privatwillens mit Ausschluá aller andern zu verfgen. 26) Dies vorausgesetzt, --- 26) Nichts kann komischer sein als Hegels Entwicklung des Privat- grundeigentums. Der Mensch als Person muá seinem Willen Wirklich- keit geben als der Seele der „uáern Natur, daher diese Natur als sein Privateigentum in Besitz nehmen. Wenn dies die Bestimmung der Person ist, des Menschen als Person, so wrde folgen, daá je- der Mensch #629# 37. Kapitel - Einleitendes ----- handelt es sich darum, den ”konomischen Wert, d.h. die Verwertung dieses Monopols auf Basis der kapitalistischen Produktion zu ent- wickeln. Mit der juristischen Macht dieser Personen, Portionen des Erdballs zu brauchen und zu miábrauchen, ist nichts abge- macht. Der Gebrauch derselben h„ngt ganz und gar von ”konomischen Bedingungen ab, die von ihrem Willen unabh„ngig sind. Die juri- stische Vorstellung selbst heiát weiter nichts, als daá der Grundeigentmer mit dem Boden verfahren kann, wie jeder Warenbe- sitzer mit seiner Ware; und diese Vorstellung - die juristische Vorstellung des freien Privatgrundeigentums - tritt in der alten Welt nur ein zur Zeit der Aufl”sung der organischen Gesell- schaftsordnung, und in der modernen Welt nur mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion. In Asien ist --- Grundeigentmer sein muá, um sich als Person zu verwirklichen. Das freie Privateigentum an Grund und Boden - ein sehr modernes Produkt - ist nach Hegel nicht ein bestimmtes gesellschaftliches Verh„ltnis, sondern ein Verh„ltnis des Menschen als Person zur "Natur", "absolutes Zueignungsrecht des Menschen auf alle Sa- chen". (Hegel, "Philosophie des Rechts", Berlin 1840, S.79.) So- viel ist zun„chst klar, daá die einzelne Person sich nicht durch ihren Willen, als Eigentmer behaupten kann gegen ber dem frem- den Willen, der sich ebenfalls in demselben Fetzen Erdk”rper ver- leiblichen will. Es geh”ren dazu ganz andre Dinge als der gute Wille. Es ist ferner absolut nicht abzusehn, wo "die Person" sich die Schranke der Verwirklichung ihres Willens setzt, ob das Da- sein ihres Willens sich in einem ganzen Land realisiert oder ob sie einen ganzen Haufen L„nder braucht, um durch deren Aneignung "die Hoheit meines Willens gegen die Sache zu manifestieren". [S. 80.] Hier ger„t Hegel denn auch vollst„ndig in die Brche. Die Besitznahme ist ganz vereinzelter Art; ich nehme nicht mehr in Besitz, als ich mit meinem K”rper berhre, aber das zweite ist sogleich, daá die „uáern Dinge eine weitre Ausdehnung haben, als ich fassen kann. Indem ich so was in Besitz habe, ist auch damit ein andres in Verbindung. Ich be die Besitznahme durch die Hand, aber der Bereich derselben kann erweitert werden." (p. 90, 91.) Aber mit diesem andren ist wieder etwas andres in Verbindung, und so verschwindet die Grenze, wie weit sich mein Wille als Seele in den Boden auszugieáen hat. Wenn ich etwas besitze, so geht der Verstand gleich dahin ber, daá nicht bloá das unmittelbar Be- seáne, sondern das damit Zusammenh„ngende mein sei. Hier muá das positive Recht seine Feststellungen machen, denn aus dem Begriffe l„át sich nichts weiter herleiten. (p. 91.) Dies ist ein auáeror- dentlich naives Gest„ndnis des Begriffs und beweist, daá der Be- griff, der von vornherein den Schnitzer macht, eine ganz be- stimmte und der brgerlichen Gesellschaft angeh”rige juristische Vorstellung vom Grundeigentum fr absolut zu halten, von den wirklichen Gestaltungen dieses Grundeigentums nichts begreift. Es ist zugleich das Gest„ndnis darin enthalten, daá mit den wech- selnden Bedrfnissen der gesellschaftlichen, d.h. ”konomischen Entwicklung das "positive Recht" seine Feststellungen wechseln kann und muá. #630# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- sie nur stellenweis von den Europ„ern importiert worden. Im Ab- schnitt ber die ursprngliche Akkumulation (Buch I, Kap. XXIV) hat man gesehn, wie diese Produktionsweise voraussetzt einerseits die Losl”sung der unmittelbaren Produzenten aus der Stellung ei- nes bloáen Zubeh”rs des Bodens (in der Form von H”rigen, Leibeig- nen, Sklaven etc.), andrerseits die Expropriation der Masse des Volks vom Grund und Boden. Insofern ist das Monopol des Grundei- gentums eine historische Voraussetzung und bleibt fortw„hrende Grundlage, der kapitalistischen Produktionsweise, wie aller fr- hern Produktionsweisen, die auf Ausbeutung der Massen in einer oder der andern Form beruhn. Die Form aber, worin die beginnende kapitalistische Produktionsweise das Grundeigentum vorfindet, entspricht ihr nicht. Die ihr entsprechende Form wird erst von ihr selbst geschaffen durch die Unterordnung der Agrikultur unter das Kapital; womit denn auch feudales Grundeigentum, Claneigentum oder kleines Bauerneigentum mit Markgemeinschaft, in die dieser Produktionsweise entsprechende ”konomische Form verwandelt wird, wie verschieden auch deren juristische Formen seien. Es ist eines der groáen Resultate der kapitalistischen Produktionsweise, daá sie einerseits die Agrikultur aus einem bloá empirischen und me- chanisch sich forterbenden Verfahren des unentwickeltsten Teils der Gesellschaft in bewuáte wissenschaftliche Anwendung der Agro- nomie verwandelt, soweit dies berhaupt innerhalb der mit dem Privateigentum gegebnen Verh„ltnisse m”glich ist 27); daá sie das Grundeigentum einerseits von Herrschafts- und Knechtschaftsverh„- Itnissen v”llig losl”st, andrerseits den Grund und Boden als Ar- beitsbedingung g„nzlich vom Grundeigentum und Grundeigentmer trennt, fr den er weiter nichts vorstellt, als eine bestimmte Celdsteuer, die er vermittelst seines Monopols vom industriellen --- 27) Ganz konservative Agrikulturchemiker, wie z.B. Johnston, ge- ben zu, daá eine wirklich rationelle Agrikultur berall am Pri- vateigentum unberwindliche Schranken findet. Dasselbe tun Schriftsteller, welche Verteidiger ex professo des Monopols des Privateigentums am Erdball sind, so z.B. Herr Charles Comte in einem zweib„ndigen Werk, das die Verteidigung des Privateigentums zum speziellen Zweck hat. "Ein Volk", sagt er, kann den aus sei- ner Natur sich ergebenden Grad des Wohlstands und der Macht nicht erreichen, es sei denn, daá jeder Teil des Bodens, der es er- n„hrt, die Bestimmung erh„lt, die am meisten mit dem allgemeinen Interesse im Einklang steht. Um seinen Reichtmern eine groáe Entwicklung zu geben, máte wenn m”glich ein einziger und vor al- lem aufgekl„rter Wille die Verfgung ber jedes einzelne Stck seines Gebiets in die Hand nehmen und jedes Stck zur Prosperit„t aller andren beitragen machen. Aber die Existenz eines solchen Willens... wrde unvertr„glich sein mit der Teilung des Bodens in Privatgrundstcke... und mit der, jedem Besitzer gew„hrleisteten #631# 37. Kapitel - Einleitendes ----- Kapitalisten, dem P„chter, erhebt: daá sie so sehr den Zusammen- hang losl”st, daá der Grundeigentmer sein ganzes Leben in Kon- stantinopel zubringen kann, w„hrend sein Grundeigentum in Schott- land liegt. Das Grundeigentum erh„lt so seine rein ”konomische Form, durch Abstreifung aller seiner frhern politischen und so- zialen Verbr„mungen und Verquickungen, kurz aller jener traditio- nellen Zutaten, die von den industriellen Kapitalisten selbst, wie von ihren theoretischen Wortfhrern, wie wir sp„ter sehn wer- den, im Eifer ihres Kampfs mit dem Grundeigentum als eine nutz- lose und abgeschmackte Superf”tation denunziert werden. Die Ra- tionalisierung der Agrikultur einerseits, die diese erst bef„- higt, gesellschaftlich betrieben zu werden, die Rckfhrung des Grundeigentums ad absurdum andrerseits, dies sind die groáen Ver- dienste der kapitalistischen Produktionsweise. Wie alle ihre an- dern historischen Fortschritte, erkaufte sie auch diesen zun„chst durch die v”llige Verelendung der unmittelbaren Produzenten. Be- vor wir zum Gegenstand selbst bergehn, sind noch einige Vorbe- merkungen zur Abwehr von Miáverst„ndnissen n”tig. Die Voraussetzung bei der kapitalistischen Produktionsweise ist also diese: die wirklichen Ackerbauer sind Lohnarbeiter, besch„f- tigt von einem Kapitalisten, dem P„chter, der die Landwirtschaft nur als ein besondres Exploitationsfeld des Kapitals, als Anlage seines Kapitals in einer besondern Produktionssph„re betreibt. Dieser P„chter-Kapitalist zahlt dem Grundeigentmer, dem Eigent- mer des von ihm exploitierten Bodens, in bestimmten Terminen, z.B. j„hrlich, eine kontraktlich festgesetzte Geldsumme (ganz wie der Borger von Geldkapital bestimmten Zins) fr die Erlaubnis, sein Kapital in diesem besondern Produktionsfeld anzuwenden. Diese Geldsumme heiát Grundrente, einerlei ob sie von Ackerboden, Bauterrain, Bergwerken, Fischereien, Waldungen usw. gezahlt werde. Sie wird gezahlt fr --- F„higkeit, ber sein Verm”gen in fast absoluter Weise zu verf- gen." [86] Johnston, Comte etc. haben bei dem Widerspruch des Ei- gentums mit einer rationellen Agonomie nur die Notwendigkeit im Auge, den Boden eines Landes als ein Ganzes zu bebauen. Aber die Abh„ngigkeit der Kultur der besondren Erdprodukte von den Schwan- kungen der Marktpreise, und der best„ndige Wechsel dieser Kultur mit diesen Preisschwankungen, der ganze Geist der kapitalisti- schen Produktion, der auf den unmittelbaren n„chsten Geldgewinn gerichtet ist, widerspricht der Agrikultur, die mit den gesamten st„ndigen Lebensbedingungen der sich verkettenden Menschengenera- tionen zu wirtschaften hat. Ein schlagendes Beispiel davon sind die Waldungen, die nur da zuweilen einigermaáen dem Gesamtinter- esse gem„á bewirtschaftet werden, wo sie nicht Privateigentum, sondern der Staatsverwaltung unterworfen sind. #632# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- die ganze Zeit, w„hrend deren kontraktlich der Grundeigentmer den Boden an den P„chter verliehen, vermietet hat. Die Grundrente ist also hier die Form, worin sich das Grundeigentum ”konomisch realisiert, verwertet. Wir haben ferner hier alle drei Klassen, welche den Rahmen der modernen Gesellschaft konstituieren, zusam- men und einander gegenber - Lohnarbeiter, industrieller Kapita- list, Grundeigentmer. Kapital kann in der Erde fixiert, ihr einverleibt werden, teils mehr vorbergehend, wie bei Verbesserungen chemischer Natur, Dn- gung usw., teils mehr permanent, wie bei Abzugskan„len, Bew„sse- rungsanlagen, Niveliierungen, Wirtschaftsgeb„uden etc. Ich habe anderswo das der Erde so einverleibte Kapital la terre-capital genannt. 28) Es f„llt unter die Kategorien des fixen Kapitals. Der Zins fr das der Erde einverleibte Kapital und die Verbesse- rungen, die sie so als Produktionsinstrument erh„lt, kann einen Teil der Rente bilden, die dem Grundeigentmer vom P„chter ge- zahlt wird 29), aber sie konstituiert nicht die eigentliche Grundrente, die fr den Gebrauch des Bodens als solchen gezahlt wird, er mag sich im Naturzustand befinden oder kultiviert sein. Bei einer systematischen Behandlung des Grundeigentums, die au- áerhalb unsres Plans liegt, w„re dieser Teil der Einnahme des Grundeigentmers ausfhrlich darzustellen. Hier gengen wenige Worte darber. Die mehr tempor„ren Kapitalanlagen, die die ge- w”hnlichen Produktionsprozesse in der Agrikultur mit sich fhren, werden alle ohne Ausnahme vom P„chter gemacht. Diese Anlagen, wie die bloáe Bebauung berhaupt, wenn sie einigermaáen rationell be- trieben wird, also sich nicht auf die brutale Aussaugung des Bo- dens reduziert, wie etwa bei den ehemaligen amerikanischen Skla- venhaltern - wogegen sich jedoch die 30 Herren Grundeigentmer kontraktlich sichern -, verbessern den Boden, 30) --- 28) "Mis‚re de la Philosophie", p. 165. Ich mache dort den Unter- schied zwischen terre-matire und terre-capital. Man braucht nur in bereits in Produktionsrnittel verwandelte Grundstcke weitere Kapitalanlagen hineinzustecken, um das Bodenkapital zu vermehren, ohne etwas an dem Bodenstoff, das heiát der Ausdehnung des Bodens hinzuzufgen... Das Bodenkapital ist ebensowenig ewig wie jedes andere Kapital... Das Bodenkapital ist ein fixes Kapital, aber das fixe Kapital nutzt sich ebenso ab wie die zirkulierenden Ka- pitalien." 1*) 29) Ich sage "kann", weil unter gewissen Umst„nden dieser Zins vom Gesetz der Grundrente reguliert wird und daher, z.B. bei Kon- kurrenz neuer L„ndereien von groáer natrlicher Fruchtbarkeit, verschwinden kann. Siehe James Anderson d Carey. [87] --- 1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 173/174 #633# 37. Kapitel - Einleitendes ----- steigern sein Produkt und verwandeln die Erde aus bloáer Materie in Erde-Kapital. Ein bebautes Feld ist mehr wert als ein unbebau- tes von derselben natrlichen Qualit„t. Auch die mehr permanen- ten, sich in l„ngerer Zeit abnutzenden, der Erde einverleibten fixen Kapitale werden zum groáen Teil, in gewissen Sph„ren oft ausschlieálich, vom P„chter gemacht. Sobald aber die kontraktlich festgesetzte Pachtzeit abgelaufen ist - und es ist dies einer der Grnde, warum mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion der Grundeigentmer die Pachtzeit m”glichst abzukrzen sucht -, fallen die dem Boden einverleibten Verbesserungen als untrennba- res Akzidens der Substanz, des Bodens, als Eigentum dem Besitzer des Bodens anheim. Bei dem neuen Pachtkontrakt, den er schlieát, fgt der Grundeigentmer den Zins fr das der Erde einverleibte Kapital der eigentlichen Grundrente hinzu; ob er den Boden nun an den P„chter vermietet, der die Verbesserungen gemacht hat, oder an einen andern P„chter. Seine Rente schwillt so auf; oder, wenn er den Boden verkaufen will - wir werden gleich sehn, wie dessen Preis bestimmt wird -, ist jetzt sein Wert gesteigert. Er ver- kauft nicht nur den Boden, sondern den verbesserten Boden, das der Erde einverleibte Kapital, das ihm nichts gekostet hat. Es ist dies eins der Geheimnisse - ganz abgesehn von der Bewegung der eigentlichen Grundrente - der steigenden Bereicherung der Grundeigentmer, des fortw„hrenden Anschwellens ihrer Renten und des wachsenden Geldwerts ihrer L„ndereien mit dem Fortschritt der ”konomischen Entwicklung. Sie stecken so das ohne ihr Zutun her- vorgebrachte Resultat der gesellschaftlichen Entwicklung in ihre Privattaschen - fruges consumere nati [88]. Es ist dies aber zugleich eins der gr”áten Hindernisse einer rationellen Agrikul- tur, indem der P„chter alle Verbesserungen und Auslagen vermei- det, deren vollst„ndiger Rckfluá w„hrend der Dauer seiner Pacht- zeit nicht zu erwarten steht; und als solches Hindernis finden wir diesen Umstand fort und fort denun. ziert, ebensowohl im vo- rigen Jahrhundert von James Anderson [89], dem eigentlichen Ent- decker der modernen Rententheorie, der zugleich praktischer P„ch- ter und fr seine Zeit bedeutender Agronom war, wie in unsern Ta- gen von den Gegnern der jetzigen Verfassung des Grundeigentums in England. A. A. Walton, "History of the Landed Tenures of Great Britain and Ireland", London 1865, sagt darber p. 96, 97: "Alle die Anstrengungen der zahlreichen landwirtschaftlichen An- stalten in unserm Lande k”nnen keine sehr bedeutenden oder wirk- lich bemerkbaren Resultate im wirkfichen Fortschritt verbesserter Bebauung bewirken, solange solche Verbesserungen in einem weit hohem Grade den Wert des Grundeigentums und die H”he der Ren- trolle #634# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- des Grundbesitzers vermehren, als sie die Lage des P„chters oder des Landarbeiter, verbessern. Die P„chter im allgemeinen wissen genausogut wie der Grundbesitzer, sein Rentmeister oder selbst der Pr„sident einer landwirtschaftlichen Gesellschaft, daá gute Dr„nierung, reichliche Dngung und gute Bewirtschaftung, im Bund mit vermehrter Anwendung von Arbeit, um das Land grndlich zu reinigen und umzuarbeiten, wunderbare Erfolge erzeugen werden, sowohl in Verbesserung des Bodens wie in gesteigerter Produktion. Aber alles dies erfordert betr„chtliche Auslage, und die P„chter wissen ebenfalls sehr gut, daá, wie sehr sie auch das Land ver- bessern oder seinen Wert erh”hen m”gen, die Grundbesitzer auf die Dauer den Hauptvorteil davon in erh”hten Renten und gesteigertem Bodenwert einernten werden... Sie sind schlau genug zu bemerken, was jene Redner" (Grundbesitzer und ihre Rentmeister bei land- wirtschaftlichen Festmahlen) "eigentmlicherweise stets verges- sen, ihnen zu sagen - n„mlich daá der L”wenanteil aller vom P„ch- ter gemachten Verbesserungen schlieálich immer in die Tasche des Grundbesitzers gehn muá... Wie sehr auch der frhere P„chter die Pachtung verbessert haben mag, sein Nachfolger wird immer finden, daá der Grundbesitzer die Rente erh”hen wird im Verh„ltnis zu dem durch frhere Verbesserungen gesteigerten Bodenwert." In der eigentlichen Agrikultur erscheint dieser Prozeá noch nicht so klar wie bei Benutzung des Bodens als Bauterrain. Der weitaus berwiegende Teil des Bodens, der in England zu Bauzwecken, aber nicht als freehold verkauft wird, wird von den Grundeigentmern vermietet fr 99 Jahre oder auf krzere Zeit wenn m”glich. Nach Ablauf dieser Zeit fallen die Baulichkeiten mit dem Boden selbst dem Grundbesitzer anheim. "Sie" {die P„chter} "sind verpflichtet, bei Ablauf des Mietskon- trakts das Haus dem groáen Grundbesitzer in gutem wohnlichen Zu- stand zu berliefern, nachdem sie bis zu dieser Zeit eine ber- triebne Bodenrente bezahlt haben. Kaum ist der Mietkontrakt ab. gelaufen, so kommt der Agent oder Inspektor des Grundbesitzers, besichtigt euer Haus, sorgt dafr, daá ihr es in guten Zustand setzt, nimmt dann Besitz davon und annexiert es an das Gebiet seines Grundherrn. Die Tatsache ist, daá, wenn dies System in voller Wirkung noch fr l„ngre Zeit zugelassen wird, der gesamte H„userbesitz im K”nigreich, ebensogut wie der l„ndliche Grundbe- sitz, in den H„nden der groáen Grundherrn sein wird. Das ganze Westend von London, n”rdlich und sdlich von Temple Bar [90], ge- h”rt fast ausschlieálich ungef„hr einem halben Dutzend groáer Grundherrn, ist verrnietet zu enormen Bodenrenten, und wo die Mietkontrakte noch nicht ganz abgelaufen sind, verfallen sie rasch nacheinander. Dasselbe gilt in gr”áerm oder geringeren Grad von jeder Stadt im K”nigreich. Aber selbst hierbei bleibt dies gierige System der Ausschlieálichkeit und des Monopols noch nicht stehn. Fast die gesamten Dockeinrichtungen unsrer Hafenst„dte be- finden sich infolge desselben Prozesses der Usurpation in den H„nden der groáen Land-Leviathans." (l.c.p. 92, 93.) Unter diesen Umst„nden ist es klar, daá, wenn der Zensus fr Eng- land und Wales 1861 bei einer Gesamtbev”lkerung von 20 066 224 die Zahl der #635# 37. Kapitel - Einleitendes ----- Hauseigentmer auf 36 032 angibt, das Verh„ltnis der Eigentmer zur Zahl der H„user und der Bev”lkerung ein ganz andres Aussehn erhalten wrde, w„ren die groáen Eigentmer auf die eine, die kleinen auf die andre gestellt. Dies Beispiel mit dem Eigentum an Baulichkeiten ist wichtig, 1. weil es klar den Unterschied zwischen der eigentlichen Grundrente und dem Zins des dem Boden einverleibten fixen Kapitals zeigt, der einen Zusatz zur Grundrente bilden kann. Der Zins der Bau- lichkeiten, wie des bei der Agrikultur vom P„chter dem Boden ein- verleibten Kapitals, f„llt dem industriellen Kapitalisten, dem Bauspekulanten oder P„chter zu w„hrend der Dauer des Mietkon- trakts und hat an und fr sich nichts zu tun mit der Grundrente, die j„hrlich in bestimmten Terminen fr Benutzung des Bodens ge- zahlt werden muá. 2. Weil es zeigt, wie nut dem Boden das ihm einverleibte fremde Kapital schlieálich dem Grundeigentmer an- heimf„llt und der Zins dafr seine Rente schwellt. Einige Schriftsteller, teils als Wortfhrer des Grundeigentums gegen die Angriffe der brgerlichen ™konomen, teils in dem Stre- ben, das kapitalistische Produktionssystem in ein System von "Harmonien" statt von Gegens„tzen zu verwandeln, wie z.B. Carey, haben die Grundrente, den spezifischen ”konomischen Ausdruck des Grundeigentums, als identisch mit dem Zins darzustellen gesucht. Damit w„re n„mlich der Gegensatz zwischen Grundeigentmern und Kapitalisten ausgel”scht. Die umgekehrte Methode wurde im Beginn der kapitalistischen Produktion angewandt. Damals galt in der po- pul„ren Vorstellung noch das Grundeigentum als die primitive und respektable Form des Privateigentums, w„hrend der Zins des Kapi- tals als Wucher verschrieen war. Dudley North, Locke etc. stell- ten daher den Kapitalzins dar als eine der Grundrente analoge Form, ganz wie Turgot die Berechtigung des Zinses aus der Exi- stenz der Grundrente ableitete. - Jene neuern Schriftsteller ver- gessen - ganz abgesehn davon, daá die Grundrente rein, ohne Zu- satz jedes Zinses fr dem Boden einverleibtes Kapital, existieren kann und existiert -, daá der Grundeigentmer in dieser Weise nicht nur Zins erh„lt von fremdem Kapital, das ihm nichts kostet, sondern obendrein noch das fremde Kapital gratis in den Kauf. Die Rechtfertigung des Grundeigentums, wie die aller andren Eigen- tumsformen einer bestimmten Produktionsweise, ist die, daá die Produktionsweise selbst historische transitorische Notwendigkeit besitzt, also auch die Produktions- und Austauschverh„ltnisse, die aus ihr entspringen. Allerdings, wie wir sp„ter sehn werden, unterscheidet sich das Grundeigentum von den brigen Arten des Eigentums dadurch, daá auf einer gewissen Entwicklungsh”he, #636# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- selbst vom Standpunkt der kapitalistischen Produktionsweise aus, es als berflssig und sch„dlich erscheint. Die Grundrente kann in einer andern Form mit dem Zins verwechselt und so ihr spezifischer Charakter verkannt werden. Die Grundrente stellt sich dar in einer bestimmten Geldsumme, die der Grundei- gentmer j„hr. lich aus der Verpachtung eines Stcks des Erdballs bezieht. Wir haben gesehn, wie jede bestimmte Geldeinnahme kapi- talisiert werden, d.h. als der Zins eines imagin„ren Kapitals be- trachtet werden kann. Ist z.B. der mittlere Zinsfuá 5%, so kann also auch eine j„hrliche Grundrente von 200 Pfd.St. als Zins ei- nes Kapitals von 4000 Pfd.St. betrachtet werden. Es ist die so kapitalisierte Grundrente, die den Kaufpreis oder Wert des Bodens bildet, eine Kategorie, die prima facie, ganz wie der Preis der Arbeit irrationell ist, da die Erde nicht das Produkt der Arbeit ist, also auch keinen Wert hat. Andrerseits aber verbirgt sich hinter dieser irrationellen Form ein wirkliches Produktionsver- h„ltnis. Kauft ein Kapitalist Grund und Boden, der eine j„hrliche Rente von 200 Pfd.St. abwirft, fr 4000 Pfd. St., so bezieht er den durchschnittlichen j„hrlichen Zins zu 5% von 4000 Pfd.St., ganz ebenso, wie wenn er dies Kapital in zinstragenden Papieren angelegt oder es direkt zu 5% Zinsen ausgeliehen h„tte. Es ist die Verwertung eines Kapitals von 4000 Pfd.St. zu 5%. Unter die- ser Voraussetzung wrde er in 20 Jahren den Einkaufspreis seines Guts durch dessen Einknfte wieder ersetzt haben. In England wird daher der Kaufpreis von L„ndereien nach soundso viel years' purchase 1*) berechnet, was nur ein andrer Ausdruck fr die Kapi- talisierung der Grundrente ist. Es ist in der Tat der Kaufpreis nicht des Bodens, sondern der Grundrente, die er abwirft, berech- net nach dem gew”hnlichen Zinsfuá. Diese Kapitalisierung der Rente setzt aber die Rente voraus, w„hrend die Rente nicht umge- kehrt aus ihrer eignen Kapitalisierung abgeleitet und erkl„rt werden kann. Ihre Existenz, unabh„ngig von dem Verkauf, ist viel- mehr hier die Voraussetzung, von der ausgegangen wird. Es folgt daher, daá, die Grundrente als konstante Gr”áe vorausgesetzt, der Bodenpreis steigen oder fallen kann, umgekehrt wie der Zinsfuá steigt oder f„llt. Fiele der gew”hnliche Zinsfuá von 5 auf 4%, so stellte eine j„hrliche Grundrente von 200 Pfd.St. die j„hrliche Verwertung eines Kapitals von 5000 Pfd.St. statt von 4000 Pfd.St. vor, und so w„re der Preis desselben Grundstcks von 4000 auf 5000 Pfd.St. gestiegen oder von 20 years' purchase auf 25. Umge- kehrt im umgekehrten Fall. Es ist dies eine von der Bewegung der Grundrente selbst unabh„ngige und nur durch den Zinsfuá ----- 1*) Jahresertr„gen #637# 37. Kapitel - Einleitendes ----- geregelte Bewegung des Bodenpreises. Da wir aber gesehn haben, daá die Profitrate im Fortschritt der gesellschaftlichen Entwick- lung eine Tendenz zum Fallen hat und daher auch der Zinsfuá, so- weit er durch die Profitrate geregelt wird; daá ferner, auch ab- gesehn von der Profitrate, der Zinsfuá eine Tendenz zum Fallen hat infolge des Wachstums des verleihbaren Geldkapitals, so folgt, daá der Bodenpreis eine Tendenz zum Steigen hat, auch un- abh„ngig von der Bewegung der Grundrente und des Preises der Bo- denprodukte, wovon die Rente einen Teil bildet. Die Verwechslung der Grundrente selbst mit der Zinsforrn, die sie fr den K„ufer des Bodens annimmt - eine Verwechslung, die auf v”lliger Unkenntnis der Natur der Grundrente beruht -, muá zu den sonderbarsten Trugschlssen fhren. Da das Grundeigentum in allen alten L„ndern fr eine besonders vornehme Form des Eigentums gilt und der Ankauf desselben auáerdem als besonders sichre Kapitalan- lage, so steht der Zinsfuá, zu dem die Grundrente gekauft wird, meist niedriger als bei andern auf l„ngre Zeit sich erstreckenden Kapitalanlagen, so daá z.B. der K„ufer von Grund und Boden nur 4% auf den Kaufpreis erh„lt, w„hrend er fr dasselbe Kapital sonst 5% erhalten wrde, oder, was auf dasselbe hinauskommt, er zahlt mehr Kapital fr die Grundrente, als er fr dieselbe j„hrliche Geldeinnahme in andern Anlagen zahlen wrde. Daraus schlieát Herr Thiers in seiner berhaupt grundschlechten Schrift ber La Pro- pri‚t‚ (dem Abdruck seiner 1848 in der franz”sischen National- versarnmlung gehaltnen Rede gegen Proudhon) [91] auf die Niedrig- keit der Grundrente, w„hrend es nur die H”he ihres Kaufpreises beweist. Der Umstand, daá die kapitalisierte Grundrente als Bodenpreis oder Bodenwert sich darstellt und die Erde daher wie jede andre Ware gekauft und verkauft wird, gilt einigen Apologeten als Rechtfertigungsgrund des Grundeigenturns, indem der K„ufer fr es, wie fr jede andre Ware, ein Žquivalent gezahlt und der gr”áte Teil des Grundeigentums in dieser Weise die H„nde gewech- selt habe. Derselbe Rechtfertigungsgrund g„lte dann auch fr die Sklaverei; indem fr den Sklavenhalter, der den Sklaven bar be- zahlt hat, der Ertrag von dessen Arbeit nur den Zins des in sei- nem Ankauf ausgelegten Kapitals darstellt. Aus dem Kauf und Ver- kauf der Grundrente die Berechtigung ihrer Existenz herleiten, heiát berhaupt, ihre Existenz aus ihrer Existenz rechtfertigen. So wichtig es ist fr die wissenschaftliche Analyse der Grund- rente d.h. der selbst„ndigen, spezifischen ”konomischen Form des Grundeigentums auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise -, sie rein und frei von allen sie verf„lschenden und vermischenden Beis„tzen zu betrachten, ebenso #638# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- wichtig ist es andrerseits fr das Verst„ndnis der praktischen Wirkungen des Grundeigentums und selbst fr die theoretische Ein- sicht in eine Masse Tatsachen, die dem Begriff und der Natur der Grundrente widersprechen und doch als Existenzweisen der Grund- rente erscheinen, die Elemente zu kennen, aus denen diese Trbun- gen der Theorie entspringen. Praktisch erscheint natrlich alles als Grundrente, was in Form von Pachtgeld dem Grundeigentmer vom P„chter gezahlt wird fr die Erlaubnis, den Boden zu bewirtschaften. Aus welchen Bestand- teilen dieser Tribut zusammengesetzt sei, aus welchen Quellen er herrhren m”ge, er hat das mit der eigentlichen Grundrente ge- mein, daá das Monopol auf ein Stck des Erdballs den sog. Grund- eigentmer bef„higt, den Tribut zu erheben, die Schatzung aufzu- legen. Er hat das mit der eigentlichen Grundrente gemein, daá er den Bodenpreis bestimmt, der, wie oben gezeigt, nichts ist als die kapitalisierte Einnahme von der Verpachtung des Bodens. Man hat bereits gesehn, daá der Zins fr das dem Boden einver- leibte Kapital einen solchen fremdartigen Bestandteil der Grund- rente bilden kann, einen Bestandteil, der mit dem Fortschritt der ”konomischen Entwicklung einen stets wachsenden Zusatz zum Gesam- trental eines ndes bilden muá. Aber abgesehn von diesem Zins ist es m”glich, daá sich unter dem Pachtgeld zum Teil, und in gewis- sen F„llen ganz und gar, also bei g„nzlicher Abwesenheit der ei- gentlichen Grundrente und daher bei wirklicher Wertlosigkeit des Bodens, ein Abzug, sei es vom Durchschnittsprofit, sei es vom normalen Arbeitslohn, sei es von beiden zugleich, versteckt. Die- ser Teil, sei es des Profits, sei es des Arbeitslohns, erscheint hier in der Gestalt der Grundrente, weil er statt, wie es normal w„re, dem industriellen Kapitalisten oder dem Lohnarbeiter an- heimzufallen, in der Form von Pachtgeld an den Grundeigentmer gezahlt wird. ™konomisch gesprochen, bildet weder der eine noch der andre Teil Grundrente: aber praktisch bildet er Einnahme des Grundeigentmers, eine ”konomische Verwertung seines Monopols, ganz so gut wie die wirkliche Grundrente, und wirkt ebenso be- stimmend auf den Bodenpreis wie die letztre. Wir sprechen hier nicht von Verh„ltnissen, worin die Grundrente, die der kapitalistischen Produktionsweise entsprechende Weise des Grundeigentums, formell existiert, ohne daá die kapitalistische Produktionsweise selbst existierte, ohne daá der P„chter selbst ein industrieller Kapitalist oder die Art seiner Bewirtschaftung eine kapitalistische w„re. Dies ist z. B. der Fall in Irland. Der P„chter ist hier im Durchschnitt ein kleiner Bauer. Was er dem Grundeigentmer als Pacht zahlt, absorbiert oft nicht nur einen Teil seines Profits, d.h. seiner eignen Mehrarbeit, auf die er als Inhaber #639# 37. Kapitel - Einleitendes ----- seiner eignen Arbeitsinstrumente ein Recht hat, sondern auch einen Teil des normalen Arbeitslohns, den er unter andren Ver- h„ltnissen fr dieselbe Arbeitsmenge erhalten wrde. Auáerdem ex- propriiert ihn der Grundeigentmer, der hier durchaus nichts tut fr die Verbesserung des Bodens, von seinem kleinen Kapital, das er gr”átenteils durch eigne Arbeit dem Boden einverleibt, ganz wie ein Wucherer unter „hnlichen Verh„ltnissen tun wrde. Nur daá der Wucherer wenigstens sein eignes Kapital bei der Operation riskiert. Es bildet diese fortw„hrende Beraubung den Gegenstand des Zwists ber die irische Landgesetzgebung, die wesentlich dar- auf hinauskommt, daá der Grundeigentmer, der dem P„chter aufkn- digt, gezwungen werden soll, diesen zu entsch„digen fr die von ihm angebrachten Bodenverbesserungen oder das dem Boden einver- leibte Kapital. [92] Palmerston pflegte hierauf zynisch zu ant- worten: "Das Haus der Gemeinen ist ein Haus von Grundeigentmern." Wir sprechen auch nicht von den ausnahmsweisen Verh„ltnissen, worin selbst in Undern kapitalistischer Produktion der Grundei- gentmer hohes Pachtgeld erpressen kann, das in gar keinem Zusam- menhang mit dem Produkt des Bodens steht, wie z.B. in den engli- schen Industriebezirken die Verpachtung kleiner Bodenfetzen an Fabrikarbeiter, sei es fr kleine C„rten, sei es fr dilettanti- schen Ackerbau in Nebenstunden. ("Reports of Inspectors of Facto- ries.") Wir sprechen von der Ackerbaurente in L„ndern entwickelter kapi- talistischer Produktion. Unter den englischen P„chtern z.B. be- findet sich eine Anzahl kleiner Kapitalisten, die durch Erzie- hung, Bildung, Tradition, Konkurrenz und andre Umst„nde bestimmt und gezwungen sind, ihr Kapital in der Agrikultur als P„chter an- zulegen. Sie sind gezwungen, mit weniger als dem Durch- schnittsprofit vorliebzunehmen und einen Teil davon in der Form der Rente an den Grundeigentmer abzugeben. Es ist dies die ein- zige Bedingung, unter der ihnen gestattet wird, ihr Kapital auf den Boden, in der Agrikultur, anzulegen. Da berall die Grundei- gentmer bedeutenden, in England sogar berwiegenden Einfluá auf die Gesetzgebung ausben, kann dieser dazu ausgebeutet werden, um die ganze Klasse der P„chter zu prellen. Die Korngesetze von 1815 [17] z.B. - eine Brotsteuer, eingestandenermaáen dem Land aufer- legt, um den máigen Grundeigentmern die Fortdauer des w„hrend des Antijakobinerkriegs abnorm gewachsnen Rentals zu sichern - hatten zwar die Wirkung, abgesehn von einzelnen ausnahmsweis fruchtbaren Jahren, die Preise der landwirtschaftlichen Produkte ber dem Niveau zu erhalten, worauf sie bei freier Korneinfuhr #640# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- gefallen w„ren. Aber sie hatten nicht das Resultat, die Preise auf der H”he zu halten, die von den gesetzgebenden Grundeigent- mern in der Art als Normalpreise dekretiert wurden, daá sie die gesetzliche Grenze bildeten fr die Einfuhr fremden Korns. Unter dem Eindruck dieser Normalpreise wurden aber die Pachtkontrakte geschlossen. Sobald die Illusion platzte, wurde ein neues Gesetz gemacht mit neuen Normalpreisen, die ebensosehr bloá der ohnm„ch- tige Ausdruck der habgierigen Grundeigentumsphantasie waren wie die alten. In dieser Weise wurden die P„chter geprellt von 1815 bis zu den 30er Jahren. Daher w„hrend dieser ganzen Zeit das ste- hende Thema des agricultural distress 1*). Daher w„hrend dieser Periode die Expropriation und der Ruin einer ganzen Generation von P„chtern und ihre Ersetzung durch eine neue Klasse von Kapi- talisten. 31) Eine viel allgemeinere und wichtigere Tatsache ist aber die Her- abdrckung des Arbeitslohns der eigentlichen Agrikulturarbeiter unter sein normales Durchschnittsniveau, so daá ein Teil des Ar- beitslohns dem Arbeiter abgezogen wird, einen Bestandteil des Pachtgelds bildet und so unter der Maske der Grundrente dem Grundeigentmer statt dem Arbeiter zuflieát. Dies ist z.B. in England und Schottland, mit Ausnahme einiger gnstig situieirten Grafschaften, allgemein der Fall. Die Arbeiten der parlamentari- schen Untersuchungsausschsse ber die H”he des Arbeitslohns [93], die vor der Einfhrung der Korngesetze in England einge- setzt wurden bis jetzt die wertvollsten und fast ganz unausgebeu- teten Beitr„ge zur Geschichte des Arbeitslohns im 19. Jahrhun- dert, zugleich eine Schands„ule, die sich die englische Aristo- kratie und Bourgeoisie selbst aufgerichtet hat -, bewiesen zur Evidenz, ber allen Zweifel, daá die hohen Rents„tze und die ih- nen entsprechende Steigerung des Bodenpreises w„hrend des Antija- kobinerkriegs teilweis nur dem Abzug vom Arbeitslohn und seiner Herabdrckung selbst unter das physische Minimum geschuldet wa- ren; d.h. dem Wegzahlen eines Teils des normalen Arbeitslohns an den Grundeigentmer. Verschiedne Umst„nde, unter andrem die De- preziation des Geldes, die Handhabung der Armengesetze in den Ac- kerbaubezirken 2*) --- 31) Siehe die Anti-Corn-Law Prize-Essays. Indes hielten die Korn- gesetze immer die Preise auf knstlich h”heren Niveau. Fr die bessern P„chter war dies gnstig. Sie profitierten von dem sta- tion„ren Zustand, worin der Schutzzoll die groáe Masse der P„ch- ter hielt, die sich mit oder ohne Grund auf den exzeptionellen Durchschnittspreis verlieáen. ----- 1*) der Not der Landwirtschaft - 2*) vgl. Band 23 unserer Aus- gabe, S. 703 #641# 37. Kapitel - Einleitendes ----- usw., hatten diese Operation erm”glicht, zur selben Zeit, wo die Einknfte der P„chter enorm stiegen und die Grundeigentrner sich fabelhaft bereicherten. Ja, eins der Hauptargumente fr Einfh- rung der Kornz”lle, von seiten so der P„chter wie der Grundeigen- tmer, war der, daá es physisch unm”glich sei, den Arbeitslohn der Ackerbautagl”hner noch tiefer zu senken. Dieser Zustand hat sich im wesentlichen nicht ver„ndert, und in England, wie in al- len europ„ischen L„ndern, geht nach wie vor ein Teil des normalen Arbeitslohns in die Grundrente ein. Als Graf Shaftesbury, damals Lord Ashley, einer der philanthropischen Aristokraten, so auáer ordentlich bewegt wurde durch die Lage der englischen Fabrikar- beiter und sich in der Zehnstundenagitation zu ihrem parlamenta- rischen Wortfhrer aufwarf, publizierten die Wortfhrer der Indu- striellen aus Rache eine Statistik ber den Lohn der Ackerbau- tagl”hner auf den ihm geh”rigen D”rfern (s. Buch I, Kap. XXIII, 5, e: Das britische Ackerbauproletariat), welche klar zeigte, wie ein Teil der Grundrente dieses Philanthropen bloá aus dem Raub besteht, den seine P„chter fr ihn an dem Arbeitslohn der Acker- bauarbeiter vollziehn. Diese Ver”ffentlichung ist auch deswegen interessant, weil die darin enthaltnen Tatsachen dem schlimmsten, was die Ausschsse 1814 und 1815 enthllten, sich khn an die Seite stellen drfen. Sooft die Umst„nde eine momentane Steige- rung des Arbeitslohns der Ackerbautagl”hner erzwingen, erschallt dann auch das Geschrei der P„chter, daá eine Erh”hung des Ar- beitslohns auf sein normales Niveau, wie es in andren Industrie- zweigen gilt, unm”glich sei und sie ruinieren msse ohne gleich- zeitige Herabsetzung der Grundrente. Hierin ist also das Gest„nd- nis enthalten, daá unter dem Namen Grundrente ein Abzug am Ar- beitslohn von den P„chtern gemacht und an den Grundeigentmer weggezahlt wird. Von 1849-1859 z.B. stieg in England der Arbeits- lohn der Ackerbauarbeiter infolge eines Zusammenflusses berw„l- tigender Umst„nde, wie: der Exodus aus Irland, der die Zufuhr von Ackerbauarbeitern von dort abschnitt; auáerordentliche Absorption von Ackerbaubev”lkerung durch die Fabrikindustrie; Kriegsnach- frage fr Soldaten; auáerordentliche Auswanderung nach Australien und den Vereinigten Staaten (Kalifornien) und andre Grnde, die hier nicht n„her zu erw„hnen sind. Gleichzeitig, mit Ausnahme der ungnstigen Ernten von 1854-1856, fielen die Durchschnittspreise des Getreides w„hrend dieser Periode um mehr als 16%. Die P„chter schrieen nach Herabsetzung der Renten. Es gelang ihnen in einzel- nen F„llen. Im Durchschnitt scheiterten sie mit dieser Forderung. Sie nahmen Zuflucht zur Herabsetzung der Produktionskosten, u.a. durch massenhafte Einfhrung des lokomobilen Dampfs und neuer Ma- schinerie, die zum #642# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Teil Pferde ersetzte und aus der Wirtschaft verdr„ngte, zum Teil aber auch durch Freisetzung von Ackerbautagl”hnern eine knstli- che šberbev”lkerung und daher neues Sinken des Lohns hervor- brachte. Und dies geschah, trotz der allgemeinen relativen Ab- nahme der Ackerbaubev”lkerung w„hrend dieses Dezenniums, vergli- chen mit dem Wachstum der Gesamtbev”lkerung, und trotz der abso- luten Abnahme der Ackerbaubev”lkerung in einigen reinen Agrikul- turdistrikten. 32) Ebenso sagte Fawcett, damals Professor der po- litischen ™konomie zu Cambridge, gestorben 1884 als Generalpost- meister, auf dem Social Science Congress, 12. Oktober 1865: "Die Ackerhautagl”hner fingen an auszuwandern, und die P„chter begannen sich zu beklagen, sie wrden nicht imstande sein, so hohe Renten zu bezahlen, wie sie zu zahlen gewohnt waren, weil die Arbeit teurer wurde infolge der Auswanderung." Hier also ist hohe Bodenrente direkt identifiziert mit niedrigem Arbeitslohn. Und soweit die H”he des Bodenpreises durch diesen die Rente vermehrenden Umstand bedingt ist, ist Wertsteigerung des Bodens identisch mit Entwertung der Arbeit, H”he des Boden- preises mit Niedrigkeit des Preises der Arbeit. Dasselbe gilt fr Frankreich. "Der Pachtpreis steigt, weil der Preis des Brots, des Weins, des Fleisches, der Ge. mse und des Obsts auf der einen Seite steigt und auf der andern der Preis der Arbeit unver„ndert bleibt. Wenn „ltere Leute die Rechnungen ihrer V„ter vergleichen, was uns um ungef„hr 100 Jahre zurckbringt, so werden sie finden, daá damals der Preis eines Arbeitstags im l„ndlichen Frankreich genau der- selbe war wie heute. Der Preis des Fleisches hat sich seitdem verdreifacht... Wer ist das Opfer dieser Umw„lzung? Ist es der Reiche, der Eigentmer der Pachtung ist, oder der Arme, der sie bearbeitet?... Die Steigerung der Pachtpreise ist ein Beweis ei- nes ”ffentlichen Unglcks." ("Du M‚canisme de la Soci‚t‚ en France et en Angleterre." Par M. Rubichon. 2me ‚dit. Paris 1837, p. 101.) Beispiele von Rente als Folge des Abzugs einerseits vom Durch- schnittsprofit, andrerseits vom Durchschnittsarbeitslohn: Der oben zitierte Morton [95], Landagent und landwirtschaftlicher Ingenieur, sagt, man habe in vielen Gegenden die Bemerkung ge- macht, daá die Rente fr groáe Pachtungen niedriger ist als fr kleinere, weil "die Konkurrenz fr die Letztem gew”hnlich gr”áer ist als fr die erstern, und weU kleine P„chter, die selten imstande sind, sich auf irgendein andres Gesch„ft zu werfen --- 32) John C. Morton, "The Forces used in Agriculture", Vortrag in der Londoner Society of Arts [94] in 1859, und begrndet auf au- thentische Dokumente, gesammelt bei ungef„hr 100 P„chtern aus 12 schottischen und 35 englischen Grafschaften. #643# 37. Kapitel - Einleitendes ----- als die Landwirtschaft, h„ufig eine Rente zu zahlen willig sind. von der sie selbst wissen, daá sie zu hoch ist, gedr„ngt von der Notwendigkeit, ein passenderes Gesch„ft zu finden". (John L.Morton, "The Resources of Estates", London 1858, p. 116.) Dieser Unterschied soll sich jedoch in England allm„hlich verwi- schen, womit nach seiner Ansicht die Auswanderung grade unter der Klasse der kleinen P„chter viel zu tun hat. Derselbe Morton gibt ein Beispiel, wo offenbar Abzug vom Arbeitslohn des P„chters selbst und daher noch sicherer der Leute, die er besch„ftigt, in die Grundrente eingeht. N„mlich bei Pachtungen unter 70-80 acres (30-34 Hektaren), die keinen zweisp„nnigen Pflug halten k”nnen. "Wenn nicht der P„chter mit seinen eignen H„nden ebenso fleiáig arbeitet wie irgendein Arbeiter, kann er bei seiner Pachtung nicht bestehn. Wenn er die Ausfhrung der Arbeit seinen Leuten berl„át und sich darauf beschr„nkt, sie bloá zu beaufsich, ta- gen, so wird er h”chstwahrscheinlich sehr bald finden, daá er au- áerstande ist, seine Rente zu zahlen." (l.c.p. 118.) Morton schlieát daher, daá, wenn nicht die P„chter in der Gegend sehr arm sind, die Pachtungen nicht unter 70 acres groá sein sollten so daá der P„chter zwei bis drei Pferde halten kann. Au- áerordentliche Weisheit des Herrn L6once de Lavergne, Membre de l'Institut et de la Soci‚t‚ Centrale d'Agriculture. In seiner conomie Rurale de l'Angleterre" (zitiert nach der englischen šbersetzung, London 1855) macht er folgenden Vergleich des j„hr- lichen Vorteils vom Rindvieh, das in Frankreich arbeitet und in England nicht, weil ersetzt durch Pferde (p. 42): Frankreich England Milch 4 Mill. Pfd.St. Milch 16 Mill. Pfd.St. Fleisch 16 " " " Fleisch 20 " " " Arbeit 8 " " " Arbeit - " " " ---------------- ---------------- 28 Mill. Pfd.St. 36 Mill. Pfd.St. Nun kommt aber hier das h”here Produkt heraus, weil nach seiner eignen Angabe die Milch in England noch einmal so teuer ist als in Frankreich, w„hrend er fr Fleisch dieselben Preise in beiden L„ndern annimmt (p. 35); also wird das englische Milchprodukt re- duziert auf 8 Mill. Pfd.St. und das Gesamtprodukt auf 28 Mill. Pfd.St. wie in Frankreich. Es ist in der Tat etwas stark, wenn Herr Lavergne gleichzeitig die Produktmassen und die Preisdiffe- renzen in seiner Rechnung eingehn l„át, so daá, wenn England ge- wisse Artikel teurer produziert als Frankreich, was h”chstens einen gr”áern Profit fr P„chter und Grundeigentmer bedeutet, dies als ein Vorzug der englischen Agrikultur erscheint. #644# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Daá Herr Lavergne nicht nur die ”konomischen Erfolge der engli- schen Landwirtschaft kennt, sondern auch an die Vorurteile der englischen P„chter und Grundbesitzer glaubt, beweist er p. 48: "Ein groáer Nachteil ist gew”hnlich mit Getreidepflanzen verbun- den... sie ersch”pfen den Boden, der sie tr„gt." Herr Lavergne glaubt nicht nur, daá andre Pflanzen das nicht tun; er glaubt, daá Futterkr„uter und Wurzelkr„uter den Boden berei- chern: "Futterpflanzen ziehn die Hauptelemente ihres Wachstums aus der Atmosph„re, w„hrend sie dem Boden mehr zurckgeben als sie ihm entziehn; sie helfen also sowohl direkt wie durch ihre Verwand- lung in tierischen Dnger in doppelter Weise den Schaden erset- zen, den Getreidepflanzen und andre ersch”pfende Ernten angerich- tet haben; es ist daher Grundsatz, daá sie mit diesen Ernten min- destens wechseln sollten; hierin besteht die Norfolk Rotation." (p. 50, 51.) Kein Wunder, wenn Herr Lavergne, der dem englischen l„ndlichen Gemt diese M„rchen glaubt, ihm auch glaubt, daá seit Aufhebung der Kornz”lle der Lohn der englischen Landtagel”hner seine fr- here Anormalit„t verloren hat. Siehe, was wir frher darber ge- sagt Buch I, Kap. XXIII, 5, p. 701-729 1*). Doch h”ren wir auch noch Herrn John Brights Rede in Birmingham, 13. Dezember 1865. Nachdem er gesprochen von den 5 Mill. Familien, die im Parlament gar nicht vertreten sind, f„hrt er fort: "Unter diesen ist 1 Mill. oder eher mehr als 1 Mill. im Vereinig- ten K”nigreich, die in der unglcklichen Liste der Paupers aufge- fhrt werden. Dann ist noch eine andre Million, die sich noch eben ber dem Pauperismus h„lt, aber stets in Gefahr schwebt, auch Paupers zu werden. Gnstiger ist ihre ge und ihre Aussichten nicht. Nun betrachtet einmal die unwissenden niedrigem Schichten dieses Teils der Gesellschaft. Betrachtet ihre ausgestoáne Lage, ihre Armut, ihre Leiden, ihre vollendete Hoffnungslosigkeit. Selbst in den Vereinigten Staaten, selbst in den Sdstaaten w„h- rend der Herrschaft der Sklaverei, hatte jeder Neger den Glauben, daá ihm irgend einmal ein Jubeljahr bevorst„nde. Aber fr diese Leute, fr diese Masse der niedrigsten Schichten in unserm Lande, besteht, ich bin hier, es auszusprechen, weder der Glaube an ir- gendeine Besserung noch selbst ein Sehnen darnach. Haben Sie neu- lich in den Zeitungen eine Notiz gelesen ber John Cross, einen Ackerbautagl”hner in Dorsetshire? Er arbeitete 6 Tage in der Wo- che, hatte ein vortreffliches Zeugnis von seinem Besch„ftiger, fr den er 24 Jahre fr 8 sh. Wochenlohn gearbeitet hatte. John Cross hatte eine Familie von 7 IGndern aus diesem Lohn in seiner Htte zu unterhalten. Um seine kr„nkliche Frau und ihren S„ugling zu w„rmen, nahm er - gesetzlich gesprochen, glaube ich, stahl er sie - eine h”lzerne Hrde zum Wert von 6 d. Fr dies Vergehn ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 701-725 #645# 37. Kapitel - Einleitendes ----- wurde er von den Friedensrichtern zu 14 oder 20 Tagen Cef„ngnis verurteilt. Ich kann Ihnen sagen, daá viele Tausende von F„llen wie der von John Cross im ganzen Lande zu finden sind und beson- ders im Sden, und daá ihre Lage derart ist, daá bisher der auf- richtigste Forscher nicht imstande gewesen ist, das Geheimnis zu l”sen, wie sie Leib und Seele zusammenhalten. Und nun werfen Sie Ihre Augen ber das ganze Land und betrachten Sie diese 5 Mill. Familien und den verzweifelten Zustand dieser Schicht davon. Kann man nicht in Wahrheit sagen, daá die vom Stimmrecht ausgeschloáne Klasse der Nation schanzt und immer wieder schanzt und fast keine Ruhe kennt? Vergleichen Sie sie mit der herrschenden Klasse - aber wenn ich das tue, so wird man mich des Kommunismus ankla- gen... aber vergleichen Sie diese groáe sich abarbeitende und stimmrechtlose Nation mit dem Teil, den man als die herrschenden ansehen kann. Sehn Sie ihren Reichtum an, ihren Prunk, ihren Lu- xus. Sehn Sie ihre Mattigkeit - denn auch unter ihnen ist Mattig- keit, aber es ist die Mattigkeit des šberdrusses - und sehn Sie, wie sie von Ort zu Ort eilen, als ob es nur gelte, neue Vergngen zu entdecken." ("Morning Star" [96], 14. Dezember 1865.) Es ist im nachfolgenden gezeigt, wie Mehrarbeit und daher Mehr- produkt berhaupt nt Grundrente, diesem wenigstens auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, quantitativ und qualitativ spezifisch bestimmten Teil des Mehrprodukts verwechselt wird. Die naturwchsige Basis der Mehrarbeit berhaupt, d.h. eine Naturbe- dingung, ohne welche sie nicht m”glich ist, ist die, daá die Na- tur - sei es in Produkten des Landes, pflanzlichen oder tie- rischen, sei es in Fischereien etc. - die n”tigen Unterhaltsmit- tel gew„hrt bei Anwendung einer Arbeitszeit, die nicht den ganzen Arbeitstag verschlingt. Diese naturwchsige Produktivit„t der agrikolen Arbeit (worin hier einfach sammelnde, Jagende, fi- schende, Vieh zchtende eingeschlossen) ist die Basis aller Mehr- arbeit; wie alle Arbeit zun„chst und ursprnglich auf Aneignung und Produktion der Nahrung gerichtet ist. (Das Tier gibt ja zugleich Fell zum W„rmen in k„lterm Klima; auáerdem H”hlenwohnun- gen etc.) Dieselbe Konfusion zwischen Mehrprodukt und Bodenrente findet sich anders ausgedrckt bei Herrn Dove [97]. Ursprnglich sind Ackerbauarbeit und industrielle Arbeit nicht getrennt; die zweite schlieát sich an die erste an. Die Mehrarbeit und das Mehrprodukt des ackerbauenden Stamms, der Hausgemeinde oder Familie umfaát sowohl agrikole wie industrielle Arbeit. Beide gehn Hand in Hand. Jagd, Fischerei, Ackerbau sind unm”gfich ohne entsprechende In- strumente. Weben, Spinnen etc. werden zuerst betrieben als agri- kole Nebenarbeiten. Wir haben frher gezeigt, daá, wie die Arbeit des einzelnen Ar- beiters in notwendige und Mehrarbeit zerf„llt, so man die Gesamt- arbeit der Arbeiterklasse derart teilen kann, daá der Teil, der die Gesamtlebensmittel fr die #646# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Arbeiterklasse produziert (eingeschlossen die hierfr erheischten Produktionsmittel), die notwendige Arbeit fr die ganze Gesell- schaft verrichtet. Die von dem ganzen brigen Teil der Arbeiter- klasse verrichtete Arbeit kann als Mehrarbeit betrachtet werden. Aber die notwendige Arbeit schlieát keineswegs bloá agrikole Ar- beit ein, sondern auch die Arbeit, die alle brigen Produkte pro- duziert, die in den Durchschnittskonsum des Arbeiters notwendig eingehn. Auch verrichten die einen, gesellschaftlich gesprochen, bloá notwendige Arbeit, weil die andern bloá Mehrarbeit verrich- ten, und umgekehrt. Es ist dies nur Teilung der Arbeit zwischen ihnen. Ebenso verh„lt es sich mit der Teilung der Arbeit zwischen agrikolen und industriellen Arbeitern berhaupt. Dem rein indu- striellen Charakter der Arbeit auf der einen Seite entspricht der rein agrikole auf der andern. Diese rein agrikole Arbeit ist kei- neswegs naturwchsig, sondern selbst ein Produkt, und zwar ein sehr modernes, keineswegs berall erreichtes, der gesellschaftli- chen Entwicklung und entspricht einer ganz bestimmten Produkti- onsstufe. Ebenso wie ein Teil der agrikolen Arbeit sich vergegen- st„ndlicht in Produkten, die entweder nur dem Luxus dienen oder Rohstoffe fr Industrien bilden, keineswegs aber in die Nahrung, geschweige in die Nahrung der Massen eingehn, so wird andrerseits ein Teil der industriellen Arbeit vergegenst„ndlicht in Produk- ten, die zu den notwendigen Konsumtionsmitteln sowohl der agriko- len wie der nicht agrikolen Arbeiter dienen. Es ist falsch, diese industrielle Arbeit - vom gesellschaftlichen Standpunkt - als Mehrarbeit aufzufassen. Sie ist zum Teil ebenso notwendige Arbeit wie der notwendige Teil der agrikolen. Sie ist auch nur verselb- st„ndigte Form eines Teils der frher mit der agrikolen Arbeit naturwchsig verbundnen industriellen Arbeit, notwendige gegen- seitige Erg„nzung der jetzt von ihr getrennten rein agrikelen Ar- beit. (Rein materiell betrachtet produzieren z.B. 500 mechanische Weber in viel h”herm Grade Surplusgewebe, d.h. mehr, als zu ihrer eignen Kleidung erheischt ist.) Es ist endlich bei der Betrachtung der Erscheinungsformen der Grundrente, d.h. des Pachtgeldes, das fr die Benutzung des Bo- dens, sei es zu produktiven, sei es zu konsumtiven Zwecken, unter dem Titel der Grundrente dem Grundbesitzer gezahlt wird, festzu- halten, daá der Preis von Dingen, die an und fr sich keinen Wert haben, d.h. nicht das Produkt der Arbeit sind, wie der Boden, oder die wenigstens nicht durch Arbeit reproduziert werden k”n- nen, wie Altertmer, Kunstwerke bestimmter Meister etc.. durch sehr zuf„llige Kombinationen bestimmt werden kann. Um ein Ding zu verkaufen, dazu geh”rt nichts. als daá es monopolisierbar und ver„uáerlich ist. --- #647# 37. Kapitel - Einleitendes ----- Es sind drei Hauptirrtmer, die bei der Behandlung der Grundrente zu vermeiden sind und die die Analyse trben. 1. Die Verwechslung der verschiednen Formen der Rente, die ver- schiednen Entwicklungsstufen des gesellschaftlichen Produktions- prozesses entsprechen. Welches immer die spezifische Form der Rente sei, alle Typen derselben haben das gemein, daá die Aneig- nung der Rente die ”konomische Form ist, worin sich das Grundei- gentum realisiert, und daá ihrerseits die Grundrente ein Grundei- gentum, Eigentum bestimmter Individuen an bestimmten Stcken des Erdballs voraussetzt; sei nun der Eigentmer die Person, die das Gemeinwesen repr„sentiert, wie in Asien, Žgypten etc., oder sei dies Grundeigentum nur Akzidens des Eigentums bestimmter Personen an den Personen der unmittelbaren Produzenten, wie beim Sklaveno- der Leibeignensystem, oder sei es reines Privateigentum von Nichtproduzenten an der Natur, bloáer Eigentumstitel am Boden, oder endlich, sei es ein Verh„ltnis zum Boden, weiches, wie bei Kolonisten und kleinb„uerlichen Grundbesitzern, bei der isolier- ten und nicht sozial entwickelten Arbeit unmittelbar eingeschlos- sen scheint in der Aneignung und Produktion der Produkte bestimm- ter Bodenstcke durch die unmittelbaren Produzenten. Diese G e m e i n s a m k e i t der verschiednen Formen der Rente - ”konomische Realisierung des Grundeigentums zu sein, der juristischen Fiktion, kraft deren verschiedne Individuen be- stimmte Teile des Erdballs ausschlieálich besitzen - l„át die Un- terschiede bersehn. 2. Alle Grundrente ist Mehrwert, Produkt von Mehrarbeit. Sie ist noch direkt Mehrprodukt in ihrer unentwickeltern Form, der Natu- ralrente. Daher der Irrtum, daá die der kapitalistischen Produk- tionsweise entsprechende Rente, die stets (šberschuá ber den Profit, d.h. ber einen Wertteil der Ware ist, der selbst aus Mehrwert (Mehrarbeit) besteht - daá dieser besondre und spezifi- sche Bestandteil des Mehrwerts dadurch erkl„rt sei, daá man die allgemeinen Existenzbedingungen von Mehrwert und Profit berhaupt erkl„rt. Diese Bedingungen sind: Die unmittelbaren Produzenten mssen ber die Zeit hinaus arbeiten, die zur Reproduktion ihrer eignen Arbeitskraft, ihrer selbst erheischt ist. Sie mssen Mehr- arbeit berhaupt verrichten. Dies ist die subjektive Bedingung. Aber die objektive ist, daá sie auch Mehrarbeit verrichten k”n- nen; daá die Naturbedingungen derart sind, daá ein Teil ihrer disponiblen Arbeitszeif zu ihrer Reproduktion und Selbsterhaltung als Produzenten hinreicht, daá die Produktion ihrer notwendigen Lebensmittel nicht ihre ganze Arbeitskraft konsumiert. Die #648# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Fruchtbarkeit der Natur bildet hier eine Grenze, einen Ausgangs- punkt, eine Basis. Andrerseits bildet die Entwicklung der gesell- schaftlichen Produktivkraft ihrer Arbeit die andre. Noch n„her betrachtet, da die Produktion der Nahrungsmittel die allererste Bedingung ihres Lebens und aller Produktion berhaupt ist, muá die in dieser Produktion aufgewandte Arbeit, also die agrikole Arbeit im weitesten ”konomischen Sinn, fruchtbar genug sein, da- mit nicht die ganze disponible Arbeitszeit in der Produktion von Nahrungsmitteln fr die unmittelbaren Produzenten absorbiert wird; also agrikole Mehrarbeit und daher agrikoles Mehrprodukt m”glich sei. Weiter entwickelt, daá die agrikole Gesamtarbeit - notwendige und Mehrarbeit eines Teils der Gesellschaft hinreicht, um die notwendigen Nahrungsmittel fr die ganze Gesellschaft, also auch ir die nicht agrikolen Arbeiter zu erzeugen; daá also diese groáe Teilung der Arbeit zwischen Ackerbauern und Industri- ellen m”glich ist, und ebenso die zwischen denen der Ackerbauern, die Nahrung produzieren, und denen, die Rohstoffe produzieren. Obgleich die Arbeit der unmittelbaren Nahrungsproduzenten fr sie selbst in notwendige und Mehrarbeit zerf„llt, stellt sie so, in bezug auf die Gesellschaft, die nur zur Produktion der Nahrungs- mittel erheischte notwendige Arbeit dar. Dasselbe findet brigens statt bei aller Teilung der Arbeit innerhalb der ganzen Gesell- schaft, im Unterschied von der Teilung den Arbeit innerhalb der einzelnen Werkstatt. Es ist die zur Produktion besondter Artikel - zur Befriedigung eines besondren Bedrfnisses der Gesellschaft fr besondre Artikel notwendige Arbeit. Ist diese Verteilung pro- portionell, so werden die Produkte der verschiednen Gruppen zu ihren Werten (bei weitrer Entwicklung zu ihren Produktionsprei- sen) verkauft, oder aber zu Preisen, die, durch allgemeine Ge- setze bestimmte, Modifikationen dieser Werte resp. Produktions- preise sind. Es ist in der Tat das Gesetz des Werts, wie es sich geltend macht, nicht in bezug auf die einzelnen Waren oder Arti- kel, sondern auf die jedesmallgen Gesamtprodukte der besondren, durch die Teilung der Arbeit verselbst„ndigten gesellschaftlichen Produktionssph„ten; so daá nicht nur auf jede einzelne Ware nur die notwendige Arbeitszeit verwandt ist, sondern daá von der ge- sellschaftlichen Gesamtarbeitszeit nur das n”tige proportionelle Quantum in den verschiednen Gruppen verwandt ist. Denn Bedingung bleibt der Gebrauchswert. Wenn aber der Gebrauchswert bei der einzelnen Ware davon abh„ngt, daá sie an und fr sich ein Bedrf- nis befriedigt, so bei der gesellschaftlichen Produktenmasse da- von, daá sie dem quantitativ bestimmten gesellschaftlichen Be- drfnis fr jede besondere Art von Produkt ad„quat, und die Ar- beit daher im Verh„ltnis dieser gesellschaftlichen Bedrfnisse, die quantitativ #649# 37. Kapitel - Einleitendes ----- umschrieben sind, in die verschiednen Produktionssph„ren propor- tionell verteilt ist. (Dieser Punkt heranzuziehn bei der Vertei- lung des Kapitals in die verschiednen Produktionssph„ren.) Das gesellschaftliche Bedrfnis, d.h. der Gebrauchswert auf gesell- schaftlicher Potenz, erscheint hier bestimmend fr die Quota der gesellschaftlichen Gesamtarbeitszeit, die den verschiednen beson- dren Produktionssph„ren anheimfallen. Es ist aber nur dasselbe Gesetz, das sich schon bei der einzelnen Ware zeigt, n„mlich: daá ihr Gebrauchswert Voraussetzung ihres Tauschwerts und damit ihres Werts ist. Dieser Punkt hat mit dem Verh„ltnis zwischen notwendi- ger und Mehrarbeit nur so viel zu tun, daá mit Verletzung dieser Proportion der Wert der Ware, also auch der in ihm steckende Mehrwert, nicht realisiert werden kann. Z.B. es sei proportionell zuviel Baumwollgewebe produziert, obgleich in diesem Gesamtpro- dukt von Gewebe nur die unter den gegebnen Bedingungen dafr not- wendige Arbeitszeit realisiert. Aber es ist berhaupt zuviel ge- sellschaftliche Arbeit in diesem besondren Zweig verausgabt; d.h. ein Teil des Produkts ist nutzlos. Das Ganze verkauft sich daher nur, als ob es in der notwendigen Proportion produziert w„re. Diese quantitative Schranke der auf die verschiednen besondren Produktionssph„ren verwendbaren Quoten der gesellschaftlichen Ar- beitszeit ist nur weiterentwickelter Ausdruck des Wertgesetzes berhaupt; obgleich die notwendige Arbeitszeit hier einen andern Sinn enth„lt. Es ist nur soundso viel davon notwendig zur Befrie- digung des gesellschaftlichen Bedrfnisses. Die Beschr„nkung tritt hier ein durch den Gebrauchswert. Die Gesellschaft kann, unter den gegebnen Produktionsbedingungen, nur so viel von ihrer Gesamtarbeitszeit auf diese einzelne Art von Produkt verwenden. Aber die subjektiven und objektiven Bedingungen von Mehrarbeit und Mehrwert berhaupt haben mit der bestimmten Form, sei es des Profits, sei es der Rente, nichts zu tun. Sie gelten fr den Mehrwert als solchen, welche besondre Form er immer annehme. Sie erkl„ren die Grundrente daher nicht. 3. Gerade bei der ”konomi- schen Verwertung des Grundeigentums, bei der Entwicklung der Grundrente, tritt als besonders eigentmlich dies hervor, daá ihr Betrag durchaus nicht durch Dazutun ihres Empf„ngers bestimmt ist, sondern durch die von seinem Zutun unabh„ngige Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeit, an der er keinen Teil nimmt. Es wird daher leicht etwas als Eigentmlichkeit der Rente (und des Agrikulturprodukts berhaupt) gefaát, was auf Basis der Warenpro- duktion, und n„her der kapjtalistischen Produktion, die in ihrem ganzen Umfang Warenproduktion ist, allen Produktionszweigen und allen ihren Produkten gemeinschaftlich ist. #650# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Die H”he der Bodenrente (und mit ihr der Wert des Bodens) entwic- kelt sich im Fortgang der gesellschaftlichen Entwicklung als Re- sultat der gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Einerseits w„chst da- mit der Markt und die Nachfrage nach Bodenprodukten, andrerseits unmittelbar die Nachfrage nach Grund und Boden selbst, als kon- kurrierender Produktionsbedingung fr alle m”glichen, auch nicht agrikolen Gesch„ftszweige. N„her, die Rente, und damit der Wert des Bodens, um nur von der eigentlichen Ackerbaurente zu spre- chen, entwickelt sich mit dem Markt fr das Bodenprodukt und da- her mit dem Wachstum der nicht agrikolen Bev”lkerung; mit ihrem Bedrfnis und ihrer Nachfrage teils fr Nahrungsmittel, teils fr Rohstoffe. Es liegt in der Natur der kapitalistischen Produkti- onsweise, daá sie die ackerbauende Bev”lkerung fortw„hrend ver- mindert im Verh„ltnis zur nicht ackerbauenden, weil in der Indu- strie (im engern Sinn) das Wachstum des konstanten Kapitals, im Verh„ltnis zum variablen, verbunden ist mit dem absoluten Wachs- tum, obgleich der relativen Abnahme, des vatiablen Kapitals; w„h- rend in der Agrikultur das variable Kapital absolut abnimmt, das zur Exploitation eines bestimmten Bodenstcks erfordert ist, also nur wachsen kann, soweit neuer Boden bebaut wird, dies aber wie- der voraussetzt noch gr”áres Wachstum der nicht agrikolen Bev”l- kerung. In der Tat liegt hier nicht eine dem Ackerbau und seinen Produk- ten eigentmliche Erscheinung vor. Vielmehr gilt dasselbe auf Ba- sis der Warenproduktion und ihrer absoluten Form, der kapitali- stischen Produktion, fr alle andren Produktionszweige und Pro- dukte. Diese Produkte sind Waren, Gebrauchswerte, die einen Tauschwert, und zwar einen realisierbaren, in Geld verwandelbaren Tauschwert besitzen nur in dem Umfang, worin andre Waren ein Žquivalent fr sie bilden, andre Produkte ihnen als Waren und als Werte gegen- bertreten; in dem Umfang also, worin sie nicht produziert werden als unmittelbare Subsistenzmittel fr ihre Produzenten selbst, sondern als Waren, als Produkte, die nur durch Verwandlung in Tauschwert (Geld), durch ihre Ver„uáerung, zu Gebrauchswerten werden. Der Markt fr diese Waren entwickelt sich durch die ge- sellschaftliche Teilung der Arbeit; die Scheidung der produktiven Arbeiten verwandelt ihre respektiven Produkte wechselseitig in Waren, in Žquivalente freinander, macht sie sich wechselseitig als Markt dienen. Ei ist dies durchaus nichts den Agrikulturpro- dukten Eigentmliches. Die Rente kann sich als Geldrente nur ent- wickeln auf Basis der Warenproduktion, n„her der kapitalistischen Produktion, und sie entwickelt sich in demselben Maá, worin die agrikole Produktion Warenproduktion wird; also in demselben Maá, worin sich die nicht agrikole Produktion ihr gegen- #651# 37. Kapitel - Einleitendes ----- ber selbst„ndig entwickelt; denn in demselben Maá wird das Ac- kerbauprodukt Ware, Tauschwert und Wert. In demselben Maá, wie sich mit der kapitalistischen Produktion die Warenproduktion ent- wickelt, und daher die Produktion von Wert, entwickelt sich die Produktion von Mehrwert und Mehrprodukt. Aber in demselben Maá, wie letztre sich entwickelt, entwickelt sich die F„higkeit des Grundeigentums, einen wachsenden Teil dieses Mehrwerts, vermit- telst seines Monopols an der Erde, abzufangen, daher den Wert seiner Rente zu steigern und den Preis des Bodens selbst. Der Ka- pitalist ist noch selbstt„tiger Funktion„r in der Entwicklung dieses Mehrwerts und Mehrprodukts. Der Grundeigentmer hat nur den so ohne sein Zutun wachsenden Anteil am Mehrprodukt und Mehr- wert abzufangen. Dies ist das FIgentmliche seiner Stellung, nicht aber dies, daá der Wert der Bodenprodukte und daher des Bo- dens immer w„chst in dem Maá, wie der Markt sich dafr erweitert, die Nachfrage zunimmt und mit ihr die Warenwelt, die dem Boden- produkt gegenbersteht, also in andren Worten die Masse der nicht agrikolen Warenproduzenten und der nicht agr'kolen Warenproduk- tion. Da dies aber ohne sein Zutun geschieht, erscheint es bei ihm als etwas Spezifisches, daá Wertmasse, Masse des Mehrwerts und Verwandlung eines Teils dieses Mehrwerts in Bodenrente von dem gesellschaftlichen Produktionsprozeá, von der Entwicklung der Warenproduktion berhaupt abh„ngt. Daher will z.B. Dove hieraus die Rente entwickeln. Er sagt, die Rente h„ngt ab nicht von der Masse des agrikolen Produkts, sondern von seinem Wert [98]; die- ser aber h„ngt ab von der Masse und der Produktivit„t der nicht agrikolen Bev”lkerung. Dies gilt aber von jedem andern Produkt, daá es sich nur als Ware entwickelt teils mit der Masse, teils mit der Mannigfaltigkeit der Reihe andrer Waren, die Žquivalente dafr bilden. Es ist dies schon bei der allgemeinen Darstellung des Werts gezeigt worden 1*). Einerseits h„ngt die Tauschf„hig- keit eines Produkts berhaupt ab von der Vielfachheit der Waren, die auáer ihm existieren. Andrerseits h„ngt davon im besondren ab die Masse, worin es selbst als Ware produziert werden kann. Kein Produzent, der Industrielle sowenig wie der Ackerbauer, iso- liert betrachtet, produziert Wert oder Ware. Sein Produkt wird nur Wert und Ware in bestimmtem gesellschaftlichen Zusammenhang. Erstens, soweit es als Darstellung gesellschaftlicher Arbeit er- scheint, also seine eigne Arbeitszeit als Teil der gesellschaft- lichen Arbeitszeit Oberhaupt; zweitens: dieser gesellschaftliche Charakter seiner Arbeit erscheint als ein seinem Produkt ----- 1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 25/26 und Band 23 unserer Ausgabe, S. 103 #652# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- aufgepr„gter gesellschaftlicher Charakter, in seinem Geldcharak- ter und in seiner durch den Preis bestimmten allgemeinen Aus- tauschbarkeit. Wenn also einerseits, statt die Rente zu erkl„ren, Mehrwert oder in noch bornierterer Fassung Mehrprodukt berhaupt erkl„rt wird, so wird hier andrerseits das Versehen begangen, einen Charakter, der allen Produkten als Waren und Werten zu- kommt, den Ackerbauprodukten ausschlieálich zuzuschreiben. Noch mehr wird dies verflacht, wenn von der allgemeinen Bestimmung des Werts auf die Realisierung eines bestimmten Warenwerts zurckge- gangen wird. Jede Ware kann ihren Wert nur realisieren im Zirku- lationsprozeá, und ob und wieweit sie ihn realisiert, h„ngt von den jedesmallgen Marktbedingungen ab. Es ist also nicht das Ei- gentmliche der Grundrente, daá die Agrikulturprodukte sich zu Werten und als Werte entwickeln, d.h. daá sie als Waren den an- dern Waren und die nicht agrikolen Produkte ihnen als Waren ge- genbertreten, oder daá sie sich als besondre Ausdrcke gesell- schaftlicher Arbeit entwickeln. Das Eigentmliche ist, daá mit den Bedingungen, worin sich die Agrikulturprodukte als Werte (Waren) entwickeln, und mit den Bedingungen der Reallsation ihrer Werte auch die Macht des Grundeigentums sich entwickelt, einen wachsenden Teil dieser ohne sein Zutungeschaffnen Werte sich an- zueignen, ein wachsender Teil des Mehrwerts sich in Grundrente verwandelt. #653# ----- ACHTUNDDREISSIGSTES KAPITEL Die Differentialrente: Allgemeines Bei Analyse der Bodenrente wollen wir zun„chst von der Vorausset- zung ausgehn, daá Produkte, die eine solche Rente zahlen, bei denen ein Teil des Mehrwerts, also auch ein Teil des Gesamtprei- ses sich in Rente aufl”st - fr unsern Zweck reicht es hin, Ac- kerbauprodukte oder auch Bergwerksprodukte zu bercksichtigen -, daá also Boden- oder Bergwerksprodukte, wie alle andren Waren, zu ihren Produktionspreisen verkauft werden. D.h. ihre Verkaufs- preise sind gleich ihren Kostelementen (dem Wert des aufgezehrten konstanten und variablen Kapitals) plus einem Profit, bestimmt durch die allgemeine Profitrate, berechnet auf das vorgeschoáne Gesamtkapital, verbrauchtes und nicht verbrauchtes. Wir nehmen also an, daá die durchschnittlichen Verkaufspreise dieser Pro- dukte gleich ihren Produktionspreisen sind. Es fragt sich dann, wie unter dieser Voraussetzung sich eine Grundrente entwickeln, d.h. ein Teil des Profits sich in Grundrente verwandeln, daher ein Teil des Warenpreises dem Grundeigentmer anheimfallen kann. Um den allgemeinen Charakter dieser Form der Grundrente zu zei- gen, unterstellen wir, die Fabriken in einem Lande wrden in beegender Anzahl durch Dampfmaschinen getrieben, eine bestimmte Minderzahl jedoch durch natrliche Wasserf„lle. Unterstellen wir, der Produktionspreis in jenen Industriezweigen sei 115 fr eine Masse von Waren, worin ein Kapital von 100 verzehrt ist. Die 15% Profit sind berechnet nicht nur auf das konsumierte Kapital von 100, sondern auf das Gesamtkapital, das in der Produktion dieses Warenwerts angewandt ist. Dieser Produktionspreis 1*), wie frher er”rtert, ist bestimmt, nicht durch den individuellen Kostpreis jedes einzelnen produzierenden Industriellen, sondern durch den Kostpreis, den die Ware durchschnittlich kostet unter den Durch- schnittsbedingungen ----- 1*) 1. Auflage: Produktionsprozeá; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #654# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- des Kapitals in der ganzen Produktionssph„re. Es ist in der Tat der Marktproduktionspreis; der durchschnittliche Marktpreis im Unterschied zu seinen Oszillationen. Es ist berhaupt in der Ge- stalt des Marktpreises und weiter in der Gestalt des regulieren- den Marktpreises oder Marktproduktionspreises, daá sich die Natur des Werts der Waren darstellt, sein Bestimmtsein nicht durch die zur Produktion eines bestimmten Waren quantums oder einzelner Wa- ren individuell, fr einen bestimmten einzelnen Produzenten not- wendige Arbeitszeit, sondern durch die gesellschaftlich notwen- dige Arbeitszeit; durch die Arbeitszeit, die erheischt ist, unter dem gegebnen Durchschnitt der gesellschaftlichen Produktionsbe- dingungen das gesellschaftlich erheischte Gesamtquantum der auf dem Markt befindlichen Warenspezies zu erzeugen. Da die bestimmten Zahlenverh„ltnisse hier vollst„ndig gleichgl- tig sind, wollen wir ferner annehmen, daá der Kostpreis in den Fabriken, die durch Wasserkraft getrieben werden, nur 90 statt 100 betrage. Da der den Markt regulierende Produktionspreis der Masse dieser Waren = 115, mit einem Profit von 15 %, so werden die Fabrikanten, die ihre Maschinen mit Wasserkraft treiben, ebenfalls zu 115 verkaufen, d.h. zu dem den Marktpreis regulie- renden Durchschnittspreis. Ihr Profit betrge daher 25 statt 15; der regulierende Produktionspreis erlaubte ihnen einen Sur- plusprofit von 10% zu machen, nicht weil sie ihre Ware ber, son- dern weil sie sie zu dem Produktionspreis verkaufen, weil ihre Waren produziert werden oder ihr Kapital fungiert unter ausnahms- weis gnstigen Bedingungen, Bedingungen, die ber dem Durch- schnittsniveau der in dieser Sph„re herrschenden st„nden. Zweierlei zeigt sich sofort: Erstens: Der Surplusprofit der Produzenten, die den natrlichen Wasserfall als Triebkraft anwenden, verh„lt sich zun„chst wie al- ler Surplusprofit (und wir haben diese Kategorie bereits entwic- kelt bei Darstellung der Produktionspreise), der nicht zuf„lliges Resultat von Transaktionen im Zirkulationsprozeá, von zuf„lligen SchwanLungen der Marktpreise ist. Dieser Surplusprofit also ist ebenfalls gleich der Differenz zwischen dem individuellen Produk- tionspreis dieser begnstigten Produzenten und dem allgemeinen gesellschaftlichen, den Markt regulierenden Produktionspreis die- ser ganzen Produktionssph„re. Diese Differenz ist gleich dem šberschuá des allgemeinen Produktionspreises der Ware ber ihren individuellen Produktionspreis. Die zwei regulierenden Grenzen dieses šberschusses sind auf der einen Seite der individuelle Kostpreis und daher der individuelle Produktionspreis, auf der andern der allgemeine Produktionspreis. Der Wert der mit dem Was- serfall produzierten Ware ist kleiner, weil zu ihrer Produktion #655# 38. Kapitel - Die Diiferentialrente: Allgemeines ----- ein kleineres Gesamtquantum Arbeit erfordert ist, n„mlich weniger Arbeit, die in vergegenst„ndlichter Form, als Teil des konstanten Kapitals eingeht. Die hier angewandte Arbeit ist produktiver, ihre individuelle Produktivkraft ist gr”áer als die in der Masse derselben Art Fabriken angewandten Arbeit. Ihre gr”áre Produktiv- kraft zeigt sich darin, daá sie, um dieselbe Masse Waren zu pro- duzieren, ein geringres Quantum konstantes Kapital braucht, ein geringres Quantum vergegenst„ndlichter Arbeit als die andren; da- neben auáerdem ein geringeres Quantum lebendiger Arbeit, da das Wasserrad nicht geheizt zu werden braucht. Diese gr”áre individu- elle Produktivkraft der angewandten Arbeit vermindert den Wert, aber auch den Kostpreis und damit den Produktionspreis der Ware. Fr den Industriellen stellt sich dies so dar, daá fr ihn der Kostpreis der Ware geringer ist. Er hat weniger vergegenst„nd- lichte Arbeit zu zahlen und ebenso weniger Arbeitslohn fr weni- ger angewandte lebendige Arbeitskraft. Da der Kostpreis seiner Ware geringer, ist auch sein individueller Produktionspreis ge- ringer. Der Kostpreis fr ihn ist 90 statt 100. Also w„re auch sein individueller Produktionspreis statt 115 nur 103 1/2 (100:115 = 90:103 1/2). Die Differenz zwischen seinem individuel- len Produktionspreis und dem allgemeinen ist begrenzt durch die Differenz zwischen seinem individuellen Kostpreis und dem allge- meinen. Dies ist eine der Gr”áen, die die Grenzen fr seinen Sur- plusprofit 1*) bilden. Die andre ist die Gr”áe des allgemeinen Produktionspreises, worin die allgemeine Profitrate als einer der regelnden Faktoren eingeht. Wrden die Kohlen wohlfeiler, so n„hme die Differenz zwischen seinem individuellen und dem allge- meinen Kostpreis ab und daher sein Surplusprofit. Máte er die Ware zu ihrem individuellen Wert oder dem durch ihren individuel- len Wert bestimmten Produktionspreis verkaufen, so fiele die Dif- ferenz fort. Sie ist einerseits das Resultat davon, daá die Ware zu ihrem allgemeinen Marktpreis verkauft wird, zum Preis, wozu die Konkurrenz die Einzelpreise ausgleicht, andrerseits davon, daá die gr”áre individuelle Produktivkraft der von ihm in Bewe- gung gesetzten Arbeit nicht den Arbeitern zugute kommt, sondern, wie alle Produktivkraft der Arbeit, ihrem Anwender; daá sie sich als Produktivkraft des Kapitals darstellt. Da die eine Schranke dieses Surplusprofits die H”he des allgemeinen Produktionspreises ist, wovon die H”he der allgemeinen Profitrate einer der Fakto- ren, so kann er nur entspringen aus der Differenz zwischen dem allgemeinen und dem individuellen Produktionspreis, daher aus der Differenz zwischen der individuellen und der allgemeinen Pro- fitrate. Ein šberschuá ----- 1*) 1. Auflage: sein Surplusprodukt #656# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- ber diese Differenz unterstellt den Verkauf von Produkt ber, nicht zu, dem durch den Markt geregelten Produktionspreis. Zweitens: Bisher unterscheidet sich der Surplusprofit des Fabri- kanten, der den natrlichen Wasserfall statt des Dampfs als Triebkraft anwendet, in keiner Art von allem andern Surpluspro- fit. Aller normale, d.h. nicht durch zuf„llige Verkaufsgesch„fte oder durch Schwankungen des Marktpreises hervorgebrachte Sur- plusprofit ist bestimmt durch die Differenz zwischen dem indivi- duellen Produktionspreis der Waren dieses besondren Kapitals und dem allgemeinen Produktionspreis, der die Marktpreise der Waren des Kapitals dieser Produktionssph„re Oberhaupt regelt oder die Marktpreise der Waren des in dieser Produktionssph„re angelegten Gesamtkapitals. Aber jetzt kommt der Unterschied. Welchem Umstand verdankt der Fabrikant im vorliegenden Fall sei- nen Surplusprofit, den šberschuá, den der durch die allgemeine Profitrate regulierte Produktionspreis ihm pers”nlich abwirft? In erster Instanz einer Naturkraft, der Triebkraft des Wasser- falls, der von Natur sich vorfindet und der nicht wie die Kohle, welche Wasser in Dampf verwandelt, selbst Produkt der Arbeit ist, daher Wert hat, durch ein Žquivalent bezahlt werden muá, kostet. Es ist ein natrlicher Produktionsagent, in dessen Erzeugung keine Arbeit eingeht. Aber das ist nicht alles. Der Fabrikant, der mit der Dampfma- schine arbeitet, wendet auch Naturkr„fte an, die ihm nichts ko- sten, die aber die Arbeit produktiver machen und, sofern sie da- durch die Herstellung der fr die Arbeiter erheischten Lebensmit- tel verwohlfellern, den Mehrwert und daher den Profit erh”hen; die also ganz so gut vom Kapital monopolisiert werden wie die ge- sellschaftlichen Naturkr„fte der Arbeit, die aus Kooperation, Teilung etc. entspringen. Der Fabrikant zahlt die Kohlen, aber nicht die F„higkeit des Wassers, seinen Aggregatzustand zu „n- dern, in Dampf berzugehn, nicht die Elastizit„t des Dampfs usw. Diese Monopolisierung der Naturkr„fte, d.h. der durch sie bewirk- ten Steigerung der Arbeitskraft, ist allem Kapital gemeinsam, das mit Dampfmaschinen arbeitet. Sie mag den Teil des Arbeitspro- dukts, der Mehrwert darstellt, erh”hen gegen den Teil, der sich in Arbeitslohn verwandelt. Soweit sie dies tut, erh”ht sie die allgemeine Profitrate, aber sie schafft keinen Surplusprofit, der eben im Oberschuá des individuellen Profits ber den Durch- schnittsprofit besteht. Daá die Anwendung einer Naturkraft, des Wasserfalls, hier Surplusprofit schafft, kann also nicht allein aus der Tatsache entspringen, daá die gesteigerte Produktivkraft der Arbeit hier der Anwendung einer Naturkraft geschuldet ist. Es mssen weitere modifizierende Umst„nde eintreten. #657# 38. Kapitel - Die Differentialrente: Allgemeines ----- Umgekehrt. Die bloáe Anwendung von Naturkr„ften in der Industrie mag auf die H”he der allgemeinen Profitrate, weil auf die Masse der zur Produktion notwendiger Lebensmittel erheischten Arbeit einwirken. Sie schafft aber an und fr sich keine Abweichung von der allgemeinen Profitrate, und gerade um eine solche handelt es sich hier. Ferner: Der Surplusprofit, den sonst ein individuelles Kapital in einer besondren Produktionssph„re realisiert - denn die Abweichungen der Profittaten zwischen den besondren Produkti- onssph„ren gleichen sich fortw„hrend zur Durchschnittsprofitrate aus -, entspringt, von den nur zuf„lligen Abweichungen abgesehn, aus einer Verminderung des Kostpreises, also der Produktionsko- sten, die entweder dem Umstand geschuldet ist, daá Kapital in gr”áren als den durchschnittlichen Massen angewandt wird und sich daher die faux frais der Produktion vermindern, w„hrend die all- gemeinen Ursachen der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit (Kooperation, Teilung etc.) in h”herm Grade, mit mehr Intensit„t, weil auf gr”árem Arbeitsfeld, wirken k”nnen; oder aber dem Um- stand, daá, abgesehn vom Umfang des fungierenden Kapitals, beáre Arbeitsmethoden, neue Erfindungen, verbesserte Maschinen, chemi- sche Fabrikgeheimnisse etc., kurz neue, verbesserte, ber dem Durchschnittsniveau stehende Produktionsmittel und Produktionsme- thoden angewandt werden. Die Verminderung des Kostpreises und der daraus entflieáende Surplusprofit entspringen hier aus der Art und Weise, wie das fungierende Kapital angelegt wird. Sie ent- springen entweder daraus, daá es in ausnahmswels groáen Massen in einer Hand konzentriert ist ein Umstand, der sich aufhebt, sobald gleich groáe Kapitalmassen durchschnittlich angewandt werden - oder daá Kapital von bestimmter Gr”áe in besonders produktiver Weise fungiert - ein Umstand, der wegf„llt, sobald sich die ex- zeptionelle Produktionsweise verallgemeinert oder von noch mehr entwickelter berflgelt wird. Die Ursache des Surplusprofits entspringt hier also aus dem Kapi- tal selbst (worin die davon in Bewegung gesetzte Arbeit einbe- griffen); sei es aus einem Gr”áenunterschied des angewandten Ka- pitals, sei es aus zweckm„áigerer Anwendung desselben; und an und fr sich steht nichts im Wege, daá alles Kapital in derselben Produktionssph„re in derselben Weise angelegt wird. Die Konkur- renz zwischen den Kapitalen strebt im Gegenteil, diese Unter- schiede mehr und mehr auszugleichen; die Bestimmung des Werts durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit setzt sich durch in der Verwohlfellerung der Waren und dem Zwang, die Waren unter denselben gnstigen Verh„ltnissen herzustellen. Es verh„lt sich aber anders t dem Surplusprofit des Fabrikanten, der den Wasserfall anwendet. Die #658# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- gesteigerte Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit ent- springt weder aus dem Kapital und der Arbeit selbst, noch aus bloáer Anwendung einer von Kapital und Arbeit unterschiednen, aber dem Kapital einverleibten Naturkraft. Sie entspringt aus der gr”áren naturwchsigen Produktivkraft der Arbeit, gebunden an die Benutzung einer Naturkraft, aber nicht einer Naturkraft, die al- lem Kapital in derselben Produktionssph„re zur Verfgung steht, wie z.B. die Elastizit„t des Dampfs; deren Anwendung sich also nicht von selbst versteht, sobald berhaupt Kapital in dieser Sph„re angelegt wird. Sondern einer monopolisierbaren Naturkraft, die wie der Wasserfall nur denen zur Verfgung steht, die ber besondre Stcke des Erdbodens und seine Appartenentien zu verf- gen haben. Es h„ngt durchaus nicht vom Kapital ab, diese Naturbe- dingung gr”árer Produktivkraft der Arbeit ins Leben zu rufen, in der Art, wie jedes Kapital Wasser in Dampf verwandeln kann. Sie findet sich nur lokal, in der Natur vor und ist da, wo sie sich nicht vorfindet, nicht herstellbar durch bestimmte Auslage von Kapital. Sie ist nicht gebunden an durch Arbeit herstellbare Pro- dukte wie Maschinen, Kohlen etc., sondern an bestimmte Naturver- h„ltnisse bestimmter Teile des Bodens. Der Teil der Fabrikanten, der die Wasserf„lle besitzt, schlieát den Teil, der sie nicht be- sitzt, von der Anwendung dieser Naturkraft aus, weil der Boden und noch mehr der mit Wasserkraft begabte Boden beschr„nkt ist. Es schlieát dies nicht aus, daá, obgleich die Masse der natrli- chen Wasserf„lle in einem Lande beschr„nkt ist, die Masse der zur Industrie vernutzbaren Wasserkraft vermehrt werden kann. Der Was- serfall kann knstlich abgeleitet werden, um seine Triebkraft vollst„ndig auszunutzen; den Fall gegeben, kann das Wasserrad verbessert werden, um m”glichst viel von der Wasserkraft zu ver- wenden; wo das gew”hnliche Rad fr die Wasserzufuhr nicht paát, k”nnen Turbinen angewandt werden etc. Der Besitz dieser Natur- kraft bildet ein Monopol in der Hand ihres Besitzers, eine Bedin- gung hoher Produktivkraft des angelegten Kapitals, die nicht durch den Produktionsprozeá des Kapitals selbst hergestellt wer- den kann 33); diese Naturkraft, die so monopolisierbar ist, haf- tet immer an der Erde. Eine solche Naturkraft geh”rt nicht zu den allgemeinen Bedingungen der fraglichen Produktionssph„re und nicht zu den Bedingungen derselben, die allgemein herstellbar sind. Denken wir uns nun die Wasserf„lle, mit dein Boden, zu dem sie geh”ren, in der Hand von Subjekten, die als Inhaber dieser Teile des Erdballs gelten' als Grundeigentmer, so schlieáen sie die Anlage des Kapitals am Wasserfall --- 33) Siehe ber den Extraprofit die "Inquiry" (gegen Malthus). #659# 38. Kapitel - Die Differentialrente: Allgemeines ----- und seine Benutzung durch das Kapital aus. Sie k”nnen die Benut- zung erlauben oder versagen. Aber das Kapital aus sich kann den Wasserfall nicht schaffen. Der Surplusprofit, der aus dieser Be- nutzung des Wasserfalls entspringt, entspringt daher nicht aus dem Kapital, sondern aus der Anwendung einer rnonopolisierbaren und monopolisierten Naturkraft durch das Kapital. Unter diesen Umst„nden verwandelt sich der Surplusprofit in Grundrente, d.h. er f„llt dem Eigentmer des Vasserfalls zu. Zahlt der Fabrikant diesem 10 Pfd.St. j„hrlich fr seinen Wasserfall, so betr„gt sein Profit 15 Pfd.St.; 15% auf die 100 Pfd.St., worauf dann seine Produktionskosten sich belaufen; und er steht sich ganz ebenso gut, m”glicherweise besser, als alle andren Kapitalisten seiner Produktionssph„re, die mit Dampf arbeiten. Es wrde nichts an der Sache „ndern, wenn der Kapitalist selbst den Wasserfall eignete. Er wrde nach wie vor den Surplusprofit von 10 Pfd.St. nicht als Kapitalist, sondern als Eigentmer des Wasserfalls bezichn, und eben weil dieser šberschuá nicht aus seinem Kapital als solchem, sondern aus der Verfgung ber eine von seinem Kapital trennbare, monopolisierbare, in ihrem Umfang beschr„nkte Naturkraft ent- springt, verwandelt er sich in Grundrente. Erstens: Es ist klar, daá diese Rente immer Digerentialrente ist, denn sie geht nicht bestimmend ein in den allgemeinen Produkti- onspreis der Ware, sondern setzt ihn voraus. Sie entspringt stets aus der Differenz zwischen dem individuellen Produktionspreis des Einzelkapitals, dem die monopolisierte Naturkraft zur Verfgung steht, und dem allgemeinen Produktionspreis des in der fraglichen Produktionssph„re berhaupt angelegten Kapitals. Zweitens: Diese Grundrente entspringt nicht aus der absoluten Er- h”hung der Produktivkraft des angewandten Kapitals, resp. der von ihm angeeigneten Arbeit, die Oberhaupt nur den Wert der Waren vermindern kann; sondern aus der gr”áten relativen Fruchtbarkeit bestimmter, in einer Produktionssph„re angelegter Einzelkapitale, verglichen mit den Kapitalanlagen, die von diesen ausnahmsweisen, naturgeschaffnen Gunstbedingungen der Produktivkraft ausgeschlos- sen sind. Wenn z.B. die Benutzung des Dampfs, obgleich die Kohlen Wert haben und die Wasserkraft nicht, berwiegende Vorteile ge- w„hrte, die bei Benutzung der Wasserkraft ausgeschlossen w„ren, sie mehr als kompensierten, so wrde die Wasserkraft nicht ange- wandt und k”nnte keinen Surplusprofit, daher keine Rente erzeu- gen. Drittens: Die Naturkraft ist nicht die Quelle des Surplusprofit. sondern nur eine Naturbasis desselben, weil die Naturbasis der ausnahmsweis #660# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- erh”hten Produktivkraft der Arbeit. So ist der Gebrauchswert berhaupt Tr„ger des Tauschwerts, aber nicht seine Ursache. Der- selbe Gebrauchswert, k”nnte er ohne Arbeit verschafft werden, h„tte keinen Tauschwert, behielte aber nach wie vor seine natr- liche Ntzlichkeit als Gebrauchswert. Andrerseits aber hat ein Ding keinen Tauschwert ohne Gebrauchswert, also ohne solchen na- trlichen Tr„ger der Arbeit. Glichen sich nicht die verschiednen Werte zu Produktionspreisen und die verschiednen individuellen Produktionspreise zu einem allgemeinen, den Markt regulierenden Produktionspreis aus, so wrde die bloáe Steigerung der Produk- tivkraft der Arbeit durch den Gebrauch des Wasserfalls nur den Preis der mit dem Wasserfall produzierten Waren erniedrigen, ohne den in diesen Waren steckenden Profittell zu erh”hen, ganz wie sich andrerseits diese gesteigerte Produktivkraft der Arbeit berhaupt nicht in Mehrwert verwandeln wrde, appropriierte nicht das Kapital die Produktivkraft, natrliche und gesellschaftliche, der von ihm angewandten Arbeit als seine eigne. Viertens: Das Grundeigentum am Wasserfall hat mit der Sch”pfung des Teils des Mehrwerts (Profits) und daher des Preises der Ware berhaupt die mit Hilfe des Wasserfalls produziert wird, an und fr sich nichts zu schalten. Dieser Surplusprofit existierte auch, wenn kein Grundeigentum existierte, wenn z.B. das Land, wozu der Wasserfall geh”rte, vom Fabrikanten als herrenloses Land benutzt wrde. Das Grundeigentum schafft also nicht den Wertteil, der sich in Sur- plusprofit verwandelt, sondern es bef„higt nur den Grundeigent- mer, den Eigentmer des Wasserfalls, diesen Surplusprofit aus der Tasche des Fabrikanten in seine eigne zu locken. Es ist die Ursa- che, nicht der Sch”pfung dieses Surplusprofits, sondern seiner Verwandlung in die Form der Grundrente, daher der Aneignung die- ses Teils des Profits, resp. des Warenpreises, durch den Grund- oder Wasserfallseigentmer. Fnftens: Es ist klar, daá der Preis des Wasserfalls, also der Preis, den der Grundeigentmer erhielte, verkaufte er ihn an eine dritte Person oder auci, an den Fabrikanten selbst, zun„chst nicht in den Produktionspreis dei Waren eingeht, obgleich in den individuellen Kostpreis des Fabrikanten; denn die Rente ent- springt hier aus dem, unabh„ngig vom Wasserfall regulierten, Pro- duktionspreis der mit Dampfmaschinen produzierten Waren derselben Art. Ferner aber ist dieser Preis des Wasserfalls berhaupt ein irrationeller Ausdruck, hinter dem sich ein reelles ”konomisches Verh„ltnie versteckt. Der Wasserfall, wie die Erde berhaupt, wie alle Naturkraft, hal keinen Wert, weil er keine in ihm vergegen- st„ndlichte Arbeit darstellt und daher auch keinen Preis, der normalster nichts ist als der in Geld ausgedrckte #661# 38. Kapitel - Die Differentialrente- Allgemeines ----- Wert. Wo kein Wert ist, kann eo ipso auch nichts in Geld darge- stellt werden. Dieser Preis ist nichts als die kapitalisierte Rente. Das Grundeigentum bef„higt den Eigentmer, die Differenz zwischen dem individuellen Profit und dem Durchschnittsprofit ab- zufangen; der so abgefangne Profit, der sich j„hrlich erneuert, kann kapitalisiert werden und erscheint dann als Preis der Natur- kraft selbst. Ist der Surplusprofit, den die Benutzung des Was- serfalls dem Fabrikanten abwirft, 10 Pfd.St. j„hrlich und der Durchschnittszins 5%, so stellen diese 10 Pfd.St. j„hrlich den Zins eines Kapitals von 200 Pfd.St. dar; und diese Kapitalisation der j„hrlichen 10 Pfd.St., die der Wasserfall seinen Eigentmer bef„higt, dem Fabrikanten abzufangen, erscheint dann als Kapital- wert des Wasserfalls selbst. Daá nicht dieser selbst Wert hat, sondern sein Preis bloáer Reflex des abgefangnen Surplusprofits ist, kapitalistisch berechnet, zeigt sich gleich darin, daá der Preis von 200 Pfd.St. nur das Produkt des Surplusprofits von 10 Pfd.St. mit 20 Jahren darstellt, w„hrend unter sonst gleichblei- benden Umst„nden derselbe Wasserfall fr unbestimmte Zeit, 30, 100, x Jahre den Eigentmer bef„higt, j„hrlich diese 10 Pfd.St. abzufangen, und w„hrend andrerseits, wenn eine neue, nicht auf Wasserkraft anwendbare Produktionsmethode den Kostpreis der mit der Dampfmaschine produzierten Waren von 100 auf 90 Pfd.St. er- niedrigte, der Surplusprofit und damit die Rente und damit der Preis des Wasserfalls verschwende. Nachdem wir so den allgemeinen Begriff der Differentialrente festgesetzt, gehn wir nun zur Betrachtung derselben in der ei- gentlichen Agrikultur ber. Was von ihr gesagt wird, gilt im gan- zen auch fr Bergwerke. #662# ----- NEUNUNDDREISSIGSTES KAPITEL Erste Form der Differentialrente (Differentialrente I) Ricardo hat vollst„ndig recht in folgenden S„tzen: "Rent" (d.h. Differentialrente; er unterstellt, daá berhaupt keine Rente existiert auáer Differentialrente) "is always the difference between the produce obtained by the employment of two equal quantities of capital and labour." 1*) ("Principies", p. 59.) "Auf derselben Bodenquantit„t", h„tte er hinzufgen mssen, so- weit es sich um Grundrente und nicht um Surplusprofit berhaupt handelt. In andern Worten: Surplusprofit, wenn normal und nicht durch zu- f„llige Begebenheiten im Zirkulationsprozeá erzeugt, wird immer produziert als Differenz zwischen dem Produkt von zwei gleichen Mengen Kapital und Arbeit, und dieser Surplusprofit verwandelt sich in Bodenrente, wenn zwei gleiche Mengen Kapital und Arbeit auf gleichen Bodenfl„chen mit ungleichen Resultaten besch„ftigt werden. Es ist brigens keineswegs unbedingt erforderlich, daá dieser Surplusprofit aus den ungleichen Resultaten gleicher Men- gen von besch„ftigtem Kapital entspringt. Es k”nnen auch in den verschiednen Anlagen ungleich groáe Kapitale besch„ftigt sein; dies ist sogar meist die Voraussetzung; aber gleiche proportio- nelle Teile, also z.B. 100 Pfd.St. von jedem, geben ungleiche Re- sultate; d.h. die Profitrate ist verschieden. Dies ist die allge- meine Voraussetzung fr das Dasein des Surplusprofits in einer beliebigen Sph„re der Kapitalanlage šberhaupt. Das zweite ist die Verwandlung dieses Surplusprofits in die Form der Grundrente (berhaupt der Rente, als einer vom Profit unterschiednen Form); es muá immer untersucht werden, wann, wie, unter welchen Umst„n- den diese Verwandlung stattfindet. ----- 1*) "Rente ist immer die Differenz zwischen dem Produkt, das man durch Anwendung von zwei gleichen Mengen Kapital und Arbeit er- h„lt." #663# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- Ricardo hat ferner recht mit Bezug auf den folgenden Satz, sofern er auf Differentialrente eingeschr„nkt wird: "Whatever diminishes the inequality in the produce obtained on the same or on new land, tends to lower rent; and whatever in- creases that inequality, necessarily produces an opposite effect, and tends to raise it." 1*) (p. 74.) Unter diese Ursachen aber geh”ren nicht nur die allgemeinen (Fruchtbarkeit und Lage), sondern 1. die Steuerverteilung, je nachdem sie gleichm„áig wirkt oder nicht; das letztre ist immer der Fall, wenn sie, wie in England, nicht zentralisiert ist und wenn die Steuer auf den Boden und nicht auf die Rente erhoben wird; 2. die Ungleichheiten, die aus der verschiednen Entwicklung der Agrikultur in verschiednen Landestellen hervorgehn, indem sich dieser Industriezweig, seines traditionellen Charakters we- gen, schwerer nivelliert als die Manufaktur, und 3. die Ungleich- heit, worin Kapital unter die P„chter verteilt ist. Da die Besit- zergreifung der Agrikultur durch die kapitalistische Produktions- weise, die Verwandlung der selbstwirtschaftenden Bauern in Lohn- arbeiter, in der Tat die letzte Eroberung dieser Produktionsweise berhaupt ist, so sind diese Ungleichheiten hier gr”áer als in irgendeinem andern Industriezweig. Nach diesen Vorbemerkungen will ich erst ganz kurz zusammenstellen die Eigentmlichkeiten meiner Entwicklung im Unterschied der von Ricardo etc. --- Wir betrachten zuerst die ungleichen Ergebnisse gleicher Mengen von Kapital, angewandt auf verschiedne L„ndereien von gleichem Umfang; oder, bei ungleichem Umfang, die Ergebnisse berechnet auf gleich groáe Bodenfl„chen. Die zwei allgemeinen, vom Kapital unabh„ngigen Ursachen dieser ungleichen Ergebnisse sind: 1. die Fruchtbarkeit (es ist zu die- sem Punkt 1 auseinanderzusetzen, was alles und welche verschied- nen Momente in der natrlichen Fruchtbarkeit der L„ndereien ein- begriffen sind), 2. die Lage der L„ndereien. Die letztre ist ent- scheidend bei Kolonien und šberhaupt entscheidend fr die Reihen- folge, worin L„ndereien nacheinander in Bebauung genommen werden k”nnen. Ferner ist es klar, daá diese zwei verschiednen ----- 1*) "Was immer die Ungleichheit des Produkts vermindert, das man auf demselben oder auf neuem Land erh„lt, hat die Tendenz, die Rente zu senken; und was immer diese Ungleichheit vermehrt, er- zeugt notwendigerweise eine entgegengesetzte Wirkung, hat die Tendenz, sie zu erh”hen." #664# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Grnde der Differentialrente, Fruchtbarkeit und Lage, in entge- gengesetzter Richtung wirken k”nnen. Ein Boden kann sehr gut ge- legen und sehr wenig fruchtbar sein, und umgekehrt. Dieser Um- stand ist wichtig, denn er erkl„rt uns, warum bei der Urbarma- chung des Bodens eines gegebnen Landes ebensowohl von besserm Land zu schlechterem, wie umgekehrt vorgeschritten werden kann. Endlich ist klar, daá der Fortschritt der sozialen Produktion berhaupt einerseits nivellierend wirkt auf die Lage als Grund der Differentialrente, indem er lokale M„rkte schafft und durch Herstellung der Kommunikations- und Transportmittel Lage schafft; andrerseits die Unterschiede der lokalen Lagen der L„ndereien steigert, durch die Trennung der Agrikultur von der Manufaktur und durch Bildung groáer Zentren der Produktion nach der einen, wie durch relative Vereinsamung desm Landes nach andrer Seite hin. Zun„chst aber lassen wir diesen Punkt, die Lage, auáer acht und betrachten bloá den der natrlichen Fruchtbarkeit. Abgesehn von klimatischen etc. Momenten, besteht der Unterschied der natrli- chen Fruchtbarkeit im Unterschied der chemischen Zusammensetzung der Bodenoberfl„che, d.h. in ihrem verschiednen Gehalt an den Nahrungsstoffen der Pflanzen. Indes, gleichen chemischen Gehalt und in diesem Sinn gleiche natrliche Fruchtbarkeit zweier Boden- fl„chen vorausgesetzt, wird die wirkliche, effektive Fruchtbar- keit verschieden sein, je nachdem sich diese Nahrungsstoffe in einer Form befinden, worin sie mehr oder minder assimilierbar, unmittelbar verwertbar fr die Nahrung der Pflanzen sind. Es wird also teils von der chemischen, teils von der mechanischen Ent- wicklung der Agrikultur abh„ngen, wieweit auf natrlich gleich fruchtbaren L„ndereien dieselbe natrliche Fruchtbarkeit disponi- bel gemacht werden kann. Die Fruchtbarkeit, obgleich objektive Eigenschaft des Bodens, schlieát daher ”konomisch immer Relation ein, Relation zum gegebnen chemischen und mechanischen Entwick- lungsstand der Agrikultur, und „ndert sich daher mit diesem Ent- wicklungsstand. Sei es infolge chemischer Mittel (z.B. Anwendung bestimmter flssiger Dnger auf steifem Tonboden oder auch Bren- nen von schwerem Tonboden) oder mechanischer Mittel (z.B. be- sondrer Pflge fr schweren Boden) k”nnen die Hindernisse besei- tigt werden, welche gleich fruchtbaren Boden tats„chlich unergle- biger machten (auch die Dr„nierung geh”rt dazu). Oder selbst die Reihenfolge in der Bebauung der Bodenarten kann dadurch wechseln, wie dies z.B. zwischen leichtem Sandboden und schwerem Tonboden fr eine Entwicklungsperiode der englischen Agrikultur der Fall war. Dies zeigt wieder, wie historisch - im sukzessiven Lauf der Bebauung - ebensowohl von mehr #665# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- fruchtbarem zu weniger fruchtbarem Boden bergegangen werden kann, wie umgekehrt. Dasselbe kann geschehn durch knstlich her- vorgebrachte Verbesserung in der Zusammensetzung des Bodens oder durch bloáe Žnderung in der Agrikulturmethode. Endlich kann das- selbe Resultat hervorgehn aus Ver„nderung in der Hierarchie der Bodenarten infolge verschiedner Verh„ltnisse des Untergrundes, sobald dieser ebenfalls in den Kulturbereich gezogen und zur Ac- kerkrume geschlagen wird. Dies ist bedingt teils durch Anwendung neuer Agrikulturmethoden (wie Futterkr„uter), teils durch mecha- nische Mittel, die entweder den Untergrund zum Obergrund machen oder ihn damit vermischen oder den Untergrund bebauen, ohne ihn in die H”he zu werfen. Alle diese Einflsse auf die Differential- fruchtbarkeit verschiedner L„ndereien kommen darauf hinaus, daá fr die ”konomische Fruchtbarkeit der Stand der Produktivkraft der Arbeit, hier die F„higkeit der Agrikultur, die natrliche Fruchtbarkeit des Bodens sofort ausbeutbar zu machen - eine F„- higkeit, die in verschiednen Entwicklungsstufen verschieden ist - , ebensosehr ein Moment der sogenannten natrlichen Fruchtbarkeit des Bodens ist, wie seine chemische Zusammensetzung und seine an- dren natrlichen Eigenschaften. Wir setzen also eine gegebne Entwicklungsstufe der Agrikultur voraus. Wir setzen ferner voraus, daá die Hierarchie der Bodenar- ten mit Beziehung auf diese Entwicklungsstufe berechnet ist, wie es natrlich fr gleichzeitige Kapitalanlagen auf den verschied- nen Undereien stets der Fall ist. Dann kann die Differentialrente sich in aufsteigender oder absteigender Reihenfolge darstellen, denn obgleich die Reihenfolge gegeben ist fr die Totalit„t der wirklich bebauten Lindereien, hat stets eine sukzessive Bewegung stattgefunden, worin sie gebildet wurde. Unterstelle 4 Bodenarten, A, B, C, D. Unterstelle ferner den Preis eines Quarters Weizen = 3 Pfd.St. oder 60 sh. Da die Rente bloáe Differentialrente ist, ist dieser Preis von 60 sh. per Quarter fr den schlechtesten Boden gleich den Produktionskosten, d.h. gleich Kapital plus Durchschnittsprofit. A sei dieser schlechteste Boden und gebe fr 50 sh. Auslage 1 Quarter - 60 sh.; also 10 sh. Profit oder 20%. B gebe fr dieselbe Auslage 2 Quarters = 120 sh. Es w„re dies 70 sh. Profit oder ein Surplusprofit von 60 sh. C gebe bei gleicher Auslage 3 qrs. = 180 sh.; Gesamtprofit = 130 sh. Surplusprofit = 120 sh. D gebe 4 qrs. = 240 sh. = 180 sh. Surplusprofit. #666# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Wir h„tten dann folgende Reihenfolge: Tabelle I Produkt Kapital- Profit Rente Bodenart Quar- Schill- vorschuá Quar- Schill- Quar- Schill- ters inge ters inge ters inge A 1 60 50 1/6 10 - - B 2 120 50 1 1/6 70 1 60 C 3 180 50 2 1/2 130 2 120 D 4 240 50 3 1/6 190 3 180 ------------------------------------------------------- Total 10 600 6 360 Die respektiven Renten waren fr D = 190 sh. - 10 sh., oder die Differenz zwischen D und A; fr C = 130 - 10 sh., oder die Diffe- renz zwischen C und A; fr B = 70 sh. - 10 sh., oder die Diffe- renz zwischen B und A; und die Gesamtrente fr B, C, D = 6 qrs. = 360 sh., gleich der Summe der Differenzen von D und A, C und A, B und A. Diese Reihenfolge, die ein gegebnes Produkt in einem gegebnen Zu- stand darstellt, kann ebensowohl, abstrakt betrachtet (und wir haben schon die Grnde angegeben, warum dies auch in der Wirk- lichkeit der Fall sein kann), in absteigender Reihenfolge (von D bis A herabsteigend, von fruchtbarem zu stets unfruchtbarerem Bo- den) wie in aufsteigender Stufenfolge (von A nach D heraufstei- gend, von relativ unfruchtbarem zu immer fruchtbarerem Boden), endlich wechselnd, bald ab-, bald aufsteigend, z.B. von D auf C, von C auf A, von A auf B, hervorgebracht sein. Der Prozeá bei der absteigenden Folge war der: der Preis des Quarters steigt allm„hlich von sage 15 sh. auf 60. Sobald die von D produzierten 4 qrs. (worunter man sich Millionen denken kann) nicht mehr ausreichten, stieg der Weizenpreis so weit, daá die fehlende Zufuhr von C geschafft werden konnte. D.h., der Preis muáte auf 20 sh. per qr. gestiegen sein. Sobald der Weizenpreis auf 30 sh. per qr. stieg, konnte 13, sobald er auf 60 stieg, konnte A in Bebauung genommen werden, ohne daá das darauf ver- wandte Kapital sich mit einer geringem Profitrate als 20% zu be- gngen hatte. Es bildete sich so eine Rente fr D, zuerst von 5 sh. per qr. = 20 sh. fr die 4 qrs., die es produziert; dann von 15 sh. per qr. 60 sh., dann von 45 sh. per qr. = 180 sh. fr 4 qrs. War die Profitrate von D ursprnglich ebenfalls = 20%, so war sein Gesamtprofit auf die 4 qrs. auch nur 10 sh., was aber mehr Korn vorstellte #667# 39. Kapitel - Differentialrente ----- bei einem Kornpreis von 15 sh. als bei dem von 60 sh. Da aber das Korn in die Reproduktion der Arbeitskraft eingeht und von jedem Quarter ein Teil Arbeitslohn ersetzen muá und ein andrer konstan- tes Kapital, so war unter dieser Voraussetzung der Mehrwert h”- her, also auch, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden, die Pro- fitrate. (Die Sache ber die Profitrate noch besonders und mehr im Detail zu untersuchen.) War dagegen die Reihenfolge umgekehrt, fing der Prozeá von A an, so stieg, sobald neues Ackerland in Bebauung gesetzt werden muáte, erst der Preis des Quarters ber 60 sh.; da aber die n”- tige Zufuhr von B geliefert wurde, die n”tige Zufuhr von 2 qrs., fiel er wieder auf 60 sh.; indem zwar B das qr. zu 30 sh. produ- zierte, es aber zu 60 verkaufte, weil seine Zufuhr gerade nur hinreichte, die Nachfrage zu decken. So bildete sich eine Rente, zun„chst von 60 sh. fr B, und in derselben Weise fr C und D; immer vorausgesetzt, daá, obgleich sie beide relativ das qr. zu 20 und zu 15 sh. wirklichern Wert lieferten, der Marktpreis auf 60 sh. bleibt, weil die Zufuhr des einen qr., welches A liefert, nach wie vor notwendig ist, um den Gesamtbedarf zu befriedigen. In diesem Fall wrde das Steigen der Nachfrage ber den Bedarf, den erst A, dann A und B befriedigten, nicht bewirkt haben, daá B, C, D sukzessive angebaut werden konnten, sondern daá berhaupt das Feld der Urbarmachung ausgedehnt wurde und zuf„llig die fruchtbareren L„ndereien erst sp„ter in seinen Bereich fielen. In der ersten Reihe wrde mit der Zunahme des Preises die Rente steigen und die Profitrate abnehmen. Diese Abnahme k”nnte durch entgegenwirkende Umst„nde ganz oder teilweis paralysiert werden; auf diesen Punkt ist sp„ter n„her einzugehn. Es darf nicht ver- gessen werden, daá die allgemeine Profitrate nicht durch den Mehrwert in a l l e n Produktionssph„ren gleichm„áig bestimmt ist. Es ist nicht der agrikole Profit, der den industriellen be- stimmt, sondern umgekehrt. Doch darber sp„ter. In der zweiten Reihe bliebe die Profitrate auf das ausgelegte Ka- pital dieselbe; die Masse des Profits wrde sich in weniger Korn darstellen; aber der relative Preis des Korns, verglichen mit an- dren Waren, w„re gestiegen. Nur wrde die Zunahme des Profits, wo eine solche stattfindet, statt in die Taschen der industriellen P„chter zu flieáen und sich als wachsender Profit darzustellen, sich vom Profit abzweigen in der Form der Rente. Der Kornpreis bliebe aber unter der gemachten Voraussetzung station„r. Entwicklung und Wachstum der Differentialrente blieben dieselben, sowohl bei gleichbleibenden wie bei steigenden Preisen und sowohl bei dem kontinuierlichen Progreá von schlechteren zu besserm Bo- den wie bei kontinuierlichem Regreá von besserrn zu schlechteren Boden. #668# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Bisher haben wir angenommen, 1. daá der Preis in der einen Rei- henfolge steigt, in der andern station„r bleibt, und 2. daá be- st„ndig von besserrn zu schlechterrn oder umgekehrt von schtech- terrn zu besserrn Boden fortgegangen wird. Nehmen wir aber an, der Getreidebedarf steige von den ursprngli- chen 10 auf 17 qrs.; ferner, der schlechteste Boden A werde ver- dr„ngt durch einen andern Boden A, der mit den Produktionskosten von 60 sh. (50 sh. Kost plus 10 sh. fr 20% Profit) 1 1/3 qr. liefert, dessen Produktion.preis fr den qr. also = 45 sh.; der auch, der alte Boden A habe sich infolge fortgesetzter rationel- ler Bebauung verbessert oder sei bei gleichbleibenden Kosten pro- duktiver bebaut worden, z.B. durch Einfhrung von Klee etc., so daá sein Produkt bei gleichbleibendem Kapitalvorschuá auf 1/3 qr. steigt. Nehmen wir ferner an, die Bodenarten B, C, D lieferten nach wie vor dasselbe Produkt, aber es seien neue Bodenarten A' von einer Fruchtbarkeit zwischen A und B, ferner B', B'' von ei- ner Fruchtbarkeit zwischen B und C in Anbau gekommen, in diesem Falle wrden folgende Ph„nomene stattfinden. Erstens: Der Produktionspreis des qr. Weizen oder sein regulie- render Marktpreis w„re gefallen von 60 auf 45 ah. oder um 25%. Zweitens: Es w„re gleichzeitig von fruchtbarerem zu unfruchtba- rerem Boden und von weniger fruchtbarem zu fruchtbarerem fortge- gangen worden. Der Boden A' ist fruchtbarer als A, aber unfrucht- barer als die bisher bebauten B, C, D; und B', B'' sind fruchtba- rer als A, A' und B, aber unfruchtbarer als C und D. Es w„re also die Reihenfolge in Kreuz- und Querzgen gegangen; es w„re nicht zu absolut unfruchtbarerem Boden fort. gegangen worden gegenber A etc., aber zu relativ unfruchtbarerem, verglichen mit den bis- her fruchtbarsten Bodenarten C und D; es w„re andrerseits nicht zu absolut fruchtbarerem Boden fortgegangen worden, aber zu rela- tiv fruchtbarerem gegenber den bisher unfruchtbarsten A, resp. A und B. Drittens: Die Rente auf B w„re gefallen; ebenso die Rente von C und D; aber das Gesamtrental in Korn w„re gestiegen von 6 qrs. auf 7 2/3; die Masse der bebauten und Rente tragenden L„ndereien h„tte zugenommen und die Masse des Produkts von 10 qrs. auf 17. Der Profit, wenn gleichbleibend fr A, w„re in Korn ausgedruckt gestiegen; aber die Profitrate selbst h„tte steigen k”nnen, weil der relative Mehrwert. In diesem Fall w„ren wegen Verwohlfeile- rung der Lebensmittel der Arbeitslohn, also die Auslage an varia- blem Kapital gefallen, also auch die Gesamtauslage. In Geld w„re das Gesamtrental gefallen von 360 sh. auf 345. #669# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- Wir wollen die neue Reihenfolge hierherstellen. Tabelle II Produkt Kapital- Profit Rente Produktions- preis Bodenart Quar Schill auslage Quar Schill Quar Schill per Quarter ters inge ters inge ters inge A 1 1/2 60 50 2/9 10 - - 45 sh. A' 1 2/3 75 50 5/9 25 1/3 15 36 " B 2 90 50 8/9 40 2/3 30 30 " B' 2 1/3 105 50 1 2/9 55 1 45 25 5/7 " B'' 2 2/3 120 50 1 5/9 70 1 1/3 60 22 1/2 " C 3 135 50 1 8/9 85 1 2/3 75 20 " D 4 180 50 2 8/9 130 2 2/3 120 15 " ---------------------------------------------------------------- Total 17 7 2/3 345 Waren endlich nur die Bodenarten A, B, C, D nach wie vor kulti- viert, aber ihre Ertragf„higkeit derart gesteigert worden, daá A statt 1 qr. 2, B statt 2 qrs. 4, C statt 3 qrs. 7 und D statt 4 qrs. 10 produziert h„tte, so daá also dieselben Ursachen ver- schieden auf die verschiednen Bodenarten gewirkt h„tten, so w„re die Gesamtproduktion gestiegen von 10 qrs. auf 23. Nehmen wir an, daá die Nachfrage infolge des Steigens der Bev”lkerung und des Sinkens des Preises diese 23 qrs. absorbiert h„tte, so erg„be sich folgendes Resultat: Tabelle III Produkt Kapital- Produktions- Profit Rente preis Bodenart Quar Schill auslage per Quarter Quar Schill Quar Schill ters inge ters inge ters inge A 2 60 50 30 1/3 10 0 0 B 4 120 50 15 2 1/3 70 2 60 C 7 210 50 8 4/7 5 1/3 160 5 150 D 10 300 50 6 8 1/3 250 8 240 -------------------------------------------------------------- Total 23 15 450 Die Zahlenverh„ltnisse sind hier, wie bei den brigen Tabellen, will, krlich, aber die Annahmen sind durchaus rationell. Die erste und Hauptannahme ist, daá die Verbesserung in der Agri- kultur auf verschiedne Bodenatten ungleichm„áig wirkt und hier auf die sten Bodenarten C und D mehr wirkt als auf A und B. Die Erfahrung hat gezeigt, daá dies in der Regel sich so verh„lt, wenn auch der umgekehrte Fall eintreten kann. Wirkte die Verbes- serung mehr auf den schlechtern #670# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Boden als auf den bessern, so w„re die Rente auf den letztren ge- fallen statt zu steigen. - Mit dem absoluten Wachsen der Frucht- barkeit aller Bodenarten ist in der Tabelle aber zugleich voraus- gesetzt das Wachsen der h”hern relativen Fruchtbarkeit bei den bessern Bodenarten C und D, daher Wachsen der Differenz des Pro- dukts bei gleicher Kapitalanlage und daher Wachsen der Differen- tialrente. Die zweite Voraussetzung ist, daá mit dem wachsenden Gesamtpro- dukt der Gesamtbedarf Schritt h„lt. Erstens braucht man sich das Wachstum nicht als pl”tzlich erfolgt zu denken, sondern allm„h- lich, bis die Reihe III hergestellt wird. Zweitens ist es falsch, daá der Konsum notwendiger Lebensmittel nicht w„chst mit ihrer Verwohlfeilerung. Die Abschaffung der Korngesetze [17] in England (siehe Newman [99]) hat das Gegenteil bewiesen, und die entgegen- gesetzte Vorstellung ist nur daher entstanden, daá groáe und pl”tzliche Unterschiede in den Ernten, die bloá dem Wetter ge- schuldet sind, in den Getreidepreisen bald unverh„ltnism„áigen Fall, bald unverh„ltnism„áiges Steigen hervorbringen. Wenn hier die pl”tzliche und kurzlebige Verwohlfeilerung nicht Zeit be- kommt, ihre volle Wirkung auf Ausdehnung der Konsumtion aus- zuben, so ist das Gegenteil der Fall, wo die Verwohlfellerung aus dem Sinken des regulierenden Produktionspreises selbst her- vorgeht, also von Dauer ist. Drittens: Ein Teil des Ge treides kann als Branntwein oder Bier verzehrt werden. Und der steigende Konsum dieser beiden Artikel ist keineswegs in enge Grenzen ge- bunden. Viertens h„ngt die Sache teils vom Wachstum der Bev”lke- rung ab, teils kann das Land ein Kornexportland sein, wie England bis ber die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus noch war, so daá der Bedarf nicht durch die Grenzen der bloá nationalen Konsumtion reguliert ist. Endlich kann Vermehrung und Verwohlfeilerung der Produktion von Weizen die Folge haben, daá statt Roggen oder Ha- fer Weizen Hauptnahrungsmittel der Volksmasse wird, also schon dadurch der Markt dafr w„chst, wie bei abnehmendem Produkt und zunehmendem Preis der umgekehrte Fall eintreten kann. - Unter diesen Voraussetzungen also und bei den angenommenen Zahlenver- h„ltnissen gibt die Reihe III das Resultat, daá der Preis per qr. f„llt von 60 auf 30 sh., also um 50%, daá die Produktion, vergli- chen mit Reihe I, w„chst von 10 auf 23 qrs., also um 130%; daá die Rente auf Boden B station„r bleibt, auf C sich um 25% und auf D sich um 33 1/3 % erh”ht, und daá das Gesamtrental steigt von 18 auf 22 1/2 Pfd.St., also um 25%. 1*) ----- 1*) 1. Auflage: daá die Rente auf Boden B station„r bleibt, auf C sich verdoppelt und auf D sich mehr als verdoppelt und daá das Gesamtrental steigt von 18 auf 22 Pfd. St., also um 22 1/9 %. #671# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- Es ergibt sich aus der Vergleichung der drei Tabellen (wovon Reihe I doppelt zu nehmen ist, von A zu D aufsteigend und von D zu A herabsteigend), die entweder als gegebne Abstufungen in ei- nem gegebnen Zustand der Gesellschaft aufgefaát werden k”nnen - z.B. nebeneinander in drei verschiednen L„ndern - oder als auf- einander folgend in verschiednen Zeitabschnitten der Entwicklung desselben Landes, es ergibt sich: 1. Daá die Reihe, wenn fertig - welches immer der Gang ihres Bil- dungsprozesses gewesen sein mag - immer so erscheint, daá sie ab- steigend ist; denn bei Betrachtung der Rente wird man immer zu- erst ausgehn von dem Boden, der das Maximum von Rente tr„gt, und erst zuletzt zu dem kommen, der keine Rente tr„gt. 2. Der Produktionspreis des schlechtesten, keine Rente tragenden Bodens ist stets der regulierende Marktpreis, obgleich letztrer bei Tabelle I, wenn sie sich in aufsteigender Reihe bildete, nur dadurch station„r bliebe, daá immer besserer Boden bebaut wrde. In diesem Falle ist der Preis des auf dem besten Boden produzier- ten Korns insoweit regulierend, als es von dem davon produzierten Quantum abh„ngt, wieweit der Boden A regulierend bleibt. Wrden B, C, D ber den Bedarf produzieren, so h”rte A auf, regulierend zu sein. Dies schwebt Storch vor, wenn er die beste Bodenart zur regulierenden macht. [100] In dieser Art reguliert der amerikani- sche Getreidepreis den englischen. 3. Die Differentialrente entspringt aus dem fr den jedesmal ge- gebnen Entwicklungsgrad der Kultur gegebnen Unterschied in der natrlichen Fruchtbarkeit der Bodenart (hier noch abgesehn von der Lage), also aus dem beschr„nkten Umfang der besten L„nde- reien, und dem Umstand, daá gleiche Kapitale angelegt werden ms- sen auf ungleiche Bodenarten, die also fr dasselbe Kapital un- gleiches Produkt abwerfen. 4. Das Vorhandensein einer Differentialrente und einer graduier- ten Differentialrente kann hervorgehn ebensogut in absteigender Stufenleiter, durch Fortgang von besserem Boden zu schlechterem, wie umgekehrt von schlechterem zu besserem, oder durch Kreuz- und Querzge in abwechselnder Richtung. (Reihe 1 kann sich bilden durch Fortgang sowohl von D zu A wie von A zu D. Reihe II umfaát Bewegungen beider Art.) 5. Je nach ihrer Bildungsweise kann die Differentialrente bei station„rem, steigendem und fallendem Preis des Bodenprodukts sich ausbilden. Bei fallendem Preis kann die Gesamtproduktion und das Gesamtrental steigen und sich Rente auf bisher rentelosen L„ndereien bilden, obgleich der schlechteste Boden A durch bes- sern verdr„ngt oder selbst besser geworden ist und obwohl die Rente auf andren beáren und selbst den besten Bodenarten #672# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- f„llt (Tabelle II); dieser Prozeá kann auch mit einem Fallen des Gesamtrentals (in Geld) verbunden sein. Endlich kann bei fallen- den Preisen, die einer allgemeinen Verbesserung der Kultur ge- schuldet sind, so daá das Produkt und der Produktenpreis des schlechtesten Bodens f„llt, die Rente auf einem Teil der bessern Bodenarten gleichbleiben oder fallen, aber auf den besten Boden- arten wachsen. Die Differentialrente jedes Bodens, verglichen mit dem schlechtesten Boden, h„ngt allerdings vom Preis z.B. des qr. Weizen ab, wenn die Differenz der Produktenmasse gegeben ist. Aber wenn der Preis gegeben ist, h„ngt sie ab von der Gr”áe der Differenz der Produktenmasse, und wenn bei steigender absoluter Fruchtbarkeit alles Bodens diejenige der bessern Bodensorten re- lativ mehr steigt als die der schlechtem, so w„chst damit auch die Gr”áe dieser Differenz. So ist (Tabelle I) bei einem Preise von 60 sh. die Rente auf D bestimmt durch sein differentielles Produkt gegen A, also durch den šberschuá von 3 qrs.; die Rente ist daher = 3 x 60 = 180 sh. Aber in Tabelle III, wo der Preis 30 sh., ist sie bestimmt durch die Masse des berschssigen Produkts von D ber A = 8 qrs., aber 8 x 30 = 240 sh. Es f„llt hiermit die erste falsche Voraussetzung der Differenti- alrente fort, wie sie noch bei West, Malthus, Ricardo herrscht, daá sie n„mlich notwendig Fortgang zu stets schlechteren Boden voraussetzt oder stets abnehmende Fruchtbarkeit der Agrikultur. [101] Sie kann, wie wir gesehn haben, stattfinden bei Fortgang zu stets besserm Boden; sie kann stattfinden, wenn ein besserer Bo- den, statt des frhern schlechtem, die unterste Stelle einnimmt; sie kann mit steigendem Fortschritt in der Agrikultur verbunden sein. Ihre Bedingung ist nur Ungleichheit der Bodenarten. Soweit die Entwicklung der Produktivit„t in Betracht kommt, unterstellt sie, daá die Steigerung der absoluten Fruchtbarkeit des Gesamta- reals diese Ungleichheit nicht aufhebt, sondern sie entweder ver- mehrt oder station„r l„át oder nur vermindert. Von Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts herrschte in England, trotz des fallenden Preises von Gold oder Silber, fortw„hrendes Sinken der Getreidepreise neben gleichzeitigem (die ganze Periode betrachtet) Wachsen der Rente, des Rentals, des Umfangs der be- bauten L„ndereien, der agrikolen Produktion und der Bev”lkerung. Dies entspricht der Tabelle I, kombiniert mit Tabelle II in auf- steigender Linie, aber so, daá der schlechteste Boden A entweder verbessert oder aus der Bebauung mit Getreide hinausgeworfen wird; was jedoch nicht bedeutet, daá er nicht zu andern landwirt- schaftlichen oder industriellen Zwecken benutzt wurde. Von Anfang des 19. Jahrhunderts an (Datum n„her anzugeben) bis 1815 #673# 39. Kapitel - Differentialtente I ----- fortw„hrendes Steigen der Getreidepreise, mit best„ndigem Wachsen der Rente, des Rentals, des Umfangs der bebauten L„ndereien, der agrikolen Produktion und der Bev”lkerung. Dies entspricht Tabelle I in absteigender Linie. (Es ist hier Zitat anzufahren ber die Bebauung schlechterer L„ndereien in Jener Zeit.) Zu Pettys und Davenants Zeit, Klagen der Landleute und Grundbe- sitzer ber die Verbesserungen und Urbarmachungen, Fallen der Rente auf den bessern L„ndereien, Steigen des Gesamtrentals durch Erweiterung des Rente tragenden Bodens. (Zu diesen drei Punkten weitere Zitate nachher zu geben; ebenso ber die Differenz in der Fruchtbarkeit der verschiednen bebauten Bodenteile in einem Lande.) Es ist bei der Differentialrente berhaupt zu bemerken, daá der Marktwert immer ber dem Gesamtproduktionspreis der Produkten- masse steht. Nehmen wir z.B. Tabelle I. Die 10 qrs. Gesamtprodukt werden verkauft zu 600 sh., weil der Marktpreis durch den Produk- tionspreis von A bestimmt ist, der 60 sh. per qr. betr„gt. Der wirkliche Produktionspreis aber ist. A 1 qr. = 60 sh.; 1 qr. = 60 sh. B 2 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 30 sh. C 3 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 20 sh. D 4 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 15 sh. -------------------------------------------------- 10 qrs. = 240 sh.; Durchschnitt 1 qr. = 24 sh. Der wirkliche Produktionspreis der 10 qrs. ist 240 sh.; sie wer- den verkauft zu 600, 250% zu teuer. Der wirkliche Durchschnitts- preis fr 1 qr. ist 24 sh.; der Marktpreis 60 sh., ebenfalls 250% zu teuer. Es ist dies die Bestimmung durch den Marktwert, wie er sich auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise vermittelst der Kon- kurrenz durch. setzt; diese erzeugt einen falschen sozialen Wert. Dies entspringt aus dem Gesetz des Marktwerts, dem die Bodenpro- dukte unterworfen werden. Die Bestimmung des Marktwerts der Pro- dukte, also auch der Bodenprodukte, ist ein gesellschaftlicher Akt, wenn auch ein gesellschaftlich unbewuát und unabsichtlich vollzogner, der mit Notwendigkeit auf dem Tauschwert des Produkts beruht, nicht auf dem Boden und den Differenzen seiner Fruchtbar- keit. Denkt man sich die kapitalistische Form der Gesellschaft aufgehoben und die Gesellschaft als bewuáte und planm„áige Asso- ziation organisiert, so stellten die 10 qrs. ein Quantum selb- st„ndiger Arbeitszeit vor, gleich dem, das in 240 sh. enthalten ist. Die Gesellschaft wrde also dies Bodenprodukt nicht erkaufen zu dem 2 1/2fachen der wirklichen Arbeitszeit, #674# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- die darin steckt; die Basis einer Klasse von Grundeigentmern fiele damit weg. Es wrde dies ganz ebenso wirken wie eine Ver- wohlfeilerung des Produkts zu gleichem Betrag durch fremde Ein- fuhr. So richtig es daher ist zu sagen, daá - die jetzige Produk- tionsweise beibehalten, aber vorausgesetzt, daá die Differential- rente dem Staat zufiele - die Preise der Bodenprodukte bei sonst gleichbleibenden Umst„nden dieselben bleiben wrden, so falsch ist es zu sagen, daá der Wert der Produkte derselbe bliebe bei Ersetzung der kapitalistischen Produktion durch Assoziation. Die Dieselbigkeit des Marktpreises fr Waren derselben Art ist die Weise, worin sich der gesellschaftliche Charakter des Werts auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise und berhaupt der auf Warenaustausch zwischen e i n z e l n e n beruhenden Produktion durchsetzt. Was die Gesellschaft, als Konsument betrachtet, zu- viel zahlt fr die Bodenprodukte, was ein Minus der Realisierung ihrer Arbeitszeit in Bodenproduktion bildet, bildet jetzt das Plus fr einen Teil der Gesellschaft, die Grundeigentmer. Ein zweiter Umstand, wichtig fr das unter II im n„chsten Kapitel Darzustellende, ist dieser: Es handelt sich nicht nur um die Rente per Acre oder per Hektare, berhaupt um den Unterschied zwischen Produktionspreis und Marktpreis, oder zwischen individu- ellem und allgemeinem Produktionspreis per Acre, sondern es kommt auch darauf an, wieviel Acres von jeder Bodenart in Kultur sind. Die Wichtigkeit betrifft hier unmittelbar nur die Gr”áe des Ren- tals, d.h. der Totalrente der ganzen bebauten Fl„che; es dient uns aber zugleich als šbergang zur Entwicklung des Steigens der R a t e d e r R e n t e, obgleich die Preise weder steigen, noch die Die Grenzen in der relativen Fruchtbarkeit der Bodenar- ten bei fallenden Preisen. Wir hatten oben: Tabelle I Bodenart Acres Produktionskosten Produkt Kornrente Geldrente A 1 3 Pfd.St. 1 qr. 0 0 B 1 3 " " 2 qrs. 1 qr. 3 Pfd.St. C 1 3 " " 3 " 2 qrs. 6 " " D 1 3. " " 4 " 3 " 9 " " ---------------------------------------------------------------- Summa 4 10 qrs. 6 qrs. 18 Pfd.St. Nehmen wir nun an, die Zahl der bebauten Acres verdoppeln sich in jeder Klasse, so haben wir: #675# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- Tabelle Ia Bodenart Acres Produktionskosten Produkt Kornrente Geldrente A 2 6 Pfd.St. 2 qrs. 0 0 B 2 6 " " 4 qrs. 2 qrs. 6 Pfd.St. C 2 6 " " 6 " 4 " 12 " " D 2 6 " " 8 " 6 " 18 " " ---------------------------------------------------------------- Summa 8 20 qrs. 12 qrs. 36 Pfd.St. Wir wollen noch zwei F„lle annehmen, den ersten, daá die Produk- tion sich auf den beiden geringsten Bodenarten ausdehnt, also wie folgt: Tabelle Ia Bodenart Acres Produktionskosten Produkt Kornrente Geldrente per Acre insgesamt A 4 3 Pfd.St. 12 Pfd.St. 4 qrs. 0 0 B 4 3 " " 12 " " 8 " 4 qrs. 12 Pfd.St. C 2 3 " " 6 " " 6 " 4 " 12 " " D 2 3 " " 6 " " 8 " 6 " 18 " " ---------------------------------------------------------------- Summa 12 36 Pfd.St. 26 qrs. 14 qrs. 42 Pfd.St. und schlieálich ungleiche Ausdehnung der Produktion und des be- bauten Gebiets auf den vier Bodenklassen: Tabelle Ic Bodenart Acres Produktionskosten Produkt Kornrente Geldrente per Acre insgesamt A 1 3 Pfd.St. 3 Pfd.St. 1 qr. 0 0 B 2 3 " " 6 " " 4 qrs. 2 qrs. 6 Pfd.St. C 5 3 " " 15 " " 15 " 10 " 30 " " D 4 3 " " 12 " " 16 " 12 " 36 " " ---------------------------------------------------------------- Summa 12 36 Pfd.St. 36 qrs. 24 qrs. 72 Pfd.St. Zun„chst bleibt in allen diesen F„llen I, Ia, Ib, Ic die Rente per Acre dieselbe; denn in der Tat ist das Ergebnis derselben Ka- pitalmasse auf je 1 Acre derselben Bodenart unver„ndert geblie- ben; es ist nur unterstellt, was in jedem nde in jedem gegebnen Augenblick der Fall ist, n„mlich daá #676# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- die verschiednen Bodenarten in bestimmten Verh„ltnissen an dem gesamten bebauten Boden partizipieren; und was in zwei L„ndern, verglichen miteinander, oder in demselben Lande in verschiednen Zeitpunkten, best„ndig der Fall ist, daá das Verh„ltnis wechselt, worin der bebaute Gesamtboden sich unter sie verteilt. Vergleichen wir Ia mit I, so sehn wir, daá, wenn der Anbau der L„ndereien der vier Klassen in gleicher Proportion w„chst, mit der Verdopplung der bebauten Acres sich die Gesamtproduktion ver- doppelt und ebenso Korn- und Geldrente. Vergleichen wir aber Ib und Ic nacheinander mit I, so findet in beiden F„llen eine Verdreifachung in der der Kultur unterworfnen Bedenfl„che statt. Sie steigt in beiden F„llen von 4 Acres auf 12, aber in Ib nehmen Klasse A und B, von denen A keine Rente und B die geringste Differentialrente tr„gt, den bedeutendsten Anteil am Zuwachs, n„mlich von den 8 neubebauten-Acres fallen je 3, zu- sammen 6, auf A und B, w„hrend nur je 1, zusammen 2, auf C und D fallen. In andren Worten: 3/4 des Zuwachses fallen auf A und B, und nur 1/4 auf C und D. Dies vorausgesetzt, entspricht in Ib, verglichen mit I, dem verdreifachten Umfang der Kultur kein ver- dreifachtes Produkt, denn das Produkt steigt von 10 nicht auf 30, sondern nur auf 26. Andrerseits, da ein bedeutender Teil des Zu- wachses auf A stattfand, das keine Rente abwirft, und von dem Zu- wachs auf die bessern L„ndereien der Hauptteil auf Klasse B, so steigt die Kornrente nur von 6 auf 14 qrs. und die Geldrente von 18 auf 42 Pfd.St. Vergleichen wir dagegen Ic mit I, wo der nicht Rente zahlende Bo- den gar nicht an Umfang w„chst, der der Minimalrente nur schwach, w„hrend der Hauptzuwachs auf C und D f„llt, so finden wir, daá mit der verdreifachten bebauten Bodenfl„che die Produktion von 10 auf 36 qrs. gestiegen ist, also auf mehr als das Dreifache; die Kornrente von 6 auf 24 qrs. oder auf das Vierfache; und ebenso die Geldrente von 18 auf 72 Pfd.St. In allen diesen F„llen bleibt der Natur der Sache nach der Preis des Bodenprodukts station„r; in allen F„llen w„chst das Gesamt- rental mit der Ausdehnung der Kultur, soweit diese nicht aus- schlieálich auf dem schlechtesten, keine Rente zahlenden Boden stattfindet. Aber dies Wachsen ist verschieden. Im Verh„ltnis, wie die Ausdehnung auf den bessern Bodenarten stattfindet und also die Produktenmasse nicht nur im Verh„ltnis zur Ausdehnung des Bodens, sondern rascher w„chst, w„chst Korn- und Geldrente. Im Verh„ltnis, wie der schlechteste Boden und die ihm n„chstste- henden Bodenarten vorzugsweise an der Ausdehnung teilnehmen (wobei unterstellt, daá der schlechteste Boden konstante Klasse), steigt das Gesamtrental #677# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- nicht im Verh„ltnis zur Ausdehnung der Kultur. Zwei L„nder also gegeben, wo der keine Rente abwerfende Boden A von derselben Be- schaffenheit ist, steht das Rental im umgekehrten Verh„ltnis zum aliquoten Teil, den die schlechteste und die minder guten Boden- arten im Gesamtareal des bebauten Bodens ausmachen, und daher auch im umgekehrten Verh„ltnis zur Masse des Produkts bei glei- cher Kapitalanlage auf gleich groáe Gesamtfl„chen. Das Verh„ltnis zwischen der Quantit„t des schlechtesten bebauten Bodens und der des bessern, innerhalb der Gesamtbodenfl„che eines ndes, wirkt also umgekehrt auf das Gesamtrental ein, wie das Verh„ltnis zwi- schen der Qualit„t des bebauten schlechtesten Bodens zu der des bessern und besten auf die Rente per Acre wirkt und daher, bei sonst gleichen Umst„nden, auch auf das Rental. Die Verwechslung dieser beiden Momente hat zu allerlei verkehrten Einwrfen gegen die Differentialrente Anlaá gegeben. Das Gesamtrental w„chst also durch bloáe Ausbreitung der Kultur und durch die damit verbundne ausgedehntere Anwendung von Kapital und Arbeit auf den Boden. Aber der wichtigste Punkt ist dieser: Obgleich nach der Voraus- setzung das Verh„ltnis der Renten der verschiednen Bodenarten, per Acre gerechnet, dasselbe bleibt und daher auch die Rentrate, betrachtet mit Beziehung auf das fr jeden Acre ausgelegte Kapi- tal, so zeigt sich folgendes: Vergleichen wir 1a mit 1 - den Fall, wo die Zahl der bebauten Acres sich proportionell vermehrt hat und die Kapitalanlage auf denselben -, so finden wir, daá, wie die Gesamtproduktion proportionell zur vergr”áerten Anbaufl„- che gewachsen ist, d.h. beide sich verdoppelt haben, dasselbe mit dem Rental der Fall ist. Es ist gestiegen von 18 auf 36 Pfd.St., ganz wie die Zahl der Acres von 4 auf 8. Nehmen wir die Gesamtfl„che von 4 Acres, so betrug das Gesamtren- tal darauf 18 Pfd.St., also die Durchschnittsrente, eingerechnet den Boden, der keine Rente tr„gt, 4 1/2 Pfd.St. So k”nnte z.B. ein Grundeigentmer rechnen, dem alle 4 Acres geh”rten; und so wird die Durchschnittsrente auf ein ganzes nd statistisch berech- net. Das Gesamtrental von 18 Pfd.St. ergibt sich bei Anwendung eines Kapitals von 10 Pfd.St. Das Verh„ltnis dieser beiden Zahlen nennen wir die Rentrate; hier also 180%. Dieselbe Rentrate ergibt sich bei I a, wo 8 statt 4 Acres bebaut sind, aber alle Bodenarten im gleichen Verh„ltnis am Zuwachs teilgenommen haben. Das Gesamtrental von 36 Pfd. St. ergibt bei 8 Acres und 20 Pfd. St. angewandtem Kapital eine Durchschnittsrente von 41/2 Pfd. St. per Acre und eine Rentrate von 180%. #678# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Betrachten wir dagegen Ib, wo der Zuwachs haupts„chlich auf den beiden geringem Bodenarten stattgefunden, so haben wir eine Rente von 42 Pfd.St. auf 12 Acres, also eine Durchschnittsrente von 3 1/2 Pfd.St. per Acre. Das ausgelegte Gesamtkapital ist 30 Pfd.St., also die Rentrate = 140%. Die Durchschnittsrente per Acre hat also abgenommen um 1 Pfd.St., und die Rentrate ist ge- fallen von 180 auf 140%. Es findet hier also, bei Wachsen des Ge- samtrentals von 18 Pfd.St. auf 42 Pfd.St., Sinken der Durchnitts- rente statt, sowohl per Acre wie aufs Kapital berechnet; ebenso wie die Produktion w„chst, aber nicht proportional. Es findet dies statt, obgleich die Rente auf allen Bodenarten, sowohl per Acre wie auf das ausgelegte Kapital berechnet, dieselbe bleibt. Es findet dies statt, weil 3/4 des Zuwachses auf Boden A, der keine Rente tr„gt, und auf Boden B fallen, der nur die Minimal- rente tr„gt. H„tte im Fall Ib die Gesamtausdehnung nur auf Boden A stattgefun- den, so h„tten wir 9 Acres auf A, 1 auf B, 1 auf C und 1 auf D. Das Gesamtrental w„re nach wie vor 18 Pfd.St., die Durchschnitts- rente per Acre auf die 12 Acres also 1 1/2 Pfd.St., und 18 Pfd.St. Rente auf 30 Pfd.St. ausgelegtes Kapital, also eine Rentrate von 60%. Die mittlere Rente, sowohl per Acre berechnet, wie auf das angewandte Kapital, h„tte sehr abgenommen, w„hrend das Gesamtrental nicht gewachsen w„re. Vergleichen wir endlich Ic mit I und Ib. Verglichen mit I hat sich die Bodenfl„che verdreifacht und ebenso das ausgelegte Kapi- tal. Das Gesamtrental ist 72 Pfd.St. auf 12 Acres, also 6 Pfd.St. per Acre gegen 4 1/2Pfd.St. im Fall I. Die Rentrate auf das aus- gelegte Kapital (72 Pfd.St. : 30Pfd.St.) ist 240% statt 180%. Das Gesamtprodukt ist gestiegen von 1 0 auf 36 qrs. Verglichen mit Ib, wo die Gesamtzahl der bebauten Acres, das angewandte Kapital und die Differenzen zwischen den bebauten Bodenarten dieselben, aber die Verteilung anders, ist das Produkt 36 qrs. statt 26 qrs., die Durchschnittsrente per Acre 6 Pfd.St. statt 3 1/2, und die Rentrate mit Bezug auf das vorgeschoáne gleichgroáe Gesamtka- pital 240% statt 140%. Einerlei, ob wir die verschiednen Zust„nde in Tabelle Ia, Ib, Ic als gleichzeitig nebeneinander bestehende Zust„nde in verschied- nen L„ndern, oder als sukzessive Zust„nde in demselben Land be- trachten, ergibt sich aus dieser Darstellung: Bei station„rem Preis des Getreides, weil gleichbleibendem Ertrag des schlechtesten, rentelosen Bodens; bei gleichbleibender Differenz in der Fruchtbarkeit der verschiednen bebauten Bodenklassen; bei gleich groáem respektivem Produkt daher von gleich groáer Kapi- talanlage auf gleiche aliquote Teile (Acres) der in jeder Boden- klasse bebauten Fl„chen; bei konstantem Verh„ltnis daher zwischen den Renten per Acre #679# 39. Kapitel - Differentieltente I ----- jeder Bodenart und bei gleicher Rentrate auf das in jedem Boden- teil derselben Art angelegte Kapital: Erstens w„chst das Rental stets mit Erweiterung der bebauten Fl„che und daher mit vermehr- ter Kapitalanlage, mit Ausnahme des Falls, wo der ganze Zuwachs auf den rentelosen Boden k„me. Zweitens kann sowohl die Durch- schnittsrente per Acre (Cesamtrental dividiert durch Gesamtzahl der bebauten Acres) wie die Durchschnittsrentrate (Gesamtrental dividiert durch das ausgelegte Gesamtkapital) sehr bedeutend va- riieren; und zwar beide in derselben Richtung, aber unter sich selbst wieder in verschiednen Proportionen. L„át man den Fall au- áer acht, wo der Zuwachs nur auf dem rentelosen Boden A stattfin- det, so ergibt sich, daá die Durchschnittsrente per Acre und die Durchschnittsrentrate auf das in der Agrikultur angelegte Kapital abh„ngen von den proportionellen Anteilen, welche die verschied- nen Bodenklassen in der bebauten Gesamtfl„che ausmachen; oder was auf dasselbe hinauskommt, von der Verteilung des angewandten Ge- samtkapitals auf die Bodenarten von verschiedner Fruchtbarkeit. Ob viel oder wenig Land angebaut ist und daher (mit Ausnahme des Falls, wo der Zuwachs nur auf A kommt) das Gesamtrental gr”áer oder kleiner ist, die Durchschnittsrente per Acre oder die Durch- schnittsrentrate aufs angewandte Kapital bleibt dieselbe, solange die Proportionen der Beteiligung der verschiednen Bodenarten an der Gesamtfl„che konstant bleiben. Trotz des Steigens, und selbst des bedeutenden Steigens, des Gesamtrentals mit Erweiterung der Kultur und wachsender Kapitalanlage, f„llt die Durchschnittsrente per Acre und die Durchschnittstentrate aufs Kapital, wenn die Ausdehnung der rentelosen und der nur geringe Differentialtente tragenden L„ndereien mehr w„chst als die der bessern, h”here Rente tragenden. Umgekehrt steigt die Durchschnittstente per Acre und die Durchschnittsrentrate aufs Kapital im Maá wie die bessern L„ndereien einen verh„ltnism„áig gr”áern Anteil der Gesamtfl„che ausmachen und daher verh„ltnism„áig mehr Kapitalanlage auf sie f„llt. Betrachtet m„n also. die Durchschnittsrente per Acre oder Hektare des gesamten bebauten Bodens, wie es meist geschieht in statisti- schen Werken, indem man entweder verschiedne L„nder in derselben Epoche oder verschiedne Epochen in demselben Lande vergleicht, so sieht man, daá die Durchschnittsh”he der Rente per Acre und daher auch das Gesamtrental in gewissen (wenn auch keineswegs gleichen, sondern vielmehr rascheren Schritt gehenden) Proportionen ent- spricht, nicht der relativen, sondern der absoluten Fruchtbarkeit der Agrikultur in einem Lande, d.h. der Masse der Produkte, die es durchschnittlich auf gleicher Fl„che liefert. Denn je gr”áern #680# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Anteil der Gesamtfl„che die bessern Bodenarten ausmachen, desto gr”áer ist die Produktenmasse bei gleicher Kapitalanlage und auf gleich groáer Bodenfl„che; und desto gr”áer ist die Durch- schnittsrente per Acre. Umgekehrt, umgekehrt. So scheint die Rente nicht durch das Verh„ltnis der Differentialfruchtbarkeit, sondern durch die absolute Fruchtbarkeit bestimmt, und damit das Gesetz der Differentialrente aufgehoben. Es werden daher gewisse Ph„nomene geleugnet oder auch wohl durch nicht existierende Un- terschiede in den Durchschnitts-Getreidepreisen und der Differen- tialfruchtbarkeit der bebauten L„ndereien zu erkl„ren gesucht, Ph„nomene, die einfach ihren Grund darin haben, daá das Verh„lt- nis des Gesamtrentals, sei es zur Gesamtfl„che des angebauten Bo- dens, sei es zu dem im Boden angelegten Gesamtkapital bei glei- cher Fruchtbarkeit des rentelosen Bodens, daher gleichen Produk- tionspreisen, und bei gleicher Differenz zwischen den verschied- nen Bodenarten, nicht nur bestimmt ist durch die Rente per Acre oder durch die Rentrate aufs Kapital, sondern ebensosehr durch die verh„ltnism„áige Anzahl der Acres jeder Bodenart in der Ge- samtzahl der bebauten Acres, oder was auf dasselbe hinauskommt, durch die Verteilung des angewandten Gesamtkapitals unter die verschiednen Bodenarten. Dieser Umstand ist bisher sonderbarer- weise ganz bersehn worden. Jedenfalls zeigt sich, und dies ist fr den Fortgang unsrer Untersuchung wichtig, daá die verh„ltnis- m„áige H”he der Durchschnittsrente per Acre und die Durch- schnittsrentrate oder das Verh„ltnis des Gesamtrentals zu dem im Boden angelegten Gesamtkapital steigen oder fallen kann bei gleichbleibenden Preisen, gleichbleibender Differenz in der Fruchtbarkeit der bebauten L„ndereien und gleichbleibender Rente per Acre, resp. Rentrate fr das per Acre angelegte Kapital in jeder wirklich Rente tragenden Bodenklasse, resp. fr alles wirk- lich Rente tragende Kapital, durch bloáe extensive Ausdehnung der Kultur. --- Es sind noch folgende Zus„tze zu machen, die zum Teil auch auf II passen, mit Bezug auf die unter I betrachtete Form der Differen- tialrente. Erstens: Man hat gesehn, wie die Durchschnittsrente per Acre oder die Durchschnittsrentrate aufs Kapital steigen kann bei Ausbrei- tung der Kultur, station„ren Preisen und gleichbleibender Diffe- rentialfruchtbarkeit der bebauten L„ndereien. Sobald aller Boden in einem Land angeeignet ist, Kapitalanlage auf den Boden, Kultur und Bev”lkerung eine bestimmte H”he erreicht haben - Umst„nde, die alle vorausgesetzt sind, sobald die kapitalistische Produkti- onsweise zur herrschenden wird und sich auch der Agrikultur #681# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- bem„chtigt -, ist der Preis des nicht bebauten Bodens der ver- schiednen Qualit„ten (bloá die Differentialrente vorausgesetzt) bestimmt durch den Preis der bebauten L„ndereien von gleicher Bo- nit„t und „qujvalenter Lage. Der Preis ist derselbe - nach Abzug der hinzukommenden Kosten der Urbarmachung -, obgleich dieser Bo- den keine Rente tr„gt. Der Preis des Bodens ist zwar nichts als die kapitalisierte Rente. Aber auch bei den bebauten L„ndereien werden im Preise nur knftige Renten bezahlt, z.B. zwanzigj„hrige Renten auf einen Schlag vorausbezahlt, wenn der maágebende Zins- fuá 5% ist. Sobald Boden verkauft wird, wird er als Rente tragen- der verkauft, und der prospektive Charakter der Rente (die hier als Bodenfrucht, was sie nur dem Schein nach ist, betrachtet wird) unterscheidet den unbebauten Boden nicht vorn bebauten. Der Preis der unbebauten L„ndereien, wie ihre Rente, deren zusammen- gezogne Formel er darstellt, ist rein illusorisch, solange die L„ndereien nicht wirklich verwendet werden. Aber er ist so a priori bestimmt und wird realisiert, sobald sich K„ufer finden. Wenn daher die wirkliche Durchschnittsrente eines Landes durch sein wirkliches durchschnittliches j„hrliches Rental und sein Verh„ltnis zu der gesamten bebauten Fl„che bestimmt ist, so ist der Preis des nicht bebauten Bodenteils bestimmt durch den Preis des bebauten und ist daher nur ein Reflex der Kapitalanlage und ihrer Resultate in den bebauten L„ndereien. Da mit Ausnahme des schlechtesten Bodens alle Bodenarten Rente tragen (und diese Rente, wie wir unter II sehn werden, mit der Masse des Kapitals und der ihr entsprechenden Intensit„t der Kultur steigt), bildet sich so der nominelle Preis fr die nicht bebauten Bodenteile, und werden sie so zu einer Ware, einer Quelle des Reichtums fr ihre Besitzer. Es erkl„rt dies zugleich, warum der Bodenpreis des gesamten Gebiets, auch des nicht bebauten w„chst. (Opdyke.) Die Landspekulation, z.B. in den Vereinigten Staaten, beruht nur auf diesem Reflex, den das Kapital und die Arbeit auf den unbebauten Boden werfen. Zweitens. Der Fortgang in der Ausdehnung des bebauten Bodens berhaupt findet entweder statt zu schlechteren Boden oder auf den verschiednen gegebnen Bodenarten in verschiednen Verh„ltnis- sen, je nachdem sie sich vorfinden. Der Fortgang zu schlechteren Boden geschieht natrlich nie aus freier Wahl, sondern kann - ka- pitalistische Produktionsweise vorausgesetzt - nur Folge steigen- der Preise und bei jeder Produktionsweise nur Folge der Notwen- digkeit sein. Dies jedoch nicht unbedingt. Schlechter Boden wird relativ besserm vorgezogen wegen der Lage, die bei aller Ausbrei- tung der Kultur in jungen L„ndern entscheidend ist; dann aber auch, weil, obgleich die Bodenformation eines gewissen Strichs im ganzen zu #682# VI. Abschnitt - Verwandlung von SurpIusprofit in Grundrente ----- dem fruchtbareren geh”rt, dennoch im einzelnen besserer und ge- ringerer Boden bunt durcheinandergewrfelt sind, und der geringre Boden, schon seines Zusammenhangs mit dem bessern halber, der Kultur unterworfen werden muá. Bildet der schlechtre Boden Ein- schlsse in den bessern, so gibt ihm der beáre den Vorteil der Lage gegen fruchtbareres Land, das nicht im Zusammenhang mit dem bereits der Kultur unterworfnen oder zu unterwerfenden steht. So war der Staat Michigan einer der ersten der westlichen Staa- ten, der kornausfhrend wurde. Sein Boden ist im ganzen arm. Aber seine Nachbarschaft zum Staate New York und seine Wasserverbin- dungen vermittelst der Seen und des Erie-Kanals gaben ihm zun„chst den Vorzug vor den von Natur fruchtbareren, weiter west- lich gelegnen Staaten. Das Beispiel dieses Staats, im Vergleich zum Staat New York, zeigt uns auch den šbergang von besserm zu schlechteren Boden. Der Boden des Staates New York, namentlich der westliche Teil, ist ungleich fruchtbarer, besonders fr den Weizenbau. Durch Raubbau wurde dieser fruchtbare Boden unfrucht- bar gemacht, und nun erschien der Boden von Michigan fruchtbarer. "1838 wurde Weizenmehl in Buffalo nach dem Westen verschafft, haupts„chlich von der Weizenregion von New York und Ober-Kanada. Gegenw„rtig, nach nur 12 Jahren, werden ungeheure Vorr„te von Weizen und Mehl vom Westen hergebracht, den Erie-See entlang und auf dem Erie-Kanal, in Buffalo und dem benachbarten Hafen Black- rock nach Osten verschafft. Besonders wurde der Export von Weizen und Mehl stimuliert durch die europ„ische Hungersnot von 1847. Dadurch wurde der Weizen im westlichen New York wohlfeiler und der Weizenbau weniger eintr„glich gemacht; dies veranlaáte die New Yorker Farmers, sich mehr auf Viehzucht und Milchwirtschaft, Obstbau usw. zu werfen, auf Zweige, worin nach ihrer Ansicht der Nordwesten auáerstande sein wird, direkt mit ihnen zu konkurrie- ren." (J. W. Johnston, "Notes on North America", London 1851, I., p. 222, 223.) Drittens. Es ist eine falsche Voraussetzung, daá der Boden in Ko- lonien und Oberhaupt in jungen L„ndern, die Korn zu wohlfeileren Preisen ausfhren k”nnen, deswegen notwendig von gr”áerer natr- licher Fruchtbarkeit ist. Das Getreide wird hier nicht nur unter seinem Wert, sondern unter seinem Produktionspreis verkauft, n„m- lich unter dem durch die Durchschnittsprofitrate in den „ltern L„ndern bestimmten Prodktionspreis. Wenn wir, wie Johnston sagt (p. 223), "gewohnt sind, mit diesen neuen Staaten, von denen solche groáe Zufuhren von Weizen j„hrlich nach Buffalo kommen, die Vorstellung groáer natrlicher Fruchtbarkeit und endloser Gebiete reichen Bo- dens zu verknpfen", #683# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- so h„ngt dies ab zun„chst von ”konomischen Zust„nden. Die ganze Bev”lkerung eines solchen Landes, wie z.B. Michigan, ist anfangs fast ausschlieálich mit der Landwirtschaft besch„ftigt, und na- mentlich mit deren Massenprodukten, die allein sie gegen Indu- striewaren und tropische Produkte austauschen kann. Ihr ganzes berschssiges Produkt erscheint daher in der Gestalt von Korn. Es unterscheidet dies von vornherein die auf Grundlage des moder- nen Weltmarkts gegrndeten Kolonialstaaten von denen frherer und speziell der antiken Zeit. Sie erhalten fertig, durch den Welt- markt, Produkte, die sie unter andern Umst„nden selbst schaffen máten, Kleidung, Werkzeuge etc. Nur auf solcher Grundlage konn- ten die sdlichen Staaten der Union Baumwolle zu ihrem Hauptpro- dukt machen. Die Teilung der Arbeit auf dem Weltmarkt erlaubt ih- nen das. Wenn sie daher, ihre Neuheit und die relativ schwache Zahl ihrer Bev”lkerung betrachtet, ein sehr groáes berschssiges Produkt zu produzieren scheinen, so ist dies nicht der Fruchtbar- keit ihres Bodens geschuldet, auch nicht der Fruchtbarkeit ihrer Arbeit, sondern der einseitigen Form ihrer Arbeit und daher des berschssigen Produkts, worin diese sich darstellt. Ferner aber hat relativ weniger fruchtbarer Ackerboden, der aber erst neu bebaut wird und noch durch keine Kultur beleckt war, bei nicht durchaus ungnstigen klimatischen Verh„ltnissen, wenigstens in den obern Schichten so viel leichtl”sliche Pflanzenn„hrstoffe aufgeh„uft, daá er fr l„ngre Zeit Ernten ohne Dngung gibt, und zwar bei schon ganz oberfl„chlicher Bebauung. Bei den westlichen Pr„rien kommt hinzu, daá sie kaum irgendwelche Urbarmachungsko- sten erheischen, sondern die Natur sie urbar gemacht hat. 33)[a] In minder fruchtbaren Gebieten dieser Art kommt der šberschuá heraus, nicht durch die hohe Fruchtbarkeit des Bodens, also durch den Ertrag per Acre, sondern durch die Masse der Acres, die in oberfl„chlicher Weise bebaut werden kann, da dieser Boden dem Be- bauer nichts, oder, mit „ltern L„ndern verglichen, nur verschwin- dend wenig kostet. Z. B. wo der Met„rievertrag existiert, wie in Teilen von New York, Michigan, Kanada etc. Eine Familie bebaut oberfl„chlich, sage 100 Acres, und obgleich --- 33)[a] {Es ist grade die rasch anwachsende Bebauung solcher Pr„- rie- oder Steppengegenden, die neuerdings den vielberhmten Malthusschen Satz, daá die "Bev”lkerung auf die Subsistenzmittel drckt", zum Kinderspott gemacht, und im Gegensatz dazu den Agra- rierjammer erzeugt hat, wonach der Ackerbau und mit ihm Deutsch- land zugrunde geht, wenn man sich nicht die auf die Bev”lkerung druckenden Lebensmittel gewaltsam vom Halse h„lt. Der Anbau die- ser Steppen, Pr„rien, Pampas, Uanos etc. ist aber erst in den An- f„ngen begriffen; seine umw„lzende Wirkung auf die europ„ische Landwirtschaft wird sich also noch ganz anders fhlbar machen als bisher. - F.E.} #684# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- das Produkt per Acre nicht groá, gew„hrt das von 100 Acres einen bedeutenden šberschuá zum Verkauf. Dazu kommt noch die fast ko- stenlose Viehhaltung auf natrlichen Weiden ohne knstliche Gras- wiesen. Was hier entscheidet, ist nicht die Qualit„t, sondern die Quantit„t des Bodens. Die M”glichkeit dieser oberfl„chlichen Be- bauung wird natrlich mehr oder minder rasch ersch”pft, im umge- kehrten Verh„ltnis zur Fruchtbarkeit des neuen Bodens und im di- rekten Verh„ltnis zur Ausfuhr seines Produkts. "Und dennoch wird solch ein Land ausgezeichnete erste Ernten ge- ben, selbst von Weizen; wer den ersten Rahm vom Boden absch”pft, wird einen reichlichen šberschuá von Weizen zu Markte senden k”n- nen." (l.c.p. 224.) In L„ndern „lterer Kultur machen die Eigentumsverh„ltnisse, der durch den Preis des bebauten Bodens bestimmte Preis des unbebau- ten usw., derartige extensive Wirtschaft unm”glich. Daá deswegen weder, wie Ricardo sich dies vorstellt, dieser Boden sehr fruchtbar sein muá, noch nur Bodenarten gleicher Fruchtbar- keit bebaut werden, ersieht man aus folgendem: Im Staat Michigan wurden 1848 mit Weizen bes„t 465 900 Acres und produzierten 4 739 300 Bushels oder im Durchschnitt 10 1/5 Bushels per Acre; dies ergibt nach Abzug des Saatkorns weniger als 9 Bushels per Acre. Von den 29 Counties des Staats produzierten 2 durchschnitt- lich 7 Bush., 3-8, 2-9, 7-10, 6-11, 3-12, 4-13 Bush. uni nur eine 16 und eine andre 18 Bush. per Acre. (l.c.p. 225.) Fr die praktische Kultur f„llt h”here Fruchtbarkeit des Bodens zusammen mit h”herer sofortiger Ausnutzbarkeit dieser Fruchtbar- keit. Die letztre kann bei einem von Natur armen Boden gr”áer sein als bei einen von Natur reichen; es ist aber die Sorte Bo- den, wozu der Kolonist zun„chs greifen wird und bei Ermangelung von Kapital greifen muá. Endlich: Die Ausdehnung der Kultur auf gr”áte Bodenfl„chen - abgesehn von dem eben betrachteten Fall, wo zu schlechterem Boden Zuflucht genommen werden muá als dem bisher bebauten - auf den verschiedner Bodenarten von A bis D, also z.B. die Bebauung gr”áerer Fl„chen von E und C, setzt keineswegs vor- heriges Steigen der Getreidepreise voraus, sowenig wie die j„hr- lich vorangehende Erweiterung z.B. der Baumwollspinnerei ein fortw„hrendes Steigen der Garnpreise erheischt. Obgleich bedeu- tendes Steigen oder Fallen der Marktpreise auf den Produktionsum- fang einwirkt, so findet doch, hiervon abgesehn, auch bei den Durchschnittspreisen, deren Stand auf die Produktion weder hem- mend noch ausnahmsweis ermunternd wirkt, in der Agrikultur (wie in allen andren Produktionszweigen, die kapitalistisch betrieben werden) fortw„hrend jene relative #685# 39. Kapitel - Differentialrente I ----- šberproduktion statt, die an sich identisch ist mit der Akkumula- tion und die bei andrer Produktionsweise direkt durch die Vermeh- rung der Bev”lkerung und in Kolonien durch fortw„hrende Einwande- rung bewirkt wird. Der Bedarf w„chst best„ndig, und in dieser Voraussicht wird fortw„hrend neues Kapital in neuem Boden ange- legt; obgleich ie nach Umst„nden fr verschiedne Bodenprodukte. Es ist die Bildung neuer Kapitale, die dies an und fr sich mit sich bringt. Was aber den einzelnen Kapitalisten betrifft, so miát er den Umfang seiner Produktion durch den seines disponiblen Kapitals, soweit er es noch selbst berwachen kann. Was er im Auge hat, ist, soviel Platz wie m”glich auf dem Markt einzuneh- men. Wird berproduziert, so schiebt er die Schuld nicht sich, sondern seinen Konkurrenten zu. Der einzelne Kapitalist kann seine Produktion ausdehnen, ebensowohl indem er einen gr”áern aliquoten Teil des gegebnen Markts sich aneignet, als indem er den Markt selbst erweitert. #686# ----- VIERZIGSTES KAPITEL Zweite Form der Differentialrente (Differentialrente II) Wir haben bisher die Differentialrente nur betrachtet als das Re- sultat der verschiednen Produktivit„t gleicher Kapitalanlagen auf gleichen Bodenfl„chen von verschiedner Fruchtbarkeit, so daá die Differentialrente bestimmt war durch die Differenz zwischen dem Ertrag des Kapitals, das im schlechtesten, rentelosen Boden ange- legt ist, und dem des Kapitals, das im bessern angelegt ist. Wir hatten hier die Kapitalanlagen nebeneinander auf verschiednen Bo- denfl„chen, so daá jeder Neuanlage von Kapital extensivere Bebau- ung des Bodens, Erweiterung der bebauten Bodenfl„che entsprach. Aber schlieálich war die Differentialrente der Sache nach nur das Resultat der verschiednen Produktivit„t gleicher Kapitale, die auf den Grund und Boden angelegt werden. Kann es nun einen Unter- schied machen, wenn Kapitalmassen mit verschiedner Produktivit„t nacheinander auf demselben Bodenstck und wenn sie nebeneinander auf verschiednen Bodenstcken angelegt werden, vorausgesetzt nur, daá die Resultate dieselben sind? Zun„chst ist nicht zu leugnen, daá, soweit die Bildung von Sur- plusprofit in Betracht kommt, es einerlei ist, ob 3 Pfd.St. Pro- duktionskosten auf den Acre von A gelegt, 1 qr. ergeben, so daá 3 Pfd.St. der Produktionspreis und der regulierende Marktpreis fr 1 qr. sind, w„hrend 3 Pfd.St. Produktionskosten auf den Acre von B 2 qrs. und damit einen Surplusprofit von 3 Pfd.St., ebenso Pro- duktionskosten von 3 Pfd.St. auf den Acre von C 3 qrs. und 6 Pfd.St. Surplusprofit, endlich 3 Pfd.St. Produktionskosten auf den Acre von D 4 qrs. und 9 Pfd. St. Surplusprofit ergeben; oder ob dasselbe Resultat dadurch erreicht wird, daá diese 12 Pfd.St. Produktionskosten, resp. 10 Pfd.St. Kapital, mit diesen selben Erfolgen in derselben Reihenfolge auf einen und denselben Acre angewandt sind. Es ist jedesmal ein Kapital von 10 Pfd.St., von dessen sukzessive angelegten Wertteilen #687# 40. Kapitel - Differentialrente II ----- von je 2 1/2 Pfd.St., ob sie angelegt werden auf 4 Acres von ver- schiedner Fruchtbarkeit nebeneinander oder auf einen und densel- ben Acre nacheinander, infolge ihres verschiednen Produkts ein Teil keinen Surplusprofit abwirft, w„hrend die andren Teile einen Surplusprofit im Verh„ltnis der Differenz ihres Ertrags ber den jener rentelosen Anlage geben. Die Surplusprofite und verschiednen Raten von Surplusprofit fr verschiedne Werttelle von Kapital werden in beiden F„llen gleich- m„áig gebildet. Und die Rente ist nichts als eine Form dieses Surplusprofits, der ihre Substanz bildet. Aber jedenfalls finden bei der zweiten Methode Schwierigkeiten statt fr die Verwandlung des Surplusprofits in Rente, fr diese Formver„nderung, die die šbertragung der Surplusprofite vom kapitalistischen P„chter auf den Eigentmer des Bodens einschlieát. Daher das hartn„ckige Str„uben der englischen P„chter gegen eine offizielle Agrikultur- statistik. Daher der Kampf zwischen ihnen und den Grundeigent- mern wegen der Feststellung der wirklichen Ergebnisse ihrer Kapi- talanlage. (Morton.) Es wird n„mlich die Rente bei Pachtung der L„ndereien festgesetzt, wonach dann die aus der sukzessiven An- lage von Kapital entspringenden Surplusprofite in die Tasche des P„chters flieáen, solange der Pachtkontrakt dauert. Daher der Kampf der P„chter um lange Pachtkontrakte und umgekehrt die Ver- mehrung der j„hrlich kndbaren Kontrakte (tenancies at will) durch die šbermacht der Landlords. Es ist daher von vornherein klar: wenn es auch fr das Gesetz der Bildung der Surplusprofite nichts „ndert, ob gleiche Kapitale mit ungleichen Resultaten nebeneinander auf gleich groáen Bodenstrec- ken oder ob sie nacheinander auf demselben Bodentell angelegt werden, so macht es dennoch einen bedeutenden Unterschied fr die Verwandlung der Surplusprofite in Grundrente. Die letztere Me- thode schlieát diese Verwandlung in einerseits engere, andrer- seits schwankendere Grenzen ein. Daher in L„ndern intensiver Kul- tur (und ”konomisch verstehn wir unter intensiver Kultur nichts als die Konzentration von Kapital auf denselben Bodentell statt seiner Verteilung auf nebeneinander liegende Bodenstrecken) das Gesch„ft des Taxators, wie Morton dies in seinen "Resources of Estates" entwickelt, eine sehr wichtige, komplizierte und schwie- rige Profession wird. Bei mehr permanenten Bodenverbesserungen f„llt, bei Ablauf des Pachtkontrakts, die knstlich erh”hte Dif- ferentialfruchtbarkeit des Bodens mit seiner natrlichen zusammen und daher die Absch„tzung der Rente mit der zwischen Bodenarten verschiedner Fruchtbarkeit berhaupt. Dagegen, soweit die Bildung von Surplusprofit durch die H”he des Betriebskapitals bestimmt ist, wird die H”he der Rente bei gewisser Gr”áe des Betriebskapi- tals #688# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- auf die Durchschnittsrente des Landes geschlagen und daher darauf gesehn, daá der neue P„chter ber hinreichendes Kapital verfgt, um die Kultur in derselben intensiven Weise fortzusetzen. --- Bei der Betrachtung der Differentialrente II sind nun folgende Punkte noch hervorzuheben: Erstens: Ihre Basis und ihr Ausgangspunkt, nicht nur historisch, sondern soweit es ihre Bewegung in jedem gegebnen Zeitpunkt be- trifft, ist die Differentialrente I, d. h. die gleichzeitige Be- bauung, nebeneinander, von Bodenatten verschiedner Fruchtbarkeit und Lage; also die gleichzeitige Anwendung, nebeneinander, von verschiednen Bestandteilen des agrikolen Gesamtkapitals auf Bo- denstrecken verschiedner Qualit„t. Historisch versteht sich dies von selbst. In Kolonien haben die Kolonisten nur wenig Kapital anzulegen; die Hauptproduktionsagen- ten sind Arbeit und Erde. Jedes einzelne Familienhaupt sucht fr sich und die Seinigen ein unabh„ngiges Besch„ftigungsfeld, neben denen seiner Mitkolonisten, herauszuarbeiten. Dies muá berhaupt bei der eigentlichen Agrikultur auch schon bei vorkapitalisti- schen Piroduktionsweisen der Fall sein. Bei Schafweide und ber- haupt Viehzucht als selbst„ndigen Produktionszweigen findet mehr oder minder gemeinschaftliche Exploitation des Bodens statt, und ist sie von vornherein extensiv. Die kapitalistische Produktions- weise geht aus von frhern Produktionsweisen, worin die Produkti- onsmittel, tats„chlich oder rechtlich, das Eigentum des Bebauers selbst sind, mit einem Wort vom handwerksm„áigen Betrieb der Agrikultur. Der Natur der Sache nach entwickelt sich aus diesem erst allm„hlich die Konzentration der Produktionsmittel und ihre Verwandlung in Kapital gegenber den in Lohnarbeiter verwandelten unmittelbaren Produzenten. Soweit die kapitalistische Produkti- onsweise hier charakteristisch auftritt, geschieht dies anf„ng- lich zuerst besonders in Schafweide und Viehzucht; sodann aber nicht in Konzentration des Kapitals auf relativ kleinem Bodenum- fang, sondern in Produktion auf gr”árem Maástab, so daá an Pfer- dehaltung und andren Produktionskosten gespart wird; in der Tat aber nicht durch Anwendung von mehr Kapital auf demselben Boden. Es liegt ferner in den Naturgesetzen des Feldbaus, daá bei einer gewissen H”he der Kultur und ihr entsprechender Ersch”pfung des Bodens das Kapital, hier zugleich in dem Sinn schon produzierter Produktionsmittel, das entscheidende Element der Bodenkultur wird. Solange das bebaute Land eine relativ kleine Strecke bildet im Verh„ltnis zum unbebauten und die Bodenkraft noch nicht er- sch”pft #689# 40. Kapitel - Differentialrente II ----- ist (und dies ist der Fall bei Vorwalten der Viehzucht und der Fleischnahrung in der Periode vor dem (šberwiegen des eigentli- chen Ackerbaus und der Pflanzennahrung), tritt die beginnende neue Produktionsweise der Bauernproduktion gegenber namentlich durch den Umfang der Bodenfl„che, die fr Rechnung eines Kapita- listen bebaut wird, also selbst wieder durch extensive Anwendung des Kapitals auf r„umlich gr”árer Bodenfl„che. Es ist also von vornherein festzuhalten, daá die Differentialrente I die ge- schichtliche Grundlage ist, von der ausgegangen wird. Andrerseits tritt die Bewegung der Differentialrente II in jedem gegebnen Au- genblick nur ein auf einem Gebiet, das selbst wieder die bunt- scheckige Grundlage der Differentialrente I bildet. Zweitens: Bei der Differentialrente in der Form II treten, zur Verschiedenheitder Fruchtbarkeit, hinzu die Unterschiede in der Verteilung des Kapitals(und der Kreditf„higkeit) unter den P„ch- tern. In der eigentlichen Manufaktur bildet sich bald fr jeden Gesch„ftszweig ein eignes Minimum des Gesch„ftsumfangs und dementsprechend ein Minimum des Kapitals, unter dem ein einzelnes Gesch„ft nicht mit Erfolg betrieben wer den kann. Es bildet sich ebenso in jedem Gesch„ftszweig ein dies Minimum berschreitendes, normales Durchschnittsmaá von Kapital, worber die Masse der Pro- duzenten verfgen muá und verfgt. Was darber ist, kann Ex- traprofit bilden; was darunter, erh„lt nicht den Durch- schnittsprofit. Die kapitalistischeproduktionsweise ergreift nur- langsam und ungleichm„áig die Landwirtschaft, wie man in England sehn kann, dem klassischen Lande der kapitalistischen Produkti- onsweise in der Agrikultur. Soweit keine freie Korneinfuhr exi- stiert oder ihre Wirkung, weil ihr Umfang, nur beschr„nkt ist, bestimmen die Produzenten, die auf schlechteren Boden, also mit ungnstigeren als den Durchschnitts-Produktionsbedingungen arbei- ten, den Marktpreis. Ein groáer Teil der in der Landwirtschaft angewandten und berhaupt ihr zur Verfgung stehenden Gesamtmasse von Kapital befindet sich in ihren H„nden. Es ist richtig, daá z.B. der Bauer auf seine kleine Parzelle viel Arbeit verwendet. Aber isolierte und der objektiven, sowohl ge- sellschaftlichen wie materiellen Bedingungen der Produktivit„t beraubte, von ihnen entbl”áte Arbeit. Dieser Umstand bewirkt, daá die wirklichen kapitalistischen P„chter f„hig sind, sich einen Teil des Surplusprofits anzueignen; dies wurde wegfallen, wenig- stens soweit dieser Punkt in Betracht kommt, w„re die kapitali- stische Produktionsweise in der Landwirtschaft ebenso gleichm„áig entwickelt wie in der Manufaktur. #690# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Betrachten wir zun„chst bloá die Bildung des Surplusprofits bei Differentialrente II, ohne uns noch um die Bedingungen zu km- mern, unter denen die Verwandlung dieses Surplusprofits in Grund- rente vorgehn kann. Es ist dann klar, daá die Digerentialrente II nur ein verschiedner Ausdruck der Differentialrente I ist, aber der Sache nach mit ihr zusammenf„llt. Die verschiedne Fruchtbar- keit der verschiednen Bodenarten wirkt bei Differentialrente I nur, soweit sie bewirkt, daá auf den Boden angelegte Kapitale un- gleiche Resultate, Produkte, geben, entweder bei gleicher Gr”áe der Kapitale oder ihrer proportionellen Gr”áe nach betrachtet. Ob diese Ungleichheit stattfindet fr verschiedne Kapitale, die auf demselben Bodenstck nacheinander angelegt sind, oder fr solche, die auf mehrere Stcke von verschiednen Bodenarten verwandt wur- den, kann an der Differenz der Fruchtbarkeit oder ihres Produkts und daher an der Bildung der Differentialrente fr die fruchtba- rer angelegten Kapitalteile keinen Unterschied machen. Es ist nach wie vor der Boden, der bei gleicher Kapitalanlage ver- schiedne Fruchtbarkeit zeigt, nur daá hier derselbe Boden fr ein in verschiednen Portionen sukzessiv angelegtes Kapital tut, was bei I verschiedne Bodenarten fr verschiedne gleich groáe, auf sie angelegte Teile des gesellschaftlichen Kapitals tun. Wenn dasselbe Kapital von 10 Pfd.St., was in Tabelle I 1*) in der Gestalt selbst„ndiger Kapitale von je 2 1/2 Pfd.St. von ver- schiednen P„chtern auf je einen Acre der vier Bodenarten A, B, C und D angelegt ist, statt dessen auf einen und denselben Acre von D sukzessiv angelegt w„re, so daá die erste Anlage 4 qrs., die zweite 3, die dritte 2, die letzte 1 qr. g„be (oder auch in umge- kehrter Reihenfolge), so wurde der Preis des einen qr. = 3 Pfd.St., den der mindestergiebige Kapitalteil liefert, keine Dif- ferentialrente abwerfen, sondern den Produktionspreis bestimmen, solange noch Zufuhr von Weizen n”tig, dessen Produktionspreis 3 Pfd.St. ist. Und da der Voraussetzung nach kapitalistisch produ- ziert wird, also der Preis von 3 Pfd.St. den Durchschnittsprofit einschlieát, den ein Kapital von 2 1/2 Pfd.St. berhaupt abwirft, so werden die drei andern Portionen von je 2 1/2 Pfd.St. Sur- plusprofite abweifen, je nach der Differenz dieses Produkts, da dies Produkt nicht zu seinem Produktionspreis, sondern zum Pro- duktionspreis der unergiebigsten Anlage von 2 1/2 Pfd.St. ver- kauft wird; einer Anlage, die keine Rente abwirft und bei der der Preis des Produkts nach dem allgemeinen Gesetz der Produktions- preise reguliert ist. Die Bildung der Surplusprofite w„re die- selbe wie in Tabelle I. ----- 1*) Siehe vorl. Band. S. 674 #691# 40. Kapitel - Differentialrente II ----- Es zeigt sich hier wiederum, daá die Differentialrente II die Differentialrente I voraussetzt. Das Minimum von Produkt, das ein Kapital von 2 1/2 Pfd.St. abwirft, d.h. auf dem schlechtesten Bo- den abwirft, ist hier angenommen als 1 qr. Gesetzt also, der P„chter der Bodenart D verwendet auáer den 2 1/2 Pfd.St., die ihm 4 qrs. abwerfen und wofr er 3 qrs. Differentialrente zahlt, auf denselben Boden 2 1/2 Pfd.St., die ihm nur 1 qr. ab. werfen, wie das gleiche Kapital auf dem schlechtesten Boden A. In diesem Fall w„re dies rentelose Kapitalanlage, da ihm nur der Durch- schnittsprofit abgeworfen wrde. Es w„re kein Surplusprofit da, um sich in Rente zu verwandeln. Andrerseits h„tte aber auch die- ser abnehmende Ertrag der zweiten Kapitalanlage auf D keine Wir- kung auf die Profitrate. Es w„re dasselbe, als ob 2 1/2 Pfd.St. auf einen weitern Acre der Bodenart A neu angelegt worden, ein Umstand, der in keiner Weise den Surplusprofit, also auch nicht die Differentialrente der Bodenarten A, B, C, D affiziert. Fr den P„chter aber w„re diese zus„tzliche Anlage von 2 1/2 Pfd.St. auf D geradeso vorteilhaft gewesen, wie ihm der Voraussetzung nach die Anlage der ursprnglichen 2 1/2 Pfd.St. auf den Acre D ist, obgleich diese 4 qrs. abwirft. Geben ihm ferner zwei weitre Kapitalanlagen von je 2 1/2 Pfd.St. die erste 3, die zweite 2 qrs. zus„tzliches Produkt, so h„tte wieder Abnahme stattgefunden, verglichen mit dem Ertrag der ersten Anlage von 2 1/2 Pfd.St. auf D, die 4 qrs. gab, daher einen Surplusprofit von 3 qrs. Aber es w„re nur eine Abnahme in der H”he des Surplusprofits und wrde weder den Durchschnittsprofit noch den regulierenden Produktions- preis affizieren. Dies w„re nur der Fall, wenn die zuschssige Produktion, welche diese fallenden Surplusprofite abwirft, die Produktion von A berflssig machte und damit den Acre A auáer Bebauung wrfe. In diesem Fall w„re mit der abnehmenden Frucht- barkeit der zus„tzlichen Kapitalanlage auf dem Acre D ein Fallen des Produktionspreises verbunden, Z.B. von 3 Pfd.St. auf 1 1/2 Pfd. St., wenn der Acre B der rentelose, den Marktpreis regulie- rende Boden wrde. Das Produkt auf D w„re jetzt = 4 + 1 + 3 + 2 = 10 qrs., w„hrend es frher = 4 qrs. war. Der durch B regulierte Preis des qr. w„re aber gefallen auf 1 1/2 Pfd.St. Die Differenz zwischen D und B w„re = 10 - 2 = 8 qrs., zu 1 1/2 Pfd.St. per qr. = 12 Pfd.St., w„hrend die Geldrente auf D frher = 9 Pfd.St. war. Dies ist zu merken. Auf den Acre gerechnet, w„re die H”he der Rente gestiegen um 33 1/3 %, trotz der abnehmenden Rate der Surplusprofite auf die zwei zus„tzlichen Kapitale von je 2 1/2 Pfd.St. Man sieht hieraus, zu welchen sehr komplizierten Kombinationen die Differentialrente berhaupt, und namentlich in Form II zusam- men mit Form I, Anlaá gibt, w„hrend z.B. Ricardo sie ganz einsei- tig und als einfache #692# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Sache behandelt. Man hat z.B. wie oben Sinken des regulierenden Marktpreises und zugleich Wachsen der Rente auf den fruchtbaren L„ndereien, so daá sowohl absolutes Produkt wie absolutes Sur- plusprodukt w„chst. (Bei der Differentialrente I in absteigender Linie kann das relative Surplusprodukt und daher die Rente per Acre wachsen, obgleich das absolute Surplusprodukt per Acre kon- stant bleib oder selbst abnimmt.) Aber zugleich nimmt die Frucht- barkeit der nacheinander auf denselben Boden gemachten Kapitalan- lagen ab, obgleich ein groáer Teil davon auf die fruchtbareren L„ndereien f„llt. Von einem Gesichtspunkt aus betrachtet - sowohl was Produkt wie Produktionspreise angeht -, ist die Produktivit„t der Arbeit gestiegen. Von einem andern aus betrachtet, hat sie abgenommen, weil die Rate des Surplusprofits und das Surpluspro- dukt per Acre fr die verschiednen Kapitalanlagen auf demselben Boden abnimmt. Die Differentialrente II, bei abnehmender Fruchtbarkeit der suk- zessiven Kapitalanlagen, w„re nur dann notwendig mit Verteuerung des Produktionspreises und absoluter Abnahme der Produktivit„t verbunden, wenn diese Kapitalanlagen nur auf den schlechtesten Boden A geschehn k”nnten. Wenn der Acre von A, der mit 2 1/2 Pfd. St. Kapitalanlage 1 qr. zum Produktionspreis von 3 Pfd.St. ergab, bei weitrer Anlage von 2 1/2 Pfd.St., also Gesamtanlage von 5 Pfd.St., insgesamt nur 1 1/2 qrs. liefert, so ist der Produkti- onspreis dieser 1/2 qrs. 6 Pfd.St., also der eines qr. 4 Pfd.St. Jede Abnahme der Produktivit„t bei wachsender Kapitalanlage w„re hier relative Verminderung des Produkts per Acre, w„hrend sie auf den bessern Bodenarten nur Verminderung des berschssigen Sur- plusprodukts ist. Die Natur der Sache aber bringt es mit sich, daá mit Entwicklung der intensiven Kultur, d.h. mit sukzessiven Kapitalanlagen auf demselben Boden, es vorzugsweise die bessern Bodenarten sind, wo dies stattfindet oder in h”herm Grade stattfindet. (Wir sprechen nicht von den permanenten Verbesserungen, wodurch bisher un- brauchbarer Boden in brauchbaren verwandelt wird.) Die abnehmende Fruchtbarkeit der sukzessiven Kapitalanlagen muá also haupts„ch- lich in der beschriebnen Weise wirken. Der bessere Boden wird dazu gew„hlt, weil er die meiste Aussicht bietet, daá sich das darauf verwandte Kapital rentiert, indem er die meisten natrli- chen Elemente der Fruchtbarkeit enth„lt, die es sich nur handelt nutzba zu machen. Als nach Aufhebung der Korngesetze die Kultur in England noch in- tensiver gemacht wurde, wurde eine Masse frheres Weizenland zu andren Zwecken, namentlich zu Viehweide verwandt, dagegen die fr Weizen passendsten fruchtbaren Landstrecken dr„niert und sonst verbessert; #693# 40. Kapitel - Differentialtente II ----- das Kapital fr Weizenkultur wurde so auf ein engeres Gebiet kon- zentriert. In diesem Fall - und alle m”glichen Surplusraten, die zwischen dem h”chsten Surplusprofit des besten Landes und dem Produkt des rentelosen Bodens A liegen, fallen hier zusammen, nicht mit relativer, sondern mit absoluter Vermehrung des Sur- plusprodukts per Acre - stellt der neugebildete Surplusprofit (eventuell Rente) nicht in Rente verwandelten Teil von frherm Durchschnittsprofit dar (Teil von dem Produkt, worin sich frher der Durchschnittsprofit darstellte), sondern zuschssigen Sur- plusprofit, der sich aus dieser Form in Rente verwandelte. Dagegen nur in dem Fall, wo die Nachfrage nach Getreide so wchse, daá der Marktpreis ber den Produktionspreis von A stiege, und deswegen auf A, B oder irgendeiner andren Klasse das Surplusprodukt nur zu einem h”heren Preise als 3 Pfd.St. gelie- fert werden k”nnte, nur in diesem Fall w„re mit der Abnahme des Ergebnisses einer zus„tzlichen Kapitalanlage auf irgendeine der Klassen A, B, C, D Steigen des Produktionspreises und des regu- lierenden Marktpreises verbunden. Soweit dies fr l„ngre Zeit sich festsetzte und nicht Kultur von zus„tzlichem Boden A (von wenigstens der Qualit„t A) ins Leben riefe oder sonstige Einwir- kungen eine wohlfeilere Zufuhr herbeifhrten, wrde bei sonst gleichbleibenden Umst„nden der Arbeitslohn infolge der Brotver- teurung steigen und die Profitrate dementsprechend fallen. In diesem Falle w„re es gleichgltig, ob die gestiegne Nachfrage be- friedigt wrde durch Heranziehung von schlechterrn Boden als A oder durch zuschssige Kapitalanlage, einerlei auf welche der vier Bodenarten. Die Differentialrente wrde steigen in Verbin- dung mit fallender Profitrate. Dieser eine Fall, worin die abnehmende Fruchtbarkeit der auf den bereits in Kultur befindlichen Bodenarten nachtr„glich zugesetz- ten Kapitale zu Steigerung des Produktionspreises, Fall der Pro- fitrate und Bildung erh”hter Differentialrente fhren kann - denn diese wrde unter den gegebnen Umst„nden auf allen Bodenarten ganz so steigen, als ob schlechterer Boden als A jetzt den Markt- preis regulierte -, ist von Ricardo zum einzigen Fall, zum norma- len Fall gestempelt worden, worauf er die ganze Bildung der Dif- ferentialrente II reduziert. Es w„re dies auch der Fall, wenn nur die Bodenart A bebaut w„re und sukzessive Kapitalanlagen auf derselben nicht nt proportio- nellem Zuwachs des Produkts verbunden w„ren. Hier wird also bei Differentialrente II die Differentialrente I ganz aus dem Ged„chtnis verloren. #694# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Mit Ausnahme dieses Falls, wo entweder die Zufuhr auf den bebau- ten Bodenarten nicht gengt und daher der Marktpreis fortw„hrend ber dem Produktionspreis steht, bis neuer zus„tzlicher, schlech- terer Boden in Anbau genommen ist oder bis das Gesamtprodukt des auf die verschiednen Bodenarten angelegten zus„tzlichen Kapitals nur zu h”herm Produktionspreis als dem bisher geltenden geliefert werden kann - mit Ausnahme dieses Falls l„át die proportionelle Abnahme in der Produktivit„t der zus„tzlichen Kapitale den regu- lierenden Produktionspreis und die Profitrate unberhrt. Im bri- gen sind drei fernere F„lle m”glich: a) Wirft das zus„tzliche Kapital auf irgendeiner der Bodenarten A, B, C, D nur die durch den Produktionspreis von A bestimmte Profitrate ab, so wird dadurch kein Surplusprofit, also auch keine m”gliche Rente gebildet; sowenig, als wenn zus„tzlicher Bo- den A bebaut worden w„re. b) Wirft das zus„tzliche Kapital h”heres Produkt ab, so wird selbstverst„ndlich neuer Surplusprofit (potentielle Rente) gebil- det, wenn der regulierende Preis derselbe bleibt. Dies ist nicht notwendig der Fall, n„rnlich dann nicht, wenn diese zus„tzliche Produktion den Boden A auáer Bebauung und damit aus der Reihe der konkurrierenden Bodenarten wirft. In diesem Fall f„llt der regu- lierende Produktionspreis. Die Profitrate wrde steigen, wenn hiermit Fallen des Arbeitslohns verbunden w„re oder wenn das wohlfellere Produkt als Element in das konstante Kapital eingeht. H„tte die erh”hte Produktivit„t des zus„tzlichen Kapitals auf den besten Bodenarten C und D stattgefunden, so hinge es ganz ab von der H”he der gesteigerten Produktivit„t und der Masse der neu zu- gesetzten Kapitale, wieweit Bildung von vermehrtem Surplusprofit (also von vermehrter Rente) verbunden w„re mit dem Fall des Prei- sesund dem Steigen der Profitrate. Diese letztre kann steigen auch ohne Fall des Arbeitslohns, durch Verwohlfeilerung der Ele- mente des konstanten Kapitals. c) Findet die zus„tzliche Kapitalanlage mit abnehmenden Sur- plusprofiten statt, doch so, daá ihr Produkt einen šberschuá l„át ber das Produkt desselben Kapitals auf Boden A, so findet, wenn die vermehrte Zufuhr nicht den Boden A auáer Bebauung wirft, un- ter allen Umst„nden Neubildung von Surplusprofiten statt, die auf D, C, B, A gleichzeitig stattfinden kann. Wird dagegen der schlechteste Boden A aus der Bebauung verdr„ngt, so f„llt der re- gulierende Produktionspreis, und es h„ngt von dem Verh„ltnis zwi- schen dem verminderten Preis eines qr. und der vermehrten Zahl der den Surplusprofit bildenden qrs. ab, ob der in Geld ausge- drckte Surplusprofit und daher die Differentialrente steigt oder f„llt. Aber jedenfalls zeigt sich hier das Merkwrdige, daá mit abnehmenden Surplusprofiten #695# 40.Kapitel - Differentialrente II ----- sukzessiver Kapitalanlagen der Produktionspreis fallen kann, statt steigen zu mssen, wie es auf den ersten Blick scheint. Diese zus„tzlichen Kapitalanlagen mit abnehmenden Mehrertr„gen entsprechen ganz dem Fall, in welchem auf Bodenarten, deren Fruchtbarkeit zwischen A und B, B und C, C und D, z. B. vier neue selbst„ndige Kapitale von je 2 1/2 Pfd.St. angelegt wrden, die resp. 1 1/2 qrs., 2 1/3, 2 1/3 und 3 qrs. abwrfen. Es wrden sich auf allen diesen Bodenarten fr alle vier zus„tzlichen Kapi- tale Surplusprofite, potentielle Renten bilden, obgleich die Rate des Surplusprofits, verglichen mit dem der gleichen Kapitalanlage auf den jedesmal bessern Boden, abgenommen h„tte. Und es w„re ganz gleich, ob diese vier Kapitale auf D etc. angelegt oder ver- teilt wrden zwischen D und A. Wir kommen jetzt zu einem wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Formen der Differentialrente. Bei gleichbleibendem Produktionspreis und gleichbleibenden Diffe- renzen kann bei Differentialrente I mit dem Rental die Durch- schnittsrente per Acre steigen oder die Durchschnittsrentrate aufs Kapital; aber der Durchschnitt ist nur eine Abstraktion. Die wirkliche Rentenh”he per Acre oder aufs Kapital gerechnet, bleibt hier dieselbe. Dagegen kann unter denselben Voraussetzungen die H”he der Rente, gemessen am Acre, steigen, obgleich die Rentrate, gemessen am ausgelegten Kapital, dieselbe bleibt. Nimm an, die Produktion verdopple sich dadurch, daá auf A, B, C, D statt je 2 1/2 Pfd.St. je 5 Pfd.St., also statt 10 zusammen 20 Pfd.St. Kapital angelegt wrde, mit gleichbleibender relativer Fruchtbarkeit. Es w„re dies ganz dasselbe, als ob von jeder die- ser Bodenarten 2 Acres statt 1, und zwar zu gleichbleibenden Ko- sten, bebaut wrden. Die Profitrate bliebe dieselbe und ebenso ihr Verh„ltnis zum Surplusprofit oder der Rente. Wenn aber A jetzt 2 qrs. trge, B 4, C 6, D 8, so bliebe, da dieser Zuwachs nicht verdoppelter Fruchtbarkeit bei gleichbleibendem Kapital, sondern gleich. bleibender proportioneller Fruchtbarkeit bei ver- doppeltem Kapital geschuldet, der Produktionspreis nach wie vor 3 Pfd.St. per qr. Die 2 qrs. von A wrden jetzt 6 Pfd.St. kosten, wie frher 1 qr. 3 Pfd.St. Der Profit h„tte sich auf allen 4 Bo- denarten verdoppelt, aber nur, weil das ausgelegte Kapital. Aber in demselben Verh„ltnis h„tte sich die Rente verdoppelt; sie w„re 2 qrs. fr B statt 1, 4 fr C statt 2 und 6 fr D statt 3; und dem entsprechend die Geldrente fr B, C, D resp. 6 Pfd. St., 12 Pfd.St., 18 Pfd.St. Wie das Produkt per Acre, h„tte sich die Geldrente per Acre verdoppelt, also auch der Bodenpreis, worin diese Geldrente kapitalisiert wird. So #696# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- berechnet, steigt die H”he der Korn- und Geldrente und daher der Bodenpreis, weilder Maástab, worin er berechnet wird, der Acre, ein Bodenstck von konstanter Gr”áe ist. Dagegen als Rentrate mit Beziehung auf das ausgelegte Kapital berechnet, hat kein Wechsel stattgefunden in der proportionellen H”he der Rente. Das Gesamt- rental von 36 verh„lt sich zum ausgelegten Kapital von 20, wie sich das Rental von 18 zum ausgelegten Kapital von 10 verhielt. Dasselbe gilt fr das Verh„ltnis der Geldrente jeder Bodenart zu dem in ihr ausgelegten Kapital; so z.B. in C verhalten sich 12. Pfd.St. Rente zu 5 Pfd.St. Kapital wie frher 6 Pfd.St. Rente zu 2 1/2 Pfd.St. Kapital. Es entstehn hier keine neuen Differenzen zwischen den ausgelegten Kapitalen, aber es entstehn neue Sur- plusprofite, bloá weil das zus„tzliche Kapital auf irgendeiner der Rente tragenden Bodenarten, oder auf allen, mit demselben proportionellen Produkt angelegt wird. F„nde die doppelte Anlage z.B. nur auf C statt, so bliebe die Differentialrente, aufs Kapi- tal berechnet, zwischen C, B und D dieselbe; denn wenn ihre Masse auf C sich verdoppelt, so auch das angelegte Kapital. Man sieht hieraus, daá bei gleichbleibendem Produktionspreis, gleichbleibender Rate des Profits und gleichbleibenden Differen- zen (und daher gleichbleibender Rate des Surplusprofits oder der Rente, gemessen an Kapital) die H”he der Produkten- und Geldrente per Acre und daher daher Bodenpreis steigen kann. Dasselbe kann stattfinden bei abnehmenden Raten des Surpluspro- fits und daher der Rente, d.h. bei abnehmender Produktivit„t der immer noch Rente tragenden zus„tzlichen Kapitalanlagen. Wenn die zweiten Kapitalanlagen von 2 1/2 Pfd. St. nicht das Produkt ver- doppelt h„tten, sondern B nur 3 1/2 qrs., C 5 und D 7 1*) trge, so w„re die Differentialrente auf B fr die zweiten 2 1/2 Pfd.St. Kapital nur 1/2 qrs. statt 1, auf C 1 statt 2, und auf D 2 statt 3. Die Verh„ltnisse zwischen Rente und Kapital fr die beiden sukzessiven Anlagen wrden sich stellen wie folgt: Erste Anlage Zweite Anlage Rente Kapital Rente Kapital B: 3 Pfd.St. 2 1/2 Pfd.St. B: 1 1/2 Pfd.St. 2 1/2 Pfd.St. C: 6 " " 2 1/2 Pfd.St. C: 3 " " 2 1/2 " " D: 9 " " 2 1/2 Pfd.St D: 6 " " 2 1/2 " " Trotz dieser gefallnen Rate der relativen Produktivit„t des Kapi- tals und daher des Surplusprofits, berechnet aufs Kapital, w„re die Korn- und ----- 1*) 1. Auflage: 6 #697# 40. Kapitel - Differentialrente II ----- Geldrente gestiegen fr B von 1 auf 1 1/2 qrs - (3 auf 4 1/2 Pfd.St.), fr C von 2 auf 3 qrs. (von 6 auf 9 Pfd.St.) und fr D von 3 auf 5 qrs. (von 9 auf 15 Pfd.St.). In diesem Fall h„tten die Differenzen fr die zus„tzlichen Kapitale, verglichen mit dem auf A angelegten Kapital, abgenommen, der Produktionspreis w„re derselbe geblieben, aber die Rente per Acre und daher der Boden- preis per Acre w„re gestiegen. Die Kombinationen der Differentialrente II, welche als ihre Basis die Differentialrente I voraussetzt, sind nun die folgenden. #698# ----- EINUNDVIERZIGSTES KAPITEL Die Differentialrente II - Erster Fall: Konstanter Produktionspreis Diese Voraussetzung schlieát ein, daá der Marktpreis nach wie vor durch das auf dem schlechtesten Boden A angelegte Kapital regu- liert wird. I. Wenn das auf irgendeiner der Rente tragenden Bodenatten B, C, D angelegte zuschssige Kapital nur soviel Produziert wie das- selbe Kapital auf Boden A, d.h. wenn es zum regulierenden Produk- tionspreis nur den Durchschnittsprofit abwirft, also keinen Sur- plusprofit, so ist die Wirkung auf die Rente gleich Null. Es bleibt alles beim alten. Es ist dasselbe, als wenn eine beliebige Zahl Acres von der Qualit„t A, des schlechtesten Bodens, der bis- her bebauten Fl„che zugesetzt w„re. II. Die zus„tzlichen Kapitale bringen auf jeder verschiednen Bo- denart ihrer Gr”áe proportionelle, zuschssige Produkte hervor; d.h. die Gr”áe der Produktion w„chst, je nach der spezifischen Fruchtbarkeit jeder Bodenart, proportionell zur Gr”áe des zu- schssigen Kapitals. Wir gingen in Kapitel XXXIX aus von der fol- genden Tabelle I: Boden Kapi Profit Produk Ver- Rate art tal tions Produkt kaufs- Ertrag Rente des Acres Pfd Pfd. kosten preis Pfd. Pfd Surplus St. St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. St. qrs St. profits A 1 2 1/2 1/2 3 1 3 3 0 0 0 B 1 2 1/2 1/2 3 2 3 6 1 3 120% C 1 2 1/2 1/2 3 3 3 9 2 6 240% D 1 2 1/2 1/2 3 4 3 12 3 9 360% --------------------------------------------------------------- Total 4 10 12 10 30 6 18 #699# 41. Kapitel - Differentialtente II - Erster Fall ----- Diese verwandelt sich jetzt in: Tabelle II Boden Kapi Profit Produk Ver- Rate art tal tions Produkt kaufs- Ertrag Rente des Acres Pfd Pfd. kosten preis Pfd. Pfd Surplus St. St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. St. qrs St. profits A 1 2 1/2 1 6 2 3 6 0 0 +2 1/2 =5 B 1 2 1/2 1 6 4 3 12 2 6 120% +2 1/2 =5 C 1 2 1/2 1 6 6 3 18 4 12 240% +2 1/2 =5 D 1 2 1/2 1 6 8 3 24 6 18 360% +2 1/2 =5 ---------------------------------------------------------------- 4 20 20 60 12 36 Es ist hier nicht n”tig, daá, wie in der Tabelle, die Kapitalan- lage sich auf allen Bodenarten verdoppelt. Das Gesetz ist das- selbe, sobald nur auf irgendeiner oder mehreren der Rente tragen- den Bodenatten zuschssiges Kapital angewandt wird, gleichviel in welcher Proportion. Was n”tig ist, ist nur, daá auf jeder Boden- art die Produktion sich im selben Verh„ltnis vermehrt wie das Ka- pital. Die Rente steigt hier bloá infolge vermehrter Kapitalan- lage auf den Boden und im Verh„ltnis zu dieser Kapitalvermehrung. Diese Vermehrung des Produkts und der Rente infolge von und pro. portionell zu vermehrter Kapitalanlage ist, was Quantum des Pro- dukts und der Rente angeht, ganz dasselbe, als wenn die bebaute Fl„che der Rente tragenden L„ndereien gleicher Bonit„t sich ver- mehrt h„tte und mit gleicher Kapitalanlage, wie frher auf den- selben Bodenarten, der Kultur unterworfen w„re. Im Fall von Ta- belle II z.B. bliebe das Resultat dasselbe, wenn das zuschssige Kapital von 2 1/2 Pfd.St. per Acre auf je einen zweiten Acre von B, C und D angelegt w„re. Diese Annahme unterstellt ferner keine fruchtbarere Anwendung des Kapitals, sondern nur Anwendung von mehr Kapital auf derselben Fl„che mit demselben Erfolg wie bisher. Es bleiben hier alle proportionellen Verh„ltnisse dieselben. Al- lerdings, wenn man nicht die proportionellen Differenzen, sondern die rein arithmetischen betrachtet, kann sich die Differential- rente auf den verschiednen Bodenarten ver„ndern. Nehmen wir z.B. an, das zuschssige Kapital sei nur auf B und D angelegt worden. So ist dann der Unterschied von D und A = 7 qrs., frher = 3; der von B und A = 3 qrs., frher = 1; der von C und B = -1, frher = +1 usw. Aber diese arithmetische Differenz, die #700# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- entscheidend ist bei der Differentialrente 1, soweit sich in ihr der Unterschied in der Produktivit„t bei gleicher Kapitalanlage ausdrckt, ist hier v”llig gleichgltig, weil sie nur Folge ver- schiedner Mehranlage oder NichtMehranlage von Kapital ist, bei gleichbleibender Differenz fr jeden gleichen KapitaltelI auf die verschiednen L„ndereien. III. Die zuschssigen Kapitale bringen berschssiges Produkt hervor und bilden daher Surplusprofite, aber mit abnehmender Rate, nicht iin Verh„ltnis zu ihrer Vergr”áerung. Tabelle III Boden Kapi Profit Produk Ver- Rate art tal tions Produkt kaufs- Ertrag Rente des Acres Pfd Pfd. kosten preis Pfd. Pfd Surplus St. St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. St. qrs St. profits A 1 2 1/2 1/2 3 1 3 3 0 0 0 B 1 2 1/2 1 6 2 3 10 1/2 1 1/2 4 1/2 90% +2 1/2 +1 1/2 =5 =3 1/2 C 1 2 1/2 1 6 1 3 + 2 3 15 3 9 180% +2 1/2 =5 D 1 2 1/2 1 6 4 3 22 1/2 5 1/2 16 1/2 330% +2 1/2 +3 1/2 =5 =7 1/2 ----------------------------------------------------------------- 17 1/2 3 1/2 21 17 51 10 30 Es ist bei dieser dritten Annahme wieder gleichgltig, ob die zu- schssigen zweiten Kapitalanlagen gleichm„áig oder ungleichm„áig auf die verschiednen Bodenarten fallen oder nicht; ob die abneh- mende Produktion von Surplusprofit in gleichen oder ungleichen Verh„ltnissen vor sich geht; ob die zus„tzlichen Kapitalanlagen alle auf dieselbe, Rente tragende, Bodenart fallen oder ob sie sich verteilen, gleichm„áig oder ungleichm„áig, auf Rente tragen- den Boden verschiedner Bonit„t. Alle diese Umst„nde sind fr das zu entwickelnde Gesetz gleichgltig. Die einzige Voraussetzung ist, daá zuschssige Kapitalanlagen auf irgendeiner der Rente tragenden Bodenarten Surplusprofit abwerfen, aber in abnehmender Proportion zum Maá der Kapitalvermehrung. Die Grenzen dieser Ab- nahme bewegen sich 'n den Beispielen der vorliegenden Tabelle zwischen 4 qrs. = 12 Pfd.St. dem Produkt der ersten Kapitalanlage auf den besten Boden D, und 1 qt. = 3Pfd.St., dem Produkt dersel- ben Kapitalanlage auf den schlechtesten Boden A. Das Produkt des besten Bodens bei Anlage von Kapital I bildet die Maximalgrenze und das Produkt des nicht Rente tragenden, keinen Surplusprofit gebenden schlechtesten Bodens A, bei gleicher Kapitalanlage, die Minimalgrenze des Produkts, welches die sukzessiven Kapitalanla- gen auf irgendeinem der Surplusprofit abwerfenden Bodenatten bei abnehmen- #701# 41. Kapitel - Differentialtente II - Erster Fall ----- der Produktivit„t sukzessiver Kapitalanlagen abwerfen. Wie die Annahme II dem entspricht, daá von den bessern Bodenarten neue Stcke gleicher Qualit„t der bebauten Fl„che zugefgt werden, daá die Quantit„t irgend einer der kultivierten Bodenarten sich ver- mehrt, so entspricht die Annahme 111 dem, daá zus„tzliche Boden- stcke bebaut werden, deren verschiedne Grade von Fruchtbarkeit sich verteilen zwischen D und A, zwischen denen des besten und denen des schlechtesten Bodens. Finden die sukzessiven Kapitalan- lagen ausschlieálich auf dem Boden D statt, so k”nnen sie die existierenden Differenzen zwischen D und A einbegreifen, ferner Differenzen zwischen D und C, ebenso wie zwischen D und B. Finden sie alle auf Boden C statt, so nur Differenzen zwischen C und A resp. B; wenn auf B, nur Differenzen zwischen B und A. Das Gesetz aber ist: daá die Rente auf allen diesen Bodenarten absolut w„chst, wenn auch nicht im Verh„ltnis zum zuschssig an- gelegten Kapital. Die Rate des Surplusprofits, sowohl das zuschssige Kapital wie das gesamte auf den Boden angelegte Kapital betrachtet, nimmt ab; aber die absolute Gr”áe des Surplusprofits nimmt zu; ganz wie die abnehmende Profitrate des Kapitals berhaupt meist mit zunehmen- der absoluter Masse des Profits verbunden ist. So ist der Durch- schnitts-Surplusprofit der Kapitalanlage auf B = 90% aufs Kapi- tal, w„hrend er bei der ersten Kapital. anlage = 120% war. Aber der gesamte Surplusprofit nimmt zu, von 1 qr. auf 1 1/2 qr. und von 3 Pfd.St. auf 4 1/2. Die Gesamtrente fr sich betrachtet - und nicht mit Bezug auf die verdoppelte Gr”áe des vorgeschoánen Kapitals - ist absolut gestiegen. Die Differenzen der Renten der verschiednen Bodenarten und ihr Verh„ltnis zueinander m”gen hier wechseln; aber dieser Wechsel in der Differenz ist hier Folge, nicht Ursache der Vermehrung der Renten gegeneinander. IV. Der Fall, wo die zuschssigen Kapitalanlagen auf den bessern Boden, arten ein gr”áeres Produkt erzeugen als die ursprngli- chen, verlangt keine weitre Analyse. Es versteht sich von selbst, daá unter dieser Voraussetzung die Renten per Acre steigen, und in gr”áerm Verh„ltnis als das zuschssige Kapital, auf welcher Bodenart immer seine Anlage stattgefunden hat. In diesem Fall ist die zuschssige Kapitalanlage mit Verbesserung verbunden. Es ist hierin eingeschlossen, wenn ein Zuschuá von weniger Kapital die- selbe oder gr”áre Wirkung produziert als frher Zuschuá von mehr Kapital. Dieser Fall ist nicht ganz identisch mit dem frhem, und es ist dies ein Unterschied, der bei allen Kapitalanlagen wichtig ist. Wenn z.B. 100 einen Profit von 10 gibt und 200, in einer be- stimmten Form angewandt, einen Profit von 40, so ist der Profit von 10% auf 20% gestiegen, und insoweit ist #702# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- dies dasselbe, als wenn 50, in einer wirksamern Form angewandt, einen Profit von 10 statt 5 gibt. Wir unterstellen hier, daá der Profit mit proportioneller Vermehrung des Produkts verbunden ist. Aber der Unterschied ist, daá ich in dem einen Fall das Kapital verdoppeln muá, dagegen in dem andern mit dem bisherigen Kapital den doppelten Effekt hervorbringe. Es ist durchaus nicht das- selbe, ob ich 1. mit halb soviel lebendiger und vergegenst„nd- lichter Arbeit dasselbe Produkt wie frher, oder 2. mit dersel- ben, Arbeit das doppelte Produkt gegen frher, oder 3. mit der doppelten Arbeit das vielfache Produkt gegen frher hervorbringe. Im ersten Fall wird Arbeit - in lebendiger oder vergegenst„nd- lichter Form - frei, die anderswie verwandt werden kann; das Dis- positionsverm”gen ber Arbeit und Kapital w„chst. Die Freisetzung von Kapital (und Arbeit) ist an sich eine Vermehrung des Reich- tums; sie hat ganz denselben Effekt, als ob dies zuschssige Ka- pital durch Akkumulation erzielt worden sei, spart aber die Ar- beit der Akkumulation. Gesetzt, ein Kapital von 100 habe ein Produkt von 10 Meter produ- ziert. In den 100 sei sowohl konstantes Kapital als lebendige Ar- beit und Profit eingeschlossen. So kostet der Meter 10. Kann ich mit demselben Kapital von 100 jetzt 20 Meter produzieren, so ko- stet der Meter 5. Kann ich dagegen mit 50 Kapital 10 Meter produ- zieren, so kostet der Meter auch 5, und es wird ein Kapital von 50 freigesetzt, soweit die alte Warenzufuhr gengt. Muá ich 200 Kapital anlegen, um 40 Meter zu produzieren, so kostet der Meter ebenfalls 5. Die Wert- oder auch Preisbestimmung l„át hier keinen Unterschied erkennen, ebensowenig wie die dem Kapitalvorschuá proportionelle Produktenmasse. Aber im ersten Fall wird Kapital freigesetzt; im zweiten Fall wird zuschssiges Kapital erspart, soweit etwa doppelte Produktion n”tig w„re; im dritten Fall kann das vermehrte Produkt nur erhalten werden, indem das vorgeschoáne Kapital w„chst, obgleich nicht in demselben Verh„ltnis, wie wenn das vermehrte Produkt von der alten Produktivkraft h„tte gelie- fert werden sollen. (Geh”rt in Abschnitt I.) Vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion aus betrachtet, nicht mit Rcksicht auf Steigerung des Mehrwerts, sondern auf Senkung des Kostpreises - und Ersparung der Kosten auch im Mehr- wert bildenden Element, der Arbeit, tut dem Kapitalisten diesen Dienst und bildet Profit fr ihn, solange der regulierende Pro- duktionspreis derselbe bleibt - ist die Anwendung von konstantem Kapital stets wohlfeiler als die von variablern. Es setzt dies in der Tat die der kapitalistischen Produktionsweise entsprechende Kreditentwicklung und Reichlichkeit von Leihkapital voraus. Auf der einen Seite wende ich 100 Pfd.St. zus„tzliches konstantes Ka- pital an, #703# 41. Kapitel - Differentialrente II - Erster Fall ----- wenn 100 Pfd.St. das Produkt von 5 Arbeitern w„hrend des Jahrs; auf der andern 100 Pfd.St; In variablem Kapital. Ist die Rate des Mehrwerts = 100%, so der Wert, den die 5 Arbeiter geschaffen ha- ben = 200 Pfd.St.; dagegen der Wert von 100 Pfd.St. konstantem Kapital ist = 100 Pfd.St. und als Kapital vielleicht = 105 Pfd.St., wenn der Zinsfuá = 5%. Dieselben Geldsummen, je nachdem sie der Produktion vorgeschossen werden als Wertgr”áen von kon- stantem oder von variablem Kapital, drcken sehr verschiednc Werte aus, in ihrem Produkt betrachtet. Was ferner die Kosten der Waren vom Standpunkt des Kapitalisten angeht, findet noch der Un- terschied statt, daá von den 100 Pfd.St. konstantes Kapital, so- weit dies in fixem Kapital angelegt, nur der Verschleiá in den Wert der Ware eingeht, w„hrend die 100 Pfd.St. fr Arbeitslohn ganz darin reproduziert sein mssen. Bei Kolonisten und berhaupt selbst„ndigen Kleinproduzenten, die ber Kapital gar nicht oder nur zu hohen Zinsen verfgen k”nnen, ist der Produktenteil, der den Arbeitslohn vertritt, ihre Reve- nue, w„hrend er fr den Kapitalisten Kapitalvorschuá ist. Jener betrachtet diese Arbeitsauslage daher als unumg„ngliche Vorbedin- gung fr den Arbeitsertrag, um den es sich zun„chst handelt. Was aber seine berschssige Arbeit betrifft, nach Abzug jener not- wendigen Arbeit, so realisiert sie sich jedenfalls in einem ber- schssigen Produkt; und sobald er dies verkaufen oder auch selbst verwenden kann, betrachtet er dies als etwas, was ihm nichts ge- kostet hat, weil keine vergegenst„ndlichte Arbeit. Es ist diese allein, deren Verausgabung ihm als Ver„uáerung von Reichtum gilt. Er sucht natrlich so hoch zu verkaufen als m”glich; aber selbst der Verkauf unter dem Wert und unter dem kapitalistischen Produk- tionspreis gilt ihm immer noch als Profit, soweit dieser Profit nicht durch Verschuldung, Hypothek usw. antizipiert ist. Fr den Kapitalisten dagegen ist sowohl die Auslage von variablem wie konstantern Kapital Vorschuá von Kapital. Der relativ gr”áre Vor- schuá des Letztem verringert unter sonst gleichbleibenden Umst„n- den den Kostpreis, wie wirklich auch den Wert der Waren. Obgleich daher der Profit bloá aus der Mehrarbeit, also bloá aus der An- wendung von variablem Kapital entspringt, kann es dem einzelnen Kapitalisten doch so scheinen, daá die lebendige Arbeit das kost- spieligste und am meisten aufs Minimum zu reduzierende Element seiner Produktionskosten ist. Es ist dies nur eine kapitalistisch verdrehte Form des Richtigen, daá die verh„ltnism„áig gr”áre An- wendung vergangner Arbeit, verglichen mit lebendiger, gesteigerte Produktivit„t der gesellschaftlichen Arbeit und gr”áren gesell- schaftlichen Reichtum bedeutet. So falsch ist alles und so, auf den Kopf gestellt, bietet sich alles dar vom Standpunkt der Kon- kurrenz. - #704# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Bei der Voraussetzung gleichbleibender Produktionspreise k”nnen die zuschssigen Kapitalanlagen mit gleichbleibender, zunehmender oder abnehmender Produktivit„t auf den bessern L„ndereien, d.h. auf allen von B aufw„rts gemacht werden. Auf A selbst w„re dies unter unsrer Voraussetzung nur m”glich entweder bei gleichblei- bender Produktivit„t, wo das Land dann nach wie vor keine Rente tr„gt, oder auch wenn die Produktivit„t zunimmt; ein Teil des auf den Boden A angelegten Kapitals wrde dann Rente tragen, der an- dre nicht. Aber es w„re unm”glich bei Annahme abnehmender Produk- tivkraft fr A, denn sonst wrde der Produktionspreis nicht kon- stant bleiben, sondern steigen. Unter allen diesen Umst„nden aber, d.h. ob das Surplusprodukt, das sie bringen, ihrer Gr”áe proportionell oder ber oder unter dieser Proportion - ob daher die Rate des Surplusprofits des Kapitals, beim Wachstum dieses letzteren, konstant bleibt, steigt oder f„llt -, das Surpluspro- dukt und der ihm entsprechende Surplusprofit per Acre w„chst, also auch eventuell die Rente, Korn- und Geldrente. Das Wachsen in der bloáen Masse des Surplusprofits, resp. der Rente, per Acre berechnet, d.h. wachsende Masse auf eine gleichbleibende Einheit berechnet, also hier auf irgendein bestimmtes Bodenquantum, Acre oder Hektare, drckt sich als wachsende Proportion aus. Die H”he der Rente, per Acre berechnet, w„chst daher unter diesen Umst„n- den einfach infolge der Vermehrung des auf den Boden angelegten Kapitals. Und zwar findet dies statt bei gleichbleibenden Produk- tionspreisen, und gleichgltig dagegen, ob die Produktivit„t des zuschssigen Kapitals gleichbleibend, abnehmend oder zunehmend ist. Die letzteren Umst„nde modifizieren den Umfang, worin die H”he der Rente per Acre w„chst, aber nicht die Tatsache dieses Wachsens selbst. Dies ist ein Ph„nomen, welches der Differential- rente II eigentmlich ist und sie von Differentialrente I unter- scheidet. W„ren die zus„tzlichen Kapitalanlagen, statt zeitlich nacheinander auf denselben Boden, r„umlich nebeneinander auf neuen zus„tzlichen Boden der entsprechenden Qualit„t gemacht wor- den, so w„re die Masse des Rentals gewachsen und, wie frher ge- zeigt, auch die Durchschnittsrente der bebauten Gesamtfl„che, aber nicht die H”he der Rente per Acre. Bei gleichbleibendem Re- sultat, soweit Masse und Wert der Gesamtproduktion und des Sur- plusprodukts in Betracht kommen, entwickelt die Konzentration des Kapitals auf engerer Bodenfl„che die H”he der Rente per Acre, wo unter denselben Umst„nden seine Zerstreuung ber eine gr”áre Fl„- che, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden, nicht diese Wirkung hervorbringt. je mehr sich aber die kapitalistische Produktions- weise entwickelt, desto mehr auch die Konzentration von Kapital auf derselben Bodenfl„che, desto h”her steigt also die Rente, per #705# 41. Kapitel - Differentialrente II - Erster Fall ----- Acre berechnet. In zwei L„ndern daher, wo die Produktionspreise identisch, die Differenzen der Bodenarten identisch und dieselbe Masse Kapital angelegt w„re, aber in dem einen mehr in der Form sukzessiver Anlagen auf beschr„nkter Bodenfl„che, in der andren mehr in der Form koordinierter Anlagen auf breiterer Fl„che, w„re die Rente per Acre und damit der Bodenpreis h”her in dem ersten und niedriger im zweiten Land, obgleich die Masse der Rente in beiden L„ndern dieselbe w„re. Der Unterschied in der H”he der Rente w„re hier also weder aus Unterschied in der natrlichen Fruchtbarkeit der Bodenarten, nach der Menge der angewandten Ar- beit, sondern ausschlieálich aus der verschiednen Art der Kapi- talanlagen zu erkl„ren. Wenn wir hier von Surplusprodukt sprechen, so ist darunter immer zu verstehn der aliquote Teil des Produkts, worin sich der Sur- plusprofit darstellt. Sonst verstehn wir unter Mehrprodukt oder Surplusprodukt den Produktenteil, worin sich der Gesamtmehrwert, oder auch in einzelnen F„llen denjenigen, worin sich der Durch- schnittsprofit darstellt. Die spezifische Bedeutung, die das Wort beim Rente tragenden Kapital erh„lt, gibt, wie frher gezeigt, zu Miáverst„ndnissen Anlaá. #706# ----- ZWEIUNDVIERZIGSTES KAPITEL Die Differentialrente II - Zweiter Fall: Fallender Produktionspreis Der Produktionspreis kann fallen, wenn die zus„tzlichen Anlagen von Kapital stattfinden mit gleichbleibender, fallender oder steigender Rate der Produktivit„t. I. Bei gleichbleibender Produktivit„t der zuschssigen Kapitalan- lage Dies unterstellt also, daá auf den verschiednen Bodenarten, ihrer respektiven Qualit„t entsprechend, das Produkt in demselben Maá w„chst wie das auf ihnen angelegte Kapital. Dies schlieát ein, bei gleichbleibenden Differenzen der Bodenarten, ein dem Wachstum der Kapitalanlage proportionelles Wachstum des Surplusprodukts. Dieser Fall schlieát also aus iede die Digerentialrente affizie- rende Mehranlage von Kapital auf Boden A. Bei diesem ist die Rate des Surplusprofits = 0; sie bleibt also = 0, da unterstellt ist, daá die Produktivkraft des zuschssigen Kapitals und daher die Rate des Surplusprofits konstant bleiben. Der regulierende Produktionspreis kann unter diesen Voraussetzun- gen aber nur fallen, weil statt des Produktionspreises von A der des n„chstbessern Bodens B, oder berhaupt irgendeines bessern Bodens als A, regulierend wird; das Kapital also von A entzogen wird oder auch von A und B, wenn der Produktionspreis des Bodens C der regulierende wrde, also aller geringere Boden aus der Kon- kurrenz der Weizen tragenden Bodenarten wegfiele. Die Bedingung hierfr, unter den gegebnen Voraussetzungen, ist, daá das zu- schssige Produkt der zus„tzlichen Kapitalanlagen den Bedarf be- friedigt, daher die Produktion des geringem Bodens A etc. ber- flssig fr die Herstellung der Zufuhr wird. #707# 42. Kapitel - Differentialrente II - Zweiter Fall ----- Nehmen wir also z.B. Tabelle II, jedoch so, daá statt 20 qrs. 18 den Bedarf befriedigen. A wrde wegfallen; B 1*) und mit ihm der Produktionspreis von 30 sh. per qr. wrde regulierend. Die Diffe- rentialrente nimmt dann diese Form an: Tabelle IV Boden Kapi Profit Produk Ver- Rate art tal tions Produkt kaufs- Ertrag Rente des Acres Pfd Pfd. kosten preis Pfd. Surplus per qr. Pfd profits St. St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. St. qrs St. B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0 C 1 5 1 6 6 1 1/2 9 2 3 60% D 1 5 1 6 8 1 1/2 12 4 6 120% --------------------------------------------------------------- Total 3 15 3 18 18 27 6 9 Also die Gesamtrente, verglichen mit Tabelle II, w„re gefallen von 36 Pfd. St. auf 9 und in Korn von 12 qrs. auf 6, die Gesamt- produktion nur um 2 qrs., von 20 auf 18. Die Rate des Surpluspro- fits, berechnet aufs Kapital, w„re auf ein Drittel gefallen, von 180 auf 60% 2*). Dem Fallen des Produktionspreises entspricht hier also Abnahme der Korn- und Geldrente. Mit Tabelle I verglichen, findet nur Abnahme der Geldrente statt; die Kornrente ist beidemal 6 qrs., nur sind diese in dem einen Fall= 18 Pfd.St., im andem = 9 Pfd.St. Fr Boden C 3*) ist die Kornrente gegen Tabelle I dieselbe geblieben. In der Tat hat sich dadurch, daá die vermittelst gleichf”rmig wirkenden Zusatzkapi- tals erzielte, zus„tzliche Produktion das Produkt von A aus dem Markt geworfen und damit den Boden A als konkurrierenden Produk- tionsagenten beseitigt, eine neue Differentialrente I gebildet, worin der bessere Boden B dieselbe Rolle spielt wie frher die schlechtere Bodenart A. Dadurch f„llt einerseits die Rente von B weg; andrerseits ist vorausgesetztermaáen in den Differenzen zwi- schen B, C und D durch die Anlage von Zusatzkapital nichts ge„n- dert worden. Der Teil des Produkts, der sich in Rente verwandelt, f„llt daher. W„re das obige Resultat - die Befriedigung der Nach- frage mit Ausschluá von A - etwa dadurch hervorgebracht, daá auf C oder D oder beiden mehr als das doppelte Kapital angelegt wor- den, so gestaltete sich die Sache anders. Z.B. wenn die dritte Kapitalanlage auf C gemacht wird: ----- 1*) 1. Auflage: D - 2*) 1. Auflage: w„re um die H„lfte gefallen, von 180 auf 90% - 3*) 1. Auflage: C und D #708# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Tabelle IVa Boden Kapi Profit Produk Ver- Rate art tal tions Produkt kaufs- Ertrag Rente des Acres Pfd Pfd. kosten preis Pfd. Pfd Surplus St. St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. St. qrs St. profits B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0 C 1 7 1/2 1 1/2 9 9 1 1/2 13 1/2 3 4 1/2 60% D 1 5 1 6 8 1 1/2 12 4 6 120% ---------------------------------------------------------------- Total 3 17 1/2 3 1/2 21 21 31 1/2 7 10 1/2 Auf C ist hier das Produkt, gegen Tab. IV, gestiegen von 6 qrs. auf 9, das Surplusprodukt von 2 qrs. auf 3, die Geldrente von 3 Pfd.St. auf 4 1/2 Pfd.St. Gegen Tabelle II, wo die Geldrente 12 Pfd.St., und Tab. I, wo sie 6 Pfd.St. war, ist sie dagegen gefal- len. Das Gesamtrental in Korn = 7 qrs. ist gefallen gegen Tab. II (12 qrs.), gestiegen gegen Tab. I (6 qrs.); in Geld (10 1/2 Pfd.St.) ist es gefallen gegen beide (18 Pfd.St. und 36 Pfd.St.). W„re die dritte Kapitalanlage von 2 1/2 Pfd.St. auf den Boden B verwandt worden, so h„tte dies zwar die Masse der Produktion ge- „ndert, aber die Rente nicht berhrt, da die sukzessiven Kapital- anlagen als keine Differenz auf derselben Bodenart hervorbringend unterstellt sind und Boden B keine Rente abwirft. Nehmen wir dagegen an, die dritte Kapitalanlage habe auf D statt. gefunden statt auf C, so haben wir: Tabelle IVb Boden Kapi Profit Produk Ver- Rate art tal tions Produkt kaufs- Ertrag Rente des Acres Pfd Pfd. kosten preis Pfd. Pfd Surplus St. St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. St. qrs St. profits B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0 C 1 5 1 6 6 1 1/2 9 2 3 60% D 1 7 1/2 1 1/2 9 12 1 1/2 18 6 9 120% ---------------------------------------------------------------- Total 3 17 1/2 3 1/2 21 22 33 8 12 Hier ist das Gesamtprodukt 22 qrs., mehr als doppelt das von Ta- belle I, obgleich das vorgeschoáne Kapital nur 17 1/2 Pfd.St. ge- gen 10 Pfd.St., also #709# 42. Kapitel - Differentialrente II - Zweiter Fall ----- nicht doppelt so groá ist. Das Gesamtprodukt ist ferner um 2 qrs. gr”áer als das von Tabelle II, obwohl in letztrer das vorge- schoáne Kapital gr”áer ist, n„mlich 20 Pfd.St. Auf Boden D ist gegen Tabelle I die Kornrente gewachsen von 3 qrs. 1*) auf 6, w„hrend die Geldrente mit 9 Pfd.St. dieselbe geblieben ist. Gegen Tabelle II ist die Kornrente von D dieselbe von 6 qrs. geblieben, aber die Geldrente ist gefallen von 18 Pfd.St. auf 9 Pfd.St. Die Gesamtrenten betrachtet, ist die Kornrente von IVb = 8 qrs. gr”- áer als die von I = 6 qrs. und als die von IVa = 7 qrs.; dagegen kleiner als die von II = 12 qrs. Die Geldrente von IVb = 12 Pfd.St. ist gr”áer als die von IVa = 10 1/2 Pfd.St. und kleiner als die von Tabelle 1 = 18 Pfd.St. und von II = 36 Pfd.St. Damit bei dem Wegfallen der Rente auf B unter den Bedingungen der Tabelle IVb das Gesamtrental gleich dem von Tabelle I sei, mssen wir noch fr 6 Pfd.St. Surplusprofit haben, also 4 qrs. zu 1 1/2 Pfd.St., welches der neue Produktionspreis ist. Wir haben dann wieder ein Gesamtrental von 18 Pfd.St. wie in Tabelle I. Die Gr”áe des hierzu erforderlichen Zuschuákapitals wird verschieden sein, ie nachdem wir es auf C oder D anlegen oder zwischen beiden verteilen. Bei C ergeben 5 Pfd.St. Kapital 2 qrs. Surplusprodukt, also wer- den 10 Pfd.St. Zusatzkapital 4 qrs. zus„tzliches Surplusprodukt ergeben. Bei D wrden 5 Pfd.St. Zusatz gengen, um die 4 qrs. zu- s„tzliche Kornrente zu produzieren, unter der hier zugrunde lie- genden Voraussetzung, daá die Produktivit„t der zus„tzlichen Ka- pitalanlagen dieselbe bleibt. Danach erg„ben sich folgende Auf- stellungen. Tabelle IVc Boden Kapi Profit Produk Ver- Rate art tal tions Produkt kaufs- Ertrag Rente des Acres Pfd Pfd. kosten preis Pfd. Pfd Surplus St. St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. St. qrs St. profits B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0 C 1 15 3 18 18 1 1/2 27 6 9 60% D 1 7 1/2 1 1/2 9 12 1 1/2 18 6 9 120% ---------------------------------------------------------------- Total 3 27 1/2 5 1/2 33 34 51 12 18 ----- 1*) 1. Auflage: 2 qrs. #710# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Tabelle IVc Boden Kapi Profit Produk Ver- Rate art tal tions Produkt kaufs- Ertrag Rente des Acres Pfd Pfd. kosten preis Pfd. Pfd Surplus St. St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. St. qrs St. profits B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0 C 1 5 1 6 6 1 1/2 9 2 3 60% D 1 12 1/2 2 1/2 15 20 1 1/2 30 10 15 120% ---------------------------------------------------------------- Total 3 22 1/2 4 1/2 27 30 45 12 18 Das Gesamtgeldrental w„re genau die H„lfte von dem, was es auf Tabelle II war, wo die zuschssigen Kapitale bei gleichbleibenden Produktionspreisen angelegt wurden. Das Wichtigste ist, obige Tabellen mit der Tabelle I zu verglei- chen. Wir finden, daá bei einem Fall des Produktionspreises um die H„lfte, von 60 sh. auf 30 sh. per qr., das Gesamt-Geldrental dasselbe geblieben, = 18 Pfd.St., und dementsprechend die Korn- rente sich verdoppelt hat, n„mlich von 6 qrs. auf 12. Auf B ist die Rente weggefallen; auf C ist die Geldrente um die H„lfte ge- stiegen in IVc, aber um die H„lfte gefallen in IVd; auf D ist sie dieselbe geblieben = 9 Pfd.St. in IVc und von 9 Pfd.St. auf 15 Pfd.St. gestiegen in IVd. Die Produktion ist von 10 qrs. auf 34 gestiegen in IVc und auf 30 qrs. in IVd; der Profit von 2 Pfd.St. auf 5 1/2 in IVc und 4 1/2 in IVd. Die Gesamtkapitalanlage ist gestiegen in dem einen Fall von 10 Pfd.St. auf 27 1/2 Pfd.St., im andern von 10 auf 22 1/2 Pfd.St., beidemal also um mehr als das Doppelte. Die Rentrate, die Rente auf das vorgeschoáne Kapital berechnet, ist in allen Tabellen IV bis IVd fr jede Bodenart berall dieselbe, was schon darin eingeschlossen war, daá die Rate der Produktivit„t der beiden sukzessiven Kapitalanlagen auf jeder Bodenart als gleichbleibend angenommen wurde. Gegen Tabelle I ist sie jedoch fr den Durchschnitt aller Bodenarten wie fr jede einzelne derselben gefallen. Sie war in I = 180% im Durch- schnitt, sie ist in IVc = 18 / 27 1/2 x 100 = 65 5/11 % und in IVd = 18 / 22 1/2 x 100 = 80%. Die Durchschnittsgeldrente per Acre ist gestiegen. Ihr Durchschnitt war frher, in I, auf alle 4 Acres 4 1/2 Pfd.St. per Acre und ist jetzt, in IVc und d, auf die 3 Acres 6 Pfd.St. per Acre. Ihr Durchschnitt auf dem Rente tra- genden Boden war frher 6 Pfd.St. und ist jetzt 9 Pfd.St. per Acre. Der Geldwert der Rente per Acre ist also gestiegen und stellt jetzt das doppelte Kornprodukt wie #711# 42. Kapitel - Differentialrente II - Zweiter Fall ----- frher dar; aber die 12 qrs. Kornrente sind jetzt weniger als einhalb des Gesamtprodukts von 34 resp. 30 qrs. 1*), w„hrend in Tabelle 1 die 6 qrs. 3/5 des Gesamtprodukts von 10 qrs. ausma- chen. Obgleich also die Rente, als aliquoter Teil des Gesamtpro- dukts betrachtet, gefallen ist, und ebenso, wenn auf das ausge- legte Kapital berechnet, so ist ihr Geldwert, per Acre berechnet, gestiegen und ihr Produktenwert noch mehr. Nehmen wir den Boden D in Tabelle IVd, so sind hier die Produktionskosten 2*) = 15 Pfd.St., davon das ausgelegte Kapital = 12 1/2 Pfd.St. Die Geld- rente ist = 15 Pfd.St. In Tabelle I waren auf demselben Boden D die Produktionskosten = 3 Pfd.St., das ausgelegte Kapital = 2 1/2 Pfd.St., die Geldrente = 9 Pfd.St., diese letztere also das Drei- fache der Produktionskosten und beinahe das Vierfache des Kapi- tals. In Tabelle IVd ist fr D die Geldrente von 15 Pfd.St. genau gleich den Produktionskosten und nur um 1/5 gr”áer als das Kapi- tal. Dennoch ist die Geldrente per Acre um 2/3 gr”áer, 15 Pfd.St. statt 9 Pfd.St. In I ist die Kornrente von 3 qrs. = 3/4 des Ge- samtprodukts von 4 qrs.; in IVd ist sie, mit 10 qrs., die H„lfte des ganzen Produkts (20 qrs.) des Acre von D. Es zeigt dies, wie Geldwert und Kornwert der Rente per Acre steigen kann, obgleich sie einen geringem aliquoten Teil des Gesamtertrags bildet und im Verh„ltnis zum vorgeschoánen Kapital gefallen ist. Der Wert des Gesamtprodukts in I ist = 30 Pfd.St., die Rente = 18 Pfd.St., mehr als die H„lfte davon. Der Wert des Gesamtprodukts von IVd ist 45 Pfd.St., wovon 18 Pfd.St. die Rente, weniger als die H„lfte. Der Grund nun, warum trotz des Preisfalls von 1 1/2 Pfd.St. per qr., also um 50%, und trotz der Verringerung des konkurrierenden Bodens von 4 Acres auf 3, die Gesamtgeldrente dieselbe bleibt und die Kornrente sich verdoppelt, w„hrend Kornrente und Geldrente, per Acre gerechnet, steigen, liegt darin, daá mehr qrs. Sur- plusprodukt produziert werden. Der Getreidepreis f„llt um 50%, das Surplusprodukt w„chst um 100%. Aber um dies Resultat zustande zu bringen, muá die Gesamtproduktion unter unsern Bedingungen auf das Dreifache wachsen und die Kapitalanlage auf den bessern Bo- denlagen sich mehr als verdoppeln. In welchem Verh„ltnis die letztere wachsen muá, h„ngt zun„chst davon ab, wie die zuschssi- gen Kapitalanlagen zwischen den bessern und besten Bodenarten sich verteilen, stets vorausgesetzt, daá die Produktivit„t des Kapitals auf jeder Bodenart proportionell zu seiner Gr”áe w„chst. W„re der Fall des Produktionspreises geringer, so w„re weniger zuschssiges Kapital erfordert, um dieselbe Geldrente zu produ- zieren. W„re ----- 1*) 1. Auflage: 33 resp. 27 qrs. - 2*) 1. Auflage: ausgelegten Produktionskosten #712# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- die Zufuhr, die n”tig ist, um A auáer Bebauung zu werfen - und es h„ngt dies ab nicht nur von dem Produkt per Acre von A, sondern auch von dem proportionellen Anteil, den A von der ganzen bebau- ten R„che einnimmt -, w„re also die hierfr n”tige Zufuhr gr”áer, also auch die erforderliche Masse von Zuschuákapital auf besserm Boden als A, so w„ren bei sonst gleichbleibenden Verh„ltnissen Geldrente und Kornrente noch mehr gewachsen, obgleich beide auf dem Boden B wegfielen. W„re das wegfallende Kapital von A = 5 Pfd.St. gewesen, so w„ren fr diesen Fall die beiden zu vergleichenden Tabellen: II und IVd. Das Gesamtprodukt w„re gewachsen von 20 auf 30 qrs. Die Geldrente w„re nur halb so groá, 8 Pfd.St. statt 36 Pfd.St.; die Kornrente w„re dieselbe 12 qrs. K”nnte auf D ein Gesamtprodukt von 44 qrs. = 66 Pfd.St. mit einem Kapital von = 27 1/2 Pfd.St. produziert werden - entsprechend dem alten Satz fr D, von 4 qrs. auf 2 1/2 Pfd.St. Kapital -, so k„me das Gesamtrental wieder auf die H”he von II, und die Tabelle st„nde so: Bodenart Kapital Produkt Kornrente Geldrente Pfd.St. qrs. qrs. Pfd.St. B 5 4 0 0 C 5 6 2 3 D 27 1/2 44 22 33 ------------------------------------------------------- Total 37 1/2 54 24 36 Die Gesamtproduktion w„re 54 qrs. gegen 20 qrs. in Tabelle II, und die Geldrente w„re dieselbe, = 36 Pfd.St. Das Gesamtkapital aber w„re 37 1/2 Pfd.St., w„hrend es bei Tabelle II = 20 war. Das vorgeschoáne Gesamtkapital h„tte sich beinahe verdoppelt, w„hrend die Produktion sich fast verdreifachte; die Kornrente h„tte sich verdoppelt, die Geldrente w„re dieselbe geblieben. F„llt also der Preis infolge der Anlage von zuschssigem Geldkapital, bei gleichbleibender Produktivit„t, auf die bessern Rente tragenden Bodenarten, also auf alle ber A, so hat das Gesamtkapital die Tendenz, nicht in demselben Verh„ltnis zu wachsen, wie Produktion und Kornrente; so daá durch Wachsen der Kornrente der durch den fallenden Preis entstehende Ausfall In der Geldrente wieder aus- geglichen werden kann. Dasselbe Gesetz zeigt sich auch darin, daá das vorgeschoáne Kapital gr”áer sein muá im Verh„ltnis, wie es mehr auf C als auf D, auf den minder Rente tragenden, als auf den mehr Rente tragenden Boden angewandt wird. Es ist einfach dies: damit die Geldrente dieselbe bleibt oder steigt, muá ein #713# 42. Kapitel - Differentialrente II - Zweiter Fall ----- bestimmtes zus„tzliches Quantum Surplusprodukt produziert werden, und dies erheischt um so weniger Kapital, je gr”áer die Frucht- barkeit der Surplusprodukt abwerfenden L„ndereien. W„re die Dif- ferenz zwischen B und C, C und D noch gr”áer, so w„re noch weni- ger Zuschuákapital erheischt. Das bestimmte Verh„ltnis h„ngt ab 1. von dem Verh„ltnis, worin der Preis f„llt, also von der Diffe- renz zwischen 13, dem jetzt rentelosen, und A, dem frher rente- losen Boden; 2. von dem Verh„ltnis der Differenzen zwischen den bessern Bodenarten von B aufw„rts; 3. von der Masse des neu ange- legten zuschssigen Kapitals und 4. von seiner Verteilung auf die verschiednen Bodenqualit„ten. In der Tat sieht man, daá das Ge- setz nichts ausdrckt als das bereits beim ersten Fall Entwic- kelte: daá, wenn der Produktionspreis gegeben ist, welches auch immer seine Gr”áe, infolge zuschssiger Kapitalanlage die Rente steigen kann. Denn infolge des Herauswerfens von A ist nun eine neue Differentialrente 1 mit B als dem jetzt schlechtesten Boden und 1 1/2 Pfd.St. per qr. als dem neuen Produktionspreis gegeben. Es gilt dies fr die Tabellen IV so gut wie fr Tabelle II. Es ist dasselbe Gesetz, bloá daá Boden B statt A und der Produkti- onspreis von 1 1/2 Pfd.St. statt dem von 3 Pfd.St. als Ausgangs- punkt genommen ist. Die Sache hat hier nur diese Wichtigkeit: Soweit soundso viel zu- schssiges Kapital n”tig war, um das Kapital von A dem Boden zu entziehn und die Zufuhr ohne es zu befriedigen, zeigt sich, daá dies von gleichbleibender, steigender oder fallender Rente per Acre, wenn nicht auf allen L„ndereien, so doch auf einigen und fr den Durchschnitt der bebauten L„ndereien, begleitet sein kann. Man hat gesehn, daá sich Kornrente und Geldrente nicht gleichm„áig verhalten. Indes ist es nur Tradition, daá berhaupt noch die Kornrente in der ™konomie eine Rolle spielt. Gradesogut k”nnte man nachweisen, daá z.B. ein Fabrikant mit seinem Profit von 5 Pfd.St. viel mehr von seinem eignen Garn kaufen kann als frher mit einem Profit von 10 Pfd.St. Es zeigt dies aber aller- dings, daá die Herren Grundeigentmer, wenn sie gleichzeitig Be- sitzer oder Teilhaber von Manufakturen, Zuckersieder, Schnaps- brenner usw. sind, bei fallender Geldrente als Produzenten ihrer eignen Rohstoffe immer noch sehr bedeutend gewinnen k”nnen. 34) ----- Die obigen Tabellen IVa bis IVd muáten infolge eines durchgehen- den Rechenfehlers umgerechnet werden. Dies berhrte zwar nicht die aus den Tabellen entwickelten theoretischen Gesichtspunkte, brachte aber teilweise ganz monstr”se Zahlen. verh„ltnisse der Produktion per Acre hinein. Auch diese sind im Grunde nicht an, #714# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- II. Bei fallender Rate der Produktivit„t der zuschssigen Kapi- tale Es bewirkt dies insofern nichts Neues, als der Produktionspreis auch hier nur, wie im eben betrachteten Fall, sinken kann, wenn durch die zuschssigen Kapitalanlagen auf bessern Bodenarten als A das Produkt von A berflssig und daher das Kapital von A ent- zogen, oder A zur Produktion von andrem Produkt verwandt wird. Dieser Fall ist vorhin ersch”pfend auseinandergesetzt. Es ist ge- zeigt worden, daá bei dem. selben die Korn- und Geldrente per Acre wachsen, abnehmen oder sich gleichbleiben kann. Zur Bequemlichkeit der Vergleichung reproduzieren wir zun„chst: Tabelle I Boden Kapi Profit Produk Produkt Korn Geld Rate art tal tions rente rente des Acres kosten Surplus Pfd. Pfd. per qr. Pfd profits St. St. Pfd.St. qrs. qrs. St. A 1 2 1/2 1/2 3 1 0 0 0 B 1 2 1/2 1/2 1 1/2 2 1 3 120% C 1 2 1/2 1/2 1 3 2 6 240% D 1 2 1/2 1/2 3/4 4 3 9 60% ---------------------------------------------------------- Total 4 10 10 6 18 180% Durchschnitt Nehmen wir nun an, die Ziffer von 16 qrs., geliefert von B, C, D, mit abnehmender Rate der Produktivit„t, reiche hin, um A auáer Kultur zu werfen, so verwandelt sich Tabelle III in folgende ----- st”áig. Auf allen Relief- und H”henprofilkarten nimmt man einen bedeutend gr”áeren Maástab fr die Vertikalen als fr die Hori- zontalen. Wer sich dennoch in seinem agrarischen Herzen verletzt fhlt, dem steht es immer noch frei, die Zahl der Acres mit jeder ihm gef„lligen Zahl zu multiplizieren. Man kann auch in der Ta- belle I statt 1, 2, 3, 4 qrs. per Acre, 10, 12, 14, 16 Bushels (8 = 1 qr.) setzen, wo denn die davon abgeleiteten Zahlen der andern Tabellen innerhalb der Grenzen der Wahrscheinlichkeit bleiben; man wird finden, daá das Resultat, das Verh„ltnis der Rentenstei- gerung zur Kapitalsteigerung, ganz auf dasselbe hinauskommt. Es ist dies in den im n„chstfolgenden Kapitel vom Herausgeber beige- fgten Tabellen geschehen. - F. E. #715# 42.Kapitel - Differentialrente Il - Zweiter Fall ----- Tabelle V Boden Kapi Profit Produkt Ver- Korn Geld Rate art tal kaufs Ertrag rente rente des Acres preis Surplus Pfd. Pfd. Pfd. Pfd Pfd. profits St. St. qrs. St. St. qrs. St. % B 1 2 1/2 1 2+ 1 1/2 1 5/7 6 0 0 0 +2 1/2 =3 1/2 C 1 2 1/2 1 3+ 2 1 5/7 8 4/7 1 1/2 2 4/7 51 3/7 1*) +2 1/2 =5 D 1 2 1/2 1 4+ 3 1/2 1 5/7 12 6/7 4 6 6/7 137 1/7 2*) +2 1/2 =7 1/2 ----------------------------------------------------------------- Total 3 15 16 27 3/7 5 1/2 9 3/7 94 2/7 3*) Durchschnitt Hier ist bei abnehmender Rate der Produktivit„t der Zuschuákapi- tale und mit verschiedner Abnahme auf verschiednen Bodenarten der regulierende Produktionspreis gefallen von 3 Pfd.St. auf 1 5/7 Pfd.St. Die Kapitalanlage ist um die H„lfte gestiegen von 10 Pfd.St. auf 15 Pfd.St. Die Geldrente ist beinahe um die H„lfte gefallen, von 18 Pfd.St. auf 9 3/7 Pfd.St., aber die Kornrente nur um 1/12 von 6 qrs. auf 5 1/2. Das Gesamtprodukt ist gestiegen von 10 auf 16 oder um 60% 4*). Die Kornrente ist etwas mehr als ein Drittel des Gesamtprodukts. Das vorgeschoáne Kapital verh„lt sich zur Geldrente wie 15 : 9 3/7, w„hrend das frhere Verh„ltnis war 10 : 18. ----- 1*) 1. Auflage: 51 2/5 % - 2*) 1. Auflage: 137 1/5 % - 3*) 1. Auflage 94 3/10 %. Engels berechnet hier und in den folgenden Ta- bellen den Durchschnitt nur von den Rente tragenden Bodenarten, Durchschnitt B-D = 62 6/7 % - 4*) 1. Auflage: um 160% #715# 42.Kapitel - Differentialrente Il - Zweiter Fall ----- III. Bei steigender Rate der Produktivit„t der zuschssigen Kapi- tale Dies unterscheidet sich von Variante I im Anfang dieses Kapitels, wo der Produktionspreis f„llt bei gleichbleibender Rate der Pro- duktivit„t, durch nichts als daá, wenn ein gegebnes Zusatzprodukt n”tig ist, um den Boden A herauszuwerfen, dies hier rascher ge- schieht. Sowohl bei der fallenden wie der steigenden Produktivit„t der zu- s„tzlichen Kapitalanlagen kann dies ungleich wirken, je nachdem die Anlagen auf die verschiednen Bodenarten verteilt sind. Im Maá wie diese verschiedne Wirkung die Differenzen ausgleicht oder versch„rft wird die Differentialrente der bessern Bodenarten und damit auch das Gesamtrental fallen oder steigen, wie dieser Fall schon bei Differentialrente I vorkam. Im brigen mmt alles an auf die Gr”áe der Bodenfl„che und des Kapitals, die mit A #716# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- hinausgeworfen sind, und auf den relativen Kapitalvorschuá, der bei der steigenden Produktivit„t n”tig ist, um das Zuschuáprodukt zu liefern, das die Nachfrage decken soll. Der einzige Punkt, den hier zu untersuchen der Mhe wert ist und der uns berhaupt zurckfhrt zur Untersuchung, wie sich dieser differentiale Profit in Differentialrente verwandelt, ist dieser: Beim ersten Fall, wo der Produktionspreis derselbe bleibt, ist das auf Boden A etwa angelegte Zuschuákapital fr die Differenti- alrente als solche gleichgltig, da Boden A nach wie vor keine Rente tr„gt, der Preis seines Produkts derselbe bleibt und fort- f„hrt, den Markt zu regulieren. Im zweiten Fall, Variante I, wo der Produktionspreis f„llt, bei gleichbleibender Rate der Produktivit„t, f„llt Boden A notwendig fort, und noch mehr in der Variante II (fallender Produktions- preis bei fallender Rate der Produktivit„t), da sonst das Zu- schuákapital auf Boden A den Produktionspreis erh”hen máte. Aber hier, in Variante III des zweiten Falls, wo der Produktionspreis f„llt, weil die Produktivit„t des zuschssigen Kapitals steigt, kann dies Zusatzkapital unter Umst„nden ebensowohl auf Boden A wie auf die bessern Bodenarten angelegt werden. Wir wollen annehmen, daá ein zuschssiges Kapital von 2 1/2 Pfd.St., auf A angelegt, statt I qr. 1 1/5 qr. produziert. Tabelle V Boden Kapi Profit Produk Ver- Rente Rate art tal tions Produkt kaufs Er- des Acres kosten preis trag Surplus Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. profits St. St. St. qrs. St. St. qrs. St. A 1 2 1/2 1 6 1 +1 1/5 2 8/11 6 0 0 0 +2 1/2 =2 1/5 =5 B 1 2 1/2 1 6 2 +2 2/5 2 8/11 12 2 1/5 6 120% +2 1/2 =4 2/5 =5 C 1 2 1/2 1 6 3 +3 3/5 2 8/11 18 4 2/8 12 240% +2 1/2 =6 3/5 =5 D 1 2 1/2 1 6 4 +4 4/5 2 8/11 24 6 3/5 18 360% +2 1/2 =8 4/5 =5 ------------------------------------------------------------- 4 20 4 24 22 60 13 1/5 36 240% Diese Tabelle ist zu vergleichen, auáer mit der Grundtabelle I, auch mit Tabelle II, wo die doppelte Kapitalanlage mit konstanter Produktivit„t, proportionell zur Kapitalanlage, verbunden ist. Nach der Voraussetzung f„llt der regulierende Produktionspreis. Bliebe er konstant, = 3 Pfd.St., so wrde der schlechteste, fr- her bei Kapitalanlage von nur 2 1/2 Pfd.St. rentelose Boden A jetzt Rente abwerfen, ohne #717# 42. Kapitel - Differentialrente II - Zweiter Fall ----- daá schlechterer Boden in Bebauung gezogen w„re; und zwar da- durch, daá die Produktivit„t auf demselben sich vermehrt h„tte, aber nur fr einen Teil des Kapitals, nicht fr das ursprngli- che. Die ersten 3 Pfd.St. Produktionskosten bringen 1 qr.; die zweiten bringen 1 1/5, qr.; das ganze Produkt von 2 1/5 qrs. wird aber jetzt zu seinem Durchschnittspreis verkauft. Da die Rate der Produktivit„t w„chst mit der zuschssigen Kapitalanlage, schlieát diese eine Verbesserung ein. Diese mag darin bestehn, daá ber- haupt mehr Kapital auf den Acre verwandt wird (mehr Dnger, mehr mechanische Arbeit etc.) oder auch darin, daá es berhaupt nur mit diesem zuschssigen Kapital m”glich wird, eine qualitativ verschiedne, produktivere Anlage des Kapitals zuwege zu bringen. In beiden F„llen ist mit Auslage von 5 Pfd.St. Kapital per Acre ein Produkt von 2 1/5 qrs. erreicht worden, w„hrend mit der Kapi- talanlage von der H„lfte, 2 1/2 Pfd.St., nur ein Produkt von 1 qr. Das Produkt des Bodens A k”nnte, von vorbergehenden Markt- verh„ltnissen abgesehn, nur fortfahren, zu einem h”hern Produkti- onspreis statt zum neuen Durchschnittspreis verkauft zu werden, solange eine bedeutende Fl„che der Bodenklasse A fortfahre, mit einem Kapital von nur 2 1/2 Pfd.St. per Acre bewirtschaftet zu werden. Sobald aber das neue Verh„ltnis von 5 Pfd.St. Kapital per Acre und damit die verbesserte Wirtschaft, sich verallgemeinerte, máte der regulierende Produktionspreis auf 2 8/11 Pfd.St. herab- sinken. Der Unterschied zwischen den beiden Kapitalportionen wrde fortfallen, und dann wrde in der Tat ein Acre von A, der nur mit 2 1/2 Pfd.St. bebaut w„re, anormal, nicht den neuen Pro- duktionsbedingungen entsprechend bebaut sein. Es w„re nicht mehr ein Unterschied zwischen dem Ertrag von verschiednen Portionen Kapital auf denselben Acre, sondern zwischen gengender und unge- ngender Gesamtkapitalanlage per Acre. Man sieht daraus erstens, daá ungengendes Kapital in der Hand einer gr”áren Anzahl P„chter (es muá eine gr”áre Anzahl sein, denn eine kleine w„re nur ge- zwungen, unter ihrem Produktionspreis zu verkaufen) ganz so wirkt, wie Differenzierung der denarten selbst in absteigender Stufenfolge. Die schlechtre Kulturart auf schlechtrem Boden ver- mehrt die Rente auf dem bessern; sie kann sogar auf besser be- bautem Boden von gleich schlechter Beschaffenheit eine Rente schaffen, die dieser sonst nicht abwirft. Man sieht zweitens, wie die Differentialrente, soweit sie aus sukzessiver Kapitalanlage auf derselben Gesamtfl„che entspringt, in der Wirklichkeit sich in einen Durchschnitt aufl”st, worin die Wirkungen der verschied- nen Kapitalanlagen nicht mehr erkennbar und unterscheidbar sind und daher auf dem schlechtesten Boden nicht Rente erzeugen, son- dern 1. den Durchschnittspreis des Gesamtertrags, sage fr #718# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- einen Acre von A, zum neuen regulierenden Preis machen, und 2. sich darstellen als Wechsel in dem Gesamtquantum von Kapital per Acre, welches unter den neuen Bedingungen zur gengenden Bebauung des Bodens erheischt ist und worin sowohl die einzelnen sukzessi- ven Kapitalanlagen wie ihre respektiven Wirkungen ununterscheid- bar verschmolzen sind. Ebenso verh„lt es sich dann mit den ein- zelnen Differentialrenten der bessern Bodenarten. Sie werden in jedem Fall bestimmt durch die Differenz des Durchschnittsprodukts der betreffenden Bodenart, verglichen mit dem Produkt des schlechtesten Bodens, bei der erh”hten, jetzt normal gewordnen Kapitalanlage. Kein Boden gibt irgendein Produkt ohne Kapitalanlage. Also selbst bei der einfachen Differentialrente, der Differentialrente I; wenn es da heiát, daá 1 Acre von A, von dem den Produktionspreis regulierenden Boden soundso viel Produkt zu dem und dem Preis gibt und daá die bessern Bodenarten B, C, D so viel Differential- produkt und daher bei dem regulierenden Preis soundso viel Geld- rente geben, so ist immer unterstellt, daá ein bestimmtes, unter den gegebnen Produktionsbedingungen als normal betrachtetes Kapi- tal angewandt wird. Ganz wie in der Industrie fr jeden Ge- sch„ftszweig ein bestimmtes Minimum von Kapital erheischt ist, um die Waren zu ihrem Produktionspreis herstellen zu k”nnen. Žndert sich infolge der mit Verbesserungen verknpften, sukzessi- ven Anlage von Kapital auf demselben Boden dies Minimum, so ge- schieht dies allm„hlich. Solange nicht eine gewisse Anzahl Acres z.B. von A dies ZUschssige Betriebskapital erhalten, wird Rente auf den besser bebauten Acres von A durch den konstant gebliebnen Produktionspreis erzeugt und die Rente von allen bessern Bodenar- ten B, C, D erh”ht. Sobald indes die neue Betriebsart sich soweit durchgesetzt hat, daá sie die normale geworden ist, f„llt der Produktionspreis; die Rente der bessern L„ndereien f„llt wieder, und der Teil des Bodens A, der nicht das jetzt durchschnittliche Betriebskapital besitzt, muá unter seinem individuellen Produkti- onspreis, also unter dem Durchschnittsprofit verkaufen. Bei fallendem Produktionspreis tritt dies auch ein, selbst bei abnehmender Produktivit„t des Zuschuákapitals, sobald infolge der vermehrten Kapitalanlage das n”tige Gesamtprodukt von den bessern Bodenarten geliefert und also z.B. das Betriebskapital von A ent- zogen wird, A also nicht mehr bei der Produktion dieses bestimm- ten Produkts, z.B. von Weizen, konkurriert. Das Kapitalquantum, das nun durchschnittlich auf den neuen regulierenden, bessern Bo- den B angewandt wird, gilt jetzt als normal; und wenn von der verschiednen Fruchtbarkeit der L„ndereien gesprochen wird. #719# 42. Kapitel - Differentialrente II - Zweiter Fall ----- ist unterstellt, daá dies neue Normalquantum Kapital per Acre verwandt wird. Andrerseits ist klar, daá diese durchschnittliche Kapitalanlage, z.B. 8 Pfd.St. per Acre in England vor, 12 Pfd.St. nach 1848, beim Abschluá der Pachtkontrakte den Maástab bildet. Fr den P„chter, der mehr verausgabt, verwandelt sich der Surplusprofit w„hrend der Dauer des Kontrakts nicht in Rente. Ob dies geschieht nach Ablauf des Kontrakts, wird abh„ngen von der Konkurrenz der P„chter, die imstande sind, denselben Extravorschuá zu machen. Es ist hierbei nicht die Rede von permanenten Bodenverbesserungen, die bei gleicher oder selbst abnehmender Kapitalauslage fortfah- ren, das gesteigerte Produkt zu sichern. Diese, obgleich Produkt des Kapitals, wirken ganz wie natrliche Differentialbonit„t des Bodens. Man sieht also, wie bei Differentialrente II ein Moment in Be- tracht kommt, das bei Differentialrente I als solcher sich nicht entwickelt, da diese fortbestehn kann unabh„ngig von jedem Wech- sel der normalen Kapital anlage per Acre. Es ist einerseits die Verwischung der Resultate verschiedner Kapitalanlagen auf dem re- gulierenden Boden A, deren Produkt nun einfach als normales Durchschnittsprodukt per Acre erscheint. Es ist anderseits der Wechsel im Normalminimum oder in der Durchschnittsgr”áe der Kapi- talauslage per Acre, so daá dieser Wechsel als Bodeneigenschaft sich darstellt. Es ist endlich der Unterschied in der Art der Verwandlung des Surplusprofits in die Form der Rente. Die Tabelle VI zeigt nun ferner, verglichen mit Tabelle I und II, daá die Kornrente gegen I um mehr als das Doppelte, gegen II um 1 1/5 qr. gestiegen ist; w„hrend die Geldrente gegen I sich verdop- pelt, gegen II sich nicht ver„ndert hat. Sie w„re bedeutend ge- wachsen, wenn entweder (bei sonst gleichen Voraussetzungen) der Kapitalzuschuá mehr auf die bessern Bodenarten gefallen oder andrerseits die Wirkung des Kapitalzuschusses auf A geringer ge- wesen w„re, der regulierende Durchschnittspreis des qr. von A also h”her st„nde. Wirkte die Erh”hung der Fruchtbarkeit durch Kapitalzuschuá ver- schieden auf die verschiednen Bodenarten, so wrde dies Žnderung ihrer Differentialrenten hervorbringen. Jedenfalls ist bewiesen, daá bei fallendem Produktionspreis infolge steigender Rate der Produktivit„t zuschssiger Kapitalanlage - sobald also diese Pro- duktivit„t in gr”áerm Verh„ltnis w„chst als der Kapitalvorschuá - die Rente per Acre z.B. bei doppelter Kapitalanlage nicht nur sich verdoppeln, sondern sich mehr als verdoppeln kann. Sie kann aber auch fallen, wenn #720# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- infolge rascher wachsender Produktivit„t auf Boden A der Produk- tionspreis viel niedriger fiele. Nehmen wir an, daá die zus„tzli- chen Kapitalanlagen z.B. auf B und C die Produktivit„t nicht in demselben Verh„ltnis vermehrten wie auf A, so daá fr B und C die proportionellen Differenzen abn„hmen, und das Wachstum des Pro- dukts nicht den sinkenden Preis ausgliche, so wrde, gegen den Fall von Tabelle II, die Rente auf D steigen, auf B und C fallen. Tabelle VIa Boden Kapi Profit Ver- Korn Geld art tal Produkt kaufs Er- rente rente Acres per preis trag Pfd. Pfd. Acre Pfd. Pfd. Pfd. St. St. qrs. St. St. qrs. St. A 1 2 1/2 1 1 + 3 1 1/2 6 0 0 +2 1/2 =4 =5 B 1 2 1/2 1 2 + 2 1/2 1 1/2 6 3/4 1/2 3/4 +2 1/2 =4 1/2 =5 C 1 2 1/2 1 3 + 5 1 1/2 12 4 6 +2 1/2 =8 =5 D 1 2 1/2 1 4 + 12 1 1/2 24 12 18 +2 1/2 =16 =5 ------------------------------------------------------- Total 4 20 32 1/2 16 1/2 24 3/4 Endlich stiege die Geldrente, wenn auf den bessern L„ndereien bei derselben proportionellen Steigerung der Fruchtbarkeit mehr Zu- satzkapital angelegt wrde als auf A oder wenn die zus„tzlichen Kapitalanlagen auf den bessern L„ndereien mit steigender Rate der Produktivit„t wirkten. In beiden F„llen wrden die Differenzen wachsen. Die Geldrente f„llt, wenn die Verbesserung infolge zuschssiger Kapitalanlage die Differenzen insgesamt oder zum Teil vermindert, mehr auf wirkt als auf B und C. Sie f„llt um so mehr, je gerin- ger die Erh”hung der Produktivit„t der besten L„ndereien. Es h„ngt von der Proportion der Ungleichheit in der Wirkung ab, ob die Kornrente steigt, f„llt oder station„r bleibt. Die Geldrente steigt und die Kornrente ebenfalls, wenn entweder bei gleichbleibender proportioneller Differenz in der zuschssi- gen Fruchtbarkeit der verschiednen Bodenarten mehr Kapital auf den Rente tragenden Boden zugesetzt wird als auf den rentelosen A und mehr auf den Bodeil hoher als auf den niedriger Rente oder wenn die Fruchtbarkeit, bei gleichen Zuschuákapital, auf dem bes- sern und besten Boden mehr w„chst als auf A und zwar im Verh„lt- nis, wie diese Zunahme der Fruchtbarkeit in der, h”hern Boden- klassen h”her ist als in den niedern. #721# 42. Kapitel - Differentialrente II - Zweiter Fall ----- Unter allen Umst„nden aber steigt die Rente relativ, wenn die er- h”hte Produktivkraft Folge eines Kapitalzuschusses ist und nicht Folge einfach erh”hter Fruchtbarkeit bei konstanter Kapitalan- lage. Dies ist der absolute Gesichtspunkt, der zeigt, daá hier, wie bei allen frhern F„llen, die Rente und die erh”hte Rente per Acre (wie bei Differentialrente 1 auf die ganze bebaute Fl„che - die H”he des Durchschnittsrentals) Folge vermehrter Kapitalanlage auf den Boden ist, ob diese nun mit konstanter Rate der Produkti- vit„t bei konstanten oder fallenden Preisen oder mit abnehmender Rate der Produktivit„t bei konstanten oder fallenden Preisen oder mit steigender Rate der Produktivit„t bei fallenden Preisen fun- giert. Denn unsre Annahme: konstanter Preis mit konstanter, fallender oder steigender Rate der Produktivit„t des zuschssigen Kapitals und fallender Preis mit konstanter, fallender und stei- gender Rate der Produktivit„t l”st sich auf in: konstante Rate der Produktivit„t des Zuschuákapitals bei konstantem oder fallen- dem Preis, fallende Rate der Produktivit„t bei konstantem oder fallendem Preis, steigende Rate der Produktivit„t mit konstantem und fallendem Preis. Obgleich in allen diesen F„llen die Rente station„r bleiben und fallen kann, wrde sie tiefer fallen, wenn die zuschssige Anwendung des Kapitals, bei sonst gleichbleiben- den Umst„nden, nicht Bedingung der erh”hten Fruchtbarkeit w„re. Der Kapitalzuschuá ist dann immer die Ursache der relativen H”he der Rente, obgleich sie absolut gefallen. #722# ----- DREIUNDVIERZIGSTES KAPITEL Die Differentialrente II - Dritter Fall: Steigender Produktionspreis. Resultate {Steigender Produktionspreis setzt voraus, daá die Produktivit„t der geringsten, keine Rente zahlenden Bodenqualit„t abnimmt. Nur wenn die auf A gelegten 2 1/2 Pfd. St. weniger als 1 qr. oder die 5 Pfd.St. weniger als 2 qrs. produzieren oder wenn ein noch schlechterer Boden als A in Bebauung genommen werden muá, kann der als regulierend angenommene Produktionspreis ber 3 Pfd.St. per qr. steigen. Bei gleichbleibender oder gar steigender Produktivit„t der zwei- ten Kapitalanlage w„re dies nur m”glich, wenn die Produktivit„t der ersten Kapitalanlage von 2 1/2 Pfd.St. abgenommen h„tte. Die- ser Fall kommt oft genug vor. Z.B. wenn bei oberfl„chlichem Pfl- gen die ersch”pfte obere Ackerkrume bei der alten Bewirtschaftung abnehmende Ertr„ge gibt und dann der durch tieferes Pflgen em- porgeworfne Untergrund unter rationeller Behandlung wieder h”here Ertr„ge als frher liefert. Aber dieser Spezialfall geh”rt, ge- naugenommen, nicht hierher. Das Fallen der Produktivit„t der er- sten Kapitalanlage von 2 1/2 Pfd.St. bedingt fr die bessern Bo- denarten, selbst wenn dort die Verh„ltnisse analog angenommen werden, ein Fallen der Differentialrente I; hier aber betrachten wir nur die Differentialrente II. Da aber der vorliegende Spezi- alfall nicht vorkommen kann, ohne daá die Digerentialrente II be- reits als bestehend vorausgesetzt wird, und in der Tat die Rck- wirkung einer Modifikation von Differentialrente I auf II dar- stellt, geben wir ein Beispiel davon. Die Geldrente wie der Geldertrag sind dieselben wie in Tabelle II. Der gestiegne regulierende Produktionspreis ersetzt genau, was an der Quantit„t des Produkts ausgefallen ist; da beide in umgekehrtem Verh„itnis variieren, ist selbstverst„ndlich, daá das Produkt beider dasselbe bleibt. #723# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- Tabelle VII Boden Kapi Profit Produk Ver- Rent art tal tions Produkt kaufs Er- Korn Geld rate Acres anlage kosten preis trag rente rente Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. St. St. St. qrs. St. St. qrs. St. A 1 2 1/2 1 6 1/2 +1 1/4 3 3/7 6 0 0 0 +2 1/2 =1 3/4 B 1 2 1/2 1 6 1 +2 1/2 3 3/7 12 1 3/4 6 120% +2 1/2 =3 1/2 C 1 2 1/2 1 6 1 1/2 +3 3/4 3 3/7 18 3 1/2 12 240% +2 1/2 =3 3/7 D 1 2 1/2 1 6 2 +5 3 3/7 24 5 1/4 18 360% +2 1/2 =7 ------------------------------------------------------------- 20 17 1/2 60 10 1/2 36 240% Im obigen Fall war angenommen, daá die Produktivkraft der zweiten Kapitalanlage h”her sei als die ursprngliche Produktivit„t der ersten Anlage. Die Sache bleibt sich gleich, wenn wir fr die zweite Anlage nur dieselbe Produktivit„t ansetzen, die der ersten ursprnglich zukam, wie in folgender Tabelle VIII Boden Kapi Profit Produk Ver- Rente Rate art tal tions Produkt kaufs Er- Korn Geld des Acres anlage kosten preis trag Surplus Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. profits St. St. St. qrs. St. St. qrs. St. A 1 2 1/2 1 6 1/2 +1 4 6 0 0 0 +2 1/2 =1 1/2 =5 B 1 2 1/2 1 6 1 +2 4 12 1 1/2 6 120% +2 1/2 =3 =5 C 1 2 1/2 1 6 1 1/2 +3 4 18 3 12 240% +2 1/2 =4 1/2 =5 D 1 2 1/2 1 6 2 +4 4 24 4 1/2 18 360% +2 1/2 =6 =5 ------------------------------------------------------------- 20 15 60 9 36 240% Auch hier bedingt der in demselben Verh„ltnis steigende Produkti- onspreis, daá die Abnahme in der Produktivit„t fr Ertrag wie Geldrente voll aufgewogen wird. Rein tritt der dritte Fall nur hervor bei fallender Produktivit„t der zweiten Kapitalanlage, w„hrend die der ersten, wie dies fr den ersten und zweiten Fall berall angenommen, konstant bleibt. Hier wird Differentialrente I nicht berhrt, die Ver„nderung findet nur statt mit dem aus der Differentialrente II entspringenden Anteil. Wir geben zwei Bei- spiele; im ersten sei die Produktivit„t der zweiten Kapitalanlage auf 1/2, in der zweiten auf 1/4 reduziert. #724# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Tabelle IX Boden Kapi Profit Produk Ver- Rent art tal tions Produkt kaufs Er- Korn Geld rate Acres anlage kosten preis trag rente rente Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. St. St. St. qrs. St. St. qrs. St. A 1 2 1/2 1 6 1 +1/2 4 6 0 0 0 +2 1/2 =1 1/2 =5 B 1 2 1/2 1 6 2 +1 4 12 1 1/2 6 120% +2 1/2 =3 =5 C 1 2 1/2 1 6 3 +1 1/2 4 18 3 12 240% +2 1/2 =4 1/2 =5 D 1 2 1/2 1 6 4 +2 4 24 4 1/2 18 360% +2 1/2 =6 =5 ------------------------------------------------------------- 20 15 60 9 36 240% Tabelle IX ist dieselbe wie Tabelle VIII, nur daá die Abnahme der Produktivit„t in VIII auf die erste, in IX auf die zweite Kapi- talanlage f„llt, Tabelle X Boden Kapi Profit Produk Ver- Rent art tal tions Produkt kaufs Er- Korn Geld rate Acres anlage kosten preis trag rente rente Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. St. St. St. qrs. St. St. qrs. St. A 1 2 1/2 1 6 1 +1/4 4 4/5 6 0 0 0 +2 1/2 =1 1/4 =5 B 1 2 1/2 1 6 2 +1/2 4 4/5 12 1 1/4 6 120% +2 1/2 =2 1/2 =5 C 1 2 1/2 1 6 3 +3/4 4 4/5 18 2 1/2 12 240% +2 1/2 =3 3/4 =5 D 1 2 1/2 1 6 4 +1 4 4/5 24 3 3/4 18 360% +2 1/2 =5 =5 -------------------------------------------------------------- 20 24 12 1/2 60 7 1/2 36 240% Auch in dieser Tabelle bleiben Gesamtertrag, Geldrental und Rentrate dieselben wie in Tabelle II, VII und VIII, weil abermals Produkt und Verkaufspreis im umgekehrten Verh„ltnis variiert ha- ben, die K aber dieselbe geblieben ist. Wie steht es aber in dem andern, bei steigendem Produktionspreis m”glichen Fall, n„mlich, wenn ein bisher die Bebauung nicht loh- nender, geringrer Boden nun in Bebauung genommen wird? Nehmen wir an, ein solcher Boden, den wir mit a bezeichnen wol- len, k„me in Konkurrenz. Dann wrde der bisher rentelose Boden A eine Rente abwerfen, und die obigen Tabellen VII, VIII und X wr- den dann folgende Gestalt annehmen: #725# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- Tabelle VIIa Boden Kapi Profit Produk Ver- Steige art tal tions Produkt kaufs Er- Rente rung Acres anlage kosten preis trag Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. St. St. St. qrs. St. St. qrs. St. a 1 5 1 6 1 1/2 4 6 0 0 0 A 1 2 1/2 1 6 1/2 +1 1/4 4 7 1/4 1 1 +2 1/2 =1 3/2 B 1 2 1/2 1 6 1 +2 1/2 4 14 2 8 1+7 +2 1/2 =3 1/2 C 1 2 1/2 1 6 1 1/2 +3 3/4 4 21 3 3/4 15 1+2x7 +2 1/2 =5 1/4 D 1 2 1/2 1 6 2 +5 4 28 5 1/2 22 1+3x7 +2 1/2 =7 -------------------------------------------------------------- 30 19 76 11 1/2 46 Tabelle VIIIa Boden Kapi Profit Produk Ver- Steige art tal tions Produkt kaufs Er- Rente rung Acres anlage kosten preis trag Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. St. St. St. qrs. St. St. qrs . St. a 1 5 1 6 1 1/4 4 4/5 6 0 0 0 A 1 2 1/2 1 6 1/2 +1 4 4/5 7 1/5 1/4 1 1/5 1 1/5 +2 1/2 =1 1/2 B 1 2 1/2 1 6 1 +2 4 4/5 14 2/5 1 3/4 8 2/5 1 1/5 +2 1/2 =3 +7 1/5 C 1 2 1/2 1 6 1 1/2 +3 4 21 3/5 3 1/4 15 3/5 1 1/5 +2 1/2 =4 1/2 +2 x7 1/5 D 1 2 1/2 1 6 2 +4 4 4/5 28 4/5 4 3/4 22 4/5 1 1/5 +2 1/2 =6 +3 x7 1/5 ----------------------------------------------------------------- 5 30 16 1/4 78 10 48 Tabelle Xa Boden Kapi Profit Produk Ver- Steige art tal tions Produkt kaufs Er- Rente rung Acres anlage kosten preis trag Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. St. St. St. qrs. St. St. qrs . St. a 1 5 1 6 1 1/8 5 1/3 6 0 0 0 A 1 2 1/2 1 6 1 +1/4 5 1/3 6 2/3 1/8 2/3 2/3 +2 1/2 =1 1/4 B 1 2 1/2 1 6 2 +1/2 5 1/3 13 1/3 1 3/8 7 1/3 2/3 +2 1/2 =2 1/2 +6 2/3 C 1 2 1/2 1 6 3 +3/4 5 1/3 20 2 5/8 14 2/3 +2 1/2 =3 3/4 +2 x6 2/3 D 1 2 1/2 1 6 4 +1 5 1/3 26 2/3 3 7/8 20 2/3 2/3 +2 1/2 =5 +3 x6 2/3 ----------------------------------------------------------------- 5 30 16 5/8 72 2/3 8 42 2/3 #726# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Durch die Einschiebung von Boden a entsteht eine neue Differenti- alrente I; auf dieser neuen Grundlage entwickelt sich dann die Differentialrente II ebenfalls in ver„nderter Gestalt. Der Boden a hat in jeder der drei obigen Tabellen eine verschiedne Frucht- barkeit; die Reihe der proportionell steigenden Fruchtbarkeiten beginnt erst mit A. Demgem„á verh„lt sich auch die Reihe der steigenden Renten. Die Rente des schlechtesten Rente tragenden, frher rentelosen Boden s bildet eine Konstante, die allen h”he- ren Renten einfach zuaddiert wird; erst nach Abzug dieser Kon- stanten tritt bei den h”heren Renten die Reihe der Differenzen klar hervor und ihr Parallelismus mit der Fruchtbarkeitsreihe der Bodenarten. In allen Tabellen verhalten sich die Fruchtbarkeiten, von A bis D, wie 1:2:3:4 und dementsprechend die Renten: in VIIa wie 1:1 + 7:1 + 2 x 7:1 + 3 x 7. in VIIIa wie 1 1/5 : 1 1/5 + 7 1/5 : 1 1/5 + 2 x 7 1/5: 1 1/5 + 3 x 7 1/5. in Xa wie 2/3 : 2/3 + 6 2/3: 2/3 + 2 x 6 2/3 : 2/3 + 3 x 6 2/3. Kurz: Ist die Rente von A = n und die Rente des Bodens von n„chst h”herer Fruchtbarkeit n + m. so ist die Reihe wie n : n + m : n + 2m : n + 3 m usw. - F. E.} --- {Da der obige dritte Fall im Manuskript nicht ausgearbeitet war - es steht nur der Titel da -, so blieb es Aufgabe des Herausge- bers, dies wie vorstehend so gut es ging zu erg„nzen. Es bleibt ihm aber auch noch brig, aus der ganzen bisherigen Untersuchung der Differentialrente II in ihren drei Hauptf„llen und neun Un- terf„llen die sich ergebenden allgemeinen Schlsse zu ziehn. Fr diesen Zweck aber passen die im Manuskript gegebnen Beispiele nur wenig. Sie nehmen erstens Bodenstcke in Vergleich, deren Er- tr„ge, fr gleichgroáe Fl„chen, sich verhalten wie 1:2:3:4; also Unterschiede, die schon von vornherein stark bertreiben und die im Verlauf der sich auf dieser Grundlage entwickelnden Annahmen und Berechnungen zu vollst„ndig gewaltsamen Zahlenverh„ltnissen fhren. Zweitens aber erwecken sie einen durchaus falschen Schein. Wenn fr Fruchtbarkeitsgrade, die sich verhalten wie 1:2:3:4 etc., sich Renten ergeben von der Reihe 0:1:2:3 etc., so fhlt man sich sofort versucht, die zweite Reihe aus der ersten abzuleiten und die Verdopplung, Verdreifachung etc. ef Renten aus der Verdopplung, Verdreifachung usw. der Gesamtertr„ge zu erkl„- ren. Dies w„re aber durchaus unrichtig. Die Renten verhalten sich wie 0:1:2:3:4 auch dann, wenn sich die Fruchtbarkeitsgrade ver- halten wie n:n + 1:n + 2:n + 3:n + 4; die Renten verhalten sich nicht wie die #727# 43. Kapitel - Differentialtente II - Dritter Fall. Result. ----- Fruchtbarkeitsgrade, sondern wie die Fruchtbarkeitsunterschiede, von dem rentelosen Boden als dem Nullpunkt an gerechnet. Die Tabellen des Originals muáten zur Erkl„rung des Textes gege- ben werden. Um aber fr die unten folgenden Resultate der Unter- suchung eine anschauliche Grundlage zu erhalten, gebe ich in fol- gendem eine neue Reihe von Tabellen, worin die Ertr„ge in Bushels (1/8 Quarter oder 36,35 Liter) und Schillingen (= Mark) angegeben sind. Die erste Tabelle (XI) entspricht der frheren Tabelle I. Sie gibt die Ertr„ge und Renten fr fnf Bodenqualit„ten A-E, bei ei- ner ersten Kapitalanlage von 50 sh., was mit 10 sh. Profit = 60 sh. Gesamtproduktionskosten per Acre ausmacht. Die Kornertr„ge sind niedrig angesetzt. 10, 12, 14, 16, 18 Bushels per Acre. Der sich ergebende regulierende Produktionspreis ist 6 sh. per Bushel. Die folgenden 13 Tabellen entsprechen den in diesem und den bei- den vorigen Kapiteln behandelten drei F„llen der Differential- rente II, bei einer z u s „ t z l i c h e n Kapitalanlage auf demselben Boden von 50 sh. per Acre, bei konstantem, fallendem und steigendem Produktionspreis. Jeder dieser F„lle wird wieder dargestellt, wie er sich gestaltet 1. bei gleichbleibender, 2. bei fallender, 3. bei steigender Produktivit„t der zweiten Kapi- talanlage gegenber der ersten. Dabei ergeben sich einige noch besonders zu veranschau lichende Varianten. Bei Fall I: konstanter Produktionspreis, haben wir: Variante 1: Gleichbleibende Produktivit„t der zweiten Kapitalan- lage (Tabelle XII). Variante 2: Fallende Produktivit„t. Diese kann stattfinden, nur wenn auf Boden A keine zweite Anlage gemacht wird. Und zwar ent- weder a) so, daá Boden B ebenfalls keine Rente aufbringt (Tabelle XIII) oder b) so, daá Boden B nicht ganz rentelos wird (Tab. XIV). Variante 3: Steigende Produktivit„t (Tabelle XV). Auch dieser Fall schlieát zweite Kapitalanlage auf Boden A aus. Bei Fall II: Fallender Produktionspreis, haben wir: Variante 1 : Gleichbleibende Produktivit„t der zweiten Anlage (Tabelle XVI). Variante 2: Fallende Produktivit„t (Tabelle XVII). Diese beiden Varianten bedingen, daá Boden A auáer Konkurrenz tritt, Boden B rentelos wird und den Produktionspreis reguliert. #728# VI.Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Variante 3: Steigende Produktivit„t (Tabelle XVIII). Hier bleibt Boden A regulierend. Bei Fall III: Steigender Produktionspreis, sind zwei Modalit„ten m”glich; Boden A kann rentelos und preisregulierend bleiben, oder aber, es tritt eine geringere Bodenqualit„t als A in Konkurrenz und reguliert den Preis, wobei A dann Rente abwirft. Erste Modalit„t: Boden A bleibt regulierend. Variante 1: Gleichbleibende Produktivit„t der zweiten Anlage (Tabelle XIX). Dies ist unter den Voraussetzungen nur zul„ssig, wenn die Produktivit„t der ersten Anlage abnimmt. Variante 2: Fallende Produktivit„t der zweiten Anlage (Tabelle XX); dies schlieát gleichbleibende Produktivit„t der ersten An- lage nicht aus. Variante 3: Steigende Produktivit„t der zweiten Anlage (Tabelle XXI); dies bedingt wieder fallende der ersten Anlage. Zweite Modalit„t: Eine geringere (mit a bezeichnete) Bodenquali- t„t tritt in Konkurrenz; Boden A wirft Rente ab. Variante 1: Gleichbleibende Produktivit„t der zweiten Anlage (Tabelle XXII). Variante 2: Fallende Produktivit„t (Tabelle XXIII). Variante 3: Steigende Produktivit„t (Tabelle XXIV). Diese drei Varianten gehn unter den allgemeinen Bedingungen des Problems vor sich und geben zu keinen Bemerkungen Anlaá. Wir las- sen jetzt die Tabellen folgen. Tabelle XI Boden- Produktions- Produkt Verkaufs- Rent art kosten Bushels preis Ertrag Rente steigerung sh. sh. sh. sh. A 60 10 6 60 0 0 B 60 12 6 72 12 12 C 60 14 6 84 24 2 x 12 D 60 16 6 96 36 3 x 12 E 60 18 6 108 48 4 x 12 ------------ 120 10 x 12 #729# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- Bei zweiter Kapitalanlage auf denselben Boden. Erster Fall: Bei konstant bleibendem Produktionspreis. Variante 1: Bei konstant bleibender Produktivit„t der zweiten Ka- pitalanlage. Tabelle XI Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steigerung sh. sh. sh. sh. A 60+60=120 10+10=20 6 120 0 0 B 60+60=120 12+12=24 6 144 24 24 C 60+60=120 14+14=28 6 168 48 2x24 D 60+60=120 16+16=32 6 192 72 3x24 E 60+60=120 18+18=36 6 216 96 4x24 ----------- 240 10x24 Variante 2. Bei fallender Produktivit„t der zweiten Kapitalan- lage; auf Boden A keine zweite Anlage. 1. Wenn Boden 13 rentelos wird. Tabelle XIII Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung A 60 10 6 60 0 0 B 60+60=120 12+ 8=20 6 120 0 0 C 60+60=120 14+ 9 1/3 6 140 20 20 =23 1/2 D 60+60=120 16+10 2/3 6 160 40 2x20 =26 2/3 E 60+60=120 18+12=30 6 180 60 3x20 ----------- 120 6x20 2. Wenn Boden B nicht ganz rentelos wird. Tabelle XIV Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung A 60 10 6 60 0 0 B 60+60=120 12+ 9=21 6 126 6 6 C 60+60=120 14+10 1/2 6 147 27 6+21 =24 1/2 D 60+60=120 16+12=28 6 168 48 6+2x21 E 60+60=120 18+13 1/2 6 189 69 6+3x21 =31 1/2 ----------- 150 4x6+6x21 #730# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Variante 3: Bei steigender Produktivit„t der 2. Kapitalanlage, auf Boden A auch hier keine zweite Anlage. Tabelle XV Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung A 60 10 6 60 0 0 B 60+60=120 12+15=27 6 162 42 42 C 60+60=120 14+17 1/2 6 189 69 42+27 =31 1/2 D 60+60=120 16+20=36 6 216 96 42+2x27 E 60+60=120 18+22 1/2 6 243 123 42+3x27 =40 1/2 ----------- 330 4x42+6x27 Zweiter Fall: Bei fallendem Produktionspreis. Variante 1: Bei gleichbleibender Produktivit„t der zweiten Kapi- talanlage. Boden A tritt auáer Konkurrenz, Boden B wird rentelos. Tabelle XV Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung B 60+60=120 12+12=24 5 120 0 0 C 60+60=120 14+14=28 5 140 20 20 D 60+60=120 16+16=32 5 160 40 2x20 E 60+60=120 18+18=36 5 180 60 3x20 ----------- 120 6x20 Variante 2: Bei fallender Produktivit„t der zweiten Kapitalan- lage; Boden A tritt auáer Konkurrenz, Boden B wird rentelos. Tabelle XV Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung B 60+60=120 12+ 9=21 5 5/7 120 0 0 C 60+60=120 14+10 1/2 5 5/7 140 20 20 =24 1/2 D 60+60=120 16+12=28 5 5/7 160 40 2x20 E 60+60=120 18+13 1/2 5 5/7 180 60 3x20 =31 1/2 ----------- 120 6x20 #731# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- Variante 3: Bei steigender Produktivit„t der zweiten Kapitalan- lage; Boden A bleibt n Konkurrenz. Boden B tr„gt Rente. Tabelle XVIII Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung A 60+60=120 10+15=25 4 4/5 120 0 0 B 60+60=120 14+18=30 4 4/5 144 24 24 C 60+60=120 14+21=35 4 4/5 168 48 2x24 D 60+60=120 16+24=40 4 4/5 192 72 3x24 E 60+60=120 18+27=45 4 4/5 216 96 4x24 ----------- 240 10x24 Dritter Fall: Bei steigendem Produktionspreis. A. Wenn Boden A rentelos und preisregulierend bleibt. Variante 1: Bei gleichbleibender Produktivit„t der zweiten Kapi- talanlage; was abnehmende Produktivit„t der ersten Anlage be- dingt. Tabelle XIX Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. 1*) sh. sh. sh. rung A 60+60=120 7 1/2 +10 6 6/7 120 0 0 =17 1/2 B 60+60=120 9 +12 6 6/7 144 24 24 =21 C 60+60=120 10 1/2 +14 6 6/7 168 48 2x24 =24 1/2 D 60+60=120 12 +16 6 6/7 192 72 3x24 =28 E 60+60=120 13 1/2 +18 6 6/7 216 96 4x24 =31 1/2 ----------- 240 10x24 Variante 2: Bei fallender Produktivit„t der zweiten Kapitalan- lage; was gleichbleibende Produktivit„t der ersten nicht aus- schlieát. Tabelle XX Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung A 60+60=120 10+15=25 8 120 0 0 B 60+60=120 12+ 6=18 8 144 24 24 C 60+60=120 14+ 7=21 8 168 48 2x24 D 60+60=120 16+ 8=24 8 192 72 3x24 E 60+60=120 18+ 9=27 8 216 96 4x24 ----------- 240 10x24 ----- 1*) In der 1. Auflage werden hier versehentlich die Ziffern der Tabelle XXI gegeben. #732# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Variante 3: Bei steigender Produktivit„t der zweiten Kapitalan- lage, was, unter den Voraussetzungen, fallende der ersten Anlage bedingt. Tabelle XXI Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung A 60+60=120 5 +12 1/2 6 6/7 120 0 0 =17 1/2 B 60+60=120 6 +15=21 6 6/7 144 24 24 C 60+60=120 7 +17 1/2 6 6/7 168 48 2x24 =24 1/2 D 60+60=120 8 +20=28 6 6/7 192 72 3x24 E 60+60=120 9 +22 1/2 6 6/7 216 96 4x24 =31 1/2 ----------- 240 10x24 B. Wenn ein geringerer (mit a bezeichneter) Boden preisregulie- rend wird und Boden A demnach Rente abwirft. Dies l„át fr alle Varianten gleichbleibende Produktivit„t der zweiten Anlage zu. Variante 1: Gleichbleibende Produktivit„t der zweiten Kapitalan- lage. Tabelle XXII Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung a 120 16 7 1/2 120 0 0 A 60+60=120 10+10=20 7 1/2 150 30 30 B 60+60=120 14+18=30 7 1/2 180 60 2x30 C 60+60=120 14+21=35 7 1/2 210 90 3x30 D 60+60=120 16+24=40 7 1/2 240 120 4x30 E 60+60=120 18+27=45 7 1/2 270 150 5x30 ----------- 450 15x30 Variante 2: Fallende Produktivit„t der zweiten Kapitalanlage. Tabelle XXIII Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung a 120 15 8 120 0 0 A 60+60=120 10 +7 1/2 8 140 20 20 =17 1/2 B 60+60=120 12 +9 =21 8 168 48 20+28 C 60+60=120 14 +10 1/2 8 196 76 20+2x28 =24 1/2 D 60+60=120 16 +12=28 8 224 104 20+3x28 E 60+60=120 18 +13 1/2 8 252 132 20+4x28 =31 1/2 ----------- 380 5x20+10x28 #733# 43. Kapitel. Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- Tabelle XXIV Boden Produktions Produkt Verkaufs Rent- art kosten Bushels preis Ertrag Rente steige sh. sh. sh. sh. rung a 120 16 7 1/2 120 0 0 A 60+60=120 10 +7 1/2 7 1/2 168 3/4 48 3/4 15+33 1/4 =17 1/2 B 60+60=120 12 +9 =21 7 1/2 202 1/2 82 1/2 15+2x33 3/4 C 60+60=120 14 +10 1/2 7 1/2 236 1/4 116 1/4 15+3x33 3/4 =24 1/2 D 60+60=120 16 +12=28 7 1/2 270 150 15+4x33 3/4 E 60+60=120 18 +13 1/2 7 1/2 303 3/4 183 3/4 15+5x33 3/4 =31 1/2 -------------- 581 1/4 5x15 +15x33 3/4 Diese Tabellen ergeben nun folgendes. Zun„chst, daá die Reihe der Renten sich genau verh„lt wie die Reihe der Fruchtbarkeitsunterschiede, den rentlosen, regulieren- den Boden als Nullpunkt genommen. Nicht die absoluten Ertr„ge, sondern nur die Ertragsdifferenzen sind fr die Rente bestimmend. Ob die Bedenarten 1, 2, 3, 4, 5 Bushel, ob sie 11, 12, 13, 14, 15 Bushel per Acre Ertrag liefern, die Renten sind in beiden F„llen, der Reihe nach, 0, 1, 2, 3, 4 Bushel, resp. deren Geldertrag. Weit wichtiger aber ist das Resultat in Beziehung auf die Gesamt- rentenertr„ge bei wiederholter Kapitalanlage auf demselben Boden. In fnf F„llen aus den untersuchten dreizehn v e r d o p p e l t sich mit der Kapitalanlage auch die Gesamtsumme der Renten; statt 10x12 sh. = 240 sh. Diese F„lle sind: Fall I, konstanter Preis, Variante 1: gleichbleibende Produkti- onssteigerung (Tabelle XII) Fall II, fallender Preis, Variante 1: gleichbleibende Produkti- onssteigerung (Tabelle XII) Fall III, steigender Preis, erste Modalit„t, wo Boden A regulie- rend bleibt, in allen drei Varianten (Tabelle XIX, XX, XXI) In vier F„llen steigt die Rente um m e h r a l s d a s D o p p e l t e, n„mlich: Fall I, Variante 3, konstanter Preis, aber wachsende Produktions- steigerung (Tbelle XV). Die Rentensumme steigt auf 330 sh. Fall III, zweite Modalit„t, wo Boden A Rente abwirft, in allen drei Varianten (Tabelle XXII, Rente 15 x 30 = 450 sh.; Tab. XXIII, Rente = 5 x 20 + 10 x 28 = 380 sh.; Tabelle XXIV, Rente = 5 x 15 + 15 x 33 3/4 = 581 1/4 sh.). #734# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- In einem Fall s t e i g t sie, aber nicht auf den doppelten Be- trag der bei der ersten Kapitalanlage abfallenden Rente: Fall I, konstanter Preis, Variante 2: fallende Produktivit„t der zweiten Anlage unter Bedingungen, wo B nicht ganz rentelos wird (Tabelle XIV, Rente = 4 x 6 + 6 x 21 = 150 sh.). Endlich, nur in drei F„llen bleibt die Gesamtrente bei zweiter Kapitalanlage fr alle Bodenarten zusammen, auf demselben Stand wie bei der ersten Anlage (Tabelle XI); es sind dies die F„lle, wo Boden A auáer Konkurrenz gesetzt und Boden B regulierend und damit rentelos wird. Die Rente fr B f„llt also nicht nur weg, sie wird auch von iedem folgenden Glied der Rentenreihe abgezo- gen; dadurch ist das Ergebnis bedingt. Diese F„lle sind: Fall I, Variante 2, wenn die Bedingungen derart sind, daá Boden A ausf„llt (Tabelle XIII). Die Rentensumme ist 6 x 20, also = 10 x 12 = 120 wie in Tabelle XI. Fall II, Variante 1 und 2. Hier f„llt Boden A nach den Vorausset- zungen notwendig aus (Tabelle XVI und XVII), und die Rentensumme ist wieder 6 x 20 = 10 x 12 = 120 sh. Dies heiát also: in der groáen Mehrzahl aller m”glichen F„lle steigt die Rente, sowohl per Acre des Rente tragenden Bodens, wie namentlich in ihrer Gesamtsumme, infolge vermehrter Kapitalanlage auf den Boden. Nur in 3 F„llen aus dreizehn untersuchten bleibt ihre Gesamtsumme unver„ndert. Es sind dies die F„lle, wo die niedrigste, bisher rentelose und regulierende Bodenqualit„t auáer Konkurrenz und die n„chsth”here an ihre Stelle tritt, also rente- los wird. Aber auch in diesen F„llen steigen die Renten auf den besten Bodenarten gegen die der ersten Kapitalanlage geschulde- ten; wenn die Rente fr C von 24 auf 20 f„llt, so steigt die fr D und E von 36 und 48 auf 40 und 60 sh. Ein Fall der Gesamtrenten unter den Stand bei erster Kapitalan- lage (Tab. XI) w„re nur m”glich, wenn auáer Boden A auch Boden B aus der Konkurrenz schiede und Boden C regulierend und rentelos wrde. Je mehr Kapital also auf den Boden verwandt wird, je h”her die Entwicklung des Ackerbaus und der Zivilisation Oberhaupt in einem Lande steht, desto h”her steigen die Renten per Acre sowohl wie die Gesamtsumme der Renten, desto riesiger wird der Tribut, den die Gesellschaft den Groágrundbesitzern in der Gestalt von Sur- plusprofiten zahlt - solange die einmal in Bebauung genommenen Bodenarten alle konkurrenzf„hig bleiben. Dies Gesetz erkl„rt die wunderbare Lebensz„higkeit der Klasse der groáen Grundbesitzer. Keine Gesellschaftsklasse lebt so verschwenderisch, #735# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- keine nimmt so, wie diese, ein Recht auf einen hergebrachten "standesgem„áen" Luxus in Anspruch, einerlei woher das Geld dazu kommt, keine h„uft so leichten Herzens Schulden ber Schulden auf. Und doch f„llt sie immer wieder auf die Fáe - dank dem in den Boden gesteckten Kapital andrer Leute, das ihr Renten ein- tr„gt, ganz auáer allem Verh„ltnis zu den Profiten, die der Kapi- talist daraus zieht. Dasselbe Gesetz erkl„rt aber auch, warum diese Lebensz„higkeit des groáen Grundbesitzers allm„hlich sich ersch”pft. Als die englischen Kornz”lle 1846 abgeschafft wurden, glaubten die englischen Fabrikanten, sie h„tten dadurch die grundbesit- zende Aristokraten Paupers verwandelt. Statt dessen wurde sie reicher als je vorher. Wie ging das zu? Sehr einfach. Erstens wurde von nun an von den P„chtern kontraktlich verlangt, daá sie 12 Pfd.St. statt 8 Pfd.St. j„hrlich auf den Acre auslegen soll- ten, und zweitens bewilligten sich die auch im Unterhaus sehr zahlreich vertretnen Grundherrn eine starke Staatssubvention zur Dr„nierung und sonstigen permanenten Verbesserung ihrer L„nde- reien. Da keine totale Verdr„ngung des schlechtesten Bodens stattfand, sondern h”chstens eine, auch meist nur zeitweilige, Verwendung zu andern Zwecken, stiegen die Renten im Verh„ltnis der gesteigerten Kapitalanlage, und die Grundaristokratie war besser daran als je vorher. Aber alles ist verg„nglich. Die transozeanischen Dampfschiffe und die nord- und sdamerikanischen und indischen Eisenbahnen brach- ten ganz eigentmliche ndstrecken in die Lage, auf den europ„i- schen Kornm„rk. ten zu konkurrieren. Da waren einerseits die nordamerikanischen Pr„rien, die argentinischen Pampas, Steppen, von der Natur selbst urbar gemacht fr den Pflug, jungfr„ulicher Boden, der auf Jahre hinaus selbst bei primitiver Kultur und ohne Dnger reichliche Ertr„ge bot. Und da waren die L„ndereien der russischen und indischen kommunistischen Gemeinwesen, die einen Teil ihres Produkts, und zwar einen stets wachsenden, verkaufen muáten, um Geld zu erhalten fr die Steuern, die der erbarmungs- lose Despotismus des Staats ihnen abzwang - oft genug durch Tor- tur. Diese Produkte wurden verkauft ohne Rcksicht auf die Pro- duktionskosten, verkauft fr den Preis, den der H„ndler bot, weil der Bauer absolut Geld haben muáte zum Zahlungstermin. Und gegen diese Konkurrenz - des jungfr„ulichen Steppenbodens wie des unter der Steuerschraube erliegenden russischen und indischen Bauern - konnte der europ„ische P„chter und Bauer bei den alten Renten nicht aufkommen. Ein Teil des Bodens in Europa kam definitiv fr den Kombau auáer Konkurrenz, die Renten fielen berall, unser zweiter Fall, Variante 2: fallender Preis und fallende Produkti- vit„t #736# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- der zus„tzlichen Kapitalanlagen wurde die Regel fr Europa, und daher der Agrarieammer von Schottland bis Italien und von Sd- frankreich bis nach Ostpreuáen. Glcklicherweise ist noch lange nicht alles Steppenland in Bebauung genommen; es ist noch brig genug vorhanden, um den ganzen europ„ischen groáen Grundbesitz zu ruinieren und den kleinen obendrein. F. E.} --- Die Rubriken, worunter die Rente zu behandeln, sind diese: A. Differentialrente. 1. Begriff der Differentialrente. Illustration an Wasserkraft. šbergang zur eigentlichen Ackerbaurente. 2. Differentialrente I, entspringend aus verschiedner Fruchtbar- keit verschiedner Bodenstcke. 3. Differentialrente II, entspringend aus sukzessiver Kapitalan- lage auf demselben Boden. Zu untersuchen ist Differentialrente II a) bei station„rem, b) bei fallendem, c) bei steigendem Produktionspreis. Und ferner d) Verwandlung von Surplusprofit in Rente. 4. Einfluá dieser Rente auf die Profitrate. B. Absolute Rente. C. Der Bodenpreis. D. Schluábetrachtungen ber die Grundrente. --- Als allgemeines Resultat bei der Betrachtung der Differential- rente berhaupt ergibt sich: Erstens: Die Bildung von Surplusprofiten kann auf verschiednen Wegen erfolgen. Einerseits auf Basis der Differentialtente I, d.h. auf Basis der Anlage des gesamten Agrikulturkapitals auf ei- ner Bodenfl„che, welche aus Bodenarten verschiedner Fruchtbarkeit besteht. Ferner als Differentialrente II, auf Basis der ver- schiednen Differentialproduktivit„t sukzessiver Kapitalanlagen auf demselben Boden, d.h. hier gr”árer Produktivit„t, z.B. in qrs. Weizen, als mit derselben Kapitalanlage auf dem geringsten, rentelosen, aber den Produktionspreis regulierenden Boden bewirkt wird. Wie diese Surplusprofite aber auch entstehn m”gen, ihre Verwandlung in Rente, also ihre šbertragung vom P„chter auf den Grundeigentmer, setzt als vorausgehende Bedingung stets voraus, daá die verschiednen wirklichen #737# 43. Kapitel - Diferentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- individuellen Produktionspreise (d.h. unabh„ngig von dem allge- meinen, den Markt regulierenden Produktionspreis), welche die Teilprodukte der einzelnen sukzessiven Kapitalanlagen besitzen, vorher zu einem individuellen Durchschnittsproduktionspreis aus- geglichen werden. Der šberschuá des allgemeinen, regulierenden Produktionspreises des Produkts eines Acre ber diesen seinen in- dividuellen Durchschnittsproduktionspreis bildet und miát die Rente per Acre. Bei Differentialrente I sind die Differentialre- sultate an und fr sich unterscheidbar, weil sie auf unterschied- nen, auáer- und nebeneinander liegenden Bodentellen, bei einer als normal angenommenen Kapitalauslage per Acre und ihr entspre- chender Normalbebauung stattfinden. Bei der Differentialrente II mssen sie erst unterscheidbar gemacht werden; sie mssen in der Tat in die Differentialrente I rckverwandelt werden, und dies kann nur in der angegebnen Weise geschehn. Nehmen wir z.B. die Tabelle III, S. 226. 1*) Boden B gibt f r die erste Kapitalanlage von 2 1/2 Pfd.St. 2 qrs. per Acre und fr die zweite, gleich groáe 1 1/2 qr.; zusam- men 3 1/2 qrs. auf demselben Acre. Es ist diesen 3 1/2 qrs., die auf demselben Boden gewachsen, nicht anzusehn, was davon Produkt der Kapitalanlage I und was der Kapitalanlage II ist. Sie sind in der Tat das Produkt des Gesamtkapitals von 5 Pfd.St.; und die wirkliche Tatsache ist nur die, daá ein Kapital von 2 1/2 Pfd.St 2 qrs. ergab und eins von 5 Pfd.St. nicht 4, sondern 3 1/2. Der Fall w„re ganz derselbe, wenn die 5 Pfd.St. 4 qrs. erg„ben, so daá die Ertr„ge beider Kapitalanlagen gleich w„ren, oder auch 5 qrs., so daá die zweite Kapitalanlage einen šberschuá von 1 qr. ergeben wrde. Der Produktionspreis der ersten 2 qrs. ist 1 1/2 Pfd.St. per qr. und der der zweiten 1 1/2 qr. ist 2 Pfd. St. per qr. Die 3 1/2 qrs. zusammen kosten daher 6 Pfd.St. Dies ist der individuelle Produktionspreis des Gesamtprodukts und macht im Durchschnitt 1 Pfd.St. 14 2/7 sh. per qr., sage rund 1 3/4 Pfd.St. Bei dem durch den Boden A bestimmten allgemeinen Produk- tionspreis von 3 Pfd.St. gibt dies einen Surplusprofit von 1 1/4 Pfd.St. per qr. und also fr 3 1/2 qrs. zusammen 4 1/2 Pfd.St. Bei dem Durchschnittsproduktionspreis von B stellt sich dies dar in rund 1 1/2 qr. Der Surplusprofit von B stellt sich also dar in einem aliquoten Teil des Produkts von B, den 1 1/2 qr., die die Rente in Korn ausgedruckt bilden und die sich nach dem allgemei- nen Produktions. preis zu 4 1/2 Pfd.St. verkaufen. Aber umgekehrt ist das berschssige Produkt eines Acre von B ber das eines Acre von A nicht ohne weitres Darstellung von Surplusprofit und daher Surplusprodukt. Nach der Voraus ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 700 #738# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- setzung produziert der Acre B 3 1/2 qrs., der Acre A nur 1 qr. Das berschssige Produkt auf B ist also 2 1/2 qrs., aber das Surplusprodukt ist nur 1 1/2 qr., denn auf B ist das doppelte Ka- pital angelegt wie auf A, und daher sind die Produktionskosten hier doppelt. F„nde auf A ebenfalls Anlage von 5 Pfd.St. statt und die Rate der Produktivit„t bliebe gleich, so w„re da Produkt 2 qrs. statt 1, und es wrde sich so zeigen, daá das wirkliche Surplusprodukt gefunden wird durch Vergleichung, nicht von 3 1/2 und 1, sondern von 3 1/2 und 2; daá es also nicht 2 1/2, sondern nur 1 1/2 qr. ist. Ferner aber, wenn B eine dritte Portion Kapi- tal von 2 1/2 Pfd.St. anlegte, die nur 1 qr. erg„be, also dieses qr. 3 Pfd.St. kostete, wie auf A, so wrde dessen Verkaufspreis von 3 Pfd.St. nur die Produktionskosten decken, nur den Durch- schnittsprofit abwerfen, aber keinen Surplusprofit, also auch nichts, was sich in Rente verwandeln k”nnte. Das Produkt per Acre einer beliebigen Bodenart, mit dem Produkt per Acre des Bodens A verglichen, zeigt weder an, ob es das Produkt gleicher Kapitalan- lage oder gr”árer ist noch ob das zuschssige Produkt nur den Produktionspreis deckt oder ob es h”herer Produktivit„t des zu- schssigen Kapitals geschuldet ist. Zweitens: Bei abnehmender Rate der Produktivit„t der zuschssigen Kapitalanlagen - deren Grenze, soweit die Neubildung von Sur- plusprofit in Betracht kommt, diejenige Kapitalanlage ist, die nur die Produktionskosten deckt, d.h. die das qr. so teuer produ- ziert wie dieselbe Kapitalanlage auf einem Acre des Bodens A, also nach der Voraussetzung zu 3 Pfd.St. - folgt aus dem eben Entwickelten: daá die Grenze, wo die Gesamtkapitalanlage auf den Acre von B keine Rente mehr bilden wrde, die ist, wo der indivi- duelle Durchschnittsproduktionspreis des Produkts per Acre von B auf den Produktionspreis per Acre von A steigen wrde. Wenn B nur Kapitalanlagen zusetzt, die den Produktionspreis zah- len, also keinen Surplusprofit, also keine neue Rente bilden, so erh”ht dies zwar den individuellen Durchschnittsproduktionspreis per qr., affiziert aber nicht den von den frhern Kapitalanlagen gebildeten Surplusprofit, eventuell die Rente. Denn der Durch- schnittsproduktionspreis bleibt immer unter dem von A, und wenn der Preisberschuá per qr. abnimmt, so nimmt die Zahl der qrs. im selben Verh„ltnis zu, so daá der Gesamtberschuá des Preises kon- stant bleibt. Im angenommenen Fall produzieren die zwei ersten Kapitalanlagen von 5 Pfd.St. auf B 3 1/2 qrs., also nach der Voraussetzung 1/2 qr. Rente = 4 1/2 Pfd.St. Kommt eine dritte Kapitalanlage von 2 1/2, Pfd.St. hinzu, die aber nur ein zuschssiges qr. produziert, so ist der Gesamtproduktionspreis #739# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- (inkl. 20% Profit) der 4 1/2 qrs. = 9 Pfd.St., also der Durch- schnittspreis per qr. = 2 Pfd.St. Der Durchschnittsproduktions- preis per qr. auf B ist also gestiegen von 1 5/7 Pfd.St. auf 2 Pfd.St., der Surplusprofit per qr., verglichen mit dem regulie- renden Preis von A, also gefallen von 1 2/7 Pfd. St. auf 1 Pfd.St. Aber 1 x 4 1/2 = 4 1/2 Pfd.St. ganz wie frher 1 2/7 x 3 1/2 = 4 1/2 Pfd.St. Nehmen wir an, daá noch eine vierte und fnfte zuschssige Kapi- talanlage von je 2 1/2 Pfd.St. auf B gemacht wrde, die das qr. nur zu seinem allgemeinen Produktionspreis produzierte, so w„re das Gesamtprodukt per Acre etzt 6 1/2 qrs. und deren Produktions- kosten 15 Pfd.St. Der durchschnittliche Produktionspreis per qr. fr B w„re wieder gestiegen von 2 1*) Pfd.St. auf 2 4/13 Pfd.St., und der Surplusprofit per qr., verglichen mit dem regulierenden Produktionspreis von A, w„re wieder gefallen von 1 Pfd. St. auf 9/13 Pfd.St. Aber diese 9/13 Pfd.St. w„ren nun zu berechnen auf 6 1/2 qrs. statt auf 4 1/2. Und 9/13 x 6 1/2 = 1 x 4 1/2 = 4 1/2 Pfd.St. Es folgt daraus zun„chst, daá unter diesen Umst„nden keine Erh”- hung des regulierenden Produktionspreises n”tig ist, um zuschs- sige Kapitalanlagen auf den Rente tragenden Bodenarten zu erm”g- lichen selbst bis zu dem Grad, wo das Zusatzkapital ganz aufh”rt, Surplusprofit zu liefern, und nur noch den Durchschnittsprofit abwirft. Es folgt ferner, daá hier die Summe des Surplusprofits per Acre dieselbe bleibt, wie sehr immer der Surplusprofit per qr. abnehrne; diese Abnahme wird stets ausgeglichen durch ent- sprechende Zunahme der per Acre produzierten qrs. Damit der durchschnittliche Produktionspreis auf den allgemeinen Produkti- onspreis sich erhebe (also hier auf 3 Pfd.St. steige fr Boden B), máten Kapitalzus„tze gemacht werden, deren Produkt einen h”- hern Produktionspreis hat als den regulierenden von 3 Pfd.St. Aber man wird sehn, daá selbst dies nicht ohne weiteres hinrei- chen um den Durchschnittsproduktionspreis per qr. fr B auf den allgemeinen Produktionspreis von 3 Pfd.St. hinaufzutreiben. Nehmen wir an, es w„ren auf Boden B produziert worden: 1. 3 1/2 qrs. wie vorhin zu 6 Pfd.St. Produktionspreis; also zwei Kapitalanlagen von je 2 1/2 Pfd.St., die beide Surplusprofite bilden, aber von abnehmender H”he. 2. 1 qr. zu 3 Pfd.St.; eine Kapitalanlage, wo der individuelle Produktionspreis gleich w„re dem regulierenden Produktionspreis. ----- 1*) 1. Auflage: 1 #740# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- 3. 1 qr. zu 4 Pfd.St.; eine Kapitalanlage, wo der individuelle Produktionspreis 33 1/3 % 1*) h”her ist als der regulierende Preis. Wir h„tten dann 5 1/2 qrs. per Acre zu 13 Pfd. St., bei einer Ka- pitalanlage von 10 7/10 Pfd.St. 2*), viermal die ursprngliche Kapitalanlage, aber noch nicht dreimal das Produkt der ersten Ka- pitalanlage. 5 1/2 qrs. zu 13 Pfd.St. gibt 2 4/11 Pfd.St. Durchschnittsproduk- tionsprei, 3 per qr., also beim regulierenden Produktionspreis von 3 Pfd.St. einen šberschuá von 7/11 Pfd.St. per qr., der sich in Rente verwandeln kann. 5 1/2 qrs. zum Verkauf zum regulieren- den Preis von 3 Pfd.St. geben 16 1/2 Pfd.St. Nach Abzug der Pro- duktionskosten von 13 Pfd.St. bleiben 3 1/2 Pfd.St. Surplusprofit oder Rente, die zum jetzigen Durchschnittsproduktionspreis des qr. fr B, also zu 2 4/11 Pfd. St. per qr. berechnet, 1 25/52 qr. 3*) repr„sentieren. Die Geldrente w„re um 1 Pfd.St. gefallen, die Kornrente um ungef„hr 1/2 qr., aber trotzdem, daá die vierte zu- schssige Kapitalanlage auf B nicht nur keinen Surplusprofit, sondern weniger als den Durchschnittsprofit produziert, existiert nach wie vor Surplusprofit und Rente. Nehmen wir an, daá auáer der Kapitalanlage 3 auch die unter 2 ber dem regulierenden Pro- duktionspreis produziert, so ist die Gesamtproduktion: 3 1/2 qrs. zu 6 Pfd.St. + 2 qrs. zu 8 Pfd.St., zusammen 5 1/2 qrs. zu 14 Pfd.St. Produktionskostens, Der Durchschnittsproduktionspreis per qr. w„re 2 6/11 Pfd.St. und lieáe einen šberschuá von 5/11 Pfd.St. Die 5 1/2 qrs., verkauft zu 3 Pfd.St., ergeben 16 1/2 Pfd.St.; davon ab die 14 Pfd.St. Produktionskosten, l„át 2 1/2 Pfd.St. fr Rente. Dies g„be beim jetzigen durchschnittlichen Produktionspreis auf B 55/56 qr. Es f„llt also noch immer Rente ab, obwohl weniger als vorher. Es zeigt uns dies jedenfalls, daá auf den bessern L„ndereien mit zus„tzlichen Kapitalanlagen, deren Produkt mehr kostet als der regulierende Produktionspreis, die Rente, wenigstens innerhalb der Grenzen der zul„ssigen Praxis, nicht verschwinden, sondern nur abnehmen muá, und zwar im Verh„ltnis einerseits des aliquoten Teils, den dieses unfruchtbarere Kapital von der gesamten Kapi- talauslage bildet, andrerseits der Abnahme seiner Fruchtbarkeit. Der Durchschnittspreis seines Produkts st„nde immer noch unter dem regulierenden Preis und lieáe daher immer noch einen in Rente verwandelbaren Surplusprofit. Nehmen wir nun an, daá der Durchschnittspreis des qr. von B zu- sammenf„llt mit dem allgemeinen Produktionspreis, infolge von vier sukzessiven Kapitalanlagen (2 1/2, 2 1/2, 5 und 5 Pfd.St.) mit abnehmender Produktivit„t. ----- 1*) 1. Auflage: 25% - 2*) 1. Auflage: 10 Pfd.St. - 2*) 1. Auf- lage: 1 5/72 qr. #741# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- Produktions Ver- Surplus Kapital Profit Ertrag kosten kaufs Ertrag fr Rente per qr. zu preis sammen Pfd Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. St. St. qrs. St. St. St. St. qrs. St. 1. 2 1/2 1/2 2 1 1/2 3 3 6 1 3 2. 2 1/2 1/2 1 1/2 2 3 3 4 1/2 1/2 1 1/2 3. 5 1 1 1/2 4 6 3 4 1/2 -1/2 -1 1/2 4. 5 1 1 6 6 3 3 -1 -3 ------------------------------------------------------------- 15 3 6 18 18 0 0 Der P„chter verkauft hier jedes qr. zu seinem individuellen Pro- duktionspreis und daher die Gesamtzahl der qrs. zu ihrem Durch- schnittsproduktionspreis per qr., der mit dem regulierenden Preis von 3 Pfd.St. zusammenf„llt. Er macht daher auf sein Kapital von 15 Pfd.St. nach wie vor einen Profit von 20% = 3 Pfd.St. Aber die Rente ist verschwunden. Wo ist der šberschuá hingekommen bei die- ser Ausgleichung der individuellen Produktionspreise jedes qr. mit dem allgemeinen Produktionspreis? Der Surplusprofit auf die ersten 2 1/2 Pfd.St. war 3 Pfd.St.; auf die zweiten 2 1/2 Pfd.St. war er 1 1/2 Pfd.St.; zusammen Surplusprofit auf 1/3 des vorge- schoánen Kapitals, also auf 5 Pfd.St. = 4 1/2 Pfd.St. = 90%. Bei Kapitalanlage 3 geben 5 Pfd.St. nicht nur keinen Surplusprofit, sondern ihr Produkt von 1 1/2 qr., zum allgemeinen Produktions- preis verkauft, gibt ein Minus von 1 1/2 Pfd.St. Endlich bei Ka- pitalanlage 4 von ebenfalls 5 Pfd.St. gibt ihr Produkt von 1 qr., zum allgemeinen Produktionspreis verkauft, ein Minus von 3 Pfd.St. Beide Kapitalanlagen zusammen ergeben also ein Minus von 4 1/2 Pfd.St., gleich dem Surplusprofit von 4 1/2 Pfd.St., der sich auf Kapitalanlagen 1 und 2 ergab. Die Surplus- und Minusprofite gleichen sich aus. Daher verschwin- det die Rente. In der Tat ist dies aber nur m”glich, weil die Elemente des Mehrwerts, die Surplusprofit oder Rente bildeten, jetzt in die Bildung des Durchschnittslprofits eingehn. Der P„ch- ter macht diesen Durchschnittsprofit von 3 Pfd.St. auf 15 Pfd.St. oder von 20% auf Kosten der Rente. Die Ausgleichung des individuellen Durchschnittsproduktionsprei- ses von B zum allgemeinen, den Marktpreis regulierenden Produkti- onspreis von A setzt voraus, daá die Differenz, um welche der in- dividuelle Preis des Pro. dukts der ersten Kapitalanlagen unter dem regulierenden Preis steht, mehr und mehr aufgewogen und zu- letzt ausgeglichen wird durch die Differenz, um welche das Pro- dukt der sp„tern Kapitalanlagen ber den regulierenden Preis zu stehn kommt. Was als Surplusprofit erscheint, solange das Produkt #742# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- der ersten Kapitalanlagen fr sich verkauft wird, wird so nach und nach Teil ihres durchschnittlichen Produktionspreises und geht damit in die Bildung des Durchschnittsprofits ein, bis es schlieálich ganz von ihm absorbiert wird. Werden, statt 15 Pfd.St. Kapital auf B anzulegen, nur 5 Pfd.St. auf B angelegt und die zuschssigen 2 1/2 qrs. der letzten Ta- belle dadurch produziert, daá 2 1/2 Acres von A mit Kapitalanlage von 2 1/2 Pfd.St. per Acre neu bebaut wrden, so betrge das aus- gelegte Zuschuákapital nur 6 1/4 Pfd.St., also die Gesamtauslage auf A und B zur Produktion dieser 6 qrs. nur 11 1/4 Pfd.St. statt 15 Pfd.St. und die Gesamtproduktionskosten derselben inkl. Profit 13 1/2 Pfd.St. Die 6 qrs. wrden nach wie vor zusammen zu 8 Pfd.St. verkauft, aber die Kapitalauslage h„tte um 3 3/4 Pfd.St. abgenommen, und die Rente auf B betrge wie frher 4 1/2 Pfd.St. per Acre. Anders verhielte sich die Sache, wenn zur Produktion der zuschssigen 2 1/2 qrs. zu schlechteren Boden als A, zu A-1 A-2 Zuflucht genommen werden máte; so daá der Produktionspreis per qr. fr 1/2 qr. auf Boden A-1 = 4 Pfd.St. und fr das letzte qr. auf A-2= 6 Pfd.St. In diesem Fall wrde 6 Pfd. St. der regu- lierende Produktionspreis per qr. Die 3 1/2 qrs. von B wrden verkauft zu 21 Pfd.St. statt zu 10 1/2 Pfd.St., was eine Rente g„be von 15 Pfd. St. statt 4 1/2 Pfd.St., und in Korn von 2 1/2 qrs. statt 1 1/2 qr. Ebenso wrde auf A das eine qr. jetzt eine Rente von 3 Pfd.St. tragen 1/2 qr. Bevor wir auf diesen Punkt weiter eingehn, noch eine Bemerkung. Der Durchschnittspreis des qr. von B gleicht sich aus, f„llt zu- sammen mit dem durch A regulierten allgemeinen Produktionspreis von 3 Pfd.St. per qr., sobald der Teil des Gesamtkapitals, der die berschssigen 1 1/2 qrs. produziert, aufgewogen wird durch den Teil des Gesamtkapitals, der die unterschssigen 1 1/2 qrs. produziert. Wie bald diese Ausgleichung erreicht wird oder wie- viel Kapital mit unterschssiger Produktivkraft auf B dazu ange- legt werden muá, h„ngt, die Surplusproduktivit„t der ersten Kapi- talanlagen als gegeben vorausgesetzt, ab von der relativen Unter- produktivit„t der sp„ter angelegten Kapitale, verglichen mit gleich groáer Kapitalanlage auf dem schlechtesten regulierenden Boden A, oder von dem individuellen Produktionspreis ihres Pro- dukts, verglichen mit dem regulierenden Preis. --- Es ergibt sich zun„chst aus dem Bisherigen: Erstens. Solange die zuschssigen Kapitale auf demselben Boden mit Surplusproduktivit„t, wenn auch abnehmender, angelegt werden, w„chst #743# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- die absolute Korn. und Geldrente per Acre, obgleich sie relativ, im Verh„ltnis zum vorgeschoánen Kapital (also die Rate des Sur- plusprofits oder der Rente) abnimmt. Die Grenze wird hier gebil- det durch dasjenige zuschssige Kapital, welches nur den Durch- schnittsprofit abwirft oder fr dessen Produkt der individuelle Produktionspreis mit dem allgemeinen zusammenf„llt. Der Produkti- onspreis bleibt unter diesen Umst„nden derselbe, falls nicht durch die vermehrte Zufuhr die Produktion von den schlechtem Bo- denarten berflssig wird. Selbst bei fallendem Preise k”nnen diese zuschssigen Kapitale, innerhalb gewisser Grenzen, noch einen Surplusprofit, wenn auch geringeren, produzieren. Zweitens. Die Anlage von Zuschuákapital, das nur den Durch- schnittsprofit produziert, dessen Surplusproduktivit„t also = 0, „ndert nichts an der H”he des gebildeten Surplusprofits und daher der Rente. Der indivjduelle Durchschnittspreis des qr. w„chst da- durch auf den bessern Bodenarten; der šberschuá per qr. nimmt ab, aber die Anzahl der qrs., die diesen verminderten šberschuá tra- gen, nimmt zu, so daá das Produkt dasselbe bleibt. Drittens. Zuschssige Kapitalanlagen, bei deren Produkt der indi- viduelle Produktionspreis ber dem regulierenden Preis steht, bei denen also die Surplusproduktivit„t nicht nur = 0 ist, sondern weniger als Null, ein Minus, d.h. geringer als die Produktivit„t gleicher Kapitalanlage auf den regulierenden Boden A, bringen den individuellen Durchschnittspreis des Gesamtprodukts des bessern Bodens immer n„her dem allgemeinen Produktionspreis, vermindern also immer mehr die Differenz zwischen beiden, die den Sur- plusprofit resp. die Rente bildet. Es geht mehr und mehr von dem, was Surplusprofit oder Rente bildete, in die Bildung des Durch- schnittsprofits ein. Aber dennoch f„hrt das auf den Acre von B angelegte Gesamtkapital fort, Surplusprofit abzuwerfen, obgleich abnehmend mit der zunehmenden Masse des Kapitals von unterschs- siger Produktivit„t und mit dem Grad dieser Unterproduktivit„t. Die Rente, bei wachsendem Kapital und zunehmender Produktion, f„llt hier absolut per Acre, nicht wie im zweiten Fall nur rela- tiv in bezug auf die wachsende Gr”áe des angelegten Kapitals. Erl”schen kann die Rente nur, sobald der individuelle Durch- schnittsproduktionspreis des Gesamtprodukts auf dem bessern Boden B zusammen f„llt mit dem regulierenden Preis, der ganze Sur- plusprofit der ersten produktiveren Kapitalanlagen also ver- braucht worden ist zur Bildung des Durchschnittsprofits. Die Minimalgrenze des Falls der Rente per Acre ist der Punkt, wo sie verschwindet. Aber dieser Punkt tritt ein, nicht, sobald die zuschssigen #744# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente -----# Kapitalanlagen mit Unterproduktivit„t produzieren, sondern sobald die zuschssige Anlage der unterproduktiven Kapitalteile so groá wird, daá ihre Wirkung die berschssige Produktivit„t der ersten Kapitalanlagen aufhebt und die Produktivit„t des angelegten Ce- samtkapitals gleich wird der des Kapitals auf A und daher der in- dividuelle Durchschnittspreis des qr. auf B gleich dem des qr. auf A. Auch in diesem Fall bliebe der regulierende Produktionspreis, 3 Pfd. St. per qr., derselbe, obgleich die Rente verschwunden w„re. Erst ber diesen Punkt hinaus máte der Produktionspreis steigen infolge von Zunahme, sei es des Grads der Unterproduktivit„t des zuschssigen Kapitals, sei es der Gr”áe des zuschssigen Kapitals von derselben Unterproduktivit„t. Wrden z.B. oben in der Tabelle S. 265 1*) statt 1 1/2 qr. 2 1/2 qrs. zu 4 Pfd.St. per qr. auf demselben Boden produziert, so h„tten wir im ganzen 7 qrs. zu 22 Pfd.St. Produktionskosten; das qr. wrde kosten 3 1/7 Pfd.St.; also um 1/7 ber dem allgemeinen Produktionspreis stehn, der steigen máte. Es k”nnte also noch lange zuschssiges Kapital mit Unterprodukti- vit„t und selbst zunehmender Unterproduktivit„t angewandt werden, bis der individuelle Durchschnittspreis des qr. auf den besten L„ndereien dem allgemeinen Produktionspreis gleich wrde, bis der šberschuá des letztern ber den erstern und damit der Surpluspro- fit und die Rente ganz verschwunden w„re. Und selbst in diesem Fall wrde mit Ausl”schung der Rente auf den bessern Bodenarten der individuelle Durchschnittspreis ihres Pro- dukts erst zusammenfallen mit dem allgemeinen Produktionspreis, w„re also noch kein Steigen des letztern erheischt. Im obigen Beispiel wurden auf dem bessern Boden B, der aber der unterste in der Reihe der bessern oder Rente tragenden Bodenarten ist, 3 1/2 qrs. durch ein Kapital von 5 Pfd.St. mit Surpluspro- duktivit„t und 2 1/2 qrs. durch ein Kapital von 10 Pfd.St. mit Unterproduktivit„t erzeugt, zusammen 6 qrs., also 5/12 durch die letztern, mit Unterproduktivit„t angelegten Kapitaltelle. Und erst auf diesem Punkt steigt der individuelle Durchschnittspro- duktionspreis der 6 qrs. auf 3 Pfd.St. per qr., f„llt also zusam- men mit dem allgemeinen Produktionspreis. Unter dem Gesetz des Grundeigentums h„tten jedoch nicht die letz- ten 2 1/2 qrs. in dieser Weise zu 3 Pfd.St. per qr. produziert werden k”nnen. Mit Ausnahme des Falls, wo sie auf 2 1/2 neuen Acres der Bodenart A produziert werden k”nnten. Der Fall, wo das zuschssige Kapital nur noch zum allgemeinen ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 741 #745# 43. Kapitel - Differentialrente II - Dritter Fall. Result. ----- Produktionspreis produziert, h„tte die Grenze gebildet. šber sie hinaus máte die zuschssige Kapitalanlage auf demselben Boden aufh”ren. Hat der P„chter n„mlich fr die zwei ersten Kapitalanlagen einmal 4 1/2 Pfd. St. Rente zu zahlen, so muá er sie fortzahlen, und jede Kapitalanlage, die das qr. unter 3 Pfd. St. produziert, wrde ihm einen Abzug von seinem Profit verursachen. Die Ausglei- chung des individuellen Durchschnittspreises, bei Unterprodukti- vit„t, ist dadurch verhindert. Nehmen wir diesen Fall bei dem vorigen Beispiel, wo der Produkti- onspreis des Bodens A von 3 Pfd. St. per qr. den Preis fr B re- guliert. Produk- Produk Ver- Surplus Kapital Profit tions- Ertrag tions kaufs profit Verlust kosten kosten preis per qr. per qr. zus. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. St. St. St. St. St. St. St. St. St. 2 1/2 1/2 3 2 1 1/2 3 6 3 - 2 1/2 1/2 3 1 1/2 2 3 4 1/2 1 1/2 - 5 1 6 1 1/2 4 3 4 1/2 - 1 1/2 5 1 6 1 6 3 3 - 3 ----------------------------------------------------------------- 15 3 6 18 18 4 1/2 4 1/2 Die Produktionskosten der 3 1/2 qrs. auf die zwei ersten Kapital- anlagen sind ebenfalls 3 Pfd.St. per qr. fr den P„chter, da er eine Rente von 4 1/2 Pfd.St. zu zahlen hat, bei dem also die Dif- ferenz zwischen seinem individuellen Produktionspreis und dem allgemeinen Produktionspreis nicht in seine Tasche flieát. Fr ihn also kann der šberschuá des Preises des Produkts der zwei er- sten Kapitalanlagen nicht zur Ausgleichung des Defizits bei den Produkten der dritten und vierten Kapitalanlage dienen. Die 1 1/2 qrs. auf Kapitalanlage 3 kosten dem P„chter, Profit eingerechriet, 6 Pfd.St.; er kann sie aber, beim regulierenden Preis von 3 Pfd.St. per qr., nur fr 4 1/2 Pfd.St. verkaufen. Er wurde also nicht nur den ganzen Profit verlieren, sondern oben- drein 1/2 Pfd.St. oder 10% vom angelegten Kapital von 5 Pfd.St. Der Verlust an Profit und Kapital bei Anlage 3 betrge fr ihn 1 1/2 Pfd.St. und bei Kapitalanlage 4 3 Pfd.St., zusammen 4 1/2 Pfd.St., gerade soviel, wie die Rente fr die bessern Kapitalan- lagen betr„gt, deren individueller Produktionspreis aber ebendes- halb nicht aus gleichend eingehn kann in den individuellen Durch- schnittsproduktionspreis des Gesamtprodukts von B, weil sein šberschuá als Rente an einen Dritten fortgezahlt ist. #746# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- W„re es fr den Bedarf n”tig, die zuschssigen 1 1/2 qrs. durch die dritte Kapitalanlage zu produzieren, so máte der regulie- rende Marktpreis auf 4 Pfd.St. per qr. steigen. Infolge dieser Verteurung des regulierenden Marktpreises wrde die Rente auf B fr die erste und zweite Kapitalanlage steigen und auf A eine Rente gebildet werden. Obgleich also die DifferentWrente nur formelle Verwandlung von Surplusprofit in Rente ist, das Grundeigentum hier den Eigentmer nur bef„higt, den Surplusprofit vom P„chter auf sich zu bertra- gen, zeigt sich doch, daá die sukzessive Anlage von Kapital auf dieselbe Bodenstrecke, oder was dasselbe, die Vermehrung des auf derselben Bodenstrecke an. gelegten Kapitals, bei abnehmender Rate der Produktivit„t des Kapitals und gleichbleibendem regulie- renden Preis, viel eher seine Grenze findet, in der Tat also mehr oder weniger eine knstliche Schranke findet infolge der bloá formellen Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente, welche Folge des Grundeigentums ist. Das Steigen des allgemeinen Produk- tionspreises, das hier bei engerer Grenze als sonst n”tig wird, ist hier also nicht nur Giund des Steigens der Differentialrente, sondern die Existenz der Differentialrente als Rente ist zugleich Grund des frhern und raschern Steigens des allgemeinen Produkti- onspreises, um dadurch die Zufuhr des n”tig gewordnen verme hrten Produkts zu sichern. Es ist ferner zu bemerken: Durch Zuschuá von Kapital auf Boden B k”nnte der regulierende Preis nicht, wie oben, auf 4 Pfd.St. steigen, wenn Boden A durch zweite Kapitalanlage das zuschssige Produkt unter 4 Pfd.St. lie- ferte oder wenn neuerer schlechterer Boden als A in Konkurrenz k„me, dessen Produktionspreis zwar ber 3, aber unter 4 Pfd.St. w„re. Man sieht so, wie Differentialrente I und Digerentialrente II, w„hrend die erste Basis der zweiten ist, zugleich Grenzen freinander bilden, woduich bald sukzessive Anlage von Kapital auf derselben Bodenstrecke, bald Nebeneinanderanlage von Kapital auf neuem zus„tzlichem Boden bedingt wird. Ebenso wirken sie als Grenzen freinander in andern F„llen, wo z. B. besserer Boden an die Reihe kommt. #747# ----- VIERUNDVIERZIGSTES KAPITEL Differentialrente auch auf dem schlechtesten bebauten Boden Gesetzt, die Nachfrage nach Korn sei steigend und die Zufuhr k”nne nur befriedigt werden durch sukzessive Kapitalanlagen mit Unterproduktivit„t auf den Rente tragenden L„ndereien oder durch zus„tzliche Kapitalanlage, ebenfalls mit abnehmender Produktivi- t„t, auf Boden A oder durch Kapitalanlage auf neuen L„ndereien von geringrer Qualit„t als A. Nehmen wir als Repr„sentanten der Rente tragenden L„ndereien den Boden B. Die zuschssige Kapitalanlage verlangt ein Steigen des Marktprei- ses ber den bisherigen regulierenden Produktionspreis von 3 Pfd.St. per qr., um die Mehrproduktion von 1 qr. (das hier eine Million qrs. darstellen mag, wie jeder Acre eine Million Acres) auf B zu erm”glichen. Auf C und D etc., den Bodenarten h”chster Rente, mag dann auch Mehrprodukt stattfinden, aber nur mit abneh- mender Surplusproduktivkraft; das eine qr. von B ist, jedoch als notwendig vorausgesetzt, um die Nachfrage zu decken. Kann dies eine qr. wohlfeiler durch Kapitalzuschuá auf B produziert werden, als bei gleichem Kapitalzuschuá auf A oder durch Herabsteigen zum Boden A-1 der z.B. das qr. nur zu 4 Pfd.St. produzieren kann, w„hrend das Zuschuákapital auf A schon zu 3/4 Pfd.St. per qr. produzieren k”nnte, so wrde das Zuschuákapital auf B den Markt- preis regulieren. A habe wie bisher 1 qr. zu 3 Pfd.St. produziert. B ebenfalls wie bisher zusammen 3 1/2 qrs. zum individuellen Produktionspreis von zusammen 6 Pfd.St. Ist nun auf B ein Zuschuá von 4 Pfd.St. Pro- duktionskosten (inkl. Profit) n”tig, um ein ferneres qr. zu pro- duzieren, w„hrend es au zu 3 3/4 Pfd.St. produziert werden k”nnte, so wrde es selbstverst„ndlich auf A, nicht auf B produ- ziert werden. Nehmen wir also an, es k”nne auf B mit 3 1/2 Pfd.St. zuschssigen Produktionskosten hergestellt werden. In diesem Fall wrde 3 1/2 Pfd.St. der regulierende Preis fr die gesamte Produktion. B wrde nun sein Produkt, von Jetzt 4 1/2 qrs., verkaufen zu 15 3/4 Pfd.St. #748# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Davon gingen ab die Produktionskosten der ersten 3 1/2 qrs. mit 6 Pfd.St. und die des letzten qr. mit 3 1/2 Pfd.St., zusammen 9 1/2. Bleibt Surplusprofit fr Rente = 6 1/4 Pfd.St. gegen frher nur 4 1/2 Pfd.St. In diesem Fall wrde der Acre A ebenfalls eine Rente von 1/2 Pfd.St. abwerfen; aber nicht der schlechteste Boden A, sondern der beáre Boden B wurde den Produktionspreis von 3 1/2 Pfd.St. regulieren. Es ist dabei natrlich unterstellt, daá neuer Boden der Bonit„t A von derselben gnstigen Lage, wie der bisher bebaute, nicht zug„nglich ist, sondern eine zweite Kapitalanlage auf die schon bebaute Strecke A, aber zu gr”áern Produktionsko- sten, oder Heranziehung noch geringem Bodens A-1 n”tig w„re. So- bald durch sukzessive Kapitalanlagen die Differentialrente II in Wirksamkeit tritt, k”nnen die Grenzen des steigenden Produktions- preises durch bessern Boden reguliert sein, und der schlechteste Boden, die Basis der Differentialrente I, kann dann ebenfalls Rente tragen. So wurden dann bei bloáer Differentialrente alle bebauten L„ndereien Rente tragen. Wir h„tten dann folgende zwei Aufstellungen, wo unter Produktionskosten die Summe des vorge- schoánen Kapitals plus 20% Profit verstanden ist, also auf je 2 1/2 Pfd.St. Kapital 1/2 Pfd.St. Profit, zusammen 3 Pfd.St. Boden- Acres Produk Produkt Verkaufs Geld- Korn Geld art duktions preis ertrag rente rente kosten Pfd.St. qrs. Pfd.St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. A 1 3 1 3 3 0 0 B 1 6 3 1/2 3 10 1/2 1 1/2 4 1/2 C 1 6 5 1/2 3 16 1/2 3 1/2 10 1/2 D 1 6 7 1/2 3 22 1/2 5 1/2 16 1/2 ---------------------------------------------------------------- Total 4 21 17 1/2 52 1/2 10 1/2 31 1/2 Dies ist der Stand der Dinge vor der neuen Kapitalanlage von 3 1/2 Pfd.St. auf B, die nur 1 qr. liefern Nach dieser Kapitalan- lage stellt sich die Sache wie folgt: Boden- Acres Produk Produkt Verkaufs Geld- Korn Geld art duktions preis ertrag rente rente kosten Pfd.St. qrs. Pfd.St. Pfd.St. qrs. Pfd.St. A 1 3 1 3 1/2 3 1/2 11 1/7 1/2 B 1 9 1/2 4 1/2 3 1/2 15 3/4 1 11/14 6 1/4 C 1 6 5 1/2 3 1/2 19 1/4 3 11/14 13 1/4 D 1 6 7 1/2 3 1/2 26 1/4 5 11/14 20 1/4 ----------------------------------------------------------------- Total 4 24 1/2 18 1/2 64 3/4 11 1/2 40 1/4 #749# 44. Kapitel - Differentialrente auch auf dem schlechtesten ----- {Dies ist wieder nicht ganz richtig gerechnet. Dem P„chter von B kosten die 4 1/2 qrs. erstens an Produktionskosten 9 1/2 Pfd.St. und zweitens an Rente 4 1/2 Pfd.St., zusammen 14 Pfd.St.; Durch- schnitt per qr. = 3 1/9 Pfd.St. Dieser Durchschnittspreis seiner Gesamtproduktion wird hiermit der regulierende Marktpreis. Danach wrde die Rente auf A 1/9 Pfd.St. statt 1/2 Pfd.St. betragen, und die auf B wrde bleiben 4 1/2 Pfd.St. wie bisher: 4 1/2 qrs. … 3 1/9 Pfd.St. = 14 Pfd.St., davon ab 9 1/2 Pfd.St. Produktionsko- sten, bleiben 4 1/2 Pfd.St. fr Surplusprofit. Man sieht: trotz der zu „ndernden Zahlen zeigt das Beispiel, wie vermittelst Dif- ferentialrente II der bessere, schon Rente tragende Boden den Preis regulieren und dadurch aller Boden, auch der bisher rente- lose, in rentetragenden verwandelt werden kann. - F. E.} Die Kornrente muá steigen, sobald der regulierende Produktions- preis des Korns steigt, sobald also das qr. Korn auf dem regulie- renden Boden oder die regulierende Kapitalanlage auf einer der Bodenarten steigt. Es ist dasselbe, als w„ren alle Bodenarten un- fruchtbarer geworden und produzierten z.B. mit 2 1/2 Pfd.St. neuer Kapitalanlage alle nur 5/7 qr. statt 1 qr. Was sie mit der- selben Kapitalanlage an Korn mehr produzieren, verwandelt sich in Surplusprodukt, worin sich der Surplusprofit und daher die Rente darstellt. Gesetzt, die Profitrate bliebe dieselbe, so kann der P„chter mit seinem Profit weniger Korn kaufen. Die Profitrate kann dieselbe bleiben, wenn der Arbeitslohn nicht steigt, entwe- der weil er auf das physische Minimum, also unter den normalen Wert der Arbeitskraft heruntergedrckt wird; oder weil die an- dern, von der Manufaktur gelieferten Gegenst„nde des Arbeiterkon- sums verh„ltnism„áig wohlfeiler geworden sind; oder weil der Ar- beitstag verl„ngert oder intensiver geworden ist und daher die Profitrate in den nicht agrikolen Produktionszweigen, die aber den agrikolen Profit reguliert, gleichgeblieben, wenn nicht ge- stiegen ist; oder aber, weil bei der Agrikultur zwar dasselbe Ka- pital ausgelegt ist, aber mehr konstantes und weniger variables. Wir haben nun die erste Weise betrachtet, worin auf dem bisher schlechtesten Boden A Rente entstehn kann, ohne daá noch schlechtrer Boden in Bebauung gezogen wird; n„mlich durch die Differenz seines individuellen, bisher regulierenden Produktions- preises gegen den neuen, h”hern Produktionspreis, wozu das letzte zuschssige Kapital mit Unterproduktivkraft auf besserm Boden das n”tige Zuschuáprodukt liefert. H„tte das zuschssige Produkt von Boden A-1, geliefert werden mssen, der das qr. nur zu 4 Pfd.St. liefern kann, so w„re die Rente per Acre auf A auf 1 Pfd.St. gestiegen. Aber in diesem Fall w„re A-1, als der schlechteste #750# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- kultivierte Boden an die Stelle von A und dieser als unterstes Glied in die Reihe der Rente tragenden Bodenarten gerckt. Die Differentialtente I h„tte sich ge„ndert. Dieser Fall liegt also auáerhalb der Betrachtung der Differentialrente II, die aus ver- schiedner Produktivit„t sukzessiver Kapitalanlagen auf derselben Bodenstrecke entspringt. Es kann aber auáerdem noch in doppelter Weise Differentialrente auf Boden A entstehn. Bei gleichbleibendem Preis - irgendeinem gegehnen Preis, der selbst ein gefaliner sein kann, verglichen mit frhern -, wenn die zus„tzliche Kapitalanlage Surplusproduktivit„t erzeugt, was prima facie bis zu einem gewissen Punkt gerade beim schlechtesten Boden immer der Fall sein muá. Zweitens aber, wenn umgekehrt die Produktivit„t der sukzessiven Kapitalanlagen auf Boden A abnimmt. Beidemal ist vorausgesetzt, daá die vermehrte Produktion durch den Stand der Nachfrage erheischt ist. Aber es bietet sich hier, vom Standpunkt der Differentialrente aus, eine eigentmliche Schwierigkeit dar wegen des frher ent- wickelten Gesetzes, daá es immer der individuelle Durch- schnittsproduktionspreis des qr. auf die Gesamtproduktion (oder die Gesamtauslage von Kapital) ist, der bestimmt. Bei dem Boden A aber ist nicht, wie bei den bessern Bodenarten, ein Produktions- preis auáer ihm gegeben, der fr neue Kapitalanlagen die Ausglei- chung des individuellen mit dem allgemeinen Produktionspreis be- schr„nkt. Denn der individuelle Produktionspreis von A ist ja grade der allgemeine Produktionspreis, der den Marktpreis regu- liert. Nimm an: 1. B e i s t e i g e n d e r P r o d u k t i v k r a f t d e r s u k z e s s i v e n K a p i t a l a n l a g e n k”nnen auf 1 Acre von A mit 5 Pfd.St. Kapitalvorschuá, entsprechend 6 Pfd.St. Produktionskosten, statt 2 qrs. 3 produziert werden. Die erste Kapitalanlage von 2 1/2 Pfd.St. liefert 1 qr., die zweite 2 qrs. In diesem Fall geben 6 Pfd.St. Produktionskosten 3 qrs., der qr. wird also durchschnittlich 2 Pfd.St. kosten; werden also die 3 qrs. zu 2 Pfd.St. verkauft, so tr„gt A nach wie vor keine Rente, sondern es hat sich nur die Basis der Differentialrente II ver„ndert. 2 Pfd.St. ist der regulierende Produktionspreis gewor- den statt 3 Pfd.St.; ein Kapital von 2 1/2 Pfd.St. produziert jetzt durchschnittlich auf dem schlechtesten Boden 1 1/2 statt 1 qr., und dies ist nun die offizielle Fruchtbarkeit fr alle h”- hern Bodenarten bei Anlage von 2 1/2 Pfd.St. Ein Teil ihres bis- herigen Surplusprodukts geht von nun an ein in die Bildung ihres notwendigen Produkts wie ein Teil ihres Surplusprofits in die Bildung des Durchschnittsprofits. #751# 44. Kapitel - Differentialrente auch auf dem schlechtesten ----- Wird dagegen gerechnet wie auf den bessern Bodenarten, wo die Durchschnittsrechnung nichts „ndert am absoluten Surplus, weil fr sie der allgemeine Produktionspreis als Schranke der Kapital- anlage gegeben ist, so kostet das qr. der ersten Kapitalanlage 3 Pfd.St. und die 2 qrs. der zweiten jedes nur 1 1/2 Pfd. St. Es wrde also eine Kornrente von 1 qr. und eine Geldrente von 3 Pfd.St. auf A entstehn, die 3 qrs. aber zum alten Preise zu zu- sammen 9 Pfd.St. verkauft werden. Erfolgte eine dritte Kapitalan- lage von 2 1/2 Pfd.St. mit gleichbleibender Fruchtbarkeit wie die zweite, so wrden nun zusammen 5 qrs. mit 9 Pfd.St. Produktions- kosten produziert. Bliebe der individuelle Durchschnittsprodukti- onspreis von A regulierend, so máte das qr. nun zu 1 4/5 Pfd.St. verkauft werden. Der Durchschnittspreis w„re wieder gefallen, nicht durch neues Steigen der Fruchtbarkeit der dritten Kapital- anlage, sondern nur durch Zus„tze einer neuen Kapitalanlage mit derselben zuschssigen Fruchtbarkeit wie die zweite. Statt wie auf den Rente tragenden Bodenarten die Rente zu erh”hen, wrden die sukzessiven Kapitalanlagen von h”herer aber gleichbleibender Fruchtbarkeit auf Boden A den Produktionspreis, und damit bei sonst gleichbleibenden Umst„nden die Differentialrente auf allen andern Bodenarten proportionell senken. Bliebe dagegen die erste Kapitalanlage, die 1 qr. zu 3 Pfd.St. Produktionskosten produ- ziert, fr sich maágebend, so wrden die 5 qrs. zu 15 Pfd.St. verkauft, und die Differentialrente der sp„tern Kapitalanlagen auf Boden A betrge 6 Pfd.St. Der Zusatz von Mehrkapital auf den Acre von A, in welcher Form immer appliziert, w„re hier eine Ver- besserung, und das zus„tzliche Kapital h„tte auch den ursprngli- chen Kapitalteil produktiver gemacht. Es w„re Unsinn zu sagen, 1/3 des Kapitals h„tte 1 qr. und die brigen 2/3 h„tten 4 qrs. produziert. 9 Pfd.St. per Acre wrden immer 5 qrs. produzieren, w„hrend 3 Pfd.St. nur 1 qr. produzieren wrden. Ob oder ob nicht hier eine Rente entst„nde, ein Surplusprofit, w„re ganz von Um- st„nden abh„ngig. Normal máte der regulierende Produktionspreis fallen. Dies wird der Fall sein, wenn diese verbesserte, aber mit mehr Kosten verknpfte Bebauung auf Boden A nur stattfindet, weil auch auf den bessern Bodenarten - also allgemeine Revolution in der Agrikultur; so daá jetzt, wenn von der natrlichen Fruchtbar- keit des Bodens A die Rede ist, unterstellt wird, daá er mit 6 resp. 9 Pfd.St. statt mit 3 Pfd.St. bestellt wird. Namentlich g„lte dies, wenn die Mehrzahl der bebauten Acres des Bodens A, welche die Masse der Zufuhr dieses Landes liefern, dieser neuen Methode unterworfen wrden. Wenn aber die Verbesserung zun„chst nur einen geringen Teil der Fl„che von A ergriffe, so wrde die- ser besser bebaute Teil einen Surplusprofit liefern, den der Grundbesitzer rasch bei der #752# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Hand w„re, ganz oder zum Teil in Rente zu verwandeln und als Rente zu fixieren. So k”nnte, wenn die Nachfrage Schritt hielte mit der wachsenden Zufuhr, im Maá wie der Boden A seiner ganzen Fl„che nach allm„hlich der neuen Methode unterworfen wrde, sich nach und nach Rente bilden auf allem Boden der Qualit„t A und die Surplusproduktivit„t ganz oder teilweise, je nach den Marktver- h„ltnissen, konfisziert werden. Die Ausgleichung des Produktions- preises von A zum Durchschnittspreis seines Produkts bei vermehr- ter Kapitalauslage k”nnte so verhindert werden durch die Fixie- rung des Surplusprofits dieser vermehrten Kapitalauslage in Form von Rente. In diesem Fall w„re es wieder, wie wir das frher auf den bessern L„ndereien bei abnehmender Produktivkraft der Zusatz- kapitale gesehn, die Verwandlung des Surplusprofits in Grund- rente, d.h. das Dazwischentreten des Grundeigentums, welches den Produktionspreis erh”hen wrde, statt daá die Differentialrente bloá Folge der Differenzen zwischen individuellem und allgemeinem Produktionspreis w„re. Es wrde fr Boden A das Zusammenfallen beider Preise, weil die Regelung des Produktionspreises durch den durchschnittlichen Produktionspreis von A, verhindern; es wrde also einen h”hern Produktionspreis als den n”tigen auf rechthal- ten und dadurch Rente schaffen. Selbst bei freier Korneinfuhr vom Ausland k”nnte dasselbe Resultat hervorgebracht werden oder fort- bestehn, indem die P„chter gezwungen wrden, den Boden, der bei dem von auáen be stimmten Produktionspreis im Kornbau konkurrie- ren k”nnte, ohne Rente zu tragen, einer andren Bestimmung zuzu- wenden, z.B. der Viehweide, und daher nur Rente tragende L„nde- reien dem Kornbau unterworfen wrden, d.h. nur L„ndereien, deren individueller durchschnittlicher Produktionspreis per qr. niedri- ger w„re als der von auáen bestimmte Produktionspreis. Es ist im ganzen anzunehmen, daá im gegebnen Fall der Produktionspreis sin- ken wird, aber nicht bis auf seinen Durchschnittspreis, sondern h”her stehn wird, aber unter dem Produktionspreis des schlachtest bebauten Bodens A, so daá die Konkurrenz von neuem Boden von A beschr„nkt wird. 2. B e i a b n e h m e n d e r P r o d u k t i v k r a f t d e r Z u s a t z k a p i t a l e. Gesetzt, Boden A-1, k”nne das zus„tzliche qr. nur zu 4 Pfd.St. produzieren, Boden A aber zu 3 3/4, also wohlfeiler, aber um 1/4 Pfd. St. teurer als das durch seine erste Kapitalanlage produzierte qr. In diesem Fall w„re der Gesamtpreis der beiden auf A produzierten qrs. = 6 3/4 Pfd.St.; also der Durchschnittspreis per qr. 3 3/8 Pfd.St. Der Produkti- onspreis wrde steigen, aber nur um 3/8 Pfd.St., w„hrend, wenn das Zusatzkapital auf neuem Boden angelegt wrde, der zu 3 3/4 Pfd.St. produzierte, er um weitere 3/8 Pfd.St. bis #753# 44. Kapitel - Differentialrente auch auf dem schlechtesten ----- 3 3/4 Pfd.St. steigen und damit proportionelle Erh”hung aller an- dern Differentialrenten bewirken wrde. Der Produktionspreis von 3 3/8 Pfd.St. per qr. von A w„re so aus- geglichen zu seinem Durchschnittsproduktionspreis bei vermehrter Kapitalanlage und w„re regulierend; er wrde also keine Rente ab- werfen, weil keinen Surplusprofit. Wrde aber dies von der zweiten Kapitalanlage produzierte qr. zu 3 3/4 Pfd.St. verkauft, so wrfe jetzt der Boden A eine Rente von 3/4 Pfd.St. ab, und zwar auch auf alle Acres von A, worauf keine zuschssige Kapitalanlage stattgefunden, die also nach wie vor das qr. zu 3 Pfd.St. produzierten. Solange noch unbebaute Strec- ken von A existieren, k”nnte der Preis nur tempor„r auf 3 3/4 Pfd.St. steigen. Die Mitbewerbung neuer Strecken von A wrde den Produktionspreis auf 3 Pfd.St. halten, bis aller Boden von A er- sch”pft w„re, dessen gnstige Lage ihm erlaubt, das qr. wohlfei- ler als 3 3/4 Pfd.St. zu produzieren. Dies w„re also anzunehmen obgleich der Grundeigentmer, wenn ein Acre des Bodens Rente tr„gt, keinen andern rentefrei einem P„chter berlassen wird. Es hinge wieder von der gr”áern oder geringem Verallgemeinerung der zweiten Kapitalanlage auf dem vorhandnen Boden A ab, ob der Produktionspreis zum Durchschnittspreis ausgeglichen oder der in- dividuelle Produktionspreis der zweiten Kapitalanlage nut 3 3/4 Pfd.St. regulierend wird. Das letztre ist nur der Fall, sobald der Grundbesitzer Zeit gewinnt, den Surplusprofit, der bis zur Befriedigung der Nachfrage beim Preis von 3 3/4 Pfd.St. per qr. gemacht wrde, als Rente zu fixieren. --- šber die abnehmende Produktivit„t des Bodens bei sukzessiven Ka- pitalanlagen ist Liebig nachzusehn. Man hat gesehn, daá die suk- zessive Abnahme der Surplusproduktivkraft der Kapitalanlagen die Rente per Acre bei gleichbleibendem Produktionspreis stets ver- mehrt und daá sie dies selbst bei fallendem tun kann. Allgemein aber ist dies zu bemerken: Vom Standpunkt der kapitalistischen Produktionsweise findet stets relative Verteuerung der Produkte statt, wenn, um dasselbe Pro- dukt zu erhalten, eine Auslage gemacht, etwas bezahlt werden muá, was frher nicht bezahlt wurde. Denn unter Ersatz des in der Pro- duktion aufgezehrten Kapitals ist nur der Ersatz von Werten zu verstehn, die sich in bestimmten Produktionstteln darstellten. Naturelemente, die in die Produktion als Agentien ein, ohne zu kosten, welche Rolle sie immer in der Produktion #754# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- spielen m”gen, gehn nicht als Bestandteile des Kapitals in sie ein, sondern als Gratisnaturkraft des Kapitals, d.h. als eine Gratisnaturproduktivkraft der Arbeit, die sich aber auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, wie alle Produktivkraft, als Produktivkraft des Kapitals darstellt. Wenn also eine solche Na- turkraft, die ursprnglich nichts kostet, in die Produktion ein- geht, so z„hlt sie nicht mit bei der Preisbestimmung, solange das mit ihrer Hilfe gelieferte Produkt fr den Bedarf ausreicht. Muá aber im Fortgang der Entwicklung ein gr”áeres Produkt geliefert werden, als mit Hilfe dieser Naturkraft hergestellt werden kann, muá also dies zus„tzliche Produkt ohne Hilfe dieser Naturkraft oder unter Beihilfe von menschhchem Zutun, menschlicher Arbeit erzeugt werden, so geht ein neues zus„tzliches Element in das Ka- pital ein. Es findet also relativ mehr Kapitalauslage statt, um dasselbe Produkt zu erhalten. Alle andren Umst„nde gleichblei- bend, findet Verteurung der Produktion statt. --- {Aus einem Heft, "Begonnen Mitte Februar 1876"} D i f f e r e n t i a l r e n t e u n d R e n t e a l s b l o á e r Z i n s d e s d e m B o d e n e i n v e r l e i b t e n K a p i t a l s. Die sog. st„ndigen Meliorationen - welche die physikalische, zum Teil auch chemische Beschaffenheit des Bodens ver„ndern durch Operationen, die Kapitalauslage kosten und als Einverleibung des Kapitals in den Boden betrachtet werden k”nnen - kommen fast alle darauf hinaus, einem bestimmten Bodenstck, dem Boden an einem bestimmten, beschr„nkten Platz, Eigenschaften zu geben, die andrer Boden, an andrem Platz und oft ganz in der N„he, von Natur besitzt. Ein Boden ist von Natur nivelliert, der andre muá nivel- liert werden; der eine besitzt natrlichen Wasserabfluá, der an- dre bedarf knstlicher Dr„nierung; der eine besitzt von Natur eine tiefe Ackerkrume, bei dem andren muá sie knstlich vertieft werden; ein Tonboden ist von Natur mit dem zusagenden Quantum Sand gemischt, bei einem andern muá dies Verh„ltnis erst geschaf- fen werden; die eine Wiese wird von Natur berieselt oder ber- schlammt, die andre muá es werden durch Arbeit, oder in der Spra- che der brgerlichen ™konomie, durch Kapital. Es ist nun eine wahrhaft erheiternde Theorie, daá hier bei dem einen Boden, dessen komparative Vorteile erworben sind, die Rente Zins ist, bei dem andren aber, der von Natur diese Vorteile be- sitzt, nicht. (In der Tat wird die Sache aber in der Ausfhrung dahin verdreht, daá, weil in dem einen Fall die Rente wirklich mit Zins zusammenf„llt, sie auch in den andren #755# 44. Kapitel - Differentialrente auch auf dem schlechtesten ----- F„llen, wo dies positiv nicht der Fall ist, Zins genannt, in Zins umgelogen werden muá.) Der Boden tr„gt aber nach der gemachten Kapitalanlage die Rente, nicht weil Kapital auf ihm angelegt wor- den ist, sondern weil die Kapitalanlage den Boden zu einem gegen frher produktiveren Anlagefeld gemacht hat. Gesetzt, aller Boden eines Landes bedrfe dieser Kapitalanlage; so muá jedes Boden- stck, dem sie noch nicht zuteil geworden, durch dies Stadium erst durchpassieren, und die Rente (der Zins, den er abwirft im gegebnen Fall), die der schon mit Kapitalanlage versehene Boden tr„gt, ist ebensogut eine Differentialrente, als ob er von Natur diesen Vorzug bes„áe und der andre Boden ihn erst knstlich er- werben máte. Auch diese in Zins aufl”sliche Rente wird zur reinen Differenti- alrente, sobald das ausgelegte Kapital amortisiert ist. Dasselbe Kapital máte sonst als Kapital doppelt existieren. --- Es ist eine der heitersten Erscheinungen, daá alle die Gegner Ri- cardos, die die Bestimmung des Werts ausschlieálich durch die Ar- beit bek„mpfen, gegenber der aus Bodenunterschieden hervorgehen- den Differentialrente geltend machen, daá hier die Natur statt der Arbeit wertbestimmend gemacht werde; zugleich aber diese Be- stimmung der Lage vindizieren oder auch, und noch mehr, dem Zins des bei der Bearbeitung in den Boden ge. steckten Kapitals. Die- selbe Arbeit bringt denselben Wert hervor fr das in einer gegeb- nen Zeit geschaffne Produkt; die Gr”áe aber oder das Quantum die- ses Produkts, also auch der Wertteil, der auf einen aliquoten Teil dieses Produkts f„llt, h„ngt bei gegebner Quantit„t der Ar- beit einzig vom Quantum des Produkts ab und dies wieder von der Produktivit„t des gegebnen Quantums Arbeit, nicht von der Gr”áe dieses Quantums. Ob diese Produktivit„t der Natur oder Gesell- schaft geschuldet ist, ist ganz gleichgltig. Nur in dem Fall, wo sie selbst Arbeit, also Kapital kostet, vermehrt sie die Produk- tionskosten um einen neuen Bestandteil, was bei der bloáen Natur nicht der Fall ist. #756# ----- FšNFUNDVIERZIGSTES KAPITEL Die absolute Grundrente Bei Analyse der Differentialtente wurde ausgegangen von der Vor- aussetzung, daá der schlechteste Boden keine Grundrente zahlt oder, um es allgemeiner auszudrcken, daá nur der Boden Grund- rente zahlt, fr dessen Produkt der individuelle Produktionspreis unter dem den Markt regulierenden Produktionspreis steht, so daá in dieser Weise ein Surplusprofit entspringt, der sich in Rente verwandelt. Zun„chst ist zu bemerken, daá das Gesetz der Diffe- rentialtente, als Differentialrente, von der Richtigkeit oder Un- richtigkeit jener Voraussetzung durchaus unabh„ngig ist. Nennen wir den allgemeinen, den Markt regulierenden Produktions- preis P, so f„llt P fr das Produkt der schlechtesten Bodenart A mit ihrem individuellen Produktionspreis zusammen; d.h. es zahlt der Preis das in der Produktion verzehrte konstante und variable Kapital plus dem Durchschnittsprofit (= Unternehmergewinn plus Zins). Die Rente ist hier gleich Null. Der individuelle Produktionspreis der n„chstbessern Bodenart B ist = P', und P > P'; d. h. P zahlt mehr als den wirklichen Produktionspreis des Produkts der Boden- klasse B. Es sei nun P-P' = d; d, der šberschuá von P ber P', ist daher der Surplusprofit, den der P„chter dieser Klasse B macht. Dies d verwandelt sich in Rente, die dem Grundeigentmer zu zahlen ist. Fr die dritte Bodenklasse C sei P'' der wirkliche Produktionspreis, und P-P'' = 2d; so verwandelt sich dies 2d in Rente; ebenso fr die vierte Klasse D der individuelle Produkti- onspreis P''', und P-P''' = 3d, das sich in Grundrente verwandelt usw. Gesetzt nun, fr die Bodenklasse A sei die Voraussetzung falsch, daá die Rente = 0 und daher der Preis ihres Produkts = P + 0. Sie zahle vielmehr auch eine Rente = r. In diesem Falle folgt zweierlei. Erstens: der Preis des Bodenprodukts der Klasse A w„re nicht re- guliert durch seinen Produktionspreis, sondern enthielte einen šberschuá ber diesen, w„re = P + r. Denn die kapitalistische Produktionsweise in ihrer #757# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- Normalit„t vorausgesetzt also vorausgesetzt, daá der šberschuá r, den der P„chter an den Grundeigentmer zahlt, weder einen Abzug vom Arbeitslohn, noch vom Durchschnittsprofit des Kapitals dar- stellt, kann er ihn nur dadurch zahlen, daá sein Produkt sich ber dem Produktionspreis verkauft, ihm also einen Surplusprofit abwerfen wrde, h„tte er nicht diesen šberschuá in der Form der Rente an den Grundeigentmer abzutreten. Der regulierende Markt- preis des gesamten, auf dem Markt befindlichen Produkts aller Bo- denarten w„re dann nicht der Produktionspreis, den das Kapital berhaupt in allen Produktionssph„ren abwirft, d.h. ein Preis gleich den Auslagen plus dem Durchschnittsprofit, sondern er w„re der Produktionspreis plus der Rente, P + r, nicht P. Denn der Preis des Bodenprodukts der Klasse A drckt berhaupt die Grenze des regulierenden allgemeinen Marktpreises aus, des Preises, zu dem das Gesamtprodukt geliefert werden kann, und reguliert sofern den Preis dieses Gesamtprodukts. Dennoch w„re aber zweitens in diesem Fall, obgleich der allge- meine Preis des Bodenprodukts wesentlich modifiziert wrde, das Gesetz der Differentialrente in keiner Weise hierdurch aufgeho- ben. Denn wenn der Preis des Produkts der Klasse A, und damit der allgemeine Marktpreis, = P + r, so w„re der Preis der Klassen B, C, D etc. ebenfalls = P + r. Aber da fr Klasse B P - P'= d, so w„re (P + r) - (P'+ r) ebenfalls d, und fr C P - P'' = (P + r) - (P'' + r) = 2d, wie endlich fr D P - P''' = (P + r) - (P''' + r) = 3d usw. Die Differentialrente w„re also nach wie vor dieselbe und w„re durch dasselbe Gesetz geregelt, obgleich die Rente ein von diesem Gzsetz unabh„ngiges Element enthielte und gleichzeitig mit dem Preis des Bodenprodukts einen allgemeinen Zuwachs er- fhre. Es folgt daher, daá, wie es sich immer mit der Rente der unfruchtbarsten Bodenarten verhalten mag, das Gesetz der Diffe- rentialrente nicht nur davon unabh„ngig ist, sondern auch die einzige Weise, die Differentialrente selbst ihrem Charakter gem„á aufzufassen, darin besteht, die Rente der Boden, klasse A = 0 zu setzen. Ob diese n„mlich = 0 oder > 0, ist gleichgltig, soweit die Differentialrente in Betracht kommt, und kommt in der Tat nicht in Rechnung. Das Gesetz der Differentialrente ist also von dem Ergebnis der folgenden Untersuchung unabh„ngig. Fragt man nun weiter nach der Grundlage der Voraussetzung, daá das Produkt der schlechtesten Bodenart A keine Rente zahlt, so lautet die Antwort notwendig so: Wenn der Marktpreis des Boden- produkts, sage des Getreides, eine solche H”he erreicht hat, daá ein zus„tzlicher Vorschuá von Kapital, in der Bodenklasse A ange- legt, den gew”hnlichen Produktionspreis #758# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- zahlt, also dem Kapital den gew”hnlichen Durchschnittsprofit ab- wirft, so gengt diese Bedingung fr Anlage des Zusatzkapitals auf der Bodenklasse A. D.h. diese Bedingung gengt dem Kapitali- sten, um neues Kapital mit dem gew”hnlichen Profit anzulegen und in der normalen Weise zu verwerten. Es ist hier zu bemerken, daá auch in diesem Fall der Marktpreis h”her stehn muá als der Produktionspreis von A. Denn sobald die zus„tzliche Zufuhr geschaffen, ist offenbar das Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr ver„ndert. Frher war die Zufuhr ungengend, Jetzt ist sie gengend. Der Preis muá also fallen. Um fallen zu k”nnen, muá er h”her gestanden haben als der Produktionspreis von A. Aber der unfruchtbarere Charakter der neu in Bebauung getret- nen Klasse A bewirkt, daá er nicht wieder so niedrig f„llt, als zur Zeit, wo der Produktionspreis von Klasse B den Markt regu- lierte. Der Produktionspreis von A bildet die Grenze, nicht fr das tempor„re, sondern fr das relativ permanente Steigen des Marktpreises. - Ist dagegen der neu in Bebauung gesetzte Boden fruchtbarer als die bisher regulierende Klasse A und dennoch nur hinreichend zur Deckung der zus„tzlichen Nachfrage, so bleibt der Marktpreis unver„ndert. Die Untersuchung, ob die unterste Boden- klasse eine Rente zahlt, f„llt aber auch in diesem Fall mit der hier zu fahrenden zusammen, denn auch hier wrde die Vorausset- zung, daá die Bodenklasse A keine Rente zahlt, daraus erkl„rt werden, daá der Marktpreis dem kapitalistischen P„chter gengt, um mit diesem Preise exakt das aufgewandte Kapital plus dem Durchschnittsprofit zu decken; kurz, daá der Marktpreis ihm den Produktionspreis seiner Ware liefert. Jedenfalls kann der kapitalistische P„chter die Bodenklasse A un- ter diesen Verh„ltnissen bebauen, soweit er als Kapitalist zu entscheiden hat. Die Bedingung fr die normale Verwertung von Ka- pital auf der Bodenart A ist nun vorhanden. Aus der Pr„misse aber, daá das Kapital jetzt vom P„chter, den durchschnittlichen Verwertungsverh„ltnissen des Kapitals gem„á, auf Bodenart A ange- legt werden k”nnte, wenn er auch keine Rente zu zahlen h„tte, folgt keineswegs der Schluá, daá dieser zur Klasse A geh”rige Bo- den nun dem P„chter ohne weiteres zur Verfgung steht. Der Um- stand, daá der P„chter sein Kapital zum gew”hnlichen Profit ver- werten k”nnte, wenn er keine Rente zahlt, ist durchaus kein Grund fr den Grundeigentmer, daá er seinen Boden dem P„chter umsonst leiht und diesem Gesch„ftsfreund gegenber so philanthropisch ist, den cr‚dit gratuit 1*) ein- ----- 1*) zinslosen Kredit #759# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- zufhren. Was eine solche Voraussetzung einschlieát, ist die Ab- straktion von Grundeigentum, die Aufhebung des Grundeigentums, dessen Existenz gerade eine Schranke fr die Anlage von Kapital und fr die beliebige Verwertung desselben in Grund und Boden bildet - eine Schranke, die keineswegs f„llt vor der bloáen Re- flexion des P„chters, daá der Stand der Getreidepreise ihm er- laube, wenn er keine Rente zahlte, d. h. wenn er praktisch das Grundeigentum als nicht existierend behandeln k”nnte, aus seinem Kapital den gew”hnlichen Profit durch Exploitation der Bodenart A herauszuschlagen. Das Monopol des Grundeigentums, das Grundeigen- tum als Schranke des Kapitals, ist aber vorausgesetzt in der Dif- ferentialrente, denn ohne dasselbe wrde der Surplusprofit sich nicht in Grundrente verwandeln und nicht dem Grundeigentmer statt dem P„chter zufallen. Und das Grundeigentum als Schranke bleibt fortbestehn, auch da, wo die Rente als Differentialrente fortf„llt, d.h. auf der Bodenart A. Betrachten wir die F„lle, wo in einem Lande kapitalistischer Produktion Kapitalanlage auf Grund und Boden ohne Zahlung von Rente stattfinden kann, so wer- den wir finden, daá sie alle eine faktische, wenn auch nicht ju- ristische Aufhebung des Grundeigentums einschlieáen, eine Aufhe- bung, die aber nur unter ganz bestimmten und ihrer Natur nach zu- f„lligen Umst„nden stattfinden kann. Erstens, wenn der Grundei- gentmer selbst Kapitalist oder der Kapitalist selbst Grundeigen- tmer ist. In diesem Fall kann er, sobald der Marktpreis hinrei- chend gestiegen, um aus dem, was nun Bodenart A ist, den Produk- tionspreis herauszuschlagen, d.h. Kapitalersatz plus Durch- schnittsprofit, sein Grundstck s e l b s t b e w i r t s c h a f t e n. Aber warum? Weil ihm gegenber das Grundeigentum keine Schranke fr die Anlegung seines Kapitals bildet. Er kann den Boden als einfaches Naturelement behandeln und sich daher ausschlieálich durch die Rcksichten der Verwer- tung seines Kapitals, durch kapitalistische Rcksichten bestimmen lassen. Solche F„lle kommen in der Praxis vor, aber nur als Aus- nahme. Ganz wie die kapitalistische Bebauung des Bodens Trennung des fungierenden Kapitals und des Grundeigentums voraussetzt, schlieát sie als Regel Selbstbewirtschaftung des Grundeigentums aus. Man sieht sofort, daá dies rein zuf„llig ist. Wenn die ver- mehrte Nachfrage nach Getreide die Bebauung eines gr”áern Umfangs von Bodenart A erheischt, als in den H„nden selbstwirtschaftender Eigentmer sich befindet, wenn also ein Teil davon verpachtet werden muá, um berhaupt bebaut zu werden, f„llt diese hypotheti- sche Aufhebunle der Schranke, die ----- 1*) 1. Auflage: Auffassung; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #760# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- das Grundeigentum fr die Anlegung des Kapitals bildet, sofort weg. Es ist ein abgeschmackter Widerspruch, von der der kapitali- stischen Produktionsweise entsprechenden Scheidung zwischen Kapi- tal und Boden, P„chter und Grundeigentmer auszugehn und dann um- gekehrt die Selbstbewirtschaftung der Grundeigentmer bis zu dem Umfang und berall da als Regel vorauszusetzen, wo das Kapital, wenn kein Grundeigentum ihm unabh„ngig gegenber existierte, keine Rente aus der Bebauung des Bodens ziehen wrde. (Siehe die Stelle bei A. Smith ber Bergwerksrente, zitiert weiter unten 1*).) Diese Aufhebung des Grundeigentums ist zuf„llig. Sie kann eintreten oder nicht. Zweitens: In dem Komplex einer Pachtung m”gen sich einzelne Bo- denstrecken befinden, die bei der gegebnen H”he der Marktpreise keine Rente zahlen, also in der Tat umsonst verliehen sind, aber vom Grundeigentmer nicht so betrachtet werden, weil er das Ge- samtrental des verpachteten Bodens, nicht die spezielle Rente seiner einzelnen Bestandstcke ins Auge faát. In diesem Fall f„llt fr den P„chter, soweit die rentelosen Bestandstcke der Pachtung in Betracht kommen, das Grundeigentum als Schranke fr die Anlegung des Kapitals weg, und zwar durch Vertrag mit dem Grundeigentmer selbst. Aber er zahlt fr diese Stcke keine Rente, nur weil er fr den Boden, dessen Accessorium sie bilden, Rente zahlt. Es ist hier grade eine Kombination vorausgesetzt, wo zur schlechtem Bodenart A nicht als einem selbst„ndigen, neuen Produktionsfeld Zuflucht genommen werden muá, um die mangelnde Zufuhr zu liefern, sondern wo sie nur ein untrennbares Zwischen- stck des bessern Bodens bildet. Der Fall aber, der zu untersu- chen ist, ist gerade der, wo Strecken der Bodenart A selbst„ndig bewirtschaftet, also unter den allgemeinen Voraussetzungen der kapitalistischen Produktionsweise selbst„ndig verpachtet werden mssen. Drittens: Ein P„chter kann zus„tzliches Kapital auf derselben Pachtung anlegen, obgleich bei den bestehenden Marktpreisen das so erzielte zus„tzliche Produkt ihm nur den Produktionspreis lie- fert, ihm den gew”hnlichen Profit abwirft, ihn aber nicht zur Zahlung einer zus„tzlichen Rente bef„higt. Mit einem Teil des im Boden angelegten Kapitals zahlt er so Grundrente, mit dem andern nicht. Wie wenig diese Unterstellung aber das Problem l”st, sieht man daraus: wenn der Marktpreis (und zugleich die Fruchtbarkeit des Bodens) ihn bef„higt, mit dem zus„tzlichen Kapital einen Meh- rertrag zu erzielen, der ihm, wie das alte Kapital, auáer dem Produktionspreis einen Surplusprofit abwirft, so steckt er diesen w„hrend der Dauer des ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 783 #761# 45. Kapitel - Die absolut, Grundrente ----- Pachtvertrages selbst ein. Aber warum? Weil, solange der Pacht- vertrag dauert, die Schranke des Grundeigentums fr die Anlage seines Kapitals im Boden weggefallen ist. Der bloáe Umstand je- doch, daá, um ihm diesen Surplusprofit zu sichern, zus„tzlicher schlechterer Boden selbst„ndig in Anbruch genommen und selbst„n- dig verpachtet werden muá, beweist unwiderleglich, daá die Anlage von Zusatzkapital auf dem alten Boden zur Herstellung der erfor- derlichen vermehrten Zufuhr nicht ausreicht. Die eine Annahme schlieát die andre aus. Man k”nnte nun zwar sagen: die Rente der schlechtesten Bodenart A ist selbst Differentialrente, verglichen entweder mit dem Boden, der vom Eigentmer selbst bebaut wird (dies kommt Jedoch rein als zuf„llige Ausnahme vor), oder mit der zus„tzlichen Kapitalanlage auf den alten Pachtungen, die keine Rente abwerfen. Es w„re dies aber 1. eine Differentialrente, die nicht aus der Verschiedenheit der Frucht, barkeit der Bodenatten entspr„nge und daher n i c h t voraussetzte, daá die Bodenart A keine Rente zahlt und ihr Produkt zum Produktionspreis verkauft. Und 2. der Umstand, ob zus„tzliche Kapitalanlagen auf derselben Pachtung Rente abwerfen oder nicht, ist ganz so gleichgltig fr den Umstand, ob der neu zu bestellende Boden der Klasse A Rente zahlt oder nicht, wie es z.B. fr die Anlage eines neuen selb- st„ndigen Fabrikgesch„fts gleichgltig ist, ob ein andrer Fabri- kant desselben Gesch„ftszweigs einen Teil seines Kapitals in zinstragenden Papieren anlegt, weil er ihn nicht in seinem Ge- sch„ft ganz verwerten kann; oder ob er einzelne Erweiterungen macht, die ihm nicht den vollen Profit abwerfen, aber doch mehr als den Zins. Fr ihn ist das Nebensache. Die zus„tzlichen neuen Etablissements mssen dagegen den Durchschnittsprofit abwerfen und werden unter dieser Erwartung errichtet. Allerdings bilden die zus„tzlichen Kapitalanlagen auf den alten Pachtungen und die zus„tzliche Bebauung von Neuland der Bodenart A Schranken frein- ander. Die Grenze, bis zu der zus„tzliches Kapital unter ungn- stigeren Produktionsbedingungen auf derselben Pachtung angelegt werden kann, wird gegeben durch,die konkurrierenden Neu anlagen auf Bodenklasse A; andrerseits wird die Rente, die diese Boden- klasse abwerfen kann, begrenzt durch die konkurrierenden zus„tz- lichen Kapitalanlagen auf den alten Pachtungen. Alle diese falschen Ausflchte l”sen jedoch nicht das Problem, welches einfach hingestellt dieses ist: Gesetzt, der Marktpreis des Getreides (das uns in dieser Untersuchung alles Bodenprodukt vertritt) reiche hin, daá Teile der Bodenklasse A in Anbau genom- men werden k”nnten und daá das auf diesen neuen Feldern angelegte Kapital den Produktionspreis des Produkts herausschlge, d.h. Ka- pitalersatz plus Durchschnittsprofit. Gesetzt #762# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- also, die Bedingungen fr die normale Verwertung von Kapital auf Bodenklasse A seien vorhanden. Gengt dies? Kann dies Kapital dann wirklich angelegt werden? Oder muá der Marktpreis so weit steigen, daá auch der schlechteste Boden A eine Rente abwirft? Schreibt also das Monopol des Grundeigentmers der Anlage des Ka- pitals eine Schranke vor, die vom rein kapitalistischen Stand- punkt aus nicht vorhanden w„re ohne die Existenz dieses Monopols? Aus den Bedingungen der Fragestellung selbst geht hervor, daá, wenn z.B. auf den alten Pachtungen zus„tzliche Kapitalanlagen existieren, die bei dem gegebnen Marktpreis keine Rente, sondern nur den Durchschnittsprofit abwerfen, dieser Umstand keineswegs die Frage l”st, ob nun Kapital auf Bodenklasse A, die ebenfalls den Durchschnittsprofit abwerfen wrde, aber keine Rente, nun wirklich angelegt werden kann. Dies ist ja gerade die Frage. Daá die zus„tzlichen Kapitalanlagen, die keine Rente abwerfen, nicht den Bedarf befriedigen, ist bewiesen durch die Notwendigkeit der Herbeiziehung des neuen Bodens der Klasse A. Wenn die zus„tzliche Bebauung des Bodens A nur stattfindet, soweit dieser Rente ab- wirft, also mehr als den Produktionspreis, so sind nur zwei F„lle m”glich. Entweder der Marktpreis muá so stehn, daá selbst die letzten zus„tzlichen Kapitalanlagen auf den alten Pachtungen Sur- plusprofit abwerfen, werde dieser nun vom P„chter oder vom Grund- besitzer eingesteckt. Diese Steigerung des Preises und dieser Surplusprofit der letzten zus„tzlichen Kapitalanlagen w„re dann Folge davon, daá der Boden A nicht bebaut werden kann, ohne Rente abzuwerfen. Denn gengte fr eine Bebauung der Produktionspreis, das Abwerfen des bloáen Durchschnittsprofits, so w„re der Preis nicht so weit gestiegen, und die Konkurrenz der neuen L„ndereien w„re schon eingetreten, sobald sie bloá diese Produktionspreise abwrfen. Mit den zus„tzlichen Kapitalanlagen auf den alten Pach- tungen, die keine Rente abwrfen, wrden dann Kapitalanlagen auf Boden A konkurrieren, die ebenfalls keine Rente abwrfen. - Oder aber, die letzten Kapitalanlagen auf den alten Pachtungen werfen keine Rente ab, aber dennoch ist der Marktpreis hoch genug ge- stiegen, daá Boden A in Anbruch genommen werden kann und Rente abwirft. In diesem Fall war die zus„tzliche Kapitalanlage, die keine Rente abwirft, nur m”glich, weil der Boden A nicht bebaut werden kann, bis der Marktpreis ihm erlaubt, Rente zu zahlen. Ohne diese Bedingung w„re seine Kultur schon bei einem niedrigem Preisstand eingetreten; und jene sp„tern Kapitalanlagen auf den alten Pachtungen, die den hohen Marktpreis brauchen, um den ge- w”hnlichen Profit ohne Rente abzuwerfen, h„tten nicht stattfinden k”nnen. Bei dem hohen Marktpreis werfen sie ja nur den Durch- schnittsprofit ab. Bei #763# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- einem niedrigeren, der mit der Kultur des Bodens A als dessen Produktionspreis regulierend geworden w„re, h„tten sie diesen Profit also nicht abgeworfen, h„tten also unter der Voraussetzung berhaupt nicht stattgefunden. Die Rente des Bodens A wrde so zwar eine Differentialrente bilden, verglichen mit diesen Kapi- talanlagen auf den alten Pachtungen, die keine Rente abwerfen. Aber daá die Bodenfl„chen von A eine solche Differentialrente bilden, ist nur die Folge davon, daá sie berhaupt nicht der Be- bauung zug„nglich werden, es sei denn, daá sie eine Rente abwer- fen; daá also die Notwendigkeit dieser an und fr sich durch keine Differenz der Bodenarten bedingten Rente stattfindet und die Schranke bildet fr die m”gliche Anlage zus„tzlicher Kapitale auf den alten Pachtungen. In beiden F„llen w„re die Rente des Bo- dens A nicht einfache Folge des Steigens der Getreidepreise, son- dern umgekehrt: der Umstand, daá der schlechteste Boden Rente ab- werfen muá, damit seine Bebauung berhaupt erlaubt wird, w„re die Ursache des Steigens der Getreidepreise bis zu dem Punkt, wo diese Bedingung erfllt werden kann. Die Differentialrente hat das Eigentmliche, daá das Grundeigen- tum hier nur den Surplusprofit abf„ngt, den sonst der P„chter einstecken wrde und unter gewissen Umst„nden w„hrend der Dauer seines Pachtkontrakts wirklich einsteckt. Das Grundeigentum ist hier nur die Ursache der šbertragung eines ohne sein Zutun (vielmehr infolge der Bestimmung des den Marktpreis regulierenden Produktionspreises durch die Konkurrenz) erwachsenden Teils des Warenpreises, der sich in Surplusprofit aufl”st - der šbertragung dieses Preisteils von einer Person auf die andre, vom Kapitali- sten auf den Grundeigentmer. Aber das Grundeigentum ist hier nicht die Ursache, welche diesen Bestandteil des Preises s c h a f f t oder die Preissteigerung, die er voraussetzt. Da- gegen, wenn die schlechteste Bodenart A nicht bebaut werden kann - obgleich ihre Bebauung den Produktionspreis abwerfen wrde -, bis sie einen šberschuá ber diesen Produktionspreis, eine Rente abwirft, so ist das Grundeigentum der sch”pferische Grund dieser Preissteigerung. D a s G r u n d e i g e n t u m s e l b s t h a t R e n t e e r z e u g t. Es „ndert nichts daran, wenn, wie im zweiten behandelten Fall, die 'letzt vom Boden A gezahlte Rente eine Differentialrente bildet, verglichen mit der letzten zus„tzlichen Kapitalanlage auf alten Pachtungen, die nur den Pro- duktionspreis zahlt. Denn der Umstand, da Boden A nicht bebaut werden kann, bis der regulierende Marktpreis hoch genug gestiegen ist, um Abwerfung einer Rente fr Boden A zuzulassen - nur dieser Umstand ist hier der Grund, daá der Marktpreis bis zu einem Punkt steigt, der zwar den letzten Kapitalanlagen auf den alten Pach- tungen nur ihren Produktionspreis zahlt, #764# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- aber einen solchen Produktionspreis, der zugleich eine Rente fr Boden A abwirft. Daá dieser berhaupt Rente zahlen muá, ist hier die Ursache der Sch”pfung der Differentialrente zwischen Boden A und den letzten Kapitalanlagen auf den alten Pachtungen. Wenn wir Oberhaupt davon sprechen, daá - unter der Voraussetzung der Regelung des Getreidepreises durch den Produktionspreis - Bo- denklasse A keine Rente zahlt, so verstehn wir Rente im kategori- schen Sinn des Worts. Zahlt der P„chter ein Pachtgeld, das einen Abzug bildet, sei es vom normalen Lohn seiner Arbeiter, sei es von seinem eignen normalen Durchschnittsprofit, so zahlt er keine Rente, keinen von Arbeitslohn und Profit unterschiednen, selb- st„ndigen Bestandteil des Preises seiner Ware. Es ist schon fr- her bemerkt worden, daá dies in der Praxis best„ndig vorkommt. Soweit der Lohn der Landarbeiter in einem Land allgemein unter das normale Durchschnittsniveau des Arbeitslohns herabgedrckt wird und daher ein Abzug vom Arbeitslohn, ein Teil des Arbeits- lohns allgemein in die Rente eingeht, bildet dies keinen Aus- nahmsfall fr den P„chter des schlechtesten Bodens. In demselben Produktionspreis, der die Bebauung des schlechtesten Bodens zu- l„ssig macht, bildet bereits dieser niedrige Arbeitslohn einen konstituierenden Posten, und der Verkauf des Produkts zum Produk- tionspreis bef„higt den P„chter dieses Bodens daher nicht, eine Rente zu zahlen. Der Grundeigentmer kann seinen Boden auch an einen Arbeiter verpachten, der zufrieden ist, alles oder den gr”áten Teil dessen, was ihm der Verkaufspreis ber dem Arbeits- lohn gew„hrt, dem andren in der Form der Rente zu zahlen. In al- len diesen F„llen wird jedoch keine wirkliche Rente gezahlt, ob- gleich Pachtgeld gezahlt wird. Wo aber der kapitalistischen Pro- duktionsweise entsprechende Verh„ltnisse existieren, mssen Rente und Pachtgeld zusammenfallen. Es ist aber gerade dies normale Verh„ltnis, das hier zu untersuchen ist. Wenn schon die oben betrachteten F„lle, worin wirklich, innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise, Kapitalanlagen auf dem Bo- den stattfinden k”nnen, ohne Rente abzuwerfen, nichts entscheiden fr unser Problem, so noch viel weniger die Verweisung auf Kolo- nialverh„ltnisse. Was die Kolonie zur Kolonie macht - wir spre- chen hier nur von eigentlichen ackerbauenden Kolonien -, ist nicht nur die Masse der im Naturzustand befindlichen fruchtbaren L„ndereien. Es ist vielmehr der Umstand, daá diese L„ndereien nicht angeeignet, nicht unter das Grundeigentum subsumiert sind. Es ist dies, was den ungeheuren Unterschied macht zwischen den alten L„ndern und den Kolonien, soweit der Boden in Betracht kommt: Die legale oder faktische Nichtexistenz des Grundeigen- tums, wie #765# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- Wakefield 35) richtig bemerkt, und schon lange vor ihm Mirabeau pŠre, der Physiokrat, und andre „ltre ™konomen entdeckt hatten. Es ist hier ganz gleichgltig, ob die Kolonisten ohne weiteres den Boden sich aneignen oder ob sie dem Staat unter dem Titel ei- nes nominellen Bodenpreises in der Tat nur eine Gebhr fr einen gltigen Rechtstitel auf den Boden zahlen. Es ist auch gleichgl- tig, daá schon angesiedelte Kolonisten juristische Eigentmer von Grund und Boden sind. Tats„chlich bildet hier das Grundeigenturn keine Schranke fr die Anlage von Kapital oder auch von Arbeit ohne Kapital; die Beschlagnahme des einen Bodenteils durch die bereits ans„ssigen Kolonisten schlieát die neuen Ank”mmlinge nicht von der M”glichkeit aus, neuen Boden zum Anwendungsfeld ihres Kapitals oder ihrer Arbeit zu machen. Wenn es also gilt zu untersuchen, wie das Grundeigenturn auf die Preise der Bodenpro- dukte und auf die Rente wirkt, da wo es den Boden als Anlagefeld des Kapitals beschr„nkt, so ist es h”chst abgeschmackt, von freien brgerlichen Kolonien zu sprechen, wo weder die kapitali- stische Produktionsweise in der Agrikultur, noch die ihr entspre- chende Form des Grundeigentums existiert, das letztre berhaupt faktisch nicht existiert. So z.B. Ricardo in dem Kapitel ber die Grundrente. Im Eingang sagt er, er wolle die Wirkung der Aneig- nung des Bodens auf den Wert der Bodenprodukte untersuchen, und gleich darauf nimmt er als Illustration die Kolonien, wo er un- terstellt, daá der Grund und Boden relativ elementarisch vorhan- den und seine Exploitation nicht durch das Monopol des Grundei- gentums beschr„nkt ist. Das bloáe juristische Eigentum am Boden schafft dem Eigentmer keine Grundrente. Wohl aber gibt es ihm die Macht, seinen Boden solange der Exploitation zu entziehn, bis die ”konomischen Ver- h„ltnisse eine Verwertung desselben erlauben, die ihm einen šber- schuá abwirft, sei es, daá der Boden zur eigentlichen Agrikultur verwandt werde, sei es zu andren Produktionszwecken, wie Bauten etc. Er kann die absolute Quantit„t dieses Besch„ftigungsfeldes nicht vermehren oder vermindern, wohl aber seine auf dem Markt befindliche Quantit„t. Es ist daher, wie schon Fourier bemerkt hat, eine charakteristische Tatsache, daá in allen zivilisierten L„ndern ein verh„ltnism„áig bedeutender Teil des Bodens stets der Kultur entzogen bleibt. Den Fall also gesetzt, daá die Nachfrage Aufbrechen neuer L„nde- reien erheischt, sage unfruchtbarerer L„ndereien als die bisher bebauten, wird --- 35) Wakefield, "England and America", London 1833. Vergleiche auch Buch I, Kap. XXV. #766# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- der Grundeigentmer diese L„ndereien umsonst verpachten, weil der Marktpreis des Bodenprodukts hoch genug gestiegen ist, damit die Kapitalanlage in diesem Boden dem P„chter den Produktionspreis zahlt und daher den gew”hnlichen Profit abwirft? Keineswegs. Die Kapitalanlage muá ihm eine Rente abwerfen. Er verpachtet erst, sobald ihm ein Pachtgeld gezahlt werden kann. Der Marktpreis muá also ber den Produktionspreis gestiegen sein zu P + r, so daá dem Grundeigentmer eine Rente gezahlt werden kann. Da das Grund- eigentum der Voraussetzung nach ohne die Verpachtung nichts ein- tr„gt, ”konomisch wertlos ist, so ist ein geringes Steigen des Marktpreises ber den Produktionspreis hinreichend, um den neuen Grund und Boden schlechtester Sorte in den Markt zu bringen. Es fragt sich nun: Folgt aus der Grundrente des schlechtesten Bo- dens, die aus keiner Differenz der Fruchtbarkeit hergeleitet wer- den kann, daá der Preis des Bodenprodukts notwendig ein Mono- polpreis im gew”hnlichen Sinn ist oder ein Preis, worin die Rente in der Form eingeht wie eine Steuer, nur daá der Grundeigentmer die Steuer erhebt statt des Staats? Daá diese Steuer ihre gegeb- nen ”konomischen Schranken hat, ist selbstverst„ndlich. Sie ist beschr„nkt durch zus„tzliche Kapitalanlagen auf den alten Pach- tungen, durch die Konkurrenz der fremden Bodenprodukte - deren freie Einfuhr vorausgesetzt -, durch die Konkurrenz der Grundei- gentmer untereinander, endlich durch Bedrfnis und Zahlungsf„- higkeit der Konsumenten. Aber darum handelt es sich hier nicht. Es handelt sich darum, ob die Rente, die der schlechteste Boden zahlt, in den Preis seines Produkts, der der Voraussetzung nach den allgemeinen Marktpreis reguliert, in derselben Weise eingeht, wie eine Steuer in den Preis der Ware, auf die sie gelegt ist, d.h. als ein von ihrem Werte unabh„ngiges Element. Es folgt dies keineswegs notwendig und ist nur behauptet worden, weil der Unterschied zwischen dem Wert der Waren und ihrem Pro- duktionspreis bisher nicht begriffen war. Wir haben gesehn, daá der Produktionspreis einer Ware keineswegs mit ihrem Wert iden- tisch ist, obgleich die Produktionspreise der Waren, in ihrer To- talit„t betrachtet, nur durch ihren Gesamtwert reguliert sind und obgleich die Bewegung der Produktionspreise der verschiednen Wa- rensorten, alle andren Umst„nde gleichbleibend gesetzt, aus- schlieálich durch die Bewegung ihrer Werte bestimmt ist. Es ist gezeigt worden, daá der Produktionspreis einer Ware ber oder un- ter ihrem Wert stehn kann und nur ausnahmsweis mit ihrem Wert zu- sammenf„llt. Die Tatsache daher, daá die Bodenprodukte ber ihren Produktionspreis verkauft werden, beweist noch keineswegs, daá sie auch ber ihren Wert verkauft werden; wie die Tatsache, daá im Durchschnitt die Industrieprodukte #767# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- zu ihrem Produktionspreis verkauft werden, keineswegs beweist, daá sie zu ihrem Wert verkauft werden. Es ist m”glich, daá Agri- kulturprodukte ber ihrem Produktionspreis und unter ihrem Wert verkauft werden, wie andrerseits viele Industrieprodukte nur den Produktionspreis abwerfen, weil sie ber ihrem Wert verkauft wer- den. Das Verh„ltnis des Produktionspreises einer Ware zu ihrem Wert ist ausschlieálich bestimmt durch das Verh„ltnis, worin der va- riable Teil des Kapitals, womit sie produziert wird, zu seinem konstanten Teil steht, oder durch die organische Zusammensetzung des sie produzierenden Kapitals. Ist die Zusammensetzung des Ka- pitals in einer Produktionssph„re niedriger als die des gesell- schaftlichen Durchschnittskapitals, d.h. ist sein variabler, in Arbeitslohn ausgelegter Bestandteil, im Verh„ltnis zu seinem kon- stanten, in den sachlichen Arbeitsbedingungen ausgelegten Be- standteil, gr”áer als dies beim gesellschaftlichen Durchschnitts- kapital der Fall ist, so muá der Wert seines Produkts ber seinem Produktionspreis stehn. D.h. ein solches Kapital produziert, weil es mehr lebendige Arbeit anwendet, bei gleicher Exploitation der Arbeit mehr Mehrwert, also mehr Profit, als ein gleich groáer aliquoter Teil des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals. Der Wert seines Produkts steht daher ber seinem Produktionspreis, da dieser Produktionspreis gleich ist dem Kapitalersatz plus dem Durchschnittsprofit und der Durchschnittsprofit niedriger ist als der in dieser Ware produzierte Profit. Der vom gesellschaftlichen Durchschnittskapital produzierte Mehrwert ist geringer als der von einem Kapital dieser niedrigen Zusammensetzung produzierte Mehrwert. Umgekehrt verh„lt es sich, wenn das in einer bestimmten Produktionssph„re angelegte Kapital von h”herer Zusammensetzung ist als das gesellschaftliche Durchschnittskapital. Der Wert der von ihm produzierten Waren steht unter ihrem Produktionspreis, was allgemein bei den Produkten der meistentwickelten Industrien der Fall ist. Ist das Kapital in einer bestimmten Produktionssph„re niedriger zusammengesetzt als das gesellschaftliche Durchschnittskapital, so ist dies zun„chst nur ein andrer Ausdruck dafr, daá die Pro- duktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit in dieser besondern Produktionssph„re unter dem Durchschnittsniveau steht; denn die erreichte Stufe der Produktivkraft stellt sich dar in dem relati- ven šbergewicht des konstanten Kapitalteils ber den variablen oder in der best„ndigen Abnahme des von einem gegebnen Kapital in Arbeitslohn ausgelegten Bestandteils. Ist umgekehrt das Kapital in einer bestimmten Produktionssph„re h”her zusammengesetzt, so drckt dies eine ber dem Durchschnittsniveau stehende Entwick- lung der Produktivkraft aus. #768# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Von eigentlich knstlerischen Arbeiten nicht zu reden, deren Be- trachtung der Natur der Sache nach von unserm Thema ausgeschlos- sen ist, versteht es sich brigens von selbst, daá verschiedne Produktionssph„ren nach ihrer technischen Besonderheit ver- schiedne Verh„ltnisse von konstantem und vatiablem Kapital erhei- schen und daá die lebendige Arbeit in einigen mehr, in andren we- niger Raum einnehmen muá. Z.B. in der extraktiven Industrie, die genau zu unterscheiden von der Agrikultur, f„llt das Rohmaterial als ein Element des konstanten Kapitals ganz weg und spielt auch das Hilfsmaterial nur hie und da eine bedeutende Rolle. In der Bergwerksindustrie iedoch spielt der andre Teil des konstanten Kapitals, das fixe Kapital, eine bedeutende Rolle. Dennoch wird man auch hier den Fortschritt der Entwicklung messen k”nnen am relativen Wachsen des konstanten Kapitals, verglichen t dem vari- ablen. Ist die Zusammensetzung des Kapitals in der eigentlichen Agrikul- tur niedriger als die des gesellschaftlichen Durchschnittskapi- tals, so wrde dies prima facie ausdrcken, daá in L„ndern ent- wickelter Produktion die Agrikultur nicht in demselben Grade fortgeschritten ist wie die verarbeitende Industrie. Solche Tat- sache wrde, von allen andren und z.T. entscheidenden ”konomi- schen Umst„nden abgesehn, sich schon aus der frhern und raschern Entwicklung der mechanischen Wissenschaften, und namentlich ihrer Anwendung, verglichen mit der sp„tern und z.T. ganz jungen Ent- wicklung der Chemie, Geologie und Physiologie, und namentlich wieder ihrer Anwendung auf die Agrikultur erkl„ren. šbrigens ist es eine unzweifelhafte und l„ngst bekannte 36) Tatsache, daá die Fortschritte der Agrikultur selbst sich stetig im relativen Wach- sen des konstanten Kapitalteils gegen den variablen ausdrucken. Ob in einem bestimmten Lande kapitalistischer Produktion, in Eng- land z. B., die Zusammensetzung des agrikolen Kapitals niedriger ist als die des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals, ist eine Frage, die nur statistisch zu entscheiden ist und worauf es fr unsern Zweck berflssig, im Detail einzugehn. Jedenfalls steht theoretisch das fest, daá nur unter dieser Voraussetzung der Wert der Agrikulturprodukte ber ihrem Produktionspreis stehn kann; d.h. daá der von einem Kapital von gegebner Gr”áe in der Agrikultur erzeugte Mehrwert oder, was dasselbe ist, die von ihm in Bewegung gesetzte und kommandierte Mehrarbeit (also auch ange- wandte lebendige Arbeit berhaupt) gr”áer ist als bei einem gleich groáen Kapital von gesellschaftlicher Durchschnittszusam- mensetzung. --- 36) Siehe Dombasle und R. Jones [1029. #769# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- Es gengt also fr die Form der Rente, die wir hier untersuchen und die nur unter dieser Annahme stattfinden kann, die Annahme zu machen. Wo die Hypothese wegf„llt, f„llt auch die ihr entspre- chende Form der Rente weg. Die bloáe Tatsache eines šberschusses des Werts der Agrikultur- produkte ber ihren Produktionspreis wrde jedoch fr sich allein in keiner Weise hinreichen, das Dasein einer, von der Differenz in der Fruchtbarkeit der Bodenarten oder sukzessiver Kapitalanla- gen auf demselben Boden unabh„ngigen Grundrente zu erkl„ren, kurz, einer von der Differentialrente begrifflich unterschiednen Rente, die wir daher als absolute Rente bezeichnen k”nnen. Eine ganze Anzahl Manufakturprodukte besitzen die Eigenschaft, daá ihr Wert ber ihrem Produktionspreis steht, ohne daá sie deshalb einen šberschuá ber den Durchschnittsprofit oder einen Sur- plusprofit abwrfen, der sich in Rente verwandeln k”nnte. Umge- kehrt. Dasein und Begriff des Produktionspreises und der allge- meinen Profitrate, die er ein. schlieát, beruhen darauf, daá die einzelnen Waren nicht zu ihrem Wert verkauft werden. Die Produk- tionspreise entspringen aus einer Ausgleichung der Warenwerte, die, nach Rckerstattung der respektiven, in den verschiednen Produktionssph„ren aufgezehrten Kapitalwerte, den gesamten Mehr- wert verteilt, nicht im Verh„ltnis, worin er in den einzelnen Produktionssph„ren erzeugt ist und daher in ihren Produkten steckt, sondern im Verh„ltnis zur Gr”áe der vorgeschoánen Kapi- tale. Nur so entspringt ein Durchschnittsprofit und der Produkti- onspreis der Waren, dessen charakteristisches Element er ist. Es ist die stete Tendenz der Kapitale, durch die Konkurrenz diese Ausgleichung in der Verteilung des vom Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts zu bewirken und alle Hindernisse dieser Ausgleichung zu berw„ltigen. Es ist daher ihre Tendenz, nur solche Surpluspro- fite zu dulden, wie sie unter allen Umst„nden, nicht aus dem Un- terschied zwischen den Werten und den Produktionspreisen der Wa- ren, sondern vielmehr aus dem allgemeinen, den Markt regelnden Produktionspreis und den von ihm unterschiednen individuellen Produktionspreisen entspringen; Surplus. Profite, die daher auch nicht zwischen zwei verschiednen Produktionssph„ren, sondern in- nerhalb jeder Produktionssph„re stattfinden, also die allgemeinen Produktionspreise der verschiednen Sph„ren, d.h. die allgemeine Profitrate, nicht berhren und vielmehr die Verwandlung der Werte in Produktionspreise und die allgemeine Profitrate voraussetzen. Diese Voraussetzung beruht jedoch, wie frher er”rtert, auf der fortw„hrend wechselnden proportionellen Verteilung des gesell- schaftlichen Gesamtkapitals unter die verschiednen Produktions- sph„ren, auf fortw„hrender Ein- und #770# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Auswanderung der Kapitale, auf ihrer šbertragbarkeit von einer Sph„re zur andern, kurz, auf ihrer freien Bewegung zwischen die- sen verschiednen Produktionssph„ren als ebensoviel disponiblen Anlagefeldern fr die selbst„ndigen Teile des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Es ist dabei vorausgesetzt, daá keine oder doch nur eine zuf„llige und tempor„re Schranke die Konkurrenz der Ka- pitale verhindert - z.B. in einer Produktionssph„re, wo der Wert der Waren ber ihrem Produktionspreis steht oder wo der erzeugte Mehrwert ber dem Durchschnittsprofit steht -, den Wert auf den Produktionspreis zu reduzieren und damit den berschssigen Mehr- wert dieser Produktionssph„re unter alle vom Kapital exploitier- ten Sph„ren proportionell zu verteilen. Tritt aber das Gegenteil ein, st”át das Kapital auf eine fremde Macht, die es nur teil- weise oder gar nicht berwinden kann und die seine Anlage in be- sondren Produktionssph„ren beschr„nkt, sie nur unter Bedingungen zul„át, welche jene allgemeine Ausgleichung des Mehrwerts zum Durchschnittsprofit ganz oder teilweise ausschlieáen, so wrde offenbar in solchen Produktionssph„ren durch den šberschuá des Warenwerts ber ihren Produktionspreis ein Surplusprofit ent- springen, der in Rente verwandelt und als solche dem Profit ge- genber verselbst„ndigt werden k”nnte. Als eine solche fremde Macht und Schranke tritt aber das Grundeigentum dem Kapital bei seinen Anlagen in Grund und Boden oder der Grundeigentmer dem Kapitalisten gegenber. Das Grundeigentum ist hier die Barriere, die keine neue Kapital- anlage auf bisher unbebautem oder unverpachtetem Boden erlaubt, ohne Zoll zu erheben, d.h. ohne eine Rente zu verlangen, obgleich der in Neubau gezogne Boden einer Art angeh”rt, die keine Diffe- rentialrente abwirft, und die, ohne das Grundeigentum, schon bei einer geringem Steigerung des Marktpreises h„tte bebaut werden k”nnen, so daá der regulierende Marktpreis dem Bebauer dieses schlechtesten Bodens nur seinen Prduktionspreis bezahlt h„tte. Infolge der Schranke jedoch, die das Grundeigentum setzt, muá der Marktpreis bis zu einem Punkt steigen, wo der Boden einen šber- schuá ber den Produktionspreis, d. h. eine Rente zahlen kann. Da aber der Wert der vom agrikolen Kapital produzierten Waren der Voraussetzung nach ber ihrem Produktionspreis steht, bildet diese Rente (einen gleich zu untersuchenden Fall ausgenommen) den šberschuá des Werts ber den Produktionspre' oder einen Teil da- von. Ob die Rente gleich der ganzen Differenz Zwischen dem Wert und dem Produktionspreis oder nur gleich einem gr”áern oder ge- ringem Teil dieser Differenz, hinge ganz und gar ab vom Stand der Zufuhr zur Nachfrage und vom Umfang des in neue Bebauung gezognen Gebiets. Solange die Rente nicht gleich dem šberschuá des Werts der #771# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- Ackerbauprodukte ber ihren Produktionspreis, ginge immer ein Teil dieses šberschusses ein in die allgemeine Ausgleichung und proportionelle Verteilung alles Mehrwerts unter die verschiednen Einzelkapitale. Sobald die Rente gleich dem šberschuá des Werts ber den Produktionspreis, w„re dieser ganze Teil des ber den Durchschnittsprofit berschssigen Mehrwerts dieser Ausgleichung entzogen. Ob diese absolute Rente aber gleich dem ganzen šber- schuá des Werts ber den Produktionspreis oder nur gleich einem Teil desselben, die Agrikulturprodukte wrden immer zu einem Mo- nopolpreis verkauft, nicht weil ihr Preis ber ihrem Wert, son- dern weil er gleich ihrem Wert oder weil er unter ihrem Wert, aber ber ihrem Produktionspreis st„nde. Ihr Monopol best„nde darin, nicht wie andre Industrieprodukte, deren Wert ber dem allgemeinen Produktionspreis steht, zum Produktionspreis nivel- liert zu werden. Da ein Teil des Werts wie des Produktionspreises eine tats„chlich gegebne Konstante ist, n„mlich der Kostpreis, das in der Produktion aufgezehrte Kapital = k, so besteht ihr Un- terschied in dem andren, variablen Teil, dem Mehrwert, der im Produktionspreis = p, dem Profit ist, d.h. gleich dem Gesamtmehr- wert, berechnet auf das gesellschaftliche Kapital und auf jedes einzelne Kapital als aliquoten Teil desselben, der aber im Wert der Ware gleich dem wirklichen Mehrwert ist, den dies besondre Kapital erzeugt hat, und der einen inte grierenden Teil der von ihm erzeugten Warenwerte bildet. Steht der Wert der Ware ber ih- rem Produktionspreis, so ist der Produktionspreis = k + p, der Wert = k + p + d, so daá p + d = dem in ihr steckenden Mehrwert. Die Differenz zwischen dem Wert und dem Produktionspreis ist also = d, dem šberschuá des von diesem Kapital erzeugten Mehrwerts ber den durch die allgemeine Profitrate ihm zugewiesenen. Es folgt hieraus, daá der Preis der Agrikulturprodukte ber ihrem Produktionspreis stehn kann, ohne daá er ihren Wert erreicht. Es folgt ferner, daá bis zu einem gewissen Punkt eine dauernde Preissteigerung der Agrikulturprodukte stattfinden kann, bevor ihr Preis ihren Wert erreicht hat. Es folgt ebenso, daá nur in- folge des Monopols des Grundeigentums der Wertberschuá der Agri- kulturprodukte ber ihren Produktionspreis zu einem bestimmenden Moment ihres allgemeinen Marktpreises werden kann. Es folgt end- lich, daá in diesem Fall nicht die Verteuerung des Produkts Ursa- che der Rente, sondern die Rente Ursache der Verteuerung des Pro- dukts ist. Wenn der Preis des Produkts der Fl„cheneinheit des schlechtesten Bodens = P + r, so steigen alle Differentialrenten um die entsprechenden Multipeln von r, da nach der Voraussetzung P + r der regulierende Marktpreis wird. W„re die Durchschnittszusammensetzung des nicht agrikolen gesell- schaftlichen #772# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Kapitals = 85c + 15v und die Rate des Mehrwerts 100%, so w„re der Produktionspreis = 115. W„re die Zusammensetzung des agrikolen Kapitals = 75c + 25v so w„re der Wert des Produkts, bei derselben Rate des Mehrwerts, und der regulierende Marktwert = 125. Gliche sich das agrikole mit dem nicht agrikolen Produkt zum Durch- schnittspreis aus (wir setzen der Krze halber das Gesamtkapital in beiden Produktionszweigen gleich), so w„re der Gesamtmehrwert = 40, also 20% auf die 200 Kapital. Das Produkt des einen wie des andern wrde zu 120 verkauft. Bei einer Ausgleichung zu den Pro- duktionspreisen wrden also die durchschnittlichen Marktpreise des nicht agrikolen Produkts ber und die des agrikolen Produkts unter ihren Wert zu stehn kommen. Wrden die Agrikulturprodukte zu ihrem vollen Wert verkauft, so st„nden sie um 5 h”her und die industrieprodukte um 5 niedriger als bei der Ausgleichung. Erlau- ben die Marktverh„ltnisse nicht, die Agrikulturprodukte zu ihrem vollen Wert, zum ganzen šberschuá ber den Produktionspreis zu verkaufen, so steht die Wirkung zwischen beiden Extremen; die In- dustrieprodukte wrden etwas ber ihrem Wert und die Ackerbaupro- dukte etwas ber ihrem Produktionspreis verkauft. Obgleich das Grundeigentum den Preis der Bodenprodukte ber ihren Produktionspreis hinaustreiben kann, h„ngt es nicht von ihm, son- dern von der allgemeinen Marktlage ab, wie weit der Marktpreis ber den Produktionspreis hinaus sich dem Wert ann„hert und in welchem Maá also der ber den gegebnen Durchschnittsprofit hinaus in der Agrikultur erzeugte Mehrwert sich entweder in Rente ver- wandelt oder aber in die allgemeine Ausgleichung des Mehrwerts zum Durchschnittsprofit eingeht. Auf jeden Fall ist diese abso- lute, aus dem šberschuá des Werts ber den Produktionspreis ent- springende Rente bloá ein Teil des agrikolen Mehrwerts, Verwand- lung dieses Mehrwerts in Rente, Abfangung desselben durch den Grundeigentmer; ganz wie die Differentialrente entspringt aus Verwandlung von Surplusprofit in Rente, Abfangung desselben durch das Grundeigentum, bei allgemein regulierendem Produktionspreis. Diese beiden Formen der Rente sind die einzig normalen. Auáerhalb derselben kann die Rente nur auf eigentlichem Monopolpreis beru- hen, der weder vom Produktionspreis noch vom Wert der Waren, son- dern vom Bedrfnis und der Zahlungsf„higkeit der K„ufer bestimmt ist und dessen Betrachtung in die Lehre von der Konkurrenz ge- h”rt, wo die wirkliche Bewegung der Marktpreise untersucht wird. W„re aller zum Ackerbau brauchbare Boden eines Landes verpachtet die kapitalistische Produktionsweise und normale Verh„ltnisse allgemein #773# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- vorausgesetzt -, so g„be es keinen Boden, der nicht Rente ab- wrfe, aber es k”nnte Kapitalanlagen, einzelne Teile des auf den Boden angelegten Kapitals geben, die keine Rente abwrfen; denn sobald der Boden verpachtet ist, h”rt das Grundeigentum auf, als absolute Schranke fr die n”tige Kapitalanlage zu wirken. Als re- lative Schranke wirkt es auch dann noch insofern fort, als der Heimfall des dem Boden einverleibten Kapitals an den Grund eigen- tmer dem P„chter hier sehr bestimmte Schranken zieht. Nur in diesein Fall wrde sich alle Rente in Differentialrente verwan- deln, nicht in Differentialrente, bestimmt durch die Differenz in der Bonit„t des Bodens, sondern durch die Differenz zwischen den, nach den letzten Kapitalanlagen auf einen bestimmten Boden sich ergebenden Surplusprofiten und der Rente, die fr Pachtung des Bodens schlechtester Klasse gezahlt wrde. Als Schranke wirkt das Grundeigentum nur absolut, soweit die Zulassung zum Boden ber- haupt, als zu einem Anlagefeld des Kapitals, den Tribut an den Grundeigentmer bedingt. Hat diese Zulassung stattgefunden, so kann dieser dem quantitativen Umfang der Kapitalanlage auf gegeb- nem Bodenstck keine absoluten Schranken mehr entgegensetzen. Dem H„userbau berhaupt ist eine Schranke gelegt durch das Grundei- gentum eines Dritten an dem Boden, worauf das Haus gebaut werden soll. Ist dieser Boden aber einmal zum H„userbau gepachtet, so h„ngt es vom P„chter ab, ob er ein hohes oder niedriges Haus dar- auf errichten will. W„re die Durchschnittszusammensetzung des agrikolen Kapitals die- selbe oder h”her als die des gesellschaftlichen Durchschnittska- pitals, so fiele die absolute Rente, immer in dem entwickelten Sinn, fort; d.h. die Rente, die ebenso von der Differentialrente wie von der auf eigentlichem Monopolpreis beruhenden Rente ver- schieden ist. Der Wert des Ackerbauprodukts st„nde dann nicht ber seinem Produktionspreis, und das agrikole Kapital setzte nicht mehr Arbeit in Bewegung, realisierte also auch nicht mehr Mehrarbeit als das nicht agrikole Kapital. Dasselbe f„nde statt, wenn die Zusammensetzung des agrikolen Kapitals sich im Fort- schritt der Kultur mit der des gesellschaftlichen Durchschnitts- kapitals ausgliche. Auf den ersten Blick scheint es ein Widerspruch, anzunehmen, daá einerseits die Zusammensetzung des agrikolen Kapitals sich er- h”ht, also sein konstanter Teil gegen seinen variablen w„chst, und andrerseits der Preis des Bodenprodukts hoch genug stiege, damit neuer und schlechterer Boden als der bisherige eine Rente zahle, die in diesem Fall nur aus einem šberschuá des Marktprei- ses ber den Wert und den Produktionspreis, kurz, nur aus einem Monopolpreis des Produkts herstammen k”nnte. Es ist hier zu unterscheiden. #774# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Zun„chst haben wir bei Betrachtung der Bildung der Profitrate ge- sehn, daá Kapitale, die, technologisch betrachtet, gleichm„áig zusammengesetzt sind, d.h. gleich viel Arbeit in Bewegung setzen im Verh„ltnis zu Maschinerie und Rohstoff, dennoch durch die ver- schiednen Werte der konstanten Kapitalteile verschieden zusammen- gesetzt sein k”nnen. Der Rohstoff oder die Maschinerie k”nnen in dem einen Fall teurer sein als in dem andern. Um dieselbe Masse Arbeit in Bewegung zu setzen (und dies w„re der Voraussetzung nach n”tig, um dieselbe Masse Rohmaterial zu verarbeiten), máte in dem einen Fall ein gr”áres Kapital vorgeschossen werden als in dem andern, da ich z.B. mit einem Kapital von 100 nicht gleich viel Arbeit in Bewegung setzen kann, wenn das Rohmaterial, das ebenfalls aus den 100 bestritten werden muá, in dem einen Fall 40 kostet, in dem andern 20. Daá diese Kapitale aber dennoch techno- logisch gleichm„áig zusammengesetzt sind, wrde sich sofort zei- gen, wenn der Preis des teureren Rohmaterials auf den des niedri- gem fiele. Die Wertverh„ltnisse zwischen variablem und konstantem Kapital w„ren dann dieselben geworden, obwohl in dem technischen Verh„ltnis zwischen der angewandten lebendigen Arbeit und der Masse und Natur der angewandten Arbeitsbedingungen keine Ver„nde- rung vorgegangen. Andrerseits k”nnte ein Kapital von niedrigerer organischer Zusammensetzung durch bloáes Steigen der Werte seiner konstanten Teile, vom Standpunkt der bloáen Wertzusammensetzung aus betrachtet, dem Schein nach auf gleiche Stufe mit einem Kapi- tal h”herer organischer Zusammensetzung treten. Es sei gegeben ein Kapital = 60c + 40v, weil es viel Maschinerie und Rohmaterial im Verh„ltnis zur lebendigen Arbeitskraft anwendet, und ein an- dres = 40 + 60v weil es viel lebendige Arbeit (60%), wenig Ma- schinerie (sage 10%) und im Verh„ltnis zur Arbeitskraft wenig und wohlfeiles Rohmaterial (sage 30%) anwendet; so k”nnte durch blo- áes Steigen im Wert der Roh- und Hilfsstoffe von 30 auf 80 die Zusammensetzung ausgeglichen werden, so daá nun beim zweiten Ka- pital auf 10 Maschinen 80 Rohstoff und 60 Arbeitskraft k„men, also 90c + 60v, was, prozentig verteilt, ebenfalls 60c + 40v w„re, ohne daá irgendwelchen technische Zusammensetzungswechsel stattgefunden h„tte. Kapitale gleicher organischer Zusammenset- zung k”nnen also eine verschiedne Wertzusammensetzung haben, und Kapitale gleicher prozentiger Wertzusammensetzung k”nnen auf ver- schiednen Stufen organischer Zusammensetzung stehn, also ver- schiedne Entwicklungsstufen der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ausdrucken. Der bloáe Umstand also, daá der Wertzusam- mensetzung nach das agrikole Kapital auf dem allgemeinen Niveau st„nde, wrde nicht beweisen, daá die gesellschaftliche Produk- tivkraft der Arbeit gleich hoch #775# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- bei ihm entwickelt ist. Sie k”nnte nur zeigen, daá sein eignes Produkt, welches wieder einen Teil seiner Produktionsbedingungen bildet, teurer ist, oder daá Hilfsstoffe, wie Dnger, frher nahe zur Hand, jetzt weit hergeschleppt werden máten u. dergl. Aber hiervon abgesehn, ist der eigentmliche Charakter der Agri- kultur zu erw„gen. Gesetzt, daá Arbeit sparende Maschinerie, chemische Hilfsmittel etc. hier einen gr”áern Raum einnehmen, also das konstante Kapi- tal technisch, nicht nur dem Wert, sondern auch der Masse nach, gegen die Masse der angewandten Arbeitskraft w„chst, so handelt es sich bei der Agrikultur (wie bei der Bergwerksindustrie) nicht nur um die gesellschaftliche, sondern auch um die naturwchsige Produktivit„t der Arbeit, die von den Naturbedingungen der Arbeit abh„ngt. Es ist m”glich, daá die Zunahme der gesellschaftlichen Produktivkraft in der Agrikultur die Abnahme der Naturkraft nur kompensiert oder nicht einmal kompensiert - diese Kompensation kann immer nur fr eine Zeit wirken -, so daá dort trotz der technischen Entwicklung das Produkt nicht verwohlfeilert, sondern nur eine noch gr”áre Verteurung desselben verhindert wird. Es ist auch m”glich, daá bei steigendem Getreidepreis die absolute Pro- duktmasse abnimmt, w„hrend das verh„ltnism„áige Surplusprodukt w„chst; n„mlich bei verh„ltnism„áiger Zunahme des konstanten Ka- pitals, das groáenteils aus Maschinen oder Vieh besteht, wovon nur der Verschleiá zu ersetzen, und bei entsprechender Abnahme des variablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapitalteils, der stets ganz aus dem Produkt ersetzt werden muá. Es ist aber auch m”glich, daá bei dem Fortschritt der Agrikultur nur ein m„áiges Steigen des Marktpreises ber den Durchschnitt n”tig ist, damit schlechterer Boden, der bei niedrigeren Stand der technischen Hilfsmittel h”heres Steigen des Marktpreises erheischt h„tte, bebaut werden und zugleich eine Rente abwerfen kann. Der Umstand, daá z. B. bei der Viehzucht im groáen die Masse der angewandten Arbeitskraft sehr gering ist, verglichen mit dem im Vieh selbst existierenden konstanten Kapital, k”nnte als ent- scheidend dagegen betrachtet werden, daá agrikoles Kapital, pro- zentig berechnet, mehr Arbeitskraft in Bewegung setze als das nicht agrikole gesellschaftliche Durchschnittskapital. Hier ist aber zu bemerken, daá wir bei Entwicklung der Rente von dem Teil des agrikolen Kapitals, der das entscheidende pflanzliche Nah- rungsmittel, also Oberhaupt das Hauptlebensmittel bei zivilisier- ten V”lkern produziert, als bestimmend ausgehn. A. Smith - und das ist eins seiner Verdienste - hat schon nachgewiesen, daá in der Viehzucht und #776# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- berhaupt im Durchschnitt aller nicht in der Produktion der Hauptlehensmittel, also z.B. des Korns, auf dem Boden angelegten Kapitale eine ganz andre Bestimmung des Preises stattfindet. Die- ser ist n„mlich hier dadurch bestimmt, daá der Preis des Produkts von Boden, der, sage als knstliche Wiese zur Viehzucht benutzt wird, der aber ebensogut in Ackerbauland von gewisser Gte ver- wandelt werden k”nnte, hoch genug steigen muá, um dieselbe Rente abzuwerfen wie gleich guter Ackerboden; die Rente des Kornlands geht hier also bestimmend in den Viehpreis ein, weswegen Ramsay mit Recht bemerkt hat, daá in dieser Weise durch die Rente, durch den ”konomischen Ausdruck des Grundeigentums, also durch das Grundeigentum, der Viehpreis knstlich gesteigert wird. [103] "Infolge der Ausdehnung der Kultur reicht das unbebaute ™dland nicht mehr hin fr die Zufuhr von Schlachtvieh. Ein groáer Teil der bebauten L„ndereien muá verwandt werden auf Zchtung und M„- stung von Vieh, dessen Preis daher hoch genug sein muá, um nicht nur die darauf verwandte Arbeit zu zahlen, sondern auch die Rente, die der Grundbesitzer, und den Profit, den der P„chter von diesem Boden h„tten ziehn k”nnen, w„re er als Ackerland bebaut worden. Das auf den unbebautesten Torfmooren gezchtete Vieh wird, je nach Gewicht und Qualit„t, im selben Markt zum selben Preis verkauft wie das auf dem bestkultivierten Land gezchtete. Die Besitzer dieser Torfmoore profitieren davon und steigern die Rente ihrer L„ndereien im Verh„ltnis zu den Viehpreisen." (A. Smith, Book I, Chap. XI, part 1.) Hier also auch im Unterschied von der Kornrente die Differential- rente zugunsten des schlechtem Bodens. Die absolute Rente erkl„rt einige Erscheinungen, die auf den er- sten Blick die Rente einem bloáen Monopolpreis geschuldet sein lassen. Nehmen wir z.B. den Besitzer eines ohne alles menschliche Zutun, also nicht als Produkt der Forstung existierenden Waldes, etwa in Norwegen, um an A. Smiths Beispiel anzuknpfen. Wird ihm eine Rente gezahlt von einem Kapitalisten, der Holz f„llen l„át, etwa infolge englischer Nachfrage, oder l„át er es auch selbst als Kapitalist f„llen, so wird ihm im Holz, auáer dem Profit auf das vorgeschoáne Kapital, eine gr”áre oder geringre Rente gezahlt werden. Dies scheint bei diesem reinen Naturprodukt reiner Mono- polzuschlag. In der Tat aber besteht das Kapital hier fast nur aus variablem, in Arbeit ausgelegtem Kapital, setzt also auch mehr Mehrarbeit in BewezunLals andres Kapital gleicher Gr”áe. Es steckt also in dem Holzwert ein gr”árer šberschuá von unbezahlter Arbeit, oder von Mehrwert, als im Produkt von Kapitalen h”herer Zusammensetzung. Es kann daher der Durchschnittsprofit aus dem Holz bezahlt werden und ein bedeutender šberschuá in Form von Rente dem Waldeigentmer zufallen. Umgekehrt #777# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- ist anzunehmen, daá bei der Leichtigkeit, womit das Holzf„llen ausgedehnt werden, also diese Produktion sich rasch vermehren kann, die Nachfrage sehr bedeutend steigen muá, damit der Preis des Holzes seinem Wert gleichkommt und daher der ganze šberschuá unbezahlter Arbeit (ber den dem Kapitalisten als Durch- schnittsprofit zufallenden Teil derselben) in Form der Rente dem Eigentmer zuf„llt. Wir haben angenommen, daá der neu in Bebauung gezogne Boden von noch geringrer Qualit„t ist als der schlechteste letztbebaute. Ist er besser, so tr„gt er eine Differentialrente. Wir untersu- chen hier aber gerade den Fall, wo die Rente nicht als Differen- tialrente erscheint. Da sind nur zwei F„lle m”glich. Der neu in Angriff genommene Boden ist schlechter, oder er ist ebenso gut wie der letztbebaute. Ist er schlechter, so ist dies bereits un- tersucht. Zu untersuchen ist also nur noch der Fall, wo er ebenso gut ist. Gleich guter und selbst besserer Boden kann, wie dies schon bei der Differentialrente entwickelt ist, ebensowohl im Fortgang der Kultur in den Neubau eintreten wie schlechterer. Erstens, weil bei der Differentialrente (und der Rente berhaupt, da auch bei der Nicht-Differentialrente immer die Frage eintritt, ob einerseits die Fruchtbarkeit des Bodens berhaupt und andrer- seits seine Lage erlaubt, ihn bei dem regulierenden Marktpreis mit Profit und Rente zu bebauen) zwei Bedingungen in umgekehrter Richtung wirken, die sich bald wechselseitig paralysieren, bald eine um die andre den Ausschlag geben k”nnen. Das Steigen des Marktpreises - vorausgesetzt, daá der Kostpreis der Bebauung nicht gefallen ist, in andren Worten, daá nicht Fortschritte technischer Art ein neu hinzutretendes Moment fr den Neuanbau bilden - kann fruchtbareren Boden in Bebauung bringen, der frher durch seine Lage von der Konkurrenz ausgeschlossen war. Oder es kann bei unfruchtbarerem Boden den Vorteil der Lage so weit stei- gern, daá die geringre Ertragsf„higkeit dadurch ausgeglichen wird. Oder ohne Steigen des Marktpreises kann die Lage durch ver- besserte Kommunikationsmittel die bessern L„ndereien in Mitbewer- bung bringen, wie wir dies in groáem Maástab bei den Pr„riestaa- ten in Nordamerika sehn. Auch in altzivilisierten L„ndern findet dies best„ndig statt, obgleich nicht in demselben Maá wie in Ko- lonien, wo, wie Wakefield richtig bemerkt [104], die Lage ent- scheidend ist. Also erstens die kontradiktorischen Wirkungen von Lage und Fruchtbarkeit und die Variabilit„t des Faktors der Lage, der best„ndig ausgeglichen wird, best„ndige progressive, zur Aus- gleichung strebende Ver„nderungen durchmacht, bringen abwechselnd gleich gute, bessere oder schlechtere Bodenstrecken in neue Kon- kurrenz mit den altbebauten. #778# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Zweitens. Mit der Entwicklung der Naturwissenschaft und der Agro- nomie „ndert sich auch die Fruchtbarkeit des Bodens, indem sich die Mittel „ndern, wodurch die Elemente des Bodens sofort ver- wertbar gemacht werden k”nnen. So haben in jngst verfloáner Zeit leichte Bodenarten in Frankreich und in den ”stlichen Grafschaf- ten Englands, die frher fr schlecht galten, sich auf den ersten Rang erhoben. (Siehe Passy. [105]) Andrerseits wird Boden, der nicht seiner chemischen Zusammensetzung wegen fr schlecht galt, sondern nur der Bebauung gewisse mechanisch-physikalische Hinder- nisse entgegensetzte, in gutes Land verwandelt, sobald die Mittel zur Bew„ltigung dieser Hindernisse entdeckt sind. Drittens. In allen altzivilisierten L„ndern haben alte histori- sche und traditionelle Verh„ltnisse, z.B. in der Form von Staats- l„ndereien, Gemeindel„ndereien etc., rein zuf„llig groáe Boden- strecken der Kultur entzogen, in die sie nur nach und nach ein- treten. Die Reihenfolge, in der sie der Bebauung unterworfen wer- den, h„ngt weder von ihrer Bonit„t noch von ihrer Lage ab, son- dern von ganz „uáerlichen Umst„nden. Wenn man die Geschichte der englischen Gemeindel„ndereien verfolgte, wie sie nacheinander durch die Enclosure Bills 1*) in Privateigentum verwandelt und urbar gemacht wurden, so w„re nichts l„cherlicher als die phanta- stische Voraussetzung, ein moderner Agrikulturchemiker, Liebig z.B., habe die Wahl dieser Reihenfolge geleitet, habe gewisse Felder ihrer chemischen Eigenschaften wegen fr die Kultur be- zeichnet, andre ausgeschlossen. Was hier entschied, war vielmehr die Gelegenheit, die Diebe macht; die mehr oder minder plausiblen juristischen Vorw„nde der Aneignung, die sich den groáen Grund- herrn darboten. Viertens. Abgesehn davon, daá die jedesmal erreichte Entwick- lungsstufe des Bev”lkerungs- und Kapitalzuwachses der Ausdehnung der Bodenkultur eine wenn auch elastische Schranke zieht; abge- sehn von der Wirkung von Zuf„llen, die den Marktpreis tempor„r beeinflussen, wie eine Reihe gnstiger und ungnstiger Jahreszei- ten, h„ngt die r„umliche Ausdehnung der Bodenkultur ab vom ge- samten Stand des Kapitalmarkts und der Ges.ch„ftslage eines Lan- des. In Perioden der Knappheit wird es nicht gengen, daá unbe- bauter Boden dem P„chter den Durchschnittsprofit abwerfen kann - ob er Rente zahle oder nicht -, um zus„tzliches Kapital dem Ac- kerbau zuzuwenden. In andren Perioden der Plethora des Kapitals str”mt es dem Landbau zu, selbst ohne Steigerung des Marktprei- ses, wenn nur sonst die normalen Bedingungen erfllt sind. Besse- rer Boden als der bisher ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 752-756 #779# 45. Kapitel - Die absolute Grundrente ----- angebaute wrde in der Tat nur durch das Moment der Lage oder durch bisher nicht durchbrechbare Schranken seiner Ausschlieábar- keit oder durch den Zufall von der Konkurrenz ausgeschlossen. Wir haben uns daher nur mit Bodenarten zu besch„ftigen, die ebenso gut sind wie die letztbebauten. Zwischen dem neuen Boden und dem letztbebauten besteht aber immer der Unterschied der Kosten der Urbarmachung, und es h„ngt vom Stand der Marktpreise und der Kre- ditverh„ltnisse ab, ob diese unternornrnen wird - oder nicht. So- bald dieser Boden dann wirklich in Konkurrenz tritt, f„llt bei sonst gleichbleibenden Verh„ltnissen der Marktpreis wieder auf seinen frhern Stand, wobei der neu zugetretne Boden dann die- selbe Rente tragen wird wie der ihm entsprechende alte. Die Vor- aussetzung, daá er keine Rente tragen wird, wird von ihren Anh„n- gern bewiesen durch die Annahme dessen, was bewiesen werden soll, n„mlich: daá der letzte Boden keine Rente getragen hat. Man k”nnte in derselben Art beweisen, daá die zuletzt gebauten H„user auáer dem eigentlichen Mietzins fr das Geb„ude keine Rente ab- werfen, obgleich sie vermietet werden. Die Tatsache ist, daá sie Rente abwerfen, schon bevor sie Mietzins bringen, indem sie oft lange leer stehn. Ganz wie sukzessive Kapitalanlagen auf ein Bo- denstck einen proportionellen Mehrertrag abwerfen k”nnen und da- her dieselbe Rente wie die ersten, so k”nnen Felder von gleicher Gte wie die letztbebauten denselben Ertrag zu denselben Kosten abwerfen. Es w„re sonst berhaupt unbegreiflich, wie Felder der- selben Bonit„t jemals sukzessive in Anbau genommen werden und nicht alle auf einmal oder vielmehr kein einziges, um nicht die Konkurrenz aller nach sich zu ziehn. Der Grundeigentmer ist stets bereit, eine Rente zu ziehn, d.h. etwas umsonst zu erhal- ten; aber das Kapital braucht gewisse Umst„nde, um seinen Wunsch zu erfllen. Die Konkurrenz der L„ndereien untereinander h„ngt daher nicht davon ab, daá der Grundeigentmer sie konkurrieren lassen will, sondern davon, daá sich Kapital findet, um auf den neuen Feldern mit den andern zu konkurrieren. Soweit die eigentliche Ackerbaurente bloáer Monopolpreis, kann dieser nur klein sein, wie hier auch die absolute Rente unter normalen Verh„ltnissen nur klein sein kann, welches immer der šberschuá des Werts des Produkts ber seinen Produktionspreis sei. Das Wesen der absoluten Rente besteht also darin: gleich groáe Kapitale in verschiednen Produktionssph„ren produzieren, je nach ihrer verschiednen Durchschnittszusammensetzung, bei glei- cher Rate des Mehrwerts oder gleicher Exploitation der Arbeit, verschiedne Massen von Mehrwert. In der Industrie gleichen sich diese verschiednen Massen von Mehrwert zum Durchschnittsprofit aus und #780# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- verteilen sich auf die einzelnen Kapitale gleichm„áig als auf aliquote Teile des Gesellschaftskapitals. Das Grundeigentum, so- bald die Produktion Grund und Boden braucht, sei es zur Agrikul- tur, sei es zur Extraktion von Rohstoffen, hindert diese Ausglei- chung fr die im Boden angelegten Kapitale und f„ngt einen Teil des Mehrwerts ab, der sonst in die Ausgleichung zur allgemeinen Profitrate eingehn wrde. Die Rente bildet dann einen Teil des Werts, spezieller des Mehrwerts der Waren, der nur statt der Ka- pitalistenklasse, die ihn aus den Arbeitern extrahiert hat, den Grundeigentmern zuf„llt, die ihn aus den Kapitalisten extrahie- ren. Es ist hierbei vorausgesetzt, daá das agrikole Kapital mehr Arbeit in Bewegung setzt, als ein gleich groáer Teil des nicht agrikolen Kapitals. Wie weit die Abweichung geht oder ob sie berhaupt existiert, h„ngt ab von der relativen Entwicklung der Agrikultur gegenber der Industrie. Der Natur der Sache nach muá mit dem Fortschritt der Agrikultur diese Differenz abnehmen, wenn nicht das Verh„ltnis, worin der variable gegenber dem konstanten Teil des Kapitals abnimmt, beim industriellen Kapital noch gr”áer ist als beim agrikolen. Diese absolute Rente spielt eine noch bedeutendere Rolle in der eigentlichen extraktiven Industrie, wo ein Element des konstanten Kapitals, das Rohmaterial, ganz wegf„llt und wo mit Ausnahme der Zweige, bei denen der aus Maschinerie und sonstigem fixen Kapital bestehende Teil sehr bedeutend ist, unbedingt die niedrigste Zu- sammensetzung des Kapitals vorherrscht. Grade hier, wo die Rente allein einem Monopolpreis geschuldet scheint, sind auáerordent- lich gnstige Marktverh„ltnisse erheischt, damit die Waren zu ih- rem Wert verkauft werden oder die Rente gleich dem ganzen šber- schuá des Mehrwerts der Ware ber ihren Produktionspreis wird. So z.B. bei der Rente von fischbaren Wassern, Steinbrchen, wildge- wachsnen W„ldern etc. 37) --- 37) Ricardo macht dies auáerordentlich oberfl„chlich ab. Sieh die Stelle gegen A. Smith ber Waldrente in Norwegen, "Principles", ch. II, gleich im Anfang. #781# ----- SECHSUNDVIERZIGSTES KAPITEL Baustellenrente. Bergwerksrente. Bodenpreis Die Differentialrente tritt berall ein und folgt berall densel- ben Gesetzen wie die agrikole Differentialrente, wo berhaupt Rente existiert. šberall, wo Naturkr„fte monopolisierbar sind und dem Industriellen, der sie anwendet, einen Surplusprofit sichern, sei es ein Wassergef„lle oder ein reichhaltiges Bergwerk oder ein fischreiches Wasser oder ein gutgelegner Bauplatz, f„ngt der durch seinen Titel auf einen Teil des Erdballs zum Eigentmer dieser Naturgegenst„nde Gestempelte diesen Surplusprofit dem fun- gierenden Kapital in der Form der Rente ab. Was Land zu Bauzwec- ken betrifft, so hat A. Smith auseinandergesetzt, wie die Grund- lage seiner Rente, wie die aller nicht agrikolen L„ndereien, durch die eigentliche Ackerbaurente geregelt ist. (Book I, chap. XI, 2 und 3.) Es zeichnet sich diese Rente aus erstens durch den berwiegenden Einfluá, den hier die Lage auf die Differential- rente ausbt (sehr bedeutend z.B. beim Weinbau und bei Baupl„tzen in groáen St„dten); zweitens durch die Handgreiflichkeit der g„nzlichen Passivit„t des Eigentmers, dessen Aktivit„t bloá darin besteht (namentlich bei Bergwerken), den Fortschritt der gesellschaftlichen Entwicklung auszubeuten, zu dem er nichts bei- tr„gt und bei dem er nichts riskiert, wie doch der industrielle Kapitalist tut, und endlich durch das Vorwiegen des Monopolprei- ses in vielen F„llen, speziell der schamlosesten Ausbeutung des Elends (denn das Elend ist fr die Hausrente eine er giebigere Quelle, als die Minen von Potosi [106] fr Spanien waren 38)), und die ungeheure Macht, die dies Grundeigentum gibt, wenn es mit dem industriellen Kapital in derselben Hand vereinigt, dieses be- f„higt, die Arbeiter im Kampf um den Arbeitslohn praktisch von der Erde als ihrem --- 38) Laing, Newman. #782# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Wohnsitz auszuschlieáen. 39) Ein Teil der Gesellschaft verlangt hier von den andern einen Tribut fr das Recht, die Erde bewohnen zu drfen, wie berhaupt im Grundeigentum das Recht der Eigent- mer eingeschlossen ist, den Erdk”rper, die Eingeweide der Erde, die Luft und damit die Erhaltung und Entwicklung des Lebens zu exploitieren. Nicht nur das Steigen der Bev”lkerung, und damit das wachsende Bedrfnis der Behausung, sondern auch die Entwick- lung des fixen Kapitals, das sich entweder der Erde einverleiht oder Wurzeln in ihr schl„gt auf ihr ruht, wie alle industriellen Geb„ude, Eisenbahnen, Warenh„user, Fabrikgeb„ude, Docks usw., steigert die Baurente notwendig. Eine Verwechslung zwischen der Hausmiete, soweit sie Zins und Amortisation des im Haus angeleg- ten Kapitals, und der Rente fr den bloáen Boden, ist hier selbst bei Careyschem gutem Willen nicht m”glich, namentlich wenn, wie in England, der Grundeigentmer und der Bauspekulant ganz ver- schiedne Personen sind. Es kommen hier zwei Elemente in Betracht: auf der einen Seite die Exploitation der Erde zum Zweck der Re- produktion oder Extraktion, auf der andern der Raum, der als ein Element aller Produktion und alles menschlichen Wirkens erheischt ist. Und nach beiden Seiten hin verlangt das Grundeigentum seinen Tribut. Die Nachfrage fr Bauterrain hebt den Wert des Bodens als Raum und Grundlage, w„hrend dadurch zugleich die Nachfrage nach Elementen des Erdk”rpers w„chst, die als Baumaterial dienen. 40) Wie in rasch fortschreitenden St„dten, besonders wo das Bauen wie in London fabrikm„áig betrieben wird, die Bodenrente, nicht das Haus den eigentlichen Grundgegenstand der Bauspekulation bildet, davon haben wir ein Beispiel gegeben Buch II, Kap. XII, S. 215, 216 2*), in den Aussagen eines groáen Londoner Bauspekulanten, Edward Capps, vor dem Bankausschuá von 1857. Er sagt dort Nr. 5435: "Ich glaube, ein Mann, der in der Welt vorankommen will, kann kaum erwarten voranzukommen durch Einhaltung eines soliden Ge- sch„fts (fair trade)... er muá notwendig auáerdem auf Spekulation bauen, und das auf groáem Maástab; denn der Unternehmer macht sehr wenig Profit aus den Geb„uden selbst, er macht seinen --- 39) Crowlington Strike. Engels, "Lage der arbeitenden Klasse in England", S. 307. (Auflage von 1892, S. 259. 1*)) 40) "Die Pflasterung der Londoner Straáen hat die Eigentmer ei- niger nackten Felsen an der schottischen Kste bef„higt, eine Rente aus frher absolut nutzlosem Steinboden zu ziehn." A. Smith, Book I, chap. XI, 2. ----- 1*) Siehe Band 2 unserer Ausgabe, S. 469/470 - 2*) siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 236/237 #783# 46. Kapitel - Baustellenrente. Bergwerksrente. Bodenpreis ----- Hauptprofit aus den gesteigerten Grundrenten. Er hernimmt mei- netwegen ein Stck Land und gibt j„hrlich 300 Pfd.St. dafr; wenn er nach einem sorgf„ltigen Bauplan die richtige Klasse von H„u- sern darauf errichtet, kann es ihm gelingen, 400 oder 450 Pfd.St. j„hrlich daraus zu machen, und sein Profit wurde viel mehr in der vermehrten Grundrente von 100 oder 150 Pfd.St. j„hrlich bestehn als in dem Profit aus den Geb„uden, den er in vielen F„llen ber- haupt kaum in Betracht zieht." Wobei nicht zu vergessen ist, daá nach Ablauf des Mietkontrakts von meistens 99 Jahren der Boden mit allen darauf befindlichen Geb„uden und mit der inzwischen meist auf mehr als das Doppelte und Dreifache gesteigerten Grundrente von dem Bauspekulanten oder seinem Rechtsnachfolger wieder an den ursprnglichen letzten Grundeigentmer zurckf„llt. Die eigentliche Bergwerksrente ist bestimmt ganz wie die Acker- baurente. "Es gibt einige Bergwerke, deren Produkt kaum hinreicht, die Ar- beit zu bezahlen und das darin angelegte Kapital samt dem gew”hn- lichen Profit zu ersetzen. Sie werfen dem Unternehmer einigen Profit ab, aber keine Rente fr den Grundeigentmer. Sie k”nnen mit Vorteil nur vom Grundeigentmer bearbeitet werden, der als sein eigner Unternehmer den gew”hnlichen Profit aus seinem ange- legten Kapital macht. Viele Kohlengruben in Schottland werden in dieser Art betrieben und k”nnen in keiner andern Art betrieben werden. Der Grundeigentmer erlaubt niemand anders, sie ohne Ren- tezahlung zu betreiben, aber niemand kann Rente dafr zahlen." (A. Smith, Book I, chap. XI, 2.) Man muá unterscheiden, ob die Rente aus einem Monopolpreis flieát, weil ein von ihr unabh„ngiger Monopolpreis der Produkte oder des Bodens selbst existiert, oder ob die Produkte zu einem Monopolpreis verkauft werden, weil eine Rente existiert. Wenn wir von Monopolpreis sprechen, so meinen wir berhaupt einen Preis, der nur durch die Kauflust und Zahlungsf„higkeit der K„ufer be- stimmt ist, unabh„ngig von dem durch den allgemeinen Produktions- preis wie von dem durch den Wert der Produkte bestimmten Preis. Ein Weinberg, der Wein von ganz auáerordentlicher Gte erzeugt, Wein, der berhaupt nur in relativ geringer Quantit„t erzeugt werden kann, tr„gt einen Monopolpreis. Der Weinzchter wrde in- folge dieses Monopolpreises, dessen šberschuá ber den Wert des Produkts allein durch den Reichtum und die Liebhaberei der vor- nehmen Weintrinker be. stimmt ist, einen bedeutenden Surpluspro- fit realisieren. Dieser Surplusprofit, der hier aus einem Mono- polpreis flieát, verwandelt sich in Rente und f„llt in dieser Form dem Grundeigentmer anheim, infolge seines Titels auf dies mit besondern Eigenschaften begabte Stck des Erdk”rpers. Hier schafft also der Monopolpreis die Rente. Umgekehrt wrde die Rente den #784# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Monopolpreis schaffen, wenn Getreide nicht nur ber seinen Pro- duktionspreis, sondern auch ber seinen Wert verkauft wrde in- folge der Schranke, die das Grundeigentum der rentelosen Anlage von Kapital auf unbebautem Boden zieht. Daá es nur der Titel ei- ner Anzahl von Personen auf das Eigentum am Erdball ist, der sie bef„higt, einen Teil der Mehrarbeit der Gesellschaft sich als Tribut anzueignen und mit der Entwicklung der Produktion sich in stets steigendem Maá anzueignen, wird durch den Umstand verdeckt, daá die kapitallsierte Rente, also eben dieser kapitalisierte Tribut als Preis des Bodens erscheint und dieser daher wie jeder andre Handelsartikel verkauft werden kann. Fr den K„ufer er- scheint daher sein Anspruch auf die Rente nicht als umsonst er- halten, und ohne die Arbeit, das Risiko und den Unternehmungs- geist des Kapitals umsonst erhalten, sondern als zu seinem Žqui- valent bezahlt. Ihm erscheint, wie schon frher bemerkt, die Rente nur als Zins des Kapitals, womit er den Boden und damit den Anspruch auf die Rente erkauft hat. Ganz so erscheint einem Skla- venhalter, der einen Neger gekauft hat, sein Eigentum an dem Ne- ger nicht durch die Institution der Sklaverei als solche, sondern durch Kauf und Verkauf von Ware erworben. Aber der Titel selbst wird durch den Verkauf nicht erzeugt, sondern nur bertragen. Der Titel muá da sein, bevor er verkauft werden kann, und sowenig wie ein Verkauf, kann eine Reihe von solchen Verk„ufen, ihre best„n- dige Wiederholung, diesen Titel schaffen. Was ihn berhaupt ge- schaffen hat, waren die Produktionsverh„ltnisse. Sobald diese auf einem Punkt angelangt sind, wo sie sich umh„uten mssen, f„llt die materielle, die ”konomisch und historisch berechtigte, die aus dem Prozeá der gesellschaftlichen Lebenserzeugung entsprin- gende Quelle des Titels und aller auf ihm begrndeten Transaktio- nen fort. Vom Standpunkt einer h”hern ”konomischen Gesellschafts- formation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen wie das Privateigentum eines Men- schen an einem andern Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenom- men, sind nicht Eigentmer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznieáer, und haben sie als boni patres familias 1*) den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen. --- Bei der folgenden Untersuchung des Bodenpreises sehn wir ab von allen Konkurrenzschwankungen, von allen Bodenspekulationen oder auch vom ----- 1*) gute Familienv„ter #785# 46. Kapitel - Baustellenrente. Bergwerksrente. Bodenpreis ----- kleinen Grundeigentum, wo die Erde das Hauptinstrument der Produ- zenten bildet und daher zu jedem Preis von ihnen gekauft werden muá. I. Der Preis des Bodens kann steigen, ohne daá die Rente steigt; n„mlich 1. durch das bloáe Fallen des Zinsfuáes, welches bewirkt, daá die Rente teurer verkauft wird und daher die kapitalisierte Rente, der Bodenpreis, w„chst; 2. weil der Zins des dem Boden einverleibten Kapitals w„chst. II. Der Bodenpreis kann steigen, weil die Rente w„chst. Die Rente kann wachsen, weil der Preis des Bodenprodukts steigt, in welchem Fall immer die Rate der Differentialrente steigt, ob die Rente auf dem schlechtesten bebauten Boden groá, klein oder gar nicht vorhanden sei. Unter der Rate verstehn wir das Verh„lt- nis des Teils des Mehrwerts, der sich in Rente verwandelt, zum vorgeschoánen Kapital, welches das Bodenprodukt produziert. Es ist dies verschieden von dem Verh„ltnis des Surplusprodukts zum Gesamtprodukt, denn das Gesamtprodukt schlieát nicht das ganze vorgeschoáne Kapital ein, n„mlich nicht das fixe Kapital, das ne- ben dem Produkt fortexistiert. Dagegen ist dies darin einge- schlossen, daá auf den Bodenarten, die eine Differentialrente tragen, ein wachsender Teil des Produkts sich in berschssiges Surplusprodukt verwandelt. Auf dem schlechtesten Boden schafft die Preissteigerung des Bodenprodukts erst Rente und daher Preis des Bodens. Die Rente kann aber auch wachsen, ohne daá der Preis des Boden- produkts steigt. Er kann konstant bleiben oder selbst abnehmen. Wenn er konstant bleibt, so kann die Rente nur wachsen (von Mono- polpreisen abgesehn), entweder weil bei gleich groáer Kapitalan- lage auf den alten L„ndereien neue L„ndereien besserer Qualit„t bebaut werden, die aber nur hinreichen, die gewachsene Nachfrage zu decken, so daá der regulierende Marktpreis unver„ndert bleibt. In diesem Fall steigt nicht der Preis der alten L„ndereien, aber fr den neu in Angriff genommenen Boden steigt der Preis ber den des alten. Oder aber die Rente steigt, weil bei gleichbleibender relativer Ergiebigkeit und gleichbleibendem Marktpreis die Masse des den Boden exploitierenden Kapitals w„chst. Obgleich daher die Rente im Verh„ltnis zum vorgeschoánen Kapital dieselbe bleibt, verdop- pelt sich z.B. ihre Masse, weil sich das Kapital selbst verdop- pelt hat. Da kein Fallen des Preises eingetreten ist, wirft die zweite Kapitalanlage ebensogut wie die erste einen Surplusprofit ab, der sich nach Ablauf der Pachtzeit ebenfalls in Rente verwan- delt. Die Masse der Rente steigt hier, weil die Masse des Rente erzeugenden Kapitals steigt. Die Behauptung, daá verschiedne suk- zessive Kapitalanlagen #786# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- auf derselben Bodenstrecke eine Rente nur erzeugen k”nnen, soweit ihr Ertrag ungleich ist und daher eine Differentialtente ent- steht, kommt auf die Behauptung hinaus, daá, wenn zwei Kapitale von je 1000 Pfd.St. auf zwei Feldern von gleicher Ergiebigkeit angelegt sind, nur eins derselben Rente abwerfen k”nne, obgleich diese beiden Felder zur bessern Bodenklasse g,. h”ren, die eine Differentialrente abwirft. (Die Masse des Rentals, die Gesamt- rente eines Landes, w„chst daher mit der Masse der Kapitalanlage, ohne daá der Preis des einzelnen Bodenstcks oder die Rentrate oder auch die Rentmasse auf dem einzelnen Bodenstcke notwendig w„chst; die Masse des Rentals w„chst in diesem Fall mit der r„um- lichen Ausbreitung der Kultur. Dies kann sogar mit dem Fallen der Rente auf den einzelnen Besitzungen verbunden sein.) Sonst k„me diese Behauptung auf die andre hinaus, daá die Kapitalanlage auf zwei verschiednen Bodenstcken nebeneinander andern Gesetzen folge als die sukzessive Kapitalanlage auf demselben Bodenstck, w„hrend man doch gerade die Differentialrente ableitet aus der Identit„t des Gesetzes in beiden F„llen aus dem Zuwachs der Er- giebigkeit der Kapitalanlage sowohl auf demselben Felde wie auf verschiednen Feldern. Die einzige Modifikation, die hier exi- stiert und die bersehn wird, ist die, daá sukzessive Kapitalan- lage bei ihrer Anwendung auf r„umlich verschiednen Boden auf die Schranke des Grundeigentums st”át, was bei sukzessiven Kapitalan- lagen auf demselben Boden nicht der Fall ist. Daher auch die ent- gegengesetzte Wirkung, wodurch diese verschiednen Formen der An- lage sich in der Praxis wechselseitig in Schranken halten. Es tritt hier nie ein Unterschied vorn Kapital ein. Bleibt die Zu- sammensetzung des Kapitals dieselbe und ebenso die Rate des Mehr- werts, so bleibt die Profitrate unver„ndert, so daá bei verdop- peltem Kapital die Profitmasse sich verdoppelt. Ebenso bleibt un- ter den angenommenen Verh„ltnissen die Rentrate dieselbe. Wenn ein Kapital von 1000 Pfd.St. eine Rente von x, wirft unter den vorausgesetzten Umst„nden eines von 2000 Pfd.St. eine Rente von 2x ab. Aber mit Bezug auf die Bodenfl„che berechnet, die unver„n- dert geblieben ist, da der Annahme nach das doppelte Kapital in demselben Feld arbeitet, ist infolge des Steigens der Masse der Rente auch ihre H”he gestiegen. Derselbe Acre, der 2 Pfd.St. Rente einbrachte, bringt jetzt 4 Pfd.St. 41) --- 41) Es ist eins der Verdienste von Rodbertus, auf dessen bedeu- tende Schrift ber die Rente wir in Buch IV zurckkommen 1*), diesen Punkt entwickelt zu haben. Er begeht nur den Irrtum, er- stens zu unterstellen, daá beim Kapital das Wachsen des Profits ---- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 7-102, 139-151 #787# 46. Kapitel - Baustellenrente. Bergwerkrente. Bodenpreis ----- Das Verh„ltnis eines Teils des Mehrwerts, der Geldrente - denn das Geld ist der selbst„ndige Ausdruck des Werts - zum Boden ist an sich abgeschmackt und irrationell; denn es sind inkommensu- rable Gr”áen, die hier aneinander gemessen werden, ein bestimmter Gebrauchswert, Bodenstck von soundso viel Quadratfuá auf der einen Seite, und Wert, speziell Mehrwert auf der andern. Es drckt dies in der Tat nichts aus, als daá unter den gegebnen Verh„ltnissen das Eigentum an den Quadratfáen Boden den Grundei- gentmer bef„higt, ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit ab- zufangen, die das in den Quadratfáen wie ein Schwein in den Kar- toffeln whlende Kapital (hier steht im Ms. in Klammern, aber durchstrichen: Liebig) realisiert hat. Prima facie ist der Aus- druck aber derselbe, als wollte man vorn Verh„ltnis einer Fnf- pfundnote zum Durchmesser der Erde sprechen. Die Vermittlungen der irrationellen Formen, worin bestimmte ”konomische Verh„lt- nisse erscheinen und sich praktisch zusammenfassen, gehn die praktischen Tr„ger dieser Verh„ltnisse in ihrem Handel und Wandel jedoch nichts an; und da sie gewohnt sind, sich darin zu bewegen, findet ihr Verstand nicht im geringsten Anstoá daran. Ein voll- kommner Widerspruch hat durchaus nichts Geheimnisvolles fr sie. In den dem innern Zusammenhang entfremdeten und, fr sich iso- liert genommen, abgeschmackten Erscheinungsformen fhlen sie sich ebenfalls so zu Haus wie ein Fisch im Wasser. Es gilt hier, was Hegel mit Bezug auf gewisse mathematische Formeln sagt, daá, was der gemeine Menschenverstand irrationell findet, das Rationelle, und sein Rationelles die Irrationalit„t selbst ist. [107] Mit Bezug auf die Bodenfl„che selbst betrachtet, drckt sich also das Steigen in der Masse der Rente aus, ganz wie ein Steigen in der Rate der Rente, und daher die Verlegenheit, wenn die Bedin- gungen, die den einen Fall erkl„ren wrden, bei dem andern feh- len. --- sich stets auch als Wachsen des Kapitals ausdrcke, so daá das Verh„ltnis bei steigender Masse des Profits dasselbe bleibe. Dies ist jedoch falsch, da bei ver„nderter Zusammensetzung des Kapi- tals, trotz gleichbleibender Exploitation der Arbeit, die Pro- fitrate steigen kann, gerade weil der proportionelle Wert des konstanten Teils des Kapitals verglichen mit seinem variablen f„llt. - Zweitens begeht er den Irrtum, dies Verh„ltnis der Geld- rente zu einem quantitativ bestimmten Bodenstck, einem Acre Lan- des z.B., als etwas zu behandeln, das von der klassischen ™kono- mie bei ihren Untersuchungen ber Steigen oder Fallen der Rente berhaupt unterstellt sei. Dies ist wieder falsch. Sie behandelt die Rate der Rente stets, soweit sie die Rente in ihrer Natural- forrn betrachtet, in bezug auf das Produkt, und soweit sie die- selbe als Geldrente betrachtet, in bezug auf das vorgeschoáne Ka- pital, weil dies in der Tat die rationellen Ausdrcke sind. #788# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Der Bodenpreis kann aber auch steigen, selbst wenn der Preis des Bodenprodukts abnimmt. In diesem Fall kann sich durch weitre Differenzierung die Diffe- rentialrente, und daher der Bodenpreis, der bessern L„ndereien vermehrt haben. Oder wenn dies nicht der Fall ist, kann bei ver- mehrter Produktivkraft der Arbeit der Preis des Bodenprodukts ge- fallen sein, so daá aber die vermehrte Produktion dies mehr als aufwiegt. Nimm an, das Quarter habe 60 sh. gekostet. Werden von demselben Acre mit demselben Kapital 2 qrs. statt einem produ- ziert, und das qr. falle auf 40 sh., so bringen 2 qrs. 80 sh., so daá der Wert des Produkts desselben Kapitals auf demselben Acre um ein Drittel gestiegen, obgleich der Preis per qr. um ein Drit- tel gefallen ist. Wie dies m”glich, ohne daá das Produkt ber seinem Produktionspreis oder Wert verkauft wird, wurde bei der Differentialrente entwickelt. Es ist in der Tat nur in zwei Arten m”glich. Entweder schlechter Boden wird auáer Konkurrenz gesetzt, aber der Preis des bessern Bodens w„chst, wenn die Differential- rente w„chst, die allgemeine Verbesserung also ungleichm„áig auf die verschiednen Bodenarten wirkt. Oder auf dem schlechtesten Bo- den drckt sich derselbe Produktionspreis (und derselbe Wert, falls absolute Rente gezahlt wird) wegen gesteigerter Produktivi- t„t der Arbeit in gr”árer Masse Produkt aus. Das Produkt stellt nach wie vor denselben Wert dar, aber der Preis seiner aliquoten Teile ist gefallen, w„hrend ihre Anzahl sich vermehrt hat. Wenn dasselbe Kapital angewandt, ist dies unm”glich; denn in diesem Fall drckt sich stets derselbe Wert in jeder beliebigen Menge Produkt aus. Es ist aber m”glich, wenn ein Kapitalzuschuá gemacht worden ist fr Gips, Guano etc., kurz, fr Verbesserungen, deren Wirkung sich ber mehrere Jahre erstreckt. Die Bedingung ist, daá der Preis des einzelnen qr. zwar f„llt, aber nicht in demselben Verh„ltnis, wie die Zahl der qrs. w„chst. III. Diese verschiednen Bedingungen des Steigens der Rente und daher des Bodenpreises berhaupt oder fr einzelne Bodenarten k”nnen z.T. konkurrieren, z.T. schlieáen sie einander aus und k”nnen nur abwechselnd wirken. Es folgt aber aus dem Entwickel- ten, daá aus einem Steigen des Bodenpreises nicht ohne weiteres auf ein Steigen der Rente und daá aus einem Steigen der Rente, welches immer ein Steigen des Bodenpreises nach sich zieht, nicht ohne weiteres auf ein Steigen der Bodenprodukte geschlossen wer- den kann. 42) --- --- 42) šber Fallen der Bodenpreise bei Steigen der Rente als Tatsa- che siehe Passy. #789# 46. Kapitel - Baustellenrente. Bergwerksrente. Bodenpreis ----- Statt auf die wirklichen naturgem„áen Ursachen der Ersch”pfung des Bodens zurckzugehn, welche brigens s„mtlichen ™konomen, die ber Differentialrente geschrieben haben, unbekannt waren wegen des Zustands der Agrikulturchemie zu ihrer Zeit, ist die flache Auffassung zu Hilfe genommen worden, daá man nicht jede beliebige Masse Kapital in einem r„umlich begrenzten Feld anlegenkann; wie z.B. die "Edinburgh Review" 1*) dem Richard Jones entgegenhielt, daá man nicht ganz England durch Bebauung von Soho Square fttern kann. [108] Wenn dies als ein besondrer Nachteil der Agrikultur angesehn wird, so ist gerade das Umgekehrte wahr. Es k”nnen hier sukzessive Kapitalanlagen fruchtbringend angelegt werden, weil die Erde selbst als Produktionsinstrument wirkt, was bei einer Fabrik, wo sie nur als Unterlage, als Platz, als r„umliche Opera- tionsbasis fungiert, nicht oder nur innerhalb sehr enger Grenzen der Fall ist. Man kann zwar und dies tut die groáe Industrie - in einem, verglichen mit dem parzellierten Handwerk, kleinen Raum eine groáe Produktionsanlage konzentrieren. Aber, die Entwick- lungsstufe der Produktivkraft gegeben, ist immer ein bestimmter Raum erforderlich, und das Bauen in die H”he hat auch seine be- stimmten praktischen Grenzen. šber diese hinaus erfordert Ausdeh- nung der Produktion auch Erweiterung des Bodenraums. Das in Ma- schinen usw. angelegte fixe Kapital verbessert sich nicht durch den Gebrauch, sondern verschleiát im Gegenteil. Infolge neuer Er- findungen k”nnen auch hier einzelne Verbesserungen angebracht werden, aber die Entwicklung der Produktivkraft als gegeben vor- ausgesetzt, kann sich die Maschine nur verschlechtern. Bei ra- scher Entwicklung der Produktivkraft muá die ganze alte Maschine- rie durch vorteilhaftere ersetzt werden, also verlorengehn. Die Erde dagegen, richtig behandelt, verbessert sich fortw„hrend. Der Vorzug der Erde, daá sukzessive Kapitalanlagen Vorteil bringen k”nnen, ohne daá die frhern verlorengehn, schlieát zugleich die M”glichkeit der Ertragsdifferenz dieser sukzessiven Kapitalanla- gen ein. ----- 1*) 1. Auflage: "Westminster Review" #790# ----- SIEBENUNDVIERZIGSTES KAPITEL Genesis der kapitalistischen Grundrente I. Einleitendes Man muá sich klarmachen, worin eigentlich die Schwierigkeit der Behandlung der Grundrente, vom Standpunkt der modernen ™konomie, als des theoretischen Ausdrucks der kapitalistischen Produktions- weise besteht. Dies ist selbst von einer groáen Anzahl neuerer Schriftsteller immer noch nicht begriffen worden, wie jeder er- neuerte Versuch, die Grundrente neuzu erkl„ren, beweist. Die Neu- heit besteht hier fast immer in dem Rckfall in l„ngst berwundne Standpunkte. Die Schwierigkeit besteht nicht darin, das vom agri- kolen Kapital erzeugte Mehrprodukt und den ihm entsprechenden Mehrwert berhaupt zu erkl„ren. Diese Frage ist vielmehr gel”st in der Analyse des Mehrwerts, den alles produktive Kapital er- zeugt, in weicher Sph„re immer es angelegt sei. Die Schwierigkeit besteht darin, nachzuweisen, woher nach Ausgleichung des Mehr- werts unter den verschiednen Kapitalen zum Durchschnittsprofit, zu einem ihren verh„ltnism„áigen Gr”áen entsprechenden proportio- nellen Anteil an dem Gesamtmehrwert, den das gesellschaftliche Kapital in allen Produktionssph„ren zusammen erzeugt hat, woher nach dieser Ausgleichung, nach der scheinbar bereits stattgehab- ten Verteilung alles Mehrwerts, der berhaupt zu verteilen ist, woher da noch der berschssige Teil dieses Mehrwerts stammt, den das im Boden angelegte Kapital unter der Form der Grundrente an den Grundeigentmer zahlt. Ganz abgesehn von den praktischen Mo- tiven, welche den modernen ™konomen als Wortfhrer des industri- ellen Kapitals gegen das Grundeigentum zur Untersuchung dieser Frage stachelten - Motive, die wir in dem Kapitel ber die Ge- schichte der Grundrente n„her andeuten werden -, war die Frage fr sie als Theoretiker von entscheidendem Interesse. Zugeben, daá die Erscheinung der Rente fr das im Ackerbau angelegte Kapi- tal aus einer besondren Wirkung der Anlagesph„re selbst, aus #791# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- der Erdkruste als solcher angeh”rigen Eigenschaften stamme - das hieá verzichten auf den Wertbegriff selbst, also verzichten auf jede M”glichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis auf diesem Gebiet. Selbst die einfache Wahrnehmung, daá die Rente aus dem Preise des Bodenprodukts bezahlt wird was selbst da stattfindet, wo sie in Naturalform gezahlt wird, wenn der P„chter seinen Produktions- preis herausschlagen soll -, zeigte die Abgeschmacktheit, den šberschuá dieses Preises ber den gew”hnlichen Produktionspreis, also die relative Teuerkeit des Ackerbauprodukts aus dem šber- schuá der naturwchsigen Produktivit„t der agrikolen Industrie ber die Produktivit„t der andern Industriezweige zu erkl„ren; da umgekehrt, je produktiver die Arbeit, desto wohlfeiler jeder ali- quote Teil ihres Produkts, weil desto gr”áer die Masse der Ge- brauchswerte, worin dasselbe Quantum Arbeit, also derselbe Wert sich darstellt. Die ganze Schwierigkeit in der Analyse der Rente bestand also darin, den šberschuá des agrikolen Profits ber den Durchschnittsprofit zu erkl„ren, nicht den Mehrwert, sondern den dieser Produktionssph„re eigentmlich'en berschssigen Mehrwert, also auch nicht das "Nettoprodukt", sondern den šberschuá dieses Nettoprodukts ber das Nettoprodukt der andren Industriezweige. Der Durchschnittsprofit selbst ist ein Produkt, eine Bildung des unter ganz bestimmten historischen Produktionsverh„ltnissen vor sich gehenden sozialen Lebensprozesses, ein Produkt, das, wie wir gesehn haben, sehr weitl„uftige Vermittlung voraussetzt. Um šber- haupt von einem šberschuá ber den Durchschnittsprofit sprechen zu k”nnen, muá dieser Durchschnittsprofit selbst als Maástab und, wie es in der kapitalistischen Produktionsweise der Fall ist, als Regulator der Produktion berhaupt hergestellt sein. In Gesell- schaftsformen also, wo es noch nicht das Kapital ist, das die Funktion vollzieht, alle Mehrarbeit zu erzwingen und allen Mehr- wert in erster Hand sich selbst anzueignen, wo also das Kapital sich die gesellschaftliche Arbeit noch nicht oder nur sporadisch subsumiert hat, kann von der Rente im modernen Sinn, von der Rente als einem šberschuá ber den Durchschnittsprofit, d.h. ber den proportionellen Anteil jedes Einzelkapitals an dem vom ge- sellschaftlichen Gesamtkapital produzierten Mehrwert, berhaupt nicht die Rede sein. Es zeigt die Naivet„t z.B. des Herrn Passy (siehe weiter unten), wenn er schon im Urzuetand von Rente spricht als von šberschuá ber den Profit - ber eine historisch bestimmte gesellschaftliche Form des Mehrwerts, die also nach Herrn Passy so ziemlich auch ohne Gesellschaft existieren kann. [109] Fr die „ltern ™konomen, die berhaupt mit der Analyse der, zu ihrer Zeit noch unentwickelten, kapitalistischen Produktionsweise erst beginnen, #792# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- bot die Analyse der Rente entweder berhaupt keine Schwierigkeit oder doch Schwierigkeit ganz andrer Art. Petty, Cantillon, šber- haupt die der Feudalzeit n„her stehenden Schriftsteller nehmen die Grundrente als die normale Form des Mehrwerts berhaupt an [110], w„hrend der Profit ihnen noch unbestimmt mit dem Arbeits- lohn zerflieát oder h”chstens als ein vorn Kapitalisten dem Grundeigentmer abgepreáter Teil dieses Mehrwerts erscheint. Sie gehn also von einem Zustand aus, wo erstens die agrikole Bev”lke- rung noch den weit berwiegenden Teil der Nation ausmacht und wo zweitens der Grundeigentmer noch als die Person erscheint, die in erster Hand die berschssige Arbeit der unmittelbaren Produ- zenten vermittelst des Monopols des Grundeigentums sich aneignet, wo also das Grundeigentum auch noch als die Hauptbedingung der Produktion erscheint. Fr sie konnte eine Fragestellung noch nicht existieren, die umgekehrt, vom Standpunkt der kapitalisti- schen Produktionsweise aus, zu erforschen sucht, wie das Grundei- gentum es fertigbringt, dem Kapital einen Teil des von diesem produzierten (d. h. den unmittelbaren Produzenten ausgepreáten) und in erster Hand bereits angeeigneten Mehrwerts wieder zu ent- ziehn. Bei den P h y s i o k r a t e n ist die Schwierigkeit schon andrer Natur. Als in der Tat die ersten systematischen Dolmet- scher des Kapitals, suchen sie die Natur des Mehrwerts berhaupt zu analysieren. Die Analyse f„llt fr sie zusammen mit der Ana- lyse der Rente, der einzigen Form, worin der Mehrwert fr sie existiert. Das Rente tragende oder agrikole Kapital ist fr sie daher das einzige Mehrwert erzeugende Kapital und die von ihm in Bewegung gesetzte agrikole Arbeit die allein Mehrwert setzende, also vom kapitalistischen Standpunkt aus ganz richtig die einzige produktive Arbeit. Die Erzeugung von Mehrwert gilt ihnen ganz richtig als das Bestimmende. Sie haben, von andren in Buch IV 1*) auseinanderzusetzenden Verdiensten abgesehn, zun„chst das groáe Verdienst, von dem allein in der Zirkulationssph„re fungierenden Handelskapital zurckzugehn zum produktiven Kapital, im Gegensatz zum Merkantilsystem, das in seinem groben Realismus, die eigent- liche Vulg„r”konomie jener Zeit bildet, vor deren praktischen In- teressen die Anf„nge wissenschaftlicher Analyse durch Petty und seine Nachfolger ganz in den Hintergrund gedr„ngt waren. Beil„u- fig handelt es sich hier, bei der Kritik des Merkantilsystems, nur um seine Anschauungen von Kapital und Mehrwert. Es ist schon frher 2*) bemerkt worden, daá das ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 1. Teil, S. 10-33, 272-307, 342-344 - 2*) siehe Band 13 unserer Ausgabe S. 133/134 #793# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- Monetarsystem die Produktion fr den Weltmarkt und die Verwand- lung des Produkts in Ware, daher in Geld, richtig als Vorausset- zung und Bedingung der kapitalistischen Produktion verkndet. In seiner Fortsetzung im Merkantilsystem entscheidet nicht mehr die Verwandlung des Warenwerts in Geld, sondern die Erzeugung von Mehrwert, aber vom begriffslosen Standpunkt der Zirkulations- sph„re aus und zugleich so, daá dieser Mehr. wert sich darstellt in Surplusgeld, im šberschuá der Handelsbilanz. Es ist aber zugleich das die interessierten Kaufleute und Fabrikanten von da- mals richtig Charakterisierende und das der Periode der kapitali- stischen Entwicklung, die sie darstellen, Ad„quate darin, daá es bei der Verwandlung der feudalen Ackerbaugesellschaften in indu- strielle und bei dem entsprechenden industriellen Kampf der Na- tionen auf dem Weltmarkt auf eine beschleunigte Entwicklung des Kapitals ankommt, die nicht auf dem sog. naturgem„áen Weg, son- dern durch Zwangsmittel zu erreichen ist. Es macht einen gewalti- gen Unterschied, ob das nationale Kapital allm„hlich und langsam sich in industrielles verwandelt oder ob diese Verwandlung zeit- lich beschleunigt wird durch die Steuer, die sie vermittelst der Schutzz”lle haupts„chlich auf Grundeigentmer, Mittel- und Klein- bauern und Handwerk legen, durch die beschleunigte Expropriation der selbst„ndigen unmittelbaren Produzenten, durch gewaltsam be- schleunigte Akkumulation und Konzentration der Kapitale, kurz, durch beschleunigte Herstellung der Bedingungen der kapitalisti- schen Produktionsweise. Es macht zugleich enormen Unterschied in der kapitalistischen und industriellen Exploitation der natrli- chen nationalen Produktivkraft. Der nationale Charakter des Mer- kantilsystems ist daher nicht bloáe Phrase im Munde seiner Wort- fhrer. Unter dem Vorwand, sich nur mit dem Reichtum der Nation und den Hilfsquellen des Staats zu besch„ftigen, erkl„ren sie in der Tat die Interessen der Kapitalistenklasse und die Bereiche- rung berhaupt fr den letzten Staatszweck und proklamieren sie die brgerliche Gesellschaft gegen den alten berirdischen Staat. Aber zugleich ist das Bewuátsein vorhanden, daá die Entwicklung der Interessen des Kapitals und der Kapitalistenklasse, der kapi- talistischen Produktion, die Basis der nationalen Macht und des nationalen šbergewichts in der modernen Gesellschaft geworden ist. Es ist ferner das Richtige bei den Physiokraten, daá in der Tat alle Produktion von Mehrwert, also auch alle Entwicklung des Ka- pitals, der natrlichen Grundlage nach, auf der Produktivit„t der agrikolen Arbeit beruht. Wenn die Menschen berhaupt nicht f„hig, in einem Arbeitstag mehr Lebensmittel, also im engsten Sinn mehr Ackerbauprodukte zu erzeugen, #794# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- als jeder Arbeiter zu seiner eignen Reproduktion bedarf, wenn die t„gliche Verausgabung seiner ganzen Arbeitskraft nur dazu hin- reicht, die zu seinem individuellen Bedarf unentbehrlichen Le- bensmittel herzustellen, so k”nnte berhaupt weder von Mehrpro- dukt noch von Mehrwert die Rede sein. Eine ber das individuelle Bedrfnis des Arbeiters hinausgehende Produktivit„t der agrikolen Arbeit ist die Basis aller Gesellschaft und ist vor allem die Ba- sis der kapitalistischen Produktion, die einen immer wachsenden Teil der Gesellschaft von der Produktion der unmittelbaren Le- bensmittel losll”st und sie, Wie Steuart sagt [111], in free hands 1*) verwandelt, sie zur Exploitation in andren Sph„ren dis- ponibel macht. Was soll man aber zu neuern ”konomischen Schriftstellern wie Daire, Passy etc. sagen, welche am Lebensabend der ganzen klassi- schen ™konomie, ja am Sterbebett derselben, die ursprnglichsten Vorstellungen ber die Naturbedingungen der Mehrarbeit und daher des Mehrwerts berhaupt wiederholen und damit etwas Neues und Schlagendes ber die Grundrente vorzubringen glauben [112], nach- dem diese Grundrente l„ngst als eine besondre Form und ein spezi- fischer Teil des Mehrwerts entwickelt ist? Es charakterisiert eben die Vulg„r”konomie, daá sie das, was in einer bestimmten berlebten Entwicklungsstufe neu, originell, tief und berechtigt war, zu einer Zeit wiederholt, wo es platt, abgestanden und falsch ist. Sie bekennt damit, daá sie auch nicht einmal eine Ah- nung ber die Probleme besitzt, die die klassische ™konomie be- sch„ftigt haben. Sie verwechselt sie mit Fragen, wie sie nur auf einem niedrigem Standpunkt der Entwicklung der brgerlichen Ge- sellschaft gestellt werden konnten. Ebenso verh„lt es sich mit ihrem rastlosen und selbstgef„lligen Wiederk„uen der physiokrati- schen S„tze ber den Freihandel. Diese S„tze haben l„ngst alles und jedes theoretische Interesse verloren, sosehr sie diesen oder jenen Staat praktisch interessieren m”gen. Bei der eigentlichen Naturalwirtschaft, wo gar kein oder nur ein sehr unbedeutender Teil des agrikolen Produkts in den Zirkulati- onsprozeá eintritt und selbst nur ein relativ unbedeutender Teil des Teils des Produkts, der die Revenue des Grundeigentmers dar- stellt, wie z.B. auf vielen altr”mischen Latifundien, wie auf den Villen Karls des Groáen, und wie (sieh Vinard, "Histoire du tra- vail") mehr oder weniger w„hrend des ganzen Mittelalters, besteht das Produkt und das Mehrprodukt der groáen Gter keineswegs bloá aus den Produkten der agrikolen Arbeit. Es umfaát ebensowohl die Produkte der industriellen Arbeit. H„usliche Handwerks- und ----- 1*) freie H„nde; 1. Auflage: free heads (freie K”pfe) #795# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- Manufakturarbeit, als Nebenbetrieb des Ackerbaus, der die Basis bildet, ist die Bedingung der Produktionsweise, worauf diese Na- turalwirtschaft beruht, im europ„ischen Altertum und Mittelalter sowohl wie noch heutzutage in der indischen Gemeinde, wo deren traditionelle Organisation noch nicht zerst”rt ist. Die kapitali- stische Produktionsweise hebt diesen Zusammenhang v”llig auf; ein Prozeá, den man im groáen namentlich w„hrend des letzten Drittels des 18. Jahrhunderts in England studieren kann. K”pfe, die in mehr oder minder halb feudalen Gesellschaften aufgewachsen waren, Herrenschwand z.B., betrachten noch Ende des 18. Jahrhunderts diese Trennung von Ackerbau und Manufaktur als tollkhnes gesell- schaftliches Wagstck, als eine unbegreiflich riskierte Existenz- weise. Und selbst in den Ackerbauwirtschaften des Altertums, die die meiste Analogie mit der kapitalistischen Landwirtschaft zei- gen, in Karthago und Rom, ist die Žhnlichkeit gr”áer mit der Plantagenwirtschaft als mit der der wirklich kapitalistischen Ex- ploitationsweise entsprechenden Form. 42)[a] Eine formelle Analo- gie, die aber auch in allen wesentlichen Punkten durchaus als T„uschung erscheint fr den, der die kapitalistische Produktions- weise begriffen hat und der nicht etwa wie Herr Mommsen 43) in jeder Geldwirtschaft auch schon kapitalistische Produktionsweise entdeckt - eine formelle Analogie findet sich im Altertum im kon- tinentalen Italien berhaupt nicht, sondern nur etwa in Sizilien, weil dies als agrikoles Tributland fr Rom existierte, der Acker- bau daher wesentlich auf den Export gerichtet war. Hier finden sich P„chter im modernen Sinn. Eine unrichtige Auffassung der Natur der Rente basiert auf dem Umstand, daá aus der Naturalwirtschaft des Mittelalters her, und ganz den Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise wider- sprechend, die Rente in Naturalform zum Teil in den Zehnten der Kirche, zum Teil als Kuriosit„t, durch alte Kontrakte verewigt, sich in die moderne Zeit her- 42[a] A. Smith hebt hervor, wie zu seiner Zeit (und dies gilt auch fr die unsrige mit Bezug auf die Plantagenwirtschaft in tropischen und subtropischen L„ndern) Rente und Profit sich noch nicht geschieden haben [113], indem der Grundeigentrner zugleich der Kapitalist ist, wie Cato es z.B. auf seinen Gtern war. Diese Scheidung ist aber gerade die Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, mit deren Begriff die Basis der Sklaverei zudem berhaupt im Widerspruch steht. 43) Herr Mommsen in seiner "R”mischen Geschichte" faát das Wort Kapitalist durchaus nicht im Sinn der modernen ™konomie und der modernen Gesellschaft, sondern in der Weise der popul„ren Vor- stellung, wie sie nicht in England oder Amerika, sondern auf dem Kontinent als altertmliche Tradition vergangner Zust„nde noch fortwuchert. #796# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- bergeschleppt hat. Es gewinnt dadurch den Anschein, daá die Rente nicht aus dem Preis des Agrikulturprodukts, sondern aus seiner Masse entspringt, also nicht aus gesellschaftlichen Ver- h„ltnissen, sondern aus der Erde. Wir haben schon frher gezeigt, daá, obgleich der Mehirwert sich in einem Surplusprodukt dar- stellt, nicht umgekehrt ein Surplusprodukt im Sinn einer bloáen Zunahme der Masse des Produkts, einen Mehrwert darstellt. Es kann ein Minus von Wert darstellen. Die Baumwollindustrie máte sonst 1860, verglichen mit 1840, einen enormen Mehrwert darstellen, w„hrend im Gegenteil der Preis des Garns gefallen ist. Die Rente kann infolge einer Reihe von Miájahren enorm wachsen, weil der Preis des Getreides steigt, obgleich dieser Surpluswert sich in einer absolut abnehmenden Masse von teurerem Weizen darstellt. Umgekehrt, infolge einer Reihe fruchtbarer Jahre kann die Rente sinken, weil der Preis sinkt, obgleich die gesunkene Rente sich in einer gr”áern Masse wohlfeilern Weizens darstellt. Zun„chst ist nun zu bemerken ber die Produktenrente, daá sie bloáe, aus einer verlebten Produktionsweise herbergeschleppte und als Ruine ihr Dasein fristende Tradition ist, deren Widerspruch mit der ka- pitalistischen Produktionsweise sich darin zeigt, daá sie aus den Privatkontrakten von selbst verschwand und daá sie da, wo die Ge- setzgebung eingreifen konnte, wie bei den Kirchenzehnten in Eng- land, gewaltsam als Inkongruit„t abgeschtteit wurde. [114] Zwei- tens aber, wo sie auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise fortexistierte, war sie nichts und konnte nichts andres sein als ein mittelalterlich verkleideten Ausdruck der Geldrente. Das qr. Weizen steht z.B. auf 40 sh. Von diesem qr. muá ein Teil den in ihm enthaltnen Arbeitslohn ersetzen und verkauft werden, um ihn von neuem auslegen zu k”nnen; ein andrer Teil muá verkauft wer- den, um den auf ihn fallenden Teil der Steuern zu zahlen. Aussaat und ein Teil des Dngers selbst gehn da, wo die kapitalistische Produktionsweise und mit ihr die Teilung der gesellschaftlichen Arbeit entwickelt ist, als Waren in die Reproduktion ein, mssen also zum Ersatz gekauft werden; und es muá wieder ein Teil des qr. verkauft werden, um das Geld hierfr zu liefern. Soweit sie nicht wirklich als Ware gekauft werden mssen, sondern aus dem Produkt selbst in natura entnommen werden, um von neuem als Pro- duktionsbedingungen in seine Reproduktion einzugehn - wie dies nicht nur im Ackerbau, sondern in vielen Produktionszweigen ge- schieht, die konstantes Kapital produzieren -, gehn sie in die Rechnung, in Rechengeld ausgedruckt, ein und kommen als Bestand- teile des Kostpreises in Abzug. Der Verschleiá der Maschinerie und des fixen Kapitals berhaupt muá in Geld ersetzt werden. End- lich kommt der Profit, der auf die Summe dieser, in wirklichem #797# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- Geld oder in Rechengeld ausgedrckten Kosten berechnet ist. Die- ser Profit stellt sich in einem bestimmten Teil des Bruttopro- dukts dar, der durch seinen Preis bestimmt ist. Und der Teil, der dann brigbleibt, bildet die Rente. Ist die kontraktliche Produk- tenrente gr”áer als dieser durch den Preis bestimmte Rest, so bildet sie keine Rente, sondern ist Abzug vom Profit. Wegen die- ser M”glichkeit schon ist die Produktenrente, die dem Preis des Produkts nicht folgt, die also mehr oder weniger betragen kann als die wirkliche Rente und die daher nicht nur einen Abzug vom Profit, sondern auch von Bestandteilen des Kapitalersatzes bilden kann, eine veraltete Form. In der Tat ist diese Produktenrente, soweit sie nicht dem Namen, sondern der Sache nach Rente ist, ausschlieálich bestimmt durch den šberschuá des Preises des Pro- dukts ber seine Produktionskosten. Nur unterstellt sie diese va- riable Gr”áe als eine konstante. Aber es ist eine so anheimelnde Vorstellung, daá das Produkt in natura erstens hinreicht, die Ar- beiter zu ern„hren, dann dem kapitalistischen P„chter mehr Nah- rung zu lassen als er braucht, und daá der šberschuá darber die natrliche Rente bildet. Ganz wie wenn ein Kattunfabrikant 200 000 Ellen fabriziert. Diese Ellen reichen nicht nur hin, seine Arbeiter zu kleiden, seine Frau und alle seine Nachkommen- schaft und ihn selbst mehr als zu kleiden, ihm auáerdem noch Kat- tun zum Verkauf zu lassen und endlich eine gewaltige Rente in Kattun zu zahlen. Die Sache ist so einfach! Man ziehe von 200 000 Ellen Kattun die Produktionskosten ab, und es muá ein šberschuá von Kattun als Rente bleiben. Von 200 000 Ellen Kattun z.B. die Produktionskosten von 10 000 Pfd.St. abziehn, ohne den Verkaufs- preis des Kattuns zu kennen, von Kattun Geld abziehn, von einem Gebrauchswert als solchem einen Tauschwert, und dann den šber- schuá der Ellen Kattun ber die Pfunde Sterling bestimmen, ist in der Tat eine naive Vorstellung. Es ist schlimmer als die Quadra- tur des Zirkels, der wenigstens der Begriff der Grenzen, in denen gerade Linie und Kurve verschwimmen, zugrunde liegt. Aber es ist das Rezept des Herrn Passy. Man ziehe Geld von Kattun ab, bevor der Kattun im Kopf oder in der Wirklichkeit in Geld verwandelt ist! Der šberschuá ist die Rente, die aber naturaliter (siehe z. B. Karl Arndt [115]) und nicht durch "sophistische" Teufeleien handgegriffen werden soll! Auf diese Narrheit, den Abzug des Pro- duktionspreises von soundso viel Scheffeln Weizen, die Subtrak- tion einer Geldsumme von einem Kubikmaá, konunt diese ganze Re- stauration der Naturalrente hinaus. #798# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- II. Die Arbeitsrente Betrachtet man die Grundrente in ihrer einfachsten Form, der A r b e i t s r e n t e, wo der unmittelbare Produzent einen Teil der Woche mit faktisch oder juristisch hin geh”rigen Ar- beitswerkzeugen (Pflug, Vieh etc.) den ihm faktisch geh”rigen Bo- den bestellt und die andern Tage der Woche auf dem Gute des Grundherrn arbeitet, fr den Grundherrn, unentgeltlich, so ist hier die Sache noch ganz klar, Rente und Mehrwert sind hier iden- tisch. Die Rente, nicht der Profit, ist die Form, worin sich hier die unbezahlte Mehrarbeit ausdrckt. Wieweit der Arbeiter (self- sustaining serf 1*)) hier einen šberschuá ber seine unentbehrli- chen SubsistenzmitteI gewinnen kann, also einen šberschuá ber das, was wir in der kapitalistischen Produktionsweise den Ar- beitslohn nennen wrden, dies h„ngt bei sonst gleichbleibenden Umst„nden ab von dem Verh„ltnis, worin seine Arbeitszeit sich teilt in Arbeitszeit fr ihn selbst und Fronarbeitszeit fr den Grundherrn. Dieser šberschuá ber die notwendigsten Subsistenz- mittel, der Keim dessen, was in der kapitalistischen Produktions- weise als Profit erscheint, ist also ganz und gar bestimmt durch die H”he der Grundrente, welche hier nicht nur unmittelbar unbe- zahlte Mehrarbeit ist, sondern auch als solche erscheint; unbe- zahlte Mehrarbeit fr den "Eigentmer" der Produktionsbedingun- gen, die hier mit dem Grund und Boden zusammenfallen und, soweit sie sich von ihm unterscheiden, nur als sein Zubeh”r gelten. Daá das Produkt des Fr”ners hier hinreichen muá, auáer seiner Subsi- stenz seine Arbeitsbedingungen zu ersetzen, ist ein Umstand, der in allen Produktionsweisen derselbe bleibt, da es kein Resultat ihrer spezifischen Form, sondern eine Naturbedingung aller konti- nuierlichen und reproduktiven Arbeit berhaupt, jeder fortgesetz- ten Produktion ist, die immer zugleich Reproduktion, also auch Reproduktion ihrer eignen Wirkungsbedingungen ist. Es ist ferner klar, daá in allen Formen, worin der unmittelbare Arbeiter Besit- zer' der zur Produktion seiner eignen Subsistenzmittel notwendi- gen Produktionsmittel und Arbeitsbedingungen bleibt, das Eigen- tumsverh„ltnis zugleich als unmittelbares Herrschafts- und Knechtschaftsverh„ltnis auftreten muá, der unmittelbare Produzent also als Unfreiler; eine Unfreiheit, die sich von der Leibeigen- schaft mit Fronarbeit bis zur bloáen Tributpflichtigkeit abschw„- chen kann. Der unmittelbare Produzent befindet sich hier der Vor- aussetzung nach im Besitz seiner eignen Produktionsmittel, der zur Verwirklichung seiner Arbeit und zur Erzeugung seiner Subsi- stenzmittel notwendigen ----- 1*) sich selbsterhaltender Leigener #799# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- gegenst„ndlich Arbeitsbedingungen; er betreibt seinen Ackerbau wie die damit verknpfte l„ndlich-h„usliche Industrie selbst„n- dig. Diese Selbst„ndigkeit ist nicht dadurch aufgehoben, daá, etwa wie in Indien, diese Kleinbauern unter sich ein mehr oder minder naturwchsiges Produktionsgemeinwesen bilden, da es sich hier nur von der Selbst„ndigkeit gegenber dem nominellen Grund- herrn handelt. Unter diesen Bedingungen kann ihnen die Mehrarbeit fr den nominellen Grundeigentmer nur durch auáer”konomischen Zwang abgepreát werden, welche Form dieser auch immer annehme. 44) Es unterscheidet sie dies von der Sklaven- oder Plantagen- wirtschaft, daá der Sklave hier mit fremden Produktionsbedingun- gen arbeitet und nicht selbst„ndig. Es sind also pers”nliche Ab- h„ngigkeitsverh„ltnisse n”tig, pers”nliche Unfreiheit, in welchem Grad immer, und Gefesseltsein an den Boden als Zubeh”r desselben, H”rigkeit im eigentlichen Sinn. Sind es nicht Privatgrundeigent- mer, sondern ist es wie in Asien der Staat, der ihnen direkt als Grundeigentmer und gleichzeitig Souver„n gegenbertritt, so fal- len Rente und Steuer zusammen, oder es existiert vielmehr dann keine von dieser Form der Grundrente verschiedne Steuer. Unter diesen Umst„nden braucht das Abh„ngigkeitsverh„ltnis politisch wie ”konomisch keine h„rtere Form zu besitzen als die ist, welche aller Untertanenschaft gegenber diesem Staat gemeinsam ist. Der Staat ist hier der oberste Grundherr. Die Souver„nit„t ist hier das auf nationaler Stufe konzentrierte Grundeigentum. Dafr exi- stiert dann aber auch kein Privatgrundeigentum, obgleich sowohl Privat- wie gemeinschaftlicher Besitz und Nutznieáung des Bodens. Die spezifische ”konomische Form, in der unbezahlte Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten ausgepumpt wird, bestimmt das Herrschafts- und Knechtschaftsverh„ltnis, wie es unmittelbar aus der Produktion selbst hervorw„chst und seinerseits bestimmend auf sie zurckwirkt. Hierauf aber grndet sich die ganze Gestaltung des ”konomischen, aus den Produktionsverh„ltnissen selbst hervor- wachsenden Gemeinwesens und damit zugleich seine spezifische po- litische Gestalt. Es ist jedesmal das unmittelbare Verh„ltnis der Eigentmer der Produktionsbedingungen zu den unmittelbaren Produ- zenten - ein Verh„ltnis, dessen jedesmalige Form stets naturgem„á einer bestimmten Entwicklungsstufe der Art und Weise der Arbeit und daher ihrer gesellschaftlichen Produktivkraft entspricht -, worin wir das innerste Geheimnis, die verborgne Grundlage der ganzen gesellschaftlichen --- 44) Nach Eroberung des Landes war immer das n„chste fr die Er- oberer, sich auch die Menschen anzueignen. Vgl. Linguet. [116] Siehe auch M”ser. #800# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Konstruktion und daher auch der politischen Form des Souver„ni- t„ts- und Abh„ngigkeitsverh„ltnisses, kurz, der jedesmaligen spe- zifischen Staatsform finden. Dies hindert nicht, daá dieselbe ”konomische Basis - dieselbe den Hauptbedingungen nach - durch zahllos verschiedne empirische Umst„nde, Naturbedingungen, Racen- verh„ltnisse, von auáen wirkende geschichtliche Einflsse usw., unendliche Variationen und Abstufungen In der Erscheinung zeigen kann, die nur durch Analyse dieser empirisch gegebnen Umst„nde zu begreifen sind. Mit Bezug auf die Arbeitsrente, die einfachste und ursprnglich- ste Form der Rente, ist soviel einleuchtend: Die Rente ist hier die ursprngliche Form des Mehrwerts und f„llt mit ihm zusammen. Ferner aber bedarf das Zusammenfallen des Mehrwerts mit unbezahl- ter fremder Arbeit hier keiner Analyse, da es noch in seiner sichtbaren, handgreiflichen Form existiert, denn die Arbeit des unmittelbaren Produzenten fr sich selbst ist hier noch r„umlich und zeitlich geschieden von seiner Arbeit fr den Grundherrn, und die letztre erscheint unmittelbar in der brutalen Form der Zwangsarbeit fr einen Dritten. Ebenso ist die "Eigenschaft", die der Boden hat, eine Rente abzuwerfen, hier auf ein handgreiflich offenkundiges Geheimnis reduziert, denn zu der Natur, die die Rente liefert, geh”rt auch die an den Boden gekettete menschliche Arbeitskraft und das Eigentumsverh„ltnis, das ihren Besitzer zwingt, diese Arbeitskraft anzustrengen und zu bet„tigen ber das Maá hinaus, welches zur Befriedigung seiner eignen unentbehrli- chen Bedrfnisse erheischt w„re. Die Rente besteht direkt in der Aneignung dieser berschssigen Verausgabung der Arbeitskraft durch den Grundeigentmer; denn weiter zahlt der unmittelbare Produzent diesem keine Rente. Hier, wo nicht nur Mehrwert und Rente identisch sind, sondern der Mehrwert handgreiflich noch die Form von Mehrarbeit besitzt, liegen denn auch die natrlichen Be- dingungen oder Schranken der Rente, weil der Mehrarbeit ber- haupt, auf flacher Hand. Der unmittelbare Produzent muá 1. genug Arbeitskraft besitzen und 2. die Naturbedingungen seiner Arbeit, in erster Instanz also des bearbeiteten Bodens, mssen fruchtbar genug sein, mit einem Wort, die naturwchsige Produktivit„t sei- ner Arbeit muá groá genug sein, damit ihm die M”glichkeit ber- schssiger Arbeit bleibe, ber die zur Befriedigung seiner eignen unentbehrlichen Bedrfnisse n”tige Arbeit hinaus. Diese M”glich- keit schafft nicht die Rente, dies tut erst der Zwang, der aus der M”glichkeit eine Wirklichkeit macht. Aber die M”glichkeit selbst ist an subjektive und objektive Naturbedingungen gebunden. Auch hierin liegt durchaus nichts Mysteri”ses. Ist die Arbeits- kraft klein und sind die Naturbedingungen der Arbeit drftig, so ist die Mehrarbeit #801# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistien Grundrente ----- klein, aber so sind dann auch einerseits die Bedrfnisse der Pro- duzenten, andterseits die relative Zahl der Ausbeuter der Mehrar- beit, endlich das Mehrprodukt, worin sich diese wenig ertr„gliche Mehrarbeit fr diese geringre Zahl von ausbeutenden Eigentmern verwirklicht. Endlich ergibt sich bei der Arbeitsrente von selbst, daá, alle andren Umst„nde als gleichbleibend vorausgesetzt, es ganz und gar abh„ngt von dem relativen Umfang der Mehr- oder Fronarbeit, wie- weit der unmittelbare Produzent f„hig sein wird, seine eigne Lage zu verbessern, sich zu bereichern, einen šberschuá ber die un- entbehrlichen Subsistenzmittel zu erzeugen, oder wenn wir die ka- pitalistische Ausdrucksweise antizipieren wollen, ob oder wieweit er irgendeinen Profit fr sich selbst, d.h. einen šberschuá ber seinen von ihm selbst produzierten Arbeitslohn produzieren kann. Die Rente ist hier die normale, alles absorbierende, sozusagen legitime Form der Mehrarbeit, und weit entfernt davon, ein šber- schuá ber den Profit, d.h. hier ber irgendeinen andern šber- schuá ber den Arbeitsl”hn zu sein, h„ngt nicht nur der Umfang eines solchen Profits, sondern selbst sein Dasein, bei sonst gleichen Umst„nden, ab von dem Umfang der Rente, d.h. der dem Ei- gentmer zwangsweise zu leistenden Mehrarbeit. Einige Historiker haben ihre Verwunderung darber ausgesprochen, daá, da der unmit- telbare Produzent nicht Eigentmer, sondern nur Besitzer ist und in der Tat de jure alle seine Mehrarbeit dem Grundeigentmer ge- h”rt, unter diesen Verh„ltnissen berhaupt eine selbst„ndige Ent- wicklung von Verm”gen und, relativ gesprochen, Reichtum auf sei- ten der Fronpflichtigen oder Leibeignen vor sich gehn kann. Es ist indes klar, daá in den naturwchsigen und unentwickelten Zu- st„nden, worauf dies gesellschaftliche Produktionsverh„ltnis und die ihm entsprechende Produktionsweise beruht, die Tradition eine berm„chtige Rolle spielen muá. Es ist ferner klar, daá es hier wie immer im Interesse des herrschenden Teils der Gesellschaft ist, das Bestehende als Gesetz zu heiligen und seine durch Ge- brauch und Tradition gegebnen Schranken als gesetzliche zu fixie- ren. Von allem andern abgesehn, macht sich dies brigens von selbst, sobald die best„ndige Reproduktion der Basis des beste- henden Zustandes, des ihm zugrunde liegenden Verh„ltnisses, im Lauf der Zeit geregelte und geordnete Form annimmt; und diese Re- gel und Ordnung ist selbst ein unentbehrliches Moment jeder Pr„- duktionsweise, die gesellschaftliche Festigkeit und Un. abh„ngig- keit von bloáem Zufall oder Willkr annehmen soll. Sie ist eben die Form ihrer gesellschaftlichen Befestigung und daher ihrer re- lativen Emanzipation von bloáer Willkr und bloáem Zufall. Sie erreicht diese Form bei stagnanten Zust„nden sowohl des Produkti- onsprozesses wie der #802# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- ihm entsprechenden gesellschaftlichen Verh„ltnisse durch die bloáe wiederholte Reproduktion ihrer selbst. Hat diese eine Zeit- lang gedauert, so befestigt sie sich als Brauch und Tradition und wird endlich geheiligt als ausdjrckliches Gesetz. Da nun die Form dieser Mehrarbeit, die Fronarbeit, auf der Unentwickeltheit aller gesellschaftlichen Pr,dukt'vkr„f te derarbeit, auf der Roheit der Arbeitsweise selbst beruht, muá sie'naturgem„á einen viel kleinern aliquoten Teil der Gesamtarbeit der unmittelbaren Produzenten wegnehmen als in entwickelten Produktionsweisen, und namentlich als in der kapitalistischen Produktion. Nehmen wir z.B. an, die Fronarbeit fr den Grundherrn sei ursprnglich zwei Tage der Woche gewesen. Diese zwei Tage w”chentlicher Fronarbeit stehn damit fest, sind eine konstante Gr”áe, gesetzlich reguliert durch Gewohnheitsrecht oder geschriebnes. Aber die Produktivit„t der brigen Wochentage, worber der unmittelbare Produzent selbst verfgt, ist eine variable Gr”áe, die sich im Fortgang seiner Er fahrung entwickeln muá, ganz wie die neuen Bedrfnisse, mit denen er bekannt wird, ganz wie die Ausdehnung des Markts fr sein Pro- dukt, die wachsende Sicherheit, mit der er ber diesen Teil sei- ner Arbeitskraft ver fgt, ihn zu erh”hter Anspannung seiner Ar- beitskraft spornen wird, wobei nicht zu vergessen, daá die Ver- wendung dieser Arbeitskraft keineswegs auf Ackerbau beschr„nkt ist, sondern l„ndliche Hausindustrie einschlieát. Die M”glichkeit einer gewissen ”konomischen Entwicklung, natrlich abh„ngig von der Gunst der Umst„nde, vom angebornen Racencharakter usw., ist hier gegeben. #802# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- III. Die Produktenrente Die Verwandlung der Arbeitsrente in Produktenrente „ndert, ”kono- misch gesprochen, nichts am Wesen der Grundrente. Dies besteht in den Formen, die wir hier betrachten, darin, daá sie die einzige herrschende und normale Form des Mehrwerts oder der Mehrarbeit ist; was sich wieder so ausdrckt, daá sie die einzige Mehrarbeit oder das einzige Mehrprodukt ist, welches der unmittelbare Produ- zent, der sich im B e s i t z der zu seiner eignen Reproduktion n”tigen Arbeitsbedingungen befindet, dem E i g e n t m e r der in diesem Zustand alles einbegreifenden Arbeitsbedingung, des Bodens, zu leisten hat; und daá es andrerseits nur der Boden ist, der ihm als in fremdem Eigentum befindliche, ihm gegenber ver- selbst„ndigte und im Grundeigentmer personifizierte Arbeitsbe- dingung gegenbertritt. Soweit die Produktenrente herrschende und weitest entwickelte Form der Grundrente ist, wird sie brigens stets noch mehr oder minder begleitet von šber #803# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- bleibseln der frhern Form, d.h. von Rente, die direkt in Arbeit abzutragen ist, also mit Frenarbeit, und dies gleichm„áig, ob der Grundherr eine Privatperson oder der Staat sei. Die Produkten- rente unterstellt einen h”hern Kulturzustand des unmittelbaren Produzenten, also eine h”here Entwicklungsstufe seiner Arbeit und der Gesellschaft berhaupt; und sie unterscheidet sich dadurch von der vorhergehenden Form, daá die Mehrarbeit nicht mehr in ih- rer Naturalgestalt, also auch nicht mehr unter direkter Aufsicht und Zwang des Grundherrn oder seiner Vertreter zu verrichten ist; vielmehr der unmittelbare Produzent, durch die Macht der Verh„lt- nisse statt durch direkten Zwang und durch die gesetzliche Be- stimmung statt durch die Peitsche angetrieben, unter seiner eig- nen Verantwortlichkeit sie zu leisten hat. Die Mehrproduktion, in dem Sinn der Produktion ber die unentbehrlichen Bedrfnisse des unmittelbaren Produzenten hinaus und innerhalb des ihm selbst faktisch zugeh”rigen Produktionsfeldes, des von ihm selbst ex- ploitierten Bodens, statt wie frher auf dem herrschaftlichen Gut neben und auáer dem seinigen, ist hier schon sich von selbst ver- stehende Regel geworden. In diesem Verh„ltnis verfgt der unmit- telbare Produzent mehr oder minder ber die Verwendung seiner ganzen Arbeitszeit, obgleich nach wie vor ein Teil dieser Ar- beitszeit, ursprnglich so ziemlich der ganze berschssige Teil derselben, dem Grundeigentmer unentgeltlich geh”rt; nur daá die- ser sie nicht mehr unmittelbar in ihrer eignen Naturalform emp- f„ngt, sondern in der Naturalform des Produkts, worin sie sich realisiert. Die l„stige und je nach der Regelung der Fronarbeit mehr oder minder st”rend eingreifende Unterbrechung durch die Ar- beit fr den Grundeigentmer (vergleiche Buch I, Kap. VIII, 2: Fabrikant und Bojar) f„llt weg, wo die Produktenrente rein ist, oder ist wenigstens auf wenige kurze Intervalle im Jahr redu- ziert, wo gewisse Fronden neben der Produktenrente fortdauern. Die Arbeit des Produzenten fr sich selbst und seine Arbeit fr den Grundeigentmer sind nicht mehr handgreiflich der Zeit und dem Raum nach geschieden. Diese Produktenrente in ihrer Reinheit, obgleich sie trmmerweise sich in weiter entwickelte Produktions- weisen und Produktionsverh„ltnisse fortschleppen kann, setzt nach wie vor Naturalwirtschaft voraus, d.h. daá die Wirtschaftsbedin- gungen ganz oder doch zum allergr”áten Teil auf der Wirtschaft selbst erzeugt, aus dem Bruttoprodukt derselben unmittelbar er- setzt und reproduziert werden. Sie setzt ferner voraus die Verei- nigung l„ndlicher Hausindustrie mit dem Ackerbau; das Mehrpro- dukt, welches die Rente bildet, ist das Produkt dieser vereinig- ten agrikol-industriellen Familienarbeit, ob nun, wie dies h„ufig im Mittelalter der Fall, die Produktenrente mehr oder minder in- dustrielle Produkte einschlieát oder #804# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- nur in der Form von eigentlichem Bodenprodukt geleistet wird. Bei dieser Form der Rente braucht die Produktenrente, worin sich die Mehrarbeit dar. stellt, keineswegs die ganze berschssige Arbeit der l„ndlichen Familie zu ersch”pfen. Dem Produzenten ist viel- mehr, verglichen mit der Arbeitsrente, ein gr”árer Spielraum ge- geben, um Zeit fr berschssige Arbeit zu gewinnen, deren Pro- dukt ihm selbst geh”rt, so gut wie das Produkt seiner Arbeit, das seine unentbehrlichsten Bedrfnisse befriedigt. Ebenso werden mit dieser Form gr”áere Unterschiede in der ”konomischen Lage der einzelnen unmittelbaren Produzenten eintreten. Wenigstens ist die M”glichkeit dazu da, und die M”glichkeit, daá dieser unmittelbare Produzent die Mittel erworben hat, selbst wieder fremde Arbeit unmittelbar auszubeuten. Doch geht uns dies hier nichts an, wo wir es mit der reinen Form der 1)rodukten rente zu tun haben; wie wir berhaupt nicht eingehn k”nnen auf die endlos verschiednen Kombinationen, worin sich die verschiednen Formen der Rente ver- binden, verf„lschen und verquicken k”nnen. Durch die an bestimmte Art des Produkts und der Produktion selbst gebundne Form der Pro- duktenrente, durch die ihr unentbehrliche Verbindung von Land- wirtschaft und Hausindustrie, durch die fast v”llige Selbstge- ngsamkeit, die die Bauernfamille hierdurch erh„lt, durch ihre Unabh„ngigkeit vom Markt und von der Produktions- und Geschichts- bewegung des auáerhalb ihrer stehenden Teils der Gesellschaft, kurz, durch den Charakter der Naturalwirtschaft berhaupt ist diese Form ganz geeignet, die Basis station„rer Gesellschaftszu- st„nde abzugeben, wie wir dies z.B. in Asien sehn. Hier, wie in der frhern Form der Arbeitsrente, ist die Grundrente die normale Form des Mehrwerts und daher der Mehrarbeit, d.h. der ganzen berschssigen Arbeit, die der unmittelbare Produzent umsonst, in der Tat also zwangsweise - obgleich dieser Zwang ihm nicht mehr in der alten brutalen Form gegenbertritt - dem Eigentmer seiner wesentlichsten Arbeitsbedingung, des Bodens, leisten muá. Der Profit, wenn wir so, falsch antizipierend, den Bruchteil des šberschusses seiner Arbeit ber die notwendige Arbeit hinaus nen- nen, den er sich selbst aneignet, bestimmt so wenig die Produk- tenrente, daá er vielmehr hinter ihrem Rcken aufw„chst und seine natrliche Grenze an dem Umfang der Produktenrente hat. Diese letztere kann einen Umfang besitzen, der die Reproduktion der Ar- beitsbedingungen, der Produktionsmittel selbst, ernsthaft gef„hr- det, Erweiterung der Produktion mehr oder minder unm”glich macht und die unmittelbaren Produzenten auf das physische Minimum von Lebensmitteln herabsetzt. Es ist dies namentlich der Fall, wo diese Form von einer erobernden Handelsnation, wie z.B. von den Engl„ndern in Indien, vorgefunden und exploitiert wird. #805# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- IV. Die Geldrente Unter der Geldrente verstehn wir hier - im Unterschied von der auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden industriel- len oder kommerziellen Grundrente, die nur ein šberschuá ber den Durchschnittsprofit ist - die Grundrente, die aus einer bloáen Formverwandlung der Produktenrente entspringt, wie diese selbst nur die verwandelte Arbeitsrente war. Statt des Produkts hat der unmittelbare Produzent hier seinem Grundeigentrner (ob dieser nun der Staat oder ein Privatmann) den Preis desselben zu zahlen. Ein šberschuá an Produkt in seiner Naturalform gengt also nicht mehr; er muá aus dieser Naturalform in die Geldform verwandelt werden. Obgleich der unmittelbare Produzent nach wie vor fort- f„hrt, mindestens den gr”áten Teil seiner Subsistenzmittel selbst zu produzieren, muá jetzt ein Teil seines Produkts in Ware ver- wandelt, als Ware produziert werden. Der Charakter der ganzen Produktionsweise wird also mehr oder weniger ver„ndert. Sie ver- liert ihre Unabh„ngigkeit, ihr Losgel”stsein vom gesellschaftli- chen Zusammenhang. Das Verh„ltnis der Produktionskosten, in wel- che nun mehr oder minder Geldausgaben eingehn, wird entscheidend; jedenfalls wird entscheidend der šberschuá des in Geld zu verwan- delnden Teils des Biruttoprodukts ber den Teil, der einerseits wieder als Reproduktionsmittel, andrerseits als unmittelbares Subsistenzrnittel dienen muá. Indes, die Basis dieser Art Rente, obgleich sie ihrer Aufl”sung entgegengeht, bleibt dieselbe wie in der Produktenrente, die den Ausgangspunkt bildet. Der unmittel- bare Produzent ist nach wie vor erblicher oder sonst traditionel- ler Besitzer des Bodens, der dem Grundherrn als dem Eigentmer dieser seiner wesentlichsten Produktionsbedingung, berschssige Zwangsarbeit, d.h. unbezahlte, ohne Žquivalent geleistete Arbeit in der Form des in Geld verwandelten Mehrprodukts zu entrichten hat. Das Eigentum an den vom Boden verschiednen Arbeitsbedingun- gen, Ackerger„tschaft und sonstigem Mobiliar, verwandelt sich schon in den frhern Formen erst faktisch, dann auch rechtlich in das Eigentum der unmittelbaren Produzenten, und noch mehr ist dies fr die Form der Geldrente vorausgesetzt. Die erst spora- disch, sodann auf mehr oder minder nationalem Maástab vor sich gehende Verwandlung der Produktenrente in Geldrente setzt eine schon bedeutendere Entwicklung des Handels, der st„dtischen Indu- strie, der Warenproduktion berhaupt und damit der Geldzirkula- tion voraus. Sie setzt ferner voraus einen Marktpreis der Pro- dukte, und daá selbe mehr oder minder ihrem Wert ann„hernd ver- kauft werden, was unter den firhern Formen keineswegs der Fall zu sein braucht. Im Osten von Europa k”nnen wir zum Teil #806# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- noch unter unsern Augen diese Verwandlung vorgehn sehn. Wie wenig sie ohne eine bestimmte Entwicklung der gesellschaftlichen Pro- duktivkrft der Arbeit durchfhrbar ist, bezeugen verschiedne un- ter dem r”mischen Kaisertum gescheiterte Versuche dieser Verwand- lung und Rckf„lle in die Naturalrente, nachdem man wenigstens den als Staatssteuer existierenden Teil dieser Rente allgemein in Geldrente hatte verwandeln wollen. Dieselbe Schwierigkeit des šbergangs zeigt z.B. vor der Revolution in Frankreich die Ver- quickung und Verf„lschung der Geldrente durch Reste ihrer frhern Formen. Die Geldrente als verwandelte Form der Produktenrente, und im Ge- gensatz zu ihr, ist aber die letzte Form und zugleich die Form der Aufl”sung der Art von Grundrente, die wir bisher betrachtet haben, n„mlich der Grundrente als der normalen Form des Mehrwerts und der dem Eigentmer der Produktionsbedingungen zu entrichten- den unbezahlten Mehrarbeit. In ihrer reinen Form stellt diese Rente, wie die Arbeits- und Produktenrente, keinen šberschuá ber den Profit dar. Sie absorbiert ihn dem Begriff nach. Soweit er faktisch als ein besondrer Teil der berschssigen Arbeit neben ihr entspringt, ist die Geldrente, wie die Rente in ihren frhern Formen, immer noch die normale Schranke dieses embryonischen Pro- fits, der sich erst entwickeln kann im Verh„ltnis zu der M”glich- keit der Ausbeutung, sei es eigner berschssiger, sei es fremder Arbeit, welche brigbleibt nach Leistung der in der Geldrente dargestellten Mehrarbeit. Entspringt wirklich ein Profit neben dieser Rente, so ist also nicht der Profit die Schranke der Rente, sondern umgekehrt die Rente die Schranke fr den Profit. Aber wie bereits gesagt, die Geldrente ist zugleich die Aufl”- sungsform der bisher betrachteten, mit dem Mehrwert und der Mehr- arbeit prima facie zusammenfallenden Grundrente, der Grundrente als der normalen und herrschenden Form des Mehrwerts. In ihrer weitern Entwicklung muá die Geldrente fhren - von allen Zwischenformen abgesehn, wie z.B. von der des kleinb„uerlichen P„chters entweder zur Verwandlung des Bodens in freies Bauernei- gentum oder zur Form der kapitalistischen Produktionsweise, zur Rente, die der kapitalistische P„chter zahlt. Mit Geldrente verwandelt sich notwendig das traditionelle gewohn- heitsrechtliche Verh„ltnis zwischen den, einen Teil des Bodens besitzenden und bearbeitenden, Untersassen und dem Grundeigent- mer in ein kontraktliches, nach festen Regeln des positiven Ge- setzes bestimmtes, reines Geldverh„ltnis. Der bebauende Besitzer wird daher der Sache nach zum bloáen P„chter. Diese Verwandlung wird einerseits, unter sonst geeigneten allgemeinen #807# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Gmndrente ----- Produktionsverh„ltnissen, dazu benutzt, die alten b„uerlichen Be- sitzer nach und nach zu expropriieren und an ihre Stelle einen kapitalistischen P„chter zu setzen; andrerseits fhrt sie zum Loskauf des bisherigen Besitzers von seiner Rentpflichtigkeit und zu seiner Verwandlung in einen unabh„ngigen Bauer, mit vollem Ei- gentum an dem von ihm bestellten Boden. Die Verwandlung der Natu- ralrente in Geldrente wird ferner nicht nur notwendig begleitet, sondern selbst antizipiert durch Bildung einer Klasse besitzloser und fr Geld sich verdingender Tagl”hner. W„hrend ihrer Entste- hungsperiode, wo diese neue Klasse nur noch sporadisch auftritt, hat sich daher notwendig bei den bessergestellten rentepflichti- gen Bauern die Gewohnheit entwickelt, auf eigne Rechnung l„ndli- che Lohnarbeiter zu exploitieren, ganz wie schon in der Feudal- zeit die verm”genderen h”rigen Bauern selbst wieder H”rige hiel- ten. So entwickelt sich nach und nach bei ihnen die M”glichkeit, ein gewisses Verm”gen anzusammeln und sich selbst in zuknftige Kapitalisten zu verwandeln. Unter den alten, selbstarbeitenden Besitzern des Bodens selbst entsteht so eine Pflanzschule von ka- pitalistischen P„chtern, deren Entwicklung durch die allgemeine Entwicklung der kapitalistischen Produktion auáerhalb des flachen Landes bedingt ist und die besonders rasch aufschiebt, wenn ihr, wie im 16. Jahrhundert in England, so besonders gnstige Umst„nde zu Hilfe kommen wie die damalige progressive Entwertung des Geldes, die bei den herk”mmlichen langen Pachtkontrakten sie auf Kosten der Grundeigentmer bereicherte. Ferner: Sobald die Rente die Form der Geldrente und damit das Verh„ltnis zwischen Rente zahlendem Bauer und Grundeigentmer die eines kontraktlichen Verh„ltnisses annimmt - eine Verwandlung, die berhaupt nur bei schon gegebner relativer Entwicklungsh”he des Weltmarkts, des Handels und der Manufaktur m”glich ist -, tritt notwendig auch Verpachtung des Bodens an Kapitalisten ein, welche bisher auáerhalb der l„ndlichen Schranken standen und wel- che nun st„dtisch erworbnes Kapital und die in den St„dten be- reits entwickelte kapitalistische Betriebsweise, die Herstellung des Produkts als bloáer Ware und als bloáes Mittels zur Aneignung von Mehrwert, auf das Land und die Landwirtschaft bertragen. Allgemeine Regel kann diese Form nur in den L„ndern werden, die beim šbergang aus der feudalen in die kapitalistische Produkti- onsweise den Weltmarkt beherrschen. Mit dem Dazwischentreten des kapitalistischen P„chters zwischen den Grundeigentrner und den wirklich arbeitenden Ackerbauer sind alle Verh„ltnisse zerrissen, die aus der alten l„ndlichen Produktionsweise entsprangen. Der P„chter wird der wirkliche Kommandant dieser #808# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Ackerarbeiter und der wirkliche Exploiteur ihrer Mehrarbeit, w„h- rend der Grundeigentmer in einem direkten Verh„ltnis, und zwar einem bloáen Geld- und Kontraktsverh„ltnis, nur noch zu diesem kapitalistischen P„chter steht. Damit verwandelt sich auch die Natur der Rente, nicht nur tats„chlich und zuf„llig, was sie zum Teil schon unter den frhern Formen getan, sondern normal, in ih- rer anerkannten und herrschenden Form. Von der normalen Form des Mehrwerts und der Mehrarbeit sinkt sie herab zum šberschuá dieser Mehrarbeit ber den Teil derselben, der vom exploitierenden Kapi- talisten unter der Form des Profits angeeignet wird; wie die ganze Mehrarbeit, Profit und šberschuá ber den Profit, jetzt un- mittelbarer von ihm extrahiert, in der Form des totalen Mehrpro- dukts eingenommen und versilbert wird. Es ist nur noch ein ber- schssiger Teil dieses von ihm, verm”ge seines Kapitals, durch direkte Exploitation der Landarbeiter extrahierten Mehrwerts, den er als Rente an den Grundeigentmer weggibt. Wieviel oder wie we- nig er an ihn weggibt, ist bestimmt, im Durchschnitt, als Grenze, durch den Durchschnittsprofit, den das Kapital in den nicht agri- kolen Produktionssph„ren abwirft, und durch die, durch ihn gere- gelten, nicht agrikolen Produktionspreise. Aus der normalen Form des Mehrwerts und der Mehrarbeit hat sich die Rente jetzt also verwandelt in einen dieser besondern Produktionssph„re, der agri- kolen, eigentmlichen šberschuá ber den Teil der Mehrarbeit, der von dem Kapital als ihm vorweg und normalster zukommend in An- spruch genommen wird. Statt der Rente ist jetzt der Profit die normale Form des Mehrwerts geworden, und die Rente gilt nur noch als eine unter besondern Umst„nden verselbst„ndigte Form, nicht des Mehrwerts berhaupt, sondern eines bestimmten Ablegers des- selben, des Surplusprofits. Es ist nicht n”tig, weiter darauf einzugehn, wie dieser Verwandlung eine allm„hliche Verwandlung in der Produktionsweise selbst entspricht. Dies geht schon daraus hervor, daá das Normale fr diesen kapitalistischen P„chter ist, das Bodenprodukt als Ware zu produzieren, und daá, w„hrend sonst nur der šberschuá ber seine Subsistenzmittel sich in Ware ver- wandelt, jetzt nur ein relativ verschwindender Teil dieser Waren sich unmittelbar in Subsistenzmittel fr ihn verwandelt. Es ist nicht mehr das Land, sondern es ist das Kapital, welches sich und seiner Produktivit„t jetzt selbst die Landarbeit unmittelbar sub- sumiert hat. Der Durchschnittsprofit und der durch ihn geregelte Produktions- preis bildet sich auáerhalb der Verh„ltnisse des flachen Undes im Kreise des st„dtischen Handels und der Manufaktur. Der Profit des rentpflichtigen Bauern geht nicht ausgleichend in ihn ein, denn sein Verh„ltnis zum Grundeigentmer #809# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- ist kein kapitalistisches. Soweit er Profit macht, d.h. einen šberschuá ber seine notwendigen Subsistenzmittel realisiert, sei es durch eigne Arbeit, sei es durch Ausbeutung fremder Arbeit, geschieht es hinter dem Rcken des normalen Verh„ltnisses und ist, bei sonst gleichen Umst„nden, die H”he dieses Profits nicht die Rente bestimmend, sondern umgekehrt durch sie als seine Grenze bestimmt. Die hohe Profitrate im Mittelalter ist nicht nur geschuldet der niedrigen Zusammensetzung des Kapitals, worin das variable, in Arbeitslohn ausgelegte Element vorherrscht. Sie ist geschuldet der am flachen Land verbten Prellerei, der Aneignung eines Teils der Rente des Grundeigentmers und des Einkommens seiner Untersan. Wenn das Land im Mittelalter die Stadt politisch ausbeutet, berall da, wo der Feudalismus nicht durch ausnahms- weise st„dtische Entwicklung gebrochen ist, wie in Italien, so exploitiert die Stadt berall und ohne Ausnahme das Land ”kono- misch durch ihre Monopolpreise, ihr Steuer system, ihr Zunftwe- sen, ihren direkten kaufm„nnischen Betrug und ihren Wucher. Man k”nnte sich einbilden, daá das bloáe Eintreten des kapitali- stischen P„chters in die landwirtschaftliche Produktion den Be- weis liefre, daá der Preis der Bodenprodukte, die von jeher in der einen oder andern Form eine Rente zahlten, wenigstens zur Zeit dieses Eintritts ber den Produktionspreisen der Manufaktur stehn muá; sei es, weil er die H”he eines Monopolpreises er- reicht, sei es, weil er bis auf den Wert der Bodenprodukte ge- stiegen und ihr Wert in der Tat ber dem durch den Durch- schnittsprofit regulierten Produktionspreis steht. Denn wenn nicht, so k”nnte der kapitalistische P„chter, bei den vorgefund- nen Preisen der Bodenprodukte, unm”glich erst den Durch- schnittsprofit aus dem Preis dieser Produkte realisieren und dann aus demselben Preis noch einen šberschuá ber diesen Profit unter der Form der Rente zahlen. Man k”nnte danach schlieáen, daá die allgemeine Profitrate, die den kapitalistischen P„chter in seinem Kontrakt Mit dem Grundeigentmer bestimmt, gebildet war ohne Ein- begriff der Rente und daher, sobald sie regulierend in die l„nd- liche Produktion eintritt, diesen šberschuá vorfindet und an den Grundeigentrner zahlt. Es ist in dieser traditionellen Weise, daá sich z.B. Herr Rodbertus die Sache erkl„rte Aber: Erstens. Dieser Eintritt des Kapitals als selbst„ndiger und lei- tender Macht in den Ackerbau findet nicht auf einmal und allge- mein, sondern all. m„hlich und in besondren Produktionszweigen statt. Er ergreift zuerst nicht ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 7-102. 139-151 #810# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Rente ----- den eigentlichen Ackerbau, sondern Produktionszweige wie die Viehzucht, namentlich Schafzucht, deren Hauptprodukt, die Wolle, bei Emporkommen der Industrie zun„chst best„ndigen šberschuá des Marktpreises ber den Produktionspreis bietet, was sich erst sp„- ter ausgleicht. So in England w„hrend des 16. Jahrhunderts. Zweitens. Da diese kapitalistische Produktion zun„chst nur spora- disch eintritt, so ist keineswegs etwas gegen die Annahme aufzu- bringen, daá sie zun„chst nur solcher Komplexe von L„ndereien sich bem„chtigt, die, infolge ihrer spezifischen Fruchtbarkeit oder besonders gnstigen Lage, im ganzen eine Differentialrente zahlen k”nnen. Drittens. Gesetzt selbst, die Preise des Bodenprodukts st„nden beim Eintritt dieser Produktionsweise, die in der Tat ein zuneh- mendes Gewicht der st„dtischen Nachfrage voraussetzt, ber dem Produktionspreis, wie dies z.B. im letzten Drittel des 17. Jahr- hunderts in England zweifelsohne der Fall war; so wird, sobald diese Produktionsweise sich einigermaáen aus der bloáen Subsum- tion der Agrikultur unter das Kapital herausgearbeitet und sobald die mit ihrer Entwicklung notwendig verbundne Verbesserung in der Agrikultur und Herabdrckung der Produktionskosten eingetreten, sich dies durch eine Reaktion, einen Fall im Preis der Bodenpro- dukte ausgleichen, wie dies in der ersten H„lfte des 18. Jahrhun- derts in England der Fall war. Auf diesem traditionellen Weg kann also die Rente als šberschuá ber den Durchschnittsprofit nicht erkl„rt werden. Unter welchen geschichtlich vorgefundnen Umst„nden immer sie zuerst eintreten mag - sobald sie einmal Wurzel geschlagen, kann die Rente nur noch unter den frher entwickelten modernen Bedingungen stattfin- den. Schlieálich ist noch bei der Verwandlung der Produktenrente in Geldrente zu bemerken, daá mit ihr die kapitalisierte Rente, der Preis des Bodens und damit seine Ver„uáerlichkeit und Ver„uáerung ein wesentliches Moment wird und daá damit nicht nur der frher Rentpflichtige sich in den unabh„ngigen b„uerlichen Eigentmer verwandeln kann, sondern auch st„dtische und andte Geldbesitzer Grundstcke kaufen, um sie, sei es an Bauern, sei es an Kapitali- sten zu verpachten und die Rente als Form des Zinses ihres so an- gelegten Kapitals zu genieáen; daá also auch dieser Umstand die Umwandlung der frhern Exploitationsweise, des Verh„ltnisses zwi- schen Eigentmer und wirklichem Bebauer, und der Rente selbst f”rdern hilft. #811# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- V. Die Met„riewirtschaft und das b„uerliche Parzelleneigentum Wir sind hier am Schluá unsrer Entwicklungsreihe der Grundrente angelangt. In allen diesen Formen der Grundrente: Arbeitsrente, Produktenrente, Geldrente (als bloá verwandelte Form der Produk- tenrente) ist der Rentzahler stets als der wirkliche Bearbeiter und Besitzer des Bodens vorausgesetzt, dessen unbezahlte Mehrar- beit direkt an den Grundeigentmer geht. Selbst in der letzten Form, der Geldrente - soweit sie rein ist, d.h. bloá verwandelte Form der Produktenrente - ist dies nicht nur m”glich, sondern tats„chlich der Fall. Als eine šbergangsform von der ursprnglichen Form der Rente zur kapitalistischen Rente kann betrachtet werden das Met„riesystem oder TeilWirtschaft-System, wo der Bewirtschafter (P„chter) auáer seiner Arbeit (eigner oder fremder) einen Teil des Betriebskapi- tals und der Grundeigentmer auáer dem Boden einen andern Teil des Betriebskapitals (z.B. das Vieh) stellt und das Produkt in bestimmten, in verschiednen L„ndern wechselnden Proportionen zwi- schen dem Maler und dem Grundeigentmer geteilt wird. Zur vollen kapitalistischen Bewirtschaftung fehlt hier einerseits dem P„ch- ter das hinreichende Kapital. Der Anteil, den der Grundeigentmer hier bezieht, hat andrerseits nicht die reine Form der Rente. Er mag tats„chlich Zins auf das von ihm vorgeschoáne Kapital und eine berschssige Rente einschlieáen. Er mag auch tats„chlich die ganze Mehrarbeit des P„chters absorbieren oder ihm auch gr”- áern oder kleinern Anteil an dieser Mehrarbeit lassen. Das We- sentliche aber ist, daá die Rente hier nicht mehr als die normale Form des Mehrwerts berhaupt erscheint. Auf der einen Seite soll der Maier, ob er nur eigne oder auch fremde Arbeit anwende, An- spruch haben auf einen Teil des Produkts, nicht in seiner Quali- t„t als Arbeiter, sondern als Besitzer eines Teils der Arbeits- werkzeuge, als sein eigner Kapitalist. Auf der andren Seite bean- sprucht der Grundeigentmer seinen Anteil nicht ausschlieálich auf Grund seines Eigentums am Boden, sondern auch als Verleiher von Kapital. 44)[a] Ein Rest des alten Gemeineigentums am Boden, der sich nach dem šbergang zur selbst„ndigen Bauernwirtschaft z.B. in Polen und Rum„nien erhalten hatte, hat dort zum Vorwand gedient, um den šbergang zu den niedrigem Formen der Grundrente zu bewerkstelligen. Ein Teil des Bodens geh”rt den einzelnen Bau- ern und wird von ihnen selbst„ndig bebaut. Ein --- 44)[a] Vgl. Buret, Tocqueville, Sismondi. #812# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- andrer wird gemeinschaftlich bebaut und bildet ein Mehrprodukt, das teils zur Bestreitung von Gemeindeausgaben, teils als Reserve fr Miáernten usw. dient. Diese beiden letztern Teile des Mehr- produkts, und schlieálich das ganze Mehrprodukt samt dem Boden, worauf es gewachsen, werden nach und nach von Staatsbeamten und Privatpersonen usurpiert und die ursprnglich freien b„uerlichen Grundeigentmer, deren Verpflichtung zur gemeinsamen Bebauung dieses Bodens aufrechterhalten wird, so in Fronpflichtige resp. Produktenrentpflichtige verwandelt, w„hrend die Usurpatoren des Gemeinlandes sich in die Grundeigentmer, nicht nur des Usurpier- tengemeinlandes, sondern auch der Bauerngter selbst verwandeln. Auf die eigentliche Sklavenwirtschaft (die auch eine Stufenleiter durchl„uft vom patriarchalischen, vorwiegend fr Selbstgebrauch, bis zu dem, fr den Weltmarkt arbeitenden, eigentlichen Planta- gensystem) und die Gutswirtschaft, worin der Grundeigentmer die Bebauung fr eigne Rechnung betreibt, die s„mtlichen Produktions- instrumente besitzt und die Arbeit, sei es unfreier, sei es freier, mit Naturallieferung oder mit Geld bezahlter Knechte aus- beutet, brauchen wir hier nicht n„her einzugehn. Grundeigentmer und Eigentmer der Produktionsinstrumente, daher auch direkter Exploiteur der unter diese Produktionselemente z„hlenden Arbei- ter, fallen hier zusammen. Ebenso fallen Rente und Profit zusam- men, es findet keine Trennung der verschiednen Formen des Mehr- werts statt. Die ganze Mehrarbeit der Arbeiter, die sich hier im Mehrprodukt darstellt, wird ihnen direkt vom Eigentmer s„mtli- cher Produktionsinstrumente, zu denen der Boden und in der ur- sprnglichen Form der Sklaverei die unmittelbaren Produzenten selbst z„hlen, extrahiert. Wo kapitalistische Anschauung vor- herrscht, wie in den amerikanischen Plantagen, wird dieser ganze Mehrwert als Profit aufgefaát; wo weder die kapitalistische Pro- duktionsweise selbst existiert, noch die ihr entsprechende An- schauungsweise aus kapitalistischen L„ndern bertragen ist, er- scheint er als Rente. Jedenfalls bietet diese Form keine Schwie- rigkeit. Das Einkommen des Grundeigentmers, welchen Namen man ihm immer geben mag, das von ihm angeeignete disponible Mehrpro- dukt ist hier die normale und herrschende Form, worin unmittelbar die ganze unbezahlte Mehrarbeit angeeignet wird, und das Grundei- gentum bildet die Basis dieser Aneignung. Ferner das P a r z e l l e n e i g e n t u m. Der Bauer ist hier zugleich freier Eigentmer seines Bodens, der als sein Hauptproduktionsinstrument erscheint, als das unentbehrliche Be- sch„ftigungsfeld fr seine Arbeit und sein Kapital. Es wird in dieser Form kein Pachtgeld gezahlt; die Rente erscheint also nicht als eine gesonderte Form des Mehrwerts, obgleich sie sich in L„ndern, #813# 47. Kapitel - Geneais der kapitalistischen Grundrente ----- wo sonst die kapitalistische Produktionsweise entwickelt ist, als Surplusprofit durch den Vergleich mit andern Produktionszwe,gen darstellt, aber als Surplusprofit, der dem Bauer, wie berhaupt der ganze Ertrag seiner Arbeit, zuf„llt. Diese Form des Grundeigentums setzt voraus, daá, wie in den fr- hern „ltern Formen desselben, die l„ndliche Bev”lkerung ein groáes numerisches šbergewicht ber die st„dtische besitzt, daá also, wenn auch sonst kapitalistische Produktionsweise herrscht, sie relativ nur wenig entwickelt ist und daher auch in den andern Produktionszweigen die Konzentration der Kapitale sich in engen Schranken bewegt, Kapitalzersplitterung vorwiegt. Der Natur der Sache nach muá hier ein berwiegender Teil des l„ndlichen Pro- dukts als unmittelbares Subsistenzmittel von seinen Produzenten, den Bauern, selbst verzehrt werden und nur der šberschuá darber als Ware in den Handel mit den St„dten eingehn. Wie immer der durchschnittliche Marktpreis des Bodenprodukts hier geregelt sei, die Differentialrente, ein berschssiger Teil des Preises der Waren fr die bessern oder besser gelegnen L„ndereien, muá hier offenbar ebenso existieren wie bei kapitalistischer Produktions- weise. Selbst wenn diese Form in Gesellschaftszust„nden vorkommt, wo berhaupt noch kein allgemeiner Marktpreis entwickelt ist, existiert diese Differentialrente; sie erscheint dann im ber- schssigen Mehrprodukt. Nur flieát sie in die Tasche des Bauern, dessen Arbeit unter gnstigern Naturbedingungen sich realisiert. Gerade in dieser Form, wo der Bodenpreis als ein Element in die faktischen Produktionskosten fr den Bauer eingeht, indem bei weiterer Entwicklung dieser Form entweder bei Erbteilungen der Boden fr einen gewissen Geldwert bernommen ist oder bei dem be- st„ndigen Wechsel, sei es des ganzen Eigentums, sei es seiner Be- standstcke, der Boden vom Bebauer selbst gekauft ist, zum groáen Teil durch Aufnahme von Geld auf Hypothek; wo also der Boden- preis, der nichts ist als die kapitalisierte Rente, ein vorausge- setztes Element ist und daher die Rente zu existieren scheint un- abh„ngig von jeder Differenzierung in der Fruchtbarkeit und Lage des Bodens - gerade hier ist im Durchschnitt anzunehmen, daá keine absolute Rente existiert, daá also der schlechteste Boden keine Rente zahlt; denn die absolute Rente unterstellt entweder realisierten šberschuá des Werts des Produkts ber seinen Produk- tionspreis oder einen ber den Wert des Produkts berschssigen Monopolpreis. Da aber die Landwirtschaft hier groáenteils als Ac- kerbau fr die unmittelbare Subsistenz und der Boden als ein fr die Mehrzahl der Bev”lkerung unentbehrliches Besch„ftigungsfeld ihrer Arbeit und ihres Kapitals besteht, so wird der regulierende Marktpreis des Produkts nur unter auáerordentlichen #814# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Umst„nden seinen Wert erreichen; dieser Wert aber wird in der Re- gel ber dem Produktionspreis stehn wegen des Vorwiegens des Ele- ments der lebendigen Arbeit, obgleich dieser šberschuá des Werts ber den Produktions preis wieder beschr„nkt sein wird durch die niedrige Zusammensetzung auch des nicht agrikolen Kapitals in L„ndern vorherrschender Parzellenwirtschaft. Als Schranke der Ex- ploitation fr den Parzellenbauer erscheint einerseits nicht der Durchschnittsprofit des Kapitals, soweit er kleiner Kapitalist ist; noch andrerseits die Notwendigkeit einer Rente, soweit er Grundeigentmer ist. Als absolute Schranke fr ihn als kleinen Kapitalisten erscheint nichts als der Arbeitslohn, den er sich selbst zahlt; nach Abzug der eigentlichen Kosten. Solange der Preis des Produkts ihm diesen deckt, wird er sein Land bebauen, und dies oft bis herab zu einem physischen Minimum des Arbeits- lohns. Was seine Qualit„t als Grundeigentmer angeht, so f„llt fr ihn die Eigentumsschranke fort, die sich nur geltend machen kann im Gegensatz zu dem von ihr getrennten Kapital (inkl. Ar- beit), indem sie ein Hindernis gegen dessen Anlegung aufwirft. Allerdings ist der Zins des Bodenpreises, der meist auch noch an eine dritte Person zu entrichten ist, an den Hypothekargl„ubiger, eine Schranke. Aber dieser Zins kann eben gezahlt werden aus dem Teil der Mehrarbeit, der unter kapitalistischen Verh„ltnissen den Profit bilden wrde. Die im Bodenpreis und in dem fr ihn gezahl- ten Zins antizipierte Rente kann also nichts sein als ein Teil der kapitalisierten Mehrarbeit des Bauern ber die zu seiner Sub- ststenz unentbehrliche Arbeit hinaus, ohne daá diese Mehrarbeit sich in einem Wertteil der Ware, gleich dem ganzen Durch- schnittsprofit, realisiert und noch weniger in einem šberschuá ber die im Durchschnittsprofit realisierte Mehrarbeit, in einem Surplusprofit. Die Rente kann ein Abzug vom Durchschnittsprofit sein oder selbst der einzige Teil desselben, der realisiert wird. Damit derparzellenbauer sein Land bebaue oder Land zum Bebauen kaufe, ist es also nicht, wie in der normalen kapitalistischen Produktionsweise, n”tig, daá der Marktpreis des Bodenprodukts hoch genug steige, um ihm den Durchschnittsprofit abzuwerfen und noch weniger einen in der Form der Rente fixierten šberschuá ber diesen Durchschnittsprofit. Es ist also nicht n”tig, daá der Marktpreis steige, sei es zum Wert, sei es zum Produktionspreis seines Produkts. Es ist dies eine der Ursachen, warum der Getrei- depreis in L„ndern vorherrschenden Parzelleneigentums niedriger steht als in den L„ndern kapitalistischer Produktionsweise. Ein Teil der Mehrarbeit der Bauern, die unter den ungnstigsten Be- dingungen arbeiten, wird der Gesellschaft umsonst geschenkt und geht nicht in die Regelung der Produktionspreise oder in die Wertbildung berhaupt ein. Dieser niedrigere #815# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- Preis ist also ein Resultat der Armut der Produzenten und keines- wegs der Produktivit„t ihrer Arbeit. Diese Form des freien Parzelleneigentums selbstwirtschaftender Bauern als herrschende, normale Form bildet einerseits die ”kono- mische Grundlage der Gesellschaft in den besten Zeiten des klas- sischen Altertums, andrerseits finden wir sie bei den modernen V”lkern als eine der Formen vor, die aus der Aufl”sung des feuda- len Grundeigentums hervorgehn. So die yeomanry in England, der Bauernstand in Schweden, die franz”sischen und westdeutschen Bau- ern. Von den Kolonien sprechen wir hier nicht, da der unabh„ngige Bauer sich hier unter andern Bedingungen entwickelt. Das freie Eigentum des selbstwirtschaftenden Bauern ist offenbar die normalste Form des Grundeig”ntums fr den kleinen Betrieb; d.h. fr eine Produktionsweise, worin der Besitz des Bodens eine Bedingung fr das Eigentum des Arbeiters an dem Produkt seiner eignen Arbeit ist und worin, er mag freier Eigentmer oder Unter- sasse sein, der Ackerbauer stets seine Subsistenzmittel sich selbst, unabh„ngig, als vereinzelter Arbeiter mit seiner Familie zu produzieren hat. Das Eigentum am Boden ist zur vollst„ndigen Entwicklung dieser Betriebsweise ebenso n”tig wie das Eigentum am Instrument zur freien Entwicklung des handwerksm„áigen Betriebs. Es bildet hier die Basis fr die Entwicklung der pers”nlichen Selbst„ndigkeit. Es ist fr die Entwicklung der Agrikultur selbst ein notwendiger Durchgangspunkt. Die Ursachen, an denen es unter- geht, zeigen seine Schranke. Sie sind: Vernichtung der l„ndlichen Hausindustrie, die seine normale Erg„nzung bildet, infolge der Entwicklung der groáen Industrie; allm„hliche Verarmung und Aus- saugung des dieser Kultur unterworfnen Bodens; Usurpation, durch groáe Grundeigentmer, des Gemeineigentums, das berall die zweite Erg„nzung der Parzellenwirtschaft bildet und ihr allein die Haltung von Vieh erm”glicht; Konkurrenz der, sei es als Plan- tagenwirtschaft, sei es kapitalistisch betriebnen Groákultur. Verbesserungen in der Agrikultur, die einerseits Sinken der Preise der Bodenprodukte herbeifhren, andrerseits gr”áre Ausla- gen und reichere gegenst„ndliche Produktionsbedingungen erhei- schen, tragen auch dazu bei, wie in der ersten H„lfte des 18. Jahrhunderts in England. Das Parzelleneigentum schlieát seiner Natur nach aus: Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkr„fte der Arbeit, gesellschaft- liche Formen der Arbeit, gesellschaftliche Konzentration der Ka- pitale, Viehzucht auf groáem Maástab, progressive Anwendung der Wissenschaft. Wucher und Steuersystem mssen es berall verelenden. Die Auslage des Kapitals im Bodenpreis entzieht dies Kapital der Kultur. Un- endliche #816# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- Zersplitterung der Produktionsmittel und Vereinzelung der Produ- zenten selbst. Ungeheure Verschwendung von Menschenkraft. Pro- gressive Verschlechterung der Produktionsbedingungen und Verteue- rung der Produktionsmittel ein notwendiges Gesetz des Parzellen- eigentums. Unglck fruchtbarer Jahreszeiten fr diese Produkti- onsweise. 45) Eines der spezifischen šbel der kleinen Agrikultur, wo sie mit freiem Eigentum am Boden verknpft ist, entspringt daraus, daá der Bebauer ein Kapital im Ankauf des Bodens auslegt. (Dasselbe gilt fr die šbergangsform, wo der groáe Gutsbesitzer erstens ein Kapital auslegt, um Land zu kaufen, zweitens, um es selbst als sein eigner P„chter zu bewirtschaften.) Bei der beweglichen Na- tur, die hier der Boden als bloáe Ware annimmt, wachsen die Be- sitzver„nderungen 46), so daá bei jeder neuen Generation, mit je- der Erbteilung, der Boden, vom Standpunkt des Bauern aus, von neuem als Kapitalanlage eingeht, d.h., daá es von ihm gekaufter Boden wird. Der Bodenpreis bildet hier ein berwiegendes Element der individuellen falschen Produktionskosten oderdes Kostpreises desprodukts fr den Einzelproduzenten. Der Bodenpreis ist nichts als die kapitallsierte und daher antizipierte Rente. Wird die Agrikultur kapitalistisch betrieben, so daá der Grundeigentmer nur die Rente empf„ngt und der P„chter fr den Boden nichts zahlt auáer dieser j„hrlichen Rente, so ist es handgreiflich, daá das vom Grundeigentmer selbst im Ankauf des Bodens angelegte Kapital zwar fr ihn zinstragende Kapitalanlage ist, aber mit dem in der Agrikultur selbst angelegten Kapital durchaus nichts zu tun hat. Es bildet weder einen Teil des hier fungierenden fixen noch des zirkulierenden Kapitals 47); es verschafft vielmehr nur dem K„u- fer einen Titel auf Empfang der j„hrlichen Rente, hat aber mit der Produktion dieser Rente absolut nichts zu tun. Der K„ufer des Bodens zahlt das Kapital ja gerade weg an den, der den Boden --- 45) S. die Thronrede des K”nigs von Frankreich bei Tooke. [117] 46) Sieh Mounier und Rubichon. 47) Herr Dr. H. Maron ("Extensiv oder Intensiv?", {N„heres ber diese Broschre nicht angegeben.}) geht aus von der falschen Vor- aussetzung derer, die er bek„mpft. Er nimmt an, daá das im Ankauf des Bodens angelegte Kapital Anlagekapital" sei, und streitet nun ber die resp. Begriffsbestimmungen von Anlagekapital und Be- triebskapital, d.h. von fixem und zirkulierendem Kapital. Seine ganz schlerhaften Vorstellungen von Kapital berhaupt, brigens zu entschuldigen bei einem Nicht-™konomen durch den Zustand der deutschen "Volkswirtschaftslehre", verbergen ihm, daá dies Kapi- tal weder Anlage- noch Betriebskapital ist; sowenig wie das Kapi- tal, das jemand an der B”rse im Ankauf von Aktien oder Staatspa- pieren anlegt und das fr ihn pers”nlich Kapitalanlage vorstellt, in irgendeinem Produktionszweig "angelegt" wird. #817# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- verkauft, und der Verk„ufer verzichtet dafr auf sein Eigentum am Boden. Dies Kapital existiert also nicht mehr als Kapital des K„ufers; er hat es nicht mehr; es geh”rt also nicht zu dem Kapi- tal, das er in Boden selbst in irgendeiner Weise anlegen kann. Ob er den Boden teuer oder wohlfeil gekauft oder ob er ihn umsonst erhalten hat, „ndert nichts an dem vom P„chter in der Bewirt- schaftung angelegten Kapital und „ndert nichts an der Rente, son- dern „ndert nur dies, ob sie ihm als Zins oder Nichtzins er- scheint, resp. als hoher oder niedriger Zins. Man nehme z.B. die Sklavenwirtschaft. Der Preis, der hier fr den Sklaven gezahlt wird, ist nichts als der antizipierte und kapita- lisierte Mehrwert oder Profit, der aus ihm herausgeschlagen wer- den soll. Aber das im Ankauf des Sklaven gezahlte Kapital geh”rt nicht zu dem Kapital, wodurch Profit, Mehrarbeit, aus dem Sklaven extrahlert wird. Umgekehrt. Es ist Kapital, dessen sich der Skla- venbesitzer ent„uáert hat, Abzug von dem Kapital, worber er in der wirklichen Produktion verfgt. Es hat aufgeh”rt, fr ihn zu existieren, ganz wie das im Ankauf des Bodens ausgelegte Kapital aufgeh”rt hat, fr die Agrikultur zu existieren. Der beste Beweis ist, daá es fr den Sklavenbesitzer oder den Bodeneigner nur wie- der in Existenz tritt, sobald er den Sklaven oder den Boden wie- der verkauft. Dann tritt aber dasselbe Verh„ltnis fr den K„ufer ein. Der Umstand, daá er den Sklaven gekauft hat, bef„higt ihn noch nicht ohne weiteres, den Sklaven zu exploitieren. Dazu ist er erst bef„higt durch ferneres Kapital, das er in die Sklaven. wirtschaft selbst steckt. Dasselbe Kapital existiert nicht zweimal, das eine Mal in der Hand des Verk„ufers, das andre Mal in der Hand des K„ufers des Bodens. Es geht aus der Hand des K„ufers in die des Verk„ufers ber, und damit ist die Sache zu Ende. Der K„ufer hat jetzt kein Kapital, sondern an seiner Stelle ein Grundstck. Der Umstand, daá nun die aus der wirklichen Anlage von Kapital in diesem Grundstck erzielte Rente von dem neuen Grundeigen. tmer berech- net wird als Zins des Kapitals, das er nicht im Boden angelegt, sondern zum Erwerb des Bodens weggegeben hat, „ndert an der ”ko- nomischen Natur des Faktors Boden nicht das geringste, sowenig wie der Umstand, daá jemand 1000 Pfd.St. fr dreiprozentige Kon- sols gezahlt hat, irgend etwas zu tun hat mit dem Kapital, aus dessen Revenue die Zinsen der Staatsschuld gezahlt werden. In der Tat ist das fr den Ankauf des Bodens, ganz wie das im An- kauf von Staatspapieren verausgabte Geld nur an sich Kapital, wie jede Wertsumme auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise an sich Kapital, potentielles Kapital ist. Was fr den Boden gezahlt worden ist, wie fr die #818# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Gmndrente ----- Staatsfonds, wie fr andre gekaufte Waren, ist eine Geldsumme. Dies, ist an sich Kapital, weil sie in Kapital verwandelt werden kann. Es h„ngt ab von dem Gebrauch, den der Verk„ufer davon macht, ob das von ihm erhaltn, Geld sich wirklich in Kapital ver- wandelt oder nicht. Fr den K„ufer kann es nie mehr als solches fungieren, sowenig wie jedes andre Geld, das er definitiv veraus- gabt hat. In seiner Berechnung figuriert es fr ihn als zinstra- gendes Kapital, weil er die Einnahme, die er als Rente vom Boden oder als Schuldzins vom Staat erh„lt, als Zins des Geldes berech- net, das ihm der Ankauf des Titels auf diese Revenue gekostet hat. Als Kapital kann er es nur realisieren durch den Wiederver- kauf. Dann tritt aber ein andrer, der neue K„ufer, in dasselbe Verh„ltnis, worin jener war, und durch keinen Wechsel der H„nde kann das so verausgabte Geld sich fr den Verausgaber in wirkli- ches Kapital verwandeln. Beim kleinen Grundeigentum befestigt sich noch viel mehr die Il- lusion, daá der Boden selbst Wert hat und daher als Kapital in den Produktionspreis des Produkts eingeht, ganz wie eine Maschine oder ein Rohstoff. Man hat aber gesehn, daá nur in zwei F„llen die Rente und daher die kapl'tal'lsierte Rente, der Bodenpreis, bestimmend in den Preis des Bodenprodukts eingehn kann. Erstens, wenn der Wert des Bodenprodukts infolge der Zusammensetzung des agrikolen Kapitals - eines Kapitals, welches nichts gemein hat mit dem fr den Ankauf des Bodens ausgelegten Kapital - ber sei- nem Produktionspreis steht und die Marktverh„ltnisse den Grundei- gentmer bef„higen, diese Differenz zu verwerten. Zweitens, wenn Monopolpreis stattfindet. Und beides ist am wenigsten der Fall bei der Parzellen. wirtschaft und dem kleinen Grundeigentum, weil gerade hier die Produktion zum sehr groáen Teil den Selbstbedarf befriedigt und unabh„ngig von der Regulierung durch die allge- meine Profitrate erfolgt. Selbst wo die Parzellenwirtschaft auf gepachtetem Boden betrieben wird, umfaát das Pachtgeld weit mehr als unter irgendwelchen andern Verh„ltnissen einen Teil des Pro- fits und selbst einen Abzug vom Arbeitslohn; es ist dann nur no- minell Rente, nicht Rente als eine selbst„ndige Kategorie gegen- ber Arbeitslohn und Profit. Die Ausgabe von Geldkapital fr An- kauf des Bodens ist also keine Anlage von agrikolem Kapital. Sie ist pro tanto eine Verminderung des Kapitals ber das die Klein- bauern in ihrer Produktionssph„re selbst verfgen k”nnen. Sie vermindert pro tanto den Umfang ihrer Produktionsmittel und ver- engen daher die ”konomische Basis der Reproduktion. Sie unter- wirft den Kleinbauer dem Wucher, da in dieser Sph„re berhaupt weniger eigentlicher Kredit vorkommt. Sie ist ein Hemmnis der Agrikultur, auch wo dieser #819# 47. Kapitel - Genesis der kapistischen Grundrente ----- Kauf bei groáen Gutswirtschaften stattfindet. Sie widerspricht in der Tat der kapitalistischen Produktionsweise, der die Verschul- dung des Grundeigentmers, ob er sein Gut geerbt oder gekauft hat, im ganzen gleichgltig ist. Ob er die Rente selbst einsteckt oder sie wieder an Hypothekargl„ubiger wegzahlen muá, „ndert an der Bewirtschaftung des verpachteten Landguts selbst an sich nichts. Man hat gesehn, daá bei gegebner Grundrente der Bodenpreis regu- liert ist durch den Zinsfuá. Ist dieser niedrig, so ist der Bo- denpreis hoch, und umgekehrt. Normal also máten hoher Bodenpreis und niedriger Zinsfuá zusammengehn, so daá, wenn der Bauer in- folge des niedrigen Zinsfuáes den Boden hoch zahlte, derselbe niedrige Zinsfuá ihm auch zu gnstigen Bedingungen Betriebskapi- tal auf Kredit verschaffen máte. In der Wirklichkeit verh„lt sich die Sache anders bei vorherrschendem Parzelleneigentum. Zun„chst passen auf den Bauern die allgemeinen Gesetze des Kre- dits nicht, da diese den Produzenten als Kapitalisten vorausset- zen. Zweitens, wo das Parzelleneigentum vorherrscht - von Kolo- nien ist hier nicht die Rede - und der Parzellenbauer den Grund- stock der Nation bildet, ist die Kapitalbildung, d.h. die gesell- schaftliche Reproduktion, relativ schwach und noch schw„cher die Bildung von leihbarem Geldkapital in dem frher entwickelten Sinn. Diese setzt voraus Konzentration und die Existenz einer Klasse reicher máiger Kapitalisten (Massien [118]). Drittens, hier wo das Eigentum am Boden eine Lebensbedingung fr den gr”á- ten Teil der Produzenten bildet und ein unentbehrliches Anlage- feld fr ihr Kapital, wird der Bodenpreis gesteigert, unabh„ngig vom Zinsfuá und oft im umgekehrten Verh„ltnis zu ihm, durch das šbergewicht der Nachfrage nach Grund. eigentum ber das Angebot. In Parzellen verkauft, bringt der Boden hier einen weit h”hern Preis als beim Verkauf groáer Massen, weil hier die Zahl der kleinen K„ufer groá und die der groáen K„ufer klein ist (Bandes Noires [119], Rubichon; Newman [120]). Aus allen diesen Grnden steigt hier der Bodenpreis bei relativ hohem Zinsfuá. Dem relativ niedrigen Zins, den der Bauer hier aus dem im Ankauf des Bodens ausgelegten Kapital zieht (Mounier), entspricht hier auf der ent- gegengesetzten Seite der hohe Wucherzinsfuá, den er selbst seinen Hypothekargl„ubigern zu zahlen hat. Das irische System zeigt die- selbe Sache, nur in einer anderen Form. Dies der Produktion an sich fremde Element, der Bodenpreis, kann hier daher zu einer H”he steigen, worin er die Produktion unm”g- lich macht. (Dombasle.) Daá der Bodenpreis eine solche Rolle spielt, daá Kauf und Verkauf von Land, Zirkulieren von Land als Ware, sich zu diesem Umfang entwickelt, #820# VI. Abschnitt - Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente ----- ist praktisch Folge der Entwickelung der kapitalistischen Produk- tionsweise, soweit die Ware hier die allgemeine Form alles Pro- dukts und aller Produktionsinstrumente wird. Andrerseits findet diese Entwicklung nur statt, wo sich die kapitalistische Produk- tionsweise nur beschr„nkt entwickelt und nicht alle ihre Eigen- tmlichkeiten entfaltet; weil sie gerade darauf beruht, daá der Ackerbau nicht mehr, oder noch nicht, der kapitalistischen Pro- duktionsweise, sondern einer, aus untergegangnen Gesellschafts- formen berkommenen Produktionsweise unterworfen ist. Die Nach- teile der kapitalistischen Produktionsweise, mit ihrer Abh„ngig- keit des Produzenten vom Geldpreis seines Produkts, fallen hier also zusammen mit den Nachteilen, die aus der unvollkommenen Ent- wicklung der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehn. Der Bauer wird Kaufmann und Industrieller ohne die Bedingungen, unter denen er sein Produkt als Ware produzieren kann. Der Konflikt zwischen dem Bodenpreis als Element des Kostpreises fr den Produzenten und Nichtelement des Produktionspreises fr das Produkt (selbst wenn die Rente bestimmend in den Preis des Bodenprodukts eingeht, geht die kapitallsierte Rente, die fr 20 oder mehr Jahre vorgeschossen wird, auf keinen Fall bestimmend darin ein) ist nur eine der Formen, worin sich berhaupt der Wi- derspruch des Privateigentums am Boden mit einer rationellen Agrikultur, mit normaler gesellschaftlicher Benutzung des Bodens darstellt. Andrerseits ist aber Privateigentum am Boden, daher Expropriation der unmittelbaren Produzenten vom Boden - Privatei- gentum der einen, das das Nichteigentum der andern am Boden ein- begreift - Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise. Hier, bei der kleinen Kultur, tritt der Bodenpreis, Form und Re- sultat des Privateigentums am Boden, als Schranke der Produktion selbst auf. Bei der groáen Agrikultur und dem auf kapitalisti- scher Betriebsweise beruhenden groáen Grundeigentum tritt das Ei- gentum ebenso als Schranke auf, weil es den P„chter in der pro- duktiven Kapitalanlage beschr„nkt, die in letzter Instanz nicht ihm, sondern dem Grundeigentmer zugut kommt. Bei beiden Formen tritt an die Stelle selbstbewuáter rationeller Behandlung des Bo- dens als des gemeinschaftlichen ewigen Eigentums, der unver„uáer- lichen Existenz- und Reproduktionsbedingung der Kette sich abl”- sender Menschengeschlechter, die Exploitation und Vergeudung der Bodenkr„fte (abgesehn von der Abh„ngigmachung der Exploitation, nicht von der erreichten H”he der gesellschaftlichen Entwicklung, sondern von den zuf„lligen, ungleichen Umst„nden der einzelnen Produzenten). Bei dem kleinen Eigentum geschieht dies aus Mangel an Mitteln und Wissenschaft zur Anwendung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Bei dem groáen durch #821# 47. Kapitel - Genesis der kapitalistischen Grundrente ----- Exploitation dieser Mittel zur m”glichst raschen Bereicherung von P„chter und Eigentmer. Bei beiden durch die Abh„ngigkeit vom Marktpreis. Alle Kritik des kleinen Grundeigentums l”st sich in letzter In- stanz auf in Kritik des Privateigentums als Schranke und Hinder- nis der Agrikultur. So auch alle Gegenkritik des groáen Grundei- gentums. Von politischen Nebenrcksichten wird hier natrlich in beiden F„llen abgesehn. Diese Schranke und dies Hindernis, welche alles Privateigentum am Boden der agrikolen Produktion und der rationellen Behandlung, Erhaltung und Vorbesserung des Bodens selbst entgegensetzt, entwickelt sich hben und drben nur in verschiednen Formen, und im Zank ber diese spezifischen Formen des Obels wird sein letzter Grund vergessen. Das kleine Grundeigentum setzt voraus, daá die bei weitem ber- wiegende Majorit„t der Bev”lkerung l„ndlich ist und nicht die ge- sellschaftliche, sondem die isolierte Arbeit vorherrscht; daá da- her der Reichtum und die Entwicklung der Reproduktion, sowohl ih- rer materiellen wie geistigen Bedingungen, unter solchen Umst„n- den ausgeschlossen ist, daher auch die Bedingungen einer ratio- nellen Kultur. Auf der anderen Seite reduziert das groáe Grundei- gentum die agrikole Bev”lkerung auf ein best„ndig sinkendes Mini- mum und setzt ihr eine best„ndig wachsende, in groáen St„dten zu- sammengedr„ngte Industriebev”lkerung entgegen; es erzeugt dadurch Bedingungen, die einen unheilbaren Riá hervorrufen in dem Zusam- menhang des gesellschaftlichen und durch die Naturgesetze des Le- bens vorgeschrieb nen Stoffwechsels, infolge wovon die Bodenkraft verschleudert und diese Verschleuderung durch den Handel weit ber die Grenzen des eignen Lan. des hinausgetragen wird. (Liebig.) Wenn das kleine Grundeigentum eine halb auáerhalb der Gesell- schaft stehende Klasse von Barbaren schafft, die alle Roheit pri- mitiver Gesellschaftsformen mit allen Qualen und aller Misere zi- vilisierter L„nder verbindet, so untergr„bt das groáe Grundeigen- tum die Arbeitskraft in der letzten Region, wohin sich ihre na- turwchsige Energie flchtet, und wo sie als Reservefonds fr die Erneuerung der Lebenskraft der Nationen sich aufspeichert, auf dem Lande selbst. Groáe Industrie und industriell betriebene groáe Agrikultur wirken zusammen. Wenn sie sich ursprnglich da- durch scheiden, daá die erste mehr die Arbeitskraft und daher die Natur kraft des Menschen, die letztere mehr direkt die Naturkraft des Bodens verwstet und ruiniert, so reichen sich sp„ter im Fortgang beide die Hand, indem das industrielle System auf dem Land auch die Arbeiter entkr„ftet und Industrie und Handel ihrer- seits der Agrikultur die Mittel zur Ersch”pfung es Bodens ver- schaffen. #822# ----- Siebenter Abschnitt Die Revenuen und ihre Quellen ACHTUNDVIERZIGSTES KAPITEL Die trinitarische Formel I 48) Kapital - Profit (Unternehmergewinn plus Zins), Boden - Grund- rente, Arbeit - Arbeitslohn, dies ist die trinitarische Form, die alle Geheimnisse des gesellschaftlichen Produktionsprozesses ein- begreift. Da ferner, wie frher gezeigt 1*), der Zins als das eigentliche, charakteristische Produkt des Kapitals und der Unternehmergewinn im Gegensatz dazu als vom Kapital unabh„ngiger Arbeitslohn er- scheint, reduziert sich jene trinitarische Form n„her auf diese: Kapital - Zins, Boden - Grundrente, Arbeit - Arbeitslohn, wo der Profit, die die kapitalistische Produktionsweise spezifisch cha- rakterisierende Form des Mehrwerts, glcklich beseitigt ist. Sieht man sich nun diese ”konomische Dreieinigkeit n„her an, so findet man: Erstens, die angeblichen Quellen des j„hrlich disponiblen Reich- tums geh”ren ganz disparaten Sph„ren an und haben nicht die ge- ringste Analogie untereinander. Sie verhalten sich gegenseitig etwa wie Notariatsgebhren, rote Rben und Musik. Kapital, Boden, Arbeit! Aber das Kapital ist kein Ding, sondern ein bestimmtes, gesellschaftliches, einer bestimmten historischen Gesellschaftsformation ungeh”riges Produktionsverh„ltnis, das sich an einem Ding darstellt und diesem Ding einen spezifischen gesellschaftlichen Charakter gibt. --- 48) Die folgenden drei Fragmente finden sich an verschiednen Stellen des Ms. zum VI. Abschnitt. - F. E. ----- 1*) Siehe vorl. Band, Kapitel 23 #823# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- Das Kapital ist ncht die Summe der materiellen und produzierten Produktionsmittel. Das Kapital, das sind die in Kapital verwan- delten Produktionsmittel, die an sich so wenig Kapital sind, wie Gold oder Silber an sich Geld ist. Es sind die von einem bestimm- ten Teil der Gesellschaft monopolisierten Produktionsmittel, die der lebendigen Arbeitskraft gegenber verselbst„ndigten Produkte und Bet„tigungsbedingungen eben dieser Arbeitskraft, die durch diesen Gegensatz im Kapital personifiziert werden. Es sind nicht nur die, in selbst„ndige M„chte verwandelten Produkte der Arbei- ter, die Produkte als Beherrscher und K„ufer ihrer Produzenten, sondern es sind auch die gesellschaftlichen Kr„fte und die zu- knftige... {? unleserlich} Form 1*) dieser Arbeit, die als Ei- genschaften ihres Produkts ihnen gegenbertreten. Also hier haben wir eine bestimmte, auf den ersten Blick sehr mystische, gesell- schaftliche Form eines der Faktoren eines historisch fabrizierten gesellschaftlichen Produktionsprozesses. Und nun daneben den Boden, die unorganische Natur als solche, ru- dis indigestaque moles [121] in ihrer ganzen Waldursprnglich- keit. Wert ist Arbeit. Mehrwert kann daher nicht Erde sein. Abso- lute Fruchtbarkeit des Bodens bewirkt nichts, als daá ein gewis- ses Quantum Arbeit ein gewisses, von der natrlichen Fruchtbar- keit des Bodens bedingtes Produkt gibt. Die Differenz in der Fruchtbarkeit des Bodens bewirkt, daá dieselben Mengen von Arbeit und Kapital, also derselbe Wert, sich in verschiednen Mengen von Bodenprodukten ausdrckt; daá diese Produkte also verschiedne in- dividuelle Werte haben. Die Ausgleichung dieser individuellen Werte zu Marktwerten bewirkt, daá die "advantages of fertile over inferior soil... are transferred from the cultivator or consumer to the landlord" 2*). (Ricardo, "Principles", p. 62.) Und endlich als Dritten im Bunde ein bloáes Gespenst - "die" Ar- beit, die nichts ist als eine Abstraktion und fr sich genommen berhaupt nicht existiert oder wenn wir die.... {unleserlich} nehmen 3*), die produktive T„tigkeit des Menschen berhaupt, wo- durch er den Stoffwechsel mit der Natur vermittelt, entkleidet nicht nur eder gesellschaftlichen Form und Charakterbestimmtheit, sondern selbst in ihrem bloáen Naturdasein, unabh„ngig von der Gesellschaft, allen Gesellschaften enthoben und als ----- 1*) Wir entziffern: die gesellschaftlichen Kr„fte und zusammen- h„ngende Form - 2*) Vorteile von fruchtbarem ber minderwertigen Boden... vom Bebauer oder dem Konsumenten auf den Grundeigentmer bertragen werden" - 3*) wir entziffern: wenn wir das Gemeinte nehmen #824# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Lebens„uáerung und Lebensbew„hrung dem berhaupt noch nicht ge- sellschaftlichen Menschen gemeinsam mit dem irgendwie gesell- schaftlich bestimmten. #824# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- II Kapital - Zins; Grundeigentum, Privateigentum am Erdball, und zwar modernes, der kapitalistischen Produktionsweise entsprechen- des - Rente; Lohnarbeit - Arbeitslohn. In dieser Form soll also Zusammenhang zwischen den Quellen der Revenue bestehn. Wie das Kapital, so sind Lohnarbeit und Grundeigentum geschichtlich be- stimmte gesellschaftliche Formen; die eine der Arbeit, das andre des monopolisierten Erdballs, und zwar sind sie beide dem Kapital entsprechende und derselben ”konomischen Gesellschaftsformation angeh”rende Formen. Das erste Auff„llige an dieser Formel ist, daá neben dem Kapital, neben dieser, einer bestimmten Produktionsweise, einer bestimmten historischen Gestalt des gesellschaftlichen Produktionsprozesses angeh”rigen Form eines Produktionselements, neben einem Produkti- onselement verquickt- mit und dargestellt in einer bestimmten so- zialen Form, ohne weitres rangiert werden: die Erde auf der einen Seite, die Arbeit auf der andern, zwei Elemente des realen Ar- beitsprozesses, die in dieser stofflichen Form allen Produktions- weisen gemeinsam, die die stofflichen Elemente jedes Produktions- prozesses sind und mit der gesellschaftlichen Form desselben nichts zu schaffen haben. Zweitens. In der Formel: Kapital - Zins, Erde - Bodenrente, Ar- beit Arbeitslohn, erscheinen Kapital, Erde, Arbeit, respektive als Quellen von Zins (statt Profit), Grundrente und Arbeitslohn als ihren Produkten, Frchten; sie der Grund, jene die Folge, sie die Ursache, jene die Wirkung; und zwar so, daá jedeeinzelne Quelle auf ihr Produkt als das von ihr abgestoáene und Produ- zierte bezogen ist. Alle drei Einkommen, Zins (statt Profit), Rente, Arbeitslohn, sind drei Teile vom Wert des Produkts, also berhaupt Wertteile, oder in Geld ausgedruckt, gewisse Geldteile, Preistelle. Die Formel: Kapital - Zins, ist nun zwar die be- griffsloseste Formel des Kapitals, aber sie ist eine Formel des- selben. Aber wie soll die Erde einen Wert, d.h. ein gesellschaft- lich bestimmtes Quantum Arbeit schaffen, und nun gar den besond- ren Wertteil ihrer eignen Produkte, der die Rente bildet? Die Erde ist z.B. als Produktionsagent bei der Herstellung eines Ge- brauchswerts, eines materiellen Produkts, des Weizens, t„tig. Aber sie hat nichts zu tun mit der Produktion des Weizenwerts. Soweit sich Wert im Weizen darstellt, wird der Weizen nur als ein bestimmtes Quantum vergegenst„ndlichter gesellschaftlicher #825# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- Arbeit betrachtet, ganz gleichgltig gegen den besondren Stoff, worin sich diese Arbeit darstellt, oder den besondren Gebrauchs- wert dieses Stoffs. Es widerspricht dem nicht, 1. daá bei sonst gleichen Umst„nden die Wohlfellheit oder Teuerkeit des Weizens von der Produktivit„t der Erde abh„ngt. Die Produktivit„t der agrikolen Arbeit ist an Naturbedingungen geknpft, und je nach der Produktivit„t derselben stellt sich dasselbe Quantum Arbeit in viel oder wenig Produkten, Gebrauchswerten dar. Wie groá das Quantum Arbeit ist, das sich in einem Scheffel darstellt, h„ngt ab von der Masse der Scheffel, die dasselbe Quantum Arbeit lie- fert. Es h„ngt hier von der Produktivit„t der Erde ab, in welchen Mengen von Produkt der Wert sich darstellt; aber dieser Wert ist gegeben, unabh„ngig von dieser Verteilung. Wert stellt sich in Gebrauchswert dar; und Gebrauchswert ist eine Bedingung der Wert- sch”pfung; aber es ist Narrheit, einen Gegensatz zu bilden, wo auf der einen Seite ein Gebrauchswert, die Erde, steht und auf der andern ein Wert, und noch dazu ein besondrer Wertteil. 2. {Hier bricht das Ms. ab.} #825# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- III Die Vulg„r”konomie tut in der Tat nichts, als die Vorstellungen der in den brgerlichen Produktionsverh„ltnissen befangenen Agen- ten dieser Produktion doktrin„r zu verdolmetschen, zu systemati- sieren und zu apologetisieren. Es darf uns also nicht wunderneh- men, daá sie gerade in der entfremdeten Erscheinungsform der ”ko- nomischen Verh„ltnisse, worin diese prima facie abgeschmackt und vollkommene Widersprche sind - und alle Wissenschaft w„re ber- flssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmit- telbar zusammenfielen -, wenn gerade hier die Vulg„r”konomie sich vollkommen bei sich selbst fhlt und ihr diese Verh„ltnisse um so selbstverst„ndlicher erscheinen, je mehr der innere Zusammenhang an ihnen verborgen ist, sie aber der ordin„ren Vorstellung gel„u- fig sind. Daher hat sie nicht die geringste Ahnung darber, daá die Trinit„t, von der sie ausgeht: Grund und Boden - Rente, Kapi- tal - Zins, Arbeit - Arbeitslohn oder Preis der Arbeit drei prima facie unm”gliche Kompositionen sind. Erst haben wir den Ge- brauchswert Boden, der keinen Wert hat, und den Tauschwert Rente: so daá ein soziales Verh„ltnis, als Ding gefaát, zur Natur in eine Proportion gesetzt ist; also zwei inkommensurable Gr”áen, die ein Verh„ltnis zueinander haben sollen. Dann Kapital - Zins. Wird das Kapital als eine gewisse, in Geld selbst„ndig darge- stellte Wertsumme gefaát, so ist es prima facie Unsinn, daá ein Wert mehr Wert sein soll, als er wert ist. Gerade in der Form: Kapital - Zins f„llt alle Vermittlung fort, und ist das #826# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Kapital auf seine allgemeinste, aber darum auch aus sich selbst unerkl„rliche und absurde Formel reduziert. Ebendarum zieht der Vulg„r”konom die Formel Kapital - Zins, mit der okkulten Qualit„t eines Werts- sich selbst ungleich zu sein, der Formel Kapital - Profit vor, weil hier schon dem wirklichen Kapitalverh„ltnis n„- hergekommen wird. Dann wieder, in dem unruhigen Gefhl, daá 4 nicht 5 ist und daher 100 Taler unm”glich 110 Taler sein k”nnen, flchtet er vom Kapital als Wert zur stofflichen Substanz des Ka- pitals; zu seinem Gebrauchswert als Produktionsbedingung der Ar- beit, Maschinerie, Rohstoff etc. So gelingt es dann wieder, statt des unbegreiflichen ersten Verh„ltnisses, wonach 4 = 5, ein ganz inkommensurables herauszubringen zwischen einem Gebrauchswert, einem Ding auf der einen Seite, und einem bestimmten gesell- schaftlichen P1rOduktionsverh„ltnis, dem Mehrwert, auf der an- dern; wie beim Grundeigentum. Sobald er bei diesem Inkommensurab- len angelangt, wird dem Vulg„r”konomen alles klar und fhlt er nicht mehr das Bedrfnis, weiter nachzudenken. Denn er ist eben beim "Rationale" der Brgervorstellung angelangt. Endlich, Ar- beit-Arbeitslohn, Preis der Arbeit, ist, wie in Buch I 1*) nach- gewiesen, ein Ausdruck, der prima facie dem Begriff des Werts wi- derspricht und ebenso dem des Preises, und is der allgemein selbst nur ein bestimmter Ausdruck des Werts ist; "Preis der Ar- beit" ist ebenso irrationell wie ein gelber Logarithmus. Aber hier ist der Vulg„r”konom erst recht befriedigt, da er nun bei der tiefen Einsicht des Brgers angelangt ist, daá er Geld fr die Arbeit zahlt, und da grade der Widerspruch der Formel gegen den Begriff des Werts ihn der Verpflichtung berhebt, den letz- tren zu begreifen. --- Wir 49) haben gesehn, daá der kapitalistische Produktionsprozeá eine geschichtlich bestimmte Form des gesellschaftlichen Produk- tionsprozesses Oberhaupt ist. Dieser letztere ist sowohl Produk- tionsprozeá der materiellen Existenzbedingungen des menschlichen Lebens wie ein in spezifischen, historisch-”konomischen Produkti- onsverh„ltnissen vor sich gehender, diese Produktionsverh„ltnisse selbst und damit die Tr„ger dieses Prozesses, ihre materiellen Existenzbedingungen und ihre gegenseitigem Verh„ltnisse, d.h. ihre bestimmte ”konomische Gesellschaftsform produzierender und reproduzierender Prozeá. Denn das Ganze dieser Beziehungen, worin sich die --- 49) Anfang von Kap. XLVIII nach dem Ms. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 557-564 #827# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- Tr„ger dieser Produktion zur Natur und zueinander befinden, worin sie produzieren, dies Ganze ist eben die Gesellschaft, nach ihrer ”konomischen Struktur betrachtet. Wie alle seine Vorg„nger, geht der kapitalistische Produktionsprozeá unter bestimmten materiel- len Bedingungen vor sich, die aber zugleich Tr„ger bestimmter ge- sellschaftlicher Verh„ltnisse sind, welche die Individuen im Pro- zeá ihrer Lebensreproduktion eingehn. jene Bedingungen, wie diese Verh„ltnisse, sind einerseits Voraussetzungen, andrerseits Resul- tate und Sch”pfungen des kapitalistischen Produktionsprozesses; sie werden von ihm produziert und reproduziert. Wir sahen ferner: das Kapital - und der Kapitalist ist nur das personifizierte Ka- pital, fungiert im Produktionsprozeá nur als Tr„ger des Kapitals -, also das Kapital pumpt in dem ihm entsprechenden gesellschaft- lichen Produktionsprozeá ein bestimmtes Quantum Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten oder Arbeitern heraus, Mehrarbeit, die jenes ohne Žquivalent erh„lt und die ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit bleibt, wie sehr sie auch als das Resultat freier kontraktlicher šbereinkunft erscheinen mag. Diese Mehr. arbeit stellt sich dar in einem Mehrwert, und dieser Mehrwert existiert in einem Mehrprodukt. Mehrarbeit berhaupt, als Arbeit ber das Maá der gegebnen Bedrfnisse hinaus, muá immer bleiben. Im kapi- talistischen wie im Sklavensystem usw. hat sie nur eine antagoni- stische Form und wird erg„nzt durch reinen Máiggang eines Teils der Gesellschaft. Ein bestimmtes Quantum Mehrarbeit ist erheischt durch die Assekuranz gegen Zuf„lle, durch die notwendige, der Entwicklung der Bedrfnisse und dem Fortschritt der Bev”lkerung entsprechende, progressive Ausdehnung des Reproduktionsprozesses, was vom kapitalistischen Standpunkt aus Akkumulation heiát. Es ist eine der zivilisatorischen Seiten des Kapitals, daá es diese Mehrarbeit in einer Weise und unter Bedingungen erzwingt, die der Entwicklung der Produktivkr„fte, der gesellschaftlichen Verh„lt- nisse und der Sch”pfung der Elemente fr eine h”here Neubildung vorteilhafter sind als unter den frhern Formen der Sklaverei, Leibeigenschaft usw. Es fhrt so einerseits eine Stufe herbei, wo der Zwang und die Monopolisierung der gesellschaftlichen Entwick- lung (einschlieálich ihrer materiellen und intellektuellen Vor- teile) durch einen Teil der Gesellschaft auf Kosten des andern wegf„llt; andrerseits schafft sie die materiellen Mittel und den Keim zu Verh„ltnissen, die in einer h”hern Form der Gesellschaft erlauben, diese Mehrarbeit zu verbinden mit einer gr”áem Be- schr„nkung der der materiellen Arbeit berhaupt gewidmeten Zeit. Denn die Mehrarbeit kann, je nach der Entwicklung der Produktiv- kraft der Arbeit, groá sein bei kleinem Gesamtarbeitstag und re- lativ klein bei groáem Gesamtarbeitstag. Ist die notwendige #828# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Arbeitszeit = 3 und die Mehrarbeit = 3, so ist der Gsamtarbeits- tag = 6 und die Rate der Mehrarbeit = 100%. Ist die notwendige Arbeit = 9 und die Mehrarbeit = 3, so der Gesamtarbeitstag = 12 und die Rate der Mehrarbeit nur = 33 1/3 %. Sodann aber h„ngt es von der Produktivit„t der Arbeit ab, wieviel Gebrauchswert in be- stimmter Zeit, also auch in bestimmter Mehrarbeitszeit herge- stellt wird. Der wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die M”g- lichkeit best„ndiger Erweiterung ihres Reproduktionsprozesses h„ngt also nicht ab von der L„nge der Mehrarbeit, sondern von ih- rer Produktivit„t und von den mehr oder minder reichhaltigen Pro- duktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht. Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und „uáere Zweckm„áigkeit bestimmt ist, aufh”rt; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sph„re der eigentli- chen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muá, um seine Bedrfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhal- ten und zu reproduzieren, so muá es der Zivilisierte, und er muá es in allen Gesellschaftsformen und unter allen m”glichen Produk- tionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedrfnisse; aber zugleich erweitern sich die Produktivkr„fte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehn, daá der vergesellschaftete Mensch, die assozilerten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kon- trolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht be- herrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur wrdigsten und ad„quatesten Bedin- gungen vollziehn. Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwen- digkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwick- lung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Frei- heit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis auf blhn kann. Die Verkrzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung. In der kapitalistischen Gesellschaft verteilt sich dieser Mehr- wert oder dies Mehrprodukt - wenn wir von den zuf„lligen Schwan- kungen der Verteilung absehn und ihr regelndes Gesetz, ihre nor- mierenden Grenzen betrachten - unter den Kapitalisten als Divi- dende im Verh„ltnis zu der Quote, die jedem vom gesellschaftli- chen Kapital geh”rt. In dieser Gestalt erscheint der Mehrwert als der Durchschnittsprofit, der dem Kapital zuf„llt, ein Durch- schnittsprofit, der sich selbst wieder in Unternehmergewinn und Zins spaltet und unter diesen beiden Kategorien verschiednen Sor- ten von Kapitalisten zufallen kann. Diese Aneignung und Vertei- lung des Mehrwerts resp. Mehrprodukts durch das Kapital besitzt jedoch ihre Schranke #829# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- am Grundeigentum. Wie der fungierende Kapitalist die Mehrarbeit und damit unter der Form des Profits den Mehrwert und das Mehr- produkt aus dem Arbeiter auspumpt, so pumpt der Grundeigentrner einen Teil dieses Mehrwerts oder Mehrprodukts wieder dem Kapita- listen aus, unter der Form der Rente, nach frher entwickelten Gesetzen. Wenn wir also hier vom Profit als dem dem Kapital zufallenden An- teil des Mehrwerts sprechen, so meinen wir den Durchschnittspro- fit (gleich Unternehrnergewinn plus Zins), der durch den Abzug der Rente vom Gesamtprofit (in seiner Masse identisch mit dem Ge- samtmehrwert) bereits beschr„nkt ist; der Abzug der Rente ist vorausgesetzt. Kapitalprofit (Unternehmergewinn plus Zins) und Grundrente sind also nichts als besondre Bestandteile des Mehr- werts, Kategorien, worin dieser, je nach seinem Anheirnfall an das Kapital oder das Grundeigentum, unterschieden wird, Rubriken, die aber an seinem Wesen nichts „ndern. Zusammenaddiert bilden sie die Summe des gesellschaftlichen Mehrwerts. Das Kapital pumpt die Mehrarbeit, die sich im Mehrwert und Mehrprodukt darstellt, direkt aus den Arbeitern aus. Es kann also in diesem Sinn als Produzent des Mehrwerts betrachtet werden. Das Grundeigentum hat mit dem wirklichen Produktionsprozeá nichts zu schaffen. Seine Rolle beschr„nkt sich darauf, einen Teil des produzierten Mehr- werts aus der Tasche des Kapitals in seine eigne hinberzufhren. Jedoch spielt der Grundeigentmer eine Rolle im kapitalistischen Produktionsprozeá, nicht nur durch den Druck, den er auf das Ka- pital ausbt, auch nicht bloá dadurch, daá groáes Grundeigentum eine Voraussetzung und Bedingung der kapitalistischen Produktion, weil der Expropriation des Arbeiters von den Arbeitsbedingungen ist, sondern speziell dadurch, daá er als Personifikation einer der wesentlichsten Produktionsbedingungen erscheint. Der Arbeiter endlich, als Eigentmer und Verk„ufer seiner pers”n- lichen Arbeitskraft, erh„lt unter dem Namen Arbeitslohn einen Teil des Produkts, worin sich der Teil seiner Arbeit darstellt, den wir notwendige Arbeit nennen, d.h. die zur Erhaltung und Re- produktion dieser Arbeitskraft notwendige Arbeit, seien die Be- dingungen dieser Erhaltung und Reproduktion nun „rmlicher oder reicher, gnstiger oder ungnstiger. So disparat diese Verh„ltnisse nun sonst erscheinen m”gen, sie haben alle eins gemein: Das Kapital wirft jahraus, jahrein dem Kapitalisten Profit ab, der Boden dem Grundeigentrner Grundrente und die Arbeitskraft unter normalen Verh„ltnissen, und solange sie eine brauchbare Arbeitskraft bleibt - dem Arbeiter Arbeits- lohn. Diese drei Wertteile des j„hrlich produzierten Gesamtwerts und die ihnen entsprechenden Teile des j„hrlich produzierten #830# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Gesamtprodukts k”nnen - wir sehn hier zun„chst von der Akkumula- tion ab - von ihren respektiven Besitzern j„hrlich verzehrt wer- den, ohne daá die Quelle ihrer Reproduktion versiegt. Sie er- scheinen als j„hrlich zu verzehrende Frchte eines perennierenden Baums oder vielmehr dreier B„ume, sie bilden das j„hrliche Ein- kommen dreier Klassen, des Kapitalisten, des Grundeigentmers und des Arbeiters, Revenuen, die der fungierende Kapitalist als der unmittelbare Auspumper der Mehrarbeit und Anwender der Arbeit Oberhaupt verteilt. Dem Kapitalisten erscheint sein Kapital, dem Grundeigentmer sein Boden und dem Arbeiter seine Arbeitskraft oder vielmehr seine Arbeit selbst (da er die Arbeitskraft nur als sich „uáernde wirklich verkauft und ihm der Preis der Arbeits- kraft, wie frher gezeigt, auf Basis der kapitalistischen Produk- tionsweise sich notwendig als Preis der Arbeit darstellt) so als drei verschiedne Quellen ihrer spezifischen Revenuen, des Pro- fits, der Grundrente und des Arbeitslohns. Sie sind es in der Tat in dem Sinne, daá das Kapital fr den Kapitalisten eine perennie- rende Pumpmaschine von Mehrarbeit, der Boden fr den Grundeigen- tmer ein perennierender Magnet zur Anziehung eines Teils des vom Kapital ausgepumpten Mehrwerts und endlich die Arbeit die best„n- dig sich erneuernde Bedingung und das stets sich erneuernde Mit- tel ist, um einen Teil des vom Arbeiter geschaffnen Werts und da- her einen durch diesen Wertteil gemeánen Teil des gesellschaftli- chen Produkts, die notwendigen Lebensmittel, unter dem Titel des Arbeitslohns zu erwerben. Sie sind es ferner in dem Sinn, daá das Kapital einen Teil des Werts und daher des Produkts der j„hrli- chen Arbeit in der Form des Profits, das Grundeigentum einen an- dern Teil in der Form der Rente und die Lohnarbeit einen dritten Teil in der Form des Arbeitslohns fixiert und grade durch diese Verwandlung umsetzt in die Revenuen des Kapitalisten, des Grund- eigentmers und des Arbeiters, ohne aber die Substanz selbst zu schaffen, die sich in diese verschiednen Kategorien verwandelt. Die Verteilung setzt vielmehr diese Substanz als vorhanden vor- aus, n„mlich den Gesamtwert des j„hrlichen Produkts, der nichts ist als vergegenst„ndlichte gesellschaftliche Arbeit. Es ist je- doch nicht in dieser Form, daá sich die Sache den Produktions- agenten, den Tr„gern der verschiednen Funktionen des Produktions- prozesses darstellt, sondern vielmehr in einer verkehrten Form. Warum dies geschieht, werden wir im Fortgang der Untersuchung weiter entwickeln. Kapital, Grundeigentum und Arbeit erscheinen jenen Produktionsagenten als drei verschiedne, unabh„ngige Quel- len, aus denen als solchen drei ver schiedne Bestandteile des j„hrlich produzierten Werts - und daher des Produkts, worin er existiert - entspringen; aus denen also nicht nur die verschied- nen #831# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- Formen dieses Werts als Revenuen, welche besendren Faktoren des gesellschaftlichen Produktionsprozesses zufallen, sondern dieser Wert selbst entspringt und damit die Substanz dieser Revenuefor- men. {Hier fehlt ein Foliobogen im Ms.} ... Differentialrente ist gebunden an die relative Fruchtbarkeit der L„ndereien, also an Eigenschaften, die aus dem Boden als sol- chem entspringen. Aber soweit sie erstens beruht auf den ver- schiednen individuellen Werten der Produkte verschiedner Bodenar- ten, ist es nur die eben erw„hnte Bestimmung; soweit sie zweitens beruht auf dem von diesen individuellen Werten unterschiednen, regulierenden allgemeinen Marktwert, ist es ein gesellschaftli- ches, vermittelst der Konkurrenz durchgefhrtes Gesetz, das weder mit dem Boden noch mit den verschiednen Graden seiner Fruchtbar- keit etwas zu tun hat. Es k”nnte scheinen, als wenn wenigstens in: "Arbeit - Arbeits- lohn" ein rationelles Verh„ltnis ausgesprochen w„re. Aber dies ist ebensowenig der Fall wie mit: "Boden - Grundrente". Soweit die Arbeit wertbildend ist und sich im Wert der Waren darstellt, hat sie nichts zu tun mit der Verteilung dieses Werts unter ver- schiedne Kategorien. Soweit sie den spezifisch gesellschaftlichen Charakter der Lohnarbeit hat, ist sie nicht wertbildend. Es ist berhaupt frher gezeigt worden, daá Arbeitslohn oder Preis der Arbeit nur ein irrationeller Ausdruck fr den Wert oder Preis der Arbeitskraft ist; und die bestimmten gesellschaftlichen Bedingun- gen, unter denen diese Arbeitskraft verkauft wird, haben mit der Arbeit als allgemeinem Produktionsagenten nichts zu schaffen. Die Arbeit vergegenst„ndlicht sich auch in dem Wertbestandteil der Ware, der als Arbeitslohn den Preis der Arbeitskraft bildet; sie schafft diesen Teil ebensogut wie die andern Teile des Produkts; aber sie vergegenst„ndlicht sich in diesem Teil nicht mehr und nicht anders als in den Teilen, die Rente oder Profit bilden. Und berhaupt, wenn wir die Arbeit als wertbildend fixieren, betrach- ten wir sie nicht in ihrer konkreten Gestalt alsproduktionsbedin- gung, sondern in einer gesellschaftlichen Bestimmtheit, die von der der Lohnarbeit verschieden ist. Selbst der Ausdruck: "Kapital - Profit" ist hier inkorrekt. Wenn das Kapital in der einzigen Beziehung gefaát wird, worin es Mehr- wert produziert, n„mlich in seinem Verh„ltnis zum Arbeiter, worin es Mehrarbeit erpreát durch den Zwang, den es auf die Arbeits- kraft, d.h. auf den Lohnarbeiter ausbt, so umfaát dieser Mehr- wert auáer Profit (Unternehmergewinn plus Zins) auch die Rente, kurz, den ganzen ungeteilten Mehrwert. Hier dagegen, als Quelle von Revenue, wird es nur auf den Teil in Beziehung gesetzt, der dem Kapitalisten anheimf„llt. Es ist dies nicht der Mehrwert, #832# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- den es berhaupt extrahiert, sondern nur der Teil, den es fr den Kapitalisten extrahiert. Noch mehr f„llt aller Zusammenhang fort, sobald sich die Formel verwandelt in die: "Kapital - Zins". Wenn wir erstens das Disparate der drei Quellen betrachteten, so jetzt zweitens, daá dagegen ihre Produkte, ihre Abk”mmlinge, die Revenuen, alle derselben Sph„re, der des Werts angeh”ren. Indes gleicht sich dies dadurch aus (dies Verh„ltnis nicht nur zwischen inkommensurablen Gr”áen, sondern zwischen ganz ungleichm„áigen, unter sich beziehungslosen und unvergleichbaren Dingen), daá in der Tat das Kapital, gleich der Erde und der Arbeit, bloá seiner stofflichen Substanz nach, also einfach als Produziertes Produk- tionsmittel genommen wird, wobei sowohl von ihm als Verh„ltnis zum Arbeiter wie von ihm als Wert abstrahiert wird. Drittens. In diesem Sinn also bietet die Formel: Kapital - Zins (Profit), Erde - Rente, Arbeit - Arbeitslohn, gleichm„áige und symmetrische Inkongruit„t. In der Tat, indem die Lohnarbeit nicht als eine gesellschaftlich bestimmte Form der Arbeit, sondern alle Arbeit ihrer Natur nach als Lohnarbeit erscheint (sich dem in den kapitalistischen Produktionsverh„ltnissen Befangnen so vor- stellt), fallen auch die bestimmten, spezifischen gesellschaftli- chen Formen, welche die gegenst„ndlichen Arbeitsbedingungen - die produzierten Produktionsmittel und die Erde - der Lohnarbeit ge- genber einnehmen (wie sie umgekehrt ihrerseits die Lohnarbeit voraussetzen), ohne weiteres zusammen mit dem stofflichen Dasein dieser Arbeitsbedingungen oder mit der Gestalt, die sie berhaupt im wirklichen Arbeitsprozeá besitzen, unabh„ngig von jeder ge- schichtlich bestimmten gesellschaftlichen, ja unabh„ngig von je- der gesellschaftlichen Form desselben. Die der Arbeit entfrem- dete, ihr gegenber verselbst„ndigte und somit verwandelte Ge- stalt der Arbeitsbedingungen, worin also die produzierten Produk- tionsmittel sich in Kapital verwandeln und die Erde in monopoli- sierte Erde, in Grundeigentum, diese einer bestimmten Ge- schichtsperiode angeh”rige Gestalt f„llt daher zusammen mit dem Dasein und der Funktion der produzierten Produktionsmittel und der Erde im Produktionsprozeá berhaupt. Jene Produktionsmittel sind an und fr sich, von Natur, Kapital; Kapital ist nichts als ein bloáer "”konomischer Name" fr jene Produktionsmittel; und so ist die Erde an und fr sich, von Natur, die von einer gewissen Zahl Grundeigentmer monopolisierte Erde. Wie im Kapital und Ka- pitalisten - der in der Tat nichts ist als das personifizierte Kapital - die Produkte eine selbst„ndige Macht werden gegenber den Produzenten, so wird im Grundeigentmer der Grund und Boden personifiziert, der sich ebenfalls auf die Hinterfáe stellt und als selbst„ndige Macht seinen Anteil #833# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- fordert von dem mit seiner Hilfe erzeugten Produkt; so daá nicht der Boden den ihm geh”rigen Teil des Produkts zu Ersatz und Stei- gerung seiner Produktivit„t erh„lt, sondern statt seiner der Grundeigentmer einen Anteil dieses Produkts zur Verschacherung und Verschwendung. Es ist klar, daá das Kapital die Arbeit als Lohnarbeit voraussetzt. Es ist aber ebenso klar, daá, wenn von der Arbeit als Lohnarbeit ausgegangen wird, so daá das Zusammen- fallen der Arbeit berhaupt mit der Lohnarbeit selbstverst„ndlich scheint, dann auch als natrliche Form der Arbeitsbedingungen, gegenber der Arbeit berhaupt, das Kapital und die monopoli- sierte Erde erscheinen mssen. Kapital zu sein erscheint nun als natrliche Form der Arbeitsmittel und daher als rein dinglicher und aus ihrer Funktion im Arbeitsprozeá berhaupt entspringender Charakter. Kapital und produziertes Produktionsmittel werden so identische Ausdrcke. Ebenso werden Erdboden und durch Privatei- gentum monopolisierten Erdboden identische Ausdrcke. Die Ar- beitsmittel als solche, die von Natur Kapital sind, werden daher zur Quelle des Profits wie die Erde als solche zur Quelle der Rente. Die Arbeit als solche, in ihrer einfachen Bestimmtheit als zweck- m„áige produktive T„tigkeit, bezieht sich auf die Produktionsmit- tel, nicht in deren gesellschaftlicher Formbestimmtheit, sondern in ihrer stofflichen Substanz, als Material und Mittel der Ar- beit, die sich ebenfalls nur stofflich, als Gebrauchswerte von- einander unterscheiden, die Erde als unproduziertes, die andren als produzierte Arbeitsmittel. F„llt also die Arbeit mit der Lohnarbeit zusammen, so f„llt auch die bestimmte gesellschaftli- che Form, worin die Arbeitsbedingungen nun der Arbeit gegenber- stehn, zusammen mit ihrem stofflichen Dasein. Die Arbeitsmittel sind dann als solche Kapital, und die Erde als solche ist Grund- eigentum. Die formale Verselbst„ndigung dieser Arbeitsbedingungen gegenber der Arbeit, die besondre Form dieser Verselbst„ndigung, die sie gegenber der Lohnarbeit besitzen, ist dann eine von ih- nen als Dingen, als materiellen Produktionsbedingungen untrenn- bare Eigenschaft, ein ihnen als Produktionselementen notwendig zukommender, immanent eingewachsener Charakter. Ihr durch eine bestimmte Geschichtsepoche bestimmter sozialer Charakter im kapi- talistischen Produktionsprozeá ist ein ihnen naturgem„á, und so- zusagen von Ewigkeit her, als Elementen des Produktionsprozesses eingeborner dinglicher Charakter. Der respektive Anteil daher, den die Erde als das ursprngliche Besch„ftigungsfeld der Arbeit, als das Reich der Naturkr„fte, als das vorgefundne Arsenal aller Arbeitsgegenst„nde, und der andre respektive Anteil, den die pro- duzierten Produktionsmittel (Instrumente, Rohstoffe etc.) an dem Produktionsprozeá berhaupt nehmen, mssen dann sich auszudrcken #834# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quelle ----- scheinen in den respektiven Anteilen, die ihnen als Kapital und Grundeigentum, d.h. die ihren sozialen Repr„sentanten in der Form von Profit (Zins) und Rente zufallen, wie dem Arbeiter im Ar- beitslohn der Anteil, den seine Arbeit am Produktionsprozeá nimmt. Rente, Profit, Arbeitslohn scheinen so aus der Rolle her- auszuwachsen, die die Erde, die produzierten Produktionsmittel und die Arbeit im einfachen Arbeitsprozeá spielen, selbst soweit wir diesen Arbeitsprozeá als bloá zwischen dem Menschen und der Natur vorgehend und abgesehn von Jeder geschichtlichen Bestimmt- heit betrachten. Es ist nur wieder dieselbe Sache in einer andern Form, wenn gesagt wird: Das Produkt, worin sich die Arbeit des Lohnarbeiters fr ihn selbst, als sein Ertrag, seine Revenue dar- stellt, ist nur der Arbeitslohn, der Teil des Werts (und daher des durch diesen Wert gemeánen sozialen Produkts), der seinen Ar- beitslohn darstellt. F„llt also die Lohnarbeit mit der Arbeit berhaupt zusammen, so auch der Arbeitslohn mit dem Produkt der Arbeit und der Wertteil, den der Arbeitslohn darstellt, mit dem durch die Arbeit geschaffnen Wert berhaupt. Dadurch treten aber die andern Werttelle, Profit und Rente, ebenso selbst„ndig dem Arbeitslohn gegenber und mssen aus eignen, von der Arbeit spe- zifisch verschiednen und unabh„ngigen Quellen entspringen; sie mssen aus den mitwirkenden Produktionselementen entspringen, de- ren Besitzern sie zufallen, also der Profit aus den Produktions- mitteln, den stofflichen Elementen des Kapitals, und die Rente aus der vom Grundeigentmer repr„sentierten Erde oder der Natur. (Roscher.) Grundeigentum, Kapital und Lohnarbeit verwandeln sich daher aus Quellen der Revenue in dem Sinn, daá das Kapital dem Kapitalisten einen Teil des Mehrwerts, den er aus der Arbeit extrahlert, in der Form des Profits, das Monopol an der Erde dem Grundeigentmer einen andern Teil in der Form der Rente attrahiert und die Arbeit dem Arbeiter den letzten noch disponiblen Wertteil in der Form des Arbeitslohns zuschl„gt, aus Quellen, vermittelst deren ein Teil des Werts in die Form des Profits, ein zweiter in die Form der Rente und ein dritter in die Form des Arbeitslohns sich ver- wandelt - in wirkliche Quellen, aus denen diese Wertteile und die bezglichen Teile des Produkts, worin sie existieren oder wogegen sie umsetzbar sind, selbst entspringen und aus denen als letzter Quelle daher der Wert des Produkts selbst entspringt. 50) --- 50) "Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerts." (A. Smithl [122]) - "So sind die Ursachen der materiellen Produktion gleichzeitig die Quellen der ursprnglichen Revenuen, die es gibt." (Storch, ["Cours d'‚conomie politique", St.-P‚tersbourg 1815. I, p. 259.) #835# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- Wir haben bereits bei den einfachsten Kategorien der kapitalisti- schen Produktionsweise, und selbst der Warenproduktion, bei der Ware und dem Geld den mystifizierenden Charakter nachgewiesen, der die gesellschaftlichen Verh„ltnisse, denen die stofflichen Elemente des Reichtums bei der Produktion als Tr„ger dienen, in Eigenschaften dieser Dinge selbst verwandelt (Ware) und noch aus- gesprochener das Produktionsverh„ltnis selbst in ein Ding (Geld). Alle Gesellschaftsformen, soweit sie es zur Warenproduktion und Geldzirkulation bringen, nehmen an dieser Verkehrung teil. Aber in der kapitalistischen Produktionsweise und beim Kapital, wel- ches ihre herrschende Kategorie, ihr bestimmendes Produktionsver- h„ltnis bildet, entwickelt sich diese verzauberte und verkehrte Welt noch viel weiter. Betrachtet man das Kapital zun„chst im un- mittelbaren Produktionsprozeá als Auspumper von Mehrarbeit, so ist dies Verh„ltnis noch sehr einfach, und der wirkliche Zusam- menhang dr„ngt sich den Tr„gern dieses Prozesses, den Kapitali- sten selbst auf und ist noch in ihrem Bewuátsein. Der heftige Kampf um die Grenzen des Arbeitstags beweist dies schlagend. Aber selbst innerhalb dieser nicht vermittelten Sph„re, der Sph„re des unmittelbaren Prozesses zwischen Arbeit und Kapital, bleibt es nicht bei dieser Einfachheit. Mit der Entwicklung des relativen Mehrwerts in der eigentlichen spezifisch kapitalistischen Produk- tionsweise, womit sich die gesellschaftlichen Produktivkr„fte der Arbeit entwickeln, erscheinen diese Produktivkr„fte und die ge- sellschaftlichen Zusammenh„nge der Arbeit im unmittelbaren Ar- beitsprozeá als aus der Arbeit in das Kapital verlegt. Damit wird das Kapital schon ein sehr mystisches Wesen, indem alle gesell- schaftlichen Produktivkr„fte der Arbeit als ihm, und nicht der Arbeit als solcher, zukommende und aus seinem eignen Schoá her- vorsprossende Kr„fte erscheinen. Dann kommt der Zirkulationspro- zeá dazwischen, dessen Stoff- und Formwechsel alle Teile des Ka- pitals, selbst des agrikolen Kapitals, in demselben Grad anheim- fallen, wie sich die spezifisch kapitalistische Produktionsweise entwickelt. Es ist dies eine Sph„re, worin die Verh„ltnisse der ursprnglichen Wertproduktion v”llig in den Hintergrund treten. Schon im unmittelbaren Produktionsprozeá ist der Kapitalist zugleich als Warenproduzent, als Leiter der Warenproduktion t„- tig. Dieser Produktionsprozeá stellt sich ihm daher keineswegs einfach als Produktionsprozeá von Mehrwert dar. Welches aber im- mer der Mehrwert sei, den das Kapital im unmittelbaren Produkti- onsprozeá ausgepumpt und in Waren dargestellt hat, der in den Wa- ren enthaltne Wert und Mehrwert muá erst im Zirkulationsprozeá realisiert werden. Und sowohl die Rckerstattung der in der Pro- duktion vorgeschoánen Werte, wie namentlich der in den Waren ent- haltne Mehrwert, scheint nicht #836# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- in der Zirkulation sich bloá zu realisieren, sondern aus ihr zu entspringen; ein Schein, den namentlich zwei Umst„nde befestigen: erstens der Profit bei Ver„uáerung, der von Prellerei, List, Sachkenntnis, Geschick und tausend Marktkonjunkturen abh„ngt; dann aber der Umstand, daá hier neben der Arbeitszeit ein zweites bestimmendes Element hinzutritt, die Zirkulationszeit. Diese fun- giert zwar nur als negative Schranke der Wert- und Mehrwertbil- dung, hat aber den Schein, als sei sie ein ebenso positiver Grund wie die Arbeit selbst und als bringe sie eine, aus der Natur des Kapitals hervorgehende, von der Arbeit unabh„ngige Bestimmung herein. Wir hatten in Buch 11 diese Zirkulationssph„re natrlich nur darzustellen in bezug auf die Formbestimmungen, die sie er- zeugt, die Fortentwicklung der Gestalt des Kapitals nachzuweisen, die in ihr vorgeht. In der Wirklichkeit aber ist diese Sph„re die Sph„re der Konkurrenz, die, jeden einzelnen Fall betrachtet, vom Zufall beherrscht ist; wo also das innere Gesetz, das in diesen Zuf„llen sich durchsetzt und sie reguliert, nur sichtbar wird, sobald diese Zuf„lle in groáen Massen zusammengefaát werden, wo es also den einzelnen Agenten der Produktion selbst unsichtbar und unverst„ndlich bleibt. Weiter aber: der wirkliche Produkti- onsprozeá, als Einheit des unmittelbaren Produktionsprozesses und des Zirkulationsprozesses, erzeugt neue Gestaltungen, worin mehr und mehr die Ader des innern Zusammenhangs verlorengeht, die Pro- duktionsverh„ltnisse sich gegeneinander verselbst„ndigen und die Wertbestandteile sich gegeneinander in selbst„ndigen Formen ver- kn”chern. Die Verwandlung des Mehrwerts in Profit ist, wie wir sahen, eben- sosehr durch den Zirkulationsprozeá wie durch den Produktionspro- zeá bestimmt. Der Mehrwert, in der Form des Profits, wird nicht mehr auf den in Arbeit ausgelegten Kapitalteil, aus dem er ent- springt, sondern auf das Gesamtkapital bezogen. Die Profitrate wird durch eigne Gesetze reguliert, die einen Wechsel derselben bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts zulassen und selbst be- dingen. Alles dies verhllt mehr und mehr die wahre Natur des Mehrwerts und daher das wirkliche Triebwerk des Kapitals. Noch mehr geschieht dies durch die Verwandlung des Profits in Durch- schnittsprofit und der Werte in Produktionspreise, in die regu- lierenden Durchschnitte der Marktpreise. Es tritt hier ein kom- plizierter gesellschaftlicher Prozeá dazwischen, der Ausglei- chungsprozeá der Kapitale, der die relativen Durchschnittspreise der Waren von ihren Werten und die Durchschnittsprofite in den verschiednen Produktionssph„ren (ganz abgesehn von den individu- ellen Kapitalanlagen in jeder besondren Produktionssph„re) von der wirklichen Exploitation der Arbeit durch die besondren Kapi- tale losscheidet. Es #837# 48. Kapitel - Die trinitarische Forrnel ----- scheint nicht nur so, sondern es ist hier in der Tat der Durch- schnittspreis der Waren verschieden von ihrem Wert, also von der in ihnen realisierten Arbeit, und der Durchschnittsprofit eines besondren Kapitals verschieden von dem Mehrwert, den dies Kapital aus den von ihm besch„ftigten Arbeitern extrahiert hat. Der Wert der Waren erscheint unmittelbar nur noch in dem Einfluá der wech- selnden Produktivkraft der Arbeit auf Sinken und Steigen der Pro- duktionspreise, auf ihre Bewegung, nicht auf ihre letzten Gren- zen. Der Profit erscheint nur noch akzessorisch bestimmt durch die unmittelbare Exploitation der Arbeit, soweit diese n„mlich dem Kapitalisten erlaubt, bei den, scheinbar unabh„ngig von die- ser Exploitation vorhandnen, regulierenden Marktpreisen, einen vom Durchschnittsprofit abweichenden Profit zu realisieren. Die normalen Durchschnittsprofite selbst scheinen dem Kapital imma- nent, unabh„ngig von der Exploitation; die anormale Exploitation oder auch die durchschnittliche Exploitation unter gnstigen Aus- nahmsbedingungen scheint nur die Abweichungen vom Durch- schnittsprofit, nicht diesen selbst zu bedingen. Die Spaltung des Profits in Unternehmergewinn und Zins (gar nicht zu sprechen von der Dazwischenkunft des kommerziellen Profits und des Geldhand- lungsprofits, die auf der Zirkulation gegrndet sind und ganz und gar aus ihr und nicht aus dem Produktionsprozeá selbst zu ent- springen scheinen) vollendet die Verselbst„ndigung der Form des Mehrwerts, die Verkn”cherung seiner Form gegen seine Substanz, sein Wesen. Ein Teil des Profits, im Gegensatz zu dem andren, l”st sich ganz von dem Kapitalverh„ltnis als solchem los und stellt sich dar als entspringend nicht aus der Funktion der Aus- beutung der Lohnarbeit, sondern aus der Lohnarbeit des Kapitali- sten selbst. Im Gegensatz dazu scheint dann der Zins als unabh„n- gig, sei es von der Lohnarbeit des Arbeiters, sei es von der eig- nen Arbeit des Kapitalisten, aus dem Kapital als seiner eignen unabh„ngigen Quelle zu entspringen. Wenn das Kapital ursprng- lich, auf der Oberfl„che der Zirkulation, erschien als Kapitalfe- tisch, werterzeugender Wert, so stellt es sich jetzt wieder in der Gestalt des zinstragenden Kapitals als in seiner entfrem- detsten und eigentmlichsten Form dar. Weshalb auch die Form: "Kapital - Zins" als drittes zu "Erde - Rente" und "Arbeit - Ar- beitslohn" viel konsequenter ist als "Kapital - Profit", indem im Profit immer noch eine Erinnerung an seinen Ursprung bleibt, die im Zins nicht nur ausgel”scht, sondern in feste gegens„tzliche Form zu diesem Ursprung gestellt ist. Endlich tritt neben das Kapital als selbst„ndige Quelle von Mehr- wert das Grundeigentum, als Schranke des Durchschnittsprofits und als einen Teil des Mehrwerts an eine Klasse bertragend, die we- der selbst arbeitet, #838# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- noch Arbeiter direkt exploitiert, noch sich wie das zinstragende Kapital in moralisch erbaulichen Trostgrnden, z.B. dem Risiko und dem Opfer im Wegielhen des Kapitals, ergehn kann. Indem hier ein Teil des Mehrwerts direkt nicht an Gesellschaftsverh„ltnisse, sondern an ein Naturelernent, die Erde, gebunden scheint, ist die Form der Entfremdung und Verkn”cherung der verschiednen Teile des Mehrwerts gegeneinander vollendet, der innere Zusammenhang end- gltig zerrissen und seine Quelle vollst„ndig verschttet, eben durch die Verselbst„ndigung der an die verschiednen stofflichen Elemente des Produktionsprozesses gebundnen, Produktionsverh„lt- nisse gegeneinander. Im Kapital - Profit, oder noch besser Kapital - Zins, Boden - Grundrente, Arbeit - Arbeitslohn, in dieser ”konomischen Trinit„t als dem Zusammenhang der Bestandteile des Werts und des Reichtums berhaupt mit seinen Quellen ist die Mystifikation der kapitali- stischen Produktionsweise, die Verdinglichung der gesellschaftli- chen Verh„ltnisse, das unmittelbare Zusammenwachsen der stoffli- chen Produktionsverh„ltnisse mit ihrer geschichtlich-sozialen Be- stimmtheit vollendet: die verzauberte, verkehrte und auf den Kopf gestellte Welt, wo Monsleur le Capital und Madame la Terre als soziale Charaktere und zugleich unmittelbar als bloáe Dinge ihren Spuk treiben. Es ist das groáe Verdienst der klassischen ™kono- mie, diesen falschen Schein und Trug, diese Verselbst„ndigung und Verkn”cherung der verschiednen gesellschaftlichen Elemente des Reichtums gegeneinander, diese Personifizierung der Sachen und Versachlichung der Produktionsverh„ltnisse, diese Religion des Alltagslebens aufgel”st zu haben, indem sie den Zins auf einen Teil des Profits und die Rente auf den šberschuá ber den Durch- schnittsprofit reduziert, so daá beide im Mehrwert zusammenfal- len; indem sie den Zirkulationsprozeá als bloáe Metamorphose der Formen darstellt und endlich im unmittelbaren Produktionsprozeá Wert und Mehrwert der Waren auf die Arbeit reduziert. Dennoch bleiben selbst die besten ihrer Wortfhrer, wie es vom brgerli- chen Standpunkt nicht anders m”glich ist, mehr oder weniger in der von ihnen kritisch aufgel”sten Welt des Scheins befangen und fallen daher alle mehr oder weniger in Inkonsequenzen, Halbheiten und ungel”ste Widersprche. Es ist dagegen andrerseits ebenso na- trlich, daá die wirklichen Produktionsagenten in diesen entfrem- deren und irrationellen Formen von Kapital - Zins, Boden - Rente, Arbeit - Arbeitslohn sich v”llig zu Hause fhlen, denn es sind eben die Gestaltungen des Scheins, in welchem sie sich bewegen und womit sie t„glich zu tun haben. Es ist daher ebenso natr- lich, daá die Vulg„r”konomie, die nichts als eine didaktiche, mehr oder minder doktrin„re šbersetzung #839# 48. Kapitel - Die trinitarische Formel ----- der Alltagsvorstellungen der wirklichen Produktionsagenten ist und eine gewisse verst„ndige Ordnung unter sie bringt, grade in dieser Trinit„t, worin der ganze innere Zusammenhang ausgel”scht ist, die naturgem„áe und ber allen Zweifel erhabene Basis ihrer seichten Wichtigtuerei findet. Diese Formel entspricht zugleich dem Interesse der herrschenden Klassen, indem sie die Naturnot- wendigkeit und ewige Berechtigung ihrer Einnahmequellen prokla- miert und zu einem Dogma erhebt. In der Darstellung der Versachlichung der Produktionsverh„ltnisse und ihrer Verselbst„ndigung gegenber den Produktionsagenten gehn wir nicht ein auf die Art und Weise, wie die Zusammenh„nge durch den Weltmarkt, seine Konjunkturen, die Bewegung der Marktpreise, die Perioden des Kredits, die Zyklen der Industrie und des Han- dels, die Abwechslung der Prosperit„t und Krise, ihnen als ber- m„chtige, sie willenlos beherrschende Naturgesetze erscheinen und sich ihnen gegenber als blinde Notwendigkeit geltend machen. Deswegen nicht, weil die wirkliche Bewegung der Konkurrenz auáer- halb unsers Plans liegt und wir nur die innere Organisation der kapitalistischen Produktionsweise, sozusagen in ihrem idealen Durchschnitt, darzustellen haben. In frhern Gesellschaftsformen tritt diese ”konomische Mystifika- tion nur ein haupts„chlich in bezug auf das Geld und das zinstra- gende Kapital. Sie ist der Natur der Sache nach ausgeschlossen, erstens, wo die Produk tion fr den Gebrauchswert, fr den unmit- telbaren Selbstbedarf vorwiegt; zweitens, wo, wie in der antiken Zeit und im Mittelalter, Sklaverei oder Leibeigenschaft die breite Basis der gesellschaftlichen Produktion bildet: die Herr- schaft der Produktionsbedingungen ber die Produzenten ist hier versteckt durch die Herrschafts- und Knechtschaftsverh„ltnisse, die als unmittelbare Triebfedern des Produktionsprozesses er- scheinen und sichtbar sind. In den ursprnglichen Gemeinwesen, wo naturwchsiger Kommunismus herrscht, und selbst in den antiken st„dtischen Gemeinwesen ist es dies Gemeinwesen selbst mit seinen Bedingungen, das als Basis der Produktion sich darstellt, wie seine Reproduktion als ihr letzter Zweck. Selbst im mittelalter- lichen Zunftwesen erscheint weder das Kapital noch die Arbeit un- gebunden, sondern ihre Beziehungen durch das KorporationsWesen und mit demselben zusammenh„ngende Verh„ltnisse und ihnen ent- sprechende Vorstellungen von Berufspflicht, Meisterschaft etc. bestimmt. Erst in der kapitalistischen Produktionsweise... 1*) ----- 1*) Hier bricht das Manuskript ab #840# ----- NEUNUNDVIERZIGSTES KAPITEL Zur Analyse des Produktionsprozesses Fr die nun folgende Untersuchung kann von dem Unterschied von Produktionspreis und Wert abgesehn werden, da dieser Unterschied berhaupt wegf„llt, wenn, wie es hier geschieht, der Wert des j„hrlichen Gesamtprodukts der Arbeit betrachtet wird, also des Produkts des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Profit (Unternehmergewinn plus Zins) und Rente sind nichts als eigentmliche Formen, welche besondre Teile des Mehrwerts der Wa- ren annehmen. Die Gr”áe des Mehrwerts ist die Schranke der Gr”- áensumme der Teile, worin er zerfallen kann. Durchschnittsprofit plus Rente sind daher gleich dem Mehrwert. Es ist m”glich, daá ein Teil der in den Waren enthaltnen Mehrarbeit, und daher des Mehrwerts, nicht direkt in die Ausgleichung zum Durchschnittspro- fit eingeht; so daá ein Teil des Warenwerts berhaupt nicht in ihrem Preise ausgedruckt wird. Allein erstens kompensiert sich dies dadurch, daá entweder die Profitrate w„chst, wenn die unter ihrem Wert verkaufte Ware ein Element des konstanten Kapitals bildet, oder daá Profit und Rente sich in einem gr”áern Produkt darstellen, wenn die unter ihrem Wert verkaufte Ware als Artikel der individuellen Konsumtion in den als Revenue verzehrten Teil des Werts eingeht. Zweitens aber hebt sich dies in der Durch- schnittsbewegung auf. Jedenfalls, selbst wenn ein nicht im Preis der Ware ausgedrckter Teil des Mehrwerts fr die Preisbildung verlorengeht, kann die Summe von Durchschnittsprofit plus Rente in ihrer normalen Form nie gr”áer, obwohl kleiner als der Gesamt- mehrwert sein. Ihre normale Form setzt einen dem Wert der Ar- beitskraft entsprechenden Arbeitslohn voraus. Selbst die Monopol- rente, soweit sie nicht Abzug vom Arbeitslohn ist, also keine be- sondre Kategorie bildet, muá indirekt immer einen Teil des Mehr- werts bilden; wenn nicht Teil des Preisberschusses ber die Pro- duktionskosten der Ware selbst, von der #841# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- sie einen Bestandteil bildet, wie bei der Differentialrente, oder berschssigen Teil des Mehrwerts der Ware selbst, von der sie einen Bestandteil bildet, ber den durch den Durchschnittsprofit gemeánen Teil ihres eignen Mehrwerts (wie bei der absoluten Rente), so doch des Mehrwerts andrer Waren, d.h. der Waren, die gegen diese Ware, die einen Monopolpreis hat, ausgetauscht wer- den. - Die Summe von Durchschnittsprofit plus Grundrente kann nie gr”áer sein als die Gr”áe, deren Teile sie sind und die vor die- ser Teilung schon gegeben ist. Ob der ganze Mehrwert der Waren, d.h. alle in den Waren enthaltne Mehrarbeit, in ihrem Preise re- alisiert wird oder nicht, ist daher fr unsre Betrachtung gleich- gltig. Die Mehrarbeit wird schon deswegen nicht ganz realisiert, weil bei dem best„ndigen Gr”áenwechsel der zur Produktion einer gegebnen Ware gesellschaftlich notwendigen Arbeit, der aus dem best„ndigen Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit entspringt, ein Teil der Waren stets unter anormalen Bedingungen produziert und daher unter ihrem individuellen Wert verkauft werden muá. Je- denfalls sind Profit plus Rente gleich dem ganzen realisierten Mehrwert (Mehrarbeit), und fr die Betrachtung, um die es sich hier handelt, kann der realisierte Mehrwert gleichgesetzt werden mit allem Mehrwert; denn Profit und Rente sind realisierter Mehr- wert, also berhaupt der Mehrwert, der in die Preise der Waren eingeht, also praktisch genommen aller Mehrwert, der einen Be- standteil dieses Preises bildet. Andrerseits der Arbeitslohn, der die dritte eigentmliche Form der Revenue bildet, ist stets gleich dem variablen Bestandteil des Kapitals, d.h. dem Bestandteil, der nicht in Arbeitsmitteln, sondern im Ankauf der lebendigen Arbeitskraft, in Zahlung von Ar- beitern ausgelegt ist. (Die Arbeit, die in der Verausgabung von Revenue bezahlt wird, wird selbst gezahlt durch Arbeitslohn, Pro- fit oder Rente und bildet daher keinen Wertteil der Waren, womit sie gezahlt wird. Sie kommt also nicht in Betracht in der Analyse des Warenwerts und der Bestandteile, worin dieser zerf„llt.) Es ist die Vergegenst„ndlichung des Teils des Gesaratarbeitstags der Arbeiter, worin der Wert des variablen Kapitals und daher der Preis der Arbeit reproduziert wird; der Teil des Warenwerts, worin der Arbeiter den Wert seiner eignen Arbeitskraft oder den Preis seiner Arbeit reproduziert. Der Gesamtarbeits, tag des Ar- beiters zerf„llt in zwei Teile. Einen Teil, worin er das Quantum Arbeit verrichtet, notwendig, um den Wert seiner eignen Lebens- mittel zu reproduzieren: der bezahlte Teil seiner Gesamtarbeit, der fr seine eigne Erhaltung und Reproduktion notwendige Teil seiner Arbeit. Der ganze brige Teil des Arbeitstags, das ganze berschssige Arbeitsquantum, das er ber die im Wert seines Ar- beitslohns realisierte Arbeit hinaus verrichtet, #842# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- ist Mehrarbeit, unbezahlte Arbeit, die sich im Mehrwert seiner gesamten Warenproduktion darstellt (und daher in einem berschs- sigen Quantun Ware), Mehrwert, welcher seinerseits in verschieden benannte Teile zerf„llt, in Profit (Unternehmergewinn plus Zins) und Rente. Der gesamte Wertteil der Waren also, worin sich die w„hrend eines Tages oder eines Jahres zugesetzte Gesamtarbeit der Arbeiter re- alisiert, der Gesamtwert des j„hrlichen Produkts, den diese Ar- beit schafft, zerf„llt in den Wert des Arbeitslohns, den Profit und die Rente. Denn diese Gesamtarbeit zerf„llt in notwendige Ar- beit, wodurch der Arbeiter den Wertteil des Produkts schafft, wo- mit er selbst bezahlt wird, also den Arbeitslohn, und in unbe- zahlte Mehrarbeit, wodurch er den Wertteil des Produkts schafft, der den Mehrwert darstellt und der sp„ter in Profit und Rente auseinandergeht. Auáer dieser Arbeit verrichtet der Arbeiter keine Arbeit, und auáer dem Gesamtwert des Produkts, der die For- men von Arbeitslohn, Profit, Rente annimmt, schafft er keinen Wert. Der Wert des j„hrlichen Produkts, worin sich seine w„hrend des Jahres neu zugesetzte Arbeit darstellt, ist gleich dem Ar- beitslohn oder dem Wert des variablen Kapitals plus dem Mehrwert, der wieder in die Formen von Profit und Rente zerf„llt wird. Der gesamte Wertteil des j„hrlichen Produkts also, den der Arbei- ter im Laufe des Jahres schafft, drckt sich aus in der j„hrli- chen Wertsumme der drei Revenuen, dem Wert von Arbeitslohn, Pro- fit und Rente. Offenbar ist daher in dem j„hrlich geschaffnen Produktenwert der Wert des konstanten Kapitalteils nicht reprodu- ziert, denn der Arbeitslohn ist nur gleich dem Wert des in der Produktion vorgeschoánen variablen Kapitalteils, und Rente und Profit sind nur gleich dem Mehrwert, dem produzierten Wertber- schuá ber den Gesamtwert des vorgeschoánen Kapitals, welcher gleich dem Wert des konstanten Kapitals plus dem Wert des vari- ablen Kapitals ist. Es ist fr die hier zu l”sende Schwierigkeit vollst„ndig gleich- gltig, daá ein Teil des in die Form von Profit und Rente verwan- delten Mehrwerts nicht als Revenue verzehrt wird, sondern zur Ak- kumulation dient. Der Teil davon, der als Akkumulationsfonds auf- gespart wird, dient zur Bildung von neuem, zus„tzlichem Kapital, aber nicht zum Ersatz des alten, weder des in Arbeitskraft, noch des in Arbeitsmitteln ausgelegten Bestandteils des alten Kapi- tals. Es kann hier also der Einfachheit wegen angenommen werden, die Revenuen gingen ganz in die individuelle Konsumtion ein. Die Schwierigkeit stellt sich doppelt dar. Einerseits: Der Wert des j„hrlichen Produkts, worin diese Revenuen, Arbeitslohn, Profit, Rente, verzehrt werden, enth„lt in sich einen Wertteil, gleich dem Wertteil des in ihm aufgegangnen konstanten #843# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- Kapitalteils. Es enth„lt diesen Wertteil, auáer dem Wertteil, der sich in Arbeitslohn, und dem Wertteil, der sich in Profit und Rente aufl”st. Sein Wert ist also = Arbeitslohn + Profit + Rente + C, welches seinen konstanten Wertteil vorstellt. Wie soll nun der j„hrlich produzierte Wert, der nur = Arbeitslohn + Profit + Rente, ein Produkt kaufen, dessen Wert = (Arbeitslohn + Profit + Rente) + C? Wie kann der j„hrlich produzierte Wert ein Produkt kaufen, das einen h”hern Wert hat als er selbst? Andrerseits: Wenn wir von dem Teil des konstanten Kapitals ab- sehn, der nicht in das Produkt eingegangen ist und der daher, ob- gleich mit vermindertem Wert, fortexistiert nach wie vor der Jah- resproduktion der Waren; wenn wir also von dem angewandten, aber nicht verzehrten fixen Kapital einstweilen abstrahieren, so ist der konstante Teil des vorgeschoánen Kapitals in Form von Roh- und Hilfsstoffen ganz in das neue Produkt aufgegangen, w„hrend ein Teil der Arbeitsmittel ganz verbraucht, ein andrer nur zum Teil vernutzt worden und so nur ein Teil seines Werts in der Pro- duktion verzehrt worden ist. Dieser ganze in der Produktion auf- gebrauchte Teil des konstanten Kapitals muá in natura ersetzt werden. Alle andren Umst„nde, namentlich die Produktivkraft der Arbeit, als unver„ndert vorausgesetzt, kostet er dasselbe Ar- beitsquantum wie vorher zu seinem Ersatz, d.h. er muá durch ein Wert„quivalent ersetzt werden. Wo nicht, kann die Reproduktion selbst nicht auf der alten Stufenleiter stattfinden. Aber wer soll diese Arbeiten verrichten, und wer verrichtet sie? Bei der ersten Schwierigkeit: Wer soll den im Produkt enthaltnen konstanten Wertteil zahlen und womit? ist unterstellt, daá der Wert des in der Produktion aufgegangnen konstanten Kapitals als Wertteil des Produkts wiedererscheint. Dies widerspricht nicht den Voraussetzungen der zweiten Schwierigkeit. Denn es ist schon Buch 1, Kap. V (Arbeitsprozeá und Verwertungsprozeá) nachgewiesen worden, wie durch bloáen Zusatz neuer Arbeit, obgleich sie den alten Wert nicht reproduziert, sondern nur Zusatz zu demselben schafft, nur zus„tzlichen Wert schafft, doch gleichzeitig der alte Wert im Produkt erhalten bleibt; daá dies aber geschieht von der Arbeit, nicht soweit sie wertschaffende, also Arbeit ber- haupt ist, sondern in ihrer Funktion als bestimmte produktive Ar- beit. Es war also keine zus„tzliche Arbeit n”tig, um den Wert des konstanten Teils in dem Produkt, worin die Revenue, d.h. der ganze w„hrend des Jahres geschaffne Wert, verausgabt wird, fort- zuerhalten. Wohl aber ist neue zus„tzliche Arbeit n”tig, um das w„hrend des vergangnen Jahrs nach seinem Wert und Gebrauchswert aufgezehrte konstante Kapital zu ersetzen, ohne welchen Ersatz die Reproduktion berhaupt unm”glich ist. #844# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Alle neu zugesetzte Arbeit ist dargestellt in dem w„hrend des Jahrs neu geschaffnen Wert, der wiederum ganz aufgeht in die drei Revenuen - Arbeitslohn, Profit und Rente. - Einerseits bleibt also keine berschssige gesellschaftliche Arbeit brig fr den Ersatz des verzehrten konstanten Kapitals, das teilweise in na- tura und seinem Wert nach, teilweise bloá seinem Wert nach (fr bloáen Verschleiá des fixen Kapitals) wiederherzustellen ist. Andrerseits scheint der j„hrlich von der Arbeit geschaffne und in die Formen von Arbeitslohn, Profit und Rente zerfallende und in ihnen zu verausgabende Wert nicht hinreichend, um den konstanten Kapitalteil, der auáer ihrem eignen Wert im Jahresprodukt stecken muá, zu bezahlen oder zu kaufen. Man sieht: das hier gestellte Problem ist bereits gel”st bei der Betrachtung der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapi- tals, Buch II, Abschn. III. Wir kommen hier darauf zurck, zun„chst weil dort der Mehrwert noch nicht in seinen Revenuefor- men: Profit (Unternehmergewinn plus Zins) und Rente, entwickelt war und daher auch nicht in diesen Formen behandelt werden konnte; dann aber auch, weil sich grade an die Form von Arbeits- lohn, Profit und Rente ein unglaublicher Verstoá in der Analyse an schlieát, der die ganze politische ™konomie seit A. Smith durchzieht. Wir haben dort alles Kapital in zwei groáe Klassen geteilt: Klasse I, welche Produktionsmittel, und Klasse II, welche Mittel der individuellen Konsumtion produziert. Der Umstand, daá gewisse Produkte ebensowohl zum pers”nlichen Genuá wie als Produktions- mittel dienen k”nnen (ein Pferd, Korn usw.), hebt die absolute Richtigkeit dieser Einteilung in keiner Weise auf. Sie ist in der Tat keine Hypothese, sondern nur Ausdruck einer Tatsache. Man nehme das j„hrliche Produkt eines Landes. Ein Teil des Produkts, welches immer seine F„higkeit, als Produktionsmittel zu dienen, geht in die individuelle Konsumtion ein. Es ist das Produkt, worin Arbeitslohn, Profit und Rente verausgabt werden. Dies Pro- dukt ist das Produkt einer bestimmten Abteilung des gesellschaft- lichen Kapitals. Es ist m”glich, daá dies selbe Kapital auch der Klasse I angeh”rige Produkte produziert. Soweit es dies tut, ist es nicht der im Produkt der Klasse II, in wirklich der individu- ellen Konsumtion anheimfallendem Produkt, aufgezehrte Teil dieses Kapitals, welcher die der Klasse I zufallenden, produktiv konsu- mierten Produkte liefert. Dies ganze Produkt II, welches in die individuelle Konsumtion eingeht, und worin sich daher die Revenue verausgabt, ist das Dasein des in ihm verzehrten Kapitals plus dem produzierten Oberschuá. Es ist also Produkt eines in der blo- áen Produktion von Konsumtionsmitteln angelegten Kapitals. Und in derselben Art ist Abteilung I des j„hrlichen #845# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- Produkts, die als Reproduktionsmittel dient, Rohmaterial und Ar- beitsinstrumente, welche F„higkeit dies Produkt sonst naturaliter haben m”ge, als Konsumtionsmittel zu dienen, Produkt eines in der bloáen Produktion von Produktionsmitteln angelegten Kapitals. Der bei weitem gr”áte Teil der Produkte, die das konstante Kapital bilden, besteht auch stofflich in einer Form, worin er nicht in die individuelle Konsumtion eingebn kann. Soweit er es k”nnte, wie z.B. ein Bauer sein Saatkorn essen, sein Zugvieh schlachten k”nnte, leistet die ”konomische Schranke fr ihn ganz dasselbe, als ob dieser Teil in einer nicht konsumablen Form best„nde. Wie schon gesagt, abstrahieren wir bei beiden Klassen von dem fi- xen Teil des konstanten Kapitals, der in natura und dem Wert nach fortexistiert, unabh„ngig von dem Jahresprodukt beider Klassen. In der Klasse II, in deren Produkten Arbeitslohn, Profit und Rente verausgabt, kurz die Revenuen verzehrt werden, besteht das Produkt, seinem Wert nach, selbst aus drei Bestandteilen. Ein Be- standteil ist gleich dem Wert des in der Produktion aufgezehrten konstanten Kapitaltells; ein zweiter Bestandteil ist gleich dem Wert des in der Produktion vorgeschoánen variablen, in Arbeits- lohn ausgelegten Kapitalteils; endlich ein dritter Bestandteil ist gleich dem produzierten Mehrwert, also = Profit + Rente. Der erste Bestandteil des Produkts von Klasse II, der Wert des kon- stanten Kapitalteils, kann weder von den Kapitalisten noch von den Arbeitern der Klasse II, noch von den Grundeigentmern ver- zehrt werden. Er bildet keinen Teil ihrer Revenue, sondern muá in natura ersetzt werden und muá verkauft werden, damit dies ge- schehn kann. Dagegen die zwei andern Bestandteile dieses Produkts sind gleich dem Wert der in dieser Klasse erzeugten Revenuen, = Arbeitslohn + Profit + Rente. In Klasse I besteht das Produkt der Form nach aus denselben Be- standteilen. Der Teil aber, der hier Revenue bildet, Arbeitslohn + Profit + Rente, kurz der variable Kapitalteil + dem Mehrwert, wird hier nicht in der Naturalform der Produkte dieser Klasse I verzehrt, sondern in den Produkten der Klasse II. Der Wert der Revenuen der Klasse I muá also verzehrt werden in dem Teil des Produkts von Klasse II, der das zu ersetzende konstante Kapital von 11 bildet. Der Teil des Produkts der Klasse II, der ihr kon- stantes Kapital ersetzen muá, wird in seiner Naturalform verzehrt von den Arbeitern, den Kapitalisten und den Grundeigentmern von Klasse I. Sie legen ihre Revenuen in diesem Produkt II aus. Andrerseits wird das Produkt von I in seiner Naturalform, soweit es Revenue der Klasse I repr„sentiert, produktiv konsumiert von Klasse II, deren konstantes Kapital es in natura ersetzt. Endlich der verbrauchte konstante Kapitalteil der #846# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Klasse I wird aus den eignen Produkten dieser Klasse, welche eben aus Arbeitsmittein, Roh- und Hilfsstoffen etc. bestehn, ersetzt, teils durch Austausch der Kapitalisten I untereinander, teils da- durch, daá ein Teil dieser Kapitalisten sein eignes Produkt di- rekt wieder als Produktionsmittel anwenden kann. Nehmen wir das frhere Schema (Buch II, Kap. XX, II) einfacher Reproduktion: I. 4000c + 1000v + 1000m = 6000 }9000 II. 2000c + 500v + 500m = 3000 Hiernach wird in II von den Produzenten und Grundeigentmern 500 + 500 = 1000 als Revenue verzehrt; bleibt 2000, zu ersetzen. Dies wird verzehrt von den Arbeitern, Kapitalisten und Rentenbeziehern von I, deren Einnahme = 1000, + 1000 = 2000. Das verzehrte Pro- dukt von II wird als Revenue von I verzehrt, und der im unver- zehrbaren Produkt dargestellte Revenueteil von 1 wird als kon- stantes Kapital von II konsumiert. Es bleibt also Rechenschaft abzulegen ber die 4000c bei I. Dies wird aus dem eignen Produkt von I = 6000, oder vielmehr = 6000 - 2000 ersetzt; denn diese 2000 sind bereits umgesetzt in konstantes Kapital fr II. Es ist zu bemerken, daá die Zahlen allerdings willkrlich angenommen sind, also auch das Verh„ltnis zwischen dem Wert der Revenue von I und dem Wert des konstanten Kapitals von II willkrlich scheint. Es ist jedoch einleuchtend, daá, soweit der Reprodukti- onsprozeá normal und unter sonst gleichbleibenden Umst„nden, also abgesehn von der Akkumulation vor sich geht, die Wertsumme von Arbeitslohn, Profit und Rente in Klasse I gleich dem Wert des konstanten Kapitalteils von Klasse II sein muá. Sonst kann entwe- der Klasse II ihr konstantes Kapital nicht ersetzen oder Klasse I ihre Revenue aus der unverzehrbaren nicht in die verzehrbare Form umsetzen. Der Wert des j„hrlichen Warenprodukts, ganz wie der Wert des Wa- renprodukts einer besondren Kapitalanlage und wie der Wert jeder einzelnen Ware, l”st sich also auf in zwei Wertbestandteile: den einen A, der den Wert des vorgeschoánen konstanten Kapitals er- setzt, und einen andern B, der sich in der Form von Revenue als Arbeitslohn, Profit und Rente darstellt. Der letztre Wertbestand- teil B bildet insofern einen Gegensatz gegen den erstern A, als dieser, bei sonst gleichen Umst„nden, 1. nie die Form der Revenue annimmt, 2. stets in der Form von Kapital, und zwar von konstan- tem Kapital zurckflieát. Der andre Bestandteil B ist jedoch auch wieder in sich selbst entgegengesetzt. Profit und Rente haben das mit dem Arbeitslohn gemein, daá sie alle drei Revenueformen bil- den. Trotzdem sind sie #847# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- wesentlich dadurch unterschieden, daá sich in Profit und Rente Mehrwert, also unbezahlte Arbeit darstellt und im Arbeitslohn be- zahlte. Der Wertteil des Produkts, der verausgabten Arbeitslohn darstellt, also den Arbeitslohn ersetzt, und unter unsern Voraus- setzungen, wo die Reproduktion auf derselben Stufenleiter und un- ter denselben Bedingungen sich vollzieht, sich wieder in Arbeits- lohn rckverwandelt, flieát zurck zun„chst als variables Kapi- tal, als ein Bestandteil des der Reproduktion von neuem vorzu- schieáenden Kapitals. Dieser Bestandteil fungiert doppelt. Er existiert erst in der Form von Kapital und tauscht sich als sol- ches gegen die Arbeitskraft aus. In der Hand des Arbeiters ver- wandelt er sich in die Revenue, die dieser aus dem Verkauf seiner Arbeitskraft zieht, wird als Revenue in Lebensmittel umgesetzt und verzehrt. Bei der Vermittlung durch die Geldzirkulation zeigt sich dieser doppelte Prozeá. Das variable Kapital wird in Geld vorgeschossen, in Arbeitslohn weggezahlt. Dies ist seine erste Funktion als Kapital. Es wird umgesetzt gegen die Arbeitskraft und verwandelt in die Žuáerung dieser Arbeitskraft, in Arbeit. Dies ist der Prozeá fr den Kapitalisten. Zweitens aber: mit die- sem Geld kaufen die Arbeiter einen Teil ihres Warenprodukts, der durch dies Geld gemessen ist und von ihnen als Revenue verzehrt wird. Denken wir uns die Geldzirkulation weg, so ist ein Teil des Produkts des Arbeiters in der Hand des Kapitalisten in der Form von vorhandnem Kapital. Diesen Teil schieát er vor als Kapital, gibt ihn an den Arbeiter fr neue Arbeitskraft, w„hrend der Ar- beiter ihn direkt oder vermittelst Austausches gegen andre Waren als Revenue verzehrt. Der Wertteil des Produkts also, der bei der Reproduktion bestimmt ist, sich in Arbeitslohn, in Revenue fr die Arbeiter zu verwandeln, flieát zun„chst zurck in die Hand des Kapitalisten in der Form von Kapital, n„her von variablem Ka- pital. Daá er in dieser Form zurckflieát, ist eine wesentliche Bedingung dafr, daá die Arbeit als Lohnarbeit, die Produktions- mittel als Kapital und der Produktionsprozeá selbst als kapitali- stischer sich stets neu reproduziert. Will man sich nicht in nutzlose Schwierigkeiten verwickeln, so muá man Rohertrag und Reinertrag von Roheinkomrnen und Reineinkomrnen unterscheiden. Der Rohertrag oder das Rohprodukt ist das ganze reproduzierte Produkt. Mit Ausschluá des angewandten, aber nicht konsumierten Teils des fixen Kapitals ist der Wert des Rohertrags oder des Bruttoprodukts gleich dem Wert des vorgeschoánen und in der Pro- duktion verzehrten Kapitals, des konstanten und variablen, plus dem Mehrwert, der sich in Profit und Rente aufl”st. Oder wenn man nicht das Produkt des einzelnen Kapitals, sondern des gesell- schaftlichen Gesamtkapitals betrachtet, ist der Rohertrag gleich #848# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- den stofflichen Elementen, die das konstante und variable Kapital bilden, plus den stofflichen Elementen des Mehrpirodukts, worin sich Profit und Rente darstellen. Das Roheinkommen ist der Wertteil und der durch ihn gemeáne Teil des Bruttoprodukts oder Rohprodukts, der brigbleibt nach Abzug des Wertteils und des durch ihn gemeánen Produktenteils der Ge- samtproduktion, welcher das vorgeschoáne und in der Produktion aufgezehrte konstante Kapital ersetzt. Das Roheinkommen ist also gleich dem Arbeitsl,hn (oder dem Teil des Produkts, der die Be- stimmung hat, wieder zum Einkommen des Arbeiters zu werden) + dem Profit + der Rente. Das Reineinkommen dagegen ist der Mehrwert und daher das Mehrprodukt, das nach Abzug des Arbeitslohns brig- bleibt und in der Tat also den vom Kapital realisierten und mit den Grundeigentmern zu teilenden Mehrwert und das durch ihn ge- meáne Mehrprodukt darstellen. Man hat nun gesehn, daá der Wert jeder einzelnen Ware und der Wert des ganzen Warenprodukts jedes einzelnen Kapitals in zwei Teile zerf„llt; den einen, der bloá konstantes Kapital ersetzt, und einen andern, der, obgleich ein Bruchteil davon als variables Kapital rckflieát, also auch in der Form von Kapital rckflieát, doch die Bestimmung hat, sich ganz in Roheinkommen zu verwandeln und die Form des Arbeitslohns, des Profits und der Rente anzuneh- men, deren Summe das Roheinkommen ausmacht. Man hat ferner ge- sehn, daá dasselbe mit Bezug auf den Wert des j„hrlichen Gesamt- produkts einer Gesellschaft der Fall ist. Ein Unterschied zwi- schen dem Produkt des einzelnen Kapitalisten und der Gesellschaft findet nur insofern statt: vom Standpunkt des einzelnen Kapitali- sten betrachtet, unterscheidet sich das Reineinkommen vom Rohein- kommen, denn dieses schlieát den Arbeitslohn ein, jenes schlieát ihn aus. Das Einkommen der ganzen Gesellschaft betrachtet, be- steht das Nationaleinkommen aus Arbeitslohn plus Profit plus Rente, also aus dem Roheinkommen. Indes ist auch dies insofern Abstraktion, als die ganze Gesellschaft, auf Grundlage der kapjtalistischen Produktion, sich auf den kapitalistischen Stand- punkt stellt und daher nur das in Profit und Rente sich aufl”- sende Einkommen als Reineinkommen betrachtet. Dagegen die Phantasie, wie z.B. bei Herrn Say, daá der ganze Er- trag, das gesamte Rohprodukt, fr eine Nation sich in Reinertrag aufl”st oder nicht davon unterscheidet, daá also dieser Unter- schied vom nationalen Standpunkt aufh”rt, ist nur der notwendige und letzte Ausdruck des seit A.Smith die ganze politische ™kono- mie durchziehenden absurden #849# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- Dogmas, daá der Wert der Waren sch in letzter Instanz ganz zer- setzt in Einkommen, in Arbeitslohn, Profit und Rente. 51) Einzusehn, im Fall jedes einzelnen Kapitalisten, daá ein Teil seines Produkts sich in Kapital rckverwandeln muá (auch abgesehn von der Erweiterung der Reproduktion oder der Akkumulation), und zwar nicht nur in variables Kapital, das sich selbst wieder in Einkommen fr die Arbeiter, also in eine Revenueform zu verwan- deln bestimmt ist, sondern in konstantes Kapital, das sich nie in Einkommen verwandeln kann - diese Einsicht ist natrlich auáeror- dentlich wohlfeil. Die einfachste Wahrnehmung des Produktionspro- zesses zeigt dies augenscheinlich. Die Schwierigkeit beginnt erst, sobald der Produktionsprozeá im ganzen und groáen betrach- tet wird. Der Umstand, daá der Wert des ganzen Produktteils, der als Revenue, in der Form von Arbeitslohn, Profit und Rente ver- zehrt wird (wobei es ganz gleichgltig, ob individuell oder pro- duktiv verzehrt), in der Tat in der Analyse ganz aufgeht in die Wertsumme, gebildet aus Arbeitslohn plus Profit plus Rente, also in den Gesamtwert der drei Revenuen, obgleich der Wert dieses Produkttells ganz ebensogut wie der, der nicht in die Revenue eingeht, einen Wertteil enth„lt = C, gleich dem Wert des in ihnen enthalte nen konstanten Kapitals, also prima facie unm”glich be- grenzt sein kann durch den Wert der Revenue: auf der einen Seite die praktisch unleugbare Tatsache, auf der andern Seite der ebenso unleugbare theoretische Widerspruch - diese Schwierigkeit wird am leichtesten bert”lpelt durch den Ausspruch, daá der Wa- renwert nur zum Schein, vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten aus, einen von dem in Revenueform existierenden Teil unterschied- nen weitern Wertteil enth„lt. Die Phrase: daá fr den einen als --- 51) Ricardo macht folgende sehr gute Bemerkung ber den gedanken- losen Say. "šber Nettoprodukt und Bruttoprodukt sagt Herr Say folgendes: 'Der gesamte produzierte Wert ist das Bruttoprodukt; nach Abzug der Produktionskosten davon ist dieser Wert das Netto- produkt!' (Vol. 11, p. 491.) Dann kann es kein Nettoprodukt ge- ben, denn nach Herrn Say bestehen die Produktionskosten aus Rente, L”hnen und Profit. Auf Seite 508 sagt er: Der Wert eines Produktes, der Wert eines produktiven Dienstes, der Wert der Pro- duktionskosten sind also alle „hnliche Werte, solange man den Dingen ihren natrlichen Lauf l„át.' Nimm ein Ganzes von einem Ganzen, und nichts bleibt brig." (Ricardo, "Principles", chap. XXXII, p. 512, Note.) - šbrigens, wie man sp„ter sehn wird, hat auch Ricardo nirgends die falsche Smithsche Analyse des Waren- preises, seine Aufl”sung in die Wertsumme der Revenuen widerlegt. Er kmmert sich nicht um sie und nimmt sie bei seinen Analysen soweit als richtig an, daá er von dem konstanten Wertteil der Wa- ren "abstrahiert". Er f„llt auch von Zeit zu Zeit in dieselbe Vorstellungsweise zurck. #850# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Revenue erscheint, was fr den andern Kapital bildet, erspart al- les weitere Nachdenken. Wie dabei, wenn der Wert des ganzen Pro- dukts in der Form von Revenuen verzehrbar ist, das alte Kapital ersetzt werden kann; und wie der Wert des Produkts jedes einzel- nen Kapitals gleich der Wertsumme der drei Revenuen plus C, dem konstanten Kapital, sein kann, aber die zusammenaddierte Wertsumme der Produkte aller Kapitale gleich der Wertsumme der drei Revenuen plus 0, dies erscheint dabei natrlich als unl”sba- res R„tsel und muá dadurch erkl„rt werden, daá die Analyse ber- haupt unf„hig ist, den einfachen Elementen des Preises auf die Sprnge zu kommen, sich vielmehr bei dem fehlerhaften Kreislauf und dem Progreá ins Unendliche begngen muá. So daá, was als kon- stantes Kapital erscheint, in Arbeitslohn, Profit, Rente aufl”s- bar, die Warenwerte aber, worin Arbeitslohn, Profit, Rente sich darstellen, ihrerseits wieder bestimmt sind durch Arbeitslohn, Profit, Rente, und so fort ins Unendliche. 52) Das grundfalsche Dogma, daá der Wert der Waren in letzter Instanz aufl”sbar ist in Arbeitslohn+Profit+ Rente, drckt sich auch so aus, daá der Konsument in letzter Instanz den Gesamtwert des Ge- samtprodukts zahlen muá; oder auch so, daá die Geldzirkulation zwischen Produzenten und Konsumenten in letzter Instanz gleich sein muá der Geldzirkulation zwischen den Produzenten selbst (Tooke [124]); S„tze, die alle ebenso falsch sind wie der Grund- satz, auf dem sie beruhen. --- 52) In jeder Gesellschaft l”st sich der Preis jeder Ware schlieá- lich auf in einen oder den andern oder in alle diese drei Teile' (n„mlich Arbeitslohn, Profit, Rente).... Ein vierter Teil mag notwendig scheinen, um das Kapital des P„chters zu ersetzen oder um den Verschleiá seines Arbeitsviehs und seiner andern Ackerge- r„te zu ersetzen. Aber es muá in Betracht gezogen werden, daá der Preis irgendwelches Ackerger„ts, z.B. eines Arbeitspferds, selbst wieder aus obigen drei Teilen sich zusammensetzt: der Rente des Bodens, auf dem es gezchtet, der Arbeit der Zchtung und dem Profit des P„chters, der beides, die Rente dieses Bodens und den Lohn dieser Arbeit, vorschieát. Obwohl daher der Preis des Korns sowohl den Preis wie die Unterhaltungskosten des Pferdes ersetzen mag, so last sich doch der ganze Preis immer noch, unmittelbar oder in letzter Instanz, auf in dieselben drei Teile. Bodenrente, Arbeit" (soll heiáen Lohn) "und Profit." (A. Smith. [123]) Wir zeigen sp„ter noch, wie A. Smith selbst den Widerspruch und das Ungengende dieser Ausflucht fhlt, denn weiter ist es nichts als Ausflucht, wenn er uns von Pontius zu Pilatus schickt, obgleich er nirgendwo die wirkliche Kapitalanlage aufzeigt, bei der der Preis des Produkts sich ultimately 1*) ohne weitern progressus 2*) in diese drei Teile rein aufl”st. ----- 1*) in letzter Instanz - 2*) Fortgang #851# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- Die Schwierigkeiten, die zu dieser falschen und prima facie ab- surden Analyse fhren, sind kurz folgende: 1. Daá das Grundverh„ltnis von konstantem und variablem Kapital, also auch die Natur des Mehrwerts und damit die ganze Basis der kapitalistischen Produktionsweise nicht begriffen ist. Der Wert jedes Teilprodukts des Kapitals, jeder einzelnen Ware, schlieát einen Wertteil = konstantes Kapital, einen Wertteil = variables Kapital (verwandelt in Arbeitslohn fr die Arbeiter) und einen Wertteil = Mehrwert (sp„ter in Profit und Rente gesondert) ein. Wie ist es also m”glich, daá der Arbeiter mit seinem Arbeitslohn, der Kapitalist mit seinem Profit, der Grundeigentmer mit seiner Rente Waren kaufen soll, die jede nicht nur einen dieser Bestand- teile, sondern alle drei enthalten, und wie ist es m”glich, daá die Wertsumme von Arbeitslohn, Profit, Rente, also der drei Ein- kommenquellen zusammen, die in den Gesamtkonsum der Empf„nger dieser Einkommen eingehenden Waren kaufen sollen, Waren, die au- áer diesen drei Wertbestandtellen noch einen berschssigen Wert- bestandteil, n„mlich konstantes Kapital enthalten? Wie sollen sie mit einem Wert von drei einen Wert von vier kaufen? 53) --- 53) Proudhon spricht seine Unf„higkeit, dies zu begreifen, in der bornierten Formel aus: l'ouvrier ne peut pas racheter son propre produit 1*), weil der Zins darin enthalten, der zum prix-de-re- vient 2*) hinzukommt. [125] Aber wie belehrt ihn Herr Eugne For- cade eines Bessern? W„re Proudhons Einwurf wahr, er tr„fe nicht nur die Profite des Kapitals, er wurde sogar die Existenzm”glich- keit der Industrie vernichten. Wenn der Arbeiter gezwungen ist, mit 1 00 das zu bezahlen, wofr er nur 80 erhalten hat, wenn der Lohn von einem Produkt nur den Wert zurckkaufen kann, den er ihm hinzuge fgt hat, so bedeutet das, daá der Arbeiter nichts zu- rckkaufen kann, daá der Lohn nichts bezahlen kann. In der Tat enth„lt der Selbstkostenpreis immer etwas mehr als den Lohn des Arbeiters und der Verkaufspreis etwas mehr als den Profit des Un- ter, nehmers, Z.B. den Rohstoffpreis, der oft an das Ausland be- zahlt wird... Proudhon hat das ununterbrochene Wachsen des natio- nalen Kapitals vergessen, er hat vergessen, daá dieses Wachsen fr alle Arbeitenden feststeht, fr die Unternehmer wie fr die Arbeiter." ("Revue des deux Mondes", 1848, t. 24, S. 998, 999.) Hier hat man den Optimismus der brgerlichen Gedankenlosigkeit in der entsprechendsten Weisheits form. Erst glaubt Herr Forcade, daá der Arbeiter nicht leben k”nnte, wenn er auáer dem Wert, den er produziert, nicht noch h”hern Wert erhalte, w„hrend umgekehrt die kapitalistische Produktionsweise unm”glich w„re, wenn er den Wert, den er produziert, wirklich erhielte. Zweitens verallge- meinert er richtig die Schwierigkeit, die Proudhon nur unter ei- nem beschr„nkten Gesichtspunkt ausgesprochen. Der Preis der Ware enth„lt nicht nur einen šberschuá ber den Arbeitslohn, sondern auch ber den Profit, ----- 1*) der Arbeiter kann sein eigenes Produkt nicht zurckkaufen - 2*) Selbstkostenpreis #852# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Wir haben die Analyse gegeben Buch II Abschnitt III. 2. Daá die Art und Weise nicht begriffen ist, wie die Arbeit, in- dem sie Neuwert zusetzt, alten Wert In neuer Form erh„lt, ohne diesen Wert neu zu produzieren. 3. Daá der Zusammenhang des Reproduktionsprozesses nicht begrif- fen wird, wie er sich darstellt, nicht vom Standpunkt des einzel- nen Kapitals, sondern von dem des Gesamtkapitals aus betrachtet; die Schwierigkeit, wie das Produkt, worin Arbeitslohn und Mehr- wert, worin also der ganze Wert, den alle w„hrend des Jahres neu zugesetzte Arbeit geschaffen hat, sich realisiert, seinen kon- stanten Wertteil ersetzen und sich noch gleichzeitig in, bloá durch die Revenuen begrenzten, Wert aufl”sen kann; wie ferner das in der Produktion aufgezehrte konstante Kapital stofflich und dem Wert nach durch neues ersetzt werden kann, obgleich die Gesamt- summe der neu zugesetzten Arbeit sich nur in Arbeitslohn und Mehrwert realisiert, und in der Summe des Werts beider sich er- sch”pfend darstellt. Gerade hier ist es, wo die Hauptschwierig- keit liegt, in der Analyse der Reproduktion und des Verh„ltnisses ihrer verschiednen Bestandteile, sowohl ihrem stofflichen Charak- ter, wie ihren Wertverh„ltnissen nach. 4. Es kommt aber eine fernere Schwierigkeit hinzu, die sich noch steigert, sobald die verschiednen Bestandteile des Mehrwerts in der Form gegeneinander selbst„ndiger Revenuen erscheinen. N„mlich die, daá die festen Bestimmungen von Revenue und Kapital sich austauschen und ihre Stelle „ndern, so daá sie nur relative Be- stimmungen vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten zu sein, beim Oberblick des gesamten Produktionsprozesses aber zu ver- schwinden scheinen. Z.B. die Revenue der Arbeiter und Kapitali- sten der Klasse I, die konstantes Kapital produziert, ersetzt dem Wert und dem Stoff nach das konstante Kapital der Kapitalisten- klasse II, die --- n„mlich den konstanten Wertteil. Also k”nnte auch der Kapitalist nach Proudhons R„sonnement mit seinem Profit die Ware nicht wie- derkaufen. Und wie l”st Forcade das R„tsel? Durch eine sinnlose Phrase - das Wachstum des Kapitals. Also das best„ndige Wachstum des Kapitals soll sich unter andrem auch darin konstatieren, daá die Analyse des Warenpreises, die bei einem Kapital von 100 dem politischen ™konomen unm”glich ist, bei einem Kapital von 10 000 berflssig wird. Was wrde man von einem Chemiker sagen, der auf die Frage: Woher kommt es, daá das Bodenprodukt mehr Kohlenstoff enth„lt als der Boden? die Antwort g„be: Dies kommt vom best„ndi- gen Wachstum der Bodenproduktion. Der wohlmeinende gute Wille, in der brgerlichen Welt die beste aller m”glichen Welten zu entdec- ken, ersetzt in der Vulg„rakonomie jede Notwendigkeit der Wahr- heitsliebe und des wissenschaftlichen Forschungstriebs. #853# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- Konsumtionsmittel produziert. Man kann sich also an der Schwie- rigkeit vorbeidrcken mit der Vorstellung, daá, was fr den einen Revenue, fr den andren Kapital sei und diese Bestimmungen daher nichts zu tun haben mit der wirklichen Besonderung der Wertbe- standteile der Ware. Ferner: Waren, die schlieálich bestimmt sind, die stofflichen Elemente der Revenue-Verausgabung zu bil- den, also Konsumtionsmittel, durchlaufen w„hrend des Jahres ver- schiedne Stufen, Z.B. Wollengarn, Tuch. Auf der einen Stufe bil- den sie Teil des konstanten Kapitals, auf der andem werden sie individuell konsumiert, gehn also ganz in die Revenue ein. Man kann sich also mit A. Smith einbilden, daá das konstante Kapital nur ein scheinbares Element des Warenwerts sei, das im Gesamtzu- sammenhang verschwindet. So findet ferner Austausch von vatiablem Kapital gegen Revenue statt. Der Arbeiter kauft mit seinem Ar- beitslohn den Teil der Waren, der seine Revenue bildet. Damit er- setzt er zugleich dem Kapitalisten die Geldform des variablen Ka- pitals. Endlich: ein Teil der Produkte, die konstantes Kapital bilden, wird in natura oder durch Austausch von den Produzenten des konstanten Kapitals selbst ersetzt; ein Prozeá, mit dem die Konsumenten nichts zu tun haben. Indem man dies bersieht, ent- steht der Schein, daá die Revenue der Konsumenten das ganze Pro- dukt, also auch den konstanten Wertteil ersetzt. 5. Abgesehn von der Konfusion, die die Verwandlung der Werte in Produktionspreise hervorbringt, entsteht eine weitere durch die Verwandlung des Mehrwerts in verschiedne besondre, gegeneinander selbst„ndige und auf die verschiednen Produktionselemente bezogne Formen von Revenue, in Profit und Rente. Es wird vergessen, daá die Werte der Waren die Grundlage sind und daá das Zerfallen die- ses Warenwerts in besondre Bestandteile und die Fortentwicklung dieser Wertbestandtelle zu Re venueformen, ihre Verwandlung in Verh„ltnisse der verschiednen Besitzer der verschiednen Produkti- onsagentien zu diesen einzelnen Wertbestandteilen, ihre Vertei- lung unter diese Besitzer nach bestimmten Kategorien und Titeln, an der Wertbestimmung und ihrem Gesetz selbst durchaus nichts „n- dert. Ebensowenig wird das Wertgesetz ge„ndert durch den Umstand, daá die Ausgleichung des Profits, d. h. die Verteilung des Ge- samtmehrwerts unter die verschiednen Kapitale, und die Hinder- nisse, die zum Teil (in der absoluten Rente) das Grundeigentum dieser Ausgleichung in den Weg legt, die regulierenden Durch- schnittspreise der Waren von ihren individu. ellen Werten abwei- chend bestimmen. Dies affiziert wieder nur den Zuschlag des Mehr- werts auf die verschiednen Warenpreise, hebt aber den Mehrwert selbst und den Gesamtwert der Waren als Quelle dieser verschied- nen Preisbestandteile nicht auf. #854# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Es ist dies das Quidproquo, das wir im folgenden Kapitel betrach- ten, und das notwendig zusammenh„ngt mit dem Schein, als ent- springe der Wert aus seinen eignen Bestandteilen. Zuerst n„mlich erhalten die verschiednen Wertbestandteile der Ware in den Reve- nuen selbst„ndige Firmen und werden als solche Revenuen, statt auf den Wert der Ware als ihre Quelle, auf die besondren stoffli- chen Produktionselemente als ihre Quellen bezogen. Sie sind dar- auf wirklich bezogen, aber nicht als Wertbestandteile, sondern als Revenuen, als diesen bestimmten Kategorien der Produktions- agenten, dem Arbeiter, dem Kapitalisten, dem Grundeigentmer zu- fallende Wertbestandteile. Man kann sich nun jedoch einbilden, daá diese Wertbestandteile, statt aus der Zersetzung des Waren- werts zu entspringen, ihn umgekehrt durch ihr Zusammentreten erst bilden, wo dann der sch”ne fehlerhafte Kreislauf herauskommt, daá der Wert der Waren entspringt aus der Wertsumme von Arbeitslohn, Profit, Rente und der Wert von Arbeitslohn, Profit, Rente seiner- seits wieder durch den Wert der Waren bestimmt ist usw. 54) --- 54) "Das in Materialien, Rohstoffen und Fertigfabrikaten ange- legte zirkulierende Kapital setzt sich selbst aus Waren zusammen, deren notwendiger Preis aus denselben Elementen gebildet ist; dergestalt, daá es bei Betrachtung der Gesamtheit der Waren in einem Lande eine unn”tige Wiederholung w„re, diesen Teil des zir- kulierenden Kapitals zu den Elementen des notwendigen Preises zu z„hlen." (Storch,. "Cours d'c. Pol.", II, p. 140.) - Unter die- sen Elementen des zirkulierenden Kapitals versteht Storch (das fixe ist nur formver„ndertes zirkuherendes) den konstanten Wert- teil. Es ist wahr, daá der Lohn des Arbeiters ebenso wie der Teil des Profits des Unternehmers, der aus Uhnen besteht - wenn man diese als einen Teil der Lebensmittel betrachtet - sich ebenso aus den zum Marktpreis gekauften Waren zusammensetzt, die selbst L”hne, Kapitalrenten, Grundrenten und Unternehmergewinne umfas- sen... diese Feststellung dient nur zu dem Beweis, daá es unm”g- lich ist, den notwendigen Preis in seine einfachsten Elemente aufzul”sen." (ib., Note.) - In seinen "Consid‚rations sur la na- ture du revenu national" (Paris 1824) sieht Storch, in seiner Po- lemik gegen Say, zwar die Absurdit„t ein, wozu die falsche Ana- lyse des Warenwerts fhrt, die ihn in bloáe Revenuen aufl”st, und spricht die Abgeschmacktheit dieser Resultate - vom Standpunkt nicht des einzelnen Kapitalisten, sondern einer Nation - richtig aus, aber er selbst geht keinen Schritt weiter in der Analyse des prix n‚cessaire 1*), von dem er in seinem "Cours" erkl„rt, es sei unm”glich, ihn in seine wirklichen Elemente statt in einen falschen Progreá ins Endlose aufzul”sen. "Es ist klar, daá der Wert des Jahresprodukts s;ch einerseits in Kapital, andererseits in Profit teilt und daá jeder dieser Wertteile des Jahresprodukts die Produkte, die die Nation ben”tigt, regelm„áig kaufen wird, sowohl um ihrkapital zu erhalten,wie um ihren Konsumtionsvorrat zu erneuern." (p. 134, ----- 1*) notwendigen Preises #855# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- Den normalen Zustand der Reproduktion betrachtet, wird nur ein Teil der neu zugesetzten Arbeit auf Produktion und daher Ersatz von konstantem Kapital verwandt; n„mlich gerade der Teil, der das in der Produktion von Konsumtionsmitteln, von stofflichen Elemen- ten der Revenue aufgebrauchte konstante Kapital ersetzt. Es wird dies dadurch ausgeglichen, daá dieser konstante Teil der Klasse II keine zus„tzliche Arbeit kostet. Nun aber ist das konstante Kapital, das (den gesamten Reproduktionsprozeá betrachtet, worin also jene Ausgleichung von Klasse I und II einbegriffen) kein Produkt der neu zugesetzten Arbeit ist, obgleich dies Produkt ohne es nicht herzustellen w„re - dies konstante Kapital ist w„h- rend des Reproduktionsprozesses, stofflich betrachtet, Zuf„llen und Gefahren ausgesetzt, die es dezimieren k”nnen. (Ferner aber kann es, auch dem Wert nach betrachtet, infolge einer Žnderung in der Produktivkraft der Arbeit entwertet werden; dies bezieht sich jedoch nur auf den einzelnen Kapitalisten.) Demgem„á dient ein Teil des Profits, also des Mehrwerts und daher auch des Mehrpro- dukts, worin sich (dem Wert nach betrachtet) nur neu zugesetzte Arbeit darstellt, als Assekuranzfonds. Wobei es an der Natur der Sache nichts „ndert, ob dieser Assekuranzfonds durch Assekuranz- gesellschaften als ein separates Gesch„ft verwaltet wird oder nicht. Dies ist der einzige Teil der Revenue, der weder als sol- che verzehrt wird, noch auch notwendig als Akkmulationsfonds dient. Ob er faktisch als solcher dient oder nur den Ausfall der Reproduktion deckt, h„ngt vom Zufall ab. Es ist dies auch der einzige Teil des Mehrwerts und Mehrprodukts, also der Mehrarbeit, der auáer dem Teil, der zur Akkumulation, also zur Erweiterung des Reproduktionsprozesses dient, auch nach Aufhebung der kapita- listischen Produktionsweise fortexistieren máte. Dies setzt na- trlich voraus, daá der von den unmittelbaren Produzenten regel- m„áig verzehrte Teil nicht auf sein jetziges Minimalmaá be- schr„nkt bliebe. Auáer der Mehrarbeit fr die, die Alters wegen noch nicht oder nicht mehr sich an der Produktion beteiligen k”n- nen, fiele alle Arbeit fort zum Unterhalt von solchen, die nicht arbeiten. --- 135.) ... "Kann sie" (eine selbstarbeitende Bauernfamilie) "in ihren Scheunen oder ihren St„llen wohnen, ihr Saatkorn und ihr Viehfutter aufessen, sich von ihrem Zugvieh kleiden, sich mit ih- ren Ackerger„ten vergngen? Nach dem Lehrsatz des Herrn Say máte man alle diese Fragen mit 'ja' beantworten." (p. 135, 136.)... Wenn man zugibt, daá die Revenue einer Nation ihrem Bruttoprodukt gleich ist, d.h. kein Kapital in Abzug zu bringen ist, so muá man auch zugeben, daá diese Nation den ganzen Wert ihres j„hrlichen Produkts unproduktiv verzehren kann, ohne ihrer knftigen Revenue den geringsten Abbruch zu tun." (p. 147.) "Die Produkte, die das Kapital einer Nation ausmachen. sind nicht konsumabel." (p. 150.) #856# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Denkt man sich an den Anfang der Gesellschaft, so existieren noch keine produzierten Produktionsmittel, also kein konstantes Kapi- tal, dessen Wert in das Produkt eingeht und das bei Reproduktion auf derselben Stufenleiter in natura aus dem Produkt, in einem durch seiner, Wert best'Irnmten Maá, ersetzt werden muá. Aber die Natur gibt hier unmittelbar die Lebensmittel, die nicht erst pro- duziert zu werden brauchen. Sie gibt daher auch dem Wilden, der nur wenige Bedrfnisse zu befriedigen hat, die Zeit, nicht die noch nicht vorhandnen Produktionsmittel zur Neuproduktion zu be- nutzen, sondern neben der Arbeit, die die Aneignung der von Natur vorhandnen Lebensmittel kostet, andre Naturprodukte in Produkti- onsmittel, Bogen, Steinmesser, Boot etc. zu verwandeln. Dieser Prozeá bei dem Wilden entspricht, bloá nach der stofflichen Seite betrachtet, ganz der Rckverwandlung von Mehrarbeit in neues Ka- pital. In dem Akkumulationsprozeá findet noch fortw„hrend die Verwandlung solches Produkts berschssiger Arbeit in Kapital statt; und der Umstand, daá alles neue Kapital aus Profit, Rente oder andren Formen der Revenue, d.h. der Mehrarbeit entspringt, fhrt zur falschen Vorstellung, daá aller Wert der Waren aus ei- ner Revenue entspringt. Diese Rckverwandlung des Profits in Ka- pital zeigt vielmehr bei n„herer Analyse umgekehrt, daá die zu- s„tzliche Arbeit - die sich stets in Form von Revenue darstellt - nicht zur Erhaltung resp. Reproduktion des alten Kapitalwerts dient, sondern, soweit sie nicht als Revenue verzehrt wird, zur Sch”pfung von neuem berschssigem Kapital. Die ganze Schwierigkeit entspringt daraus, daá alle neu zuge- setzte Arbeit, soweit der von ihr geschaffne Wert sich nicht in Arbeitslohn aufl”st, als Profit - hier als Form des Mehrwerts berhaupt gefaát - erscheint, d.h. als ein Wert, der dem Kapita- listen nichts gekostet, also ihm sicher auch nichts Vorgeschoá- nes, kein Kapital, zu ersetzen hat. Dieser Wert existiert daher in der Form des disponiblen, zus„tzlichen Reichtums, kurz, vom Standpunkte des individuellen Kapitalisten aus, in der Form sei- ner Revenue. Aber dieser neugeschaffne Wert kann ebensogut pro- duktiv wie individuell konsumiert werden, ebensogut als Kapital wie als Revenue. Er muá zum Teil schon seiner Naturalform nach produktiv konsumiert werden. Es ist also klar, daá die j„hrlich zugesetzte Arbeit ebensowohl Kapital schafft wie Revenue; wie sich dies denn auch im Akkumulationsprozeá zeigt. Der fr die Neusch”pfung von Kapital verwandte Teil der Arbeitskraft (also per Analogie der Teil des Arbeitstags, den der Wilde verwendet, nicht um die Nahrung anzueignen, sondern um das Werkzeug anzufer- tigen, womit er die Nahrung aneignet) wird aber dadurch unsicht- bar, daá das ganze Produkt der Mehrarbeit sich zun„chst in der Form von Profit darstellt. eine Be- #857# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- stirnmung, die in der Tat mit diesem Mehrprodukt selbst nichts zu tun hat, sondern sich nur auf das Privatverh„ltnis des Kapitali- sten zu dem von ihm einkassierten Mehrwert bezieht. In der Tat zerf„llt der Mehrwert, den der Arbeiter schafft, in Revenue und Kapital; d.h. in Konsumtionsmittel und in zus„tzliche Produkti- onsmittel. Aber das alte, vom Voriahr bernommene konstante Kapi- tal (abgesehn von dem Teil, der besch„digt, also pro tanto ver- nichtet wird, also soweit es nicht reproduziert werden muá, und solche St”rungen des Reproduktionsprozesses fallen unter die As- sekuranz) wird, seinem Wert nach betrachtet, nicht reproduziert durch die neu zugesetzte Arbeit. Ferner sehn wir, daá ein Teil der neu zugesetzten Arbeit best„n- dig in Reproduktion und Ersatz von aufgezehrtem konstantem Kapi- tal absorbiert ist, obgleich sich diese neu zugesetzte Arbeit nur in Revenuen, Arbeitslohn, Profit und Rente aufl”st. Es wird aber dabei bersehn, 1. daá ein Wertteil des Produkts dieser Arbeit kein Produkt dieser neu zugesetzten Arbeit ist, sondern vorge- fundnes und verbrauchtes konstantes Kapital; daá der Produkten- teil, worin dieser Wertteil sich darstellt, sich daher auch nicht in Revenue verwandelt, sondern in natura die Produktionsmittel dieses konstanten Kapitals ersetzt; 2. daá der Wertteil, worin sich diese neu zugesetzte Ar beit wirklich darstellt, nicht in natura als Revenue verzehrt wird, sondern das konstante Kapital in einer andren Sph„re ersetzt, wo es in eine Naturalform berge- fhrt worden, in der es als Revenue verzehrt werden kann, die aber ihrerseits wieder nicht ausschlieáliches Produkt neu zuge- setzter Arbeit ist. Soweit die Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter vor sich geht, muá jedes verbrauchte Element des konstanten Kapitals, wenn nicht dem Quantum und der Form, doch der Wirkungsf„higkeit nach, in natura ersetzt werden durch ein neues Exemplar entspre- chender Art. Bleibt die Produktivkraft der Arbeit dieselbe, so schlieát dieser Naturalersatz den Ersatz desselben Werts ein, den das konstante Kapital in seiner alten Form hatte. Steigert sich aber die Produktivkraft der Arbeit, so daá dieselben stofflichen Elemente mit weniger Arbeit reproduziert werden k”nnen, so kann ein geringerer Wertteil des Produkts den konstanten Teil v”llig in natura ersetzen. Der šberschuá kann dann zur Bildung von neuem Zusatzkapital dienen, oder es kann einem gr”áern Teil des Pro- dukts die Form von Konsurntionsinitteln gegeben oder die Mehrar- beit kann vermindert werden. Nimmt da. gegen die Produktivkraft der Arbeit ab, so muá ein gr”árer Teil des Produkts in den Ersatz des alten Kapitals eingehn; das Mehrprodukt nimmt ab. Die Rckverwandlung von Profit, oder Oberhaupt irgendeiner Form des Mehrwerts, in Kapital zeigt - wenn wir von der geschichtlich bestimmten #858# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- ”konomischen Form absehn und sie nur als einfache Bildung neuer Produktionsmittel betrachten -, daá der Zustand immer noch fort- besteht, worin der Arbeiter auáer der Arbeit zur Erwerbung unmit- telbarer Lebensmittel Arbeit anwendet, um Produktionsmittel zu produzieren. Verwandlung von Profit in Kapital heiát nichts als Anwendung eines Teils der berschssigen Arbeit zur Bildung neuer, zuschssiger Produktionsmittel. Daá dies in der Form der Verwandlung von Profit in Kapital geschieht, heiát nur, daá nicht der Arbeiter, sondern der Kapitalist ber die berschssige Ar- beit verfgt. Daá diese berschssige Arbeit erst durch ein Sta- dium durchgehn muá, wo sie als Revenue erscheint (w„hrend sie z.B. beim Wilden als direkt auf Produktion von Produktionsmitteln gerichtete berschssige Arbeit erscheint), heiát nur, daá diese Arbeit oder ihr Produkt vom Nichtarbeiter angeeignet wird. Was aber in der Tat in Kapital verwandelt wird, ist nicht der Profit als solcher Verwandlung von Mehrwert in Kapital heiát nur, daá der Mehrwert und das Mehrprodukt vom Kapitalisten nicht als Reve- nue individuell konsumiert wird. Was aber wirklich so verwandelt wird, ist Wert, vergegenst„ndlichte Arbeit, resp. das Produkt, worin dieser Wert sich unmittelbar darstellt oder wogegen er, nach vorheriger Verwandlung in Geld, ausgetauscht wird. Auch wenn der Profit in Kapital rckverwandelt wird, bildet nicht diese be- stimmte Form des Mehrwerts, der Profit, die Quelle des neuen Ka- pitals. Der Mehrwert wird dabei nur aus einer Form in die andre verwandelt. Aber es ist nicht diese Formverwandlung, die ihn zu Kapital macht. Es ist die Ware und ihr Wert, die nun als Kapital fungieren. Aber daá der Wert der Ware nicht bezahlt ist - und nur dadurch wird er Mehrwert -, ist fr die Vergegenst„ndlichung der Arbeit, den Wert selbst, durchaus gleichgltig. Das Miáverst„ndnis drckt sich in verschiednen Formen aus. z.B. daá die Waren, aus denen das konstante Kapital besteht, ebenfalls Elemente von Arbeitslohn, Profit und Rente enthalten. Oder aber daá, was Revenue fr den einen, Kapital fr den andern vorstellt, und dies daher bloá subjektive Beziehungen sind. So enth„lt das Garn des Spinners einen Wertteil, der Profit fr ihn vorstellt. Kauft der Weber also das Garn, so realisiert er den Profit des Spinners, fr ihn selbst aber ist dies Garn nur ein Teil seines konstanten Kapitals. Auáer dem schon frher ber das Verh„ltnis von Revenue und Kapi- tal Entwickelten ist hier zu bemerken: Was dem Wert nach betrach- tet als konstituierend mit dem Garn in das Kapital des Webers eingeht, ist der Wert des Garns. Wie die Teile dieses Werts sich in Kapital und Revenue, mit andern Worten in bezahlte und unbe- zahlte Arbeit, fr den Spinner selbst #859# 49. Kapitel - Zur Analyse des Produktionsprozesses ----- aufgel”st haben, ist vollst„ndig gleichgltig fr die Wertbestim- mung der Ware selbst (abgesehn von den Modifikationen durch den Durchschnittsprofit). Es lauert hier immer im Hintergrund, daá der Profit, berhaupt der Mehrwert, ein šberschuá ber den Wert der Ware ist, der nur durch Zuschlag, wechselseitige Prellerei, Ver„uáerungsgewinn gemacht wird. Indem der Produktionspreis oder auch der Wert der Ware gezahlt wird, werden natrlich auch die Wertbestandtelle der Ware gezahlt, die sich fr ihren Verk„ufer in Revenueform darstellen. Von Monopolpreisen ist hier natrlich nicht die Rede. Zweitens ist es ganz richtig, daá die Warenbestandteile, woraus das konstante Kapital besteht, wie aller andre Warenwert auf Wertteile reduzierbar ist, die sich fr die Produzenten und die Eigner der Produktionsmittel in Arbeitslohn, Profit und Rente aufl”sten. Es ist dies nur die kapitalistische Ausdrucksform der Tatsache, daá aller Warenwert nur das Maá der in einer Ware ent- haltnen, gesellschaftlich notwendigen Arbeit ist. Aber es ist schon im ersten Buch gezeigt worden, daá dies durchaus nicht hin- dert, das Warenprodukt eines Jeden Kapitals in separate Teile zu zerfallen, wovon der eine ausschlieálich den konstanten Kapi- talteil darstellt, der andre den variablen Kapitaltell und ein dritter nur den Mehrwert. Storch drckt die Meinung auch vieler andern aus, wenn er sagt: "Les produits vendables qui constituent le revenu national doi- vent ˆtre consid‚r‚s dans l'‚conomie politique de deux maniŠres diff‚rentes: relativement aux individus comrne des valeurs; et relativernent … la nation comme des biens, car le revenu d'une nation ne s'appr‚cie pas comme celui d'un individu, d'aprŠs sa valeur, mais d'aprs son utilit‚ ou d'aprŠs besoins auxquels il peut satisfaire." 1*) ("Consid. sur la nature du revenu national", p. 19.) Es ist erstens eine falsche Abstraktion, eine Nation, deren Pro- duktionsweise auf dem Wert beruht, weiter kapitalistisch organi- siert ist, als einen bloá fr die nationalen Bedrfnisse arbei- tenden Gesamtk”rper zu betrachten. Zweitens bleibt, nach Aufhe- bung der kapitalistischen Produktionsweise, aber mit Beibehaltung gesellschaftlicher Produktion, die Wertbestimmung vorherrschend in dem Sinn, daá die Regelung der Arbeitszeit und die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit unter die verschiednen Produktions. gruppen, endlich die Buchfhrung hierber, wesentlicher denn je wird. ----- 1*) "Die verkaufbaren Produkte, die das nationale Einkommen bil- den, mssen in der politischen ™konomie auf zwei verschiedene Weisen betrachtet werden: in ihrem Verh„ltnis zu den Individuen als Werte und in ihrem Verh„ltnis zur Nation als Gter; denn das Einkommen einer Nation wird nicht, wie das Einkommen eines Indi- viduums, nach seinem Wert gesch„tzt, sondemnach seiner Ntzlich- keit oder nach dem bedrfnis, das es befriedigen kann." #860# ----- FšNFZIGSTES KAPITEL Der Schein der Konkurrenz Es ist gezeigt worden, daá der Wert der Waren oder der durch ih- ren Gesamtwert regulierte Produktionspreis sich aufl”st in: 1. Einen Wertteil, der konstantes Kapital ersetzt oder die frher vergangne Arbeit darstellt, die in der Form von Produktionsmit- teln bei Herstellung der Ware verbraucht wurde; in einem Wort, den Wert oder Preis, womit diese Produktionsmittel in den Produk- tionsprozeá der Ware ein gingen. Wir sprechen hier nie von der einzelnen Ware, sondern vom Warenkapital, d.h. der Form, worin sich das Produkt des Kapitals in einem bestimmten Zeitabschnitt, z.B. j„hrlich darstellt, und wovon die einzelne Ware nur ein Ele- ment bildet, das brigens auch, seinem Wert nach, analog in die- selben Bestandteile zerf„llt. 2. Den Wertteil des variablen Kapitals, der das Einkommen des Ar- beiters miát und sich fr diesen in Arbeitslohn verwandelt; wel- chen Arbeits lohn also der Arbeiter in diesem variablen Wertteil reproduziert hat; kurz, den Wertteil, worin sich der bezahlte Teil der dem ersten konstanten Teil in der Produktion der Ware neu zugesetzten Arbeit darstellt. 3. Den Mehrwert, d.h. den Wertteil des Warenprodukts, worin sich die unbezahlte Arbeit oder Mehrarbeit darstellt. Dieser letzte Wertteil nimmt wieder die selbst„ndigen Formen an, die zugleich Revenueformen sind: die Formen von Profit des Kapitals (Zins des Kapitals als solchem und Unternehmergewinn des Kapitals als fun- gierendem Kapital) und Grundrente, die dem Eigner des im Produk- tionsprozeá mitwirkenden Bodens zuf„llt. Die Bestandteile 2 und 3, d. h. der Wertbestandteil, der stets die Revenueformen von Ar- beitslohn (dies immer nur, nachdem er vorher die Form von varia- blem Kapital durchgemacht), Profit und Rente annimmt, unterschei- det sich von dem konstanten Bestandteil 1 dadurch, daá in ihn sich der ganze Wert aufl”st, worin sich die, jenem konstanten Teil, den Produktionsmitteln der Ware neu zugesetzte Arbeit ver- gegenst„ndlicht. Sehn wir nun ab vom #861# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- konstanten Wertteil, so ist es richtig zu sagen, daá der Wert der Ware, soweit er also neu zugesetzte Arbeit darstellt, sich be- st„ndig aufl”st in drei Teile, die drei Revenueformen bilden, in Arbeitslohn, Profit und Renteá, bei denen die respektiven Wert- gr”áen, d.h. die aliquoten Teile, die sie vom Gesamtwert bilden, durch verschiedne, eigentmliche und frher entwickelte Gesetze bestimmt werden. Aber es w„re falsch, umgekehrt zu sagen, daá der Wert des Arbeitslohns, die Rate des Profits und die Rate der Rente selbst„ndige konstituierende Wertelemente bilden, aus deren Zusammen. se der Wert der Ware, abgesehn vom konstanten Bestand- teil, entspringe; in andern Worten, es w„re falsch zu sagen, daá sie komponierende Bestandteile des Warenwerts oder des Produkti- onspreises bilden. 56) Man sieht den Unterschied sofort ein. Gesetzt, der Produktenwert eines Kapitals von 500 sei = 400c + 100v + 150m = 650; die 150m seien weiter zerf„llt in 75 Profit + 75 Rente. Wir wollen ferner, zur Verrneidung unntzer Schwierig- keiten, annehmen, dies Kapital sei mittlerer Zusammensetzung, so daá sein Produktionspreis mit seinem Wert zusammenf„llt; ein Zu- sammenfallen, das immer stattfindet, wenn das Produkt dieses Ein- zelkapitals als Produkt eines seiner Gr”áe entsprechenden Teils des Gesarntkapitals betrachtet werden kann. ----- 55) Bei dem Zerf„llen des dem konstanten Kapitalteil zumetzten Werts in Arbeitslohn, Profit, Grundrente ist selbstredend, daá dies Wertteile sind. Man kann sie natr lich sich vorstellen als existierend in dem unmittelbaren Produkt, worin dieser Wert sich darstellt, d.h. in dem unmittelbaren Produkt, das Arbeiter und Kapitalisten in einer besondren Produktionssph„re, z.B. der Spin- nerei, produziert haben, also in Garn. Aber in der Tat stellen sie sich in diesem Produkt nicht mehr und nicht minder dar als in irgendeiner andern Ware, in irgendeinem andern Bestandteil des stofflichen Reichtums zum selben Wert. Und in der Praxis wird ja der Arbeitslohn in Geld bezahlt, also im reinen Wertausdruck; ebenso der Zins und die Rente. Fr den Kapitalisten ist in der Tat die Verwandlung seines Produkts in den reinen Wertausdruck sehr wichtig; bei der Verteilung selbst ist sie schon vorausge- setzt. Ob diese Werte in dasselbe Produkt, dieselbe Ware riick- verwandelt werden, aus deren Produktion sie entsprangen, ob der Arbeiter einen Teil des von ihm direkt produzierten Produkts zu- rckkauft oder das Produkt andrer und andersgearteter Arbeit kauft, hat mit der Sache selbst nichts zu tun. Herr Rodbertus ereifert sich ganz nutzlos ber diesen Gegenstand. 56) "Es gengt festzustellen, daá dieselbe allgemeine Regel, die den Wert der Rohprodukte und der Manufakturwaren reguliert, ebenso auf Metalle anwendbar ist; ihr Wert h„ngt nicht ab von der Profitrate, nicht von der Lohnrate noch von der Rente, die fr die Bergwerke gezahlt wird, sondern von der Gesamtmenge an Ar- beit, die notwendig ist, um das Metall zu gewinnen und es auf den Markt zu bringen." (Ricardo, "Princ.", chap. III, p. 77.) #862# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Hier bildet der Arbeitslohn, gemessen durch das variable Kapital, 20%, vom vorgeschoánen Kapital; der Mehrwert, auf das Gesamtkapi- tal berechnet, 30%, n„mlich 15% Profit und 15% Rente. Der gesamte Wertbestandteil der Ware, worin sich die neu zugesetzte Arbeit vergegenst„ndlicht, ist gleich 100c + 150m = 250. Seine Gr”áe ist unabh„ngig von seiner Zerf„llung in Arbeitslohn, Profit und Rente. Wir sehn aus dem Verh„ltnis dieser Teile zueinander, daá die Arbeitskraft, die mit 100 in Geld, sage 100 Pfd.St., bezahlt wurde, ein Arbeitsquantum geliefert hat, das sich in einem Geld- quantum von 250 Pfd.St. darstellt. Wir sehn daraus, daá der Ar- beiter 1 1/2mal soviel Mehrarbeit wie Arbeit fr sich selbst ge- tan hat. War der Arbeitstag = 10 Stunden, so arbeitete er 4 Stun- den fr sich und 6 fr den Kapitalisten. Die Arbeit der mit 100 Pfd.St. gezahlten Arbeiter drckt sich daher aus in einem Geld- wert von 250 Pfd.St. Auáer diesem Wert von 250 Pfd.St. ist nichts zu teilen zwischen Arbeiter und Kapitalist, zwischen Kapitalist und Grundeigentrher. Es ist der dem Wert der Produktionsmittel von 400 neu zugesetzte Gesamtwert. Der so produzierte und durch das Quantum in ihm vergegenst„ndlichter Arbeit bestimmte Waren- wert von 250 bildet daher die Grenze fr die Dividenden, die Ar- beiter, Kapitalist und Grundeigentmer in der Form von Revenue, von Arbeitslohn, Profit und Rente aus diesem Wert ziehn k”nnen. Gesetzt, ein Kapital von derselben organischen Komposition, d.h. demselben Verh„ltnis der angewandten lebendigen Arbeitskraft zu dem in Bewegung gesetzten konstanten Kapital, sei gezwungen, fr dieselbe Arbeitskraft, die das konstante Kapital von 400 in Bewe- gung setzt, 150 Pfd.St. statt 100 zu zahlen; und gesetzt ferner, Profit und Rente teilten sich auch in verschiednen Verh„ltnissen in den Mehrwert. Da vorausgesetzt, daá das variable Kapital von 150 Pfd.St. dieselbe Arbeitsmasse in Bewegung setzt wie frher das von 100, w„re der neu produzierte Wert nach wie vor = 250 und der Wert des Gesamtprodukts nach wie vor = 650, aber wir h„tten dann: 400c + 150v + 100m; und diese 100m zerfielen etwa in 45 Profit plus 55 Rente. Die Proportion, worin sich der neu produ- zierte Gesamtwert in Arbeitslohn, Profit und Rente verteilt, w„re sehr verschieden; ebenso w„re die Gr”áe des vorgeschoánen Gesamt- kapitals verschieden, obgleich es nurdieselbe Gesamtmasse von Ar- beit in Bewegung setzt. Der Arbeitslohn betrge 27 3/11 %, der Profit 8 2/11 %, die Rente 10% auf das vorgeschoáne Kapital; der Gesamtmehrwert also etwas ber 18%. Infolge der Erh”hung des Arbeitslohns w„re der unbezahlte Teil der Gesamtarbeit ver„ndert und damit der Mehrwert. Der Arbeiter h„tte bei zehnstndigem Arbeitstag 6 Stunden fr sich und nur 4 Stunden fr den #863# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- Kapitalisten gearbeitet. Auch die Verh„ltnisse von Profit und Rente w„ren verschieden, der verminderte Mehrwert w„re in ver„n- dertem Verh„ltnis zwischen Kapitalist und Grundeigentmer ge- teilt. Endlich, da der Wert des konstanten Kapitals unver„ndert geblieben und der Wert des vorgeschoánen variablen Kapitals ge- stiegen, drckte sich der verminderte Mehrwert in einer noch mehr verminderten Bruttoprofitrate aus, worunter wir hier das Verh„lt- nis des Gesarntmehrwerts zum ganzen vorgeschoánen Kapital ver- stehn. Der Wechsel im Wert des Arbeitslohns, in der Rate des Profits, in der Rate der Rente k”nnte sich, welches auch immer die Wirkung der Gesetze w„re, die das Verh„ltnis dieser Teile regulieren, nur bewegen in den Grenzen, die der neugeschaffne Warenwert von 250 setzt. Eine Ausnahme f„nde nur statt, wenn die Rente auf einem Monopolpreis beruhte. Dies wrde am Gesetz nichts „ndern, sondern nur die Betrachtung komplizieren. Denn betrachten wir in diesem Fall bloá das Produkt selbst, so w„re nur die Teilung des Mehr- werts verschieden; betrachten wir aber seinen relativen Wert ge- genber andern Waren, so f„nde sich nur diese Verschiedenheit, daá ein Teil des Mehrwerts von ihnen auf diese spezifische Ware bertragen wurde. Rekapitulieren wir: Wert des Produkts Neu- Mehrwerts- Brutto- wert rate profit rate Erster Fall: 400c + 100v + 150m = 650 250 150% 30% Zweiter Fall: 400c + 150v + 100m = 650 250 66 2/3% 18 2/11 % Erstens f„llt der Mehrwert um ein Drittel seines frhern Betrags, von 150 auf 100. Die Profitrate f„llt um etwas mehr als ein Drit- tel, von 30% auf 18%, weil der verminderte Mehrwert auf ein ge- wachsenes vorgeschoánes Gesamtkapital zu berechnen ist. Sie f„llt aber keineswegs in demselben Verh„ltnis wie die Rate des Mehr- werts. Diese f„llt von 150/100 auf 100/150, also von 150% auf 66 2/3 %, w„hrend die Profitrate nur f„llt von 150/500 auf 100/550 oder von 30% auf 18 2/11 %. Die Profitrate f„llt also im Verh„lt- nis mehr als die Masse des Mehrwerts, aber weniger als die Rate des Mehrwerts. Ferner zeigt Sich, daá die Werte wie die Massen der Produkte dieselben bleiben, wenn nach wie vor dieselbe Ar- beitsmasse angewandt wird, obgleich das vorgeschoáne Kapital in- folge der Vermehrung seines variablen Bestand teils sich vergr”- áert hat. Diese Vergr”áerung des vorgeschoánen Kapitals wrde sich allerdings dem Kapitalisten sehr fhlbar machen, der ein neues #864# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Gesch„ft beg„nne. Aber das Ganze der Reproduktion betrachtet, heiát Vermehrung des variablen Kapitals weiter nichts, als daá ein gr”árer Teil des von der neu zugesetzten Arbeit neu geschaff- nen Werts sich in Arbeitslohn und daher zun„chst in variables Ka- pital statt in Mehrwert und Mehrprodukt verwandelt. Der Wert des Produkts bleibt also derselbe, weil er einerseits durch den kon- stanten Kapitalwert 400, andrerseits durch die Zahl 250 be- schr„nkt ist, worin sich die neu zugesetzte Arbeit darstellt. Beide sind aber unver„ndert geblieben. Dies Produkt, soweit es selbst wieder in konstantes Kapital eingingen wrde nach wie vor in derselben Wertgr”áe gleich viel Masse von Gebrauchswert dar- stellen; also dieselbe Masse von Elementen des konstanten Kapi- tals behielte denselben Wert. Anders verhielte sich die Sache, wenn der Arbeitslohn stiege, nicht weil der Arbeiter einen gr”- áern Teil seiner eignen Arbeit erhielte, sondern wenn er einen gr”áern Teil seiner eignen Arbeit erhielte, weil die Produktivi- t„t der Arbeit abgenommen h„tte. In diesem Fall bliebe der Ge- samtwert, worin sich dieselbe Arbeit, bezahlte plus unbezahlte, darstellte, dieselbe; aber die Masse Produkt, worin sich diese Masse Arbeit darstellte, h„tte sich vermindert, also stiege der Preis jedes aliquoten Teils des Produkts, weil jeder Teil mehr Arbeit darstellte. Der erh”hte Arbeitslohn von 150 stellte nicht mehr Produkt dar wie frher der von 100; der verringerte Mehrwert von 100 stellte nur noch 2/3 des Produkts dar gegen frher, 66 2/3% der Masse von Gebrauchswerten, die sich frher in 100 dar- stellten. In diesem Fall wrde auch das konstante Kapital verteu- ert, soweit dies Produkt in es einginge. Dies w„re aber nicht Folge der Erh”hung des Arbeitslohns, sondern die Erh”hung des Ar- beitslohns w„re Folge der Verteuerung der Ware und Folge der ver- minderten Produktivit„t desselben Quantums Arbeit. Hier entsteht der Schein, als ob die Steigerung des Arbeitslohns das Produkt verteuert h„tte; sie ist aber hier nicht Ursache, sondern Folge eines Wertwechsels der Ware infolge der verminderten Produktivi- t„t der Arbeit. Wenn dagegen bei sonst gleichen Umst„nden, wo also dieselbe ange- wandte Arbeitsmenge sich nach wie vor in 250 darstellt, der Wert der von ihr angewandten Produktionsmittel stiege oder fiele, so wrde der Wert derselben Produktenmasse um dieselbe Gr”áe steigen oder fallen. 450c + 100v + 150m gibt Produktwert = 700; dagegen 350c + 100v + 150m fr den Wert derselben Produktenmasse nur 600 gegen frher 650. Wenn also das vorgeschoáne Kapital w„chst oder abnimmt, welches dieselbe Arbeitsmenge in Bewegung setzt, so steigt oder f„llt der Wert des Produkts, bei sonst gleichen Um- st„nden, wenn die Zunahme oder Abnahme des vor- #865# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- geschoánen Kapitals von einer Žnderung der Wertgr”áe des konstan- ten Kapitalteils herrhrt. Er bleibt dagegen unver„ndert, wenn die Zunahme oder Abnahme des vorgeschoánen Kapitals von ver„nder- ter Wertgr”áe des variablen Kapitalteils, bei gleichbleibender Produktivkraft der Arbeit, herrhrt. Beim konstanten Kapital ist Zunahme oder Abnahme seines Werts durch keine entgegengesetzte Bewegung kornpensiert. Beim variablen Kapital, gleichbleibende Produktivit„t der Arbeit vorausgesetzt, ist Zunahme oder Abnahme seines Werts kompensiert durch die umgekehrte Bewegung auf seiten des Mehrwerts, so daá der Wert des variablen Kapitals plus dem Mehrwert, also der den Produktionsmitteln durch die Arbeit neu zugesetzte und im Produkt neu dargestellte Wert unver„ndert bleibt. Ist dagegen Zu- oder Abnahme des Werts des variablen Kapitals oder des Arbeitslohns Folge der Verteuerung oder Preissenkung der Waren, d.h. der Verminderung oder Steigerung der Produktivit„t der in dieser Kapitalanlage angewandten Arbeit, so wirkt dies auf den Wert des Produkts. Aber das Steigen oder Fallen des Arbeits- lohns ist hier nicht Ursache, sondern nur Folge. W„re dagegen im obigen Beispiel, bei gleichbleibendem konstantem Kapital = 400, die Ver„nderung von 100v + 150m auf 150v + 100m, also das Steigen des variablen Kapitals, Folge der Abnahme der Produktivkraft der Arbeit, nicht in diesem besondren Zweige, z.B. der Baumwollspinnerei, sondern etwa in der Agrikultur, welche die Nahrungsmittel des Arbeiters liefert, also Folge der Verteuerung dieser Nahrungsmittel, so bliebe der Wert des Produkts unver„n- dert. Der Wert von 650 wrde sich nach wie vor in derselben Masse Baumwollgarn darstellen. Aus dem Entwickelten geht ferner hervor: Wenn die Verminderung in der Auslage von konstantem Kapital durch ™konomie etc. in Produk- tionszweigen eintritt, deren Produkte in die Konsurntion der Ar- beiter eingehn, so k”nnte dies, ebensogut wie die direkte Vermeh- rung der Produktivit„t der angewandten Arbeit selbst, eine Ver- minderung des Arbeitslohns, weil Ver wohlfellerung der Lebensmit- tel des Arbeiters herbeifhren und daher Wachsen des Mehrwerts; so daá die Profitrate hier aus doppelten Grnden wchse, n„mlich einerseits, weil der Wert des konstanten Kapitals abnimmt, und andrerseits, weil der Mehrwert zunimmt. Bei unsrer Betrachtung der Verwandlung des Mehrwerts in Profit nahmen wir an, daá der Arbeitslohn nicht f„llt, sondern konstant bleibt, weil wir dort die Schwankungen der Profitrate, unabh„ngig von Ver„nderungen der Mehrwertsrate, zu unter suchen hatten. Auáerdem sind die dort entwickelten Gesetze allgemein und gelten auch fr Kapitalanla- gen, deren Produkte nicht in den Konsum des #866# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Arbeiters eingehn, bei denen Wertver„nderungen des Produkts also ohne Einfluá auf den Arbeitslohn sind. --- Die Besonderung und Aufl”sung des den Produktionsmitteln oder dem konstanten Kapitalteil j„hrlich durch die neu zugesetzte Arbeit neu zugefgten Werts in die verschiednen Revenueformen von Ar- beitslohn, Profit und Rente „ndert also nichts an den Grenzen des Werts selbst, an der Wertsumme, die sich unter diese verschiednen Kategorien verteilt; ebensowenig wie ein Wechsel im Verh„ltnis dieser einzelnen Teile zueinander ihre Summe, diese gegebne Wert- gr”áe, ver„ndern kann. Die gegebne Zahl 100 bleibt immer die- selbe, ob sie sich in 50 + 50 oder in 20 + 70 + 10 oder in 40 + 30 + 30 zerlegt. Der Wertteil des Produkts, der in diese Revenuen zerf„llt, ist bestimmt, ganz wie der konstante Wertteil des Kapi- tals, durch den Wert der Waren, d. h. durch das Quantum der je- desmal in ihnen vergegenst„ndlichten Arbeit. Es ist also erstens gegeben die Wertmasse der Waren, die sich in Arbeitslohn, Profit und Rente verteilt; also die absolute Grenze der Summe der Wert- stcke dieser Waren. Zweitens, was die einzelnen Kategorien selbst angeht, so sind ihre durchschnittlichen und regulierenden Grenzen ebenfalls gegeben. Der Arbeitslohn bildet bei dieser Be- grenzung derselben die Basis. Er ist nach einer Seite hin durch ein Naturgesetz reguliert; seine Minimalgrenze ist gegeben durch das physische Minimum von Lebensmitteln, das der Arbeiter bezie- hen muá, um seine Arbeitskraft zu erhalten und zu reproduzieren; also durch ein bestimmtes Quantum Waren. Der Wert dieser Waren ist bestimmt durch die Arbeitszeit, die ihre Reproduktion erheischt; also durch den Teil der den Produktionsmitteln neu zu- gesetzten Arbeit, oder auch des 1*) Arbeitstags, den der Arbeiter zur Produktion und Reproduktion eines Žquivalents fr den Wert dieser notwendigen Lebensmittel erheischt. Sind z. B. seine durchschnittlichen t„gEchen Lebensmittel dem Wert nach = 6 Stun- den Durchschnittsarbeit, so muá er durchschnittlich 6 Stunden seiner Tagesarbeit fr sich selbst arbeiten. Der wirkliche Wert seiner Arbeitskraft weicht von diesem physischen Minimum ab; er ist verschieden je nach dem Klima und dem Stand dergesellschaft- lichen Entwicklung; er h„ngt ab nicht nur von den physischen, sondern auch von den historisch entwickelten gesellschaftlichen Bedrfnissen, die zur zweiten Natur werden. Aber in jedem Land zu einer gegebnen Periode ist dieser regulierende durchschnittliche Arbeitslohn eine gegebne Gr”áe. Der Wert der s„mtlichen brigen Revenuen hat so eine ----- 1*) 1. Auflage: jedes; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #867# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- Grenze. Er ist stets gleich dem Wert, worin sich der Gesamtar- beitstag (der hier mit dem Durchschnittsarbeitstag zusammenf„llt, da er die vom gesellschaftlichen Gesamtkapital in Bewegung ge- setzte Gesamtarbeitsmasse umfaát) verk”rpert, minus dem Teil des- selben, der sich in Arbeitslohn verk”rpert. Seine Grenze ist also gegeben durch die Grenze des Werts, in welchem sich die unbe- zahlte Arbeit ausdrckt, d.h. durch das Quantum dieser unbezahl- ten Arbeit. Wenn der Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter zur Reproduktion des Werts seines Lohns braucht, in dem physischen Minimum seines Lohns seine letzte Schranke hat, so hat der andre Teil des Arbeitstags, worin sich seine Mehrarbeit darstellt, also auch der Wertteil, der den Mehrwert ausdrckt, seine Schranke an dem physischen Maximum des Arbeitstags, d.h. an dem Gesamtquantum t„glicher Arbeitszeit, das der Arbeiter bei Erhaltung und Repro- duktion seiner Arbeitskraft ber haupt geben kann. Da es sich bei der jetzigen Betrachtung um Verteilung des Werts handelt, worin die j„hrlich neu zugesetzte Gesamtarbeit sich dar gestellt hat, so kann der Arbeitstag hier als konstante Gr”áe betrachtet werden und ist als solche vorausgesetzt, wieviel oder wie wenig er von seinem physischen Maximum auch abweiche. Die absolute Grenze des Wertteils, der den Mehrwert bildet und der sich in Profit und Grundrente aufl”st, ist also gegeben; er ist bestimmt durch den šberschuá des unbezahlten Teils des Arbeitstags ber seinen be- zahlten, also durch den Wertteil des Gesamtprodukts, worin diese Mehrarbeit sich verwirklicht. Nennen wir, wie ich es getan habe, den so in seinen Grenzen bestimmten, und auf das vorgeschoáne Ge- saintkapital berechneten Mehrwert den Profit, so ist dieser Pro- fit, seiner absoluten Gr”áe nach betrachtet, gleich dem Mehrwert, also in seinen Grenzen ebenso gesetzlich bestimmt wie dieser. Die H”he der Profitrate aber ist ebenfalls eine in gewissen, durch den Wert der Waren bestimmten Grenzen eingeschloáne Gr”áe. Sie ist das Verh„ltnis des Gesamtmehrwerts zu dein der Produktion vorgeschoánen gesellschaftlichen Gesamtkapital. Ist dies Kapital = 500 (meinetwegen Millionen) und der Mehrwert = 100, so bilden 20% die absolute Grenze der Profitrate. Die Verteilung des ge- sellschaftlichen Profits nach Maágabe dieser Rate unter die in den verschiednen Produktionssph„ren angelegten Kapitale erzeugt von den Werten der Waren abweichende Produktionspreise, welches die wirklich regulierenden Durchschnittsmarktpreise sind. Die Ab- weichung jedoch hebt weder die Bestimmung der Preise durch die Werte, noch die gesetzm„áigen Grenzen des Profits auf. Statt daá der Wert einer Ware gleich dem in ihr aufgezehrten Kapital plus dem in ihr steckenden Mehrwert, ist ihr Produktionspreis jetzt gleich dem in ihr aufgezehrten Kapital k plus dem Mehrwert, der auf #868# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- sie infolge der allgemeinen Profitrate f„llt, also z.B. 20% auf das zu ihrer Produktion vorgeschoáne, sowohl aufgezehrte wie bloá angewandte Kapital. Aber dieser Zuschlag von 20% ist selbst be- stimmt durch den vom gesellschaftlichen Gesamtkapital erzeugten Mehrwert und sein Verh„ltnis zum Wert des Kapitals; und darum ist er 20% und nicht 10 oder 100. Die Verwandlung der Werte in Pro- duktionspreise hebt also nicht die Grenzen des Profits auf, son- dern ver„ndert nur seine Verteilung unter die verschiednen beson- dren Kapitale, aus denen das Gesellschaftskapital besteht, ver- teilt ihn auf sie gleichm„áig, im Verh„ltnis, worin sie Wertteile dieses Gesamtkapitals bilden. Die Marktpreise steigen ber und fallen unter diese regulierenden Produktionspreise, aber diese Schwankungen heben sich wechselseitig auf. Betrachtet man Preis- listen w„hrend einer l„ngern Periode und zieht man die F„lle ab, wo der wirkliche Wert der Waren infolge eines Wechsels in der Produktivkraft der Arbeit ver„ndert, und ebenso die F„lle, worin durch natrliche oder gesellschaftliche Unf„lle der Produktions- prozeá gest”rt wurde, so wird man sich wundern, erstens ber die verh„ltnism„áig engen Grenzen der Abweichungen und zweitens ber die Regelm„áigkeit ihrer Ausgleichung. Man wird hier dieselbe Herrschaft der regulierenden Durchschnitte finden, wie Qu‚telet sie bei den sozialen Ph„nomenen nachgewiesen hat. St”át die Aus- gleichung der Warenwerte zu Produktionspreisen auf keine Hinder- nisse, so l”st sich die Rente in Differentialrente auf, d.h. sie ist beschr„nkt auf Ausgleichung der Surplusprofite, welche die regulierenden Produktionspreise einem Teil der Kapitalisten geben wrden, und die nun vom Grundeigentmer angeeignet werden. Hier hat also die Rente ihre bestimmte Wertgrenze in den Abweichungen der individuellen Profitraten, welche die Regulierung der Produk- tionspreise durch die allgemeine Profitrate hervorbringt. Setzt das Grundeigentum der Ausgleichung der Waren werte zu Produkti- onspreisen Hindernisse in den Weg und eignet sich absolute Rente an, so ist diese begrenzt durch den Oberschuá des Werts der Bo- denprodukte ber ihren Produktionspreis, also durch den šberschuá des in ihnen enthaltnen Mehrwerts ber die durch die allgemeine Profitrate den Kapitalen zufallende Profitrate. Diese Differenz bildet dann die Grenze der Rente, die nach wie vor nur einen be- stimmten Teil des gegebnen und in den Waren enthaltnen Mehrwerts bildet. Findet endlich die Ausgleichung des Mehrwerts zum Durch- schnittsProfit in den verschiednen Produktionssph„ren ein Hinder- nis an knstlichen oder natrlichen Monopolen, und speziell am Monopol des Grundeigentums, so daá ein Monopolpreis m”glich wrde, der ber den Produktionspreis und ber den Wert der Waren stiege, auf die das Monopol wirkt, #869# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- so wrden die durch den Wert der Waren gegebnen Grenzen dadurch nicht aufgehoben. Der Monopolpreis gewisser Waren wrde nur einen Teil des Profits der andern Warenproduzenten auf die Waren mit dem Monopolpreis bertragen. Es f„nde indirekt eine ”rtliche St”- rung in der Verteilung des Mehrwerts unter die verschiednen Pro- duktionssph„ren statt, die aber die Grenze dieses Mehrwerts selbst unver„ndert lieáe. Ginge die Ware mit Monopolpreis in den notwendigen Konsum des Arbeiters ein, so wrde sie den Arbeits- lohn erh”hn und dadurch den Mehrwert vermindern, falls der Arbei- ter nach wie vor den Wert seiner Arbeitskraft bezahlt erhielte. Sie k”nnte den Arbeitslohn unter den Wert der Arbeitskraft herab- drcken, aber dies nur, soweit' )ener ber der Grenze seines phy- sischen Minimums st„nde. In diesem Falle wrde der Monopolpreis durch Abzug am realen Arbeitslohn (d.h. der Masse der Gebrauchs- werte, die der Arbeiter durch dieselbe Masse Arbeit erhielte) und an dem Profit der andern Kapitalisten bezahlt. Die Grenzen, in- nerhalb deren der Monopolpreis die normale Regulierung der Waren- preise affizierte, w„ren fest bestimmt und genau berechenbar. Wie also die Teilung des neu zugesetzten und berhaupt in Revenue aufl”sbaren Werts der Waren in dem Verh„ltnis zwischen notwendi- ger und Mehrarbeit, Arbeitslohn und Mehrwert, ihre gegebnen und regulierenden Grenzen findet, so wieder die Teilung des Mehrwerts selbst in Profit und Grundrente in den Gesetzen, die die Ausglei- chung der Profitrate regeln. Bei der Spaltung in Zins und Unter- nehmergewinn bildet der Durchschnittsprofit selbst die Grenze fr beide zusammen. Er liefert die gegebne Wertgr”áe, worin sie sich zu teilen haben und allein teilen k”nnen. Das bestimmte Verh„lt- nis der Teilung ist hier zuf„llig, d.h. ausschlieálich durch Kon- kurrenzverh„ltnisse bestimmt. W„hrend sonst die Deckung von Nach- frage und Zufuhr gleich ist der Aufhebung der Abweichung der Marktpreise von ihren regulierenden Durchschnittspreisen, d.h. der Aufhebung des Einflusses der Konkurrenz, ist sie hier das al- lein Bestimmende. Aber warum? Weil derselbe Produktionsfaktor, das Kapital, den ihm zufallenden Teil des Mehrwerts unter zwei Besitzer desselben Produktionsfaktors zu teilen hat. Daá aber hier keine bestimmte, gesetzm„áige Grenze fr die Teilung des Durchschnittsprofits stattfindet, hebt seine Grenze als Teil des Warenwerts nicht auf; sowenig wie der Umstand, daá zwei Associes eines Gesch„fts, durch verschiedne „uáere Umst„nde bestimmt, den Profit ungleich teilen, die Grenzen dieses Profits irgendwie af- fiziert. Wenn also der Teil des Warenwerts, worin sich die dem Wert der Produktionsmittel neu zugesetzte Arbeit darstellt, sich zersetzt in verschiedne Teile, die in der Form von Revenuen gegeneinander selbst„ndige Gestalten #870# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- annehmen, so sind deswegen keineswegs Arbeitslohn, Profit und Grundrente nun als die konstituierenden Elemente zu betrachten, aus deren Zusammensetzung oder Summe der regulierende Preis (natural price, prix n‚cessaire 1*)) der Waren selbst entspr„nge; so daá nicht der Warenwert, nach Abzug des konstanten Wertteils, die ursprngliche Einheit w„re, die in diese drei Teile zerf„llt, sondern umgekehrt der Preis jedes dieser drei Teile selbst„ndig bestimmt w„re und aus der Addition dieser drei unabh„ngigen Gr”- áen der Preis der Ware sich erst bildet. In Wirklichkeit ist der Warenwert die vorausgesetzte Gr”áe, das Ganze des Gesamtwerts von Arbeitslohn, Profit, Rente, welches immer deren relative Gr”áe gegeneinander sei. In jener falschen Auffassung sind Arbeitslohn, Profit, Rente drei selbst„ndige Wertgr”áen, deren Gesamtgr”áe die Gr”áe des Warenwerts produziert, begrenzt und bestimmt. Zun„chst ist es klar, daá, wenn Arbeitslohn, Profit, Rente den Preis der Waren konstituieren, dies ebensowohl fr den konstanten Teil des Warenwerts wie fr den andern Teil g„lte, worin sich das variable Kapital und der Mehrwert darstellt. Dieser konstante Teil kann also hier ganz auáer acht gelassen werden, da der Wert der Waren, woraus er besteht, sich ebenfalls in die Summe der Werte von Arbeitslohn, Profit und Rente aufl”sen wrde. Wie be- reits bemerkt, leugnet diese Ansicht denn auch das Dasein eines solchen konstanten Wertteils. Es ist ferner klar, daá aller Wertbegriff hier wegf„llt. Es bleibt nur noch die Vorstellung des Preises, in dem Sinn, daá eine gewisse Masse Geld den Besitzern von Arbeitskraft, Kapital und Boden bezahlt wird. Aber was ist Geld? Geld ist kein Ding, sondern eine bestimmte Form des Werts, unterstellt also wieder den Wert. Wir wollen also sagen, daá eine bestimmte Masse Gold oder Silber fr jene Produktionselemente gezahlt wird oder daá sie dieser Masse im Kopf gleichgesetzt werden. Aber Gold und Sil- ber (und der aufgekl„rte ™konom ist stolz auf diese Erkenntnis) sind selbst Waren wie alle andren Waren. Der Preis von Gold und Silber ist also auch bestimmt durch Arbeitslohn, Profit und Rente. Wir k”nnen also nicht Arbeitslohn, Profit und Rente da- durch bestimmen, daá sie einem gewissen Quantum Gold und Silber gleichgesetzt werden, denn der Wert dieses Goldes und Silbers, worin sie als in ihrem Žquivalent gesch„tzt werden sollen, soll ja gerade durch sie, unabh„ngig vom Gold und Silber, d.h. unab- h„ngig vom Wert jeder Ware, der ja gerade das Produkt jener drei ist, erst bestimmt werden. Sagen, daá der Wert von Arbeitslohn, Profit und Rente darin ----- 1*) natrlicher Preis, notwendiger Preis #871# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- bestehe, daá sie gleich einem gewissen Quantum Gold und Silber, hieáe also nur sagen, daá sie gleich einem gewissen Quantum Ar- beitslohn, Profit und Rente sind. Nehmen wir zun„chst den Arbeitslohn. Denn von der Arbeit muá auch bei dieser Ansicht ausgegangen werden. Wie also wird der regulie- rende Preis des Arbeitslohns bestimmt, der Preis, um den seine Marktpreise oszillieren? Wir wollen sagen, durch Nachfrage und Zufuhr von Arbeitskraft. Aber von welcher Nachfrage der Arbeitskraft handelt es sich? Von der Nachfrage des Kapitals. Die Nachfrage nach Arbeit ist also gleich der Zufuhr von Kapital. Um von Zufuhr von Kapital zu spre- chen, mssen wir vor allem wissen, was Kapital ist. Woraus be- steht das Kapital? Nehmen wir seine einfachste Erscheinung: aus Geld und Waren. Aber Geld ist bloá eine Form der Ware. Also aus Waren. Aber der Wert der Waren ist nach der Voraussetzung in er- ster Instanz bestimmt durch den Preis der sie produ zierenden Ar- beit, den Arbeitslohn. Der Arbeitslohn wird hier vorausgesetzt und behandelt als konstituierendes Element des Preises der Waren. Dieser Preis soll nun bestimmt werden durch das Verh„ltnis der angebotnen Arbeit zum Kapital. Der Preis des Kapitals selbst ist gleich dem Preis der Waren, woraus es besteht. Die Nachfrage des Kapitals nach Arbeit ist gleich der Zufuhr des Kapitals. Und die Zufuhr des Kapitals ist gleich der Zufuhr einer Warensumme von gegebnem Preis, und dieser Preis ist in erster Instanz reguliert durch den Preis der Arbeit, und der Preis der Arbeit ist seiner- seits wieder gleich dem Teil des Warenpreises, woraus das va- riable Kapital besteht, das an den Arbeiter im Austausch fr seine Arbeit abgetreten wird; und der Preis der Waren, woraus dies variable Kapital besteht, ist selbst wieder in erster Reihe bestimmt durch den Preis der Arbeit, denn er ist bestimmt durch die Preise von Arbeitslohn, Profit und Rente. Um den Arbeitslohn zu bestimmen, k”nnen wir also nicht das Kapital voraussetzen, da der Wert des Kapitals selbst durch den Arbeitslohn mit bestimmt ist. Auáerdem ntzt uns das Hereinbringen der Konkurrenz nichts. Die Konkurrenz macht die Marktpreise der Arbeit steigen oder fallen. Aber gesetzt, Nachfrage und Zufuhr von Arbeit decken sich. Wo- durch wird dann der Arbeitslohn bestimmt? Durch die Konkurrenz. Aber es ist eben voraus gesetzt, daá die Konkurrenz aufh”rt zu estimmen, daá sie durch das Gleichgewicht ihrer beiden entgegen- strebenden Kr„fte ihre Wirkung auf. hebt. Wir wollen ja gerade den natrlichen Preis des Arbeitslohns finden, d.h. den Preis der Arbeit, der nicht von der Konkurrenz reguliert wird, sondern sie umgekehrt reguliert. #872# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Es bleibt nichts brig, als den notwendigen Preis der Arbeit durch die notwendigen Lebensmittel des Arbeiters zu bestimmen. Aber diese Lebensmittel sind Waren, die einen Preis haben. Der Preis der Arbeit ist also durch denpreis der notwendigenlebens- mittel bestimmt, und der Preis der Lebensmittel ist, wie der al- ler andern Waren, in erster Linie durch den Preis der Arbeit be- stimmt. Also ist der durch den Preis der Lebensmittel bestimmte Preis der Arbeit durch den Preis der Arbeit bestimmt. Der Preis der Arbeit ist durch sich selbst bestimmt. In andren Worten, wir wissen nicht, wodurch der Preis der Arbeit bestimmt ist. Die Ar- beit hat hier berhaupt einen Preis, weil sie als Ware betrachtet wird. Um also von dem Preis der Arbeit zu sprechen, mssen wir wissen, was Preis berhaupt ist. Aber was Preis berhaupt ist, erfahren wir auf diesem Wege erst recht nicht. Wir wollen indes annehmen, in dieser erfreulichen Weise sei der notwendige Preis der Arbeit bestimmt. Wie nun der Durch- schnittsprofit, der Profit jedes Kapitals in normalen Verh„ltnis- sen, der das zweite Preiselement der Ware bildet? Der Durch- schnittsprofit muá bestimmt sein durch eine Durchschnittsrate des Profits; wie wird diese bestimmt? Durch die Konkurrenz unter den Kapitalisten? Aber diese Konkurrenz unterstellt schon das Dasein des Profits. Sie unterstellt verschiedne Profitraten und daher verschiedne Profite, sei es in denselben, sei es in verschiednen Produktionszweigen. Die Konkurrenz kann nur auf die Profitrate wirken, soweit sie auf die Preise der Waren wirkt. Die Konkurrenz kann nur bewirken, daá Produzenten innerhalb derselben Produkti- onssph„re ihre Waren- zu gleichen Preisen verkaufen und daá sie innerhalb verschiedner Produktionssph„ren ihre Waren zu Preisen verkaufen, die ihnen denselben Profit geben, denselben proportio- nellen Zuschlag zu dem schon teilweise durch den Arbeitslohn be- stimmten Preis der Ware. Die Konkurrenz kann daher nur Ungleich- heiten in der Profittate ausgleichen. Um ungleiche Profitraten auszugleichen, muá der Profit als Element des Warenpreises schon vorhanden sein. Die Konkurrenz schafft ihn nicht. Sie erh”ht oder erniedrigt, aber sie schafft nicht das Niveau, welches eintritt, sobald die Ausgleichung stattgefunden. Und, indem wir von einer notwendigen Rate des Profits sprechen, wollen wir eben die von den Bewegungen der Konkurrenz unabh„ngige Profitrate kennen, wel- che ihrerseits die Konkurrenz reguliert. Die durchschnittliche Profitrate tritt ein mit dem Gleichgewicht der Kr„fte der konkur- rierenden Kapitalisten gegeneinander. Die Konkurrenz kann dies Gleichgewicht herstellen, aber nicht die Profitrate, die auf die- sem Gleichgewicht eintritt. Sobald dies Gleichgewicht hergestellt ist, warum ist nun die allgemeine Profitrate 10 oder 20 oder 100%? Von wegen der Konkurrenz. Aber umgekehrt, #873# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- die Konkurrenz hat die Ursachen aufgehoben, die Abweichungen von den 10 oder 20 oder 100% produzierten. Sie hat einen Warenpreis herbeigefhrt, wobei jedes Kapital im Verh„ltnis seiner Gr”áe denselben Profit abwirft. Die Gr”áe dieses Profits selbst aber ist unabh„ngig von ihr. Sie reduziert nur alle Abweichungen immer wieder auf diese Gr”áe. Ein Mann konkurriert mit den andren, und die Konkurrenz zwingt ihn, seine Ware zu demselben Preis zu ver- kaufen wie jene. Warum aber ist dieser Preis 10 oder 20 oder 100? Es bleibt also nichts brig, als die Profitrate und daher den Profit als einen auf unbegreifliche Weise bestimmten Zuschlag zu dem Preis der Ware zu erkla'ren, der soweit durch den Arbeitslohn bestimmt war. Das einzige, was uns die Konkurrenz sagt, ist, daá diese Profitrate eine gegebne Gr”áe sein muá. Aber das wuáten wir vorher, als wir von allgemeiner Profitrate und dem notwendigen Preis des Profits sprachen. Es ist ganz unn”tig, diesen abgeschmackten Prozeá an der Grund- rente von neuem durchzudreschen. Man sieht ohnedies, daá er, wenn irgendwie konsequent durchgefhrt, Profit und Rente als bloáe, durch unbegreifliche Gesetze bestimmte Preiszuschl„ge zu dem in erster Linie durch den Arbeits. lohn bestimmten Warenpreis er- scheinen l„át. Kurz, die Konkurrenz muá es auf sich nehmen, alle Begriffslosigkeiten der ™konomen zu erkl„ren, w„hrend die ™kono- men umgekehrt die Konkurrenz zu erkl„ren h„tten. Sieht man hier nun ab von der Phantasie der durch die Zirkulation geschaffnen, d.h. aus dem Verkauf entspringenden Preisbestand- teile, Profit und Rente - und die Zirkulation kann nie geben, was ihr nicht vorher gegeben worden ist -, so kommt die Sache einfach auf dies hinaus: Der durch den Arbeitslohn bestimmte Preis einer Ware sei = 100; die Profitrate 10% auf den Arbeitslohn und die Rente 15% auf den Arbeitslohn. So ist der durch die Summe von Arbeitslohn, Profit und Rente be. stimmte Preis der Ware = 125. Diese 25 Zuschlag k”nnen nicht aus dem Verkauf der Ware herrhren. Denn alle, die aneinander verkaufen, verkaufen sich jeder, was 100 Arbeitslohn gekostet hat, zu 125; was ganz dasselbe ist, als wenn sie alle zu 100 verkauften. Die Operation muá also unabh„ngig vom Zirkulati- onsprozeá betrachtet werden. Teilen sich die drei in die Ware selbst, die jetzt 125 kostet - und es „ndert nichts an der Sache, wenn der Kapitalist erst zu 125 verkauft und dann dem Arbeiter 100, sich selbst 10 und dem Grundrentner 15 zahlt -, so erh„lt der Arbeiter 4/5 = 100 vom Wert und vom Produkt. Der Kapitalist erh„lt vom Wert und vom Pro- dukt 2/25 und der Crundrentner 3/25. Indem der Kapitalist zu 125 verkauft statt zu 100, gibt er dem Arbeiter nur 4/5 des #874# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Produkts, worin sich seine Arbeit darstellt. Es w„re also ganz dasselbe, wenn er dem Arbeiter 80 gegeben und 20 zurckbehalten h„tte, wovon ihm 8 und dem Rentner 12 zuk„men. Er h„tte dann die Ware zu ihrem Wert verkauft, da in der Tat die Preiszuschl„ge vorn Wert der Ware, der bei dieser Voraussetzung durch den Wert des Arbeitslohns bestimmt ist, unabh„ngige Erh”hungen sind. Es kommt auf einem Umweg darauf hinaus, daá in dieser Vorstellung das Wort Arbeitslohn, die 100, gleich dem Wert des Produkts ist, d.h. = der Summe Geld, worin sich dies bestimmte Arbeitsquanturn darstellt; daá dieser Wert aber vom realen Arbeitslohn wieder verschieden ist und daher ein Surplus l„át. Nur wird dies hier herausgebracht durch nominellen Preiszuschlag. W„re also der Ar- beitslohn gleich 110 statt = 100, so máte der Profit sein = 11 und die Grundrente = 16 1/2 also der Preis der Ware = 137 1/2. Es wrde dies das Verh„ltnis gleich unver„ndert lassen. Da die Tei- lung aber immer durch nominellen Zuschlag gewisser Prozente auf den Arbeitslohn erhalten wrde, stiege und fiele der Preis mit dem Arbeitslohn. Der Arbeitslohn wird hier erst gleich dem Wert der Ware gesetzt und dann wieder von ihm geschieden. In der Tat aber kommt die Sache, auf einem begriffslosen Umweg, darauf hin- aus, daá der Wert der Ware durch das in ihr enthaltne Quantum Ar- beit, der Wert des Arbeitslohns aber durch den Preis der notwen- digen Lebensmittel bestimmt ist und der šberschuá des Werts ber den Arbeitslohn Profit und Rente bildet. Die Zersetzung der Werte der Waren, nach Abzug des Werts der in ihrer Produktion verbrauchten Produktionsmittel, die Zersetzung dieser gegebnen, durch das im Warenprodukt vergegenst„ndlichte Quantum Arbeit bestimmten Wertmasse in drei Bestandteile, die als Arbeitslohn, Profit und Grundrente die Gestalt selbst„ndiger und voneinander unabh„ngiger Revenueformen annehmen - diese Zerset- zung stellt sich auf der zutage liegenden Oberfl„che der kapita- listischen Produktion und daher in der Vorstellung der in ihr be- fangnen Agenten verkehrt dar. Der Gesamtwert einer beliebigen Ware sei = 300, davon 200 der Wert der in ihrer Produktion verbrauchten Produktionsmittel oder Elemente des konstanten Kapitals. Bleiben also 100 als Summe des dieser Ware in ihrem Produktionsprozeá zugesetzten Neuwerts. Die- ser Neuwert von 100 ist alles, was verfgbar ist zur Teilung in die drei Revenueformen. Setzen wir den Arbeitslohn - x, den Pro- fit = y, die Grundrente = z, so wird die Summe von x + y + z in unserm Fall immer = 100 sein. In der Vorstellung der industriel- len, Kaufleute und Bankiers sowie in der der Vulg„r”konomen geht dies aber ganz anders zu. Fr sie ist nicht der Wert der Ware, nach Abzug des Werts der in ihr verbrauchten Produktionsmittel, gegeben = 100, #875# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- welche 100 dann in x, y, z zerteilt werden. Sondern der Preis der Ware setzt sich einfach zusammen aus den von ihrem Wert und von- einander unab h„n.ig bestimmten Wertgr”áen des Arbeitslohns, des Profits und der Rente, so daá x, y, z Jedes fr sich selbst„ndig gegeben und bestimmt ist, und aus der Summe dieser Gr”áen, die kleiner oder gr”áer als 1 00 sein kann, erst die Wertgr”áe der Ware selbst, als aus der Addition dieser ihrer Wertbildner resul- tierte. Dies Quidproquo ist notwendig: Erstens, weil die Wertbestandteile der Ware als selbst„ndige Re- venuen einander gegenbertreten, die als solche bezogen sind auf drei ganz von. einander verschiedne Produktionsagentlen, die Ar- beit, das Kapital und die Erde, und die daher aus diesen zu ent- springen scheinen. Das Eigentum an der Arbeitskraft, am Kapital, an der Erde ist die Ursache, die diese verschiednen Wertbestand- telle der Waren diesen respektiven Eignern zufallen macht und sie daher in Revenuen fr sie verwandelt. Aber der Wert entspringt nicht aus einer Verwandlung in Revenue, sondern er muá da sein, bevor er in Revenue verwandelt werden, diese Gestalt annehmen kann. Der Schein des Umgekehrten muá sich um so mehr befestigen, als die Bestimmung der relativen Gr”áe dieser drei Teile gegen- einander verschiedenartigen Ge setzen folgt, deren Zusammenhang mit und Beschr„nkung durch den Wert der Waren selbst sich keines- wegs auf der Oberfl„che zeigt. Zweitens: Man hat gesehn, daá ein allgemeines Steigen oder Fallen des Arbeitslohns, indem es bei sonst gleichen Umst„nden eine Be- wegung der allgemeinen Profitrate in entgegengesetzter Richtung erzeugt, die Produktionspreise der verschiednen Waren ver„ndert, die einen hebt, die andern senkt, je nach der Durchschnittszusam- mensetzung des Kapitals in den betreffenden Produktionssph„ren. Es wird hier also jedenfalls in einigen Produktionssph„ren die Erfahrung gemacht, (daá der Durchschnittspreis einer Ware steigt, weil der Arbeitslohn gestiegen, und f„llt, weil er gefallen. Was nicht erfahren wird, ist die geheime Regulierung dieser Žnderun- gen durch den vom Arbeitslohn unabh„ngigen Wert der Waren. Ist dagegen das Steigen des Arbeitslohns lokal, findet es nur in be- sondren Produktionssph„ren infolge eigentmlicher Umst„nde statt, so kann eine entsprechende nominelle Preissteigerung dieser Waren eintreten. Dies Steigen des relativen Werts einer Sorte von Waren gegen die andren, fr die der Arbeitslohn unver„ndert geblieben, ist dann nur eine Reaktion gegen die lokale St”rung der gleichm„- áigen Verteilung des Mehrwerts an die verschiednen Produktions- sph„ren, ein Mittel der Ausgleichung der bezondren Profitraten zur allgemeinen. Die "Erfahrung", die dabei gemacht wird, ist wieder Bestimmung des Preises durch den Arbeitslohn. Was in die- sen beiden F„llen also erfahren wird, ist, #876# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- daá der Arbeitslohn die Warenpreise bestimmt hat. Was nicht er- fahren wird, ist die verborgne Ursache dieses Zusammenhangs. Fer- ner: Der Durchschnittspreis der Arbeit, d.h. der Wert der Ar- beitskraft, ist bestimmt durch den Produktionspreis der notwendi- gen Lebensmittel. Steigt oder f„llt dieser, so jener. Was hier wieder erfahren wird, ist die Existenz eines Zusammenhangs zwi- schen dem ArbeitsloAn und dem Preis der Waren; aber die Ursache kann als Wirkung und die Wirkung als Ursache sich darstellen, wie dies auch bei der Bewegung der Marktpreise der Fall ist, wo ein Steigen des Arbeitslohns ber seinen Durchschnitt dem mit der Prosperit„tsperlode verknpften Steigen der Marktpreise ber die Produktionspreise und der nachfolgende Fall des Arbeitslohns un- ter seinen Durchschnitt dem Fall der Marktpreise unter die Pro- duktionspreise entspricht. Dem Gebundensein der Produktionspreise durch die Werte der Waren máte, von den oszillatorischen Bewe- gungen der Marktpreise abgesehn, prima facie stets die Erfahrung entsprechen, daá, wenn der Arbeitslohn steigt, die Profitrate f„llt und umgekehrt. Aber man hat gesehn, daá die Profitrate durch Bewegungen im Wert des konstanten Kapitals, unabh„ngig von den Bewegungen des Arbeitslohns, bestimmt sein kann; so daá Ar- beitslohn und Profitrate statt in entgegengesetzter, in derselben Richtung sich bewegen, beide zusammen steigen oder fallen k”nnen. Fiele die Rate des Mehrwerts unmittelbar zusammen mit der Rate des Profits, so w„re dies nicht m”glich. Auch wenn der Arbeits- lohn steigt infolge gestiegner Preise der Lebensmittel, kann die Profittate dieselbe bleiben oder selbst steigen, infolge gr”árer Intensit„t der Arbeit oder Verl„ngerung des Arbeitstags. Alle diese Erfahrungen best„tigen den durch die selbst„ndige, ver- kehrte Form der Wertbestandteile erregten Schein, alt wenn entwe- der der Arbeitslohn allein oder Arbeitslohn und Profit zusammen den Wert der Waren bestimmen. Sobald berhaupt dies mit Bezug auf den Arbeitslohn so scheint, also Preis der Arbeit und durch die Arbeit erzeugter Wert zusammenzufallen schejnen, versteht sich dies fr den Profit und die Rente von selbst. Ihre Preise, d. h. Geldausdrcke, mssen dann unabh„ngig von der Arbeit und dem durch sie erzeugten Wert reguliert werden. Drittens: Man nehme an, daá die Werte der Waren oder die nur scheinbar von ihnen unabh„ngigen Produktionspreise unmittelbar und best„ndig in der Erscheinung zusammenfielen mit den Markt- preisen der Waren, statt vielmehr sich nur als die regulierenden Durchschnittspreise durchzusetzen durch die fortw„hrenden Kompen- sationen der best„ndigen Schwankungen der Marktpreise. Man nehme ferner an, daá die Reproduktion immer unter denselben gleichblei- benden Verh„ltnissen stattfinde, also die Produktivit„t #877# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- der Arbeit in allen Elementen des Kapitals konstant bleibe. Man nehme endlich an, daá der Wertteil des Warenprodukts, der in je- der Produktionssph„re durch Zusatz eines neuen Arbeitsquantums, also eines neu produzierten Werts zu dem Wert der Produktionsmit- tel gebildet wird, sich in stets gleichbleibenden Verh„ltnissen zersetze in Arbeitslohn, Profit und Rente, so daá der wirklich gezahlte Arbeitslohn, der tats„chlich realisierte Profit und die tats„chliche Rente best„ndig unmittelbar zusammenfielen mit dem Wert der Arbeitskraft, mit dem jedem selbst„ndig fungierenden Teil des Gesamtkapitals kraft der Durchschnittsprofitrate zukom- menden Teil des Gesamtmehrwerts und mit den Grenzen, worin die Grundrente auf dieser Basis normalster eingebannt ist. In einem Wort, man nehme an, daá die Verteilung des gesellschaftlichen Wertprodukts und die Regelung der Produktionspreise auf kapitali- stischer Grundlage erfolgt, aber unter Beseitigung der Konkur- renz. Unter diesen Voraussetzungen also, wo derwert derwaren konstant- w„re und erschiene, wo der Wertteil des Warenprodukts, der sich in Revenuen aufl”st, eine konstante Gr”áe bliebe und sich stets als solche darstellte, wo endlich dieser gegebne und konstante Wertteil sich stets in konstanten Verh„ltnissen in Arbeitslohn, Profit und Rente zersetzte - selbst unter diesen Voraussetzungen wrde die wirkliche Bewegung notwendig in verkehrter Gestalt er- scheinen: nicht alszersetzung einer im voraus gegebnen Wertgr”áe in drei Teile, die voneinander unabh„ngige Revenueformen anneh- men, sondern umgekehrt als Bildung dieser Wertgr”áe aus der Summe der unabh„ngig und fr sich selbst„ndig bestimmten, sie komponie- renden Elemente des Arbeitslohns, des Profits und der Grundrente. Dieser Schein entspr„nge notwendig, weil in der wirklichen Bewe- gung der Einzelkapitale und ihrer Warenprodukte nicht der Wert der Waren ihrer Zersetzung vorausgesetzt erscheint, sondern umge- kehrt die Bestandteile, worin sie sich zersetzen, als dem Wert der Waren vorausgesetzt fungieren. Zun„chst haben wir gesehn, daá jedem Kapitalisten der Kostpreis der Ware als gegebne Gr”áe er- scheint und sich im wirklichen Produktionspreis best„ndig als solche darstellt. Der Kostpreis ist aber gleich dem Wert des kon- stanten Kapitals, der vorgeschoánen Produktionsmittel, plus dem Wert der Arbeitskraft, der sich aber fr den Produktionsagenten in der irrationellen Form des Preises der Arbeit darstellt, so daá der Arbeitslohn zugleich als Revenue des Arbeiters erscheint. Der Durchschnittspreis der Arbeit ist eine gegebne Gr”áe, weil der Wert der Arbeitskraft, wie der jeder andern Ware, durch die zu ihrer Reproduktion notwendige Arbeitszeit bestimmt ist. Aber was den Wertteil der Waren betrifft, der sich in Arbeitslohn auf- l”st, so entspringt er nicht daraus, daá er #878# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- diese Form des Arbeitslohns annimmt, daá der Kapitalist dem Ar- beiter dessen Anteil an seinem eignen Produkt unter der Erschei- nungsform des Arbeitslohns vorschieát, sondern dadurch, daá der Arbeiter ein seinem Arbeitslohn entsprechendes Žquivalent produ- ziert, d.h. daá ein Teil seiner Tages- oder Jahresarbeit den im Preis seiner Arbeitskraft enthaltnen Wert Produziert. Der Ar- beitslohn wird aber kontraktlich abgemacht, bevor das ihm ent- sprechende Wert„quivalent produziert ist. Als ein Preiselement, dessen Gr”áe gegeben ist, bevor die Ware und der Warenwert produ- ziert, als Bestandteil des Kostpreises erscheint der Arbeitslohn daher nicht als ein Teil, der sich in selbst„ndiger Form vom Ge- samtwert der Ware losl”st, sondern umgekehrt als gegebne Gr”áe, die diesen vorausbestimmt, d.h. als Preis- oder Wertbildner. Eine „hnliche Rolle wie der Arbeitslohn im Kostpreis der Ware spielt der Durchschnittsprofit in ihrem Produktionspreis, denn der Pro- duktionspreis ist gleich dem Kostpreis plus dem Durchschnittspro- fit auf das vorgeschoáne Kapital. Dieser Durchschnittsprofit geht praktisch, in der Vorstellung und in der Berechnung des Kapitali- sten selbst, als ein regulierendes Element ein, nicht nur soweit er die Obertragung der Kapitale aus einer Anlagesph„re in die an- dre bestimmt, sondern auch fr alle Verk„ufe und Kontrakte, die einen auf l„ngere Epochen sich erstreckenden Reproduktionsprozeá umfassen. Soweit er aber so eingeht, ist er eine vorausgesetzte Gr”áe, die in der Tat unabh„ngig ist von dem in jeder besondren Produktionssph„re und daher noch mehr von dem von jeder einzelnen Kapitalanlage in jeder dieser Sph„ren erzeugten Wert und Mehr- wert. Statt als Resultat einer Spaltung des Werts zeigt ihn die Erscheinung vielmehr als vom Wert des Warenprodukts unabh„ngige, im Produktionsprozeá der Waren im voraus gegebne und den Durch- schnittspreis der Waren selbst bestimmende Gr”áe, d.h. als Wert- bildner. Und zwar erscheint der Mehrwert, infolge des Auseinan- derfallens seiner verschiednen Teile in ganz voneinander unabh„n- gige Formen, noch in viel konkreterer Form der Wertbildung der Waren vorausgesetzt. Ein Teil des Durchschnittsprofits, in der Form des Zinses, tritt dem fungierenden Kapitalisten selbst„ndig als ein der Produktion der Waren und ihres Werts vorausgesetztes Element gegenber. Sosehr die Gr”áe des Zinses schwankt, sosehr ist er in jedem Augenblick und fr jeden Kapitalisten eine ge- gebne Gr”áe, die fr ihn, den einzelnen Kapitalisten, in den Kostpreis der von ihm produzierten Waren eingeht. Ebenso die Grundrente in der Form des kontraktlich festgestellten Pachtgel- des fr den agrikolen Kapitalisten und in der Form der Miete fr die Gesch„ftsr„ume fr andre Unternehmer. Diese Teile, worin sich der Mehrwert zersetzt, erscheinen daher, weil als Elemente des Kostpreises gegeben fr den einzelnen Kapitalisten, umgekehrt als Bildner #879# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- des Mehrwerts; Bildner eines Teils des Warenpreises, wie der Ar- beitslohn den andren bildet. Das Geheimnis, weshalb diese Pro- dukte der Zersetzung des Warenwerts best„ndig als die Vorausset- zungen der Wertbildung selbst erscheinen, ist einfach dies, daá die kapitalistische Produktionsweise, wie jede andre, nicht nur best„ndig das materielle Produkt reproduziert, sondern die ge- sellschaftlichen ”konomischen Verh„ltnisse, die ”konomischen Formbestimmtheiten seiner Bildung. Ihr Resultat erscheint daher ebenso best„ndig als ihr vorausgesetzt, wie ihre Voraussetzungen als ihre Resultate erscheinen. Und es ist diese best„ndige Repro- duktion derselben Verh„ltnisse, welche der einzelne Kapitalist als selbstverst„ndlich, als unbezweifelbare Tatsache antizipiert. Solange die kapitalistische Produktion als solche fortbesteht, l”st ein Teil der neu zugesetzten Arbeit sich best„ndig in Ar- beitslohn, ein andrer in Profit (Zins und Unternehmergewinn) und der dritte in Rente auf. Bei den Kontrakten zwischen den Eigent- mern der verschiednen Produktionsagentlen ist dies vorausgesetzt, und diese Voraussetzung ist richtig, sosehr die relativen Gr”áen- verh„ltnisse in jedem Einzelfall schwanken. Die bestimmte Ge- stalt, worin sich die Wertteile gegenbertreten, ist vorausge- setzt, weil sie best„ndig reproduziert wird, und sie wird best„n- dig reproduziert, weil sie best„ndig vorausgesetzt ist. Allerdings zeigt die Erfahrung und die Erscheinung nun auch, daá die Marktpreise, in deren Einfluá dem Kapitalisten in der Tat die Wertbestimmung allein erscheint, ihrer Gr”áe nach betrachtet, keineswegs von diesen Antizipationen abh„ngig sind; daá sie sich nicht darnach richten, ob der Zins oder die Rente hoch oder nied- rig abgemacht waren. Aber die Marktpreise sind nur konstant im Wechsel, und ihr Durchschnitt fr l„ngere Perioden ergibt eben die respektiven Durchschnitte von Arbeitslohn, Profit und Rente als die konstanten, also die Marktpreise in letzter Instanz be- herrschenden Gr”áen. Andrerseits scheint die Reflexion sehr einfach, daá, wenn Ar- beitslohn, Profit und Rente deswegen Wertbildner sind, weil sie der Produktion des Werts vorausgesetzt erscheinen, und fr den einzelnen Kapitalisten im Kostpreis und Produktionspreis voraus- gesetzt sind, auch der konstante Kapitalteil, dessen Wert als ge- geben in die Produktion jeder Ware eintritt, Wertbildner ist. Aber der konstante Kapitaltell ist nichts als eine Summe von Wa- ren und daher Warenwerten. Es k„me also auf die abgeschmackte Tautologie hinaus, daá der Warenwert der Bildner und die Ursache des Warenwerts ist. Wenn aber der Kapitalist irgendein Interesse h„tte, hierber nachzudenken - und sein Nachdenken als Kapitalist ist ausschlieá- lich durch sein #880# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Interesse und seine interessierten Motive bestimmt -, so zeigt ihm die Erfahrung, daá das Produkt, das er selbst produziert, als konstanter Kapitalteil in andre Produktionssph„ren und Produkte dieser andren Produkt-lOnSSph„ren als konstante Kapitaltelle in sein Produkt eingehn. Da also fr ihn, soweit seine Neuproduktion geht, der Wertzusatz gebildet wird, dem Schein nach, durch die Gr”áen von Arbe tslohn, Profit, Rente, so gilt dies auch fr den konstanten Teil, der aus Produkten aridrer Kapitalisten besteht, und daher reduziert sich in letzter Instanz, wenn auch in einer Art, der nicht ganz auf die Sprnge zu kommen ist, der Preis des konstanten Kapitalteils und damit der Gesamtwert der Waren in letzter Instanz auf die Wertsumme, die aus der Addition der selb- st„ndigen, nach versc-hiednen Gesetzen geregelten und aus ver- schiednen Quellen gebildeten Wertbildnern: Arbeitslohn, Profit und Rente resultiert. Viertens: Der Verkauf oder Nichtverkauf der Waren zu ihren Wer- ten, also die Wertbestimmung selbst, ist fr den einzelnen Kapi- talisten durchaus gleichgltig. Sie ist schon von vornherein et- was, das hinter seinem Rcken, durch die Macht von ihm unabh„ngi- ger Verh„ltnisse vorgeht, da nicht die Werte, sondern die von ih- nen verschiednen Produktionspreise in jeder Produktionssph„re die regulierenden Durchschnittspreise bilden. Die Wertbestimmung als solche interessiert und bestimmt den einzelnen Kapitalisten und das Kapital in jeder besondren Produktionssph„re nur so weit, als das verminderte oder vermehrte Arbeitsquantum, das mit dem Stei- gen oder Fallen der Produktivkraft der Arbeit zur Produktion der Waren erheischt ist, in dem einen Fall ihn bef„higt, bei den vor- handnen Marktpreisen einen Extraprofit zu machen, und im andren ihn zwingt, den Preis der Waren zu erh”hen, weil ein Stck mehr Arbeitslohn, mehr konstantes Kapital, daher auch mehr Zins, auf das Tellprodukt oder die einzelne Ware f„llt. Sie interessiert ihn nur, soweit sie die Produktionskosten der Ware fr ihn selbst erh”ht oder erniedrigt, also nur soweit sie ihn in eine Ausnahms- position setzt. Dahingegen erscheinen ihm Arbeitslohn, Zins und Rente als regulierende Grenzen nicht nur des Preises, zu dem er den ihm als fungierendem Kapitalisten zufallenden Teil des Pro- fits, den Unternehmergewinn, realisieren kann, sondern zu dem er berhaupt, soll fortgesetzte Reproduktion m”glich sein, die Ware muá verkaufen k”nnen. Es ist fr ihn durchaus gleichgltig, ob er den in der Ware steckenden Wert und Mehrwert beim Verkauf reali- siert oder nicht, vorausgesetzt nur, daá er den gewohnten oder einen gr”áern Unternehmergewinn, ber den durch Arbeitslohn, Zins und Rente fr ihn individuell gegebnen Kostpreis, aus dem Preise herausschl„gt. Abgesehn #881# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- vom konstanten Kapitalteil, erscheinen ihm daher der Arbeitslohn, der Zins und die Rente als die begrenzenden und daher sch”pferi- schen, bestimmenden Elemente des Warenpreises. Gelingt es ihm z.B., den Arbeitslohn unter den Wert der Arbeitskraft, also unter seine normale H”he herabzudrcken, Kapital zu niedrigerem Zinsfuá zu erhalten und Pachtgeld unter der normalen H”he der Rente zu zahlen, so ist es v”llig gleichgltig fr ihn, ob er das Produkt unter seinem Wert und selbst unter dem allgemeinen Produktions- preis verkauft, also einen Teil der in der Ware enthaltnen Mehr- arbeit umsonst weggibt. Dies gilt selbst fr den konstanten Kapi- talteil. Kann ein Industrieller z.B. das Rohmaterial unter seinem Produktionspreis kaufen, so schtzt ihn dies vor Verlust, auch wenn er es in der fertigen Ware wieder unter dem Produktionspreis verkauft. Sein Unternehmergewinn kann derselbe bleiben und selbst wachsen, sobald nur der šberschuá des Warenpreises ber die Ele- mente desselben, die bezahlt, durch ein Žquivalent ersetzt werden mssen, derselbe bleibt oder w„chst. Aber auáer dem Wert der Pro- duktionsmittel, die als gegebne Preisgr”áen in die Produktion seiner Waren eingehn, sind es grade Arbeitslohn, Zins, Rente, die als begrenzende und regelnde Preisgr”áen in diese Produktion ein- gehn. Sie erscheinen ihm also als die Elemente, die den Preis der Waren bestimmen. Der Unternehmergewinn erscheint von diesem Standpunkt aus entweder bestimmt durch den Oberschuá der von zu- f„lligen Konkurrenzverh„ltnissen abh„ngigen Marktpreise ber den durch jene Preiselemente bestimmten, immanenten Wert der Waren; oder soweit er selbst bestimmend in den Marktpreis eingreift, er- scheint er selbst wieder als von der Konkurrenz unter K„ufern und Verk„ufern abh„ngig. In der Konkurrenz sowohl der einzelnen Kapitalisten untereinander wie in der Konkurrenz auf dem Weltmarkt sind es die gegebnen und vorausgesetzten Gr”áen von Arbeitslohn, Zins, Rente, die in die Rechnung als konstante und regulierende Gr”áen eingehn; konstant nicht in dem Sinn, daá sie ihre Gr”áen nicht „ndern, sondern in dem Sinn, daá sie in jedem einzelnen Fall gegeben sind und die konstante Grenze fr die best„ndig schwankenden Marktpreise bil- den. Z.B. bei der Konkurrenz auf dem Weltmarkt handelt es sich ausschlieálich darum, ob mit dem gegebnen Arbeitslohn, Zins und Rente die Ware zu oder unter den gegebnen allgemeinen Marktprei- sen mit Vorteil, d. h. mit Realisierung eines entsprechenden Un- ternehmergewinns verkauft werden kann. Ist in einem Lande der Ar- beitslohn und der Preis des Bodens niedrig, dagegen der Zins des Kapitals hoch, weil die kapitalistische Produktionsweise hier berhaupt nicht entwickelt ist, w„hrend in einem andern Lande der Arbeitslohn und der Bodenpreis #882# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- nominell hoch, dagegen der Zins des Kapitals niedrig steht, so wendet der Kapitalist in dem einen Land mehr Arbeit und Boden, in dem andern verh„ltnism„áig mehr Kapital an. In der Berechnung, wieweit hier die Konkurrenz zwischen beiden m”glich, gehn diese Faktoren als bestimmende Elemente ein. Die Erfahrung zeigt hier also theoretisch, und die interessierte Berechnung des Kapitali- sten zeigt praktisch, daá die Preise der Waren durch Arbeitslohn, Zins und Rente, durch den Preis der Arbeit, des Kapitals und des Bodens bestimmt und daá diese Preiselemente in der Tat die regu- lierenden Preisbildner sind. Es bleibt natrlich dabei immer ein Element, das nicht vorausge- setzt ist, sondern aus dem Marktpreis der Waren resultiert, n„m- lich der Oberschuá ber den aus der Addition jener Elemente, Ar- beitslohn, Zins und Rente, gebildeten Kostpreis. Dies vierte Ele- ment erscheint in jedem einzelnen Fall durch die Konkurrenz be- stimmt und im Durchschnitt der F„lle durch den wieder durch die- selbe Konkurrenz, nur in l„ngern Perioden, regulierten Durch- schnittsprofit. Fnftens: Auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise wird es sosehr selbstverst„ndlich, den Wert, worin sich die neu zuge- setzte Arbeit darstellt, in die Revenueformen von Arbeitslohn, Profit und Grundrente zu zerfallen, daá diese Methode (von ver- gangnen Geschichtsperioden, wie wir davon bei der Grundrente Bei- spiele gegeben haben, nicht zu sprechen) auch da angewandtwird,wo von vornherein dieexistenzbedingungen ienerrevenueformen fehlen. D.h. alles wird per Analogie unter sie subsumiert. Wenn ein unabh„ngiger Arbeiter - nehmen wir einen kleinen Bauer, weil hier alle drei Revenueformen sich anwenden lassen - fr sich selbst arbeitet und sein eignes Produkt verkauft, so wird er er- stens als sein eigner Besch„ftiger (Kapitalist) betrachtet, der sich selbst als Arbeiter anwendet, und als sein eigner Grundei- gentmer, der sich selbst als seinen P„chter anwendet. Sich als Lohnarbeiter zahlt er Arbeitslohn, sich als Kapitalist vindiziert er Profit und sich als Grundeigentmer zahlt er Rente. Die kapi- talistische Produktionsweise und die ihr entsprechenden Verh„lt- nisse als allgemein gesellschaftliche Basis vorausgesetzt, ist diese Subsumtion soweit richtig, als er es nicht seiner Arbeit verdankt, sondern dem Besitz der Produktionsmittel - welche hier allgemein die Form von Kapital angenommen haben -, daá er im- stande ist, sich seine eigne Mehrarbeit anzueignen. Und ferner, soweit er sein Produkt als Ware produziert, also von dem Preis desselben abh„ngt (und selbst wenn nicht, ist dieser Preis veran- schlagbar), h„ngt die Masse der Mehrarbeit, die er verwerten kann, nicht von ihrer eignen Gr”áe, sondern von der allgemeinen Profitrate ab; und ebenso ist #883# 50. Kapitel - Der Schein der Konkurrenz ----- der etwaige šberschuá ber die durch die allgemeine Profitrate bestimmte Quote des Mehrwerts wieder nicht bestimmt durch das Quantum der von ihm geleisteten Arbeit, sondern kann von ihm nur angeeignet werden, weil er Eigentmer des Bodens ist. Weil so eine der kapitalistischen Produktionsweise nicht entsprechende Produktionsform - und bis zu einem gewissen Grad nicht unrichtig - unter ihre Revenueforrnen subsumiert werden kann, befestigt sich um so mehr der Schein, als ob die kapitalistischen Verh„lt- nisse Naturverh„ltnisse jeder Produktionsweise seien. Reduziert man allerdings den Arbeitslohn auf seine allgemeine Grundlage, n„mlich auf den Teil des eignen Arbeitsprodukts, der in die individuelle Konsumtion des Arbeiters eingeht; befreit man diesen Anteil von der kapitalistischen Schranke und erweitert ihn zu dem Umfang der Konsumtion, den einerseits die vorhandne Pro- duktivkraft der Gesellschaft zul„át (also die gesellschaftliche Produktivkraft seiner eignen Arbeit als wirklich gesellschaftli- cher) und den andrerseits die volle Entwicklung der Individuali- t„t erheischt; reduziert man ferner die Mehrarbeit und das Mehr- produkt auf das Maá, das unter den gegebnen Produktionsbedingun- gen der Gesellschaft erheischt ist, einerseits zur Bildung eines Assekuranz- und Reservefonds, andrerseits zur stetigen Erweite- rung der Reproduktion in dem durch das gesellschaftliche Bedrf- nis bestimmten Grad; schlieát man endlich in Nr., der notwendigen Arbeit, und Nr. 2, der Mehrarbeit, das Quantum Arbeit ein, das die arbeitsf„higen fr die noch nicht oder nicht mehr arbeitsf„- higen Glieder der Gesellschaft stets verrichten mssen, d.h. streift man sowohl dem Arbeitslohn wie dem Mehrwert, der notwen- digen Arbeit wie der Mehrarbeit den spezifisch kapitalistischen Charakter ab, so bleiben eben nicht diese Formen, sondern nur ihre Grundlagen, die allen gesellschaftlichen Produktionsweisen gemeinschaftlich sind. šbrigens ist diese Art der Subsumtion auch frheren herrschenden Produktionsweisen eigen, z.B. der feudalen Produktionsverh„ltnisse, die ihr gar nicht entsprachen, ganz au- áerhalb ihrer standen, wurden unter feudale Beziehungen subsu- miert, z.B. in England die tenures in common socage 1*) (im Ge- gensatz zu den tenures on knight's service 2*)), die nur Geldver- pflichtungen einschlossen und nur dem Namen nach feudal waren. ----- 1*) freien Bauernlehen - 2*) Lehen auf Ritterdienst #884# ----- EINUNDFšNFZIGSTES KAPITEL Distributionsverh„ltnisse und Produktionsverh„ltnisse Der durch die j„hrlich neu zugesetzte Arbeit neu zugesetzte Wert - also auch der Teil des j„hrlichen Produkts, worin sich dieser Wert darstellt und der aus dem Gesamtertrag herausgezogen, ausge- schieden werden kann - zerf„llt also in drei Teile, die drei ver- schiedne Revenueformen annehmen, in Formen, die einen Teil dieses Werts als dem Besitzer der Arbeitskraft, einen Teil als dem Be- sitzer des Kapitals und einen dritten Teil als dem Besitzer des Grundeigentums geh”rig oder zufallend ausdrcken. Es sind dies also Verh„ltnisse oder Formen der Distribution, denn sie drcken die Verh„ltnisse aus, worin sich der neu erzeugte Gesamtwert un- ter die Besitzer der verschiednen Produktionsagentien verteilt. Der gew”hnlichen Anschauung erscheinen diese Verteilungsverh„lt- nisse als Naturverh„ltnisse, als Verh„ltnisse, die aus der Natur aller gesellschaftlichen Produktion, aus den Gesetzen der men- schlichen Produktion schlechthin entspringen. Es kann zwar nicht geleugnet werden, daá vorkapitalistische Gesellschaften andre Verteilungsweisen zeigen, aber diese werden dann als unentwic- kelte, unvollkommene und verkleidete, nicht auf ihren reinsten Ausdruck und ihre h”chste Gestalt reduzierte, anders gef„rbte Weisen jener naturgem„áen Vertellungsverh„ltnisse gedeutet. Das einzig Richtige in dieser Vorstellung ist dies: Gesellschaft- liche Produktion irgendeiner Art (z.B. die der naturwchsigen in- dischen Gemeinwesen oder die des mehr knstlich entwickelten Kom- munismus der Peruaner) vorausgesetzt, kann stets unterschieden werden zwischen dem Teil der Arbeit, dessen Produkt unmittelbar von den Produzenten und ihren Angeh”rigen individuell konsumiert wird, und - abgesehn von dem Teil, der der produktiven Konsumtion anheimf„llt - einem andern Teil der Arbeit, der immer Mehrarbeit ist, dessen Produkt stets zur Befriedigung allgemeiner gesell- schaftlicher Bedrfnisse dient, wie immer dies Mehrprodukt #855# 51. Kapitel - Distributionsverh„ltnisse u. Produktionsverh. ----- verteilt werde und wer immer als Repr„sentant dieser gesell- schaftlichen Bedrfnisse fungiere. Die Identit„t der verschiednen Verteilungsweisen kommt also darauf hinaus, daá sie identisch sind, wenn man von ihren Unterscheidungen und spezifischen Formen abstrahiert, nur die Einheit in ihnen, im Gegensatz zu ihrem Un- terschied festh„lt. Weitergebildetes, mehr kritisches Bewuátsein gibt jedoch den ge- schichtlich entwickelten Charakter der Verteilungsverh„ltnisse zu 56)[a], h„lt dafr aber um so fester an dem sich gleichbleiben- den, aus der menschlichen Natur entspringenden und daher von al- ler geschichtlichen Entwicklung unabh„ngigen Charakter der Pro- duktionsverh„ltnisse selbst. Die wissenschaftliche Analyse der kapitalistischen Produktions- weise beweist dagegen umgekehrt, daá sie eine Produktionsweise von besondrer Art, von spezifischer historischer Bestimmtheit ist; daá sie, wie jede andre bestimmte Produktionsweise, eine ge- gebne Stufe der gesellschaftlichen Produktivkr„fte und ihrer Ent- wicklungsformen als ihre geschichtliche Be dingung voraussetzt: eine Bedingung, die selbst das geschichtliche Resultat und Pro- dukt eines vorhergegangnen Prozesses ist und wovon die neue Pro- duktionsweise als von ihrer gegebnen Grundlage ausgeht; daá die dieser spezifischen, historisch bestimmten Produktionsweise ent- sprechenden Produktionsverh„ltnisse - Verh„ltnisse, welche die Menschen in ihrem gesellschaftlichen Lebensprozeá, in der Erzeu- gung ihres gesellschaftlichen Lebens eingehn - einen spezifi- schen, historischen und vorbergehenden Charakter haben; und daá endlich die Verteilungsverh„ltnisse wesentlich identisch mit die- sen Produktionsverh„ltnissen, eine Kehrseite derselben sind, so daá beide denselben historisch vorbergehenden Charakter teilen. Bei der Betrachtung der Verteilungsverh„ltnisse geht man zun„chst von der angeblichen Tatsache aus, daá das j„hrliche Produkt sich als Arbeitslohn, Profit und Grundrente verteilt. Aber so ausge- sprochen ist die Tatsache falsch. Das Produkt verteilt sich auf der einen Seite in Kapital und auf der andern in Revenuen. Die eine dieser Revenuen, der Arbeitslohn, nimmt selbst immer nur die Form einer Revenue, der Revenue des Arbeiters an, nachdem er vor- her demselben Arbeiter in der Form von Kapital gegenbergetreten ist. Das Gegenbertreten der produzierten Arbeitsbedingungen und der Arbeitsprodukte berhaupt als Kapital, gegenber den unmit- telbaren Produzenten, schlieát von vornherein ein einen bestimm- ten gesellschaftlichen Charakter der sachlichen Arbeitsbedingun- gen gegenber den Arbeitern und damit ein bestimmtes Verh„ltnis, worin sie in der --- 56)[a] J. Stuart Mill, "Some Unsettled Questions of Pol. Econ.", London 1844. #886# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Produktion selbst zu den Besitzern der Arbeitsbedingungen und zu- einander treten. Die Verwandlung dieser Arbeitsbedingungen in Ka- pital schlieát ihrerseits die Expropriation der unmittelbaren Produzenten von Grund und Boden und damit eine bestimmte Form des Grundeigenturns ein. Verwandelte sich der eine Teil des Produkts nicht in Kapital, so wrde der andre nicht die Formen von Arbeitslohn, Profit und Rente annehmen. Andrerseits, wenn die kapitalistische Produktionsweise diese be- stimmte gesellschaftliche Gestalt der Produktionsbedingungen vor- aussetzt, reproduziert sie dieselbe best„ndig. Sie produziert nicht nur die materiellen Produkte, sondern reproduziert best„n- dig die Produktionsverh„ltnisse, worin jene produziert werden, und damit auch die entsprechenden Vertellungsverh„ltnisse. Allerdings kann gesagt werden, daá das Kapital (und das Grundei- gentum, welches es als seinen Gegensatz einschlieát) selbst schon eine Verteilung voraussetzt: die Expropriation der Arbeiter von den Arbeitsbedingungen, die Konzentration dieser Bedingungen in den H„nden einer Minorit„t von Individuen, das ausschlieáliche Eigentum am Grund und Boden fr andre Individuen, kurz, alle die Verh„ltnisse, die im Abschnitt ber die ursprngliche Akkumula- tion (Buch I, Kap. XXIV) entwickelt worden sind. Aber diese Ver- teilung ist durchaus verschieden von dem, was man unter Vertei- lungsverh„ltnissen versteht, wenn man diesen, im Gegensatz zu den Produktionsverh„ltnissen, einen historischen Charakter vindi- ziert. Man meint darunter die verschiednen Titel auf den Teil des Produkts, der der individuellen Konsumtion anheimf„llt. Jene Ver- teilungsverh„ltnisse sind dagegen die Grundlagen besondrer ge- sellschaftlicher Funktionen, welche innerhalb des Produktionsver- h„ltnisses selbst bestimmten Agenten desselben zufallen im Gegen- satz zu den unmittelbaren Produzenten. Sie geben den Produktions- bedingungen selbst und ihren Repr„sentanten eine spezifische ge- sellschaftliche Qualit„t. Sie bestimmen den ganzen Charakter und die ganze Bewegung der Produktion. Es sind zwei Charakterzge, weiche die kapitalistische Produkti- onsweise von vornherein auszeichnen. Erstens. Sie produziert ihre Produkte als Waren. Waren zu produ- zieren, unterscheidet sie nicht von andern Produktionsweisen; wohl aber dies, daá Ware zu sein, der beherrschende und bestim- mende Charakter ihres Produkts ist. Es schlieát dies zun„chst ein, daá der Arbeiter selbst nur als Warenverk„ufer und daher als freier Lohnarbeiter, die Arbeit also berhaupt als Lohnarbeit auftritt. Es ist nach der bisher gegebnen Entwicklung berfls- sig, von neuem nachzuweisen, wie das Verh„ltnis von Kapital #887# 51. Kapitel - Distributionsverh„ltnisse u. Produktionsverh. ----- und Lohnarbeit den ganzen Charakter der Produktionsweise be- stimmt. Die Hauptagenten dieser Produktionsweise selbst, der Ka- pitalist und der Lohnarbeiter, sind als solche nur Verk”rperun- gen, Personifizierungen von Kapital und Lohnarbeit; bestimmte ge- sellschaftliche Charaktere, die der gesellschaftliche Produkti- onsprozeá den Individuen aufpr„gt; Produkte dieser bestimmten ge- sellschaftlichen Produktionsverh„ltnisse. Der Charakter 1. des Produkts als Ware, und 2. der Ware als Pro- dukt des Kapitals, schlieát schon die s„mtlichen Zirkulationsver- h„ltnisse ein, d.h. einen bestimmten gesellschaftlichen Prozeá, den die Produkte durchmachen mssen und worin sie bestimmte ge- sellschaftliche Charaktere annehmen; er schlieát ein ebenso be- stimmte Verh„ltnisse der Produktionsagenten, von denen die Ver- wertung ihres Produkts und seine Rckverwandlung, sei es in Le- bensmittel, sei es in Produktionsmittel, bestimmt ist. Aber auch abgesehn hiervon, ergibt sich aus den beiden obigen Charakteren des Produkts als Ware, oder Ware als kapitalistisch produzierter Ware, die ganze Wertbestimmung und die Regelung der Gesamtproduk- tion durch den Wert. In dieser ganz spezifischen Form des Werts gilt die Arbeit einerseits nur als gesellschaftliche Arbeit; andrerseits ist die Verteilung dieser gesellschaftlichen Arbeit und die wechselseitige Erg„nzung, der Stoffwechsel ihrer Pro- dukte, die Unterordnung unter und Einschiebung in das gesell- schaftliche Triebwerk, dem zuf„lligen, sich wechselseitig aufhe- benden Treiben der einzelnen kapitalistischen Produzenten ber- lassen. Da diese sich nur als Warenbesitzer gegenbertreten und jeder seine Ware so hoch als m”glich zu verkaufen sucht (auch scheinbar in der Regulierung der Produktion selbst nur durch seine Willkr geleitet ist), setzt sich das innere Gesetz nur durch vermittelst ihrer Konkurrenz, ihres wechselseitigen Drucks aufeinander, wodurch sich die Abweichungen gegenseitig aufheben. Nur als inneres Gesetz, den einzelnen Agenten gegenber als blin- des Naturgesetz, wirkt hier das Gesetz des Werts und setzt das gesellschaftliche Gleichgewicht der Produktion inmitten ihrer zu- f„lligen Fluktuationen durch. Es ist ferner schon in der Ware eingeschlossen, und noch mehr in der Ware als Produkt des Kapitals, die Verdinglichung der gesell- schaftlichen Produktionsbestimmungen und die Versubjektivierung der materiellen Grundlagen der Produktion, welche die ganze kapi- talistische Produktionsweise charakterisiert. Das zweite, was die kapitalistische Produktionsweise speziell auszeichnet, ist die Produktion des Mehrwerts als direkter Zweck und bestimmendes Motiv der Produktion. Das Kapital produziert we- sentlich Kapital, und es #888# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- tut dies nur, soweit es Mehrwert produziert. Wir haben bei Be- trachtung des relativen Mehrwerts, weiter bei Betrachtung der Verwandlung des Mehrwerts in Profit gesehn, wie sich hierauf eine der kapitalistischen Periode eigentmliche Produktionsweise grn- det - eine besondre Form der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkr„fte der Arbeit, aber als dem Arbeiter gegenber ver- selbst„ndigter Kr„fte des Kapitals, und in direktem Gegensatz da- her zu seiner, des Arbeiters, eignen Entwicklung. Die Produk. tion fr den Wert und den Mehrwert schlieát, wie sich dies bei der weitern Entwicklung gezeigt hat, die stets wirkende Tendenz ein, die zur Produktion einer Ware n”tige Arbeitszeit, d.h. Ihren Wert, unter den jedesmal bestehenden gesellschaftlichen Durch- schnitt zu reduzieren. Der Drang zur Reduktion des Kostpreises auf sein Minimum wird der st„rkste Hebel der Steigerung der ge- sellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, die aber hier nur als best„ndige Steigerung der Produktivkraft des Kapitals erscheint. Die Autorit„t, die der Kapitalist als Personifikation des Kapi- tals im unmittelbaren Produktionsprozeá annimmt, die gesell- schaftliche Funktion, die er als Leiter und Beherrscher der Pro- duktion bekleidet, ist wesentlich verschieden von der Autorit„t auf Basis der Produktion mit Sklaven, Leibeignen usw. W„hrend, auf Basis der kapitalistischen Produktion, der Masse der unmittelbaren Produzenten der gesellschaftliche Charakter ihrer Produktion in der Form streng regelnder Autorit„t und eines als vollst„ndige Hietarchie gegliederten, gesellschaftlichen Mecha- nismus des Arbeitsprozesses gegenbertritt - welche Autorit„t ih- ren Tr„gern aber nur als Personifizierung der Arbeitsbedingungen gegenber der Arbeit, nicht wie in frheren Produktionsformen als politischen oder theokratischen Herrschern zukommt -, herrscht unter den Tr„gern dieser Autorit„t, den Kapitalisten selbst, die sich nur als garenbesitzer gegenbertreten, die vollst„ndigste Anarchie, innerhalb lerert der gesellschaftliche Zusammenhang der Produktion sich nur als berm„chtiges Naturgesetz der individuel- len Willkr gegenber geltend macht. Nur weil die Arbeit in der Form der Lohnarbeit und die Produkti- onsmittel in der Form von Kapital vorausgesetzt sind - also nur infolge dieser spezifischen gesellschaftlichen Gestalt dieser zwei wesentlichen Produktionsagentien -, stellt sich ein Teil des Werts (Produkts) als Mehrwert und dieser Mehrwert als Profit (Rente) dar, als Gewinn des Kapitalisten, als zus„tzlicher dispo- nibler, ihm geh”riger Reichtum. Aber nur weil er sich so als sein Profit darstellt, stellen sich die zus„tzlichen Produktionsmit- tel, die zur Erweiterung der Reproduktion bestimmt sind und die einen Teil des #889# 51. Kapitel - Distributionsverh„ltnisse u. Produktionsverh. -----# Profits bilden, als neues zus„tzliches Kapital und die Erweite- rung des Reproduktionsprozesses berhaupt als kapitalistischer Akkumulationsprozeá dar. Obgleich die Form der Arbeit als Lohnarbeit entscheidend fr die Gestalt des ganzen Prozesses und fr die spezifische Weise der Produktion selbst, ist nicht die Lohnarbeit wertbestimmend. In der Wertbestimmung handelt es sich um die gesellschaftliche Ar- beitszeit berhaupt, das Quantum Arbeit, worber die Gesellschaft berhaupt zu verfgen hat und dessen relative Absorption durch die verschiednen Produkte gewissermaáen deren respektives gesell- schaftliches Gewicht bestimmt. Die bestimmte Form, worin sich die gesellschaftliche Arbeitszeit im Wert der Waren als bestimmend durchsetzt, h„ngt allerdings mit der Form der Arbeit als Lohnar- beit und der entsprechenden Form der Produktionsmittel als Kapi- tal insofern zusammen, als nur auf dieser Basis die Warenproduk- tion zur allgemeinen Form der Produktion wird. Betrachten wir brigens die sogenannten Verteilungsverh„ltnisse selbst. Der Arbeitslohn unterstellt die Lohnarbeit, der Profit das Kapital. Diese bestimmten Verteilungsformen unterstellen also bestimmte gesellschaftliche Charaktere der Produktionsbedingungen und bestimmte gesellschaftliche Verh„ltnisse der Produktionsagen- ten. Das bestimmte Vertellungsverh„ltnis ist also nur Ausdruck des geschichtlich bestimmten Produktionsverh„ltnisses. Und nun nehme man den Profit. Diese bestimmte Form des Mehrwerts ist die Voraussetzung dafr, daá die Neubildung der Produktions- mittel in der Form der kapitalistischen Produktion vorgeht; also ein die Reproduk. tion beherrschendes Verh„ltnis, obgleich es dem einzelnen Kapitalisten scheint, er k”nne eigentlich den ganzen Profit als Revenue aufessen. Indessen findet er dabei Schranken, die ihm schon in der Form von Assekuranz- und Reservefonds, Ge- setz der Konkurrenz usw. entgegentreten und ihm praktisch bewei- sen, daá der Profit keine bloáe Verteilungskategorie des indivi- duell konsumierbaren Produkts ist. Der ganze kapitalistische Pro- duktionsprozeá ist ferner reguliert durch die Preise der Pro- dukte. Aber die regulierenden Produktionspreise sind selbst wie- der reguliert durch die Ausgleichung der Profitrate und die ihr entsprechende Verteilung des Kapitals in die verschiednen gesell- schaftlichen Produktionssph„ren. Der Profit erscheint hier also als Hauptfaktor, nicht der Verteilung der Produkte, sondern ihrer Produktion selbst, Teil der Verteilung der Kapitale und der Ar- beit selbst in die verschiednen Produktionssph„ren. Die Spaltung des Profits in Unternehmergewinn und Zins erscheint als Vertei- lung derselben #890# VII. Abschnitt - Die Revenuen und ihre Quellen ----- Revenue. Aber sie entspringt zun„chst aus der Entwicklung des Ka- pitals als sich selbst verwertenden, Mehrwert erzeugenden Werts, dieser bestimmten gesellschaftlichen Gestalt des herrschenden Produktionsprozesses. Sie entwickelt aus sich heraus den Kredit und die Kreditinstitutionen und damit die Gestalt der Produktion. Im Zins usw. gehn die angeblichen Verhandlungsformen als bestim- mende Produktionsmomente n den Preis ein. Von der Grundrente k”nnte es scheinen, daá sie bloáe Verteilungs- form ist, weil das Grundeigentum als solches keine oder wenig- stens keine normale Funktion im Produktionsprozeá selbst ver- sieht. Aber der Umstand, daá 1. die Rente beschr„nkt wird auf den šberschuá ber den Durchschnittsprofit, 2. daá der Grundeigent- mer vom Lenker und Beherrscher des Produktionsprozesses und des ganzen gesellschaftlichen Lebensprozesses herabgedrckt wird zum bloáen Verpachter von Boden, Wucherer in Boden und bloáen Einkas- sierer von Rente, ist ein Spezifisches historisches Ergebnis der kapitalistischen Produktionsweise. Daá die Erde die Form von Grundeigentum erhalten hat, ist eine historische Voraussetzung derselben. Daá das Grundeigentum Formen erh„lt, welche die kapi- talistische Betriebsweise der Landwirtschaft zulassen, ist ein Produkt des spezifischen Charakters dieser Produktionsweise. Man mag die Einnahme des Grundeigentmers auch in andren Gesell- schaftsformen Rente nennen. Aber sie ist wesentlich unterschieden von der Rente, wie sie in dieser Produktionsweise erscheint. Die sogenannten Verteilungsverh„ltnisse entsprechen also und ent- springen aus historisch bestimmten, spezifisch gesellschaftlichen Formen des Produktionsprozesses und der Verh„ltnisse, welche die Menschen im Reproduktionsprozeá ihres menschlichen Lebens unter- einander eingehn. Der historische Charakter dieser Vertellungs- verh„ltnisse ist der historische Charakter der Produktionsver- h„ltnisse, wovon sie nur eine Seite ausdrucken. Die kapitalisti- sche Verteilung ist verschieden von den Verteilungsformen, die aus andren Produktionsweisen entspringen, und jede Verteilungs- form verschwindet mit der bestimmten Form der Produktion, der sie entstammt und entspricht. Die Ansicht, die nur die Verteilungsverh„ltnisse als historisch betrachtet, aber nicht die Produktionsverh„ltnisse, ist einer- seits nur die Ansicht der beginnenden, aber noch befangnen Kritik der brgerlichen ™konomie. Andrerseits aber beruht sie auf einer Verwechslung und Identifizierung des gesellschaftlichen Produkti- onsprozesses mit dem einfachen Arbeitsprozeá, wie ihn auch ein abnorm isolierter Mensch ohne alle gesellschaftliche Beihilfe verrichten máte. Soweit der Arbeitsprozeá nur ein bloáer Prozeá #891# 51. Kapitel - Distributionsverh„ltnisse u. Produktionsverh. ----- zwischen Mensch und Natur ist, bleiben seine einfachen Elemente allen gesellschaftlichen Entwicklungsformen desselben gemein. Aber jede bestimmte historische Form dieses Prozesses entwickelt weiter die materiellen Grundlagen und gesellschaftlichen Formen desselben. Auf einer gewissen Stufe der Reife angelangt, wird die bestimmte historische Form abgestreift und macht einer h”heren Platz. Daá der Moment einer solchen Krise gekommen, zeigt sich, sobald der Widerspruch und Gegensatz zwischen den Verteilungsver- h„ltnissen, daher auch der bestimmten historischen Gestalt der ihnen entsprechenden Produktionsverh„ltnisse einerseits und den Produktivkr„ften, der Produktionsf„higkeit und der Entwicklung ihrer Agentien andrerseits, Breite und Tiefe gewinnt. Es tritt dann ein Konflikt zwischen der materiellen Entwicklung der Pro- duktion und ihrer gesellschaftlichen Form ein. 57) --- 57) Sieh die Schrift ber Competition and Co-operation (1832 ?). [126] #892# ----- ZWEIUNDFšNFZIGSTES KAPITEL Die Klassen Die Eigentmer von bloáer Arbeitskraft, die Eigentmer von Kapi- tal und die Grundeigentmer, deren respektive Einkommenquellen Arbeitslohn, Profit und Grundrente sind, also Lohnarbeiter, Kapi- talisten und Grundeigentmer, bilden die drei groáen Klassen der modernen, aufder kapitalistischen Produktionsweise beruhenden Ge- sellschaft. In England ist unstreitig die moderne Gesellschaft, in ihrer ”ko- nomischen Gliederung, am weitesten, klassischsten entwickelt. Dennoch tritt diese assengliederung selbst hier nicht rein her- vor. Mittel- und šbergangsstufen vertuschen auch hier (obgleich auf dem Lande unvergleichlich wenj ger als in den St„dten) ber- all die Grenzbestimmungen. Indes ist dies fr unsere Betrachtung gleichgltig. Man hat gesehn, daá es die best„ndige Tendenz und das Entwicklungsgesetz der kapitalistischen Produktionsweise ist, die Produktionsmittel mehr und mehr von der Arbeit zu scheiden und die zersplitterten Produktionsmittel mehr und mehr in groáe Gruppen zu konzentrieren, also die Arbeit in Lohnarbeit und die Produktionsmittel in Kapital zu verwandeln. Und dieser Tendenz entspricht auf der andern Seite die selbst„ndige Scheidung des Grundeigentums von Kapital und Arbeit 58) oder Verwandlung alles Grundeigentums in die der kapitalistischen Produktionsweise ent- sprechende Form des Grundeigentums. --- 58) F. List bemerkt richtig. "Vorherrschende Selbstbewirtschaf- tung bei groáen Gtern beweist nur Mangel an Zivilisation, an Kommunikationsmitteln, an einheimischen Gewerben und an reichen St„dten. Man findet sie deshalb in Ruáland, Polen, Ungarn, Meck- lenburg berall. Frher war sie auch in England vorherrschend; mit dern Aufkommen des Handels und der Gewerbe trat aber Zer- schlagung in mittlere Wirtschaften und Vechtung an ihre Stelle." ("Die Ackerverfassung, die Zwergwirthschaft und die Auswanderung" 1842, p. 10.) #893# 52. Kapitel - Die Klassen ----- Die n„chst zu beantwortende Frage ist die: Was bildet eine Klasse? und zwar ergibt sich dies von selbst aus der Beantwortung der andern Frage: Was macht Lohnarbeiter, Kapitalisten, Grundei- gentmer zu Bildnern der drei groáen gesellschaftlichen Klassen? Auf den ersten Blick die Dieselbigkeit der Revenuen und Revenue- quellen. Es sind drei groáe gesellschaftliche Gruppen, deren Kom- ponenten, die sie bildenden Individuen, resp. von Arbeitslohn, Profit und Grundrente, von der Verwertung ihrer Arbeitskraft, ihres Kapitals und ihres Grund eigentums leben. Indes wrden von diesem Standpunkt aus z.B. Žrzte und Beamte auch zwei Klassen bilden, denn sie geh”ren zwei unterschiednen gesell- schaftlichen Gruppen an, bei denen die Revenuen der Mitglieder von jeder der beiden aus derselben Quelle flieáen. Dasselbe g„lte fr die unendliche Zersplitterung der Interessen und Stellungen, worin die Teilung der gesellschaftlichen Arbeit die Arbeiter wie die Kapitalisten und Grundeigentmer - letztre z.B. in Weinbergs- besitzer, Žckerbesitzer, Waldbesitzer, Bergwerksbesitzer, Fische- reibesitzer - spaltet. {Hier bricht das Ms. ab.} #895# ----- FRIEDRICH ENGELS Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" [127] #897# ----- Das dritte Buch des "Kapital", seitdem es der ”ffentlichen Beur- teilung unterliegt, erf„hrt bereits mehrfache und verschiedenar- tige Deutungen. Das war nicht anders zu erwarten. Bei der Heraus- gabe kam es mir vor allem darauf an, einen m”glichst authenti- schen Text herzustellen, die von Marx neugewonnenen Resultate m”glichst in Marx' eignen Worten vorzufahren, mich selbst nur einzum'schen, wo es absolut unvermeidlich war, und auch da dem Leser keinen Zweifel darber zu lassen, wer zu ihm spricht. Man hat das getadelt, man hat gemeint, ich h„tte das mir vorliegende Material in ein systematisch ausgearbeitetes Buch umwandeln sol- len, en faire un livre, wie die Franzosen sagen, mit andern Wor- ten: die Authentizit„t des Textes der Bequemlichkeit des Lesers opfern. So hatte ich meine Aufgabe aber nicht aufgefaát. Zu einer solchen Umarbeitung fehlte mir alle Berechtigung; ein Mann wie Marx hat den Anspruch, selbst geh”rt zu werden, seine wissen- schaftlichen Entdeckungen in der vollen Echtheit seiner eignen Darstellung der Nachwelt zu berliefern. Ferner fehlte mir alle Lust dazu, mich derart, wie ich das ansehn muáte, an dem Nachlaá eines so berlegnen Mannes zu vergreifen, es h„tte mich Treubruch gednkt. Und drittens w„re es rein nutzlos gewesen. Fr die Leute, die nicht lesen k”nnen oder wollen, die schon beim ersten Buch sich mehr Mhe gegeben, es falsch zu verstehn, als n”tig war, es richtig zu verstehn - fr diese Leute sich irgendwie in Unkosten setzen, ist berhaupt zwecklos. Fr diejenigen aber, denen es um wirkliches Verst„ndnis zu tun ist, war grade die Ur- schrift selbst das Wichtigste; fr sie h„tte meine Umarbeitung h”chstens den Wert eines Kommentars gehabt, und obendrein des Kommentars zu etwas Unver”ffentlichtem und Unzug„nglichem. Bei der ersten Kontroverse muáte der Urtext ja doch herbeigezogen werden, und bei der zweiten und dritten wurde seine Herausgabe in extenso unumg„nglich. #898# Friedrich Engels ----- Solche Kontroversen sind nun selbstverst„ndlich bei einem Werk, das soviel Neues und dies nuir in rasch hingeworfner und teil- weise lckenhafter erster Bearbeitung bringt. Und hier kann mein Eingreifen allerdings von Nutzen sein, um Schwierigkeiten des Verst„ndnisses zu beseitigen, um wichtige Gesichtspunkte, deren Bedeutung im Text nicht schlagend genug hervortritt, mehr in den Vordergrund zu rcken und um einzelne wichtigere Erg„nzungen des 1865 geschriebnen Textes auf den Stand der Dinge von 1895 nach- zutragen. In der Tat liegen bereits zwei Punkte vor, ber die eine kurze Auseinandersetzung mir n”tig scheint. I. Wertgesetz und Profitrate Es war zu erwarten, daá die L”sung des scheinbaren Widerspruchs zwischen diesen beiden Faktoren ehensosehr nach wie vor der Ver- ”ffentlichung des Marxschen Textes zu Debatten fhren werde. Gar mancher hatte sich auf ein vollst„ndiges Wunder gefaát gemacht und findet sich entt„uscht, weil er statt des erwarteten Hokuspo- kus eine einfach-rationelle, prosaisch-nchterne Vermittlung des Gegensatzes vor sich sieht. Am freudigsten entt„uscht ist natr- lich der bekannte illustre Loria. Der hat endlich den archimedi- schen Hebelpunkt gefunden, von dem aus sogar ein Wichtelm„nnchen seines Kalibers den festgefgten Marxschen Riesenbau in die Luft heben und zersprangen kann. Was, ruft er entrstet aus, das soll eine L”sung sein? Das ist ja eine pure Mystifikation! Die ™kono- men, wenn sie von Wert sprechen, so sprechen sie von dem Wert, der tats„chlich im Austausch sich feststellt. "Aber sich mit einem Wert besch„ftigen, zu dem die Waren weder verkauft werden noch je verkauft werden k”nnen (nŠ possono ven- dersi mai), das hat kein ™konom, der eine Spur von Verstand be- sitzt, je getan, noch wird er es tun... Wenn Marx behauptet, der Wert, zu dem die Waren nie verkauft werden, sei bestimmt im Ver- h„ltnis der in ihnen enthaltnen Arbeit, was tut er da anders, als in verkehrter Form den Satz der orthodoxen ™konomen wiederholen: daá der Wert, zu dem die Waren verkauft werden, n i c h t im Verh„ltnis steht zu der auf sie verwandten Arbeit?... Es hilft auch nichts, wenn Marx sagt, trotz der Abweichung der Einzel- preise von den Einzelwerten falle der Totalpreis der s„mtlichen Waren stets zusammen mit ihrem Totalwert oder mit dem in der To- talmenge der Waren enthaltnen Arbeitsquantit„t. Denn da der Wert nichts andres ist als das Verh„ltnis, worin eine Ware mit einer andren sich austauscht, ist schon die bloáe Vorstellung eines To- talwerts eine Absurdit„t, ein Unsinn... eine contradictio in ad- jecto." #901# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" ----- Gleich am Anfang des Werks sage Marx, der Austausch k”nne zwei Waren nur gleichsetzen kraft eines in ihnen enthaltnen gleichar- tigen und gleich groáen Elements, n„mlich der in ihnen enthaltnen gleich groáen Arbeits;menge. Und jetzt verleugne er sich selbst aufs feierlichste, indem er versichere, die Waren tauschten sich aus in einem ganz andern Verh„ltnis als in dem der in ihnen ent- haltnen Arbeitsmenge. "Wann gab es je eine so vollst„ndige Reduktion ad absurdum, einen gr”áeren theoretischen Bankerott? Wann ist jemals ein wissen- schaftlicher Selbstmord mit gr”áerem Pomp und mit mehr Feierlich- keit begangen worden?" ("Nuova Antolo", 1. Febr. 1895, p. 477, 478, 479.) Man sieht, unser Loria ist berglcklich. Hat er nicht recht ge- habt, Marx als seinesgleichen, als ordin„ren Scharlatan zu trak- tieren? Da seht ihr's - Marx mokiert sich ber sein Publikum ganz wie Loria, er lebt von Mystifikationen ganz wie der kleinste ita- lienische Professor der ™konomie. Aber w„hrend Dulcamara sich das erlauben darf, weil er sein Handwerk versteht, verf„llt der plumpe Nordl„nder Marx in lauter Ungeschicklichkeiten, macht Un- sinn und Absurdit„t, so daá ihm schlieálich nichts brigbleibt als feierlicher Selbstmord. Sparen wir uns fr sp„ter die Behauptung auf, daá die Waren nie zu den durch die Arbeit bestimmten Werten verkauft worden sind noch je dazu verkauft werden k”nnen. Halten wir uns hier nur an die Versicherung des Herrn Loria, daá "der Wert nichts andres ist als das Verh„ltnis, worin eine Ware mit einer andern sich austauscht, und daá hiernach schon die bloáe Vorstellung eines Totalwerts der Waren eine Absurdit„t, ein Unsinn etc. ist". Das Verh„ltnis, worin zwei Waren sich austauschen, ihr Wert, ist also etwas rein Zuf„lliges, den Waren von auáen Angeflogenes, das heute so, morgen so sein kann. Ob ein Meterzentner Weizen sich gegen ein Gramm oder gegen ein Kilogramm Gold austauscht, h„ngt nicht im mindesten von Bedingungen ab, die diesem Weizen oder Gold inh„rent sind, sondern von ihnen beiden total fremden Um- st„nden. Denn sonst máten diese Bedingungen sich auch im Aus- tausch geltend machen, ihn im ganzen und groáen beherrschen und auch abgesehn vom Austausch eine selbst„ndige Existenz haben, so daá von einem Gesamtwert der Waren die Rede sein k”nnte. Das ist Unsinn, sagt der illustre Loria. In welchem Verh„ltnis immer zwei Waren sich austauschen m”gen, das ist ihr Wert, und damit holla. Der Wert ist also identisch mit dem Preis, und jede Ware hat so viel Werte, als sie Preise erzielen kann. Und der Preis wird be- stimmt durch #902# Friedrich Engeis ----- Nachfrage und Angebot, und wer noch weiter fragt, der ist ein Narr, wenn er auf Antwort wartet. Die Sache hat aber doch einen kleinen Haken. Im Normalzustand decken sich Nachfrage und Angebot. Teilen wir also s„mtliche in der Welt vorhandne Waren in zwei H„lften, in die Gruppe der Nach- frage und die gleich groáe des Angebots. Nehmen wir an, jede re- pr„sentiere einen Preis von 1000 Milliarden Mark, Franken, Pfund Sterling oder was immer. Das macht zusammen nach Adam Riese einen Preis oder Wert von 2000 Milliarden. Unsinn, absurd, sagt Herr Loria. Die beiden Gruppen m”gen zusammen einen Preis von 2000 Milliarden repr„sentieren. Aber mit dem Wert ist das anders. Sa- gen wir Preis, so sind 1000 + 1000 = 2000. Sagen wir aber Wert, so sind 1000 + 1000 = 0. Wenigstens in diesem Fall, wo es sich um die Gesamtheit der Waren handelt. Denn hier ist die Ware eines jeden von beiden nur 1000 Milliarden wert, weil jeder von beiden diese Summe fr die Ware des andern geben will und kann. Vereini- gen wir aber die Gesamtheit der Waren beider in der Hand eines dritten, so hat der erste keinen Wert mehr in der Hand, der andre auch nicht und der dritte erst recht nicht - am End hat keiner nix. Und wir bewundern abermals die šberlegenheit, womit unser sdl„ndischer Cagliostro den Wertbegriff dermaáen verm”belt hat, daá aber auch nicht die geringste Spur mehr von ihm briggeblie- ben ist. Es ist dies die Vollendung der Vulg„r”konomie! 1) --- 1) Derselbe durch seinen Ruhm bekannte" Herr (um mit Heine zu re- den) hat sich etwas sp„ter auch gemáigt gesehn, auf meine Vor- rede zum III. Band zu antworten - nachdem n„mlich dieselbe im er- sten Heft der "Rassegna" [128] von 1895 italienisch erschienen war. Die Antwort steht in der "Riforma Sociale" [129] vom 25. Fe- bruar 1895. Nachdem er mich zuerst mit den bei ihm unvermeidli- chen und ebendeshalb doppelt widerlichen Lobhudeleien berscht- tet, erkl„rt er, es sei ihm nicht eingefallen, Marx' Verdienste um die materialistische Geschichtsauffassung fr sich eskamotie- ren zu wollen. Er habe sie schon 1885 anerkannt, n„mlich ganz beil„ufig in einem Revueartikel. Dafr aber verschweigt er dies um so hartn„ckiger da, wohin es geh”rt, n„mlich in seinem betref- fenden Buch, wo Marx erst p. 129 genannt wird, und zwar bloá bei Gelegenheit des kleinen Grundeigentums in Frankreich. Und jetzt erkl„rt er khnlich, Marx sei gar nicht der Urheber dieser Theo- rie; wenn nicht bereits Aristoteles sie angedeutet, so habe Har- rington sie doch schon 1656 unzweifelhaft proklamiert, und sie sei entwickelt worden von einer Pleiade von Geschichtschreibern, Politikern, Juristen und ™konomen lange vor Marx. Was alles in der franz”sischen Ausgabe des Loriaschen Werkes zu lesen. Kurz, der vollendete Plagiator. Nachdem ich ihm fernere Groáprahlerei mit Entlehnungen von Marx unm”glich gemacht, behauptet er keck- lich, Marx schmcke sich auch mit fremden Federn, genauso wie er selbst. - Von meinen andern #903# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" ----- In Brauns "Archiv fr soziale Gesetzgebung" [130], VII, Heft 4, gibt Werner Sombart eine in ihrer Gesamtheit vortreffliche Dar- stellung der Umrisse des Marxschen Systems. Es st das erstemal, daá ein deutscher Universit„tsprofessor es fertigbringt, im gan- zen und groáen in Marx' Schriften das zu sehn, was Marx wirklich gerne hat, daá er erkl„rt, die Kritik des Marxschen Systems k”nne nicht in einer Widerlegung bestehn - "mit der mag sich der poli- tische Streber befassen" -, sondern nur in einer Weiterentwick- lung. Auch Sombart, wie sich versteht, besch„ftigt sich mit uns- rem Thema. Er untersucht die Frage, welche Bedeutung der Wert im Marxschen System hat, und kommt zu folgenden Resultaten: Der Wert tritt in dem Austauschverh„ltnis der kapitalistisch produzierten Waren nicht in die Erscheinung; er lebt nicht im Bewuátsein der kapitalistischen Produktionsagenten; er ist keine empirische, sondern eine gedankliche, eine logische Tatsache; der Wertbegriff in materieller Bestimmtheit bei Marx ist nichts andres als der ”konomische Ausdruck fr die Tatsache der gesellschaftlichen --- Angriffen nimmt er noch den auf, daá nach Loria Marx nie vorge- habt habe, einen 2. oder gar 3. Band des "Kapital" zu schreiben. Und jetzt antwortet Engels triumphierend, indem er mir den 2. und 3. Band entgegenwirft... vortrefflich! Und ich freue mich so sehr ber diese B„nde, denen ich so viel intellektuelle Gensse ver- danke, daá nie mir ein Sieg so lieb war, wie heute diese Nieder- lage mir lieb ist - wenn es in der Tat eine Niederlage ist. Aber ist sie es in der Tat? Ist es wirklich wahr, daá Marx geschrieben hat, mit der Absicht der Ver”ffentlichung, dieses Gemenge von zu- sammenhangslosen Noten, die Engels mit piet„tvoller Freundschaft zusammengestellt hat? Ist es wirklich erlaubt anzunehmen, daá Marx... diesen Schriftseiten die Kr”nung seines Werks und seines Systems anvertraut hat? Ist es in der Tat gewiá, daá Marx jenes Kapitel ber die Durchschnittsprofitrate ver”ffentlicht haben wurde, worin die seit so viel Jahren versprochne L”sung sich re- duzierte auf die trostloseste Mystifikation, auf das vulg„rste Phrasenspiel? Es ist mindestens erlaubt, daran zu zweifeln... Das beweist, so scheint mir, daá Marx nach Herausgabe seines pracht- vollen (splendido) Buchs nicht vorhatte, ihm einen Nachfolger zu geben, oder doch seinen Erben, und auáerhalb seiner eignen Ver- antwortlichkeit, die Vollendung des Riesenwerks berlassen wollte." So steht's geschrieben, p. 267. Heine konnte von seinem deutschen Philisterpublikum nicht ver„chtlicher sprechen als in den Worten: Der Autor gew”hnt sich zuletzt an sein Publikum, als w„re es ein vernnftiges Wesen. Fr was muá erst der illustre Loria sein Pu- blikum ansehn? Zum Schluá eine neue Tracht Lobsprche, die auf mich Unglckli- chen herniederrasselt. Dabei vergleicht sich unser Sganarell mit Bileam, der gekommen sei zu fluchen, aber dessen Lippen wider Willen Worte des Segens und der Liebe hervorsprudelten. Der gute Bileam zeichnete sich namentlich dadurch aus, daá er einen Esel ritt, der gescheiter war als sein Herr. Diesmal hat Bileam offen- bar seinen Esel zu Hause gelassen. #904# Friedrich Engels ----- Produktivkraft der Arbeit als Grundlage des wirtschaftlichen Das- eins; das Wertgesetz beherrscht die wirtschaftlichen Vorg„nge in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung in letzter Instanz und hat fr diese Wirtschaftsordnung ganz allgemein den Inhalt: Der Wert der Waren ist die spezifisch historische Form, in der sich die in letzter Instanz alle Wirtschaftlichen Vorg„nge beherr- schende Produktivkraft der Arbeit bestimmend durchsetzt. - Soweit Sombart; es l„át sich gegen diese Auffassung der Bedeutung des Wertgesetzes fr die kapitalistische Produktionsform nicht sagen, daá sie unrichtig ist. Wohl aber scheint sie mir zu weit gefaát, einer engeren, pr„ziseren Fassung f„hig; sie ersch”pft nach mei- ner Ansicht keineswegs die ganze Bedeutung des Wertgesetzes fr die von diesem Gesetz beherrschten ”konomischen Entwicklungsstu- fen der Gesellschaft. In Brauns "Sozialpolitischem Zentralblatt" [131] vom 25. Februar 1895, Nr. 22, findet sich ein ebenfalls vortrefflicher Artikel ber den 3. Band des "Kapital" von Conrad Schmidt. Besonders her- vorzuheben ist hier der Nachweis, wie die Marxsche Ableitung des Durchschnittsprofits vom Mehrwert zum erstenmal eine Antwort auf die von der bisherigen ™konomie nicht einmal aufgeworfne Frage gibt, wie denn die H”he dieser Durchschnittsprofitrate bestimmt werde und wie es komme, daá sie sage 10 oder 15% ist und nicht 50 oder 100%. Seitdem wir wissen, daá der vom industriellen Kapita- listen in erster Hand angeeignete Mehrwert die einzige und aus- schlieáliche Quelle ist, aus der Profit und Grundrente flieáen, l”st sich diese Frage von selbst. Dieser Teil des Schmidtschen Aufsatzes k”nnte direkt fr ™konomen … la Loria geschrieben sein, w„re es nicht vergebliche Mhe, denen die Augen zu ”ffnen, die nicht sehn wollen. Auch Schmidt hat seine formellen Bedenken bezglich des Wertge- setzes. Er nennt es eine wissenschaftliche, zur Erkl„rung des tats„chlichen Austauschprozesses aufgestellte H y p o t h e s e, die sich auch den ihr scheinbar ganz widersprechenden Erscheinun- gen der Konkurrenzpreise gegenber als der notwendige theoreti- sche Ausgangspunkt, als lichtbringend und unumg„nglich bew„hrt; ohne das Wertgesetz h”rt auch nach seiner Ansicht jede theoreti- sche Einsicht in das ”konomische Getriebe der kapitalistischen Wirklichkeit auf. Und in einem Privatbrief, den er mir anzufahren gestattet, erkl„rt Schmidt das Wertgesetz innerhalb der kapitali- stischen Produktionsform gradezu fr eine, wenn auch theoretisch notwendige, Fiktion. [132] - Diese Auffassung trifft aber nach meiner Ansicht durchaus nicht zu. Das Wertgesetz hat fr die ka- pitalistische Produktion eine weit gr”áere und bestimmtere Bedeu- tung als die einer bloáen Hypothese, geschweige einer wenn auch notwendigen Fiktion. #905# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" ----- Bei Sombart sowohl wie bei Schmidt - den illustren Loria ziehe ich nur herbe, als erheiternde vulg„r”konomische Folie - wird nicht genug bercksichtigt, daá es sich hier nicht nur um einen rein logischen Prozeá handelt, sondern um einen historischen Pro- zeá und dessen erkl„rende Rckspiegelung im Gedanken, die logi- sche Verfolgung seiner inneren Zusammenh„nge. Die entscheidende Stelle findet sich bei Marx III, I, p. 154 1*): Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, daá die Waren nicht einfach als Waren ausgetauscht werden, sondern als P r o d u k t e v o n K a p i t a l e n, die im Verh„ltnis zu ihrer Gr”áe, oder bei gleicher Gr”áe, gleiche Teilnahme an der Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen." Zur Illustration dieses Unterschieds wird nun unterstellt, die Arbeiter seien im Besitz ihrer Produktionsmittel, arbeiteten im Durchschnitt gleich lange Zeit und mit gleicher Intensit„t und tauschten ihre Waren direkt miteinander aus. Dann h„tten zwei Arbeiter in einem Tage ihrem Produkt gleich viel Neuwert durch ihre Arbeit zugesetzt, aber das Produkt eines jeden h„tte verschiednen Wert je nach der in den Produktionsmitteln frher schon verk”rperten Arbeit. Dieser letz- tere Wertteil wrde das konstante Kapital der kapitalistischen Wirtschaft repr„sentieren, der auf die Lebensmittel des Arbeiters verwandte Teil des neu zugesetzten Werts das variable Kapital, der dann noch brige Teil des Neuwerts den Mehrwert, der hier also dem Arbeiter geh”rte. Beide Arbeiter erhielten also, nach Abzug des Ersatzes fr den von ihnen nur vorgeschossenen "konstanten" Wertteil, gleiche Werte; das Verh„ltnis des den Mehrwert repr„sentierenden Teils zu dem Wert der Produktionsmit- tel - was der kapitalistischen Profitrate entspr„che - w„re aber bei beiden verschieden. Da aber jeder von ihnen den Wert der Pro- duktionsmittel im Austausch ersetzt erh„lt, w„re dies ein v”llig gleichgltiger Umstand. "Der Austausch von Waren zu ihren Werten oder ann„hernd zu ihren Werten, erfordert also eine v i e l n i e d r i g e r e S t u f e als der Austausch zu Produktions- preisen, wozu eine bestimmte H”he kapitalistischer Entwicklung n”tig ist... Abgesehn von der Beherrschung der Preise und der Preisbewegung durch das Wertgesetz, ist es also durchaus sachge- m„á, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern auch hi- storisch als das prius der Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies fr Zust„nde, w o d e m A r b e i t e r d i e P r o d u k t i o n s m i t t e l g e h ” r e n, und dieser Zu- stand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim selbstarbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unsrer frher ausgesprochnen ----- 1*) Siehe vorl. Band, S. 184/185 #906# Friedrich Engels ----- Ansicht, daá die Entwicklung der Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiednen Gemeinwesen, nicht zwi- schen den Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie fr diesen ursprnglichen Zustand, so gilt es fr die sp„teren Zust„nde, die auf Sklaverei und Leibeigenschaft gegrndet sind, und fr die Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produkti- onszweig festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sph„re in die andre bertragbar sind und die verschied- nen Sph„ren sich daher zueinander verhalten wie fremde L„nder oder kommunistische Gemeinwesen." (Marx, III, I, p. 155, 156. 1*)) W„re Marx dazu gekommen, das dritte Buch nochmals durchzuarbei- ten, er h„tte ohne Zweifel diese Stelle bedeutend weiter ausge- fhrt. So wie sie da steht, gibt sie nur den skizzierten Umriá von dem, was ber den Fragepunkt zu sagen ist. Gehen wir also et- was n„her darauf ein. Wir alle wissen, daá in den Anf„ngen der Gesellschaft die Pro- dukte von den Produzenten selbst verbraucht werden und daá diese Produzenten in mehr oder minder kommunistisch organisierten Ge- meinden naturwchsig organisiert sind; daá der Austausch des šberschusses dieser Produkte mit Fremden, der die Verwandlung der Produkte in Waren einleitet, sp„teren Datums ist, zuerst nur zwi- schen einzelnen stammesfremden Gemeinden stattfindet, sp„ter aber auch innerhalb der Gemeinde zur Geltung kommt und wesentlich zu deren Aufl”sung in gr”áere oder kleinere Familiengruppen bei- tr„gt. Aber selbst nach dieser Aufl”sung bleiben die austauschen- den Famillenh„upter arbeitende Bauern, die fast ihren ganzen Be- darf mit Hilfe ihrer Familie auf dem eignen Hof produzieren und nur einen geringen Teil der ben”tigten Gegenst„nde gegen ber- schssiges eignes Produkt von auáen eintauschen. Die Familie treibt nicht bloá Ackerbau und Viehzucht, sie verarbeitet auch deren Produkte zu fertigen Verbrauchsartikeln, mahlt stellenweise noch selbst mit der Handmhle, b„ckt Brot, spinnt, f„rbt, verweht Flachs und Wolle, gerbt Leder, errichtet und repariert h”lzerne Geb„ude, stellt Werkzeuge und Ger„te her, schreinert und schmie- det nicht selten; so daá die Familie oder Famillengruppe in der Hauptsache sich selbst gengt. Das Wenige nun, was eine solche Familie von andern einzutauschen oder zu kaufen hat, bestand selbst bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland vorwiegend aus Gegenst„nden hand- werksm„áiger Produktion, also aus solchen Dingen, deren Herstel- lungsart dem Bauer keineswegs fremd ----- 1*) Vgl. vorl. Band, S. 186/187 #907# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" ----- war und die er nur deshalb nicht selbst produzierte, weil ihm entweder der Rohstoff nicht zug„nglich oder der gekaufte Artikel viel besser oder sehr viel wohlfeiler war. Dem Bauer des Mittel- alters war also die fr die Herstellung der von ihm eingetausch- ten Gegenst„nde erforderliche Arbeitszeit ziemlich genau bekannt. Der Schmied, der Wagner des Dorfs arbeiteten ja unter seinen Au- gen; ebenso der Schneider und Schuhmacher, der noch zu meiner Ju- gendzeit bei unsern rheinischen Bauern der Reihe nach einkehrte und die selbstverfertigten Stoffe zu Kleidern und Schuhen verar- beitete. Der Bauer sowohl wie die Leute, von denen er kaufte, wa- ren selbst Arbeiter, die ausgetauschten Artikel waren die eignen Produkte eines jeden. Was hatten sie bei der Herstellung dieser Produkte aufgewandt? Arbeit und nur Arbeit: fr den Ersatz der Werkzeuge, fr Erzeugung des Rohstoffs, fr seine Verarbeitung haben sie nichts ausgegeben als ihre eigne Arbeitskraft; wie also k”nnen sie diese ihre Produkte mit denen andrer arbeitenden Pro- duzenten austauschen anders als im Verh„ltnis der darauf verwand- ten Arbeit? Da war nicht nur die auf diese Produkte verwandte Ar- beitszeit der einzige geeignete Maástab fr die quantitative Be- stimmung der auszutauschenden Gr”áen; da war berhaupt kein andrer m”glich. Oder glaubt man, der Bauer und der Handwerker seien so dumm gewesen, das Produkt zehnstndiger Arbeit des einen fr das einer einzigen Arbeitsstunde des andern hinzugeben? Fr die ganze Periode der b„uerlichen Naturalwirtschaft ist kein andrer Austausch m”glich als derjenige, wo die ausgetauschten Wa- renquanta die Tendenz haben, sich mehr und mehr nach den in ihnen verk”rperten Arbeitsmengen abzumessen. Von dem Augenblick an, wo das Geld in diese Wirtschaftsweise eindringt, wird die Tendenz der Anpassung an das Wertgesetz (in der Marxschen Formulierung, nota bene!) einerseits noch ausgesprochener, andrerseits aber wird sie auch schon durch die Eingriffe des Wucherkapitals und der fiskalischen Aussaugung durchbrochen, die Perioden, fr die die Preise im Durchschnitt sich den Werten bis auf eine zu ver- nachl„ssigende Gr”áe n„hern, werden schon l„nger. Das gleiche gilt fr den Austausch zwischen Bauernprodukten und denen der st„dtischen Handwerker. Anfangs findet dieser direkt statt, ohne Vermittlung des Kaufmanns, an den Markttagen der St„dte, wo der Bauer verkauft und seine Eink„ufe macht. Auch hier sind nicht nur dem Bauer die Arbeitsbedingungen des Handwerkers bekannt, sondern dem Handwerker auch die des Bauern. Denn er ist selbst noch ein Stck Bauer, er hat nicht nur Kchen- und Obst- garten, sondern auch sehr oft ein Stckchen Feld, eine oder zwei Khe, Schweine, Federvieh usw. Die Leute im Mittelalter #908# Friedrich Engels ----- waren so imstande, jeder dem andern die Produktionskosten an Roh- stoff, Hilfsstoff, Arbeitszeit mit ziemlicher Genauigkeit nach- zurechnen - wenigstens, was Artikel t„glichen allgemeinen Ge- brauchs betraf. Wie war aber fr diesen Austausch nach dem Maástab des Arbeits- quantums dies letztere, wenn auch nur indirekt und relativ, zu berechnen fr Produkte, die eine l„ngere, in unregelm„áigen Zwi- schenr„umen unterbrochne, in ihrem Ertrag unsichre Arbeit erheischten, Z.B. Korn oder Vieh? Und das obendrein bei Leuten, die nicht rechnen konnten? Offenbar nur durch einen langwierigen, oft im Dunkeln hin und her tastenden Prozeá der Ann„herung im Zickzack, wobei man, wie sonst auch, erst durch den Schaden klug wurde. Aber die Notwendigkeit fr jeden, im ganzen und groáen auf seine Kosten zu kommen, half immer wieder in die korrekte Rich- tung, und die geringe Anzahl der in den Verkehr kommenden Arten von Gegenst„nden, sowie die oft w„hrend Jahrhunderten stabile Art ihrer Produktion, erleichterte die Erreichung des Ziels. Und daá es keineswegs so lange dauerte, bis die relative Wertgr”áe dieser Produkte ziemlich ann„hernd festgestellt war, beweist allein die Tatsache, daá die Ware, bei der dies wegen der langen Produkti- onszeit des einzelnen Stcks am schwierigsten scheint, das Vieh, die erste ziemlich allgemein anerkannte Geldware wurde. Um dies fertigzubringen, muáte der Wert des Viehs, sein Austauschverh„lt- nis zu einer ganzen Reihe von andern Waren, schon eine relativ ungew”hnliche, auf dem Gebiet zahlreicher St„mme widerspruchslos anerkannte Feststellung erlangt haben. Und die Leute von damals waren sicher gescheit genug - die Viehzchter sowohl wie ihre Kunden -, um nicht die von ihnen aufgewandte Arbeitszeit im Aus- tausch ohne Žquivalent wegzuschenken. Im Gegenteil: je n„her die Leute dem Urzustand der Warenproduktion stehn - Russen und Orien- talen z.B. -, desto mehr Zeit verschwenden sie noch heute, um durch langes, z„hes Schachern den vollen Entgelt ihrer auf ein Produkt verwandten Arbeitszeit herauszuschlagen. Ausgehend von dieser Wertbestimmung durch die Arbeitszeit, ent- wickelte sich nun die ganze Warenproduktion und mit ihr die man- nigfachen Beziehungen, in denen die verschiednen Seiten des Wert- gesetzes sich geltend machen, wie sie im ersten Abschnitt des er- sten Buchs des "Kapital" dargelegt sind; also namentlich die Be- dingungen, unter denen allein die Arbeit wertbildend ist. Und zwar sind dies Bedingungen, die sich durchsetzen, ohne den Betei- ligten zum Bewuátsein zu kommen, und die selbst erst durch mh- same theoretische Untersuchung aus der allt„glichen Praxis ab- strahiert werden k”nnen, die also nach Art von Naturgesetzen wir- ken, wie dies Marx auch als notwendig aus der Natur der Warenpro- duktion #909# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" ----- folgend nachgewiesen hat. Der wichtigste und einschneidendste Fortschritt war der Obergang zum Metallgeld, der aber auch die Folge hatte, daá nun die Weribestimmung durch die Arbeitszeit nicht l„nger auf der Oberfl„che des Warenaustausches sichtbar er- schien. Das Geld wurde fr die praktische Auffassung der ent- scheidende Wertmesser, und dies um so mehr, je mannigfaltiger die in den Handel kommenden Waren wurden, je mehr sie entlegnen L„n- dern entstammten, je weniger also die zu ihrer Herstellung n”tige Arbeitszeit sich kontrollieren lieá. Kam doch das Geld anf„nglich selbst meist aus der Fremde; auch als Edelmetall im Lande gewon- nen wurde, war der Bauer und Handwerker teils nicht imstande, die darauf verwandte Arbeit ann„hernd abzusch„tzen, teils war ihm selbst schon das Bewuátsein von der wertmessenden Eigenschaft der Arbeit durch die Gewohnheit des Geldrechnens ziemlich verdunkelt; das Geld begann in der Volksvorstellung den absoluten Wert zu re- pr„sentieren. Mit einem Wort: das Marxsche Wertgesetz gilt allgemein, soweit berhaupt ”konomische Gesetze gelten, fr die ganze Periode der einfachen Warenproduktion, also bis zur Zeit, wo diese durch den Eintritt der kapitalistischen Produktionsform eine Modifikation erf„hrt. Bis dahin gravitieren die Preise nach den durch das Marxsche Gesetz bestimmten Werten hin und oszillieren um diese Werte, so daá, je voller die einfache Warenproduktion zur Entfal- tung kommt, desto mehr die Durchschnittspreise l„ngerer, nicht durch „uáre gewaltsame St”rungen unterbrochener Perioden inner- halb der Vernachl„ssigungsgrenzen mit den Werten zusammenfallen. Das Marxsche Wertgesetz hat also ”konomisch-allgemeine Gltigkeit fr eine Zeitdauer, die vom Anfang des die Produkte in Waren ver- wandelnden Austausches bis ins fnfzehnte Jahrhundert unsrer Zeitrechnung dauert. Der Warenaustausch aber datiert von einer Zeit, die vor aller geschriebnen Geschichte liegt, die in Žgypten auf mindestens drittehalbtausend, vielleicht fnftausend, in Ba- bylonien auf viertausend, vielleicht sechstausend Jahre vor uns- rer Zeitrechnung zurckfhrt; das Wertgesetz hat also geherrscht w„hrend einer Periode von fnf bis sieben Jahrtausenden. Und nun bewundre man die Grndlichkeit des Herrn Loria, der den w„hrend dieser Zeit allgemein und direkt gltigen Wert einen Wert nennt, zu dem die Waren nie verkauft werden oder verkauft werden k”nnen und mit dem kein ™konom sich je besch„ftigen wird, der einen Fun- ken gesunden Verstand hat! Bisher haben wir nicht vom Kaufmann gesprochen. Wir konnten uns die Bercksichtigung seiner Intervention aufsparen bis jetzt, wo wir zur Verwandlung der einfachen in kapitalistische Warenproduk- tion bergehn. #910# Friedrich Engels ----- Der Kaufmann war das revolution„re Element in dieser Gesell- schaft, wo alles sonst stabil war, stabil sozusagen durch Erb- lichkeit; wo der Bauer nicht nur seine Hufe, sondern auch seine Stellung als freier Eigentmer, freier oder h”riger Zinsbauer oder Leibeigner, der st„dtische Handwerker sein Handwerk und seine znftigen Privilegien erblich und fast unver„uáerlich ber- kam und jeder von ihnen obendrein seine Kundschalt, seinen Ab- satzmarkt, ebensosehr wie sein von Jugend auf fr den ererbten Beruf ausgebildetes Geschick. In diese Welt trat nun der Kauf- mann, von dem ihre Umw„lzung ausgehn sollte. Aber nicht als be- wuáter Revolution„r; im Gegenteil, als Fleisch von ihrem Fleisch, Bein von ihrem Bein. Der Kaufmann des Mittelalters war durchaus kein Individualist, er war wesentlich Genossenschafter wie alle seine Zeitgenossen. Auf dem Lande herrschte die dem urwchsigen Kommunismus entsprossene Markgenossenschaft. Jeder Bauer hatte ursprnglich eine gleich groáe Hufe, mit gleich groáen Stcken Boden von jeder Qualit„t, und einen entsprechenden gleich groáen Anteil an den Rechten in der gemeinen Mark. Seitdem die Markge- nossenschaft eine geschlossene geworden war und keine neuen Hufen mehr ausgeteilt wurden, traten durch Erbschaft etc. Unterteilun- gen der Hufen ein und dementsprechende Unterteilungen der Markbe- rechtigung; aber die Vollhufe blieb die Einheit, so daá es Halb-, Viertels-, Achtelshufen mit halber, Viertels- und Achtelsberech- tigung in der gemeinen Mark gab. Nach dem Vorbild der Markgenos- senschaft richteten sich alle sp„teren Erwerbsgenossenschaften, vor allem die Znfte in den St„dten, deren Ordnung nichts war als die Anwendung der Markverfassung auf ein Handwerksprivilegium statt auf ein begrenztes Landgebiet. Der Mittelpunkt der ganzen Organisation war die gleiche Beteiligung jedes Genossen an den der Gesamtheit gesicherten Vorrechten und Nutzungen, wie sich dies noch schlagend in dem Privilegium der Elberfelder und Barmer "Garnnahrung" von 1527 ausspricht. (Thun, "Industrie am Nieder- rhein", II, 164 ff.) Dasselbe gilt von den Gewerken der Berg- werke, wo auch jede Kux gleichen Anteil hatte und auch, wie die Hufe des Markgenossen, samt ihren Rechten und Pflichten teilbar war. Und dasselbe gilt in nicht mindrem Grad von den kaufm„nni- schen Genossenschaften, die den berseeischen Handel ins Leben riefen. Die Venetianer und die Genuesen im Hafen von Alexandrien oder Konstantinopel, jede "Nation" in ihrem eignen Fondaco - Wohnhaus, Wirtshaus, erhaus, Ausstellungs- und Verkaufsraum nebst Zentralbro - bildeten vollst„ndige Handelsgenossenschaften, sie waren abgeschlossen gegen Konkurrenten und Kunden, sie verkauften zu unter sich festgestellten Preisen, ihre Waren hatten be- stimmte, durch ”ffentliche Untersuchung #911# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" ----- und oft Abstempelung garantierte Qualit„t, sie beschlossen ge- meinsam ber die den Eingebornen fr ihre Produkte zu zahlenden Preise etc. Nicht anders verfuhren die Hanseaten auf der deut- schen Brcke (Tydske Bryggen) zu Bergen in Norwegen und ebenso ihre holl„ndischen und englischen Konkurrenten. Wehe dem, der un- ter dem Preis verkauft oder ber dem Preis eingekauft h„tten Der Boykott, der ihn traf, bedeutete damals den unbedingten Ruin, un- gerechnet die direkten Strafen, die die Genossenschaft ber den Schuldigen verh„ngte. Es wurden aber auch noch engere Genossen- schaften zu bestimmten Zwecken gegrndet, dergleichen die Maona von Genua, die langj„hrige Beherrscherin der Alaungruben von Pho- k„a in Kleinasien sowie der Insel Chlos, im 14. und 15. Jahrhun- dert, ferner die groáe Ravensberger Handelsgesellschaft, die seit Ende des 14. Jahrhunderts nach Italien und Spanien Gesch„fte machte und dort Niederlassungen ndete, und die deutsche Gesell- schaft der Augsburger Fugger, Welser, V”hlin, H”chstetter etc. und der Nrnberger Hirschvogel und andre, die mit einem Kapital von 66 000 Dukaten und drei Schiffen sich an der portugiesischen Expedition nach Indien 1505/06 beteiligte und dabei einen Reinge- winn von 150, nach andern 175 Prozent herausschlug, (Heyd, "Levantehandel", II, 524) und eine ganze Reihe andrer Gesell- schaften "Monopolia", ber die Luther sich so erzrnt. Hier stoáen wir zum erstenmal auf einen Profit und eine Pro- fitrate. Und zwar ist das Bestreben der Kaufleute absichtlich und bewuát darauf gerichtet, diese Profitrate fr alle Beteiligten gleichzumachen. Die Venetianer in der Levante, die Hanseaten im Norden zahlten jeder dieselben Preise fr seine Waren wie seine Nachbarn, sie kosteten ihm dieselben Transportkosten, er erhielt dafr dieselben Preise und kaufte ebenfalls Rckfracht ein zu denselben Preisen wie jeder andre Kaufmann seiner "Nation". Die Profitrate war also fr alle gleich. Bei den groáen Handelsge- sellschaften versteht sich die Verteilung des Gewinns pro rata des eingeschoánen KapitaIanteils genauso von selbst wie die Be- teiligung an den Markrechten pro rata des berechtigten Hufenan- teils oder an dem Bergwerksgewinn pro rata des Kuxenanteils. Die gleiche Profitrate, die in ihrer vollen Entwicklung eins der En- dergebnisse der kapitalistischen Produktion ist, erweist sich hier also in ihrer einfachsten Form als einer der Punkte, wovon das Kapital historisch ausgegangen, ja sogar als ein direkter Ab- leger der Markgenossenschaft, die wieder ein direkter Ableger des Urkommunismus ist. Diese ursprngliche Profitrate war notwendig sehr hoch. Das Gesch„ft war sehr riskant, nicht nur wegen des stark grassierenden Seeraubs; auch die konkurrierenden Nationen erlaubten sich manchmal allerlei Gewaltt„tigkeiten, #912# Friedrich Engels ----- wenn sich Gelegenheit bot; endlich beruhte der Absatz und die Ab- satzbedingungen auf Privilegien fremder Frsten, die oft genug gebrochen oder widerrufen wurden. Der Gewinn muáte also eine hohe Assekuranzpr„mie einschlieáen. Dann war der Umsatz langsam, die Abwicklung der Gesch„fte langwierig, und in den besten Zeiten, die allerdings selten von langer Dauer, war das Gesch„ft ein Mo- nopolhandel mit Monopolprofit. Daá die Profitrate im Durchschnitt sehr hoch war, beweisen auch die damals gltigen sehr hohen Zins- raten, die doch immer im ganzen niedriger sein muáten als der Prozentsatz des blichen Handelsgewinns. Diese durch das genossenschaftliche Zusammenwirken erwirkte hohe, fr alle Beteiligten gleiche Profitrate hatte aber nur lokale Geltung innerhalb der Genossenschaft, also hier der "Nation". Ve- netianer, Genuesen, Hanseaten, Holl„nder hatten, jede Nation fr sich und wohl auch mehr oder weniger anfangs fr jedes einzelne Absatzgebiet, eine besondre Profitrate. Die Ausgleichung dieser verschiednen Genossenschafts-Profitraten setzte sich durch auf dem entgegengesetzten Weg, durch die Konkurrenz. Zun„chst die Profitraten der verschiednen M„rkte fr eine und dieselbe Nation. Bot Alexandrien mehr Gewinn fr venetianische Waren als Cypern, Konstantinopel oder Trapezunt, so werden die Venetianer fr Ale- xandrien mehr Kapital in Bewegung gesetzt und dies dem Verkehr mit den andern M„rkten entzogen haben. Dann muáte die allm„hliche Ausgleichung der Profitraten zwischen den einzelnen, nach densel- ben M„rkten dieselben oder „hnliche Waren ausfahrenden Nationen an die Reihe kommen, wobei sehr h„ufig einzelne dieser Nationen erdrckt wurden und vom Schauplatz verschwanden. Dieser Prozeá wurde aber fortw„hrend von politischen Ereignissen unterbrochen, wie denn der ganze Levantehandel infolge der mongolischen und trkischen Invasionen an dieser Ursache zugrunde ging und die groáen geographisch-kommerziellen Entdeckungen seit 1492 diesen Untergang nur beschleunigten und dann endgltig machten. Die nun erfolgende pl”tzliche Ausdehnung des Absatzgebiets und damit zusammenh„ngende Umw„lzung der Verkehrslinien brachte zun„chst keine wesentliche Žnderung in der Art des Handelsbe- triebs. Auch nach Indien und Amerika handelten zun„chst vorwie- gend noch Genossenschaften. Aber erstens standen hinter diesen Genossenschaften gr”áere Nationen. An die Stelle der levantehan- delnden Katalonier trat im Amerikahandel das ganze groáe verei- nigte Spanien; neben ihm zwei groáe L„nder wie England und Frankreich; und selbst Holland und Portugal, die kleinsten, waren immer noch mindestens ebenso groá und stark wie Venedig, die gr”áte und st„rkste Handelsnation der vorigen Periode. Das gab dem fahrenden Kaufmann, #913# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" ----- dem merchant adventurer des 16. und 17. Jahrhunderts einen Rck- halt, der die ihre Glieder auch mit den Waffen sch„tzende Genos- senschaft mehr und mehr berflssig, ihre Kosten daher direkt l„- stig machte. Dann entwickelte sich jetzt der Reichtum in einzel- ner Hand bedeutend schneller, so daá bald vereinzelte Kaufleute ebensoviel Fonds auf eine Unternehmung wenden konnten wie frher eine ganze Gesellschaft. Die Handelsgeselischaften, wo sie noch fortbestanden, verwandelten sich meist in bewaffnete Korporatio- nen, die unter dem Schutz und der Oberhoheit des Mutterlandes neu entdeckte ganze L„nder eroberten und monopolistisch ausbeuteten. Je mehr aber in den neuen Gebieten Kolonien vorwiegend auch von Staats wegen angelegt wurden, desto mehr trat der genossenschaft- liche Handel vor dem des einzelnen Kaufmanns zurck, und damit wurde die Ausgleichung der Profitrate mehr und mehr ausschlieáli- che Sache der Konkurrenz. Bisher haben wir eine Profitrate kennengelernt nur fr das Han- delskapital. Denn nur Handels- und Wucherkapital hatte es bisher gegeben, das industrielle Kapital sollte sich eben erst entwic- keln. Die Produktion war noch vorwiegend in den H„nden von Arbei- tern, die im Besitz ihrer eignen Produktionsmittel waren, deren Arbeit also keinem Kapital einen Mehrwert abwarf. Muáten sie einen Teil des Produkts ohne Entgelt an Dritte abtreten, dann in der Form des Tributs an Feudalherren. Das Kauf mannskapital konnte seinen Profit daher, wenigstens anfangs, nur aus den aus- l„ndischen K„ufern inl„ndischer oder den inl„ndischen K„ufern ausl„ndischer Produkte herausschlagen; erst gegen Ende dieser Pe- riode - fr Italien also mit dem Niedergang des Levantehandels - mochte die ausw„rtige Konkurrenz und der erschwerte Absatz den handwerksm„áigen Produzenten von Ausfuhrwaren zwingen, dem Ex- portkaufmann die Ware unter ihrem Wert abzulassen. Und so finden wir hier die Erscheinung, daá im inl„ndischen Detailverkehr der einzelnen Produzenten untereinander die Waren durchschnittlich zu ihren Werten verkauft werden, im internationalen Handel aber, aus angegebnen Grnden, der Regel nach nicht. Ganz im Gegensatz zur heutigen Welt, wo die Produktionspreise im internationalen und Groáhandel Geltung haben, w„hrend im st„dtischen Kleinhandel die Preisbildung durch ganz andre Profitraten reguliert wird. So daá z.B. heute das Fleisch eines Ochsen einen gr”áeren Preisauf schlag erf„hrt auf dem Wege vom Londoner Engrosh„ndler bis zum einzelnen Londoner Konsumenten als vom Engrosh„ndler in Chicago, inklusive Transport, bis zum Londoner Engrosh„ndler. Das Werk- zeug, das diese Umw„lzung in der Preisbildung allm„hlich zustande brachte, war das industrielle Kapital. Bereits im Mittelalter hatten #914# Friedrich Engels ----- sich Ans„tze dazu,gebildet, und zwar auf drei Gebieten: Reederei, Bergwerk, Textilindustrie. Reederei auf dem von den italienischen und hanseattschen Seerepubliken betriebnen Maástab war unm”glich ohne Matrosen, d.h. Lohnarbeiter (deren Lohnverh„ltnis unter ge- nossenschaftlichen Formen mit Gewinnbeteiligung versteckt sein mochte), und fr die Caleeren Jener Zeit auch ohne Ruderer, Lohn- arbeiter oder Sklaven. Die Gewerken der Erzgruben, ursprnglich genossenschaftliche Arbeiter, hatten sich in fast allen F„llen bereits in Aktiengesellschaften zur Ausbeutung des Betriebs ver- mittelst Lohnarbeiter verwandelt. Und in der Textilindustrie hatte der Kaufmann angefangen, die kleinen Webermeister direkt in seinen Dienst zu stellen, indem er ihnen das Garn lieferte und gegen fixen Lohn fr seine Rechnung in Gewebe verwandeln lieá, kurz, indem er aus einem bloáen K„ufer ein sogenannter V e r l e g e r wurde. Hier haben wir die ersten Anf„nge kapitalistischer Mehrwertsbil- dung vor uns. Die bergm„nnischen Gewerken k”nnen wir als ge- schlossene Monopol-Korporationen auáer acht lassen. Von den Ree- dern liegt es auf der Hand, daá ihre Profite mindestens die lan- desblichen sein muáten, mit Extrazuschlag fr Assekuranz, Ver- schleiá der Schiffe etc. Wie aber lag die Sache mit den Textil- verlegern, die zuerst direkt fr kapitalistische Rechnung herge- stellte Waren auf den Markt und mit den fr Handwerkers Rechnung hergestellten Waren derselben Art in Konkurrenz brachten? Die Profitrate des Handelskapitals war vorgefunden. Sie war auch schon, wenigstens fr die betreffende Lokalit„t, zu einer ann„- hernden Durchschnittsrate ausgeglichen. Was konnte nun den Kauf- mann bewegen, das Extragesch„ft des Verlegers auf sich zu nehmen? Nur eins: die Aussicht auf gr”áeren Profit bei gleichem Verkaufs- preis mit den andern. Und diese Aussicht hatte er. Indem er den Kleinmeister in seinen Dienst nahm, durchbrach er die hergebrach- ten Schranken der Produktion, innerhalb deren der Produzent sein fertiges Produkt verkaufte und nichts andres. Der kaufm„nnische Kapitalist kaufte die Arbeitskraft, die einstweilen noch ihr Pro- duktionsinstrument besaá, aber schon nicht mehr den Rohstoff. In- dem er so dem Weber regelm„áige Besch„ftigung sicherte, konnte er dagegen den Lohn des Webers derart drcken, daá ein Teil der geleisteten Arbeitszeit unbezahlt blieb. Der Verleger wurde so Aneigner von Mehrwert ber seinen bisherigen Handelsgewinn hin- aus. Allerdings muáte er dafr auch ein zus„tzliches Kapital an- wenden, um Garn etc. zu kaufen und in der Hand des Webers zu be- lassen, bis das Stck fertig war, fr das er frher erst beim Einkauf den ganzen Preis zu zahlen hatte. Aber erstens hatte er in den meisten F„llen auch schon Extrakapital gebraucht zu Vor- schssen an den #915# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital" ----- Weber, den in der Regel nur die Schuldknechtschaft dahin brachte, daá er sich den neuen Produktionsbedingungen unterwarf. Und zwei- tens, auch abgesehn davon, stellt sich die Rechnung nach folgen- dem Schema: Gesetzt, unser Kaufmann betriebe sein Exportgesch„ft mit 30 000 Kapital, Dukaten, Zechinen, Pfund Sterling oder was immer. Davon seien 10 000 im Einkauf von inl„ndischen Waren t„tig, w„hrend 20 000 in den berseeischen Absatzm„rkten gebraucht werden. Das Kapital schlage einmal in zwei Jahren um, jahresumschlag = 15 000. Unser Kaufmann will nun fr eigne Rechnung weben lassen, Verleger werden. Wieviel Kapital muá er da zuschieáen? Nehmen wir an, die Produktionszeit des Stckes Zeug, wie er dergleichen ver- kauft, sei durchschnittlich zwei Monate, was sicher sehr hoch ist. Nehmen wir ferner an, er msse alles bar zahlen. So muá er Kapital genug zuschieáen, um seinen Webern Garn fr zwei Monate zu liefern. Da er im Jahr 15 000 umschl„gt, kauft er in zwei Mo- naten Zeug fr 2500. Sagen wir, daá 2000 davon Garnwert und 500 Webelohn darstellen, so braucht unser Kaufmann ein Zuschuákapital von 2000. Wir nehmen an, der Mehrwert, den er sich durch die neue Methode vom Weber aneignet, betrage nur 5% vom Wert des Zeugs, was die sicher sehr bescheidne Mehrwertsrate von 25% ausmacht (2000 c + 500v + 125m; m' = 125/500 = 25%, p' = 125/2500 = 5%). Dann macht unser Mann auf seinen Jahresumschlag von 15 000 einen Extraprofit von 750, hat also sein Zuschuákapital in 2/3 Jahren schon wieder herausgeschlagen. Um aber seinen Absatz und damit seinen Umschlag zu beschleunigen und dadurch mit demselben Kapi- tal in krzerer Zeit denselben, in derselben Zeit wie bisher also gr”áeren Profit zu machen, wird er einen kleinen Teil seines Mehrwerts dem K„ufer schenken, wird billiger verkaufen als seine Konkurrenten. Diese werden sich allm„hlich auch in Verleger ver- wandeln, und dann reduziert sich der Extraprofit fr alle auf den gew”hnlichen Profit, oder gar einen niedrigeren, fr das bei al- len erh”hte Kapital. Die Gleichheit der Profitrate ist wiederher- gestellt, wenn auch m”glicher weise auf andrem Niveau, dadurch, daá ein Teil des im Inland gemachten Mehrwerts an die ausw„rtigen K„ufer abgetreten ist. Der n„chste Schritt in der Unterwerfung der Industrie unter das Kapital geschieht durch die Einfhrung der Manufaktur. Auch diese bef„higt den Manufakturisten, der im 17. und 18. Jahrhundert - in Deutschland noch bis 1850 fast allgemein und stellenweise noch heute - meist noch sein eigner Exportkaufmann ist, wohlfeiler zu produzieren als sein altfr„nkischer Konkurrent, der Handwerker. Derselbe Prozeá wiederholt sich; der vom #916# Friedrich Engels ----- Manufakturkapitalisten angeeignete Mehrwert erlaubt ihm resp. dem Exportkaufmann, der mit ihm teilt, wohlfeiler zu verkaufen als seine Konkurrenten, bis zur Verallgemeinerung der neuen Produkti- onsweise, wo dann wieder Ausgleichung eintritt. Die schon vorge- fundne Handelsprofitrate, selbst wenn sie nur lokal nivelliert ist, bleibt das Prokrustesbett, worin der berschssige industri- elle Mehrwert ohne Barmherzigkeit abgehackt wird. Hat die Manufaktur schon durch Verwohlfeilerung der Produkte sich emporgeschwungen, so noch weit mehr die groáe Industrie, die mit ihren immer wieder erneuerten Revolutionen der Produktion die Herstellungskosten der Waren niedriger und niedriger herabdrckt und alle frheren Produktionsweisen unerbittlich beseitigt. Sie ist es auch, die dadurch den inneren Markt endgltig fr das Ka- pital erobert, der Kleinproduktion und Naturalwirtschaft der sich selbst gengenden Bauernfamilie ein Ende macht, den direkten Aus- tausch zwischen den Kleinproduzenten beseitigt, die ganze Nation in den Dienst des Kapitals stellt. Sie gleicht ebenfalls die Pro- fitraten der verschiednen kaufm„nnischen und industriellen Ge- sch„ftszweige zu einer allgemeinen Profitrate aus und sichert endlich der Industrie den ihr gebhrenden Machtposten bei dieser Ausgleichung, indem sie den gr”áten Teil der Hindernisse besei- tigt, die bisher der šbertragung von Kapital aus einem Zweig in einen andern im Wege standen. Damit vollzieht sich fr den ge- samten Austausch im groáen die Verwandlung der Werte in Produkti- onspreise. Diese Verwandlung geht also nach objektiven Gesetzen vor sich, ohne Bewuátsein oder Absicht der Beteiligten. Daá die Konkurrenz die ber die allgemeine Rate berschssigen Profite auf das allgemeine Niveau reduziert und so dem ersten industriel- len Ane'gner den den Durchschnitt berschreitenden Mehrwert wie- der entzieht, bietet theoretisch durchaus keine Schwierigkeit. In der Praxis aber um so mehr, denn die Produktionssph„ren mit ber- schssigem Mehrwert, also mit hohem variablem bei niedrigem kon- stantem Kapital, also mit niedriger Kapitalzusamrnensetzung, sind grade ihrer Natur nach dieienigen, die dem kapitalistischen Be- trieb am sp„testen und am unvollst„ndigsten unterworfen werden; vor allem der Ackerbau. Was dagegen die Erh”hung der Produktions- preise ber die Warenwerte angeht, die erforderlich ist, um den in den Produkten der Sph„ren hoher Kapitalzusammensetzung ent- haltnen, unterschssigen Mehrwert auf das Niveau der Durch- schnittsprofitrate zu erheben, so sieht das theoretisch „uáerst schwierig aus, macht sich aber, wie wir gesehn haben, in der Pra- xis am leichtesten und ehesten. Denn die Waren dieser Klasse, wenn sie zuerst kapitalistisch produziert werden und in den kapi- talistischen Handel kommen, treten in Konkurrenz mit Waren glei- cher Art, die nach #917# Erg„nzung und Nachtrag zurn III. Buche des "Kapital" ----- vorkapitalistischen Methoden fabriziert, also teurer sind. Der kapitalistische Produzent kann also selbst bei Verzicht auf einen Teil des Mehrwerts immer noch die fr seine Lokalit„t gltige Profitrate herausschlagen, die ursprnglich keine direkte Bezie- hung zum Mehrwert hatte, weil sie aus dem Handelskapital entstan- den war schon lange, ehe berhaupt kapitalistisch produziert, also eine industrielle Profitrate m”glich war. II. Die B”rse 1. Aus dem 3. Bd., 5. Abschnitt, besonders Kapitel 27, geht her- vor, welche Stellung die B”rse in der kapitalistischen Produktion berhaupt einnimmt. Nun ist aber seit 1865, wo das Buch verfaát, eine Ver„nderung eingetreten, die der B”rse heute eine um ein Be- deutendes gesteigerte und noch stets wachsende Rolle zuweist und die bei der ferneren Entwicklung die Tendenz hat, die gesamte Produktion, industrielle wie agrikulturelle, und den gesamten Verkehr, Kommunikationsmittel wie Austauschfunktion, in den H„n- den von B”rsianern zu konzentrieren, so daá die B”rse die hervor- ragendste Vertreterin der kapitalistischen Produktion selbst wird. 2. 1865 war die B”rse noch ein sekund„res Element im kapitalisti- schen System. Die Staatspapiere repr„sentierten die Hauptmasse der B”rsenwerte, und auch ihre Masse war noch relativ gering. Da- neben die Aktienbanken, die auf dem Kontinent und in Amerika vor- herrschend, in England sich eben erst zur Verschluckung der ari- stokratischen Privatbanken anschickten. Aber in Masse noch rela- tiv unbedeutend. 3. Die Eisenbahnaktien auch noch relativ schwach gegen jetzt. Direkt produktive Etablissements aber nur wenig in Aktienform. Damals war noch das Auge des Meisters" ein unberwun- dener Aberglaube - und wie die Banken, am meisten in den „ r m e r e n L„ndern, in Deutschland, ™sterreich, Amerika etc. Damals also die B”rse noch ein Ort, wo die Kapitalisten sich ihre akkumulierten Kapitalien untereinander abnahmen und der die Ar- beiter direkt nur anging als neues Beweisstck der demoralisie- renden allgemeinen Wirkung der kapitalistischen Wirtschaft und Best„tigung des kalvinistischen Satzes, daá die Gnadenwahl alias der Zufall schon in diesem Leben ber Seligkeit und Verdammnis, ber Reichtum, d.h. Genuá und Macht, und ber Armut, d.h. Entbeh- rung und Knechtschaft, entscheidet. 3. Jetzt anders. Die Akkumulation ist seit der Krise von 1866 mit einer stets wachsenden Schnelligkeit vorgegangen, und zwar so, daá in keinem Industrieland, am wenigsten England, die Ausdehnung der Produktion mit #918# Friedrich Engels ----- der der Akkumulation Schritt halten, die Akkumulation des einzel- nen Kapitalisten in der Vergr”áerung seines eigenen Gesch„fts volle Verwendung finden konnte; englische Baumwollindustrie schon 1845, Eisenbahnschwindel. Mit dieser Akkumulation aber stieg auch die Masse der Rentiers, der Leute, die die regelm„áige Anspannung im Gesch„ft satt waren, die also bloá sich amsieren wollten oder doch nur gelinde Besch„ftigung als Direktoren oder Aufsichtsr„te von Kompanien treiben. Und drittens wurden, um die Anlage der so als Geldkapital flottierenden Masse zu erleichtern, nun berall, wo es noch nicht geschehn, neue gesetzliche Formen der Gesell- schaften mit beschr„nkter Haftbarkeit hergestellt, und die Ver- pflichtung der bisher unbeschr„nkt haftenden Aktion„re auch +- 1*) reduziert (Aktien-Gesellschaften in Deutschland 1890. 40% der Zeichnung!). 4. Hiernach allm„hliche Verwandlung der Industrie in Aktienunter- nehmungen. Ein Zweig nach dem andern verf„llt dem Schicksal. Zu- erst Eisen, wo Riesenanlagen jetzt n”tig (vorher Bergwerke, wo diese nicht schon verkuxt). Dann chemische Industrie ditto. Ma- schinenfabriken. Auf dem Kontinent Textilindustrie, in England bloá noch in einigen Gegenden von Lancashire (Spinnerei Oldham, Weberei Burnley etc., Schneider-Kooperation, diese aber nur Vor- stufe, um bei der n„chsten Krisis wieder an die masters 2*) zu fallen), Brauereien (vor ein paar Jahren die amerik. an engl. Ka- pital[isten] verschachert, dann Guinness, Bass, Allsopp). Dann die Trusts, die Riesenunternehmungen mit gemeinsamer Leitung schaffen (wie die United Alkali). Die gew”hnliche EinzeIfirma +&+ 3*) nur Vorstufe, um das Gesch„ft dahin zu bringen, wo es groá genug, um "gegrndet" zu werden. Dasselbe vom Handel. Leafs, Parsons, Morleys, Morrison, Dillon, alle gegrndet. Ebenso jetzt schon Detailh„user, und zwar nicht nur unter dem Schein der Kooperation … la "Stores". Dasselbe von Banken und andern Kreditinstituten auch in England. Unmassen neuer, alle Aktien delimited 4*). Sogar alte Banken wie Glyns etc. verwandeln sich mit 7 Privat-Aktion„ren in Limited. 5. Auf dem Gebiet des Ackerbaues dasselbe. Die enorm ausgedehnten Banken besonders in Deutschland (unter allerlei brokratischen Namen) mehr und mehr Tr„ger der Hypothek, mit ihren Aktien wird das wirkliche Obereigentum ber den Grundbesitz der B”rse ber- liefert, und dies noch mehr bei Verfall der Gter an die Gl„ubi- ger. Hier wirkt die agrikulturelle Revolution der Steppenkultur gewaltsam; gehts so fort, die Zeit abzusehn, wo auch Englands und Frankreichs Boden verb”rset. ----- 1*) mehr oder minder - 2*) Meister - 3*) mehr und mehr - 4*) mit beschr„nkter Haftung #919# Erg„nzung und Nachtrag zum III. Buche des "KapitaI" ----- 6. Nun aber die ausw„rtigen Anlagen alle in Aktien. Um nur von England zu sprechen: amerik. Eisenbahnen, Nord und Sd (die Stock-List nachschlagen), Goldberger etc. 7. Dann die Kolonisation. Diese ist heute rein Sukkursale der B”rse, in derem Interesse die europ„ischen M„chte vor ein paar Jahren Afrika geteilt, die Franzosen Tunis und Tonkin erobert ha- ben. Afrika direkt an Kompanien verpachtet (Niger, Sdafrika, Deutsch-Sdwest- und Ostafrika) und Maschonaland und Natalland fr die B”rse von Rhodes in Besitz genommen. Nach der Handschrift. #921# ----- Anhang und Register #923# ----- Fremdsprachige Zitate Die fremdspraen Zitate, die in den Fuánoten in deutscher šberset- zung gebracht wurden, werden hier nach der 1. Auflage wiedergege- ben. Offensichtliche Druck- oder Schreibfehler wurden still- schweigend korrigiert. Wesentliche Abweichungen gegenber dem Original sind in Fuánoten vermerkt. Erster Teil S. 193 Note 30 "If is not meant to be asserted by him" (Ricardo) "that two particular lots of two different articles, as a hat and a pair of shoes, exchange with one another when those two parti- cular lots were produced by equal quantities of labour. By 'commodity' we must here understand the 'description of commo- dity', not a particular individual hat, pair of shoes etc. The whole labour which produces all the hats in England is to be con- sidered, for this purpose, as divided among all the hats. This seems to me not to have been expressed at first, and in the gene- ral statements of this doctrine." ("Observations on some verbal disputes in Pol. Econ. etc.", London 1821, p. 53, 54.) S. 201 Note 31 "Where the quantity of wages, capital, and land, required to produce an article, have become different from what they where, that which Adam Smith calls the natural price of it, is also different, and that price which was previously its natu- ral price, becomes, with reference to this alteration, its marke- teprice; because, though neither the aupply, nor the quantity wanted rnay have changed" (... ) "that supply is not now exactly enough tot those persons who are able and willing to pay what in now the cost of production, but is either greater or less than that; so that the proportion between the supply, and what is, with reference to the new cost of production, the effectual de- mand, is different from what it was. An alteration in the rate of supply will then take place if there is no obstacle in the way of it, and at last bring the commodity to its new natural price. It may then seem good to some per sons to say that, as the commodity gets to its natural price by an alteration in its supply, the na- tural price is as much owing to one proportion between the demand and the supply, as the market-price is to another, and conse- quently, that the natural price, just as much as the market- price, depends on the proportion that demand and supply bear to each other. ('The great principle of demand and supply is called into action to determine what A. Smith calls natural price... well as marketprices.' - Malthus. [31])" ("Observatione on cer- tain verbal disputes etc.", London 1821, p. 60, 61.) S. 204 Note 32 "If each man of a class could never have more than a given share, or aliquot part of the gains and possessions of the whole, he would readily combine to raise the gains" (...): "this is monopoly. But where each man thinks that he may any way increase #924# Anhang und Register ----- the absolute amount of his own share, though by a process which lessens the whole amount, he will often do it: this is competi- tion." ("An Inquiry into those principles respecting the nature of demand etc.", London 1821, p. 105). S. 234 Note 35 "We should also expect that, however the rate of the profits of stock might diminish in consequence of the accumu- lation of capital on the land, and the rise of wages, yet the Ag- gregate amount of profits would increase. Thus, supposing that, with repeated accumulations of 100.000 pound, the rate of Profits should fall from 20 to 19, to 18, to 17 per cent., a constantly diminishing rate; we should expect that the whole amount of pro- fits received by those auccessive owners of capital would be al- ways progressive; that it would be greater when the capital was 200 000 pound than when 100 000 pound; still greater when 300 000 pound; and so on, increasing, though at a diminishing rate, with every increase of capital. This progression, however, is only true for a certain time; thus, 19 per cent. on 200 000 is more than 20 en 100 000 pound; again 18 per cent on 300 000 pound as more than 19 per cent on 200 000 pound , but after capital has accumulated to a large amount, and profits have fallen, the fur- ther accumulation diminishes the aggregate of profits. Thus, sup- pose the accumulation should be 1 000 000 pound, and the profits 7 per cent., the whole amount of profits will be 70 000 pound; now if a addition of 1 00 000 pound capital be made to the mil- lion, and profits should fall to 6 per cent., 66 000 poundor a diminution of 4000 pound will be received by the owners of stock, although the whole amount of stock will be increase from 1 000 000 to 1 100 000 pound." Ricardo, "Pol. Econ.", chapt. VII ("Works", ed. McCulloch, 1852, p. 68, 69). S. 248 Note 36 "They contend the equality of profits will be brought about by the general rise of Note profits; and I am of opinion that the profits of the favoured trade will speedily sub- mit to the general level." ([Ricardo, "Pol. Econ.",] "Works", ed. MacCulloch, p. 73.) S. 290 Note 36 "The transport of commodities from one place to another." ([Ramsay,] "An Essay on the Distribution of Wealth". p. 19.) "In the existing economical arrangements of society, the very act, which is performed by the merchant, of standing between the producer and the consumer, advancing to the former capital and receiving products in return, and handing over these products to the latter, receiving back capital in return, is a transaction, which both facilitates the economical process of the community, and adds value to the products in relation to which it is perfor- med." (]S. P. Newman, "Elements of Pol. Ec." (Andover and New York 1835] p. 174.) ... "since it adds value to products, for the same products, in the hands of consumers, are worth more than in the hands of pro- ducers" (...) "strictly [...] an act of production." (p. 175.) S. 318 f. Note 40 "Profit, on the general principle, is always the same, whatever be price; keeping its place like an incumbent body en the sweiling or sinking trade 1*). As, therefore, prices rise, a tradesman raises prices; as prices fall, a tradesman lo- wers price." (Corbet, "An Inquiry into the Causes etc. of the Wealth of Individuals". London 1841, p. 20.) "The profit of trade is a value added to capital which is inde- pendent of price. ----- 1*) Bei Corbet: tide #925# Fremdsprachige Zitate ----- the second" (speculation) "is founded on the Variation in the va- lue of capital or in price itself." (l.c.p. 128.) S. 329 f. Note 43 "The Wisselbank heeft haren naam niet... van den wissel, wisselbrief, maar van wisselen van geldspecien. Lang v¢¢r het oprigten der Amsterdamsche wisselbank in 1609 had men in de Nederlandsche koopsteden reeds wisselaars en wisselhuizen, zelfs wisselbanken... Het bedrijf dezer wisselaars bestond daa- rin, dat zie de talrijke verscheidene muntspecien, die door vreemde handelaren in het land gebragt worden, tegen wettelijk gangbare munt inwisselden. Langzamerhand breidde hun werkkring zich uit... zij werden de kassiers en bankiers van hunne tiid. Maar in die vereeniging van de kassierderij met het wisselambt zach de regering van Amsterdam gevaar, en om dit gevaar te kee- ren, werd besloten tot het stichten eener groote inrigting, die zoo wel het wisselen als de kassierderii op openbaar gezag zou verrigten. Die inrigting was de beroemde Amsterdamsche Wisselbank van 1609. Evenzoo hebben de wisselbanken van Venetie, Genua, Stockholm, Harnburg haar ontstaan aan de gedurige noodzakelijk- heid der verwisseling van geldspecien te danken gehad. Van deze allen is de Hamburgsche de eenige die nog heden bestaat, c)rn dat de behoefte aar, zulk eene inrigting zich in deze koopstad, die geen eigen muntstelsel heeft, nog altiid doet gevoelen etc." (S. Vissering, "Handboek van Praktische Staathuishoudkunde". Amster- dam 1860. I, p. 247, 248.) S. 351 Note 54 "You" (the Bank of England) "are very large dealers in the mmodity of capital?" ("Report on Bank Acts", H. of C. 1857, [p. 104].) S. 364 Note 57 "The equitableness of taking interest depends not upon a man's mng or not making profit, but upon its" (...) "being capable of producing profit, if rightly employed." ("An Essay on the Governing Causes of the Natural Rate of Interest, wherein the sentiments of Sir W. Petty and Mr. Locke, on that head, are con- sidered", London 1750, p. 49. Verfasser der anonymen Schrift: J. Massie.) S. 365 Note 58 "Rich people, instead of employing their money themselves... let it out to other people for them to make profit of, reserving for the owners a proportion of the profits so made." (l.c.p. 23, 24.) S. 367 Note 60 "The ambiguity of the term value of money or of the curtency, when employed indiscrminately as it is, to signify both value in exchange for commodities and value in use of capi- tal, is a constant source of confusion." (Tooke, "inquiry into the Currency Principle", p. 77.) S. 371 Note 61"The natural rate of interest is governed by the profits of trade to particulars." (Massie, l.c.p. 51.) S. 373 Note 64 ... "by the accumulation of surplus capital neces- sarily accompanying the scarcity of profitable employment for it in previous years, by the release of hoards, and by the revival of confidence in commercial prospects." ("History of Prices from 1839 to 1847". London 1848, p. 54.) S. 373 Note 65 "An old customer of a banker was refused a loan upon a 200 000 pound bond; when about to leave to make known his suspension of payment, he was told there was no neceasity for the step, under the circumstances the banker would buy the bond at 150 000." ([H. Roy,] "The Theory of the Exchanges. The Bank Char- ter Act of 1844 etc." London 1864, p. 80.) #926# Anhang und Register ----- S. 376 Note 68 "By which, gambling in discounts, by anticipation of the alterations in the bank rate, has now become half the trade of the great heads of the money centre." ([H. Roy,] "The Theory of the Exchanges etc.", p. 113.) S. 377 f. Note 70 "This rule of dividing profits is not, however, to be applied particularly to every lender and borrower, but to lenders and borrowers in general... remarkably great and small gains are the reward of skill and the want of understanding, which lenders have nothing at all to do with; for as they will not suffer by the one, they ought nt to benefit by the other. What has been said of particular men in the same business is ap- plicable to particulat sorts of business; if the merchants and tradesmen employed in any one branch of trade get more by what they borrow than the common profits made by other merchants and tradesmen of the same country, the extraordinary gain is theirs, though it required only common skill and understanding to get it; and not the lenders', who supplied them with money... for the lenders would not have lent their money to carry on any business or trade upon lower terms than would admit of paying so much as the common rate of interest: and, therefore, they ought not to receive more than that, whatever advantage may be made by their money." (Massie, l.c.p. 50, 51.) S. 378 Note 71 Bank rate 5 p.c. Market rate of disct., 60 days' drafts 3 5/8 p.c. Do. do. 3 months 3 1/2 p.c. Do. do. 6 months 3 5/16 p.c. Loans to bill-brokers, day to day 1 to 2 p.c. Do. do. for one week 3 p.c. Last rate for fortnight, loans to stockbrokers 4 3/4 to 5 p.c. Deposit allowance (banks) 3 1/2 p.c. Do. do. (discount houses) 3 to 3 1/2 p.c. ("Daily News", vom 10. Dez. 1889.) S. 393 Note 72 "The profits of enterprise depend upon the net profits of capital, not the latter upon the former." (Ramsay, l.c.p. 214. Net profits bei Ramsey immer = Zins.) S. 397 Note 73 "Superintendence is here" (...) completely dispen- sed with." (J. E. Cairnes, "The Slave Power". London 1862, p. 48, 49.) S. 397 Note 74 "If the nature of the work requires that the work- men" (...) "should he disper over an extended area, the number of overseers and, therefore, the cost of the labour which requires this aupervizion, will be proportionately increased." (Cairnes, l.c.p. 44.) S. 402 f. Note 78 "Masters are labourers as well as their jour- neymen. In this character their interest is precisely the same as that of their men. But they are also either capitalists, or the agents of capitalists, and in this respect their interest is de- cidedly opposed to the interest of the workmen." (p. 27.) "The wide spread of education among the journeymen mechanics of this country diminishes daily the value of the labour and skill of almost all masters and einployers by increasing the number of persons who possess their peculiar knowledge." (p. 30. Hodgskin, "Labour defended against the s of Capital etc.", London 1825.) #927# Fremdsprachige Zitate ----- S. 403 Note 79 "The general relaxation of conventional barriers, the increased facilities of education tend to bring down the wa- ges of skilled labour instead of raising those of the unskilled. (J. St. Mill, "Princ. of Pol. Econ.", 2nd ed., London 1849, I, p. 479.) S. 412 Note 82 "It is clear, that no labour, no productive power, no ingenuity, and no art, can answer the overwhelming dernands of compound interest. But all saving is made from the revenue of the capitalist, so that actually these demands are constantly made and as constantly the productive power of labour refuses to sa- tisfy them. A sort of balance is, therefore, constantly struck." ("Labour defended against the Claims of Capital", p. 23. - Von Hodgskin.) S. 464 f. Note 90 "It is a great error, indeed, to imagine that the demand for pecuniary acconunodation (i.e. for the loan of ca- pital) is identical with a demand for additional means of circu- lation, or even that the two are frequently associated. Each de- mand originates in circumstances peculiarly affecting itself, and very distinct from each other. It is when everything looks pro- sperous, when wages are high, prices on the rise, and factories busy, that an additional supply of c u r r e n c y is usually required to perform the additional functions inseparable from the necessity of making larger and more nurnetous payments; whereas it is chiefly in a more advanced stage of the commercial cycle, when difficulties begin to present themselves, when markets are overstocked, and returns delayed, that interest rises, and a pressure comes upon the Bank for advances of c a p i t a l. It is true that there is no medium through which the Bank is accu- stomed to advance capital except that of its promissory notes; and that, to refuse the notes, therefore, is to refuse the accom- modation. But, the accommodation once granted, everything adjusts itself in conformity with the necessities of the market, the loan remains, and the currency, if not wanted, finds its way lack to the issuer. Accordingly, a very slight examination of the Parlia- mentary Returns may convince any one, that the securities in the hand of the Bank of England fluctuate more frequently in an oppo- site direction to its circulation than in concert with it, and that the example therefore, of that great establishment furnishes no exception to the doctrine so strongly pres by the country ban- kers, to the effect that no bank can enlarge its circulation, if that circulation be already adequate to the purposes to which a banknote currency is commonly applied; but that every addition to its advances, after that limit is passed, must be made from its capital, and supplied by the sale of some of its securities in reserve, ot by abstinence from further investment in such securi- ties. The table compiled from the Parliamentary Returns for the interval between 1833 and 1840, to which I have referred in a preceding page, furnishes continued examples of this truth; but two of these are so remarkable that it will be quite unnecessary for me to go beyond them. On the 3rd January, 1837, when the re- sources of the Bank were strained to the uttermost to sustain credit and meet the difficulties of the money rnarket, we find its advances on loan and discount carried to the enorinous sum of pound 17 022 000, an amount scarcely known since the war, and al- most equal to the entire Aggregate issues, which, in the mean- while, remain unmoved at so low a point as pound 17 076 000! On the other hand, we have, on the 4th of June 1833 a circulation of pound 18 892 000 with a return of private securities in hand, ne- arly, if not the very lowest on record for the last half-century, amounting to no more than pound 972 000!" (Fullarton, l.c.p. 97, 98.) #928# Anhang und Register ----- Zweiter Teil S. 632 Note 28 "Rrien qu'… appliquer … des terres d‚j… transfor- m‚es en moyen de production de secondes mises de capital on aug- mente la terre-capital sans rien ajouter … la terrematiŠre, c'est-… dire … l'‚tendue de la terre... La terre-capital n'est pas plus ‚ternelle que tout autre capital... La terre-capital est un capital fixe, mais le capital fim s'use aussi bien que les ca- pitaux circulants." ["MisŠre de la Philosophie, p. 165.] S. 834 Note 50 "Wages, Profit, and rent are the three original sources of all revenue, as well as of all exchangeable value." (A. Smith [122].) "C'est ainsi que les causes de la production materielle sont en mˆme temps les sources des revenus primitifs qui existent." (Storch, I, p. 259.) S. 849 Note 51 "Of net produce and gross produce, Mr. Say speaks as follows: 'The whole value produced is the gross produce; this value, after deducting from it the cost of production, is the net produce.' (Vol. II, p. 491.) There can, then, be no net produce, because the cost of production, according to Mr. Say, consists of rent, wages, and profits. In page 508, he says: 'the value of a product, the value of a productive service, the value of the cost of production, are all, then, similar values, whenever things are left to their natural course.' Take a whole from a whole and nothing remains. (Ricardo, "Principles", chap. XXXII, p. 512, Note.) S. 850 Note 52 "In every society the price of every commodity fi- nally resolves itself into some one or other, or all of those three parts" (viz. wages, profits, rent)... "A fourth part, it may perhaps he thought, is necessary for replacing the stock of the farmer, or for compensating the wear and tear of his labou- ring cattle, and other instruments of husbandry. But it must be considered that the price of any instrument of husbandry, such as a labouring herse, is itself made up of the same three parts: the rent of the land upon which he is reared, the labour of tending and rearing him, and the profits of the farmer, who advances both the rent of hin land, and the wages of bis labour. Though the price of the corn, therefore, may pay the price as well as the maintenance of the horse, the whole price still resolves itself either immediately or ultimately into the same three parts of rent, labour. (soll heiáen wages) "and profit." (A. Smith. [123]) S. 851 Note 53 "... profits du capital,... an‚antirait la possi- bilit‚ mˆme de l'industrie. Si le travailleur est forc‚ de payer 100 la chose pour laquelle il n'a recu que 80, si le salaire ne peut racheter dans un produit que la valeur qu'i1 y a mise, autant vaudrait dire que le travailleut ne peut rien racheter, que le salaire ne peut rien payer. En effet, dans le prix-de-re- vient il y a toujours quelque chose de plus que le salaite de l'ouvrier, et dans le prix-de-vente, quelque chose de plus que le profit de l'entrepreneur par exemple, le prix de la matire pre- miŠre, souvent pay‚ … l'‚tranger... Proudhon a oubli‚ l'accroissement continuel du'capital national; il a oubli‚ que cet accroissement se constate pour tous les travalleurs, ceux de l'entreprise comme ceux de la main-d'oeuvre." ("Revue des deux Mondes", 1848, t. 24, p. 998, 999.) S. 854 f. "Le capital circulant employd en mat‚riaux, matires premiŠres et ouvrage fait, se Note 54 compose lui-mame de mar- chandises dont le prix n‚cessaire est for des mames ‚lements; de sorte qu'en consid‚rant la totalit‚ des marchandises dans un pays, il #929# Fremdsprachige Zitate ----- y aurait double emploi de ranger cette portion du capital circu- lant parmi leg ‚l‚ments du prix n‚cessaire. (Storch, "Cours d'c. Pol.", II, p. 140.) "Il est vrai que le salaire de l'ouvrier, de mˆme que cette par- tie du Profit de l'entrepreneur qui consiste en salaires, si on les considŠre comme une portion des subsistances, se composent ‚galement de marchandises achet‚es au prix courant, et qui com- prennent de mˆme salaires, rentes des capitaux, rentes fonciŠres et profits d'entrepreneurs,... cette observation ne sert qu'… prouver quil est impossible de r‚soudre le prix n‚cessaire dans ses ‚l‚ments les plus simples." (ib., Note.) "Il est clair que la valeur du produit annuel se distribue partie en capitaux et partie en profits, et que chacune de ces portions de la valeur du produit annuel va r‚guliŠrement acheter les pro- duits dont la nation a besoin, tant pour entretenir son capital que pour renouveler son fonds consommable. (p. 134, 135.) ... "Peut-elle" (...) "habiter ses granges ou ses ‚tables, manger ses semailles et fourrages, s'habiller de ses bestiaux de labour, se divestir de ses instruments aratoires? D'aprŠs la the de M. Say il faudrait affirmer toutes ces questions." (135, 136.) ... "Sil' on admet que le revenu d'une nation est egal … son pro- duit brut, c. … d. qu'il n'y a point de capital … en d‚duire, il faut aussi admettre qu'elle peut d‚penser improductivement la va- leur entlre de son produit annuel sans faire le moindre tort … son revenu futur." (p. 147.) "Les produits qui constituent le capital d'une nation ne sont point consommables." (p. 150.) S. 861 Note 56 "It will be sufficient to remark that the same ge- neral rule which regulates the value of raw produce and manufac- tured commodities, is applicable also to the metals; their value depending not on the rate of profits, nor on the rate of wages, nor on the rent paid for mines, but on the total quantity of la- bour necessary to obtain the inetal, and to bring it to market." (Ricardo, "Princ.", chap. III, p. 77.) #930# ----- Anmerkungen [1] "Jahrbcher fr National”konomie und Statistik" - eine vier- zehnt„glich erscheinende Zeitschrift, die 1863 in Jena gegrndet wurde. Von 1872 bis 1890 wurde sie von Johannes Conrad, von 1891 bis 1897 von Wilhelm Lexis herausgegeben. 16 [2] Grenznutzentheorie - eine apologetische brgerliche ”konomi- sche Theorie, die in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts im Gegensatz zur Arbeitswerttheorie von Marx entstand. Nach dieser Theorie wird der Wert einer Ware bestimmt durch ihren "Grenznutzen", d.h. durch die subjektive Einsch„tzung der Ntz- lichkeit jener Wareneinheit, die das am wenigsten dringende Be- drfnis des K„ufers bei gegebner Gr”áe des Warenvorrats befrie- digt. Die Theorie des Grenznutzens macht die Gr”áe des Werts von der relativen Seltenheit der Waren abh„ngig. In Wirklichkeit aber h„ngt die relative Seltenheit der Waren von ihrem mehr oder weni- ger hohen Wert ab, der durch den gesellschaftlich notwendigen Ar- beitsaufwand bestimmt wird. Der Wert der Waren beeinfluát ber die Marktpreise das Ausmaá der zahlungsf„higen Nachfrage, und dieser Nachfrage paát sich auch das Warenangebot an. Die Grenz- nutzentheorie geh”rt zu den theoretischen Grundlagen der modernen brgerlichen ™konomie, weil sie deren Vertretern geeignet er- scheint, die Ausbeutung der Arbeiter im Kapitalismus zu ver- schleiern. 17 [3] Lexis, "Kritische Er”rterungen ber die W„hrungsfrage". In: Jahrbuch fr Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft im Deutschen Reich", 5. Jg., 1. Heft, Leipzig 1881, S. 87-132. 18 [4] "Nuova Antologia di Scienze, Lettere ed Arti" - italienische liberale Zeitschrift fr Wissenschaft, Literatur und Kunst; er- schien von 1866 bis 1877 in Florenz und von 1878 bis 1943 in Rom. 25 [5] Loria benutzte die franz”sische Ausgabe des ersten Bandes des Kapitals in der das XI. Kapitel "Rate und Masse des Mehrwerts" dem IX. Kapitel der deutschen Ausgabe entspricht. 26 [6] "Bemerkung zu dein Aufsatze des Herrn Stiebeling: Ueber den Einfluá der Verdichtung des Kapitals auf den Lohn und die Ausbeu- tung der Arbeit". In: "Die Neue Zeit", 1887, Nr. 3, S. 127-133. "Die Neue Zeit" - theoretisches Organ der deutschen Sozialderno- kratie, das fhrend in der internationalen Arbeiterbewegung war. "Die Neue Zeit" erschien von 1883 bis 1923 #931# Anmerkungen ----- in Stuttgart und wurde von Karl Kautsky unter Mitarbeit von Franz Mehring redigiert. Seit Oktober 1917 wurde sie von Heinrich Cunow herausgegeben. Von 1885 bis 1894 schrieb Engels eine Reihe von Artikeln fr "Die Neue Zeit", untersttzte die Redaktion st„ndig mit seinen Ratschl„gen und kritisierte sie nicht selten wegen der Abweichungen vom Marxismus in ihren Publikationen. Nach dem Tode von Friedrich Engels wurden in der Zeitschrift mehr und mehr Ar- tikel von Revisionisten ver”ffentlicht. W„hrend des ersten Welt- krieges nahm "Die Neue Zeit" eine zentristische Position ein und untersttzte damit die Sozialchauvinisten. 28 [7] Rarnsay, "An essay on the distribution of wealth", Edinburgh 1836, S. 184. 49 [8] Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts herrschte in der Chemie die phlogistische Theorie. Sie erkl„rte das Wesen der Verbrennung durch die Annahme eines hypothetischen Stoffs, Phlogiston, der aus brennendem Material entweicht. Als man festgestellt hatte, daá sich das Gewicht von Metallen beim Durchglhen in der Luft erh”ht, schrieben einige Anh„nger dieser Theorie dem Phlogiston ein negatives Gewicht zu. Der franz”sische Chemiker Lavoisier wi- derlegte die Phlogistontheorie, indem er das Wesen der Verbren- nung als Verbindung mit dem chemischen Element Sauerstoff er- kannte und bewies. Siehe auch Friedrich Engels ber die Theorie des Phlogistons im Vorwort zum zweiten Band des "Kapitals" (Band 24 unserer Ausgabe, S. 21-23). 49 9) Im Januar 1849 errichtete Proudhon eine "Volksbank". Sie sollte dem unmittelbaren Austausch der Produkte der Kleinprodu- zenten dienen und den Arbeitern zinslosen Kredit zur Verfgung stellen. Diese Bank, mit deren Hilfe Proudhon eine soziale Reform zu verwirklichen hoffte, machte zwei Monate nach ihrer Grndung bankrott. Eine ausfhrliche kritische Analyse der Ansichten Proudhons gibt Marx in seinem Werk "Das Elend der Philosophie" (siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 63-182). 49 [10] [Linguet,] "Th‚orie des lois civiles, ou principes fondamen- taux de la soci‚t‚, Londres 1767, Band 2, Buch 5, Kap. 20. (Siehe auch Band 23 unserer Ausgabe, S. 304.) 95 [11] Unter dem Einfluá der Ideen der utopischen Sozialisten schlossen sich 1844 Arbeiter von Rochdale (n”rdlich von Manche- ster) zur Society of Equitabie Pioneers (Gesellschaft gerechter Pioniere) zusammen. Ursprnglich war sie eine Konsumgenossen- schaft; sie erweiterte sich bald und rief auch genossenschaftli- che Produktionsbetriebe ins Leben. Mit den Rochdaler Pionieren begann eine neue Periode der Genossenschaftsbewegung in England und in anderen L„ndern. 96 [12] killing no murder (t”ten heiát nicht morden) - Titel eines Pamphlets, das 1657 in England erschien. Der Verfasser, der Le- veller Sexby, rief dazu auf, den Lord-Protektor Oliver Cromwell als grauswnen Tyrannen zu t”ten, und stellte eine solche Tat als patriotisches Verdienst dar. 100 [13] Court of Queen's Bench - eines der „ltesten Gerichte in Eng- land. Bis zur Reform von 1873 war es das oberste Kriminalgericht und zugleich die oberste Berufungsinstanz in allen Kriminalsa- chen. Es tagte unter k”niglichem Vorsitz. Heute ist es eine Ab- teilung des h”chsten Gerichtshofes des gemeinen Rechts, des High Court. 101 [14] Ure, "The philosophy of manufactures: or, an exposition of the scientific, moral, and commercial economy of the factory sy- stem of Great Britain" London 1835. Babbage, "On the economy of machinery and manufactures", London 1832, S. 280/281. 114 #932# Anhang und Register ----- [15] Torrens, "An essay on the production of wealth", London 1821, S. 28 ff. (Siehe auch Karl Marx, "Theorien ber den Mehr- wert", Band 26 unserer Ausgabe. 3. Teil, S. 66-74.) 117 [16] Ricardo, On the principles of political economy, and taxa- tion", 3. Ausg., London 1821, S. 131-138. 117 Die Korngesetze, die 1815 in England erlassen wurden, setzten hohe Einfuhrz”lle fr Getreide fest und verboten die Einfuhr von Getreide, wenn der Inlandpreis fr den Quarter niedriger war als 80 Shilling. Die Korngesetze, die sich „uáerst schwer auf die Lage der „rmsten Bev”lkerungsschichten auswirkten, waren auch fr die Industrie bourgeoisie unvorteilhaft, weil sie die Arbeits- kraft verteuerten, die Aufnahmef„higkeeit des inneren Marktes verringerten und die Entwicklung des Auáenhandels behinderten. Sie wurden 1846 nach einem langj„hrigen Kampf zwischen den Groá- grundbesitzern und der Bourgeoisie aufgehoben. 117 340 639 670 [18] Babbage, On the economy of machinery and manufactures", Lon- don 1832, S. 280/281. 123 [19] Ricardo, "On the principles of political economy, and taxa- tion", 3. Ausg., London 1821, Kap. 2. 124 [20] Die Ateliers nationaux (Nationalwerkst„tten) wurden unmit- telbar nach der Februarrevolution 1848 in Frankreich durch ein Dekret der provisorischen Regierung geschaffen. Damit verfolgte sie das Ziel, einerseits die Ideen Louis Blancs ber die Organi- sation der Arbeit unter den Arbeitern zu diskreditieren und ande- rerseits die milit„risch organisierten Arbeiter der Ateliers na- tionaux im Kampf gegen das revolution„re Proletariat auszunutzen. Da dieser provokatorische Plan, die Arbeiterklasse zu spalten, miálang und die revolution„re Stimmung der in den Ateliers na- tionaux besch„ftigten Arbeiter immer st„rker anwuchs, ergriff die brgerliche Regierung eine Reihe Maánahmen zur Beseitigung der Ateliers nationaux (Verringerung der Zahl der dort besch„ftigten Arbeiter, ihre Verschickung zu ”ffentlichen Arbeiten in die Pro- vinz usw.). Diese Provokationen riefen im Pariser Proletariat groáe Emp”rung hervor und waren mit ein Anlaá zum Beginn des Pa- riser Juni-Aufstandes. Nach der Unterdrckung des Aufstandes nahm die Regierung-Cavaignac am 3.Juli 1848 ein Dekret ber die Aufl”- sung der Ateliers nationaux an. (Siehe auch Band 23 unserer Aus- gabe, S. 444, Note 183.) 144 [21] Rodbertus-Jagetzow, Sociale Briefe an von Kirchmann. Dritter Brief: Widerlegung der Ricardo'schen Lehre von der Grundrente und Begrndung einer neuen Rententheorie". Berlin 1851, S. 125. Eine ausfhrliche kritische Analyse der Theorie der Profitrate von Rodbertus gibt Marx in den "Theorien ber den Mehrwert" (siehe Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 62-82). 148 [22] Smith, "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", Buch 1. Kap. 10: "Of wages and profit in the diffe- rent employments of labour and stock." 151 [23] Cherbuliez, "Richesse ou pauvret‚. Exposition des causes et des effets de la distribution actuelle des richesses sociales", Paris 1841, S. 70-72. Seine Ansichten ber die Bildung der allge- meinen Profittate untersucht Marz im einzelnen in den Theorien ber den Mehrwert" (siehe Band 26 unserer Ausgabe, 3. Teil, S. 364-372). 168 [24] Malthus, "Principles of political economy", 2. Ausg., London 1836, S. 268. 179 [25] Corbet, "An inquiry into the causes and modes of the wealth of individuals; or the principles of trade and speculation expos- ned". London 1841, S. 20. 180 #933# Anmerkungen ----- [26] Heimatsgesetzgebung (settlement laws) - 1662 wurden in Eng- land Gesetze erlassen, die den Ackerbautagel”hnern das Recht nah- men, ihren Wohnsitz selbst zu w„hlen oder zu wechseln. Diese Ge- setze waren Bestandteil der Armengesetzgebung. Sie bestimmten die Rckkehr der Ackerbautagel”hner und anderer Armer an ihren Ge- burtsort bzw. st„ndigen Wohnsitz und ihren dortigen Verbleib. Die Beschr„nkung der Freizgigkeit fr die Hauptmasse der Landbev”l- kerung schuf Bedingungen, die den Grundbesitzern erlaubten, die Entlohnung auf ein Minimum herabzudrcken. 184 [27] Ricardo, "On the principles of political economy, and taxa- tion", 3. Ausg., London 1821, S. 60/61. 189 [28] Ricardo, "On the principles of political economy, and taxa- tion", 3. Ausg., London 1821, S. 15. 189 [29] Ricardo, "On the principles of political economy, and taxa- tion", 3. Ausg., London 1821, S.60/61. Storch, "Coure d'‚conomie politique, ou exposition des principes qui d‚terminent la prosp‚rit‚ des nations", Band 2, St.-P‚ters- bourg 1815, S. 78/79. (Siehe auch Karl Marx, Theorien ber den Mehrwert", Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 89 und 93.) 193 [30] Corbet, "An inquiry into the causes and modes of the wealth of individuals; or the principles of trade and speculation ex- plained", London 1841, S. 42-44. 193 [31] Malthus, "Principles of political economy", London 1820, S. 75. 201 [32] Malthus, "Principles of political economy", London 1836, S. 77/78. 208 [33] Ricardo, "On the principles of Political economy, and taxa- tion", 3. Ausg., London 1821, S. 36-41. 213 [34] servm pecus imitatorum - Abwandlung der Worte: 0 imitatores, servum pecus! (0 Nachahmer, sklavisches Gezchts) aus den Epi- steln des Horaz, Buch I, Epistel 19. 213 [35] Corbet, "An inquiry into the causes and modes of the wealth of individuals", London 1841, S. 100-102. 220 [36] "Hinc illae lacrimae (Daher jene Tr„nen) - Worte aus des r”- mischen Dramatikers Publius Terentius Afer Kom”die "Das M„dchen von Andros", 1. Akt, 1. Szene. 234 [37] Roscher, "Die Grundlagen der National”konomie", 3. Aufl., Stuttgart, Augsburg 1858, õ 108, S. 192. 235 [38] profit upon alienation (Ver„uáerungsprofit) - eine Formulie- rung von James Steuart, die Marx in den "Theorien ber den Mehr- wert" anfhrt und analysiert (siehe Band 26 unserer Ausgabe, 1. Teil, S. 7-9). 240 342 [39] Ricardo, "On the principles of political economy, and taxa- tion", 3. Ausg., London 1821, Kap. 7. 247 [40] Chalmers, "On political econorny in connexion with the moral state and moral prospects of society", 2. Ausg., Glasgow 1832, S. 88. 256 [41] Bellers, Essays about the poor, manufactures, trade, planta- tions, and immorality". London 1699, S. 10. 297 [42] Die Holl„ndisch-Ostindische Kompanie wurde 1602 gegrndet. Sie erhielt von der holl„ndischen Regierung das Monopol fr den Handel mit Ostindien, hatte aber st„ndig #934# Anhang und Register ----- mit der portugiesischen und englischen Konkurrenz zu k„mpfen. Die Kompanie war ein wichtiges Werkzeug der niederl„ndischen Bour- geoisie zur Schaffung eines eigenen Kolonialreiches in Indone- sien. Ihre Gewinne spielten eine bedeutende Rolle bei der ur- sprnglichen Akkumulation des Kapitals in den Niederlanden. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann der Niedergang der Kompanie. Wiederholte Aufst„nde der geknechteten Bev”lkerung, die grausam niedergeschlagen wurden, die fortschreitende Entv”lkerung des Landes, hohe Aufwendungen fr die wachsenden Gunisonen und der allgemeine Rckgang der einstigen Macht und politischen Bedeutung der Niederlande fhrten schlieálich zum Ztsanunenbruch der Hol- l„ndisch-Ostindischen Kompanie; 1798 wurde sie aufgel”st. 318 341 [43] Roscher, "Die Grundlagen der National”konomie", 3. Aufl., Stuttgart, Augsburg 1858, S. 192. 319 [44] Roscher, "Die Grundlagen der National”konomie", 3. Aufl., Stuttgart, Augsburg 1858, õ 60, S. 103. 336 [45] G”tter des Epikur - Nach Ansicht des altgriechischen Philo- sophen Epikur existieren die G”tter in den Intermundien, den Zwi- schenr„umen der Welten; sie haben weder auf die Entwicklung des Weltalls noch auf das Leben des Menschen irgendwelchen Einfluá. 342 612 [46] Luther, "Von Kauffshandlung und Wucher". In: Der Sechste Teil der Bcher des Ehrnwirdigen Herrn Doctoris Martini Lutheri", Wittembergk 1589, S. 296/297. Das Zitat von Luther bringen wir nach der 1. Auflage des Kapitals", Band 3. Hamburg 1894. 344 [47] Durch die Entdeckung der westindischen Inseln und des ameri- kanischen Kontinents sowie des Seeweges nach Indien kam es zu ei- ner umfassenden Verinerung der Handelswege. Die norditalienischen Handelsst„dte (Genua, Venedig u.a.) verloren ihre Bedeutung. Da- gegen begannen Portugal, die Niederlande, Spanien und England, begnstigt durch ihre Lage zum Atlantischen Ozean, im Welthandel die Hauptrolle zu spielen. 345 [48] [Massie,] "An essay on the governing causes of the natural rate of interest", London 1750, S. 60. 345 [49] Tower Hamlets, - ”stliche Stadtteile Londons. 347 [50] Poppe, "Geschichte der Technologie seit der Wiederherstel- lung der Wissenschaften bis an das Ende des achtzehnten Jahrhun- derts", Band 1, G”ttingen 1807, S. 70. 348 [51] Die zitierten Worte stammen von Charles-Frangois Chev‚, ei- nem Redakteur der Zeitung "La voix du peuple". Er verfaáte den ersten Brief des Buches "Gratuit‚ du cr‚dit. Discussion entre M. Fr. Bastiat et M. Proudhon", Paris 1850. 357 [52] Das Zitat von Luther bringen wir nach der 1. Auflage des "Kapitals", Band 3, Hamburg 1894. 359 407 [53] "The Econmnist" - Wochenblatt fr Wirtschaftsfragen und Po- litik; Organ der industriellen Groábourgeoisie, das seit 1843 in London erscheint. 370 [54] "The Daily News" - liberale Tageszeitung, Organ der Indu- striebourgeoisie, erschien unter diesem Titel von 1846 bis 1930 in London. 378 #935# Anmerkungen ---- [55] [Massie,] "An essay on the governing causes of the natural rate of interest", London 1750. Hume, "Of interest". In: "Essays and treatises on several subjects". A new ed., Band 1, London 1764. (Siehe auch Karl Marx, "Theorien ber den Mehrwert". Band 26 unserer Ausgabe, 1. Teil, S. 337-341.) 390 [56] Magonische Bcher - Werk des karthagischen Schriftstellers Mago ber den Landbau, insbesondere ber die Plantagenwirtschaft auf der Grundlage der Sklaverei, die in Karthago in hoher Blte stand. Seine Entstehungszeit ist unbekannt. Dieses Werk wurde nach der Zerst”rung Karthagos auf Veranlassung des r”mischen Se- nats ins Lateinische bersetzt und offiziell als Musterwerk fr die rationelle Organisierung des r”mischen Ackerbaus empfohlen. 398 [57] "New-York Daily Tribune" vom 20. Dezember 1859. "New York Daily Tribune" - amerikanische Zeitung, die von 1841 bis 1924 erschien. In den vierziger und fnfziger Jahren nahm die Zeitung eine fortschrittliche Haltung ein und trat gegen die Sklaverei auf. Marx' Mitarbeit an der Zeitung begann im August 1851, eine groáe Anzahl Artikel fr die "New-York Daily Tribune" wurde auf Marx' Bitte von Engels geschrieben. In der Periode der in Europa wieder aufkommenden Reaktion benutzten Marx und Engels diese weitverbreitete fortschrittliche amerikanische Zeitung, um an Hand von Tatsachen die Gebrechen der kapitalistischen Gesell- schaft anzuprangern, die ihr innewohnenden unvers”hnlichen Wider- sprche aufzudecken sowie auf den beschr„nkten Charakter der br- gerlichen Demokratie hinzuweisen. Im M„rz 1862, w„hrend des Brgerkrieges in den USA, h”rte Marx' Mitarbeit an der Zeitung auf. Eine entscheidende Rolle beim Ab- bruch der Beziehungen zwischen der "New York Daily Tribune" und Marx spielte die verst„rkte Besetzung der Redaktion mit Anh„ngern eines Kompromisses mit den Sklavenhalterstaaten sowie die Aufgabe ihrer fortschrittlichen Position. 399 [58] šber Pitts Staatsschulden-Tilgungsfonds (sinking fund) spricht Marx ausfhrlicher in dem Artikel "Das Budget des Herrn Disraeli" (siehe Band 12 unserer Ausgabe, S. 448/449). 408 [59] [Malthus], "An essay on the principle of population, as it affects the future improvernent of society, with remarks on the speculations of Mr. Godwin, M. Condorcet, and other writers", London 1798, S. 25/26. 409 [60] Act 26 Georg III., Kap. 31 - d.h. 31. Gesetz aus dem 26. Re- gierungsjahr Georgs III. Hinweis auf: An act for vesting certain sums in commissioners, at the end of every quarter of a year, to be by them applied to the reduction of the national debt. (Anno vicesimo sexto Georgii III. regis.)". 409 [61] Marx weist hier auf folgende Arbeiten hin: John Stuart Mill, "Principles of Political economy with some of their applications to social philosophy", Band 1, 2.Aufl., London 1849, S.91/92. Carey, "Principles of secial science", Band 3, Philadelphia, Lon- don, Paris 1859, S. 71-73. Roscher, "Die Grundlagen der National”konomie", 3. Aufl., Stutt- gart, Augsburg 1858, õ 45. 411 [62] "Revue des deux Mondes" - seit 1829 in Paris erscheinende Halbmonatsift fr Geschichte, Politik, Literatur und Kunst. 415 [63] Opiumkrieg - Nach der Abschaffung des Monopols der Ostindi- schen Kompanie im Handel mit China (1833) begannen die englischen Privatkaufleute den chinesischen Markt zu #936# Anang und Register ----- erobern. Dabei war ihnen Jedes Mittel recht. Der erste Opiumkrieg (1839-1842), der ein Aggressionskrieg Englands gegen China war, sollte dem englischen Handel den chinesischen Markt ”ffnen. Mit ihm begann die Umwandlung Chinas in ein halbkoloniales Land. Eng- land versuchte schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts durch Schmuggel mit dem in Indien hergestellten Opium nach China, seine passive Handelsbilanz mit China auszugleichen, stieá jedoch auf den Widerstand der chinesischen Beh”rden, die 1839 s„mtliche Opi- umvort„te an Bord der ausl„ndischen Schiffe in Kanton beschlag- nahmen und verbrennen lieáen. Das war der Anlaá zum Krieg, in dem China unterlag. Die Engl„nder nutzten diese Niederlage des feuda- len rckst„ndigen Chinas aus und diktierten ihm den r„uberischen Friedensvertrag von Nanking (August 1842). Der Vertrag von Nan- king legte die ™ffnung fnf chinesischer H„fen (Kanton, Amoy, Futschou, Ningpo und Schanghai) fr den englischen Handel fest, die šbergabe Hongkongs "auf ewige Zeit" an England und die Zah- lung von hohen Kontributionen. Nach dem Zusatzprotokoll des Nan- kinger Vertrages muáte China den Ausl„ndern auch das Recht der Exterritorialit„t zuerkennen. 421 [64] Bankakt von 1844 - Um die Schwierigkeiten beim Eintausch von Banknoten in Gold zu berwinden, beschloá die englische Regierung auf Initiative Robert Peels 1844 ein Gesetz ber die Reform der Bank von England. Dieses Gesetz sah die Teilung der 3ank in zwei vollst„ndig unabh„ngige Departements mit gesonderten Barfonds vor: das Banking-Department, welches reine Bankoperationen aus- fhrte, und das Issue-Department, welches die Herausgabe der Banknoten vornahm. Diese Noten muáten eine solide Deckung in Ge- stalt eines speziellen Goldfonds besitzen, der stets verfgbar sein muáte. Die Ausgabe von nicht durch Gold gedeckten Banknoten wurde auf 14 Millionen Pfund Sterling begrenzt. Die Menge der in Umlauf befindlichen Banknoten hing jedoch entgegen dem Bankgesetz von 1844 faktisch nicht vom Deckungsfonds ab, sondern von der Nachfrage in der Zirkulationssph„re. W„hrend der Wirtschaftskri- sen, in denen der Geldmangel besonders groá war, setzte die eng- lische Regierung den Akt von 1844 zeitweilig auáer Kraft und er- h”hte die Summe der nicht durch Gold gedeckten Banknoten. (Siehe auch vorl. Band, Kap. 34, "Das Currency Principle und die engli- sche Bankgesetzgebung von 1844".) 422 436 448 492 [65] "The Manchester Guardian" - englische Zeitung, Organ der Freih„ndler, sp„ter Organ der Lberalen Partei; erscheint seit 1821 in Manchester. 423 [66] Lombardstreet - Straáe in der Londoner City, in der sich die bedeutendsten Bank- und Handelsunternehmungen Englands befinden. 424 514 [67] Mincing Lane - Straáe in London, Zentrum des Groáhandels mit Waren aus den Kolonien. 424 515 [68] Currency Principle (Currency-Theorie) - eine in der ersten H„lfte des 19. Jahrhunderts in England weitverbreitete Geldtheo- rie, die von der Quantit„tstheorie des Geldes ausging. Die Ver- treter der Quantit„tstheorie behaupten, daá die Preise der Waren durch die Menge des in Umlauf befindlichen Geldes bestimmt wr- den. Die Vertreter des Currency Principie wollten die Gesetze der Metallzirkulation nachahmen. Zur Currency (den Zirkulationsmit- tein) rechneten sie auáer dem Metallgeld auch die Banknoten. Sie glaubten einen stabilen Geldumlauf durch volle Golddeckung der Banknoten zu erreichen; die Emission sollte entsprechend dem Edelmetallimport und -export reguliert werden. Die Versuche der englischen Regierung, sich auf diese Theorie zu sttzen (Bankgesetz von 1844), hatten keinerlei Erfolg und best„tigten nur ihre wissenschaftliche Unhaltbarkeit und ihre v”llige Untaug- lichkeit fr praktische Zwecke. (Siehe auch Band 13 unserer Aus- gabe S. 156-159 und vorl. Band, Kap.34, Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung von 1844.") 432 462 [69] "The Times" - gr”áte englische Tageszeitung konservativer Richtung; sie wurde am 1. Januar 1785 in London als "Daily Uni- versal Register" gegrndet; am 1. Januar 1788 wurde der Titel in "The Times" ge„ndert. 455 [70] Panamaschwindel - Betrugsaff„re, in die hohe franz”sische Staatsm„nner, Beamte sowie die Presse verwickelt waren. Der Inge- nieur und Gesch„ftsmann Ferdinand de Lesseps hatte 1879 in Frankreich eine Aktiengesellschaft gegrndet, die den geplanten Durchstich der Landenge von Panama finanzieren sollte. Ende 1888 brach die Gesellschaft zusammen; das hatte den massenhaften Ruin kleiner Aktion„re und zahlreiche Konkurse zur Folge. Sp„ter, im Jahre 1892, wurde bekannt, daá die Gesellschaft zwecks Verheimli- chung ihrer wahren Finanzlage und unter Miábrauch der von den Ak- tion„ren eingezahlten Mittel hohe Bestechungssummen u.a. auch an die ehemaligen Ministerpr„sidenten Frankreichs Freycinet, Rou- vier, Floquet sowie an andere hochgestellte Personen gezahlt hatte. Der Panamaskandal wurde von der brgerlichen Justiz ver- tuscht. Sie beschr„nkte sich lediglich darauf, den Kopf der Ge- sellschaft, Lesseps, sowie zweitrangige Personen zu verurteilen. 455 [71] Smith, "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", Aberdeen, London 1848, S. 236. 489 [72] Bank Restriction Act - Im Mai 1797 wurde von der englischen Regierung ein Gesetz erlassen, das einen Zwangskurs fr Banknoten festsetzte und der Bank von England die Einl”sung der Banknoten gegen Gold untersagte. 1819 wurde diese Beschr„nkung gesetzlich wieder aufgehoben und bis 1821 der Austausch von Banknoten gegen Gold in vollem Umfange wieder aufgenommen. 546 [73] Great City Frauds (die groáen City-Betrgereien) - Hinweis von Marx auf Seton Laings Schrift "New series of the great City frauds of Cole, Davidson & Gordon", in der der Prozeá gegen Da- vidson u.a. wegen umfangreicher Wechselbetereien geschildert wird. 551 [74] Ostindische Kompanie - englische Handelsgesellschaft, die von 1600 bis 1858 bestand. Sie war ein Werkzeug der r„uberischen Kolonialpolitik Englands in Indien, China und anderen asiatischen L„ndern. Mit ihrer Hilfe gelang den englischen Kolonisatoten die allm„hliche Eroberung Indiens. Die Ostindische Kompanie verfgte lange Zeit ber das Handelsmonopol mit Indien und hatte die wich- tigsten Verwaltungsfunktionen in diesem Lande in der Hand. Der nationale Befreiungsaufstand in Indien (1857-1859) zwang die Eng- l„nder, die Formen ihrer Kolonialherrschaft zu „ndern; die Ostin- dische Kompanie wurde aufgel”st und Indien zum Besitz der briti- schen Krone erkl„rt. 551 [75] Attwoodsche Schule, auch "little shilling men" ("Kleinschillingm„nner") von Birmingham - Sie propagierten in der ersten H„lfte des 19. Jahrhunderts die Lehre vom idealen Geldmaá und betrachteten dementsprechend das Geld lediglich als Rechenna- men. Die Vertreter dieser Schule, die Brder Thomas und Matthias Attwood, Spooner u.a., legten ein Projekt ber die Senkung des Goldgehalts der Geldeinheit in England vor, das als Kleinschil- lingprojekt" bezeichnet wurde. Daher rhrte auch die Bezeichnung fr die Schule selbst. Zugleich wandten sich die "Kleinschillingm„nner" gegen die Maánahmen der Regierung, die auf die Herabsetzung der in Umlauf befindlichen Geldmasse gerichtet waren. Sie vertraten die Meinung, daá die Anwendung ihrer Theorie dazu beitragen #938# Anhang und Register ----- wrde, durch knstliche Steigerung der Preise die Industrie zu beleben und das allgemeine Aufblhen des Landes zu sichern. In Wirklichkeit jedoch konnte die vorgeschlagene Abwertung des Geldes lediglich dazu dienen, die Schulden des Staates und der groáen Unternehmer, die die haupts„chlichen Bezieher der ver- schiedensten Kredite waren, zu tilgen. "šber die Kleinschilling- m„nner" spricht Marx auch in seiner Arbeit "Zur Kritik der Poli- tischen Oekonomie" (siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 64/65). 554 575 [76] Heine, "Disputation". 555 [77] In China entfaltete sich 1851 eine antifeudale Befreiungsbe- wegung, die bald den Charakter eines groáen Bauernkrieges annahm. Die Bewegung, die im Sden in der Provinz Kwangsi begonnen hatte, breitete sich auf die zentralen Provinzen aus und ergriff fast das ganze Gebiet des unteren und mittleren Yangtse. Im Verlaufe der K„mpfe schufen die Aufst„ndischen das "Himmlische Reich der groáen Gerechtigkeit" ("Taiping-ti„nguo") mit dem Zentrum in Nan- king. Die Taiping vernichteten die in China herrschenden man- dschurischen Feudalherren, setzten die Abschaffung der Steuern durch und liquidierten das groáe Feudaleigentum. Dadurch, daá sich der Aufstand auch gegen die buddhistische Geistlichkeit und die Kl”ster - die Sttze der Mandschu-(Tsching-) Dynastie - rich- tete, erhielt er den fr eine Bauernbewegung im Osten charakteri- stischen religi”sen Anstrich. Die Taiping-Revolution, die das Fundament fr den Kampf der breiten Massen des chinesischen Vol- kes gegen die Feudalordnung und gegen die fremdl„ndischen Erobe- rer legte, war jedoch nicht imstande, die feudale Produktions- weise in China zu liquidieren. Im Taiping-Staat bildete sich eine eigene feudale Oberschicht heraus, die mit den herrschenden Klas- sen ein Kompromiá einging. Das war eine der Ursachen fr den Ver- fall der Bewegung. Der Hauptschlag wurde der Revolution durch die offene Intervention Englands, Amerikas und Frankreichs versetzt (anfangs untersttzten die Groám„chte die Mandschu-(Tsching-) Dy- nastie, wobei sie "Neutralit„t" vorschtzten), deren Streitkr„fte zusammen mit den Truppen der chinesischen Feudalherren 1864 den Taiping-Aufstand niederrangen. 567 [78] Monts-de-piet‚ (Leihh„user) entstanden im 14., 15. und 16. Jahrhundert in Italien und Frankreich im Kampf gegen den Wucher. Ihre Grnder beabsichtigten, sie zu wohlt„tigen Anstalten zu ma- chen, die den Armen kleinere Kredite gegen Pfand gew„hrten, um sie vor dem Wucher zu schtzen. In der Praxis verwandelte sich diese Absicht jedoch in ihr Gegenteil und die Monts-de-piet‚ t„- tigten selbst Wuchergesch„fte. 614 [79] Es l„át sich nicht nachweisen, daá Thomas Manley der Verfas- ser der anonymen Schrift "Interest of money mistaken" ist, die 1668 in London erschien. 616 [80] Anspielung auf den englischen Bankier und ™konomen John Law, der seine v”llig absurde Idee, der Staat k”nne durch die Ausgabe ungedeckter Banknoten den Reichtum des Landes vermehren, zu ver- wirklichen suchte. Er grndete 1716 eine Privatbank in Paris, die Ende 1718 zu einer Staatsbank umgewandelt wurde. Laws Bank gab unbegrenzt Papiergeld aus und zog gleichzeitig das Metallgeld ein. Es entwickelte sich ein ppiger B”rsenschwindel und eine bis dahin nicht gekannte Spekulation, bis schlieálich 1720 die Staatsbank und damit das "System" Laws v”llig bankrott gingen. Law floh ins Ausland. 617 [81] John Francis, "History of the Bank of England, its times and traditions", Band 1, London [1848], S. 39/40. 618 #939# Anmerkungen ----- [82] Cr‚dit mobilier (Soci‚te g‚n‚ral e de cr‚dit mobilier)- eine franz”sische Aktienbank, die von den Brdern P‚reire gegrndet und durch Dekret vom 18. November 1852 gesetzlich anerkannt wurde. Hauptziel des Cr‚dit mobilier war die Kreditvermittlung und die Grndung von industriellen und anderen Unternehmen. Die Bank beteiligte sich in breitem Maáe am Eisenbahnbau in Frankreich, ™sterreich, Ungarn, der Schweiz, Spanien und Ruáland. Ihre gr”áte Einnahmequelle war die B”rsenspekulation mit Wertpa- pieren der von ihr gegrndeten Aktiengesellschaften. Aus der Emission ihrer Aktien, die nur durch die in ihrem Besitz befind- lichen Wertpapiere anderer Unternehmen garantiert wurden, er- hielt die Bank Mittel, die sie wieder zum Ankauf vonaktien ver- schiedenster Gesellschaften verwandte. Auf diese Weise wurde ein und derselbe Besitz zur Quelle eines fiktiven Kapitals von dop- peltem Umfang; in Form von Aktien des betreffenden Unternehmens und in Form von Aktien des Cr‚ditmobilier, der dieses Unternehmen finanzierte und seine Aktien aufkaufte. Die Bank war eng liiert mit der Regierung Napoleons III. und genoá deren Schutz. 1867 er- folgte der Bankrott der Bank, 1871 ihre Liquidation. Die Ursachen dafr, daá in den fnfziger Jahren des 19. Jahrhunderts der Cr‚- dit mobilier als finanzielles Unternehmen neuen Typus in Erschei- nung trat, lagen in den Besonderheiten der Periode der Reaktion, die durch zgellose B”rsenagiotage und Spekulationen gekennzeich- net war. Nach dem Beispiel des Cr‚dit mobilier wurden „hnliche Institutionen auch in einigen anderen L„ndern Mitteleuropas ge- grndet. Das wahre Wesen des Cr‚dit mobilier enthllte Marx in einer Reihe Artikel, die in der "New-York Daily Tribune" ver”f- fentlicht wurden (siehe Band 12 unserer Ausgabe, S. 20-36, 202- 209 und 289-292). 619 [83] Proudhon entwickelte die Theorie des cr‚dit gratuit (zinslosen Kredits) in der Schrift "Gratuit‚ du cr‚dit. Discus- sion entre M. Fr. Bastiat et M. Proudhon", Paris 1850. 621 [84] Gemeint ist eine Anleihe von 100 Gulden mit der Bedingung, die Zinsen in drei Raten auf der Leipziger Messe zu zahlen. In Leipzig fanden frher drei Handelsmessen j„hrlich statt: zu Neu- jahr, zu Ostern und zu Michatlis. Die beiden Zitate von Luther bringen wir nach der 1. Auflage des "Kapitals", Band 3, Hamburg 1894. 624 85 [85] Smith, "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", Aberdeen, London 1848, S. 105-116. (Siehe auch Karl Marx, "Theorien ber den Mehrwert", Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 350-352.) 628 [86] Comte, "Trait‚ de la prepri‚t‚", Band 1, Paris 1834, S. 228. 631 [87] Anderson, "A calm investigation of the circumstances that have led to the pregent scarcity of grain in Britain", London 1801, S. 35, 36, 38. (Siehe auch Karl Marx "Theorien ber den Mehrwert", Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 134/135.) Carey, "The past, the present, and the future", Philadelphia 1848, S. 129-131. (Siehe auch Karl Marx "Theorien ber den Mehr- wert", Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 591.) 632 [88] fruges consumere nati (zum Verzehren der Frchte geboren) - Horaz, "Episteln", Buch 1, Epistel 2,27. 633 [89] šber die Rententheorie Andersons siehe Karl Marx, "Theorien ber den Mehrwert", Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 103-105, 110-114 und 134-139. 633 [90] Temple Bar - steinernes Tor in London zwischen Fleet Street und dem Strand, das die City mit Westminster verband. Es wurde 1879 entfernt. #940# Anhang und Register ----- West-End - vornehmer Londoner Bezirk, in dem sich die Villen der Aristokratie und Groábourgeoisie konzentrieren. 634 [91] Die Rede Thiers' vom 26. Juli 1848 gegen den von Proudhon im Finanzausschuá der franz”sischen Nationalversammlung eingebrach- ten Vorschlag ist ver”ffentlicht in Compte rendu des s‚ances de l'Assembl‚e nationale". Band 2, Paris 1849, S. 666-671. (Siehe auch Band 16 unserer Ausgabe, S. 30.) 637 [92] Der Kampf zwischen Grundeigentmern und P„chtern endete 1853 mit der Annahme der "P„chterentsch„digungsbill" (Irland) durch das Unterhaus. Diese Bill enth„lt eine Klausel, wonach der P„ch- ter fr die von ihm vorgenommenen Bodenverbesserungen an Ende seiner Pachtzeit eine Entsch„digung in Geld erhalten soll. Aus- fhrlich schreibt, Marx darber in dem Artikel "Die indische Frage - Das irische Pachtrecht" (siehe Band 9 unserer Ausgabe, S. 157-163). 639 [93] Report from the select committee on petitions relating to the corn laws of this Kingdom together with the minutes of evi- dence. and an appendix of accounts." Ordered, by the House of commons, to be printed, 26 July 1814. "Reports respecting grain, and the corn laws: viz: First and se- cond reports from the Lords Committees, appointed to enquire into the state of the growth, commerce, and consumption of grain, and all laws relating thereto;..." Ordered, by the House of Commons, to be printed, 23. November 1814. 640 [94] Society of Arts and Trades (Gesellschaft der Knste und Ge- werke) - eine 1754 gegrndete philanthropische Gesellschaft, die der brgerlichen Aufkl„rung nahestand. Das von der Gesellschaft verkndete Ziel war "die F”rderung der Knste, der Gewerke und des Handels" und die Belohnung derjenigen, die mit dazu beitra- gen, den Armen Besch„ftigung zu geben, den Handel auszudehnen, die Reichtmer des Landes zu mehren usw." In dem Bestreben, die Entwicklung der Massenstreikbewegung in England zu hemmen, vr- suchte die Gesellschaft als Vermittler zwischen den Arbeitern und den Unternehmern aufzutreten. Marx nannte diese Gesellschaft So- ciety of Arts and Tricks (Gesellschaft der Knste und Schliche). 642 [95] Die hier zitierte Arbeit ist von John Lockhart Morton, w„h- rend oben John Chalmers Morton erw„hnt wurde. 642 [96] The Morning Star - englische Tageszeitung, die als Organ der Freihandelsbewegung von 1856 bis 1869 in London erschien. 645 [97] Dove, "The elements of political science", Edinburgh 1854, S. 264 und 273. 645 [98] Dove, "The elements of political science", Edinburgh 1854, S. 279. 651 [99] F. W. Newman. "Lectures on political economy", London 1851, S. 158. 670 [100] Storch, "Cours d'‚conomie politique, ou exposition des principes qui d‚terminent la prosp‚rit‚ des nations", Band 2, St.-P‚tersbourg 1815, S. 78/79. (Siehe auch Karl Marx, "Theorien ber den Mehrwert", Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 89 und 283.) 671 [101] [West,] "Essay on the application of capital to land, with observations shewing the impolicy of any great restriction of the importation of corn", London 1815. Malthus, "Principles of political economy considered with a view to their practical application". 2nd ed., London 1836. Malthus, "An inquiry into the nature and progress of rent, and the principles by which it is regulated", London 1815. #941# Anmerkungen ----- Ricardo, "On the principles of political economy, and taxation", 3d ed., London 1821, Kapitel 2. 672 [102] Marx meint hier offenbar das mehrb„ndige Werk von Dombasle, "Annales agricoles de Roville, ou m‚langes d'agriculture, d'‚conomie rurale, et de l‚gislation agricole", das in mehreren Lieferungen von 1824 bis 1837 in Paris erschien. Jones, "An essay on the distribution of wealth, and on the sour- ces of taxation", London 1831, S. 227. (Siehe auch Karl Marx, "Theorien ber den Mehrwert", Band 26 unserer Ausgabe, 3. Teil, S. 39.) 768 [103] Ramsay, "An essay on the distribution of wealth", Edin- burgh, London 1836, S. 278/279. 776 [104] [Wakefield,] "England and America. A comparison of the sc- cial and political state of both nations", Band 1, London 1833, S. 214/215. 777 [105] Passy. De la rente du sol". In: "Dictionnaire de l'economie politique", 2. Band, Paris 1854, S. 515. 778 [106] Minen von Potosi - reiche Silberlagerst„tten im Sden Boli- viens. Sie wurden 1545 entdeckt und blieben fr Jahrhunderte die ergiebigsten Silberminen der Welt. Ihre Ausbeute verschaffte den herrschenden Klassen Spaniens enormen Reichtum. 781 [107] Hegel, "Encyclop„die der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse", 1. Theil, "Die Logik". In: Werke, Band 6, Berlin 1840, S. 404. 787 [108] "The Edinburgh Review" - englische Zeitschrift fr Litera- tur und Politik, erschien von 1802 bis 1929; in den zwanziger und dreiáiger Jahren des vorigen Jahrhunderts war sie ein Organ der Whigs und erschien viertelj„hrlich. Soho Square - Platz in London. 789 [109] Passy, "De la rente du sol". In: Dictionnaire de l'‚conomie politique", 2. Band, Paris 1854, S. 511. 791 [110] [Petty,], "A treatise of taxes and contributions", London 1667, S. 23/24. (Siehe auch Karl Marx, "Theorien ber den Mehr- wert", Band 26 unserer Ausgabe, 1. Teil, S. 143-145, 318-327. [Richard Cantillon,] "Essai sur la nature du commerce en g‚n‚- ral", Amsterdam 1756. 792 [111] Steuart, An inquiry into the principles of political oeco- nomy", Band 1, Dublin 1770, S. 396. 794 [112] Daire, "Introduction". In: "Physiocrates", 1. Teil, Paris 1846. Passy, "De la rente du sol". In: "Dictionnaire de l'‚conomie politique", 2. Band, Paris 1854, S. 511. 794 [113] Smith, "An inquiry into the natute and causes of the wealth of nations", Aberdeen, London 1848, S. 44. 795 [114] Marx meint hier die Gesetze ber die Abl”sung von den Zehntpflichten Crithe Commutation Acts) von 1836 bis 1860 in Eng- land. Danach wurde die Entrichtung des Kirchenzehnten in Form von Naturalleistungen abges und durch Geldzahlungen ersetzt. 796 [115] Arnd, Die naturgem„sse Volkswirthschaft, gegenber dem Mo- nopoliengeiste und dem Communismus". Hanau 1845, S. 461/462. 797 #942# Anhang und Register ----- [116] [Linguet], "Theorie des loix civiles, ou principes fonda- mentaux de la soci‚t‚", Band 1-2, Londres 1767. (Siehe auch Karl Marx, "Theorien ber den Mehrwert", Band 26 unserer Ausgabe, 1. Teil, S. 308-313.) 799 [117] Tooke, Newmarch, A history of prices, and of the state of the circulation, during the nine years 1848-1856". Band 6, London 1857, S. 29/30. 816 [118] [Massie,] "An essay on the governing causes of the natural rate of interest", London 1750, S. 23/24. 819 [119] Bandes Noires (Schwarze Banden) - Spekulantengesellschaf- ten, die in Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden. Sie kauften in groáem Umfange Landsitze, Gter und Kl”ster auf, die w„hrend der Franz”sischen Revolution zu Nationaleigentum er- kl„rt worden waren, teilten sie in Parzellen auf und verkauften diese mit hohem Gewinn. 819 [120] F. W. Newman, "Lectures on political economy", London 1851, S. 180/181. 819 [121] rudis indigestaque moles (eine rohe, verworrene Masse) - aus Ovid, "Metamorphoren". Buch 1.7. 823 [122] Smith, "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", Aberdeen, London 1848, S. 43. Smith' Ansichten ber Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sowie ber die Quellen des Wertes untersucht Marx ausfhrlich im zweiten Band des "Kapitals" (siehe Rand 24 unserer Ausgabe, S. 362-388) und in den Theorien ber den Mehrwert" (siehe Band 26 unserer Ausgabe, 1. Teil, S. 58-68). 834 [123] Smith, "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", Aberdeen, London 1848, S. 42. 850 [124] Tooke, "An inquiry into the currency principle", 2. Ausg., London 1844, S. 36. 850 [125] Proudhon, Qu'est-ce que la propri‚t‚? ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement", Paris 1841, S. 201/202. 851 [126] Marx meint wahrscheinlich die Arbeit A prize essay on the comparative merits of competition and Kooperation", London 1834. 891 [127] Die vorliegende Arbeit von Engels wurde nach dem Erscheinen des dritten Bandes des "Kapitals" geschrieben. Wie aus Engels' Brief an Kautsky vom 2. Mai 1895 hervorgeht, sollten die Erg„n- zungen und Nachtr„ge zum dritten Band des "Kapitals" in Form von zwei Artikeln in der "Neuen Zeit" (siehe Anm. 6) erscheinen. Der erste Artikel, "Wertgesetz und Profitrate", entstand als Entgeg- nung auf Behauptungen in der brgerlichen ”konomischen Literatur ber einen angeblichen Widerspruch zwischen dem ersten und dem dritten Band des "Kapitals". Die Arbeit wurde kurz nach dem Tode von Engels in der "Neuen Zeit", Nr. 1 und 2, 1895/96, S. 6-11 und 37-44, ver”ffentlicht. In italienischer šbersetzung erschien sie geringfgig gekrzt in "Critica Sociale", Nr. 21-24 vom 1. und 16. November sowie 1. und 16. Dezember 1895. In dem zweiten Arti- kel wollte Engels die bedeutend ver„nderte Rolle der B”rse seit 1865 untersuchen. Er kam jedoch nicht mehr dazu, ihn zu schrei- ben; es existieirt lediglich eine Disposition, die sieben Punkte enth„lt. Dieses Manuskript ist betitelt: Die B”rse. Nachtr„gliche Anmerkungen zum 3. Bd. des 'Kapital'. 895 [128] "La Rassegna" - italienische brgerliche Halbmonatsschrift; erschien von 1892 bis 1895 in Neapel. 902 [129] "La Riforma Sociale" - italienische brgerlich-Eberale Mo- natsschrift, erscheint seit 1894 in Turin und Rom. 902 #943# Anmerkungen ----- [130] "Archiv fr soziale Gesetzgebung und Statistik" - poli- tisch-”konomische Zeitschrift, herausgegeben von Heinrich Braun; erschien viertelj„hrlich von 1888 bis 1903 in Tbingen, sp„ter in Berlin. 903 [131] "Sozialpolitisches Centralblatt" - reformistische Wochen- schrift; wurde von 1892 bis 1895 von Heinrich Braun in Berlin herausgegeben. 904 [132] Conrad Schmidt schrieb an Engels am 1. M„rz 1895. In seiner Antwort vom 12. M„rz 1895 setzte sich Engels ausfhrlich mit Schmidts Ansichten auseinander. 904 #944# ----- Literaturverzeichnis einschlieálich der von Marx und Engels erw„hnten Schriften Bei den von Marx und Engels zitierten Schriften werden, soweit sie sich feststellen lieáen, die vermutlich von ihnen benutzten Ausgaben angegeben. In einigen F„llen, besonders bei allgemeinen Quellen- und Literaturhinweisen, wird keine bestimmte Ausgabe an- gefhrt. Gesetze und Dokumente werden nur dann nachgewiesen, wenn aus ihnen zitiert wurde. Einige Quellen konnten nicht ermittelt werden. 1. Werke und Aufs„tze genannter und anonymer Autoren [Anderson, Adam:] An historical and chronological deduction of the origin of commerce, from the earliest accounts to the present time. Containing, an history of the great commercial interests of the British Empire. With an appendix. Vol. 2. London 1764. 345 Anderson, James: A calm investigation of the circumstances that have led to the present scarcity of grain in Britain: Suggesting the means of alleviating that evil, and of preventing the recur- rence of such a calamity in future. (Written December 1800.) 2nd ed. London 1801. 632 Anti corn-law prize-essays siehe The three prize essays an agri- culture and the corn law. Aristoteles: De republica libri VIII. In. Opera ex recensione Im- manuelis Bekkeri. T. 1 0. Oxonii 1837. 398 Arnd, Karl: Die naturgem„sse Volkswirthschaft, gegenber dem Mo- nopoliengeiste und dem Communismus, mit einem Rckblicke auf die einschlagende Literatur. Hanau 1845. 375 376 797 Augier, Marie: Du cr‚dit public et de soll histoire depuls les temps anciens jusqu'a nos jours. Paris 1842. 607 625 Babbage, Charles: On the economy of machinery and manufactures. London 1832. 114 123 Balzac, Honor‚ de: Lea paysans. 49 Bastiat, Fred‚ric siehe Gratuit‚ du cr‚dit. Discussion entre M. Fr. Bastiat et M. Proudhon. Paris 1850. #945# Literaturverzeichnis Bell, G. M.: The philosophy of joint stock banking. London 1840. 561 Bellers, John: Essays about the poor, manufactures, trade, plan- tations, and immorality. London 1699. 297 Bemerkung zu dem Aufsatze des Herrn Stiebeling: "Ueber den Ein- fluá der Verdichtung des Kapitals auf den Lohn und die Ausbeutung der Arbeit." In: Die Neue Zeit. Revue des geistigen und ”ffentli- chen Lebens. Nr. 3, Stuttgart 1887 (siehe auch Anm. 6). 28 Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des alten und neuen Te- staments. Nach der deutschen šbers. Martin Luthers. 903 Bosanquet, J[ames] W[hatman]: Metallic, paper, and credit cur- rency, and the means of regulating their quantity and value. Lon- don 1842. 384 414 Briscoe, John: A discourse on the late funds of the million-act, lottery-act, and Bank of England. Shewing, that they are inju- rious to the nobility and gentry, and ruinous to the trade of the nation. Together with proposals for the supplying their Majesties with money en easy terms, exempting the nobility, gentry &c. from taxes, enlarging their yearly estates, and enriching all the sub- jects in the Kingdom, by a national land-bank. Humbly offered and submitted to the consideration of the Lords spiritual and tempo- ral, and Commons in Parliament assembled. 3rd ed., with an appen- dix. London 1696. 615 Buret, Antoine-EugŠne: Cours d'economie politique. Bruxelles 1842. 811 Bsch, Johann Georg: Theoretisch-praktische Darstellung der Hand- lung in ihren mannichfaltigen Gesch„ften. 3., verm. und verb. Ausg. mit Einschaltungen und Nachtr„gen von G. P. H. Norrmann. Bd. 2. Hamburg 1808. 625 626 Cairnes, J[ohn] E[lliott]: The slave power; its character, ca- reer, and prohable designs: being an attempt to explain the real issues involved in the American contest. London 1862. 397 [Cantillon, Richard:] Essai sur la nature du commerce en g‚n‚ral. Trad. de l'anglois. In: Discours politiques. T. 3e. Amsterdam 1756. 792 Carey, H[enry] C[harles]: The past, the present, and the future. Philadelphia 1848. 632 - Principles of social science. In 3 vols. Vol. 3. Philadelphia, London, Paris 1859. 411 Chalmers, Thomas: On political economy in connexion with the mo- tal state and moral prospects of society. 2nd ed. Glasgow 1832. 256 457 Chamberlayne, Hugh: A proposal for a bank of secure current cre- dit to be founded upon land, in order to the general good of lan- ded men, to the great increase of the value of land, and the na less benefit of trade and commerce. London 1695. 615 Chamberlen, Hugh: A few proposals, humbly recommending, to the serious consideration of His Majesty's High Commissioner, and the Right Honourable, the Estates of Parliament, the establishing a land-credit in this Kingdom; with several explanations of, and arguments for, the Same; together with full answers to all such objections, as have hitherto appeared against it. Edinburgh 1700. 615 Cherbuliez, A[ntoine]: Richesse all pauvret‚. Exposition des cau- ses et des effets de la distribution actuelle des richesses so- ciales. Paris 1841. 168 Child, Josias: Traitis sur le commerce et sur les avantages qui r‚sultent de la r‚duction de l'interest de l'argent, avec un pe- tit trait‚ contre l'usure; par Thomas Culpeper. Trad. de l'Anglois. Amsterdam, Berlin 1754. 410 617 #946# Anhang und Register ----- The city; or, the physiology of London business; with sketches an 'change, and at the coffee houses. London 1845. 403 Comte, Charles: Trait‚ de la propri‚t‚. T. 1-2. Paris 1834. 630/631 Coquelin, Charles: Du cr‚dit et des banques dans l'industrie. In: Revue des deux Mondes. 4e s‚rie. T. 31e. Paris 1842. 415 Corbet, Thomas: An inqry into the causes and modes of the wealth of individuals; or the principles of trade and speculation ex- plained. In 2 parts. London 1841. 176 180 193 220 319 The currency theory reviewed; in a letter to the Scottish people an the menaced interference by government with the existing sy- stem of banking in Scotland. By a banker in England. Edinburgh 1854. 420 429 451 490 536 Daire, [Louis-Francois-]EugŠne: Introduction. In: Physiocrates. Quesnay, Dupont de Nemours, Mercier de la RiviŠre, Baudeau, Le Trosne, avec une introd. sur la doctrine des physiocrates, des commentaires et des notices historiques, par Eugne Daire. 1e par- tie. Paris 1846. 794 Doctrine de Saint-Simon. Exposition. Premire ann‚e. 1828-1829. 3e ‚d., rev. et augment‚e. Paris 1831. 619 Dombasle, C[hristophe]-J[oseph]-A[lexandre] Mathieu de: Annales agricoles de Rovilie, an m‚langes d'agriculture, d'‚conomie ru- rale, et de l‚gislation agricole. 1e-8e, et derniŠre livraison, supplement. Paris 1824-1837. 768 819 Dove, Patrick Edward: The elements of political economy. In 2 books. Book 1: On method. Bock 2: On doctrine. With an account of Andrew Yarranton, the founder of English political economy. Edin- burgh, London 1854. 645 651 Dureau de la Malle, [Adolphe-Jules-C‚sar-Auguste]: conomie poli- tique des Romains. T.1. Paris 1840. 113 [Enfantin, Barth‚lemy-Prosper:] Religion Saint-Simonienne. cono- mie politique et politique. Articles extraits du Globe. Paris 1831. 618 621 622 Engels, Friedrich: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen. Leipzig 1845. 782 - ... 2., durchges. Aufl. Stuttgart 1892. 782 - Editor's preface. In: Karl Marx: Capital: a critical analysis of capitalist production. Transl. from the 3rd German ed.. by Sa- muel Moore and Edward Aveling and ed. by Frederick Engels. Vol. 1, London 1887. 7 Feller, F[riedrich] E[rnst], und C[arl] G[ustav] Odermann: Das Ganze der kaufm„nnischen Arithmetik. Fr Handels-, Real- und Ge- werbeschulen, so wie zum Selbstunterricht fr Gesch„ftsm„nner berhaupt. 7., verm. und in Folge der im Mnz- und Gewichtswesen eingetretenen Ver„nderungen z. Th. umgearb. Aufl. Leipzig 1859. 325 Fireman, P[eter]: Kritik der Marx'schen Werttheorie. In: Jahrb- cher fr National”konomie und Statistik... 3. Folge, Bd. 3. Jena 1892. 20 21 Forcade, EugŠne: guerre du socialisme. II. L'‚conomie politique r‚volutionnaire et sociale. In: Revue des deux Mondes. Nouv. s‚- rie. T. 24. Paris 1848. 851 #947# Literaturverzeichnis ----- Francis, John: History of the bank of England, its times and tra- ditions. Vol. 1. 3d ed. London [1848]. 615-618 Fullarton, John: On the regulation of currencies; being an exami- nation of the principles, an which it is proposed to restrict, within certain fixed limits, the future issues an credit of the Bank of England, and of the other banking establishments throug- hout the country. 2nd ed., with corr. and add. London 1845. 418 464-471 476 Gilbart, James William: The history and principles of banking. London 1834. 351 418-420 624 - An inquiry into the causes of the pressure an the money market during the year 1839. London 1840. 555 559 - A practical treatise an banking. 5th ed. In 2 vols. Vol. 1. London 1849. 372/373 Gratuit‚ du cr‚dit. Discussion entre M. Fr. Bastiat et M. Proud- hon. Paris 1850. 357-359 [Greg, Robert Hyde:] The factory question, considered in relation to its effects an the health and morals of those employed in fac- tories. And the "Ten Hours Bill", in relation to its effects upon the manufactures of England, and those of foreign countries. Lon- don 1837. 117 Hamilton, Robert: An inquiry concerning the rise and progress, the redemption and present state, and the management, of the na- tional debt of Great Britain. 2nd ed., enlarged. Edinburgh 1814. 408 Hardcastle, Daniel: Banks and bankers. 2nd ed., with an appendix, comptising a review of the fallures amongst private and joint- stock banks. London 1843. 560 625 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Encyclop„die der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. 1. Th. Die Logik. Hrsg. von Leopold von Hennig. In: Werke. Vollst. Ausg. durch einen Verein von Freunden des Verewigten. Bd. 6. Berlin 1840. 787 - Grundlinien der Philosophie des Rechts, oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. Hrsg. von Eduard Gans. Ebend- ort. 2. Ausg. Bd. 8. Berlin 1840. 629 Heine, Heinrich: Disputation. 555 - Nachwort zum "Romancero". 903 Heyd, Wilhelm: Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. Bd. 2. Stuttg 1879. 911 [Hoigskin, Thomas:] bour defended against the claims of capital; or the unproductiveness of capital proved. With reference to the present combinations arnongst journeymen. By a labourer. London 1825. 402 403 412 Horaz: Episteln. 213 633 Hubbard, John Gellibrand: 'Me currency and the country. London 1843. 430 Hllmann, Karl Dietrich. Staedtewesen des Mittelalters. Th. 1. Kunstfleis und Handel. Bonn 1826. 329 332 - ... Th. 2. Grundverfassung. Bonn 1827. 611 Hume, David: Of interest. In: Essays and treatises an several subjects, by David Hume. A new ed. In 2 vols. Vol. 1, containing essays, motal, political. and literary. London 1764. 390 #948# Anhang und Register ----- An inquiry into those principles, respecting the nature of demand and the necessity of consumption, lately advocated by Mr. Malthus, from which it is concluded, that taxation and the main- tenance of unproductive consumers can be conducive to the Pro- gress of wealth. London 1821. 204 658 Interest of money mistaken, or a treatise, proving, that the aha- tement of interest is the effect and not the cause of the riches of a nation, and that six per cent. is a proportionable interest to the present condition of this Kingdom. London 1668. 616 Johnston, James F[inlay] W[eir]: Notes en North America, agricul- tural, economical, and social. 2 vols. Vol. 1. Edinburgh, London 1851. 682 684 Jones, Richard: An essay en the distribution of wealth, and on the sources of taxation. London 1831. 768 - An introductory lecture en political economy delivered at King's College, London, 27th February, 1833. To which is added a syllabus of a course of lectures en the wages of labour, to be delivered at King's College, London, in the month of April, 1833. London 1833. 276 Kiesselbach, Wilhelm: Der Gang des Welthandels und die Entwick- lung des europ„ischen V”lkerlebens im Mittelalter. Stuttgart 1860. 339 Kinnear, John G.: The crisis and the currency: with a comparison been the English and Scotch systems of banking. London 1847. 459 541 Laing, Samuel: National distress, its causes and remedies. London 1844. 781 Laing, Seton: A new series of the great City frauds of Cole, Da- vidson & Gordon; corr. and enlarged. 5th ed. London [1869]. 551 Lavergne, L‚once de: The rural economy of England, Scotland, and Ireland. Transl. from the French, with notes by a scottish far- mer. Edinburgh, London 1855. 643 644 Leatham, William: Letters en the currency, addressed to Charles Wood, Esq. M. P., Chairman of the committee of the House of Com- mons, now sitting; and ascertaining for the first time, on true principles, the amount of inland and foreign bills of exchange in circulation for several consecutive years, and out at one time. 2nd ed., with corr. and add. London 1840. 414 Lexis, W[ilhelm]: Kritische Er”rterungen ber die W„hrungsfrage. In: Jahrbuch fr Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft im Deutschen Reich... Hrsg. von Gustav Schmoller. 5. Jg. 1. Heft. Leipzig 1881. 18 - Die Marx'sche Kapitaltheorie. In: Jahrbcher fr Nation”lakono- mie und Statistik. Gegr. von Bruno Hildebrand, hrsg. von Johannes Conrad. Neue Folge. 11. Bd. Jena 1885. 16 17 Liebig, Justus von. Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiole. 7. Aufl. Th. 1: Der chemische Proceá der Ern„hrung der Vegetabilien. Braunschweig 1862.753 821 [Linguet, Simon-Nicolas-Henri:] Th‚orie des loix civiles, ou principes fondamentaux de la soci‚t‚. T. 1-2. Londres 1767. 95 799 List, Friedrich: Die Ackerverfassung, die Zwergwirthschaft und die Auswanderung. Stuttgart, Tbingen 1842. 892 #949# Literaturverzeichnis ----- Loria, Achille: Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Wertgesetzes. Von Conrad Schmidt. Stuttgart 1889. In: Jahrbcher fr National”konomie und Statistik. Gegr. von Bruno Hildebrand, hrsg. von Johannes Conrad. Neue Folge. Bd.20. Jena 1890. 26 27 - Karl Marx. In: Nuova Antologia di Scienze, Lettere ed Arti. Roma. Seconda Serie. Vol. 38. Nr. 7 vom 1. April 1883. 25 26 902 - L'opera postuma di Carlo Marx. In: Nuova Antologia. Rivista di Scienze, Lettere ed Arti. Roma. Terza serie. Vol. 55. Nr. 3 vom 1. Februar 1895. 898 901 - La teoria economica della costituzione politica. Roma, Torino, Firenze 1886. 25 26 Luther, Martin: An die Pfarrherrn wider den Wucher zu predigen. Vermanung. Wittemberg 1540. 359 407 624 625 - An die Pfarherrn wider den Wucher zu predigen. Vermanung. 1540. In: Der Sechste Teil der Bcher des Ehrnwirdigen Herrn Doctoris Martini Lutheri... Wittembergk 1589. 624 - Von Kauffshandlung und Wucher. In: Der Sechste Teil der Bcher des Ehrnwirdigen Herrn Doctoris Martini Lutheri... Wittembergk 1589. 344 Luzac, Elias: Hollands Rijkdom, behelzende den Oorsprong van den Koophandel, en van de Magt van dezen Staat, de toeneemende ver- meerdering van deszelfs Koophandel en Scheepvaart, de oorzaaken, welke tot derzelver aanwas medegewerkt hebben; die, welke tegen- woordig tot derzelver verval strekken, mitsgaders de middelen, welke dezelven wederom zouden kunnen opbeuren, en tot hunnen voorigen bloei brengen. Het Fransch ontwerp gevolgd. Het werk zelf geheel veranderd, merkelijk vermeerderd, en van verscheiden misflagen gezuiverd. Deel 3. Leyden 1782. 331 Macaulay, Thomas Babingion: The history of England from the ac- ceasion of James the Second. Vol. 4. London 1855. 617 Malthus, T[homas] R[obert]: Definitions in political economy, preceded by an inquiry into the rules which ought to guide poli- tical economists in the definition and use of theit terms; with remarks on the deviation from these twes in ther writings. London 1827. 46 - Definitions in political economy, preceded by an inquiry into the rules which ought to guide political economists in the defi- nition and use of their terms; with remarks on the deviation from these rules in their writings. A new ed.. with a preface, notes, and supplementary rernarks by john Cazenove. London 1853. 49 - (anonym) An essay on the principle of population, as it affects the future improvernent of soclety, with remarks on the specula- tions of Mr. Godwin, M. Condorcet, and other writers. London 1798. 409 - An inquiry into the natute and progress of rent, and the prin- ciples by which it is regulated. London 1815. 672 - Principles of political economy considered with a view to their practical application. London 1820. 201 - Principles of political economy considered with a view to their practical application. 2nd ed. with considerable additions from the author's own manuscript and an original memoir, London 1836. 46 179 208 672 Maron, H.: Extensiv oder intensiv? Ein Kapitel aus der landwirth- schaftlichen Betriebslehre. Oppeln 1859. 816 #950# Anhang und Register ----- Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Buch 1: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg 1867. 155 - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Buch 1: Der Produktionsprocs des Kapitals. 2. verb. Aufl. Hamburg 1872. 14 15 19 33 37 41 44 47-51 55 59-61 85 89 93 95 96 101 103 105 142 151 154 170 186 191 232 240-242 256 272 319 330 332 413 462 503 538-540 587 630 641 644 765 803 826 843 859 886 897 908 - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Buch 1: Der Produktionsprocess des Kapitals. 3. verm. Aufl. Hamburg 1883. 14 15 19 33 37 41 44 47-51 55 59-61 85 89 93 95 96 101 103 105 142 151 154 170 186 191 232 240-242 256 272 319 330 332 413 462 503 538 bis 540 587 630 641 644 765 803 826 843 859 886 897 908 - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 2. Buch 2: Der Circulationsprocess des Kapitals. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1885. 7 8 11 15 16 19 33 53 59 60 80-82 84 86 127 278 280 292 299 312 316 321 354 463 497 546 547 782 836 844 846 852 903 - Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 3. Th. 1-2. Buch 3: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1894. 829 895 897 902-906 917 - Capital: a critical analysis of capitalist production. Transl. from the 3rd German ed., by Samuel Moore and Edward Aveling and ed. by Frederick Engels. Vol. 1. London 1887. 7 12 - Le Capital. Trad. de J. Roy, entirement rev. par. l'auteur. Pa- ris [1872-1875]. 26 - MisiŠre de la philosophie. R‚ponse … la philosophie de la mi- sŠre de M. Proudhon. Paris, Bruxelles 1847. 621 632 - Zur Kritik der Politischen Oekonomie. 1. Heft. Berlin 1859. 191 192 329 464 562-565 575 621 651 792 [Massie, Joseph:] An essay on the governing causes of the natural rate of interest; wherein the sentiments of Sir William Petty and Mr. Locke, on that head, are considered. London 1750. 345 364 365 371 374/375 377 378 389 390 819 Maurer, Georg Ludwig von: Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadt-Verfassung und der ”ffentlichen Gewalt. Mnchen 1854. 187 - Geschichte der Dorfverfassung in Deutschland. Bd. 1-2. Erlangen 1865-1866. 187 - Geschichte der Fronh”fe, der Bauernh”fe und der Hofverfassung in Deutschland. Bd. 1-4 Erlangen 1862-1863. 187 - Geschichte der Markenverfassung in Deutschland. Erlangen 1856. 187 - Geschichte der St„dteverfassung in Deutschlard. Bd. 1-4. Erlan- gen 1869-1871. 187 Mill, John Stuart: Essays an some unsettled questions of politi- cal economy. London 1844. 885 - Principles of political economy with some of their applications to social philosophy. In 2 vols. Vol. 1. 2nd ed. London 1849. 403 411 Mommsen, Theodor: R”mische Geschichte. 2. Aufl. Bd. 1-3. Berlin 1856-1857. 339 398 795 Morgan, Lewis H[enry]: Ancient society or researches in the lines of human progress from savagery, through barbarism to civiliza- tion. London 1877. 187 Morton, J[ohn] C[halmers]: On the forces used in aculture. In: Journal of the Society of Arts. London, vom 9.Dezember 1859. 642 #951# Literaturverzeichnis ----- Morton, John Lockhart: The resources of estates: being a treatise an the agricultural improvement and general management of landed property. London 1858. 642 643 687 M”ser, Justus: Osnabrckische Geschichte. Osnabrckische Ge- schichte 1. Th., mit Urkunden. Neue verm. und verb. Aufl. ... Berlin, Stettin 1780. 799 Mounier, L.: De l'agriculture en France, d'apr les documents of- ficiels. Avec des remarques par Rubichon. T. 1-2. Paris 1846. 816 819 Mller, Adam H[einrich]: Die Elemente der Staatskunst. Oeffentli- che Vorlesungen vor Sr. Durchlaucht dem Prinzen Bernhard von Sachsen, Weimar und einer Versammlung von Staatsm„nnern und Di- plomaten, im Winter von 1808 auf 1809, zu Dresden, gehalten. Th. 3. Berlin 1809. 369 410 411 Newman, Francis Willimn: Lectures on political economy. London 1851. 608 670 781 819 Newman, Samuel P[hilips]: Elements of political economy. Andover, New York 1835. 290 [North, Sir Dudley:] Discourses upon trade; principally directed to the cases of the interest, coynage, clipping, increase of mo- ney. London 1691. 625 Observations an certain verbal disputes in political economy, particularly relating to value, and to demand and supply. London 1821. 193 201 202 Opdyke, George: A treatise an political economy. New York 1851. 375 E81 Ovid: Metarnorphosen. 823 Passy, H[yppolyte-Philibert]: Rente du sol. In: Dictionnaite de I'‚conomie politique... 2e 6d. T.2. Paris 1854. 778 788 791 794 Pecqueur, C[onstantin]: Th‚orie nouvelle d'‚conornie sociale et politique, ou ‚tudes sur l'organisation des soci‚t‚s. Paris 1842. 622 [Petty, William:] A treatise of taxes and contributions. Shewing the nature and measures of crown-lands, assesments, customs, poll-moneys, lotteries, benevolence, penalties, monopolies, offi- ces, tythes, raising of coins, harth-money, excize, etc. With se- veral intersperst discourses and digressions concerning warrs, the church, universities, rents and purchases, usury and exchange, banks and lombards, registries for conveyances, beg- gars, ensurance, exportation of money, wool, free-ports, coins, housing, liberty of conscience, etc. The same being frequently applied to the present state and affairs of Ireland. London 1667. 792 Poppe, Johann Heinrich Moritz: Geschichte der Technologie seit der Wiederherstellung der Wissenschaften bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. G”ttingen 1807. 348 Price, Richard: An appeal to the public, on the subiect of the national debt. London 1772. 408 - Observations on reversionary payments: an schemes for providing annuities for widows, and for persons in old age; on the method of calculating the values of assurances on lives; and on the na- tional debt. To which are added, four essays on different sub- iects in the doctrine of life-annuities and polltical arithme- tick. Also an appendix... 2nd ed., with a supplement... London 1772. 408 409 A prize essay an the comparative merits of competition and coope- ration. London 1834. 891 #952# Anhang und Register ----- Proudhon, P[ierre]-J[oseph]: Qu'est-ce que la propri‚t‚? ou re- cherches sur le principe du droit et du gouvernement. ler m‚moir. Paris 1841. 851 - siehe Gratuit‚ du cr‚dit. Discussion entre M.Fr. Bastiat et M. Proudhon. Paris 1850. Publius Terentias Afer: Das M„dchen von An- dros. 234 Quˆtelet, A[ldolphe-Lambert-Jacques]: Sur l'homme et le d‚velep- pement de ses facult‚s, ou essai de physique sociale. T. 1-2. Pa- ris 1835. 868 Ramsay, George: An essay on the distribution of wealth. Edinburgh 1846. 49 290 374 393 776 Reden, [Friedrich Wilhelm Otto Ludwig], Freiherr von: Verglei- chende Kultur-Statistik der Geburts- und Bev”lkerungsverh„ltnisse der Gross-Staaten Europas. Berlin 1848. 483 484 Religion Saint-Simonienne... siehe [Enfantin, Barth‚lemy-Pro- sper:] Religion Saint-Simonienne... Paris 1831. Ricardo, David: On the principles of political economy, and taxa- tion. 3d ed. London 1821. 117 124 189 193 213 247 662 663 672 780 823 849 861 - Principles of political economy, and taxation. In: The works. With a notice of the life and writings of the author, by J[ohn] R[amsay] MacCulloch. 2nd ed. London 1852. 75 234 248 Rodbertus[-Jagetzow, Johann Karl]: Sociale Briefe an von Kirch- mann. Dritter Brief: Widerlegung der Ricardo'schen Lehre von der Grundrente und Bendung einer neuen Rententheorie. Berlin 1851. 148 786 787 Roscher, Wilhelm: Die Grundlagen der National”konomie. Ein Hand- und Lesebuch fr Gesch„ftsm„nner und Studierende. 3., verm. und verb. Aufl., Stuttgart, Augsburg 1858. 235 319 336 411 834 [Roy, Henry:] The theory of the exchanges. The bank charter act of 1844. The abuse of the metallic principle to depreciation. Parliament mirrored in debate, suppiemental to ile stock exchange and the repeal of Sir J. Barnard's act". London 1864. 373 376 Rubichon, [Maurice]: Du micanisme de la soci‚t‚ en France et en Angleterre. Nouv. ‚d. Paris 1837. 642 816 819 [Saint-Simon, Claude-Henri de Rouvroy, comte de:] Nouveau chri- stianisme. Dialegues entre un conservateur et un novateur. 1er dialogue. Paris 1825. 618 Say, Jean-Baptiste: Trait‚ d'‚conomie Politique, ou simple expo- sition de la manire dont se forment, se distribuent et se consom- ment les richesses. 3e ‚d. T. 1. Paris 1817. 290 - Traitd d'‚conomie politique, ou simple exposition de la manire dont se forment, se distribuent et se consomment les richesses. 4e ‚d. T. 2. Paris 1819. 849 Schmidt, Conrad. Der dritte Band des "Kapital". In: Sozialpoliti- sches Centralblatt, Berlin, vom 25. Februar 1895. 904 - Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werth- gesetzes. Stuttgart 1889. 18 - Die Durchschnittsprofitrate und das Marx'sche Werthgesetz. In: Die Neue Zeit. Revue des geistigen und ”ffentlichen Lebens... 11. Jg. Nr. 3, 4. Stuttgart 1893. 19 #953# Literaturverzeichnis ----- Sismondi, J[ean]-C[harles]-L[‚onard] Simonde de: Nuveaux princi- pes d'‚conomie politique, ou de la richesse dans ses rapports avec la population. 2nde ‚d. T. 1-2. Paris 1827. 493 494 811 Smith, Adam: An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations. With a memoir of the author's life. Complete in one vol. Aberdeen, London 1848. 151 341 489 628 776 781-783 795 834 835 850 Sombart, Werner: Zur Kritik des ”konomischen Systems von Karl Marx. In: Archiv fr soziale Gesetzgebung und Statistik... Bd. 7. Berlin 1894. 903 Some thoughts of the interest of England. By a lover of commerce. London 1697. 620 Steuart, Jacques: Recherche des principes de l'‚conomie politi- que; ou essai sur la science de la police int‚rieute des nations libres... T. 4. Paris 1789. 377 Steuart, James: An inquiry into the principles of political oeco- nomy; being an essey on the science of domestic policy in free nations. In 3 vols. Vol. 1. Dublin 1770. 794 - An inquiry into the principles of political oeconomy... In: The works, political, metaphisical, and chronological... Now first collect. by General Sir James Steuart, his son, from his father's corr. copies, to which are subjoined anecdotes of the author. In 6 vols. Vol. 1. London 1805. 240 342 Stiebeling, George C.: Das Werthgesetz und die Profit-Rate. Leichtfaáliche Auseinandersetzung einiger wissenschaftlicher Fra- gen. Mit einem polemischen Vorwort. New York [1890]. 28 29 Storch, Henri: Consid‚rations sur la nature du revenu national. Paris 1824. 854 859 - Cours d'‚conomie politique, ou exposition des principes qui d‚- tenninent la prosp‚rit‚ des nations. T. 1-2. St.-P‚tersbourg 1815. 193 671 834 854 855 Thiers, A[dolphe]: De la propri‚t‚. Paris 1848. 637 - Rede in der franz”sischen Nationalversarnmlungl siehe Compte rendu des Mmces de l'Assembl‚e Nationale... The three prize essays on agriculture and the corn law. Publ. by the National Anti-Corn-Law League. Manchester, London 1842. 640 Than, Alphons: Die Industrie am Nie- derrhein und ihre Arbeiter. 2.Th.: Die Industrie des bergischen Landes. (Solingen, Remscheid und Elberfeld-Barmen.) Leipzig 1879. 910 Tocqueville, Alexis de: Uancien r‚gime et la r‚volution. Paris 1856. 811 Tooke, Thornas: A history of prices, and of the state of the cir- culation, from 1793 to 1837; preceded by a brief sketch of the state of the corn trade in the last two centuries. In 2 vols. Vol. 2. London 1838. 383 502 - A history of prices, and of the state of the circulation, from 1839 to 1847 inclusive: with a general review of the currency question, and remarks on the operation of the act 7 & 8 Vict. c. 32. Being a continuation of the history of prices from 1793 to 1839. London 1848. 373 502 - An inquiry into the currency principle; the connection of the currency with pricen, and the expediency of a separation of issue from banking. 2nd ed. London 1844. 367 384 415 417 455 458 459 850 #954# Anhang und Register ----- Tooke, Thornas, and William Newmarch: A history of prices, and of the state of the circulation, during the nine years 1848-1856. In 2 vols.; forming the 5th and 6th vols. of the "History of prices from 1792 to the present time". London 1857. 502 816 Torrem, R[obert]: An essay on the production of wealth; with an appendix, in which the principles of political economy are ap- plied to the actual circumstances of this country. London 1821. 48 117 - On the operation of the bank charter act of 184, as it affects commercial credit. 2nd ed. London 1847. 366 Tuckett, J[ohn] D[ebell]: A history of the past and present state of the labouring Population including the progress of agricul- ture, manufactures, and commerce. In 2 vols. Vol. 1. London 1846. 615 Ure, Andrew: The philosophy of manufactures: or, an exposition of the scientific, moral and commercial economy of the factory sy- stem of Great Britain. London 1835. 114 - Philosophie des manufactures ou ‚conomie industrielle de la fa- brication du coton, de la laine, du lin et de la soie, avec la description des diverses machines employ‚es dans les ateliers anglais. Trad. sous les yeux de l'auteur et augment‚ d'un chapi- tre in‚dit sur l'industrie cotonniŠre francaise. T. 1. Paris 1836. 400 Verri, Pietro: Meditazioni sulla economia politica. In: Scrittori classici italiani di economia politica. Parte moderna. T. 15. Mi- lano 1804. 290 Vincard. Pierre-Denis: Histoire du travail et des travailleurs en France. T. 1-2.Paris 1845. 794 Vissering, Simon: Handboek van praktische staathuishoudkunde. Deel 1. Amsterdam 1860-1861. 330-332 [Wakefield, Edward Gibbon:] England and America. A comparison of the social and political state of both nations. Vol. 1-2. London 1833. 765 776 Walton, Alfred A.: History of the landed tenures of Great Britain and Ireland, from the Norman conquest to the present time, dedi- cated to the people of the United Kingdom. London 1865. 633 634 [West, Edward:] Essay on the application of capital to land, with observations shewing the impolicy of any great restriction of the importation of corn, and that the bounty of 1688 did not lower the price of it. By a fellow of university college, Oxford. Lon- don 1815. 252 672 Wolf, Julius: Das R„tsel der Durchschnittsprofitrate bei Marx. In: Jahrbcher fr National”konomie und Statistik. Gegr. von Bruno Hildebrand. Hrsg. von J[ohannes] Conrad. 3. Folge. Bd. 2. Jena 1891. 21 22 - Sozialismus und Kapitalistische Gesellschaftsordnung. Kritische Wrdigung beider als Grundlegung einer Sozialpolitik. Stuttgart 1892. 27 28 II. Parlamentsberichte und andere offizielle Ver”ffentlichungen An act for vesting certain sums in commissioners, at the end of every quarter of a year, to be by them applied to the reduction of the national debt. (Anno vicesimo sexto Georgii III. regis.) 409 #955# Literaturverzeichnis ----- Bank Acts (B. A., B. C.) 1875 siehe Report from the select com- mittee on bank acts; together with the proceedings of the commit- tee, minutes of evidence, appendix and index. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 30 July 1857. Bank Acts (B.A., B.C.) 1858 siehe Report from the select commit- tee on the bank acts; together with the proceedings of the com- mittee, minutes of evidence, appendix and index. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 1 July 1858. Census of England and Wales for the year 1861. London 1863. 634 Coal mine accidents. Abstract of return to an address of the Ho- nourable the House of Commons, dated 3 May 1861... Ordered, by the House of Commons, to be printed, 6 Februar 1862. 98 Commercial Distress (C.D.) 1847/1848 siehe First report from the secret committee on commercial d'istress; with the minutes of evidence. Ordered, by the House of Commons, to he printed, 8 June 1848. Commercial Distress (C.D.) 1848/1857 siehe Report from the secret committee of the House of Lords appointed to inquire into the causes of the distress which has for some time prevailed among the commercial classes... Ordered, by the House of Commons, to be printed, 28 July 1848. (Reprinted, 1857.) Compte rendu des s‚ances de l'Assembl‚e Nationale. Expos‚s des motifs et projets de lois pr‚sent‚s par le gouvernement; rapports de MM. les repr‚sentants. T. 2e. Du 17 Juin au 7 Ao–t 1848. Paris 1849. 637 First report from the secret committee on commercial distress; with the minutes of evidence. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 8 June 1848. 15 417 418 424-427 430-432 469 486 490/491 502-504 555 First report from the select committee of the House of Lords on the sweating system; together with the proceedings of the commit- tee, minutes of evidence, and appendix. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 11. August 1888. 348 First report of the children's employment commissioners in mines and collieriees... 21. April 1841. 98 Public Health. Sixth report of the medical officer of the Privy Council. With appendix. 1863. Presented pursuant to act of Par- liament. London 1864. 101-107 Report from the secret committee of the House of Lords appointed to inquire into the causes of the distress which has for some time prevailed among the commercial classes and how far it has been affected by the laws for regulating the issue of bank notes payable on demand. Together with the minutes of evidence, and an appendix. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 28 July 1848. (Reprinted, 1857.) 15 421 423 425 427 428 435 437-43 445-450 528 540-543 555 559 568 569 572-575 577-579 583 584 Report from the select committee on bankacts; together with the procings of the committee, minutes of evidence, appendix and in- des. Part 1. Report and evidence. Ordered, by the House of Com- mons, to be printed, 30 July 1857. 15 351 376 428 432-434 445 466 501 502 #956# Anhang und Register 510 512 513 517 518 525-527 535 539 542 544 547-555 557-559 565- 568 571 573 575-579 581 582 585-587 589-591 593-599 782/783 - ... Part II. Appendix and index. 537 566/567 Report from the select committee an the bank acts, together with the proceedings of the committee, minutes of evidence, appendix and index. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 1 July 1858. 15 376 492 501 502 513 514 516 538 539 540 580 Report from the select committee an petitions relating to the corn laws of this Kingdom: together with the minutes of evidence, and an appendix of accounts. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 26 July 1814. 640 Reports of the inspectors of factories to Her Majesty's Principal Secretary of State for the Home Department. 639 - for the half year ending 31st October 1845. Presented to both Houses of Parhament by command of Her Majesty. London 1846. 134 - for the half year ending 31st October 1846... London 1847. 134 135 - for the half year ending 31st October 1847... London 1848. 135 - for the half year ending 31st October 1848... London 1849. 88 117 - for the half year ending 30st April 1849... London 1849. 136 - for the half year ending 31st October 1849... London 1850. 136 - for the half year ending 30th April 1850... London 1850. 119 136 - for the half year ending 31st October 1850... London 1851. 132 137 - for the half year ending 30th April 1851... London 1851. 132 - for the half year ending 31st October 1852... London 1852. 107- 110 - for the half year ending 30th April 1853... London 1853. 137 - for the half year ending 31st October 1853... London 1854. 137 - for the half year ending 30th April 1854... London 1854. 137 - for the half year ending 31st October 1855... London 1856. 99 100 - for the half year ending 31st October 1858... - London 1858. 87 132 133 - for the half year ending 30th April 1859... London 1859. 137 - for the half year ending 31st October 1859... London 1860. 137 - for the half year ending 30th April 1860... London 1860. 138 - for the half year ending 31st October 1860... London 1860. 138 - for the half year ending 30th April 1861... London 1861. 101 138 140 - for the half year ending 31st October 1861... London 1862. 139 - for the half year ending 30th April 1862... London 1862. 101 140 - for the half year ending 31st October 1862... London 1863. 88 112 139 141 - for the half year ending 30th April 1863... London 1863. 141 - for the half year ending 31st October 1863... London 1864. 99 110-112 119 120 138-140 142-146 - for the half year ending 30th April 1864... London 1864. 139 144 #957# Literaturverzeichnis ----- Reports respecting grain, and the corn laws: viz: First and se- cond reports from the Lords committees, appointed to enquire into the state of the growth, commerce and consumption of grain, and all laws relating thereto;... Ordered, by the House of Commons, to be printed, 23 November 1814. 640 III. Periodica Archiv fr soziale Gesetzgebung und Statistik. Vierteljahres- schrift zur Erforschung der gesellschaftlichen Zust„nde aller L„nder. In Verbindung mit einer Reihe namhafter Fachm„nner des In- und Auslandes hrsg. von Heinrich Braun. Bd. 7. Berlin 1894. (Siehe auch Anm. 130.) 903 Conrads Jahrbcher siehe Jahrbcher fr National”konomie und Sta- tistik The Daily News. London (siehe auch Anm. 54), - vom 10. Dezember 1889. 378 - vom 15. Dezember 1892. 491 - vom 18. Januar 1894. 558 The Economist. Weekly Commercial Times, Bankers' Gazette, and Railway Monitor: a political, literary, and general newspaper. [London.] (Siehe auch Anm. 53.) 410 412 565 600-603 - vom 15. M„rz 1845. 452 - vom 22. M„rz 1847. 556 600 - vom 21. August 1847. 604 - vom 23. Oktober 1847. 578 - vom 20. November 1847. 455 514 515 - vom 11. Dezember 1847. 588 - vom 30. Novernber 1850. 605 - vom 11. Januar 1851. 605 - vom 19. Juli 1851. 410 - vom 22. Januar 1853. 370 The Edinburgh Review, or Critical journal: for August-December, 1831. To be continued quarterly. Vol. 54. (Siehe auch Anm. 108.) 789 Jahrbuch fr Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft im Deutschen Reich. Des "Jahrbuchs fr Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtspflege des Deutschen Reiches" Neue Folge. Hrsg. von Gustav Schmoller. Jg. 5. 1. Heft. Leipzig 1881. 18 Jahrbcher fr National”konomie Statistik. Gegr. von Bruno Hilde- brand, hrsg. von Johannes Conrad (siehe auch Anm. 1). Neue Folge. 11. Bd. Jena 1885. 16 - Neue Folge. 20. Bd. Jena 1890. 26 27 - 3. Folge. 2. Bd. Jena 1891. 21 22 - 3. Folge. 3. Bd. Jena 1892. 20 21 #958# Anhang und Register ----- Journal of the Society of Arts, and of the institutions in Union. London. vom 9. Dezember 1859. 642 The Manchester Guardian vom 24. November 1847 (siehe auch Anm. 65). 423 The Morning Star. London, vom 14. Dezember 1865 (siehe auch Anm. 96). 644 645 Die Neue Zeit, Revue des geistigen und ”ffentlichen Lebens. Stuttgart (siehe auch Anm. 6), 5. Jg. 1887, Nr. 3. 28 - 11. Jg. 1892-1893, Nr. 3 und 4. 19 - 14. Jg. 1895-1896, Nr. 1 und 2. 895 New York Daily Tribune vom 20. Dezember 1859 (siehe auch Anm. 57). 399 Nuova Antologia discienze, Lettere ed Arti. Roma (siehe auch Anm. 4). Seconda serie. Vol. 38. Nr. 7 vom 1. April 1883. 25 Nuova Antologia. Rivista di Scienze, Lettere ed Arti. Roma. Terza serie. Vol. 55. Nr. 3 vom 1. Februar 1895. 898 901 La Rassegna. Napoli, Nr. 1, 1895 (siehe auch Anm. 128). 902 Revue des deur Mondes (siehe auch Anm. 62). 4e s‚rie. T. 31 e. Paris 1842. 415 - Nouv. s‚rie. T. 24. Paris 1848. 851 La Riforma Sociale. Torino, Roma, vom 25. Februar 1895 (siehe auch Anm. 129). 902 Sozialpolitisches Centralblatt. Berlin, vom 25. Februar 1895 (siehe auch Anm. 131). 904 The Times. London (siehe auch Anm. 69). 455 #909# ------ Personenverzeichnis Alexander, Nathaniel englischer Kaufmann. 428 567 Anderson, Adam (1692-1765) schottischer ™konom, Verfasser eines Werkes ber die Geschichte des Handels. 345 Anderson James (1739-1808) schottischer ™konom, Vorl„ufer Ri- cardos in der Rententheorie. 632 633 Anderson, James Andrew englischer Bankier 541 542 578 Anna (Stuart) (1665-1714) K”nigin von England (1702-1714); unter ihrer Regierung Vereinigung Englands und Schottlands zu Groábri- tannien (1707). 624 Arbuthnot, John englischer Farmer; Verfasser einer 1773 anonym erschienenen Schrift ber den Zusammenhang zwischen den Lebens- mittelpreisen und den Gr”áen der Pachtgter. 565 Archimedes (etwa 287-212 v.u.Z.) griechischer Mathematiker und Physiker. 898 Aristoteles (384-322 v.u.Z.) unter den "alten griechischen Philo- sophen... der universellste Kopf", der "auch bereits die wesent- lichsten Formen des dialektischen Denkens untersucht" hat (Engels). Er schwankte zwischen Materialismus und Idealismus; in seinen ”konomischen Ansichten verteidigte er die Naturalwirt- schalt der Sklavenhaltergesellschaft; er analysierte schon die Wertform sowie die beiden Urformen des Kapitals (Handelskapital und Wucherkapital). 398 902 Arnd, Karl (1788-1877) liberaler ™konom mit naturrechtlichen An- schauungen. 375 376 797 Ashley, Lord siehe Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper, Earl of Attwood, Matthias, (1799-1851) englischer ™konom, Vertreter der Bankier und "litle shilling men" von Birmingham (siehe auch Anm. 75). 554 575 Attwood, Thomas (1783-1856) englischer Bankier, Politiker (brgerlicher Radikaler) und ™konom, Vertreter der "little shil- ling men" von Birrningham (siehe auch Anm. 75); Bruder des Vori- gen. 554 575 Augier, Marie franz”sischer Journalist, Verfasser von Arbeiten ber ”konomische Probleme. 607 625 Babbage, Charles (1792-1871) englischer Mathematiker, Mechaniker und ™konom. 114 123 Baker, Robert englischer Fabrikinspektor in den fnfziger und sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts. 99 101 132 135 136 Balzac, Honord de (1799-1850) franz”sischer realistischer Schriftsteller. 49 Baring englische Bankierfamilie. 550 Bastiat, Fr‚d‚ric (1801-1850) franz”sischer ™konom, predigte die Harmonie der Klasseninteressen in der kapitalistischen Gesell- schaft; "flachster und daher gelungenster Vertreter der vulg„r- ”konomischen Apologetik" (Marx). 160 357 #960# Anhang und Register ----- Baynes, John Mitglied der Stadtverwaltung des linken Flgels der Liberalen Partei; in Blackburn; 1857 ver”ffentlichte er zwei Ab- handlungen ber den Baumwollhandel. 133 134 Bekker, Immanuel (1785-1871) Philologe, besorgte mehrere Ausgaben der Schriften von Plato, Aristoteles, Aristophanes u.a. 398 Bell, G. M. in der ersten H„lfte des 19. Jahrhunderts Direktor schottischer Banken; verfaáte Arbeiten ber das Bankwesen und den Geldumlauf. 561 Bellers, John (1654-1725) englischer ™konom, Verfasser von sozi- alreformerischen Schriften; er betonte die Bedeutung der Arbeit fr die Entstehung des Reichtums und vertrat das Prinzip "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen". 27 Bentinck, Lord George (1802-1848) englischer Politiker, Whig, Mitglied des Parlaments, Anh„nger des Protektionismus. 431 Bernal Osborne, Ralph (1808-1882) englischer liberaler Politiker, Mitglied des Parlaments, Sekret„r der Admiralit„t (1852 bis 1858). 146 Bessemer, Sir Henry (1813-1898) englischer Ingenieur und Chemi- ker, entwickelte das nach ihm benannte Verfahren zur Stahlerzeu- gung. 81 Biedermann, Karl (1812-1901) Historiker und Publizist, gem„áigter Liberaler, sp„ter Nationalliberaler, Redakteur der "Deutschen Allgemeinen Zeitung" (1863 bis 1879). 86 Bosanquet, James Whatman (1804-1877) englischer Bankier und ™ko- nom. 384 414 Braun, Heinrich (1854-1927) Journalist, Sozialdemokrat, Refor- mist; Mitbegrnder der "Neuen Zeit", Herausgeber der Vierteljah- resschrift "Archiv fr soziale Gesetzgebung und Statistik" und anderer Zeitschriften; Mitglied des Reichstags. 903 904 Bright, John (1811-1889) englischer Fabrikant, liberaler Politi- ker, Freih„ndler, Mitbegrnder der Anti-Korngesetz-Liga, seit An- fang der sechziger Jahre Fhrer des linken Flgels der Liberalen partei, mehrmals Minister in liberalen Kabinetten. 644 Briscoe, John (Ende des 17.Jahrhunderts) englischer Unternehmer, Mitglied des Parlaments; er untersttzte Chamberlains Projekt ei- ner Landbank. 615 Brown, William (1784-1864) englischer Kaufmann und Bankier, Frei- h„ndier. 577 Buret, Antoine-Eugme (1810-1842) franz”sischer kleinbrgerlicher Sozialist und ™konom, Anh„nger Sismondis - 811 Bsch, Johann Georg (1728-1800) Schriftsteller und ™konom, ver- trat merkantilistische Ansichten; grndete 1767 die Handelsakade- mie in Hamburg. 626 Cagliostro, Alessando (eigtl. Giuseppe Balsamo) (1743-1795) ita- lienischer Abenteurer, Mystiker, Hochstapler. 902 Cairnes, John Elliot (1823-1875) englischer ™konom und Publizist; Gegner der Sklaverei in den Sdstaaten der USA. 397 Calvin, Jean (1509-1564) eben Luther bedeutendster Reformator im 16. Jahrhundert; er stellte den brgerlichen Charakter der Refor- mation in den Vordergrund, republikanisierte und demoktatisierte die Kirche" (Engels). 917 Campbell, John, Baron (1779-1861) britischer Staatsmann und Ju- rist, Oberrichter beim K”niglichen Gericht (1850-1859), Lordkanz- ler (1859-1861). 100 Cantillon, Richad (1680-1734) englischer ™konom und Kaufmann. 792 Capps, Edward englischer Bauunternehmer. 577 782 Cardwell, Edward, Viscount (1813-1886) britischer Staatsmann, zu- erst Tory, dann fhrender Peelit, sp„ter Liberaler; Pr„sident des Board of Trade (Handels- und Verkehrsministerium) (1852-1855), Staatssekret„r fr Irland (1859-1861), Kolonialminister (1864- 1866) und Kriegsminister (1868-1874). 569 Carey, Henry Charles (1793-1879) amerikanischer Vulgr”konom, Protektionist, Verfechter der Klassenharmonie in der brgerlichen #961# Personenverzeichnis ----- Gesellschaft. 124 160 411 609 632 635 Cato, Marcus Porlias (der Žltere) (234-149 v.u.Z.) r”mischer Staatsmann und Schriftsteller, verteidigte die Privilegien der Sklavenhalteraristokratie; Grundeigentmer. 344 398 795 Cayley englischer ™konom, Vertreter der "littie shilling men" von Birmingham (siehe auch Anm. 75), Mitglied des Bankkomitees von 1857. 441 554 Chalmers, Thomas (1780-1847) schottischer Theologe und ™konom, einer der "fanatischsten Malthusianer" (Marx). 256 457 Chamberlen oder Chamberlayne, Hugh (1630 bis 1720) englischer Arzt und ™konom; Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte er das Projekt einer Landbank, in der er ein Mittel zur Befreiung vom Wucher sah. 615 Chapman, David Barcly englischer Bankier, Teilhaber der Londoner Diskontbank Overend, Gurney & Co. 445 527 542 544 547-556 589 Cherbuliez, Antoine-Elisk (1797-1869) Schweizer ™konom, Anh„nger Sismondis, verband dessen Theorien mit Elementen der Lehre Ri- cardos. 168 Child, Sir Josiah (Josias) (1630-1699) englischer Kaufmann und ™konom, Merkantilist, "Vork„mpfer des industriellen und kommer- ziellen Kapitals" gegen das Wucherkapital, "Vater des modernen Bankiertums" (Marx). 409 410 616 617 Clay, Sir William (1791-1869) englischer liberaler Politiker und ™konom, Vertreter des "Currency Principle" (siehe auch Anm. 68), Mitglied des Parlaments. 565 Comte, Francois-Charles-Louis (1782-1837) franz”sischer liberaler Publizist und ™konom. 630/631 Coquelin, Charles (1803-1852) franz”sischer ™konom, Freih„ndler. 415 Corbet, Thomas (19. Jahrhundert) englischer ™konom, Anh„nger Ri- cardos. 176 180 193 220 319 Cotton, Williwn (1786-1866) englischer Groákaufmann, Gouverneur (1844/45) und Mitglied des Direktoriums der Bank von England (1821-1865). 431 Curtis, Timothy Abra Mitglied des Direktoriums der Bank von Eng- land und Direktor der Ostindischen Kompanie in den vierziger Jah- ren des 19. Jahrhunderts. 403 Daire, Lottis-Franois-EugŠne (1798-1847) franz”sischer ™konom, Herausgeber von Werken der politischen ™konomie. 794 Dante Alighieri (1265-1321) gr”áter Dichter Italiens; in seinem Hauptwerk "Die G”ttliche Kom”die" zeichnete er das Welt- und Men- schenbild des Mittelalters. 28 Davenant (D'Avenant), Charles (1656 bis 1714) englischer ™konom und Statistiker-, einer der bedeutendsten Merkantilisten. 673 Davidson, Daniel Mitchell englischer Kaufrnann; als 1854 seine betrgerischen Handelsoperationen entdeckt wurden, floh er ins Ausland. 551 Disraeli (D'Israeli), Beniainin (seit 1876) Earl of Beaconsfield (1804-1881) britischer Staatsmann und Schriftsteller, einer der Fhrer der Tories, dann der Konservativen Partei; Schatzkanzler (1852, 1858 und 1859, 1866-1868), Premierminister (1868, 1874- 1880). 431 Dombasle, Christophei-Joseph,-Alexandre Mathieu de (1777-1843) franz”sischer Agronom. 768 819 Dove, Patrick Edward (1815-1873) englischer Philosoph und ™konom. 645 651 Dureau de la Malle, Adolphe-Judes-C‚sar-Auguste (1777-1857) fran- z”sischer Dichter und Historiker, šbersetzer von Werken r”mischer Autoren ins Franz”sische, Verfasser eines Buches ber die r”mi- sche Wirtschaft. 113 Enfantin, Barth‚lemy-Prosper (genannt PŠre Enfantin) (1796-1864) franz”sischer utopischer Sozialist, Anh„nger von Saint Simon; fhrte gemeinsam mit Bazard die saint-simonistische Schule; be- kleidete seit Mitte der vieger Jahre leitende #962# Anhang und Register ----- Positionen in mehreren kapitalistischen Betrieben. 618 Engels, Friedrich (1706-1860) Vater von Friedrich Engels, grn- dete 1837 in Manchester und dann in Engelskirchen mit Ermen die Baumwollspinnerei Ermen & Engels; Pietist. 486 Engels, Friedrich (1820-1895). 7-15 29 421 443 445 472 486 506 726 897 903-905 Epikur (etwa 341 bis etwa 270 v.u.Z.) griechischer materialisti- scher Philosoph, Atheist. 342 612 Fahrenheit, Gabriel Daniel (1686-1736) Physiker, konstruierte ein verbessertes Thermometer. 103 Fairbairn, Sir William (1789-1874) englischer Fabrikant, Ingeni- eur u. Erfinder. 100 Fawcett, Henry (1833-1884) englischer ™konom, Schler John Stuart Mills; Whig. 642 Feller, Friedrich Ernst (1800-1859) Philologe, Herausgeber mehre- rer W”rterbcher. 325 Fireman, Peter (geh. 1863) amerikanischer Chemiker und Fabrikant, in Ruáland geboren, lebte in Deutschland und in den USA. 20 21 30 Forcade, Eugine (1820-1869) franz”sischer Publizist, Vulg„r”ko- nom. 851 852 Fourier, Francois-Marie-Charles (1772-1837) bedeutendster franz”- sischer utopischer Sozialist neben Saint-Simon. 619 765 Francis, John (1810-1866) englischer ™konom; Angestellter der Bank von England, schrieb deren Geschichte. 616 617 Friedrich II. (1194-1250) Kaiser des Heiligen R”mischen Reiches Deutscher Nation (1220-1250). 611 Fullarton, John (1780-1849) englischer ™konom, Verfasser von Ar- beiten ber Geldumlauf und Kredit, Gegner der Quantit„tstheorie des Geldes. 418 458 464-471 475-477 481 565 Gardner, Robert Baumwollfabrikant in Manchester. 426 503 504 Garibaldi, Guiseppe (1807-1882) italienischer Revolution„r, Demo- krat, Fhrer der nationalen Befreiungsbewegung in Italien. 28 Georg III. (1738-1820) K”nig von Groábritannien und Irland (1760- 1820), Kurfrst und (seit 1814) K”nig von Hannover. 409 Gilbart, James William (1794-1863) englischer Bankier und ™konom; verfaáte mehrere Arbeiten ber das Bankwesen. 351 372 373 418 420 555 559 624 Gilchtist, Percy englischer Chemiker und Techniker, entwickelte zusammen mit Thomas ein neues Verfahren zur Stahlerzeugung. 81 Glyn, George Grenfell (seit 1869) Baron Wolverton (1824-1887) englischer Bankier, Liberales Mitglied des Parlaments, Sekret„r des Schatzamtes (1868-1873). 559 918 Greg, Robert Hyde (1795-1875) englischer Fabrikant, Freih„ndler, Liberaler. 117 Grey, Sir George (1799-1882) britischer Staatsmann, Whig; Innen- minister (1846 bis 1852, 1855-1858, 1861-1866), Kolonialminister (1854/55). 100 Gurney, Samuel (1786-1856) englischer Bankier, stand an der Spitze der Londoner Diskontbank Overend, Gurney & Co. (1825- 1856). 425 428 431 435 537 542 bis 544 554 559 589 Hamilton, Robert (1743-1829) schottischer ™konom, Physiker und Mathematiker. 408 Hardcastle, Daniel englischer ”konomischer Schriftsteller, ver- faáte ein Werk ber das englische Bankwesen. 560 625 Harrington, James (1611-1677) englischer Historiker und Publi- zist; in seinem utopischen Werk "Oceana", das 1656 zur Zeit der englischen Republik erschien, machte er Vorschl„ge fr politische und soziale Reformen und entwarf das Bild eines idealen Gemeinwe- sens; er unternahm verschiedene erfolglose Versuche zur Verwirk- lichung seiner Ideen. 902 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831) bedeutendster Vertre- ter der klassischen deutschen Philosophie (objektiver Idealist), die im Hegelschen System ihren H”hepunkt findet und "worin zum erstenmal - #936# Personenverzeichnis ----- und das ist sein groáes Verdienst - die ganze natrliche, ge- schichtliche und geistige Welt als ein Prozeá, d.h. als in steter Bewegung. Ver„nderung, Umbildung und Entwicklung begriffen darge- stellt und der Versuch gemacht wurde, den inneren Zusammenhang in dieser Bewegung und Entwicklung nachzuweisen" (Engels). 18 19 57 628 629 787 Heine, Heinrich (1797-1856) bedeutender Dichter und leidenschaft- licher Patriot, Feind des Absolutismus und der feudalklerikalen Reaktion, Vork„mpfer einer demokratischen deutschen Literatur; enger Freund der Familie Marx. 902 903 Heinrich VIII. (1491-1547) K”nig von England (1509-1547). 624 Herrenschwand, Jean (1728-1812) Schweizer ™konom. 795 Heyd, Wilhelm. (1823-1906) Historiker, Verfasser eines Werkes ber die Geschichte des Handels im Mittelalter. 911 Hodgskin, Thomas (1787-1869) engliscner ™konom und Publizist, Vertreter des proletarischen Standpunkts gegenber der klassi- schen brgerlichen politischen ™konomie; die Ricardoschen Theo- rien ausnutzend, verteidigte er die Interessen des Proletariats. Er kritisierte den Kapitalismus vom Standpunkt des utopischen So- zialismus. 402 403 412 Hodgson, Adam englischer Bankier, in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts Direktor der Royal Bank of Liverpool. 425 426 502 503 Horner, Leonard (1785-1864) englischer Geologe, Fabrikinspektor (1833-1859). Als unbestechlicher Verteidiger der Arbeiterinteres- sen hat er "unsterbliche Verdienste um die englische Arbeiter- klasse gewonnen" (Marx). 99 100 107 134 137 Hubbard, John Gellibrand (1805-1889) englischer Politiker, Kon- servativer, Mitglied des Parlaments; Mitglied des Direktoriums der Bank von England (1838). 430 545 559 565 566 590 602 Hllmann, Karl Dietrich (1765-1846) Historiker, verfaáte mehrere Arbeiten ber die Geschichte des Mittelalters. 329 332 611 Hume, David (1711-1776) schottischer Philosph, Agnostiker; Histo- riker und ™konom; Freund und Berater von Adam Smith, vertrat eine Quantit„tstheorie des Geldes; als theoretischer ™konom noch Mer- kantilist, trat er in wirtschaftspolitischer Hinsicht fr den Freihandel ein. 390 563 Jakob I. (1566-1625) K”nig von England und Irland (1603-1625), als Jakob VI. K”nig von Schottland (1567-1625). 624 Jevons, William Stanley (1835-1882) eng Escher ™konom und Philo- soph, Theoretiker des Marginalismus. 17 Johnston, James Finlay Weir (1796-1855) englischer Chemiker, Schler von Berzelius; er widmete sich haupts„chlich der Agrikul- tur- und Industriechemie; "der englische Liebig" (Marx). 630/631 682 684 Jones, Richard (1790-1855) englischer ™konom; in seinen Schriften spiegelt sich der allgemeine Verfall der klassischen brgerlichen politischen ™konomie in England wider, jedoch bertraf er Ricardo in einigen speziellen Fragen der politischen ™konomie. 276 768 789 Kalvin siehe Calvin Karl der Groáe (etwa 742-814) K”nig der Franken (768-800) und r”- mischer Kaiser (800-814). 611 612 794 Karl II. (1630-1685) K”nig von England (1660-1685). 615 624 Kennedy, Primrose William englischer Bankier, Direktor einer schottischen Bank. 541 578 Kiesselbach, Wilhelm Historiker und Soziologe in der zweiten H„lfte des 19. Jahrhunderts. 339 Kincaid, Sir John (1787-1862) englischer Beamter; seit 1850 Ge- f„ngnis- und Fabrikinspektor in Schottland. 100 Kinnear, John G. englischer Schriftsteller, verfaáte ein Werk ber Bankwesen. 459 541 #964# Anhang und Register ----- Laing, Samuel (1810-1897) englischer Politiker und Publizist, Mitglied des Parlaments, Liberaler; er bekleidete verschiedene hohe Verwaltungsposten in englischen Eisenbahngesellschaften. 781 Lavergne, Louis-Gabriele-L‚once-Guilhaud de (1809-1880) franz”si- scher Politiker und ™konom. 643 644 Law, John of Lauriston (1671-1729) englischer ™konom und Finan- zier, Generalkontrolleur der Finanzen in Frankreich (1719/20); bekannt durch seine Spekulationen bei der Herausgabe von Papier- geld, deren Zusammenbruch 1720 die gesamte Wirtschaft Frankreichs in Mitleidenschaft zog. 457 617 Leatham, William Henry (1815-1889) englischer Bankier und Politi- ker, Radikaler, Mitglied des Parlaments. 414 Lexis, Wilhelm (1837-1914) ™konom und Statistiker; Universit„ts- professor. 16-18 Liebig, Justus, Freiherr von (1803-1873) Chemiker, bahnbrechend in der theoretischen, besonders organischen und analytischen Che- mie sowie deren Anwendung in der Landwirtschaft. 753 778 787 821 Linguet, Simon-Nicolas-Henri (1736-1794) franz”sischer Advokat, Publizist, Historiker und ™konom, Gegner der Physiokraten; er un- terzog die brgerlichen Freiheiten und die kapitalistischen Ei- gentumsverh„ltnisse einer kritischen Analyse. 95 799 List, Friedrich (1789-1846) der progressivste ™konom des deut- schen Brgertums in der ersten H„lfte des 19. Jahrhunderts. Ob- wohl unf„hig zum theoretischen Erfassen der inneren Zusammenh„nge des kapitalistischen Systems, f”rderte List als "praktischer Ver- stand" (Marx) in vielf„ltiger Weise die Durchsetzung des indu- striellen Kapitalismus in Deutschland. Sein aktives Eintreten fr die Zollvereinigung Deutschlands und fr die Schaffung eines ge- samtdeutschen Eisenbahnsystems spielte eine wichtige Rolle im Kampf um die Vorbereitung der nationalen Einheit. Als Autorit„t der Schutzz”llnerschule der deutschen Industriebourgeoisie schuf List, wie Engels bemerkte, "... immer noch das Beste, was die deutsche brgerlich-”konomische Literatur produziert hat". 892 Lister, James (geb. etwa 1802) englischer Bankier, Direktor der Union Bank of Liverpool. 427 464 Locke, John (1632-1704) englischer Philosoph, Sensualist; ™konom, der die neue Bourgeoisie in allen Formen vertrat, die Industriel- len gegen die Arbeiterklassen und die Paupers, die Kommerziellen gegen die altmodischen Wucherer, die Finanzaristokraten gegen die Staatsschuldner und in einem eigenen Werk sogar den brgerlichen Verstand als menschlichen Normalverstand nachwies" (Marx). 364 635 Loria, Achille (1857-1943) italienischer Soziologe und ™konom, Verf„lscher des Marxismus. 25-28 898 901-905 909 Loyd siehe Overstone Ludwig XIV. (1638 -1715) K”nig von Frankreich (1643-1715). 113 Luther, Martin (1483-1546) Begnder des Protestantismus in Deutschland; Sohn eines Bergmanns. Sein literarisches Gesamtwerk, insbesondere die Bibelbersetzung, hatte bedeutenden Einfluá auf die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache. Im Bauernkrieg 1524/25 wandte sich Luther entschieden gegen das re- volution„re Vorgehen der Bauern und schloá sich der brgerlichen, adligen und frstlichen Seite an. Als "„ltester deutscher Natio- nal”konom" (Marx) verteidigte er Naturalwirtschaft und einfache Warenproduktion und bek„mpfte das Wucher- und Handelskapital; seine progressiven brgerlichen Lehren von der Arbeit und vom Be- ruf bildeten wichtige ideologische Voraussetzungen fr die sp„- tere Herausbildung der klassischen brgerlichen Arbeitswerttheo- rie. 343 344 359 407 613 624 625 911 Luzac, Elie (1723-1796) holl„ndischer Philosoph, Jurist und ™ko- nom. 331 #965# Personenverzeichnis ----- Macaulay, Thomas Babington (1800-1859) englischer Historiker und Politiker, Whig, Mitglied des Parlaments. 617 MacCulloch, John Ramsay (1789-1864) schottischer ™konom, vulgari- sierte die Lehre Ricardos, Apologet des Kapitalismus. 75 234 248 MacDonnell, John englischer Bankier, Gouverneur der Bank von Ir- land. 541 Malthus, Thomas Robert (1766-1834) englischer Geistlicher und ™konom, Ideologe der verbrgerlichten Grundbesitzeraristokratie, Apologet des Kapitalismus, stellte die reaktion„re Theorie von der Bev”lkerung auf, die das Elend der Werkt„tigen im Kapitalis- mus rechtfertigen sollte. 46 49 54 57 179 201 208 409 658 672 683 Manley, Thomas (1628-1690) englischer Schriftsteller und ™konom, Merkantilist. 616 Maron, H. Verfasser einer Broschre ber landwirtschaftliche Be- triebslehre. 816 Marx, Karl (1818-1883). 7 8 11-15 17-22 25-30 147 187 445 453 897-909 Massie, Joseph (gest. 1784) englischer ™konom, Vertreter der klassischen brgerlichen politischen ™konomie. 345 364 365 371 374 378 389 819 Maurer, Georg Ludwig, Ritter von (1790 bis 1872) Historiker, er- forschte die Gesellschaftsordnung der Frhzeit und des Mittelal- ters in Deutschland. 187 Menger, Carl (1840-1921) ”sterreichischer ™konom, Theoretiker der Grenznutzenschule. 17 Meynert, Theodor Hermann (1833-1892) ”sterreichischer Arzt, Pro- fessor der Psychiatrie in Wien; er schrieb u.a. ber die Anatomie der Hirnrinde und ihrer Verbindungsbahnen. 8 Mill, John Stuart (1806-1873) englischer ™konom und positivisti- scher Philosoph; vulgarisierte die Lehre Ricardos und predigte die Harmonie zwischen den Profitinteressen der Bourgeoisie und den Lebensinteressen der Arbeiterklasse. Er wolite die Widerspr- che des Kapitalismus durch Reform der Verteilungsverh„ltnisse berwinden. 403 411 535 571 572 590 885 Miraberu, Victor Riqueli, marquis le (1715 bis 1789) franz”si- scher ™konom, Physiokrat. 765 Mommsen, Theodor (1817-1903) Altertumsforscher. 339 398 795 Moore, Samuel (1830-1912) englischer Jurist, Mitglied der IAA; šbersetzer des "Manifests der Kommunistischen Partei" und des er- sten Bandes des "Kapitals" ins Englische; Freund von Marx und En- gels. 12 Morgan, Lewis Henry (1818-1881) amerikanischer Ethnologe, Arch„o- loge und Historiker der Urgeseltschaft. 187 Morris, James Couverneur der Bank von England (1848). 431 469 486 490 528 584 Morton, John Chalmers (1821-1888) englischer Agronom. 643 Morton, John Lockhart englischer Agronom Mitte des 19. Jahrhun- derts. 643 687 M”ser, Justas (1720-1794) Geschichtschreiber und Publizist, ver- trat die Interessen der konservativen deutschen Bourgeoisie. 799 Mounier, L. franz”sischer Historiker Mitte des 19. Jahrhunderts, verfaáte ein Werk ber den Ackerbau in Frankreich. 816 819 Mller, Adam Heinrich, Ritter von Nitterdorf (1779-1829) Publi- zist und ™konom, Vertreter der sog. romantischen Schule in der politischen ™konomie, die den Interessen der Feudalatistokratie entsprach; Gegner von Adam Smith. 369 410 411 Murray, Robert englischer Bankier, Direktor der Provincial Bank of Ireland. 541 Napoleon I. Bonaparte (1769-1821) Kaiser der Franzosen (1804-1814 und 1815). 618 Nasmyth, James (1808-1890) englischer Ingenieur, Erfinder des Dampfhammers. 107-109 Neave, Sheffield Gouverneur der Bank von England (1858). 492 540 Newman, Francis William (1805-1897) englischer Philologe und Pu- blizist, brgericher Radikaler, Verfasser von Schriften #966# Anhang und Register ----- religi”sen, politischen und ”konomischen Inhalts. 608 670 781 819 Newman, Samuel Philips (1797-1842) amerikanischer Philosoph und ™konom. 290 Newmarch, William (1820-1882) englischer ™konom und Statistiker. 517 539 542 555 557 558 573 581 582 585-587 593-599 Norman, George Warde (1793-1882) englischer ™konom, Anh„nger des "Currency Principle"; Mitglied des Direktoriums der Bank von Eng- land (1821-1872). 432-434 443 565 567 North, Sir Dalley (1641-1691) englischer ™konom, „uáerte als ei- ner der ersten Gedanken der klassischen brgerlichen politischen ™konomie. 625 635 O'Conor, Charles (1804-1884) amerikanischer Jurist und Politiker. 399 Odermann, Karl Gustav (1815-1904) P„dagoge, verfaáte mehrere Han- delslehrbcher. 325# Opdyke, George (1805-1880) amerikanischer Unternehmer und ™konom. 375 681 Ord, William Miller (1834-1902) englischer Arzt. 105 106 Overstone, Samuel Jones Loyd, Lord (seit 1860) Baron (1796-1883) englischer Bankier- und ™konom, Vertreter des "Currency Princi- ple". 418 434-450 502 525 526 530 bis 532 534 535 550 554 563 565 567-570 572 576 578 579 588 Owen, Robert (1771-1858) englischer utopischer Sozialist; verlieá als Kapitalist seine Klasse und ergriff Partei fr die Arbeiter- klasse. 619 Palmer, John Horsley (1779-1858) englischer Finanzier, Mitglied des Direktoriums (1811-1857) und Gouverneur der Bank von England (1830-1832). 573-575 584 Palmerston, Henry John Temple Viscount (1784-1865) britischer Staatsmann, zuerst Tory, ab 1830 einer der rechten Fhrer der Whigs; Staatssekret„r fr das Kriegswesen (1809-1828), Auáenmini- ster (1830-1834, 1835-1841, 1846-1851), Innenminister (1852- 1855), Premierminister (1855-1858, 1859-1865). 100 639 Parmentier, Antoine-Augustin (1737-1813) franz”sischer Agronom. 113 Passy, Hippolyte-Philibert (1793-1880) franz”sischer Vulg„r”konom und Politiker, w„hrend der Zweiten Republik Finanzminister. 778 788 791 794 797 Paterson, William (1658-1719) englischer Kaufmann, Grnder der Bank von England und der Bank von Schottland. 617 Pease, Joseph englischer Provinzialbankter. 418 432 Pecqueur, Constantin (1801-1887) franz”sischer ™konom und utopi- scher Sozialist. 622 Peel, Sir Robert (1788-1850) britischer Staatsmann, Fhrer der gem„áigten Tories, die nach ihm Peeliten genannt wurden; Innenmi- nister (1822-1827, 1828 bis 1830), Premierminister (1834/35, 1841 bis 1846), hob mit Untersttzung der Liberalen 1846 die Kornge- setze auf. 563 565 P‚reire, Isaac (1806-1880) franz”sischer Bankier, Bonapartist, Deputierter des Corps l‚gislatif; grndete 1852 mit seinem Bruder Jacob-Emile die Alktienbank Cr‚dit mobilier (siehe auch Anm. 82). 457 P‚reire, Jacob-Emile (1800-1875) franz”sischer Bankier, schloá sich 1825 bis 1831 den Saint-Simonisten an; w„hrend des Zweiten Kaiserreichs Bonapartist, Deputierter des Corps l‚gislatif. 619 Petty, Sir William (1623-1687) englischer ™konom und Statistiker, "Begrnder der modernen politischen ™konomie, einer der genial- sten und originellsten ”konomischen Forscher" (Marx); vertrat die klassische brgerliche Arbeitswerttheorie. 364 483 673 792 Pilatus, Pontius (gest. etwa 37) r”mischer Prokurator (Statthalter) von Jud„a (26 bis 36). 850 Pindar (etwa 522 bis etwa 442 v.u.Z.) griechischer Lyriker. 400 Pitt, William (der Jngere) (1759-1806) britischer Staatsmann, Tory; Premierminister (1783-1801, 1804-1806). 408 409 #967# Personenverzeichnis ----- Plinius (Gajus Plinius Secundus) der Žltere (23-79) r”mischer Na- turwissenschaftler. Verfasser einer "Naturgeschichte" in 37 B- chern. 113 Poppe, Johann Heinrich Moritz von (1776 bis 1854) Professor der Technologie in Tbingen, schrieb insbesondere ber die Geschichte der Technologie. 348 Price, Richard (1723-1791) englischer radikaler Publizist. ™konom und Moralphilosoph. 408-411 Proudhon, Pierre-Joseph (1809-1865) franz”sischer Publizist, So- ziologe und ™konom, Ideologe des Kleinbrgertums, einer der theo- retischen Begrnder des Anarchismus. 49 357-359 367 621 637 851 852 Qu‚telet, Lambert-Adolphe-Jacques (1796 bis 1874) belgischer Ge- lehrter, Statistiker, Mathematiker und Astronom; er stellte die unwissenschaftliche Theorie vom "Durchschnittsindividuum" auf. 868 Radcliffe, John Netten (1826-1884) englischer Arzt, Ehrensekret„r (1862-1871) und Pr„sident der Epidemiological Society (1875- 1877), Gesundheitsinspektor beim Geheimen Rat (1869-1883). 106 Ramsay, Sir George (1800-1871) englischer ™konom, einer der letz- ten Vertreter der klassischen brgerlichen politischen ™konomie. 49 54 290 374 392 393 776 Reden, Friedrich Wilhelm Otto Ludwig, Freiherr von (1804-1857) Statistiker. 484 Redgrave, Alexander englischer Fabrikinspektor. 110 143 145 Rhodes, Cecil John (1853-1902) britischer Kolonialpolitiker in Sdafrika, Ministerpr„sident der Kapkolonie (1890-1896); er orga- nisierte den Raub riesiger Territorien fr ein britisches Koloni- alreich in Afrika, u.a. Matabele- und Maschonaland (Rhodesien); Hauptschuldiger am Krieg gegen die Burenrepubliken (1899-1902). 919 Ricardo, David (1772-1823) englischer ™konom; sein Werk bildet den H”hepunkt der klassischen brgerhchen politischen ™konomie. 16 22 48 55 74 75 117 124 189 193 212-214 234 247 248 251-253 259 269 270 445 563-565 662/663 672 684 691 693 755 765 780 849 861 Riese (Ries), Adam (1492-1559) Beamter und Rechenmeister in Annaberg. Von ihm stammen die ersten Lehrbcher der praktischen Rechenkunst, die bis in das 17. Jahrhundert hinein in Gebrauch waren; daher die Redensart "nach Adam Riese". 902 Ritchie, Charles Thomson (1838-1906) englischer Staatsmann und Bankier, Pr„sident der Union Bank of London. 558 Rodbertus (-Jagetzow), Johann Karl (1805 bis 1875) preuáischer Groágrundbesitzer, ™konom, Ideologe des verbrgerlichten Junker- tums; Theoretiker des preuáisch junkerlichen Staatssozialismus. 15 16 148 786 787 809 861 Rodwell, William englischer Provinzialbankier. 513 Roscher, Wilhelm Georg Friedrich (1817 bis 1894) Vulg„r”konom, Begrnder der „lteren historischen Schule der politischen ™kono- mie in Deutschland; bek„mpfte den utopischen Sozialismus und die klassische brgerliche politische ™konomie; ersetzte die theore- tische Analyse durch flachen Empirismus, leugnete die Existenz ”konornischer Gesetze. 235 319 336 411 834 Rothschild, James, baron de (1792-1868) Chef des gleichnamigen Bankhaus in Paris. 486 Roy, Henry englischer Arzt und ™konom. 373 376 Rubichon, Maurice (1766-1849) franz”sischer Politiker und ™konom. 642 816 819 Russell, Lord John (1792-1878) britischer Staatsmann, Fhrer der Whigs; Premierminister (1846-1852 und 1865/66), Auáenminister (1852/53 und 1859-1865). 430 Saint-Simon, Claude-Henri de Rouvrog, comte de (1760-1825) fran- z”sischer utopischer Sozialist. 618 619 621 622 Sag, Jean-Bapti- ste (1767-1832) franz”sischer #968# Anhang und Register ----- ™konom, systematisierte und vulgarisierte das Werk von Adam Smith; begrndete die vulg„r-”konomische Lehre von den Produkti- onsfaktoten, indem er Boden, Kapital und Arbeit als selbst„ndige Quellen fr Rente, Profit und Lohn hinstellte (Trinitarische For- mel). 290 848 849 854 855 Schmidt, Conrad (1863-1932) Sozialdemokrat; anfangs vertrat er die ”konomische Lehre von Marx, sp„ter schloá er sich den Revi- sionisten an. 18-20 22 26 30 904 905 Senior, Nassau William (1790-1864) englischer Vulg„r”konom, einer der "offiziellen ”konomischen Wortfhrer der Bourgeoisie" (Marx); Apologet des Kapitalismus, wandte sich gegen die Verkrzung des Arbeitstages. 44 54 Shaftesbury, Anthony Ashleg Cooper, Earl of (1801-1885) engli- scher Politiker, Tory, seit 1847 Whig; in den vierziger Jahren Fhrer der aristokratisch-philanthropisehen Bewegung fr die Zehnstundenbill. 641 Shaw. George Bernard (1856-1950) englischer Romanschriftsteller und Dramatiker, Mitglied der Fabian Society. 17 Siemens, Friedrich (1826-1904) Ingenieur, lebte zeitweilig in England; konstruierte 1856 den ersten Regenerativofen, der sp„ter von Martin zur Stahlerzeugung verwendet wurde. 81 Simon, Sir Jahn (1816-1904) englischer Arzt, oberster „rztlicher Beamter des Geheimen Rates. "Ein Mann, der... berall Bour- geoisinteressen als erstes Hindernis seiner Pflichterfllung vor- gefunden hat und zu bek„mpfen gen”tigt war. Sein instinktiver Haá gegen die Bourgeoisie ist daher ebenso heftig wie erkl„rlich" (Engels). 101 102 104 106 Sismondi, Jean-Charles-L‚onard Simonde de (1773-1842) Schweizer ™konom und Historiker; trat am Abschluá der klassischen brgerli- chen politischen ™konomie auf und begrndete die kleinbrgerliche politische ™konomie. Er kritisierte den Kapitalismus "vom Stand- punkt des Kleinbrgers" (Lenin) und idealisierte die Kleinproduk- tion. 493 494 811 Smith, Adam (1723-1790) bedeutendster englischer ™konom vor Ri- cardo; er verallgemeinerte die Erfahrungen der kapitalistischen Manufakturperiode und des beginnenden Fabriksystems und gab der klassischen brgerlichen politischen ™konomie ihre entwickelte Gestalt. 151 201 202 223 235 248 336 341 343 396 409 458 489 490 628 760 775 776 780-783 795 834 835 844 848-850 853 Smith, Edward (etwa 1818-1874) englischer Arzt, Berater und Be- vollm„chtigter des Geheimen Rates fr die Untersuchung der Ern„h- rungslage in den Arbeiterdistrikten. 103 104 Sombart, Werner (1863-1941) ™konom der jngeren historischen Schule in Deutschland, Kathedersozialist, sp„ter Ideologe des deutschen Imperialismus; in seinen letzten Lebensjahren bekannte er sich zum Faschismus. 903-905 Steuart (Stewart), Sir Jwnes (auch unter dem Namen Denham) (1712- 1780) englischer ™konom, einer der letzten Vertreter des Merkan- tilismus, den er als Theoretiker systematisierte; Gegner der Quantit„tstheorte des Geldes. 377 794 Stiebeling, George amerikanischer Statistiker und kleinbrgerli- cher Publizist, Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Nord- amerikas; schrieb mehrere Artikel ber ”konomische und wirt- schaftsgeschichtliche Fragen. 28 29 Storch, Heinrich Friedrich von (Andrej Karlowitsch) (1766-1835) ™konom, Statistiker und Historiker, vulgarisierte die klassische brgerliche politische ™konomie; Mitglied der Akademie der Wis- senschaften zu St. Petersburg. 193 671 834 854 859 Thiers, Louis-Adolphe (1797-1877) franz”sischer Historiker und Staatsmann, Innenminister (1832 und 1834), Ministerpr„sident (1836 und 1840), Pr„sident der Republik (1871-1873), Henker der Pariser Kommune. 637 #969# Personenverzeichnis ----- Thomas, Sidney Gilchrist (1850-1885) englischer Htteningenieur, erfand 1878 zusammen mit seinem Vetter Percy Gilchrist ein Ver- fahren zur Entphosphorung des Roheisens. 81 Thun, Alphom (1853-1885) Wirtschaftshistoriker. 910 Tocqueville, Alexis Cl‚rel de (1805-1859) franz”sischer Histori- ker und Politiker, Legitimist und Anh„nger der konstitutionellen Monarchie. 811 Tooke, Thomas (1774-1858) englischer ™konom, kritisierte die Geldtheorie Ricardos; "der letzte englische ™konom of any value" (Marx). 367 373 383 384 415 417 432 455 4582 466 468 469 475 502 540 555 565 572 584 588 816 850 Torrens, Robert (1780-1864) englischer ™konom, Vertreter des "Currency Principle". 48 49 54 117 366 367 565 Tuckett, John Debell (gest. 1864) englischer Publizist. 615 Turgot, Anne-Robert-Jacques, baron de l'Aulne (1727-1781) franz”- sischer Staatsmann und ™konom, Physiokrat, Schler Quesnays; als Generalkontrolleur der Finanzen (1774-1776) wegen seiner progres- siven Wirtschaftspolitik gestrzt. 635 Turner, Charles englischer Kaufmann. 426 430 504 Twells, John englischer Bankier. 525 526 575 bis 577 Ure, Andrew (1778-1857) englischer Chemiker und ™konom, Freih„nd- ler. 91 114 400 Verri, Pietro (1728-1797) italienischer ™konorn, einer der ersten Kritiker der Physiokraten. 290 Vincard, Pierre-Denis (1820-1882) franz”sischer Arbeiter und Pu- blizist; Teilnehmer an der Revolution 1848; war in der Genossen- schaftsbewegung aktiv t„tig; Verfasser von Arbeiten ber die Lage der Arbeiterklasse, Mitglied der IAA. 794 Vissering, Simon (1818-1888) holl„ndischer Vulg„r”konom und Sta- tistiker. 330 332 Wakefield, Edward Gibbon (1796-1862) britischer Staatsmann, Kolo- nialpolitiker und ™konom. 765 777 Walton, Alfred A. (geh. 1816) Architekt, Vertreter der englischen demokratischen Bewegung, Mitglied des Generalrats der IAA (1867- 1870); Verfasser eines Werkes zur Geschichte des Grundbesitzes in England. 633 Weguelin, Thomas englischer Gesch„ftsmann, Mitglied des Parla- ments, Liberaler, Gouverneur der Bank von England (1857). 466 512 513 517 518 535 542 587 594 West, Sir Edward (1782-1828) englischer ™konom, entwickelte eine Grundrententheorie. 252 672 Wilson, James (1805-1860) englischer Politiker und ™konom, Bender und Redakteur des "Economist"; Finanzminister (1853-1858), Frei- h„ndler, Gegner der Quantit„tstheorie des Geldes. 458 466 548 549 556 557 565 578 591-595 598 bis 600 Wilson-Patten, John (1802-1892) englischer Politiker, Tory, Mit- glied des Parlaments. 101 Wolf, Julius (1862-1937) Vulg„r”konom. 21 22 25 27 Wood, Sir Charles (seit 1866) Viscount Halifax of Monk Bretton (1800-1885) britischer Staatsmann, Whig, Mitglied des Parlaments; Schatzkanzler (1846-1852), Minister fr Indien (1859-1866), Lord- siegelbewahrer (1870-1874). 569 596-599 Woolf, Artur (1766-1837) englischer Ingenieur, Erfinder einer Hochdruckdampfmaschine. 108 109 Wright, Charles englischer Bankier. 540 543 Wylie, Alexander Henry Kaufmann in Liverpool. 534 568 569 Zwilchenbart, R. Schweizer Kaufmann in Liverpool. 486 #970# ----- Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen Bileam Gestalt aus dem Alten Testament, ein nichtisraelitischer Prophet, seine redende Eselin ist sprichw”rtlich geworden. 903 Dulcamara eine der Charaktertypen aus der italienischen Commedia dell'arte. 28 901 Esaia (Jesaias) Gestalt aus dem Alten Testament, Prophet. 344 Ezechiel (Hesekiel) Gestalt aus dem Alten Testament, Prophet. 344 Moloch assyrischer und ph”nizischer Gott der Natur und der W„rme, der durch Menschenopfer verehrt wurde; dieser Name wurde sp„ter zum Inbegriff einer rasenden, grausamen, nach unz„hligen Opfern heischenden Macht. 410 Prokrustes in der griechischen Mythologie ein r„uberischer Riese, der Reisende anlockte und sie zwang, sich auf ein Folterbett zu legen; dann streckte oder verstmmelte er sie, bis sie in das Folterbett paáten. 916 Sganarell eine der Charaktertypen aus der Erkl„rung der italieni- schen Commerdia dell'arte. 28 903 #971# ----- Erkl„rung der Fremdw”rter, der fremdsprachigen und seltenen Aus- drcke absorbieren aufsaugen, aufzehren, in sich aufnehmen Accessorium Zusatz, Beiwerk ad absurdwn fhren das Widersinnige nachweisen ad„quat angemessen, entsprechend affizieren berhren; in Mitleidenschaft ziehen Agentien wirkende Mittel, treibende Kr„fte agieren handeln, wirken Agio Aufgeld, Aufschlag; Betrag, um den der Kurs einer Geldsorte oder eines Wertpapiers ber dem Nennwert steht Akkommodation Angleichung, Anpassung Akquisition Erwerbung, Anschaffung Akzept durch Unterschrift angenommener Wechsel; schriftliche Er- kl„rung des Bezogenen auf dem Wechsel, daá er die Zahlungsver- pflichtung annimmt akzeptieren annehmen (einen Wechsel), einwilligen akzessorisch nebens„chlich, beil„ufig Akzidens Zuf„lliges; unwesentliche Eigenschaft aliquoter Teil ein im Ganzen ohne Rest aufgehender Teil alterieren ver„ndern Analogie Žhnlichkeit; Gleichartigkeit antediluvianisch vorsintflutlich antiquiert veraltet antizipieren vorwegnehmen, vorgreifen apologtisch verteidigend, rechtfertigend Appartenentien (Appertinentien) Zubeh”r applizieren anwenden appreziieren aufwerten Approbation Genehmigung, Billigung Appropriation Aneignung, Besitzergreifung Žquivalenz Gleichwertigkeit a priori von vornherein, angeblich ohne erfahrungsm„áige Grund- lage gegeben Assekuranz Versicherung Associd Teilhaber, Gesellschafter assoziieren vereinigen, zusammenschlieáen Attraktion Anziehung, Anziehungskraft bill-brokers "buchst„blich Wechselmakler, der Sache nach halbe Bankiers" (Marx) Bimetallismus Doppelw„hrung Blankokredit offener, ungedeckter Kredit bona fide guten Glaubens, gutgl„ubig Bonit„t Gte; Gteklasse des Bodens Clearing hause Abrechnungs- oder Verrechnungsstelle Conditio sine qua non unerl„áliche Bedingung cottage Htte, H„uschen Credo Glauben, Glaubensbekenntnis crescendo in wachsendem Maáe currency Zirkulationsmittel; Zirkulation Datowechsel Wechsel, dessen Verfallzeit vom Tage der Ausstellung an gerechnet wird debitieren abgeleitet von d‚biter (frz.): hersagen, herleiern definitiv endgltig de jure rechtlich, nach der Rechtslage Deplacement Umstellung, Verschiebung, Versetzung #972# Anhang und Register ----- Depositwn (Mz. Depositen) bei Banken hinterlegte Einlage, Geld oder Wertpapier Depreziation, Depretiation Entwertung didaktisch belehrend, lehrhaft diskontieren einen Wechsel vor der Verfallzeit bei Abzug der ent- sprechenden Zinsen (des Diskonts) kaufen Diskonto Zinsabzug bei noch nicht f„lligen Zahlungen (bei Kauf von Wechseln); Zinsvergtung disparat ungleichartig; unvereinbar, widersprechend disponibel verfgbar Distinktion Auszeichnung; Wrde; Rang distributabel fr die Verteilung geeignet Dithyrambus schw„rmerisches Loblied, berschwengliche Wrdigung Dividende Gewinnanteil des Aktion„rs Dock Lagerhaus dock warrants "Lagerscheine auf Waren in den Docks" (Marx) Dr„nierung Entw„sserung Effekten Wertpapiere Eklektizismus prinzipienloses Verschmelzen verschiedener Stand- punkte oder Ansichten zu einem System empirisch erfahrungsgem„á Endossement (Indossament) šbertragung eines Wechsels; šbertra- gungsvermerk auf einem Wechsel en masse massenhaft eo ipso eben dadurch; selbstverst„ndlich Epitropos Aufseher eskamolieren heimlich verschwinden lassen, wegzaubern Etablissement Einrichtung; Fabrik, Betrieb euphemistisch besch”nigend, verhallend, umschreibend Evidence Aussage Excess šberschuá Exemplifikation Erl„uterung durch Beispiele Exodus Auszug; Auswanderung Expertise Untersuchung, Begutachtung durch Sachverst„ndige Explikation Erkl„rung, Erl„uterung ex professo berufsm„áig; absichtlich; eigens Fallite (Falliment) Zahlungseinstellung, Bankrott fashionabel modisch, elegant; vornehm faux frais, falsche Kosten; Unkosten, Nebenkosten Fetisch magischer Gegenstand; Gegenstand abergl„ubischer Vereh- rung; G”tzenbild fiktiv eingebildet; angenommen, nicht wirklich fingieren erdichten, vort„uschen, unterstellen Fixation Festsetzung flottieren schweben fluktuieren schwanken, ab- und zunehmen Fonds alle Wertpapiere, die an der B”rse gehandelt werden freehold freier Grundbesitz Freetrader Freih„ndler Friktion Reibung; Unstimmigkeit Galimathias sinnloses Geschw„tz, verworrenes Gerede gentry der niedere Adel in England Girobank eine Bank, die den bargeldlosen Zahlungsverkehr durch šberschreibung von Konto zu Konto vermittelt gravitieren zustreben, hinneigen Guano Vogelkotablagerung; Naturdnger heterogen ungleichartig, verschieden, entgegengesetzt Horror Abscheu, Entsetzen, Schauder imagin„r nur in der Einbildung bestehend; scheinbar immanent innewohnend, innerlich immobilisieren festlegen Indgo blauer pflanzlicher Farbstoff aus Indien und Westindien Indossent der šberweisende eines Wechsels in extenso in ganzer Ausdehnung, vollst„ndig Ingrediens Zutat, Bestandteil inh„rent innewohnend, anhaftend Inkarnation Fleischwerdung, Verk”rperung inkommensurabel nicht vergleichbar, nicht mit demselben Maá zu messen Inkogruit„t Ungleichheit, Nichtbereinstimmung inkonvertibel nicht umwandelbar, nicht umwechselbar #973# Fremdworterkl„rung ----- Inkrement Zuwachs, Zunahme in petto in Bereitschaft, bereit integrierend erg„nzend; zur Vollst„ndigkeit erforderlich; wesent- lich, unerl„álich irrationell verstandesm„áig nicht faábar Jobber Wertpapierh„ndler an englischen B”rsen; B”rsenspekulant Kommandite Zweiggesch„ft Kommis kaufm„nnischer Angestellter, Handlungsgehilfe Kommunikation Verkehr, Verbindung komparativ vergleichend kompensieren ausgleichen, eine Wirkung durch eine andere ausglei- chen; ersetzen kompilieren aus anderen Schriften zusammentragen, zusammenschrei- ben Konfusion Verwirrung, Zerstreutheit Konjunktur Zusammentreffen gewisser Umst„nde; Gesch„ftslage Konsignation šbergabe von Waren zur Aufbewahrung Konsol Staatsschuldschein, Anteilschein an einer Staatsanleihe Konsolidation Festigung, Sicherung konstituieren bilden, bestimmen konsumabel verzehrbar, verbrauchbar kontinuieren fortdauern, fortfahren Kontinuit„t Stetigkeit, Fortdauer kontradiktorisch widersprechend, gegens„tzlich kontrahieren zusammenziehen Kontroverse Streit, Streitfrage, Auseinandersetzung Konvertibilit„t Umwandelbarkeit, Umwechselbarkeit Konvulsion Erschtterung Korrektion Regelung; Berichtigung; Ausgleich kosmopolisieren weltweit verbreiten krud roh, grob; unverdaulich Kurant gangbare Mnze eines Landes, deren Metallwert dem staat- lich verbrgten Nennwert entspricht; W„hrungsgeld laborieren sich abmhen; an etwas leiden, kranken latent verborgen Leviathan Ungeheuer limitieren begrenzen, beschr„nken Llano Hochgrassteppe in Sdamerika Lombard Kreditgew„hrung gegen Pfand durch Banken (bes. auf Wert- papiere) und Leihh„user makadamisieren Straáenbelag aus fest walztem, asphaltgetr„nktem Schotter herstellen (nach dem schottischen Ingenieur MacAdam) Mayor Brgermeister Melioration Verbesserung (des Bodens) merkantil kaufm„nnisch, den Handel betreffend Metamorphose Verwandlung, Gestaltver„nderung, Umgestaltung Met„riesystem Teilwirtschaft-System, wo der Bewirtschafter (P„chter) auáer seiner Arbeit (eigner oder fremder) einen Teil des Betriebskapitals und der Grundeigentmer auáer dem Boden einen anderntell des Betriebskapitals (z.B. das Vieh) stellt und das Produkt in bestimmten... Proportionen zwischen dem Maier und dem Grundeigentmer geteilt wird" (Marx). Modalit„t Art und Weise; M”glichkeit modifizieren ver„ndern, abwandeln monstr”s ungeheuerlich Multipel Vielfaches Myriaden unz„hlbare Mengen, Unzahl Mysteriwn Geheimnis Mystifikation T„uschung, Irrefhrung naturaliter natrlich normaliter in der Regel Obligation Schuldverpflichtung okkult geheimnisvoll oszillieren pendeln, schwanken, schwingen Pampa Grassteppe Argentiniens Paralogismus Fehlschluá paralysieren l„hmen; schw„chen; unwirksam machen par excellence im wahrsten Sinne des Wortes; schlechthin; vor- zugsweise Pari Nennwert (von Mnzen und Effekten) #974# Anhang und Register ----- pari auf dem Nennwert Paroxysmus h”chste Krankheitssteigerung; „uáerste Anspannung Pau- per Armer, Almosenempf„nger; Verelenderer perennierend ausdauernd; berwinternd, mehrj„hrig Ph„nomen Erscheinung; auáergew”hnlicher, auffallender Vorgang Plejade Siebengestirn Plethora šberfluá Portefeuille Wechselbestand potentiell der M”glichkeit nach wirkungsf„hig pr„destiniert vorherbestimmt Pr„existenz frheres Dasein Pr„misse Voraussetzung, Vorausgeschicktes pr„sumieren annehmen, mutmaáen, vermuten prima facie dem ersten Ansehen nach, anscheinend; offensichtlich Primawechsel erster Wechsel, erste Ausfertigung eines Wechsels printed gedruckt prius eher, frher; ehemals Progreá Fortgang, Fortschritt prolongieren verl„ngern, aufschieben; stunden Promesse Versprechen; Schuldverschreibung pro rata anteilm„áig, gleichm„áig Prospektiv der Aussicht nach, der M”glichkeit nach Prosperit„t gedeihliche Entwicklung, Wirtschaftsblte pro tanto um so viel protestieren (Wechsel) die Nichtannahme oder Nichtzahlung eines Wechsels gerichtlich oder notariell best„tigen lassen Provision Vermittlungsgebhr qua als Quidproquo Miáverst„ndnis, Verwechslung Quotum (Mz. Quota) verh„ltnism„áiger Teil, Anteil R„sonnement Erregung, Erw„gung rediskontieren einen diskontierten Wechsel weiterverkaufen Regeldetri Dreisatzrechnung Regreá Ersatzanspruch; Rckgriff; das Zurckgreifen auf eine Per- son reklamieren zurckfordern; einen Anspruch geltend machen Rekompensation Entsch„digung Rekonstitution Wiederherstellung rektifizieren berichtigen, richtigstellen remittieren zurckschicken, berweisen Renumeration Entsch„digung, Vergtung respektive (resp.) beziehungsweise Resum‚ (Resmee) Zusammenfassung der Hauptpunkte einer ausfhrli- chen Darlegung Retour Rcksendung retournieren zurcksenden, zurckgeben; zurckkehren Revulsion pl”tzlicher Umschlag, Umschwung Rimesse Sendung von Geld, Wechseln; in Zahlung gegebener Wechsel roulieren umlaufen Salair Gehalt, Lohn saldieren ausgleichen, den Saldo ermitteln sanguinisch leichtbltig, lebhaft schwefeln (schwafeln) schwatzen, gedankenlos reden sekund„r zweitrangig, untergeordnet; an zweiter Stelle stehend self-actor automatische Spinnmaschine Sinekure mheloses, eintr„gliches Amt sine qua non siehe Conditio sine qua non solvent zahlungsf„hig Sophisma (Sophismus) Trugschluá mit T„uschungsabsicht, Scheinbe- weis; Spitzfindigkeit Sophist Wortverdreher, Silbenstecher, spitzfindiger Kopf spedieren bef”rdern, versenden, verfrachten stagnieren stocken stimulieren anregen, anreizen Stimulus Antrieb, Anreiz Stipulation Vertrag, Vereinbarung Stockjobber (stock-jubber) B”rsenspekulant strike Streik Subsistenz das, worauf jemand seine Existenz grndet, Lebensun- terhalt substituieren ersetzen #975# Fremdworterkl„rung ----- subsumieren unterordnen, einordnen Subsumtion Unterordnung, Einordnung sui generis von eigener Art Sukkursale Zweigbetrieb, Zweiggesch„ft sukzessive (Sukzessiv) allm„hlich, nach und nach Superf”dation šberfruchtung; Wucherung Surat Baumwolle, genannt nach der indischen Stadt Surat Surrogat Ersatzmittel suspendieren zeitweilig aufheben, vertagen, einstellen Sykophant Verr„ter, Verleumder; Erpresser Tantieme Gewinnanteil Tautologie berflssige Wiederholung des Gesagten mit anderen Worten tempor„r zeitweilig, vorbergehend Totalit„t Gesamtheit, Vollst„ndigkeit Trade-Union Gewerkschaft Tramierer Spinner von Tramseide (Einschlagseide) Transaktion šbereinkunft, Gesch„ft transitorisch vorbergehend, kurzfristig transportieren bersetzen, versetzen, umsetzen trassieren einen Wechsel auf jemand ziehen, ausstellen Tratte gezogener Wechsel triangul„r dreieckig trivial abgedroschen, allt„glich Trustee Bevollm„chtigter; Treuh„nder; Vertrauensmann Usance Gewohnheit, Gepflogenheit; Bedingung usurpieren sich widerrechtlich Macht aneignen; widerrechtlich Be- sitz ergreifen variieren wechseln; verschieden sein vindizieren in Besitz nehmen; beanspruchen Worsted Kammgarn geomanry freie Kleinbauern im feudalistischen England #975# ----- Erkl„rung der Abkrzungen b. (book) = Buch c., chap., chapt. (chapter, chapitre) = Kapitel ed., ‚d. (edition, ‚dition) = Ausgabe edit. = herausgegeben etc. (et cetera) = und so weiter Evid. (Evidence) = Aussage H.o.C. (House of Commons) = Unterhaus H.o.L. (House of Lords) = Oberhaus ib., ibid. (ibidem) = ebenda i.e. (id est) = das ist, das heiát inkl. (inklusive) = einschlieálich l., lib. (liber) = Buch l.c. (loco citato) = am angefhrten Ort, ebenda Ms. = Manuskript n. (note, number) = Note, Nummer p. (page, pagina) = Seite, Buchseite pass. (passim) = verstreut, da und dort Rep. Fact. = Reports of Inspectors of Factories resp. (respektive) = beziehungsweise sect. (section) = Abteilung, Abschnitt sq., seq. (sequens) = folgende, die folgende Seite sqq. (sequentes) = folgende, die folgenden Seiten t. (tom, tome) = Band, Teil v., vol. (volume) = Band #976# ----- Verzeichnis der Gewichte, Maáe und Mnzen Gewichte Tonne (ton) = 20 Hundredweights 1016,05 kg Pfund (pound) = 16 Unzen 453,592 g Unze (ounce) 28,349 g L„ngenmaáe englische Meile (British mile) = 5280 Fuá 1609,329 m Fuá (foot) = 12 Zoll 30,48 cm Zoll (inch) 2,54 cm Elle (preuáisch) 66,69 cm Fl„chenmaáe Acre (acre) 4056,7 m^2 Hektar (Hektare) 10000 m^2 Quadratzoll 6,452 cm^2 Hohlmaáe Quarter (qr.) (englisches Hohlmaá) = 8 Bushel ca. 291 l Bushel (Bush.) = 8 Gallons 36,349 l setier (altes franz”sisches Getreidemaá) 156 l Modius (r”misches Getreidemaá im Altertum) 8,75 l Scheffel ca. 54,9 l Kubikfuá 28,3 l Mnzen *) Pfund Sterling (Pfd.St., pound sterling) = 20 Schilling 20,43 M Schilling (shilling, sh.) = 12 Pence 1,02 M Penny (penny, pence, d.) = 4 Farthing 8,51 Pf Farthing = 1/4 Penny 2,12 Pf Guinee (guinea) (ehem. englische Goldmnze) = 21 Schilling 21,45 M Sovereign (englische Goldmnze) = 1 Pfund Sterling 20,43 M Franc (franc, fr.) = 100 Centimes 80 Pf Gulden (fl.) (holl„ndische Mnze) ca. 1,70 M Gulden, Glden (deutsche Mnze) Floren (florentinische Goldmnze) Ass (r”mische Kupfermnze im Altertum) ----- *) Die Umrechnung in Mark und Pfennig bezieht sich auf das Jahr 1871 (1 Mark 1/2790 kg Feingold). #978# ----- Sachregister Aberglaube 130 Abf„lle - der Produktion 110 119 120 - der Konsumtion 110 - ihre Nutzbarmachung 89 90 110-112 128; Bedingungen fr ihre Wiederbenutzung 90 111 - ™konomie durch Verminderung der A. 91 112 113 Abstinenztheorie 455 Ackerbau 628 683-685 688 689 Afrika 919 Agrikultur - naturbedingter Charakter der Produktion 127 128 - und Hausindustrie 803 804 - und Manufaktur 346 794 795 - Arbeitsproduktivit„t in der A. 69 70 127 665 722 775 825 - Rationalisierung der A. 131 631-633 687 bis 689 692 693 722 820 821 - Verwendung von Abf„llen in der A. 110 111 - vorkapitalistische A. 206 627 688 689 794 795 815 816 - kapitalistische A. 243 627 628 684 685 688 689 775 780 - Entwicklung des Kapitalismus in der A. 630 631 663 689 690 734 809 890 - Widersprche der kapitalistischen A. 131 633 820 821 - Zusammensetzung des Kapitals in der A. 67-70 768 773-775; absolute Abnahme des variablen Kapitals 650 - Abnahme der lebendigen Arbeit in der A. 274 - in Kolonien 682-684 777 - im Kommunismus 131 673 674 - Abnahme der agrikolen Bev”lkerung 650 Agrikulturarbeiter 631 632 807 - L”hne der A. 764 Agrikulturprodukte 650-652 - Preisschwankungen der A. 124 127 128 Agrochemie 664 Agronomie 630 664 778 Žgypten 909 Akkumulation des Kapitals 274 493 517 bis 519 827 888 889 917 918 - ihre allgemeinen Gesetze 229 232 - ihre Grenzen 412 - und Produktivkraft der Arbeit 93 228 230 232 411 - und Sinken der Profitrate 234 251 259 260 266 273 276 411 - und relative šberv”lkerung 228 229 266 - und Auáenhandel 247 - Akkwnulation les Geldkapitals 486 493 bis 496 502 519 ihre Quellen 518-520 522 und Akkumulation des wirklichen Kapitals 493-535 Akkumulationsfonds 842 855 Akkwnulationsrate 251 Aktien 168 264 272 273 421 456 474 481-487 495 510 - ihre Formen 488 - Eisenbahnaktien 486 488 503 917 #979# Sachregister ----- Aktienbanken 402 917 Aktiengesellschaften 168 276 401-43 452 bis 456 488 495 914 - als šbergang zu einer neuen Produktionsform 454 456 - und Profitrate 250 452 453# - Verteilung des Profits in A. 385 - Rolle der Kapitalisten in A. 452 453 - verschiedne Formen von A. 453 454 918 - in Deutschland 454 918 - in England 454 Aktienkapital - seine Zunahme 250 917-919 - im Gegensatz zum Privatkapital 452 453 Altertwn siehe Antike Amerika 81 508 509 917 Amerikanischer Brgerkrieg 119 120 138 Amortisation des fixen Kapitals 91 118 119 127 356 596 623 796 Anarchie der kapitalistischen Produktion 196 197 203 204 267 270 589 590 839 887 888 Angebot und Nachfrage 187 188 190 191 199 bis 203 368 369 375 380 381 433 567758 871 901 902 - Deckung von A. und N. 199-202 869 - und Marktwert 188 190 194 195 200 204 - und Marktpreis 319 378 379 - von und nach Geldkapital 529-531 534 535 545 585 586 590 - Vulg„r”konomie ber A. und N. 201 202 - siehe auch Nachfrage Anleihen 489 490 545 590 - ihre Formen 356 416 417 512 Antike 342-345 607 610 795 815 839 Apologetik 402 - Apologeten des Grundeigentums 637 Žquivalent 908 Arbeit 823 824 831 - als zweckm„áige produktive T„tigkeit des Menschen 823 824 - ihre natrliche Basis 645 - gesellschaftliche Arbeit 92-94 113 230 651 652 887 unmittelbar gesellschaftlicher Charakter der A. 92 99 533 gesellschaftliche Kombination der A. 89-91 Unterschied zwischen allgemeiner und gemeinschaftlicher A. 113 114 Organisation der A. 276 A. im Kommunismus 93 827 855 859 883 - als Wertsubstanz 19 52 55 56 97 158 175 181 191 208 219 392 755 823-825 831 843 874 889 901 908 Unterschied zwischen einfacher und komplizierter A. 151 qualifizierte A. 248 311 Durchschnittsarbeit 311 - Doppelcharakter der Arbeit 843 konkrete A. 37 831 - notwendige A. _645_ _646_ 648 829 841 842 883; gesellschaftlich notwendige A. 18 191 - lebendige A. 19 51 97 99 180 271 412 - vergegenst„ndlichte (vergangne) A. 18 99 180 271 392 412 - Verh„ltnis von lebendiger und vergegenst„ndlichter A. 154 162; relative Abnahme der lebendigen gegenber der vergegenst„ndlich- ten A. 223 225 227 229 236 249 - produktive A. 94 843 Physiokraten ber produktive A. 792 - agrikole und industrielle A. 645 646 648 825 - Verwandlung von Handarbeit in Maschinenarbeit 246 - kaufm„nnische A. 306 308 309 311 313 - bezahlte und unbezahlte A. 249 250 350 841 842 - Verteilung der A. zwischen verednen Produktionszweigen 648 649 - Unterordnung der A. unter das Kapital 206 207 225; Unterordnung der A. unter das Kapital im gesellschaftlichen Maástab 246 247 - siehe auch Mehrarbeit Arbeiten, ”ffentliche 142 144 Arbeiter - kommerzielle Lohnarbeiter 303-307 310 bis 312 - produktive A. 304 305 - ihre Konzentration 92 - und Produktionsmittel 51 95 96 - siehe auch Agrikulturarbeiter #980# Anhang und Register ----- Arbeiterbewegung - Anteil von Marx und Engels an der internationalen A. 7 8 Arbei- terklasse 892 893 - Bedingungen ihrer Entstehung und Existenz 96 97 206 207 347 - und Kapital 34 207 _208_ - ihre Reproduktion 198 Arbeitsbedingungen - ihre Scheidung von den Produzenten 256 627 628 829 Arbeitsintensit„t 123 225 229 - und Mehrwertsrate 61 62 75 207 - und L„nge des Arbeitstages 207 242 243 Arbeitskraft - als Ware 17 394 395 529 886 - Gebrauchswert der A. 38 41 311 364 394 395 405 - Wert der A. 38 41 46 94 124 215 304 311 484 529 749 841 876-878 Bestimmung ihres Werts 866 siehe auch Arbdtslohn - Reproduktion der A. 124 224 257 647 829 841 866 - und Entwicklung der Arbeitsproduktivit„t 232 233 246 257 - Nachfrage nach A. 529 871 Arbeitslohn - als Form des Werts der Arbeitskraft 41 46 304 368 369 842 866 867 - erscheint als Preis der Arbeit 825 826 - als Form des Einkommens der Arbeiter 829 830 834 841 847 860 877 885 - und variables Kapital 124 125 171 841 842 847 - und Mehrwert 61 62 376 377 - und Mehrwerts- und Profitrate 74 75 213 214 529 530 866 867 876 - und Produktionspreis 875 - Minimalgrenze des A. 866 867 - Senkung des A. unter den Wert der Arbeitskraft 245 749 - Ursachen seiner Erh”hung oder Senkung 124 141 177 213 214 229 250 529 640-642 693 864 865 869 876 - sinkende Tendenz des A. 311 312 - Kampf um Lohnerh”hung 140 - Stcklohn 93 141 Arbeitslosigkeit 140 141 Arbeitsmethoden 657 siehe auch Produktionsmethoden Arbeitsmittel 42 43 833 siehe auch Produktionsmittel Arbeitspro- duktivit„t 242 243 257 258 260 272 411 498 - ihr Einfluá auf die Produktenmasse 228 229 246 825 - ihr Einfluá auf die Wertgrage 181 222 228 229 246 271 655 659 791 841 888 - ihr Einfluá auf die Mehrwerts- und Profitrate 60 61 92 230 250 - und Wert der Arbeitskraft 215 - ihr Einfluá auf die H”he des Arbeitslohns 864 - Naturbedingungen der Produktivkraft der Arbeit 270 656-660 775 825 - gesellschaftliche A. als Produktivkraft des Kapitals 655 754 767 888 - Erh”hung der A. 67-70 80 81 118 119 126 127 222 226 229 230 270 271 657 658 703 - ihre Entwicklung im Kapitalismus 242 259 260 272 273 - als Faktor der Akkurnulation des Kapitals 93 230 232 - in der Agrikultur 69 70 127 665 772 775 825 - ihre unterschiedliche Entwicklung in verschiednen Industrie- zweigen 173 270 - und Maschinerie 118 Arbeitsprozeá - einfache Momente des A. 824 834 890 891 Arbeitsrente 798-804 811 Arbeitstag - seine Teilung in notwendige Arbeitszeit und Mehrarbeitszeit 841 842 867 - seine Grenzen (Minimal- und Maximalschranke) 867 - L„nge des A. und Mehrwerts und Profitrate 61 62 87 88 225 229 242 243 - L„nge des A. und Arbeitsintensit„t 207 225 242 243 - L„nge des A. und Exploitationsgrad der Arbeit 207 229 242 243 - Kampf der Arbeiter um Verkrzung des A. 118 140 835 Arbeitsteilung - gesellschaftliche A. 92 276 283 335 648 893 - und Warenproduktion 196 - zwischen industrieller und agrikoler Arbeit 344 645 646 648 - zwischen den Kapitalisten 286 287 300 bis 303 - zwischen den einzelnen Kapitalfunktionen 328 329 - im Handel 306 311 - im Geldhandel 328 329 Arbeitszeit - gesellschaftlich notwendige A. 97 150 196 257 275 648 649 654 657 889 907 908 - maálose Verl„ngerung der A. 123 - Vergeudung von gesellschaftlicher A. 197 - Mehrarbeitszeit 257 - Verkrzung der absoluten Arbeitszeit 268 - im Kommunismus 197 828 859 Argentinien 735 Armengesetz 640 641 Asien 533 568 580 630 - vorkapitahstische Produktionsweise in A. 610 611 Ausbeutung der Arbeitskraft 51 232 350 827 829 831 - Exploitation der Gesamtarbeiterklasse durch das Gesmtkapital 207 - ursprngliche und sekund„re Ausbeutung 623 - ihre Verschiedenheit in den einzelnen Produktionssph„ren 151 - Exploitationsgrad der Arbeit 207 243; ihre nationalen Unterschiede 152 Auáenhandel 518 585 596 598 599 - und kapitalistische Reproduktion 247 - sein Einfluá auf die Profitrate 247 248 - mit Edelmetallen 329 330 332 333 470 533 564 565 567 568 580- 583 585 589 591 592 600 601 913 - Ricardo ber A. 247 248 Austausch 357 358 588 589 - Herausbildung des Warenaustausches 187 329 342-344 906 907 909 - der Waren als Produkte des Kapitals 184 185 - der Waren zu ihren Werten 184 186 #981# Sachregister ----- - zu Produktionspreisen 186 - zwischen den beiden Abteilungen der gesellschaftlichen Produk- tion 546 845 846 Australien 518 580 604 641 Auswanderung 641-643 Autorit„t 888 Baylonien 907 Bankakt von 1844 430 431 441 447-449 492 507 530 535 543 552-560 _562-565_ 566 bis 589 Banken 316 317 327-334 401 _416_ 458 459 467 472-475 519 547 557 558 560 587 - ihre Reservefonds 487 490-492 515 516 544 581-584 587 - Aktienbanken 402 513 917 - Depositenbanken 419 616 - Girobanken 332 - Nationalbanken 417 582 560 siehe auch Bank von England - Wechselbanken 329 330 - siehe auch Geldhandel Bankiers 374 416 495 496 522 526-528 560 561 - Profit des B. 557 Bankkapital 473-475 - seine Bestandteile 481-492 Bankkredit 413 496 511 601 Banknoten 413 414 417 418 492 535 Banknotenzirkulation 449 451 458 465 471-476 481 537-546 555-558 564 565 570-572 580 583 587 Bank Restriction Act 546 Bankrott 114 124 Bank von England 473 490 491 516 535 539 550 551 557-559 569 570 574 577 580 581 - ihre Notenzirkulation 467 468 481 537-543 - ihr Metallschatz 421 448 449 553 557 566 570 577 578 582 583 587 603 - ihre Profite 557 560 - als halbes Staatsinstitut 557 Basis und šberbau 799-802 Bauernschaft 131 225 608 905-907 910 - Expropriation von Grund und Boden 609 627 628 630 639 640 778 807 829 886 - Kleinbauern 49 131 609 612 613 639 703 818 882 - Yeomanry 815 #982# Anhang und Register ----- Bauernwirtschaft 688 689 Bawnwollindastrie 117 133-138 140 Bawnwollkrisen 131 134 137-139 Baumwollproduktion 129 Baustellenrente 781 782 Bauwesen 782 Beamte 893 Bedrfnis, gesellschaftliches 194-198 648 649 - zahlungsf„higes und wirkliches gesellschaftliches B. 198 199 Begriff 20 152 Bergwerke 98 127 908 912 Bergwerksindustrie 768 775 Bergwerksrente 733 - Smith ber B. 760 Bev”lkerung 228 - Abnahme der agrikolen B. 650 Bimetallismus 18 333 Boden 735 777 782 823 - als einfaches Naturelement 759 - jungfr„ulicher B. 735 736 - Scheidung zwischen Kapital und B. 760 - Kapitalanlage auf dem Boden 628 632 685 bis 690 694-699 704 705 746 747 754 755 759 760 770 773 Bodenarten 664-672 674-684 695 696 698 699 Bodenfruchtbarkeit - natrliche B. 632 633 647 648 663-665 671 682 692 693 735 754 777 778 823 - knstliche B. 664 665 669 672 687 692 693 719-722 735 754 778 - Hebung der B. 632-634 754 Bodenpreis 633 636 651 661 697 784 810 814 816 818 - als kapitalisierte Grundrente 636 637 660 661 681 813 - seine Bewegung 636 637 642 646 695 696 698 785 788 - Preis des nicht bebauten Bodens 681 - H”he des B. 638 705 - und Zinsfuá 819 B”rse 494 915-917 - ihre Geschichte 915 Buchfhrung 328 329 - im Kommunismus 859 Chemie 768 - chemische Industrie 454 918 - Abf„lle in der chemischen Industrie 110 bis 113 - Einfluá chemischer Prozesse auf die Produktionszeit 81 China 346 567 568 585 593 cr‚dit gratuit 621 758 Cr‚dit mobilier 619 622 Currency Principle 432 462 469 470 562 bis 579 Dampfmaschine 107-109 Depositen 416 481 482 487-490 514-516 526 535 583 Despotismus 735 Deutschland 911 915 - Verwandlung freier Bauern in Leibeigne 612 - Industrie 94 130 347 454 918 - Geld- und Bankwesen 330 917 918 Differentialrente 659 6657 686 736 737 766 763 777 831 841 868 - ihre Entstehung 736 746 772 781 - auf dem schlechtesten bebauten Boden 747-753 - Differentialrente I 662-685 721 736 Bedingungen ihrer Entstehung 663 688 718 726 736 737 777 813 und Differentialrente II 689-691 694 695 704 705 719 726 736 737 746 Ursachen ihrer Steigerung und Senkung 680 695 - Differentialrente II 680 686-697 Bedingungen ihrer Entstehung 689 692 693 717 726 736 737 und Differentialrente I 689-691 694 695 704 705 719 726 737 746 bei konstantem Produktionspreis 698 bis 705 727 733 734 743 bei fallendem Produktionspreis 706 bis 721 727 730 731 733 734 bei steigendem Produktionspreis 722 bis 734 743 745 746 Disproportionalit„t - der verschiednen Produktionszweige 267 Dividende 250 452 488 545 604 605 828 Dualismus 588 #983# Sachregister ----- Edelmetalle 330 468 469 5585 592 Eigentum - an Produktionsmitteln 51 95 96 276 - an Baulichkeiten 634 635 - Gemeineigentum an Grund und Boden 346 811 812 Usurpation des Gemeineigentums 815 - Parzelleneigentum 812-821 - Aufhebung des Privateigentums 277 452 453 620 621 784 - im Kommunismus 784 - siehe auch Grundeigentum Eigentumstitel 484 485 487 494 495 647 784 Einkommen siehe Revenue Eisenbahnaktien 488 503 917 Eisenbahnen 81 250 273 322 421 425 427 590 594 919 Eisenbahnschwindel 374 425 503 918 Eisenproduktion 454 England - klassisches Land der kapitalistischen Produktionsweise in der Agrikultur 689 - als Nhttelpunkt des Welt-Geldmarktes 585 - Klassengliederung 892 - Lage der arbeitenden Klassen 98-105 139 bis 142 144-146 639-642 - Auáenhandel 345 495 504 505 508 517 518 547 548 567 568 592 670 - Bauwesen 634 635 - Bev”lkerung 641 642 - Geld- und Bankwesen 330 375-378 402 408 409 421 429-450 467 468 473 490 bis 492 507 512-516 518 530 537-543 546 550-591 603 615 - Gesetzgebung 184 639-641 670 692 735 778 siehe auch Bankakt von 1844 Fabrikgesetzgebung 99-101 118 - Industrie 111 112 117 131 134-138 140 347 348 454 517 518 - Kapitalexport 508 585 604 605 919 - Kolonialsystem 341 346 604 - Landwirtschaft und Agrarverh„ltnisse 111 633 692 693 735 778 Entfremdung 95 96 274 610 825 832 838 Erde 660 824 833 - als Arbeitsmittel 824 833 - siehe auch Boden Erfindungen 200 273 - ihre Anwendung 81 113 114 - und Profitrate 241 244 248 657 Exkremente der Produktion und Konsmtion siehe Abf„lle Expropriation - der unmittelbaren Produzenten 229 251 793 - der unmittelbaren Produzenten von Grund und Boden 609 627 628 630 778 806 807 812 829 886 - der kleinen P„chter durch die Grundeigentmer 639 640 - der kleinern und mittlern Kapitalisten 251 256 455 456 Fabriken - Bau von F. 110 Fabrikgesetzgebung 99-101 118 Fabrikinspektoren 98 100 faux frais 657 Familie - Familienarbeit 803 906 Fetischismus - des Goldes 406 - des zinstragenden Kapitals 404-412 837 Feudalismus - allgemeine Charakteristik 343 347-349 610-612 627 630 647 792 809 812 883 906 907 910 - Produktionsverh„ltnisse 338 798-802 839 - Eigentumsverh„ltnisse 610 - Beziehungen zwischen Stadt und Land 809 - Verwaltunpfunktionen im F. 401 - šbergang zur kapitalistischen Produktionsweise 345-348 793 805- 811 - in Deutschland 612# Finanzaristokratie 454 Forstwirtschaft 631 776 777 Frankreich 619 912 - industrielle Entwicklung 347 - Agrarverh„ltnisse 642 643 - Auáenhandel 567 568 - Geld- und Bankwesen 451 Frauenarbeit 105 106 243 Freihandel 117 794 Freiheit und Notwendigkeit 828 Fronarbeit 798 800-803 #984# Anhang und Register ----- Gebrauchswert 191 194 196 228 290 363 648 bis 650 660 824-826 - und kapitalistische Produktion 205 229 588 589 Geld - allgemeines Žquivalent 532 - als Verk”rperung des gesellschaftlichen Reichtums 588 - als Ware 148 355 - als selbst„ndige Form des Werts der Ware 532 787 870 - als Kapital 353 355 363 364 368 405 459 468 481 - Verwandlung von G. in Kapital 350-353 362 511 - Funktionen des Geldes als Maá der Werte 342 468 524 907; Rechengeld 796 797 als Zirkulationsmittel 203 289 314 315 328 332 333 342 350 351 382 459-461 470 515 537; als Kaufmittel 290 331 bis 333 382 459- 461 531 siehe auch Banknoten als Zahlungsmittel 238 289 290 314 315 328 333 413 451 476 477 536 611 613 als Schatz 328 333 342 468 611 612 als Weltgeld 329-331 344 468 470 471 477 552 611 siehe auch Gold - Kreditgeld 413 532 533 552 617 - Metallgeld 460 525 533 909 - Papiergeld 539 540 - seine Geschichte 907-909 Geldentuertung 605 640 Geldform - des Kapitals 459 461 - der Revenue 459 461 Geldhandel - seine Geschichte 329-332 415 - seine Aufgaben 333 334 - Arbeitsteilung im G. 328 329 - seine ursprnglichsten Formen 331 Barrenhandel 331 332 415 Wechselgesch„ft 329-331 - siehe auch Banken Geldh„ndler 331 415 416 siehe auch Bankiers Geldhandlungskapital 327-337 siehe auch Bankkapital Geldkapital 298 354 381 384 385 - und Warenkapital 285 299 312 - im Gegensatz zum produktiven Kapital 285 - als Form des industriellen Kapitals 327 335 481 - Funktion des G. 327 - Akkumulation des G. 486 493-535 - Konzentration und Zentralisation des G. 416 - potentielles G. 328 329 508 510 - fiktives G. 487 488 492-494 - Nachfrage und Angebot 529-531 534 535 545 585 586 590 Geldkredit 501 505 Geldkrise 135 430 431 436 442 476 477 485 486 507 532 533 543 544 552-556 570 571 584 613 Geldmarkt 378-381 406 527 528 544 547 552 556 581 584 585 590 592 595 596 600-603 Geldrente 612 650 695-697 713 787 805 - als verwandelte Form der Produktenrente 806 807 811 Geldreserve 286 Geldsteuern 612 Geldtheorien - Currency Principle 432 462 469 470 562 bis 579 - little shilling men 554 575 - Ricardos Geldtheorie 562 563 Geldumlauf (-zirkulation) 337 340 342 343 451 452 458-477 489 536 537 541 544 bis 547 583 - Gesetze des Geldumlaufs 314 315 462 538 540 - als Resultat der Warenzirkulation 332-334 - und Reproduktion 546 547 847 - metallische Zirkulation 564 582 583 - inl„ndische Zirkulation 468-471 581-583 - internationale Zirkulation 468-471 - brgerliche ™konomen ber G. 458-477 850 - siehe auch Banknotenzirkulation Gemeinden 906# - Dorfgemeinden 346 Gemeinwesen 187 337 647 735 839 884 906 geographische Entdeen 345 912 Geologie 768 #985# Sachregister ----- Gerechtigkeit 351 352 373 Gesamtprodukt, gesellschaftliches - Wert des g. G. 830 831 840-848 - Naturalforrn des g. G. - Verteilung des g. G. 172 179 648 649 769 770 Geschichtsauffassung, materialistische 25 902 - ihre F„lschung 25 Gesellschaftsformation, ”konomische 784 824 826 827 Gesetze 171 - objektive G. 914 - und Tendenzen 171 244 249 - und Zufall 836 - ”konomische Gesetze 184 Durchsetzung ”konomischer G. 171 916 Art und Weise ihrer Durchsetzung im Kapitalismus 184 244 267 828 829 836 839 887 888 916 ihre Durchsetzung im Kommunismus 267 828 - G. des Warenaustausches 342 908 909 siehe auch Wertgesetz - Gesetz der gesteigerten Produktivkraft der Arbeit 272 - G. der kapitalistischen Produktioise 199 254 368 892 ihre verkehrte Widerspiegelung in der Konkurrenz 235 240 247 ihre verkehrte Widerspiegelung in den K”pfen der Kapitalisten und Zirkulationsagenten 324 325 - G. ber Steigen und Fallen der Profitrate 178 179 - G. der Verteilung des Profits 372 - Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate 19 29 221-241 _249_ 637 Ausdruck der Entwicklung der Arbeitsproduktivit„t im Kapitalis- mus 223-226 236 Ursachen, die den tendenziellen Fall der Profitrate bedingen 221-227 273 Faktoren, die dem Sinken der Profitrate entgegenwirken 236 242- 250 seine Widersprchlichkeit 243 244 251 252 259 260 und Konkurrenzkampf 262 263 266 267 und Krisen 268 - Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate und brgerliche politische ™konomie 223 224 233-235 269 270 - Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz 47 - allgemeines Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 228 229 232 - G. des Geldumlaufs 314 315 462 538 540 G. der Notenzirkulation 538 - Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag 672 Gl„ubiger und Schuldner 365 366 369 370 380 381 413 433 Gold (und Silber) - als Ware 870 - als Geld 477 588 589 - sein Abfluá und Zufluá 441 468-471 473 bis 477 503 567 568 580- 591 603 - als Weltgeld 329-331 470 - nationaler Gold- oder Silberschatz 584 585 - als Luxusmaterial 580-582 Goldproduktion 518 546 580 581 Grenznutzentheorie 17 Griechenland 330 345 Groágrundbesitzer 734-736 Grundaristokratie 735 Grundeigentum - allgemeine Charakteristik 627-631 635 636 784 824 829 890 - Expropriation der unmittelbaren Produzenten von Grund und Boden 609 627 628 630 639 640 778 806 807 829 886 - seine verschiednen Formen 630 647 778 812-815 feudales G. 627; Aufl”sung des feudalen G. 815 Form des G. im Kapitalismus 627 628 _630_ _631_ 892 - Aufhebung des G. im Kapitalismus 759 760 - Aufhebung des G. im Kommunismus 784 - und rationelle Agrikultur 630-633 820 821 - kleines G. 647 785 818 820 821 siehe auch Parzelleneigentum - in Kolonien 683 684 735 777 - Hegel ber G. 165 628 629 - Apologeten des G. 637 #986# Anhang und Register ----- Grundeigentmer - allgemeine Charakteristik 628 631 632 651 652 781 892 893 - als personifiziertes Grundeigentum 832 833 - als Kapitalist 713 759 - und P„chter 632 633 637 687 736 746 759 760 763 Grundrente _631_ _632_ 636-638 _647_ 649-652 769 772 773 780-788 790 _791_ 806 _840-842_ 878 890 - als Form des Surplusprofits 65 687 - ihre Rate 252 - Ursachen ihrer Erh”hung 633-635 640 bis 643 650-652 - Ursachen ihrer Senkung 734-736 - und Monopolpreis 783 784 - und Zins 635-637 - Kapitalisierung der G. _636_ 637 661 681 813 - ihre vorkapitalistischen Formen 612 647 650 695-697 713 787 795-804 807 811 - Petty ber G. 792 - Smith ber G. 628 776 781 - Ricardo ber G. 662 663 693 - brgerliche ™konomen ber G. 755 790 bis 794 - absolute Grundrente 769-773 _779_ 813 - siehe auch Differentialrente Halbfabrikate 121 122 Handel 340 342 349 - und Entwicklung der Produktion 337 338 342-346 349 - seine Entwicklung in vorkapitalistischen Produktionsweisen 342- 349 908 - Diener der industriellen Produktion 349 - und Kredit 498 - Groáhandel 300 306 316 455 539 543 555 913 - Kleinhandel 298 316 323 326 333 459 bis 461 913 - Levantehandel 912 913# - Zwischenhandel 341 342 - siehe auch Auáenhandel, Geldhandel Handelsbilanz 508 509 533 583 604 605 793 Handelsgenossenschaften 910-912 Handelsgesellschaften 911 913 Handelskapital siehe Kaufmanmkapital Handelskosten 303 Handelskredit siehe Kredit Handelsprofit 19 292-313 323 324 - Quellen des H. 343 - und Arbeitslohn 301 Handelsst„dte 339 342 Handelsv”lker 341-345 Handwerk 186 187 347 348 608 903-905 908 Hausindustrie 611 - l„ndliche H. 794 795 799 802-804 815 Hausmiete 782 Heimarbeit 106 Hilfsstoffe 93 112 116 127 Holland 345 346 911 912 - Musterland der ”konomischen Entwicklung im 17. Jahrhundert 616 - Geld- und Bankwesen 330 331 616 617 Holl„ndisch-Ostindische Kompanie 318 341 Hypothek 474 481 815 821 Indien 81 225 346 567 568 593 596 597 604 - indisches Gemeinwesen 735 795 884 - Baumwollproduktion 129 131 Industrie, extraktive 112 127 768 - Zusammensetzung des Kapitals 67 768 780 - absolute Rente in der e. I. 780 Industrie, groáe 244 245 349 453 454 789 918 - šbergang zur g. I. 348 - ihre revolutionierende Rolle 916 - Zusammensetzung des Kapitals 68 69 85 86 - und Arbeitsproduktivit„t 68-70 - und Handel 346 Industrielle Revolution 81 Industrieller Zyklus 129-131 320 372-374 379 421 500 502 505 519 528 529 531 542 543 581 584-589 600-603 839 876 - und Durchschnittsprofit 218 - und Auáenhandel 517 518 - und Geldzirkulation 462-467 - Periodizit„t 506 507 517 - siehe auch Krisen Intensit„t der Arbeit siehe Arbeitsintensit„t Irland 540 541 560 574 641 - Agrarverh„ltnisse 638 639 Irrationalismus - und Rationalismus 787 #987# Sachregister ----- Italien 28 809 909 914 - Kassenvereine zu Venedig 332 Kalifornien 518 580 Kanada 604 "Kapital" - Geschichte der Ausarbeitung des "Kapitals" 9-15 - Gegenstand der Untersuchungen des 1. Bandes 20 33 154 155 232 240 241 - Gegenstand der Untersuchungen des 2. Bandes 7 8 33 - Gegenstand der Untersuchungen des 3. Bandes 11-15 19 33 350 627 628 904 bis 906 - im "Kapital" angewandte Methode 33 120 162 245 246 279 280 839 905 - Arbeit Engels' bei der Herausgabe des 3. Bandes 7-15 79 120 130 132 135 147 155 161 187 237 238 271-273 312 347 378 401 414 431 443-445 453 454 473 474 486 488 491 492 506 518 543 558 562-565 569-572 578 579 588-590 599 619 683 713 714 722 bis 736 749 897- 919 Kapital - als Ware 363-366 477 - als Geld 468 477 siehe auch Bankkapital, Geldhandlungskapital, Geldkapital, Leih- kapital - als sich selbst verwertender Wert 368 404 405 - ein gesellschaftliches Verh„ltnis 205 274 412 822 828 - Unterordnung der Arbeit unter das K. 206 207 225 246 247 - Unterordnung der verschiednen Produktionszweige unter das K. 206 - seine Formen in vorkapitalistischen Produktionsweisen 337 607 - allgemeine Formel des K. 51 404 824-826 - Freisetzung und Bindung von K. 120 121 124 704 - Wertwechsel von K. 120 124 148-150 - Entwertung von K. 246 254 258 259 262 bis 264 411 - Brachlegung und Vernichtung von K. 263 264 - fiktives K. 482-487 510 524 525 557 - potentielles K. 368 - fixes Kapital 632 633 im Unterschied zum zirkulierenden Kapital 42 43 118 162 270 299 als Bestandteil des konten Kapitals 87 843 Amortisation des f. K. 91 118 119 127 356 596 623 796 sein Verschleiá 42 43 91 118 119 123 165 236 271 272 275 356 796 843 seine Reproduktion 87 88 123 124 in der Agrikultur 632 633 gesellschaftliches Kapital 172-174 182 183 230-234 266 773-775 zwei Abteilungen des g. K. 546 844 Wert des g. K. 176 840 Verteilung des g. K. unter die verschiednen Produktionszweige 172 179 769 770 industrielles Kapital 297 298 300 301 304 bis 310 315 505 506 seine Entstehung 911 912 seine verschiednen Formen 278-280 283-285 289 312 327 335 516 sein Umschlag 287 288 314-317 320 325 - konstantes Kapital 154 270 271 845 860 seine Teilung in fixes und zirkulierendes Kapital 87 88 118 121- 123 128 162 227 270 843 und Wertbildungsprozeá 37 38 62 842 843 Zunahme des k. K. 88 222 223 226 229 234 und Profitrate 70 90 254 seine Reproduktion 855 857 seine Bindung und Freisetzung 127 ™konomie in der Anwendung des k. K. 70 87 90-98 386 387 702 703 865 Verwohlfeilerung der Elemente des k. K. 245 246 - produktives Kapital 285 286 335 354 500 790 - variables Kapital und Arbeitskraft 153-155 und Arbeitslohn 41 171 und Mehrwert 44 51 52 82-84 124-126 156 181 #988# Anhang und Register ----- Kapital - variables Kapital, und Wertbildungsprozeá 38-41 44 48 seine relative Abnahme 222 223 226 227 229 230 232 260 411 sein Umschlag 82-84 seine Reproduktion 847 seine Bindung und Freisetzung 124-126 - zinstragendes Kapital 250 349 _394_ 481 bis 483 488 seine Geschichte 389 607 608 seine Formel 404-406 seine Bewegung 352 353 355 359-361 Fetischismus des z. K. 400-412 brgerliche Anschauungen ber z. K. 389-391 407-412 622 siehe auch Leihkapital - zirkulierendes Kapital 270 356 im Unterschied zum fixen Kapital 42 43 118 162 270 299 seine Bestandteile 119 seine Wertabgabe 118 - Zirkulationskapital 279 336 siehe auch Geldkapital, Warenkapital - Zusammensetzung des Kapitals aus fixem und zirkulierendem Kapital 160-162 Wertzusammensetzung 61 154 155 774 technische Zusammensetzung 56 70 154 155 768 774 organische Zusammensetzung 150 _154_ 155 157-160 164 173 246 247 767 768 774 916 fortschreitende Erh”hung der organischen Zusammensetzung 222 223 225 226 249 widerspiegelt den Stand der Arbeitsproduktivit„t 767 774 775 ihr Einfluá auf die Profitrate 78 79 150 152 153 157-160 162 164 165 221 223 230-234 Zusammensetzung des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals 173 182 183 23234 773-775 Zusammensetzung in einzelnen Produktionszweigen 61 153 182 246 247 Zusammensetzung des agrikolen Kapitals 67-70 650 768 773-775 - Zusammensetzung des Kapitals Zusammensetzung in der extraktiven Industrie 780 - Vulg„r”konomen ber K. 335 336 825 826 - siehe auch Akkumulation des Kapitals, Kaufmannskapital, Konzen- tration des Kapitals, Zentralisation des Kapitals Kapitalanlage - Minimum der K. 689 718 719 - auf dem Boden 628 632 685-690 694-699 704 705 746 747 754 755 - Grundeigentum als Schranke der K. auf dem Boden 746 759 760 770 - absolute und relative Schranke der K auf dem Boden 773 Kapital- export 266 267 508 590-599 604 605 919 Kapitalist 51 52 - industrieller K. 250 294 295 300 301 349 383-390 395 632 erscheint als Arbeiter 395 396 - Handelskapitalist 280-282 295 301 - Geldkapitalist 383-390 395 495 527 556 560 561 siehe auch Bankier - als Grundeigentmer 759 - als personifiziertes Kapital 295 300 386 827 832 887 888 - bestimmendes Ziel seiner Handlungen 51 53 198 207 208 - seine Funktion 256 835 888 - seine Vorstellungen ber die Entstehung von Mehrwert und Profit 45 48 147 148 178 180 Kapitalistenklasse 892 893 - ihre Existenzbedingungen 51 - und Exploitation der Arbeiterklasse 207 208 Kapitalmarkt 778 siehe auch Geldmarkt Kapitalvorschuá 41 42 Kapitalwanderung 184 205-207 218 219 379 769 770 780 878 889 916 Kartelle 130 453 454 506 Kaufmann 301 312 909-915 Kaufmannskapital 218 278-291 - erzeugt keinen Mehrwert 291 293 294 - seine Geschichte 298 306 320 322 323 335 bis 349 #989# Sachregister ----- - als historische Voraussetzung der kapitalistischen Produktions- weise 339 - seine Funktion 279-283 285-287 305 337 338 - seine Rolle im Reproduktionsprozeá des gesellschaftlichen Kapi- tals 285 286 290 291 302-305 - seine Bewegung 282-284 316 328 338 353 404 - sein Umschlag 287 288 298 314-317 320 bis 326 - und industrielles Kapital 304 309-313 321 326 - seine Kosten 306 307 - und Profit 27 235 295-297 309 321 322 325 326 342 911-913 - seine Konzentration und Zentralisation 305 306 - brgerliche Auffassungen ber K. 288 bis 290 335 336 Kinderarbeit 98 103 105 243 Kirche 614 626 Klassen 205 614 - der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft 14 15 632 892 893 - Klasse industrieller und kommerzieller Dirigenten 402 - siehe auch Arbeiterklasse, Bauermchaft, Grundeigentmer, Kapi- talistenklasse Klassenkampf 15 208 781 - der Arbeiter um Verkrzung des Arbeitstages 118 140 835 Kleinproduktion 186 187 608 609 612-614 916 Kleinproduzenten 703 Kolonialhandel 247 423 426 428 567 599 912 913 Kolonialsystem 341 345 346 Kolonien 688 764 765 777 913 - h”here Profitrate in K. 247 248 663 - Bodenfruchtbarkeit in K. 682-684 777 Kolonisten 647 703 765 Kolonisation 919 Kommunikationsmittel 81 322 424 777 Kommunismus - Durchsetzung ”konomischer Gesetze im K. 267 828 - Eigentum im K. 784 Kommunismus - materielle Grundlagen 269 274 452-457 - Produktion im K. 267 271 859 Kontrolle der Produktion und des Produktionsprozesses 197 267 Regelung der Produktion 130 828 - Leitung der Produktion 400 401 - Arbeit im K. 93 827 855 859 883 - Arbeitszeit im K. 197 828 859 - Agrarverh„ltnisse im K. 131 673 674 - Buchfhrung im K. 859 - erweiterte Reproduktion im K. 883 - Versicherungsfonds im K. 855 - Verteilung im K. 859 - Konsumtion im K. 855 883 - Wertbestimmung im K. 859 - Freiheit im K. 828 Konkurrenz 19 20 47 194 _203_ _204_ 208 235 248 262-267 368-370 374-376 627 769 770 779 836 837 871 873 876 877 881 913 916 - Grundgesetz der kapitalistischen K. 47 182 - innerhalb einer Produktionasph„re 190 - unter den Geldkaplt&Ilsten 556 557 - unter den Kaufleuten 319 326 - zwischen Geldkapitalisten und industriell len Kapitalisten 383 - unter den Arbeitern 184 - und Profitrate 163 167 218 219 262 263 266 267 273 325 379 872 873 - und Monopol 130 235 453 454 - auf dem Weltmarkt 120 129-131 247 248 - 345 506 735 881 882 - verkehrte widerspiegelung der ”konomischen Verh„ltnisse in der K. 219 220 235 240 241 703 Konsignationen 136 504 508 547 Konswntion - produktive K. 133 197 198 844 884 - individuelle K. 197 198 315 670 844 845 883 884 - Widerspruch zwischen Produktion und K. im Kapitalismus 254 255 267-269 500 501 - und Kredit 499 - im Kommunismus 855 883 Konsumtionsmittel 646 - Produktion von K. (Abteilung II der gesellftlichen Produktion) #990# Anhang und Register ----- Konsumtionsmittel - siehe auch Lebensmittel Kontrolle - der Produktion unvereinbar mit den Gesetzen der kapitalisti- schen Produktion 130 - der Produktion durch die Gesellschaft 197 267 Konzentration der Arbeiter 92 101 102 229 452 Konzentration des Kapitals 97 228 229 251 256 257 261 305 306 308 401 657 688 704 - Konzentration des Geldkapitals in den Banken 401 471 519 608 Konzentration der Produktion 251 886 Konzentration der Produktionsmittel 89 276 452 688 892 Kooperation 89-93 101 102 113 114 276 610 Kooperativfabriken 96 400-402 - der Arbeiter 456 Korngesetze 639-641 - Abschaffung der K. 117 118 340 644 670 692 735 Kornrente 713 749 Kostpreis 33-50 173-175 654 655 877 - kapitalistischer K. und wirklicher K. 34 - seine Bestandteile 37-41 168 878; Wertwechsel seiner Bestandteile 180 181 - seine modifizierte Bedeutung 174 - Gleichheit der Kostpreise als Basis der Konkurrenz der Kapital- anlagen 162 163 - und Warenpreis 44-50 - Ursachen einer Verminderung des K. 657 702 703 Kredit 382 495 507 516 519 534 537 546 547 588 702 890 - und kapitalistische Produktion 451-457 589 620 621 - sein Einfluá auf die Geldzirkulation 45) 452 463 464 und Kon- sumtion 499 - Bankkredit 413 496 511 601 - Geldkredit 501 - kommerzieller Kredit 413 416 496 506 511 516 522 601 als Basis des Kreditsystems 496 Grenzen fr den k. K. 497-499 - kommerzieller Kredit Kreislauf des k. K. 499 - brgerliche Anschauungen ber K.414 415 Kreditassoziationen 615 Kreditgeld 413 532 533 552 617 - Entwertung des K. 532 Kreditsystem 120 206 276 289 290 315 374 _457_ 496 497 560 587 606 613 _620_ _621_ - seine Voraussetzungen 413 620 - als m„chtiger Hebel w„hrend des šbergangs von der kapitalisti- schen zur kommunistischen Produktionsweise 457 621 - beschleunigt die Entwicklung der Produktivkr„fte 457 Kreislauf des Kapitals 358 359 361 Krieg - und Wucherer 612 - Ruinierung der r”mischen Plebejer durch K. 612 - Ruinierung der fr„nkischen Bauern durch K. 612 - Antijakobinerkrieg 639 640 - Krimkrieg 137 439 597 598 - von 1792-1815 439 - Kriegsausgaben 599 605 Krisen, ”konomische 252 260 264 268 316 317 373 447 _457_ 475-477 500 501 506-510 529 570 571 579 589 918 - momentane gewaltsame L”sung vorhandner Widersprche 259 - ihre Ursachen 500 501 - und Konsumtion 500 501 - Krise von 1825 81 517 583 - Krise von 1836/37 563 569 583 - Krise von 1847 427 428 430-432 436 437 502-504 543 583 584 - Krise von 1857 131 132 423 428 437 455 502 509 575 576 580 583 - Krise von 1866/67 506 917 - Baumwollkrisen 131 134 137-139 - Handelskrisen 563 siehe auch Markt - brgerliche Auffassungen ber K. 414 415 509 510 531 532 - siehe auch Geldkrisen, Industrieller Zyklus Kurzarbeit 140 141 #991# Sachregister ----- Landwirtschaft siehe Agrikultur Lebensmittel - notwendige L. 115 116 124 171 198 214 215 646 647 657 830 842 866 872 874 876 - Verwohlfeilerung der notwendigen L. 668 670 Leibeigenschaft 187 630 647 800-802 839 888 - Form der Mehrarbeit 798 799 Leihrente 356 Leihkapital _356_ _357_ 364 381 384 498 505 506 510-512 _516_ 534 535 600 601 siehe auch Bankkapital, Geldkapital Leinenindustrie 135-137 Leitung der geselfilichen Produktion 147 397 Literatur - internationale sozialistische L. 7 little shilling men 554 575 Lohnarbeit 392 831 832 847 886-889 892 - und Grundeigentum 824 Luxusproduktion 116 247 348 581 Malthusianismus 409 683 Manufaktur 345 346 348 349 689 794 795 915 916 Markgemeinschaft 630 Markgenossenschaft 910 911 Markt 118 225 279 498 - Ausdehnung des M. 349 685 - šberfhrung des M. 192 193 267 422 428 476 477 603 - Widerspruch zwischen Produktion und M. 453 - siehe auch Geldmarkt, Weltmarkt Marktpreis 118 367 368 378-381 567 654 bis 656 741 772 876 879 - Durchschnittsmarktpreis 219 368 - Verkauf unter dem M. 241 - seine Abweichungen vom Marktwert 195 200 205 208 209 215 - und Produktionspreis 188 208 209 368 379 380 654 750 756 758 760-763 769-773 868 876 880 Marktproduktionspreis 219 654 Marktwert 208 209 673 831 - und individueller Wert 187 188 192-195 - seine Regulierung 192 194 195 197 - und Marktpreis 195 200 205 208 209 215 Maschinen/Maschinerie 89-91 107-110 114 116 - Arbeitsmaschinerie 89 109 - šbertragungsmaschinerie 89 109 - Qualit„t der M. 112 - Verbesserung der M. 91 109 110 123 775 - Reproduktion ihres Wertes 114 123 124 275 - ihr Verschleiá 91 118 119 123 275 - ihr moralischer Verschleiá 123 - ihre relative Oberproduktion 129 - und Arbeitsintensit„t 123 242 243 - Grenzen ihrer Anwendung im Kapitalismus 272 Maschinenfabrikation 110 918 Massenproduktion 191 349 Mehrarbeit 52 156 158 224 225 347 412 609 645 703 791 799 827 828 841 842 - naturwchsige Basis der M. 645 647 648 - in der Sklaverei 827 - im Feudalismus 798-800 - im Kapitalismus 827 - im Kommunismus 827 883 Mehrprodukt 17-19 253 343 350 380 645 705 794 827 848 883 884 Mehrwert _58_ 257 350 649 - als gesellschaftliches Produktionsverh„ltnis 826 - seine Quelle 44 52 158 175 181 - seine Entstehung 51 304 305 647 790 seine scheinbare Entstehung in der Zirkulationssph„re 835 836 - erscheint in der Form von Profit 44 46 52 53 58 175 177 - absoluter M. 87 96 97 244 250 - relativer M. 21 22 88 228 242 243 250 835 888 - Extramehrwert 188 243 244 - Rate des M. 69 84 207 244 245 320 Jahresrate des M. 60 84 86 nationale Rate des M. 152 160 255 Faktoren, die ihre H”he beeinflussen 60-63 66-68 72 74 75 78 94 215 225 und Profitrate 52 53 56-60 75-79 146 176 177 225 250 251 - Masse des M. 50 159 171 177 229-231 242 bis 245 #992# Anhang und Register ----- Mehrwert - und Arbeitslohn 376 377 - und Profit 177 178 836 867 - Verwandlung des M. in Kapital 857 858 siehe auch Akkumalation des Kapitals - seine Realisierung 53 54 291 835 836 841; Bedingungen der Re- alisierung des M. 254 255 - Teilung des M. 53 252 253 379 769 bis 771 790 828 829 840 842 857 869 siehe auch Profit Mehrtproduktion 888 - als bestimmender Zweck der kapitalistischen Produktion 205 253 254 261 - ihre Schranken 253 254 Meliorationen 687 754 Mensch - und Natur 823 828 834 890 891 - als Produktivkraft 823 Merkantilismus 349 792 793 Metallurgie 81 Metamorphose der Waren 327 328 338 353 499 Met„riewirtschaft 683 _811_ Miete 878 Miáernte 501 Mittelalter 794 795 809 839 907 908 910 - Handel im M. 345 910 - Kirche im M. 614 626 - Zins im M. 611 624 626 siehe auch Wucher - siehe auch Feudalismus M”belfabrikation 347 348 Monetarsystem 469 552 587 606 793 Monopol 206 209 248 868 869 912 913 - der Produktion 318 - in der Industrie 129 130 235 325 454 - der Urspirungsl„nder des Rohstoffs 129 - am Grundeigentum 628-631 638 646 647 651 659-661 759 762 765 768 770 771 781 792 868 - natrliches M. 206 - zuf„lliges M. 187 - und Konkurrenz 130 204 235 453 454 - Monopolisierung von Naturkr„ften 656 658 659 781 Monopolpreis 177 766 772 773 776 779 780 813 818 863 868 869 - und Rente 783 784 Monopolrente 840 Mhlen 113 Mnzen 329 459 583 - Landesmnzen 330 331 333 - Scheidemnzen 460 Nachfrage - nach Arbeitskraft 529 871 - nach Lebensmitteln 197 198 - nach Produktionsmitteln 197 198 200 201 - nach Zahlungsmitteln 531 - siehe auch Angebot und Nachfrage Nationaleinkommen 847 848 siehe auch Revenue Natur - und Mensch 823 828 834 890 891 - Naturkr„fte als Produktivkraft der Arbeit 753 754 - Naturbedingungen der Produktivkraft der Arbeit 270 65 775 825 - Monopolisierung von Naturkr„ften 656 658 659 781 - Naturkraft hat keinen Wert 660 661 Naturalrente 647 siehe auch Produktenrente Naturalwirtschaft 322 337 347 794 795 803 804 906 916 - b„uerliche N. 907 Naturwissenschaft 91 92 276 778 Nebenprodukte 110 Neuwert 37-41 844 856 874 877 882 - seine Teilung in Revenuen 884 Nomadenv”lker 345 Notwendigkeit 345 - Reich der N. 828 ™konomie - in den Produktionsbedingungen 89-98 - der Arbeit 92 96-99 180 702 703 - der Produktionsmittel 92-95 102 688 - des konstanten Kapitals 70 87 90-98 245 246 386 387 702 703 865 - durch Erfindungen 113 114 - der Zirkulationsmittel 536-539 - der Zahlungen 538 Opiumhandel 567 Opiumkrieg 421 #993# Sachregister ----- Organisation der Arbeit 276 Orient 908 ™sterreich 917 Ostindische Kompanie 318 551 555 596 597 Pachten - Zins fr das dem Boden einverleibte Kapital 632-634 - und Rente 687 - verpachtung kleiner Bodenfetzen an Fabrikarbeiter 639 P„chter - kleine P. 638-640 642 643 - kapitalistische P. 627 631-633 638 639 689 806-808 - und Grundeigentmer 632 633 63 746 759 760 763 - Kampf zwischen P. und Grundeigentmern 687 - ihre Kapitalanlage am Boden 632-635 719 760 761 - Konkurrenz unter den P. 719 Pachtgeld 638 639 646 764 Pachtzeit 633 634 687 719 760 761 Panamaschwindel 455 Parzelleneigentum 812-821 - hindert Entwicklung der Produktivkr„fte 815 816 Parzellenwirt- schaff 689 818 Parismus 198 Peru 884 Pfandh„user 615 Physiokraten 618 764 765 792-794 Physiologie 768 Plantagenwirtschaft 795 812 815 Polen 625 626 811 812 politische ™konomie - ihre Geschichte 349 - als Wissenschaft 158 324 349 - allgemeine Charakteristik der brgerlichen p. ™. 178-181 223 224 233 234 242 252 278 324 325 790 - klassische p. ™. 117 252 336 337 838 - die V. M vollzogene Umw„lzung der p. ™. 223 - siehe auch Merkantilismus, Monetarsystem Physiokraten, Vulg„r- ”konomie Portugal 912 Preis - Geldausdruck des Werts 203 366 367 652 660 - seine Beherrschung durch das Wertgesetz 186 187 - Einfluá von Nachfrage und Zufuhr 200-201 319 - Ursachen, die einen Preisl bedingen 236 239 - Einfluá von Preiswechsel der Rohstoffe auf die Profitrate 115- 121 123 130 131 - der Agrikulturprodukte 771 772 810 - merkantile Preise 323-325 - siehe auch Bodenpreis. Marktpreis, Monopolpreis, Produktions- preis Prellerei 94 Produktenrente 647 795-797 802-804 807 811 Produktion - zwei Abteilungen der gesellschaftlichen P. 546 - und Konsumtion 267 268 - und Markt 453# - und Zirkulation 340# - fr den Selbstbedarf 839 906 - geistige P. 91 - groáe Stufenleiter der P. 113 - Massenproduktion 191 349 - Notwendigkeit der Regulierung der P. 130 859 - Kontrolle der P. durch die Gesellschaft 197 267 - kapitalistische Produktion Gesetze der k. P. 235 240 241 254 888 ihr bestimmender Zweck 205 253 254 260 261 267-269 631 859 ihre Schranke 260 Produktionsbedingungen 51 274 Produktionsformen 456 457 888 Produktionskosten 665 - der P„chter 745 - siehe auch Kostpreis Produktionsmethoden 254 260 - verbesserte P. und Profitrate 273 657 Produktionsmittel 823 - als Kapital 260 823 888 889 892 - und Wertbildungsprozeá 37 42 - ihr Verschleiá 264 - Nachfrage nach P. 197 198 200 201 #994# Anhang und Register ----- Produkionsmittel - Produktion von P. (Abteilung I der gesellschaftlichen Produk- tion) 844-846 Konzentration der P. 89 276 688 892 - ™konomie der P. 92-95 102 688 - ihre Zunahme 94 228 229 - und Arbeitsproduktivit„t 228 246 - Eigentum an P. 51 95 - und Arbeit 823 892 - und Arbeiter 51 95 96 823 Entwertung der P. 94 95 Zerst”rung von P. 264 Produktionspreis 167 _169_ 173-175 216 296 324 _653_ _654_ _759_ 769 836 867 868 878 889 - als verwandelte Form des Werts der Ware 173 182 183 206 208 209 916 - seine Beherrschung durch das Wertgesetz 171 189 205 - Formel des P. 175 - individueller und allgemeiner P. 653-656 659 660 736 737 756 769 - Formen, die seine H”he beeinflussen 175 176 215 216 654 655 736 746 875 876 - und Warenwert 766 767 767-771 - und Marktpreis 188 208 209 368 379 380 654 750 756 758 760-763 769-773 868 876 880 - und Handelsprofit 317 318 - Ricardo ber P. 189 208 213 - Smith ber P. 208 - Physiokraten ber P. 208 - Vulg„r”konomen ber P. 208 Produktionsprozeá 890 891 - kapitalistischer P. 33 826 827 - und Zirkulationsprozeá 33 53 54 340 341 Produktionsverh„ltnisse 784 885 - ihr historischer Charakter 890 891 - und Verteilungsverh„ltnisse 885-891 - kapitalistische Produktionsverh„ltnisse 51 608 885-889 Widerspruch zwischen P. und Produktivkr„ften 130 252 254 255 259 260 268 274 277 891 Produktionsweise 456 457 - vorkapitalistische Produktioism 225 322 532 533 608 609 688 839 884 888 und Warenzirkulation 337 342-346 Formen des Kapitals in v. P. 607 Rolle des Kaufmannskapitals in v. P. 337-339 343 - kapitalistische Prduktionsweise allgemeine Charakteristik 33 191 206 207 322 610 627 859 879 882 883 885-887 ihre historische Aufgabe 457 ihre Voraussetzungen und Entwicklungsbedingungen 120 184 247 336 339 344--346 455 456 609 630 631 885 in der Agrikultur 627-631 650 663 680 681 684 685 689 690 704 705 820 890 Widersprche der k. P. 96 97 130 131 232 233 254 267 268 272- 274 453-456 501 588 589 888 ihre Schranken 252 260 267-274 ihr historisch vorbergehender Charakter 252 267-270 885 890 891 Notwendigkeit des rgangs zur gesellschaftlichen Leitung der Produktion 274 452-457 brgerliche ™konomen ber k. P. 252 267 268 397 398 859 Produktionszeit 287 288 315 - Verkrzung der P. 80 81 Produktivit„t der Arbeit siehe Arbeitsproduktivit„t Produktiv- kr„fte 257 274 _456_ _457_ 815 816 828 835 885 888 - ihre Entwicklung im Kapitalismus 96 242 _259_ _260_ _269_ 274 457 Schranken ihrer Entwicklung im Kapitalismus 252 - Widerspruch zwischen Produktivkir„ften und Produktiopsverh„lt- nissen im Kapitalismus 130 252 254 255 259 260 268 274 277 891 - Beschleunigung ihrer Entwicklung durch das Kreditwesen 457 - Heinmung ihrer Entwicklung durch das Wucherkapital 609 Profit 20 21 26 52 224 227 _557_ 703 836 888 - als verwandelte Form des Mehrwerts 46 53 58 - als ein die Reproduktion beherrschendes Verh„ltnis 889 #995# Sachregister ----- Profit - und Mehrwert 59 158 170 177 182 183 189 224 244 836 840-842 867 - Masse des Profits 227 236 239 262 266 701 ihre Zunahme 227-231 240 241 244 Faktoren, die die Masse des P. bestimmen 233 234 - agrikoler Profit šberschuá des a. P. ber den Durchschnittspro- fit 791 seine Regulierung 749 und industrieller P. 667 - Durchschnittpofit 15 16 163 _167_ _183_ _205_ _791_ 828 829 836 840 869 seine Entstehung 18 167-169 177 205 206 295 296 769 770 779 780 790 791 808 Faktoren, die seine H”he beeinflussen 189 207 - Extraprofit 60 177 188 377 378 654 Differenz zwischen allgemeinem und individuellem Produktions- preis 654 bis 656 seine Entstehung 177 207-209 241 248 269 275 656 657 662 686- 696 756 769 770 Rate und Gr”áe des E. 701 Grenzen des E. 655 in der Industrie 654 656 seine Verwandlung in Grundrente 659 bis 662 687 688 693 719 734 737 746 759 770 781 der Kaufleute 326 der Geldh„ndler 334 in Kolonien 248 - industrieller Profit 252 253 297 298 371 - und agrikoler P. 667 - Ver„uáerungsprofit 240 342 404 - Teilung des Profits 368 370 372 376 391 394 869 889 890 seine Teilung in Zins und Unternehmergewinn 387-389 Teilung in Nettoprofit und Zins 385 386 Charakter des Aufsichts- und Verwaltungslohns 396 397 399-402 452 453 - Ricardo ber P. 75 248 252 253 - Smith ber P. 248 - Vulg„r”konomie ber P. 15-19 - falsche Ansichten ber die Entstehung des P. 48 49 295 318 319 822-839 Profitrate 52 71-80 _118_ _123_ 149 160 176 178 179 221 223 234 244 250 251 371 372 701 _836_ _867_ 911 - Stimulus der kapitalistischen Produktion 252 269 - ihre Berechnung 159 237-239 - Jahresprofitrate 84 - nationale P. 152 159 160 224 225 - und Profitmasse 262 266 wachsender Profit trotz progressiven FIls der P. 227-229 231 - Faktoren, die ihre H”he beeinflussen 60 bis 63 70-75 _78_ 80-86 90 92-94 96 97 125 147-150 152 153 172 176 177 179 245 255 256 330 386 749 840 865 876 Einfluá der Zusammensetzung des Kapitals auf die P. 157-160 162 Einfluá von Preiswechsel der Rohstoffe auf die P. 115 123 130 Einfluá der Umschlagszeit des Kapitals af die P. 171 237 238 369 - und Arbeitslohn 529 530 - des Kaufmannskapitals 911 913 - Ricardo ber P. 117 234 251 269 270 - Durchschnittsprofitrate 18-20 27 171 178 179 182 230 297 298 350 380 667 769 existiert nur als Tendenz 379 ihre Entstehung, 19 20 162 163 166-169 171 172 178 182 183 218 275 2% 867 868 872 878 916 917 ihre Berechnung 296 297 Faktoren, die ihre H”he bestimmen 172 177 207 321 322 - siehe auch Gesetz des tendenziellen Fall der Profitrate Propor- tionalit„t - zwischen verschiednen Produktionszweigen 187 254 267 648 649 - Prosproperit„t 462 507 - Proudhonismus 49 357-359 367 621 Putzmacherei 105 106 Qualit„t - der Rhstoffe 92 112 130 131 - er Maschinerie 112 #996# Anhang und Register Rationalismus - und Irrationalismus 787 Raubbau - am Boden 682 Realisierung der Waren 652 Reederei 914 Recht 629 siehe auch Gerechtigkeit Reich der Notwendigkeit 828 Reichtum, gesellschaflicher 368 588 589 703 828 838 - Geld als Verk”rperung des g. R. 469 588 Religion 606 Rente siehe Differmtialrente, Grundrente Rentiers 373 374 527 918 Reparaturarbeiten 91 Reproduktion 33 195 196 315 316 798 889 - der kapitalistischen Produktionsverh„ltnisse 847 879 886 - der Arbeitskraft und der Arbeiterklasse 124 198 224 257 647 829 841 866 - des gesellschaftlichen Kapitals 844 852 - des fixen Kapitals 87 88 123 124 - des konstanten Kapitals 497 843 844 855 857 - des variablen Kapitals 847 - und Geldzirkulation 546 547 847 - und Krise 315 - Stockung der R. 127 281 500 - einfache Reproduktion 198 Schema der einfachen R. 846 Bedingungen der einfachen R. 843 857 - erweiterte Reproduktion 198 493 888 889 siehe auch Akkwnulation des Kapitals erweiterte R. im Kommunismus 883 889 Reservefonds 119 416 487 883 889 - der Banken 487 490-492 515 516 544 581 bis 584 587 - Konzentration des nationalen R. 471 - fr internationale Zahlungen 470 - von Zahlungs- und Kaufmitteln 331 333 470 Revenue 121 205 874 875 - als Verh„ltnisse oder Formen der Distribution 884 - Quellen der R. 570 824 830-832 834 842 846 847 854 856 892 893 - Nationaleinkomrnen 848 - Reineinkonunen 847 848 - Roheinkonunen 847 848 - der Arbeiter und der Arbeiterklasse 830 834 847 860 885 892 893 - der Kapitalisten und der Kapitalistenklasse 316 830 832 888 892 893 - der Grundeigentmer 892 893 - als Quelle der Akkumulation von Leihkapital 519-521 - Geldform der R. 459 461 - Smith ber R. 834 849 - Ricardo ber R. 849 - Kritik brgerlicher Theorien 52 854 855 859 - Revolution, sozialistische 274 784 Rohstoffe 116 117 121 127-131 780 - als Hauptbestandteil des konstanten Kapitals 16 - ihre Qualit„t 93 646 - Einfluá von Preiswechsel der R. auf die Profitrate 115-121 123 130 131 - ihre Reproduktion 128-130 Rom 303 345 437 607 609 610 612 794 795 Rum„nien 811 812 Ruáland 14 539 580 - Gemeinwesen 735 - Handel 346 908 - kapitalistische Produktion 346 347 Schatzbildung 333 470 471 580 582 606 607 611 612 - zwei Formen der Sch. 331 - Metallschatz 535 582 583 siehe auch Gold Schiffahrt 81 322 Schottland 540-542 574 577 578 Schutzz”lle/Schutzzollpolitik 130 453 506 640 793 Seidenindastrie 102 103 112 347 Sklavenmarkt 608 609 812 817 Sklaverei 41 187 484 610 612 637 647 799 888 - Produktionsverh„ltnisse 337 338 839 - Eigentumsverh„ltnisse 784 - Arbeit der Oberaufsicht 397-399 - Handel in der S. 337 343 344 Sozialismus siehe Kommunismus Sozialismus, utopischer 618 619 621 622 Spanien 909 910 Sparen 455 524 #997# Sachregister ----- Spedition 299 Spekulation 218 252 319 372 376 421 423 452 455 457 488 498 503 505 507 529-531 554 681 - Bauspekulation 634 635 782 783 Spitzenindustrie 347 Staat 397 454 799 - als Eigentrner des Mehrprodukts in vorkapitalistischen Produk- tionsweisen 343 Staatskredit 539 Staatspapiere 474 481 493 495 519 604 605 817 818 917 - ausl„ndische S. 488 Staatsschuld 408 409 482 483 486 542 545 Stadt und Land 809 Statistik, brgerliche 86 Sterblichkeit 102-104 Steuern 663 735 766 793 Streik - unter den mechanischen Webern von Lancashite 140 Strumpfwaren- industrie 347 Suezkanal 81 Tauschwert 191 290 532 649 650 660 825 Technologie - Wirkung neuer Verfahrungsweisen auf die Produktionszeit 81 Telegraphie 322 Textilindustrie 914 Tradition 801 802 Transportindustrie 299 300 Transportmittel 322 735 siehe auch Eisenbahnen Tribut 613 - Indiens an England 597 604 trinitarische Formel 822-825 Trusts 130 454 488 506 918 Tunis 919 šberarbeit 104-106 šberproduktion 261 507 509 - von Kapital 261-266 - absolute š. 261 262 - relative š. 129 195 261 268 684 685 - chronische š. 453 - Kreditwesen als Haupthebel der š. 457 - ™konomen ber š. 267 268 šberv”lkerung, relative 228 229 246 247 259 bis 261 265 266 268 276 641 642 - und Arbeitsproduktivit„t 233 274 Umlaufszeit 287 288 291 300 315 320 836 - Verkrzung der U. 80 81 Umschlag des Kapitals 80-84 - sein Einfluá auf die Profitrate 60 80-86 152 153 237 321 322 - Umschlag des industriellen Kapitals 287 288 314 315 317 320 325 - Umschlag des Kaufmannskapitals 287 288 314-317 320-326 - Umschlag des P„chterkapitals 288 - in einem Produktionszweig 153 - in der kaufm„nnischen Praxis 238 Umschlagszahl 320 323 326 Umschlagszeit 323 324 - Summe der Produktions- und Umlaufszeit 80 - Wirkung verkrzter U. auf die Mehrwertproduktion 80-82 - ihr Einfluá auf die Profitrate 152 153 160-162 171 172 369 Umschlagszyklus 372 373 Unternehmergewinn 250 370 383 386-391 395 439 528 - und Zins 388 389 828 - und Lohnarbeit 392 393 - Ansichten der Kapitalisten ber U. 396 Unterproduktion 195 Urgemeinschaft 187 856 Urkommunismus 735 839 884 906 910 911 Ursache und Wirkung 824 876 ursprngliche Akkumulation des Kapitals 256 886 Venedig 912 Vereinigte Staaten von Amerika 86 - Industrie 130 - Agrarverh„ltnisse 632 681-684 - Geldwesen und Auáenhandel 509 581 598 599 - Einwanderung 641 - Amerikanischer Brgerkrieg 119 120 138 Verelendung 228 631 640 Verleger 914 915 #998# Anhang und Register ----- Verschwendung - von Leben und Gesundheit der Arbeiter 96-99 102 - an gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit 197 Versicherung 220 857 Versichesfonds 855 883 889 Versicherungsgesellschaften 855 Verteilung - der gesellschaftlichen Arbeit 887 proportionale V. der Arbeit zwischen den Produktionszweigen 648 649 - des gesellschaftlichen Gesamtprodukts 172 179 769 770 - des gesellschaftlichen Kapitals 172 179 680 proportionelle V. des Kapitals zwischen den Produktionszweigen 769 770 - des Mehrwerts 53 252 253 379 769-771 790 828 829 840 842 857 869 Verteilungsverh„ltnism - erscheinen als Naturverh„ltnisse 884 885 - und Produktionsverh„ltnisse 885-891 - historischer Charakter der V. 890 891 - im Kapitalismus 268 Verwaltungs- und Aufsichtsr„te 403 Verwertung des Kapitals 483 484 Vieh -als Geldware 908 Viehzucht 684 688 689 775 776 Volksbildung 311 Volksunterricht 311 312 Vorrat - an Rohstoffen 122 123 Vulg„r”konomie 44 241 483 569 794 825 838 839 - ber Kapital 335 336 405 406 - ber Kaufmannskapital 290 - ber zinstragendes Kapital 390 391 - ber Wert 874 875 898-902 909 - ber Profit 15-19 Ware - als Geld 477 - als Kapital 477 - ihr Doppeicharakter 191 290 363 648 650 660 - Wert der W. 52 165 175 176 181 215 271 888 889 901 902 - Bedingungen der Verwandlung des Produkts in W. 339 340 342 349 650 651 - als Produkt des Kapitals 184 185 287 288 - Nachfrage nach W. 530 - Realisierung der W. 652 Warenhandel 334 Warenhandlungskapital 278-291 315 334 Warenkapital 310 335 354 507 508 510 520 860 - als Form des industriellen Kapitals 279 280 312 335 - seine Funktion 281 283 - und Geldkapital im Gegensatz zum produktiven Kapital 285 - seine Zirkulation 278 279 284 285 287 354 - seine Verwandlung in Warenhandlungskapital 285 Warenproduktion - einfache W. 271 613 907-909 - kapitalistische W. 322 338 649-651 886 887 889 Warenstockung 316 Warenvorrat 278 279 Warenwert - seine Bestandteile 33 44 46 47 159 173 841-851 854 859-861 874 877-879 - Ricardo ber W. 193 - Smith ber W. 850 - brgerliche ™konomen ber W. 193 854 855 Warenzirkulation - einfache W. 204 205 282-284 327 337 338 340 907 908 - kapitalistische W. 204 205 322 354 - und Geldzirkulation 332-334 343 - als Basis der kapitalistischen Produktionsweise 336 Wasserkraft 658 659 Weberei 347 Wechsel 289 333 413 414 424-428 43"32 435 442 472 473 481 _487_ 536 555 556 - Diskontlerung der W. 376 378 416-420 438-448 464 466 472 473 487 501 528 536 bis 538 550 551 558 559 575 - als Zahlungsmittel 496 - als Zirkulationsmittel 414 555 Wechselbanken 329 330 #999# Sachregister ----- Wechselgesch„ft 329-331 Wechselmakler 492 Wechselkurs 332 574 589-599 603 Wechselschwindeleien 423 424 426 501 507 514 Welthandel - Verkrzung der Umschlagszeit des W. 81 - sein Einfluá auf die Profitrate 17 - Ricardo ber den Einfluá des W. auf die Profitrate 117 Weltmarkt 260 332 370 518 584 683 793 - seine Entstehung und Entwicklung 345 346 349 506 - als Basis der kapitalistischen Produktionsweise 120 346 - Konkurrenz auf dem W. 120 129-131 247 248 345 506 735 - sein Einfluá auf den Zinsfuá 370 380 Wert 97 150 324 411 657 755 823-825 859 875 877 902 903 907 - ein gesellschaftliches Verh„ltnis 651 652 674 680 824 - Maá der Werte 524 - individueller und gesellschaftlicher W. 190-192 - des gesellschaftlichen Gesamtprodukts 829 8318 - des gesellschaftlichen Gesamtkapitals 176 840 - Entwertung von Kapital 246 254 258 259 262-264 411 - und Durchschnittsprofitrate 162 178 218 - ™konomen ber W. 208 898-904 - Vulg„r”konomie ber W. 909 - siehe auch Marktwert, Warenwert Wertgesetz 15 16 18-20 162 169 171 182 186 189 197 324 648 657 853 887 901 904 905 907-909 Wertgr„áe - und Masse der Gebrauchswerte 229 Wertpapiere 445 467 468 472 474 476 481 495 526 527 - Kurs der W. 373 423 510 - und industrieller Zyklus 519 - siehe auch Staatspapiere Wertsubstanz 158 175 181 191 208 219 392 755 901 Wertwechsel 38-41 148 149 216 659 791 841 - der Ware 175 176 181 215 271 - der Geldware 148 - von Kapital 148-150 Wertzeichen 525 Wesen Erscheinung 178 219 825 Westindien 604 Widerspruch - Widersprche der kapitalistischen Produktionsweise 96 97 130 131 232 233 254 267 268 272-274 453-456 501 588 589 888 - zwischen Produktivkr„ften und Produktionsverh„ltnissen 130 252 254 255 260 268 274 277 891 - zwischen Produktion und Konsumtion 254 255 267 268 501 - zwischen Produktion und Markt 453 - zwischen gesellschaftlichem Charakter der Produktion und priva- ter Aneignung 274 276 456 588 589 888 - zwischen Privateigentum am Boden und rationeller Agrikultur 633 820 Wissenschaft 92 114 324 349 768 825 Wollindastrie 111 132 135 Wucher 49 407 408 560 617 623-625 815 Wucherkapital 225 607 608 611 612 639 907 - Formen des W. 608 - l„hmt die Entwicklung der Produktivkr„fte 609 Yeomanry 815 Zahlungsbilanz 508 509 533 583 585 Zehnstenbill 118 Zehnten 256 795 796 Zentralisation des Kapitals 251 256 268 269 305 306 455 918 - Zentralisation des Bankkapitals 486 560 582 Zins 351-353 370-373 376 383 387-395 609 822 878 889 890 - Verh„ltnis zwischen zwei Kapitalisten 395 396 - irrationelle Form des Preises 366 - Differentialrente und Rente als Z. 754 755 - und Unternehmergewinn 388 398 828 - Mietzins 779 - kommerzieller Z. 527 528 #1000# Anhang und Register ----- Zins - und Lohnarbeit 392 - Maximalgrenze des Z. 370 372 - Minimalgrenze des Z. 370 - Zinseszinsen 408-411 Zinsfuá (Zinsrate) 369 _390_ 516 545 546 637 - w„hrend der Perioden des industriellen Zyklus 370-374 502 505 506 519 528 534 585 600-603 - und Profitrate 370-372 377 379-381 388 - Durchschnittszinsfuá 172 374-377 528 - Marktrate des Zinsfuáes 374 377 379 380 558 574 588 - nationaler Zinsfuá 225 - "natrliche" Zinsrate 369 374 377 - seine fallende Tendenz 373 374 637 - sein Einfluá auf dem Weltmarkt 380 Zirkulationsagenten 283 299 301 324 325 Zirkulatiomkosten 293 299-303 306 310-313 451 Zirkulatiomprozeá 278 279 356 357 835 836 - und Produktionsprozeá 33 53 54 340 341 - als Vermittler des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses 33 340 341 Zufall - und Gesetz 836 Znfte 187 347-349 839 906 91 0 Zwang - auáer”konomischer Z. 799 - Zwangsarbeit 800 -Zwangsmittel 793 #1001# ----- Inhalt Friedrich Engels - Vorwort 7 DRITTES BUCH Der Gesamtprozeá der kapitalistischen Produktion Erster Teil ERSTER ABSCHNITT Die Verwandlung des Mehrwerts in Profit und der Rate des Mehr- werts in Profitrate Erstes Kapitel. Kostpreis und Profit 33 Zweites Kapitel. Die Profitrate 51 Drittes Kapitel. Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate 59 Viertes Kapitel. Wirkung des Umschlags auf die Profitrate 80 Fnftes Kapitel. ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapitals 87 I. Im allgemeinen 87 II. Ersparnis an den Arbeitsbedingungen auf Kosten der Arbeiter 98 III. ™konomie in Krafterzeugung, Kraftbertragung und Baulichkeiten 107 IV. Nutzbarmachung der Exkremente der Produktion 110 V. ™konomie durch Erfindungen 113 #1002# Inhalt ----- Sechstes Kapitel. Wirkmg von Preisimchsel 115 I. Preisschwankungen des Rohstoffs, ihre direkten Wirkungen auf die Profitrate 115 II. Wertsteigerung und Entwertung, Freisetzung und Bindung von Kapital 120 III. Allgemeine Illustration: die Baumwollkrisis 1861-1865 134 Siebentes Kapitel. Nachtr„ge 147 ZWEITER ABSCHNITT Die Verwandlung des Profits in Durchschnittsprofit Achtes Kapitel. Verschiedne Zusammensetzung der Kapitale in verschiednen Produktionszweigen und daher folgende Verschiedenheit der Profitraten 151 Neuntes Kapitel. Bildung einer allgemeinen Profitrate (Durchschnittsprofitrate) und Verwandlung der Warenwerte in Produktionspreise 164 Zehntes Kapitel. Ausgleichung der allgemeinen Profitrate durch die Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte. Surplusprofit 182 Elftes Kapitel. Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohm auf die Produktionspreise 210 Zw”lftes Kapitel. Nachtr„ge 215 I. Ursachen, welche eine Žnderung im Produktionspreis bedingen 215 II. Produktionspreis der Waren mittlerer Zusammensetzung 216 III. Kompensationsgrnde des Kapitalisten 218 DRITTER ABSCHNITT Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate Dreizehntes Kapitel. Das Gesetz als solches 221 Vierzehntes Kapitel. Entgegenwirkende Ursachen 242 I. Erh”hung des Exploitationsgrads der Arbeit 242 II. Herunterdrcken des Arbeitslohns unter seinen Wert 245 #1003# Inhalt ----- III. Verwohlfeilerung der Elemente des konstanten Kapitals 245 IV. Die relative šberbev”lkerung 246 V. Der ausw„rtige Handel 247 VI. Die Zunahme des Aktienkapitals 250 Fnfzehntes Kapitel. Entfaltung der innern Widersprche des Gesetzes 251 I. Allgemeines 251 II. Konflikt zwischen Ausdehnung der Produktion und Verwertung 257 III. šberfluá an Kapital bei šberfluá an Bev”lkerung 261 IV. Nachtr„ge 270 VIERTER ABSCHNITT Verwandltmg von Warenkapital und Geldkapital in Warenhandlungska- pital und Geldhandlungskapital (kaufm„nnisches Kapital) Sechzehntes Kapitel. Das Warenhandlungskapital 278 Siebzehntes Kapitel. Der kommerzielle Profit 292 Achtzehntes Kapitel. Der Umschlag des Kaufmannskapitals. Die Preise 314 Neunzehntes Kapitel. Das Geldhandlungskapital 327 Zwanzigstes Kapitel. Geschichtliches ber das Kaufmannskapital 335 FšNFTER ABSCHNITT Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstra- gende Kapital Einundzwanzigstes Kapitel. Das zinstragende Kapital 350 Zweiundzwanzigstes Kapitel. Teilung des Profits. Zinsfuá. Natrliche Rate des Zinsfuáes 370 #1004# Inhalt ----- Dreiundzwanzigstes Kapitel. Zins und Unternehmergewinn 383 Vierundzwanzigstes Kapitel. Ver„uáerlichung des Kapitalverh„ltnisses der Form des zinstragenden Kapitals 404 Fnfundzwanzigstes Kapitel. Kredit und fiktives Kapital 413 Sechsundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation von Geldkapital, ihr Einfluá auf den Zinsfuá 429 Siebenundzwanzigstes Kapitel. Die Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion 451 Achtundzwanzigstes Kapitel. Umlaufsmittel und Kapital. Tookes und Fullartom Auffassung 458 DRITTES BUCH Der Gesamtprozeá der kapitalistischen Produktion Zweiter Teil FšNFTER ABSCHNITT Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragmde Kapital (Fortsetzung) Neunundzwanzigstes Kapitel. Bestandteile des Bankkapitals 481 Dreiáigstes Kapitel. Geldkapital und wirkliches Kapital - I 493 {Der kommerzielle Kredit. Geldkapital und wirkliches Kapital in den verschiedenen Phasen des industriellen Zyklus} Einunddreiáigstes Kapitel. Geldkapital und wirkliches Kapital. II (Fortsetzung) 511 1. Verwandlung von Geld in Leihkapital 511 {Die Masse des Leihkapitals unabh„ngig von der Menge des vorhandenen Geldes} 2. Verwandlung von Kapital oder Revenue in Geld, das in Leihkapital verwandelt wird 518 #1005# Inhalt ----- Zweiunddreiáigstes Kapitel. Geldkapital und wirkliches Kapital - III (Schluá) 521 {Bildung von Leihkapital durch Freisetzung von wirklichem Kapital. Allgemeines. Resultate} Dreiunddreiáigstes Kapitel. Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem 536 Vierunddreiáigstes Kapitel. Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung von 1844 562 Fnfunddreiáigstes Kapitel. Edelmetall und Wechselkurs 580 I. Die Bewegung des Goldschatzes 580 II. Der Wechselkurs 589 Sechsunddreiáigstes Kapitel. Vorkapitalistisches 607 SECHSTER ABSCHNITT Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente Siebenunddreiáigstes Kapitel. Einleitendes 627 Achtunddreiáigstes Kapitel. Die Differentialrente: Allgemeines 653 Neununddreiáigstes Kapitel. Erste Form der Differentialrente (Differentialrente I) 662 Vierzigstes Kapitel. Zweite Form der Differentialrente (Differentialrente II) 686 Einundvierzigstes Kapitel. Die Differentialrente II - Erster Fall: Konstanter Produktionspreis 698 Zweiundvierzigstes Kapitel. Die Differentialrente II - Zweiter Fall: Fallender Produktionspreis 706 I. Bei gleichbleibender Produktivit„t der zuschssigen Kapitalanlage 706 II. Bei faiender Rate der Produktivit„t der zuschssigen Kapitale 714 III. Bei steigender Rate der Produktivit„t der zuschssigen Kapitale 715 Dreiundvierzigstes Kapitel. Die Differentialrente II - Dritter Fall: Steigender Produktionspreis. Resultate 722 #1006# Inhalt ----- Vierundvierzigstes Kapitel. Differentialrente auch auf dem schlechtesten bebauten Boden 747 Fnfundviegstes Kapitel. Die absolute Grundrente 756 Sechsundvierzigstes Kapitel. Baustellenrente. Bergwerksrente. Bodenpreis 781 Siebenundvierzigstes Kapitel. Genesis der kapitalistischen Grundrente 790 I. Einleitendes 790 II. Die Arbeitsrente 798 III. Die Produktenrente 802 IV. Die Geldrente 805 V. Die Met„riewirtschaft und das b„uerliche Parzelleneigentum 811 SIEBENTER ABSCHNITT Die Revenuen und ihre Quellen Achtundvierzigstes Kapitel. Die trinitarische Formel 822 I. 822 II. 824 III. 825 Neunundvierzigstes Kapitel. Zur Analyse des Produktionsprozesses 840 Fnfzigstes Kapitel. Der Schein der Konkurrenz 860 Einundfnfzigstes Kapitel. Distributionsverh„ltnisse und Produktionsverh„ltnisse 884 Zweiundfnfzigstes Kapitel. Die Klassen 892 FRIEDRICH ENGELS Erg„nzung und Nachtrag zum IIII. Buche des "Kapital" I. Wertgesetz und Profitrate 898 II. Die B”rse 917 #1007# Inhalt ----- Anhang und Register Fremdsprachige Zitate 923 Anmerkungen 930 Literaturverzeichnis 944 Personenverzeichnis 959 Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen 970 Erkl„rung der Fremdw”rter, der fremdsprachigen und seltenen Ausdrcke 971 Erkl„rung der Abkrzungen 975 Verzeichnis der Gewichte, Maáe und Mnzen 976 Sachregister 978 Illustrationen Titelblatt der Erstausgabe 9 Titelblatt der ersten russischen Ausgabe des dritten Bandes des "Kapitals" 23 Erste Seite des Manuskripts von Marx zum dritten Band des Kapitals 35 Erste Seite der Niederschrift des Sekret„rs zum dritten Band des "Kapitals" mit Erg„nzungen und Korrekturen von Engels 39 Erste Seite des Manuskripts "Wertgesez und Profitrate" von Engels 899 ===================================================== src=http://userpage.fu-berlin.de/~ken/src